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ANALYSEN – PROGNOSEN – WETTSTRATEGIEN
                                                                              Rund um den Fußball

      Die Halbzeitbilanz der Bundesliga-Saison 2018/19 in der Datenanalyse

      Französische Effektivität gegen bayrische Metamorphosen

      Zu Beginn der Bundesliga-Saison 2018/19 waren sich die Experten einig: Der Dominanz der Bayern ist
      auch in dieser Saison nicht beizukommen. Dem Team aus Dortmund, mit seinem neuen, in der Liga hoch-
      geschätzten Trainer Lucien Favre, gewährte man allenfalls Außenseiterchancen auf den Titel. Unter den
      meistgenannten Mannschaften für die ersten fünf Plätze gesellten sich Vorjahresgrößen wie Bayer 04
      Leverkusen, Schalke 04 und Red Bull Leipzig hinzu. Wenn es um Prognosen geht, neigen allerdings auch
      Experten dazu, die nahe Vergangenheit zu hoch zu bewerten.

      Im Westen viel Neues
      Die Realität am 17. Spieltag ist nämlich eine ganz andere. Der Abonnement-Meister aus München
      schwächelte zwischenzeitlich gehörig und die letztjährigen Überraschungsmannschaften aus Gelsen-
      kirchen und Leverkusen sind teilweise arg abgestürzt. Einzig Borussia Dortmund sowie die Teams aus
      Mönchengladbach, Leipzig, Wolfsburg und Frankfurt konnten den Erwartungen mehr als gerecht werden.
      Am Aktienmarkt würde man sagen, im DAX-Bereich geht es hoch volatil zu. Bleibt dies so, oder wird sich
      die Liga im laufenden Wettbewerb den Expertenprognosen wieder angleichen?

      Um diese Frage zu beantworten, benötigt man Daten. Denn der offensichtliche Vergleich auf der Basis
      von Punkten und Toren zur Saison-Halbzeit ist die eine Sache. Einen differenzierteren Blick erlauben
      weitergehende Betrachtungen. So zum Beispiel eine zusätzliche qualitative Bewertung der Bundesliga-
      Teams, wie etwa die B-Note beim Skispringen. Kombiniert man auf diese Weise Punkte und die Leistungs-
      stärke auf einer Skala von 0 bis 100% miteinander, sieht beispielsweise der bisherige Saisonverlauf der
      Borussia aus Dortmund wie Folgt aus:

                                                               Die grünen Punkte markieren die Siege, die
                                                               roten die Niederlagen. Gelbe Punkte stehen für
                                                               unentschiedene Spiele.

                                                              Mit Ausnahme des 16. Spieltages, dem 1:2 bei
                                                              Fortuna Düsseldorf, hat das Favre-Team eine
                                                              Hinserie par excellence hingelegt. Dabei war der
                                                              Start gar nicht so berauschend. In den ersten
                                                              vier Saisonspielen gab es zwei Siege, aber auch
      zwei Unentschieden, die nicht gerade spielerische Offenbarungen waren. Erst das 7:0 am fünften Spieltag
      gegen den 1. FC Nürnberg brachte die gewünschte Kontinuität.

      Wie die aktuelle Hinrunde insgesamt einzuordnen ist, zeigen Vergleiche zur Hinrunde der letzten Saison.

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                                                                                Rund um den Fußball

                                                                       Die Borussen starteten 2017 phäno-
                                                                       menal unter Ihrem neuen Trainer Peter
                                                                       Bosz und schienen bis zum 7. Spieltag
                                                                       uneinholbar zu sein. Bis dann eine 2:3
                                                                       Heimniederlage gegen Leipzig eine lange
                                                                       Negativ-Serie einleitete, die bekannter-
                                                                       maßen zur Entlassung des Trainers
                                                                       führte.

      Zum Ende der Hinserie führte das Münchner Team unter Trainer Jupp Heynckes – am siebten Spieltag
      übernommen von Carlo Ancelotti - die Tabelle mit 41 Punkten an; ganze elf Punkte vor dem Tabellen-
      zweiten, dem FC Schalke 04. Dieser saisonübergreifende Vergleich gibt bereits einen ersten Hinweis auf
      die „neue“ Borussia aus Dortmunder in der laufenden Saison. Lucien Favre setzt nicht auf bedingungs-
      losen Hurra-Fußball, sondern auf Kontinuität, ein sehr schnelles Umschaltspiel und vor allem auf Effizienz.
      Seine Überzeugung: Nicht jedes Spiel muss attraktiv gewonnen werden, aber aus Kontinuität kann
      Attraktivität entstehen.

