Erfahrungsbericht Trento Spring Term 2018 - Universität Göttingen

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Erfahrungsbericht Trento Spring Term 2018 - Universität Göttingen
Erfahrungsbericht Trento
            Spring Term 2018

                       Piazza Duomo im Zentrum Trentos

Trento ist eine kleine Stadt, die idyllisch zwischen zahlreichen Bergen an der
Etsch in Norditalien liegt. Bei einer Größe von etwa 100.000 Einwohnern, davon
5.000 Studierenden, findet man hier vieles, was man sich für ein schönes
Auslandssemester wünschen kann: Die Uni hat einen guten Ruf und ist um eine
qualitativ hochwertige Lehre bemüht, die Infrastruktur der Stadt ist sehr gut, es
gibt zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten in näherer und fernerer Umgebung und
man kann das italienische Flair bei schönem Wetter genießen.
Was man hier weniger findet sind große Parties und Diskotheken sowie Bars, das
Nachtleben     beschränkt     sich    hauptsächlich     auf  2    Bars   und das
Studentenwohnheim, wo immer mal wieder Parties in wechselnden Fluren
stattfinden. Nichts desto trotz ist mir in Trento nicht langweilig geworden.
Im folgenen Bericht werde ich sowohl von der Uni, der Umgebung, der
Wohnsituation und möglicher Freizeitgestaltung berichten, damit man einen
Eindruck von einem Erasmussemester hier gewinnen kann.
Erfahrungsbericht Trento Spring Term 2018 - Universität Göttingen
Lebenshaltungskosten
Wenn man von den Anfangskosten absieht, sind die Lebenshaltungskosten in
Trento etwa vergleichbar mit denen in Göttingen. Die Miete für ein Einzelzimmer
im Studentenwohnheim beläuft sich auf 330 Euro monatlich, 400 Euro Kaution
sind im Voraus zu entrichten.
Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Kaffee, Nudeln etc sind recht günstig zu
erwerben, während Müsli, (Soja)-Milch und insbesondere Kosmetikprodukte
teurer sind. Das Angebot an vegetarisch-veganen Speisen ist im übrigen sehr gut
(meiner Meinung nach sogar besser als in Deutschland), sowohl in Restaurants
als auch im Supermarkt.

Für den ÖPNV oder auch Ausflüge in die Umgebung kommt man meist mit
Ticketpreisen von 2,50-10 Euro pro Strecke aus, je nach Ziel und Verbindung,
damit lassen sich gut Tagesausflüge machen.
Sonstige Ausgaben wie ein Aperitivo oder Eis in der Stadt oder Kleidung sind in
etwa ähnlich zu bemessen wie in Deutschland.

Universität
Die Universität in Trento genießt italienweit einen sehr guten Ruf, durch alle
Fakultäten hinweg - zumindest nach allem, was ich gehört habe.
Ich denke, das trifft weitestgehend zu, allerdings habe ich auch nur 3 Kurse
belegt.
Der Hauptunterschied zu der Göttinger Lehre ist mit Sicherheit der, dass es
keine Unterscheidung in Vorlesungen, Praktika und Seminare gibt.
Alles hier ist eine Vorlesung, meist mit 4 Vorlesungsstunden pro Woche und 6
Credits am Ende. In diese Zeit werden jedoch oft praktische Anteile (durch
Studierende oder Dozierende) oder Präsentationen mit eingebaut, die ebenfalls
in die Endnote mit einfließen, zusätzlich zu einer abschließenden Klausur.
Dadurch waren zumindest meine Kurse deutlich arbeitsintensiver als ein
verleichbarer Kurs in Göttingen, teilweise sogar doppelt so aufwändig.
Dies sollte man bei der Kursauswahl und -anzahl berücksichtigen.

