Gerechtigkeit siegt über Eigennutz Ein Ultimatum Bargaining Game anhand von WM-Tickets

Die Seite wird erstellt Hanna Möller
 
WEITER LESEN
5th International Conference on Management, Enterprise and Benchmarking
                                                         June 1-2, 2007 › Budapest, Hungary

Gerechtigkeit siegt über Eigennutz
Ein Ultimatum Bargaining Game anhand von
WM-Tickets

Marc Piazolo
Professur für Geld, Kredit und Außenwirtschaft
University of Applied Sciences Kaiserslautern
Amerikastr. 1
66482 Zweibrücken, Germany
marc.piazolo@fh-kl.de

Fairness wird nicht nur im Sport groß geschrieben, sondern auch im sozialen Alltag. Wie
sieht es jedoch damit aus, wenn es um begehrte Dinge geht - beispielsweise um
Eintrittskarten zu Spielen der Fußball-WM 2006? Im Rahmen eines Zeitungs- bzw.
Internetexperiments untersuchten wir, ob Gerechtigkeitsvorstellungen wirtschaftliche
Entscheidungen beeinflussen. Hierzu riefen wir im Mai 2006 zu einem fiktiven Gewinnspiel
auf, bei dem zwölf Eintrittskarten für die Fußball-WM verteilt werden sollten. In einem
ersten Schritt, wollten wir erfahren, wie fair und rational die Teilnehmer die begehrten
Güter –die WM-Tickets bzw. 10 EUR je Ticket – aufteilten. In einem zweiten Schritt wurde
beobachtet, in wieweit Menschen einen bestimmten Verteilungsvorschlag als gerecht
ansehen und diesen akzeptieren oder ablehnen. Zusätzlich integrierten wir einen
Intelligenztest und befragten im „ökonomisch unbedarfte“ Erstsemester zu ihrem
Entscheidungsverhalten.

Ultimatum Bargaining, Homo Oeconomicus, Homo Reciprocans, Cognitive Reflection Test

1. Homo Oeconomicus vs. Homo Reciprocans
In den Wirtschaftswissenschaften wird üblicherweise unterstellt, dass sich
Entscheidungsträger - vom Angestellten über den Geschäftsführer bis hin zum
Finanzminister – vollkommen rational verhalten. Ob wir Menschen dieses
Konzept des eigennutzorientierten Homo Oeconomicus tatsächlich so
verinnerlicht haben, lässt sich nur empirisch beantworten. Mit Hilfe eines
Experimentes können wir das wirkliche Entscheidungsverhalten von Menschen
erforschen. Bisherige Versuche – im Feld oder im Labor – haben gezeigt, dass die
Teilnehmer häufig einem auf Reziprozität basierenden Verhaltensmuster folgen;
d.h. sie belohnen freundliches Verhalten und bestrafen unkooperatives Verhalten.
Teilweise gilt dies auch, wenn mit der Bestrafung materielle Kosten verbunden

                                                                                                 45
Marc Piazolo
     Gerechtigkeit siegt über Eigennutz
     Ein Ultimatum Bargaining Game anhand von WM-Tickets

     sind. Auf Grund dieser empirischen Ergebnisse wird inzwischen alternativ dem
     Homo Oeconomicus das Leitbild des Homo Reciprocans gegenüber gestellt.1
     Neben der Reziprozität zeigte sich auch, dass viele Menschen den Wert einer
     gerechten Verteilung von Gütern, Einkommen oder Gewinnen hochschätzen und
     dass sie Ungleichverteilungen tendenziell ablehnen.2

