Frühjahr 2021 - Hatje Cantz Verlag
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EDITORIAL Liebe Bücherfreundinnen und -freunde, Als wir im Februar 2020 das Editorial zur Herbstvorschau leuten von András Szántó oder in Philipp Zitzlspergers schrieben, erschien uns »viral« noch als ein annehmbares esign-Diskurs. Auch Max Siedentopfs Survival Guide D Adjektiv. Als mögliche Metapher dafür, dass sich etwas – steht hierfür – jeder mit seinen Themen. im positiven Sinne – durchsetzt. Nicht nur in dieser Hin- Zoe Leonard hat uns aus den Vereinigten Staaten rund 400 sicht haben wir seit dem Frühjahr viel gelernt, oder sollte Bilder des Rio Grande geschickt. Er markiert die Grenze zwi- es heißen: wurden wir eines anderen belehrt? schen den USA und Mexiko. Dieser Fluss ist eine intensive Wir wollen uns mit diesem ersten Programm seit und mit Metapher der Trennung zweier Nationen, der Markierung Corona mit Titeln an Sie wenden, die uns die veränderte des anderen, einer strikten Linie zwischen dem Zuhause Welt weiter eröffnen: mit der Erfahrung der Pandemie, und der Fremde, zwischen Sprachen und kulturellen Unter- trotz der Erfahrung der Pandemie, der Pandemie zum schieden, zwischen hüben und drüben. All diese Themen Trotz oder alles zugleich. Gewiss ist, dass wir nichts mehr betreffen uns in Europa zutiefst: Migration, EU, Scheitern wissen von dem, was noch vor einem guten halben Jahr eines Konsens über gemeinsame Werte, Brexit, Nationa- als sicher galt. In einer solchen Situation helfen oft die Bil- lismus, Flüsse als Grenzen – mit diesen Bildern wird auch der, denn in ihnen zeigt sich bisweilen, was wir gedanklich deutlich, wie umfassend, wie global die Themen sind. oder sprachlich so noch nicht fassen können. Vor allem aber möchten wir Ihnen – liebe Büchermenschen – Und mit Bildern entfaltet unser Programm neue Ein-, Aus- einen sehr persönlichen Gruß senden. In dieser sonderbaren und Überblicke zu vielfältigen Themen, zur Rolle der Dinge Ausnahmezeit, in der wir weniger denn je wissen, was vor in der Welt und zu den digitalen Medien. Zu altem Wissen uns liegt, haben Sie uns in einem Ausmaß und mit einem En- in neuer Hinsicht wie etwa beim Blauen Reiter. Oder zu we- gagement gezeigt, was Bücher Ihnen bedeuten, dass wir am niger bekannten Damen, die man gerne besser kennenler- liebsten jedem Einzelnen von Ihnen persönlich danken möch- nen möchte, wie Ottilie W. Roederstein. Auch möchten wir ten. Hätte es eines Beweises bedurft, dass es Bücher wirklich über ältere Herren sprechen, wie etwa Joseph Beuys, des- gibt, so könnte er nicht wunderbarer erbracht worden sein als sen Geburtstag sich 2021 zum 100. Male jährt und dessen in den letzten Monaten. Kein Wunder also, dass unser Blick in Kunst bis heute an Aktualität nicht verloren hat. die Zukunft positiv ausfällt: Mit den Büchern, Umsicht und Wir haben Bücher über jene Momente des Innehaltens, Klugheit hoffen wir, gemeinsam die Herausforderungen der die Corona uns beschert hat, wie etwa Tom Hegens Fo- kommenden Monate gut zu meistern. tos der Flugzeuge am Boden. Auch darüber, wie das Ge- wahrwerden in Produktion umzuschlagen vermag, was Wir danken jeder und jedem von Ihnen für jeden Einkauf, wunderbar anschaulich wird im Gespräch zwischen Sean für jede Lektüre, für jeden digitalen Klick, für jeden Blick Scully und David Carrier, in den Interviews mit Museums- in unser virtuelles Schaufenster und jeden Beitrag für Art on the Beat. Mit herzlichem Gruß und »on the beat« Sven Fund, Nicola von Velsen und das Team von Hatje Cantz Unter dem Motto »Art on the Beat« feiern wir 75 Jahre Hatje Cantz. Auch hier finden die Veranstaltungen, Ge- spräche und Ausstellungsbesuche anders als im Frühjahr geplant statt. Die Bedingungen der Pandemie verlangen neue Formate und besondere Auflagen für jedes persön- liche Treffen. Auf unseren digitalen Kanälen informieren wir über das Programm. Das dynamische Geburtstagslogo hat Torsten Köchlin zu- sammen mit Joana Katte entworfen.
INHALT Highlights Fotografie 3 Rodin / Arp 51 Angelika Platen 5 Joseph Beuys 53 Frank Horvat 7 Zoe Leonard 55 Tom Hegen 9 Ottilie W. Roederstein 56 Christine Turnauer 11 Gruppendynamik 57 Erwin Olaf 13 Die Picasso-Connection 58 Jon Lowenstein 15 In aller Munde 59 Daniel Freeman 17 Anni and Josef Albers 60 Romeo Alaeff 19 Schule des Augenblicks 61 Julien Guinand 62 Michele Nastasi 63 Sandra Ratkovic Neue Reihe 64 Peter Nitsch 65 Roger Ballen 20 Tal Sterngast. Zwölf Bilder 66 Max Siedentopf 21 Dirk Boll. Was ist diesmal anders? 67 Pascale Weber 22 Philipp Zitzlsperger. Das Design-Dilemma 23 András Szántó. The Future of the Museum Architektur Kunst 69 Frauen in der Architektur 71 Erik Dhont 25 Gerhard Richter. Bibliographie 73 Jörg Schellmann 27 Franz Gertsch 74 Candide 12 28 Tools for Utopia 74 Gabriel Guevrekian 29 Christo and Jeanne-Claude 75 Italian Architectural Drawings 30 Sean Scully and David Carrier 76 Rights of Future Generations 31 Josef Albers. Suchen und Finden 77 Eyes of the City 33 Leonilson 34 Genaro Strobel 80 Backlist 35 Michael Morgner 36 Thomas Schütte 90 Editionen / Vorzugsausgaben 37 Andrew Bick 38 Brigitte Waldach 92 Bildnachweis 39 Lea Grebe 40 Jenny Brockmann 93 Kontakt 41 Cristina Iglesias 42 Marianna Christofides 43 Hidden Patterns 44 Wo sind wir hier, Nathan Egel? 45 Landon Metz 46 Peter Weibel 46 Marco Godinho 47 Andreas Eriksson 48 Lonnie van Brummelen and Siebren de Haan 49 Romanian Contemporary Art 2010–2020 49 Grenzen in der Kunst. Tschechische Kunst in drei Generationen
Zwei Meister im Dialog Erstmals in einer Museumsausstellung – und damit in die- sem Katalog – trifft das bahnbrechende Schaffen des gro- ßen Erneuerers der Bildhauerei des späten 19. Jahrhunderts auf das einflussreiche Werk eines Protagonisten der abs- trakten Skulptur des 20. Jahrhunderts, begegnet Auguste Rodin Hans (Jean) Arp. Beide Künstler zeichnet eine ein- zigartige künstlerische Innovationskraft und Experimen- tierfreude aus, beide haben ihre Zeit stark geprägt und bis heute nichts an Aktualität verloren. Als skulpturale Meilen- steine veranschaulichen die Schöpfungen Rodins und Arps auf eindringliche und exemplarische Weise grundlegende Aspekte in der Entwicklung der modernen Bildhauerei. Rodins wegweisende Ideen und neue künstlerische Mög- lichkeiten für die Skulptur wurden von Arp aufgegriffen und faszinierend weiterentwickelt, neu interpretiert oder kontrastiert. Tatsächlich weisen beide Künstler zahlreiche künstlerische Verwandtschaften und Bezugspunkte auf, was in dieser klugen Gegenüberstellung zu einer besonders aufschlussreichen visuellen Erfahrung wird. HIGHLIGHTS AUGUSTE RODIN (1840–1917) führte die Bildhauerei und Plastik zu neuen Ausdrucksformen, schließlich näherte er sich mit seinen bewegten Ober- flächen stilistisch dem Impressionismus an, während sein Werk inhaltlich vom Symbolismus beeinflusst ist. Skulpturen wie Der Denker, Der Kuss oder Die Bürger von Calais zählen zu den Ikonen der Moderne. HANS (JEAN) ARP (1886–1966), Mitbegründer der Dada-Bewegung in Zü- rich, ist für seine biomorphen Skulpturen aus Gips, Stein und Bronze be- kannt. Er suchte nach der Ausdrucksform einer »organischen Abstraktion«. Auch Reliefs, Zeichnungen und Gedichte gehören zu seinem Repertoire. Rodin / Arp HERAUSGEBER Raphaël Bouvier für die Fondation Beyeler, Riehen/Basel ● Kluge Gegenüberstellungen TEXTE VON Astrid von Asten, Raphaël Bouvier, Catherine Chevillot, Lilien Feledy, ● Bildhauerei der Moderne Tessa Paneth-Pollak, Jana Teuscher ● Ausstellungskatalog der Fondation Beyeler GESTALTET VON Bonbon Deutsch 240 S. ● ca. 125 Abb. ● 27,4 x 31 cm ● Hardcover ca. € 58,00 [D], € 64,00 [A], CHF 67,00 Dezember 2020 AUSSTELLUNGEN Fondation Beyeler, Riehen/Basel, 13.12.2020–16.5.2021 Arp Museum Bahnhof Rolandseck, 26.6.–14.11.2021 Rodin / Arp ca. € 58,00 [D], € 64,00 [A], CHF 67,00 ISBN 978-3-7757-4875-9 (Englisch) ISBN 978-3-7757-4874-2 Deutsch 3
