Frischer Wind inpuncto - Heinrich Pesch Haus
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inpuncto. Das Magazin aus dem Heinrich Pesch Haus Frühjahr 2020 gratis zum Mitnehmen Frischer Wind Sich immer w ieder begeistern lassen Menschsein lernen Kreativ kochen Der Berufung folgen Das ZIP-Projekt Ein Blick hinter die Kulissen Novizen auf ihrem Weg »HumanismusPlus« im Heinrich Pesch Hotel in den Jesuitenorden Seite 6 Seite 14 Seite 8
»Hab den Mut, deinem Herzen und deiner Intuition zu folgen. Du weißt schon, wer du gerne werden möchtest.« Dieser Ausspruch stammt von Apple-Gründer Steve Jobs. Es gilt auch für Marius Kürten und Marcus Holz. Marcus Holz ist gelernter Automobilkaufmann. Nach verschiedenen Berufsstationen arbeitet er seit Oktober 2019 im HPH. Und fühlt sich nun endlich ange- kommen. »Ich stehe voll hinter den Dingen, die ich mache – IT, Haus- und Eventtech- nik«, sagt er. Sein Kollege Marius Kürten begann im Dezember 2018 als Leiter der Veran- staltungstechnik. »Ich wünsche mir frischen Wind in den Veranstaltungsformaten«, sagt er und nennt gleich seine Ideen: Wie wäre es mit klassischen Konzerten in der Advents- zeit oder einem Open-Air-Kino im Park? Beiden gefällt die Vielseitigkeit ihrer Jobs, denn immer wieder schafft das HPH neues Equipment an, zuletzt etwa ein WeFrame, einen interaktiven Touchscreen. Oder es steht ein großer Konzern vor der Tür und möchte eine ultramoderne Kamera bedient haben. Für die beiden sind solche Situationen manch- mal durchaus herausfordernd, bringen ihnen aber auch viel Spaß und Freude bei der Arbeit. Denn sich immer wieder auf Neues einzustellen, Neues auszuprobieren, das sorgt dafür, dass es ihnen bei ihrer Arbeit nie langweilig wird. IMPRESSUM inpuncto. Frühjahr 2020 Redaktion: Andrea Neumann, Bilder: Umschlagmotiv © hobo_018/iStock.com Dr. Anette Konrad (ako), Jana Sand, Innenteil: 4/5 © Marie Maerz/photocase.com, 6 © TommL/ Herausgeber: Heinrich Pesch Haus Philipp Wagner, Sofia Tsampazi, iStock.com, 7 © shironosov/iStock.com, 10/11 © StockPlanets/ Bildungszentrum Ludwigshafen e.V. Rebecca Horn iStock.com, 11 © Emely/iStock.com, 16 © happy8790/iStock.com, Frankenthaler Straße 229 18 © Robert Kneschke/shutterstock.com, © Darios/ 67059 Ludwigshafen Beratung, Realisierung & Gestaltung: shutterstock.com, © CroMary/shutterstock.com, © Valentina Direktorat: Pater Tobias Zimmermann SJ (ViSdP), wunderlichundweigand Razumova/shutterstock.com, 19 © Katharina Fischer/ Ulrike Gentner, Tel.: +49 621 5999-0, Druck: WIRmachenDRUCK GmbH, photocase.com Fax: +49 621 517225, info@heinrich-pesch-haus.de Backnang alle weiteren: HPH/Referenten www.heinrich-pesch-haus.de
Inhalt Liebe Leserinnen und Leser, 4 Neuanfänge Wodurch Menschen geprägt werden 6 Weil Schule mehr ist als Rechnen Stillstand: Corona hat unseren Alltag im Griff. Auch bei uns und Schreiben ... im Heinrich Pesch Haus. Bildung von Persönlichkeiten Diese Ausgabe von inpuncto wurde konzipiert und ver- fasst, als COVID-19 noch weit weg schien. 8 Auf dem Weg in den Jesuitenorden Stillstand: Betrachten wir dies aus verschiedenen Per- Zwei Novizen auf Station in Ludwigshafen spektiven: herausgeworfen aus Alltagsroutinen, vieles pausiert – außer für das Personal, das beispielsweise im 10 Unser aktuelles Spendenprojekt Gesundheitsbereich, der Sicherheit oder der Lebensmittel- Das Kinderferienprogramm »Kreativland« branche arbeitet. Menschen sind von den Auswirkungen unterschiedlich betroffen: wie Vereinbarkeit von Beruf und 12 Unterwegs zu Segensorten Familie gestalten, Homeoffice oder ohne Arbeit, erkrankt, Der Visionsprozess des Bistums Speyer allein oder von finanziellen Sorgen belastet. Und bei allen Einschränkungen und Ängsten fällt vielen auf, dass sich das 13 Weniger Konsumverzicht, Tempo des Alltags verändert hat: entschleunigt und ruhiger mehr politischer Protest ist unsere Gesellschaft geworden, mehr Zeit für Reflexion Antworten auf den Klimawandel und Solidarität, aber auch herausfordernde Situationen und mehr konfrontiert sein mit sich selbst. 14 Frisch soll es sein! Vielleicht spüren wir bei all dem, dass diese Krise auch eine Chance birgt für einen Wandel: die Natur erholt sich, Saisonale Küche im Heinrich Pesch Hotel mehr Bewusstsein für Miteinander, was wirklich zählt im Leben. Debatte über Nachhaltigkeit, Segensorte, neue 16 Gutes Klima in der Heinrich-Pesch-Siedlung Wege einschlagen und vieles mehr entdecken Sie in diesem Nachhaltig wohnen, Nachbarschaft leben Magazin mit dem Focus auf Frischer Wind – Sich immer wieder begeistern lassen. Wir im Heinrich Pesch Haus fangen an, 18 Endlich wieder nach draußen Die Outdoor-Angebote der Familienbildung Neues zu entwickeln: Livestreaming und verstärkt online- 19 Nie aufhören neu anzufangen basiertes Lernen, die Vorteile des virtuellen Bildungsrau- Impuls von Dr. h. c. Maria von Welser mes und die vielfältigen Möglichkeiten eines Tagungshotels mit Parklandschaft neu zu gestalten – denn wir erleben derzeit: wie schön physische Präsenz ist. Neben dem Or- ganisieren der wirtschaftlichen Sicherung des HPH sind wir da – für die Stadt und ihre Menschen, zum Beispiel mit »Mahlzeit Ludwigshafen«, der Ausgabe von warmen Essen aus unserer Hotelküche für Menschen, welche die Situation wirtschaftlich am härtesten trifft. Im Augenblick sein und offen für das, was werden mag! Herzlich Tobias Zimmermann SJ und Ulrike Gentner Direktorium des Heinrich Pesch Hauses inpuncto. Frühjahr 2020 3
