OPI EVENTS 6 - Jens Weinreich

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OPI EVENTS 6 - Jens Weinreich
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                       OPI EVENTS
                                 DATEN,	
  METHODIK
      In der ersten Kategorie des Olympic Power Indexes (OPI), den Events, waren
zum Redaktionsschluss der Erhebung exakt 1.555 Weltmeisterschaften, Olympische
Spiele und andere Großereignisse in 94 Nationen aus 35 olympischen Sportarten im
Zeitraum von 1980 bis 2022 erfasst. Ich habe Einzelwertungen für die 1980er, 1990er,
2000er Jahre und für den Zeitraum von 2010 bis 2022 erstellt. Der Untersuchungs-
zeitraum erstreckt sich von der Weltmeisterschaft im Eisschnelllaufen der Frauen (da-

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mals noch Großer Vierkampf genannt) am 12./13. Januar 1980 in Hamar bis zur Fuß-
ball-WM der Männer 2022 in Katar (ob nun im Winter oder im Sommer, ob über-
haupt, das wird frühestens Anfang 2015 geklärt). In die Gesamtwertung des Olympic
Power Indexes, der einen aktuellen Überblick zu den olympischen Kräfteverhältnissen
geben soll, fließen aber nur die Punkte ein, die im Zeitraum von 2010 bis 2022 ver-
zeichnet sind, nicht die Wertung früherer Jahrzehnte.
      In den Ranglisten nach Nationen finden sich vorerst nur Angaben zur Anzahl der
Events und zu den entsprechenden Power Points. (Auf andere Rankings nach Sportar-
ten oder Städten habe ich zunächst verzichtet.) Ich habe versucht, den Veranstaltun-
gen Wertigkeiten/Faktoren/Koeffizienten zuzuordnen - je nach Budget, Prestige, Pro-
fessionalisierung, medialer Beachtung, sportpolitischer Bedeutung, Austragungsrhyth-
mus etc. Das Instrumentarium dazu muss verfeinert werden, um möglichst viele As-
pekte und Wechselwirkungen angemessen zu berücksichtigen.
     Wichtigster Maßstab für die Aufnahme in den Index ist derzeit:
      Es sollte sich um Weltmeisterschaften in olympischen Sportarten und Diszipli-
nen oder um so genannte Multi-Sport-Events handeln. Diese Veranstaltungen sollen
von einem internationalen Verband (in der Regel von einem der 35 olympischen Welt-
verbände oder dem IOC) vergeben und ausgerichtet werden. Es sollte ein Bieterverfah-
ren geben und damit verbunden: sportpolitische Entscheidungen. Deshalb werden bei-
spielsweise Klassiker (Tour de France, Vuelta, Giro; Grand Slam im Tennis; Vierschan-
zentournee etc) nicht berücksichtigt. Davis Cup und Fed Cup im Tennis als die wich-
tigsten Veranstaltungen unter Regie der ITF tauchen dagegen auf, selbst wenn sich die
Finalorte durch die sportlichen Resultate während der Wettbewerbe herauskristallisie-
ren und nicht in einem bidding process vergeben werden. Ich muss Ausnahmen von
der Regel machen, weil sonst einige Verbände nicht in den Index kämen.
      Unterschieden wird innerhalb der Verbände zwischen den nichtolympischen und
olympischen Disziplinen und Events, weshalb vorerst, zum Beispiel, keine Kurzbahn-
WM im Schwimmen aufgenommen wurden. Dagegen habe ich mich entschieden, die
WM im Fünfzehner Rugby (Rugby Union) zu werten, obwohl es keine olympische Dis-
ziplin ist, aber ein Event, das Kontinente elektrisiert. Bei Olympia wird ab 2016 Rugby
Sevens gespielt, diese Weltmeisterschaften führe ich ebenfalls.
     Aufgenommen wurden die traditionsreichen Commonwealth Games und Mega-
Events, die sich in ihren Programmen an den Olympischen Spielen orientieren, die
kontinentalen Spiele (ab 2015 gibt es auch European Games, beginnend mit Baku),
die von den jeweiligen NOK-Kontinentalverbänden organisiert werden, außerdem die

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Rogges letzte Amtshandlung: Tokio wird Olympiagastgeber 2020. (Foto: IOC Media via Flickr/R. Juilliart)

