Froh e Weih nach ten und ein gesundes N eues Ja hr! - Freiwilligenarbeit

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Froh e Weih nach ten und ein gesundes N eues Ja hr! - Freiwilligenarbeit
Ausgabe 4/2021

                                                              h e   W e ih n a c h ten
                                                          Fro
                                                               e i n g es u n d es
                                                         u nd
                                                           N eues Jahr!

                                                            www.lebenshilfe-salzburg.at

Schwer-
 punk t
 Thema
               Freiwilligenarbeit

37 Stunden gegen Barrieren in Kopf und Alltag Seite 13
Kleinkinder in der Pandemie Seite 14
Zivildiener des Jahres Seite 23
Froh e Weih nach ten und ein gesundes N eues Ja hr! - Freiwilligenarbeit
Vor.wort

               Liebe Leser*innen
               des Jedermensch!
               Gerade rechtzeitig vor dem neuesten Lockdown ist es gelungen, eine General-
               versammlung der Lebenshilfe Salzburg abzuhalten, nachdem die Versammlung
Michael Russ
               im Vorjahr wegen Corona entfallen musste. Da die Funktionsperiode des alten
               Landesvorstandes ausgelaufen ist und ein neuer Vorstand gewählt werden
               musste, war das sehr wichtig.

               Mit Hannelore Luschan, Elfriede Rasser und Gabriela Peter sind drei Damen
               und betroffene Mütter, die seit mehr als vier Jahrzehnten in und für die
               Lebenshilfe Salzburg tätig sind, aus dem Landesvorstand ausgeschieden.
               Frau Rasser ist weiterhin im Vorstand der Bezirksgruppe Pinzgau, Frau Peter
               will in verschiedenen anderen ehrenamtlichen Funktionen tätig sein und
               Frau Luschan wird den Landesvorstand als nicht stimmberechtigte Beirätin
               unterstützen. Wir bedanken uns bei den drei Damen für alles, was sie bisher
               für die Lebenshilfe Salzburg geleistet haben.

               Mit Elke Mayer, Christine Schütter, Maco Buchinger und Roland Obenaus
               haben wir vier neue Vorstandsmitglieder gefunden. Das ist in Zeiten, in denen
               sich immer mehr Menschen nur für kurzfristige Projekte ehrenamtlich engagie-
               ren wollen, sehr erfreulich. Mit Maco Buchinger, der in den letzten drei Jahren
               schon als Kooptierter Vorstandsluft geschnuppert hat, ist erstmals ein Klient
               der Lebenshilfe gGmbH gewähltes Vorstandsmitglied des Vereins Lebenshilfe
               Salzburg.

               In diesen Zeiten ist es wichtig, dass der Landesvorstand gut aufgestellt ist.
               Vor wenigen Stunden ist der neue Lockdown verkündet worden. Das heißt, der
               Adventmarkt St. Leonhard, eine der wichtigsten Einnahmequellen des Vereins,
               wird auch heuer wieder entfallen. Der Verein hatte in den vergangenen Jahren
               mit Hannelore Luschan zwar eine Kassierin, die ausgezeichnet gewirtschaf-
               tet hat, aber trotzdem haben zwei finanziell harte Jahre schön langsam ihre
               Auswirkungen. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir uns auf diese Umstände
               einstellen können.

               Härter ist der Tribut den Klient*innen, Mitarbeiter*innen und Angehörige an
               Corona zahlen müssen. Unsere Hochachtung für alles, was in den vergange-
               nen 600 Tagen geleistet wurde. Es bleibt uns nur zu hoffen, dass es gelingt,
               die Impfquote so weit zu erhöhen, dass im Laufe des Jahres 2022 wieder ein
               einigermaßen normales Leben möglich wird. In diesem Sinne wünschen wir
               schöne Feiertage und ein gutes, geimpftes, neues Jahr.

                                                          Michael Russ
                                                          Präsident Lebenshilfe Salzburg
Froh e Weih nach ten und ein gesundes N eues Ja hr! - Freiwilligenarbeit
Inhalt                                                         Coverfoto: Florian Weißenböck,
                                                                     Sebastian Steiner, Friedrich
                                                                     Hollaus und Andrea Anditsch
                                                                     bringen den Christbaum vom
                                                                     Kitzsteinhorn.

      Schwer.punkt
  4 FREIWILLIGENARBEIT
  4	Freiwilliges Engagement im Wandel
		6	Neuer Vorstand gewählt
                                                                     Impressum
		8	Radstadt: Freiwillige Helferinnen „in Pension“
                                                                     Offenlegung gemäß §25 des
		9	Eine besondere Adventgeschichte                                 Mediengesetztes, ZVR-Zahl:

 10	72 Stunden ohne Kompromiss –                                    738515690

     Social Volunteering für Schüler*innen                           Eigentümer, Herausgeber,
                                                                     Verleger:
                                                                     Lebenshilfe Salzburg, Verein für
                                                                     Menschen mit Behinderung,
     Lebens.wichtig 11	UNIC – Persönliche Budgetsysteme in Europa   A-5020 Salzburg,
                                                                     Nonntaler Hauptstraße 55,

 12	Letztwillige Verfügungen                                        Telefon: +43 (0)662 82 09 84,

 13	37 Stunden gegen Barrieren in Kopf und Alltag                   www.lebenshilfe-salzburg.at,
                                                                     verein@lebenshilfe-salzburg.at
     oder Der Sozialbereich ist besser als sein Ruf
                                                                     Für den Inhalt verantwortlich:
                                                                     Michael Russ (Präsident),
                                                                     A-5020 Salzburg,
         Lebens.nah 14	Kleinkinder in der Pandemie                  Nonntaler Hauptstraße 55

 15 Nachhaltige Gestalter*innen Österreichs                          Redaktion:

 16 Gemeinsam mehr erreichen                                         Mag. Andrea Anditsch (andi)
                                                                     Michael Russ (mr),
                                                                     Mag. Claudia Tomasini (tom).
                                                                     Namentlich gekennzeichnete
         Vor.gestellt 18	Wolfgang Hammerschmid                      Beiträge spiegeln die Meinung der
                                                                     Autoren wider und müssen nicht
                                                                     mit der Meinung der Redaktion
                                                                     oder der Herausgeber überein-
                                                                     stimmen.
      Selbst.redend 19	Sandra Stangassinger: Lesung in der
                           Buchhandlung Stierle                      Grundlegende Richtung:
                                                                     Information über Anliegen der Men-
		20                       „Wir hatten sogar ein eigenes Büro“       schen mit geistiger und mehrfacher
                                                                     Behinderung und ihrer Angehörigen.
                                                                     Der Verein Lebenshilfe ist unabhän-
                                                                     gig von politischen Parteien und
 Pin.wand 22 Adventmarkt St. Leonhard                                Kirchen.

		        22	Erasmus+ Days		                                        Grafik:
		        22	Climate Walk                                           HG-CROSSMEDIA, Salzburg
		23 Zivildiener des Jahres
                                                                     Fotos:
		23 One mile for a smile                                            Fotos: Lebenshilfe Salzburg
                                                                     (falls nicht anders angegeben)

                                                                     Druck:
                                                                     GWS, Salzburg

                                                                     Spendenkonto:
                                                                     IBAN: AT07 3500 0000 9106 6696
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Froh e Weih nach ten und ein gesundes N eues Ja hr! - Freiwilligenarbeit
Freiwilliges Engagement
im Wandel
4   Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021
Froh e Weih nach ten und ein gesundes N eues Ja hr! - Freiwilligenarbeit
FREIWILLIGENARBEIT            Schwer.punkt

Freiwilliges Engagement erhöht die Lebensqualität von Menschen mit Beeinträchtigung
und leistet einen großen Beitrag zu einer inklusiven Gesellschaft. Das Wissen
um diese Tatsache hat die Lebenshilfe bereits vor rund 20 Jahren dazu bewegt,
einen Freiwilligen-Koordinator einzusetzen. So wird die freiwillige Arbeit aufgewertet
und wertgeschätzt und Bedarfe und Nachfrage werden gelenkt. Seither wurden
die Aufgaben vielfältiger, der Bereich Freiwilligenarbeit komplexer.

