"WERTHERschlachten" Theatertext - Thomas Klischke

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„WERTHERschlachten“
                                Theatertext

                                      von

                       Thomas Klischke und Carsten Stier

          nach Motiven des Briefromans von Johann Wolfgang von Goethe

                              Frankfurt, 18.02.2018

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Die Idee der Fassung:

Ein Werther-Fan stürmt den Zuschauerraum und reißt das Publikum mit. Kometenhaft.
Enthusiastisch. Multimedial und Multidimensional.

Er besteigt ein Raumschiff und entführt das Publikum in einer Mischung aus Lesung, Schauspiel,
Tanz, Gesang, Video- und Audiosequenzen in seinen ganz persönlichen Werther-Kosmos.

Auf seiner Umlaufbahn berauscht sich der Fan an Werthers Briefen, performt humorvoll Ereignisse
der Rezeptionsgeschichte und wird doch immer wieder zurückgeworfen auf die Fragen seiner
eigenen Zeit: Liebe, Sexualität, Leidenschaft, Freiheit, Reglementierung und Konventionen, Natur
und Auflehnung.

Zwischen Moderation, ironischer Brechung und hingebungsvoller Identifikation bis hin zur
Selbstaufgabe beschwört der Fan Rausch, Rebellion und Resignation herauf. Die Liebe zu Goethes
„Werther“ als Selbsterfahrungstrip und exhibitionistische Show im Kombi-Ticket.

Die Sprache des Fans existiert wie selbstverständlich neben Sturm und Drang-Lyrik, Kunstsprache
wird zum SMS-Talk, ungefilterte Emotionalität gerappt, getanzt und gefeiert. Kein Zuschauer kann
sich diesem Sog entziehen. Einsteigen. Anschnallen. Go!

„WERTHERschlachten“ hatte am 08.10.2014 am Gostner Hoftheater Nürnberg Premiere. Die
Textentwicklung wurde vom Hessischen Kultusministerium mit einem Stipendium gefördert. Die
Inszenierung wurde zu wichtigen Theaterfestivals wie den 34. Bayerischen Theatertagen, der
20. Hessische Kinder- und Jugendtheaterwoche oder dem 20. Kinder- und Jugendtheaterfestival
Arnstadt eingeladen. Die Inszenierung wurde dreimal in das FLUX Programm des Hessischen
KULTUS-Ministeriums gewählt und ist immer noch bundesweit auf Tour.

Frankfurt, den 18.02.2018

Carsten Stier & Thomas Klischke

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MUSIK         Show

Der Werther Fan wird von einem Verfolger eingefangen und erscheint zu einer Show-Musik im Saal.

Wie ein Moderator begrüßt er sein Publikum, schüttelt Hände, lässt sich fotografieren und sorgt für

gute Stimmung. Er kommt vor der Bühne im Mittelgang oder vor der ersten Reihe zum Stehen.

Fan           Hallo! Herzlich Willkommen! Schön, dass ihr da seid.

              Ja, ja, ich weiß, ihr könnt es kaum erwarten. Ihr habt abgestimmt.

              Und hier sind sie, eure Ergebnisse: Die Top Ten der besten Romane der

              Weltgeschichte.

Er präsentiert eine Moderationskarte mit den Ergebnissen.

Fan           Platz 10: „Der kleine Prinz“

              Oh, wie schön. „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“

              Platz 9: „Homo Faber“

              Homo – was? Ach, egal.

              Platz 8: „Harry Potter Band 1-7“

              Na ja, so kann man es auch machen. Aber ganz koscher ist das nicht.

              Platz 7: „50 Shades of Grey“

              Ach ja, eure Lehrerinnen durften ja auch mitvoten!

              Platz 6: „Effie Briest“

              Was für‘ n Biest?

              Platz 5: „Das Bildnis des Dorian Gay“, äh, „Gray“

              Respekt.

              Platz 4: „Der große Gatsby“

              Ja, da habe ich mich vor 33 Jahren auch im Kino gelangweilt.

