Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung Brandenburg Sortenratgeber 2019 Körnerleguminosen Sommerölfrüchte - ISIP
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Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung Brandenburg Sortenratgeber 2019 Körnerleguminosen Sommerölfrüchte
Herausgeber: Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft (MLUL) Henning-von-Tresckow-Straße 2-13, Haus S 14467 Potsdam E-Mail: poststelle@mlul.brandenburg.de Internet: www.mlul.brandenburg.de Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung Müllroser Chaussee 54 15236 Frankfurt (Oder) Telefon: 0335 60676-2408 Telefax: 0335 60676-2404 E-Mail: poststelle@lelf.brandenburg.de Internet: www.lelf.brandenburg.de www.isip.de Redaktion: Referat Ackerbau, Grünland Bearbeiter: Herr Dr. G. Barthelmes, Herr Dr. G Ebel Tel.: 03328 436160 Fax: 03328 436118 E-Mail: Gert.Barthelmes@lelf.brandenburg.de Auflage: 700 Die Prüfungsergebnisse in den tabellarischen Übersichten dieser Drucksache wurden unter Einbeziehung von D-Standorten folgender Einrichtungen ermittelt: LELF Brandenburg, LLG Sachsen-Anhalt, Sächsisches LfULG, LFA Mecklenburg- Vorpommern, Saatzucht Steinach GmbH & Co. KG Das LELF dankt folgenden Landwirtschaftsunternehmen für die Unterstützung bei der Durch- führung der Landessortenversuche: Agrar GbR Booßen Agro Saarmund eG Agrogenossenschaft Schiffmühle eG Agrargenossenschaft Sonnewalde eG Agrargenossenschaft „Höhe“ Steinbeck eG Diese Broschüre wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Landesamtes für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung herausgegeben. Sie darf nicht während eines Wahlkampfes zum Zweck der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwahlen sowie auch für die Wahl der Mitglieder des Europäi- schen Parlaments. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevor- stehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesre- gierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. © Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung Januar 2019
1. Körnerleguminosen Der Anbau von Körnerleguminosen besitzt aus pflanzenbaulicher und technologi- scher Sicht Vorzüge. Diese bestehen vor allem in der Verbesserung der Boden- fruchtbarkeit und Bodenstruktur sowie in der Auflockerung enger Getreidefruchtfol- gen. Da die Leguminosen in der Lage sind, symbiontisch Luftstickstoff zu binden, entfallen in der Regel Kosten für eine Stickstoffdüngung, was in Abhängigkeit von der Preisentwicklung für Stickstoffdüngemittel ein stärker zu berücksichtigender Vorzug sein könnte. Die Pflanzenschutzaufwendungen beschränken sich auf die Bekämp- fung von Unkräutern und gegebenenfalls tierischen Schaderregern. Die chemische Unkrautbekämpfung bereitet allerdings häufig Probleme, indem die Wirksamkeit der im Vorauflauf einzusetzenden Bodenherbizide unter Trockenbedingungen gemindert wird und oft Spätverunkrautung auftritt. Den Vorzügen steht die im Vergleich zur Winterung geringere Wirtschaftlichkeit der Körnerleguminosen gegenüber, die besonders schwach ist, wenn die finanzielle Be- wertung der positiven Fruchtfolgewirkungen unterbleibt. Die erzielbaren Ertragsleis- tungen und Erzeugerpreise sind daher der Hauptgrund für die auf relativ geringem Niveau stagnierende Anbaufläche der Körnerleguminosen. Die Flächenentwicklung wird auch durch die EU-Regelungen im Rahmen des „Greenings“ beeinflusst (günsti- gerer Anrechnungsfaktor, Ausschluss des chemischen Pflanzenschutzes auf ökolo- gischen