Ergebnisse Mittelstandsradar - Mittelstand und EU Finanzierung und Liquidität Investitionen und Kosten - Die LBBW

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 Ergebnisse
 Mittelstandsradar.
 Research für Unternehmen I 20.05.2019

Mittelstand und EU
Seite 02

Finanzierung und Liquidität
Seite 07

Investitionen und Kosten
Seite 10

In Zusammenarbeit mit
Ergebnisse Mittelstandsradar - Mittelstand und EU Finanzierung und Liquidität Investitionen und Kosten - Die LBBW
Mittelstandsradar
Frühjahr 2019.

Die Europäische Union ist von enormer
Bedeutung für die deutsche Wirtschaft.
Wie steht der Mittelstand zum europäi-
schen Binnenmarkt und zum Euro?
Was sind aktuell die größten Heraus-
forderungen für die EU? Wie beurteilen
die Mittelständler die Auswirkungen
des zu erwartenden Brexit? Die dritte
Mittelstandsbefragung, die die LBBW
in Kooperation mit dem Institut für
Angewandte Wirtschaftsforschung
(IAW) Tübingen durchgeführt hat,
beleuchtet diese Aspekte ausführlich.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den
Bereichen Finanzierung und Liquiditäts-
management. Im März 2019 haben wir
Vertreter mittelständischer Unterneh-
men befragt, darunter waren mehr als
80% Top-Entscheider wie CEOs, Eigen-
tümer oder Finanzvorstände des jewei-
ligen Betriebes. Lesen Sie im Folgenden,
wie die Verantwortlichen im Mittelstand
zu diesen Themen stehen.
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02

    01
     Mittelstand
     und EU.

01.1 I EU-Binnenmarkt
hoch im Kurs beim Mittelstand.                                               Nutzung
Für deutsche Unternehmen sind die übrigen Länder                             des Binnen-
der EU als Handelspartner von überragender Bedeutung.                        marktes.
Im vergangenen Jahr gingen nach Angaben des Statistischen

                                                                             88 %
Bundesamtes fast 60% aller deutschen Warenexporte in Länder
der EU. Rechnet man die Exporte in das Vereinigte Königreich
heraus, sind dies trotzdem noch 53%. Allein in den übrigen Eu-
roraum exportierten deutsche Unternehmen 37% ihrer Güter. Im
Mittelstandsradar geben knapp 88% aller exportierenden Mittel-               Exportierende Mittelständler
ständler den Euroraum als einen der drei wichtigsten Export-                 geben den Euroraum als
märkte für ihr Unternehmen an. Mehr als jedes fünfte mittelstän-             einen der drei wichtigsten
                                                                             Exportmärkte an.
dische Unternehmen wählt hier zudem Mittel- und Osteuropa.

Hohe Wertschätzung des Binnenmarktes.
Prozentualer Anteil der Nennungen der jeweiligen Kategorie

                        Hoch
45%

40%

35%
                                   Mäßig
30%
             Sehr
             hoch
25%
                                                                             »Wie bewerten Sie,
20%                                                                          bezogen auf den
                                                                             wirtschaftlichen
15%                                                           Sehr
                                                             Gering
                                                                             Erfolg Ihres Unter-
10%                                            Gering                        nehmens, den
                                                                      Gar    aktuellen Nutzen
 5%                                                                   kein
                                                                             des Binnenmarktes
 0%                                                                          innerhalb der EU?«
   Quellen: IAW, LBBW Research
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03
Der deutsche Mittelstand weiß den EU-Binnenmarkt
entsprechend zu würdigen.

Gemäß Mittelstandsradar bewerten 62% der Unternehmen den
aktuellen Nutzen des Binnenmarktes für ihren wirtschaftlichen
Erfolg als hoch bzw. sehr hoch. Befragt nach der Entwicklung
des Nutzens des Binnenmarktes in den vergangenen fünf Jahren
geht die deutliche Mehrheit (57%) von keiner Veränderung aus.
Mehr als ein Drittel der Mittelständler sieht einen gestiegenen
Nutzen, nur 7% bewerten diesen im Fünf-Jahresvergleich als
niedriger.