E igentlich könnte jeder Tag ein Neuanfang sein. Das ist eine Frage des bewussten Seins. Mein prägendster Einschnitt war mein Was war der Unfall. Als ich mit 25 plötzlich zu 90 Prozent gelähmt im Rollstuhl landete. Nichts war mehr prägendste wie vorher. Vom sportlichen Sonnyboy zum schwerstbehinderten Hartz-IV-Empfänger. Neuanfang, Zuerst musste ich, später wollte ich mich neu erfinden. Immer wieder. Inzwischen ist aus meiner Transformation eine Berufung gewor- den. Als Autor, Führungsexperte und Unterneh- mer mit eigenem Institut. Das erfüllt mich mit Dankbarkeit und Stolz. Der Weg dahin war und ist ein mentaler Kraftakt. Sich selbst immer den Sie erlebt wieder infrage stellen. Ohne Ausreden. Es gibt keine bessere Schule. Wer diesen Weg geht, haben? wird mit Klarheit belohnt, die diesen Einsatz um ein Viel faches wettmacht. Boris Grundl, Managementtrainer, Unternehmer und Autor M ein größter Neuanfang war wahrscheinlich die Entscheidung, Anfang der 90er Jahre einen Beruf zu wählen, den es eigentlich gar nicht gibt, und der sehr geheimnisumwittert ist: Trend- und Zukunftsfor- scher. Gleichzeitig habe ich das größte Abenteuer von allen gewagt: eine Familie zu gründen. Heute arbeitet mein älterer Sohn ebenfalls als Zukunftsforscher, und mein jüngerer studiert interdisziplinäres Zukunfts- wissen in London. Zukunft, auch persönliche Zukunft, entsteht immer dann, wenn man es wagt, das gute Alte und das faszinierende Neue zu verbinden. Neue Fragen an das Leben stellen, statt immer die gleichen Antworten zu wiederholen. Matthias Horx, Trend- und Z ukunftsforscher 4 inpuncto. Frühjahr 2020
M eine Eltern sind nach Deutschland ausgesiedelt. Sie wollten mir und meinem Bruder dadurch eine bessere Zu- kunft ermöglichen. Tatsächlich war der Start D er prägendste Neuanfang ist für mich Unternehmer im Lebensmittelbereich zu sein. Nach meiner Leistungssport jedoch sehr schwierig, denn wir haben in den ersten zwei Jahren in den unterschiedlichs- ten Wohnheimen gelebt und sind insgesamt karriere nahm ich zunächst 45 Kilo ab. fünfmal umgezogen. Ich kann dir eins sa- In dieser Zeit entstand die Idee, Brot und gen: In einem Container zu leben, prägt dich Brötchen zu entwickeln, die so gut wie kei ungemein als Kind! In der Schule gab es sehr ne Kohlenhydrate haben, also LOW CARB viele Herausforderungen für mich. Sprach- sind. Sechs Jahre entwickeln und planen liche Barrieren führten dazu, dass ich in der mein Team und ich nun schon: Anfang des zweiten Klasse sitzenblieb. Auf dem Gymna- Jahres habe ich endlich unsere Firma, die sium ist meine Welt erneut zusammengebro- STEINERfood GmbH, angemeldet und ich chen. Ich kam mit dem Leistungsdruck nicht hoffe, dass wir im Frühjahr endlich mit den zurecht, schrieb nur schlechte Noten und ersten Produkten auf den Markt kommen. wurde von meinen Mitschülern gemobbt. Ich Ich hätte nie gedacht, dass es so schwierig habe als Kind sehr oft an mir gezweifelt. Diese ist, Lebensmittel auf den Markt zu bringen. Erfahrungen waren sehr hart und sitzen bis heute immer noch ganz fest in mir drin. All Matthias Steiner, das hat mich dazu bewogen, die Superhelden- Olympiasieger im Gewichtheben Schule in Mannheim zu grün- den. Denn Kinder sollen eine glückliche Kindheit haben und gestärkt werden. Anton Reulow, Superhelden-Coach E in Neuanfang im Leben kann vieles sein. Er kann gewollt oder nicht gewollt stattfinden, oder wie in meinem Falle völlig ungeplant und spontan: 1989 ver- brachte ich wie jedes Jahr den Sommer bei Verwandten in Ungarn. Zudem sollte meine Schwester am 16. September heiraten. Zu der Zeit gab es überall nur ein Thema: die Vorgänge in der Deutschen Botschaft und an der ungarischen Grenze! Irgendwie kam plötzlich der Gedanke auf, ich könnte doch ebenfalls in den Westen fliehen. Noch in der gleichen Nacht packte uns der zukünftige Schwiegervater meiner Schwester bei einer Nacht-und-Nebel-Aktion ins Auto und fuhr mich und meinen damaligen Freund über die Grenze nach Österreich. Per Zug ging es weiter in die BRD. Erst da begriff ich die Dimension meiner Entscheidung. Ich hatte keine Gelegenheit gehabt, mich zu verabschieden. Ich hatte ein schlechtes Gewissen und war gleichzeitig gespannt, was kommen würde. Da die Grenze zu Ungarn geöffnet war, setzte ich alle Hebel in Bewegung, um einen deutschen Reisepass zu bekommen. Es klappte und so konnten wir drei Tage später wieder nach Ungarn fahren, um die Hochzeit meiner Schwester zu feiern. Janet Anger, Empfangsmitarbeiterin im HPH inpuncto. Frühjahr 2020