Vorrangflächen). In Brandenburg kommen für den Anbau vor allem Lupinen und Erbsen in Frage. Während die Lupinenfläche im Jahr 2018 ca. 10.000 ha (minus 2.300 ha zum Vor- jahr) betrug, umfasste der Anbau von Erbsen etwa 8.400 ha (unverändert gegenüber 2017). Sojabohnen wurden auf etwa 600 ha, Ackerbohnen auf rund 400 ha ange- baut. Auch bei Körnerleguminosen beeinflusst die Sortenwahl den Anbauerfolg maßgeb- lich. Neben der Ertragsleistung als Hauptkriterium sind noch weitere Merkmale von Interesse: Die Standfestigkeit ist bei allen Leguminosenarten für die Erntbarkeit bzw. Drusch- eignung und damit für die Ertragssicherheit wichtig. Vor allem bei Futtererbsen ist es gelungen, die Beziehung zwischen Pflanzenlänge und Standfestigkeit aufzuheben. Alle auf Diluvialstandorten geprüften Sorten besitzen bei mittlerer bis größerer Pflan- zenlänge eine gute Standfestigkeit. Trotzdem unterscheiden sich die Sorten in der die Druscheignung beeinflussenden Bestandeshöhe zur Ernte. Gewisse Sortenunterschiede bestehen auch in der Platzfestigkeit der Hülsen (z.B. bei Blauen Lupinen). Allerdings ist der Einfluss von Erntewitterung, Druschtermin und Maschineneinstellung unter Praxisbedingungen weit größer als der Sorteneinfluss. Sorten, die ihren Ertrag vorrangig über eine hohe Tausendkornmasse realisieren, können auf Trockenstandorten je nach Zeitpunkt der Trockenphase mit geringerer Ertragsstabilität reagieren, da das Risiko von Mindererträgen bei witterungsbedingt niedriger TKM höher ist. Vor allem beeinflusst die TKM jedoch die Saatgutkosten. Kleinkörnigere Sorten bieten hier gewisse Vorteile. Erbsen schneiden im Saatgut- preis im Vergleich mit den anderen Leguminosenarten noch relativ günstig ab, ob- 3
wohl das Preisniveau deutlich über dem anderer Pflanzenarten liegt. Höhere Saat- gutkosten bedeuten jedoch nicht, grundsätzlich auf den Anbau großkörniger Sorten zu verzichten. Für die Sortenwahl bleibt die Abwägung aller Sorteneigenschaften entscheidend. Das Blühverhalten hat durch Beginn und Dauer der wassersensiblen Blühphase bei allen Leguminosenarten Einfluss auf die Ertragsstabilität. Erbsensorten mit späterem Blühbeginn und längerer Blühdauer können mit Ertragseinbußen reagieren, wenn die Bestände bei anhaltender Trockenheit die Blüte schnell durchlaufen und vorzeitig reifen. Bei Lupinen können besonders in feucht-kühlen Sommern eine lange anhal- tende Blüte sowie viele Nachblüher die Ernte verzögern. Der Rohproteingehalt ist nur für Anbauer von Interesse, die die Leguminosen im eigenen Betrieb verfüttern. Bei Vermarktung an die Mischfutterindustrie wird dieses Merkmal erst Beachtung finden, wenn dadurch der Erzeugerpreis beeinflusst wird. Die Leguminosenarten unterscheiden sich im Rohproteingehalt (Basis 86 % TS), der bei Blauen Lupinen ca. 25 bis >30 % beträgt und bei Futtererbsen im Bereich von ca. 18 bis 23 % liegt. Sojabohnen erreichen Rohproteingehalte zwischen 35 und 40 %, manche Sorten auch > 40 %. Innerhalb der Arten bestehen gewisse Sortenunter- schiede. 