Erfahrungsbericht zum Studium an der "Universidad de Cantabria" in Santander im Sommersemester 2011

Die Seite wird erstellt Albert Neubert
 
WEITER LESEN
Erfahrungsbericht zum Studium an der „Universidad de Cantabria“ in
Santander im Sommersemester 2011

Bewerbung für das Auslandsstudium an der FAU

Seit Beginn meines Studiums stand für mich fest, dass ich gerne einen
Auslandsaufenthalt in einem spanischsprachigen Land absolvieren möchte. Da ich
Spanisch nie in der Schule gelernt hatte, habe ich konsequent jedes Semester und
teilweise auch in den Semesterferien Spanischkurse an der Uni belegt und kann jetzt
sagen dass man auch durch reine Uni Kurse sehr gut auf ein Studium im Ausland
vorbereitet wird.
Für mich war es sehr wichtig, die spanische Kultur und Lebensweise kennenzulernen und
so gleichzeitig meine Sprachkenntnisse auszubauen. Santander suchte ich mir nach
folgenden Kriterien aus: Ich wollte in eine kleinere Stadt gehen, in der auch nicht allzu
viele ERASMUS Studenten waren, um wirklichen Kontakt zu Spaniern aufzubauen.
Außerdem ist das Spanisch, das in Santander gesprochen wird sehr deutlich. Bei der
Bewerbung am Lehrstuhl Bernecker wird, wie an fast allen Lehrstühlen, ein
Auswahlgespräch durchgeführt. Sobald dieses erfolgreich abgeschlossen wurde, steht
einem Auslandssemester seitens der Uni nichts mehr im Wege.

Bewerbung und Anmeldung an der Gastuniversität
Vor Beginn des Antritts muss man sich an der Universidad de Cantabria (UC) noch
einmal bewerben, auch wenn die Heimatuniversität einen Kandidaten bereits festgelegt
hat. Hierbei handelt es sich allerdings eher um eine Formalität. Sobald man sich für seine
Kurse entschieden hat (am besten klärt man vor Antritt des Auslandsaufenthaltes die
Möglichkeiten für Learning Agreements), sendet man seine Bewerbungsunterlagen an die
UC. Die genauen benötigten Unterlagen sind auf der Homepage beschrieben. Bei Fragen
kann man auch jederzeit an das Büro für Internationale Beziehungen (ORI) vor Ort
schreiben; generell kann man mit einer schnellen Antwort rechnen.
Sobald man in Santander angekommen ist und die Uni begonnen hat, hat man in der

                                                                                        1
zweiten Woche nach Vorlesungsbeginn die Möglichkeit, seine Kurse zu wechseln. Daher
würde ich jedem Studenten den Rat geben, sich bei der Anmeldung noch aus Deutschland
für möglichst viele Kurse einzutragen, sich alle vor Ort anzusehen und dann zu
entscheiden, welche man wegfallen lassen möchte. Andernfalls kann es passieren, dass
man einen Kurs doch noch belegen möchte, dieser aber schon voll ist, da die Kurse im
Normalfall aus relativ wenig Studenten bestehen.

Anreise
Santander selbst hat einen Flughafen, der allerdings sehr klein ist. Jedoch fliegen relativ
viele Ryanair Flüge die Stadt an. Eine andere, meist auch billigere, Alternative besteht
darin, nach Bilbao zu fliegen und von dort den Bus nach Santander zu nehmen. Auf der
Homepage www.alsa.es kann man sich über den Zeitplan genau informieren. Eine Fahrt
nach Santander kostet momentan 6,86 Euro, man ist circa eineinhalb Stunden unterwegs.

Unterkunftsmöglichkeiten
Santander verfügt über relativ viele leerstehende Wohnungen vor allem wenn keine
Urlaubssaison ist, das heißt man sollte sich keine Gedanken machen, keinen Platz zu
finden. Zum einen kann man sich im Internet selbstständig über Wohnmöglichkeiten
informieren (zum Beispiel auf www.easypiso.es), oder sich das Schwarze Brett der Uni
ansehen, zum anderen bietet allerdings auch die UC an, Gaststudenten bei der Suche nach
einer Wohnung behilflich zu sein. Hierbei werden allerdings meistens ERASMUS
Studenten zusammen in eine Wohnung gesteckt. Wer das möchte, kann sich auf die Uni
verlassen, auch wenn meist erst kurz vor Reiseantritt eine Wohnung vorgeschlagen wird.
Ich hatte das Glück, über einen Freund mit zwei Spaniern in einer Wohngemeinschaft
zusammenleben zu können. Dies bietet natürlich einen enormen Lernvorteil für die
Sprache; ich habe aber unter anderem auch von den Ortskenntnissen meiner beiden
Mitbewohner profitiert. Im Schnitt kostet eine Wohnung hier zwischen 180 und 300 Euro
warm.