      Eine Frage der Effizienz
      Die beschriebene Entwicklung lässt sich nicht allein mit den 44 erzielten Toren erklären. Hierzu muss man
      die Schüsse, mit der Absicht ein Tor zu erzielen, sowie die dazu herausgespielten Chancen einer genau-
      eren Analyse unterziehen. So zeigt sich ein erster deutlicher Unterschied zwischen dem Vorjahresmeister
      Bayern München und dem aktuellen Herbstmeister Borussia Dortmund anhand einer weiteren wichtigen
      Kennzahl: die Wahrscheinlichkeit, ein Tor zu erzielen.

      Das Ranking, geordnet nach den Torchancen, weist diese Wahrscheinlichkeit zusätzlich aus. Der Wert
      wurde errechnet, indem jedem einzelnen Schuss eine individuelle Torwahrscheinlichkeit zugeordnet
      wurde. Über alle Schüsse gemittelt ergibt dies die hier dargestellte durchschnittliche
      Torwahrscheinlichkeit.

      Demnach hat Borussia Dortmund unter den Top-5-Offensiv-Teams der Liga die wenigsten Schüsse ab-
      gegeben und ganze 20 Torchancen weniger herausgespielt als der Chancenprimus TSG Hoffenheim.
      Allerdings rangieren die Dortmunder bei der Torgefährlichkeit weit vor allen Teams, und das macht den
      Unterschied.

      Zusätzliche Erkenntnis bringt hier eine Metrik, die relativ neu und innovativ im Bereich der Fußballanalyse
      ist: Das Konzept der „zu erwarteten Tore“, das international auch als „expected goals“ bezeichnet wird.
      Hierbei handelt es sich um eine Art „Qualitätsbarometer“ für Torschüsse. Dabei wird nicht nur gezählt,

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                                                                             Rund um den Fußball

      wie viele Schüsse auf das Tor des Gegners abgegeben wurden, sondern auch, wie häufig ein Schuss ins Tor
      gelangte. Analysten teilen dazu das gesamte Spielfeld in Quadrate auf, und schauen sich die Schüsse an,
      die innerhalb dieses Raumes in der Vergangenheit in vergleichbaren Ligen zu Toren geführten.

                                          Am einfachsten kann man sich das anhand eines Elfmeters
                                          verdeutlichen. Hier weiß man, dass die Schützen im Durchschnitt 75
                                          Schüsse bei 100 gegebenen Elfmetern im Tor unterbringen.
                                          Analysiert man das nun für alle Quadrate im und um den Strafraum
                                          herum, erhält man eine Landkarte mit historischen
                                          Torwahrscheinlichkeiteni.

      Um nun den expected-goal-Wert für ein Bundesligaspiel zu ermitteln, addiert man die
      Wahrscheinlichkeiten aller Schüsse beider Mannschaften und stellt diese dem realen Ergebnis gegenüber.
      Demnach wäre die Partie zwischen Borussia Dortmund und Bayern München am 11. Spieltag 2,1 : 1,9
      ausgegangen.

      Dortmund schoss insgesamt acht Mal aufs Tor, erspielte
      dabei sieben hochkarätige Chancen und erzielte dadurch
      drei Tore. Der rechte Teil der Grafik zeigt zudem, wieviel
      Tore im Durchschnitt auf der Basis der vielzähligen ver-
      gleichbaren Ligapartien zu erwarten gewesen wäre. Die
      vereinfachte Raumanalyse zeigt: Von den acht Schüssen
      wurden jeweils zwei im 5- und im 16-Meter-Raum abge-
      geben. Hinzu kam ein Elfmeter und drei Schüsse von
      außerhalb des Strafraumes. Im obigen Wahrschein-
      lichkeits-Raster ergibt dies einen Erwartungswert von 2,1
      Toren. Während Bayern München nahezu exakt die erwarteten Tore (1.9) auch in der Realität erreichte,
      war Dortmund in diesem Spitzenspiel jedoch um ein Tor besser als der Durchschnitt.

      Wenn man diese erwarteten Tore nun für die komplette Hinserie der Saison 2018/19 errechnet, erhält
      man eine Tabelle, die man auch als „Effizienz-Tabelle“ bezeichnen könnte.

