Frühjahr 2021 - Hatje Cantz Verlag

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Frühjahr 2021 - Hatje Cantz Verlag
Frühjahr 2021
Frühjahr 2021 - Hatje Cantz Verlag
EDITORIAL

Liebe Bücherfreundinnen und -freunde,
Als wir im Februar 2020 das Editorial zur Herbstvorschau           leuten von András Szántó oder in Philipp Zitzlspergers
schrieben, erschien uns »viral« noch als ein annehmbares           ­ esign-Diskurs. Auch Max Siedentopfs Survival Guide
                                                                   D
Adjektiv. Als mögliche Metapher dafür, dass sich etwas –           steht hierfür – jeder mit seinen Themen.
im positiven Sinne – durchsetzt. Nicht nur in dieser Hin-          Zoe Leonard hat uns aus den Vereinigten Staaten rund 400
sicht haben wir seit dem Frühjahr viel gelernt, oder sollte        Bilder des Rio Grande geschickt. Er markiert die Grenze zwi-
es heißen: wurden wir eines anderen belehrt?                       schen den USA und Mexiko. Dieser Fluss ist eine intensive
Wir wollen uns mit diesem ersten Programm seit und mit             Metapher der Trennung zweier Nationen, der Markierung
Corona mit Titeln an Sie wenden, die uns die veränderte            des anderen, einer strikten Linie zwischen dem Zuhause
Welt weiter eröffnen: mit der Erfahrung der Pandemie,              und der Fremde, zwischen Sprachen und kulturellen Unter-
trotz der Erfahrung der Pandemie, der Pandemie zum                 schieden, zwischen hüben und drüben. All diese Themen
Trotz oder alles zugleich. Gewiss ist, dass wir nichts mehr        betreffen uns in Europa zutiefst: Migration, EU, Scheitern
wissen von dem, was noch vor einem guten halben Jahr               eines Konsens über gemeinsame Werte, Brexit, Nationa-
als sicher galt. In einer solchen Situation helfen oft die Bil-    lismus, Flüsse als Grenzen – mit diesen Bildern wird auch
der, denn in ihnen zeigt sich bisweilen, was wir gedanklich        deutlich, wie umfassend, wie global die Themen sind.
oder sprachlich so noch nicht fassen können.                       Vor allem aber möchten wir Ihnen – liebe Büchermenschen –
Und mit Bildern entfaltet unser Programm neue Ein-, Aus-           einen sehr persönlichen Gruß senden. In dieser sonderbaren
und Überblicke zu vielfältigen Themen, zur Rolle der Dinge         Ausnahmezeit, in der wir weniger denn je wissen, was vor
in der Welt und zu den digitalen Medien. Zu altem Wissen           uns liegt, haben Sie uns in einem Ausmaß und mit einem En-
in neuer Hinsicht wie etwa beim Blauen Reiter. Oder zu we-         gagement gezeigt, was Bücher Ihnen bedeuten, dass wir am
niger bekannten Damen, die man gerne besser kennenler-             liebsten jedem Einzelnen von Ihnen persönlich danken möch-
nen möchte, wie Ottilie W. Roederstein. Auch möchten wir           ten. Hätte es eines Beweises bedurft, dass es Bücher wirklich
über ältere Herren sprechen, wie etwa Joseph Beuys, des-           gibt, so könnte er nicht wunderbarer erbracht worden sein als
sen Geburtstag sich 2021 zum 100. Male jährt und dessen            in den letzten Monaten. Kein Wunder also, dass unser Blick in
Kunst bis heute an Aktualität nicht verloren hat.                  die Zukunft positiv ausfällt: Mit den Büchern, Umsicht und
Wir haben Bücher über jene Momente des Innehaltens,                Klugheit hoffen wir, gemeinsam die Herausforderungen der
die Corona uns beschert hat, wie etwa Tom Hegens Fo-               kommenden Monate gut zu meistern.
tos der Flugzeuge am Boden. Auch darüber, wie das Ge-
wahrwerden in Produktion umzuschlagen vermag, was                  Wir danken jeder und jedem von Ihnen für jeden Ein­kauf,
wunderbar anschaulich wird im Gespräch zwischen Sean               für jede Lektüre, für jeden digitalen Klick, für jeden Blick
Scully und David Carrier, in den Interviews mit Museums-           in unser virtuelles Schaufenster und jeden Beitrag für­
                                                                   Art on the Beat.

                                                                   Mit herzlichem Gruß und »on the beat«
                                                                   Sven Fund, Nicola von Velsen und das Team von Hatje Cantz

                                                                   Unter dem Motto »Art on the Beat« feiern wir 75 Jahre
                                                                   Hatje Cantz. Auch hier finden die Veranstaltungen, Ge-
                                                                   spräche und Ausstellungsbesuche anders als im Frühjahr
                                                                   geplant statt. Die Bedingungen der Pandemie verlangen
                                                                   neue Formate und besondere Auflagen für jedes persön-
                                                                   liche Treffen. Auf unseren digitalen Kanälen informieren
                                                                   wir über das Programm.
                                                                   Das dynamische Geburtstagslogo hat Torsten Köchlin zu-
                                                                   sammen mit Joana Katte entworfen.
Frühjahr 2021 - Hatje Cantz Verlag
INHALT

Highlights                                              Fotografie
 3   Rodin / Arp                                            51   Angelika Platen
 5   Joseph Beuys                                           53   Frank Horvat
 7   Zoe Leonard                                            55   Tom Hegen
 9   Ottilie W. Roederstein                                 56   Christine Turnauer
11   Gruppendynamik                                         57   Erwin Olaf
13   Die Picasso-Connection                                 58   Jon Lowenstein
15   In aller Munde                                         59   Daniel Freeman
17   Anni and Josef Albers                                  60   Romeo Alaeff
19   Schule des Augenblicks                                 61   Julien Guinand
                                                            62   Michele Nastasi
                                                            63   Sandra Ratkovic
Neue Reihe                                                  64   Peter Nitsch
                                                            65   Roger Ballen
20 Tal Sterngast. Zwölf Bilder
                                                            66   Max Siedentopf
21 Dirk Boll. Was ist diesmal anders?
                                                            67   Pascale Weber
22 Philipp Zitzlsperger. Das Design-Dilemma
23 András Szántó. The Future of the Museum
                                                        Architektur
Kunst                                                       69   Frauen in der Architektur
                                                            71   Erik Dhont
25   Gerhard Richter. Bibliographie
                                                            73   Jörg Schellmann
27   Franz Gertsch
                                                            74   Candide 12
28   Tools for Utopia
                                                            74   Gabriel Guevrekian
29   Christo and Jeanne-Claude
                                                            75   Italian Architectural Drawings
30   Sean Scully and David Carrier
                                                            76   Rights of Future Generations
31   Josef Albers. Suchen und Finden
                                                            77   Eyes of the City
33   Leonilson
34   Genaro Strobel
                                                            80   Backlist
35   Michael Morgner
36   Thomas Schütte
                                                            90   Editionen / Vorzugsausgaben
37   Andrew Bick
38   Brigitte Waldach
                                                            92   Bildnachweis
39   Lea Grebe
40   Jenny Brockmann
                                                            93   Kontakt
41   Cristina Iglesias
42   Marianna Christofides
43   Hidden Patterns
44   Wo sind wir hier, Nathan Egel?
45   Landon Metz
46   Peter Weibel
46   Marco Godinho
47   Andreas Eriksson
48   Lonnie van Brummelen and Siebren de Haan
49   Romanian Contemporary Art 2010–2020
49   Grenzen in der Kunst. Tschechische Kunst in
     drei Generationen
Frühjahr 2021 - Hatje Cantz Verlag
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Frühjahr 2021 - Hatje Cantz Verlag
Zwei Meister im Dialog
Erstmals in einer Museumsausstellung – und damit in die-
sem Katalog – trifft das bahnbrechende Schaffen des gro-
ßen Erneuerers der Bildhauerei des späten 19. Jahrhunderts
auf das einflussreiche Werk eines Protagonisten der abs-
trakten Skulptur des 20. Jahrhunderts, begegnet Auguste
Rodin Hans (Jean) Arp. Beide Künstler zeichnet eine ein-
zigartige künstlerische Innovationskraft und Experimen-
tierfreude aus, beide haben ihre Zeit stark geprägt und bis
heute nichts an Aktualität verloren. Als skulpturale Meilen-
steine veranschaulichen die Schöpfungen Rodins und Arps
auf eindringliche und exemplarische Weise grundlegende
Aspekte in der Entwicklung der modernen Bildhauerei.
Rodins wegweisende Ideen und neue künstlerische Mög-
lichkeiten für die Skulptur wurden von Arp aufgegriffen
und faszinierend weiterentwickelt, neu interpretiert oder
kontrastiert. Tatsächlich weisen beide Künstler zahlreiche
künstlerische Verwandtschaften und Bezugspunkte auf,
was in dieser klugen Gegenüberstellung zu einer besonders
aufschlussreichen visuellen Erfahrung wird.

