Faunistischer Fachbeitrag - Kurzerfassung und Analyse von Wildbienen & Co. (Hymenoptera Aculeata) im Naturgarten von Marlies Stöve in Berge ...

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Faunistischer Fachbeitrag - Kurzerfassung und Analyse von Wildbienen & Co. (Hymenoptera Aculeata) im Naturgarten von Marlies Stöve in Berge ...
Faunistischer Fachbeitrag
Kurzerfassung und Analyse von Wildbienen & Co.
  (Hymenoptera Aculeata) im Naturgarten von
   Marlies Stöve in Berge (Osnabrücker Land)

                          Auftraggeber
         Regionalmanagement Nördliches Osnabrücker Land
                  Dieter Meyer Consulting GmbH
                          Bürgerstraße 1
                         26123 Oldenburg

                                   Gutachter
                               Dipl. Biol. Rolf Witt
                           Umwelt- & Medienbüro Witt
                            Friedrichsfehner Str. 39
                                26188 Edewecht

                          Edewecht, 31. Oktober 2020
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                                        Friedrichsfehner Straße 39
                                        26188 Edewecht
                                        Tel.: 04486-9385570
        Dipl. Biol. Rolf Witt           E-Mail: witt@umbw.de
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Wildbienen & Co. im Naturgarten von Marlies Stöve in Berge – Kurzerfassung 2020                   2
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1. Anlass und Einleitung

Im Rahmen des Ilek-Themenjahres „Biodiversität“ fand in den Samtgemeinden Artland,
Bersenbrück, Fürstenau und Neuenkirchen ein (G)artenwettbewerb statt, bei dem Privatgär-
ten prämiert wurden, die einen besonderen Beitrag zur biologischen Vielfalt leisten. Eindeuti-
ger Gesamtsieger des Wettbewerbes war der fast 3000 m² große Garten von Marlies Stöve
aus Berge.
Teil des ersten Preises war, neben einer Fachberatung und Sachpreisen, eine Erfassung
von Wildbienen samt geführter Exkursion in dem Garten. Die Ergebnisse der Erfassung wer-
den in diesem Kurzbericht zusammengestellt. Der Bericht soll dazu beitragen, den Garten in
seiner Besonderheit wahrzunehmen sowie die Besitzer dazu motivieren ihre Arbeit fortzufüh-
ren und die Strukturen weiter für Insekten zu optimieren. In den beteiligten Samtgemeinden
und darüber hinaus sollen die Ergebnisse den Stellenwert von naturnahen Gärten für den
Artenschutz und das Potential einer ökologischen, ganzheitliche Gestaltung im Siedlungs-
raum aufzeigen.

2. Untersuchungsmethode und -umfang

2.1    Erfassungszeitraum, Witterungsbedingungen und Erfassungsgrad
Der Ortstermin fand am 5. August 2020 bei optimalen Witterungsbedingungen von 10.00 bis
15.00 Uhr statt.
Am Beginn stand eine Exkursion und detaillierte Einführung in das Thema mit Vertretern der
Kommune, der Lokalpresse, Frau Teresa Zimmermann (Dieter Meyer Consulting GmbH) und
der Familie Stöve. Im Anschluss an die Führung wurde der Garten nochmal intensiv und
konzentriert abgesucht. Die eigentliche Begehungsdauer betrug ca. 3 Stunden.
Eine repräsentative Erfassung der Wildbienenfauna konnte nicht Ziel dieser Untersuchung
sein. Dazu sind nach SCHWENNINGER (1994) mindestens sechs Erfassungsdurchgänge an-
zusetzen, die über die Flugzeit von März bis Anfang September verteilt sein müssen. Gerade
der Aspekt der Frühjahrsarten ist nicht dokumentiert. Auch die Flugzeit einiger Sommerarten
war nach einigen eher relativ kühlen Phasen im Juli schon überschritten oder neigte sich An-
fang August dem Ende zu. Der Erfassungsgrad der vorliegenden Untersuchung ist somit als
gering einzustufen.
2.2    Fangmethode
Die Erfassung erfolgte mittels Sichtbeobachtungen sowie durch Streif- und Sichtfänge mit
dem Insektennetz.
Im Gelände ansprechbare Arten wurden direkt bestimmt und notiert. Es wurden, wenn eine
Artabgrenzung vor Ort möglich war, nur einzelne Exemplare einer Population gesammelt
(halbquantitative Erfassung) um die Bestände zu schonen. Die gesammelten Tiere wurden
abgetötet, präpariert und mit einem Stereomikroskop determiniert.
2.3    Nomenklatur und Bestimmung
Die Nomenklatur richtet sich nach der aktuellen Roten Liste von W ESTRICH et. al. (2011) bzw.
SCHEUCHL & SCHWENNINGER (2015), bei den Gattungen nach MICHENER (2000).
Die Determination erfolgte nach AMIET et al. (1999, 2001, 2004, 2007, 2010, 2017),
BOGUSCH & STRAKA (2012), HERRMANN & DOCZKAL (1999), SCHEUCHL (2000, 2006), SCHMID-
EGGER & SCHEUCHL (1996) und SMIT (2018).
Die Honigbiene Apis mellifera wird aufgrund ihres offiziellen Status als semidomestifiziertes
Haustier in der Artenliste nicht berücksichtigt.