     1.1     Was verbirgt sich hinter Ultimatum Bargaining Games?
     Um die Bedeutung des nur auf Eigennutz abgestellten menschlichen Verhaltens zu
     ermitteln, wendet man die sogenannten Ultimatum Bargaining Games an. In der
     Standardversion mit zwei Personen ist ein festgelegter Betrag, wie z.B. 100
     EUR, zu verteilen.3 Die erste Person – nennen wir sie Anton – unterbreitet der
     zweiten Person, Berta, einen Verteilungsvorschlag: z.B. 80 EUR zu 20 EUR.
     Berta muss sich jetzt entscheiden diesen Vorschlag zu akzeptieren oder
     abzulehnen. Akzeptiert Berta den Vorschlag von Anton, dann erhält Anton 80
     EUR und Berta 20 EUR. Lehnt Berta den Vorschlag als unfair ab, dann gehen
     beide leer aus. Verhielte sich die Entscheiderin Berta vollkommen rational, würde
     sie jeder Verteilung zustimmen, die ihr einen auch noch so geringen positiven
     Ertrag zukommen lässt – beispielsweise nur ein Euro von den insgesamt
     einhundert Euro. Schließlich ist ein geschenkter Euro besser als gar kein
     finanzieller Zugewinn!4
     Das Drei-Personen Ultimatum Game führt mit Cäsar eine weitere Person ein, die
     über keinerlei Rechte verfügt. Cäsar partizipiert zwar an der Verteilung möglicher
     Finanzmittel, jedoch hat er im Gegensatz zu Berta kein Recht ein Veto gegen den
     Verteilungsvorschlag von Anton einzulegen. Sowohl das Vorschlagsverhalten von
     Anton als auch das Vetoverhalten von Berta können aufgrund sozialer Motive
     durch die Dummy-Person Cäsar beeinflusst werden. Beispielsweise zeigten Bolten
     und Ockenfels (2000) in ihrem Modell über die Aversion einer
     Ungleichverteilung, dass Anton rund ein Drittel des gesamten Kuchens Berta

     1
           Vgl. Falk (2003).
     2
           Z.B. in Bolten / Ockenfels (2006). Dabei haben Nicht-Ökonomen eine deutlich
           größere Aversion gegenüber einer ungleichen Verteilung von Auszahlungsströmen als
           Wirtschaftswissenschaftler (Fehr et al. 2006).
     3
           Vgl. Falk/Tyran (1997) 327.
     4
           In fünfzehn Stammesgesellschaften von Entwicklungsländern schwankten die
           durchschnittlichen Angebote von Anton zwischen 26%-58% des gesamten „Kuchens“
           - vergleichbar mit Ergebnissen aus Industrieländern. Jedoch lehnten die Teilnehmer
           als Berta niedrige Angebote des Anton (
5th International Conference on Management, Enterprise and Benchmarking
                                                                 June 1-2, 2007 › Budapest, Hungary

   anbietet, während er wesentlich weniger Cäsar zur Verfügung stellt. Empirisch
   wurde dies in dem Zeitungsexperiment von Güth et al. (2005) bestätigt.5

   1.2       Ultimatum Bargaining und WM-Tickets
   Im Mai 2006 hatten wir über das Internet und mehrere Regionalzeitungen zur
   Teilnahme an einem fiktiven Gewinnspiel aufgerufen, bei dem 12 Eintrittskarten
   von einer Brauerei für die Fußball-WM 2006 verteilt werden sollten. Die drei
   ausgelosten Gewinner - Anton, Berta und Cäsar - sollten diese 12 Tickets nach
   folgender Regel unter sich aufteilen: Anton macht einen Vorschlag zur Verteilung
   der Eintrittskarten; Berta kann sich nun entscheiden, ob sie diesen Vorschlag
   akzeptiert. Falls sie einverstanden ist, wird die Brauerei die Tickets gemäß Antons
   Verteilungsvorschlag den drei Gewinnern überreichen.
                                                 Tabelle 1
                                       Beschreibung der Teilnehmer