01.2 I EU-Zusammenhalt als
größte Herausforderung.
Angesichts des Dauerproblems Brexit sowie nationalistischer
Strömungen in verschiedenen Mitgliedsstaaten verwundert es
wenig, dass 73 % der Unternehmen den Zusammenhalt in der
Europäischen Union als größte Herausfoderung ansehen. Der
Mittelstand legt hierbei Wert auf die Beibehaltung des Status
Quo. Zwei Drittel der Unternehmen befürworten mittelfristig
eine anhaltende Begrenzung der EU auf den derzeitigen Staaten-
kreis unter Berücksichtigung des Brexit. Lediglich 26% sind für
eine Verminderung der Anzahl an EU-Mitgliedern, eine Auswei-
tung der EU findet nur bei 7% Zuspruch.

    Worin sehen Sie aktuell die größten
    Herausforderungen für die Europäische
    Union?
    Prozentualer Anteil der Nennungen der jeweiligen Kategorie
    (Mehrfachnennungen möglich)

                                                                                  Zusammenhalt in der EU

                                                                                  Verschuldung einzelner Staaten
                                                                                  und Auswirkung auf EWU

                                                                                  Bürokratieabbau auf der Ebene der EU

                                                                                  Brexit

                                                                                  Mangel an Fachkräften

                                                                                  Gemeinsame Finanz- und Steuerpolitik

                                                                                  Nationalismus

                                                                                  Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik

                                                                                  Gemeinsame Handelspolitik

                                                                                  Einwanderung von außerhalb der EU

                                                                                  Demografischer Wandel

                                                                                  Verfügbarkeit von Rohstoffen

   80%      70%       60%       50%      40%        30%          20%   10%   0%

  Quellen: IAW, LBBW Research
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04
Auch die Zukunft des Euro beschäftigt die Mittelständler.

Die Verschuldung einzelner Staaten und deren Auswirkung auf die
Europäische Währungsunion (EWU) landet mit 68% gleich hinter
dem Zusammenhalt in der EU auf dem zweiten Rang bei den ak-
tuellen Herausforderungen. Das größte »Sorgenkind« der Wäh-
rungsunion in Sachen Staatsverschuldung ist momentan Italien. Die
drittgrößte Volkswirtschaft der EWU ist, gemessen an der Schul-
denquote von über 130% des BIP (2018), nach Griechenland und
vor Portugal das am zweithöchsten verschuldete Land der EWU.

                           Zusammenhalt
                                                                         »Sorgenkind«
                                              Verschuldung               Italien

       EU

  Aktuelle Herausforderungen der EU

Eine gemeinsame Handelspolitik wird dagegen nur von                    Staats-
etwas mehr als einem Drittel als eine der größten Her-
ausforderungen eingestuft.
                                                                       verschuldung
                                                                       Italien ist das größte
Angesichts der durch Donald Trump ausgelösten weltweiten Han-          »Sorgenkind« der Währungs-
delsstreitigkeiten, in der auch die EU zur Zielscheibe des US-Präsi-   union in Sachen Staatsver-
denten wurde, räumen die Unternehmen diesem Punkt einen ver-           schuldung.
gleichsweise geringen Stellenwert ein. Aber auch hinsichtlich der
Beurteilung des Wirtschaftsstandortes USA sind die Unternehmen
nicht mehr ganz so negativ gestimmt wie noch bei der vorigen
Befragung im Herbst 2018. Als Absatzstandort werden die USA in
der aktuellen Umfrage nur noch von 36% als eher negativ einge-
schätzt. Vor einem halben Jahr waren dies noch 59%. Die Bewer-
tung als Produktionsstandort fällt ähnlich verbessert aus. Die po-
litischen Rahmenbedingungen in den Vereinigten Staaten werden
zwar nach wie vor mehrheitlich eher negativ beurteilt (53%), im
Herbst 2018 hatten aber hier sogar drei Viertel der Mittelständler
eine eher negative Bewertung abgegeben.

  Ein Dauerbrenner bleibt aus der Sicht der deutschen
  Mittelständler die bürokratische Belastung durch die EU.