Seit 2017 hat Harald Zimmermann das Amt         gründen wieder zu meinen Eltern gezogen.
inne. Damals hat er einen beachtlichen          Inzwischen hat meine Mutter einen Job im
und recht konstanten Pool an Freiwilligen       Wohnhaus Kralgrabenweg begonnen, das
übernommen und bemerkt seither einen            auch ich durch ein Praktikum schon kannte.
Wandel: „Im Moment haben wir in unserer         So war ich ein wenig in Kontakt mit dem
Datenbank 310 Freiwillige. Etwa 200 sind        Haus und immer wieder mal dort. Kurz
regelmäßig im Einsatz, der Rest ist selten      nachdem Stefan Wegscheider dann das
aktiv. Wir betreiben intensiv und erfolgreich   Haus übernommen hatte, hat er mich in
Öffentlichkeitsarbeit. Im Schnitt verzeich-     sein Team geholt. Ich habe jetzt das Gefühl,
nen wir 40 Zugänge und 20 Abgänge pro           hier „angekommen“ zu sein. Im Jänner
Jahr.“                                          werde ich seine Stellvertreterin.“

An gelungene Erfahrungen                        Corporate Volunteering
anknüpfen                                       Melanie Dzugan engagiert sich seit einigen
In den letzten Jahren wächst der Anteil der     Jahren bei der Lebenshilfe als Freiwillige:
20 bis Mitte 30-Jährigen stetig an. Viele       „Mein Einstieg in die Freiwilligenarbeit bei
von ihnen leisten im Rahmen ihrer Ausbil-       der Lebenshilfe Salzburg war ein gemein-
dung freiwillige Stunden. Bei dieser Gruppe     samer Zoobesuch mit Kolleg*innen und
ist ein Wandel in der Art des Engagements       Klient*innen. Kurz danach ergab sich die
sichtbar. Während ältere Personen oft viele     Gelegenheit, direkt mit einer Klientin etwas
Jahre lang geblieben sind, ist jetzt eher       zu unternehmen (ein Europarkbesuch, eine
zeitlich begrenztes, projektbezogenes En-       Fahrt nach Hallein oder einfach nur ein Kaf-
gagement im Trend. „Wir machen aber die         fee oder ein Eis in der Stadt).              Melanie Dzugan,
Erfahrung, dass gerade diese Freiwilligen                                                          vielseitig engagierte
es sind, die zu einem späteren Lebensab-        In Zeiten des Lockdowns blieben diese       Freiwillige.
schnitt gerne an gelungene Erfahrungen          persönlichen Kontakte aus, wurden aber
anknüpfen und dann ganz genau wissen,           durch einen fast täglichen Anruf ersetzt.
wo sie ihren Platz in der Lebenshilfe sehen.    Diesen engen Austausch haben wir beibe-
                                                halten und wann immer es die Zeit bzw. die
Alina Schlatter ist als 17jährige mit ihren     Bedingungen erlauben, wird er um einen
Eltern aus dem Zillertal nach Anthering         Kaffeehausbesuch ergänzt. Für mich ist
übersiedelt. Damals hat sie gerade die SOB      dieser Kontakt einer, der mir sehr wertvoll
(Schule für Sozialbetreuungsberufe) in Inns-    geworden ist und den ich auf keinen Fall
bruck besucht und ist zwischen Salzburg         mehr missen möchte.“
und Tirol gependelt. „Um mich in Salzburg
ein bisschen heimischer zu fühlen und           Inzwischen hat Frau Dzugan die Lebens-
Kontakte zu finden, habe ich mich zunächst      hilfe auch mit der TimeBank, einer
freiwillig im Wohnhaus Anthering engagiert.     Freiwilligen-Plattform der Erste Bank und
Nach meinem Diplom wollte ich eigentlich        Sparkassen, vernetzt: Diese fördert das
in Tirol bleiben, bin aber dann aus Kosten-     gesellschaftliche und ehrenamtliche Enga-

                                                                     Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021   5
Froh e Weih nach ten und ein gesundes N eues Ja hr! - Freiwilligenarbeit
Schwer.punkt                 FREIWILLIGENARBEIT

                     gement für Mitarbeiter*innen, indem sie              Was noch im Trend liegt, sind Mitarbei-
                     soziales Engagement in der Gesellschaft              ter*innen, die sich freiwillig engagieren,
                     einfach und unkompliziert ermöglicht sowie           nachdem sie in Pension gegangen sind.
                     den bewussten und nachhaltigen Umgang                Das gibt es in allen Bereichen und Re-
                     mit Ressourcen fördert. Hier scheint die             gionen. Diese Gruppe zeichnet sich da-
                     Lebenshilfe inzwischen als Partner Organi-           durch aus, dass sie die Lebenshilfe und
                     sation auf. www.erste-time-bank.org                  Klient*innen gut kennen und reich an
                                                                          Erfahrung sind. Sie bringen ein, was ihnen
                                                                          besonders liegt und Spaß macht.
                                     Marianne Winter (links im Bild)
                                     war vor ihrer Pensionierung
                                     Reinigungskraft in der Werk-         Und dann gibt es eine letzte, nicht zu ver-
                                     stätte Radstadt. Jetzt unter-        nachlässigende Gruppe. Das sind Men-
                                     stützt sie als Freiwillige bei       schen, die sich engagieren wollen, um den
                                     Bewegungsprogrammen                  Ort, die Region, die Kultur, vielleicht auch
                                     (Langlaufen, Walken etc.) und
                                                                          die Sprache und letztlich die Menschen
                                     hilft beim Bügeln der Kunden-
                                     wäsche, wenn Not am Mann /           kennen lernen wollen. Sei es, weil sie erst
                                     an der Frau ist. Gabi Ebster (re.    kürzlich zugezogen sind, oder weil sie in
                                     im Bild), ist die „Bügelchefin“ in   einem laufenden Asylverfahren sind.
                                     der Werkstätte. Sie koordiniert
                                     gemeinsam mit ihrer Betreuerin       Es bleibt zu sagen, dass das Freiwilligenen-
                                     die Wäsche. Gemeinsame
                                                                          gagement für alle Seiten eine Bereicherung
                                     Interessen verbinden die beiden
                                     und wenn sie sich auf der Straße     ist: Alle profitieren: Die Klient*innen, die
                                     treffen, gibt es einiges zu          Freiwilligen, die Organisation und die Ge-
                                     „ratschen“.                          sellschaft.

Neuer Vorstand gewählt
Auch die Mitglieder des Vereinsvorstandes der Lebenshilfe stellen ihre Arbeit seit der Gründung
freiwillig zur Verfügung. Der Vorstand wird alle drei Jahre in der Generalversammlung gewählt.
Seit Oktober gibt es einen neuen Vorstand:

  V.l.: Dr. Franz Hollweger
     (Kassier), Dr.in Monika
  Schulte (Schriftführerin),
    Mag. Roland Obenaus
     (Vizepräsident), Maco
 Buchinger (2. Schriftfüh-
  rerin Stv.), Michael Russ
   (Präsident), Elke Mayer
       (Schriftführerin Stv.),
         Hannelore Luschan
         (Beirätin), Christine
    Schütter (Kassier Stv.),
        Christof Unterkofler
(Bezirksvorstand Pongau),
    Prim. Dr. Gerald Kuenz
          (2. Vizepräsident).

