MBS TexTe 195 - Pro mundis - Die Pest - die Pandemie des Mittelalters: Was können Christen aus der Geschichte lernen? - Martin Bucer Seminar

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17. Jahrgang • 2020

                      MBS Texte 195
       Frank Hinkelmann
       Die Pest – die Pandemie des
       Mittelalters: Was können Christen
       aus der Geschichte lernen?
       Die Pest kommt nach Europa

                               Pro mundis
                                    Pro mundis
Die Pest – die Pandemie des
Mittelalters: Was können Christen
    aus der Geschichte lernen?
      Die Pest kommt nach Europa

                Frank Hinkelmann

              in Zusammenarbeit mit:

     Verlag für Glaube, Theologie und Gemeinde
                Dr. Frank Hinkelmann
            ISBN Nr. 978-3-902669-52-0
      Autor/Foto: Gerald Riedler, Petzenkirchen
Inhaltsverzeichnis
 Inhaltsverzeichnis

Mittelalterliche Lösungsansätze
zur Bewältigung der Krise......................................................... 5
Die Wahrnehmung der Krise
und Lösungsansätze.................................................................. 6
Auswirkungen der Pestpandemie.............................................. 8
Die Antwort der Kirche und der Religion................................. 9
Ein kurzer Ausblick in die weitere
Kirchengeschichte zum Umgang mit der Pest......................... 11
Zum Abschluss: Einige bedenkenswerte
Gemeinsamkeiten zwischen damals und heute........................ 12
Anmerkungen......................................................................... 14
Über den Autor....................................................................... 16
Studienzentren........................................................................ 17
Impressum.............................................................................. 18

1. Aufl. 2020
Frank Hinkelmann

Die Pest – die Pandemie des Mittelalters:
Was können Christen aus der Geschichte
lernen?

Die Pest kommt nach Europa
Frank Hinkelmann

Schon zur Zeit des oströmischen Kai-      Septikämie, in deren Folge der mensch-
sers Justinian (482–565 n. Chr.) wurde    liche Körper zur Gänze von Pestbakte-
Europa Mitte des sechsten Jahrhunderts    rien überschwemmt wird. Erinnern die
von einer ersten Pestepidemie heimge-     anfänglichen Symptome einer Pester-
sucht. Ausgehend von Ägypten fiel im      krankung an eine Grippe, so verlaufen
Verlauf von knapp 50 Jahren schät-        die Lungen- sowie die Septikämie fast
zungsweise bis zur Hälfte der europä-     immer tödlich, während die Sterblich-
ischen Bevölkerung der sogenannten        keit der Beulenpest vor der Entdeckung
„Justinianischen Pest“ zum Opfer, die     des Antibiotikums „nur“ zwischen 50
sogar bis nach Irland vordrang.1          bis 90 Prozent lag.2
   Bei der Pest handelt es sich um eine      Die Pestpandemie, die sich bis
durch den Pestbazillus Yersinia bzw.      heute tief ins europäische Bewusstsein
Pasteurella Pestis – einem erst gegen     gegraben hat, erreichte Westeuropa im
Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten      Oktober 1347. Zwei genuesische Galee-
Erreger – ausgelöste Erkrankung, die      ren liefen den Hafen von Messina auf
hochansteckend ist. Der Erreger erweist   Sizilien an und in der Nacht gelang es
sich dabei als sehr wandlungsfähig und    Ratten, von Bord an Land zu kommen.
passt sich schnell neuen Gegebenheiten    Diese Ratten hatten es in der Nähe der
an. Übertragen wird der Erreger über-     damals belagerten Stadt Caffa auf der
wiegend durch Rattenflöhe oder aber       Halbinsel Krim an Bord geschafft und
durch Ratten und andere Nagetiere         als die genuesischen Schiffe nach Italien
selbst. Die Pest tritt dabei vor allem    zurückflüchteten, schleppten sie die Pest
in drei Haupterscheinungsformen auf:      nach Italien ein. Jens Jacobsen schreibt
Der Beulenpest, die vor allem durch ein   in seinem Buch über die Geschichte der
rasches Anschwellen der Lymphknoten       Seuchen:
in der Nähe von Einstichstellen gekenn-
zeichnet ist, der Lungenpest, die durch     „Innerhalb weniger Tage erkrankten die
eine Tröpfcheninfektion über die Atem-      Bewohner von Messina, innerhalb von
wege erfolgt, sowie einer allgemeinen       sechs Monaten ist die Hälfte der Bevöl-

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Die Pest – die Pandemie des Mittelalters …

  kerung gestorben oder geflohen. Unzäh-     der Pest die Karlskirche errichten.7 Seit
  lige europäische Städte ereilte dasselbe   1721 ist die Pest im Großen und Gan-
  Schicksal. Bis 1352 starben 25 Milli-      zen aus der europäischen Lebenswirk-
  onen Menschen am Schwarzen Tod –           lichkeit verschwunden.
  fast ein Drittel der Bevölkerung Euro-
  pas. Damit ist dies die schwerste Krise,
  die Europa jemals heimgesucht hat. Sie     Mittelalterliche Lösungsan-
  hat das soziale Gefüge, die Herrschafts-   sätze zur Bewältigung der
  verhältnisse und die politischen Struk-    Krise
  turen nachhaltig beeinflusst.“3            Im Mittelalter begann man, mit Qua-
                                             rantänemaßnahmen auf Seuchen zu
   Die Pest war in mancherlei Hinsicht       reagieren. Hierbei ist die etymologische
für die damalige Bevölkerung etwas           Entwicklung des Begriffs „Quarantäne“
Neues. Erstmals breitete sich eine Pan-      durchaus interessant: Das Wort „Qua-
demie über den See- und Landweg              rantäne“ fand im 17. Jahrhundert vom
in alle europäischen Länder aus und          Französischem „quarantaine de jours“
machte auch vor keiner gesellschaft-         (vierzig Tage) Eingang in die deutsche
lichen Schicht halt. Für Österreich          Sprache,8 ein Begriff, der wahrschein-
wissen wir, dass die Pest in Wien und        lich auf die vierzigtätige Fastenzeit vor
Umgebung im Mai/Juni und noch ein-           Ostern zurückgeht. Erstmals wissen
mal im September 1349 wütete.4 Auch          wir aus dem Jahr 1374 von einer Qua-
der Pongau war stark betroffen.5             rantäne; allerdings dauerte diese in der
   Selbst als die Ausbreitung der großen     norditalienischen Reggio nell’Emilia
Pestpandemie nach einigen Jahren in          eingeführte Quarantäne nur zehn Tage.
Europa eingedämmt werden konnte,             Um ihre Stadt vor der Pestepidemie
war die Pest damit in Europa noch längst     zu schützen, beschloss im Juli 1377
nicht besiegt. Immer wieder kehrte die       schließlich die Regierung der Repub-
Pest oder der „Schwarze Tod“, als wel-       lik Ragusa – dem heutigen kroatischen
che die Pest auch bezeichnet wurde, als      Dubrovnik –, dass sich alle ankommen-
lokale oder regionale Epidemie in den        den Reisenden und Kaufleute vor dem
folgenden drei Jahrhunderten zurück.         Betreten der Stadt anfangs dreißig und
So forderte beispielsweise die Pestepide-    später dann vierzig Tage lang isoliert in
mie im Jahre 1679 allein in Wien rund        eigens dafür errichteten Lazaretten auf-
12.000 Todesopfer; andere Opferzah-          halten mussten.9 Das Beispiel machte
len gehen sogar von einer wesentlich         Schule und bildet noch heute einen
höheren Zahl von Toten aus.6 Die letzte      Lösungsansatz zur Eindämmung von
Pestepidemie, die Wien erfassen sollte,      Epidemien und Pandemien.
war im Jahr 1713, allerdings kostete sie        War die Pest einmal ausgebrochen,
weniger Todesopfer als die Epidemie          bestand in der Flucht aus den Städten
34 Jahre zuvor. Trotzdem ließ Kaiser         die größte Überlebenschance, da man
Karl VI. als Dank für die Überwindung        die Ansteckungsursache nicht kannte.