                                                                                                                                                          HIGHLIGHTS
AUGUSTE RODIN (1840–1917) führte die Bildhauerei und Plastik zu neuen
Ausdrucksformen, schließlich näherte er sich mit seinen bewegten Ober-
flächen stilistisch dem Impressionismus an, während sein Werk inhaltlich
vom Symbolismus beeinflusst ist. Skulpturen wie Der Denker, Der Kuss
oder Die Bürger von Calais zählen zu den Ikonen der Moderne.
HANS (JEAN) ARP (1886–1966), Mitbegründer der Dada-Bewegung in Zü-
rich, ist für seine biomorphen Skulpturen aus Gips, Stein und Bronze be-
kannt. Er suchte nach der Ausdrucksform einer »organischen Abstraktion«.
Auch Reliefs, Zeichnungen und Gedichte gehören zu seinem Repertoire.
                                                                             Rodin / Arp
                                                                             HERAUSGEBER
                                                                             Raphaël Bouvier für die Fondation Beyeler, Riehen/Basel
●   Kluge Gegenüberstellungen                                                TEXTE VON
                                                                             Astrid von Asten, Raphaël Bouvier, Catherine Chevillot, Lilien Feledy,
●   Bildhauerei der Moderne                                                  Tessa Paneth-Pollak, Jana Teuscher
●   Ausstellungskatalog der Fondation Beyeler                                GESTALTET VON
                                                                             Bonbon

                                                                             Deutsch
                                                                             240 S. ● ca. 125 Abb. ● 27,4 x 31 cm ● Hardcover
                                                                             ca. € 58,00 [D], € 64,00 [A], CHF 67,00
                                                                             Dezember 2020

                                                                             AUSSTELLUNGEN
                                                                             Fondation Beyeler, Riehen/Basel, 13.12.2020–16.5.2021
                                                                             Arp Museum Bahnhof Rolandseck, 26.6.–14.11.2021

                                                                                        Rodin / Arp
                                                                                        ca. € 58,00 [D], € 64,00 [A], CHF 67,00
                                                                                        ISBN 978-3-7757-4875-9
                                                                                        (Englisch)

                                                               ISBN 978-3-7757-4874-2
                                                                      Deutsch

                                                                                                                                                      3
Frühjahr 2021 - Hatje Cantz Verlag
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Frühjahr 2021 - Hatje Cantz Verlag
Beuys im 21. Jahrhundert
In 13 Kapiteln bieten die Ausstellung und der dazugehö-
rige Katalog einen tiefgreifenden Einblick in das kosmo-
politische Denken von Joseph Beuys, wie es sich in seinen
Aktionen manifestiert, die in Form von Videoprojektionen
und Fotografien präsentiert werden. Denn dort – als han-
delnde, sprechende und sich bewegende Figur – unter-
suchte Beuys die zentrale und radikale Idee seines erwei-
terten Kunstbegriffs: »Jeder Mensch ist ein Künstler«. Das
Ziel seines universalistischen Ansatzes war es, die Gesell-
schaft von Grund auf zu erneuern. Bis heute ist sein Ein-
fluss in künstlerischen und politischen Diskursen spürbar.
In der Ausstellung treten zeitgenössische Künstler*innen
neben Vertreter*innen aus den unterschiedlichsten Berei-
chen der Gesellschaft mit dem agierenden Beuys in einen
vielschichtigen, transkulturellen Dialog. Von heute aus be-
stätigen, befragen und erweitern sie seine Thesen zu den
Möglichkeiten einer von der Kunst her gedachten Zukunft.

JOSEPH BEUYS (1921–1986) hat als Zeichner, Bildhauer, Lehrer, Politi-
ker, Aktivist, Aktions- und Installationskünstler die Kunst des 20. Jahr-
hunderts grundlegend verändert. Sein 100. Geburtstag im Jahr 2021

                                                                                                                                             HIGHLIGHTS
bietet Anlass, sein komplexes Wirken und seine internationale Aus-
strahlung neu zu entdecken, zu würdigen und kritisch zu befragen.

●   Kunst als Mitgestalterin von Gesellschaft
    und Politik
●   Transkulturelle Dialoge mit zeitgenössischen
                                                                              Jeder Mensch ist ein Künstler
    Künstler*innen                                                            Kosmopolitische Übungen mit
●   100. Geburtstag von Joseph Beuys 2021                                     Joseph Beuys
                                                                              HERAUSGEBER
MIT POSITIONEN VON                                                            Eugen Blume, Susanne Gaensheimer, Isabelle Malz und
B-Town Warriors, Ruth Bader Ginsburg, Phyllida Barlow, Nelly Ben              Catherine Nichols
Hayoun-Stépanian, Fatou Bensouda, Huma Bhabha, Dineo Seshee
Bopape, Angela Davis, Dusadee Huntrakul, Jes Fan, Charles Foster,             Deutsch
Bill Gates, Núria Güell, Anna Halprin, Donna Haraway, Raphael                 ca. 360 S. ● ca. 200 Abb. ● 19 x 26 cm ● Klappenbroschur
Hillebrand, Jenny Holzer, Michel Houellebecq, Lazar Kunstmann | L’ux,         € 48,00 [D], € 54,00 [A], CHF 55,00
Jeong Kwan, Mierle Laderman Ukeles, Zoe Leonard, Goshka Macuga,               März 2021
Antanas Mockus, Baptiste Morizot, Bruce Nauman, Tuan Andrew
Nguyen, Sister Rosemary Nyirumbe, Howey Ou, William Pope.L, Cia
Rinne, Tejal Shah, Vandana Shiva, Santiago Sierra, Patti Smith, Edward        AUSSTELLUNG
Snowdon, Christopher D. Stone, Suzanne Lacy, The Otolith Group,               K20, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf,
Thich Nhat Hanh, Greta Thunberg, Malala Yousafzai, u.a.                       27.3.–15.8.2021

                                                                                         Every person is an artist: Practices in
                                                                                         cosmopolitics with Joseph Beuys
                                                                                         ca. € 44,00 [D], € 44,00 [A], CHF 49,00
                                                                                         ISBN 978-3-7757-4866-7 (Englisch)

                                                                ISBN 978-3-7757-4865-0
                                                                       Deutsch

                                                                                                                                         5
Frühjahr 2021 - Hatje Cantz Verlag
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Frühjahr 2021 - Hatje Cantz Verlag
Entlang der Flussgrenze
Zoe Leonard gehört zu den einflussreichsten Künstle-
rinnen ihrer Generation. In ihrem Werk verbinden sich
Fotografie, Skulptur und Installation, wobei sie rigorosen
Konzeptualismus mit einer ausgesprochen persönlichen
Vision verbindet. Al Rio / To the River, das sie 2016 begann,
ist ein ehrgeiziges Fotoprojekt, das sich mit der mehr als
1500 Kilometer langen Flussgrenze zwischen den Vereinig-
ten Staaten und Mexiko befasst. Leonard nähert sich dem
Fluss, der in Mexiko als Rio Bravo und in den Vereinigten
Staaten als Rio Grande bekannt ist, mit einem facetten-
reichen Leitmotiv, in dem sich kulturelle, ökologische, his-
torische, soziale, politische und wirtschaftliche Belange
überschneiden. Der erste Band enthält Leonards Fotogra-
fien, während der zweite Band Essays einer erstaunlichen
Bandbreite internationaler Künstler, Essayisten, Journalis-
ten, Dichter und Wissenschaftler versammelt. Konzipiert
als eine alternative Form der Verbreitung ihres Werkes,
bietet die Publikation auch eine interdisziplinäre Referenz
für alle, die sich für den Fluss, Umweltfragen, Grenzland-
kultur und zeitgenössische Grenzfragen interessieren.

                                                                                                                                                      HIGHLIGHTS
ZOE LEONARD (*1961, Liberty, New York) arbeitet mit den Medien
Fotografie, Skulptur und Installation. Mit ihrer Teilnahme an der
documenta 9 wurde ihr Werk international bekannt. Ihre Arbeiten
sind in zahlreichen Einzelausstellungen präsentiert worden wie im
MOCA-Museum of Contemporary Art, Los Angeles (2018), im Whitney
Museum of American Art, New York (2018) und im MoMA, New York
(2015). Sie lebt und arbeitet in New York City und Marfa, Texas.        Zoe Leonard
                                                                        Al Rio / To the River
●   Interdisziplinäre Texte                                             KOPUBLIZIERT MIT
●   Hochaktuelle Themen                                                 Mudam Luxembourg — Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean
                                                                        HERAUSGEBER
●   Zweibändige Ausgabe                                                 Tim Johnson
                                                                        TEXTE VON
                                                                        C.J. Alvarez, Ariella Azoulay, Cecilia Ballí, Remijio »Primo« Carrasco,
                                                                        Dolores Dorantes, Darby English, Álvaro Enrigue, Catherine Facerias,
                                                                        Nadiah Rivera Fellah, Josh T. Franco, Esther Gabara, Adolfo Guzman
                                                                        Lopez, Aimé Iglesias Lukin, Elisabeth Lebovici, Jose Rabasa, Cameron
                                                                        Rowland, Roberto Tejada, Karla Cornejo Villavicencio
                                                                        GESTALTET VON
                                                                        Joseph Logan

                                                                        Englisch, Französisch, Spanisch
                                                                        ca. 256 Seiten + 336 Seiten ● ca. 350 Abb. ● 22,8 x 28 cm ●
                                                                        Klappenbroschur, zwei Bände
                                                                        € 64,00 [D], € 68,00 [A], CHF 74,00
                                                                        Mai 2021

                                                                        AUSSTELLUNGEN
                                                                        Mudam Luxembourg—Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean,
                                                                        1.5.–12.9.2021
                                                                        Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, 15.10.2021–6.2.2022

                                                         ISBN 978-3-7757-4878-0
                                                     Englisch, Französisch, Spanisch

                                                                                                                                                  7
Frühjahr 2021 - Hatje Cantz Verlag
8
Eine starke Malerin
Die 1859 als Kind deutscher Eltern in Zürich geborene
Ottilie W. Roederstein gehörte zu Lebzeiten zu den füh-
renden Malerinnen im deutschsprachigen Raum. Früh ge-
noss sie auch Anerkennung in Paris. Wie nur wenige Frau-
en ihrer Zeit widmete sie ihr ganzes Leben erfolgreich der
Kunst und führte zusammen mit ihrer Lebenspartnerin,
der Gynäkologin Elisabeth H. Winterhalter, in Deutschland
ein unkonventionelles, aber angesehenes Dasein.
Während sich Roedersteins Frühwerk innerhalb der kunst-
akademischen Konventionen bewegte, öffnete sich die
Malerin in ihrem reiferen Werk zunehmend anderen Strö-
mungen, um in den 1920er-Jahren zu einer sachlich-nüch-
ternen Bildsprache zu finden. Trotz ihrer einst interna-
tionalen Wertschätzung als Porträtistin und Malerin von
Stillleben geriet Roederstein fast unmittelbar nach ihrem
Tod 1937 in Vergessenheit. Nach mehreren Jahrzehnten
widmen das Kunsthaus Zürich und das Städel Museum
in Frankfurt am Main ihr die erste monografische Werk-
schau, die dieser umfassende Katalog begleitet.