  6    Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021
Froh e Weih nach ten und ein gesundes N eues Ja hr! - Freiwilligenarbeit
FREIWILLIGENARBEIT            Schwer.punkt

Drei neue Gesichter
im Vorstand
Auch die drei neuen Gesichter
im Vorstand sind aus ganz
unterschiedlichen Richtungen         V.l.: Elke Mayer, Mag. Roland Obenaus und Christine Schütter.
zur Lebenshilfe gekommen:

Elke Mayer: Ich habe 2003 bei        Roland Obenaus: Die Welt der             Christine Schütter: 2011 habe
der Lebenshilfe als Leiterin des     Lebenshilfe hat sich für uns vor         ich mit dem ehemaligen Freiwil-
Wohnhauses Franz-Gruber-Stra-        33 Jahren mit der Geburt unserer         ligenkoordinator Toni Papst ein
ße begonnen. Hier haben damals       Tochter Paula (Down-Syndrom)             Gespräch gehabt, weil ich mich
schon sehr viele ältere Menschen     eröffnet. Gerade erst vom Land in        für ein paar Stunden freiwillig en-
mit Beeinträchtigung gewohnt         die Stadt übersiedelt, hat uns da        gagieren wollte. Noch am selben
und ich habe mich besonders          ein breit gefächertes Leistungs-         Tag habe ich Brigitte Niebauer
für Themen wie gesundheitliche       angebot quasi „empfangen“. Die           kennen gelernt und einige Tage
Versorgung von Menschen mit          Mitgliedschaft war eine logische         später waren wir gemeinsam auf
schwerer Beeinträchtigung und        Folge daraus. Aber nicht nur             der Dult. Seither begleite ich sie
würdiges Altern und Sterben          deswegen, sondern weil wir auch          regelmäßig in der Freizeit.
eingesetzt.                          recht rasch erkennen mussten,
                                     dass die einzige wirkliche Lobby         Inzwischen bereichert mich das
In der Altersteilzeit habe ich       für Menschen mit Behinderung             Freiwilligenengagement in unter-
beruflich mitgewirkt, die Qualität   die Eltern und ihre Elternverei-         schiedlich vielen Facetten. Mein
der gesundheitlichen Versorgung      ne sind. Die im Laufe der Jahre          Hobby Tanzen habe ich inzwi-
für die Klient*innen innerhalb der   persönlichen Kontakte zu Familie         schen fest in mein Freiwilligen-
Lebenshilfe zu standardisieren.      Russ ließen immer wieder auch            engagement integriert. Zunächst
Es war mir wichtig, weiterhin        die Frage nach einem Ehrenamt            waren es einige Workshops,
das Wohnhaus zu besuchen und         im Verein aufkommen. Bis dato            dann habe ich ein Tanzsport-
die Beziehungen, die über Jahre      war dies allerdings aufgrund mei-        Trainerseminar von Special Olym-
entstanden sind, im Rahmen der       ner beruflichen Verpflichtungen          pics in Schladming gemacht und
Freiwilligenarbeit fortzusetzen.     nicht vernünftig darstellbar. Mit        mit einer Prüfung abgeschlossen.
                                     64 ist ein Ende dieser Verpflich-        Ziel ist, bald eine kontinuierlich
Seit 2018 bin ich in Pension und     tungen absehbar, die Vision eines        trainierende Gruppe zu haben.
ich freue mich, dass ich im Verein   Engangements in der Lebenshilfe
nun die Erfahrung, die ich im        in realistische Nähe gerückt. Die-       Im Laufe der Jahre habe ich viele
Laufe meines Berufslebens ge-        se Gelegenheit hat Michael Russ          neue und interessante Menschen
sammelt habe, auf einer anderen      beim Schopf gepackt und meine            kennen gelernt und viele Erfah-
Ebene weitergeben kann und für       Mitarbeit im Vorstand des Verei-         rungen gemacht. Und jetzt ist
ältere Menschen mit Beeinträch-      nes vorgeschlagen. Was ist mir           es mir eine Ehre, im Vorstand
tigung und Menschen mit hohem        wichtig? Mit dazu beitragen, dass        mitwirken zu können.
Unterstützungsbedarf hoffentlich     Menschen mit Behinderung ein
etwas bewirken kann.                 selbstbestimmtes Leben führen
                                     können, unabhängig von Ausmaß
                                     und Art der Beeinträchtigung.

                                                                        Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021   7
Froh e Weih nach ten und ein gesundes N eues Ja hr! - Freiwilligenarbeit
Schwer.punkt         FREIWILLIGENARBEIT

                                       Radstadt: Freiwillige
                                       Helferinnen „in Pension“
                                       Mit großen Emotionen wurden kürzlich 16 langjährig freiwillig
                                       engagierte Damen von den Beschäftigten der Lebenshilfe-Werkstätte
                                       Radstadt „in die Pension“ verabschiedet.

                                        Einige von ihnen haben mehr als     Hansjörg Rettenwender möchte
                                        20 Jahre lang regelmäßig ihre       sich an dieser Stelle im Namen
                                        Freizeit in den Dienst der guten    der Menschen mit Beeinträchti-
                                        Sache gestellt. Die Mitarbeiterin   gung herzlich für die großartige
                                        Eva Pichler hat die Ehrenamt-       Unterstützung und die mensch-
                                        lichen für die verschiedenen        liche Bereicherung durch jede
                                        Tätigkeiten koordiniert: „Bereits   einzelne von ihnen bedanken und
                                        1998, als das Café Zeughaus am      ihnen noch viele glückliche Jahre
                                        Turm eröffnete, haben wir das       wünschen!
                                        mit einigen freiwilligen Damen      Weiterhin unterstützen einige
                                        gemacht. Seit 2001 betreibt die     Freiwillige in der Werkstätte in
                                        Werkstätte auch das Café im         konkreten Betätigungsfeldern wie
                                        Schloss Lärchen mithilfe von        Bügeln, Backen, Catering, Sport
                                        Ehrenamtlichen. Im Laufe der        und Bewegung oder Förderung
                                        Jahre hat sich ein beständiges      der Kulturtechniken. „In der Zeit
                                        Team von 12 Damen gebildet.         der Einschränkungen durch
                                        Sie haben sich gemeinsam mit        Corona haben wir in der Einrich-
                                        den Beschäftigten fortgebildet      tung vermehrt selbst das Mittag-
                                        und bis zur Corona-Pandemie auf     essen für uns zubereitet. Auch
                                        höchst professionellem Niveau       hier haben wir drei engagierte
                                        und sehr empathisch miteinander     Ehrenamtliche gewonnen“,
                                        gearbeitet. Das war großartig!      ergänzt Eva Pichler.

                                                                Wer sich für ein freiwilliges
                                                                Engagement bei der Lebenshilfe
                                                                interessiert, meldet sich bei
                                                                Ehrenamtlichen-Koordinator
                                                                Harald Zimmermann,
                                                                Tel.: 0664/88237234 oder per Mail
                                                                an harald.zimmermann@lebenshilfe-salzburg.at
                                                                Freiwillige Mitarbeiter*innen sind versichert
                                                                und entstandene Kosten, z.B. im Rahmen von
                                                                Ausflügen, werden erstattet.

8   Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021
Froh e Weih nach ten und ein gesundes N eues Ja hr! - Freiwilligenarbeit
Ingrid Morize und
                                                                                              Hannelore Luschan
                                                                                              arbeiten schon
                                                                                              seit Jahrzehnten
                                                                                              ehrenamtlich für
                                                                                              den Adventmarkt
                                                                                              St. Leonhard.

Eine besondere Adventgeschichte
Ältestes Freiwilligenprojekt zugunsten der Lebenshilfe