Weil Schule mehr ist als Rechnen und Schreiben … Was macht eine gute Schule aus? Das ist eine Frage, auf die es eine Vielzahl an Antworten gibt und die vielfälti- ge Diskussionen auslöst, je nachdem, wem man diese Frage stellt: Lehrer_innen, Schüler_innen, Eltern … D ennoch wird deutlich, dass das sich am ignatianischen Leit- ganz w ichtig: Fehler sind erlaubt. der Anspruch an reine Ver- bild orientiert. »Eine gute Schule ist Das schafft Vertrauen in das System mittlung von Bildungsinhal- mehr als eine reine Ausbildungsstät- Schule und die Lehrenden. ten hier nicht reicht. Persönlichkeiten te«, ist Birgit Buchberger überzeugt. Es gebe, so Buchberger vielfälti- sollen gebildet werden. Menschen, Es komme darauf an, einen Ort zu ge Möglichkeiten, diese Ziele an der die auf die sich verändernde Welt schaffen, an dem sich Schüler_in- Schule umzusetzen. Das Kollegia- selbstbewusst reagieren können, weil nen zu Persönlichkeiten entwickeln, num Aloisianum zeigt, wie dies ge- sie in »ihrem Fundament« gestärkt die kritisch denken, Verantwortung hen kann: So stehen jedem Schüler sind. Weil sie Werte verinnerlicht ha- für die Gesellschaft übernehmen und und jeder Schülerin Lernbegleite- ben, nach denen sie handeln und in- für Gerechtigkeit einstehen. »Schu- rinnen und -begleiter zur Seite, die folge derer sie keinen Trends folgen, le ist dann ein Ort, an dem es um in Einzelgesprächen Stärken und sondern sich für ein menschliches mehr als Inhalte und den erfolgrei- Schwächen mit den Schüler_innen Miteinander einsetzen. chen Abschluss geht«, sagt die Päd- eruieren. Es werden Bezüge zum Diese Meinung teilt auch Birgit agogin. Schüler_innen müssen die letzten Schuljahr hergestellt und Buchberger, pädagogische Leiterin Möglichkeit haben, Erfahrungen zu gemeinsam Wege gefunden, ge- des Kollegianum Aloisianum, einem machen, es muss auch im Unterricht meinsam Wege gefunden, wie die katholischen Gymnasium in Linz, Zeit zum Reflektieren geben – und Schüler_innen Verantwortung für ihr Tun übernehmen können. Für jüngere Jahrgangsstufen wird dies in einem Klassenrat umgesetzt. Auch hier werden Einzelgespräche geführt, das Lehrpersonal geht in- dividuell auf die Schüler_innen ein. So lernen die Kinder und Jugendli- Birgit Buchberger ist pädagogische Lei- terin am Kollegium Aloisianum, einem Ganztagesgymnasium in Linz, Österreich. Außerdem unterrichtet sie Chemie und Ma- thematik für 10- bis 18-jährige Schülerinnen und Schüler. In ihrer Tätigkeit hat sie sich viel mit Methodenvielfalt und förderlicher Leistungsbewertung beschäftigt, die ein Begleiten der Jugendlichen in ihrer Indivi- dualität ermöglichen. 6 inpuncto. Frühjahr 2020
Ich muss mit jemandem reden … Unsere Beratungsstelle steht allen offen, unabhängig von Alter, Konfession und Weltanschauung. chen auch, gemeinsam eine Vereinba- rungs- und Konfliktkultur zu entwickeln. Sie lernen schnell, wie wertschätzendes Feedback gegeben wird, und wie einzig- artig jeder einzelne von Ihnen ist. … bei Sorgen und Ängsten … vor einer schwierigen Macht dieser Ansatz eine gute im Blick auf die Zukunft Entscheidung Schule aus? Die igantianischen Schu- … nach Enttäuschungen … in Konflikten mit len und das Zentrum für Ignatiani- oder Rückschlägen dem Partner, sche Pädagogik sind davon überzeugt der Familie oder und arbeiten im Rahmen des Projekts … nach einem Kollegen »HumanismusPlus« gemeinsam daran, Klinikaufenthalt Persönlichkeitsbildung an Schulen zu … bei Fragen nach etablieren. Lebenssinn und Glaube Wir hören Ihnen zu, erarbeiten mit Ihnen Lösungen, gehen mit Ihnen Wege. Aussprache · Lebensberatung · Hilfe in Krisen · Seelsorge · Geistliche Begleitung Ignatianische Schulen haben diese Vision: Wir engagieren uns für Schule als Ort anspruchs Wir sind ein Team von Psychologinnen, einer voller Bildung und Erziehung, an dem die Frage nach Sozialarbeiterin und Priestern. Für Einzelgespräche Gott wachgehalten wird und Menschen lernen nehmen wir uns Zeit. Sie können Verschwiegenheit — achtsam zu sein, innezuhalten und zu reflektieren erwarten und auf Wunsch auch anonym bleiben. — ihre Talente und Freiheit zu entfalten Es entstehen Ihnen keine Kosten. — kritisch zu denken und urteilsfähig zu sein — ihre eigene Würde zu erfahren sowie die des Anderen zu achten Sie finden die Offene Tür hier: und sich in Solidarität und Verantwortung für F 2, 6 Öffnungszeiten: eine gerechte Gesellschaft und Welt einzusetzen, 68159 Mannheim Mo, Di, Do, Fr 9 – 12 Uhr all dies unter dem Anspruch der Exzellenz. Tel.: 062116066 Mo – Do 14 – 17 Uhr E-Mail: mannheim@offene-tuer.net und nach Vereinbarung Anzeige Die Leitung der Offenen Tür inpuncto. Frühjahr 2020 liegt beim Jesuitenorden. 7