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Dieses bewährte Mittel der Flucht vor         vor allen andern in Italien schön ist,
einer Seuche kennen wir auch schon aus        das tödliche Pestübel gelangte, wel-
Berichten aus dem Römischen Reich.            ches – entweder durch Einwirkung der
Allerdings wissen wir aus dieser frühen       Himmelskörper entstanden oder im
Epoche des Christentums, dass Chris-          gerechten Zorne über unseren sündli-
ten oftmals nicht flüchteten, sondern         chen Wandel von Gott als Strafe über
zurückblieben, um andere Christen,            den Menschen verhängt – einige Jahre
aber auch Heiden zu pflegen.10                früher in den Morgenlanden begon-
  Das Mittelalter kannte noch einen           nen, dort eine unzählbare Menge von
weiteren,     ethisch     zweifelhaften       Menschen getötet hatte und dann, ohne
Lösungsansatz: Schuldige und Sünden-          anzuhalten, von Ort zu Ort sich ver-
böcke wurden gesucht und gefunden             breitend, jammerbringend nach dem
und es kam in weiterer Folge in eini-         Abendlande vorgedrungen war.
gen Teilen Europas zu Judenpogromen,             Gegen dieses Übel half keine Klug-
in manchen Städten sogar noch vor             heit oder Vorkehrung, obgleich man es
Ausbruch der Pest, damit die „Feinde          daran nicht fehlen und die Stadt durch
Christi“ prophylaktisch bestraft werden       eigens dazu ernannte Beamte von allem
konnten, indem man sie der Vergiftung         Unrat reinigen ließ, auch jedem Kran-
von Brunnen bezichtigte.11                    ken den Eintritt verwehrte und man-
                                              chen Ratschlag über die Bewahrung der
                                              Gesundheit erteilte.
Die Wahrnehmung der                              Ebensowenig nützten die demütigen
Krise und Lösungsansätze                      Gebete, die von den Frommen nicht
Ein Zeitgenosse, der Novellenschrei-          ein, sondern viele Male in feierlichen
ber Giovanni Boccacio, berichtet über         Bittgesängen und auf andere Weise
den Ausbruch der Pest in Florenz und          Gott vorgetragen wurden. […]
bietet einen anschaulichen Einblick in           Aus diesen und vielen anderen ähn-
Gefühle, Wahrnehmungen und Ein-               lichen und schlimmeren Ereignissen
ordnungen der Bevölkerung und hilft           entstand ein allgemeiner Schrecken,
uns zu verstehen, wie unterschiedlich         und mancherlei Vorkehrung wurden
auch damals Menschen mit einer Krise          von denen getroffen, die noch am Leben
in Form einer Pandemie umgingen.              waren. Fast alle strebten zu ein und
Daher zitiere ich an dieser Stelle einen      demselben grausamen Ziele hin, die
längeren Auszug:                              Kranken nämlich und was zu ihnen
                                              gehörte, zu vermeiden und zu fliehen,
    „Ich sage also, daß seit der heilbrin-    in der Hoffnung, sich auf solche Weise
    genden Menschwerdung des Gottessoh-       selber zu retten. Einige waren der Mei-
    nes     eintausenddreihundertundacht-     nung, ein mäßiges Leben, frei von jeder
    undvierzig Jahre vergangen waren,         Üppigkeit, vermöge die Widerstands-
    als in die herrliche Stadt Florenz, die   kraft besonders zu stärken. Diese taten