Angefangen hat alles 1973. Damals hatte       Das ganze Jahr über arbeiten die Ehrenamt-
Professor Nikolasch die Idee, wieder einen    lichen für den Adventmarkt. Ein Beispiel ist
traditionellen Adventmarkt als Kontrapunkt    Ingrid Morize, die von Anfang an dabei ist
zur Kommerzialisierung der Christkindlmärk-   und gemeinsam mit anderen Damen die                 Jeder Cent fließt
te zu organisieren.                           köstlichsten Marmeladen, Liköre und Chut-           seit 40 Jahren
                                              neys für den Adventmarkt selbst herstellt.
                                                                                                  ohne Umwege
Die Einnahmen sollten einem guten Zweck       „Im Jänner fange ich schon wieder an die
                                                                                                  in ein konkretes
zugutekommen. Aus den 2 Hütten und 6          Liköre anzusetzen, der Sommer ist fürs
engagierten Frauen der Anfangszeit sind       Marmelade einkochen reserviert. Gemein-             Projekt für
heute 16 Hütten und über 180 Ehrenamtli-      sam produzieren wir 1.000 Gläser Marmela-           Menschen
che geworden, die dem Adventmarkt auch        de für den Adventmarkt.“                            mit geistiger
heute noch diesen besonderen Zauber ein-                                                          Beeinträchtigung.
hauchen. Geblieben ist auch das Engage-       Aber auch die anderen Hüttenverant-
ment für die Lebenshilfe. Jeder Cent fließt   wortlichen sind weit über den Dezember
seit 40 Jahren ohne Umwege in ein kon-        hinaus mit dem Adventmarkt beschäftigt:
kretes Projekt für Menschen mit geistiger     Bestellungen, Abrechnungen und andere
Beeinträchtigung. 13 Wohnhäuser, 5 Werk-      organisatorische Aufgaben müssen getätigt
stätten, der Kindergarten, das Ambulatori-    werden – und das alles ohne Honorar.
um, die Lebensküche: all diese Angebote
für Menschen mit Beeinträchtigung wurden      Für den reibungslosen Ablauf und die
mit Hilfe der Erlöse des Adventmarktes St.    Gesamtorganisation sorgen seit vielen
Leonhard realisiert oder adaptiert.           Jahren Maria Reitinger und ihr Sohn Ja-
                                              kob Reitinger. Die beiden sind auch erste
Ein ganzes Jahr für den                       Ansprechpartner für die Freiwilligen vor
Adventmarkt                                   Ort. Auch ihre Arbeit ist ehrenamtlich und
Die Arbeit für den Adventmarkt St. Leon-      unbezahlbar.
hard beschränkt sich bei weitem nicht auf
die vier Wochen in der Vorweihnachtszeit.

                                                                   Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021   9
Froh e Weih nach ten und ein gesundes N eues Ja hr! - Freiwilligenarbeit
In Zell am See
entstand eine
Sitzecke im
Garten der              72 Stunden ohne Kompromiss –
                        Social Volunteering für
Werkstätte.

                        Schüler*innen
                        72 Stunden ohne Kompromiss ist die größte österreichweite Sozialaktion
                        jugendlicher Schüler*innen in Österreich. Auch heuer wurden zwischen
                        13. und 16. Oktober wieder zwei Projekte in Einrichtungen der Lebenshilfe
                        Salzburg umgesetzt.

                         Das Ziel war, den Jugendlichen die Mög-       Wie fühlt es sich an, in einem Rollstuhl zu
                         lichkeit zu geben, sich mit ihren eigenen     sitzen? Welche Barrieren nehmen wir gar
                         Barrieren auseinander zu setzen und Be-       nicht wahr, weil sie für uns selbstverständ-
                         wusstsein für das Thema Barrierefreiheit zu   lich überwindbar sind? Wo brauche ich
                         schaffen. Vor welchen Herausforderungen       Unterstützung? Das sind die Fragen, die sie
                         stehen Menschen mit einer Einschränkung?      sich gestellt haben.

                                                                                           Jugendliche Schüler*innen
                                                                                           aus dem MultiAugustinum
                                                                                           St. Margarethen waren
                                                                                           gemeinsam mit Klient*innen
                                                                                           der Lebenshilfe-Werkstätte
                                                                                           Tamsweg in Mauterndorf
                                                                                           unterwegs, um öffentliche
                                                                                           Stellen in der Gemeinde
                                                                                           Mauterndorf auf Barriere-
                                                                                           freiheit zu prüfen.

      10    Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021
Lebens.wichtig

UNIC – Persönliche Budgetsysteme
in Europa
Ein Jahr nach Projektstart war es endlich soweit: Nach unzähligen Online-Meetings
und Online-Konferenzen und vielen Stunden Arbeit kam es endlich zum ersten persönlichen
UNIC-Projekttreffen in Prag. Dr. Karin Astegger, Verantwortliche des Projektteams
der Lebenshilfe Salzburg: „Auch wenn wir in diesem Jahr intensiv und konzentriert gemeinsam
gearbeitet haben, ist der persönliche Austausch durch nichts zu ersetzen.“

Zu Beginn des Treffens wurden
die beiden fertig gestellten
Berichte thematisiert: Eine Zu-
sammenstellung von Beispielen
guter Praxis und Leitlinien für die
Ausweitung und Verbesserung
personenzentrierter Finanzie-
rungssysteme. Die Leitlinien
werden gerade in alle Partner-
sprachen übersetzt, da sie auch
für die weiteren Projektphasen
zentral sind.

Den größten Schwerpunkt des
Prager Programms stellte die          Beim UNIC-Projekttreffen in Prag wurde intensiv gearbeitet.

Entwicklung von Werkzeugen
dar, die Behörden helfen sollen,      In Salzburg und drei weiteren
in ihrem Land persönliche Bud-        Ländern (Finnland, Spanien,
getsysteme zu optimieren. Diese       Tschechien) finden ab dem
Werkzeuge bieten die Möglich-         Frühjahr 2022 erste Workshops
keit für Menschen mit Unterstüt-      statt, bei denen sowohl andere
zungsbedarf, Dienstleistungs-         Träger und Behörden, als auch
Organisationen und Behörden,          Assistenznehmer*innen einge-
das System zu reflektieren und        laden werden. Ziel ist es, die            This project has received financial
zu bewerten.                          Erkenntnisse von UNIC einzubrin-          support from the European Union
                                      gen, Impulse für den weiteren             Programme for Employment and So-
                                                                                cial Innovation „EaSI“ (2014-2020).
„Nun startet in Belgien die           Ausbau von Persönlichen Bud-
einjährige Pilotanwendung, wo         getsystemen zu setzen sowie die
die entwickelten Instrumente          Erfahrungen und Expertise der
                                                                                 Mehr Infos unter:
erstmals zum Einsatz kommen“,         Teilnehmer*innen für weitere Ent-          www.unicproject.eu
erklärt Karin Astegger die nächs-     wicklungen zu nützen.
ten Schritte.

                                                                         Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021   11
Vor.wort

                                                                                                                              Foto: AdobeStock
                                Letztwillige Verfügungen
                                 Grundsätzlich gilt in Österreich das Prin-    Wer mit seinem letzten Willen Gutes tun
                                 zip der Testierfreiheit. Das bedeutet, dass   möchte und etwas spenden will, der kann
                                 jeder selbst entscheiden kann, wie sein       auch einer caritativen Einrichtung einen
                                 Vermögen nach dem Tod aufgeteilt werden       Vermögensgegenstand oder einen Geld-
                                 soll. Diese Aufteilung regelt man in einem    betrag vermachen. Diese Verfügung nennt
                                 Testament oder Vermächtnis. Gibt es keine     man Legatsspende und ist eine schöne Art
                                 solche Regelung, wird das Vermögen auf        und Weise, andere Menschen zu bedenken
                                 die gesetzlichen Erben aufgeteilt, das sind   und zu unterstützen, denen es nicht so gut
                                 die nächsten Verwandten. Auch wenn man        geht.
                                 zum Beispiel zwei Kinder hinterlässt ist es
                                 trotzdem sinnvoll, die Aufteilung des Ver-    Wer ein Vermächtnis machen möchte,
                                 mögens zu Lebzeiten schriftlich festzulegen   kann es entweder selber schreiben oder
                                 und zu regeln, um Streit zu verhindern.       professionell bei einem Notar oder Rechts-
„Notare beraten                                                                anwalt aufsetzen lassen. Wichtig ist, den
unabhängig und                   Schreibt man ein Testament und setzt darin    eigenen Namen, das Geburtsdatum und die
unparteiisch.                    jemanden zu seinem Erben ein, bedeutet        Adresse genau anzuführen und zu beschrei-
                                 das, dass dieser Erbe nicht nur das ge-       ben, wem man welchen Vermögenswert
Darauf können
                                 samte Vermögen erhält und übernimmt. Er       vermachen will. Je genauer die einzelnen
sie vertrauen.“                  übernimmt auch alle Rechte und Pflichten      Vermögenswerte beschrieben werden,
Dr. Claus Spruzina               und kann offene Angelegenheiten für den       desto einfacher kann das Vermächtnis auch
Öffentlicher Notar               Verstorbenen regeln.                          erfüllt werden. Errichtet man das Vermächt-
                                                                               nis eigenhändig, ist es wichtig, auch selber
                                 Bei einem Vermächtnis geht es dagegen         auf der Verfügung zu unterschreiben. Es
                                 nur um einzelne Vermögenswerte- und           empfiehlt sich aber, bei der Errichtung die
                                 gegenstände, die eine bestimmte Person        Hilfe eines Notars oder Rechtsanwaltes in
                                 oder Organisation bekommen soll (z.B.         Anspruch zu nehmen. Dort wird das Testa-
                                 Sparbuch, Geldbetrag oder Schmuckstück).      ment in ein Testamentsregister eingetragen
                                 Zur Erfüllung des Vermächtnisses ist der      und kann nicht verloren gehen.
                                 Erbe der verstorbenen Person verantwort-
                                                                               Ein Gastbeitrag von Dr. Claus Spruzina
                                 lich – er muss dem Vermächtnisnehmer
                                 den Vermächtnisgegenstand geben.

