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Ergebnisse einer Online-Befragung (angehender) Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen zu psychotherapeutischen Hausaufgaben und deren digitaler Vermittlung Comouth & Borg-Laufs, 2021
Was sind psychotherapeutische Hausaufgaben? Helbig-Lang: Geplante therapeutische Aktivitäten, die der Patient zwischen den Therapiesitzungen ausführt (Helbig-Lang, 2015). Comouth & Borg-Laufs, 2021
Was sind psychotherapeutische Hausaufgaben? Ziele: • Transfer konkreter Interventionen o. Lernerfahrungen in den Alltag. • Intensivierung des Effekts therapeutischer Interventionen durch Wiederholung. • Realisierung konkreter Lernerfahrungen, die ggf. im therapeutischen Setting nicht möglich sind. Comouth & Borg-Laufs, 2021
Wer macht denn sowas? Zahlen aus der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie Comouth & Borg-Laufs, 2021
Wer macht denn sowas? Zahlen aus der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie Comouth & Borg-Laufs (2021): n=173 Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen (in Ausbildung) per online-survey zu psychotherapeutischen Hausaufgaben befragt. Comouth & Borg-Laufs, 2021
Wer macht denn sowas? Zahlen aus der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie 91% (n=156) Verhaltenstherapeut*innen (in Ausbildung) Davon waren • 87,8% (n=137) weiblich, • 50% (N=78) in der KJP Ausbildung, • 48% (n=75) approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen, • 2% (n=3) psychologische Psychotherapeut*innen, die zusätzlich in KJP approbiert waren. Comouth & Borg-Laufs, 2021
Wer macht denn sowas? Zahlen aus der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie 95,5% (n=149) der befragten Verhaltenstherapeut*innen vergeben Hausaufgaben (Comouth & Borg-Laufs, 2021). Comouth & Borg-Laufs, 2021
Wer macht denn sowas? Zahlen aus der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie Vergabehäufigkeit (n=149): Überwiegend jede zweite oder jeder dritte Stunde. jede Stunde jede zweite Stunde jede dritte Stunde jede vierte Stunde jede fünfte Stunde seltener als jede fünfte Stunde 33,9 26,2 18,8 9,4 5,4 5,4 DURCHSCHNITTLICHE VERGABEHÄUFIGKEIT THERAPEUTISCHER HAUSAUFGABEN IN PROZENT (THERAPEUTENAUSSAGE) Comouth & Borg-Laufs, 2021
Wer macht denn sowas? Zahlen aus der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie Zeitaufwand für Vor- und Nachbereitung der Hausaufgaben (n=149): • Psychotherapeut*innen benötigen überwiegend ≤10 Minuten Vorbereitungszeit (59,7%; n=89). • 26,2% (n=39) benötigen 11-15 Minuten. • Approbierte Psychotherapeut*innen gaben eine signifikant geringere Vorbereitungszeit als Auszubildende an: c²(4, n=149)=12,58; p=0,014. Comouth & Borg-Laufs, 2021
Wer macht denn sowas? Zahlen aus der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie In welchem Altersbereich werden therapeutische Hausaufgaben eingesetzt (n=149)? 3;1-6;0 Jahre 6;1-9;0 Jahre 9;1-12;0 Jahre Ja 4% Nein Ja 35% Nein 42% 58% Ja 65% Nein 96% Ja Nein Ja Nein Ja Nein 12;1-15;0 Jahre 15;1-18;0 Jahre 18;1-21;0 Jahre Nein Nein 13% 12% Nein 33% Ja Ja 67% Ja 87% 88% Ja Nein Ja Nein Ja Nein Comouth & Borg-Laufs, 2021