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Platz 3: „Cindy aus Marzahn - mein Leben in der Platte“

               Meine Mutter hat das Buch geliebt.

               Platz 2: „Die Lutherbibel, limitierte Sonderausgabe 2017“

               Wirklich, Leute? Für die einen nen guter Roman, für die anderen ein

               Tatsachenbericht.

               Platz 1: „Die Leiden des jungen Werther“

               ich fasse es nicht. Wow! „Die Leiden des jungen Werther“ - Ihr seid so toll! Danke!

               Wow, danke, das ist ein Hammer.

MUSIK

Fan            Ich weiß, ich weiß, es gibt viele Bücher auf dieser Welt,

               Aber egal, welches ich auch lese

               Keines kommt an dieses heran!

               Ich garantiere dir:

Er singt leidenschaftlich auf die Musik.

Fan            Muss ich auch durchs tiefe Tal,

               Les' ich dich noch tausendmal,

               Bist du Glück und Seelenqual,

               Ich will zu dir.

               Muss ich auch durchs tiefe Tal,

               Les' ich dich noch tausendmal,

               Bist du Glück und Seelenqual,

               Ich will zu dir.

Fan            Heute vor 240 (244) Jahren kam er auf die Welt: Goethes Werther.

               Herzlichen Glückwunsch, alter Junge! Alles Liebe zum Geburtstag.

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Goethe hat uns dieses großartige Werk hinterlassen, wir lieben dich dafür.

              Heute wirst du gefeiert. Faust hoch! Jetzt geht’s ab.

              (Ad lib.)

Die Musik endet, Applaus vom Band.

Der Fan lässt sich frenetisch beklatschen und verbeugt sich.

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Der Fan zeigt den Zuschauer den Druck der Erstausgabe des „Werther“ von 1774.

VIDEO         COVER DER ERSTAUSGABE

Fan           Auf diesem Papier finden sich gedruckte Zeilen, Zeilen die in ganz Europa ein Fieber

              ausgelöst und ein Feuer entzündet haben. Die Zeilen auf diesem Papier wurden zum

              ersten Bestseller der deutschen Literaturgeschichte. Diese Zeilen wurden in 64

              Sprachen übersetzt, geliebt, geächtet, gehasst und verboten. Die Worte auf diesem

              Papier lösten eine Selbstmordwelle aus und inspirierten Künstler zu Filmen, Dramen,

              Opern, Gedichten und einem Feuerwerk mit dem Namen: „Zusammenkunft mit

              Lotten im Elysium“. Die Figuren, die mit diesen Zeilen zum Leben erwachten, wurden

              in Öl gemalt, in Kupfer gestochen und auf Porzellan gebrannt. Diese Zeilen wurden

              einst als Lockspeise des Satans bezeichnet und veranlassten die arme Ursel von

              Schlawotnik am 6. November 1775 dazu, sich in der Mosel zu ertränken, was ihr den

              Beinamen Mosel-Ursel einbrachte. Diese Zeilen sind von epochaler, historischer und

              multidimensionaler Bedeutung.

              Und auch Mutti hat sich den Wert dieser Zeilen zu Herzen genommen.

VIDEO         ANGELA CHARLOTTE MERKEL

Der Fan zeigt ein Video, in dem er die Bundeskanzlerin spielt und über die Bedeutung des

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„Werthers“ spricht.

Kanzlerin     Liebe Schüler, junge Menschen und zukünftige Wähler.

              „Die Leiden des jungen Werther“ ist Pflichtlektüre aus gutem Grund. Ich habe

              mir bei der Auswahl des prüfungsrelevanten Schulstoffes viele Gedanken gemacht.

              Der „Werther“ ist die beste Erbauungsliteratur, die ich finden konnte, um euch zu

              nützlichen Mitgliedern der Gesellschaft reifen zu lassen.

              Ihr lernt die Wirkung sprachlicher Gestaltungsmittel und den Brief (das Handy der

              Kanzlerin klingelt, sie macht es unelegant aus) als Kommunikationsmedium kennen.

