EVIDENZ KOMMUNIZIEREN-EVIDENZBASIERT UND ZIELGRUPPENORIENTIERT PROF. DR. PHIL. ANKE STECKELBERG - IQWIG

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EVIDENZ KOMMUNIZIEREN-EVIDENZBASIERT UND ZIELGRUPPENORIENTIERT PROF. DR. PHIL. ANKE STECKELBERG - IQWIG
Evidenz kommunizieren –
evidenzbasiert und
zielgruppenorientiert

Prof. Dr. phil. Anke Steckelberg
EVIDENZ KOMMUNIZIEREN-EVIDENZBASIERT UND ZIELGRUPPENORIENTIERT PROF. DR. PHIL. ANKE STECKELBERG - IQWIG
• Gesundheitsinformation

• Beratung
EVIDENZ KOMMUNIZIEREN-EVIDENZBASIERT UND ZIELGRUPPENORIENTIERT PROF. DR. PHIL. ANKE STECKELBERG - IQWIG
Hintergrund
• Die Kommunikation von Evidenz ist …

 ▫ ethisch geboten

 ▫ rechtlich verbrieft

 ▫ Voraussetzung für informierte Entscheidungen
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Status Quo
                                     Beratung

                                   Information

                                   Illiteralität

             Albrecht 2016; Schwendicke 2017; Wegwarth 2018
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Lühnen 2017
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Ziel: Informierte Entscheidung

              Adäquates Wissen
          +                           +
   Einstellung pro           Einstellung kontra
     Maßnahme                   Maßnahme
          +                           +
     Teilnahme               Nicht-Teilnahme

           Informierte Entscheidung
                                            Marteau 2001
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Kommunikation von Evidenz
      Methoden des Erstellungsprozesses

      Präsentation der Evidenz
      • Zahlen
      • Grafiken
      • Narrative
      • Sprache und Kultur

      Methoden der Evaluation
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Erstellungsprozess
                    regelmäßige Aktualisierung

                            Einbindung der
Evaluation                                                 Texterstellung
                          Fachöffentlichkeit

                                                                                    Einbeziehung
                                                                                         von
                                                                                      Laien und
                                                                                     Betroffenen
                         Bewertung der
                       gefundenen Studien

                     Systematische Recherche                       Quelle: Evidenz
                in medizinischen (u.a.) Datenbanken

in Anlehnung an: http://www.gesundheitsinformation.de/unsere-methoden.643.de.html
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Kommunikation von Evidenz
      Präsentation von Zahlen

      Präsentation von Grafiken

      Präsentation von Narrativen

      Sprache und Kultur in
      Gesundheitsinformation
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Präsentation von Zahlen
Verbale Deskriptoren                  Bad Practice
Umschreibungen von Häufig-            Kann der Darm bei der Unter-
keiten: selten, häufig, sicher oder   suchung verletzt werden?
wahrscheinlich                        In der Hand eines erfahrenen Arztes
                                      ist die Darmspiegelung eine sehr
                                      sichere und schonende Unter-
                                      suchungsmethode. Komplikationen
                                      können aber in Ausnahmefällen
                                      auftreten

                                                                Lühnen 2017
Präsentation von Zahlen
Evidenz                          Empfehlung
Kognitive Endpunkte: Verstehen
/ Risikowahrnehmung

Verbale Deskriptoren
führen zu Fehleinschät-          „Die alleinige verbale Dar-
zungen von Risiken.              stellung von Risiken, Nutzen
                                 und    Schaden    soll nicht
                                 eingesetzt werden.“

                                                      Lühnen 2017
Präsentation von Zahlen
Absolute Risikomaße        Good Practice
Natürliche Häufigkeiten,
Prozentangaben, Absolute
Risikoreduktion

                                           Berger-Höger 2016
Präsentation von Zahlen
Evidenz                          Empfehlung
Kognitive Endpunkte: Verstehen
/ Risikowahrnehmung

Absolute Risikomaße ermöglich-
en präzisere Schätzungen im      „Nutzen und Schaden sollen
Vergleich zu relativen Risiko-   durch absolute Risikomaße
maßen. Die RRR führt zu          dargestellt werden.“
Überschätzungen.