Beuys im 21. Jahrhundert In 13 Kapiteln bieten die Ausstellung und der dazugehö- rige Katalog einen tiefgreifenden Einblick in das kosmo- politische Denken von Joseph Beuys, wie es sich in seinen Aktionen manifestiert, die in Form von Videoprojektionen und Fotografien präsentiert werden. Denn dort – als han- delnde, sprechende und sich bewegende Figur – unter- suchte Beuys die zentrale und radikale Idee seines erwei- terten Kunstbegriffs: »Jeder Mensch ist ein Künstler«. Das Ziel seines universalistischen Ansatzes war es, die Gesell- schaft von Grund auf zu erneuern. Bis heute ist sein Ein- fluss in künstlerischen und politischen Diskursen spürbar. In der Ausstellung treten zeitgenössische Künstler*innen neben Vertreter*innen aus den unterschiedlichsten Berei- chen der Gesellschaft mit dem agierenden Beuys in einen vielschichtigen, transkulturellen Dialog. Von heute aus be- stätigen, befragen und erweitern sie seine Thesen zu den Möglichkeiten einer von der Kunst her gedachten Zukunft. JOSEPH BEUYS (1921–1986) hat als Zeichner, Bildhauer, Lehrer, Politi- ker, Aktivist, Aktions- und Installationskünstler die Kunst des 20. Jahr- hunderts grundlegend verändert. Sein 100. Geburtstag im Jahr 2021 HIGHLIGHTS bietet Anlass, sein komplexes Wirken und seine internationale Aus- strahlung neu zu entdecken, zu würdigen und kritisch zu befragen. ● Kunst als Mitgestalterin von Gesellschaft und Politik ● Transkulturelle Dialoge mit zeitgenössischen Jeder Mensch ist ein Künstler Künstler*innen Kosmopolitische Übungen mit ● 100. Geburtstag von Joseph Beuys 2021 Joseph Beuys HERAUSGEBER MIT POSITIONEN VON Eugen Blume, Susanne Gaensheimer, Isabelle Malz und B-Town Warriors, Ruth Bader Ginsburg, Phyllida Barlow, Nelly Ben Catherine Nichols Hayoun-Stépanian, Fatou Bensouda, Huma Bhabha, Dineo Seshee Bopape, Angela Davis, Dusadee Huntrakul, Jes Fan, Charles Foster, Deutsch Bill Gates, Núria Güell, Anna Halprin, Donna Haraway, Raphael ca. 360 S. ● ca. 200 Abb. ● 19 x 26 cm ● Klappenbroschur Hillebrand, Jenny Holzer, Michel Houellebecq, Lazar Kunstmann | L’ux, € 48,00 [D], € 54,00 [A], CHF 55,00 Jeong Kwan, Mierle Laderman Ukeles, Zoe Leonard, Goshka Macuga, März 2021 Antanas Mockus, Baptiste Morizot, Bruce Nauman, Tuan Andrew Nguyen, Sister Rosemary Nyirumbe, Howey Ou, William Pope.L, Cia Rinne, Tejal Shah, Vandana Shiva, Santiago Sierra, Patti Smith, Edward AUSSTELLUNG Snowdon, Christopher D. Stone, Suzanne Lacy, The Otolith Group, K20, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, Thich Nhat Hanh, Greta Thunberg, Malala Yousafzai, u.a. 27.3.–15.8.2021 Every person is an artist: Practices in cosmopolitics with Joseph Beuys ca. € 44,00 [D], € 44,00 [A], CHF 49,00 ISBN 978-3-7757-4866-7 (Englisch) ISBN 978-3-7757-4865-0 Deutsch 5
Entlang der Flussgrenze Zoe Leonard gehört zu den einflussreichsten Künstle- rinnen ihrer Generation. In ihrem Werk verbinden sich Fotografie, Skulptur und Installation, wobei sie rigorosen Konzeptualismus mit einer ausgesprochen persönlichen Vision verbindet. Al Rio / To the River, das sie 2016 begann, ist ein ehrgeiziges Fotoprojekt, das sich mit der mehr als 1500 Kilometer langen Flussgrenze zwischen den Vereinig- ten Staaten und Mexiko befasst. Leonard nähert sich dem Fluss, der in Mexiko als Rio Bravo und in den Vereinigten Staaten als Rio Grande bekannt ist, mit einem facetten- reichen Leitmotiv, in dem sich kulturelle, ökologische, his- torische, soziale, politische und wirtschaftliche Belange überschneiden. Der erste Band enthält Leonards Fotogra- fien, während der zweite Band Essays einer erstaunlichen Bandbreite internationaler Künstler, Essayisten, Journalis- ten, Dichter und Wissenschaftler versammelt. Konzipiert als eine alternative Form der Verbreitung ihres Werkes, bietet die Publikation auch eine interdisziplinäre Referenz für alle, die sich für den Fluss, Umweltfragen, Grenzland- kultur und zeitgenössische Grenzfragen interessieren. HIGHLIGHTS ZOE LEONARD (*1961, Liberty, New York) arbeitet mit den Medien Fotografie, Skulptur und Installation. Mit ihrer Teilnahme an der documenta 9 wurde ihr Werk international bekannt. Ihre Arbeiten sind in zahlreichen Einzelausstellungen präsentiert worden wie im MOCA-Museum of Contemporary Art, Los Angeles (2018), im Whitney Museum of American Art, New York (2018) und im MoMA, New York (2015). Sie lebt und arbeitet in New York City und Marfa, Texas. Zoe Leonard Al Rio / To the River ● Interdisziplinäre Texte KOPUBLIZIERT MIT ● Hochaktuelle Themen Mudam Luxembourg — Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean HERAUSGEBER ● Zweibändige Ausgabe Tim Johnson TEXTE VON C.J. Alvarez, Ariella Azoulay, Cecilia Ballí, Remijio »Primo« Carrasco, Dolores Dorantes, Darby English, Álvaro Enrigue, Catherine Facerias, Nadiah Rivera Fellah, Josh T. Franco, Esther Gabara, Adolfo Guzman Lopez, Aimé Iglesias Lukin, Elisabeth Lebovici, Jose Rabasa, Cameron Rowland, Roberto Tejada, Karla Cornejo Villavicencio GESTALTET VON Joseph Logan Englisch, Französisch, Spanisch ca. 256 Seiten + 336 Seiten ● ca. 350 Abb. ● 22,8 x 28 cm ● Klappenbroschur, zwei Bände € 64,00 [D], € 68,00 [A], CHF 74,00 Mai 2021 AUSSTELLUNGEN Mudam Luxembourg—Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean, 1.5.–12.9.2021 Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, 15.10.2021–6.2.2022 ISBN 978-3-7757-4878-0 Englisch, Französisch, Spanisch 7