6                                                                MBS Texte 194
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 sich in kleineren Kreisen zusammen           Mann, ja, was das schrecklichste ist
 und lebten, getrennt von den übrigen,        und kaum glaublich scheint: Vater und
 abgesondert in ihren Häusern, wo sich        Mutter weigerten sich, ihre Kinder zu
 kein Kranker befand, beieinander. […]        besuchen und zu pflegen, als wären es
    Andere aber waren der entgegenge-         nicht die ihrigen.“12
 setzten Meinung zugetan und versicher-
 ten, viel zu trinken, gut zu leben, mit       Deutlich treten in diesem Bericht
 Gesang und Scherz umher zu gehen, in       mehrere Aspekte in den Vordergrund.
 allen Dingen, soweit es sich tun ließe,    Typisch für das Denken des mittelalter-
 seine Lust zu befriedigen und über jedes   lichen Menschen wird die Pest als Straf-
 Ereignis zu lachen und zu spaßen, sei      gericht Gottes aufgrund des menschli-
 das sicherste Heilmittel für ein solches   chen sündhaften Wandels eingeordnet.
 Übel. Diese verwirklichten dann auch       Daher erforderte eine geistliche Ant-
 ihre Rede nach Kräften. […]                wort des mittelalterlichen Menschen
    Andere aber […] erklärten, kein         auf den Einfall der Pest auch Akte der
 Mittel gegen die Seuche sei so wirksam     öffentlichen Buße u. a. in Form von
 und zuverlässig wie die Flucht. In die-    Prozessionen, Wallfahrten, Stiftungen
 ser Überzeugung verließen viele, Män-      oder sogar einer von der Obrigkeit initi-
 ner wie Frauen, ohne sich durch irgen-     ierten Fürbitte.13 Die bis heute stattfin-
 deine Rücksicht halten zu lassen, allein   denden Oberammergauer Passionsfest-
 auf die eigene Rettung bedacht, ihre       spiele waren beispielsweise eine Antwort
 Vaterstadt, ihre Wohnungen, ihre Ver-      der Oberammergauer Bevölkerung auf
 wandten und ihr Vermögen und flüch-        einen Ausbruch der Pest im Jahr 1632.14
 teten auf ihren eigenen oder gar einen     Gleichzeitig musste man feststellen,
 fremden Landsitz; als ob der Zorn Got-     so wie es Boccacio in seinem Werk
 tes, der durch diese Seuche die Ruhelo-    tat, dass es trotz aller menschlichen
 sigkeit der Menschen bestrafen wollte,     Bemühungen nicht gelang, die Epide-
 sie nicht überall gleichmäßig erreichte,   mie einzudämmen, und dass auch alle
 sondern nur diejenigen vernichtete, die    religiösen Bemühungen keine Ände-
 sich innerhalb der Stadtmauern antref-     rung bewirkten. Da die Pest jedoch
 fen ließen. […]                            Menschen völlig losgelöst von ihrem
    Wir wollen davon schweigen, daß ein     moralischen Lebensstil dahinraffte,
 Mitbürger den anderen mied, daß der        nahm man oftmals Zuflucht bei astro-
 Nachbar fast nie den Nachbarn pflegte      logischen oder anderen übernatürlichen
 und die Verwandten einander selten         Begründungen.15
 oder nie besuchten; aber mit solchem          Wer sich mit dem Lebensgefühl des
 Schrecken hatte dieses Elend die Brust     mittelalterlichen Menschen näher aus-
 der Männer wie der Frauen erfüllt, daß     einandersetzt, der stellt rasch fest, dass
 ein Bruder den anderen im Stich ließ,      das Phänomen der Angst eine zentrale
 der Oheim seinen Neffen, die Schwe-        Rolle im Lebensalltag der Menschen
 ster den Bruder und oft die Frau den       einnahm, vielleicht auch als Folge

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der wahrgenommenen eigenen Ohn-                 Auswirkungen
macht.16 Sei es Angst vor Dämonen,              der Pestpandemie
dem Teufel, dem Gericht Gottes oder
„bloß“ vor Krankheiten.17 Allerdings            Wer nach den langfristigen Auswirkun-
prägte kaum eine andere Katastrophe             gen der Pestpandemie fragt, wird auf
die Vorstellung von Machtlosigkeit,             mehrere Aspekte stoßen. Vor allem die
Untergang und Unglück so sehr wie die           Dezimierung der europäischen Bevöl-
Pest des Mittealters.                           kerung förderte einen auf die lange
   Neben einer religiösen Antwort und           Sicht tiefgreifenden Wandel der Gesell-
der Suche nach Heil stoßen wir auch auf         schaft.21 So ließen die Zünfte erstmals
das genaue Gegenteil: Die Flucht des            Mitglieder zu, die vor der Pandemie
Menschen in einen Hedonismus, wie               niemals als Mitglieder aufgenommen
sie sich auch in der Beschreibung Boc-          worden wären. Zum anderen ermög-
cacios findet. Der Mediävist Neidhard           lichte die Entvölkerung einem größeren
Bulst merkt in grundsätzlicher Hinsicht         Prozentsatz der Bevölkerung erstmals
an:                                             den Zugang zu Bauernhöfen sowie loh-
                                                nenden Arbeitsplätzen, die gleichzeitig
    „Der Zerfall sittl[ich].-moral[ischer].     auch teilweise mit einer Landflucht ein-
    Normen infolge der P[est]. war eine         hergingen und im städtischen Bereich
    der von vielen Zeitgenossen geradezu        zu einem signifikanten Anstieg der
    topisch beklagten Folgeerscheinungen.       Löhne und in weiterer Folge zu einem
    Anstatt wie erwartet Anlaß zu größe-        höheren Lebensstandard führten. Nicht
    rer Frömmigkeit und Besinnung zu            umsonst spricht man in der Wirt-
    sein, wurde die P[est]., so die Kritiker,   schaftsgeschichte von dieser Zeit als
    Anlaß zu Ausschweifungen und unge-          „goldenem Zeitalter der Lohnarbeit“22
    hemmter Lebensfreude. Verschlimmert         und der Wirtschaftswissenschaftler
    wurde der beklagte Sittenverfall noch       Karl G. Zinn erkennt die „größte inter-
    dadurch, daß die Angst vor dem P[est].      personelle Vermögensumbildung in so
    tod auch familiäre Bindungen zerbre-        kurzer Zeit“23, die Europa je erlebt hat.
    chen ließ, so daß kranke und Sterbende,     Selbst in ökologischer Hinsicht kam es
    von allen Familienmitgliedern verlas-       zu einer Aufforstung vorher gerodeter
    sen, sich selbst überlassen blieben.“18     Nutzflächen, auch wenn hierbei nicht
                                                übersehen werden darf, dass weitere
   Auch Boccacio beschrieb den Zerfall          Aspekte auch eine nicht zu unterschät-
familiärer Strukturen, den Zerfall ethi-        zende Rolle spielten.24
scher Normen19 und die Profitgier ein-             Eine weitere tragische Auswirkung
zelner, um zumindest finanzielle Vor-           der Pestpandemie des Mittelalters bil-
teile aus der Krise zu erlangen.20              deten die Judenpogrome. Karl Zinn
                                                bezeichnet die Judenverfolgungen zwi-
                                                schen 1348 und 1350 als „die größte
                                                singuläre Mordaktion gegen die jüdi-