  So sehen knapp 54% den Bürokratieabbau auf Ebene der
  Europäischen Union als eine der größten Herausforderungen            Bürokratische
  an. Damit schafft es dieser Punkt sogar knapp vor den
  Brexit (53%).
                                                                       Belastung.
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05

   01.3 I Der Euro: Hoher
   Nutzen für den Mittelstand.

   Welche Maßnahmen zur Absicherung
   gegen Wechselkursschwankungen hat
   Ihr Unternehmen in den letzten zwölf
   Monaten unternommen?
   Prozentualer Anteil der Nennungen der jeweiligen Kategorie an allen Unternehmen,
   die Absicherungen vorgenommen haben (Mehrfachnennungen möglich)

                                                             Fakturierung in Euro

                                                             Devisentermingeschäfte

                                                             Natural Hedging
                                                             (z.B. Verlagerung von
                                                             Produktionsstätten)

                                                             Devisenoptionen

                                                             Devisenswaps

                                                             Andere Devisenderivate

  90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0%

  Quellen: IAW, LBBW Research

Ebenso wie der EU-Binnenmarkt genießt auch die                                        Europäischer
Europäische Währungsunion hohe Wertschätzung                                          Währungsraum:
bei den Unternehmen.
                                                                                      Nutzen.
Gut 56% weisen dem Europäischen Währungsraum einen hohen

                                                                                                         56 %
bzw. sehr hohen Nutzen für ihren wirtschaftlichen Erfolg zu. Nur
6% ziehen lediglich einen geringen bzw. sehr geringen Nutzen
aus dem gemeinsamen Währungsraum. Immerhin 7% erkennen
gar keinen Nutzen. Bei den beiden letztgenannten Gruppen han-                                             hoch bis
delt es sich überwiegend um Unternehmen, die gar keinen bzw.                                              sehr hoch
einen nur geringen Anteil ihres Umsatzes im Ausland erzielen.

Diejenigen Unternehmen, die sich gegen Wechselkursschwankun-
gen absichern, setzen in erster Linie auf die Fakturierung in Euro.
An zweiter Stelle der beliebtesten Währungsabsicherungen ran-
gieren mit 60% die Devisentermingeschäfte. Erst mit deutlichem
Abstand folgt das Natural Hedging, was beispielsweise die Verla-
gerung von Produktionsstätten ins Ausland umfasst. Devisenopti-
onen, Devisenswaps und andere Devisenderivate spielen nur eine
untergeordnete Rolle. 56% der Mittelständler haben in den ver-
gangenen zwölf Monaten gar keine Absicherung gegen Wechsel-
kursschwankungen vorgenommen. Dabei handelt es sich in erster
                                                                                       hoch bis sehr hoch
Linie um Unternehmen, die keinen bzw. nur einen geringen Anteil
                                                                                       gering bis sehr gering
ihres Umsatzes im Ausland erzielen. Somit war auch kein entspre-                       kein
chender Handlungsdruck zur Absicherung gegeben.                                        gar kein bis sehr gering
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06

01.4 I Brexit: Unternehmen                                                        Nur knapp 6% rechnen mit gro-
bleiben gelassen.                                                                 ßen Veränderungen in ihren
                                                                                  Wirtschaftsbeziehungen      zu
                                                                                  Unternehmen aus dem Verei-
In der aktuellen Befragung ist tendenziell eine weitere                           nigten Königreich in Folge des
Verschlechterung bei der Beurteilung der Standortaspekte                          Brexit. 30% planen mit Verän-
für das Vereinigte Königreich festzustellen.                                      derungen in überschaubarem
                                                                                  Ausmaß, 28% erwarten keine
                                                                                  Veränderung. Über ein Drittel
Besonders schlecht fällt aktuell die Bewertung hinsichtlich der
                                                                                  der Mittelständler hatte bis-
wirtschaftlichen Entwicklung und der politischen Rahmenbedin-                     lang schon keine Wirtschafts-
gungen aus. Diese Aspekte werden von 87% bzw. 89% der Unter-                      beziehungen zum Inselstaat.
nehmen eher negativ eingestuft. Das Vereinigte Königreich wird
anhand aller Standortfaktoren im weltweiten Vergleich am nega-
tivsten wahrgenommen.