Eine starke Malerin Die 1859 als Kind deutscher Eltern in Zürich geborene Ottilie W. Roederstein gehörte zu Lebzeiten zu den füh- renden Malerinnen im deutschsprachigen Raum. Früh ge- noss sie auch Anerkennung in Paris. Wie nur wenige Frau- en ihrer Zeit widmete sie ihr ganzes Leben erfolgreich der Kunst und führte zusammen mit ihrer Lebenspartnerin, der Gynäkologin Elisabeth H. Winterhalter, in Deutschland ein unkonventionelles, aber angesehenes Dasein. Während sich Roedersteins Frühwerk innerhalb der kunst- akademischen Konventionen bewegte, öffnete sich die Malerin in ihrem reiferen Werk zunehmend anderen Strö- mungen, um in den 1920er-Jahren zu einer sachlich-nüch- ternen Bildsprache zu finden. Trotz ihrer einst interna- tionalen Wertschätzung als Porträtistin und Malerin von Stillleben geriet Roederstein fast unmittelbar nach ihrem Tod 1937 in Vergessenheit. Nach mehreren Jahrzehnten widmen das Kunsthaus Zürich und das Städel Museum in Frankfurt am Main ihr die erste monografische Werk- schau, die dieser umfassende Katalog begleitet. HIGHLIGHTS Ihren Erfolg hatte sich OTTILIE W. ROEDERSTEIN (1859–1937) er- kämpft: nicht nur gegen den Widerstand ihrer Eltern, die für ihre Toch- ter keine derart »unseriöse« Tätigkeit wünschten, sondern auch ge- gen die zahlreichen Vorurteile der damaligen Zeit. Wie ihre Freundin Elisabeth H. Winterhalter kämpfte sie für die Gleichberechtigung der Frau. Sie eröffnete ein Lehratelier, das auch Schülerinnen aufnahm. Ottilie W. Roederstein ● Monografische Werkschau HERAUSGEBER ● Die Wiederentdeckung einer großen Zürcher Kunstgesellschaft / Kunsthaus Zürich, Sandra Gianfreda Deutsch-Schweizer Künstlerin Städel Museum, Frankfurt am Main, Alexander Eiling und ● Malerin zwischen Tradition und Moderne Eva-Maria Höllerer TEXTE VON Alexander Eiling, Sandra Gianfreda, Eva-Maria Höllerer, Barbara Rök, Iris Schmeisser GESTALTET VON Fine German Design Deutsch ca. 208 S. ● ca. 230 Abb. ● 21 x 28 cm ● Hardcover ca. € 44,00 [D], € 44,00 [A], CHF 49,00 Dezember 2020 AUSSTELLUNGEN Kunsthaus Zürich, 18.12.2020–5.4.2021 FREI. SCHAFFEND. Die Malerin Ottilie W. Roederstein, Städel Museum, Frankfurt am Main, 19.5.–5.9.2021 Ottilie W. Roederstein ca. € 44,00 [D], € 44,00 [A], CHF 49,00 ISBN 978-3-7757-4795-0 (Englisch) ISBN 978-3-7757-4794-3 Deutsch 9
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Kunst als Gemeinschaftsprozess »Das ganze Werk, Kunst genannt, kennt keine Grenzen und Völker, sondern die Menschheit.« So schrieben es Franz Marc und Wassily Kandinsky 1911 für ihren Almanach Der Blaue Reiter. Dieses programmatische Jahrbuch etablier- te den Blauen Reiter (ca. 1911–1914) als einen der ersten transnationalen Künstler*innenkreise. Und dieses Credo in- spirierte das Lenbachhaus dazu, das Werk der beteiligten Künstler*innen – unter ihnen Gabriele Münter, Alfred Kubin, Maria Marc und Elisabeth Epstein – nicht nur ästhetisch und historisch, sondern in seinen geistigen, sozio-ökonomi- schen sowie politischen Zusammenhängen zu betrachten. Denn nicht nur mit Worten, sondern auch mit Bildern und Taten setzte sich der Kreis des Blauen Reiter für ein globa- les, gleichberechtigtes Kunstverständnis ein. Gefangen in der Zeit der kolonialen Weltordnung vor dem Ersten Welt- krieg, gelang es allerdings auch ihnen nicht, eine emanzipa- torische Praxis von Kunst jenseits nationaler Zugehörigkeit sowie tradierter Hierarchien und Gattungen umzusetzen. Für den vorliegenden Ausstellungskatalog des Lenbachhauses ist der im Almanach verfolgte Gedanke einer Gleichberechtigung jed- HIGHLIGHTS weder Kulturproduktion dennoch grundlegend. Erstmals werden die vielfältigen Verbindungen, die DER BLAUE REITER etwa zu japani- schen Holzschnitten, bayerischer und russischer Volkskunst, Kinder- zeichnungen, zeitgenössischer Musik sowie zu Kunst aus Bali, Gabun, Polynesien, Neukaledonien, Sri Lanka und Mexiko hatte, in ihrer Ge- samtheit präsentiert. Das Projekt wird im Rahmen des Programms Museum Global von der Kulturstiftung des Bundes gefördert. Ihm folgt im Herbst 2021 die zweite Ausstellung Gruppendynamik – Kollek Gruppendynamik tive der Moderne, die weltweit tätigen Künstler*innengruppen gewid- Der Blaue Reiter met ist. Ihr Katalog erscheint ebenfalls im Hatje Cantz Verlag. HERAUSGEBER Matthias Mühling, Annegret Hoberg, Anna Straetmans, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München ● Ein neuer Blick auf den Blauen Reiter TEXTE VON ● Umfassende Werkschau Annegret Hoberg, Isabelle Jansen, Matthias Mühling, Vanessa Joan ● Ästhetik, Globalisierung und Gesellschaft Müller, Anna Straetmans GESTALTET VON magma design Deutsch ca. 320 S. ● 200 Abb. ● 25 x 29 cm ● Hardcover ca. € 48,00 [D], € 54,00 [A], CHF 55,00 März 2021 AUSSTELLUNGEN 1. Gruppendynamik – Der Blaue Reiter, Lenbachhaus, 23.3.2021–5.3.2023 2. Gruppendynamik – Kollektive der Moderne, Lenbachhaus, 19.10.2021 –24.4.2022 Group Dynamics. The Blue Rider ca. € 48,00 [D], € 54,00 [A], CHF 55,00 ISBN 978-3-7757-4841-4 (Englisch) ISBN 978-3-7757-4840-7 Deutsch 11
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Picassos Erfolgsmacher in Bremen Ohne Zweifel zählt Pablo Picasso zu den wichtigsten und vielseitigsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhun- derts. Wie aber wird ein Werk so erfolgreich, wie lässt es sich in die wesentlichen Sammlungen, Museen und Ausstellun- gen vermitteln? Nicht selten ist hier der Mut Einzelner aus- schlaggebend, die in den Werken das Genie erkennen und sich gegen Konservatismus und Kritik für ihre Verbreitung einsetzen. Im Falle Picassos fiel diese Rolle in Deutschland dem Bremer Galeristen Michael Hertz zu. Seinem Enga- gement in der Nachkriegszeit verdankt sich nicht nur die Musealisierung des Künstlers nach dem zweiten Weltkrieg, sondern auch eine der umfangreichsten Grafiksammlun- gen des Künstlers in der Kunsthalle Bremen. Dieser Band versammelt die herausragende Druckgrafik mit Lithogra- fien, Linolschnitten und Buchillustrationen. Picassos grafi- sches Werk offenbart sich als ein faszinierender Bestand, an dem der Siegeszug des erschwinglichen Mediums im Nach- kriegsdeutschland sich ebenso ablesen lässt wie das große Engagement des Händlers. HIGHLIGHTS PABLO PICASSO (1881–1973) gilt als der Künstler des 20. Jahrhundert. Neben seinem malerischen und bildhauerischen Werk genießen auch seine grafischen Arbeiten einen besonderen Ruhm. MICHAEL HERTZ (1912–1987) machte sich in der Nachkriegszeit als Kunsthändler einen Namen. Durch seine Kontakte zur französischen Kunstszene begegnete er dem Werk Picassos und wurde der exklusive Vertreter für dessen grafische Arbeiten in Deutschland. Die Picasso-Connection ● Picassos grafisches Werk im Der Künstler und sein Bremer Nachkriegsdeutschland Galerist ● Ein lebendiges Kapitel Galeriegeschichte HERAUSGEBER ● Ein Schatz der grafischen Sammlung der Kunsthalle Bremen TEXTE VON Kunsthalle Bremen Michael Hertz, Kai Hohenfeld, Manuela Husemann, Barbara Nierhoff- Wielk GESTALTET VON one / one 68 „Alle irgendwie seiner Schöpferkraft verpflichtet“ — Picasso im Kupferstichkabinett der Kunsthalle Bremen 69 Picasso begann in den frühen 1920er-Jahren, seine Zurück zur Lithographie Werke exakt zu datieren und die verschiedenen künstlerischen Modifikationen eines Themas auch Nach nur sehr eingeschränkter Graphikproduktion mit römischen Zahlen zu beziffern wie zum Bei- während des Krieges konnte Picasso im November 1945 spiel auf den Blättern vom 14. März 1965. Auf diese seine Beschäftigung mit der Graphik wieder aufnehmen. Weise relativierte Picasso das Einzelwerk, auf das Er stürzte sich nun voller Elan auf die wiederentdeckte er nicht festgeschrieben werden wollte, und ver- Lithographie, eine Technik, die er seit 1930 nicht mehr ortete das jeweilige Blatt als Teil des Ganzen, als angewendet hatte. Françoise Gilot gegenüber begründete einen möglichen künstlerischen Ausdruck: „Für ihn er diesen Schritt folgendermaßen: „Vor einiger Zeit fragte ist die Vollendung eines Werks gleichbedeutend mit mich Mourlot, ob ich nicht einmal ein paar Lithos machen seiner Tötung, und so sieht er in der Arbeit an der wolle. Da ich seit fünfzehn Jahren keine mehr gemacht Platte die Konkretisierung eines unaufhörlichen habe, dachte ich, jetzt sei gerade die richtige Zeit, wieder Deutsch Schöpfungsprozesses.