Events im Tourismus Grit Lippmann - Leseprobe - FernAkademie Touristik

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Events im Tourismus Grit Lippmann - Leseprobe - FernAkademie Touristik
FernAkademie
Touristik

Events im Tourismus
Grit Lippmann

Fachkraft Eventmarketing

                           Leseprobe
                           © FernAkademie Touristik
Events im Tourismus Grit Lippmann - Leseprobe - FernAkademie Touristik
Leseprobe
© FernAkademie Touristik                                                                    Die Autorin            2

              Zu der Autorin

              Grit Lippmann, Jahrgang 1971, sammelte nach ihrem wirtschafts-
              wissenschaftlichen Studium mit dem Schwerpunkt Tourismuswirt-
              schaft Erfahrungen im Bereich Veranstaltungsmanagement bei
              Kongressagenturen, im Tourismusmarketing der Stadt Zaragoza
              (Spanien) sowie in der Unternehmenskommunikation der Bundes-
              druckerei GmbH. Sie ist selbstständig tätig im Bereich Messe- und
              Veranstaltungsmanagement sowie Tourismusmarketing; außerdem
              ist sie Inhaberin eines Spezialreiseveranstal­ters. Als Fachautorin hat
              sie Beiträge im Oldenbourg- und im Raabe-Verlag veröffentlicht.

Leseprobe                                                                               © FernAkademie Touristik

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Events im Tourismus Grit Lippmann - Leseprobe - FernAkademie Touristik
Leseprobe
© FernAkademie Touristik                                                                      Inhalt       3

              Inhalt

              Vorwort zur Lektion                                          5
              Zu Ihrer Orientierung                                        6

              1        Events und Erlebniswelten im Tourismus        7
              1.1      Einordnung innerhalb des Systems Tourismus    7
              1.2      Eventarten aus touristischer Sicht           12
              1.3      Wachsende Bedeutung künstlicher Erlebnis- und
                       Konsumwelten14
              1.4      Vor- und Nachteile für den Tourismus         18

              2        Bedeutung von Events und Erlebnissen für
                       touristische Leistungsträger23
              2.1      Hotels                                  23
              2.2      Reiseveranstalter und Reisemittler      27
              2.3      Restaurants/Gastronomie                 30
              2.4      Freizeit- und Themenparks               32

              3        Bedeutung von Events für Destinationen             39
              3.1      Ziele der Städte und Regionen                      39
              3.2      Zusammenarbeit mit Leistungsträgern                48
              3.2      Vor- und Nachteile als Eventdestination            49
              3.4      Die Fußball-WM 2006                                53

              4        Berlin als Eventstadt                              58
              4.1      Zahlen, Daten, Fakten                              58
              4.2      Die Kulturlandschaft Berlins                       60
              4.3      Hotelkapazitäten, Veranstaltungseinrichtungen      61
              4.4      Bedeutung von Events für Berlin                    68

              5        Industrie-Erlebniswelten                           71
              5.1      Erlebniswelten in der Industrie                    71
              5.2      Brand Lands (Markenwelten)                         72
              5.3      Beispiel Ravensburger Spieleland                   77

              6        Exkurs Incentives                                  81
              6.1      Was ist ein Incentive?                             81
              6.2      Arten von Incentives                               81
              6.3      Motivationstheorie                                 84
              6.4      Charakter und Besonderheiten von Incentivereisen   88
              6.5      Ziele von Incentivereisen                          91

Leseprobe                                                                       © FernAkademie Touristik

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Events im Tourismus Grit Lippmann - Leseprobe - FernAkademie Touristik
Leseprobe
© FernAkademie Touristik                                                           Inhalt       4

              6.6      Markt und Trends bei Incentivereisen    92
              6.7      Praxisbeispiel Incentivereise           96

              7        Glossar                                99
              8        Literatur                              102
              9        Prüfungsaufgaben                       104
              10       Anhang                                 106

Leseprobe                                                            © FernAkademie Touristik

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© FernAkademie Touristik                                                           Vorwort zur Lektion 4             5

              Vorwort zur Lektion

              Der vorliegende Band „Events im Tourismus“ gibt einen Überblick
              über die Bedeutung von Events für die Tourismuswirtschaft und
              ihre Leistungsträger.

              Sie lernen den Einfluss von Events und Erlebnissen auf die heutige
              Angebotsstruktur der Tourismusbetriebe kennen.

              Beispielhaft werden einige Großevents wie die Fußballweltmeister-
              schaft 2006 und die EXPO 2000 in bezug auf die Bedeutung von
              Events für Städte und Regionen charakterisiert.

              Der Trend zu Erlebniswelten in der Industrie mit ihren Markenwel-
              ten wird vorgestellt. Ein Exkurs zum Thema Incentives und Incen-
              tivereisen als besondere Herausforderung für den touristischen
              Organisator bildet den Abschluss dieses Lehrheftes.

Leseprobe                                                                                 © FernAkademie Touristik

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Leseprobe
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              Zu Ihrer Orientierung
              lte

              Auch zu Beginn dieses vierten und letzten Lehrheftes wollen wir
              Ihnen wie immer einen kurzen Überblick über die Inhalte und Ziele
              des Lehrheftes bieten, damit Sie wissen, was Sie erwartet.

              In Form einer Tabelle möchten wir Ihnen dazu die Lernziele und die
              Inhalte dieses Lehrheftes im Einzelnen vorstellen:

                              Ziele                               Inhalte

                Sie können Events in das System      Darstellung der Eventarten aus
                des Tourismus einordnen und die      touristischer Sicht sowie der zuneh-
                Vor- und Nachteile benennen.         menden Bedeutung künstlicher
                                                     Erlebniswelten
                Sie kennen die Rolle der touristi-   Vorstellung wichtiger touristischer
                schen Leistungsträger bei Durch-     Leistungsträger mitsamt deren
                führung von Events und Erlebnis-     eventbezogener Angebotspalette
                sen.
                Sie sind sich der Bedeutung von      Erörterung der Bedeutung von
                Events für Destinationen bewusst     Events im Rahmen eines Destina-
                und können die damit verbundenen     tions- bzw. Stadtmarketings
                Vor- und Nachteile einschätzen.
                Sie haben einen Einblick bekommen,   Präsentation Berlins als potenzieller
                welchen Stellenwert Events für die   Location für Events unter Verweis
                Stadt Berlin und für die örtlichen   auf die Angebote und Kapazitäten
                Leistungsträger erlangt haben.       der Stadt
                Sie sind vertraut mit dem Konzept    Exemplarische Vorstellung einiger
                der Industrie-Erlebniswelten.        Brand Lands bzw. Markenstores zur
                                                     Illustration des dahinter stehenden
                                                     Marketingkonzeptes
                Sie haben die wesentlichen Cha-      Ausführliche Darstellung der Spezi-
                rakteristika von Incentives kennen   alform Incentivereise als besondere
                gelernt und können deren Anteil      Pauschalreise
                am Reisemarkt beziffern.

Leseprobe                                                                                           © FernAkademie Touristik

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Events im Tourismus Grit Lippmann - Leseprobe - FernAkademie Touristik
Leseprobe
© FernAkademie Touristik                                                      Events und Erlebniswelten im Tourismus                7

              1        Events und Erlebniswelten im
                       Tourismus

              1.1 Einordnung innerhalb des Systems
                  Tourismus
              Events und der Trend zur Eventisierung der Gesellschaft machen                      Trends zur Eventisie-
              auch vor dem Tourismus keinen Halt. Die Reisenden wollen ein                        rung im Tourismus
              genussvolles, erlebnisreiches Angebot und übersättigte Konsumen-
              ten verlangen nach Neuem und Besonderem. Ereignisse werden in
              Serie aufgelegt, um den Reiseanreiz für Millionen von Menschen
              auf der Suche nach Superlativen zu nutzen. Alle Tourismusarten
              werden durch den Trend der Zunahme des Erlebnisanspruchs stark
              beeinflusst.