8                                                                    MBS Texte 194
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sche Bevölkerung in Europa“25 bis zum          geworfen oder gehängt. Albrecht von
Holocaust, auch wenn konkrete Zahlen           Österreich war zur Zeit des Schwarzen
fehlen. Juden hingen nicht nur einer           Todes der einzige weltliche Herrscher
anderen Religion an, sondern waren             Europas, welcher die Juden wirklich
auch in ihren Bürgerrechten einge-             beschützte. Kein Wunder, dass man ihn
schränkt und boten sich der mittelalter-       spöttisch den Judenherrn nannte. So
lichen Gesellschaft in ihrer Suche nach        blieb auch die Residenzstadt Wien ohne
Sündenböcken regelrecht an. Trotzdem           Pogrome. Sie wurde zum Zufluchtsort
sollte man nicht vorschnell der Kir-           unzähliger Vertriebener.“27
che bzw. dem Christentum die Schuld
an den Pogromen geben, obwohl es               Neben dem erwähnten Beispiel aus
durchaus einen theologisch gesteuerten       Niederösterreich wissen wir von Juden-
Antisemitismus gab. Bergdolt merkt zu        pogromen im Zuge der Pestepidemie
Recht an, dass sich keine andere Grup-       aus Feldkirch, Kärnten – hier wurde
pierung so oft gegen Judenverfolgungen       beispielsweise die jüdische Gemeinde in
ausgesprochen hat wie die mittelalterli-     Wolfsberg ausgelöscht – sowie Salzburg
che Kirche.26 Auch wenn in Österreich        und Hallein.28
Judenpogrome im Vergleich zum west-
lichen Reichsgebiet weniger häufig vor-
kamen, gab es sie doch:                      Die Antwort der Kirche und
                                             der Religion
  „Die     Klosterneuburger       Chronik    Der Wiener Historiker Georg Schei-
  erwähnt die […] ‚säcklein oder pälglein‘   belreiter schreibt in seinem Kapitel zur
  mit ‚pulver und gift‘, die die Juden in    Geschichte des Christentums in Öster-
  Brunnen geworfen hätten. Nur wenige        reich hinsichtlich spätmittelalterlicher
  konnten sich in die Burg retten, wo sie    Formen der Volksfrömmigkeit ganz all-
  der königliche Vogt beschützte. Die Sze-   gemein von einer „heftige[n] Hingabe
  nen der Hinrichtung waren furchtbar.       an religiöse Bedürfnisse“29. Er merkt
  Mütter sollen ihre Kinder vor sich in      weiter an:
  die Flammen geworfen haben, um sie
  vor der Taufe zu bewahren. Andere ver-       „Vieles an diesen Formen der Fröm-
  brannten sich nach der rettenden Taufe       migkeit erklärt sich aus einer Lebens-
  aus Scham, als sie den Heldenmut ihrer       angst, die aus dem Bewußtsein von der
  alten Glaubensgenossen gesehen hatten.       Hinfälligkeit des menschlichen Daseins
  Immerhin ließ Herzog Albrecht den            gespeist wurde. Die Begegnung dreier
  Plünderern ihre Beute wieder abneh-          prächtig gekleideter junger Ritter mit
  men, ja zur Strafe die Dörfer der Umge-      drei Totenskeletten wurde zum mah-
  bung besetzen. Mautern musste 600            nenden literarischen Topos der Ver-
  Pfund, Krems und Stein je 400 Pfund          gänglichkeit: ‚Ihr seid, was wir waren.
  Pfand hinterlegen. Die Rädelsführer          Wir sind, was ihr sein werdet!‘ rufen
  des Blutbades wurden ins Gefängnis           die Toten den Lebenden zu. Noch stär-

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  ker wirkten die bildlichen Darstellun-      ten laut Prophezeiungen und geißelten
  gen des Totentanzes (danse macabre),        sich währenddessen. Nach ihnen setz-
  wobei die sichtbare Gleichheit vor          ten andere den Gesang fort … Danach
  dem Tod nur ein schwacher Trost sein        stürzten alle auf ein bestimmtes Wort
  konnte. Ein anderes religiöses Haupt-       nieder und warfen sich kreuzförmig
  thema der Zeit war das richtige Ster-       hin, mit dem Gesicht zum Boden,
  ben, das als ars moriendi nicht nur die     wobei sie schluchzten und beteten. Und
  Literatur beschäftigte, sondern auch        die Meister kamen an den Kreisen vor-
  einfachen Menschen ein ernstes Anlie-       bei und mahnten sie, Gott für sein Volk
  gen war.“30                                 um Milde zu bitten, auch für alle, die
                                              ihnen Gutes oder Schlechtes angetan
  Ein sichtbarer Ausdruck dieses reli-        hatten, und für alle Sünder und die
giösen Lebensgefühls bildeten die             Seelen im Fegefeuer und andere mehr.
Flagellanten bzw. Geißler31, die durch        Dann erhoben sie sich, reckten die
die Lande zogen und eine Form der             Hände zum Himmel, stürzten wieder
stellvertretenden Buße praktizierten.         auf die Knie und sangen. Anschließend
Ausgehend von Italien erreichten sie          erhoben sie sich erneut und geißelten
weite Teile Westeuropas und erlebten          sich lange Zeit wie zuvor.“33
1348/49 ihren Höhepunkt. Zu ihren
Ritualen gehörten eine dreiunddrei-           Diese radikale Form der Religiosität,
ßigeinhalbtägige Bußfahrt, in der sie       wie wir sie bei den Flagellaten vorfin-
durch Dörfer und Städte zogen, Buße         den, traf das religiöse Gefühl der Zeit
predigten und ihre Oberkörper bis aufs      unter dem Eindruck der eschatologi-
Blut geißelten. Die Gruppen konnten         schen Endzeit und verband sich mit
dabei aus einigen Dutzend, aber auch        verschiedenen chiliastischen Vorstel-
bis zu einige hundert Büßer umfassen.       lungen der Zeit.34 Der Mensch war auf
In Österreich wissen wir von dem Auf-       der Suche nach Heil, nach Seelenheil,
treten von Flagellanten aus der Steier-     das Trost über den Tod hinaus bieten
mark und Salzburg.32 Der Historiker         konnte.35 Er bewegte sich dabei in der
und Mediziner Klaus Bergdolt zitiert        Spannung zwischen Endlichkeit und
eine charakteristische Darstellung eines    Ewigkeit und dem Bewusstsein, „im
Auftritts der Flagellanten:                 Diesseits schon vom Jenseits bestimmt
                                            zu sein“.36
  „ Als sich die letzten zu Boden war-        Deswegen nahmen Heiligenvereh-
  fen, standen die ersten bereits wieder    rung und Reliquienkult, Wallfahrten
  auf, um sich zu peitschen. Ihre Routen    sowie Stiftungen und Todesvorsorge –
  besaßen Knoten mit vier Stacheln aus      Stichwort Ablasshandel – eine immer
  Eisen. So zogen sie umher und riefen      größere Bedeutung ein, vor allem auch
  in der Volkssprache Gott an, und zwar     im Zuge der 1439 zum Dogma erho-
  ohne Unterlaß. Dabei stellten sich drei   benen römisch-katholischen Lehre vom
  in der Mitte eines Kreises auf, äußer-    Fegefeuer. Der Kirchenhistoriker Vol-