 Universiaden (Welt-Studentenspiele) und die World Games, die all jene Sportarten
 vereinen, die vom IOC anerkannt werden und auf einen olympischen Status hoffen.
 Für einige Großereignisse habe ich Ausnahmen gemacht. So für die von 1986 bis 2001
 ausgetragenen Goodwill Games, weil diese von Ted Turner initiierten Spiele einst
 sportpolitisch durchaus Bedeutung hatten. In der olympischen Boykott-Ära sorgten
 die Goodwill Games, vom IOC als Gefahr für die Olympischen Spiele mehr als miss-
 trauisch beobachtet, für eine Annäherung der verfeindeten Blöcke - etwa 1986 in Mos-
 kau. Das schien mir im historischen Kontext wichtig.
                                          KOEFFIZIENTEN
      Die wichtigsten Event-Gruppen mit den jeweiligen Koeffizienten, die ich nach ei-
 nem eher noch rudimentär ausgeprägten System aus wirtschaftlichen und sportpoliti-
 schen Faktoren vergeben habe - orientiert an Evaluationskriterien des IOC:
        • Olympische Sommerspiele inklusive Paralympics (40 Punkte)
        • Olympische Winterspiele inklusive Paralympics (25)
        • Fußball-Weltmeisterschaften Männer (30)
        • Fußball-Kontinentalmeisterschaften: Europa (7, ab 1996: 10), Asien, Südameri-
   ka, Nordamerika, Afrika (je 4)

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• Asian Games (Sommer 10, Winter 4), European Games (7), Pan American Ga-
 mes (7), All African Games (4)
     • Commonwealth Games (5)
     • Goodwill Games (5/von 1986 bis 2001)
     • Youth Olympic Games (4)
     • Universiade (Sommer 3, Winter 1)
     • Leichtathletik-WM (5)
     • Rugby-WM (4), Rugby Sevens (1)
     • Weltreiterspiele, Schwimm-WM, Ski-Alpin, Ski-Nordisch, Fußball-WM der
 Frauen, World Games (3)
     • WM im Tischtennis, Turnen, Eiskunstlauf, Rad (Straße), Volleyball, Basketball,
 Hockey, Eishockey Handball, Biathlon; Daviscup; World Combat Games (je 2)
     • andere Weltmeisterschaften (1) wie Kanu, Rodeln, Bob, Bahnrad, Badminton,
 Curling, Moderner Fünfkampf, Bogenschießen, Taekwondo etc pp
       Dies als Basis für die erste Datensammlung, am Punktesystem wird weiter ge-
feilt. Der Event-Index von Sportcal darf dabei als Benchmark gelten, ist aber keines-
falls frei von Schwächen - das liegt in der Natur der Sache.
      Tendenziell sollte es nicht nur für jede Event-Gruppe, sondern auch für jede
Sportart Koeffizienten geben. Als ein Maßstab bietet sich jene Gruppeneinteilung an,
die das IOC alle vier Jahre nach den Olympischen Spielen für seine Sommersportarten
vornimmt. Das ist ein fluider Prozess und natürlich auch ein politischer, es wird ge-
feilscht wie auf dem Basar, die Einteilung ist stets umstritten, trotz der 33 Evaluations-
kriterien für Sportarten und Disziplinen. Auf der Basis des Berichtes der IOC-Pro-
grammkommission und der Auswertung der Sommerspiele 2012 in London legte das
IOC-Exekutivkomitee im Mai 2013 diese fünf Gruppen von Sportarten fest:
     • Gruppe A: Schwimmen, Leichtathletik, Turnen.
     • Gruppe B: Basketball, Radsport, Fußball, Tennis, Volleyball.
     • Gruppe C: Bogenschießen, Badminton, Boxen, Judo, Rudern, Schießen, Tisch-
 tennis, Gewichtheben.
     • Gruppe D: Kanu, Reiten Fechten, Handball, Hockey, Segeln, Taekwondo, Tri-
 athlon, Ringen.
     • Gruppe E: Moderner Fünfkampf, Golf, Rugby.