n = 381                          Anteile                                                        Anteile
                                in Prozent                                                     in Prozent
   Alter                                       Ausbildung
             unter 21              6,6             7            Promotion                         3,4
             21 bis 25             35,7            6            Diplom Universität                10,5
   X = 29    26 bis 30             31,2            6            Master                            2,1
Std.abw. = 9 31 bis 40             13,9            5            Diplom Fachhochschule             9,7
             41 bis 50             9,7             4            Bachelor                          0,8
             über 50               2,9             3            Abitur/Fachabitur                 65,6
Geschlecht                                         2            Mittlere Reife                    4,7
     1*      weiblich              28,1            1            Hauptschule                       1,6
      0      männlich              71,9            0            ohne Abschluss                    1,6
   Beruf
      6      selbständig           3,9       Fachrichtung
      5      Beamter               4,5            4       Wirtschaftwissenschaften                49,6
      4      Angestellter          37,5           3       Ingenieurwissenschaften                 13,1
      3      Arbeiter              0,5            2       Naturwissenschaften                     7,1
      2      Studium               47,8           1       sonstige                                16,5
      1      Ausbildung            2,4            0       kein Studium                            13,7
      0      nicht                 3,4
             erwerbstätig
       * Kodierung der nominalskalierten Charakteristika Geschlecht, Beruf, Ausbildung und Fachrichtung
          von 0 bis maximal 7.

   5
           Im Durchschnitt bot Anton Anteile von 33% Berta bzw. 24,5% Cäsar an; 42,5%
           behielt er für sich (Güth et al. 2005 11).

                                                                                                            47
Marc Piazolo
     Gerechtigkeit siegt über Eigennutz
     Ein Ultimatum Bargaining Game anhand von WM-Tickets

     Falls jedoch Berta mit dem Vorschlag nicht einverstanden ist, dann erhalten die
     drei Ausgelosten keine Karten und die Brauerei lost für eine zweite Runde drei
     weitere Gewinner aus. Cäsar hat weder Einfluss auf die Entscheidung von Berta
     noch auf den Vorschlag von Anton. Der Aufbau unseres Experimentes ist an Güth
     et al. (2005) angelehnt.6 Im Gegensatz zu den meisten bisherigen Ultimatum
     Games führten wir ein Feldexperiment mit einer großen Anzahl an Teilnehmern
     ganz unterschiedlicher sozialer und beruflicher Charakteristika durch. Zusätzlich
     fügten wir einen anerkannten Intelligenztest an, um einen Zusammenhang
     zwischen den kognitiven Fähigkeiten und dem Entscheidungsverhalten ergründen
     zu können.
     Mehrere Ziele wollten wir über das Zeitungs-/Internetexperiment angehen: (1.)
     Wie sieht das Entscheidungsverhalten von Menschen in Verteilungsfragen aus?
     Wie fair und rational werden wertvolle Güter – in unserem Fall die Eintrittskarten
     mit einem realen Geldwert von 10 EUR pro Ticket - verteilt? (2.) Inwieweit sehen
     die Teilnehmer einen bestimmten Verteilungsvorschlag als gerecht an, akzeptieren
     diesen oder lehnen ihn ab. (3) Beeinflussen bestimmte Charakteristika unserer
     Teilnehmer ihr Entscheidungsverhalten?

     2. Teilnehmercharakteristika
     An dem Gewinnspiel beteiligten sich 405 Personen. Davon konnten wir 381 in die
     Auswertung aufnehmen (Tabelle 1). Obwohl die Ausschreibung auf die beide
     regionalen Tageszeitungen Die Rheinpfalz und Pfälzischer Merkur beschränkt
     war, fiel der überregionale Anteil der Teilnehmer mit 41% (Deutschland) und
     weiteren 5% aus dem Ausland überraschend hoch aus. Vom Schulkind (12 Jahre)
     bis zum Rentner (66 Jahre) streuen die Teilnehmer; der Altersdurchschnitt liegt
     bei 29 Jahren. Knapp die Hälfte aller Mitspieler studieren an einer Fachhochschule
     oder Universität. Folglich stellt für zwei Drittel der Teilnehmer das Abitur bzw.
     das Fachabitur den höchsten Bildungsabschluss dar. Weniger als ein Drittel aller
     Teilnehmer ist weiblich, während sich die Verteilung von Ökonomen
     (Absolventen & Studenten) und Nicht-Ökonomen genau die Waage hält. Bei den
     Männern überwiegt der Anteil der Teilnehmer mit wirtschaftswissenschaftlichem
     Hintergrund.