Auf dem Weg E s war das Schlimmste und das Schönste, was ich je gemacht habe«, sagt Augustas Kali- in den nauskas am Ende des Pflegepraktikums. Zwei Monate hat er in der Neurochirurgie der Ludwigs- hafener BG Unfallklinik gearbeitet, Essen verteilt, Betten frisch bezogen, Patienten gefüttert, Instru- Jesuitenorden mente desinfiziert, aber auch Pampers gewechselt. Da musste er sich so manches Mal überwinden, über seinen Schatten springen. Aber da waren auch die anderen, die bereichernden Momente: »Es war schön, mit Menschen zusammen zu sein, sie zu be- Genau am 15. September 2019 haben sie gleiten, ihnen zuzuhören und ihnen Hoffnung geben zu können«, fasst der 25-Jährige seine Erfahrungen etwas Neues gewagt: Augustas Kalinauskas zusammen. und Florian Willems haben ihr Noviziat im Auch Florian Willems hat während seiner Zeit auf Jesuitenorden begonnen. Für ein Pflege- der Septischen Chirurgie alle anfallenden pflegeri- schen Tätigkeiten übernommen. »Ich hatte vor dem praktikum hat sie ihr Ausbildungsweg An- Praktikum Bedenken, ob ich mit Verletzungen gut fang des Jahres für zwei Monate an die BG zurecht komme«, räumt der 32-Jährige ein. Doch er- wies sich das als kein Problem. »Das Praktikum hat Unfallklinik in Ludwigshafen geführt. Es mir ein Stückweit die Angst vor bestimmten Lebens- war eine bereichernde, zugleich aber auch bereichen und -situationen genommen«, sagt er. Die herausfordernde Zeit. Patienten habe er als Menschen erlebt, die sich nicht nur in einer körperlich verletzlichen, sondern auch 8 inpuncto. Frühjahr 2020
in einer sozial verletzlichen Situati- on befinden. Wenn er die Patienten beim Waschen oder beim Toiletten- gang unterstützte, gelang es ihm, ei- nen guten Weg zwischen Nähe und Distanz zu finden. »Das war eine wichtige Erfahrung«, betont der Novize. Augustas Kalinauskas und Florian Willems haben als Novizen zwei Monate Verschiedene Wege in den in der Jesuitenkommunität des Heinrich Pesch Hauses gelebt und während Jesuitenorden dieser Zeit ein Pflegepraktikum in der BG Unfallklinik absolviert. Auch wenn die beiden ihr Noviziat zusammen begonnen haben und so studium an. »Als Zweitfach habe ich der Jesuiten ziehe ihn an. So ist es manche Ausbildungsstationen ge- noch Geschichte auf Lehramt stu- sein Wunsch, sich später für soziale meinsam absolvieren werden, ist ihr diert«, berichtet er. Im Sommer 2019 Gerechtigkeit einzusetzen, auf jeden bisheriger Lebensweg doch durch- schloss er sein Studium ab. Vor dem Fall mit Menschen zu arbeiten. Und aus unterschiedlich. Noviziat hat er schon ein paar Mal in das gerne »an der Peripherie, an den Augustas Kalinauskas stammt aus den Orden hineingeschnuppert, bei Grenzen der Existenz«. Litauen. Dort kam er bereits als einer Zukunftswerkstatt etwa oder Ähnlich sieht es Florian Willems. Schüler mit den Jesuiten in Berüh- während einer Woche des Mitlebens Ihn hat die große Breite in der Ge- rung – acht Jahre lang besuchte in einer Berliner Kommunität. sellschaft Jesu angezogen. »Manche er ein Jesuitengymnasium in der arbeiten im karitativen Bereich, an- Hauptstadt Vilnius. »Die Schule hat Probeweise voll dabei dere an Schulen oder an Akademi- mir nicht gefallen«, sagt er schmun- Die Novizen haben die Zeit in Lud- en«, sagt er. Ihm sei es wichtig, eine zelnd, »aber die Jesuiten«. Er habe wigshafen genossen. Untergebracht umfassende Perspektive auf seine bei ihnen »ganz viel Freude und waren sie im Heinrich Pesch Haus Lebensgestaltung zu bringen, ohne Ruhe gespürt«. Das zog den jungen und sind von der dortigen Kommuni- dass alles in völlig isolierte Teilbe- Mann an. So war es kein Wunder, tät mit offenen Armen aufgenommen reiche wie Familie, Beruf, Kirchen- dass er 2013 einen Jesuiten-Freiwil- worden. »Wir sind probeweise voll gemeinde zerfällt. Gerne möchte er ligendienst in Birmingham ableiste- dabei«, fasst es Florian zusammen. Er nach dem Noviziat an eine Schule te und mit Obdachlosen arbeitete. habe das Gefühl, dass die Mitbrüder gehen und noch sein Referendariat Nach dem Abitur studierte er litau- sehr an der Meinung der Novizen in- machen. ische Philologie in Vilnius. Als Eras- teressiert seien. Als nächstes steht für die Novizen mus-Student kam er das erste Mal Und was bewegt die beiden jungen eine Zeit im Rupert-Mayer-Haus an, nach Deutschland. Männer, sich für ein Leben als Je- dem Noviziatshaus in Nürnberg, Florian Willems ist am Niederrhein suit zu interessieren? Für Augustas bevor sie wieder zu neuen Projek- geboren und in Sachsen-Anhalt Kalinauskas ist es die Möglichkeit, ten starten, beispielsweise einer aufgewachsen. Auf das Abitur in quasi als Weltpriester zu arbeiten 30-tägigen Pilgerreise, die sie zu Magde burg folgte eine Ausbildung und ganz viele verschiedene Dinge Fuß und ohne Geld bestreiten müs- zum Geigenbauer in Berlin. Nach machen zu können. »Ich finde es su- sen. Für neuen Wind ist also auch zwei Jahren als Geselle schloss der per cool, Gott in allen Dingen zu fin- zukünftig gesorgt. junge Mann noch ein Theologie- den«, sagt er. Die soziale Dimension ako Noviziat bietet viele Gelegenheiten, sich in den Spiritualität und das eigene Beten. besonderen Lebensstil als Ordensmann Auch Themen wie die Geschichte Zwei Jahre Zeit zum Entscheiden einzufinden: Anspruchsvolle soziale