Ernährungsratgeber Herz und Gefäße - Genießen erlaubt - Sven David Müller
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Sven-David Müller-Nothmann Christiane Weißenberger Ernährungsratgeber Herz und Gefäße – Genießen erlaubt Richtig essen und trinken gegen Bluthochdruck sowie erhöhte Blutfettwerte HerzundGefaesse neu.indd 3 20.02.2008 17:54:51 Uhr
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-89993-546-2 Anschrift der Autoren: Sven-David Müller-Nothmann Wielandstraße 3 10625 Berlin E-mail: info@svendavidmueller.de Christiane Weißenberger Lärchenstraße 15 97440 Werneck E-Mail: Christiane.Weissenberger@Weissenberger-finanz.de Fotos: 62621: 24; Monika Adamczyk: 64; AGphotographer: 98; amridesign: 15; „Arbeitskreis Omega-3 e. V.“: 23; Andrey Armyagov: 38; arnowssr: 110; Stephanie Bandmann: 93; Ewa Brozek: 73; Magdalena Bujak: 45; diego cervo: 30; Norman Chan: 50; Yanik Chauvin: 53; Comstock: 5 (unten), 35; HD Connelly: 62; Danil: 141; Alessandro D’esposito: 66; evgenyb: 43; matthias fährmann: 42; Michael Flippo: 54; foto.fred: 40, 48; Liv Friis-larsen: 101; Andreas Gayer: 83; Getty Images: Titelbild rechts, 29; Eric Gevaert: 13; Sandra Gligorijevic: 28; Slawomir Jastrzebski: 99; jesse: 31; JoshuaCreative: 52; wolfgang Kabisch: 68; KSR: 25; robert lerich: 51, 109; Philippe LERIDON: 59; Arturo LimÛn: 128; Olga Lyubkina: 5 (links), 55; manolito: 41; Sébastien Maurer: 34; Tom Mc Nemar: 17; Monika 3 Steps Ahead: 39; Marzius: 142; Aga & Miko Materne: 115; Medtronic GmbH: 16; MEV: 63, 74, 116, 146; monregard: 131; moonrun: 125; Arpad Nagy-Bagoly: 112; Linda Ni Daltúin: 33; Jovan Nikolic: 87, 96, 117; Monika Olszewska: 70; Kristian Peetz: 84; giuseppe porzani: 108; Birgit Reitz-Hofmann: 67; Michael Röhrich: 58; Elvira Schäfer: 134; kristian sekulic: 26; Olga Shelego: 118; Michaela Stejskalová: 46; raymond tellier: 56; vincent go: 21; Ingo Wandmacher: Titelbild links, Umschlagklappe vorn innen, 5 (Mitte und rechts), 60, 61, 65, 69, 71, 75, 79, 81, 89, 91, 92, 94, 95, 97, 103, 107, 114, 119, 120, 121, 123, 124, 126, 127, 129, 130, 133, 135, 137, 139, 143; Maria Yfanti: 19 Abkürzungen: getr. = getrocknet a. D. = aus der Dose gF = gesättigte Fettsäuren e. V. = eingetragener Verein kcal = Kilokalorien EL = Esslöffel kg = Kilogramm eF = einfach ungesättigte Fettsäuren kJ = Kilojoule (4,18 Kilojoule = F. i. Tr. = Fettgehalt in der Trockenmasse 1 Kilokalorie) g = Gramm mF = mehrfach ungesättigte Fettsäuren geh. = gehackt mg = Milligramm gem. = gemahlen ml = Milliliter ger. = gerieben Pck. = Päckchen gestr. = gestrichen TL = Teelöffel © 2008 Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden. Gestaltung: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Satz: Die Feder GmbH, Wetzlar Druck und Bindung: Schlütersche Druck GmbH & Co. KG, Langenhagen HerzundGefaesse neu.indd 4 20.02.2008 17:54:52 Uhr
Inhalt Vorwort ................... 7 Geleitwort ................ 9 Richtig essen und trinken Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 bei Herz- und Gefäß- Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . 35 sind Volkskrankheiten . . . . . . . . . . . 11 Das richtige Gewicht . . . . . . . . . . . . 35 Wie Herz und Gefäße Der Energiebedarf . . . . . . . . . . . . . 37 funktionieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Abnehmen ist nicht schwer! . . . . . . 37 Das Herz – der Motor des Kohlenhydrate sind wichtig . . . . . . . 