     6
           Eine interessante Abwandlung dieses Experimentes findet sich bei Kagel/Wolfe
           (2001): Nachdem Anton seinen Vorschlag gemacht hat, weist ein Zufallsgenerator
           einem der beiden - Berta oder Cäsar – das Vetorecht zu.

48
5th International Conference on Management, Enterprise and Benchmarking
                                                            June 1-2, 2007 › Budapest, Hungary

3. Entscheidungsverhalten aller Teilnehmer
Wir hatten den Teilnehmern achtzehn Verteilungsvorschläge zur Auswahl gestellt.
Jeder Mitspieler sollte als erstes in die Rolle von Anton schlüpfen und einen
einzigen dieser Verteilungsvorschläge auswählen. Danach versetzten sich die
Teilnehmer in die Rolle von Berta und beurteilten jeden der Verteilungsvorschläge
einzeln. In diesem Fall mussten sie jeweils über die Annahme bzw. Ablehnung der
achtzehn Vorschläge entscheiden. In Tabelle 2 sind die Ergebnisse der 381
Teilnehmer aufgeführt.

3.1   Entscheidungsverhalten als Anton
                                         Tabelle 2
                                Verteilung der WM-Tickets

                           Entscheidung Aufteilung der zwölf              Entscheidung
n = 381 Teilnehmer              als         Tickets auf                     als Berta
                               Anton       Anton Berta Cäsar annehmen             ablehnen
                                0%            0       6         6       88%         12%
                                0%            2       4         6       78%         22%
                                0%            2       5         5       90%         10%
                                1%            2       6         4       92%          8%
                                0%            4       2         6       54%         46%
                                0%            4       3         5       60%         40%
Gleichverteilung                42%           4       4         4       97%          3%
                                4%            4       5         3       91%          9%
                                7%            4       6         2       90%         10%
                                2%            6       1         5       40%         60%
                                0%            6       2         4       53%         47%
                                3%            6       3         3       61%         39%
                                8%            6       4         2       77%         23%
Koalition der Mächtigen         12%           6       5         1       92%          8%
                                0%            8       1         3       54%         46%
                                2%            8       2         2       53%         47%
                                4%            8       3         1       57%         43%
Homo Oeconomicus                14%          10       1         1       39%         61%
durchschnittlicher Ticketvorschlag von
Anton:                                      5,52     3,74     2,74
                                            46%      31%      23%