10                                                               MBS Texte 194
Die Pest – die Pandemie des Mittelalters …

ker Leppin spricht in diesem Zusam-           knüpft waren, aber Licht und Glück
menhang pointiert von einer „Quanti-          ausstrahlten und ein neues goldenes
fizierung der Frömmigkeit“37 und der          Zeitalter verhießen.“40
Kirchenhistoriker Hellmut Zschoch
merkt an:
                                            Ein kurzer Ausblick in die
  „Die große Pestepidemie in der Mitte      weitere Kirchengeschichte
  des 14. Jahrhunderts schärfte das
  Bewußtsein für die Möglichkeit eines      zum Umgang mit der Pest
  plötzlichen, unvorbereiteten Todes und    Auch wenn der Schwerpunkt dieses
  für das mit ihm verbundene religiöse      Beitrags auf der großen Pestepidemie
  Risiko. Um so mehr mußte es gelten,       im 14. Jahrhundert liegt, soll kurz ein
  rechtzeitig und lebenslang die kirch-     Blick in die weitere Kirchengeschichte
  lichen Heilsangebote wahrzunehmen         geworfen und auf den Umgang zweier
  und sich so für die eigene Todesstunde    Reformatoren mit der Pest eingegangen
  zu rüsten.“38                             werden.
                                              Zürich wurde im Herbst 1519 von
   Gleichzeitig begegnet uns im Spät-       der Pest erfasst und rund ein Drittel der
mittelalter allerdings auch eine offizi-    Bevölkerung verstarb (bei einer Bevöl-
elle Kirche, die in Teilen verweltlicht     kerung von rund 7.000 Personen).
und längst nicht immer imstande war,        Auch Zwingli erkrankte an der Pest,
geistliche Antworten auf die Heils-         vielleicht gerade deshalb, weil er an der
suche der Menschen zu geben. Dabei          Pest Erkrankte und von ihren Familien
darf allerdings nicht übersehen werde,      Zurückgelassene aufsuchte und Ster-
dass auch der Klerus vielfach Opfer der     bende seelsorgerlich begleitete. Verbun-
Pest wurde und immer wieder Priester        den mit einer persönlichen existentiel-
gewissenhaft ihren Verpflichtungen          len Krise, führte dies beim Schweizer
nachgingen.39 Der ehemalige Professor       Reformator zu einer verstärkten Beto-
für mittelalterliche Geschichte an der      nung der menschlichen Sündhaftigkeit
Universität Straßburg, Francis Rapp,        und gleichzeitig einer Betonung der
spricht von einem kontrastreichen Bild      Erlösung allein aus Gnade.41
der Christenheit und merkt an:                Zwingli verarbeitete seine Krank-
                                            heitsphase in Form von Gedichten
  „auf der einen Seite die niederschmet-    und verfasste u. a. ein Pestlied.42 Später
  ternde Wirklichkeit – verdorbene Pfaf-    setzte er sich für ein staatliches Armen-
  fen, die ein liederliches Leben führten   und Krankenwesen ein.
  und nur auf Geld und Wollust etwas          Martin Luther erlebte eine erste Pest-
  hielten, die sich kaum um ihre Schäf-     epidemie nur indirekt. Kurz nach sei-
  lein kümmerten und meistens ungebil-      nem Eintritt ins Kloster im Jahr 1505
  det blieben; auf der anderen Hoffnun-     wurde Mansfeld von einer Pestepi-
  gen, die mit der Realität nur lose ver-   demie erfasst und man nimmt heute

Pro mundis                                                                         11
Frank Hinkelmann

an, dass zwei von Luthers Brüdern an          immer seine Ferse stechen mag (1. Mose
der Pest starben.43 Im Sommer 1527            3, 15). Betet für uns und gehabt Euch
erreichte die Pest auch zum wiederhol-        wohl.“45
ten Male Wittenberg. Während viele
Bürger die Stadt fluchtartig verließen        Auf Bitten von Breslauer Predigern
und die Universität kurzfristig nach        schrieb Luther in dieser Zeit auch eine
Jena umzog, hielt Luther es für seine       Schrift, „Ob man vor dem Sterben flie-
Pflicht, in Wittenberg zu bleiben, um       hen möge“. In dieser seelsorgerlichen
sich den Kranken anzunehmen und             Schrift betonte Luther u. a., dass der
teilweise verwandelte sich das Schwarze     Dienst an Kranken Gottesdienst sei
Kloster in ein Lazarett.44 Luther schrieb   und auf diesem eine große Verheißung
in einem Brief an Georg Spalatin:           läge. Weil Gott der eigentliche Arzt
                                            und Apotheker sei, erübrige sich auch
  „Die Pest hat hier zwar angefangen,       jegliche Angst vor einer Ansteckung
  aber sie ist recht gnädig. Die Furcht     und Erkrankung, die er als Werk des
  und die Flucht der Leute […] davor        Teufels sah.46 Stattdessen ermutigte
  ist jedoch erstaunlich, so daß ich eine   er Christen, Trost in den Zusagen
  solche Ungeheuerlichkeit des Satans       Gottes zu finden. Hier sehen wir also
  vorher noch nicht gesehen habe. So sehr   einen anderen geistlichen Zugang zum
  erschreckt [er die Leute], ja er freut    Umgang mit der Pest.
  sich, die Herzen so verzagt zu machen,
  natürlich damit er diese einzigartige
  Universität zerstreue und verderbe,       Zum Abschluss: Einige
  welche er nicht ohne Ursache vor allen    bedenkenswerte
  anderen haßt. Jedoch sind während der     Gemeinsamkeiten zwischen
  ganzen Zeit der Pest bis auf diesen Tag
  nicht mehr als 18 Todesfälle gewesen      damals und heute
  einschließlich derer, die innerhalb der   Damals wie heute wurden Menschen
  Stadt waren, Mädchen und Kinder           von einer Pandemie überrascht. Wäh-
  und alles mitgezählt. In der Fischer-     rend sich damals Menschen ihrer End-
  vorstadt … hat sie heftiger gewütet,      lichkeit durchaus bewusst waren, ist
  in unserem Stadtteil … ist noch kein      diese Erfahrung für viele Menschen
  Todesfall, obwohl alle Toten da begra-    unserer Generation eine neue Erfah-
  ben werden. […] Ich bleibe, und das ist   rung. Vielleicht dringt die Frage nach
  wegen dieser ungeheuren Furcht unter      der Endlichkeit von uns Menschen
  dem Volke nötig. […] Christus aber        angesichts der täglichen Berichte stei-
  ist da, damit wir nicht allein sind. Er   gender Opferzahlen wieder dauerhaft
  wird auch in uns triumphieren über        in unser Bewusstsein, nachdem der
  die alte Schlange, den Mörder und         Tod bei uns vielfach längst aus unse-
  Urheber der Sünde, wie sehr er auch       rer Alltagslebenswirklichkeit verdrängt
                                            worden war.