“18 anzufangen.“22 Von 1919 bis 1930 hatte Picasso nur an die Im September 1953 verließ Françoise Gilot dreißig lithographische Arbeiten geschaffen, wohingegen (geb. 1921), die Picasso 1943 in Paris kennengelernt er allein zwischen Ende 1945 und 1951 Hunderte von hatte, den Künstler. Sie war die einzige Frau im Lithographien fertigte.23 Leben Picassos, die sich von ihm trennte, und nahm Die Kunsthalle Bremen besitzt drei wichtige Blätter die gemeinsamen Kinder Paloma und Claude mit. aus der ersten Phase; eine Interieurszene (1926, Kat. 13), Die durch den Beziehungsabbruch hervorgerufene eine der wenigen Arbeiten zum Thema Künstler und persönliche Krise und der Tod Henri Matisses lie- Modell (1929/30, Kat. 16) sowie Gesicht (Marie-Thérèse) Kat. 15 Pablo Picasso, Gesicht (Marie-Thérèse), 1928, ca. 224 S. ● 471 Abb. ● 22,5 x 27 cm ● Hardcover Lithographie ßen Picasso das Thema Künstler und Modell erneut aus dem Jahr 1928 (Kat. 15).24 Durch feine Schattierungen ↘ S.128 aufgreifen.19 Zwischen Ende November 1953 und arbeitete Picasso die Erscheinung der 19-jährigen Marie- Kat. 156 Pablo Picasso, Der Maler und sein Modell, 1963, Februar 1954 schuf Picasso 180 Tuschpinselzeichnun- Thérèse Walter (1909–1977) heraus, die Picasso im Jahr zuvor kennengelernt hatte. Ein amouröses Aquatinta ↘ S.128 gen, die als Verve-Serie bekannt wurden.20 In dieser Verhältnis folgte, 1935 wurde die gemeinsame Tochter Maya geboren, kurz darauf kam es zur Trennung.25 Serie findet sich erstmals auch die Reflexion über das Zehn Jahre später war es Françoise Gilot, mit der Picasso eine intensive Liebesbeziehung führte und Älterwerden. Picasso stellte dem nun alten Künstler ein junges Modell gegenüber, eine Bildfor- deren Konterfei zum zentralen Motiv der Nachkriegslithographie Picassos wurde. Bereits das erste im mel, die in der Folge auch die Darstellungen in der Radiertechnik bestimmte: Ab Winter 1963/64 Atelier von Mourlot geschaffene Blatt, datiert auf den 2. November 1945, kann als Darstellung des Kopfes (vgl. Kat. 156) findet sich im graphischen, aber auch malerischen Werk, die erneute Besinnung von Françoise Gilot aufgefasst werden.26 Kopf einer Frau (Kat. 41) markiert eindrücklich den Auftakt der € 44,00 [D], € 44,00 [A], CHF 50,50 auf das gesetzte Thema. Und auch zahlreiche Radierungen vom Jahresauftakt 1965 handeln vom erneuten Beschäftigung Picassos mit der Lithographie und demonstriert seinen innovativen und unor- Verhältnis von Künstler und Modell im Atelier (vgl. Kat. 158 bis 162, 166, 167, 170 bis 185). thodoxen Umgang hinsichtlich Druckverfahren und Werkzeuge von Beginn an. Mourlot schildert, dass 1966 wurden schließlich zehn Aquatinta-Arbeiten ausgewählt, um die Publikation Sable Picasso bei seinem ersten Besuch in der Rue Chabrol eine bereits ausgeschnittene Komposition vorberei- mouvant seines verstorbenen Dichterfreundes Pierre Reverdy (1889–1960) zu begleiten (vgl. tet hatte, mit der er ein collageartiges Verfahren in die lithographische Technik übertrug.27 Er setzte sich Kat. 566 bis 575). Die Blätter zeichnen sich durch ihren malerischen Charakter, die Reduktion immer wieder über tradierte Druckabläufe hinweg, die auch den erfahrensten Drucker in der Werkstatt der Formen sowie einen dramatischen Hell-Dunkel-Kontrast aus und thematisieren jenseits Mourlots, Gaston Tutin, schier verzweifeln ließ: „Was denken Sie eigentlich, wie wir das drucken sollen? des Motivs Künstler und Modell auch die Flüchtigkeit des menschlichen Daseins. Im Blatt X Das ist unmöglich!“28 In seiner Aneignung der lithographischen Prozesse experimentierte Picasso mit (Kat. 575), datiert auf den 26. Februar 1965, verkürzte Picasso die Figur des Künstlers auf eine allen Techniken: Er zeichnete auf Stein, auf Umdruckpapier, später auf einfach zu transportierende Zink- stark malerisch und abstrahierende Dreiviertelansicht des Kopfes mit geschlossen wirkenden platten und benutzte tradierte Malmittel wie Kreide, Feder und Tuschpinsel sowie unorthodoxe Arbeits- November 2020 Augen. Die Hand des Künstlers zeigt eine doppeldeutige Geste, die sowohl das skulpturale mittel wie Kratzeisen und Schablonen.29 Die lithographische Technik wurde experimentell ausgelotet. Arbeiten versinnbildlicht als auch zum Ausdruck der künstlerischen Wahrnehmung wird. Damit Das erklärt auch, warum es bis heute Blätter gibt, deren Technik nicht sicher beschrieben werden kann.30 gab Picasso abermals eine mögliche Antwort auf die Frage nach dem Verhältnis von Wahrneh- 22 Gilot/Lake 1981, S. 75. Mehrere Gründe werden für Picassos erneute Zuwendung zur Lithographie in der Literatur genannt: Auch das geheizte mung und künstlerischer Darstellung. Der Künstler wendet während des Schaffensaktes seinen Atelier Mourlots soll im kalten Winter 1945 zur Entscheidung beigetragen haben. Picasso selbst führt noch die Abgeschiedenheit in der Kat. 21 Pablo Picasso, Bildhauer, Modell, Blick nach innen, den inneren Bildern nachspürend.21 Lithographiewerkstatt an. So konnte er dem Ansturm des neu erwachten Interesses an seiner Person entgehen. Siehe auch Güse 1988, S. 10. Skulptur: sitzende Frau, 1933, 23 Vgl. Sammlungskatalog Münster 2000, S. 10 und Güse 1988, S. 9: Allein bis 1950 werden 200 Blätter beziffert. Kaltnadel 24 Ungefähr 145 Exemplare wurden als Frontispiz für die Vorzugsausgabe des Buches von André Level, Picasso. Les éditions, hrsg. von ↘ S.128 Les Éditions, Paris 1928, aufgelegt. Siehe Sammlungskatalog Münster 2000, Nr. 24, S. 31. 18 Weiter heißt es, „Picasso bewahrt jeden kleinsten Schritt der Arbeit an seinen Grafiken peinlich genau auf, wie der Bestand des 25 Es finden sich zu Beginn der 1930er-Jahre zahlreiche Werke, die sich auf Marie-Thérèse Walter beziehen. In der Bremer Sammlung vgl. Musée national Picasso-Paris bezeugt; die direkt aus dem Atelier des Künstlers stammenden Blätter dokumentieren zahllose Kat. 32–36. Siehe auch Paris/London 2018. Zwischenstufen, Zustands- und Probedrucke sowie diverse Abzüge, die der Künstler gelegentlich selbst mit seiner eigenen 26 Siehe Güse 1988, S. 11. Druckerpresse macht“, Zellal 2019, wie Anm. 8, S. 189. Picasso arbeitete seit 1907 mit einer Handpresse für Probedrucke, vgl. 27 Auch Kat. 42 ist in dieser Technik hergestellt. auch Sammlungskatalog Berlin 2013, S. 13. 