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                                                                               Rund um den Fußball

      Diese ist nach den erwarteten Punkten (xPTS) geordnetii. Stellt man die realen Punkte den Erwarteten
      gegenüber, so zeigt sich, welche Teams besonders effizient spielten, und welche weit unter ihren Mög-
      lichkeiten blieben. Beim FC Schalke 04 hat sich z.B. die Effizienz gegenüber der letzten Saison genau ins
      Gegenteil verkehrt. Zum 17. Spieltag hatten die Knappen 30 Punkte erspielt – erwartet wurden knapp 28
      Punkte.

      In der aktuellen Saison wären aufgrund ihrer Torschüsse und Torschusspositionen im Durchschnitt gut 27
      Punkte nach der Halbserie zu erwarten gewesen. Letztendlich haben die Schalker aber nur ganze 18 Punk-
      te erspielt. In einer Detailanalyse zeigt sich, dass die Gelsenkirchener viele Spiele aufgrund ihrer guten
      Torschussposition sogar hätten knapp gewinnen müssen. Für Trainer Tedesco bestätigt sich hier ein ech-
      tes Abschlussproblem seiner Stürmer.

      Im gleichen Trend befindet sich der FC Bayern München. Fast 40 Punkte wären nach 17 Spieltagen der zu
      erwartende Durchschnitt - 36 Punkte sind es geworden. Das ist gegenüber der Schalker Situation ein
      moderater Wert, wenn nicht Borussia Dortmund seine Erwartungswerte gleichzeitig so deutlich über-
      troffen hätte. 28 erwarteten eigenen Toren und knapp 22 erwarteten Gegentoren steht ein reales
      Torverhältnis von 44:18 gegenüber.

      In Analystenkreisen wird häufig diskutiert, ob diese Unterschiede schlicht Zufalls- oder Glückfaktoren
      zuzuordnen sind, die sich im Laufe der Saison wieder ausgleichen. Statistiker gehen bei hinreichend
      großen Datenmengen allerdings von stabilen Trends aus, sofern grundlegende strukturelle Änderungen
      die Voraussetzungen nicht maßgeblich beeinflussen. Eine übermäßige Anzahl an Verletzungen kann
      beispielsweise zu solch einer strukturellen Veränderung führen. Aber auch durch Unzufriedenheit
      ausgelöste Fluktuationen, also Zu- und Abgänge im Team gehören ebenfalls dazu. Gerade hier weisen die
      beiden genannten Vereine aus Gelsenkirchen und München viele Gemeinsamkeiten auf, wenngleich auf
      unterschiedlichem Niveau. Nico Kovac und Domenico Tedesco haben dies erkannt und versuchen trotz

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                                                                                                          Rund um den Fußball

      einer hoher Mehrfachbelastung ihrer Mannschaften an der Rotation festzuhalten. Dass die daraus
      entstehende Unzufriedenheit nicht so einfach in den Griff zu bekommen ist, demonstrieren Spieler wie
      Boateng, Hummels und Ribery auf der einen und Naldo, Konoplyanka und di Santo auf der anderen Seite
      regelmäßig.

      Auch für andere Teams lassen sich wichtige Trends aus der Metrik der „Erwartungswerte“ ableiten. Die
      Übersicht zeigt, welche Mannschaften zu den Gewinnern und welche zu den Verlierern der ersten
      Halbserie gehören.
        Rang
       aktuell
                                       tatsächliche
                                         Punkte
                                                      erwartete
                                                       Punkte
                                                                  Abweichung
                                                                                 Die beiden Borussen-Teams der Liga führen dieses Ranking
         1       Bor. Dortmund              42          29,2              12,8   mit deutlichem Abstand an. Unverkennbar unter ihren
         3       Bor. M‘gladbach            33          25,9               7,1
         9       Bay. Leverkusen            24          22,5               1,6   Möglichkeiten spielten Augsburg, Nürnberg, Schalke und
         8       Hertha BSC                 24          22,7               1,4
         5       VfL Wolfsburg              28          27,2               0,8   Hannover. Wenn sich diese Tendenz fortsetzt, sind die
         6       Eintr. Frankfurt           27          26,5               0,5
        11       SC Freiburg                21          20,5               0,5   letztgenannten Mannschaften stark abstiegsgefährdet. Der
         4       RB Leipzig                 31          30,9               0,1
        12       FSV Mainz 05               21          22,3              -1,3
                                                                                 1. FC Köln hat es vorgemacht, wie aus einem europäisch
        10       Werder Bremen                                            -3,2
         2       Bayern München
                                            22
                                            36
                                                        25,2
                                                        39,6              -3,6
                                                                                 qualifizierten Team ein Abstiegskandidat wird. Nimmt das
        14       F. Düsseldorf              18          21,9              -3,9   jeweilige Management diese Hinweise nicht ernst, lässt
         7       TSG Hoffenheim             25          29,7              -4,7
        16       VfB Stuttgart              14          18,8              -4,8   sich der Trend nur sehr schwer stoppen.
        17       Hannover 96                11          19,3              -8,3
        13       Schalke 04                 18          27,3              -9,3
        18       1. FC Nürnberg             11       Welche Erkenntnisse lassen sich aus dieser Sicht nun ab-
                                                        20,7              -9,7
        15       FC Augsburg                15          25,9             -10,9
                                                     leiten? Wird Borussia Dortmund zwangsläufig Meister und
      ist Schalke gar ein möglicher Abstiegskandidat?