1.1 Körnerfuttererbse Die wichtigsten Kriterien der Sortenwahl bestehen in der Ertragshöhe und –stabilität sowie Standfestigkeit und Erntbarkeit der Bestände. Maßstab für letzteres ist die Be- standeshöhe vor Ernte, die die Strohstabilität kennzeichnet. Bei niederschlagsreicher Witterung werden die Sortenunterschiede in der Standfestigkeit und der Bestandes- höhe zur Ernte besonders deutlich, insbesondere auf besseren Böden. Gute Stand- festigkeit ist nicht nur für die Druscheignung entscheidend, sondern auch für die Mi- nimierung von Vorernteverlusten. Bei lagernden, stark zusammengebrochenen Be- ständen besteht die Gefahr, dass reife Samen bei Feuchtigkeit wieder quellen und dadurch die schon trockenen Hülsen platzen. In Trockenjahren treten diese Unter- schiede allerdings eher in den Hintergrund, insbesondere auf leichten Böden. In einzelnen Jahren traten Falscher Mehltau, Erbsenrost und Fußkrankheiten auf. Die Befallsintensität war stark jahres- und standortabhängig, während die Unterschiede in der Anfälligkeit zwischen den Sorten gering sind. Der Fungizideinsatz ist in der Regel nicht wirtschaftlich. Auf den jahresabhängig schwankenden Befall mit Erbsen- wicklern ist zu achten, was besonders für den Vermehrungsanbau gilt. Seit mehreren Jahren hat sich in Brandenburg der Vertragsanbau zur Erzeugung von Erbsenstärke und weiteren Verarbeitungsprodukten etabliert. 4
Die für den Anbau 2019 geeigneten Sorten werden wie folgt eingeschätzt: Alvesta erzielte bei günstiger Stabilität mehrjährig gute bis mittlere Erträge. (2008) In Verbindung mit guter Standfestigkeit erreichen die Bestandeshöhe zur Ernte und der RP-Gehalt durchschnittliches Niveau. Sie reift früh. Astronaute gehört zu den ertragsstärksten und recht ertragsstabilen Sorten. (2013) Auch in der Standfestigkeit kann sie überzeugen. Die Bestandshöhe zur Ernte liegt im mittleren Bereich. Astronaute reift zeitig und verfügt über einen günstigen RP-Gehalt. Tab. 1: Landessortenversuche Körnerfuttererbse 2016-2018 (Anbaugebiet D-Standorte) Sortiment Pflan- Standfestig- TKM RP- Samenertrag relativ zen- keit/Bestandes- Gehalt (86 % TS) länge höhe zur Ernte Jahr 2016 2017 2018 16 - 18 Anz. Vers. 4 2 4 10 BB dt/ha 36,8 39,4 17,0 30,4 Alvesta 102 100 105 102 + ++ / 0 + 0 Astronaute 104 104 102 104 + +++ / 0 + + Respect 93 96 93 95 ++ +++ / 0+ + 0 LG Amigo 97 105 0 ++ / 0 0 0 LG Ajax 103 + +++ / - 0 + Safran 100 +++ +++ / + ++ 0 BB = Bezugsbasis +++ = sehr hoch 0 = mittel ++ = hoch - = gering 5
1.2 Blaue Lupine Die Schmalblättrige (Blaue) Lupine ist seit Jahren die verbreitetste Lupinenart auf leichten Sandböden. Die Anbaufläche in Brandenburg betrug 2018 ca. 10.000 ha. Etwa die Hälfte der Fläche entfällt auf den ökologischen Landbau. Die Eiweißgehalte der Blauen Lupinen übertreffen die der Erbsen häufig um ca. 10 bis 15 % und auch die Eiweißerträge können je nach Standortbedingungen höher als bei Erbsen sein. Neben der Verwendung als Futtermittel besteht seit einiger Zeit die Möglichkeit, Lupineneiweiß für die menschliche Ernährung im Vertragsanbau zu pro- duzieren. Nachteilig im Hinblick auf die Druscheignung der Blauen Lupinen sind vor allem die vergleichsweise geringe Hülsenplatzfestigkeit mit entsprechenden Vorernte- und Ern- teverlusten sowie die dadurch verhältnismäßig kurze optimale Druschzeitspanne. Trotz züchterischer Bemühungen zur Verbesserung dieses Merkmals bleiben die Maßnahmen zur Verlustsenkung während des Drusches unter Praxisbedingungen entscheidend (z.B. Überständigkeit vermeiden, niedrige Trommeldrehzahl, kein Drusch in den Mittagsstunden, nach Möglichkeit kein Haspeleinsatz). Ertragsunterschiede bestehen vor allem zwischen dem verzweigenden Normaltyp und dem determinierten Sortentyp, jedoch weniger innerhalb dieser Gruppen. Die determinierten Sorten besitzen endständige Hülsen und verzweigen sich nicht wie Normaltypen, was eine um ca. 20 % erhöhte Saatstärke erfordert. Die Vorteile dieses Sortentyps (frühere Abreife als Normaltypen, beste Standfestigkeit) wiegen