                                                                                                 49
Marc Piazolo
     Gerechtigkeit siegt über Eigennutz
     Ein Ultimatum Bargaining Game anhand von WM-Tickets

     Mit großem Abstand wählten 42% aller Teilnehmer die Gleichverteilung (4/4/4)
     der zwölf WM-Tickets – und damit der typische Modal-Vorschlag.7 Diesen
     Vorschlag könnte man auch als vollkommen fair und gerecht bezeichnen. Die
     zweithäufigste Wahl war mit 14% eine Verteilung, die den größtmöglichen
     Gewinn Anton lässt, während nur je ein Ticket an Berta und Cäsar gehen (10/1/1).
     Dieser Vorschlag kommt dem Konzept des eigennutzorientierten Homo
     Oeconomicus am nächsten: Anton maximiert seinen Gewinn in Form der
     Eintrittskarten.8 An dritter Position wurde 12% der Teilnehmer die so genannte
     Koalition der Mächtigen (6/5/1) gewählt. Hier schließen sich Anton und Berta
     faktisch auf Kosten von Cäsar zu einer Koalition zusammen. Da Cäsar keinerlei
     Einfluss auf die Entscheidungen hat, werden ihm nur „Brotkrumen“ überlassen.
     Allein zehn der achtzehn Vorschläge werden gar nicht bzw. von maximal 2% der
     Teilnehmer gewählt.
     Im Durchschnitt aller Teilnehmer bietet Anton 23% der gesamten
     Verteilungsmasse Cäsar und 31% Berta an. Während er knapp die Hälfte für sich
     selbst veranschlagt. Bei Güth et al. (2005) fällt der Eigennutz von Anton mit 43%
     etwas niedriger aus.
     Hätte Anton im vorhinein gewusst, wie hoch die Akzeptanzraten von Berta für
     den jeweiligen Vorschlag aussehen, dann hätte er die Verteilung der Eintrittkarten
     gemäß der Koalition der Mächtigen unterbreitet. Die erwartete Ticketzuteilung
     liegt in diesem Fall für Anton mit 5,5 Tickets bzw. mit einem tatsächlichen Erlös
     von 55 EUR am höchsten.9 Die Vorschläge (6/4/2) bzw. (8/3/1) haben mit je 46
     EUR die zweithöchste erwartete Auszahlung. Erst an sechster Position folgt der
     Homo Oeconomicus mit 39 EUR – ganz knapp vor der Gleichverteilung.10 Im
     Gegensatz zur Gleichverteilung ist die Wahl des Homo Oeconomicus jedoch mit
     einem hohen Risiko behaftet: die Standardabweichung vom erwarteten Erlös liegt
     bei 49 EUR – dem höchsten Wert aller Vorschläge! Die Akzeptanzrate von 39%
     für den unfairsten Verteilungsvorschlag liegt jedoch deutlich höher als in
     vergleichbaren Ultimatum Games, z.B. 22% (Güth et al. 2005), 25%
     (Kagel/Wolfe 2001) oder 35% in der Standardversion bei Güth et al. 2003.
     Die Hälfte aller Frauen bevorzugt die Gleichverteilung – Männer hingegen nur zu
     38%. Sogar noch einen Tick fairer verhalten sich Nicht-Ökonomen, egal ob
     weiblich oder männlich: 52% der Nicht-Ökonomen wählten die faire Verteilung

     7
           Vgl. Chuah et al. 2005; Güth et al. 2003, 2005; Dickinson 2000 oder Rotemberg2006.
     8
           Bisherige Experimente ergaben einen etwas geringeren Anteil an Voten für den Homo
           Oeconomicus; z.B. 8,3% in dem Zeitungsexperiment in Die Zeit mit 5.132
           Teilnehmern (Güth et al. 2005).
     9
           Unter dem Vorschlag der Koalition der Mächtigen erhielte Anton sechs Tickets mit
           einer Akzeptanzrate 92 %: 6 • 0,92 = 5,5. Die Standardabweichung von dem
           erwarteten Erlös beträgt 16 EUR.
     10
           Im Vergleich hierzu konnte man im Die Zeit Experiment mit der Gleichverteilung den
           höchsten Betrag von umgerechnet 38,4 EUR erwarten. Mit dem Vorschlag des Homo
           Oeconomicus waren es nur 22 EUR (Güth et al. 2005 13).

50
5th International Conference on Management, Enterprise and Benchmarking
                                                             June 1-2, 2007 › Budapest, Hungary

von jeweils 4 Tickets für Anton, Berta und Cäsar, jedoch nur 5% den Homo
Oeconomicus. Währenddessen entschieden sich 31% der Teilnehmer mit
wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund für die Gleichverteilung, 23% für den
Homo Oeconomicus und 16% für die Koalition der Mächtigen.
Wirtschaftswissenschaftler (Studenten/Absolventen) verhalten sich somit
wesentlich rationaler und eigennutzorientierter als der „Rest der Menschheit“.
Darin könnte sich jedoch auch die studiumsbedingte Auseinandersetzung
(„Indoktrination“) mit dem Menschenbild des Homo Oeconomicus widerspiegeln.
Mit Hilfe des χ²-Unabhängigkeitstests überprüfen wir, ob ein statistischer
Zusammenhang zwischen dem Entscheidungsverhalten als Anton bzw. Berta
sowie dem Geschlecht oder dem ökonomischen Hintergrund der Teilnehmer
besteht.
                                            Tabelle 3
                      Entscheidungsverhalten und Geschlecht bzw. Ökonom