Wer macht denn sowas? Zahlen aus der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie Einbindung von (Haupt)Bezugspersonen: • 77,8% (n=116) stellen mindestens „manchmal“ den Bezugspersonen ihrer Patient*innen Hausaufgaben. • 71,8% (n=112) binden Bezugspersonen mindestens „manchmal“ in die den Patient*innen gestellten Hausaufgaben ein. Comouth & Borg-Laufs, 2021
Wer macht denn sowas? Zahlen aus der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie Häufigste Arten vergebener psychotherapeutischer Hausaufgaben (n=149 VT): Informationssammlung übende Verfahren Verhaltensverträge Nein 6% Nein Nein 18% 19% Ja Ja Ja 81% 82% 94% Ja Nein Ja Nein Ja Nein Konfrontationsübungen Verhaltensexperimente Kognitionsübungen Nein Nein Nein 26% 35% 38% Ja Ja Ja 62% 65% 74% Ja Nein Ja Nein Ja Nein Comouth & Borg-Laufs, 2021
Wer macht denn sowas? Zahlen aus der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie Im Rahmen der Hausaufgaben verwendete Hilfsmittel (n=149 VT): • 94% (n=140) der kognitiven Verhaltenstherapeuten nutzen Arbeitsblätter aus Manualen oder aus Therapie Tools. • 35% (n=52) griffen bereits wiederholt Smartphone-Apps zurück. • 40% (n=59) griffen bereits wiederholt auf psychoedukative Websites zurück. • 38% (n=57) griffen auf Youtube-Videos zurück. • Serious Games (n=1) und VR (n=2) sind bisher kein Thema in der KJP. Comouth & Borg-Laufs, 2021
Und das bringt was? Wirkung psychotherapeutischer Hausaufgaben Comouth & Borg-Laufs, 2021
Und das bringt was? Wirkung psychotherapeutischer Hausaufgaben Weitgehender Konsens in der Verhaltenstherapie: Psychotherapeutische Hausaufgaben stellen einen wesentlichen und erforderlichen Bestandteil verhaltenstherapeutischer Behandlung dar. (Dozois, 2010; Freeman, 2007; Garland et al., 2010; Helbig-Lang & Fehm, 2005; Helbig-Lang et al., 2012; Kazantzis & Ronan, 2006; Scheel et al., 2004) Comouth & Borg-Laufs, 2021
Und das bringt was? Wirkung psychotherapeutischer Hausaufgaben Erwachsenenbereich: Kazantzis et al. (2010) Metaanalyse 46 Studien (N=1072) Effektstärke pre-post d=1.08 für Therapiesettings, die Hausaufgaben anboten vs. d=.63 für Kontrollbedingungen. Im Vergleich mit Kontrollbedingungen, die exakt die gleiche Therapie ohne Hausaufgaben anboten: positive Effekte d=.48 für jene Therapien, die therapeutische Hausaufgaben beinhalteten. Comouth & Borg-Laufs, 2021
Und das bringt was? Wirkung psychotherapeutischer Hausaufgaben Kinder- und Jugendpsychotherapie: • Bisher existiert wenig Empirie (Helbig-Lang, 2015). • Fehlende Dismantling-Studies in der KJP, die ursächlichen Einfluss therapeutischer Hausaufgaben auf das Therapieergebnis belegen. • Aber: Der überwiegende Anteil gängiger in der KJP genutzter, wirksamer Manuale, beinhaltet therapeutische Hausaufgaben. Comouth & Borg-Laufs, 2021
Und das bringt was? Wirkung psychotherapeutischer Hausaufgaben Was denken Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innenen (VT n=156) über die Wirkung psychotherapeutischer Hausaufgaben? • 76% stimmten größtenteils oder voll und ganz zu, dass therapeutische Hausaufgaben das Therapieergebnis positiv beeinflussen. • 88% stimmten größtenteils oder voll und ganz zu, dass psychotherapeutische Hausaufgaben den Effekt therapeutischer Interventionen intensivieren. • 87% stimmten größtenteils oder voll und ganz zu, dass sie die Eigeninitivative der PatientInnen stärken. • 74%, dass