37 Lebens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Fette in der herzgesunden Das Transportsystem: Ernährung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 die Blutgefäße . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Mythos Cholesterin . . . . . . . . . . . . . 44 Risikofaktoren für Herz und Eiweiß – ein wichtiger Nährstoff . . . 50 Gefäße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Vitamine und Mineralstoffe . . . . . . . 51 Risikofaktor Bluthochdruck . . . . . . . 18 Richtig trinken . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Risikofaktor Arteriosklerose . . . . . . . 22 Erkrankungen der Venen . . . . . . . . . 25 Vitale Frühstücke . . . . . . . . . 55 Bei Schlaganfall besteht Morgensonne . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Lebensgefahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Muntermacher . . . . . . . . . . . . . . . 57 Herzinfarkt – was ist das? . . . . . . . . 28 Fruchtbombe . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Herzrhythmusstörungen . . . . . . . . . 31 Frischkornmüsli . . . . . . . . . . . . . . 59 Mehr Bewegung schützt Herz Kräutermüsli . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 und Gefäße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Bananenschaummüsli . . . . . . . . . . 62 Nikotin schädigt das Frühstückshörnchen . . . . . . . . . . . 63 Herz-Kreislauf-System . . . . . . . . . . . 34 Apfel-Möhren-Rohkost . . . . . . . . . 64 Matjesaufstrich . . . . . . . . . . . . . . . 66 Gemüseaufstrich . . . . . . . . . . . . . 68 Pausenbrot „pro-activ“ . . . . . . . . 70 Herzhafte Mittagessen ... 71 Roggenklößchensuppe . . . . . . . . . 72 Möhrensuppe mit Kresse . . . . . . . 74 Wirsingeintopf . . . . . . . . . . . . . . . 76 Gazpacho mit würzigen Croûtons . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Kürbissuppe mit Kräuter- Croûtons . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Bunter Gemüseauflauf mit Maisgrieß . . . . . . . . . . . . . . . . 80 왘왘 5 HerzundGefaesse neu.indd 5 20.02.2008 17:54:54 Uhr
Spinatdip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Kichererbsenpaste . . . . . . . . . . . . 118 Bandnudeln mit Spinat . . . . . . . . . 81 Handkäs’ mit Musik . . . . . . . . . . . 119 Pasta e fagioli . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Avocadocreme . . . . . . . . . . . . . . . 120 Gebackene Kartoffeln . . . . . . . . . 85 Rote-Linsen-Pâte . . . . . . . . . . . . . 122 Herbstliches Risotto . . . . . . . . . . . 86 Sprossenaufstrich . . . . . . . . . . . . . 123 Kürbiskernpesto . . . . . . . . . . . . . . 87 Scampibruschetta . . . . . . . . . . . . . 124 Gefüllte Zwiebeln . . . . . . . . . . . . . 88 Holsteiner Schinkenschnitte . . . . . 125 Lauchtorte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Lachs mit Mangodressing . . . . . . 126 Lasagne mit Getreide- und Grünes Cremesüppchen . . . . . . . 128 Schafskäsefüllung . . . . . . . . . . . . . 92 Basilikum-Zitronen-Spaghetti . . . . 129 Gemüsepaella . . . . . . . . . . . . . . . 94 Lachsstulle . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Asiatisches Pfannengericht . . . . . 96 Fenchelgratin mit Kräuterkruste . . 132 Gefüllte Paprikaschoten . . . . . . . . 98 Pfeffermakrele auf Schwarzbrot . . 134 Weißer und grüner Spargel mit Frühlingsvinaigrette . . . . . . . . 100 Süße Köstlichkeiten . . . . . . 135 Thunfisch „Provence“ . . . . . . . . . 