28 Gilot/Lake 1981, S. 77 f.Die beschriebene Szene bezieht sich auf den Entstehungsprozess einer Lithographie mit Taubenmotiv. Picasso hatte 19 Vgl. Dupuis-Labbé 2005/06, S. 34. dieses mit weißer Gouache auf einen Untergrund mit lithographischer Tinte auf Lithopapier gemalt. Da Lithotinte Wachs enthält, kann die 20 Vgl. Lloyd 2018, S. 188 ff. Gouache darauf eigentlich nicht halten (vgl. auch Rau 1988, S. 159 und 161.) Zur Technik siehe auch das Interview mit dem Drucker Henri 21 Picasso praktizierte ähnlich und arbeitete selten direkt vor dem Modell. Gilot schildert in ihren Erinnerungen eine Modellsitzung, in der Picasso Deschamp, in: Sammlungskatalog Münster 2000, S. 293–298, S. 297: „Mir sagte er [Tutin], Picasso mache Schafe mit fünf Beinen, er meinte sie lediglich betrachtete, ohne zu zeichnen. „Schließlich sagte er: ‚Ich sehe nun, was ich tun muss‘. [Erst] am nächsten Tag begann Pablo aus dem damit, dass es fast unmöglich sei, solch komplexe Arbeiten zu drucken […]“. Gedächtnis eine Reihe von Zeichnungen von mir in dieser Stellung.“ Gilot/Lake 1981, S. 96. Blatt II aus Sable mouvant ist folglich nicht nur ein Sinnbild 29 Vgl. Güse 1988, S. 10 und Sammlungskatalog Berlin 2013, S. 14. des Künstlers im Allgemeinen, sondern lässt sich als eine Selbstdarstellung Picassos auffassen. 30 Vgl. Sammlungskatalog Münster 2000. 112 Die Picasso-Sammlung der Kunsthalle Bremen 1939 — 1947 113 40 Die junge Taube / Le pigeonneau AUSSTELLUNG Um 1939 40 Linolschnitt in einer Farbe von einer Platte: schwarz, Abzug auf Vélin d’Arches Motiv: 16 × 20,2; Blatt 36,9 × 28 Sign. mit grüner Kreide u. r.: Picasso, num. u. l: 10/226 Inv. Nr.: 1957/485 Das Blatt wurde auch 1957 als Beilage für die Buchausgabe 40 dessins de Picasso en marge de Buffon verwendet, vgl. Illustrierte Bücher und 41 Kopf einer Frau / Tête de femme Kunsthalle Bremen, 21.11.2020–21.3.2021 Mappenwerke, Kat. ## Erworben: Entnommen Ill. XX Picasso 1957/544 Paris, 2. November 1945 WVZ: Bloch, 326; Goeppert/Cramer, 84; Baer 1988, Lithographie (eingeschwärztes Lithopapier 1028 B a [ausgeschnitten, aufgeklebt] auf Papier, abgeklatscht auf Umdruckpapier, umgedruckt auf Stein), Abzug auf Vélin d’Arches Motiv: 34 × 25,8; Blatt: 44,3 × 32,9 Sign. u. r.: Picasso; num. u. l.: 27/50 42 42 Der Abtransport des Stieres / La rentrée Inv. Nr.: 1955/496 43 Françoise du taureau Erworben: Kunstkabinett Klihm, München, 07.12.1955 Paris, 14. Juni 1946 WVZ: Mourlot, 1; Bloch, 375; Rau, 31; Reuße,34 Dezember 1945 Lithographie (Kreide auf Lithopapier, abgeklatscht Lithographie (Schaber auf eingefärbtem Papier auf Stein), Abzug auf Vélin d’Arches [ausgeschnitten, aufgeklebt] auf Lithopapier, Motiv: 63,5 × 47; Blatt: 66 × 50 abgeklatscht auf Stein), Abzug auf Vélin d’Arches Sign. u. r.: Picasso; num. u. l.: 30/50; dat. im Stein u. l.: Motiv: 15,8 × 30,5; Blatt: 38,3 × 57 14 juin 46 Sign. mit Graphitstift u. r.: Picasso; num. u. l.: 8/50 Inv. Nr.: 1955/497 Inv. Nr.: 1959/619 Erworben: Kunstkabinett Klihm, München, 07.12.1955 Erworben: Michael Hertz, 08.01.1960 WVZ: Mourlot, 42; Bloch, 398; Rau 137; Reuße, 149 41 WVZ: Mourlot, 167; Bloch, 386; Rau, 103; Reuße, 113 The Picasso Connection. The Artist and his Gallerist 44 Täubchen in seinem Nest / Pigeonneau 43 dans son nid 44 Paris, 11. März 1947 Lithographie (Pinsel [mit Lavierung, Gouache], Schaber auf Lithopapier, abgeklatscht auf Stein), Abzug auf Vélin d’Arches 45 Motiv: 22,1 × 40; Blatt: 32,3 × 49,9 Sign. u. l. mit rotem Stift: Picasso; num. u. r.: 6/50; € 44,00 [D], € 44,00 [A], CHF 50,50 dat. im Stein u. r.: 11.3.47. Inv. Nr.: 1950/103 45 Stillleben mit Steingutkanne / Nature Erworben: Michael Hertz, Bremen, 1950 morte au pot de grès WVZ: Mourlot, 71; Bloch, 427; Rau, 174; Reuße, 192 46 Paris, 31. März 1947 Lithographie (Kreide auf Lithopapier, Kreide [mit Frottage] auf Lithopapier [ausgeschnitten, aufgeklebt], 46 Komposition vom 8. August eingeschwärztes Lithopapier [ausgeschnitten, 1947 / Composition du 8 août 1947 aufgeklebt], abgeklatscht auf Stein), ISBN 978-3-7757-4805-6 8. August 1947 Abzug auf Vélin d’Arches Lithographie in zwei Farben (Ocker: eingeschwärztes Motiv: 42,6 × 59,5; Blatt: 50 × 65,8 Lithopapier, ausgeschnitten, aufgeklebt, Sign. u. l. mit roter Kreide: Picasso; num. u. l.: 23/50; abgeklatscht auf Stein; Schwarz: Pinsel [mit dat. im Stein u. l.: 31.3.47. Lavierung] auf Lithopapier, abgeklatscht auf Stein), Inv. Nr.: 1972/375 Abzug auf Vélin d’Arches Erworben: Geschenk von Herrn W. Hermann zum Motiv: 32,9 × 49,5; Blatt: 32,9 × 49,9 Jubiläum, 28.11.1972 Sign. u. l.: Picasso; num. u. r.: 22/50; dat. im Stein o. r.: WVZ: Mourlot, 86; Bloch, 443; Rau, 195; Reuße, 215 8.8.47 Inv. Nr.: 1957/18 (Englisch) Erworben: Kunstkabinett Klihm, München 13, 1957 WVZ: Mourlot, 108; Bloch, 460; Rau, 219; Reuße, 242 ISBN 978-3-7757-4804-9 Deutsch 13
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Reizvolle Kunst zu einer reizvollen Körperzone Mund, Lippen, Zunge und Zähne – Sprache, Schmerz und Schrei – Essen, Schlingen, Speien und Spucken – Lust und Leidenschaft: Die Mundhöhle ist im wahrsten Sinne des Wortes eine äußerst reizvolle Körperzone. Ihrer Erkundung haben sich dabei nicht nur Wissenschaft und Medizin gewidmet. Gleiches gilt auch für die Kunst- und Kultur- geschichte – von der Antike bis zur Gegenwart. Diesen breit gefächerten motivgeschichtlichen Pfad verfolgt das Kunstmuseum Wolfsburg im Herbst 2020 erstmals in einer umfassenden Ausstellung rund um den Mund. Der begleitende Bildband bietet mit seinen anschaulichen Es- says nicht nur inhaltliche Vertiefungsebenen an, sondern reicht weit über die Ausstellung hinaus. Hier wird der Mund mit seinen Fähigkeiten auch im Bereich der Filmge- schichte, Ethnologie, Literaturwissenschaften und Archi- tektur unter die Lupe genommen. Seit 1994 sammelt das KUNSTMUSEUM WOLFSBURG internationa- le zeitgenössische Kunst. Mit dem Erwerb von Schlüsselwerken der Spätmoderne sowie wichtigen Positionen der Gegenwartskunst wur- HIGHLIGHTS de eine hochkarätige Sammlung aufgebaut. Parallel wird ein wissen- schaftlich-kuratorisch anspruchsvolles Ausstellungsprogramm prä- sentiert, das dem Publikum kulturelle Zusammenhänge erschließt. Die Ausstellung In aller Munde wird kuratiert von UTA RUHKAMP. ● Alles rund um den Mund In aller Munde ● Thematische Ausstellung Das Orale in Kunst und Kultur ● Kulturgeschichte des Oralen HERAUSGEBERIN Uta Ruhkamp TEXTE VON Andreas Beitin, Hartmut Böhme, Horst Bredekamp & Kolja Thurner, Roland Garve, Birte Hinrichsen, Olaf Knellessen, Harald Lemke, Karin Leonhard, Jürgen Müller, Uta Ruhkamp, Beate Slominski, Marcus Stiglegger, Ulrike Vedder GESTALTET VON Mario Lombardo Deutsch 352 S. ● ca. 350 Abb. ● 24 x 31 cm ● Hardcover € 48,00 [D], € 54,00 [A], CHF 55,00 November 2020 AUSSTELLUNG In aller Munde. Von Pieter Bruegel bis Cindy Sherman Kunstmuseum Wolfsburg, 31.10.2020–5.4.2021 On Everyone’s Lips. The Oral Cavity in Art and Culture € 48,00 [D], € 54,00 [A], CHF 55,00 ISBN 978-3-7757-4800-1 (Englisch) ISBN 978-3-7757-4799-8 Deutsch 15