                                                                                                                                                       HIGHLIGHTS
Ihren Erfolg hatte sich OTTILIE W. ROEDERSTEIN (1859–1937) er-
kämpft: nicht nur gegen den Widerstand ihrer Eltern, die für ihre Toch-
ter keine derart »unseriöse« Tätigkeit wünschten, sondern auch ge-
gen die zahlreichen Vorurteile der damaligen Zeit. Wie ihre Freundin
Elisabeth H. Winterhalter kämpfte sie für die Gleichberechtigung der
Frau. Sie eröffnete ein Lehratelier, das auch Schülerinnen aufnahm.

                                                                            Ottilie W. Roederstein
●   Monografische Werkschau
                                                                            HERAUSGEBER
●   Die Wiederentdeckung einer großen                                       Zürcher Kunstgesellschaft / Kunsthaus Zürich, Sandra Gianfreda
    Deutsch-Schweizer Künstlerin                                            Städel Museum, Frankfurt am Main, Alexander Eiling und
●   Malerin zwischen Tradition und Moderne                                  Eva-Maria Höllerer
                                                                            TEXTE VON
                                                                            Alexander Eiling, Sandra Gianfreda, Eva-Maria Höllerer, Barbara Rök,
                                                                            Iris Schmeisser
                                                                            GESTALTET VON
                                                                            Fine German Design

                                                                            Deutsch
                                                                            ca. 208 S. ● ca. 230 Abb. ● 21 x 28 cm ● Hardcover
                                                                            ca. € 44,00 [D], € 44,00 [A], CHF 49,00
                                                                            Dezember 2020

                                                                            AUSSTELLUNGEN
                                                                            Kunsthaus Zürich, 18.12.2020–5.4.2021
                                                                            FREI. SCHAFFEND. Die Malerin Ottilie W. Roederstein, Städel Museum,
                                                                            Frankfurt am Main, 19.5.–5.9.2021

                                                                                       Ottilie W. Roederstein
                                                                                       ca. € 44,00 [D], € 44,00 [A], CHF 49,00
                                                                                       ISBN 978-3-7757-4795-0 (Englisch)

                                                              ISBN 978-3-7757-4794-3
                                                                     Deutsch

                                                                                                                                                   9
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Kunst als Gemeinschaftsprozess
»Das ganze Werk, Kunst genannt, kennt keine Grenzen und
Völker, sondern die Menschheit.« So schrieben es Franz
Marc und Wassily Kandinsky 1911 für ihren Almanach Der
Blaue Reiter. Dieses programmatische Jahrbuch etablier-
te den Blauen Reiter (ca. 1911–1914) als einen der ersten
transnationalen Künstler*innenkreise. Und dieses Credo in-
spirierte das Lenbachhaus dazu, das Werk der beteiligten
Künstler*innen – unter ihnen Gabriele Münter, Alfred Kubin,
Maria Marc und Elisabeth Epstein – nicht nur ästhetisch
und historisch, sondern in seinen geistigen, sozio-ökonomi-
schen sowie politischen Zusammenhängen zu betrachten.
Denn nicht nur mit Worten, sondern auch mit Bildern und
Taten setzte sich der Kreis des Blauen Reiter für ein globa-
les, gleichberechtigtes Kunstverständnis ein. Gefangen in
der Zeit der kolonialen Weltordnung vor dem Ersten Welt-
krieg, gelang es allerdings auch ihnen nicht, eine emanzipa-
torische Praxis von Kunst jenseits nationaler Zugehörigkeit
sowie tradierter Hierarchien und Gattungen umzusetzen.

Für den vorliegenden Ausstellungskatalog des Lenbachhauses ist
der im Almanach verfolgte Gedanke einer Gleichberechtigung jed-

                                                                                                                                                  HIGHLIGHTS
weder Kulturproduktion dennoch grundlegend. Erstmals werden die
vielfältigen Verbindungen, die DER BLAUE REITER etwa zu japani-
schen Holzschnitten, bayerischer und russischer Volkskunst, Kinder-
zeichnungen, zeitgenössischer Musik sowie zu Kunst aus Bali, Gabun,
Polynesien, Neukaledonien, Sri Lanka und Mexiko hatte, in ihrer Ge-
samtheit präsentiert. Das Projekt wird im Rahmen des Programms
Museum Global von der Kulturstiftung des Bundes gefördert. Ihm
folgt im Herbst 2021 die zweite Ausstellung Gruppendynamik – Kollek­
                                                                          Gruppendynamik
tive der Moderne, die weltweit tätigen Künstler*innengruppen gewid-       Der Blaue Reiter
met ist. Ihr Katalog erscheint ebenfalls im Hatje Cantz Verlag.
                                                                          HERAUSGEBER
                                                                          Matthias Mühling, Annegret Hoberg, Anna Straetmans, Städtische
                                                                          Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
●   Ein neuer Blick auf den Blauen Reiter                                 TEXTE VON
●   Umfassende Werkschau                                                  Annegret Hoberg, Isabelle Jansen, Matthias Mühling, Vanessa Joan
●   Ästhetik, Globalisierung und Gesellschaft                             Müller, Anna Straetmans
                                                                          GESTALTET VON
                                                                          magma design

                                                                          Deutsch
                                                                          ca. 320 S. ● 200 Abb. ● 25 x 29 cm ● Hardcover
                                                                          ca. € 48,00 [D], € 54,00 [A], CHF 55,00
                                                                          März 2021

                                                                          AUSSTELLUNGEN
                                                                          1. Gruppendynamik – Der Blaue Reiter, Lenbachhaus, 23.3.2021–5.3.2023
                                                                          2. Gruppendynamik – Kollektive der Moderne, Lenbachhaus,
                                                                          19.10.2021 –24.4.2022

                                                                                     Group Dynamics. The Blue Rider
                                                                                     ca. € 48,00 [D], € 54,00 [A], CHF 55,00
                                                                                     ISBN 978-3-7757-4841-4 (Englisch)

                                                            ISBN 978-3-7757-4840-7
                                                                   Deutsch

                                                                                                                                             11
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Picassos Erfolgsmacher in Bremen
Ohne Zweifel zählt Pablo Picasso zu den wichtigsten und
vielseitigsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhun-
derts. Wie aber wird ein Werk so erfolgreich, wie lässt es sich
in die wesentlichen Sammlungen, Museen und Ausstellun-
gen vermitteln? Nicht selten ist hier der Mut Einzelner aus-
schlaggebend, die in den Werken das Genie erkennen und
sich gegen Konservatismus und Kritik für ihre Verbreitung
einsetzen. Im Falle Picassos fiel diese Rolle in Deutschland
dem Bremer Galeristen Michael Hertz zu. Seinem Enga-
gement in der Nachkriegszeit verdankt sich nicht nur die
Musealisierung des Künstlers nach dem zweiten Weltkrieg,
sondern auch eine der umfangreichsten Grafiksammlun-
gen des Künstlers in der Kunsthalle Bremen. Dieser Band
versammelt die herausragende Druckgrafik mit Lithogra-
fien, Linolschnitten und Buchillustrationen. Picassos grafi-
sches Werk offenbart sich als ein faszinierender Bestand, an
dem der Siegeszug des erschwinglichen Mediums im Nach-
kriegsdeutschland sich ebenso ablesen lässt wie das große
Engagement des Händlers.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         HIGHLIGHTS
PABLO PICASSO (1881–1973) gilt als der Künstler des 20. Jahrhundert.
Neben seinem malerischen und bildhauerischen Werk genießen auch
seine grafischen Arbeiten einen besonderen Ruhm.
MICHAEL HERTZ (1912–1987) machte sich in der Nachkriegszeit als
Kunsthändler einen Namen. Durch seine Kontakte zur französischen
Kunstszene begegnete er dem Werk Picassos und wurde der exklusive
Vertreter für dessen grafische Arbeiten in Deutschland.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Die Picasso-Connection
●                           Picassos grafisches Werk im
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Der Künstler und sein Bremer
                            Nachkriegsdeutschland                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Galerist
●                           Ein lebendiges Kapitel Galeriegeschichte                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              HERAUSGEBER
●                           Ein Schatz der grafischen Sammlung der                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Kunsthalle Bremen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  TEXTE VON
                            Kunsthalle Bremen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Michael Hertz, Kai Hohenfeld, Manuela Husemann, Barbara Nierhoff-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Wielk
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  GESTALTET VON
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  one / one
68                              „Alle irgendwie seiner Schöpferkraft verpflichtet“ — Picasso im Kupferstichkabinett der Kunsthalle Bremen                                                                                                                                                                                                                                                                     69