                                                   Tourismusarten

                     Erholungs-          Erlebnisshopping, Freizeit- und Themenparks
                     tourismus                                                                E
                                         Pilgererlebnis, Kultur-Events (Kunstausstellungen,   V
                  Kulturorientierter     wie MOMA, Goya in Berlin ), Großkonzerte
                     Tourismus                                                                E
                                                                                              N
                                         Gesellschaftliche Ereignisse werden Events,
                   Gesellschafts-        Papstwahl, Kirchentage                               T
                    orientierter
                    Tourismus                                                                 I
                                         Incentivereisen, Messetourismus – EXPO’s,            S
                    Wirtschafts-         Kongresse an außergewöhnlichen Locations
                    orientierter                                                              I
                    Tourismus                                                                 E
                                         Passiv: Fußball WM 2006 TM als Mega-Event,
                                         Aktiv: Trendzunahme von Risikosportarten
                                                                                              R
                  Sporttourismus
                                                                                              U
                                                                                              N
                       Politik-
                     orientierter
                                         Medienspektakel großer politischer Ereignisse        G
                     Tourismus

              Schaubild: Einfluss der Eventisierung auf den Tourismus (Quelle: eigene Dar-
              stellung)

              Eine Eventreise zu einem wichtigen, nicht-alltäglichen Fußballspiel
              lässt bei den Reisenden und Zuschauern ein Gefühl des Teilnehmers
              entstehen; der Zuschauer wird Teil des gelungenen Ereignisses.
              Laut Opaschowski (2002) werden Sportevents der Zukunft noch
              gigantischer ausfallen und mehr an eine Showbühne als an eine

Leseprobe                                                                                                © FernAkademie Touristik

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Events im Tourismus Grit Lippmann - Leseprobe - FernAkademie Touristik
Leseprobe
© FernAkademie Touristik                                          Events und Erlebniswelten im Tourismus               8

              Sportarena erinnern. Wo früher Markt- und Rummelplätze die
              Treffpunkte der Menschen waren, sind es heute die Massenver-
              anstaltungen und Top-Ereignisse im Sport-, Kultur- und Unterhal-
              tungsbereich. Sport-, Kultur- und Städtereisen werden somit zur
              neuen Massenbewegung des 21. Jahrhunderts.

              Erholung wird zunehmend mit aktiven Erlebnissen beim Shop-
              ping oder in künstlichen Freizeit- und Themenparks gleichgesetzt.
              Kulturreisen sind auch immer Erlebnisreisen; Pilgerreisen liegen
              stark im Trend. Nicht zuletzt seit der Comedian Hape Kerkeling
              seine Reise in einem Buch beschrieben hat, befinden sich auf dem
              Jakobsweg noch mehr Pilger auf der Suche nach sich selbst.

              Gesellschaftliche und politische Großereignisse werden besonders       Gesellschaftliche und
              durch die Medien so stark in das tägliche Leben integriert, dass sie   politische Großereig-
              zu Großevents avancieren. Ein gutes Beispiel für inszenierte Politik   nisse avancieren zu
                                                                                     Großevents.
              sind die regelmäßigen Wahlkämpfe, welche bis hin zu TV-Duellen
              der Spitzenkandidaten reichen oder auch Besuche von bekannten
              Politikern in Reality-Shows im Fernsehen. Der massive Zulauf von
              Menschen an Kirchentagen oder der Massenansturm auf Rom
              zur Papstwahl sind nur einige Beispiele der Eventorientierung bei
              gesellschaftlichen Ereignissen.

              Auch Geschäftsleute können sich dem Eventtrend nicht entziehen.
              Kongresse oder Messen suchen besonders ausgefallene Destina-
              tionen oder Locations um die Aufmerksamkeit der potenziellen
              Teilnehmer zu bekommen. Beispielsweise wirkt eine Einladung zu
              einem Kongress in eine attraktive Stadt und in eine besondere
              Location, wie z.B. in das renommierte Hotel Ritz in Madrid, sehr
              viel überzeugender als ein einfaches Kongresszentrum im Ruhrge-
              biet. Auch EXPO-Weltausstellungen ziehen immer mehr Besucher
              aus dem In- und Ausland an, um das nichtalltägliche Ereignis zu
              bestaunen.

              Bei Sportereignissen wollen immer mehr Menschen Ereignisse             Touristen richten ihre
              hautnah erleben und richten ihre Reisen nach den Megaevents            Reisen nach den Me-
              aus. 30 Millionen Deutsche besuchen jedes Jahr Sportveranstal-         gaevents aus.
              tungen und 50 Millionen verfolgen Sport im Fernsehen. Im aktiven
              Sport gibt es die Zunahme eines Erlebniswahns bei den Trend-
              und Risikosportarten. Hier gehen Extremsportler freiwillig Risiken
              und Gefährdungen bei der Ausübung einer Sportart ein. Zu den
              bekanntesten Risikosportarten gehören Canyoning, River Rafting,
              Tiefseetauchen, Bungeejumping und Freeclimbing.

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Events im Tourismus Grit Lippmann - Leseprobe - FernAkademie Touristik
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              Schaubild: Zwischen fun und thrill (Opaschowski 2000)

              In den Nachkriegsjahren des zweiten Weltkriegs waren die Haupt-
              reisemotive natürliche Ressourcen und Attraktionen. Damit war
              der touristische Standort das ausschlaggebende Entscheidungs-
              merkmal für eine Reise. Der mit den 70er Jahren beginnende Mas-
              sentourismus stellte den Wert bzw. den Preis in den Vordergrund
              der Entscheidung für ein touristisches Produkt. Qualitätsorientie-
              rung und Qualitätsbewusstsein entwickelten sich auch in bezug
              auf die touristische Dienstleistung in den 80er und 90er Jahren.
              In den letzten Jahren kam eine starke Orientierung hin zum Erleb-          Trend nach Selbster-
              nis und damit ein stärkerer Schwerpunkt auf die Erlebnisqualität           kenntnis, Selbsterfah-
              dazu. Der Trend basiert auf einem verstärkten Verlangen nach               rung und Selbstfin-
                                                                                         dung
              Selbsterkenntnis, Selbstfindung und Selbsterfahrung. Immer mehr
              Menschen suchen und finden im Konsum von Erlebnisprodukten
              ihre Lebenserfüllung. Hier kommen wir wieder zurück zu den Ver-
              änderungen in bezug auf die Gesellschaft und in bezug auf den
              Wertewandel, wie wir sie im ersten Lehrheft bereits ausführlich
              betrachtet haben.

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              Beispiel OKTOBERFEST in München

              Ein ganz klassischer touristischer Event ist das Oktoberfest          Vom Oktoberfest
              in München, welches vor allem auswärtige Besucher anzieht.            profitiert die gesamte
              Von diesem Fest profitiert die gesamte Tourismusbranche. Die          Tourismusbranche.
              Hotellerie verzeichnet eine höhere Auslastung, Anbieter von
              Bus-, Bahn- und Flugkapazitäten werden in dieser Zeit vermehrt
              Kunden nach und von München transportieren, Reisebüros und
              Reiseveranstalter profitieren von Packages, welche Kurztrips zum
              Oktoberfest beinhalten. Aus Sicht der Stadt München werden
              hier vor allem Einnahmen erzielt und die Bekanntheit erhöht,
              sowie eine bestimmte Imagewirkung erreicht. Langfristig werden
              Besucherzahlen gefestigt oder sogar gesteigert (vgl. Weiermair,
              2006).