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Die Pest – die Pandemie des Mittelalters …

   Damals wie heute steht die Frage          Oder können sie Menschen in dieser
im Raum: Welche Antwort geben die            Krisenzeit zur Seite stehen, ihre Fragen
christlichen Kirchen und Gemeinde            beantworten und sie auf den hinweisen,
auf die Spannung zwischen End-               der in unsere Endlichkeit getreten ist,
lichkeit und Ewigkeit? Oder anders           um uns ewiges Leben zu schenken: Jesus
gefragt: Spielt die biblische Lehre vom      Christus? Nicht erst mit unserem Tod,
ewigen Leben nicht nur eine theolo-          sondern schon da beginnt die Ewigkeit,
gisch–theoretische Rolle – wir halten        wenn wir Jesus in unser Leben einladen.
sie für wahr! –, sondern prägt sie unser       Den Menschen im Mittelalter stan-
endliches Leben in einem Maße, dass          den genauso verschiedene Wege offen
unsere Freunde und Nachbarn in unse-         wie uns heute: Manche wählten den
rem Alltagsleben davon etwas sehen           Weg des Hedonismus: „Lasst uns essen
können? Woran erkennen andere, dass          und trinken, denn morgen sind wir tot“
Menschen in der Nachfolge Jesu an das        (1Kor 15,32). Andere suchten Gott und
ewige Leben glauben, das für Nachfol-        fanden ihn, wie die Beispiele der Wal-
ger Jesu zwar schon begonnen hat, aber       denser oder 170 Jahre später die Refor-
noch auf seine Vollendung wartet?            mation veranschaulichen. Welchen Weg
   Die Krise lehrt uns, dass wir nicht       wählt unsere Gesellschaft und welchen
länger diejenigen sind, die alles im Griff   Beitrag dazu leisten wir als Christen, als
haben, die beispielsweise über Freiheit      Gemeinde Jesu?
nach Belieben verfügen können. Uns
werden unsere Grenzen aufgezeigt. Die
gefühlte menschliche Allmacht wurde
von der realen menschlichen Ohnmacht
vom Sockel gestoßen und plötzlich
kommen Fragen, ja kommt sogar Angst
auf. Der Mensch im Mittelalter wandte
sich in seiner Ohnmacht und mit seiner
Angst zu Gott. Ihn trieb die Frage nach
seinem Heil um. Aber die mittelalter-
liche Kirche war vielfach zu sehr mit
sich selbst, ihren politischen Ränke-
spielen, ihrer Gier nach Geld, Einfluss
und Macht beschäftigt. Andere, jedoch
nicht geistliche Fragen, standen für sie
vielfach im Vordergrund. Die Frage,
die sich uns stellt, lautet: Mit was sind
die christlichen Kirchen und Gemein-
den heute beschäftigt? Drehen sie sich
vornehmlich um sich selbst, um ihr
Programm, ihren Einfluss, ihre Größe?

Pro mundis                                                                          13
Frank Hinkelmann

