Frankfurt - Bochum - Autoflotte
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SERIE MIT DEM ID.3 ZU DEN EPIONIEREN 3/5 Fotos: Gerhard Grünig/Michael Blumenstein In der Hölle befindet sich eine ganz heiße Tankstelle. Diese Aral-Station in Wuppertal ist die erste Deutschlands, die innerstädtisch Strom in Reihe mit Diesel und Benzin anbietet. Frankfurt -> Bochum Teil 3 der Deutschlandtour führt uns im VW ID.3 von der Bankenmetropole Frankfurt in die ehemalige Stahl- metropole Bochum. Auf dem Weg fahren wir jedoch erst einmal durch die Hölle. Die Autobahn 3 ist eine der Lebensadern tion ist zwar gut ausgestattet, Strom-Zapf- können wir uns aus zwei verbleibenden Deutschlands, 769 km von Südosten nach säulen sucht man allerdings vergebens. Säulen die mit dem einfach anzufahren- Nordwesten. Uns begleitet sie ca. 200 km Dafür hat Ionity nebenan vier Superchar- den Parkplatz aussuchen. auf der dritten Etappe unserer Deutsch- ger platziert. Wie so oft etwas seltsam an- Im World-Wide-Web bekommt die Sta- landtour – von Frankfurt kommend bis zum geordnet und eine Ladesäule ist mit rot- tion mit 4,6 von 5,0 Punkten eine ganz gu- Kreuz Leverkusen. Dann schwenken wir ab weißem Flatterband abgesperrt. Nachdem te Bewertung. Positivster Kommentar: „Im- Richtung Osten Richtung Wuppertal und aber nur ein Tesla Model 3 nebenan steht, mer frei, sauber und voll funktionsfähig“. Herne/Bochum – macht 270 km in Summe. Eigentlich die ideale Distanz um mit vol- lem Akku von der Mainmetropole auf einen Rutsch bis ins Ruhrgebiet zu kommen. Ei- gentlich. Kleinbürgerliches Sicherheitsden- Serie: ken einerseits, mehr noch der Wunsch das Mit dem ID.3 zu den Thema Ladeinfrastruktur in Deutschland E-Pionieren besser kennen zu lernen sorgen dafür, dass es am Ende zwei Ladestopps werden. Nicht Teil 1: München – Stuttgart zu vergessen der schwere Gasfuß des Co- Teil 2: Stuttgart – Dreiländereck – Drivers und die niedrigen Temperaturen. Frankfurt Mit to jour 130 km/h „plus“ auf dem Ta- Teil 3: Frankfurt – Bochum cho hat der VW ID.3 bis zur Ausfahrt Sie- Teil 4: Bochum – Eisenach bengebirge – nach weniger als 200 km – so Teil 5: Eisenach – Landshut – Seltener Anblick. Dass der ID.3 mal auf der viel Saft gezogen, dass sich der Ladestopp München Überholspur unterwegs ist, muss fotogra- allemal rechnet. Die relativ neue Aral-Sta- fisch festgehalten werden 54 Autoflotte 4/2021
MIT DEM ID.3 ZU DEN EPIONIEREN 3/5 SERIE beißen. Nach Cola, Döner und 20 Minuten Wartezeit geht’s wieder ins Auto. Mit rund 80 Prozent geben wir wieder „Gas“. Ab in die Hölle Unser nächster Stopp: Hölle. Genauer ge- sagt eine Ortslage im Norden der bergi- schen Großstadt Wuppertal. Nicht dass wir oder besser gesagt unser ID.3 es schon wieder nötig hätten. Aber dort steht die erste Tanke an der man neben Kraftstoff auch Strom in derselben Reihe bekommt. Was uns besonders motiviert: Die Mar- Hölle nennt sich übrigens der Stadtteil in ke mit der blauen Raute hat als Marketing- Wuppertal. Und wer hier keine passende Gang ausgerufen, dass man anfangs kos- Ladekarte zur Hand hat, zahlt mit Paypal, tenfrei zapfen kann. Der Marketing-Gag ist Apple-Pay oder Kreditkarte … wohl schon verpufft. Nix mit umsonst la- den. Dafür„rächen“ wir uns und zücken un- seren Shell-Dongle. Völlig unbeeindruckt Ob Wasserstoff der Ausweg ist, wird sich vom Bezahlsystem des Wettbewerbes zeigen. Eine Ausfahrt zuvor kommt in je- Nur „Beppo“ moniert: „Eine Säule hat trotz schaltet sich die Säule frei und der Strom dem Fall Strom aus erneuerbaren Quellen Grün nicht funktioniert. Die andere schon fließt. Aral arbeitet gerade intensiv am Auf- – und die mit 100 kW.