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Auf die genaue Bestimmung einiger extrem schwer zu differenzierenden Individuen der
Bombus lucorum-Gruppe (Erdhummeln) mit den Arten Bombus lucorum, B. cryptarum und B.
magnus wurde aufgrund des erheblichen Aufwandes (Barcoding) verzichtet. Die Artengruppe
wird als Bombus lucorum–Agg. aufgelistet.

Belegexemplare aller gefangenen Arten befinden sich in der Sammlung des Verfassers.

Die Angaben zu den Gefährdungen der Wildbienen in der Bundesrepublik Deutschland bzw.
in Niedersachsen/ Bremen folgen den Roten Listen von W ESTRICH et al. (2011) und
THEUNERT (2002).
Nach der Bundesartenschutzverordnung (Stand 21.1.2013) Anlage 1 zu § 1 Satz 1 gelten
sämtliche Arten der Überfamilie Apoidea (Bienen, inkl. Hummeln) als nach dem Gesetz
besonders geschützte Arten. Für diese Arten gilt damit ein besonderer rechtlicher Schutz
nach den Vorschriften in § 44 des BNatSchG von 2010.

Die Angaben zur Lebensweise, Ökologie und Verbreitung der Arten richten sich unter
anderem nach ESSER et al. (2011), PEETERS et al. (2012), SCHEUCHL & W ILLNER (2016),
W ESTRICH (2019).
Bei allen nachgewiesenen Arten kann von der Indigenität (Bodenständigkeit) im Unter-
suchungsgebiet ausgegangen werden.

3. Ergebnisse
3.1    Artenspektrum und Anteil gefährdeter Arten

In dieser Untersuchung konnten 33 Stechimmenarten nachgewiesen werden. Darunter
befinden sich 17 Wildbienen-, zwei Langstiel-Grabwespen-, sieben Echte Grabwespen-, zwei
Wegwespen-, vier Faltenwespen-Arten und eine Rollwespen-Art (Tab. 1).
Die Honigbiene Apis mellifera wird aufgrund ihres Status als semidomestifiziertes Haustier in
der Artenliste nicht berücksichtigt.
Auf die genaue Bestimmung einiger extrem schwer zu differenzierenden Individuen der
Bombus lucorum-Gruppe (Erdhummeln) mit den Arten Bombus lucorum, cryptarum und
magnus wurde aufgrund des erheblichen Aufwandes (Vermessung, Barcoding) verzichtet,
zumal die beiden selteneren kryptischen kaum zu erwarten sind.
Eine Angabe oder Abschätzung der Häufigkeiten kann aufgrund der nur punktuellen und
kurzen Untersuchung über wenige Stunden nicht auf fundierter Basis gegeben werden.

Bei allen nachgewiesenen Arten ist von der Indigenität im Untersuchungsgebiet auszugehen.