Betreuung an der UC
Für ERASMUS Studenten gibt es das ORI, das allerdings nur von 9-12 geöffnet ist. Man

                                                                                         2
kann sich bei speziellen Problemen jedoch auch jederzeit an den Professor wenden und
dort selbst nachfragen. Aufgrund der kleinen Studentenzahl in den Kursen entwickelt
man bald ein persönliches Verhältnis zu den Dozenten. Bei allen außeruniversitären
Fragen bietet sich das AEGEE Büro an, das Reisen mit den Austauschstudenten in
nahegelegene Städte organisiert und auch sonst für ERASMUS Feiern zuständig ist.
Grundsätzlich sind alle Spanier jedoch sehr hilfsbereit und versuchen immer, den
Studenten zu helfen.

Lehrveranstaltungen an der Universität
Die UC ist in verschiedene Fakultäten untergliedert, die alle dicht beieinander liegen. Aus
diesen sucht man sich seine Kurse heraus. Im Sommersemester besteht auch die
Möglichkeit, englische Kurse zu belegen. Ich würde jedoch dazu raten, höchstens eine
Mischung aus englischen und spanischen Kursen zu nutzen, oder nur spanische Kurse zu
absolvieren. Das englisch Niveau der Dozenten ist im Regelfall sehr niedrig und in den
Kursen befinden sich (mit sehr wenigen Ausnahmen) nur ERASMUS Studenten. Dies
führt natürlich dazu, dass man nur schwer Anschluss zu Spaniern findet, wenn man sich
nicht explizit darum bemüht. Daher würde ich raten, Kurse auf spanisch zu belegen. Am
besten fragt man gleich nach seiner Ankunft die spanischen Studenten, was sie von den
Kursen halten und welche gut zu verstehen sind. Normalerweise sind Wahlfächer
einfacher als Pflichtfächer.
Generell verstanden die Dozenten in Spanien den Bologna-Prozess anders, als die
Deutschen. Das heißt, man muss hier unter dem Semester damit rechnen, relativ viel
arbeiten zu müssen, dafür sind die Klausuren gegen Ende relativ einfach. In den Kursen
werden sehr viele Gruppenarbeiten, Hausarbeiten (die meist wirklich umfangreich sind),
Mitarbeit und oft auch Anwesenheit abverlangt.

Sprachkurse
Grundsätzlich besteht an der UC die Möglichkeit für Austauschstudenten Spanischkurse
zu belegen. Diese kostenpflichtig und relativ teuer, jedoch ist die Lehrdidaktik eine ganz
Andere, als in Deutschland. Vor Beginn legt man einen Einstufungstest ab, der über das
Niveau entscheidet. Während jedem Semester gibt es drei Kurse mit allen Niveaus (A2

                                                                                         3
bis C2), wobei jedes Mal Kurse über vier Wochen a zwei Stunden jeden Tag laufen.
Dabei hat man die Möglichkeit, aus zwei verschiedenen Zeiten am Nachmittag
auszuwählen.
Ein Tipp für Studenten die im Sommersemester an der Uni sind: Das englische
Programm bietet einen kostenlosen Sprachkurs an; hierfür muss man zwei andere
englische Kurse belegen; wer das nicht will trägt sich einfach irgendwo ein und kann
somit den Spanischkurs machen. Das Niveau wird zwar höchst unterschiedlich sein
(manche sprechen kein Wort spanisch), aber man lernt selbst mit relativ guten
Sprachkenntnissen immer wieder etwas dazu.

Ausstattung der UC
Die UC ist relativ gut ausgestattet und verfügt überdies über eine sehr gut strukturierte
Internetseite. Jedes Gebäude verfügt über seine eigene Bibliothek, und seinen eigenen
Computerraum. Hierzu kann ich einen Tipp geben: Das Drucken in der Bibliothek ist
teurer, als im Computerraum, also am besten die Unterlagen immer dort ausdrucken. In
den Computerraum kommt man nur, wenn man seinen Studentenausweis dazu freigeben
lässt. Hierfür geht man einfach in das Sekretariat, wo eine Kopie des Ausweises gemacht
wird und am nächsten Tag kann man mithilfe seines PINs (den bekommt man mit der
Ausweiskarte; gut merken oder ändern) ohne Probleme in den Raum. Den
Studentenausweis benötigt man überdies um die PCs der Uni benutzen zu können und
man kann mit ihr zum Beispiel auch Bus fahren; ich habe die Karte über das Semester gut
benutzt.