102 Apfelkuchen mit Guss . . . . . . . . . 136 Grünkern-Kohlrouladen . . . . . . . . 104 Rübli-Muffins . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Mangoldröllchen mit pikanter Fruchtwähe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 Möhren-Roggenfüllung . . . . . . . . 105 Apfel-Quark-Auflauf . . . . . . . . . . . 141 Szegediner Fischpfanne . . . . . . . . 106 Buttermilchdessert . . . . . . . . . . . . 142 Tropischer Fruchtcocktail . . . . . . . 144 Leichte Abendessen ...... 107 Joghurt-Müsli-Schnitte . . . . . . . . . 145 Käsesalat „Peppo“ . . . . . . . . . . . . 108 Fenchel-Orangen-Salat . . . . . . . . 110 Rat und Tat ............... 147 Champignons mit Feigen Wichtige Adressen . . . . . . . . . . . . 147 auf Feldsalat . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Internetadressen . . . . . . . . . . . . . . 147 Melone mit Azukibohnen . . . . . . . 112 Buchtipps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 Sauerkraut-Weißkohl-Salat mit Birne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Autoreninfo . . . . . . . . . . . . . . . 149 Brokkolisalat . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 Auberginensalat . . . . . . . . . . . . . . 116 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 6 HerzundGefaesse neu.indd 6 20.02.2008 17:54:57 Uhr
Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, wie in allen Industriestaaten sind Herz- Kreislauf-Erkrankungen auch in Deutsch- land Volkskrankheit und Todesursache Nummer eins. Nach aktuellen Hochrech- nungen ist jährlich mit rund 147 000 Herzinfarkten bei Männern und 131 000 Infarkten bei Frauen in Deutschland zu rechnen. Die wichtigsten Risikofaktoren, die auch zum Teil einander beeinflus- sen, sind bekannt: Übergewicht, falsche frei. Mindestens zwei Drittel der Patien- Ernährungsgewohnheiten, regelmäßiger ten, die unter erhöhten Blutfettwerten Alkoholkonsum, mangelnde Bewegung, leiden, benötigen keine Medikamente, Rauchen, unzureichend behandelter Blut- sondern eine Optimierung der Lebens- hochdruck, erhöhte Blutfettwerte und weise mit mehr Bewegung und Entspan- Diabetes mellitus. Eine gesunde Lebens- nung sowie einer angepassten Ernäh- und Ernährungsweise kann diesen Krank- rungsweise. Auch bei Bluthochdruck lässt heiten jedoch vorbeugen. sich durch eine Änderung des Essens Dieses Buch zeigt Ihnen, wie Herz- und Trinkens sowie einer Veränderung und Gefäß-Krankheiten entstehen und des Lebens mehr erreichen. Die Rezepte wie Sie mit einer geeigneten Ernährungs- schmecken der ganzen Familie, tun allen therapie vorbeugen können. Das Buch gut und sind kombiniert mit hilfreichen enthält auch wichtige Informationen zu Informationen über Gefäße, Herz und den neuesten Erkenntnissen aus dem Herzinfarkt. Natürlich finden Sie auch In- Bereich der Ernährungsmedizin, den formationen über erhöhte Blutfettwerte sekundären Pflanzenstoffen (Phytosteri- und Bluthochdruck. nen), die den Cholesterinspiegel wirksam Viel Spaß dabei und „Guten Appe- senken. Es zeigt Ihnen, wie Sie durch tit!“ wünschen Ihnen bestimmte Ballaststoffe das gefäßschädi- gende LDL-Cholesterin senken können. Lecker essen und trotzdem Gutes für Herz und Gefäße tun sowie dem (er- Christiane Weißenberger neuten) Herzinfarkt und/oder Schlagan- Diätassistentin/Diabetesassistentin fall vorbeugen – unter diesem Motto steht dieses Kochbuch. Bei vielen Men- schen lassen sich Bluthochdruck und er- höhte Blutfettwerte auch ohne Medika- mente behandeln. In jedem Falle sind Sven-David Müller-Nothmann diese Maßnahmen aber nebenwirkungs- Diätassistent/Diabetesberater 7 HerzundGefaesse neu.indd 7 20.02.2008 17:54:58 Uhr