      Das Problem mit dem „Transitbereich“
      Ebenso wenig wie man einer Wettervorhersage über mehr als eine Woche Glauben schenken sollte, sind
      schematisierte Prognose über eine komplette Saison wenig seriös. Das bedeutet aber nicht, dass sich mit
      Daten dennoch wichtige Erkenntnisse gewinnen lassen. Es gibt halt sehr viele Einflussfaktoren im Fußball -
      diese müssen daher gesondert betrachtet werden.

      Die bereits vorgestellte „Leistungsstärke“ erlaubt nicht nur eine bessere Einschätzung einzelner Teams, es
      lassen sich damit auch ganze Tabellenbereiche analysieren. Teilt man die 18 Teams der ersten Fußball-
       Platz     Verein    Sektor
                                      Bundesliga in vier Sektoren und vergleicht die Teams innerhalb dieser Sek-
         1 Bor. Dortmund
                         Meister- und toren, entsteht folgendes Bild:
       2       Bayern München
                                      Champions-
       3       Bor. M‘gladbach
                                    League-Bereich
       4       RB Leipzig                               Die Einteilung bietet sich an, da jedes Team das kurz- bis mittelfristige Ziel
       5       VfL Wolfsburg
       6       Eintr. Frankfurt      Euopäischer        verfolgt, in den nächst höheren Bereich aufzusteigen, bzw. sich im obersten
       7       TSG Hoffenheim       Qualifikations-     Bereich zu etablieren. Zudem zeigten sich die Bereiche in der Vergangenheit
       8       Hertha BSC              bereich
       9       Bay. Leverkusen                          statistisch sehr homogen.
       10      Werder Bremen
       11      SC Freiburg
                                       Transit-
       12      FSV Mainz 05
                                       Bereich
                                                        Eine besondere Stellung hat der „Transitbereich“. Vereine, die hier platziert
       13      Schalke 04
       14      F. Düsseldorf
                                                        sind, haben einerseits einen sehr hohen Existenzdruck, können aber ohne
       15      FC Augsburg                              weiteres mit einer kleinen Siegesserie die europäischen Qualifikations-Plätze
       16      VfB Stuttgart          Abstiegs-
       17      Hannover 96             bereich          erreichen. Für die Fans ist dies ein wenig wie der wöchentliche Aufzug
       18      1. FC Nürnberg

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                                                                                                  Rund um den Fußball

      zwischen Himmel und Hölle. Die Entwicklung dieser Teams ist statistisch am schwierigsten einzuschätzen,
      da diese Mannschaften durchaus gegen hochklassige Gegner gewinnen können, am darauffolgenden
      Spieltag aber ebenso gegen deutlich schlechte platzierte Teams verlieren.

      Ein saisonüberbergreifender Vergleich der Leistungsstärke
      in diesen Bereichen zeigt, dass die Liga aktuell „kopf-
      lastiger“ geworden ist. Die ersten vier Teams hatten im
      Mittel eine deutlich höhere Leistungsstärke nach 17
      Spieltagen als in der letzten Saison. Das umgekehrte Bild
      ergibt sich für die drei übrigen Bereiche. Im Abstiegs-
      bereich sind die letzten vier Teams gar um drei Pro-
      zentpunkte schlechter als in der Vorsaison.