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Tabelle 1: Gesamtartenliste der am 5. August 20209 nachgewiesenen Stechimmenarten
(Hymenoptera Aculeata ohne Ameisen)
[Erläuterung der Abkürzungen: RLD = Status Rote Liste Deutschland, RLNRW = Status Rote Liste der Bienen
Nordrhein-Westfalen; Kategorien: 1 = vom Aussterben bedroht, V = Art der Vorwarnliste, n = nicht enthalten, * =
ungefährdet; Ökologie e = endogäisch nistend; h = hypergäisch nistend; S = bevorzugt Sand als Nistsubstrat; p
= parasitische Art mit Angabe der Nistweise der Wirtsart(en); soz = sozial lebende Art; oligo = oligolektisch
pollensammelnde Art; xt = xerothermophile/trockenheits-und wärmeliebende Art]

Familie|Art                        deutscher Artname             RLD   RLN    Nistweise         Ökologie
Anthophila (Bienen)
                                   Gewöhnliche
Andrena flavipes Pz.                                              *      *        e
                                   Bindensandbiene
                                   Schwarzbeinige
Andrena propinqua (Sch.)                                          *      *        e
                                   Körbchensandbiene
Bombus lapidarius (L.)             Steinhummel                    *      *       eh               soz
Bombus lucorum (L.)1               Helle Erdhummel-Agg.           *      *        e               soz
Bombus pascuorum (Scop.)           Ackerhummel                    *      *       eh               soz
Bombus terrestris (L.)             Dunkle Erdhummel               *      *        e               soz
Colletes daviesanus (Sm.)          Buckel-Seidenbiene             *      *        e        oligo: Korbblütler
Dasypoda hirtipes (Fabr.)          Dunkelfransige Hosenbiene     V       *       eS        oligo: Korbblütler
                                   Dichtpunktierte
Halictus subauratus (Rossi)                                       *     1        eS             soz, xt
                                   Goldfurchenbienen
Heriades truncorum (L.)            Gewöhnliche Löcherbiene        *      *        h        oligo: Korbblütler
Hylaeus brevicornis Nyl.           Kurzfühler-Maskenbiene         *      *        h
Hylaeus communis Nyl.              Gewöhnliche Maskenbiene        *      *        h
Hylaeus styriacus Först.           Steirische Maskenbiene         *     n         h
Lasioglossum calceatum (Scop.) Gewöhnliche Schmalbienen           *      *        e               soz
Lasioglossum morio (Fabr.)         Dunkelgrüne Schmalbiene        *      *        e               soz
Lasioglossum sexstrigatum (Sch.)   Sechsstreifige Schmalbiene     *      *       eS
Megachile willughbiella (K.)       Garten-Blattschneiderbiene     *      *        h
Sphecidae (Langstiel-Grabwespen)
Ammophila sabulosa L.              Gewöhnliche Sandwespe          *              eS                xt
Podalonia affinis K.               Kahle Kurzstielsandwespe                      eS                xt
Crabronidae (Echte Grabwespen)
Cerceris rybyensis (L.)            Gew. Sandknotenwespe           *               e
Ectemnius continuus (Fabr.)        Punktierter Fliegenjäger       *               h
Ectemnius lituratus Pz.            Ufer-Fliegenjäger              *               h
Harpactus tumidus Pz.              Dicker Kleinzikadenjäger       *              eS                xt
Lindenius albilabris (Fabr.)       Garten-Einzahngrabwespe        *               e
                                   Zweipunkt-
Oxybelus bipunctatus Oliv.                                        *              eS                xt
                                   Fliegenspießwespe
Philanthus triangulum (Fabr.)      Bienenwolf                     *               e
Pompilidae (Wegwespen)
Agenioides sericeus (vdL.)         -                              *             ehS                xt
Episyron rufipes (L.)              -                              *              eS                xt
Vespidae (Faltenwespen)
Ancistrocerus gazella              (solitäre Faltenwespen-Art)    *               h
Polistes dominula (Chr.)           Haus-Feldwespe                 *               h               soz
Vespula germanica Fabr.            Deutsche Wespe                 *               e               soz
Vespula vulgaris L.                Gemeine Wespe                  *               e               soz
Tiphiidae (Rollwespen)
Tiphia femorata Fabr.              -                              *              pe       Blatthornkäferlarven
Gesamtartenzahl: 33
1
    = Bombus lucorum-Artkomplex (Bombus lucorum, B. cryptarum, B. magnus)
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In dieser Untersuchung konnte eine Art gefunden werden, die auf der Vorwarnliste der Roten
Liste Deutschlands (Westrich et al. 2011) verzeichnet ist.
Nach der Roten Liste der Wildbienen Niedersachsens (Theunert 2002) gilt eine Art als „vom
Aussterben bedroht“ und eine Art ist dort noch nicht aufgeführt. Allerdings ist anzumerken,
dass die Rote Liste der Bienen Niedersachsens als veraltet gilt und dringend überarbeitet
werden müsste. Zu den beiden Arten wird in den Steckbriefen ein Kommentar gegeben.
Nach der Bundesartenschutzverordnung (Stand 21.1.2013) Anlage 1 zu § 1 Satz 1 gelten
sämtliche Arten der Überfamilie Apoidea (Bienen, inkl. Hummeln) als nach dem Gesetz
„besonders geschützte Arten“. Für diese Arten gilt damit ein besonderer rechtlicher Schutz
nach den Vorschriften in § 44 des BNatSchG von 2010. Diese Kategorisierung ist
unabhängig vom Rote-Liste-Status.