          12     Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021
Lebens.wichtig

37 Stunden gegen Barrieren
in Kopf und Alltag oder
Der Sozialbereich ist besser
als sein Ruf
Mit Jahreswechsel tritt eine Neuerung unseres Kollektivvertrags (SWÖ)
in Kraft, der die Lebenshilfe für Jobsuchende zusätzlich sehr                              Tina Dobler
interessant macht: Die Einführung einer 37-Stunden-Woche bei vollem
Lohnausgleich.

Dem Sozialbereich haftet nach        pro Woche schrittweise in einen     werden erleichtert, was heute
wie vor ein Image an, schlecht       gesunden Bereich vordringen.        für Frauen wie Männer gleicher-
bezahlt zu sein und darüber          Und geht es nach der Gewerk-        maßen einen wichtigen Wert in
hinaus schwierige, gemeint sind      schaft, soll es in den kommenden    der Welt des sogenannten „New
anstrengende, auszehrende Ar-        Jahren zu einer weiteren Sen-       Work“ darstellt.
beitsbedingungen vorzuweisen.        kung der Vollzeitarbeitszeit bei    Wir haben also allen Grund, uns
Diese Bilder wurden lange Zeit       vollem Lohnausgleich kommen.        über diese Entwicklung zu freuen
tradiert und auch heute noch ger-    Erholung wird besser möglich        und können mit Stolz rausposau-
ne – oft unhinterfragt – erzählt.    und damit burnout-bedingten         nen: Arbeiten in der Lebenshilfe
Fakt ist, dass wir bei der Lebens-   Langzeitkrankenständen entge-       ist nicht nur schön und sinnstif-
hilfe mit der Reduktion der Wo-      gengewirkt. Vereinbarkeiten mit     tend, man kann inzwischen auch
chenarbeitszeit auf 37 Stunden       z.B. familiären Verpflichtungen     gut von und mit dieser Arbeit
                                                                         leben.
                                                                         Mag.a Tina Dobler
                                                                         Personalmarketing und Akquise

                                                                           Faktencheck
                                                                           Quereinsteiger*innen machen
                                                                           mehr als die Hälfte aller zu
                                                                           besetzenden Stellen aus. Sie
                                                                           werden ohne Ausbildung und
                                                                           ohne Vorerfahrung mit einem
                                                                           Einstiegsgehalt von brutto über
                                                                           € 2.100,- für 37 h/Wo bezahlt.
                                                                           Steigt man etwa in der Gas-
                                                                           tronomie oder im Handel als

                               ... jetzt bei uns!                          Quereinsteiger*in ein, darf man
                                                                           mit einer Entlohnung von ca.
                                                                           € 1.600,- brutto monatlich für

Bei vollem Gehalt ab 01.01.2022                                            40 h/Wo rechnen.

                                                                   Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021   13
Vor.wort

                                                                                              Kleinkinder
                                                                                              in der
                                                                                              Pandemie
Foto: AdobeStock

                                                                                                    Konnten die Rückschritte spä-
                                                                                                    ter wieder aufgeholt werden?
                                                                                                    Martina Feichtinger: Teilweise
                                                                                                    konnte das bestimmt dann aufge-
                                                                                                    holt werden. Auch in der Familie,
                   Homeschooling, fehlende Sozialkontakte, Überforderung der                        von der ich berichtet habe, hat
                   Eltern: Über die Probleme von Schulkindern in der Pandemie                       sich die Situation stabilisiert. Wir
                   wurde häufig berichtet. Doch wie ging es Familien mit                            haben dabei geholfen, finanzielle
                   besonderen Bedürfnissen? Elke Hafner und Martina Feichtinger                     Unterstützung zu organisieren
                   von der Frühförderung und Familienbegleitung der Lebenshilfe                     und auch das Kind ist heute wie-
                   Salzburg berichten.                                                              der stabil. Neben der Zugänglich-
                                                                                                    keit zu Unterstützungsangeboten
                   Jeder.mensch: Frau Dr. Hafner,              Haben Sie Rückschläge bei            war besonders wichtig, dass die
                   war Frühförderung und Fami-                 den Kindern bemerkt?                 Kinder wieder raus durften und
                   lienbegleitung während der                  Martina Feichtinger: Nach            mit anderen Kindern in Kontakt
                   Pandemie überhaupt möglich?                 unserer Wahrnehmung gab es           kamen.
                   Elke Hafner: Im ersten Lock-                Rückschläge bei den Kindern.
                   down war unser Angebot vo-                  Besonders Familien mit Kindern,      Was waren die größten
                   rübergehend ausgesetzt. Die                 die schon starke Verhaltensauf-      Herausforderungen aus Sicht
                   Kolleg*innen waren wie viele                fälligkeiten hatten, haben sehr      der Frühförderung?
                   Mitarbeiter*innen in Kurzarbeit             gelitten. Die Schwierigkeiten        Elke Hafner: Besonders heraus-
                   bis Ende Mai 2020. Trotz Kurzar-            waren oft beengte Wohnverhält-       fordernd war es, Familien mit
                   beit haben wir die Familien so gut          nisse und dass gleichzeitig die      nicht-deutscher Muttersprache,
                   wie möglich elektronisch über               Spielplätze im ersten Lockdown       die vielleicht erst kurz in Öster-
                   Telefon, Videokonferenzen usw.              geschlossen waren. Einige Kinder     reich waren, zu begleiten. Hier
                   versucht zu unterstützen. Das hat           entwickelten auch Schlafstörun-      fehlte zum Teil auch das Wis-
                   zum Teil sehr gut funktioniert, un-         gen, es kam zu Rückschritten         sen, wie man den vorhandenen
                   sere Mitarbeiter*innen und einige           und mehr gesundheitlichen            öffentlichen Raum, also Wiesen
                   Eltern haben eine große Kreati-             Problemen. Es war ja rundum          und Wälder, mit Kindern trotz der
                   vität entwickelt, wie der Kontakt           weniger Unterstützung zugäng-        Lockdown-Regelungen nutzen
                   und zumindest Beratungsleistun-             lich – nicht nur jene der Frühför-   darf. Manche Kolleginnen haben
                   gen aufrecht bleiben konnten. Es            derung und Familienberatung. Ich     zum Beispiel konkret geschaut:
                   gab aber auch Familien, die nur             erinnere mich an eine Familie, wo    wo wohnen diese Familien und
                   sehr eingeschränkt oder gar nicht           die Eltern sehr überlastet waren,    konkrete Orte vorgeschlagen,
                   erreichbar waren. Schwierig war             der Vater als Alleinverdiener zur    wo diese Familien fußläufig von
                   es in Familien mit eingeschränk-            Weihnachtszeit gekündigt wurde       ihrer Wohnung mit ihrem Kind
                   ten Deutschkenntnissen oder mit             und finanzielle Probleme hinzuka-    hingehen können, damit das
                   wenigen technischen Möglichkei-             men.                                 Kind sich bewegen oder Steine
                   ten zur Kommunikation.                                                           in den Bach werfen kann. Solche