                                                Entscheidungsverhalten als
                                            Anton                       Berta

Ökonom vs. Nicht-Ökonom                  3,4E-06***                          0,45

       Frau vs. Mann                        0,09*                            0,99
          χ²-Unabhängigkeitstest: Als Basis dient der Vergleich zwischen den beobachteten zu den
           theoretischen Werten für alle 18 Vorschläge. * Ablehnung der Unabhängigkeit bei 10%
  Irrtumswahrscheinlichkeit, *** Ablehnung der Unabhängigkeit bei 1% Irrtumswahrscheinlichkeit.

Tabelle 3 gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass kein Zusammenhang (bzw.
Unabhängigkeit) besteht. Die Charakteristika Ökonom (Ja/Nein) sowie das
Geschlecht scheinen keinerlei Einfluss auf das Entscheidungsverhalten der
Teilnehmer als Berta zu haben. Im Gegensatz hierzu gibt es wohl einen stark
signifikanten Zusammenhang im Entscheidungsverhalten als vorschlagender
Anton und seiner unterschiedlichen akademischen Herkunft. Wenn der
Teilnehmer wirtschaftswissenschaftlich geprägt ist, dann schlägt er andere
Verteilungen vor als ein Nicht-Ökonom. Für Männer und Frauen gilt dies im
abgeschwächten Maße ebenso.

4. Entscheidungsverhalten als Berta
Fast alle Teilnehmer nehmen als Berta den Vorschlag der Gleichverteilung an.
Die Koalition der Mächtigen wird ebenfalls von über 90% aller Teilnehmer
akzeptiert. Das Konzept des Homo Oeconomicus vorgeschlagen von Anton
lehnen jedoch in der Rolle als Berta deutlich mehr als die Hälfte aller Teilnehmer
ab! Eigentlich bezeichnen wir dieses Verhalten als irrational: denn die Mitspieler
verzichten lieber auf eine geschenkte Eintrittskarte (bzw. 10 EUR!), als dass sie

                                                                                                    51
Marc Piazolo
     Gerechtigkeit siegt über Eigennutz
     Ein Ultimatum Bargaining Game anhand von WM-Tickets

     den aus ihrer Sicht unfairen Vorschlag von Anton (10/1/1) akzeptieren. Alle
     Vorschläge bei denen Berta nur 1-2 Tickets erhält, werden von 46%-61% der
     Teilnehmer abgelehnt.11
     Insgesamt nehmen nur 138 Mitspieler (36%) unabhängig von der ersten
     Fragestellung jeden Verteilungsvorschlag an. Ihrer Meinung nach sollte man
     besser wenige Tickets und eine ungleiche Verteilung akzeptieren, als gar kein
     Ticket zu erhalten. Konsequenterweise akzeptierten die 53 Teilnehmer, die sich
     als Anton für den Homo Oeconomicus entschieden hatten, als Berta ebenfalls alle
     Varianten. Die Teilnehmer wählten also beides Mal die rein rationale Variante.
     Interessanterweise akzeptieren relativ gesehen mehr Frauen als Männer den
     eigennutzmaximierenden Vorschlag von Anton (41,1% gegenüber 37,5%).