                                                                                              Picasso begann in den frühen 1920er-Jahren, seine                                                                       Zurück zur Lithographie
                                                                                              Werke exakt zu datieren und die verschiedenen
                                                                                              künstlerischen Modifikationen eines Themas auch                                                                         Nach nur sehr eingeschränkter Graphikproduktion
                                                                                              mit römischen Zahlen zu beziffern wie zum Bei-                                                                          während des Krieges konnte Picasso im November 1945
                                                                                              spiel auf den Blättern vom 14. März 1965. Auf diese                                                                     seine Beschäftigung mit der Graphik wieder aufnehmen.
                                                                                              Weise relativierte Picasso das Einzelwerk, auf das                                                                      Er stürzte sich nun voller Elan auf die wiederentdeckte
                                                                                              er nicht festgeschrieben werden wollte, und ver-                                                                        Lithographie, eine Technik, die er seit 1930 nicht mehr
                                                                                              ortete das jeweilige Blatt als Teil des Ganzen, als                                                                     angewendet hatte. Françoise Gilot gegenüber begründete
                                                                                              einen möglichen künstlerischen Ausdruck: „Für ihn                                                                       er diesen Schritt folgendermaßen: „Vor einiger Zeit fragte
                                                                                              ist die Vollendung eines Werks gleichbedeutend mit                                                                      mich Mourlot, ob ich nicht einmal ein paar Lithos machen
                                                                                              seiner Tötung, und so sieht er in der Arbeit an der                                                                     wolle. Da ich seit fünfzehn Jahren keine mehr gemacht
                                                                                              Platte die Konkretisierung eines unaufhörlichen                                                                         habe, dachte ich, jetzt sei gerade die richtige Zeit, wieder

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Deutsch
                                                                                              Schöpfungsprozesses.“18                                                                                                 anzufangen.“22 Von 1919 bis 1930 hatte Picasso nur an die
                                                                                                   Im September 1953 verließ Françoise Gilot                                                                          dreißig lithographische Arbeiten geschaffen, wohingegen
                                                                                              (geb. 1921), die Picasso 1943 in Paris kennengelernt                                                                    er allein zwischen Ende 1945 und 1951 Hunderte von
                                                                                              hatte, den Künstler. Sie war die einzige Frau im                                                                        Lithographien fertigte.23
                                                                                              Leben Picassos, die sich von ihm trennte, und nahm                                                                           Die Kunsthalle Bremen besitzt drei wichtige Blätter
                                                                                              die gemeinsamen Kinder Paloma und Claude mit.                                                                           aus der ersten Phase; eine Interieurszene (1926, Kat. 13),
                                                                                              Die durch den Beziehungsabbruch hervorgerufene                                                                          eine der wenigen Arbeiten zum Thema Künstler und
                                                                                              persönliche Krise und der Tod Henri Matisses lie-                                                                       Modell (1929/30, Kat. 16) sowie Gesicht (Marie-Thérèse)            Kat. 15 Pablo Picasso, Gesicht (Marie-Thérèse), 1928,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  ca. 224 S. ● 471 Abb. ● 22,5 x 27 cm ● Hardcover
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Lithographie
                                                                                              ßen Picasso das Thema Künstler und Modell erneut                                                                        aus dem Jahr 1928 (Kat. 15).24 Durch feine Schattierungen                      ↘ S.128
                                                                                              aufgreifen.19 Zwischen Ende November 1953 und                                                                           arbeitete Picasso die Erscheinung der 19-jährigen Marie-
Kat. 156 Pablo Picasso, Der Maler und sein Modell, 1963,                                      Februar 1954 schuf Picasso 180 Tuschpinselzeichnun-                                                                     Thérèse Walter (1909–1977) heraus, die Picasso im Jahr zuvor kennengelernt hatte. Ein amouröses
         Aquatinta
             ↘ S.128                                                                          gen, die als Verve-Serie bekannt wurden.20 In dieser                                                                    Verhältnis folgte, 1935 wurde die gemeinsame Tochter Maya geboren, kurz darauf kam es zur Trennung.25
                                                                                              Serie findet sich erstmals auch die Reflexion über das                                                                       Zehn Jahre später war es Françoise Gilot, mit der Picasso eine intensive Liebesbeziehung führte und
                                                Älterwerden. Picasso stellte dem nun alten Künstler ein junges Modell gegenüber, eine Bildfor-                                                                        deren Konterfei zum zentralen Motiv der Nachkriegslithographie Picassos wurde. Bereits das erste im
                                                mel, die in der Folge auch die Darstellungen in der Radiertechnik bestimmte: Ab Winter 1963/64                                                                        Atelier von Mourlot geschaffene Blatt, datiert auf den 2. November 1945, kann als Darstellung des Kopfes
                                                (vgl. Kat. 156) findet sich im graphischen, aber auch malerischen Werk, die erneute Besinnung                                                                         von Françoise Gilot aufgefasst werden.26 Kopf einer Frau (Kat. 41) markiert eindrücklich den Auftakt der

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  € 44,00 [D], € 44,00 [A], CHF 50,50
                                                auf das gesetzte Thema. Und auch zahlreiche Radierungen vom Jahresauftakt 1965 handeln vom                                                                            erneuten Beschäftigung Picassos mit der Lithographie und demonstriert seinen innovativen und unor-
                                                Verhältnis von Künstler und Modell im Atelier (vgl. Kat. 158 bis 162, 166, 167, 170 bis 185).                                                                         thodoxen Umgang hinsichtlich Druckverfahren und Werkzeuge von Beginn an. Mourlot schildert, dass
                                                         1966 wurden schließlich zehn Aquatinta-Arbeiten ausgewählt, um die Publikation Sable                                                                         Picasso bei seinem ersten Besuch in der Rue Chabrol eine bereits ausgeschnittene Komposition vorberei-
                                                mouvant seines verstorbenen Dichterfreundes Pierre Reverdy (1889–1960) zu begleiten (vgl.                                                                             tet hatte, mit der er ein collageartiges Verfahren in die lithographische Technik übertrug.27 Er setzte sich
                                                Kat. 566 bis 575). Die Blätter zeichnen sich durch ihren malerischen Charakter, die Reduktion                                                                         immer wieder über tradierte Druckabläufe hinweg, die auch den erfahrensten Drucker in der Werkstatt
                                                der Formen sowie einen dramatischen Hell-Dunkel-Kontrast aus und thematisieren jenseits                                                                               Mourlots, Gaston Tutin, schier verzweifeln ließ: „Was denken Sie eigentlich, wie wir das drucken sollen?
                                                des Motivs Künstler und Modell auch die Flüchtigkeit des menschlichen Daseins. Im Blatt X                                                                             Das ist unmöglich!“28 In seiner Aneignung der lithographischen Prozesse experimentierte Picasso mit
                                                (Kat. 575), datiert auf den 26. Februar 1965, verkürzte Picasso die Figur des Künstlers auf eine                                                                      allen Techniken: Er zeichnete auf Stein, auf Umdruckpapier, später auf einfach zu transportierende Zink-
                                                stark malerisch und abstrahierende Dreiviertelansicht des Kopfes mit geschlossen wirkenden                                                                            platten und benutzte tradierte Malmittel wie Kreide, Feder und Tuschpinsel sowie unorthodoxe Arbeits-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  November 2020
                                                Augen. Die Hand des Künstlers zeigt eine doppeldeutige Geste, die sowohl das skulpturale                                                                              mittel wie Kratzeisen und Schablonen.29 Die lithographische Technik wurde experimentell ausgelotet.
                                                Arbeiten versinnbildlicht als auch zum Ausdruck der künstlerischen Wahrnehmung wird. Damit                                                                            Das erklärt auch, warum es bis heute Blätter gibt, deren Technik nicht sicher beschrieben werden kann.30
                                                gab Picasso abermals eine mögliche Antwort auf die Frage nach dem Verhältnis von Wahrneh-
                                                                                                                                                                                                                      22 Gilot/Lake 1981, S. 75. Mehrere Gründe werden für Picassos erneute Zuwendung zur Lithographie in der Literatur genannt: Auch das geheizte
                                                mung und künstlerischer Darstellung. Der Künstler wendet während des Schaffensaktes seinen                                                                               Atelier Mourlots soll im kalten Winter 1945 zur Entscheidung beigetragen haben. Picasso selbst führt noch die Abgeschiedenheit in der
Kat. 21 Pablo Picasso, Bildhauer, Modell,       Blick nach innen, den inneren Bildern nachspürend.21                                                                                                                     Lithographiewerkstatt an. So konnte er dem Ansturm des neu erwachten Interesses an seiner Person entgehen. Siehe auch Güse 1988, S. 10.
      Skulptur: sitzende Frau, 1933,                                                                                                                                                                                  23 Vgl. Sammlungskatalog Münster 2000, S. 10 und Güse 1988, S. 9: Allein bis 1950 werden 200 Blätter beziffert.
      Kaltnadel                                                                                                                                                                                                       24 Ungefähr 145 Exemplare wurden als Frontispiz für die Vorzugsausgabe des Buches von André Level, Picasso. Les éditions, hrsg. von
          ↘ S.128                                                                                                                                                                                                        Les Éditions, Paris 1928, aufgelegt. Siehe Sammlungskatalog Münster 2000, Nr. 24, S. 31.
                                             18 Weiter heißt es, „Picasso bewahrt jeden kleinsten Schritt der Arbeit an seinen Grafiken peinlich genau auf, wie der Bestand des                                       25 Es finden sich zu Beginn der 1930er-Jahre zahlreiche Werke, die sich auf Marie-Thérèse Walter beziehen. In der Bremer Sammlung vgl.
                                                Musée national Picasso-Paris bezeugt; die direkt aus dem Atelier des Künstlers stammenden Blätter dokumentieren zahllose                                                 Kat. 32–36. Siehe auch Paris/London 2018.
                                                Zwischenstufen, Zustands- und Probedrucke sowie diverse Abzüge, die der Künstler gelegentlich selbst mit seiner eigenen                                               26 Siehe Güse 1988, S. 11.
                                                Druckerpresse macht“, Zellal 2019, wie Anm. 8, S. 189. Picasso arbeitete seit 1907 mit einer Handpresse für Probedrucke, vgl.                                         27 Auch Kat. 42 ist in dieser Technik hergestellt.
                                                auch Sammlungskatalog Berlin 2013, S. 13.                                                                                                                             28 Gilot/Lake 1981, S. 77 f.Die beschriebene Szene bezieht sich auf den Entstehungsprozess einer Lithographie mit Taubenmotiv. Picasso hatte
                                             19 Vgl. Dupuis-Labbé 2005/06, S. 34.                                                                                                                                        dieses mit weißer Gouache auf einen Untergrund mit lithographischer Tinte auf Lithopapier gemalt. Da Lithotinte Wachs enthält, kann die
                                             20 Vgl. Lloyd 2018, S. 188 ff.                                                                                                                                              Gouache darauf eigentlich nicht halten (vgl. auch Rau 1988, S. 159 und 161.) Zur Technik siehe auch das Interview mit dem Drucker Henri
                                             21 Picasso praktizierte ähnlich und arbeitete selten direkt vor dem Modell. Gilot schildert in ihren Erinnerungen eine Modellsitzung, in der Picasso                        Deschamp, in: Sammlungskatalog Münster 2000, S. 293–298, S. 297: „Mir sagte er [Tutin], Picasso mache Schafe mit fünf Beinen, er meinte
                                                sie lediglich betrachtete, ohne zu zeichnen. „Schließlich sagte er: ‚Ich sehe nun, was ich tun muss‘. [Erst] am nächsten Tag begann Pablo aus dem                        damit, dass es fast unmöglich sei, solch komplexe Arbeiten zu drucken […]“.
                                                Gedächtnis eine Reihe von Zeichnungen von mir in dieser Stellung.“ Gilot/Lake 1981, S. 96. Blatt II aus Sable mouvant ist folglich nicht nur ein Sinnbild             29 Vgl. Güse 1988, S. 10 und Sammlungskatalog Berlin 2013, S. 14.
                                                des Künstlers im Allgemeinen, sondern lässt sich als eine Selbstdarstellung Picassos auffassen.                                                                       30 Vgl. Sammlungskatalog Münster 2000.