                   14   Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021
Lebens.nah

                                                  banalen Alltagshilfen waren ex-     besonders unter der Schließung           wir immer die Meinung vertreten
                                                  trem wichtig in dieser Situation.   der Kinderbetreuungseinrichtun-          haben, dass nicht nur Kinder aus
                                                  Allerdings muss man auch sagen,     gen gelitten haben. Wichtige             systemrelevanten Berufen einen
                                                  dass manche Familien für uns gar    Gruppenerfahrungen konnten               Kindergartenplatz benötigen, son-
                                                  nicht erreichbar waren.             sie lange Zeit nicht machen.             dern vor allem auch Kinder mit
                                                                                      Da möchte ich besonders den              Beeinträchtigungen und deren
                                                  Was war das Hauptproblem            Kindergartenpädagog*innen des            Familien einen dringenden Bedarf
                                                  für Kleinkinder und ihre            Kindergartens der Lebenshilfe            an einem Kindergartenbesuch
                                                  Familien und wie kann man           danken, der Lebenshilfe Kinder-          haben.
                                                  dem in Zukunft begegnen?            garten war nie geschlossen, weil
                                                  Elke Hafner: Die Mischung aus
                                                  geschlossenen Kinderbetreu-          Dr. Elke Hafner leitet den Bereich „Eltern-Kind-Familie“ sowie den Bereich
                                                  ungseinrichtungen, Beschränkun-      „Persönliche Assistenz“ der Lebenshilfe Salzburg. Sie ist Psychologin und
                                                  gen im öffentlichen Raum und         Klinische- und Gesundheitspsychologin.
                                                  fehlenden Unterstützungsange-        Mag. Martina Feichtinger ist Klinische- und Gesundheitspsychologin und
                                                  boten, unter denen die Frühför-      arbeitet seit 10 Jahren in der Frühförderung und Familienbegleitung. Sie
                                                  derung und Familienbegleitung        begleitet derzeit 14 Familien in der Stadt Salzburg.
                                                  eines ist, hat es den Familien so
                                                  schwer gemacht und die sozial        Insgesamt werden im Bundesland Salzburg jährlich etwa 170 Familien und
                                                  Schwächsten am meisten getrof-       ihre Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren von der Frühförderung und Familien-
                                                  fen. Generell kann man sagen,        begleitung der Lebenshilfe unterstützt. Das Angebot ist kostenlos. Benötigt
                                                  dass die Kinder und Familien         wird eine Zuweisung durch die Kinderärztin / den Kinderarzt oder (häufig bei
                                                                                       Frühgeborenen) durch das Krankenhaus.

                                                                                                          Guido Güntert, Carina Pimpel, Albert Brandstätter

                                                Guido Güntert, Carina Pimpel und Albert                   Guido Güntert: „Am Beginn des Prozesses haben wir
                                                Brandstätter sind für die Lebenshilfe Österreich          ein eingeschränktes Verständnis von Inklusion gehabt,
Fotos: V.l. privat, BKA-Dunker, Mavric_Lowres

                                                gemeinsam mit 14 anderen Unternehmen zu                   das immer mehr gewachsen ist. Wir haben miteinan-
                                                „Nachhaltigen Gestalter*innen“ der Zeitschrift            der entdeckt, dass der Begriff über das gesellschaft-
                                                BusinessArt ausgezeichnet worden.                         liche hinaus gedacht werden und auch Mutter Erde
                                                                                                          miteinschließen muss. Es geht nicht nur um uns Men-
                                                Die Jury überzeugte der Ansatz, dass Inklusion der        schen, es geht auch darum unsere Lebensgrundlage
                                                Schlüssel zur Nachhaltigkeit ist. „Die Lebenshilfe        zu inkludieren: „Leave no one behind“.
                                                fordert seit Jahren Inklusion als demokratische Grund-
                                                haltung und fährt Projekte wie bspw. „Gehalt statt        Lesen Sie das Interview anlässlich der Verleihung:
                                                Taschengeld“.                                             www.businessart.at/nachhaltige-gestalterinnen-2021

                                                                                                                         Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021   15
Lebens.nah

Gemeinsam mehr erreichen
Mag. Markus Neuherz ist seit 1. September 2021 Generalsekretär der Lebenshilfe Österreich.
Was ihn prägt und was ihn in der politischen Arbeit motiviert, erzählt er dem Selbstvertreter
Robert Saugspier.

Robert Saugspier: Du warst                  Es wird dir nachgesagt, dass         haben wir? Das ist eine sehr pro-
Chef vom Dachverband für                    du ein guter Netzwerker bist.        fessionelle Interessenvertretung.
Arbeitsinklusion. Warum                     Ich kooperiere gern. Das betrifft    Da freu ich mich auf die weitere
braucht es Inklusion?                       nicht nur die Arbeit, das betrifft   Zusammenarbeit.
Markus Neuherz: Inklusion                   auch, wie ich meine Freizeit
braucht es, weil wir Menschen               verbringe. Ich habe den Eindruck,    Was waren deine ersten
alle verschieden sind: Deshalb ist          dass viele Leute, die das ma-        prägenden Erfahrungen mit
es wichtig, dass wir gut zusam-             chen, was wir als Lebenshilfen       Behinderung?
men leben und arbeiten. Inklu-              machen, sehr gute Absichten          Ich komme aus einem kleinen
sion kann unsere Gesellschaft               haben. Wenn wir diese Leute          steirischen Dorf. Der Nachbars-
in die Zukunft führen. Wenn wir             zusammenbringen, können wir          bursche, der ein Jahr älter war als
aufeinander achten, wenn wir                gemeinsam mehr erreichen.            ich, hatte Lernschwierigkeiten.
jeden Menschen akzeptieren und                                                   Wir haben gemeinsam gespielt,
wertschätzen und schauen, dass              Glaubst du, dass du alles, was       jeden Tag, jeden Nachmittag. Das
jeder und jede dabei sein kann,             du vorhast, in der Lebenshilfe       hat sich geändert, als er in die
dann wird es uns allen miteinan-            umsetzen kannst?                     Sonderschule gekommen ist und
der besser gehen.                           Ich glaube, bei vielen Themen        dafür in die Bezirkshauptstadt
                                            geht es darum, Dinge anzusto-        fahren musste. Ich habe nicht
Was sind deine Erfahrungen                  ßen. Wir haben Anliegen, die uns     verstanden, warum muss mein
mit der Politik, wenn es um                 noch mehrere Jahre beschäfti-        bester Freund in eine andere
Forderungen wie „Gehalt statt               gen werden. Aber wir können          Schule gehen, nur weil er eine
Taschengeld“ geht?                          sie angehen, anstatt zu sagen:       Lernbehinderung hat? Wir spie-
Die Forderung nach Gehalt                   Nein, ich kann‘s nicht umsetzen,     len doch zusammen, das macht
begleitet uns schon sehr lange.             deshalb lasse ich es gleich. Und     Spaß. Warum kann der nicht mit
Meines Wissens schon seit 30                ich bin zuversichtlich, dass wir     uns zur Schule gehen? Er verlor
Jahren. Politik ist da sehr lang-           viele Partnerinnen und Partner       den Kontakt zu allen Kindern im
sam. Viele Menschen in der                  finden, die uns helfen, die Dinge    Dorf, nur weil er in die Sonder-
Politik können sich nicht vorstel-          umzusetzen.                          schule gehen musste.
len, was damit gemeint ist und
warum das notwendig ist. Aber               Was für ein Bild hast du dir         Auch ich flog nach langen
in den letzten Jahren ist etwas in          von unserem Selbstvertreter-         Klinikaufenthalten von der
Bewegung geraten. 2017 wollte               beirat gemacht?                      Volkschule und musste in die
die Bundesregierung nur eine                Bei meinem Besuch war ich            Sonderschule. Das war nicht
Erhöhung des Taschengeldes.                 beeindruckt von der Professio-       schön für mich.
Die jetzige Regierung hat in ihrem          nalität. Es wurden interessante      Ja, das verstehe ich. Mein Ein-
Programm Lohn statt Taschen-                und wichtige Themen behandelt.       druck war, wenn mein Kindheits-
geld festgeschrieben. Das stimmt            Dann wurden die Meinungen            freund in eine inklusive Schule
mich positiv. Das ist für uns ein           zusammengetragen und gemein-         gegangen wäre, hätte er vieles
guter Ansatzpunkt, um ein Stück             sam festgehalten: Was brauchen       ganz normal mitlernen können.
weiterzukommen.                             wir und welche Forderungen           Wir haben uns vor einigen Jahren

16   Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021
Robert Saugspier
                                                                                                                                  im Gespräch mit
                                                                                                                                  Markus Neuherz
Foto: © Claudia Müllner LHÖ

                                                                                                                                  (links).