die Nachteile (ca. 5 bis 10 % geringere Erträge im Vergleich zu den besten verzwei- genden Sorten, höhere Saatgutkosten) unter durchschnittlichen Brandenburger Standortbedingungen im Mittel der Jahre meist nicht auf. In feucht-kühlen Jahren können jedoch die o.g. Eigenschaften des determinierten Sortentyps auch vorteilhaft sein. Folgende Sorten werden für den Anbau 2019 empfohlen: Boregine ist bewährt und weist mehrjährig stabil gute Erträge auf. Sie ist (2003) weiß blühend, großkörnig und besitzt eine ausreichende Stand- festigkeit. Der Eiweißgehalt ist geringer. Boregine reift mittelfrüh. Mirabor wird aufgrund ihrer stabil guten Samenerträge auf D-Standorten (2013) empfohlen, wobei sie im mehrjährigen Mittel Boregine übertraf. Mirabor blüht weiß, ist bei mittlerem RP-Gehalt großkörnig und reift mittelfrüh. Die Standfestigkeit ist nur mäßig, für leichte Bö- den aber in der Regel ausreichend. Probor Die kleinkörnige Sorte lag im Samenertrag mehrjährig etwas un- (2005) ter dem Bezugsmittel. Die Standfestigkeit ist ausreichend. Auf- grund des höheren Eiweißgehaltes ist sie vorrangig für die be- triebseigene Verwertung zu empfehlen. 6
Boruta ist eine bewährte determinierte Sorte. Sie blüht weiß und reift (2001) gleichmäßiger und etwas früher als die verzweigenden Sorten. Boruta verfügt über eine gute Standfestigkeit. Die Erträge blieben im Mittel ca. 10 bis 15 % unter den besten verzweigenden Sor- ten. Witterungsbedingt waren im Jahr 2018 die LSV Blaue Lupine im Anbaugebiet D- Standorte nicht wertbar, so dass Tabelle 2 die Ergebnisse des Zeitraums 2015 bis 2017 enthält. Tab. 2: Landessortenversuche Blaue Lupine 2015-2017 (Anbaugebiet D-Standorte) Samenertrag Stand- Sortiment Note TKM RP Reife relativ (86 % TS) festigkeit BSL1) Jahr 2015 2016 2017 15-17 Anz. Vers. 3 4 4 11 BB dt/ha 21,5 20,3 22,1 21,3 Verzweigender Sortentyp Boregine 99 101 109 103 8 0+ + 0- mittel Probor 96 100 93 96 6 0 -- ++ mittel Mirabor 112 105 109 108 7 - + 0 mittel Lila Baer 89 82 4 0+ 0 + mittel Bolero 7 - 0 0 früher Carabor 7 + 0 - mittel Determinierter Sortentyp Boruta 93 95 89 92 6 ++ -- 0 früher BB = Bezugsbasis ++ = hoch 0 = mittel - = gering 1) Note Samenertrag Beschreibende Sortenliste (BSL) 2018 4 = gering bis mittel 6 = mittel bis hoch 7 = hoch 8 = hoch bis sehr hoch 7
1.3 Sojabohne Der Anbau von Sojabohnen wurde in den vergangenen Jahren in Deutschland aus- geweitet und lag zuletzt bei mehr als 24.000 ha. Der Anbauschwerpunkt befindet sich in Süddeutschland, was unter anderem klimatisch bedingt ist. Aber auch in den Gunstlagen Ostdeutschlands findet der Anbau Interesse. In Brandenburg gibt es seit einigen Jahren lokalen Anbau, sowohl in konventioneller als auch in ökologischer Produktion. Die Anbaufläche betrug im Jahr 2018 ca. 600 ha. Günstige Vermarktungsmöglichkeiten bestehen besonders für ökologisch erzeugte Ware, sowohl für die Verwertung als Tierfutter als auch für die Lebensmittel- herstellung (z.B. Tofuprodukte). Wenn Soja als konventionell erzeugte Handelsware vermarktet werden soll, sind vor dem Anbau die Konditionen zu klären, da die Wirt- schaftlichkeit stark vom erzielbaren Erzeugerpreis abhängt. Vorteile kann die inner- betriebliche Verwertung der Sojabohne als protein- und fettreiches Futtermittel bie- ten. In der Schweine- und Geflügelfütterung ist dabei zu berücksichtigen, dass eine Wärmebehandlung (Toasten) der Bohnen zur Verbesserung der Verdaulichkeit erfor- derlich ist. Bei Verfütterung an Wiederkäuer ist dagegen ein Schroten