Einführung wurde – wie auch schon in den Vorjahren Herz-Kreislauf-Erkrankungen – der Tod durch eine Erkrankung des sind Volkskrankheiten Kreislaufsystems ausgelöst. Infolge von Das Herz-Kreislauf-System besteht aus Kreislauferkrankungen starben insbeson- dem Herzen als Blutpumpe und den Blut- dere ältere Menschen: Fast 91 Prozent gefäßen, in denen das Blut zu den einzel- der Verstorbenen waren über 65 Jahre nen Zellen transportiert wird. Zu den alt. Frauen starben entsprechend häu- häufigsten Erkrankungen dieses Kreis- figer an einer Kreislauferkrankung, weil laufs gehören Arteriosklerose (Arterien- sie im Durchschnitt älter werden als verkalkung), Bluthochdruck sowie Herz- Männer. Am Herzinfarkt, der zur Gruppe infarkt und Schlaganfall. Die aktuellen der Kreislauferkrankungen gehört, ver- Daten des Statistischen Bundesamtes in starben 66 179 Personen. Wiesbaden zeigen, dass Herz-Kreislauf- Ein Herzinfarkt, ein Schlaganfall Erkrankungen – weit vor Krebserkran- und arterielle Verschlusskrankheiten sind kungen – nach wie vor die wichtigste kein schicksalhaftes Ereignis, sondern Todesursache in Deutschland sind. Wie lassen sich durch gezielte Vorsorgemaß- das Statistische Bundesamt mitteilt, star- nahmen verhindern. In vielen Fällen trifft ben nach den Ergebnissen der Todesur- diese Aussage auch für erhöhte Blutfette sachenstatistik im Jahr 2005 in Deutsch- sowie Bluthochdruck zu. Damit kann land insgesamt 830 227 Personen. Bei auch den klassischen Herz-Kreislauf-Er- nahezu jedem zweiten Verstorbenen krankungen vorgebeugt werden. Am wir- Todesursachen 2005 in Deutschland Todesursachen insgesamt männlich weiblich Anzahl in % Anzahl Anzahl insgesamt 830 227 100,0 388 554 441 673 darunter: bösartige Neubildungen (Krebs) 211 396 25,5 112 066 99 330 Krankheiten des Kreislaufsystems 367 361 44,2 152 274 215 087 Myokardinfarkt (Herzinfarkt) 66 179 8,0 36 283 29 896 Krankheiten des Atmungssystems 57 742 7,0 29 332 28 410 Krankheiten des Verdauungssystems 42 787 5,2 21 369 21 418 Verletzungen, Vergiftungen und 33 024 4,0 20 353 12 671 bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen Quelle: Statistisches Bundesamt, www.destatis.de 11 HerzundGefaesse neu.indd 11 20.02.2008 17:55:03 Uhr
kungsvollsten ist es, seinen Lebensstil Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen schon in jüngeren Jahren so zu verän- kann, ist es zunächst wichtig zu wissen, dern, dass es im fortgeschrittenen Alter wie Herz und Gefäße funktionieren. nicht zur Entstehung von Gefäßveren- gungen kommen kann. Wichtig ist es ins- Das Herz – der Motor besondere, mehr Sport und Bewegung des Lebens ins Leben zu bringen. Wissenschaftlich nachgewiesen ist Das Herz liegt zwischen den beiden Lun- auch, dass Nikotin und Rauchen ein Risi- genflügeln. Es hat etwa die Größe einer kofaktor für Herz und Gefäße darstellt. Faust und wiegt bei Männern durch- Und wenn Sie schon einen Herzinfarkt schnittlich 300 Gramm, bei Frauen oder Schlaganfall hatten, sollten Sie noch 220 Gramm. Nach hinten grenzt es an viel entschiedener auf eine gesunde Le- die Speiseröhre an. Die Unterseite des bensweise achten, das heißt: Ernähren Herzens ruht auf dem Zwerchfell. Sie sich ausgewogen, gesund und relativ Das Herz ist ein muskuläres Hohl- fettarm und sorgen Sie gleichzeitig für organ, also ein Muskel, der einen Hohl- möglichst viel Bewegung, aber wenig raum hat. Durch diesen Hohlraum wird Stress. Nutzen Sie die Möglichkeiten, die das Blut vom Muskel Herz in die Arterien Ihnen beispielsweise Autogenes Training gepumpt. Das Herz fasst rund 600 bis für die Entspannung bietet. 