      Auch die mittlere Leistungsstärke über alle Teams ist aufschlussreich. In der letzten Saison sahen die
      Zuschauer leicht attraktivere Spiele gegenüber der aktuellen Spielzeit. Wobei die Höhe der Prozentwerte
      insgesamt schon überraschend anmutet: Ein Wert von 55 bis 58% sagt aus, dass der Fan eigentlich nur
      durchschnittliche Kost vorgesetzt bekommt. Umgerechnet auf eine Notenskala sind die Spiele mit
      Beteiligung der vier Top-Teams der Liga gerade einmal mit „Drei-Minus„ zu bewerten.

      Allerdings sagt die Leistungsstärke nichts über die Spannung einer Partie aus. Und spannende Partien gab
      es in dieser Halbserie genug. Man denke hier an die Spiele der Fortunen aus Düsseldorf gegen München,
      Dortmund, und Leipzig oder die Frankfurter Partien gegen Hoffenheim und Schalke.

      Wanderungsbewegungen
      Wer die Zukunft deuten möchte, kommt nicht umhin, in die Vergangenheit zu schauen. Daher liegt die
      Frage nahe, welche Wanderungsbewegungen innerhalb der Tabelle es in der letzten Saison im Rahmen
      der gezeigten Bereiche gab.

      Platz         Verein           Sektor        Rangwechsel       Am auffälligsten: Die Plätze 1 und 2, sowie die beiden direk-
        1     Bayern München                       0
                                  Meister- und
        2     Schalke 04
                                   Champions-
                                                   0                 ten Abstiegsplätze waren am 17. wie am 34. Spieltag der
        3     Bor. Dortmund                        1 schlechter
        4     Bay. Leverkusen
                                 League-Bereich
                                                   1 schlechter
                                                                     Saison 2017/18 gleich besetzt. Insgesamt standen sechs
        5     RB Leipzig                           1 schlechter      Mannschaften zum Ende der Halbserie als auch zum
        6     Bor. M‘gladbach     Euopäischer      3 schlechter
        7     TSG Hoffenheim     Qualifikations-   4    besser       Saisonende auf demselben Rang.
        8     Eintr. Frankfurt      bereich        0
        9     FC Augsburg                          3 schlechter
       10     Hertha BSC                           0
                                                                     Die größte Kontinuität gab es im Bereich der Meistschafts-
       11     Hannover 96
                                    Transit-
                                                   2 schlechter      und Champions-League-Plätze, mit lediglich zwei Rang-
       12     VfL Wolfsburg                        4 schlechter
                                    Bereich                          wechseln.
       13     SC Freiburg                          2 schlechter
       14     VfB Stuttgart                        7    besser
       15     FSV Mainz 05                         1    besser
       16     Werder Bremen        Abstiegs-       5    besser
                                                                     Ganz anders die Situation im Transitbereich: Mit 15
       17     Hamburger SV          bereich        0                 Rangwechseln ging es hier sehr turbulent zu.
       18     1. FC Köln                           0
                                                    Saison 2017/18
                                                  Überhaupt vielen die Rangverbesserungen deutlicher aus als
      die Verschlechterungen. Der VfB Stuttgart erreichte hier den Spitzenwert, was ihm in den

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                                                                               Rund um den Fußball

      Expertenprognosen vor der aktuellen Saison eine gute Position einbrachte. Bisher konnten die Schwaben
      dies aber nicht unterstreichen. Sie bleiben vorerst ein „Transit-Bereich-Team“.

      Überträgt man diese Erkenntnisse, auf die aktuelle Saison, so lassen sich Tendenzen ableiten. Der dies-
      jährige Meister wird unter den ersten beiden Teams ausgemacht. Borussia Dortmund hat allerdings noch
      einen langen Weg vor sich. Bleiben Sie vom Verletzungspech verschont und kommt es zu keinen nennens-
      werten Spielerverkäufen in der Winterpause, dann haben sie die größten Chancen auf den Titel. Aller-
      dings ist Bayern München nicht abzuschreiben. Im Bereich der erwarteten Tore und Punkte agierten sie
      bisher unterdurchschnittlich. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass noch reichlich Luft nach oben ist.
      Wenn die Effizienz der Dortmunder nachlässt, wird es hier nochmal sehr spannend.