konkrete Lernefahrungen ermöglicht werden, die im therapeutischen Setting (Therapieraum) nicht umsetzbar sind. • 92% stimmten mindestens teilweise zu, dass psychotherapeutische Hausaufgaben unverzichtbar sind, da die wichtigsten Fortschritte außerhalb des Therapieraums stattfinden. • 90% stimmten mindestens teilweise zu, dass therapeutische Hausaufgaben eine effektivere Nutzung der Sitzungen vor Ort ermöglichen. • 73% stimmten mindestens teilweise zu, dass regelmäßig bearbeitete Hausaufgaben die Stundenzahl bis zur Erreichung des Therapieziels verkürzen (Comouth & Borg-Laufs, 2020). Comouth & Borg-Laufs, 2021
Ist doch super, oder nicht? Schwierigkeiten im Bereich psychotherapeutischer Hausaufgaben Comouth & Borg-Laufs, 2021
Ist doch super, oder nicht? Schwierigkeiten im Bereich psychotherapeutischer Hausaufgaben • Sowohl die Vergabe von Hausaufgaben als auch die Erledigung durch Patient*innen wird verschiedenen Untersuchungen als häufig problematisch geschildert (Helbig-Lang, 2015). • Problematik wird durch einen erhöhten Widerstand in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen hinsichtlich des Begriffs Hausaufgaben noch verstärkt. • Regelmäßig bis häufig werden Hausaufgaben nicht erledigt (Helbig-Lang, 2015; Petermann et al., 2012). Comouth & Borg-Laufs, 2021
Ist doch super, oder nicht? Schwierigkeiten im Bereich psychotherapeutischer Hausaufgaben Durchschnittlicher Anteil der von PatientInnen bearbeiteten Hausaufgaben (Einschätzung der TherapeutInnen, n=149 VT) 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 2% 4% 3% 9% 12% 19% 14% 15% 22% Comouth & Borg-Laufs, 2021
Ist doch super, oder nicht? Schwierigkeiten im Bereich psychotherapeutischer Hausaufgaben Von PatientInnen genannte Gründe (Therapeutenaussage n=149 VT): • „Aufgabe vergessen“: 79,9% der Therapeut*innen gaben an, diese Begründung mindestens „oft“ zu hören. • „Keine Gelegenheit, die Aufgabe zu erledigen“: 64,4% der Therapeut*innen gaben an, diese Begründung mindestens „oft“ zu hören. • Weniger: Aufgabe war zu schwierig (22,1% „manchmal“; 3,4% „oft“) oder Aufgabe nicht verstanden (15,4% „manchmal“; 4,7% „oft“). Comouth & Borg-Laufs, 2021
Ist doch super, oder nicht? Schwierigkeiten im Bereich psychotherapeutischer Hausaufgaben Doch kein Problem des Vergessens? Signifikante Unterschiede in der Bearbeitungshäufigkeit durch die Patient*innen zwischen der Gruppe der Therapeut*innen, die Erinnerungen (z.B. per SMS) geben und jenen, die auf Erinnerungen verzichten, zeigten sich nicht: c²(24, n=149)31,34; p=0,144. Erwachsenenbereich: Helbig-Lang, 2015 Comouth & Borg-Laufs, 2021
Ist doch super, oder nicht? Schwierigkeiten im Bereich psychotherapeutischer Hausaufgaben Ungünstige Patientenvariablen: • Kognitive Schwierigkeiten, attraktive Anreizmomente (z.B. „dann habe ich die Aufgabe geschafft und bin wieder ein Stück weiter“) zu fokussieren. • Affektregulation: Schwierigkeiten, absichtshinderliche Gefühle zu unterdrücken und absichtsfördernde Gefühle anzuregen. Verführung durch entlastende bzw. attraktive Aktivitäten • Geringe Selbstwirksamkeitserwartung und lernhinderliche Persönlichkeitsmerkmale (z.B. Insuffizienz). • Präaktionale Schwierigkeiten im Zeitmanagement. • geringe Ausdauer. Comouth & Borg-Laufs, 2021