1000 ml Blut. Ein gesundes Herz schlägt bei normaler Belastung täglich rund Wie Herz und Gefäße 85 000 bis 90 000 Mal. Im Laufe eines funktionieren durchschnittlichen Lebens schlägt das Herz über drei Milliarden Mal. In Deutschland sterben jährlich ca. Das Herz ist fast symmetrisch auf- 65 000 Menschen an einem akuten Herz- gebaut. Es wird durch eine Scheidewand infarkt. Nach wie vor steht diese Erkran- in eine rechte und eine linke Herzhälfte kung mit an der Spitze der Todesursa- unterteilt. Jede Hälfte hat zwei Räume: je chen. Angina pectoris, Herzinfarkt und einen Vorhof sowie eine Kammer. Die plötzlicher Herztod sind eine Folge von Herzklappen regeln die Flussrichtung des Arteriosklerose an den Herzkranzge- Blutes. Das Blut gelangt zunächst zur fäßen – eine Krankheit, die in der Regel rechten Herzhälfte. Von hier strömt es verschiedene Ursachen hat. Viele zehn- über ein wegführendes Gefäß (Lungen- tausend Menschen sterben durch einen arterie) zur Sauerstoffaufnahme in die Schlaganfall. Lunge. Das sauerstoffreiche Blut aus der Neben der individuellen Veranla- Lunge fließt in den Lungenvenen zur lin- gung können Übergewicht, Rauchen, ken Herzhälfte, verlässt es von hier über übermäßiger Alkoholkonsum, Bewe- die Hauptschlagader (Aorta) und strömt gungsmangel, eine Fettstoffwechsel- dann über die Körperarterien in alle Or- störung, Diabetes mellitus und vor allem gane des Körpers. Es mündet in ein Netz auch Bluthochdruck Risikofaktoren für dünnwandiger Gefäße (Kapillaren), durch den Herzinfarkt oder einen Schlaganfall die jeder Zelle des menschlichen Kör- sein. Doch um zu verstehen, wie es zum pers Nährstoffe und Sauerstoff für den 12 HerzundGefaesse neu.indd 12 20.02.2008 17:55:04 Uhr
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Stoffwechsel zur Verfügung gestellt wer- Entspannungs- und Füllungsphase. Der den. Blutdruck wird daher auch in beiden Das Herz ist als Blutpumpe der Mo- Werten angegeben, wobei in der Regel tor des Blutkreislaufs. Für die intensive der diastolische Blutdruck niedriger ist Arbeit benötigt das Herz eine gute Sauer- als der systolische Blutdruck. Die Systole stoffversorgung über die Herzkranz- gibt an, mit welchem Druck in den Arte- gefäße (Koronararterien) – Unterbre- rien das Blut vom Herzen weggepumpt chungen der Versorgung führen zu mas- wird. Die Diastole bezeichnet den Druck, siven Schäden. mit dem das Blut in den Venen zum Her- Das Zusammenziehen des Herz- zen zurückfließt. muskels, bei dem rund 70 ml Blut in den Das Herz besteht weitgehend aus Körperkreislauf gepumpt werden, be- Muskelgewebe, das durch das autonome zeichnet der Kardiologe als Systole und Nervensystem gesteuert wird. Im Elek- die nachfolgende Entspannung des Herz- trokardiogramm (EKG) werden die elek- muskels als Diastole. Die Systole ist die trischen Impulse, die die Nerven auf die Anspannungs- und Auswurfphase des Herzmuskelzellen abgeben, bildlich dar- Herzens, im Gegensatz zur Diastole, der gestellt, und der Kardiologe kann die Herzfunktion kontrollieren. Das