112                             Die Picasso-Sammlung der Kunsthalle Bremen                  1939 — 1947                                                                                                                                                                                                                                                                                                       113
                                                                                                                                                                                                                                                                                      40 Die junge Taube / Le pigeonneau

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  AUSSTELLUNG
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Um 1939
                                                 40                                                                                                                                                                                                                                   Linolschnitt in einer Farbe von einer Platte: schwarz,
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Abzug auf Vélin d’Arches
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Motiv: 16 × 20,2; Blatt 36,9 × 28
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Sign. mit grüner Kreide u. r.: Picasso, num. u. l: 10/226
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Inv. Nr.: 1957/485
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Das Blatt wurde auch 1957 als Beilage für die
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Buchausgabe 40 dessins de Picasso en marge de
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Buffon verwendet, vgl. Illustrierte Bücher und                        41 Kopf einer Frau / Tête de femme

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kunsthalle Bremen, 21.11.2020–21.3.2021
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Mappenwerke, Kat. ##
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Erworben: Entnommen Ill. XX Picasso 1957/544                          Paris, 2. November 1945
                                                                                                                                                                                                                                                                                      WVZ: Bloch, 326; Goeppert/Cramer, 84; Baer 1988,                      Lithographie (eingeschwärztes Lithopapier
                                                                                                                                                                                                                                                                                      1028 B a                                                              [ausgeschnitten, aufgeklebt] auf Papier, abgeklatscht
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            auf Umdruckpapier, umgedruckt auf Stein),
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Abzug auf Vélin d’Arches
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Motiv: 34 × 25,8; Blatt: 44,3 × 32,9
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Sign. u. r.: Picasso; num. u. l.: 27/50
42                                                                                                                                                                                                               42 Der Abtransport des Stieres / La rentrée                                                                                                Inv. Nr.: 1955/496
                                                                                                                                                                                                                                                                                      43 Françoise
                                                                                                                                                                                                                 du taureau                                                                                                                                 Erworben: Kunstkabinett Klihm, München, 07.12.1955
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Paris, 14. Juni 1946                                                  WVZ: Mourlot, 1; Bloch, 375; Rau, 31; Reuße,34
                                                                                                                                                                                                                 Dezember 1945
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Lithographie (Kreide auf Lithopapier, abgeklatscht
                                                                                                                                                                                                                 Lithographie (Schaber auf eingefärbtem Papier
                                                                                                                                                                                                                                                                                      auf Stein), Abzug auf Vélin d’Arches
                                                                                                                                                                                                                 [ausgeschnitten, aufgeklebt] auf Lithopapier,
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Motiv: 63,5 × 47; Blatt: 66 × 50
                                                                                                                                                                                                                 abgeklatscht auf Stein), Abzug auf Vélin d’Arches
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Sign. u. r.: Picasso; num. u. l.: 30/50; dat. im Stein u. l.:
                                                                                                                                                                                                                 Motiv: 15,8 × 30,5; Blatt: 38,3 × 57
                                                                                                                                                                                                                                                                                      14 juin 46
                                                                                                                                                                                                                 Sign. mit Graphitstift u. r.: Picasso; num. u. l.: 8/50
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Inv. Nr.: 1955/497
                                                                                                                                                                                                                 Inv. Nr.: 1959/619
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Erworben: Kunstkabinett Klihm, München, 07.12.1955
                                                                                                                                                                                                                 Erworben: Michael Hertz, 08.01.1960
                                                                                                                                                                                                                                                                                      WVZ: Mourlot, 42; Bloch, 398; Rau 137; Reuße, 149
                                                                                                                                                                                                            41   WVZ: Mourlot, 167; Bloch, 386; Rau, 103; Reuße, 113

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             The Picasso Connection. The Artist and his Gallerist
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         44 Täubchen in seinem Nest / Pigeonneau
                                                              43
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         dans son nid
                                                                                                   44                                                                                                                                                                                                                    Paris, 11. März 1947
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Lithographie (Pinsel [mit Lavierung, Gouache],
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Schaber auf Lithopapier, abgeklatscht auf Stein),
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Abzug auf Vélin d’Arches
45
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Motiv: 22,1 × 40; Blatt: 32,3 × 49,9
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Sign. u. l. mit rotem Stift: Picasso; num. u. r.: 6/50;

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             € 44,00 [D], € 44,00 [A], CHF 50,50
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         dat. im Stein u. r.: 11.3.47.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Inv. Nr.: 1950/103
                                                                                                                                                                                                                 45 Stillleben mit Steingutkanne / Nature                                                                Erworben: Michael Hertz, Bremen, 1950
                                                                                                                                                                                                                 morte au pot de grès                                                                                    WVZ: Mourlot, 71; Bloch, 427; Rau, 174; Reuße, 192
                                                                                                                                                                                                            46
                                                                                                                                                                                                                 Paris, 31. März 1947
                                                                                                                                                                                                                 Lithographie (Kreide auf Lithopapier, Kreide [mit
                                                                                                                                                                                                                 Frottage] auf Lithopapier [ausgeschnitten, aufgeklebt],                                                 46 Komposition vom 8. August
                                                                                                                                                                                                                 eingeschwärztes Lithopapier [ausgeschnitten,                                                            1947 / Composition du 8 août 1947
                                                                                                                                                                                                                 aufgeklebt], abgeklatscht auf Stein),

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             ISBN 978-3-7757-4805-6
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         8. August 1947
                                                                                                                                                                                                                 Abzug auf Vélin d’Arches
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Lithographie in zwei Farben (Ocker: eingeschwärztes
                                                                                                                                                                                                                 Motiv: 42,6 × 59,5; Blatt: 50 × 65,8
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Lithopapier, ausgeschnitten, aufgeklebt,
                                                                                                                                                                                                                 Sign. u. l. mit roter Kreide: Picasso; num. u. l.: 23/50;
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         abgeklatscht auf Stein; Schwarz: Pinsel [mit
                                                                                                                                                                                                                 dat. im Stein u. l.: 31.3.47.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Lavierung] auf Lithopapier, abgeklatscht auf Stein),
                                                                                                                                                                                                                 Inv. Nr.: 1972/375
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Abzug auf Vélin d’Arches
                                                                                                                                                                                                                 Erworben: Geschenk von Herrn W. Hermann zum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Motiv: 32,9 × 49,5; Blatt: 32,9 × 49,9
                                                                                                                                                                                                                 Jubiläum, 28.11.1972
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Sign. u. l.: Picasso; num. u. r.: 22/50; dat. im Stein o. r.:
                                                                                                                                                                                                                 WVZ: Mourlot, 86; Bloch, 443; Rau, 195; Reuße, 215
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         8.8.47
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Inv. Nr.: 1957/18

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             (Englisch)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Erworben: Kunstkabinett Klihm, München 13, 1957
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         WVZ: Mourlot, 108; Bloch, 460; Rau, 219; Reuße, 242

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    ISBN 978-3-7757-4804-9
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Deutsch

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    13
14
Reizvolle Kunst zu einer reizvollen
Körperzone
Mund, Lippen, Zunge und Zähne – Sprache, Schmerz und
Schrei – Essen, Schlingen, Speien und Spucken – Lust und
Leidenschaft: Die Mundhöhle ist im wahrsten Sinne des
Wortes eine äußerst reizvolle Körperzone. Ihrer Erkundung
haben sich dabei nicht nur Wissenschaft und Medizin
gewidmet. Gleiches gilt auch für die Kunst- und Kultur-
geschichte – von der Antike bis zur Gegenwart. Diesen
breit gefächerten motivgeschichtlichen Pfad verfolgt das
Kunstmuseum Wolfsburg im Herbst 2020 erstmals in
einer umfassenden Ausstellung rund um den Mund. Der
begleitende Bildband bietet mit seinen anschaulichen Es-
says nicht nur inhaltliche Vertiefungsebenen an, sondern
reicht weit über die Ausstellung hinaus. Hier wird der
Mund mit seinen Fähigkeiten auch im Bereich der Filmge-
schichte, Ethnologie, Literaturwissenschaften und Archi-
tektur unter die Lupe genommen.