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Ein zauberhaftes Album Sie waren nicht nur zwei der herausragenden Künstler des Bauhaus, sondern zugleich auch ein bekanntes Paar. Von ihrem Leben und Schaffen zeugen ihre berühmten Werke sowie die von ihnen als Lehrer und Vorbilder ge- prägten Künstler. Das ist aber noch nicht alles, wie uns ein zeitgenössisches Künstlerpaar vor Augen führt: Das Foto- grafinnen-Duo Lake Verea hat in der Josef and Anni Albers Foundation den materiellen und gedanklichen Spuren der künstlerischen Schöpfungskraft im Nachlass nachge- spürt. Briefwechsel mit Bauhaus-Kollegen, Farbtuben und Stofffasern werden dabei in außergewöhnlicher Haptik und Lebendigkeit erfasst. Das Sehen der Gegenstände ver- leiht der Vorstellungskraft Flügel. Denn unweigerlich sieht man durch die Dinge die beiden Künstler am Werk, die aus diesen Gegenständen, Gesprächen und Gedankengän- gen ihren ganz eigenen Beitrag zur Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts formten. ANNI ALBERS (1899–1994) und JOSEF ALBERS (1888–1976) waren beide Künstler des Bauhaus in Dessau und Berlin. 1933 emigrierten sie gemeinsam in die USA, wo sie ihr Weg an das Black Mountain College HIGHLIGHTS und schließlich nach Bethany führten. Mit ihrer Textilkunst und seiner Malerei und Theorie hinterließen beide ein je eigenständiges und fol- gende Generationen prägendes Œuvre. FRANCISCA RIVERO-LAKE CORTINA (*1973) und CARLA VEREA HERNÁNDEZ (*1978) arbeiten seit 2005 als Fotografinnen zusammen und leben in Mexiko City. Mit ihrem außergewöhnlichen und inves- tigativen Blick markieren sie zu eine wichtige Position in der Gegen- wartsfotografie. In Europa wurden sie bekannt mit ihrer Ausstellung 2 x 2: Anni and Josef Albers Paparazza Moderna im Vitra Design Museum 2019. by Lake Verea HERAUSGEBERIN Karen Stein ● Album zu Anni und Josef Albers TEXTE VON ● Eine andere Biografie Lake Verea, Brenda Danilowitz ● Außergewöhnliches Making-of der Kunst GESTALTET VON Rutger Fuchs Englisch 192 S. ● ca. 300 Abb. ● 16 x 15,5 cm ● Freirückenbroschur ca. € 24,00 [D], € 24,00 [A], CHF 25,50 Februar 2021 214 215 ISBN 978-3-7757-4888-9 Englisch 17
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Vom fotografischen Moment Obgleich noch eine verhältnismäßig junge Kunst, ist die Schule des Fotografie von einer Wandelbarkeit und einem Facetten- reichtum, die ihresgleichen suchen. Anfangs brachte sie als Augenblicks »Bleistift der Natur« ihre Betrachter zum Staunen, weil sie die Realität selbst auf Glas und Papier zu bannen vermoch- te. Doch schon bald brillierte sie durch ihre Möglichkeiten zur künstlerischen Mise en Scène. Die Digitalfotografie und ihre Manipulationsmöglichkeiten vervielfältigen die Ausdrucksdimensionen der Aufnahmen ins Unendliche. Ian Jeffrey nimmt uns mit auf eine Reise in die Fotografie- geschichte, an deren Stationen die großen Meister*innen dieses außergewöhnlichen Mediums ihre Aufwartung ma- chen. Es werden die wichtigsten Etappen in der Entwick- lung dieses außergewöhnlichen Mediums beleuchtet, um schließlich zu einem umfassenden Bild seines unerschöpf- lichen Gestaltungsreichtums zu gelangen. IAN JEFFREY (*1942) ist Schriftsteller und Kunsthistoriker, der sich Fotografien von intensiv mit der Fotografiegeschichte auseinandergesetzt hat. Er war als Tutor und Professor am Goldsmiths, University of London tätig Talbot bis Ruff und ist Träger des J. Dudley Johnston Awards der Royal Photographic HIGHLIGHTS Society, Bath. ● Fotografiegeschichte – analog und digital ● Die großen Meister der Fotografie ● Fortsetzungsband zu Schule des Sehens Schule des Augenblicks Fotografien von Talbot bis Ruff WALKER EVANS Evans’s early influences included Paul Grotz, a young German writer and photographer who introduced him to the Leica camera. He knew GIRL IN FULTON STREET, NEW YORK. 1929 Fulton Street is in the Lower East Side of New York, not far from the Brooklyn Bridge. Evans, using TEXTE VON Berenice Abbott, the sculptor turned photographer a 35 mm camera, took three pictures of the girl. The Ian Jeffrey, Max Kozloff who had brought Eugène Atget’s pictures to New sign to the left advertises the FULTON BILLIARD York, where they were exhibited at Julien Levy’s PARLOR and one above extols SPAGHETTI, but gallery in 1931 and 1932. Lincoln Kirstein, the both were trimmed when the picture was printed writer and patron of the arts, was a close friend. in American Photographs in 1938. The picture In February 1931 Kirstein described Evans as in its definitive printing in 1938 was straightened GESTALTET VON living in ‘a particularly depressing penurious to emphasize those three vertical sections. hole in the wall’ – at 14th Street and 5th Avenue. Evans liked systematically structured images. Evans shared his hole in the wall with Hans The girl looks resolute. Man, represented by three Skolle, a German painter and photographer. felt hats with bands, moves in single file to the Kirstein added that their poverty was ‘really so right – a stroke of luck recognized after the event. dooreman sad’, and he wondered how they kept themselves There is always the question of what sets Evans clean. Kirstein published an influential arts journal, apart as one of photography’s major artists. He may Hound and Horn, to which Evans contributed. have been a documentarist and an anti-graphic artist, but at the same time he looked for definitive images which might stand for a big idea. The ‘girl’, honoured by her placing in the central zone, represents something like militant womanhood. Child in back yard. 1932 Deutsch In American Photographs, where the images are presented one to a spread, she follows Girl in Fulton Street, New York. The child, probably another New Yorker, looks to her left across a schematic drawing of an idealized young lady. 440 S. ● 400 Abb. ● 17 x 24 cm ● Hardcover Thus the child looks forward and the girl looks back in a tableau devoted to coming of age – with some reference to its allures and dangers. ca. € 34,00 [D], € 38,00 [A], CHF 40,00 The problem in the 1930s was to make photographs count for something. The most usual way of doing this was to juxtapose two images across a spread in such a way that they made a point – Februar 2021 although often the point was coarse or whimsical. The idea in American Photographs was to imitate moving pictures with one image leading to and supplementing another. On the dust jacket for the original book, readers are urged to think of the book as following on – as a kind of movie. 