              Ihr erschließt euch einen Epochen-Kontext und wendet analytische sowie

              handlungs- und produktionsorientierte Methoden zur Texterschließung an.

              Wichtig dabei sind die Aspekte: Individuum und Gesellschaft, Künstler als Genie,

              Rolle der Frauenfigur in der Politik und Naturschutz, sowie christlich-demokratische

              Zensur und gutes Benehmen.

              Die Bundesregierung, ich und (jemand flüstert etwas von der Seite) - ja, Joachim! -

              mein Mann wünschen euch gutes Gelingen.

              Du bist Deutschland! Wer den WERTHER ganz durch schafft (Sie winkt mit einer

              „Werthers Echte“-Tüte), kriegt auch eine Belohnung!

              Du bist Deutschland! Wer den WERTHER ganz durch schafft, kriegt auch eine

              Belohnung! Du bist Deutschland!

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Der Fan hält „Werthers Echte“ hoch und schleudert sie wütend ins Publikum.

Fan           Die sind mir egal, ich bin nicht hier, um Werthers Echte zu vernaschen. Ich will

              nicht gefallen und brav sein. Ich will abhauen, ich will „into the wild“, ich will atmen,

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ich will abwerfen, ich will frei sein, ich will fühlen, ich will schmecken, ich will

                begehren, ich will feiern, ich will tanzen, ich will echt sein, ich will lieben, ich will

                leiden, ich will, ich will, ich will, ich, ich, ich …

Eine bombastische Musik, die erhebend und dramatisch wirkt, wird eingespielt.

MUSIK           Fanfaren

Fan             . . . will FORT VON HIER!

                Ladies & Gentleman! Fasten your seatbelts! Bringen Sie die Sitze in eine aufrechte

                Position! Erheben Sie die Sektgläser! Folgt mir!

                Ich wünsche einen angenehmen Flug.

Der Fan greift zu einem Raumschiff-Helm, setzt ihn auf und verabschiedet sich würdevoll wie ein

Soldat, der auf eine heilige Mission geschickt wird.Dann schreitet er Richtung Bühne. Das Licht geht

aus.

VIDEO           WELTRAUMFLUG

Der Fan zeigt ein Video, in dem eine selbst gebastelte Rakete von der Erde startet, in den Weltraum

fliegt, an Sternen vorbei um schließlich auf einem fremden Planeten zu landen. Alles im Film hat

der Fan selbst gemacht. Das sollte den Charme des Filmes ausmachen.

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Der Fan betritt die Werther-Insel, den Werther-Raum, den heiligen Ort seiner Leidenschaft. In der

Uraufführungsinszenierung bestand die Insel aus 1500 Blatt Papier, bedruckt mit Werther-Texten,

zwei Sitzgelegenheiten, einer Leinwand in Kreisform und einem Objekt, das an einen Pool

angelehnt ist. Alles hatte eine starke Fremder-Planet-Anmutung.

Der Fan küsst den Boden der Insel, greift ein paar Seiten, zündet eine Kerze an und riecht am

Papier. Er setzt sich und liest.

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Fan                Johann Wolfgang von Goethe: „Die Leiden des jungen Werther“

                   Am 4. Mai,

                   Wie froh bin ich, dass ich weg bin!

                   (leise murmelnd) Wie froh bin ich, dass ich weg bin.

                   (brüllt) Wie froh bin ich, dass ich weg bin!

Er liest weiter.

Fan                „Ich will nicht mehr ein bisschen Übel, das uns das Schicksal vorlegt,

                   wiederkäuen, wie ich's immer getan habe; ich will das Gegenwärtige genießen, und

                   das Vergangene soll mir vergangen sein.

                   Übrigens befinde ich mich hier gar wohl. Die Einsamkeit ist meinem Herzen

                   köstlicher Balsam in dieser paradiesischen Gegend, und diese Jahreszeit der Jugend

                   wärmt mit aller Fülle mein oft schauderndes Herz.“

Fan                Wie geil!