Seit 1994 sammelt das KUNSTMUSEUM WOLFSBURG internationa-
le zeitgenössische Kunst. Mit dem Erwerb von Schlüsselwerken der
Spätmoderne sowie wichtigen Positionen der Gegenwartskunst wur-

                                                                                                                                                    HIGHLIGHTS
de eine hochkarätige Sammlung aufgebaut. Parallel wird ein wissen-
schaftlich-kuratorisch anspruchsvolles Ausstellungsprogramm prä-
sentiert, das dem Publikum kulturelle Zusammenhänge erschließt.
Die Ausstellung In aller Munde wird kuratiert von UTA RUHKAMP.

●   Alles rund um den Mund                                              In aller Munde
●   Thematische Ausstellung                                             Das Orale in Kunst und Kultur
●   Kulturgeschichte des Oralen
                                                                        HERAUSGEBERIN
                                                                        Uta Ruhkamp
                                                                        TEXTE VON
                                                                        Andreas Beitin, Hartmut Böhme, Horst Bredekamp & Kolja Thurner,
                                                                        Roland Garve, Birte Hinrichsen, Olaf Knellessen, Harald Lemke, Karin
                                                                        Leonhard, Jürgen Müller, Uta Ruhkamp, Beate Slominski, Marcus
                                                                        Stiglegger, Ulrike Vedder
                                                                        GESTALTET VON
                                                                        Mario Lombardo

                                                                        Deutsch
                                                                        352 S. ● ca. 350 Abb. ● 24 x 31 cm ● Hardcover
                                                                        € 48,00 [D], € 54,00 [A], CHF 55,00
                                                                        November 2020

                                                                        AUSSTELLUNG
                                                                        In aller Munde. Von Pieter Bruegel bis Cindy Sherman
                                                                        Kunstmuseum Wolfsburg, 31.10.2020–5.4.2021
                                                                                   On Everyone’s Lips. The Oral Cavity in Art and Culture
                                                                                   € 48,00 [D], € 54,00 [A], CHF 55,00
                                                                                   ISBN 978-3-7757-4800-1
                                                                                   (Englisch)

                                                          ISBN 978-3-7757-4799-8
                                                                 Deutsch

                                                                                                                                               15
222   223

            97
     96

     206   207

16
Ein zauberhaftes Album
Sie waren nicht nur zwei der herausragenden Künstler
des Bauhaus, sondern zugleich auch ein bekanntes Paar.
Von ihrem Leben und Schaffen zeugen ihre berühmten
Werke sowie die von ihnen als Lehrer und Vorbilder ge-
prägten Künstler. Das ist aber noch nicht alles, wie uns ein
zeitgenössisches Künstlerpaar vor Augen führt: Das Foto-
grafinnen-Duo Lake Verea hat in der Josef and Anni Albers
Foundation den materiellen und gedanklichen Spuren
der künstlerischen Schöpfungskraft im Nachlass nachge-
spürt. Briefwechsel mit Bauhaus-Kollegen, Farbtuben und
Stofffasern werden dabei in außergewöhnlicher Haptik
und Lebendigkeit erfasst. Das Sehen der Gegenstände ver-
leiht der Vorstellungskraft Flügel. Denn unweigerlich sieht
man durch die Dinge die beiden Künstler am Werk, die aus
diesen Gegenständen, Gesprächen und Gedankengän-
gen ihren ganz eigenen Beitrag zur Kunstgeschichte des
20. Jahrhunderts formten.

ANNI ALBERS (1899–1994) und JOSEF ALBERS (1888–1976) waren
beide Künstler des Bauhaus in Dessau und Berlin. 1933 emigrierten sie
gemeinsam in die USA, wo sie ihr Weg an das Black Mountain College

                                                                                                                                            HIGHLIGHTS
und schließlich nach Bethany führten. Mit ihrer Textilkunst und seiner
Malerei und Theorie hinterließen beide ein je eigenständiges und fol-
gende Generationen prägendes Œuvre.
FRANCISCA RIVERO-LAKE CORTINA (*1973) und CARLA VEREA
HERNÁNDEZ (*1978) arbeiten seit 2005 als Fotografinnen zusammen
und leben in Mexiko City. Mit ihrem außergewöhnlichen und inves-
tigativen Blick markieren sie zu eine wichtige Position in der Gegen-
wartsfotografie. In Europa wurden sie bekannt mit ihrer Ausstellung        2 x 2: Anni and Josef Albers
Paparazza Moderna im Vitra Design Museum 2019.                             by Lake Verea
                                                                           HERAUSGEBERIN
                                                                           Karen Stein
●     Album zu Anni und Josef Albers
                                                                           TEXTE VON
●     Eine andere Biografie                                                Lake Verea, Brenda Danilowitz
●     Außergewöhnliches Making-of der Kunst                                GESTALTET VON
                                                                           Rutger Fuchs

                                                                           Englisch
                                                                           192 S. ● ca. 300 Abb. ● 16 x 15,5 cm ● Freirückenbroschur
                                                                           ca. € 24,00 [D], € 24,00 [A], CHF 25,50
                                                                           Februar 2021

214                                                                  215

                                                             ISBN 978-3-7757-4888-9
                                                                    Englisch

                                                                                                                                       17
18
Vom fotografischen Moment
Obgleich noch eine verhältnismäßig junge Kunst, ist die

                                                                                                                                                                                                                                                            Schule des
Fotografie von einer Wandelbarkeit und einem Facetten-
reichtum, die ihresgleichen suchen. Anfangs brachte sie als

                                                                                                                                                                                                                                                           Augenblicks
»Bleistift der Natur« ihre Betrachter zum Staunen, weil sie
die Realität selbst auf Glas und Papier zu bannen vermoch-
te. Doch schon bald brillierte sie durch ihre Möglichkeiten
zur künstlerischen Mise en Scène. Die Digitalfotografie
und ihre Manipulationsmöglichkeiten vervielfältigen die
Ausdrucksdimensionen der Aufnahmen ins Unendliche.
Ian Jeffrey nimmt uns mit auf eine Reise in die Fotografie-
geschichte, an deren Stationen die großen Meister*innen
dieses außergewöhnlichen Mediums ihre Aufwartung ma-
chen. Es werden die wichtigsten Etappen in der Entwick-
lung dieses außergewöhnlichen Mediums beleuchtet, um
schließlich zu einem umfassenden Bild seines unerschöpf-
lichen Gestaltungsreichtums zu gelangen.

IAN JEFFREY (*1942) ist Schriftsteller und Kunsthistoriker, der sich                                                                                                                                                                                   Fotografien von
intensiv mit der Fotografiegeschichte auseinandergesetzt hat. Er war
als Tutor und Professor am Goldsmiths, University of London tätig                                                                                                                                                                                      Talbot bis Ruff
und ist Träger des J. Dudley Johnston Awards der Royal Photographic

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          HIGHLIGHTS
Society, Bath.

●     Fotografiegeschichte – analog und digital
●     Die großen Meister der Fotografie
●     Fortsetzungsband zu Schule des Sehens                                                                                                                                                                                                         Schule des Augenblicks
                                                                                                                                                                                                                                                    Fotografien von Talbot bis Ruff
    WALKER EVANS

    Evans’s early influences included Paul Grotz,
    a young German writer and photographer who
    introduced him to the Leica camera. He knew
                                                             GIRL IN FULTON STREET, NEW YORK. 1929
                                                             Fulton Street is in the Lower East Side of New York,
                                                             not far from the Brooklyn Bridge. Evans, using
                                                                                                                                                                                                                                                    TEXTE VON
    Berenice Abbott, the sculptor turned photographer        a 35 mm camera, took three pictures of the girl. The

                                                                                                                                                                                                                                                    Ian Jeffrey, Max Kozloff
    who had brought Eugène Atget’s pictures to New           sign to the left advertises the FULTON BILLIARD
    York, where they were exhibited at Julien Levy’s         PARLOR and one above extols SPAGHETTI, but
    gallery in 1931 and 1932. Lincoln Kirstein, the          both were trimmed when the picture was printed
    writer and patron of the arts, was a close friend.       in American Photographs in 1938. The picture
    In February 1931 Kirstein described Evans as             in its definitive printing in 1938 was straightened

                                                                                                                                                                                                                                                    GESTALTET VON
    living in ‘a particularly depressing penurious           to emphasize those three vertical sections.
    hole in the wall’ – at 14th Street and 5th Avenue.       Evans liked systematically structured images.
    Evans shared his hole in the wall with Hans              The girl looks resolute. Man, represented by three
    Skolle, a German painter and photographer.               felt hats with bands, moves in single file to the
    Kirstein added that their poverty was ‘really so         right – a stroke of luck recognized after the event.

                                                                                                                                                                                                                                                    dooreman
    sad’, and he wondered how they kept themselves           There is always the question of what sets Evans
    clean. Kirstein published an influential arts journal,   apart as one of photography’s major artists. He may
    Hound and Horn, to which Evans contributed.              have been a documentarist and an anti-graphic
                                                             artist, but at the same time he looked for definitive
                                                             images which might stand for a big idea. The
                                                             ‘girl’, honoured by her placing in the central zone,
                                                             represents something like militant womanhood.

                                                             Child in back yard. 1932

                                                                                                                                                                                                                                                    Deutsch
                                                             In American Photographs, where the images
                                                             are presented one to a spread, she follows Girl
                                                             in Fulton Street, New York. The child, probably
                                                             another New Yorker, looks to her left across
                                                             a schematic drawing of an idealized young lady.

                                                                                                                                                                                                                                                    440 S. ● 400 Abb. ● 17 x 24 cm ● Hardcover
                                                             Thus the child looks forward and the girl looks
                                                             back in a tableau devoted to coming of age
                                                             – with some reference to its allures and dangers.