222 223 STEPHEN SHORE b. 1947 A prodigy, Shore took up photography U.S. 10, POST FALLS, at the age of eight, inspired by a TV programme, Love IDAHO, USA. August 25, 1974 that Bob, which featured a successful commercial Idaho, in the far northwest of the USA, is photographer. Aged fifteen, he worked with Andy mountainous with rivers and waterfalls. The artist Warhol at The Factory and in 1968 published black- who decorated THE FALLS got straight to the point and-white pictures in Andy Warhol (Moderna Museet, in that painting of the operative bit of a waterfall. Stockholm). In 1970 he attended a ten-day workshop SELECT FRUIT, the boxes say, and those are run by Minor White, poles apart from the world onions in the foreground, along with corn cobs. of Warhol, and Shore’s only formal training in the medium. In 1973, at the age of twenty-six, he showed his black-and-white pictures in the Metropolitan Museum in New York, ‘Landscape/Cityscape’. In 1975 he participated in the important ‘New Topographics’ exhibition at George Eastman House in Rochester, NY. Bellevue, Alberta. August 21, 1974 There are substantial mountains in the distance, and a heroic sky. The picture was shown in an exhibition of 1976 at the Smithsonian Institution in Washington, Schule des Sehens DC, ‘Signs of Life: Symbols in the American City’, Survey pictures are innately mysterious. They invite naming and reading: this is a miniature chapel, for devised by the architects and planners Venturi instance, and those are mountains far off, and a fine display of clouds. Naming and reading and Rauch. The chapel is part advert and part are tautological and redundant exercises, for we know that those are stones and fences and functioning building, for the sign says ‘Walk In’. onions anyway. Documentary returns us to early childhood in the first instance, before raising In the exhibition the picture was intended to show supplementary questions. The chapel would have been just large enough to be delivered to Bilder von Giotto bis Warhol that ‘the symbol is more important than the building’. its site by truck. The sign to the right advises us to ‘Drive Safely, Drive with God’ – who may be mindful of motorists’ transgressions. Then at Post Falls the vehicle drivers have left their doors open – for ventilation or in haste? There is no knowing where documentary analyses will end. The Chapel image, for instance, may have caught Shore’s eye because it juxtaposed the organic white and blue of the sky with the geometries of the building, also in white and blue. Documentary in the 1970s and 1980s, which was a great era in the history of survey pictures, € 28,00 [D], € 28,80 [A], CHF 35,60 was unruly and promiscuous, likely to spring any number of surprises. Authorities and pundits such as Venturi and Rauch might point out a preferred meaning but the photographers of the period, and Shore in particular, had plenty of options in reserve – many of them temptations to reflect across a broad spectrum. ISBN 978-3-7757-4588-8 (Deutsch) 362 363 ISBN 978-3-7757-4861-2 Deutsch 19
Vertraute Bilder anders lesen Die Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin ist für ihre hervorragende Sammlung europäischer Meisterwerke des 13. bis 18. Jahrhunderts bekannt. Jedes der zwölf Kapitel dieses Buches ist einem Gemälde aus dieser Sammlung ge- widmet. In der Zusammenschau zeigt sich eine Malerei, wie sie sich selbst entdeckt und dabei zum Medium wird, um moderne Subjektivität auszudrücken. Die hier besproche- nen Gemälde entfalten sich in ihren künstlerischen Fragen, die auch die unseren sind. Welche Paradoxien stellen sich bei Kunstwerken ein, die von Frauen erschaffen sind? Wie beeinflusst der Drang, Kunstwerke zu zerstören, das Spre- chen über zeitgenössische Kunst? Wo setzte der moderne Kampf der Malerei gegen das Bild ein und wie wirkte er sich aus? Warum sucht uns der Wilde Mann aus der deutschen Renaissance noch heute heim? Und warum ist es unwichtig zu wissen, ob Johannes Vermeer beim Malen ein optisches Gerät verwendete oder nicht? Zwölf Bilder markiert so die Aktualität der alten Meister. TAL STERNGAST (*1972, Israel) studierte Fotografie und Film in Jeru- salem, London und Berlin. Sie hat zahlreiche Essays und Artikel über NEUE REIHE zeitgenössische Kunst und Filme in internationalen Tageszeitungen und Magazinen veröffentlicht und Ausstellungen kuratiert. Dieser Band basiert auf der Reihe Alte Meister, die Sterngast von 2017 bis 2019 in der Wochenendbeilage der taz publizierte. Tal Sterngast. Zwölf Bilder Betrachtungen aus der Gemäldegalerie der Staatlichen ● Alte Kunst aus neuer Perspektive ● Erfolgreiche Serie der taz Museen zu Berlin ● Lese- und Erkenntnisvergnügen VORWORT VON Michael Eissenhauer TEXT VON Tal Sterngast GESTALTET VON Neil Holt UMSCHLAGGESTALTUNG VON Das Museum als Safe Space studio stg Caravaggio, Amor Vincit Omnia (1601–1602) Deutsch ca. 112 S. ● 12 Abb. ● 14 x 21 cm ● Klappenbroschur Michelangelo Merisi da Caravaggios Bild Amor Vincit Omnia aus dem Jahr 1601 hat heute noch die Kraft, Museumsbesucher in seinen ca. € 24,00 [D], € 26,00 [A], CHF 27,50 Bann zu ziehen. Hinter Amors nacktem Körper dirigiert seine Hand den Blick auf die andere Seite der Figur, ins Bild hinein. Obwohl es das Gemälde auf provokative Weise darauf anlegt, seine Betrachter November 2020 zu adressieren und zu konfrontieren, lenkt es deren Blick auch hin- ter den Rücken der Figur.1 Es eröffnet einen Raum in eine illusionäre Ferne, der den realen Raum im Atelier und im Museum erweitert. Am Ende seines radikalen Projekts einer Suche nach den Wurzeln der abstrakten Malerei kam der amerikanische Maler Frank Stella zu dem Schluss, dass Caravaggio eine neue Art des Bildraums erfunden habe, der sich jenseits der Bildoberfläche in den Raum des Betrach- ters hineinprojiziere, den er gleichsam einhülle und verschlinge. Wir sehen uns aufgehen in dieser Sphäre, deren Effekt mit einem Tal Sterngast. Twelve Paintings. Excursions in the Gyroskop2 verglichen werden kann, einem Kreiselinstrument, das von Bewegung und Neigung unbeeinflusst bleibt. Gemäldegalerie of the Staatliche Museen zu Berlin Das Jahr 2017 wird als das Jahr erinnert werden, in dem die Kunst von innen angegriffen wurde. Im Sommer dieses Jahres verursachte € 24,00 [D], € 26,00 [A], CHF 27,50 das auf der Whitney Biennale in New York gezeigte Bild Open Casket (2016) der Malerin Dana Schutz einen Aufruhr in der Kunstwelt. Schutz’ Bild gibt eine Ikone des afroamerikanischen Kampfs für ISBN 978-3-7757-4767-7 (Englisch) Gleichheit, die Fotografie des vierzehnjährigen Emmet Till, wieder, der 1955 einem Lynchmord zum Opfer fiel. Die Spuren der Gewalttat sind auf dem Körper des toten Jungen zu sehen. Seine Mutter hatte Tal Sterngast. Zwölf Bilder. Betrachtungen aus der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin darauf bestanden, ihren Sohn bei der Beerdigung im offenen Sarg zu 1 Siehe Michael Fried, The Moment of Caravaggio, Princeton 2010. 2 Frank Stella, Working Space, Cambridge/London 1986, S. 1–22. 14 15 € 24,00 [D], € 26,00 [A], CHF 27,50 Sterngast_Aufbau.indd 14-15 04.09.20 17:23 ISBN 978-3-7757-4906-0 (Deutsch, ebook) ISBN 978-3-7757-4766-0 Deutsch 20