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Auf dieser Grundlage werden im Olympiazyklus 2013-
Heiße Kartoffeln           2016 die Tantiemen der olympischen TV-Einnahmen verteilt.
Wie formulierte IOC-
                           Auf die finanzielle Dimension dieser Gruppeneinteilung und
Präsident Jacques
Rogge, nachdem im Mai      Auseinandersetzungen im Sommersport-Dachverband ASOIF
2013 in St. Petersburg     gehe ich im IOC-Grundsatzkapitel ein. Interessant sind an die-
die Gruppeneinteilung      ser Stelle vor allem die Bewegungen im Ranking. Im Zyklus
der Sportarten für 2016    2009-2012 waren es nur 4 Gruppen mit der Leichtathletik al-
entschieden wurde? Er
                           lein in Gruppe 1. Jetzt sind es 5 Gruppen, Schwimmen und Tur-
sagte zum ASOIF-
                           nen haben zur Leichtathletik aufgeschlossen.
Präsidenten Francesco
Ricci Bitti: „You are           • Aufsteiger: Schwimmen, Turnen, Tischtennis, Judo,
throwing a hot potato in    Badminton, Boxen, Schießen, Bogenschießen, Gewichtheben.
our hands. Now I am
handing you back the            • Absteiger: Handball, Hockey, Moderner Fünfkampf.
hot potato!“                    Die Neulinge bei den Sommerspielen 2016 - Golf und Rug-
                           by - hat das IOC in die letzte Gruppe zum Fünfkampf gepackt.
Ricci Bitti, zugleich      Entscheidungskriterien für das Fünfer-Ranking soll allein die
Präsident des Tennis-
                           Außenwirkung der Sportarten bei den Weltmeisterschaften
Weltverbandes ITF,
muss auf Basis des IOC-
                           2009 - 2012 und den Sommerspielen in London gewesen sein.
Rankings das Geld          Dazu wurden aus insgesamt 39 Kriterien, nach denen die Sport-
verteilen, für 2016 mehr   arten bemessen werden, sechs ausgewählt:
als eine halbe Milliarde
                               1. Die TV-Quoten für London 2012, aufgeschlüsselt auf 70
Dollar. Diese
                             Nationen und Regionen (zu 40 Prozent in der Wertung),
Verteilungskämpfe sind
Kerngeschäft der ASOIF          2. Internet, Social Media, vor allem Youtube (20 Prozent),
und werden es immer
                                3. Verbraucher-Umfragen in verschiedenen Märkten (15),
bleiben. Die meisten
Verbände könnten ohne           4. Ticketverkauf/Auslastung der Stadien/Hallen (10),
die Olympia-Tantiemen           5. Presse-Berichterstattung (10 Prozent),
nicht existieren. Diese
Abhängigkeit macht es           6. schließlich die Kernfrage Universalität (5 Prozent/Ver-
nahezu unmöglich, die        breitung der Sportart, Anzahl der Nationalverbände).
IF und Sportarten auf             Über die Bewertungen und die Kriterien des IOC lässt sich
sachlicher Basis zu
                            trefflich diskutieren. Auch im Rio 2016 Olympic Games Inter-
bewerten - politische
Aspekte werden immer
                            national Federations Report, der im Herbst 2013 in aller Stille
dominieren.                 und erst dreieinhalb Monate nach der Einteilung durch das Exe-
                            kutivkomitee veröffentlicht wurde, bleiben viele Fragen offen.
                            Sportorganisationen investieren allerdings zunehmend in Da-
                           tenbanken und geben ein Vermögen für Studien aus. ASOIF