Was die konkreten Folgen anbelangt, gehen die Mittelständler vor
allem von einem Rückgang der eigenen Exporte ins Vereinigte
Königreich aus. 79% derjenigen Unternehmen, die mit Verände-
rungen durch den Brexit rechnen, erwarten hier einen Rückgang.
Für die Importe ist dies bei 71% der Fall. Direktinvestitionen in
das Vereinigte Königreich sehen 66% von einem Rückgang betrof-
fen. Bei Direktinvestitionen aus dem Vereinigten Königreich so-
wie Kooperationen geht über die Hälfte von keiner Veränderung
durch den Brexit aus.

     Export                                                  Import

                          79 %                71 %

    Wirtschaftsstandort Vereinigtes Königreich negativ beurteilt.
    Berechnung Scoring als Durchschnitt der Beurteilungen

                                                                                             Frühjahr 2019
                -1 eher negativ                  0 neutral       1 eher positiv              Herbst 2018
                                                                                             Frühjahr 2018

                                                                             Absatzmarkt

                                                                             Produktionsstandort

                                                                             Wirtschaftliche Entwicklung

                                                                             Politische Rahmenbedingungen

          -1% -0,9% -0,8% -0,7% -0,6% -0,5% -0,4% -0,3% -0,2% -0,1%    0%

  Quellen: IAW, LBBW Research
Ergebnisse Mittelstandsradar - Mittelstand und EU Finanzierung und Liquidität Investitionen und Kosten - Die LBBW
07

   02
   Finanzierung
   und Liquidität.

02.1 I Finanzierungsbedingungen
bleiben bestens.                                                   02.2 I
80% der Unternehmen bezeichnen im Mittelstandsradar die Fi-
                                                                   Liquiditäts-
nanzierungsbedingungen für das eigene Unternehmen als gut
oder sehr gut. Damit wird das ausgezeichnete Niveau der ver-
                                                                   management:
gangenen beiden Befragungsrunden gehalten. Über die Hälfte
der Unternehmen bezeichnet die Finanzierungsbedingungen so-
                                                                   Sicherheit ist
gar als sehr gut.                                                  Trumpf.
                                                                   Die Unternehmen haben in den
Der Bankkredit bleibt hierbei der unangefochtene
                                                                   vergangenen Jahren die guten
Favorit des Mittelstands.                                          wirtschaftlichen Rahmenbedin-
                                                                   gungen genutzt, um Liquidität
Fremdfinanzierungsbedarf haben 51% der Mittelständler. Wie         aufzubauen. Dennoch geben
bereits vor einem halben Jahr setzen 98% der Unternehmen, die      im aktuellen Mittelstandsra-
Fremdkapitalbedarf haben, auf den Bankkredit. Erst mit deutli-     dar immerhin noch 30% der
chem Abstand folgen Leasing und Factoring, die von knapp 60%       Unternehmen an, in den ver-
der Firmen in Anspruch genommen werden. Damit haben indes          gangenen sechs Monaten ihre
Leasing und Factoring im Vergleich zu den Befragungen zuvor        Liquiditätsreserven erhöht zu
deutlich zugelegt. Förderdarlehen dagegen weisen mit aktuell nur   haben. Die zwei Hauptgründe
                                                                   sind die Bildung von Rückla-
noch 15% einen abnehmenden Anteil auf.
                                                                   gen (57% der Unternehmen,
                                                                   die Liquidität aufgebaut ha-
                                                                   ben) sowie die Notwendigkeit
                                                                   von Investitionen (55%). Den
                                                                   Mangel an Anlagemöglichkeit-
                                                                   en machen dagegen nur knapp
                                                                   5% der Unternehmen für die
                                                                   Erhöhung der Liquiditätsreser-
                                                                   ven verantwortlich. Dieser An-
                                                                   teil ist damit von ursprünglich
                                                                   42% im Frühjahr 2018 über
                                                                   14% im Herbst 2018 bis jetzt
                                                                   massiv zurückgegangen.
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   Gründe für den Liquiditätsaufbau:
   Weshalb haben Sie Liquidität aufgebaut?
   Prozentualer Anteil der Nennungen der jeweiligen Kategorie an allen Unternehmen,
   die in den vergangenen sechs Monaten ihre Liquiditätsreserven erhöht haben
   (Mehrfachnennungen möglich)