bzw. Quet- schen ausreichend. Die Temperaturansprüche früher Sojasorten sind mit denen mittelfrüher Körnermais- sorten vergleichbar und werden in Brandenburg vor allem in den mittleren, östlichen und südlichen Landesteilen erfüllt. Die Vegetationsdauer früher Sorten beträgt etwa 140 bis 150 Tage. Bei Aussaat zwischen zweiter Aprilhälfte und Anfang Mai ist mit der Ernte ab zweiter Septemberhälfte zu rechnen, die aber häufig auch erst im Laufe des Oktobers möglich ist und gegebenenfalls die Nachtrocknung des Ernteguts er- forderlich macht. Anders als die zur sicheren Reife früher Sorten benötigte Temperatursumme ist in Brandenburg das Wasserdefizit während der Blüte und beginnenden Kornfüllung in vielen Jahren der ertragsbegrenzende Faktor. Der Anbau auf nicht zu leichten Böden und Zusatzbewässerung wirken hier stabilisierend. Neben der Verwendung ausreichend früher Sorten sind für den Anbauerfolg die Saatgutimpfung, die Unkrautbekämpfung und eine verlustarme Ernte entscheidend. Da die spezifischen Knöllchenbakterien der Sojabohne nicht natürlicherweise in den heimischen Böden vorkommen, muss das Saatgut zur Aussaat mit einem entspre- chenden Rhizobienpräparat geimpft werden, um eine schnell eintretende Symbiose zwischen Leguminose und Bakterien zu ermöglichen und die Jugendentwicklung der Sojapflanzen zu fördern. Da in dieser Phase auch eine geringe Konkurrenzkraft ge- genüber Unkräutern besteht, ist eine erfolgreiche Unkrautregulierung besonders wichtig. Die Empfindlichkeit einiger Sorten gegenüber dem Wirkstoff Metribuzin ist dabei zu beachten. Der tiefe Ansatz der ältesten Hülsen an der Sojapflanze erfordert im Interesse gerin- ger Vorernteverluste eine möglichst flache Schneidwerksführung beim Drusch, so dass steinarme Böden und der Einsatz von Flexschneidwerken vorteilhaft sind. Bei der Sortenwahl ist zu beachten, dass Kornertrag und Frühreife in negativer Be- ziehung zueinander stehen. Zur Verringerung des Anbaurisikos sollten unter Bran- denburger Bedingungen früh reifende Sorten (000-Sorten) mit möglichst guter Er- tragsleistung und –stabilität gewählt werden. Außerdem ist sowohl für die Verfütte- rung als auch für die Lebensmittelherstellung ein möglichst hoher Rohproteingehalt 8
von Interesse. Im Falle des Sojaanbaus für die Tofuherstellung ist der Proteingehalt preisbildend. Angestrebt werden hierfür mit speziell geeigneten Sorten 42 bis 45 % in der Trockenmasse. Von den geprüften Sorten erscheinen unter Abwägung aller Eigenschaften beson- ders Lissabon und Amarok für den Anbau auf D-Standorten geeignet. Aber auch Merlin, Sirelia, Solena, Obelix und Viola kommen in Frage, wobei auch die Saat- gutverfügbarkeit entscheidend ist. Witterungsbedingt waren im Jahr 2018 die LSV Sojabohne im Anbaugebiet D- Standorte nicht wertbar, so dass Tabelle 3 die Ergebnisse des Zeitraums 2015 bis 2017 enthält. Tab. 3: Landessortenversuche Sojabohne 2015-2017 (Anbaugebiet D-Standorte) Pflan- Stand- Samenertrag relativ Öl- RP- Sortiment zen- festig- TKM Gehalt Gehalt (86 % TS) länge keit Jahr 2015 2016 2017 15 - 17 15 - 17 15 - 17 15 - 17 15 - 17 Anz. Vers. 1 3 3 7 BB dt/ha 28,2 27,6 31,5 29,4 83 cm 199 g 17,2 % 36,7 % Amarok 109 95 122 109 0 0+ - 0 0 Lissabon 111 110 104 107 - ++ - + -- Merlin 75 98 100 96 - ++ -- ++ - Obelix 92 103 104 102 (0-) (++) (++) (+) (-) Sirelia 102 100 97 99 0 + 0- + - Solena 100 97 97 97 0 + 0- 0 0 Sultana 103 105 71 89 - ++ 0- + + Viola 109 92 106 101 0 0 -- (0) 0 Abelina 96 111 0 0 - + 0- ES Comandor 105 100 - ++ + 0- + Coraline 109 + 0- -- 0 0+ RGT Shouna 110 0 ++ - 0- 0+ Regina 96 0- ++ ++ 0- + Toutatis 111 0 +++ 0 + - Reifeeinstufung aller Sorten = 000 BB = Bezugsbasis ++ = sehr hoch 0 = mittel + = hoch - = gering ( ) vorläufige Einschätzung 9