Informatik-Kurse finden in Povo statt, einem Vorort von Trento. Povo liegt etwa
250m über Trento, sodass man einen traumhaften Blick aus den
Vorlesungsräumen auf die Umgebung hat.
Man sollte bei der Kurswahl bedenken, wo die Veranstaltungen stattfinden.
Einige Human Computer Interaktion Module werden in Rovereto, einem
Nachbarort, unterrichtet. Dort kommt man wohl auch gut hin, muss die Zeit
allerdings einplanen.

Wohnen
Ich habe in Trento im studentischen Wohnheim San Bartolameo gewohnt, wie die
meisten anderen Erasmus-Studierenden auch.
Erfahrungsbericht Trento Spring Term 2018 - Universität Göttingen
Im Laufe der Anmeldeformalitäten kann man angeben, dass man eine Unterkunft
gestellt bekommen möchte, und ob man ein Einzel- oder Doppelzimmer
bevorzugt. Ich habe ein Einzelzimmer bekommen und kenne auch niemanden,
dessen Wunsch hier nicht berücksichtigt wurde oder der gar kein Zimmer
bekommen hat, daher scheint das System ganz gut zu funktionieren.
Das Wohnheim selbst liegt im Süden der Stadt und ist mit Bus und Zug aus dem
Zentrum in etwa 15min zu erreichen. Es gibt ein Monatsticket für 26 Euro, mit
dem der gesamte ÖPNV in Trento kostenlos genutzt werden kann (sowohl Busse
als auch der Zug, der vom Bahnhof über das Wohnheim nach Povo, wo die
naturwissenschaftliche Fakultät liegt, fährt). Alternativ gibt es eine App, mit der
man bequem und günstig (deutlich günstiger als im Bus selbst) von unterwegs
Tickets kaufen kann, zu dem Preis, dass die Betreiber wissen, wann man von wo
nach wo fährt. Zu Fuß läuft man aus der Innenstadt etwa 30-35 min zum
Wohnheim, was abends (nach 23 Uhr fahren keine Busse mehr) manchmal
unumgänglich ist, aber noch im Rahmen liegt. Von Povo aus kann man auch
einen recht schönen Weg durch die Weinberge zum Wohnheim laufen (40min),
allerdings liegt die Uni recht weit oben auf dem Berg - hier empfehle ich daher
eher den Rück- als den Hinweg für einen Spaziergang.

Die Zimmer in SanBa verteilen sich auf verschiedene Wohnblöcke und etwa 2-4
Etagen, wobei sich jeweils etwa 20-25 Leute eine Küche teilen. Das ist relativ viel
und leider sind die Küchen oftmal auch recht dreckig, trotz täglicher Reinigung,
allerdings findet man auch immer nette Leute für ein Gespräch und es wird nie
langweilig beim Kochen. Je nach Küche ist es ratsam, eigenes Geschirr/Besteck
und sonstiges Kochutensil mitzubringen, da die Ausstattung doch sehr
unterschiedlich ist - anstonsten findet man die wichtigsten Dinge aber auch im
etwa 5 Gehminuten entfernten Supermarkt. Geschäfte haben übrigens oftmals 7
Tage die Woche offen (auch in der Innenstadt), sodass auch ein schneller
Sonntagseinkauf möglich ist.