                  Geschichte des Oktoberfestes:
                  Vom Pferderennen zum größten Volksfest der Welt

                  Am 12. Oktober 1810 heiratete Kronprinz Ludwig, der spä-
                  tere König Ludwig I. von Bayern, die Prinzessin Therese von
                  Sachsen-Hildburghausen. Zum Abschluss der Hochzeitsfei-
                  ern veranstalteten die Frischvermählten ein Pferderennen vor
                  den Toren der Stadt.Das Spektakel fand auf der – nach der
                  Braut benannten – Theresienwiese statt. Die Wittelsbacher
                  bedankten sich mit Bier und Brotzeit beim Volk, das Kriege
                  und Gebietserweiterungen zu verkraften hatte. Das Fest kam
                  gerade recht, um die „Neubayern“ Schwaben und Franken auf
                  die Residenzstadt München einzuschwören. Die Pferderennen
                  wurden wiederholt und zum jährlichen Nationalfest erklärt –
                  so entstand die Tradition der Oktoberfeste.

                  24 Mal musste das Oktoberfest seither ausfallen, wegen der
                  Cholera-Epidemien in den Jahren 1854 und 1873 und wäh-
                  rend der Kriegs- und Nachkriegsjahre des 20. Jahrhunderts.

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              Statistik: Die Wiesn in Zahlen (2006/2007):

              Bekanntheitsgrad:                        91 % der Weltbevölkerung
              Umsatz:                                  ca. 1 Milliarde Euro
              Besucher:                                ca. 6,5 Millionen

              Marktkaufleute:                          315
              Schaustellerbetriebe                     229
              Gastronomiebetriebe:                     77
              Sitztoiletten:                           964 Stück
              Stehtoiletten:                           878 Meter

              Angestellte und Mitarbeiter:             ca. 12.000
              Rotkreuzhelfer:                          1.500

              Bierleichen (ärztliche Behandlung): ca. 550
              Besucherkontakte zum Roten Kreuz ca. 7.100

              Bierausschank:                           ca. 6,9 Millionen Maß
              Verzehrte Hendel (1/2 Hähnchen):         ca. 43.492 Stück
              Verzehrte Schweinshaxn:                  ca. 440.000 Stück
              Verzehrte Ochsen:                        102 Stück

              Bierpreis                                2007: 7,30 € – 7,90 €
                                                       (2006: 6,95 € – 7,50 €)
              Stromverbrauch                           2,9 Millionen Kilowatt
              Wasserverbrauch                          107.641 Kubikmeter
              Abfall                                   720 Tonnen Restmüll

              Quelle: Landeshauptstadt München, Referat für Arbeit und Wirtschaft

              Jeder zwanzigste Bürger in Deutschland sieht sich als künftigen
              Eventtouristen (als Tourist mit dem Schwerpunkt Kurzurlaub).
              Unter den 14 bis 29-jährigen ist der Anteil der Eventtouristen sogar
              mit 12 % mehr als doppelt so hoch (vgl. Fontanari 2001).

              Wie sehen die Vorstellungen eines neuen Freizeit- und Touris-
              muskonsumenten in bezug auf Erlebniswelten aus (vgl. Scherrieb
              2001)?

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              Trotz steigender Freizeit ist die Zeit für Urlaube begrenzt. Wege-        effektive Zeitnutzung
              und Wartezeiten sollten deshalb inszeniert und nicht zu lang sein.        – auch in der Freizeit
              Der Gast hat Freizeitstress und das ständige Gefühl, seine Freizeit
              nicht optimal einzusetzen, d.h. nicht genug zu erleben. Erlebnisse
              in hoch verdichteter Form werden zunehmend gefragt. Der Gast
              möchte sich nicht mehr langsam an ein Erlebnis herantasten, son-
              dern die Zeit effektiv nutzen. Selbst auf den Anreisewegen ist ein
              Erlebnis willkommen und wird erwartet. Durch die Fülle der Reize
              unserer heutigen Zeit sucht der Gast regelrecht die Reizbündelung.
              Die Geduld, Neues zu lernen, sinkt. Alles, was nicht umgehend zu
              einem Erfolgserlebnis führt, ist nicht gefragt und die Lust zum Ext-
              remen wächst. Der Konsument pendelt zwischen körperlich aktiven
              und passiven Tätigkeiten. Neben Basisbedürfnissen wie Verpfle-
              gungsangeboten, kurzen Wartezeiten und stressfreien Transfers,
              müssen nun noch die Erwartungen und Träume des Gastes erfüllt
              und übererfüllt werden.

              Ein amüsantes Zukunftsszenario, welches teilweise schon Wirk-
              lichkeit ist, finden Sie im Anhang („Überlegungen über mögliche
              Zukunftsszenarien der Erlebnisökonomie/-gesellschaft“ von Klaus
              Weiermair).

              1.2 Eventarten aus touristischer Sicht

              Bei den Events kann zwischen Dauer- und Einmalevents unter-               der Freizeit- und
              schieden werden. Unter Einmalevents verstehen wir die ursprüng-           Themenpark als
              liche Idee einer einmaligen außergewöhnlichen Umsetzung einer             Dauerevent
              Veranstaltung, so wie wir sie in den vergangenen Themen schon
              sehr ausführlich behandelt haben. Hier zählen der passende Ort,
              der richtige Zeitpunkt und eine zündende Idee. Eine Wiederholung
              ist nicht möglich, der erste bleibt der einzige Eindruck bei dieser Art
              von Veranstaltung. Als Dauerevents kann man Attraktionen und
              Einrichtungen sehen, die für einen dauerhaften Erlebniskonsum
              geschaffen wurden. Ein gutes Beispiel ist hier ein Freizeit- und The-
              menpark. Es gibt viele in sich geschlossene Themen- und Attrak-
              tionsbereiche, welche ständig betrieben, erweitert und erneuert
              werden.

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              Schaubild: Events aus touristischer Sicht (Quelle: eigene Darstellung)

              Events können sowohl natürlich als auch künstlich erzeugt                      natürliche Events:
              werden. Aus touristischer Sicht sind sogar die natürlichen Events              Sommersonnenwende
              sehr wichtig. Hier gibt es regelmäßig wiederkehrende Ereignisse                in Mexiko oder Man-
                                                                                             delblüte auf Mallorca
              (z.B. saisonal) oder auch ganz einmalige Naturschauspiele (z.B.
              Vulkanausbrüche). Touristen fahren zur Mandelblüte nach Mal-
              lorca oder zur Sommersonnenwende nach Mexiko, um an einer
              Pyramide in Chichen Itza einmal im Jahr ein Naturschauspiel zu
              bewundern. Beides sind natürliche Events und müssen eigentlich
              nicht extra inszeniert werden. Häufig werden sie jedoch in touristi-
              sche Pauschalangebote integriert. Die natürlichen Events basieren
              auf dem ursprünglichen touristischen Angebot einer Region. Dazu
              gehören natürliche Faktoren wie Klima, geografische Lage, Vege-
              tation, Flora und Fauna sowie soziokulturelle Faktoren wie Kultur,
              Tradition, Sprache, Mentalität und Brauchtum. Weitere Beispiele
              für natürliche Events sind die Tulpenblüte in Holland, eine Sonnen-
              finsternis, Bestattungszeremonien in Indonesien, Vulkanausbrüche
              in Costa Rica.

              Alle anderen Events, ob im Sport- oder Kulturbereich oder mit                  künstliche Events,
              gesellschaftspolitischer Veranlassung, sind künstlich erzeugt und              Kunstausstellungen
              werden oft aufwendig inszeniert. Sie werden für eine bestimmte                 oder Konzerte
              Zielgruppe ausgearbeitet und veranstaltet und verfolgen i.d.R. ein
              spezielles Ziel. Beispielsweise werden kulturelle Events (Kunstaus-
              stellungen, Großkonzerte, Theaterfestivals) extra geplant und ver-
              marktet, damit die breite Öffentlichkeit davon erfährt und sich im
              besten Falle für den Besuch dieses Ereignisses entscheidet.

