Fasan (Phasianus colchicus) - Bayerischer Jagdverband eV
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Fasan (Phasianus colchicus) Ein alter Europäer verschwindet! A lle mitteleuropäischen Fasanenbestände stammen von jagdlich motivierten FOTO: WILHELM GAILBERGER / PICLEASE Aussetzungen ab, vor allem aus höfischen Fasanerien. Erste sichere Hinweise auf das Vorkommen freilebender Fasane in Deutschland stammen aus dem Rheinland des 12. und 13. Jahrhunderts. Aus der zentral- und ostasiatischen Heimat verfrachtet, etablierten sich von den über 30 Rassen mindestens drei Ökotypen: Der sog. Colchicustyp (Böhmischer Jagdfasan, Nominatform), der robuste Torquatustyp (Ringfasan, ab 1750) und der Mongolicustyp (Kasachstan-Fasan, ab 1900) mit weißem Halsring. Weitere Ökotypen, die gezüchtet und ausgesetzt wurden, sind der ringlose Versicolortyp aus Japan (Japanischer Buntfasan) und Nachkommen aus Kreuzungen Auf einen Blick dieser Typen (Glutz v. Blotzheim et al. 1973). Der Fasan ist zugleich ein klassischer Kul- turfolger. Seine höchsten Dichten erreicht er in Nordwestdeutschland und im Südosten 55 bis 90 cm Länge Bayerns. Fasane leben im Winter gesellig, aber vielfach in getrenntgeschlechtlichen Gruppen 750 bis 1.300 g aus zehn bis 30 Hennen und zwei bis zehn Hähnen. Innerhalb dieser Gruppen be- steht eine Rangordnung. Zu Beginn der Balz Ende März bilden sich Zweiergruppen April bis Juli aus Platzhahn und Beihahn. Der Platzhahn wird Haremsbesitzer und balzt, Beihähne verstreichen. Die Beihähne sind „psychische Kastraten“: Ihre roten Hautlappen (Rosen) bleiben klein, die Hähne rufen nicht, fliehen und jagen einzelne Hennen an, um sie Acht bis zwölf Eier zu treten. Balzhähne dagegen zeigen Futterlocken und das typische Umkreisen einer Henne. Die Henne kann sich dem Anbalzen entziehen, indem sie sich der nächsten Unterliegt dem Jagdrecht, Hennengruppe (Harem) anschließt. Nach und nach scheiden Hennen zum Brüten aus Jagdzeit in Bayern 1.10. – 31.12.; dem Harem aus (Glutz v. Blotzheim et al. 1973). In unbejagten Populationen fand man VSRL Anh. IIA und IIIA ein Geschlechterverhältnis von eins zu 0,5 bis 1,5. Bejagung verschiebt das Verhältnis zugunsten der Hennen auf eins zu zwei bis eins zu zehn. Bis zu einem Verhältnis von eins zu 50 soll eine normale Quote befruchteter Eier möglich sein (Twining et al. 1948). Bei einer Gesamtsterblichkeit von jährlich 60 Prozent werden Fasane im Durchschnitt knapp zwei Jahre alt. Die Überlebensrate der Hennen entscheidet über die Bestands- dichte. Mit zunehmender Dichte wiederum steigt die Hennensterblichkeit, vor allem im Frühjahr und Spätsommer, ebenso wie die alter Hähne (Glutz v. Blotzheim et al. 1973). Seit 2008 sind die Jagdstrecken nicht nur in Bayern, sondern vor allem in Nordwest- deutschland eingebrochen, lokal um über 60%. Erste Studien weisen darauf hin, dass Wildtiermonitoring 2021 Seite 35
Fasan langfristige Trends maßgeblich von der Witterung im April abhängen könnten (Gehle 2010). Fasanenhennen schreiten von April bis Juni mit einer Zeitspanne von über 70 Tagen zum Brutgeschäft (Beklova & Pikula 1992). So war der April 2007 extrem warm und trocken und hat vermutlich die sehr hohen Jagdstrecken im Herbst nicht nur in Bayern ermöglicht. Doch bis heute erholten sich die Besätze nicht wieder. Zwar gibt es keinen Hinweis darauf, dass der Rückgang des Fasans mit der Anwen- dung des für Bienen tödlichen Pflanzenschutzwirkstoffes Clothianidin zusammenhängt (Pegel 2009), doch nahm am Niederrhein und in Westfalen die Jagdstrecke am stärksten in Landkreisen mit hohem Getreideanteil ab (Gehle 2010). In einigen Jagdbezirken gingen die Strecken nicht zurück. Sie unterschieden sich von den betroffenen Revieren durch einen für den Fasan optimalen Lebensraum mit kontinuierlicher Wasserverfügbarkeit, mehrjährigen, niedrigen Deckungsstrukturen (Altgras, Schilf) und ausreichend winter- grüner Deckung wie Senf oder Gehölzgruppen (vgl. Behnke 1964). Offensichtlich können Fasanenbesätze in derart gut ausgestatteten Habitaten Stressoren besser verkraften als in schlechten. Für die Hege ist zu beachten, dass mit dem saisonalen Wechsel zwischen geselliger und territorialer Lebensweise auch die Biotopansprüche wechseln können. Fasane brau- chen sowohl offene Äsungsflächen und Balzplätze als auch eine sichere Winterdeckung gegen Wind und Schnee. Je nach Revierverhältnissen kann damit ein Wechsel zwischen Sommer- und Wintereinständen verbunden sein. Gerade von ihrer Herkunft aus wan- dernde Ökotypen wie der Mongolicus lassen sich folglich nur durch konsequente Win- terfütterungen (Weizen, Gerste, Tricitale) unter guter Deckung (Streifen aus Schilf, Mais, Schlehe, Brombeere, Weiden) in den Revieren halten. Verfügbare Wasserstellen, Bereiche für das tägliche Hudern (Holzasche), zur Aufnahme von Magensteinchen (Sandhaufen mit Muschelschrot) und zum Aufbaumen optimieren den Lebensraum (vgl. Schmidt 2004). Seite 36 Landesjagdverband Bayern