Ist doch super, oder nicht? Schwierigkeiten im Bereich psychotherapeutischer Hausaufgaben Metaanalysen: Positive Zusammenhänge zwischen Ängstlichkeit, Depressivität, Impulsivität, Ablenkbarkeit und mangelnder Handlungskontrolle / Prokrastination (Steel, 2007; Van Eerde, 2003). Comouth & Borg-Laufs, 2021
Comouth & Borg-Laufs, 2021
Mist, was kann man da machen? Verbesserung der Adhärenz durch Digitalisierung Comouth & Borg-Laufs, 2021
Mist, was kann man da machen? Verbesserung der Adhärenz durch Digitalisierung • Folgenanreize (persönlicher und allgemeiner, aktueller und zukunftsbezogener Nutzen) ggf. Gratifikation, Kompetenzerweiterung, usw. in der Regel vorhanden und in der Therapie ausführlich besprochen. • Deutlicher Mangel an Tätigkeitsanreizen: Kein positives Erleben und kein ausreichendes Interesse im eigentlichen Handlungsvollzug (der Bearbeitung der therapeutischen Hausaufgabe). = Hausaufgaben in der Durchführung attraktiver gestalten. Comouth & Borg-Laufs, 2021
Mist, was kann man da machen? Verbesserung der Adhärenz durch Digitalisierung Handys und Smartphones belegten zuletzt geschlechterübergreifend hohe bis höchste Platzierung der Themengebiete, die Kinder und Jugendliche am meisten interessieren, (JIM, 2018; JIM, 2019; KIM 2016; KIM 2018). Comouth & Borg-Laufs, 2021
Mist, was kann man da machen? Verbesserung der Adhärenz durch Digitalisierung Medienbeschäftigung in der Freizeit 2019 Internet* 89 8 Smartphone 92 4 Musik hören 77 16 Online-Videos 56 28 Fernsehen* 45 31 Radio* 40 27 Digitale Spiele 32 31 Video-Streaming-Dienste 30 29 Bücher 14 20 Tablet-PC 12 11 DVDs/ Blurays/ aufgez. Filme/ Serien 5 16 Tageszeitung 5 8 Hörspiele/ -bücher 6 6 Zeitschriften/ Magazine 3 9 Tageszeitung (online) 5 7 Zeitschriften/ Magazine (online) 3 6 E-Bookslesen 3 4 0 20 40 60 80 100 täglich mehrmals pro Woche Qu elle: JIM 2019, An ga ben in Prozen t ; *ega l ü ber w elch en Verbreit u n gs w eg, Ba s is : a lle Befra gt en , n =1.200 Comouth & Borg-Laufs, 2021
Mist, was kann man da machen? Verbesserung der Adhärenz durch Digitalisierung Themeninteressen 2018 Freunde/ Freundschaft 63 30 Sport 39 30 Handy/ Smartphone 39 30 Schule 21 48 Internet/ Computer/ Laptop 30 35 Musik 24 40 Computer-/ Konsolen-/ Onlinespiele 29 35 Tiere 30 34 Spielsachen 25 36 Kino/ Filme 15 43 Kleidung/ Mode 16 35 Umw elt/ Natur 14 36 Bücher/ Lesen 15 35 Film-/ Fernsehstars 12 35 Technik 12 29 Fremde Länder 9 30 Aktuelles, w asgerade in der Welt passiert 4 27 0 20 40 60 80 100 sehr interessiert interessiert Qu elle: KIM 2018, An ga ben in Prozen t , Ba s is : a lle Kin der, n =1.231 Comouth & Borg-Laufs, 2021
Mist, was kann man da machen? Verbesserung der Adhärenz durch Digitalisierung Domhardt et al. weisen in Metaanalyse auf Wirksamkeit internet- und mobilebasierter Interventionen bei verschiedenen Erkrankungen. (Domhardt et al., 2018): Mittlere bis große Effektstärken in der Behandlung von Angststörungen , Mittlere Effektstärken in der Behandlung von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen, verglichen mit nicht-aktiven Kontrollgruppen (Ebert et al., 2015; Pennant et al., 2015; Podina et al., 2016; Rooksby et al., 2015; Vigerland et al., 2016; Ye et al., 2014) Domhardt et al. benennen weiteren Forschungsbedarf zu internet- und mobilebasierten Interventionen in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (vgl. Domhardt et al., 2020). Comouth & Borg-Laufs, 2021