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zum Beispiel gab im Spätsommer 2013 eine Kooperation mit dem IOC-Sponsor Atos
SE bekannt, einem börsennotierten französischen IT-Dienstleister. Im Projekt Interna-
tional Sports Information System (ISIS) sollen ein einheitlicher Standard für das Da-
tenmanagement sämtlicher olympischer Verbände geschaffen und die Resultate aller
internationaler Wettbewerbe absorbiert werden. Es geht um Big Data. Und darum, die
Kontrolle zu behalten. In einer ersten Wasserstandsmeldung teilte die ASOIF Ende
März 2014 mit, bisher seien seit 1877 insgesamt 41.000 internationale Wettbewerbe
mit mehr als einer Million Sportlern erfasst worden: „The ISIS Project is the first Big
Data project of its kind in world sport.“ Die Welt weiß nun, dass die Nachnamen Kim,
Lee und Smith sowie die Vornamen David, Michael und Daniel in fast 150 Jahren die
beliebtesten unter den Elitesportlern des Planeten sind. Das sind aber eher folkloristi-
sche Daten-Spielereien, das gehört dazu. Interessanter sind andere Themen. Mit ISIS
wird die Branche auf nie da gewesene Weise analysiert werden können. So hat sich bin-
nen vier Jahrzehnten die Zahl internationaler Wettbewerbe um den Faktor 14 erhöht.
Gab es 1975 in den Sommersportarten gerade 161 internationale Events, so waren es
im vergangenen Jahr 2.191. Tendenz weiter stark steigend. ISIS ist auch dafür konzi-
piert, wirtschaftliche Aspekte und Fragen der Sportentwicklung abzudecken. In der Ca-
pitale Olympique Lausanne, in den Zentralen der Föderationen und des IOC, braut
sich etwas zusammen. AIOWF, die Vereinigung der Wintersportverbände, wird sich
dem System anschließen. Man wirbt bei IOC-Boss Thomas Bach für die Daten-Offensi-
ve. ANOC und damit alle 205 NOK sollen ebenfalls einbezogen werden.
      Angesichts der Möglichkeiten von professionellen Daten-Staubsaugern, die auf
riesige Datenzentren zugreifen können, mutet mein Versuch womöglich amateurhaft
und ein bisschen hilflos an. Aber das sehe ich ganz entspannt und würde spöttische Be-
merkungen routiniert wegstecken. Niemand hat die wahnsinnige Absicht, mit einem
ISIS-Projekt oder der aus der IOC-Gruppe ausgelagerten und im Maison du Sport In-
ternational angesiedelten Firma Event Knowledge Services (EKS) zu konkurrieren.
Im Sinne der Öffentlichkeit geht es etliche Nummern kleiner. Denn all diese Projekte
und Firmen, es gibt weitere, ersetzen doch eines nicht: Journalismus.
      Ziel des Olympic Power Index ist langfristig vor allem, Öffentlichkeit herzustel-
len, in der Kombination aller Kategorien die Handlungsmuster der Entscheidungsträ-
ger und Machtstränge herauszufiltern: Wer entscheidet in den Verbänden tatsächlich
unter welchen Umständen (Einfluss von Sponsoren und Politik, verbandspolitische Er-
wägungen, informelle Netzwerke, persönliche Abhängigkeiten, nachgewiesene Fälle
von Korruption etc) für welche Städte und Nationen? Sind diese Beschlüsse manch-
mal sogar durch technische Kriterien gedeckt? Das sind einige Fragen, die es zu beant-

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Mission accomplished: Host City Contracts werden unmittelbar nach Olympiawahlen unterzeichnet,
hier von IOC-Boss Rogge und dem siegreichen Team aus PyeongChang im Juli 2011 in Durban.

worten gilt. Und das sind genau jene Fragen, auf die weder IOC noch IFs, noch ISIS
und EKS Antworten geben werden. Das wäre quasi geschäftsschädigend, daran haben
sie kein Interesse. Für diese Art Aufklärung bleiben Außenseiter zuständig.
     Zuarbeiten von Wissenschaftlern, die im IOC-Umfeld sehr zahlreich vertreten
sind und gern die Seiten wechseln und gut dotierte Auftragsarbeiten übernehmen,
sind oft fragwürdig. Es ist nicht gesagt, dass deren Ansätze und Forschungsergebnisse
verlässlicher sind als journalistische Rechercheergebnisse. Auch das sehe ich tiefenent-
spannt, denn ich kann relativ gut einschätzen, Vertreter welcher Berufsgruppe in den
vergangenen Jahrzehnten erfolgreich darin waren, strukturelle Fehler, Fehlentwick-
lungen, Misswirtschaft, Korruption und Skandale aller Art im olympischen System zu
beschreiben. Das waren meist Journalisten, allen voran Andrew Jennings, der mit The
Lord of The Rings 1992 Maßstäbe in der sportpolitischen Berichterstattung setzte und
seither unverdrossen den Rhythmus bestimmt. Ich sollte mich vor Verallgemeinerun-
gen hüten, aber Wissenschaftler zählten im Olympiabusiness doch eher selten zu den
knallharten Aufklärern. Das ist dokumentiert. Ausnahmen bestätigen die Regel.
     Was bislang fehlt im Olympic Power Index (Events), wenige Beispiele: Die
nichtolympische Formel 1. Skifliegen. Viele Segel-Weltmeisterschaften: Die wurden
früher dezentral ausgetragen, seit einiger Zeit gibt es eine große kombinierte WM, die