Fasanenstrecken in Bayern 1969 – 2020 Seite 37 Fasan Wildtiermonitoring 2021 20 9/20 201 /2019 8 201 /2018 7 201 17 6/20 201 /2016 5 201 /2015 4 201 2014 3/ 201 /2013 2 201 /2012 1 201 2011 0/ 0 201 1 9/20 200 /2009 8 200 08 7/20 7 200 0 6/20 200 /2006 5 200 /2005 4 200 /2004 3 200 /2003 2 200 2002 1/ 200 /2001 0 200 /2000 9 199 /1999 8 199 /1998 7 199 /1997 6 199 /1996 5 199 1995 4/ 199 1994 3/ 93 199 2/19 2 199 9 1/19 199 1991 0/ 199 /1990 9 198 1989 8/ 198 /1988 7 198 1987 6/ 198 1986 5/ 198 /1985 4 198 1984 3/ 198 /1983 Fasanenstrecken in Bayern 2 198 1982 1/ 198 /1981 0 198 1980 9/ 197 1979 8/ 197 /1978 7 197 1977 6/ 197 /1976 5 197 1975 4/ 197 /1974 3 197 1973 2/ 197 1972 1/ 197 /1971 0 197 1970 9/ 196 200000 190000 180000 170000 160000 150000 140000 130000 120000 110000 100000 90000 80000 70000 60000 50000 40000 30000 20000 10000 0 INDIVIDUEN QUELLE: BAYSTMELF; GRAFIK: TAUSENDBLAUWERK
Erfurt Fasan Bearbeitung: Regina Gerecht (BJV) DATENQUELLE: BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR ERNÄHRUNG, LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN; KARTENGRUNDLAGEN: ESRI; BEARBEITUNG: REGINA GERECHT (BJV) Fasantrecken auf Landkreisebene im Jagdjahr 2019/2020 Würzburg Prag Bayreuth Würzburg A Pilsen Kartengrundlagen: Esri, StMELF Stuttgart Ansbach Regensburg Stuttgart Landshut Augsburg aatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten München Vaduz Salzburg Fasanenstrecken JJ 2019/20 1 - 25 26 - 100 101 - 250 251 - 500 501 - 1000 Vaduz 1001 - 3457 0 25 50 75 100 km N 0 / keine Strecke Fasanenstrecken JJ 2019/20 Seite 38 Landesjagdverband Bayern 1 - 25
Erfurt ! Fasan Würzburg Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverband DATENQUELLE: BAYERISCHER JAGDVERBAND; KARTENGRUNDLAGEN: ESRI; TSCHECHIEN: OPENSTREETMAP, ODBL 1.0; BEARBEITUNG: REGINA GERECHT (BJV) ! Gemeldete Fasan-Vorkommen 2019 A ! Prag ! Stuttgart Bayreuth ! ! Würzburg ! Pilsen ! Ansbach ! Regensburg Kartengrundlagen: Esri; Tschechien: OpenStreetMap, ODbL 1.0 ! Stuttgart ! Landshut ! Augsburg Vaduz ! ! München ! Salzburg ! Fasan 2016 und 2019 2019 2016 Vaduz kein Nachweis ! 0 25 50 75 100 km N keine Angabe dverband Wildtiermonitoring 2021 Seite 39
Fasan Zum Nach- und Weiterlesen Arnold, J. M., Greiser, G., Kampmann, S., Martin, I. Reddemann, J. Fasan und Feldhase. Schriftenreihe des Status und Entwicklung ausgewählter Wildtierarten Landesjagdverbandes Bayern e.V. Band 18, 2010 in Deutschland. Jahresbericht 2015. Wildtier- Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD). Schmidt, K. Fasanenhege zeitgemäß. Ein Leitfaden Deutscher Jagdverband, Berlin, 2016. für die Praxis. Verlag J.Neumann-Neudamm AG. Melsungen, 2004 Behnke, H. Hege, Aufzucht und Aussetzen von Fasa- nen und Rebhühnern. Verlag Paul Parey. Hamburg Twining, H.; Hjersman, H. A.; MacGregor, W. Fertility und Berlin, 1964 of eggs of the Ringnecked Pheasant. California Fish and Game 34, 209–216, 1948 Beklova, M.; Pikula, J. The time course of egg-laying and clutch size in free living population of Phasianus colchicus in the Czech Republic. Folia Zoologica 41, 253–262, 1992 Gehle, T. Retrospektive zum Rückgang des Fasans. Schriftenreihe des Landesjagdverbandes Bayern e.V. 18, 13–23, 2010 Glutz v. Blotzheim, U. N.; Bauer K. M.; Bezzel, E. [Hrsg.] Phasianus colchicus Linné 1758 – Fasan. In: Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Galliformes und Gruiformes 5. Akademische Verlagsgesellschaft. Frankfurt am Main, 322–370, 1973 Herzog, S. Kurzumtriebsplantagen: Eine Chance für das Niederwild? Revierkurier, 1–3, Juni 2011 Pegel, M. Entwicklung der Fasanenbesätze und weiterer Niederwildarten nach Ausbringung von mit Clothianidin gebeiztem Saatgut im Frühjahr 2008. Bericht der Wildforschungsstelle. Landwirt- schaftliches Zentrum für Rinderhaltung, Grünland- wirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg LAZBW, Aulendorf, 2009 Seite 40 Landesjagdverband Bayern
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