              Eine genaue Abgrenzung zwischen natürlichen und künstlichen
              Events ist nicht immer möglich. Oft ist es Auslegungssache, ob ein
              Event natürlich oder künstlich wirkt. Ist beispielsweise das Okto-
              berfest ein künstlicher oder ein natürlicher Event? Wenn man es
              vom Brauchtum her sieht, könnte man es als einen natürlichen und

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              authentischen Event sehen. Sehr stark natürlich wirkt es, wenn
              man im Vergleich eine Kopie des Oktoberfestes in einem Freizeit-
              park sieht, denn dieses Fest ist garantiert künstlich.

              Einen besonderen Stellenwert nehmen die so genannten Mega-             Megaevent:
              events ein. Diese Events haben eine besondere Größe, ziehen            Woodstock 1969
              damit besonders viele Besucher an und bieten daher touristisch
              gesehen auch einen sehr positiven wirtschaftlichen Effekt. Das
              öffentliche Interesse ist oft sehr groß und die Medienberichter-
              stattung damit sehr umfangreich. Im Kulturbereich gehören an
              diese Stelle große Ausstellungen von internationaler Bedeutung
              und Auftritte international renommierter Künstler oder wichti-
              ger Personen der Öffentlichkeit. Beispielsweise gehören dazu das
              Woodstock-Festival 1969 oder die Reichstagsverhüllung in Berlin
              1995 (diese zog 3 Millionen Besucher an).

              Die mittelgroßen Events (Mediumevents) sind besonders oft
              anzutreffen. Sie haben eine besondere regionale Bedeutung, in
              Einzelfällen auch national. Die Hauptzielgruppe ist hier die einhei-
              mische Bevölkerung, aber es werden auch Touristen angezogen.
              Insbesondere werden diese Veranstaltungen von Touristen kon-
              sumiert, die sich in der Region bereits aufhalten und nicht extra
              wegen des Events gekommen sind. Beispiele sind hier Kunstaus-
              stellungen in Dresden, München oder Hamburg, die Bundes- oder
              Landesgartenschau.

              Für die Städte und Gemeinden sind aber auch die kleineren Events       Mikroevents:
              (Mikroevents) von Bedeutung. Gerade bei den kleineren Veran-           Stadtfeste und Weih-
              staltungen werden Traditionen und Brauchtum gepflegt (z.B. Stadt-      nachtsmärkte
              feste, Erntedankfeste, Weihnachtsmärkte, Mittelalterliche Märkte
              und Feste). Die touristische Ausstrahlung ist allerdings gering und
              konzentriert sich allenfalls auf Tagesgäste.

              1.3 Wachsende Bedeutung künstlicher
                  Erlebnis- und Konsumwelten

              Überall werden Erlebnisse mit verkauft. Erlebnis-Einkauf, Erleb-       Trends zur Standardi-
              nis-Urlaub, Erlebnis-Restaurant, Erlebnis-Gastronomie, Erleb-          sierung des Konsums
              nis-Shopping, Erlebnis-Reise. Laut Steinecke (2000) gibt es eine
              zunehmende Standardisierung des Konsums. Am Beispiel von
              Schnellrestaurants ist zu erkennen, dass speziell Jugendliche über-
              mäßig oft diese standardisierten, oft im Franchising geführten

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              Einrichtungen besuchen. Es ist davon auszugehen, dass die Orien-
              tierung auf standardisierte Konsumeinrichtungen als Grundstruk-
              tur des Konsumverhaltens auch im Erwachsenenalter erhalten
              bleibt. Allerdings werden die Restaurants der Systemgastronomie
              dem Alter entsprechend angepasst (mit zunehmendem Alter dann
              vielleicht Pizza Hut oder Mövenpick). Auch im Einzelhandel ist der
              Trend zur Standardisierung stark erkennbar. Hier ist es der Boom
              der Filialisten wie Tchibo, Nordsee oder Douglas, welcher diesen
              Ansatz unterstreicht.

              Auch im Tourismus ist dieser Trend seit einigen Jahren besonders
              im Reisemittlermarkt bei den Ketten und Kooperationen der Reise-
              büros zu beobachten. Die Zahl der ungebundenen Reisebüros ohne
              Zugehörigkeit zu Ketten oder Kooperationen ist stetig gesunken.
              Allerdings ist das auch auf die Marktmacht und die Vertriebsun-
              terstützungen der großen Verbunde zurückzuführen und nicht nur
              dem Verbraucher zuzuschreiben, der eher zum TUI-Erlebniscenter
              als zum Reisebüro Meier um die Ecke geht.

              Die Angebote im Tourismus müssen sich entsprechend dem Erleb-         neue komplexe An-
              nishunger der Kunden entwickeln. Neue komplexe Angebotsstruk-         gebotsstrukturen für
              turen, welche eine Kombination von Unterhaltung, Spaß, Vergnü-        den Erlebnishunger der
                                                                                    Kunden
              gen, Einkauf und Kultur bilden, lassen sich besonders im Erfolg der
              neuen Mixed-Use-Center (komplexe, multifunktionale Einrichtun-
              gen als neue Orte des touristischen Konsums) erkennen. Je nach
              Einrichtung werden folgende Angebote verbunden:

              • Einkaufen
              • Abendunterhaltung
              • Sportangebote
              • Dienstleistungen
              • Freizeit- und Kulturveranstaltungen (Kino)
              • Übernachtungsmöglichkeiten

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              Schaubild: Bühnen des touristischen Konsums (Steinecke 2000)

              Die neuen künstlichen Erlebniseinrichtungen können unterschied-
              liche Schwerpunkte haben, konzentrieren sich aber alle auf den
              Erlebnisfaktor:

              Urban Entertainment Center (UEC)

              Shopping Center, Gastronomiebetriebe, Kunstausstellung, Arena,
              Freizeitpark, Multiplex-Kino (z.B. CentroO in Oberhausen)

              Freizeitpark

              Freizeiteinrichtungen, Gastronomiebetriebe, Events, Themenhotels
              (z.B. Europapark Rust)

              Ferienpark

              Beherbergung, Gastronomie, Freizeiteinrichtungen, Ladengalerie,
              Events (z.B. Centerparcs)

              Brand Land

              Firmenmuseum, Einzelhandel, Kunstgalerie, Events, Besucherinfo
              (z.B. VW Autostadt in Wolfsburg)

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              Themenhotel/-restaurant

              Beherbergung, Gastronomie, spezielle Architektur, Therme, Shop
              (z.B. Hundertwasser-Therme in der Steiermark)

              Musical-Center

              Theater, Hotel, Restaurants, Shop (z.B. Konzertreihe Stars in Con-
              cert im Hotel Estrel Berlin)

              Museen

              Dauerausstellungen, Sonderausstellungen, Events, Gastronomie,
              Shop (z.B. MOMA-Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie in Ber-
              lin oder Lange Nacht der Museen in Berlin)

              Zoologische Gärten

              Thematisch gestaltete Tiergehege, Freizeiteinrichtungen, Gastro-
              nomie, Shop, Events (z.B. Zoo Berlin – Eisbär Knut)

              Parks und Gartenanlagen

              Gartenarchitektur, Freizeiteinrichtungen, Gastronomie, Shops,
              Events (z.B. Pücklerpark in Bad Muskau)

              Anhand der aufgezählten Freizeiteinrichtungen kann man sehen,         Freizeit- und Erlebnis-
              inwieweit das Grundprinzip der Multifunktionalität der Angebote       charakter – bald auch
              bereits jetzt umgesetzt wird. Mixed-Use-Center verbinden die zwei     an der Tankstelle?
              Komponenten Freizeit- und Erlebnischarakter sowie Bequemlich-
              keit (Convenience) derart, dass Freizeit- und Versorgungsinteressen
              an einem Ort befriedigt werden. Heutzutage können Sie bereits an
              der Tankstelle bequem ihren Wochenendeinkauf vornehmen, auch
              wenn dies noch wesentlich teurer ist als im normalen Supermarkt.
              Die Erlebnisorientierung hält sich bei diesen Einrichtungen noch in
              Grenzen, aber zunehmend wird auch hier die Basisversorgung auf
              ein thematisch wechselndes Angebot umgestellt (z.B. thematische
              Wochen mit saisonalem Sortimentswechsel von außergewöhnli-
              chen Produkten).