“ bau von Ladepunkten im vorhandenen Da hatte Beppo wohl Glück oder ein an- Tankstellennetz. Bis Ende 2021 stehen 500 deres Auto als wir. Denn der ID.3 schafft es ultraschnelle Strom-Zapfsäulen an über men weitere Zapfstellen von EnBW, Innogy – wieder mal nicht – mit 100 Kilowatt zu 120 Standorten, so das Versprechen – und und Lidl. Wir entscheiden uns für die zent- laden. Nach einem kaum wahrnehmbaren kooperiert mit VW. Was uns am besten ge- ral am Berliner Platz gelegene doppelte Peak startet die Anzeige bei 86 kW, mit fällt in der „Hölle“: Aral hat begriffen, dass Ladesäule und haben wieder mal Glück. schneller Tendenz zu weniger. Nicht so tra- Fahrer von E-Autos nicht mit einer Vielzahl Zwar blockiert der unvermeidliche Hybrid- gisch, der Magen knurrt eh. In Corona-Zei- von Tankkarten oder Bezahl-Dongeln han- Benziner einen der beiden Stellplätze, aber ten ist es nicht mal an einem Autohof ganz tieren wollen. Ganz easy kann man seine unser „echtes“ E-Auto findet sein Plätz- leicht, Essen zu bekommen. Man hält uns Stromrechnung auch mit EC- und gängi- chen. Zwar bleiben die Stadtwerke mit wohl für Lkw-Fahrer, also bekommen wir ger Kreditkarte begleichen oder mit Goog- 22 kW im unteren Level. Doch unser ID.3 zwischen Tür und Angel doch noch was zu le-Pay, Apple-Pay, Paypal ... So muss das nimmt via Typ-2-Stecker ja nur 11 kW auf. sein. Und mit 350 kW geht auch das Laden Nach mehreren Stunden im Auto emp- ruck-zuck – nur eben nicht im VW … findet man den zehnminütigen Fußweg als Wohltat. E-Auto-Fahrer tun also nicht Herne, wir kommen nur was für die Umwelt – sofern der Strom, wie in Herne versprochen, grün ist. Sie tun Mit frischer Power geht’s in 35 Minuten bis auch ein wenig für die eigene Ertüchti- Herne, wo am nächsten Tag – einen Kat- gung. Vor allem, wenn man einen Beifahrer zensprung entfernt – im Morgengrauen in hat, der Richtung Hotel läuft, als wäre er Bochum der erste Termin auf uns wartet. auf der Flucht und nicht bei der Arbeit. Das Doch zuvor heißt es übernachten. Das Ho- Hotel hat nicht nur keine Lademöglichkeit, tel liegt etwas außerhalb und ist in Corona- sondern ebenso wenig Komfort. Aber in Zeiten recht verweist. Die Frage nach einer Zeiten einer „gelockdownten“ Republik ist Lademöglichkeit beantwortet der Portier man schon froh, einen Schlafplatz samt mit einem bedauernden „ham wer nicht“. warmer Dusche zu bekommen. Also Smartphone gezückt, eine der zahlrei- chen Lade-Apps aktiviert und schon kom- D&W. Da war doch was men überraschend viele Ergebnisse. Nun mag Herne nicht unbedingt die Weltstadt Die Nacht ist eh kurz, das Frühstück kommt Michael Menkhoff (links) von Sevic zeigt sein, aber allen voran die Stadtwerke Her- aus dem Doggy-Bag. Dann ins Zentrum Gerhard Grünig (Verkehrsrundschau) den ne haben gute Arbeit geleistet. Zwölf La- gehetzt und los geht’s zum ersten Date des Koffer des Elektro-Stadtliefergefährts depunkte weist die App aus. Dazu kom- dritten Tages. Für Tuning-Freaks wäre die Autoflotte 4/2021 55
SERIE MIT DEM ID.3 ZU DEN EPIONIEREN 3/5 Michael Menkhoff, Sales Director, Sevic Systems SE Was bedeutet Elektromobilität für Sie persönlich? weites Schnellladenetz für Elektrofahrzeuge. Auch die Bezah- Elektromobilität bedeutet für uns Zukunft. lung an der Ladesäule selbst sollte besser geregelt, teure Roaminggebühren sollten abgeschafft werden. Unsere Fahr- Ist Elektromobilität aus Ihrer Sicht die beste Antriebsform zeuge können Sie auch über Nacht an einer haushaltsüblichen (ja/nein, warum)? 230-V-Steckdose vollladen. Aber den Komfort, der durch Schnell- Für die allermeisten Applikationen ist die Elektromobilität die lader entsteht, möchten wir natürlich auch nutzen. beste Lösung. Gerade in unserem Sektor der kleinen Nutzfahr- Aus unserer Erfahrung ist die Hemmschwelle gegenüber zeuge ist sie definitiv allen Verbrennern überlegen. Unsere Elektrofahrzeugen in den letzten Jahren immer weiter gesun- Fahrzeuge stoßen keine umweltschädigenden Gase aus und ken. Bei Probefahrten erleben wir regelmäßig begeisterte Elek- tragen somit zu einer gesunderen Innenstadt bei. Im urbanen tro-Pioniere, die schon nach den ersten Kilometern die Vorzüge Raum müssen wir die Umweltbelastung drastisch