                                                      Bildung von Rücklagen

                                                      Notwendigkeit von Investitionen

                                                      Ausschüttung/Dividende

                                                      Aufbau/Rückdeckung von
                                                      Pensionsrückstellungen

                                                      Vorbereitung von
                                                      Übernahmen/Fusionen

                                                      Mangel an Anlagemöglichkeiten

  60% 50% 40% 30% 20% 10%                       0%

     Quellen: IAW, LBBW Research

   Anlagebedarf sehen aktuell nur 14% der Unternehmen.
   Für diese Mittelständler sind bei der Finanzanlage ge-
   ringe Kosten und hohe Sicherheit vorrangig. Die leich-
   te Verständlichkeit der Anlageinstrumente sowie stabile
   Erträge sind für die Unternehmen ebenfalls von großer
   Bedeutung. Eine hohe Verzinsung steht dagegen nicht im
   Vordergrund.

02.3 I Steigendes Interesse
an M&A im Mittelstand.
Jedes fünfte Unternehmen will verstärkt im M&A-Bereich
aktiv werden.

Vor einem halben Jahr waren dies nur 12%. Die aktuellen Erwar-
tungen decken sich nahezu mit denen bezüglich des M&A-Volu-
mens für die eigene Branche (19% steigende Aktivitäten). Über
zwei Drittel der Mittelständler gehen hier von einem unverän-
derten Volumen aus. Bezüglich der Kaufpreise bzw. Multiples
bei Übernahmen oder Fusionen innerhalb der eigenen Branche
rechnen 72% nicht mit einer Veränderung im nächsten halben
Jahr. Steigende Preise erwarten aktuell nur 9%. Dieser Anteil hat
sich seit der ersten Befragung vor einem Jahr deutlich verrin-
gert, als noch gut 30% höhere Kaufpreise prognostizierten. Fast
40% der Mittelständler bezeichnen M&A-Aktivitäten mit Blick auf
die nächsten sechs Monate als nicht relevant für ihr eigenes Un-
ternehmen. Gut 40% gehen von unveränderten Aktivitäten ihres
Unternehmens in diesem Bereich aus.
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02.4 I Working Capital
Management bleibt relevant.

                                    WCM
sehr wichtig                                                             unwichtig
      1                 2              2,6                  4                  5

Wie wichtig ist WCM für das eigene Unternehmen?

Trotz einer erfreulichen Konjunkturentwicklung in den vergan-
genen Jahren und einer guten Liquiditätsausstattung messen die
Unternehmen diesem Thema auch aktuell eine vergleichsweise
hohe Bedeutung bei. Die Mittelständler stufen die Relevanz von
WCM für das eigene Unternehmen auf einer Skala von 1 = »sehr
wichtig« bis 5 = »unwichtig« im Durchschnitt bei 2,6 ein.

   Welche Maßnahmen ergreifen Sie
   zur Optimierung Ihres Working Capital?
   Prozentualer Anteil der Nennungen der jeweiligen Kategorie an allen Unternehmen,
   die WCM Relevanz beimessen (Mehrfachnennungen möglich)

                                                        Prozessoptimierungen

                                                        Verhandlung Zahlungsziele

                                                        Standardisierung von
                                                        Vertragsbedingungen

                                                        Forderungsverkauf über
                                                        Factoring/ABS

                                                        Supply-Chain-Finance

  100%     80%       60%      40%       20%       0%

  Quellen: IAW, LBBW Research

Als Maßnahmen für ein effizienteres Working Capital
Management optimieren die Mittelständler vor allem die
Rahmenbedingungen.