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              1.4 Vor- und Nachteile für den Tourismus

              Der Trend zum Event bedeutet für den Tourismus eine steigende          Events bringen wach-
              Zahl von Besuchern und Gästen, eine höhere Auslastung von Tou-         sende Umsätze und
              rismusbetrieben und Freizeiteinrichtungen und damit wachsende          steigende Steuerein-
                                                                                     nahmen.
              Umsätze im Einzelhandel und steigende Steuereinnahmen in den
              Städten und Kommunen. Der Veranstaltungstourismus ist sogar
              oft vom Urlaubstourismus abgekoppelt und bietet in der Neben-
              saison und auch bei schlechtem Wetter eine Überlebenschance für
              Transport-, Gastronomie- und Übernachtungsgewerbe. Werden
              attraktive Veranstaltungen in einer sonst wenig bekannten Stadt
              oder Region aufgelegt, besteht für diese Region eine Chance auf
              Neupositionierung.

                  HEAVY METAL FESTIVAL WACKEN

                  Ein interessantes Beispiel in diesem Zusammenhang bietet
                  der kleine Ort Wacken in Schleswig Holstein. Dort findet
                  seit mehr als 15 Jahren jährlich das inzwischen europaweit
                  bekannte Festival der Heavy Metal Szene statt. Zuerst waren
                  nicht nur hoch im Norden und im kleinen Ort Wacken bei
                  Itzehoe alle skeptisch. Und als ein paar junge Leute die Idee
                  in die Tat umsetzten, blieben viele skeptisch, auch wegen
                  anrüchiger Vermutungen und hartnäckiger Gerüchte. Doch
                  inzwischen mag selbst der Dorfbürgermeister das Festival –
                  und die Szene sowieso. Das kleine Dorf tauscht einmal jähr-
                  lich für ein paar Tage die ruhige Dorfidylle gegen ein Metal-
                  Mekka ein. Viele Dorfbewohner helfen bei dem Ereignis mit
                  und empfangen die in schwarzes Leder gekleideten Rocker
                  freundlich. Zusammen wippen sie schon mal zu rockigen
                  Klängen auf der Festwiese.

              Grundsätzlich stehen Tourismusdestinationen mit ihrem Angebot
              an Produkten, Dienstleistungen in einem internationalen Wettbe-
              werb. Durch die Globalisierung gibt es eine Angleichung der Struk-
              turen und Angebotsformen. Es wird schwieriger ein Profil und eine
              Besonderheit für das jeweilige Zielgebiet herauszustellen. Hier kön-
              nen Eventveranstaltungen dabei helfen, aus der Masse der Ange-
              bote herauszutreten. Eine Gefahr des Aufgreifens der Eventidee
              besteht in dem massenhaften Angebot von gleichartigen Events
              (beispielsweise die vielen mittelalterlichen Weihnachtsmärkte –

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              welche sind noch authentisch – wie kann eine Stadt da noch
              punkten und etwas Besonderes bieten). Hier verliert die einzelne
              Veranstaltung an Reiz, da sie das Besondere und ihre Einzigartigkeit
              verliert. Das Verhältnis von Einmaligkeit und Alltäglichkeit eines
              Events zeigt Grenzen für eine anhaltende Bindungswirkung bei
              den Besuchern auf.

              Von Seiten der Kommunen und der Tourismusbetriebe müssen für           Eventtourismus erfor-
              den Eventtourismus zahlreiche Investitionen getätigt werden. Die       dert Investitionen.
              Infrastruktur muss für eine große Anzahl an Besuchern ausgelegt
              sein. Straßen, Wegeausschilderungen und Parkplätze müssen ent-
              sprechend bereitgestellt werden. Für überdachte Veranstaltungen
              müssen Hallen oder Kongresszentren gebaut werden. Außerdem
              haben Eventaktivitäten wie auch „normale“ Tourismusaktivitäten
              negative Begleiterscheinungen, die es bei der Planung und Umset-
              zung von touristischen (Event-)Aktivitä­ten zu beachten gibt.

                  „Der typische Mensch des 21. Jahrhunderts entpuppt sich als
                  verhasster Tourist, der Kultur und Umgebung gering schätzt,
                  der Lebensstile wie Hüte ausprobiert und in seiner Konturlo-
                  sigkeit und Oberflächlichkeit die Kreditkarte dem Parteibuch
                  vorzieht.“ (Nigel Barlay, britischer Ethnologe/Kustos am Bri-
                  tish Museum in London, zitiert nach Opaschowski 2002)

              Besonders der Event- und Erlebnistourismus muss mit Begleiter-
              scheinungen wie Landschaftsveränderung, Ressourcenverbrauch,
              Luftverschmutzung und anderen Umweltsünden zurecht kommen.
              Opaschowski (2001) spricht von den sieben Umweltsünden, die der
              Tourismus mit sich bringt.

              Durch den Neubau von Freizeiteinrichtungen wird die Landschaft         negative Begleit-
              nachhaltig zerstört. Für Freizeit- oder Hotelanlagen werden groß-      erscheinungen
              flächige Gebiete komplett gerodet und neu angelegt. Natürliche
              Gegebenheiten werden zerstört und künstliche Landschaft wird
              erschaffen. Mittlerweile hat sich bei der überwiegenden Mehrheit
              der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Landschaftszerstörung
              durch Freizeitanlagen wie Skipisten, Loipen und Liftanlagen ent-
              wickelt. 1936 wurde im Lech am Arlberg der erste Skilift in Öster-
              reich gebaut. Bereits 60 Jahre später zählt Österreich ca. 3.500
              Bergbahnen, Sessel- und Schlepplifte.

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              Durch Hotel- und Freizeitanlagen, auch Freizeitparks besonders in
              unberührten Regionen wird die Landschaft zersiedelt. Der Land-
              verbrauch durch Freizeit- und Urlaubsmobilität ist sehr hoch. Die
              touristische Infrastruktur ist mit Flächenverbrauch und Bodenver-
              siegelung verbunden.

              Die Landschaftsverschmutzung ist im Zusammenhang mit dem
              Tourismus ein massives Problem. Bei Großevents ist die Müllentsor-
              gung ein logistisches Meisterwerk. Bei Festivals oder Stadtfesten
              fällt teilweise soviel Müll an, dass Straßen und Plätze mit Räumfahr-
              zeugen gesäubert werden müssen. Bei Festivals gibt es inzwischen
              Müllgebühren, um den Aufwand der Entsorgung zu bewältigen.

              Die Luftverschmutzung und die Treibhausgasemissionen neh-               65 % des An- und Ab-
              men durch den zunehmenden Autoverkehr zu. Teilnehmer großer             reiseverkehrs innerhalb
              Events nutzen häufig das Auto zur Anfahrt. In den Großstädten           von 100 km
              wird deshalb oft mit der Eintrittskarte für eine Veranstaltung die
              kostenlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel verbunden. 65
              % des Event-An- und Abreiseverkehrs findet in einem Bereich von
              100 km statt. Dabei nutzen 61 % das Auto als Transportmittel aus
              Bequemlichkeit und Komfortgründen.