Er legt die Blätter beiseite und zitiert auswendig.

Fan                Jeder Baum, jede Hecke ist ein Strauß von Blüten, und man möchte zum Maienkäfer

                   werden, um in dem Meer von Wohlgerüchen herum schweben und alle seine

                   Nahrung darin finden zu können.

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Der Fan springt auf.

Fan                (ins Mikrofon) „Into the wild“ Teil 1: Sich selbst genügen!

Der Fan entledigt sich seiner Jacke, darunter kommt die berühmte Werther-Weste zum Vorschein.

Werther            Am 10. Mai

                   Eine wunderbare Heiterkeit hat meine ganze Seele eingenommen. Ich bin allein und

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freue mich meines Lebens in dieser Gegend, die für solche Seelen geschaffen ist wie

               die meine.

               Ich bin so glücklich, so ganz in dem Gefühle von ruhigem Dasein versunken, dass

               meine Kunst darunter leidet. Ich könnte jetzt nicht zeichnen, nicht einen Strich, und

               bin nie ein größerer Maler gewesen als in diesen Augenblicken: Wenn das liebe Tal

               um mich dampft, ich im hohen Grase am fallenden Bache liege, wenn ich das

               Wimmeln der kleinen Welt zwischen Halmen, die unzähligen, unergründlichen

               Gestalten der Würmchen, der Mückchen näher an meinem Herzen fühle.dann

               sehne ich mich oft und denke: Ach, könntest du das wieder ausdrücken, könntest du

               dem Papiere das einhauchen.

               Aber ich gehe darüber zu Grunde, ich erliege der Gewalt der Herrlichkeit dieser

               Erscheinungen.

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Fan            (ins Mikrofon) „Into the wild“ Teil 2: Sich selbst bestimmen!

Werther        Am 13. Mai

               Meine Bücher?

               Um Gottes willen, lass mir sie vom Halse! Ich will nicht mehr geleitet, ermuntert,

               angefeuert sein, braust dieses Herz doch genug aus sich selbst; ich brauche

               Wiegengesang, und den habe ich in seiner Fülle gefunden in meinem Homer.

Der Fan zeigt ein Video mit einer personifizierten Siri, die er wieder selbst spielt, eine Art

Hologramm eines Androiden, der Fragen beantwortet.

VIDEO          Homer

Android        Homer: griechischer Dichter, Autor der „Ilias“ und der „Odyssee“. Geburtsort:

               Griechenland. Geboren: 1200 Jahre vor Christi Geburt. Nicht verwechseln mit

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Homer Simpson, Zeichentrickfigur, Vater von Bart Simpson.

Der Fan stürmt wieder zum Mikrofon.

Fan           „Into the Wild“ Teil 3: Unbefangen auf Menschen zugehen!

Der Fan nimmt einen Stift und malt auf das Papier am Boden.

Werther       Am 15. Mai

              Die geringen Leute des Ortes kennen mich schon und lieben mich, besonders die

              Kinder. Wie ich im Anfange sie freundschaftlich fragte über dies und das, glaubten

              einige, ich wollte ihrer spotten, und fertigten mich wohl grob ab. Ich ließ mich das

              nicht verdrießen; nur fühlte ich, was ich schon oft bemerkt habe:

              Leute von einigem Stande werden sich immer in kalter Entfernung vom gemeinen

              Volke halten als glaubten sie, durch Annäherung zu verlieren. Ich weiß wohl, dass

              wir nicht gleich sind, noch sein können!

Fan           (wütend) Ich weiß wohl, dass wir nicht gleich sind, noch sein können!

              Aber ich halte dafür, dass der, der nötig zu haben glaubt, vom so genannten Pöbel

              sich zu entfernen, um den Respekt zu erhalten, tadelhaft ist.

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Der Fan legt sich zur Beruhigung in das Objekt und spielt „Chillen im Pool“

Werther       17. Mai

              Ich habe allerlei Bekanntschaft gemacht, Gesellschaft habe ich noch keine gefunden.