und und Gegenwart des Ordens sowie Das Noviziat ist eine Art Probepha- geistliche Experimente erfordern Belast- konkrete Tätigkeiten im Dienst der se oder Azubizeit, in der sich die barkeit und die Bereitschaft, sich auspro- Kirche dürfen nicht fehlen. Während Berufung zu einem Leben als Jesuit bieren zu wollen. Zugleich entdecken und der zwei Jahre wird jeder Novize von klären soll. Für zwei Jahre leben, fördern die Novizen darin ihre persönliche erfahrenen Jesuiten begleitet, um arbeiten und beten alle Novizen Kreativität. Natürlich gibt es auch ruhi- zu einer verantwortungsbewussten der mitteleuropäischen Provinzen gere Phasen, die sich im Noviziatshaus Entscheidung zu gelangen, wie er (Deutschland, Österreich, Schweiz, in Nürnberg abspielen. Viele Facetten Jesus nachfolgen will – als Jesuit oder Ungarn, Litauen, Schweden) des Ordens können hier kennengelernt, auf einem anderen Weg. zusammen im Rupert-Mayer-Haus ausprobiert und eingeübt werden: das in Nürnberg. Die Ausbildungszeit Gemeinschaftsleben, die ignatianische inpuncto. Frühjahr 2020 9
Ihre Spende für eine Woche Lebensfreude im »Kreativland« Helfen Sie mit! Niemand lernt schneller als Kinder. Nicht nur in Mit einer Spende von 200 Euro der Schule, sondern bei jeder Gelegenheit. Doch schenken Sie einem Kind eine zu vielen Kindern bleiben gute Gelegenheiten ver- ganze Ferienwoche, mit 40 Euro wehrt – weil ihren Familien das Geld dazu fehlt. einen Ferientag. Sie finanzieren Dabei ist es entscheidend, den Horizont der Kinder auf diese Weise die pädagogisch zu erweitern, ihre Kompetenzen zu fördern und ihr qualifizierte Betreuung, an- Selbstvertrauen zu stärken. Das Kinderferienpro- sprechende Materialien und die gramm »Willkommen im Kreativland« der Familien- gesunde Ernährung des Kindes. bildung im Heinrich Pesch Haus leistet dazu einen wertvollen Beitrag: Kinder erleben Kreativität, Kunst, Experimentieren, Spiel und Freude. Dabei ist das HPH auf Spenden angewiesen. 10
Werden Sie Mitglied im Förderverein oder unterstützen Sie das Ferienangebot »Kreativland« mit Ihrer Einzelspende: Spendenkonto Verein der Förderer und Freunde des Heinrich Pesch Hauses Liga Bank IBAN: DE35 7509 0300 0000 0588 58 BIC: GENODEF1M05 Verwendungszweck: Kreativland Haben Sie Fragen oder wünschen Sie eine Beratung: Andrea Neumann Direktionsassistentin Tel.: +49 621 5999-161 E-Mail: neumann@hph.kirche.org Von Herzen danken wir allen, die das »Kreativland« Jahr für Jahr unterstützen und damit zu einem verlässlichen und die Familien entlastenden Angebot in den Sommerferien beitragen! Danke! inpuncto. Frühjahr 2020 11
Felix Goldinger ist Referent für missionarische Pastoral im Bistum Speyer. Er hat die Netzgemeinde »DA_ZWISCHEN« initiiert und ist Geschäftsführer des Visionsprozesses SEGENS ORTE. Unterwegs zu Segensorten Der Visionsprozess unseres Bistums S ie sind ein Segen!«. Kirche im besten Sinn! »Visionsprozess« heißt: »Ein Segen, dass es dich gibt!« Wer von Kirche spricht, denkt viel zu 1. Eine offene, aktive Suche nach ei- Wie schön das klingt! Eigent- oft an Struktur und Institution, an ner neuen Gestalt von Kirche mit lich ist es schon ein Segen, ein Se- Verkrustetes und Verschlossenes, an Beteiligung möglichst vieler Men- gen zu sein. Im Segen steckt die si- Vorschriften – und nicht unbedingt schen. chere Zusage Gottes, den Menschen an Segen. Und dabei ist es doch das, 2. Sich mutig den Fragen der Gegen- zur Seite zu stehen und ihr Tun zu was Kirche vor allem meint: Orte wart stellen und die Zukunft der etwas Gutem werden zu lassen. Se- gesegneter Gemeinschaft – Segens Gesellschaft kreativ mitgestalten. gen kommt von Gott. Segen tut gut. orte. Dort, wo Segen geschieht, wird 3. Gemeinsam Kirche sein – in Kirche tut nicht immer gut. Das wol- Gottes Gegenwart spürbar und lässt ihrem besten Sinn. len wir ändern. An vielen Orten in der Gemeinschaft wachsen. Fragil, zer- 4. Persönliche Erfahrungen und (Saar)Pfalz tun Menschen wie Sie aber brechlich, vorübergehend und flüch- Sichtweisen einbringen und auch schon viel Gutes: Sie bringen Gott in tig – aber auch lebendig und kraft- über den gewohnten Horizont den Alltag Ihrer Familien, Freunde, Ih- voll. »Ich will dich segnen und du hinausdenken. rer Gemeinde und der Menschen, die sollst ein Segen sein.« (Genesis 12,2) Hilfe und Unterstützung brauchen. Von Felix Goldinger Ihnen möchten wir lernen und gemein- sam eine Vision davon entwickeln, was Kirche werden kann: Ein Segen. Genau hier zwischen Vorderpfalz und Kalmit, Viele weitere Informationen zum zwischen Dahner Felsenland, Pirma- Visionsprozess und welche Segensorte sens, der Saarpfalz und dem Donners- bereits entdeckt oder erträumt wurden, berg. erfahren Sie auf der Website www. segensorte.bistum-speyer.de 12 inpuncto. Frühjahr 2020