reduzieren. dieser Antriebsform erkannt haben. Dies ist wahrscheinlich allen Menschen klar geworden, als wir angefangen haben über Fahrverbote in Innenstädten zu dis- Welches Elektrofahrzeug ist Ihr Favorit und wieso? kutieren. Wir wollen mit unseren Fahrzeugen große Die- Mein Favorit ist ein kompaktes Nutzfahrzeug, das bald auf den seltransporter aus den Stadtzentren verbannen und eine Re- Markt kommen wird mehr dazu in ein paar Monaten … volution in der urbanen Mobilität und Logistik beginnen. Fahren wir 2030 alle elektrisch? Was könnte bei der E-Mobilität besser gemacht werden? Es ist unabdingbar, dass wir 2030 viel mehr elektrisch fahren Aus unserer Perspektive sind wir auf einem guten Weg, die Mo- werden. Die neue Abgasnorm der EU, Euro 7, wird voraussicht- bilität in Deutschland zu elektrifizieren. Jedoch gibt es den- lich 2025 in Kraft treten und noch strengere Auflagen für ICE- noch Hürden, die uns die Politik stellt. So gibt es zum Beispiel Hersteller mit sich ziehen. Wir wollen von dieser Entwicklung Förderungen für Elektrofahrzeuge der Klasse N1 als auch für profitieren und fokussieren uns deshalb schon jetzt auf die Mo- Elektro-Lastenfahrräder, jedoch keine Förderung für unsere bilität von morgen. Selbst wenn wir selbst noch mit einem Ver- Transporter, Fahrzeuge der Klasse L7e. Hier muss die Bundes- brenner fahren, wird die Welt um uns immer mehr elektrifiziert. regierung dringend nachbessern. Dazu haben wir uns einem Wir gehen davon aus, dass 2030 Elektrofahrzeuge im urbanen Aufruf des Bundesverband eMobilität e.V. angeschlossen und Raum die Überhand gewonnen haben werden. Wir werden un- fordern die Aufnahme in das Programm „Kaufprämie für Elek- sere Post und Pakete mit E-Transportern oder Fahrädern gelie- trofahrzeuge (Umweltbonus)“. fert bekommen. Die öffentlichen Verkehrsmittel werden hof- Um die Elektromobilität flächendecken voranzubringen, fentlich bis dahin elektrifiziert sein, die Langstrecken-LKW mit fehlt es, insbesondere in ländlichen Gebieten, immer noch an Wasserstoffantrieb auf unseren Autobahnen unterwegs sein einer passenden Lade-Infrastruktur. Um alle Vorzüge elektri- und vielleicht gibt es bis dahin ja auch schon Hoverboards, die scher Fahrzeuge auszunutzen, brauchen wir ein deutschland- uns McFly für 2015 prognostiziert hat … Location ein Highlight. Sagt Ihnen D&W danken gemacht, wie man ihre qualmen- noch was? Der Kult-Treff für Tuner. Doch den Zweitakter ins 21. Jahrhundert statt Spoiler, fettem Auspuff und Sport- transferiert. Ungewöhnlicher Gag des S180: lenkrädern gibt’s dort inzwischen E-Fahr- Es legt sich samt Fahrer in die Kurve. Das zeuge von Sevic und alles steht im Zeichen sorgt für einen spektakulären Auftritt, opti- des E. Der Sevic V500, ein kompakter Klein- miert die Straßenlage und sorgt dafür, dass laster, ist ein wenig erwachsener als eine das Dreirad trotz Kofferaufbau auch bei hö- Piaggio Ape, besitzt vier Räder und kommt heren Geschwindigkeiten nicht umkippt. originär aus China. Sevic bietet ihn als op- Wie es sich für die Mobilität von morgen timales Gefährt für die letzte Meile an und gehört, glänzen S100, S180 und V500 mit scheint besonders beliebt in der Lebens- modern gestylten Digitalanzeigen, ergono- mittelverteilung zu sein. mischen Bedienelementen und ordentli- Wem der Mini-E-Laster immer noch zu chen Reichweiten – auf jeden Fall so viel, Kleine und handliche E-Fahrzeuge werden groß ist, der findet im „Tuner-Shop“noch dass sie für den urbanen Einsatz gut gerüs- in den kommenden Jahren im urbanen kleine Dreiräder – um im Bild der Ape zu tet sind. Damit können sie in ihrem Bereich Verkehr mehr und mehr Aufgaben über- bleiben. Die S100 und S180 sehen tatsäch- zumindest mehr als unser ID.3 im Verhältnis nehmen – auch in Deutschland lich so aus, als hätten sich die Italiener Ge- auf der Autobahn. Gerhard Grünig 56 Autoflotte 4/2021
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