3.2    Steckbriefe bemerkenswerter Arten

Dasypoda hirtipes – Dunkelfransige Hosenbiene (RL-D: V; RL-Nds: *)
    Fundort: sonnenexponierter, schütter bewachsener und sandiger Magerrasenbereich
    vor dem Haus (Foto 1).
    Die Flugzeit reicht in einer Generation von Juni – September.
    Im Norddeutschen Flachland ist die Art relativ weit verbreitet und tritt oft synanthrop
    auf. So nistet die Art regelmäßig im Siedlungsbereich in sandigen Pflasterfugen,
    schütteren Rasenflächen, Gehwegen oder auf Spielplätzen. Sie kann größere Nest-
    agglomerationen mit mehreren hundert Nestern ausbilden. Sie stellt in Norddeutsch-
    land keine besonders wertgebende Art dar. Die Hosenbiene ist ein typischer Bewohner
    nährstoffarmer Sandbereiche oder Ruderalflächen.
    Die aufgrund ihrer extrem langbehaarten Hinterbeine und Größe (11-15 mm) sehr auf-
    fällige Art baut die Nestgänge, die bis 80 cm Tiefe erreichen können, gerne in schütter
    sandig bewachsene Bereiche.
    Pollen wird oligolektisch auf meist gelben Korbblütlern gesammelt.
    Von der häufigsten Hosenbiene sind aufgrund ihrer Popularität verschiedene deutsche
    Namen (Dunkelfransige Hosenbiene, Wegwarten-Hosenbiene, Braunbürstige Hosen-
    biene, Raufüßige Hosenbiene) im Umlauf. Hier zeigt sich auch ein Problem deutsch-
    sprachiger Trivialnamen, die neuerdings vermehrt genutzt werden und auch schnell zu
    Missverständnissen führen können.

Halictus subauratus – Dichtpunktierte Goldfurchenbienen (RL-D: *; RL-Nds: 1)
     Fundort: sonnenexponierter, schütter bewachsener und sandiger Magerrasenbereich
     vor dem Haus (Foto 1).
     Die auffällig goldgrün schimmernde, 7-8 mm große Wildbiene hat eine soziale
     Lebensweise.
     Die Flugzeit der unterschiedlichen Geschlechter und Kasten reicht vom zeitigen Früh-
     jahr bis in den Spätsommer.
     Die wärmeliebende Art besiedelt offene Sand- und Lößbiotope, Magerrasen, Ruderal-
     flächen, Sand- und Kiesgruben oder trockenwarme Brachen. Die in Süd- und Mittel-
     deutschland verbreitete Furchenbiene war bis vor wenigen Jahren in Niedersachsen
     nur aus dem Hügelland bekannt. Die polylektische Art ist aktuell anhaltend in Ausbrei-
     tung begriffen. Die Nester werden ca. 10 – 15 cm in den Boden gegraben.
     Seit 2015 sind bisher drei Fundorten aus Hannover bekannt, die zu dem Zeitpunkt die
     nördlichsten Fundorte in Deutschland waren (W ITT 2017). Der Autor kennt inzwischen
     weitere neue Fundorte aus Nordost-Niedersachsen.
     In Norddeutschland ist die Art als xerothermophile Charakterart ausgesprochen tro-
     ckenwarme Biotope einzustufen.
     Der Gefährdungsgrad wäre in einer überarbeiteten Roten Liste Niedersachsens deut-
     lich niedriger einzustufen, zumal die Art deutschlandweit nicht als gefährdet gilt.