Weniger Konsumverzicht, mehr politischer Protest Der Umweltwissenschaftler und Autor Dr. Michael Kopatz befasst sich seit Langem mit dem Klima- wandel und den politischen und gesellschaftlichen Strukturen, die die Rahmenbedingungen setzen. Er vertritt die Meinung, dass es gar nicht so sehr auf individuellen Konsumverzicht, sondern vielmehr auf eine Art gemeinschaftlichen politischen Protest ankomme, um dem Klimawandel zu begegnen. M ichael Kopatz findet: »Strukturen ändern Ver- Alle müssen mitmachen halten. Es geht nicht darum, die Menschen zu Aber Moral allein reicht nicht: »Alle müssen mitmachen, überzeugen. Sondern wir ändern Produkte und alle in der EU sich einig sein«, betont Kopatz, der als Pro- Strukturen so, dass die Menschen gar nicht anders kön- jektleiter am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und nen, als das Richtige zu tun«. Als Beispiele nennt er die Energie arbeitet. Und genau das sei die größte Herausfor- eingeschränkte Tabakwerbung, das Rauchverbot in Zü- derung. »I will, if you will«, »wenn du es machst, mache gen und an öffentlichen Orten oder die Gurtpflicht beim ich auch mit«. Routinen ändern, denn geänderte Verhält- Autofahren. nisse verändern Verhalten. Das gelte nicht nur im interna- tionalen Zusammenspiel, sondern für jede einzelne Per- Was ist falsch, was ist richtig? son im gesellschaftlichen Miteinander. Der Wissenschaftler ist überzeugt, dass die meisten Deut- schen wissen, was falsch und was richtig ist in Zeiten des Gesetzliche Limitierungen sind notwendig Klimawandels: 90 Prozent der Bundesbürger_innen sind Für Michael Kopatz sind gesetzliche Limitierungen ein für Klimaschutz, für weniger Flugreisen, ebenso viele für weiterer Weg: keine neuen Straßen, keine weitere Zunah- artgerechte Nutztierhaltung oder für den Kauf fair gehan- me des Flugverkehrs, keine Regelungen (und damit ein delter Produkte. »Aber wenn man in der Urlaubszeit an Verbot) von Flugtaxis – so lauten hier einige seiner Forde- die Flughäfen geht oder schaut, wie viele Menschen wirk- rungen. Doch ganz aus ihrer Verantwortung entlassen will lich faire Produkte kaufen, dann passt das nicht zusam- der Umweltwissenschaftler die Bürger und Bürgerinnen men«, stellt er fest. Kopatz‘ Antwort dazu: »In der Moral nicht: »Ihr müsst Teil einer kritischen Masse sein, müsst sind wir Deutschen jedenfalls sehr gut.« mit Demos, mit dem Druck von der Straße den Rücken der reformwilligen Politiker und Politikerinnen stärken.« Es gehe weniger um Konsumverzicht des Einzelnen als um politischen Protest breiter Schichten. Text/Foto: hm/der pilger und HPH Dr. Michael Kopatz war Anfang März 2020 zu Gast bei der Vor- trags- und Diskussionsveranstaltung »Herausforderung Klima- wandel – wie können wir uns ändern?« im Speyerer Friedrich- Spee-Haus. Diese fand in Kooperation des Heinrich Pesch Hauses mit der Evangelischen Akademie der Pfalz, der Evangeli- schen Jugend der Pfalz, dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend/Diözesanverband Speyer, dem Referat Globales Lernen im Bistum Speyer und der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz statt, gefördert von der Landes- zentrale Politische Bildung Rheinland-Pfalz. inpuncto. Frühjahr 2020
Frisch soll es sein! Kürbis im Herbst, Rosenkohl im Winter und im Frühling ist Spargelzeit — HPH-Küchenchef Klaus Fendel und sein Team kochen saisonal, regional und immer mehr vegetarisch. N AU S Z U G AUS DEM R EI DE R ES Z E I T ENKALEN JAH S eit Januar 2019 weht in der Küche des HPH ein fri- meisten scher Wind. Der neue Küchenchef Klaus Fendel setzt d O k to b e r haben die ni un den Zwischen Ju n Auftritt. A ber auch in einen noch stärkeren Akzent auf fleischlose Gerichte. ih re hl: Gemüseso rte n end Au a sw In seinen über 30 Jahren als Koch hat er schon mehr als n g ib t es ausreich anderen M on a te ispiel t g ib 1.000 vegetarische Rezepte zubereitet, so dass er auf einen To p in a m bur zum Be und Rosenkohl rz. reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann. k to ber bis Mä habarber es von O April der R In den ersten sechs Monaten hat er mit seinem fünfköp- m a rk ie rt im Beim Obst on, gefolgt von figen Team täglich ein anderes vegetarisches Gericht zu- B e g in n d er Obstsais ib t es das bereitet. So kristallisierte sich heraus, welche Gerichte am de n E rd b e e re n. Salat g nd twa Chico- Kirschen u beliebtesten waren. Die Mitarbeiter_innen im HPH, die r. Im W in ter haben e nd ganze Ja h Sommer si täglich das Mittagsmenü genießen, haben ihn dabei un- sa la t Saison, im al rée oder F e ld cola re n g io terstützt. »Ihre Meinung war mir sehr wichtig. Sie haben t, K o p fs a lat oder Ru mir ehrlich mitgeteilt, was ihnen schmeckt und was ihnen Eisbergsala nicht so gut schmeckt«, blickt der Küchenchef zurück. erhältlich. 14 inpuncto. Frühjahr 2020