                                                                                                                                                                                                                                                    ca. € 34,00 [D], € 38,00 [A], CHF 40,00
    The problem in the 1930s was to make photographs count for something. The most usual way of doing
                 this was to juxtapose two images across a spread in such a way that they made a point –
                                                                                                                                                                                                                                                    Februar 2021
                 although often the point was coarse or whimsical. The idea in American Photographs was
                 to imitate moving pictures with one image leading to and supplementing another. On the
                 dust jacket for the original book, readers are urged to think of the book as following on
                 – as a kind of movie.

    222                                                                                                                                                                                                                      223

    STEPHEN SHORE
    b. 1947
                   A prodigy, Shore took up photography      U.S. 10, POST FALLS,
    at the age of eight, inspired by a TV programme, Love    IDAHO, USA. August 25, 1974
    that Bob, which featured a successful commercial         Idaho, in the far northwest of the USA, is
    photographer. Aged fifteen, he worked with Andy          mountainous with rivers and waterfalls. The artist
    Warhol at The Factory and in 1968 published black-       who decorated THE FALLS got straight to the point
    and-white pictures in Andy Warhol (Moderna Museet,       in that painting of the operative bit of a waterfall.
    Stockholm). In 1970 he attended a ten-day workshop       SELECT FRUIT, the boxes say, and those are
    run by Minor White, poles apart from the world           onions in the foreground, along with corn cobs.
    of Warhol, and Shore’s only formal training in the
    medium. In 1973, at the age of twenty-six, he showed
    his black-and-white pictures in the Metropolitan
    Museum in New York, ‘Landscape/Cityscape’. In 1975
    he participated in the important ‘New Topographics’
    exhibition at George Eastman House in Rochester, NY.

                                                             Bellevue, Alberta. August 21, 1974
                                                             There are substantial mountains in the distance, and
                                                             a heroic sky. The picture was shown in an exhibition
                                                             of 1976 at the Smithsonian Institution in Washington,

                                                                                                                                                                                                                                                               Schule des Sehens
                                                             DC, ‘Signs of Life: Symbols in the American City’,       Survey pictures are innately mysterious. They invite naming and reading: this is a miniature chapel, for
                                                             devised by the architects and planners Venturi                         instance, and those are mountains far off, and a fine display of clouds. Naming and reading
                                                             and Rauch. The chapel is part advert and part                          are tautological and redundant exercises, for we know that those are stones and fences and
                                                             functioning building, for the sign says ‘Walk In’.                     onions anyway. Documentary returns us to early childhood in the first instance, before raising
                                                             In the exhibition the picture was intended to show                     supplementary questions. The chapel would have been just large enough to be delivered to

                                                                                                                                                                                                                                                               Bilder von Giotto bis Warhol
                                                             that ‘the symbol is more important than the building’.                 its site by truck. The sign to the right advises us to ‘Drive Safely, Drive with God’ – who may
                                                                                                                                    be mindful of motorists’ transgressions. Then at Post Falls the vehicle drivers have left their
                                                                                                                                    doors open – for ventilation or in haste? There is no knowing where documentary analyses will
                                                                                                                                    end. The Chapel image, for instance, may have caught Shore’s eye because it juxtaposed the
                                                                                                                                    organic white and blue of the sky with the geometries of the building, also in white and blue.
                                                                                                                                    Documentary in the 1970s and 1980s, which was a great era in the history of survey pictures,

                                                                                                                                                                                                                                                               € 28,00 [D], € 28,80 [A], CHF 35,60
                                                                                                                                    was unruly and promiscuous, likely to spring any number of surprises. Authorities and pundits
                                                                                                                                    such as Venturi and Rauch might point out a preferred meaning but the photographers of the
                                                                                                                                    period, and Shore in particular, had plenty of options in reserve – many of them temptations to
                                                                                                                                    reflect across a broad spectrum.

                                                                                                                                                                                                                                                               ISBN 978-3-7757-4588-8 (Deutsch)
    362                                                                                                                                                                                                                     363

                                                                                                                                                                                                                                      ISBN 978-3-7757-4861-2
                                                                                                                                                                                                                                             Deutsch

                                                                                                                                                                                                                                                                                                     19
Vertraute Bilder anders lesen
             Die Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin ist für
             ihre hervorragende Sammlung europäischer Meisterwerke
             des 13. bis 18. Jahrhunderts bekannt. Jedes der zwölf Kapitel
             dieses Buches ist einem Gemälde aus dieser Sammlung ge-
             widmet. In der Zusammenschau zeigt sich eine Malerei, wie
             sie sich selbst entdeckt und dabei zum Medium wird, um
             moderne Subjektivität auszudrücken. Die hier besproche-
             nen Gemälde entfalten sich in ihren künstlerischen Fragen,
             die auch die unseren sind. Welche Paradoxien stellen sich
             bei Kunstwerken ein, die von Frauen erschaffen sind? Wie
             beeinflusst der Drang, Kunstwerke zu zerstören, das Spre-
             chen über zeitgenössische Kunst? Wo setzte der moderne
             Kampf der Malerei gegen das Bild ein und wie wirkte er sich
             aus? Warum sucht uns der Wilde Mann aus der deutschen
             Renaissance noch heute heim? Und warum ist es unwichtig
             zu wissen, ob Johannes Vermeer beim Malen ein optisches
             Gerät verwendete oder nicht? Zwölf Bilder markiert so die
             Aktualität der alten Meister.

             TAL STERNGAST (*1972, Israel) studierte Fotografie und Film in Jeru-
             salem, London und Berlin. Sie hat zahlreiche Essays und Artikel über
NEUE REIHE

             zeitgenössische Kunst und Filme in internationalen Tageszeitungen
             und Magazinen veröffentlicht und Ausstellungen kuratiert. Dieser
             Band basiert auf der Reihe Alte Meister, die Sterngast von 2017 bis
             2019 in der Wochenendbeilage der taz publizierte.
                                                                                                               Tal Sterngast. Zwölf Bilder
                                                                                                               Betrachtungen aus der
                                                                                                               Gemäldegalerie der Staatlichen
             ●       Alte Kunst aus neuer Perspektive
             ●       Erfolgreiche Serie der taz
                                                                                                               Museen zu Berlin
             ●       Lese- und Erkenntnisvergnügen                                                             VORWORT VON
                                                                                                               Michael Eissenhauer
                                                                                                               TEXT VON
                                                                                                               Tal Sterngast
                                                                                                               GESTALTET VON
                                                                                                               Neil Holt
                                                                                                               UMSCHLAGGESTALTUNG VON
                   Das Museum als Safe Space
                                                                                                               studio stg
                       Caravaggio, Amor Vincit Omnia (1601–1602)

                                                                                                               Deutsch
                                                                                                               ca. 112 S. ● 12 Abb. ● 14 x 21 cm ● Klappenbroschur
                   Michelangelo Merisi da Caravaggios Bild Amor Vincit Omnia aus dem
                   Jahr 1601 hat heute noch die Kraft, Museumsbesucher in seinen                               ca. € 24,00 [D], € 26,00 [A], CHF 27,50
                   Bann zu ziehen. Hinter Amors nacktem Körper dirigiert seine Hand
                   den Blick auf die andere Seite der Figur, ins Bild hinein. Obwohl es
                   das Gemälde auf provokative Weise darauf anlegt, seine Betrachter
                                                                                                               November 2020
                   zu adressieren und zu konfrontieren, lenkt es deren Blick auch hin-
                   ter den Rücken der Figur.1 Es eröffnet einen Raum in eine illusionäre
                   Ferne, der den realen Raum im Atelier und im Museum erweitert.
                      Am Ende seines radikalen Projekts einer Suche nach den Wurzeln
                   der abstrakten Malerei kam der amerikanische Maler Frank Stella zu
                   dem Schluss, dass Caravaggio eine neue Art des Bildraums erfunden
                   habe, der sich jenseits der Bildoberfläche in den Raum des Betrach-
                   ters hineinprojiziere, den er gleichsam einhülle und verschlinge.
                   Wir sehen uns aufgehen in dieser Sphäre, deren Effekt mit einem                                       Tal Sterngast. Twelve Paintings. Excursions in the
                   Gyroskop2 verglichen werden kann, einem Kreiselinstrument, das
                   von Bewegung und Neigung unbeeinflusst bleibt.                                                        Gemäldegalerie of the Staatliche Museen zu Berlin
                   Das Jahr 2017 wird als das Jahr erinnert werden, in dem die Kunst
                   von innen angegriffen wurde. Im Sommer dieses Jahres verursachte                                      € 24,00 [D], € 26,00 [A], CHF 27,50
                   das auf der Whitney Biennale in New York gezeigte Bild Open Casket
                   (2016) der Malerin Dana Schutz einen Aufruhr in der Kunstwelt.
                   Schutz’ Bild gibt eine Ikone des afroamerikanischen Kampfs für
                                                                                                                         ISBN 978-3-7757-4767-7 (Englisch)
                   Gleichheit, die Fotografie des vierzehnjährigen Emmet Till, wieder,
                   der 1955 einem Lynchmord zum Opfer fiel. Die Spuren der Gewalttat
                   sind auf dem Körper des toten Jungen zu sehen. Seine Mutter hatte
                                                                                                                         Tal Sterngast. Zwölf Bilder. Betrachtungen aus der
                                                                                                                         Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin
                   darauf bestanden, ihren Sohn bei der Beerdigung im offenen Sarg zu
                       1 Siehe Michael Fried, The Moment of Caravaggio, Princeton 2010.
                       2 Frank Stella, Working Space, Cambridge/London 1986, S. 1–22.