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Hylaeus styriacus – Steirische Maskenbiene (RL-D: *; RL-Nds: fehlt)
     Fundort: Blühfläche beim Blütenbesuch auf Wilder Möhre (Daucus carota) (Foto 4).
     Die nur 5-6 mm große Maskenbiene legt ihre Nester in Käferfraßgängen im Totholz
     und auch in dürren, markhaltigen Stängeln an.
     Die Flugzeit reicht in einer Generation von Juni – August.
     Vorkommen der unauffälligen, im Gelände nicht bestimmbare Maskenbiene sind aus
     Niedersachsen erst seit neuerer Zeit bekannt (THEUNERT 2015) geworden. Der Erst-
     nachweis stammt aus dem Raum Hildesheim (THEUNERT 2003). Weitere Nachweise
     liegen aus Helmstedt und Hannover vor (W ITT 2014). Inzwischen liegen gerade aus
     Südniedersachsen weitere Funde vor.
     Bevorzugt werden wohl trockenwarme Waldrandstrukturen, Kahlschläge oder Ge-
     büsch- und Gehölzränder besiedelt. Die polylektische Art ist auch an einigen Garten-
     kräutern (Küchenzwiebeln, Lauch, Giersch, Petersilie, Echte Kamille oder Senf) beim
     Blütenbesuch gefunden worden. Die wärmeliebende Art scheint sich momentan aus-
     zubreiten (BLEIDORN et al.2008).

Harpactus tumidus – Echte Grabwespen-Art (RL-D: *)
     Fundort: sonnenexponierter, schütter bewachsener und sandiger Magerrasenbereich
     vor dem Haus (Foto 1).
     Die kleine, aber auffällig bunt gefärbte Grabwespe ist aufgrund ihrer Seltenheit eine der
     Überraschungen im Garten. Der ausgesprochen xerothermophile Sandbewohner
     kommt nur noch zerstreut im nordwestdeutschen Tiefland vor. Aus den Mittelgebirgs-
     regionen ist die Art nicht mehr bekannt. Die rund 7 cm tiefen Nestgänge haben am
     Ende mehrere Zellen, die mit Zikaden verproviantiert werden. Vor allem die Männchen
     suchen gerne nach süßen Blattlausausscheidungen auf Eichen.
     Die Flugzeit reicht in einer Generation von Juni – September.
     Für Echte Grabwespen liegt keine Rote Liste für Niedersachsen vor. Die Art schätze
     ich aktuell allerdings als „gefährdet“ ein, da in den letzten Jahren immer weniger
     Nachweise zu verzeichnen waren. In Thüringen gilt die Art aktuell als „vom Aussterben
     bedroht“, in Mecklenburg-Vorpommern und Hessen als „stark gefährdet“ und in
     Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt als „gefährdet“.

Podalonia affinis – Langstiel-Grabwespen-Art (RL-D: *)
    Fundort: sonnenexponierter, schütter bewachsener und sandiger Magerrasenbereich
    vor dem Haus (Foto 1) und im Bereich der Mikroabbruchkanten im Garten (Foto 3).
    Die zur Gattung der Kurzstielsandwespen gehörende große, schlanke, rot-schwarze
    und auffällige Art ist ausgesprochen sand- und wärmeliebend. Die Nester werden an
    vegetationsarmen, mäßig festen Stellen in den Sandboden begraben. Als Larvennah-
    rung werden bodenbewohnende Nachtfalterraupen erbeutet, die an Graswurzeln fres-
    sen. Charakteristische Lebensräume sind Trockenrasen und warme, sonnenexponierte
    Waldränder mit offenen Sandbereichen
    Podalonia affinis erreicht Größe von 12 – 20 mm.
    Die Flugzeit reicht von Ende April – Ende August bzw. Oktober, sollte - wie gelegent-
    lich vorkommend - eine zweite Generation ausgebildet werden.
    Für Langstiel-Grabwespen liegt keine Rote Liste für Niedersachsen vor. Die Art gilt in
    vielen anderen Bundesländern nicht als gefährdet, ist in den letzten Jahren Nordwest-
    deutschland allerdings seltener geworden.