An erster Stelle steht hierbei die Verbesserung der Prozesse (90%).
Es folgen die Verhandlung der Zahlungsziele (70%) und die Stan-
dardisierung von Vertragsbedingungen (50%). Eher selten wird
dagegen auf Finanzierungsmaßnahmen wie Factoring, ABS oder
Supply-Chain- Finance zurückgegriffen.
10

   03
    Investitionen
    und Kosten.

03.1 I Anhaltend gute
Stimmung – Kosten fest im Blick.
Die deutschen Mittelständler lassen sich durch die abkühlende
                                                                        70 %
Konjunktur einstweilen nicht aus der Ruhe bringen. 73% sind             Der mittelstän-
der Meinung, dass ihre Geschäftslage gut bis sehr gut ist. Die
Aussichten für die kommenden sechs Monate werden von 72%                dischen
als gut oder sehr gut bezeichnet.
                                                                        Unternehmen
                                                                        planen für die
   Geschäftslage und Geschäftsaussichten
   für das eigene Unternehmen.                                          kommenden
                                                                        sechs Monate
                                                                        Investitionen.
          Geschäftslage
                                                                        Damit ist der Anteil derjeni-
                                                                        gen Unternehmen, die weiter
                                                                        investieren wollen, fast exakt
          Geschäftsaussichten                                           gleich hoch wie vor einem
                                                                        Jahr, als die Konjunktur noch
     0%           20%              40%       60%       80%       100%
                                                                        auf Hochtouren lief. Aller-
           sehr schlecht        schlecht   neutral   gut     sehr gut
                                                                        dings wird etwas weniger auf
                                                                        Expansion gesetzt. Wollten in
                                                                        den vorangegangenen beiden
  Quellen: IAW, LBBW Research
                                                                        Befragungen noch ca. 80% der
                                                                        investitionswilligen Unterneh-
                                                                        men Erweiterungsinvestitio-
Die Unternehmen reagieren verstärkt auf den Kostendruck.                nen tätigen, sind dies aktuell
                                                                        nur noch 59%. Der Fokus hat
Die Prioritätenliste für die kommenden sechs Monate wird zum            sich in Richtung Ersatzinves-
dritten Mal in Folge klar von der Verbesserung der Kostenstruk-         titionen verschoben (72%).
tur angeführt. 74% der Unternehmen sehen hier eine ihrer Prio-          Auch in Rationalisierungs-
ritäten. Auch die Material- und Energieeffizienz zielt in Richtung      maßnahmen soll verstärkt
Kostenersparnis und genießt eine gleichbleibend hohe Aufmerk-           investiert werden. Fast die
                                                                        Hälfte der Unternehmen will
samkeit bei den Unternehmen (27%). Hinsichtlich der Kostenarten
                                                                        hier tätig werden. Vor einem
leiden die Mittelständler nach wie vor in erster Linie unter den
                                                                        Jahr lag dieser Anteil bei nur
Arbeitskosten. 61% der Unternehmen sehen durch diesen Faktor            26%.
eine negative Auswirkung auf ihre Geschäftsentwicklung, was in
engem Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel (74% negativer
Einfluss) zu sehen ist.
11

03.2 I Digitalisierung bleibt
Investitionsthema Nr. 1.                                                              72 %
Ganz oben auf der »Hitliste« der künftigen Investitionsschwer-                        Investitions-
punkte steht auch beim dritten Mittelstandsradar die Digitalisie-
rung. Mit aktuell 72% ist dies nach wie vor der mit Abstand am
                                                                                      wunsch:
meisten genannte Investitionswunsch. Ihren aktuellen Digitalisie-
rungsstand schätzen die Unternehmen im Vergleich zur eigenen
                                                                                      Digitalisierung
Branche nach wie vor eher im guten Mittelfeld ein. Auf einer Ska-
la von 1 = »voll entwickelt« bis 6 = »überhaupt nicht entwickelt«
ergibt sich ein Durchschnitt von 2,7 Punkten. Damit verbesserte
sich das Lagebarometer für die Digitalisierung nur minimal im
Vergleich zum Herbst 2018 (2,9 Punkte). Die Unternehmen wol-
len zudem wieder stärker in ihre Geschäftsausstattung investie-
ren als noch vor einem halben Jahr. Aktuell gibt dies gut die Hälf-
te der Mittelständler an, im Herbst 2018 war dies nur ein Viertel.
Dafür ging der Anteil derjenigen, die in Forschung und Entwick-
lung investieren wollen, von 39% auf aktuell 15% zurück.