                                              196
in der Statistik auftaucht. Ich muss aus den mehr als 100 Klassen, die die ISAF führt,
noch die in den jeweiligen Zeiträumen olympischen herausfiltern und nachtragen.
Denn die Olympia-Zugehörigkeit der Segelklassen änderte sich oft.
     Weltmeisterschaften in Sportarten, die zwischenzeitlich olympisch waren, dann
aber weichen mussten, habe ich vorerst nicht gewertet (Softball, Baseball). Golf fehlt
noch komplett, angesichts der komplizierten Evolution und Struktur des Weltverban-
des IGF, der erst 2008 ein Olympic Golf Committee einrichtete und 2009 Olympia-
sport wurde, fällt eine Zuordnung von Meisterschaften schwer. Für die Gesamtbetrach-
tung ist dieser Sonderfall nicht entscheidend.
     Bisher habe ich auf die Aufnahme von Endspielen in Fußball-Vereinswettbewer-
ben (Champions League, Europa League, Copa Libertadores und diverse Champions
Leagues auf anderen Kontinenten) verzichtet. Kontinentale Titelkämpfe wurden mit
Ausnahme des prestigeträchtigen und wirklich globalen Fußballs zunächst ausgeklam-
mert, weil ich glaube, dass dies die Ranglisten zu sehr verfälschen würde, denn ...
     • zum einen gibt es in einigen Sportarten keine kontinentalen Föderationen und/
 oder Meisterschaften (vor allem im Wintersport: Bob, Rodeln, Biathlon, Eishockey;
 aber auch im Rudern und im Modernen Fünfkampf),
     • zudem anderen etliche Sportarten professionell nur auf wenigen Kontinenten
 betrieben, nicht nur im Winterbereich.
      Mindestens für die Zeit ab 1980 will ich im nächsten Schritt für alle olympischen
Fachverbände die kontinentalen Meisterschaften, Weltcups und vergleichbare Veran-
staltungen einpflegen. Die Koeffizienten müssen dann angepasst werden. Ich sehe
mein Vorgehen durch die Ansätze des Global Sports Nations Index von Sportcal und
den Global Sports Political Power Index des dänischen NOK bestätigt. Sportcal weist
darauf hin, dass die Vergleichbarkeit gewährleistet werden muss und hat Kontinental-
meisterschaften bisher ausgeklammert. Der Däne Broberg erstellt für Europa eine ge-
sonderte Funktionärs-Rangliste. Das ist letztlich ein quantitativer Aspekt der Dimensi-
on des Datenmaterials. Die Untersuchungen haben gerade begonnen und sind work
in progress - wie der gesamte Olympic Power Index. Wenn irgendwann alle kontinen-
talen und Weltmeisterschaften sowie Weltcups und Multi-Events und alle wichtigen
Funktionen in kontinentalen und Weltverbänden erfasst sind, ließe sich automatisch
eine verlässlichere Analyse betreiben. Auf die Zielgruppen und Kategorien zugeschnit-
tene Daten und Ranglisten wären mit wenigen Mausklicks verfügbar.
    Ich werde demnächst auch gescheiterte Olympiabewerbungen in den Index auf-
nehmen. Denn deren finanzieller und sportpolitischer Aufwand und die Medienwirk-