Finanzkrisen und Kunstmarkt Kunst zu sehen, zu hören und zu fühlen ist die eine – zu wissen, wie Kunst vertrieben, gehandelt und geschätzt wird, die andere Seite der Medaille. Denn ob Börsen- oder Museumsparkett, beide teilen sich eine eng verwobene Geschichte. Der erfahrene Kunsthändler und -vermittler Dirk Boll erzählt sie anhand einer faszinierenden Konstan- te: Alle 10 Jahre durchleben Kunst- und Wirtschaftsmarkt eine tiefgreifende Erschütterung oder Transformation. Ob die Wirtschaftskrisen von 1990 oder 2010, das Platzen der ersten Internetblase 2000 oder die Corona-Krise – jedes Jahrzehnt findet zu einer gänzlich eigenen Taxierung der Kunst. Dies zumal im Kontext der digitalen Entwicklung vom virtuellen Viewing Room bis hin zu neuen Distribu- tionsmöglichkeiten, durch die die Kunstwelt aktuell ihre nachhaltigsten Veränderungen erfährt. Höchste Zeit also, Bilanz zu ziehen und Kunst mit neuen Augen zu sehen. DIRK BOLL (*1970, Kassel) studierte Jura und Kulturmanagement in Freiburg und Ludwigsburg und promovierte über die Organisations- formen des Kunstmarktes. Seit 1998 ist er für das Auktionshaus Chris- tie’s tätig und seit 2017 Präsident von Christie’s Europe, Middle East, NEUE REIHE Russia and India. ● Finanzmärkte und Werte der Kunst ● Große Krisen und ihre Potenziale ● Eine andere Geschichte der Kunst Was ist diesmal anders? Wirtschaftskrisen und die neuen Kunstmärkte TEXT VON Dirk Boll ILLUSTRIERT VON Kathrin Jacobsen Deutsch ca. 160 S. ● 6 Abb. ● 12 x 19 cm ● Klappenbroschur ca. € 18,00 [D], € 18,00 [A], CHF 20,50 November 2020 Die englische Ausgabe erscheint 2021. Was ist diesmal anders? Wirtschaftskrisen und die neuen Kunstmärkte ca. € 17,99 [D], € 17,99 [A], CHF 20,49 ISBN 978-3-7757-4812-4 (Deutsch, ebook) Keine Angst vor Partizipation. Das kleine ABC des gemeinsamen Bauens und Wohnens € 4,95 [D], € 5,10 [A], CHF 7,50 ISBN 978-3-7757-4178-1 (Deutsch, Englisch) ISBN 978-3-7757-4811-7 Deutsch 21
Design neu gedacht Nicht erst seit Arts and Crafts ist das Verhältnis zwischen Kunst und Design Gegenstand kontroverser Diskussio- nen. Das Verhältnis beider Gattungen kann auf eine lange Geschichte unterschiedlicher Positionsbestimmungen, Annäherungen und erneuter Differenzierungen zurück- blicken. Ein Perspektivwechsel ist also dringend geboten. Zitzelspergers Argumentation ist dabei eine historische, die den Berührungs- und Abstoßungspunkten von Kunst und Design seit der Renaissance nachspürt. Den entschei- denden Einschnitt verortet Zitzlsperger gegen Ende des 19. Jahrhunderts und in einer Engführung des Designs mit der neu entstandenen Philosophie des amerikanischen Pragmatismus. Abseits von Ontologie und Produktions- ästhetik eröffnet sich hier ein neuer Horizont, der sich auf die dem Design zugrundeliegende Intentionalität sowie deren praktische Realisierung hin öffnet. PHILIPP ZITZLSPERGER (*1965) ist Professor für Bildwissenschaft und Forschungsdekan am Fachbereich Design der Hochschule Frese- nius University of Applied Sciences und Privatdozent am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin. NEUE REIHE ● Neue Forschungsperspektive ● Geschichte des Designs ● Design-Philosophie Philipp Zitzlsperger Das Design-Dilemma zwischen Kunst und Problemlösung TEXT VON Philipp Zitzlsperger GESTALTET VON Neil Holt Deutsch ca. 320 S. ● ca. 40 Abb. ● 14 x 21 cm ● Klappenbroschur ca. € 34,00 [D], € 38,00 [A], CHF 40,00 April 2021 Das Design-Dilemma zwischen Kunst und Problemlösung ca. € 34,00 [D], ca. € 38,00 [A], ca. CHF 40,00 ISBN 978-3-7757-4886-5 (Ebook) ISBN 978-3-7757-4863-6 Deutsch 22
Über die Zukunft der Museen Als in diesem Jahr, 2020, Museen weltweit wegen des neu- artigen Coronavirus geschlossen werden mussten, führte der in New York lebende Kulturstratege András Szántó Interviews mit einer Reihe von international agierenden Museumsleiter*innen. In einer Zeit, in der wirtschaftliche, politische und kulturelle Veränderungen den Beginn einer neuen Ära signalisieren, sprachen die Museumsleute of- fen über die historischen Grenzen und das ungenutzte Potenzial ihrer Institutionen. Die 28 Dialoge in diesem Buch befassen sich jeweils mit ei- ner eigenen Thematik, die für Kunstinstitutionen heute und morgen von Bedeutung sind. Was aus dieser Gesprächs- reihe hervorging, ist ein zusammengesetztes Porträt einer Generation von Museumsdirektor*innen, die daran arbei- ten, Institutionen offener, demokratischer, integrativer, ex- perimenteller und erfahrungsorientierter, technologisch versierter und kulturell polyphoner zu machen, die auf die Bedürfnisse ihrer Besucher*innen und Gemeinschaften ab- gestimmt sind und die sich mit den wichtigen Fragen der sie umgebenden Gesellschaften auseinandersetzen. NEUE REIHE ANDRÁS SZÁNTÓ (*1964, Budapest), berät Museen, Kultureinrichtun- gen und führende Marken in kulturstrategischen Fragen. Als Autor und Herausgeber erschienen seine Schriften in der New York Times, im Art forum, in der Kunstzeitung und vielen anderen Publikationen. Er leitete das National Arts Journalism Program an der Columbia University und das Global Museum Leaders Colloquium am Metropolitan Museum of Art. Szántó, der in Brooklyn lebt, führt seit Anfang der 1990er-Jahre András Szántó Gespräche mit führenden Vertretern der Kunstwelt, unter anderem als häufiger Moderator der Gesprächsreihe Art Basel Conversations. The Future of the Museum 28 Dialogues ● Neue Museumskonzepte GESTALTET VON Neil Holt ● Kulturdebatte ● Lebendige Dialoge Englisch ca. 320 S. ● 30 Abb. ● 12 x 19 cm ● Klappenbroschur ca. € 22,00 [D], € 24,00 [A], CHF 25,50 November 2020 The Public Realm GESPRÄCHSPARTNER: CECILIA ALEMANI Director & Chief Curator, The High Line New York City, USA Marion Ackermann, Cecilia Alemani, Anton Belov, Meriem Berrada, Daniel Birnbaum, Thomas P. Campbell, Tania Coen-Uzzielli, Rhana Devenport, A MUSEUM WITHOUT A CEILING María Mercedes González, Max Hollein, Sandra Jackson-Dumont, Mami Kataoka, Brian Kennedy, Koyo Kouoh, Sonia Lawson, Adam Levine, Victoria Noorthoorn, Hans Ulrich Obrist, Anne Pasternak, Adriano Pedrosa, Suhanya Raffel, Axel Rüger, Katrina Sedgwick, Franklin Sirmans, Eugene One of the memorable experiences of my lifetime was collaborating with the Italian-born curator Cecilia Tan, Philip Tinari, Marc-Olivier Wahler, Marie-Cécile Zinsou Alemani on a project initiated by Art Basel that turned the Argentine capital of Buenos Aires into a city-wide outdoor museum. As the head of the art program of András Szántó. The Future of the Museum the High Line, New York’s immensely popular elevated park, Alemani, who was born in 1977 in Milan, is a leading proponent of inserting contemporary artworks 28 Dialogues in the public realm. We spoke when the High Line was still closed during the coronavirus epidemic, and while Alemani was busy preparing for her next major curato- ca. € 21,99 [D], € 23,99 [A], CHF 25,49 rial undertaking, as the first Italian woman invited to lead the Venice Biennale. ISBN 978-3-7757-4828-5 (Ebook) ISBN 978-3-7757-4827-8 Englisch 23
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