                       14                                                                     15
                                                                                                                         € 24,00 [D], € 26,00 [A], CHF 27,50
             Sterngast_Aufbau.indd 14-15                                                      04.09.20 17:23
                                                                                                                         ISBN 978-3-7757-4906-0 (Deutsch, ebook)

                                                                                           ISBN 978-3-7757-4766-0
                                                                                                  Deutsch

             20
Finanzkrisen und Kunstmarkt
Kunst zu sehen, zu hören und zu fühlen ist die eine – zu
wissen, wie Kunst vertrieben, gehandelt und geschätzt
wird, die andere Seite der Medaille. Denn ob Börsen- oder
Museumsparkett, beide teilen sich eine eng verwobene
Geschichte. Der erfahrene Kunsthändler und -vermittler
Dirk Boll erzählt sie anhand einer faszinierenden Konstan-
te: Alle 10 Jahre durchleben Kunst- und Wirtschaftsmarkt
eine tiefgreifende Erschütterung oder Transformation. Ob
die Wirtschaftskrisen von 1990 oder 2010, das Platzen der
ersten Internetblase 2000 oder die Corona-Krise – jedes
Jahrzehnt findet zu einer gänzlich eigenen Taxierung der
Kunst. Dies zumal im Kontext der digitalen Entwicklung
vom virtuellen Viewing Room bis hin zu neuen Distribu-
tionsmöglichkeiten, durch die die Kunstwelt aktuell ihre
nachhaltigsten Veränderungen erfährt. Höchste Zeit also,
Bilanz zu ziehen und Kunst mit neuen Augen zu sehen.

DIRK BOLL (*1970, Kassel) studierte Jura und Kulturmanagement in
Freiburg und Ludwigsburg und promovierte über die Organisations-
formen des Kunstmarktes. Seit 1998 ist er für das Auktionshaus Chris-
tie’s tätig und seit 2017 Präsident von Christie’s Europe, Middle East,

                                                                                                                                                 NEUE REIHE
Russia and India.

●   Finanzmärkte und Werte der Kunst
●   Große Krisen und ihre Potenziale
●   Eine andere Geschichte der Kunst                                         Was ist diesmal anders?
                                                                             Wirtschaftskrisen und die neuen
                                                                             Kunstmärkte
                                                                             TEXT VON
                                                                             Dirk Boll
                                                                             ILLUSTRIERT VON
                                                                             Kathrin Jacobsen

                                                                             Deutsch
                                                                             ca. 160 S. ● 6 Abb. ● 12 x 19 cm ● Klappenbroschur
                                                                             ca. € 18,00 [D], € 18,00 [A], CHF 20,50
                                                                             November 2020
                                                                             Die englische Ausgabe erscheint 2021.

                                                                                        Was ist diesmal anders? Wirtschaftskrisen und
                                                                                        die neuen Kunstmärkte
                                                                                        ca. € 17,99 [D], € 17,99 [A], CHF 20,49
                                                                                        ISBN 978-3-7757-4812-4 (Deutsch, ebook)
                                                                                        Keine Angst vor Partizipation. Das kleine ABC des
                                                                                        gemeinsamen Bauens und Wohnens
                                                                                        € 4,95 [D], € 5,10 [A], CHF 7,50
                                                                                        ISBN 978-3-7757-4178-1 (Deutsch, Englisch)

                                                               ISBN 978-3-7757-4811-7
                                                                     Deutsch

                                                                                                                                            21
Design neu gedacht
             Nicht erst seit Arts and Crafts ist das Verhältnis zwischen
             Kunst und Design Gegenstand kontroverser Diskussio-
             nen. Das Verhältnis beider Gattungen kann auf eine lange
             Geschichte unterschiedlicher Positionsbestimmungen,
             Annäherungen und erneuter Differenzierungen zurück-
             blicken. Ein Perspektivwechsel ist also dringend geboten.
             Zitzelspergers Argumentation ist dabei eine historische,
             die den Berührungs- und Abstoßungspunkten von Kunst
             und Design seit der Renaissance nachspürt. Den entschei-
             denden Einschnitt verortet Zitzlsperger gegen Ende des
             19. Jahrhunderts und in einer Engführung des Designs mit
             der neu entstandenen Philosophie des amerikanischen
             Pragmatismus. Abseits von Ontologie und Produktions-
             ästhetik eröffnet sich hier ein neuer Horizont, der sich auf
             die dem Design zugrundeliegende Intentionalität sowie
             deren praktische Realisierung hin öffnet.

             PHILIPP ZITZLSPERGER (*1965) ist Professor für Bildwissenschaft
             und Forschungsdekan am Fachbereich Design der Hochschule Frese-
             nius University of Applied Sciences und Privatdozent am Institut für
             Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin.
NEUE REIHE

             ●    Neue Forschungsperspektive
             ●    Geschichte des Designs
             ●    Design-Philosophie
                                                                                       Philipp Zitzlsperger
                                                                                       Das Design-Dilemma zwischen
                                                                                       Kunst und Problemlösung
                                                                                       TEXT VON
                                                                                       Philipp Zitzlsperger
                                                                                       GESTALTET VON
                                                                                       Neil Holt

                                                                                       Deutsch
                                                                                       ca. 320 S. ● ca. 40 Abb. ● 14 x 21 cm ● Klappenbroschur
                                                                                       ca. € 34,00 [D], € 38,00 [A], CHF 40,00
                                                                                       April 2021

                                                                                                  Das Design-Dilemma zwischen Kunst
                                                                                                  und Problemlösung
                                                                                                  ca. € 34,00 [D], ca. € 38,00 [A], ca. CHF 40,00
                                                                                                  ISBN 978-3-7757-4886-5 (Ebook)

                                                                         ISBN 978-3-7757-4863-6
                                                                                Deutsch

             22
Über die Zukunft der Museen
Als in diesem Jahr, 2020, Museen weltweit wegen des neu-
artigen Coronavirus geschlossen werden mussten, führte
der in New York lebende Kulturstratege András Szántó
Interviews mit einer Reihe von international agierenden
Museumsleiter*innen. In einer Zeit, in der wirtschaftliche,
politische und kulturelle Veränderungen den Beginn einer
neuen Ära signalisieren, sprachen die Museumsleute of-
fen über die historischen Grenzen und das ungenutzte
Potenzial ihrer Institutionen.
Die 28 Dialoge in diesem Buch befassen sich jeweils mit ei-
ner eigenen Thematik, die für Kunstinstitutionen heute und
morgen von Bedeutung sind. Was aus dieser Gesprächs-
reihe hervorging, ist ein zusammengesetztes Porträt einer
Generation von Museumsdirektor*innen, die daran arbei-
ten, Institutionen offener, demokratischer, integrativer, ex-
perimenteller und erfahrungsorientierter, technologisch
versierter und kulturell polyphoner zu machen, die auf die
Bedürfnisse ihrer Besucher*innen und Gemeinschaften ab-
gestimmt sind und die sich mit den wichtigen Fragen der
sie umgebenden Gesellschaften auseinandersetzen.

                                                                                                                                                                                NEUE REIHE
ANDRÁS SZÁNTÓ (*1964, Budapest), berät Museen, Kultureinrichtun-
gen und führende Marken in kulturstrategischen Fragen. Als Autor und
Herausgeber erschienen seine Schriften in der New York Times, im Art­
forum, in der Kunstzeitung und vielen anderen Publikationen. Er leitete
das National Arts Journalism Program an der Columbia University und
das Global Museum Leaders Colloquium am Metropolitan Museum
of Art. Szántó, der in Brooklyn lebt, führt seit Anfang der 1990er-Jahre                              András Szántó
Gespräche mit führenden Vertretern der Kunstwelt, unter anderem als
häufiger Moderator der Gesprächsreihe Art Basel Conversations.                                        The Future of the Museum
                                                                                                      28 Dialogues
●   Neue Museumskonzepte                                                                              GESTALTET VON
                                                                                                      Neil Holt
●   Kulturdebatte
●   Lebendige Dialoge                                                                                 Englisch
                                                                                                      ca. 320 S. ● 30 Abb. ● 12 x 19 cm ● Klappenbroschur
                                                                                                      ca. € 22,00 [D], € 24,00 [A], CHF 25,50
                                                                                                      November 2020

                              The Public Realm
                                                                                                      GESPRÄCHSPARTNER:
                                 CECILIA ALEMANI
                                 Director & Chief Curator, The High Line
                                 New York City, USA
                                                                                                      Marion Ackermann, Cecilia Alemani, Anton Belov, Meriem Berrada, Daniel
                                                                                                      Birnbaum, Thomas P. Campbell, Tania Coen-Uzzielli, Rhana Devenport,
                              A MUSEUM WITHOUT A CEILING
                                                                                                      María Mercedes González, Max Hollein, Sandra Jackson-Dumont, Mami
                                                                                                      Kataoka, Brian Kennedy, Koyo Kouoh, Sonia Lawson, Adam Levine, Victoria
                                                                                                      Noorthoorn, Hans Ulrich Obrist, Anne Pasternak, Adriano Pedrosa,
                                                                                                      Suhanya Raffel, Axel Rüger, Katrina Sedgwick, Franklin Sirmans, Eugene
                              One of the memorable experiences of my lifetime was
                              collaborating with the Italian-born curator Cecilia
                                                                                                      Tan, Philip Tinari, Marc-Olivier Wahler, Marie-Cécile Zinsou
                              Alemani on a project initiated by Art Basel that turned
                              the Argentine capital of Buenos Aires into a city-wide
                              outdoor museum. As the head of the art program of

                                                                                                                 András Szántó. The Future of the Museum
                              the High Line, New York’s immensely popular elevated
                              park, Alemani, who was born in 1977 in Milan, is a
                              leading proponent of inserting contemporary artworks

                                                                                                                 28 Dialogues
                              in the public realm. We spoke when the High Line was
                              still closed during the coronavirus epidemic, and while
                              Alemani was busy preparing for her next major curato-

                                                                                                                 ca. € 21,99 [D], € 23,99 [A], CHF 25,49
                              rial undertaking, as the first Italian woman invited to
                              lead the Venice Biennale.

                                                                                                                 ISBN 978-3-7757-4828-5 (Ebook)

                                                                                        ISBN 978-3-7757-4827-8
                                                                                               Englisch

                                                                                                                                                                          23
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