                                          197
samkeit übertreffen den Aufwand und die
Wirkung von mittelgroßen olympischen
Weltmeisterschaften längst um ein Vielfa-
ches. Maßstab für die Aufnahme in den
Index wären drei Stufen: Erstens die Aner-
kennungen der Olympiainteressenten als
Applicant City (ein formaler Akt). Zwei-
tens die Vorauswahl durch das IOC-Exe-
kutivkomitee und Benennung als Candi-
date City. Drittens die Berichte der Evalu-
                                            Noch bevor die Webseite fertig war, verabschiedete
ierungskommissionen und die Wahlen          sich Lemberg aus dem Olympiawettbewerb 2022.
der Olympiaausrichter in der IOC-Vollver-
sammlung. Analog dazu ließen sich Bieter-Wettbewerbe in anderen Verbänden syste-
matisieren. Auch die Frage, welche Gremien entscheiden, könnte ein wertungsrelevan-
ter Governance-Aspekt sein. Als Faustregel darf gelten: Je kleiner das Gremium, desto
größer die Anfälligkeit für Korruption. Diese Problematik wurde am Beispiel der FIFA
in den vergangenen Jahren ausführlich diskutiert. Dort vergibt künftig nicht mehr das
Exekutivkomitee die Männer-Weltmeisterschaften, sondern der FIFA-Kongress. Die
Wahrscheinlichkeit, dass mehr als die Hälfte von 209 Nationalverbänden gekauft wer-
den, ist geringer als bei 24 Personen im Exekutivkomitee, die bisher abstimmten. In
nächsten Arbeitsschritten wird der Olympic Power Index mit Governance- und Demo-
kratie-Indizes für alle Sportverbände und für Nationen erweitert.
     Eine letzte technische Anmerkung zur Zuordnung der Nationen:
     • Wettbewerbe, die in der ehemaligen Sowjetunion ausgetragen wurden, habe
 ich je nach Austragungsort den jetzigen Ländern zugeordnet (also Olympia 1980 in
 Moskau = Russland, Eisschnelllauf-WM 1988 in Medeo = Kasachstan).
     • Analog dazu wurden Großereignisse im ehemaligen Jugoslawien den jetzigen
 Staatsgebilden zugeschrieben (Olympische Winterspiele 1984 in Sarajewo laufen al-
 so unter Bosnien und Herzegowina).
     • Die wenigen Weltmeisterschaften in den 1980er Jahren in der DDR tauchen in
 der Statistik unter Deutschland auf.
     • Beim Co-Hosting werden die Punkte unter den beteiligten Nationen geteilt.
 Das betrifft u.a. die Euro 2000 in den Niederlanden und Belgien, die Fußball-WM
 2002 in Japan und Südkorea, die Euro 2012 in Polen und der Ukraine, den Afrika
 Cup of Nations 2012 in Gabun und Äquatorialguinea und einige Handball-WM.

                                             198
EVENT/RANKING)1980)/)2022
     Das Gesamtranking in der OPI-Kategorie Events überrascht kaum. Die USA lie-
gen im Erhebungszeitraum von 43 Jahren deutlich vorn. Die jeweiligen Top 15:
                             T ABELLE+ 15"Ranking"Events,"Vergleich"Jahrzehnte
  RANK        1980Y2022            2010Y2022         2000Y2009          1990Y1999       1980Y1989
    1            USA                Russland             USA              USA              USA
    2           Japan               Brasilien       Deutschland          Japan          Russland
    3        Deutschland         Großbritannien          China         Frankreich       Südkorea
    4          Kanada                Japan           Australien         Spanien        Deutschland
    5         Russland              Kanada               Japan           Italien         Kanada
    6           Italien            Südkorea            Italien           Kanada          Spanien
    7         Frankreich             Katar          Griechenland       Norwegen         Frankreich
    8          Spanien               China            Kanada          Deutschland         Italien
    9       Großbritannien         Südafrika          Südkorea       Großbritannien      Mexiko
   10         Südkorea                USA             Spanien          Schweden        Bosnien0&0H.
   11           China              Frankreich        Frankreich          China           Schweiz
   12         Australien          Deutschland         Schweiz          Australien     Großbritannien
   13          Brasilien             Italien          Russland          Schweiz         Schweden
   14         Norwegen            Niederlande        Österreich       Niederlande       Österreich
   15          Schweiz              Spanien        Großbritannien       Finnland       Niederlande

      In den USA wurden seit 1980 zweimal Olympische Sommerspiele (Los Angeles
1984, Atlanta 1996/insgesamt 80 Power Points), zweimal Winterspiele (Lake Placid
1980, Salt Lake City 2002/50) und eine Fußball-WM der Männer (1994/30) ausgetra-
gen. Im selben Zeitraum brachte es Deutschland auf nur eine Fußball-WM bei ansons-
ten fast gleicher Anzahl der Wettbewerbe im Index (USA 128, Deutschland 124).
        Die Mega-Events machen den Unterschied.
      So ist der Abstand der Amerikaner (365) auf Japan (214), Deutschland (210), Ka-
nada (195) und Russland (185) exorbitant. Die nächsten vier Nationen bewegen sich
auf etwa einem Level. Im Sommersport belegen die USA ebenfalls Nummer eins, im
Winterbereich liegen sie auf Rang zwei hinter Kanada. Aktuell aber stürzen die Ameri-
kaner extrem ab - dazu gleich ausführlich einige Gründe.
     Seit 1980 haben haben 94 Nationen derartige Großveranstaltungen ausgetragen.
Das nennt man wohl Globalisierung. Andererseits sind 94 nicht einmal die Hälfte je-
ner 205 Nationen, die Nationale Olympischen Komitees haben. Wobei lediglich 30
Länder in allen untersuchten Jahrzehnten Veranstaltungen von Weltrang abwickelten