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Agenioides sericeus – Wegwespen-Art (RL-D: *)
    Fundort: sonnenexponierter, schütter bewachsener und sandiger Bereich oberhalb der
    Mikroabbruchkanten im Garten (Foto 3).
    Diese xerothermophile Wegwespen-Art bewohnt sonnenexponierte Habitate und er-
    beutet Spinnen verschiedener Gattungen zur Versorgung des Nachwuchses. Die
    Nester werden gerne in Sand- oder Lössabbruchkanten sowie in Fels oder Mauer-
    spalten angelegt.
    Die Flugzeit reicht in einer Generation von Juni – September.
    Die kurzrüsseligen Tiere versorgen sich vorzugsweise auf Doldenblütlern (zum Beispiel
    Wilde Möhre) mit Nektar.

3.3    Charakterisierung des Artenspektrums und der Teillebensräume

Der untersuchte Garten gehört zur naturräumlichen Einheit „Ems-Hunte-Geest und Dümmer-
Geestniederung“. Er liegt nur rund 27 km nördlich der äußeren Ausläufer des Osnabrücker
Hügellandes und damit wenig nördlich des Mittelgebirgsrand.

Am Untersuchungstag konnten in dem vielfältigen und strukturreichen Garten vier Hotspots
ausgemacht werden, in denen die meisten Wildbienenarten nachgewiesen werden konnten.
Die Vorkommen der wertgebenden und seltenen Arten konzentrierten sich auf einer blüten-
reichen magerrasen Fläche direkt vor der Hauswand, die sich durch ihre geschützte Lage
noch besonders gut aufheizte (Abb. 1). Hier konnten vor allem die endogäisch nistenden,
sandliebenden Bewohner Dasypoda hirtipes, Halictus subauratus, Lasioglossum morio, L.
sexstrigatum. Ammophila sabulosa, Podalonia affinis, Harpactus tumidus, Oxybelus bipunc-
tatus, Agenioides sericeus und Episyron rufipes angetroffen werden. Von den Arten der
Gattungen Halictus und Lasioglossum wurden auch Nester gefunden.

Abb. 1: Sonnenexponierter, blütenreicher „Magerrasen“ mit kleinflächigen, offenen
Bodenstellen (Foto: Rolf Witt)
Die enge Verknüpfung zwischen vegetationsarmen Nistplätzen und einem sehr guten
Blütenangebot (z. B. Wilde Möhre, Steinklee, Natternkopf, gelbe Korbblütler) ist ausschlag-
gebend für den artenschutzfachlichen Wert der Fläche. Für die solitären Grab- und
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Wegwespen sind zudem ein ausreichend große Vorkommen an Beutetieren notwendig. Die
Arten sind dabei sehr wählerisch und spezialisiert. Die Sandknotenwespe Cerceris rybyensis
erbeutet zum Beispiel ausschließlich kleine Wildbienen, die dort in ausreichender Anzahl
vorkommen. Andere Arten benötigen Kleinzikaden, Fliegen oder bestimmte Spinnen.
Im Allgemeinen ist die ökologische Gruppe der wärme- und sonnenliebenden, endogäisch
nistenden Arten besonders gefährdet. Deren Lebensräume werden in Gärten und im
Siedlungsbereich immer seltener, zumal sie oft einem übertriebenen Ordnungssinn vieler
Gartenbesitzer weichen müssen. Hypergäisch (über dem Boden) nistende Arten, die zum
Beispiel in Stängel oder Totholz ihre Nester anlegen, konnten in diesem Hotspot noch nicht
gefunden werden.

In den Pflasterfugen der unmittelbar angrenzenden Auffahrt konnten weitere vereinzelte
Nestanlagen endogäisch nistender Stechimmen gefunden werden (Abb. 2). Die Nest-
eingänge sehen aus wie kleine Maulwurfshaufen, die sich gut von den durch krümeligen und
zerstreuten Sand kenntlichen Eingängen der Ameisennestern unterscheiden lassen. Hier
könnten die Bedingungen durch einzelne herausgenommene Steine sicherlich noch
verbessert werden. Voraussetzung ist, dass das Fundament weiterhin aus Sand besteht.