                                               Lühnen et al. 2017
Präsentation von Zahlen
Number Needed to Treat           Bad Practice
Number Needed to Treat (NNT)     „Bis auf Olanzapin/Fluoxetin
gibt die Zahl der insgesamt zu   kam es auch bei allen
behandelnden Patienten an, um    Medikamenten signinifkant
bei einem ein definiertes        häufiger zu einem Ansprechen
Behandlungsziel zu erreichen.    auf die Behandlung (NNT
                                 Aripiprazol = 7, Quetiapin = 10,
                                 Risperidon = 8).“

                                                 NVL Depression 2015
Präsentation von Zahlen
Evidenz                          Empfehlung
Kognitive Endpunkte: Verstehen
/ Risikowahrnehmung

Die Darstellung in NNT (NNS,     „Die Darstellung in Number
NNH) ist der Darstellung der     Needed to Treat (NNT),
absoluten Risikoreduktion        Number Needed to Screen
unterlegen. Insbesondere wenn    (NNS), Number Needed to
keine Basisrisiken angegeben     Harm (NNH) sollte nicht
sind, führte die NNT zur         eingesetzt werden.“
Überschätzung des Nutzens bzw.
Risikos.
Präsentation von Zahlen
Gleiche Bezugsgrößen            Good Practice

„x von 1000“ im Vergleich zur
Darstellung mit wechselnder
Bezugsgröße z.B.
 „x von 100“
 „x von 1000“
 „x von 10000“

                                         www.harding-center.mpg.de
Präsentation von Zahlen
Evidenz                          Empfehlung
Kognitive Endpunkte: Verstehen
/ Risikowahrnehmung

Für die Darstellung mit durch-   „In Gesundheitsinforma-
gehend gleicher Bezugsgröße      tionen sollten gleiche
wurde ein positiver Effekt       Bezugsgrößen eingesetzt
gezeigt.                         werden.“
Präsentation von Grafiken
Grafiken                    Good Practice
Grafiken visualisieren      Okkultbluttest
quantitative Aussagen und
wollen so das Verständnis
erleichtern

                                             Lühnen 2017
Präsentation von Grafiken
Evidenz                          Empfehlung
Kognitive Endpunkte: Verstehen
/ Risikowahrnehmung
                                 „Grafiken können ergänzend
Kein Effekt auf kognitive        zu numerischen Darstellun-
Endpunkte                        gen im Text oder in Tabellen
                                 eingesetzt werden.“

Positiver Effekt von             „Wenn Grafiken ergänzend
Piktogrammen und                 eingesetzt werden, sollten
Balkendiagrammen                 Piktogramme oder Balken-
                                 diagramme genutzt werden.“
Präsentation von Narrativen
Narrative                           Bad Practice
Narrative geben individuelle        „Ich war jetzt nach fast zwei
Erfahrungen mit Krankheit,          Jahren zum ersten Mal wieder
Gesundheit oder Pflegebedürftig-    beim Frauenarzt. Er hat mich
keit wieder. Oft enthalten          daraufhin angesprochen und die
Narrative implizit oder explizit
                                    Stirn gerunzelt. So, als sei ich
Schilderungen von Verhaltens-
weisen, Bewältigungsstrategien      verantwortungslos.“
oder Entscheidungsprozessen.        Katrin (48), drei Kinder

                      TK Broschüre Gebärmutterhalskrebsfrüherkennung 2008
Präsentation von Narrativen
Evidenz                          Empfehlung
Kognitive Endpunkte: Verstehen
/ Risikowahrnehmung

Kein Effekt auf kognitive
Endpunkte                        „Narrative können nicht
                                 empfohlen werden.“
Endpunkt Beeinflussung
(persuasiveness)
Die Wahrnehmung statistischer
Angaben kann durch Narrative
verzerrt werden.
Zielgruppenspezifität
Kriterium              Evidenz
• Sprache              • Keine Evidenz – neutrale
                         Sprache geboten; Vermeidung
                         alarmierender, direktiver oder
                         beeinflussender Sprache,
                         Muttersprache, einfache
                         Sprache

• Barrierefreiheit     • Keine Evidenz

• Kulturelle Aspekte   • Keine Evidenz
(modifiziert nach Craig 2008)
Herzlich
     Willkommen!
     Lassen Sie uns
                        Informed Shared Decision-Making
      gemeinsam
    entscheiden, was
    für Sie das Beste                                Welche
           ist..                                Wahlmöglichkeiten
                                                   habe ich ?

Weites Land der
Wissenden

                          Patientin
Behandlungsteam                                  Loch der Unwissenheit
                                         (modifiziert   nach Eysenbach 2001)
Was brauchen wir…
• Mehr Evidenz zur Darstellung von Evidenz

• Bereitstellung von Evidenz – nutzbar für
  Ersteller von Informationen, Leitlinien etc.

• Nationales Gesundheitsportal – Bereitstellung
  einer kritischen Masse auf hohem Niveau

• Strukturen zum Erwerb kritischer
  Gesundheitskompetenz für alle
Vielen Dank!
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