                                                   199
T ABELLE+ 16"Ranking"Events,"Olympic"Power"Index,"1:30
                      RANKING0EVENTS,0OLYMPIC0POWER0INDEX02014
                          POWER0    2010Y2022     2000Y2009     1990Y1999     1980Y1989   TOTAL
RANK COUNTRY              POINTS0
                                                                                         EVENTS
                           TOTAL POINTS EVENTS POINTS EVENTS POINTS EVENTS POINTS EVENTS

 1   USA                   365     28      17     90      42    130     34     117   35   128

 2   Japan                 214     60      11     60      25     79     25     15    11    70

 3   Deutschland           210     25      17     84      36     50     40     51    31   124

 4   Kanada                195     50      18     40      30     58     41     47    21   110

 5   Russland              185     91      25     22      17     16      8     56    10    59

 6   Italien               172     18      12     56      23     65     21     33    19    75

 7   Frankreich            171     27      14     29      15     76     20     39    27    76

 8   Spanien               160     17      9      31      21     70     16     42    9     55

 9   Großbritannien        152     67      14     19      14     41     18     24    16    63

10   Südkorea              149     49      8      39      13     7       4     54    6     31

11   China                 136     38      14     72      20     25      8     1     1     43

12   Australien            126     16      6      70      14     25     17     15    8     45

13   Brasilien             104     80      7      12      5      5       3     7     3     18

14   Norwegen               95     12      6      14      10     53     22     16    13    51

15   Schweiz                80      7      5      23      15     24     19     26    21    60

16   Schweden               75      9      5      11      8      37     18     18    12    43

17   Österreich             69     13      7      21      12     17     12     18    11    42

17   Niederlande            69     18      13     11      7      23     15     17    14    49

19   Finnland               60      9      6      14      7      20     14     17    8     35

20   Griechenland           59                    43      4      15      8     1     1     13

21   Katar                  57     40      6      13      3                    4     1     10

22   Mexiko                 50     11      3          3   2      5       4     31    2     11

23   Südafrika              49     35      3                     14      5                 8

24   Ungarn                 39      8      6      10      9      8       9     13    10    34

25   Tschechien             37     10      6          5   4      10      6     12    8     24

26   Argenbnien             34     10      3          5   3      10      2     9     4     12

27   Polen                  33     17      10         6   6      7       7     3     3     26

     Bosnien-und-
28                          29                                   1       1     28    4     5
     Herzegowina
29   Dänemark               25     10      8          5   4      4       4     6     5     7

30   Indien                 23      7      2          2   2                    14    3     21

                                                200
T ABELLE+ 17"Ranking"Events,"Olympic"Power"Index"2014,"30:62
                             POWER0    2010Y2022     2000Y2009     1990Y1999     1980Y1989   TOTAL
RANK COUNTRY                 POINTS0
                                                                                            EVENTS
                              TOTAL POINTS EVENTS POINTS EVENTS POINTS EVENTS POINTS EVENTS

30   Portugal                 23                       22   7      1      1                   8

32   Türkei                   22     12      9         6    4      4      4                   17

33   Bulgarien                18      3      3         3    3      7      6         5   5     18

34   Malaysia                 17      2      1         6    4      7      2         2   1     8

34   Thailand                 17                       6    4     11      2                   6

34   Belgien                  17      2      1         11   5      1      1         3   3     10

34   Ägypten                  17                       7    4      6      2         4   1     7