Abb. 2: Gepflasterte Auffahrt mit Nesteingängen (Foto: Rolf Witt)

Hinter dem Haus befindet sich ein weiterer sehr wertvoller Sandbereich, der durch die Schaf-
fung einer vegetationslosen Mikroabbruchkanten und den dahinter nur schütter mit Gras
bewachsenen Bereichen für endogäisch nistende Stechimmen eine hohe Attraktivität besitzt
(Abb. 3). Hier konnten einige häufige Bodennister (Lasioglossum-Arten, Ammophila sabu-
losa, Cerceris rybyensis, Lindenius albilabris, Oxybelus bipunctatus, Philanthus triangulum)
angetroffen werden. In der Fläche sind aber einige weitere Arten zu erwarten. So konnten im
Steilwandbereich zwar Nestöffnungen, aber nicht deren Bewohner entdeckt werden. Die
Schaffung weiterer kleiner Abbruchkanten, die möglichst nach Süden auszurichten sind,
kann nur empfohlen.
Im zeitigen Frühjahr werden in diesem Hotspot sicherlich einige Sandbienenarten beim
Nisten zu beobachten sein.

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Abb. 3: Sandige Mikroabbruchkante, ein wichtiges Nisthabitat (Foto: Rolf Witt)
Einen dritten Hotspot stellt die am Untersuchungstag sehr blütenreichen angelegte große
Wiese dar (Abb. 4). Hier konnten nun auch viele der hypergäisch nistenden Arten beim
Nektar- und/oder Pollensammeln festgestellt werden. Nistmöglichkeiten finden sich in den
wenigen alten, verholzten Stängeln und angrenzenden Totholzelementen (z. B. in den Obst-
bäumen). Dieses Habitat hat seine Bedeutung in erster Linie als besonders wichtige
Nahrungsressource. Auffällig war die relativ hohe Anzahl an Hummeln, Maskenbienen und
Faltenwespen. An den Blüten konnten auch die beiden Sandbienenarten nachgewiesen
werden. Honigbienen waren nur sehr vereinzelt anzutreffen.

Abb. 4: Wiesenelemente mit zahlreichen melittophilen Blütenpflanzen (Foto: Rolf Witt)

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Der Gemüsegarten, der mit einigen nichtheimischen Pflanzen sowie ungefüllten Zier-
pflanzensorten bereichert war, stellt den vierten Hotspot dar. In diesem Bereich konnten
nicht so viele Wildbienen wie in den Wiesenflächen beim Blütenbesuch angetroffen werden.
Stark vertreten waren Hummeln und Löcherbienen. Dazu kamen einige jagende Grab-
wespen und Faltenwespen.

Abb. 5: Gemüse- und Zierpflanzengarten (Foto: Rolf Witt)

Potentielle Nistmöglichkeiten waren hier aufgrund der stärkeren und regelmäßigen
Bearbeitung nur eingeschränkt vorhanden. Dieser Gartenbereich ist somit vor allem ein
wichtiges Nahrungshabitat.

Auffällig ist das Fehlen von parasitischen Kuckucksbienen, die sonst rund ein Viertel der hei-
mischen Wildbienenarten ausmachen. Bei einer intensiveren Erfassung auch zu anderen
Jahreszeiten sind Arten dieser ökologische Gruppe sicherlich auch hier zu finden. Kuckucks-
bienen, die ihre Eier in fremde Wildbienennester legen, benötigen allerdings stabile Wirts-
populationen. Eventuell sind diese im Garten noch nicht so ausreichend etabliert.
Nur drei der nachgewiesenen Arten, die alle regelmäßig in Norddeutschland vorkommen,
gelten als oligolektische Pollenspezialisten. Es handelt sich ausschließlich um
Korbblütlerspezialisten, die zu dieser Jahreszeit vor allem in Gärten dominant sind.
Spezialisierte Besucher anderer im Sommer blühender Pflanzengattungen (z. B.
Glockenblumen, Schmetterlingsblütler), fehlten. Wespen mit ihren kurzen Mundwerkzeugen
benötigen Blüten mit leicht erreichbare, offenliegende Nektarien, die im Garten am
Untersuchungstag ausreichend vorhanden waren.
In der Summe ist das Artenspektrum unter Berücksichtigung der kurzen Untersuchungszeit
schon als sehr vielfältig einzustufen. Neben häufigen, ubiquitären Arten konnten auch einige
anspruchsvollere Arten nachgewiesen werden. Es zeigt sich, dass naturnahe Gärten einen
wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten können und dabei auch ästhetischen Ansprüche
genügen können.
Ich würde mich freuen, wenn diese erste Untersuchung die Familie Stöve weiter motiviert
ihren Garten für Wildbienen, Wespen und auch andere Insektengruppen zu optimieren.

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