Aus sorgfältig ausgewählten Zutaten entstehen frische und gesunde Kreationen, die mit viel Liebe zum Detail angerichtet werden: Fingerfood aus der Küche des HPH. Abwechslung ist gefragt Basis für eine gesunde Ernährung Abwechslung ist bei den vegetarischen Gerichten Frisch soll es sein: Der Jahreszeitenkalender Pflicht! Klaus Fendel kocht gerne mit vergessenen »Obst und Gemüse« gibt an, welche Produkte ge- Produkten wie Pastinaken, Petersilienwurzeln, rade ihren großen Auftritt haben. »Er ist die Basis Topinambur, Süßkartoffeln oder lila Karotten. für eine ausgewogene und gesunde Ernährung«, Dann braucht es nur noch ein paar weitere Zuta- meint Klaus Fendel. Wichtig ist, die Ware scho- ten, einen Herd und viel Liebe für’s Kochen – und nend zuzubereiten, damit die Vitamine und Mi- fertig ist ein vegetarisches Gericht wie Gemü- neralstoffe enthalten bleiben. Denn Lebensmittel sepaella aus der Riesenpfanne, Pappardelle mit sollen nicht nur satt machen, sondern den Körper Spinat oder Kirschtomaten und Pilze in Olivenöl ausreichend mit all den Nährstoffen versorgen, geschwenkt. die er braucht. Klaus Fendels Anspruch ist es, sorgsam und kreativ mit Lebensmitteln umzuge- Regional und saisonal hen. »All das ist mittlerweile Standard bei uns«, Ganz bewusst verwendet der Küchenchef mög- betont der Küchenchef. lichst regional angebautes und saisonal verfüg- bares Gemüse und Obst. Es schmeckt besser und Nachhaltigkeit wird groß geschrieben vermeidet unnötige Umweltbelastung durch wei- Nicht unmittelbar verwendete Vorräte werden te Transportwege. Wenn dies zunächst sehr ein- nicht entsorgt, sondern fließen am gleichen schränkend wirkt, ist es letztlich die Möglichkeit, oder nächsten Tag in die Speisen ein. So wird die Vielfalt im Wechsel der Jahreszeiten wieder aus Gemüse ein Salat oder eine leckere Gemüse neu zu entdecken. So gibt es Kürbis im Herbst, suppe. Obst verarbeitet Klaus Fendel gerne mal Rosenkohl im Winter und Spargel im Frühling. zu Marmelade oder Chutneys. Salz, Reis und Mehl Ein Händler aus der Region beliefert das HPH drei kauft das HPH in großen Gebinden ein, um Ver- Mal in der Woche mit frischem Obst, Gemüse und packungsmüll zu reduzieren. Gemüse und Salat Salaten. Und sollte mal etwas ausgehen, ist das werden in großen Kisten geliefert. kein Thema. Das HPH arbeitet mit Lieferanten aus der Region zusammen, die auch kurzfristig nach Bedarf Nachschub liefern können. »Wir kochen im Ein- klang mit der Natur und den Produkten der entsprechenden Jahreszeiten.« inpuncto. Frühjahr 2020 15
Gutes Klima in der Heinrich-Pesch-Siedlung Auf den Flächen neben dem Heinrich Pesch Haus wird voraussichtlich rund um den nächsten Jahreswechsel die Erschließung eines neuen Quartiers beginnen – die Heinrich-Pesch-Siedlung nimmt dann nicht nur auf dem Papier, sondern für alle sichtbar Form an. In vielerlei Hinsicht soll die Siedlung frischen Wind in das Stadtleben bringen. 16 inpuncto. Frühjahr 2020
D ie Heinrich-Pesch-Siedlung steht im Geiste. Wohnen im Grünen Jetzt muss Rechtskraft geschaffen werden«, sagt Projektmanager Ernst Merkel. Für ihn Viel Wert haben die Planer auf die Grünanlagen und Dr. Michael Böhmer ist die geplante Heinrich- gelegt. Am südlichen Bereich der Siedlung ist ein Pesch-Siedlung mit 550 Wohnungen für bis zu 1.500 Gelände für Mietergärten vorgesehen. An verschie- Menschen ein »Leuchtturmprojekt«. Dazu trägt denen Stellen werden Spielplätze auf Kinder war- nicht nur die Mischung aus Miet- und Eigentums- ten. Da durch die Siedlung Ackerflächen versiegelt wohnungen für alle gesellschaftlichen Schichten werden, werden Ausgleichsflächen erworben und und Generationen bei, sondern auch das soziale bepflanzt. »Im Grünbereich sind wir positiv unter- Konzept. Jeweils ein Viertel der Wohnungen ist für wegs. Wir machen mehr, als wir müssen«, betont einkommensschwache Haushalte und Gutverdie- Ernst Merkel. nende vorgesehen. Ein Begegnungshaus, ein Tante- Emma-Laden und ein Café, die sich um einen zen- Verkehrsberuhigte Siedlung tralen Platz gruppieren, sollen das Miteinander der Bewohnerinnen und Bewohner fördern. Beispiels- Für die neue Siedlung wurde ein eigenes Verkehrs- weise soll das kleine Geschäft für den täglichen Be- konzept entwickelt. So wird es pro Wohnung nur darf ein Inklusionsbetrieb werden. einen Stellplatz geben. Die Autos finden in zwei Parkhäusern entlang der Mannheimer Straße Platz, um den Individualverkehr in der Siedlung zu mini- mieren. Für mobilitätseingeschränkte Menschen Der Zeitplan wird es in der Siedlung Parkplätze geben. Fahrzeu- ge dürfen sich zudem nur im Schritttempo bewe- Im Frühjahr ist die sogenannte Trägerbeteili- gen. Auch E-Mobilität und Car-Sharing sind neben gung vorgesehen. Danach erfolgt die Offenlage weiteren Angeboten fester Bestandteil. Die Stra- für alle Interessierten. Im Mai soll das Vorhaben ßenbahn soll eine zweite Haltestelle b ekommen. in den Bauausschuss, anschließend muss der Stadtrat zustimmen. »Dann haben wir Bau- Gelebte Nachbarschaft recht«, erläutert Ernst Merkel. »Unser Zeitplan ist sportlich, aber wir sind guten Mutes.« Läuft Von Anfang an werden Quartiersmanager vor Ort alles nach Plan, kann im ersten Quartal 2021 mit sein. Sie fungieren als Ansprechpartner für alle Kanalbauarbeiten begonnen werden. Die An- Belange der Bewohnerinnen und Bewohner. »Sie bindung erfolgt von der Frankenthaler Straße sollen die Gemeinwesensarbeit im Fokus haben: aus. Parallel dazu werden Erdarbeiten vorge- nommen und die ersten Straßen angelegt. Wie können Menschen gut zusammen wohnen?