38   Neuseeland               14      5      2                     7      3         2   1     6

39   Venezuela                12                       4    1                       8   2     3

40   Kolumbien                11      4      2         4    1                       3   1     4

40   Vietnam                  11     10      1         1    1                                 2

40   Aserbaidschan            11      8      2         3    3                                 5

40   Kroaben                  11                       7    5      1      1         3   1     7

40   Slowenien                11      2      2         5    3      2      2         2   2     9

45   Ghana                    10      4      1         6    2                                 3

45   Nigeria                  10                       6    2                       4   1     3

45   Tunesien                 10                       6    2      4      1                   3

45   Serbien                  10      4      3         3    1                       3   2     6

49   Algerien                  8                       4    1      4      1                   2

49   Libyen                    8      4      1                                      4   1     2

49   Marokko                   8      4      1                                      4   1     2

49   Chile                     8      4      1                     4      1                   2

     Dominikanische-
49                             8                       8    2                                 2
     Republik
49   Ecuador                   8                                   4      1         4   2     3

49   Kuba                      8                       1    1      7      1                   2

49   Peru                      8      1      1         4    1      1      1         2   1     4

49   Kasachstan                8      7      4                                      1   1     5

49   Singapur                  8      4      1                                      4   1     2

49   Ukraine                   7      7      3                                                3

60   Weißrussland              7      3      2                     2      1         2   1     4

61   Taiwan                    6      3      1         3    1                                 2

     Vereinigte-Arabische-
61                             6                       2    2      4      1                   3
     Emirate

                                                 201
T ABELLE+ 18"Ranking"Events,"Olympic"Power"Index"2014,"63:90
                             POWER0    2010Y2022     2000Y2009     1990Y1999     1980Y1989   TOTAL
RANK COUNTRY                 POINTS0
                                                                                            EVENTS
                              TOTAL POINTS EVENTS POINTS EVENTS POINTS EVENTS POINTS EVENTS

63   Indonesien                 5                       1    1      1      1         3   3    5

63   Le_land                    5      2      2         3    2                                4

65   Angola                     4      4      1                                               1

65   Burkina-Faso               4                                   4      1                  1

65   Elfenbeinküste             4                                                    4   1    1

65   Kenia                      4                                                    4   1    1

65   Mali                       4                       4    1                                1

65   Mosambik                   4      4      1                                               1

65   Senegal                    4                                   4      1                  1

65   Simbabwe                   4                                   4      1                  1

65   Bolivien                   4                                   4      1                  1

65   Honduras                   4                                                    4   1    1

65   Paraguay                   4                                   4      1                  1

65   Uruguay                    4                                   4      1                  1

65   Kuwait                     4                                                    4   1    1

65   Libanon                    4                       4    1                                1

79   Puerto-Rico                3                                   2      1         1   1    2

79   Hongkong                   3                       1    1      2      1                  2

79   Rumänien                   3                                                    3   1    1

79   Slowakei                   3                       2    1      1      1                  2

79   Zypern                     3                       2    2      1      1                  3

84   Äquatorialguinea           2      2      1                                               1

84   Gabun                      2      2      1                                               1

84   Iran                       2                       1    1      1      1                  2

84   Pakistan                   2                                   2      1                  1

84   Irland                     2                                   2      1                  1

84   Island                     2                                   2      1                  1

90   Barbados                   1      1      1                                               1

90   Guatemala                  1                       1    1                                1

90   Usbekistan                 1      1      1                                               1

90   Andorra                    1      1      1                                               1

90   Mazedonien                 1                                                    1   1    1

                                                  202
D IAGRAMM+ 4:"OPI $ E VENTS$NACH$ N ATIONEN$ - $ T OP$ 21

          USA                          117                                     130                 90          28

        Japan     15                  79               60                       60

  Deutschland              51                50                 84                   25

       Kanada              47                58         40                 50

     Russland               56          16 22                   90

        Italien        33                  65           56                18

    Frankreich         38                    76            29        27

      Spanien              42                   70         31        17

Großbritannien        24          41         19       67

     Südkorea               54         7        39      49

        China 1 25                      71            38

    Australien    15 25                      70       16

      Brasilien 7 512                   80

    Norwegen      16             53          14 12

      Schweiz         26         24    22 7

    Schweden          18        37     10 9

    Österreich        18 17 21 13

  Niederlande         17 23 11 18

      Finnland        17 20 14 9

 Griechenland 0115              43

         Katar 0413             40

                  0                             80                    160                   240         320         400

                           1980:1989                 1990:1999                       2000:2009     2010:2022

                                                                      203
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