Anmerkungen
 Anmerkungen

1 Vgl. Jens Jacobsen. Schatten des Todes: Die       Der Aufstieg des Christentums: Neue Erkennt-
Geschichte der Seuchen. Darmstadt: Wissen-          nisse aus soziologischer Sicht. Weinheim: Beltz
schaftliche Buchgesellschaft, 2012. S. 15–16        Athenäum, 1997, S. 83–109.
sowie Manfred Vasold. Die Pest: Ende eines          11 Jacobsen. Schatten des Todes. S. 17. Vgl. ferner:
Mythos. Stuttgart: Konrad Theiss Verlag, 2003.      N. Bulst. „Pest“. In: Lexikon des Mittelalters.
S. 96–100. Vasold weist darauf hin, dass aller-     Bd. 6. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchge-
dings auch noch andere Faktoren zum demogra-        sellschaft, 2009, Sp. 1917.
phischen Niedergang beitrugen. Ebd. S. 99.
                                                    12 Giovanni Boccacio. Das Dekameron. Nach
2 Vgl. hierzu: Klaus Bergdolt. Der Schwarze Tod     der Übertragung aus dem Italienischen von Karl
in Europa: Die Große Pest und das Ende des          Witte. 5. Aufl. Frankfurt: Fischer Taschenbuch
Mittelalters. 4. Aufl. in C. H. Beck Paperback.     Verlag, 2017. S. 15–20.
München: C. H. Beck, 2017. S. 17–20 sowie
Vasold. Die Pest. S. 14–15 und Bergdolt. Der        13 Vgl. hierzu: Neithard Bulst. „Pest, Pestseel-
Schwarze Tod in Europa. S. 192.                     sorge“. In: Lexikon für Theologie und Kirche.
                                                    Hg. von Walter Kaiser. Bd. 8. 4. völlig neu bearb.
3 Jacobsen. Schatten des Todes. S. 16–17. Vasold    Aufl. Freiburg et al.: Herder, 1999. Sp. 78–80.
weist jedoch zurecht darauf hin, dass die Aus-
breitung der Pest regional sehr unterschiedlich     14 Vgl. hierzu: https://www.ammergauer-alpen.
verlief und es vor allem im Italien des 14. Jahr-   de/oberammergau/entdecken/Die-Passion-und-
hunderts noch weitere Epidemien gegeben haben       die-Passionsspiele/Geschichte-der-Passionsspiele
muss, die zu der hohen Todesrate beitrugen.         [Stand: 09.04.2020].
Vasold. Die Pest. S. 107ff. Klaus Bergdolt geht     15 Vgl. hierzu: Michael Basse. Entmachtung und
in seinem Werk ausführlich auf die regionale        Selbstzerstörung des Papsttums (1302–1414).
Ausbreitung ein. Bergdolt. Der Schwarze Tod in      Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen II/1.
Europa.                                             Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2011.
4 Alois Niederstätter. Die Herrschaft Österreich:   S. 118–120.
Fürst und Land im Spätmittelalter. Österreichi-     16 In einem bemerkenswerten Aufsatz hat
sche Geschichte. 1278–1411. Hg. von Wolfram         der oberösterreichische Romanist und heu-
Herwig. Wien: Ueberreuter, 2004. S. 15–16.          tige Lehrer Daniel Rötzer die verschiedenen
Hier finden sich auch Angaben zu Pestausbrü-        menschlichen Reaktionen auf die Krise anhand
chen an anderen Orten Österreichs in späteren       der Beschreibungen in Boccacios Dekameron
Jahren.                                             analysiert: Daniel Rötzer. „Die Kunst des Ver-
5 Friederike Zaisberger. Geschichte Salzburgs.      drängens: Giovanni Boccacios Decameron vor
Wien/München: Verlag für Geschichte und             dem Hintergrund der Pestepidemie von 1348“.
Politik/R. Oldenbourg, 1998. S. 48–49.              In: Christian Rohr, Ursula Bieber, Katharina
                                                    Zeppezauer-Wachauer (Hg.). Krisen, Kriege,
6 Vgl. hierzu: https://de.wikipedia.org/wiki/       Katastrophen: Zum Umgang mit Angst und
Pest_in_Wien [Stand: 06.04.2020].                   Bedrohung im Mittelalter. Heidelberg: Winter
7 Vgl. hierzu: https://www.geschichtewiki.wien.     Verlag, 2018. S. 117–143. Auch erhältlich im
gv.at/Pest [Stand: 06.04.2020].                     Internet unter: https://www.uni-salzburg.at/
8 Vgl. hierzu: https://de.wikipedia.org/wiki/       fileadmin/oracle_file_imports/1151214.PDF
Quarant%C3%A4ne [Stand: 06.04.2020].                [Stand: 22.04.2020].
9 Ebd.                                              17 Peter Dinzelbacher. Angst im Mittelalter: Teu-
                                                    fels-, Todes- und Gotteserfahrung: Mentalitäts-
10 Vgl. hierzu Kapitel vier „Epidemien, soziale     geschichte und Ikonographie. Paderborn et al.:
Netzwerke und Bekehrung“ in: Rodney Stark.          Ferdinand Schöningh, 1996.

14                                                                            MBS Texte 194
Die Pest – die Pandemie des Mittelalters …

18 Bulst. „Pest“. Sp. 1917.                                38 Zschoch. Die Christenheit im Hoch- und
19 Dieser Abschnitt aus dem Dekameron wurde                Spätmittelalter. S. 283.
aus Platzgründen ausgelassen. Boccacio. Deca-              39 Vgl. Bergdolt. Die Schwarze Pest in Europa.
meron. S. 25.                                              S. 162ff.
20 Vgl. hierzu Rötzner. Die Kunst des Verdrän-             40 Francis Rapp. Christentum IV: Zwischen
gens.                                                      Mittelalter und Neuzeit (1378–1552). Die Reli-
21 Vgl. hierzu u. a.: Bergdolt. Der Schwarze Tod           gionen der Menschheit. Bd. 31. Stuttgart: W.
in Europa. S. 191–207.                                     Kohlhammer, 2006. S. 83. Rapp geht zu Beginn
                                                           seines Buches ausführlich auf die Ausgangslage
22 Zitiert nach: Bulst. „Pest“. Sp. 1916.                  der Kirche ein. Vgl. ferner: Francis Rapp. „Sitten
23 Karl G. Zinn. Kanonen und Pest: über die                und Moral: I. Sitten und Moral in der römi-
Ursprünge der Neuzeit im 14. und 15. Jahrhun-              schen Kirche“. In: Jean-Marie Mayeur, Charles
dert. Wiesbaden: VS Verlag der Sozialwissen-               Pietri, André Vauchez u. Marc Venard (Hg.). Die
schaften, 1989. S. 186–198.                                Geschichte des Christentums. Bd. 6: Die Zeit
24 Siehe u. a. Vasold. Die Pest. S. 119–121.               der Zerreißproben (1274–1449). Freiburg/Basel/
                                                           Wien: Herder, 1991. S. 462–475.
25 Zinn. Kanonen und Pest. S. 201.
                                                           41 Emidio Campi. „Die Reformation in
26 Vgl. Bergdolt. Die Schwarze Pest in Europa.
                                                           Zürich“. In. Amy Nelson Burnett und Emidio
S. 121–125.
                                                           Campi (hg.). Die schweizerische Reformation:
27 Ebd. S. 135–136.                                        Ein Handbuch. Zürich: TVZ, 2016. S. 81
28 Niederstätter. Die Herrschaft Österreichs.              und.     https://www.zhref.ch/themen/reforma-
S. 20–23.                                                  tionsjubilaeum/a llgemeine-informationen/
29 Georg Scheibelreiter. „Das Christentum in               huldrych-zwingli/zwingli-lexikon-von-a-bis-z-1/
Spätantike und Mittelalter – von den Anfängen              lexikon-p/pest-in-zuerich [Stand: 23.04.2020].
bis in die Zeit Friedrichs III.“. In: Rudolf Leeb,         42 Vgl.     https://www.zhref.ch/themen/refor-
Maximilian Liebmann, Georg Scheibelreiter u.               mationsjubilaeum/allgemeine-informationen/
Peter G. Tropper. Geschichte des Christentums              huldrych-zwingli/zwingli-lexikon-von-a-bis-z-1/
in Österreich. Wien: Ueberreuter, 2005. S. 133.            lexikon-p/pestlied-zwinglis [Stand: 23.04.2020].
30 Scheibelreiter. „Das Christentum in Spätan-             43 Vgl. hierzu: Martin Brecht. Martin Luther:
tike und Mittelalter“. S. 133.                             Sein Weg zur Reformation. 1483–1521. Stutt-
31 Vgl. Bergdolt. Der Schwarze Tod in Europa.              gart: Calwer Verlag, 1981. S. 65. Es wird spe-
S. 107–119.                                                kuliert, ob der Tod seiner Brüder auch die
                                                           Einstellung von Luthers Vater zu dessen Klos-
32 Scheibelreiter. „Das Christentum in Spätan-             tereintritt verändert hat, ebd. Vgl. ferner: Eric
tike und Mittelalter“. S. 142.                             Metaxas. Luther: Der Mann, der Gott neu ent-
33 Zitiert nach Bergdolt. Der Schwarze Tod in              deckte. Holzgerlingen: SCM Hänssler, 2019.
Europa. S. 113–114.                                        S. 66.
34 Vgl. Basse. Entmachtung und Selbstzerstö-               44 Vgl. hierzu: Martin Brecht. Martin Luther:
rung des Papsttums. S. 119–120 sowie Bergdolt.             Ordnung und Abgrenzung der Reformation.
Die Schwarze Pest in Europa. S. 108ff.                     1521–1532. Stuttgart: Calwer Verlag, 1986.
35 Vgl. Hellmut Zschoch. Die Christenheit im               S. 205–206; Metaxas. Luther. S. 501–502.
Hoch- und Spätmittelalter. Göttingen: Vanden-              45 Luther Deutsch. Bd. 10. Die Briefe. Göttin-
hoeck & Ruprecht, 2004. S. 282.                            gen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1959. S. 183ff.
36 Volker Leppin. Geschichte des mittelalterli-            46 Brecht. Martin Luther: Ordnung und Abgren-
chen Christentums. Tübingen: Mohr-Siebeck,                 zung der Reformation. S. 206.
2012. S. 404.
37 Leppin. Geschichte         des   mittelalterlichen
Christentums. S. 407.