«, erläutert Dr. Michael Böhmer. Das besondere Au- Als erstes Gebäude soll eine Kindertagesstätte genmerk soll auf Menschen liegen, die unterstüt- erbaut werden. Sie gehört zum ersten Bauab- zungsbedürftig sind. Die Begleitung durch die schnitt, der sich im Westen unmittelbar an das Quartiersmanager ist auf Dauer angelegt. Finan- Heinrich Pesch Haus anschließt. Die Kita mit ziert werden sie durch die Einnahmen aus der Erb- fünf Gruppen und einer Krippen-Gruppe wird pacht. Die Menschen in der Siedlung sollen sich in von der katholischen Kirche getragen. Der Bau- einem Bewohnerverein engagieren und so das ge- beginn für die ersten rund 120 Wohnungen im meinschaftliche Leben in dem Stadtquartier aktiv ersten Bauabschnitt ist für das dritte Quartal mitgestalten. 2021 vorgesehen. Alle ein bis anderthalb Jahre ako soll dann der nächste Bauabschnitt in Angriff genommen werden. »Zwischen 2028 und 2030 könnte, wenn alles gut läuft, die Sied- lung fertig sein«, sagt Dr. Michael Böhmer . inpuncto. Frühjahr 2020 17
Endlich wieder nach draußen Lange haben wir darauf gewartet – endlich sind die Tage wieder länger und der Frühling ist da. Wenn man Familien fragt, worauf sie sich nach dem Winter am meisten freuen, dann ist das durchweg: wieder gemeinsam draußen sein zu können, den Wind zu spüren und die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen. D ie Familienbildung im Heinrich Pesch Haus hat vielfältige Outdoor-Angebote in ihrem Pro- gramm. Die Veranstaltung »Wald bewegt Fami- lien« beispielsweise lädt dazu ein, gemeinsam sportlich aktiv zu sein, zu spielen und Spaß zu haben. Oder wie wäre es, zusammen eine Kanufahrt zu unternehmen? Tipp! Oder heimische Wildkräuter zu sammeln und damit schmackhafte Beilagen zu zaubern? An einem der Er- lebnistage können Familien die Arbeit eines Imkers Alle Angebote der Familienbildung im kennenlernen und viel Wissenswertes über das Leben HPH mit näheren Informationen und der Bienen erfahren. Die Welt ist bunt, es gibt so viel zu Terminen finden Sie hier: entdecken! www.familienbildung-ludwigshafen.de 18 inpuncto. Frühjahr 2020
Impuls Nie aufhören neu anzufangen von Dr. h. c. Maria von Welser, Publizistin und TV-Journalistin J edem Anfang wohnt ein Zauber inne – wie oft fahren. Oft rausgefallen, aber auch hin und wieder haben wir das schon gehört, uns vielleicht vor- auf dem Siegerpodest gelandet. Und meinen ersten gesagt, wenn ein Neuanfang bevorstand? Aber Silber-Pokal von den Bayerischen Jugendmeister- oft steht vor dem Zauber das Zaudern. Die Angst, schaften auf der Kampenwand putze ich immer dass das Neue nicht so klappen könnte, dass wir wo- wieder blitzblank. Und damit meine Erinnerung. möglich scheiten? Ich weiß gar nicht, wie viele Neuanfänge es in mei- Vielleicht ist es auch das »halbvolle Glas«, das ei- nem Leben gegeben hat. Die guten, erfolgreichen, nen nicht aufgeben lässt. Nach neun Monaten Gips die erinnere ich. Die anderen? Vergessen, oder weg- am zertrümmerten Sprunggelenk. Nach berufli- gepackt im Unterbewussten. Und genau da will ich chen Misserfolgen, Neid, Intrigen, Depressionen. jetzt ein wenig »graben«: All das gehört zu unserem Leben dazu, aber: Wir Sieben Jahre alt, mit kurzen dunkelbraunen Haaren leben. Wir leben in einem wunderbaren Land, wo eher ein Junge als ein Mädchen. Kinder-Skirennen, so vieles gut funktioniert. Die Bundesbahn ist zu- ein Freund meiner großen Schwester hat mir die Ski verlässiger als ihr Image. Das Gesundheitswesen so zum Start getragen. Fünf, vier, drei , zwei eins- und viel besser als NHS in Großbritannien oder gar ein ab. Ich fahre durch rote und blaue Holztore, Plastik Krankenhaus in Kabul. gab es damals noch nicht. So in der Mitte bleibe ich Bei uns werden eben auch schwere Erkrankungen, hängen, ein Sturz. Aber nur kurz, ich schüttle den wie ein Tumor es ja ist, nicht nur behandelt, son- Schnee ab und fahre weiter bis ins Ziel. Sicher, das dern sehr oft komplett geheilt. Ich weiß wovon ich war kein vorderer Platz. Aber ich bin »angekom- rede. Vor nun drei Jahren wurde bei mir ein Gehirn- men«, habe nicht aufgegeben und bin in den spä- tumor festgestellt, operiert, nach einem Rezidiv teren Jahren über hundert Skirennen in Europa ge- erfolgreich bestrahlt. Zur Zeit hält er sich still. Ich kann also ein ganz normales Leben führen, wie es die großartige Philosophin Hannah Arendt formu- liert hat: eine vita aktiva – bis zum letzten Atem- zug. Aufgeben gilt nicht.
Heinrich Pesch Haus Bildungszentrum Ludwigshafen e.V. Frankenthaler Straße 229 67059 Ludwigshafen Tel.: +49 621 5999-0 Fax: +49 621 517225 E-Mail: info@heinrich-pesch-haus.de www.heinrich-pesch-haus.de »Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.« Meister Eckhart
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