              Ein positives Beispiel für Klimaneutralität im Veranstaltungsbereich
              (Lafeld, 2007):

                  Klimaneutrales DJK-Bundessportfest in Münster
                  (26. bis 29.05.2005)

                  •    Großsportveranstaltungen mit ca. 8.000 Teilnehmern
                  •    Die im Rahmen des Festes entstehenden direkten CO2-
                       Emissionen werden berücksichtigt
                  •    Kompensation von ca. 500 t CO2
                  •    starker Einsatz der Klimaneutralität in der Veranstal-
                       tungskommunikation

              Durch das intensive Nutzen von Naturräumen durch Besucher               Massenveranstal-
              werden Pflanzen und Tiere gefährdet. Besonders Massenver-               tungen schädigen
              anstaltungen wie Volksläufe und Geländerennen im Wald beein-            Flora und Fauna.
              flussen Naturräume negativ, so dass Schäden für Flora und Fauna
              entstehen.

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              Die Wasserverschmutzung ist die Folge hoher Abwassermengen
              bei zum Teil fehlenden Kläranlagen in touristisch genutzten Gebie-
              ten. Der Fünf-Sterne-Tourismus in Entwicklungsländern verbraucht
              oft das Vielfache an Wasser für Hoteleinrichtungen und Badeland-
              schaften, was ein Einheimischer an Wasser benötigt.

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                   Zusammenfassung

                  Der Trend zur zunehmenden Eventisierung hat in allen Berei-
                  chen des Tourismus an starkem Einfluss gewonnen.

                  Der Konsument möchte für seine Reisen ein genussvolles,
                  erlebnisreiches Angebot, welches sich durch Neuartigkeit und
                  Besonderheit auszeichnet.

                  Events werden aus touristischer Sicht in Dauer- und Einma-
                  levents unterschieden. Sie können natürlich entstanden sein
                  oder künstlich erzeugt werden. Neben den wirtschaftlich und
                  gesellschaftlich besonders bedeutenden Megaevents gibt es
                  die mittelgroßen Medium- und kleinen Mikroevents.

                  Ein anhaltender Trend ist das Bedürfnis nach künstlichen
                  Erlebnis- und Konsumwelten, wo der Kunde eine Bündelung
                  von freizeitorientierten Angeboten vorfindet. Hierzu gehören
                  Freizeitparks, Themenrestaurants, Museen oder auch Zoos.

                  Neben vielen wirtschaftlichen und imageträchtigen Vorteilen
                  gibt es besonderes aus der umweltverträglichen Sicht Nach-
                  teile beim Event- und Erlebnistourismus.

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© FernAkademie Touristik          Bedeutung von Events und Erlebnissen für touristische Leistungsträger                23

              2        Bedeutung von Events und Erlebnissen
                       für touristische Leistungsträger
              2.1 Hotels

              Hotels profitieren von Eventveranstaltungen in ihrem Einzugsge-        Eventveranstaltungen
              biet durch höhere durchsetzbare Preise; sie erreichen eine höhere      verschaffen Hotels
              Auslastung, damit einen höheren Umsatz und eine Gewinnstei-            zusätzliche Gäste.
              gerung. Neben den finanziellen Vorteilen kann das Hotel durch
              die Zunahme der Gästezahl auch einen Imagegewinn verzeichnen.
              Es bietet sich die Vermarktung des Hotels mit Hilfe des Veran-
              staltungskalenders der Stadt an. Zielgruppen, die sich für einen
              Event interessieren, könnten sich auch in großem Maße für eine
              Übernachtungsmöglichkeit interessieren. In der Praxis sieht man
              besonders bei internationalen großen Messen, dass die Hotelpreise
              in Zeiten der EXPO oder der CeBIT in Hannover um das vierfache
              ansteigen können. In dieser Zeit können die Hotels ihren Gewinn
              um ein Vielfaches erhöhen.

              Hotels können aber auch die Eventidee selbst nutzen und eigene
              Veranstaltungen auflegen. Das kann dazu dienen, den Umsatz im
              hoteleigenen Restaurant zu steigern oder auch Übernachtungsgäste
              zu generieren. Beispielsweise könnte sich ein Hotel in den Bergen
              eine Veranstaltungsreihe zu unterschiedlichen Naturthemen überle-
              gen und gemeinsame Wanderungen mit spezialisierten Naturführern
              anbieten. Als Zielgruppe könnten hier z.B. die naturverbundenen und
              wanderfreudigen Senioren in Betracht gezogen werden.

              Auf der anderen Seite gibt es einen Trend, Übernachtungsbetriebe       eine Hotelzelle als
              als Erlebnishotel zu vermarkten. Der Nagakin Capsule Tower von         Erlebnis?
              Kisho Kurokawa in Tokio beherbergt Hotelzimmer, die auf ein funk-
              tionales Minimum reduziert sind. Eine Zelle bietet auf kleinstem
              Raum eine sanitäre Einrichtung und ein Bett zum Schlafen. Diese
              Art von Hotel steht im krassen Gegensatz zu den sonst luxuriösen
              Hotels mit pompösen Eingangshallen und extra großen Zimmern
              mit großzügigen Bädern. Der Mensch ist in dem kleinen Hotelzim-
              mer auf sich selbst und seine Fantasie reduziert. Er kann allenfalls
              den eingebauten Fernseher als Fluchtpunkt nutzen.

              Der Sternekoch Ferran Adrià, der in der Nähe von Barcelona das         Sterneküche plus
              berühmte Restaurant El Bulli führt und sogar auf der Documenta         Luxushotel
              2007 mit seinen künstlerischen Kochkreationen Furore machte,
              eröffnete in der Nähe von Sevilla das 5-Sterne-Plus Hotel „elBul-

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              liHotel“. Das ehemalige maurische Landhaus aus dem 10. Jahr-
              hundert bietet ein luxuriöses Erlebnis der besonderen Art. Der
              Eigentümer bezeichnet es als eines der spektakulärsten Hotels der
              Welt. Jedes Zimmer ist aufwendig dekoriert und unterscheidet sich
              von den anderen in Farbe und Design. Das Hotelrestaurant ist ein
              Ableger des Originals in der Nähe von Barcelona und verspricht
              eine unvergessliche Erlebnisküche.

                       The World Dubai

              Ein weiteres interessantes Beispiel ist der neu geplante Tourismus-    „The World“, Dubai
              komplex in Dubai – „The World“. Die neu gebaute Tourismusland-         Unterwasserhotel oder
              schaft im Meer besteht aus dreihundert Inseln, die sich im Umriss      Skifahren in der Wüste
              einer Weltkarte ergänzen. Auf den Inseln sollen dann exklusive
              Villen und Häuser mit privatem Yachthafen entstehen. Die städte-
              bauliche Struktur, die Gestaltung der Landschaft und der Architek-
              tur sollen kulturelle Besonderheiten der Kontinente widerspiegeln.
              Ein besonders außergewöhnliches Erlebnis verspricht das Wohnen
              in einem Unterwasserhotel – dem „Hydropolis“. Außerdem ist trotz
              der Wüstentemperaturen ein Ski Dome geplant. An diesem Beispiel
              sieht man sehr gut, wie verschiedene Attraktionen und Angebote
              zu einem großen Erlebnisverbund zusammenschmelzen. Freizeit-
              und Erlebniseinrichtungen werden mit Hotels ausgebaut, um einer
              weiteren wichtigen Nachfragekomponente – nach erlebnisorien-
              tierter Übernachtung – zu begegnen.

              Der Europapark Rust hat inzwischen mehrere Erlebnishotels, u.a.
              das Burghotel Castillo Alcazar mit mittelalterlichem Charme und
              das Hotel Andaluz – eine spanische Finca im mediterranen Flair.