   Worauf wollen Sie zukünftig Ihre
   Investitionsschwerpunkte legen?
   Prozentualer Anteil der Nennungen auf die Frage (Mehrfachnennungen möglich)

                                                                                      IT-Infrastruktur (Soft- und Hardware)
                                                                                      Digitalisierung

                                                                                      Geschäftsausstattung

                                                                                      Logistik, Transportsysteme

                                                                                      Grundstücke, Gebäude

                                                                                      Forschung und Entwicklung

                                                                                      Andere

   80%                60%                 40%                20%                 0%

  Quellen: IAW, LBBW Research

   Fazit
   Der EU-Binnenmarkt und die europäische Gemeinschaftswährung genießen beim Mittelstand
   eine hohe Wertschätzung. Die größte Herausforderung für die Staatengemeinschaft sehen die
   Mittelständler im Zusammenhalt der Europäischen Union. Es folgen die Verschuldung einzel-
   ner Staaten und deren Auswirkung auf die Europäische Währungsunion. Der Brexit wird zwar
   ebenfalls von der Mehrheit der Mittelständler als Herausforderung betrachtet. Die konkreten
   Folgen für ihr eigenes Unternehmen sehen die Unternehmen aber recht gelassen. Sowohl
   die Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen zeigen trotz Konjunktureintrübung eine
   anhaltend gute Stimmung, dabei bleiben die Kosten aber fest im Blick. Die Finanzierungs-
   bedingungen bieten nach wie vor gute Rahmenbedingungen für die investitionsfreudigen
   Unternehmen. Ein solides Liquiditätsmanagement dient den Mittelständlern ebenfalls zur Si-
   cherstellung von Investitionsvorhaben, aber auch zur Vorsorge für die Zukunft.
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dorfer Straße 108, 53117 Bonn / Marie-Curie-Straße 24–28, 60439 Frankfurt.
                                                                                              Stuttgart
                                                                                              70144 Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen,
                                                                                              Am Hauptbahnhof 2
die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine
                                                                                              70173 Stuttgart
Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt
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und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigen-     Telefax 0711 127-43544
bestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie   www.LBBW.de
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                                                                                              Karlsruhe
                                                                                              76245 Karlsruhe
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Die in dieser Ausarbeitung abgebildeten oder beschriebenen früheren Wertentwicklungen,        Mannheim
Simulationen oder Prognosen stellen keinen verlässlichen Indikator für die künftige Wert-     Postfach 10 03 52
entwicklung dar.                                                                              68003 Mannheim
                                                                                              Augustaanlage 33
                                                                                              68165 Mannheim
Die Entgegennahme von Research-Dienstleistungen durch ein Wertpapierdienstleistungsun-
                                                                                              Telefon 0621 428-0
ternehmen kann aufsichtsrechtlich als Zuwendung qualifiziert werden. In diesen Fällen geht
                                                                                              Telefax 0621 428-72591
die LBBW davon aus, dass die Zuwendung dazu bestimmt ist, die Qualität der jeweiligen
                                                                                              www.LBBW.de
Dienstleistung für den Kunden des Zuwendungsempfängers zu verbessern.                         kontakt@LBBW.de

                                                                                              Mainz
Redaktion:
                                                                                              55098 Mainz
Landesbank Baden-Württemberg
                                                                                              Große Bleiche 54 – 56
Strategy Research
                                                                                              55116 Mainz
Am Hauptbahnhof 2
                                                                                              Telefon 06131 64-37800
70173 Stuttgart
                                                                                              Telefax 06131 64-35701
Redaktionsschluss: 25. April 2019
                                                                                              www.LBBW.de
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Autorin:
Dr. Katja Müller
Senior Analystin
+49 711 127-42106
katja.mueller@LBBW.de
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