EKG ist die völlig schmerzlose und ungefährliche Registrierung der Summe der elek- trischen Aktivitäten der Herzmuskel- fasern. Elektrokardiogramm heißt auf Deutsch Herzspannungskurve. Damit das Herz Blut in den Körper pumpen kann, zieht sich die Herzmusku- latur im rhythmischen Wechsel zusam- men und erschlafft. Dazu müssen die Tätigkeiten der verschiedenen Herzteile aufeinander abgestimmt sein. Das ge- schieht durch elektrische Impulse, die im so genannten Sinusknoten, dem „natür- lichen Herzschrittmacher“, im rechten Herzvorhof entstehen und über ein Erre- gungsleitungssystem von den Nerven auf die Muskulatur verteilt werden. Wie kann der Arzt die Herztätigkeit überprüfen? Die elektrischen Vorgänge im Herzmus- kel sind im Elektrokardiogramm (EKG) für den Kardiologen, den Facharzt für Herz- und Gefäß-Krankheiten, zu erken- Das Herz nen. Das EKG zeichnet die elektrischen 14 HerzundGefaesse neu.indd 14 20.02.2008 17:55:11 Uhr
Veränderungen auf, die durch die Erre- nahme des Herzminutenvolumens er- gungsausbreitung, nicht durch die Kon- höht den Zufluss zum arteriellen System traktion der Herzmuskeln selbst, entste- und damit den Blutdruck. hen. Es gibt unter anderem Auskunft über die Lokalisation von Herzinfarkten. Herztöne (Schallwellen, die bei der Welcher Arzt ist ideal für die Diag- Kontraktion und Erschlaffung des Her- nostik und Therapie von Herz- und zens entstehen) und Herzgeräusche hört Gefäß-Krankheiten ausgebildet? In der Arzt mit dem Stethoskop ab. Unge- erster Linie der Facharzt für Kardio- wöhnliche Herzgeräusche können Hin- logie, der sich bestens mit solchen weise auf eventuelle Erkrankungen des Krankheiten auskennt. Bei seltenen Herzens und der Herzklappen sein. Formen der Fettstoffwechsel- Der Arzt misst auch das Herzminu- störungen ist es oftmals notwendig, tenvolumen. Füllung und Kontraktion eine Spezialambulanz für Fettstoff- des Herzens wiederholen sich beim Er- wechsel (Lipidambulanz) an einer wachsenen rund 70-mal in der Minute. Universitätsklinik aufzusuchen. Mit jedem Herzschlag pumpt das Herz Menschen, die unter Bluthochdruck 70 ml Blut in die Aorta. Das Herzminu- leiden, sind bei einem Nephrolo- tenvolumen pro Minute beträgt also gen, also dem Facharzt für Nieren- knapp fünf Liter, das entspricht etwa der und Hochdruckkrankheiten, bestens gesamten Blutmenge des Menschen. Das aufgehoben. Der Gang zum Haus- zirkulierende Blutvolumen beträgt beim arzt oder Internisten ist für viele Erwachsenen durchschnittlich sieben Patienten nicht ausreichend! Prozent seines Körpergewichts. Eine Zu- 15 HerzundGefaesse neu.indd 15 20.02.2008 17:55:12 Uhr
Das Transportsystem: die Luft beim Einatmen in das Blut aufge- nommen. die Blutgefäße Arterien sind also Blutgefäße, die Das Blut erreicht über das Kreislaufsys- das Blut vom Herzen wegführen, Venen tem alle Organe und versorgt sie mit le- transportieren das Blut aus dem Körper benswichtigen Stoffen. Ohne den Trans- zum Herzen zurück. Die Arterien trans- port von Sauerstoff und Blutzucker sowie portieren sauerstoffreiches, die Venen Eiweißen, Fetten, Vitaminen, Mineralien, sauerstoffarmes Blut. In den Arterien Flüssigkeit, Stoffwechsel-Endprodukten sind 20 Prozent des Blutvolumens des und Schadstoffen könnte der mensch- Menschen vorhanden. Die größte Arte- liche Organismus nicht existieren. Dieser rie im menschlichen Organismus ist die Transport findet über das Blutgefäßsys- als Hauptschlagader