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              Europapark Rust – Hotel El Andaluz

              Interessant ist, dass es auch einen Gegentrend zu all dem erleb-       Der Wunsch nach ein-
              nishungrigen und künstlichen Komfort gibt. Nämlich den Wunsch          fachen Dingen – auch
              nach einfachen Dingen – frei nach dem Motto „Back to the roots“.       ein Erlebnis!
              Aber auch das kann Erlebnis bedeuten. Das Hotel Briol in Südtirol
              erreicht man entweder zu Fuß oder mit dem Geländefahrzeugtaxi.
              Das Haus selbst liegt inmitten von Wiesen und Wäldern und gleicht
              einer Insel der Ruhe. Der Autoverkehr bleibt unten im Tal. Für die
              morgendliche Erfrischung gibt es ein von Bergquellen gespeistes,
              ovales Freischwimmbad, von welchem man einen unglaublichen
              Ausblick in die Dolomiten samt aufgehender Sonne hat. In den
              schlicht eingerichteten, schnörkellosen Zimmern wäscht man sich
              auch heute in den original Waschschüsseln. Pro Stockwerk stehen
              einige Nasszellen zur Verfügung. Im Haus duftet es nach handge-
              spülten Riemenböden, sonnengetrockneter Wäsche, holzgefeuer-
              tem Warmwasserofen und gekalkten Wänden. Täglich gibt es eine
              gesunde vegetarische Mahlzeit.

              Das Ice Hotel in Jukkasjärvi in Schweden besteht aus 30.000 Ton-
              nen Schnee und 200 Tonnen Eis. Es bietet das einmalige Erlebnis
              in einem überdimensionierten Eisiglu schlafen zu können.

              Für Designhotels gibt es schon eigene Hotel-Kooperationen und          Nachfrage nach
              Hotelführer, so zahlreich sind diese in den letzten Jahren entstan-    Designhotels steigt.
              den. Beispielsweise hat der berühmte Architekt Gehry des Guggen-
              heim-Museums im baskischen Bilbao inzwischen ein 5-Sterne-Hotel
              für eine bekannte Weinkellerei in der spanischen Rioja entwickelt.
              Die Architektur des Hotels erinnert an das Guggenheim-Museum
              in Bilbao und bietet neben luxuriösen Zimmern auch ein SPA mit
              einer Weintherapie.

              Eines der berühmtesten Designhotels ist das Hotel Paramount in
              New York, welches von Philippe Starck konzipiert wurde. Jedes
              Hotelzimmer bietet ein besonderes Licht- und Raumdesign.

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              The Floating Experience – Mercure Hamburg City

              Dem Trend nach ausgefallenen Eventlocations möchte das Mer-           schwimmende Loca-
              cure Hamburg City Hotel unweit der Hafencity und den Deichtor-        tion in Hamburg –
              hallen mit einem schwimmenden Event- und Konferenzzentrum             Platz für 100 Personen
              „The Floating Experience“ gerecht werden. Der Ponton wird auf
              dem Mittelkanal der Elbmetropole schwimmen und einen direk-
              ten Zugang zum 4-Sterne-Hotel der Mercure-Gruppe besitzen.
              Die schwimmende Location bietet auf drei Ebenen (unter und
              über Wasser) rund 450 qm Nutzfläche für bis zu 350 Teilnehmer.
              Der Konferenzbereich mit zwei Sälen bietet Raum für bis zu 160
              Personen. Sämtliche Innenräume sind miteinander kombinierbar
              und mit moderner Veranstaltungstechnik ausgestattet. In einer
              Lounge über dem Fleet können Gäste und Partygänger die Abend-
              sonne genießen und später zum Feiern unter Deck abtauchen. Es
              gibt eine offene Clubterrasse, die knapp über der Wasserlinie zum
              Entspannen und Sonnen einlädt. Dem „Genius loci“ entsprechend,
              reflektiert die Wasseroberfläche die ausgeklügelte Illumination
              der Räume und bietet so dem Gast durch große Panoramafenster
              ein faszinierendes Lichtspiel. Das neue Konferenzzentrum kann
              mit den bereits vorhandenen Tagungsmöglichkeiten des Hotels
              kombiniert werden und damit auch für größere Veranstaltungen
              interessant sein.

              Hotelclubbetreiber versuchen verstärkt mit Eventveranstaltungen       Eventveranstaltungen
              ihre Auslastung zu steigern. Der Clubbetreiber Aldiana begrüßte       sollen die Auslastung
              im Geschäftsjahr 2006/2007 rund 164.000 Gäste in seinen Clubs.        in Hotelclubs steigern.
              Das entspricht einem Zuwachs zum Vorjahreszeitraum von 3 %.
              Die Clubanlagen verfügen über Veranstaltungsräume für bis zu
              600 Personen. So bietet Aldiana unter dem Motto „Menschen
              begeistern – Unternehmen aktivieren“ Power-Days mit Top-Refe-
              renten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik, Bildung und Sport
              an. Bei „Let’s dance“ vermittelt ein Finalist der Welt- und Euro-

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              pameisterschaften in den Standard- und lateinamerikanischen             gemeinsames Training
              Tänzen Wissenswertes aus dem Bereich Gesellschaftstanz. Eine            mit einem Olympia-
              „Comedy-Nacht“ bietet kulinarische Köstlichkeiten mit bekannten         sieger
              TV-Comedians und seine Beweglichkeit und Kondition kann der
              Teilnehmer mit einem Olympiasieger und Boxweltmeister bei einem
              gemeinsamen Training optimieren. Für große Events können die
              Clubs auch exklusiv angemietet werden.

              2.2 Reiseveranstalter und Reisemittler

              Events spielen in der Reisebranche einerseits eine Rolle als Auf-
              hänger für ein Reiseprodukt, andererseits werden Events zur Pro-
              motion von Reisen veranstaltet.

              Ein touristischer Event ist zeitlich begrenzt und verschafft den Kon-   Eventreise =
              sumenten ein Erlebnis. Eventreisen dauern sehr kurz, sie sind nicht     Kurzreise
              der Jahres-, sondern ein Zwischendurch-Urlaub. Viele organisie-
              ren die Reise selbst, einige Käuferschichten kaufen teilorganisierte
              Reisen und Pauschalangebote. Immer mehr Menschen pilgern zu
              Kulturevents wie zu Musicals, die durch geschicktes Marketing der
              Veranstalter angepriesen werden. Events können in ganz unter-
              schiedlichen Bereichen angesiedelt werden, aus denen sich dann
              die jeweilig angesprochenen Kundenschichten ergeben.

              Bei den Eventreisen gibt es die Reisen „von der Stange“, wie z.B.
              Reisen zu:

              • Musicals,
              • Open Air-Konzerten,
              • Musik Events, Theateraufführungen und Konzerten
              • Freizeitparks,
              • Ausstellungen und Messen,
              • Kunstausstellungen mit überregionaler Bedeutung,
              • nationalen und internationalen Sportveranstaltungen

              Die großen Reiseveranstalter haben fast alle einen eigenen Event-
              katalog, wo Reisen zu außergewöhnlichen Themen, Konzertrei-
              hen, Ausstellungen, Großereignissen und Veranstaltungen für den
              „Normalreisenden“ angeboten werden. Die einstmalige Nische der
              Events entwickelt sich auch bei den Reisen, entsprechend des

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              gesellschaftlichen Trends, positiv zu einem stark nachgefragten
              Produkt. Immer mehr Pauschalreisende möchten auch in ihrem
              Urlaub etwas Besonderes und Außergewöhnliches erleben.

              Aber es gibt auch maßgeschneiderte, außergewöhnliche Eventrei-       maßgeschneiderte
              sen wie z.B. Reisen, die durch etwas Einmaliges und Ungewöhn-        Eventreisen
              liches geprägt werden. Das kann eine besonders teure und damit
              auserlesene Reise sein, die nur einer ausgewählten eingeschränk-
              ten Zielgruppe wegen des hohen Reisepreises angeboten werden
              kann. Dazu gehören Reisen mit Leistungsbestandteilen wie First-
              Class-Flüge, Transfers in der Stretchlimousine mit Champagner,
              Übernachtungen im teuersten 5-Sterne-Hotel der Stadt oder ein
              Dinner mit einem prominenten Schauspieler. Die Eventreisen glei-
              chen sich mit den noch in einem späteren Kapitel zu behandelnden
              Incentivereisen nach dem Motto „Nichts ist unmöglich“. Es gibt
              Reiseveranstalter, die neben Villen, Nobelkarossen und Privatjets
              auch extravagante Abenteuer in der Schwerelosigkeit (Flugzeuge,
              die für 30 Sekunden die Gravitation umgehen) anbieten. Aber
              auch Ferrarifahren in Italien, Panzerurlaub in Tschechien oder Top
              Gun-Flüge in Australien können reserviert werden. Das sind aber
              alles Extreme, die von einer kleinen Minderheit der Konsumenten
              gebucht werden (Wenzel, Kirig 2006).