2. Sommerölfrüchte 2.1 Sonnenblumen In Brandenburg befindet sich mit knapp 60 % Anteil die größte deutsche Anbauregi- on für Sonnenblumen. Im Jahr 2018 betrug die Fläche ca. 10.300 ha. Der in den vergangenen Jahren auch in Brandenburg zu beobachtende Anbaurückgang setzte sich nicht fort, wenngleich der noch vor 10 Jahren bestehende Flächenumfang von ca. 18.000 ha nicht mehr erreicht wird. Vor allem auf leichten Böden, auf denen Raps keine stabilen Ertragsvorteile bietet, können Sonnenblumen wegen geringerer variabler Kosten wettbewerbsfähige De- ckungsbeiträge erzielen. Der Vertragsanbau von High-oleic-Sonnenblumen ist seit Jahren etabliert und wirkt anbaustabilisierend. Hingegen war der Anbau konventioneller Sonnenblumen rück- läufig. Auch der Vertragsanbau von gestreiftsamigen Sorten für die Vogelfutterpro- duktion besitzt in einzelnen Jahren begrenzte Bedeutung. Wichtigste Voraussetzung für einen erfolgreichen Sonnenblumenanbau sind klima- tisch geeignete Standorte, die eine sichere Abreife zulassen. Die Temperatursumme zwischen April und September sollte mindestens 1450 °C (Basiswert 6 °C) betragen. Der Anbauschwerpunkt liegt im östlichen und südlichen Brandenburg. Wichtigstes Kriterium der Sortenwahl ist neben dem Ertrag eine standortangepasste, sichere Reife. Dabei ist der Kompromiss zwischen ausreichend früher Reife, Ertrag und Ölgehalt zu finden, da diese Merkmale häufig in negativer Beziehung zueinander stehen. Die größte Sicherheit und Ausgewogenheit bieten mittelfrühe Sorten. Neben der Ertragsfähigkeit sind der Ölgehalt sowie Standfestigkeit und Krankheitstoleranz (Botrytis, Sclerotinia) bei der Sortenwahl zu beachten. Bei entsprechendem Preisni- veau kann der Vertragsanbau von gestreiftsamigen Sorten wirtschaftlich interessant sein. Zu beachten ist, dass die in diesem Segment vor einigen Jahren geprüften Sor- ten Ertragsnachteile von 10 bis 30 % gegenüber den besten schwarzsamigen Sorten aufwiesen. Für den Vertragsanbau von High-oleic-Sorten ist das Erreichen von mindestens 83% Ölsäuregehalt im Gesamtfettsäuregehalt bei nicht zu später Reife entscheidend. Es stehen mehrere Sorten zur Verfügung, die ihre Eignung im Hinblick auf Ertrag, Quali- tät und Reife unter Beweis gestellt haben. 10
Folgende Sorten werden für den Anbau 2019 empfohlen: Konventionelle Sorten NK Delfi ist eine langjährig bewährte, ertragreiche und –stabile Sorte. Sie ist langwüchsig, geringfügig später reifend und zeichnet sich durch gute Krankheitstoleranz und Standfestigkeit aus. Der Ölgehalt ist mittel. ES Columbella erreichte bei meist durchschnittlichem Ölgehalt gute bis mittlere Er träge. Sie ist mittellang und reift früh. Standfestigkeit und Krankheits anfälligkeit zeigen mittleres Niveau. RGT Volluto zeigte überdurchschnittliche Ölgehalte bei etwas geringerem Sa- menertrag und erzielte dabei günstige Ölerträge. Pflanzenlänge, Standfestigkeit und Krankheitstoleranz sind mittel. Tab. 4: EU-Sortenversuche Sonnenblume (konventionell) 2017 - 2018 (Mittelwerte der bundesweiten EU-Sortenversuche) Samenertrag Ölgehalt % Sortiment relativ (91% TS) (91% TS) Jahr 17 18 17/18 17 18 17/18 Anz. Vers. 7 5 12 7 7 14 BB absolut 45,0 38,2 41,6 45,2 43,3 44,3 NK Delfi 100 103 102 45,5 42,8 44,2 ES Columbella 101 100 100 45,3 43,0 44,2 SY Vivacio 97 97 97 46,5 44,0 45,3 ES Violetta 99 - - 44,9 - - RGT Volluto 96 93 94 48,4 45,3 46,8 ES Savana 93 101 97 45,8 43,0 44,4 P 62 LE 122 * 91 - - 45,7 - - ES Regata - 87 - - 44,6 - Sumiko * - 94 - - 44,7 - P 63 LL 124 - 97 - - 45,5 - BB = Bezugsbasis * = Toleranz gegenüber dem herbiziden Wirkstoff Tribenuron 11