Mist, was kann man da machen? Verbesserung der Adhärenz durch Digitalisierung Angaben der Befragten zu digital vermittelten Hausaufgaben (n=156 VT): • 62,9% benannten ein hohes oder sehr hohes Interesse an digital vermittelten psychotherapeutischen Hausaufgaben. • 93,7% hielten es für mindestens eher wahrscheinlich, dass digital vermittelte Hausaufgaben einen positiven Einfluss auf das Therapieergebnis haben würden. • 86,2% hielten es für mindestens eher wahrscheinlich, dass digital vermittelte Hausaufgaben häufiger von Patient*innen bearbeitet werden, als analog vermittelte Hausaufgaben. • 91% hielten es für mindestens eher wahrscheinlich, dass digital vermittelte Hausaufgaben in den kommenden Jahren zum therapeutischen Alltag gehören. Comouth & Borg-Laufs, 2021
Und das hat noch keiner gemacht? Forschungstätigkeit zur digitalen Vermittlung psychotherapeutischer Hausaufgaben Comouth & Borg-Laufs, 2021
Und das hat noch keiner gemacht? Forschungstätigkeit zur digitalen Vermittlung psychotherapeutischer Hausaufgaben • Wilanksy et al. (2016) Fragestellung hinsichtlich der Adhärenz mobil vermittelter therapeutischer Hausaufgaben in Bezug auf depressive und ängstliche Jugendliche formuliert, bisher nichts publiziert. • Nagel (2016): Konzept zur computergestützten Vermittlung therapeutischer Hausaufgaben für depressive Jugendliche (Dissertation). • Schickler et al. (Universität Ulm) entwickeln ein digitales Framework zur individualisierten Vermittlung (psycho)therapeutischer Hausaufgaben, allerdings nicht spezifiziert auf Kinder und Jugendliche (Schickler, 2018; Schickler et al, 2018; Schickler et al., 2017). • Start-Ups wie minimi.health beschäftigen sich mit digitaler Umsetzung psychotherapeutischer Hausaufgaben (minime, 2021) Comouth & Borg-Laufs, 2021
Und das hat noch keiner gemacht? Forschungstätigkeit zur digitalen Vermittlung psychotherapeutischer Hausaufgaben AUTHARK-App (Forschungsgruppe Akip Uniklinik Köln, 2020; Görtz-Dörten, Döpfner, 2019) Fokus: Störung des Sozialverhaltens und oppositionell-aufsässige Verhaltensweisen (6-12 Jahre). Funktionen: u.A. Videotagebuch-, eine Stimmungs- und Verhaltensabfrage-, eine Aufgabenerinnerungs- und Trainingsfunktion sowie eine Verstärkerfunktion. Komponentenstudie geplant (THAV+ScouT vs. THAV+ScouT+AUTHARK). MATS: Alters- und störungsspezifische App zur Vermittlung von Lern und Konzentrationsübungen bei ADHS im Alter von 6-10 Jahren (Forschungsprojekt Universität Duisburg Essen, TU Dortmund, Kassaa Health GmbH / Meister Cody). Derzeit wird ein Prototyp entwickelt und eine Pilotstudie geplant. Comouth & Borg-Laufs, 2021
Aber es gibt doch… ..am Markt etablierte Ansätze Comouth & Borg-Laufs, 2021
Aber es gibt doch… …am Markt etablierte Ansätze Comouth & Borg-Laufs, 2021
Aber es gibt doch… …am Markt etablierte Ansätze • Nur in Ausnahmefällen für Patient*innen
Und wie würde so etwas aussehen? Angaben der befragten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen Comouth & Borg-Laufs, 2021