Santander und Umgebung
Santander liegt wunderschön: Direkt am Meer und dennoch hat man die Berge direkt um
sich herum. Ich war auch zum Ende meines Auslandssemesters immer noch begeistert
von der Landschaft. Daher kann ich auch nur raten, möglichst viele Ausflüge in die
Umgebung zu machen: Direkt bei Santander liegt der Leuchtturm (Faro) von dem aus
man einen wunderschönen Blick über die Stadt hat; geht man zu Fuß begegnet man dem
wunderschön gelegenen Strand Playa de Mataleñas. Santander selbst verfügt über
mehrere sehr gut gepflegte Strände. Baden gehen kann man jedoch nicht immer: Da der

                                                                                       4
Atlantik in dieser Gegend nicht von dem Golfstrom versorgt wird, ist das Wasser selbst
im Juni noch extrem kalt. Viele meiner Freunde hier waren jedoch auch schon im März
schwimmen. Außer schwimmen kann man in der Umgebung auch sehr gut surfen. Einige
haben sich sogar ein eigenes Surfboard hier gekauft. Auf der anderen Seite bieten sich im
Winter auch unzählige Möglichkeiten, zum Beispiel in den Picos de Europa Skifahren zu
gehen.
Santander selbst liegt auf einer Halbinsel. Die Stadt hat einen Berg genau in der Mitte,
der zwischen Uni und Innenstadt liegt; das heißt Radfahren ist hier eher nicht zu raten.
Eine     gute   Möglichkeit   hierfür   bietet   jedoch   Tusbic   (www.tusbic.es),   ein
Fahradverleihdienst. Eine Jahreskarte kostet nur zehn Euro, damit kann man ein Rad eine
Stunde lang umsonst ausleihen und dann an einer der zahlreichen Stationen wieder
abgeben. Bis man die Karte erhält dauert es jedoch ungefähr zwei Wochen; also wenn
man dies in Erwägung zieht sollte man sie sich gleich zu Beginn des Aufenthaltes
bestellen. Dennoch erreicht man von der Uni sowohl die Innenstadt als auch den Strand
innerhalb von 15 bis 20 Minuten zu Fuß.
Die Stadt hat ca. 180.000 Einwohner und im Sommer aufgrund der vielen Touristen
mindestens das doppelte. Da die Altstadt vor Jahren durch einen Brand fast komplett
zerstört wurde gibt es nicht mehr viele alte Gebäude. Die Stadt wirkt eher
zusammengewürfelt mit sehr vielen verschiedenen Baustilen. Je näher man Richtung
Strand kommt, umso schöner werden die Häuser jedoch.
Von Santander kann man perfekt mit dem Flugzeug und mit dem Bus Spanien erkunden.
Ryanair hat sehr oft Flüge im Angebot, wenn man die Seite ein bisschen beobachtet, dann
findet man leicht Flüge nach Barcelona um vier Euro. Überdies ist Bus fahren sehr billig,
so dass man leicht die nähere Umgebung besichtigen kann, wie zum Beispiel Bilbao,
Oviedo, San Sebastián oder Gijon. Aber auch kleinere Städte wie zum Beispiel Santillana
del Mar oder Santoña haben ihren Charme und sind sehr zu empfehlen. Generell ist
Kantabrien unheimlich vielfältig und bietet vermutlich für jeden Geschmack ein
Angebot. Die UC bietet auch Wanderungen in die Berge an und verfügt generell über ein
sehr breit gefächertes Sportangebot.

Klima

                                                                                       5
Santander hat ein für Spanien eher ungewöhnliches Klima. Während im Süden auch im
Winter 25 Grad herrschen, kann es hier knapp über Null Grad werden. Es schneit jedoch
zumindest in der Stadt nie. Ab Ende März kann man damit rechnen, an den Strand gehen
zu können; wir hatten dann bereits über 30 Grad. Jedoch muss man davor unheimlich viel
Regen aushalten - hier regnet es wirklich in Strömen und ein Regenschirm ist unbedingt
anzuraten.

Sonstiges
Die Lebenshaltungskosten in Santander sind nicht zu unterschätzen; es ist generell
wesentlich teurer als andere Teile Spaniens (Salamanca zum Beispiel ist sehr viel
günstiger). Die Wohnungen, aber auch Essen und Tapas sind nicht gerade billig. Auch
einen Job hier zu finden ist sehr schwer; erstens einmal sollte man sein Auslandssemester
ja auch genießen und zweitens liegt die Arbeitslosigkeit jugendlicher Spanier unter 30 bei
momentan ungefähr 40 Prozent; das heißt um einen Job zu finden muss man mit den
ganzen Einheimischen konkurrieren.
Man kann aber sagen, dass sich die gehobenen Preise auch lohnen: Die Stadt ist wirklich
wunderschön und die Landschaft einfach unschlagbar.

                                                                                        6
Sie können auch lesen