Einschätzung mehrjährig geprüfter High-oleic-Sorten SY Valeo verbindet ein gutes Ertragsniveau mit günstigen Ölsäuregehal- ten und mittelfrüher Reife. Der Ölgehalt liegt im mittleren Bereich. Standfestigkeit und Krankheitstoleranz der etwas längeren Sorte sind mittel. ES Unic besitzt ein gutes Ertragspotenzial und erzielte stabil hohe Ölsäu- regehalte von über 90 %. Sie ist langwüchsig und reift mittelfrüh. Im Ölgehalt blieb sie allerdings deutlich hinter anderen Sorten zurück. Standfestigkeit und Krankheitsanfälligkeit sind durch- schnittlich. ES Ethic wies gute bis mittlere Erträge bei hohen Ölsäuregehalten in Ver- bindung mit mittelfrüher Reife nach. Auch der Ölgehalt ist güns- tig. Allerdings wurden in einzelnen Jahren Botrytis, eine bei grö- ßerer Pflanzenlänge nicht immer überzeugende Standfestigkeit und eine stärkere Neigung zur Seitentriebbildung auffällig. ES Idillic zeigte gute Korn- und Ölerträge bei im mittleren Bereich liegen- den Ölgehalt. Der Ölsäuregehalt erreichte nicht das hohe Niveau von ES Unic und ES Ethic. Die etwas kürzere Sorte zeichnet sich durch gute Standfestigkeit und zeitige Reife aus. RGT Llincoln brachte durchschnittliche Kornerträge, wobei Vorteile im Ölgehalt und Ölertrag bestehen. Der Ölsäuregehalt übertraf zwar den Grenzwert sicher, war aber der geringste des geprüften Sorti- ments. Die Standfestigkeit der kürzeren, mittelfrüh reifenden Sor- te ist günstig. P 63 HH 111 erwies sich als Sorte mit stabil mittlerem Kornertragsniveau. Im Ölgehalt übertraf sie die mitgeprüften Sorten sehr deutlich, wo- raus gute Ölerträge resultierten. Auch im Ölsäuregehalt gehört sie zu den besten Sorten. P 63 HH 111 ist mittellang, standfest und reift mittelfrüh. 12
Tab. 5: EU-Sortenversuche High-oleic-Sonnenblume 2017 - 2018 (Mittelwerte der bundesweiten EU-Sortenversuche) Sortiment Samenertrag Ölgehalt% Ölsäure relativ (91% TS) % i. Öl (91% TS) Jahr 17 18 17/18 17 18 17/18 17 18 17/18 Anz. Vers. 8 5 13 8 5 13 8 5 13 BB absolut 39,1 39,5 39,2 46,4 44,7 45,6 89,8 89,7 89,7 SY Valeo 101 98 100 46,5 45,5 46,0 88,7 88,4 88,5 ES Unic 99 103 101 44,9 42,6 43,7 90,1 90,2 90,1 ES Ethic 100 99 99 47,9 45,9 46,9 90,6 90,6 90,6 ES Idillic 102 103 102 46,9 43,8 45,3 86,3 88,9 87,6 RGT Llincoln 99 101 100 48,3 46,7 47,5 85,1 87,9 86,5 P 63 HH 111 99 99 99 48,8 47,9 48,3 88,4 90,8 89,6 RGT Rivollia 101 - - 49,0 - - 81,5 - - P 64 HH 123 - 99 - - 45,9 - - 91,4 - 13
Tab. 6: Ausgewählte Eigenschaften der Sonnenblumensorten Sortiment Ölgehalt Ölsäure- Reife Stand- Toleranz gegen gehalt festigkeit Botry- Sclero- HO-Sorten tis tinia Konventionelle Sorten NK Delfi 0 mittel ++ 0 0 ES Columbella 0 früher + 0 0 SY Vivacio 0+ mittel 0+ 0 0+ ES Violetta 0 mittel + 0 0 RGT Volluto ++ mittel + 0 0 ES Savana 0 früher 0 0 0 P 62 LE 122 * 0+ mittel 0 0 0 ES Regata + mittel + 0 0 Sumiko * + mittel- + 0 0 später P 63 LL 124 ++ mittel + 0 0 High-oleic-Sorten SY Valeo 0 ++ mittel 0+ 0 0 ES Unic** -- ++ mittel 0 0 0 ES Ethic + ++ mittel 0- 0 0 ES Idillic - + mittel + 0 0 RGT Llincoln + + mittel + 0 0 P 63 HH 111 ++ ++ mittel + 0 0 RGT Rivollia ++ - mittel 0- 0- 0- P 64 HH 123 + ++ mittel 0- 0 + = gut 0 = mittel - = gering * = Toleranz gegenüber dem herbiziden Wirkstoff Tribenuron **= Toleranz gegenüber dem herbiziden Wirkstoff Imazamox 14