Die Zimmer selbst sind recht modern ausgestattet, verfügen über ein eigenes
kleines Badezimmer, einen Schrank, Schreibtisch, Bett und Balkon. An das
französisch-italienische Bettdeckensystem muss man sich allerdings gewöhnen ;)
Dafür bekommt man etwa alle 9 Tage frische Bettwäsche sowie 2 Handtücher
gestellt, sodass man dies nicht selbst mitbringen oder waschen muss.
Ein Nachteil des Wohnheims sind allerdings die recht strengen Regeln, die es
ansonsten zu beachten gibt (man bekommt eine Liste mit "verbotenen
Gegenständen", Besucherregeln und Putzanleitungen beim Einzug etc). Die
Einhaltung dieser, insbesondere der Sauberkeit, wird in monatlichen Kontrollen
überprüft. Falls das Zimmer nicht den Anforderungen entspricht, muss man nach
einer weiteren Kontrolle mit Strafzahlungen rechnen.
Ansonsten ist noch zu erwähnen, dass man auf den Zimmern oftmals kein WLAN,
sondern nur LAN-Buchsen hat (und manchmal ist die Nutzung etwas hakelig,
klappt aber zumindest meistens). Außerdem kann man sich vom Wohnheim aus
Fahrräder für die Zeit des Aufenthaltes ausleihen, die Wartelisten sind jedoch
oftmals lang und es empfiehlt sich, sich direkt bei der Ankunft darauf eintragen
zu lassen.
Umgebung und Freizeit
Wenn man in Trento ist, hat man unzählige Möglichkeiten für Tages- und
Wochenendausflüge, da die Stadt sowohl mit einer Flixbusstation und auch
einem ansonsten sehr gut funktionierenden ÖPNV Netz ausgestattet ist.
Ausflüge in die nähere Umgebung erlauben den Besuch von unzähligen Seen,
teilweise Badeseen, die je nach Wochentag und Uhrzeit angenehm leer sind.
Wanderungen lassen sich auch gut direkt aus Trento starten, man muss sich im
Prinzip nur einen Berg aussuchen und loslaufen - beschilderte Routen findet man
eigentlich überall.
Außerdem finden sich sehr viele interessante, schöne und bekannte Städte im
Umkreis, von denen viele in weniger als 2 oder 3h mit Bus und Bahn erreicht
werden können: Verona, Venedig, Padua, Bozen, der Gardasee, Bergamo,
Bologna... Die Liste ist sehr lang und ein Semester reicht leider nicht aus, um all
diese Städte zu besuchen.

                          Lago di Toblino, Nahe Trento

Klima
Da ich das Spring Term in Trento verbracht habe, habe ich etwa von Mitte
Februar bis Mitte Juni in Trento gelebt. So kam ich bei schon recht warmen
Temperaturen um die 10-15 Grad an, auf den umliegenden Bergen lag allerdings
noch viel Schnee und man konnte auch bis in den März hinein noch in 30min
Entfernung (per Bus) Ski fahren. Beim Wandern kam es nicht selten vor, dass
man bei frühlingshaften Temperaturen los lief und auf Bergen mit Schneehöhen
von bis zu einem Meter endete. Leider hatte ich ansonsten etwas Pech mit dem
Wetter, was in Südtirol allerdings eher selten vorkommt. Normalerweise ist es
bereits im April sehr sonnig bei Temperaturen um die 20-25 Grad, im Juni sinkt
das Thermometer oftmals nur nachts/sehr früh morgens auf unter 20 Grad.

Fazit
Alles in allem hat mir mein Erasmussemester in Italien gut gefallen. Durch Pech
mit dem Wetter konnte ich leider nicht so viele Touren und Wanderungen
unternehmen, wie ich geplant hatte, daher werde ich wohl nochmal wieder
kommen :)
Die Umgebung von Trento ist in jedem Fall traumhaft, der Blick vom Balkon des
Wohnheims grandios - man erwischt sich immer wieder dabei, längere Zeit
einfach draußen zu stehen und die grünen Berge anzuschauen.
Wer Wert auf eine Mischung aus aktiver Freizeitgestaltung mit Tagestouren,
Wanderungen, Städtetrips und weniger Party, dafür aber umso mehr Aperitivo
legt, dem kann ich einen Aufenthalt in Trento sehr empfehlen, zumal die Uni eine
solide Auswahl an Kursen anbietet. Aufgrund des recht hohen Arbeitsaufwandes
sollte man sich allerdings überlegen, welche Kurse man tatsächlich besuchen
möchte.
Wer die Möglichkeit hat, sollte sich überlegen, ob er sich privat ein Zimmer
mieten kann. Man kommt in engeren Kontakt mit ItalienerInnnen, der Sprache,
der Kultur, und hat unter Umständen eine zentralere Lage.
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