Pro mundis                                                                                               15
Frank Hinkelmann

Über
 Über denden
         Autor Autor

                  Pfr. i. E. Dr. Frank Hinkelmann ist Rektor des Martin Bucer Semi-
                  nars (Bonn, Deutschland) und lehrt an mehreren Ausbildungsstät-
                  ten Kirchen- und Missionsgeschichte sowie Konfessionskunde. Er
                  ist Verfasser zahlreicher, vornehmlich wissenschaftlicher Bücher.
                  Seit über 25 Jahren ist er leitender Mitarbeiter beim Missionswerk
                  Operation Mobilisation und ist daneben Präsident der Europäi-
                  schen Evangelischen Allianz sowie stellvertretender Vorsitzender
des Internationalen Rates der Weltweiten Evangelischen Allianz. Er lebt gemein-
sam mit seiner Familie in Petzenkirchen, Niederösterreich und engagiert sich als
Pfarrer i. E. der Evangelischen Kirche A. und H. B. in Österreich.

Eine weitere im Verlag für Kultur und
Wissenschaft erschienene kirchengeschichtliche
Veröffentlichung von Frank Hinkelmann

                    Die Evangelikale Bewegung in Österreich
                    Grundzüge ihrer historischen und theologischen Entwicklung
                    (1945–1998)
                    Pb. 726 S., 2014. € 49,80
                    Mit diesem grundlegenden Werk liegt zum ersten Mal eine umfas-
                    sende Geschichte der Evangelikalen Bewegung in Österreich vor,
                    die auch die Vorgeschichte der Evangelikalen Bewegung mit einbe-
                    zieht. Dabei versteht der Autor die Evangelikale Bewegung als eine
                    die christlichen Konfessionen durchdringende Bewegung, die sich
                    durch gemeinsame theologische Grundüberzeugungen auszeichnet.
                    In einem Anhang sind zentrale und teilweise bisher unbekannte
                    Dokumente zur Geschichte der Evangelikalen Bewegung in Öster-
                    reich abgedruckt.

                    Buch-Bestellungen richten Sie bitte an: mehrwert-buch@gmx.at

16                                                               MBS Texte 194
Studienzentren
                                             Die Pest – die Pandemie des Mittelalters …

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 Wir haben viele Informationen für die unterschiedlichen Kurse und Schwerpunk-
 te und über unsere Studienzentren auf unserer Webseite www.bucer.eu zusam-
 mengestellt, die Ihnen die meisten Fragen beantworten werden. Alle wichtigen
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              Daten finden sich unter www.bucer.eu/basisdaten.html.
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Impressum
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                                                         Herausgeber:
                                                         Thomas Schirrmacher,
                                                         Prof. Dr. phil., Dr. theol., DD.

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verein „Martin Bucer Seminar“ e.V. können Sie die
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                                                         „Martin Bucer Seminar“ e.V.
Neben dem deustchen Trägerverein hat das Martin          1. Vors. Dipl. Ing.,Dipl. Ing. (EU)
Bucer Seminar auch eigene Trägervereine in der           Klaus Schirrmacher
Schweiz, in der Tschechischen Republik, in der Türkei    Huchenfelder Hauptstraße 90
und in Brasilien. Bitte informieren Sie sich unter       D-75181 Pforzheim
www.bucer.eu über die Arbeit in den einzelnen Län-       Deutschland
dern und als Bürger dieser Länder, wie Sie dort direkt   Tel. +49 07231 28 47 39
spenden können.                                          Fax: +49 07231 28 47 38
                                                         Eingetragen beim Amtsgericht
Das Martin Bucer Seminar ist selbst keine Hochschule
                                                         Pforzheim unter der Nr. VR1495
und verleiht keine Titel, sondern bestätigt nur die
Teilnahme an Kursen auf einem Abschlussdokument.
Die Kurse werden vom Whitefield Theological Semi-
nary (Florida/USA) und anderen ausländischen Hoch-
schulen für Abschlüsse, die sie unabhängig von uns
und rechtlich eigenverantwortlich vergeben, ange-        MBS-Texte
rechnet. Der Stoff wird durch Samstagsseminare,          Pro Mundis
Abendkurse, Forschungsarbeiten und Selbststudium         Es erscheinen außerdem
sowie Praktika erarbeitet. Leistungen anderer Aus-       folgende Reihen:
bildungsstätten können in vielen Fällen anerkannt
werden.                                                  Reformiertes Forum
                                                         Geistliche Impulse
                                                         Theologische Akzente
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                                                         Ergänzungen zur Ethik
                                                         Philosophische Anstöße
                                                         Vorarbeiten zur Dogmatik
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