                              wieder mal getroffen. Er steht         Und das können wir nutzen, dass
                              mitten im Leben, hat Kinder. Er        wir Verbündete haben.                     Markus Neuherz ist seit Sep-
                              hat nach der Sonderschule eine                                                   tember 2021 Generalsekretär
                              Tischler- Anlehre gemacht und          Was denkst du, wenn du beim               der Lebenshilfe-Österreich.
                              später dann in der freien Wirt-        Arzt alles in Fachsprache                 Zuvor begleitete er Lehrlinge
                              schaft einen Job gefunden. Da          erklärt bekommst?                         und Jugendliche mit Benach-
                              geht es oft nur um Förderung, die      Jeder Mensch hat das Recht, gut           teiligungen bei ihrem Einstieg
                              notwendig gewesen wäre – und           aufgeklärt zu werden und alles            ins Berufsleben. Zuletzt war er
                              die vielen Menschen geholfen           so erklärt zu bekommen, dass er           Geschäftsführer des Dachver-
                              hätte.                                 es auch versteht. Es sollten auch         bandes berufliche Integration
                                                                     nicht wichtige Dinge weggelas-            Austria.
                              Was braucht es, um die                 sen werden.
                              Interessen von Menschen                Dieses Anliegen betrifft Men-             Robert Saugspier hat 25
                              mit Lernschwierigkeiten                schen mit Lernschwierigkeiten,            Jahre lang in der Redaktion der
                              durchzusetzen?                         aber das betrifft zum Beispiel            Wiener Lebenshilfe-Zeitung
                              Es braucht Meinungsbildung.            auch Menschen, die nicht                  mitgearbeitet. Als langjähriger
                              Das heißt, man kommt zusam-            Deutsch als Muttersprache                 Selbstvertreter unterstützt er
                              men und überlegt sich, was ist         haben. Die brauchen auch gute             Werkstatträte und engagiert
                              uns wichtig und warum? Daraus          Erklärungen in einfacher Sprache.         sich im Selbstvertreterbeirat der
                              ergeben sich dann ein paar weni-       Auch für mich würde ich mir               Lebenshilfe Österreich.
                              ge, ganz konkrete Forderungen.         wünschen, dass es einfacher ist.
                              Und dann muss man gemeinsam            Da ist noch viel Arbeit notwen-
                              auftreten – in der Lebenshilfe,        dig, um das zu vereinfachen.              Mit herzlichem Dank an die
                              aber auch außerhalb der Lebens-                                                  Lebenshilfe Tirol, Markus
                              hilfe. In Tirol gibt es zum Beispiel   Kannst du dir vorstellen,                 Neuherz und Robert Saugspier,
                              den Jugendbeirat – so etwas            Forderungen gemeinsam mit                 für die Rechte zur Veröffent-
                              brauchts. Wichtig sind auch Ver-       Menschen mit Lernschwierig-               lichung dieses Artikels im
                              bündete aus anderen Bereichen,         keiten zu erarbeiten, um sie              jeder.mensch.
                              zum Beispiel Angehörige. Wir           durchzusetzen?
                              müssen also mit Leuten zusam-          Ja, absolut. Das ist ja unser
                              menarbeiten, um unsere Interes-        Kernauftrag. Das steht in meinem
                              sen durchzusetzen. Wir sind nicht      Jobprofil. Nur in der Zusammen-
                              allein auf dieser Welt, und auch       arbeit mit Menschen mit Behin-
                              Menschen mit Lernschwierigkei-         derungen können wir erfahren,
                              ten sind nicht allein mit dem, was     was diese wirklich brauchen und
                              sie fordern und was sie wollen.        wollen.

                                                                                                    Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021   17
Vor.gestellt

Seit Oktober ist Mag. Wolfgang Hammerschmid-Rücker
neuer Generalsekretär des Verein Lebenshilfe Salzburg

Jeder.mensch: Herr Hammer-                  Elterninitiative eine so große Be-
schmid, was waren Ihre bis-                 wegung entstehen konnte.
                                                                                          Wolfgang Hammerschmid
herigen beruflichen Stationen
und was hat Sie bewegt, sich                Was sind Ihre wichtigsten Auf-
für diese Stelle bei der Lebens-            gaben in dieser Funktion?            Wie sind Ihre ersten Eindrücke
hilfe zu bewerben?                          Zentral ist die Unterstützung und    von der Lebenshilfe Salzburg?
Beruflich und ehrenamtlich hat              Entlastung der ehrenamtlich tä-      Sowohl bei den Einrichtungen
sich bei mir in den letzten Jahr-           tigen Vorstandsmitglieder, damit     als auch in den Vereinsgremien
zehnten viel um Kinder und Ju-              diese sich auf ihre Kernaufgaben     und in der Landesgeschäftsstelle
gendliche gedreht, das geschah              konzentrieren können. Als we-        wurde ich sehr freundlich will-
vor allem im Bereich der Erzdiö-            sentlich sehe ich hier Aufgaben      kommen geheißen. Die Zusam-
zese Salzburg, aber z. B. auch im           der Kommunikation, des Infor-        menarbeit läuft unkompliziert und
Elternverein des Kindergartens              mationsflusses, der Koordination     ich habe den Eindruck, dass es
oder der Volksschule meiner drei            und der Gewährleistung von           bei den Kolleg*innen ein starkes
Kinder. Einige Zeit habe ich in             guten Entscheidungsprozessen,        Bewusstsein dafür gibt, dass die
Gymnasien unterrichtet, mehr als            die möglichst transparent für alle   Arbeit in der „Zentrale“ letztlich
20 Jahre war ich in der Kinderor-           Beteiligten sind.                    immer auf die Unterstützung der
ganisation „Katholische Jungs-              Zu meinem vielfältigen Verant-       Klient*innen, der Angehörigen
char Salzburg“ tätig, die letzten           wortungsbereich gehören wichti-      und der Einrichtungen der Le-
12 Jahre davon als Geschäftsfüh-            ge Einrichtungen, die direkt beim    benshilfe ausgerichtet ist.
rer. Dort gehörten unter anderem            Verein Lebenshilfe angesiedelt
die Unterstützung der ehrenamt-             sind. Dazu zählt die Familienbe-     Der Verein Lebenshilfe ist
lich Tätigen, die Sternsingeraktion         ratungsstelle, die für Fragen zu     die wichtigste – wenn nicht
oder die Bildungsarbeit zur Prä-            sozialrechtlichen, pädagogisch-      einzige – Interessenvertretung
vention von sexualisierter Gewalt           psychologischen und finanziellen     für Menschen mit intellektuel-
zu meinen Aufgabengebieten.                 Angelegenheiten zur Verfügung        ler Beeinträchtigung. Welche
Als ich mich beruflich neu ori-             steht. Im Projekt AusbildungsFit     Hauptthemen sehen Sie hier in
entieren wollte, ist mir rasch die          werden Jugendliche praxisnah         den nächsten Jahren?
Lebenshilfe als eine Organisa-              auf ihre Ausbildung vorberei-        Ich habe gerade erst begonnen,
tion in den Sinn gekommen, in               tet, gecoacht und ganzheitlich       mich in diesen wichtigen Be-
der ich mich gerne einbringen               begleitet, damit sie den Anfor-      reich einzuarbeiten. Inklusion als
würde. Dann ist es sehr schnell             derungen in der Ausbildung           gesellschaftspolitisches Anliegen
gegangen und jetzt fühle ich mich           und in künftigen Berufsfeldern       bedeutet für mich Chancenge-
schon recht heimisch im Vereins-            besser gewachsen sind. Das           rechtigkeit, Teilhabe und Selbst-
büro in Salzburg-Nonntal. Vertraut          Projekt Moosstraße 7 vereint den     bestimmung für alle. Der Bereich
und sympathisch war mir die                 „Inklusiven Lebensladen“, der        Bildung scheint mir auf dem Weg
Lebenshilfe durch verschiedene              Second-Hand-Waren und Produk-        dorthin von großer Bedeutung
Bezugspunkte immer schon, über              te aus Lebenshilfe-Werkstätten       zu sein. Kampagnen wie „Gehalt
den bunten Lebenshilfe-Kunstka-             anbietet, mit einem Café-Bistro      statt Taschengeld“ sind wichtige
lender habe ich mich jedes Jahr             und dem Lebenskunst-Atelier.         Bausteine. Der Einsatz der Le-
gefreut. Ich schätze das Engage-            Im Shop und im Café sind auch        benshilfe als Vertretung der ganz
ment in dieser Organisation und             Menschen mit Beeinträchtigung        konkreten Interessen und Rechte
bin beeindruckt, wie ausgehend              beschäftigt.                         von Menschen mit intellektueller
von den kleinen Anfängen einer                                                   Beeinträchtigung ist unverzichtbar.