              Reiseveranstalter und Reisemittler nutzen Events als Promotion       Kundenveranstal-
              für ihre Reisen und Produkte. Kundenveranstaltungen bieten große     tungen – Events zu
              Vorteile gegenüber alternativen Marketingmaßnahmen. Der Kunde        Promotion
              kommt, sieht etwas und bucht es in den Tagen nach der Veranstal-
              tung. Das Reiseunternehmen kann außerdem mithilfe solcher Ver-
              anstaltungen eine Art Beziehungsmanagement betreiben, d.h. es
              bindet alte und erschließt neue Kunden und Umsatzpotenziale. Die
              Veranstaltung sollte einen Nutzen für den eingeladenen Kunden
              darstellen. Ein Abenteuerreiseveranstalter könnte beispielsweise
              zu einem Vortrag mit einem bekannten Expeditionsteilnehmer
              einladen und dabei entsprechende Reisen vorstellen. Ein Reiseve-
              ranstalter für Kunstreisen akquiriert über eine Veranstaltung mit
              einem Vortrag zu einem hochkarätigen Künstler Reiseinteressenten
              für eine Kunststudienreise. Kooperationen mit weiteren relevan-
              ten Partnern sind vorstellbar. Beispielsweise könnte eine Kunst-
              buchhandlung sich mit an der Veranstaltung eines Kunstvortrages
              beteiligen oder ein Sportfachgeschäft bei dem Abenteuervortrag.
              Dem Ideenreichtum der Organisatoren sind hier keine Grenzen
              gesetzt. Im Folgenden wird aufgezeigt, wie beispielsweise AIDA
              für die Einführung eines neuen Clubschiffes per Event warb.

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                  Beispiel: Präsentation des Clubschiffes AIDAdiva in
                  Hamburg
                  (Larmann, Javier in Event-Partner 3/2007)

                  Mehr als 350.000 Zuschauer erlebten im April 2007 wie das
                  252 m lange Schiff vom Hamburg Cruise Terminal bis vor die
                  Altonaer Fischauktionshallen gefahren wurde. Die Licht- und
                  Feuershow der Schiffstaufe wurde an eine Oper in vier Akten
                  angelehnt: Ankunft, Taufe, Krönung und Abreise. Die Taufe des
                  neuen Flaggschiffes der AIDA Cruises wurde mit einer fünf
                  Tage dauernden Promotion-Tour in Hamburg begleitet. Filme,
                  Shows, Sport-Events und Aktionen vom AIDA Kids Club sowie
                  eine Einführung in den Wellness-Bereich wurden präsentiert.
                  Eine Farewell-Show am Cruise Center krönte den Abschluss
                  der AIDA-Days. Nach Schätzungen wurden mehr als 170 Fern-
                  sehberichte und 2.500 Zeitungsartikel erstellt. Nach Angaben
                  des Tourismusverbandes Hamburgs bescherte das Ereignis der
                  Stadt zusätzliche Einnahmen von 30 Millionen Euro.
                  AIDA Cruises ist Marktführer bei Seereisen und veranstaltet
                  Urlaubsreisen zum Mittelmeer, zu den Kanaren, der Nord-
                  und Ostsee sowie zur Karibik, nach Mittelamerika und Dubai.
                  AIDA Cruises ist in Rostock ansässig und ist Reederei und
                  Reiseveranstalter in einem. Das Unternehmen beschäftigt ca.
                  2.400 Mitarbeiter aus 25 Ländern und beförderte in 2006
                  ca. 240.000 Passagiere. Der Umsatz betrug im gleichen Jahr
                  etwa 400 Millionen Euro. Zur Flotte zählen neben der neu
                  präsentierten AIDAdiva die Clubschiffe AIDAcara, AIDAvita,
                  AIDAaura. Bis 2010 sollen weitere drei Kreuzfahrtschiffe
                  dazukommen.

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              2.3 Restaurants/Gastronomie

              Events mit Gastronomiebezug können in den dauerhaft konzessi-         stationäre Eventgas-
              onierten Betriebsräumen des Gastronomen stattfinden (stationäre       tronomie on den eige-
              Eventgastronomie) oder andernorts. Bei der ambulanten Eventgas-       nen Betriebsräumen
              tronomie werden für einen vorübergehenden Zeitraum andernorts
              Betriebsräume eingerichtet (etwa in Form von Festzelten), bei der
              mobilen Eventgastronomie werden transportable Betriebseinrich-
              tungen verwendet (etwa Verkaufswägen). Für Restaurantbetriebe
              bietet das Eventumfeld unterschiedliche Möglichkeiten. Beispiels-
              weise kann die Küche des Restaurants als Eventcatering fungie-
              ren, d.h. Warm- und Kaltbuffets werden für Veranstaltungen für
              einen externen Auftraggeber in externe Räumlichkeiten geliefert.
              An dieser Stelle soll näher auf die Möglichkeiten eines Restaurants
              eingegangen werden, sich im Bereich Veranstaltungs- und Erleb-
              nisgastronomie in den eigenen Räumlichkeiten zu verwirklichen.

              Das Restaurant kann seine Räumlichkeiten geschlossenen und
              offenen Veranstaltungen zur Verfügung stellen. Idealerweise ver-
              fügt ein Restaurant neben den öffentlichen Gasträumen noch über
              separate Räumlichkeiten, welche für Veranstaltungszwecke neben
              dem normalen Gastronomiebetrieb angeboten werden können.              Zielgruppen für
              Zielgruppe für geschlossene Veranstaltungen können Vereine,           geschlossene Veran-
              Unternehmen, private Feiern, etc. sein. Beispielsweise in der Weih-   staltungen: Vereine,
                                                                                    Unternehmen, private
              nachtszeit verbringen viele Unternehmen innerhalb einer Abtei-        Feiern
              lung oder als Gesamtunternehmen einen gemeinsamen Abend
              mit gutem Essen. Diese Weihnachtsfeiern werden oft in einem
              Restaurant verbracht. Aber auch private Geburtstage oder Jubi-
              läen werden gern in separaten Räumlichkeiten eines Restaurants
              gefeiert. Restaurantbetriebe bemühen sich auch mit innovativen
              Ideen neues Zielpublikum zu erreichen. So können beispielsweise
              Veranstaltungen im Restaurant organisiert werden, um Gäste in
              die Lokalität zu locken. Dazu gehören Lesungen, Kinoabende, Thea-
              tereinlagen, Weinverkostungen, Vorträge, etc. Passend zu den The-
              menabenden können Gerichte und Getränke kreiert und angeboten
              werden. Kooperationen mit Partnern, welche die Abende zusätzlich
              thematisch mit unterstützen, wie z.B. Wein- oder Buchläden, sind
              möglich. Im Zusammenhang mit Veranstaltungen in Restaurants
              wird auch immer wieder von Erlebnisgastronomie gesprochen.
              Unter dem Begriff Erlebnisgastronomie (Wikipedia) versteht man        Was ist Erlebnisgastro-
              Ideen und Konzepte, mit denen Gaststätten versuchen, ihre Gäste       nomie?
              durch besondere Zusatzaktionen zu unterhalten. Neben dem Essen
              und Trinken soll der Besuch des Lokals etwa durch das besondere

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