bezeichnete Aorta, tem und die Lymphgefäße statt. Das Blut- die einen Durchmesser von drei Zenti- gefäßsystem ist sozusagen die „Benzin- metern aufweist. leitung“ des menschlichen Motors für Milliarden von Körperzellen, die versorgt Der Aufbau der Blutgefäßwand werden müssen. Wie die Herzwand bestehen auch die Die Strömung des Blutes hält den Blutgefäßwände (der Arterien, aber auch Kreislauf aufrecht. Durch die Pumpfunk- der Venen) mit Ausnahme der kleinsten tion des Herzens gelangt das Blut über Blutgefäße (Kapillaren) aus drei Schich- die Arterien zu den Organen. Von hier ten: einer inneren Schicht (Intima), be- fließt es über Venen zum Herzen zurück. stehend aus so genannten Endothelzel- Der Gasaustausch findet in den Lungen- len mit anliegenden Bindegewebsfasern, bläschen statt. Hier wird Kohlendioxid einer mittleren Schicht (Media) und einer über die Luft beim Ausatmen aus dem äußeren Schicht (Adventitia). Blut ausgeschieden und Sauerstoff durch Die häufigste Veränderung der inne- ren Schicht der Arterien ist die Arterio- sklerose. Sie ist gekennzeichnet durch unnatürliche Cholesterin-, Fett- und Mineralieneinlagerungen. Dies führt zu einem Elastizitätsverlust und Einengun- gen, im Extremfall bis zum völligen Ge- fäßverschluss. Risikofaktoren für Herz und Gefäße Einer der schwerwiegendsten Risikofak- toren für Herz und Gefäße ist das Rau- chen. Aber schon nach zwei Jahren ohne Zigaretten können ehemalige Raucher sich freuen: Das Risiko für einen Herz- infarkt nähert sich bereits dem eines 16 HerzundGefaesse neu.indd 16 20.02.2008 17:55:15 Uhr
Register Alkohol 7, 17f., 21f., 25f., 31, 44, 53f. Hypertonie 18, 20, 22 Alpha-Linolensäure 44 Hyperurikämie 23, 50 Angina pectoris 12, 23, 29f., Antibabypille 18, 27 Koronararterien 14, 17 Antihypertensiva 21 Koronare Herzerkrankung (KHK) 9, 17, Antioxidanzien 51f. 23, 44 Arrhythmie 31 Krampfadern 26f. Arterienverkalkung 11, 22 Arteriosklerose 11f., 15, 18, 22ff., 27f., LDL-Cholesterin 7, 9, 17, 23f., 42, 32, 35, 40, 42, 44ff., 51 45ff. Lipidambulanz 15 Ballaststoffe 39f., 47f. Lipoproteine 24, 45 Bewegungsmangel/mangelnde Bewegung 7, 9, 12, 17f., 22f., 25, 31f. Media 16 Blutdruck 9, 14f., 17ff., 25, 27, 32, 37, Myokardinfarkt 11, 28 43f., 51ff. Blutfettwerte 7, 9, 17f., 39, 44, 53 Neutralfett 44, 48 Bluthochdruck 7, 11f., 15, 17ff., 22f., 25, 27f., 31f., 53f. Ödeme 26 Brustenge 19, 29 Omega-3-Fettsäuren 21, 32, 43f. Bypass 31 Omega-6-Fettsäuren 43 Cholesterin 34, 39, 42, 44ff., 52, 54 Phytosterine 7, 9, 48ff. Plaques 22 Diastole 14, 20 Rauchen 7, 12, 16ff., 22f., 25, 27, 34 Elektrokardiogramm (EKG) 14 Embolie 24, 27 Sauerstoffradikale 24 Schlaganfall 7, 9, 11f., 17, 19, 22, 24, Fettsäure 9, 21f., 25, 32, 35, 42ff. 27f., 35f., 46, 54 Sinusknoten 14 Gallensäure 46ff. Stoffwechsel 9, 12, 14ff., 32, 37, 45f., Gefäßverschluss 16, 25, 27 48 Stress 12, 18, 22, 32 HDL-Cholesterin 34, 42, 48 Systole 14, 20 Herzinfarkt 7, 9, 11ff., 15ff., 22ff., 28ff, 42, 44, 46, 51, 54 Thrombolyse 29 Herzminutenvolumen 15 Transfettsäuren 9, 42 Herzrhythmusstörung 17, 29, 31f., 34, Triglyzeridämie 44 44, 54 Triglyzeride 9, 17, 23, 44, 46, 52 150 HerzundGefaesse neu.indd 150 20.02.2008 18:00:33 Uhr
Übergewicht 7, 12, 17f., 21ff., 25, 35f., 54 Venenthrombose 27 Verschlusskrankheit 11, 24 VLDL 45 Vorhofflimmern 17f. 151 HerzundGefaesse neu.indd 151 20.02.2008 18:00:33 Uhr
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