      Allerdings steht Trainer Kovacs vor dem Umbau des Teams. Die alternden und abwanderungswilligen
      Stars müssen durch neue Perspektivspieler ersetzt werden, keine einfache Aufgabe. Dabei lässt sich die
      folgende Vermutung nicht durch Daten stützen und ist eher im Bereich der Hypothesen anzusiedeln: Das
      Management der Münchner plant ein Übergangsjahr - ohne nennenswerte Zukäufe. Einem Welttrainer,
      wie z.B. Zinédine Zidan wäre dies nicht zuzumuten. Daher übernimmt den ersten Teil der Metamorphose
      Nico Kovacs. In der nächsten Saison wird ein international erfahrener Trainer das nachvollziehen, was die
      Dortmunder in dieser Saison bereits umgesetzt haben. Es wird große Investitionen in München geben, um
      international den Anschluss nicht zu verlieren

      Der blinde Fleck in der Bundesligatabelle
      Wichtig für alle Teams wird es nun sein, wie sie in die zweite Saisonhälfte starten. Auch hier gibt eine
      Kennzahl Aufschluss, die leider zu selten Beachtung findet: Die Berücksichtigung der unterschiedlichen
      Stärken der Gegner in den bisherigen Spielen. Dominco Tesdesco ist ein Trainer, der nicht müde wird
      darauf hinzuweisen, dass er nicht auf die Tabelle schaut. Damit hat er vollkommen recht, denn es ist im
      bewusst, dass es deutliche Verzerrungseffekte gibt, die kaum beachtet werden. Ein einfaches Beispiel
      macht diesen blinden Fleck transparent.

      Man stelle sich vor, dass Bayern München die ersten fünf Spiele der Saison gegen folgende Gegner spielen
      würde: Nürnberg, Hannover, Augsburg, Mainz und Freiburg. Die Borussia aus Dortmund hätte dagegen
      folgendes Startprogramm: Gladbach, Leipzig, Hoffenheim, Berlin und Frankfurt. Das könnte dazu führen,
      dass Münchner mit 15 Punkten und Dortmund mit 10 Punkten in die Saison aufgrund unterschiedlich star-
      ker Gegner startet. Nun wird man sagen, dass es solch eine verzerrte Bundesliga-Planung vorsätzlich nicht
      geben wird. Dennoch kommt es immer wieder zu Verzerrungen, da auch die Planer nicht wissen, mit
      welcher Form die Teams in die Saison starten. Um dies zu bewerten, sollte man zusätzlich die Stärke der
      bisher gespielten Gegner in dieser Saison berechnen und gegenüberstellen.

      Die Kennzahl „Punktestärke Gegner“ (s. nächste Seite) ist so berechnet, dass sie die mittlere Punktzahl der
      Gegner des jeweiligen Teams wiederspiegelt - und dies unter Berücksichtigung der Heim- und Auswärts-
      stärke. Je näher die Werte also beieinander liegen, desto geringer ist die Verzerrung. Zum Ende der Saison
      werden diese Werte bei allen Teams nur noch geringe Unterschiede aufweisen.

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                                                                                     Rund um den Fußball

                                                                Im Augenblick lässt sich daran ablesen, ob eine
                                                                Mannschaft in den Partien der Hinrunde tendenziell
                                                                leichtere Heim- und Auswärts-Gegner hatte bzw. die
                                                                leichteren Gegner in der zweiten Saisonhälfte noch
                                                                folgen.

                                                                Die ersten fünf Teams liegen hier recht nahe bei-
                                                                einander und haben damit etwa gleiche Startvor-
                                                                aussetzungen für die Rückrunde. Einzig Eintracht
                                                                Frankfurt hatte ein schweres Startprogramm. Umso
                                                                anerkennenswerter, dass die Hessen trotz Trainer-
                                                                wechsel den sechsten Platz erreichen konnten.

                                                          Für die Rückrunde wappnen müssen sich der SC
                                                          Freiburg und der FC Augsburg. Sie hatten von den
      Teams der zweiten Tabellenhälfte das bisher „leichteste“ Programm.

      Am 18. Januar startet die Rückrunde. Zu wünschen ist, dass es weiterhin eine hoffentlich spannende und
      vielleicht sogar auch spielerisch hochwertige Saisonhälfte wird.

      i
           Da diese Daten wichtiges Erfahrungswissen darstellen, sind die Einzelwerte hier nicht dargestellt
      ii
           Die sich durch Anwendung der Poisson-Verteilung aus dem erwarteten Toren und Gegentore errechnen

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