18   Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021
Selbst.redend

Sandra Stangassinger: Lesung in der
Buchhandlung Stierle
Im Herbst war ich in der           Den Leuten hat es sehr gut gefallen.
Buchhandlung vorlesen.             Ich habe mir selber ein Buch gekauft.
Es waren viele Leute dort und      Das Labyrith der Wörter.
ich war nervös.                    Das ist mein Lieblings-Buch.
2 Lehrerinnen von mir waren da.    Es geht um eine Person, die nicht
Ich habe mich beim Vorlesen sehr   lesen kann.
gut gefühlt.                       Er lernt eine ältere Frau kennen.
Ich habe 2 Bücher vorgelesen:      Die Frau bringt ihm das Lesen bei.

Das Labyrinth der Wörter und       Die Bücher gibt es auch in der
Winter-Kartoffelknödel             Inklusiven Bibliothek.
                                   Wir haben Bücher:
                                   In leichter Sprache
                                   Fach-Bereich
                                   Romane
                                   CDs
                                   DVDs

                                   Wir sind in der Fürbergstraße 15
                                   Öffnungs-Zeiten:
                                   Dienstag 9 Uhr bis 11 Uhr 30
                                   Mittwoch 9 Uhr bis 11 Uhr 30,
                                   13 Uhr bis 15 Uhr 30

                                   Wir freuen uns auf deinen Besuch.

                                            Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021   19
Laura Lettowsky (links vorne) mit Studienkolleginnen
und Studienkollegen.

„Wir hatten sogar ein eigenes Büro“
Laura Lettowsky hat studiert.
Sie war eine von 4 Studierenden mit Lernschwierigkeiten an
der Pädagogischen Hochschule.
Das Studien-Programm hieß BLuE.
BLuE steht für Bildung, Lebenskompetenz und Empowerment.

Jeder.mensch: Laura, wann bist du mit dem Studium fertig geworden?
Laura Lettowsky: Im Frühling 2021 hab ich abgeschlossen.

Wie lange hat das Studium gedauert?
4 Jahre

20   Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021
Selbst.redend

Woran erinnerst du dich am liebsten?
Wir BLUe Studenten hatten ein eigenes Büro. Da haben wir arbeiten können
und dort haben uns auch die Tutorinnen und Tutoren betreut.

Hast du auch Praktika gemacht?
Ja, im Magistrat Seekirchen hab ich im Büro gearbeitet. Ich hab e-mails
geschrieben und excel-Tabellen erstellt. Das hab ich auch auf der Uni gelernt.
Ein Praktikum hab ich auch in der Lebenshilfe im Büro gemacht. Da hab ich auch
e-mails geschrieben und mit Excel gearbeitet.

Was arbeitest du jetzt?
Jetzt arbeite ich im Lettershop in der Fürbergstraße und wir versenden gerade
die Kalender.

Würdest du lieber im Büro arbeiten?
Nein.

Was arbeitest du am liebsten?
Eigentlich alles. Ich bin zufrieden im Lettershop.

Triffst du noch manchmal Studienkolleg*innen?
Ja, meine Tutoren treff ich manchmal.

Würdest du wieder studieren?
Ja. Vorher hab ich ja alles auf der Uni gemacht. Aber wie der Lockdown
gekommen ist, hab ich alles über den Computer gemacht. Das war schon eine
Umstellung. Die Tutorin hat mich dann über zoom unterstützt.

                                                     Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021   21
Pin.wand

Adventmarkt St. Leonhard
Leider musste auch dieses Jahr die Eröffnung des Advent-
marktes in St. Leonhard abgesagt werden. Für den Verein
Lebenshilfe bedeutet das, auf wichtige Spenden verzichten zu
müssen. Noch hoffen wir, dass zumindest am 4. Adventwo-
chenende geöffnet werden darf. Zusätzlich wird dann auch der
Webshop zur Verfügung stehen, in dem man die hochwertigen
hausgemachten Produkte bestellen und über unser Click &
Collect System abholen kann. Wir bedanken uns schon jetzt    Die aktuellen Informationen –
bei all den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die das  auch zu Click & Collect – finden Sie unter
ganze Jahr für den Adventmarkt gearbeitet haben!             www.adventmarktsanktleonhard.at

  Erasmus+ Days
  Die Lebenshilfe Salzburg feierte im Oktober
  gemeinsam mit 3.000 anderen Organisa-
  tionen in Europa die Erasmus+ Days. Das
  EU-Programm fördert Bildungsprojekte in
  Europa und den Austausch untereinander. Für
  die Lebenshilfe brachte das Programm in den
  letzten Jahren einen wertvollen Austausch
  mit anderen Ländern in Bezug auf unterstüt-
  zende Technologien und Mobilität - und vor
  zwei Jahren sogar einen Preis!

                                                  Climate Walk
                                                  Einem kleinen Team aus Wissenschafter*innen und Aktivist*innen,
                                                  die den Klimawandel und verschiedene Sichtweisen im Rahmen
                                                  des Climate Walk erforschen wollen, haben sich zwei Gruppen der
                                                  Lebenshilfe Salzburg ein kleines Stück des Weges durch den
                                                  Salzburger Pinzgau angeschlossen und sich im Vorfeld mit dem
                                                  Thema „Klimawandel“ auseinander gesetzt.

22   Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021
Pin.wand

 Zivildiener des Jahres
 Valentin Thalmayr ist Salzburger Zivildiener
 des Jahres! Neben den klassischen
 Zivi-Aufgaben wie Wäsche, Abwasch,
 Essen austeilen usw. zeichnete sich
 Valentin durch seine soziale, kreative und
 lebensfrohe Art aus. Nicht nur, dass er
 zum Spaß im Handstand durch die Gänge
 huschte, er hat auch das Mobilisieren einer
 Bewohnerin, die sich kaum mehr selbst
 bewegen kann, „ausgebaut“: Valentin:
 „Nach einiger Zeit stellte sich heraus, dass
 sie´s umso mehr liebt, je wilder es ist. Also
 haben wir uns gemeinsam gesteigert und
 zum Schluss hab ich sie regelrecht durch
 die Luft gewirbelt.“ Valentin konnte nicht
 an der Preisverleihung teilnehmen, weil er
 an der Zirkusschule in Turin aufgenommen
 wurde und bereits dort studiert.
 Die Lebenshilfe ist stolz und gratuliert!

One mile for a smile
Mit dem Salzburger Lauf.
Fest.Spiel gab es heuer end-
lich wieder eine Gelegenheit
für die Lebenshilfe, mit einer
Gruppe am „one mile for a
smile“ dabei zu sein. Alle
Teilnehmer*innen haben das
Wir-Gefühl genossen. Die
Salzburger Sparkasse er-
möglichte uns den Start mit
Nenngeld und gebrandeten
Startnummern. Herzlichen
Dank!

                                                 Lebenshilfe Salzburg | jeder.mensch 4/2021   23
jeder.mensch
                                                                                                    Die Zeitschrift der Lebenshilfe Salzburg | Nr. 4/2021
                                                                                                 Zulassungnummer: SP 06Z036912 N (Sponsoringpost)
                                                                                                                                  Postentgelt bar bezahlt
                                                                                                                          Verlagspostamt 5023 Salzburg

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