Und wie würde so etwas aussehen? Angaben der befragten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten störungsübergreifend vs. störungsspezifisch (n=156 KVT) Eine störungsspezifisch ausgerichtete Intervention empfanden die Befragten signifikant weniger wünschenswert (M=2,43; SD=1,33) als eine störungsübergreifende (M=5,39; SD=0,85) Intervention: c²(25, N=143)=67,34; p
Und wie würde so etwas aussehen? Angaben der befragten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten In welchem Altersbereich eignet sich eine digitale Vermittlung? (n=156 KVT) 3;1-6;0 Jahre 6;1-9;0 Jahre 9;1-12;0 Jahre Ja 1% Ja 20% Nein 35% Ja Nein 65% Nein 80% 99% Ja Nein Ja Nein Ja Nein 12;1-15;0 Jahre 15;1-18;0 Jahre 18;1-21;0 Jahre Nein Nein Nein 8% 5% 10% Ja Ja Ja 92% 95% 90% Ja Nein Ja Nein Ja Nein Comouth & Borg-Laufs, 2021
Und wie würde so etwas aussehen? Angaben der befragten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten Wünschenswerte Eigenschaften (n=156 KVT) 100% 90% 30% 80% 40% 53% 50% 70% 74% 19% 60% 50% 19% 40% 22% 24% 30% 30% 21% 16% 20% 21% 18% 15% 10% 1% 7% 1% 11% 0% 5% 0% 5% 0% 4% 2% 3% 0% 0% Einfache, intuitive Verkürzung der Vor- Große Auswahl Möglichkeiten bieten, Klinische Evidenz Nutzbarkeit und vorgefertigter eigene Übungen zu vorweisen Nachbereitungszeit Übungen bieten, aus erstellen / Übungen denen ich ausählen anzupassen kann gar nicht wünschenswert nicht wünschenswert eher nicht wünschenswert eher wünschenswert wünschenswert äußerst wünschenswert Comouth & Borg-Laufs, 2021
Und wie würde so etwas aussehen? Angaben der befragten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten Relevante Eigenschaften, Patient*innenbezogen (n=156 VT) 100% 90% 18% 26% 80% 39% 48% 70% 60% 46% 83% 50% 47% 28% 40% 37% 30% 27% 22% 20% 20% 10% 15% 2% 13% 7% 2% 0% 7% 3% 0% 6% 1% 0% 0% 1% 0% 0% 2% 1% ...spielerische Elemente …für Patienten einfach ...operante Methoden …grafisch der …durch zur Motivation und intuitiv nutzbar zur Motivation jeweiligen Zielgruppe Erinnerungsfunktionen enthalten sein. enthalten. entsprechend gestaltet unterstützend wirken. sein. sehr unwichtig unwichtig eher unwichtig eher wichtig wichtig sehr wichtig
Und wie würde so etwas aussehen? Angaben der befragten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten Für welches Störungsbild halten Sie eine digitale Umsetzung am ehesten für geeignet? (n=156 VT) keine der genannten Störungen des Sozialverhaltens 3% 6% ADHS 17% Angststörungen 28% Depressionen 46% Comouth & Borg-Laufs, 2021
Mist, was kann man da machen? Verbesserung der Adhärenz durch Digitalisierung Diskussion: • In der VT-KJP werden in gleichem Maße Psychotherapeutische Hausaufgaben vergeben wie in der VT-PP. • Psychotherapeutische Hausaufgaben werden häufig nicht oder unzureichend bearbeitet – digitale Formen psychotherapeutischer Hausaufgaben finden hohe Akzeptanz bei den Therapeut*innen und könnten die Adhärenz bei den Patient*innen deutlich erhöhen. • Während bislang störungsspezifische Anwendungen für eher jüngere Patient*nnen in Anwendung/Erprobung sind, wünschen die TherapeutInnen sich aus verschiedenen Gründen eher störungsübergreifende Anwendungen für jugendliche Patient*innen. • Einschränkung der Reichweite unserer Daten: Vermutlich haben eher technikaffine Kolleg*innen an der Untersuchung teilgenommen. Comouth & Borg-Laufs, 2021
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