              Es mögen mich so viele und hängen sich an mich, und da tut 's mir weh, wenn unser

              Weg nur eine kleine Strecke miteinander geht.

              Wenn ihr fragt, wie die Leute hier sind, muss ich euch sagen: wie überall!

              Es ist ein einförmiges Ding um das Menschengeschlecht.

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Wenn ich mich manchmal vergesse, manchmal mit ihnen die Freuden genieße, die

               den Menschen noch gewährt sind, an einem Tisch herumzuspassen, eine

               Spazierfahrt, einen Tanz und dergleichen, das tut eine ganz gute Wirkung auf mich.

               Sonst sind mir einige verzerrte Originale in den Weg gelaufen, an denen alles

               unausstehlich ist, am unerträglichsten: „Freundschaftsanfragen“.

Der Fan nimmt ein Blatt Papier und zeigt es ins Publikum.

Fan            Was ich nicht kapiere: Die meisten verarbeiten den größten Teil der Zeit, um zu

               leben, und das bisschen, das ihnen von Freiheit übrig bleibt -

Er zerreißt das Blatt und behält einen kleinen Schnipsel.

Fan            . . . ängstigt sie so, dass sie alle Mittel aufsuchen, um es los zu werden.

               Dabei ist die Freiheit das höchste Gut das wir haben!

Der Fan zeigt ein Video, in dem wieder er als Android auftritt.

VIDEO          FREIHEIT

Android        Freiheit: Fähigkeit ohne Zwang zwischen allen Möglichkeiten auswählen zu können.

               Nicht zu verwechseln mit: Freizeitaktivitäten wie Shoppen, Computer zocken,

               Sexfilmchen, Whatsapp, Fitness-Studio, Wellness Urlaub, Ballermann, Solarium,

               9999Tabletten, Zigarretten, Wodka-lemon, Hollywood, Daily Soaps, Reality TV, FKK

               Urlaub, Gay-Romeo, Tinder, Uploaden, Downloaden, All inclusive, Starbucks, Fast-

               Food, Yoga-Center …

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Fan            „Into the wild“ Teil 4: Sich selbst erkennen!

               18.Mai

Fan trinkt einen Schluck Wasser.

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Fan           19.Mai

Fan macht Tai Chi.

Fan           20.Mai

Der Fan greift ein Blatt Papier und zeigt dem Publikum wie ein Papierflugzeug gefaltet wird. Er

wirft ein Flugzeug ins Publikum. Dann ein Dutzend weitere.

Werther       22. Mai

Der Fan setzt sich im Yoga-Sitz auf eine der Sitzgelegenheiten.

Werther       Dass das Leben des Menschen nur ein Traum sei, ist manchem schon so

              vorgekommen, und auch mit mir zieht dieses Gefühl immer herum.

              Wenn ich die Einschränkung ansehe, in welcher die tätigen und forschenden Kräfte

              des Menschen eingesperrt sind; wenn ich sehe, wie alles da hinaus läuft, sich die

              Befriedigung von Bedürfnissen zu verschaffen, die wieder keinen Zweck haben, als

              unsere arme Existenz zu verlängern -

              Das alles macht mich stumm.

              Ich kehre in mich selbst zurück, und finde eine Welt!

MUSIK         VISION

Werther       Und da schwimmt alles vor meinen Sinnen, und ich lächle dann so träumend weiter

              in die Welt. Dass Erwachsene gleich Kindern auf diesem Erdboden herum taumeln

              und wie jene nicht wissen, woher sie kommen und wohin sie gehen, das will

              niemand gern glauben, und mich dünkt, man kann es mit Händen greifen.

              Diejenigen sind die Glücklichsten, die gleich den Kindern in den Tag hinein

              leben.

              Wer erkennt, wo das alles hinausläuft, dass alle gleich interessiert sind, das Licht

              dieser Sonne noch eine Minute länger zu seh'n, der ist still. Und bildet seine Welt

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