2.2 Öllein Die Anbaufläche von Öllein im Jahr 2018 betrug in Brandenburg zirka 1.500 ha. Im Anbau dominieren braunsamige Sorten. In einzelnen Jahren spielt lokal auch der Vertragsanbau von Speiselein eine Rolle. Voraussetzung ist, dass die vereinbarten Preise die ertraglichen Nachteile der für diesen Verwendungszweck geeigneten gelbsamigen Sorten kompensieren. Die Ölleinerträge unterliegen gerade auf leichten Sandböden in Abhängigkeit von der Jahreswitterung größeren Schwankungen. Dies war auch in den Landessortenversu- chen der Fall, wo die Erträge im Mittel etwa 20 dt/ha erreichten. Eine Mindestniederschlagsmenge muss auch bei Öllein für ein gutes Ertragsniveau und ausreichende Leistungsstabilität gesichert sein. Sie sollte ca. 120 mm in den Monaten Mai und Juni betragen. Der Erfolg des Leinanbaus hängt jahresabhängig häufig von der Bekämpfung des Leinerdflohs ab, der bei starkem Befall schnell zum Totalausfall in den gerade auflaufenden Leinbeständen führen kann. Neben dem Ertrag sollte bei der Sortenwahl auch der Ölgehalt Berücksichtigung fin- den, sofern er auf der Basis von 38 % Einfluss auf die Preisbildung nimmt. Dies ist jedoch am Markt meist nicht der Fall. Der Ölgehalt einer Sorte ist stark genetisch be- dingt. Während die absolute Höhe des Ölgehaltes durch die jeweiligen Umweltbedin- gungen variiert wird, bleibt die Relation zwischen den Sorten stabil. Weitere wichtige Sorteneigenschaften sind Standfestigkeit und Reifeverzögerung des Strohes, die die Druscheignung beeinflussen. Während die Standfestigkeit auf leich- ten Böden eher in den Hintergrund tritt, kann grünes, zähes Stroh mit Zwiewuchs und wiederholtem Nachblühen besonders in Jahren mit feuchten Bedingungen zur Reife den Mähdrusch behindern. Die Sortenwahl wird stark durch die Saatgutverfügbarkeit beeinflusst. Eine verbreitete Standardsorte ist Lirina, die durchschnittliche Erträge erreicht. Als Sorte mit späterer Strohreife überzeugte sie vor allem auch in Trockenjahren und besitzt bei mittlerer Standfestigkeit einen sehr guten Ölgehalt. Als ertragsstarke Sor- ten erwiesen sich Serenade (geringerer Ölgehalt, mittlere Standfestigkeit, weißblü- hend) und Festival (guter Ölgehalt, mittlere Standfestigkeit). Gelbleinsorten sind für den Vertragsanbau geeignet. Die geprüften Sorten lagen im Ertrag ca. 10 bis 20 % unter den besten braunsamigen Sorten und rangierten auch im Ölgehalt unter dem Sortimentsdurchschnitt. Im Jahr 2015 wurde in diesem Seg- ment die Sorte Goldstern in Deutschland zugelassen. Sie ist im Vergleich zu den Standardsorten Ingot und Scorpion deutlich großsamiger, wird im Ertrag jedoch schwächer bewertet. Witterungsbedingt waren im Jahr 2018 die LSV Öllein im Anbaugebiet D-Standorte nicht wertbar, so dass Tabelle 7 die Ergebnisse des Zeitraums 2015 bis 2017 enthält. 15
Tab. 7: Landessortenversuche Öllein 2015-2017 (Anbaugebiet D-Standorte) Sortiment Samenertrag Ölgehalt Stand- Reifeverzö- relativ festigkeit gerung Stroh (91 % TS) Jahr 2015 2016 2017 Anz. Vers. 2 1 2 BB dt/ha 19,5 27,1 13,2 38,0 % Lirina 102 100 101 ++ 0 mittel/stärker Serenade 96 107 101 - 0+ mittel Bingo 101 94 97 -- + stärker Galaad 91 84 0- 0+ stärker Ingot * 85 80 0- 0+ mittel Festival 109 101 0 0 stärker Solal 74 + + mittel BB = Bezugsbasis (Mittel der dreijährig orthogonal geprüften Sorten) ++ hoch 0 mittel - gering * = gelbsamige Sorte 16
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