                           Ausgewählte Ergebnisse nach Gruppen:
                                            Insgesamt – Ökonomen – CRT3

                                                                                                                                  CRT3
                  Gleichverteilung                                                                                                Ökonomen

                                                                                                                                  Insgesamt

                                                                                  CRT3
                  Homo Oeconomicus                                                Ökonomen
                                                                                  Insgesamt

                                                                                                                                  CRT3

                  Koalition der Mächtigen                                                                                         Ökonomen
                                                                                                                                  Insgesamt

                                            0    10       20      30      40       50      60      70       80      90      100

                                                      Vorschlag von Anton
                                                      Akzeptanz durch Berta

                                       CRT3: Cognitive Reflection Test – Intelligenztest: alle drei Fragen korrekt beantwortet.
                                       Insgesamt: 381 Teilnehmer, davon Ökonomen: 189 Teilnehmer; CRT3: 206 Teilnehmer.

     5. Entscheidungsverhalten und Intelligenz
     Zusätzlich hatten wir noch vier Fragen aufgenommen, die mit dem eigentlichen
     Entscheidungsverhalten in keinem Zusammenhang stehen.12 Drei dieser vier
     Fragen stellen einen anerkannten Intelligenztest dar – den sogenannten Cognitive
     Reflection Test (CRT).13 Dieser Test wurde in den USA an verschiedenen
     Universitäten durchgeführt; z.T. auch online und mit ausreichend Zeit sich die

     11
           Ein unfaires Angebot mehrheitlich abzulehnen scheint das Resultat starker negativer
           emotionaler Faktoren zu sein (Cohen 2005 14). „ … people actually enjoy hurting
           those that they regard as excessively selfish.“ (Rotemberg 2006 26).
     12
           Die einzelnen Fragen finden Sie im Anhang.
     13
           Shane (2005) 26ff.. Die erste Frage haben wir zusätzlich gestellt; sie wird bei der
           Auswertung nicht berücksichtigt.

52
5th International Conference on Management, Enterprise and Benchmarking
                                                             June 1-2, 2007 › Budapest, Hungary

Antworten zu überlegen – vergleichbar mit unserem Experimentaufbau. Der Test
wird z.B. bei Zulassungen zum Studium oder in Assessment Centern eingesetzt.
Die Ergebnisse unserer Teilnehmer können sich sehen lassen – der Durchschnitt
ihres CRT-Wertes liegt im Vergleich zu den elf vorliegenden Studien am
höchsten; noch vor den Testpersonen (hauptsächlich Studierende) von MIT,
Princeton oder Harvard! Immerhin konnten über die Hälfte unserer Teilnehmer
alle drei Fragen korrekt beantworten. Von den männlichen Mitspielern haben 59%
alle Fragen richtig gelöst; bei den Frauen lag dieser Anteil bei 41%. Zwischen
Teilnehmern mit wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund und Nicht-Ökonomen
gibt es keinen Unterschied bzgl. des Anteils des CRT3.
                                            Tabelle 4
                             Ergebnisse des Cognitive Reflection Tests

 Ergebnisse ausgewählter       Anzahl richtig beantworteter Fragen       CRT-        Anzahl
Studien bzw. Institutionen                                               Wert      Teilnehmer
                                  0         1           2         3
FH Kaiserslautern,
Internet/Zeitungsexperimen      8%        11 %       27 %       54 %     2,28          381
t
Mass.       Institute    of     7%        16 %       30 %       48 %     2,18           61
Technology
Princeton University            18 %      27 %       28 %       26 %     1,63          121
FH Kaiserslautern,
1. Semester                     12 %      38 %       35 %       15 %     1,54           26
Wirtschaftsinformatik
Harvard University              20 %      37 %       24 %       20 %     1,43           51
                      CRT-Wert = gewichteter Durchschnittswert der richtig beantworteten Fragen.

Vergleichen wir die Gruppe der Ökonomen und der Intelligenten (CRT3) mit dem
Durchschnitt aller Teilnehmer, so ist Folgendes festzuhalten: Die Ökonomen
entscheiden deutlich rationaler und eigennutzorientierter als der Durchschnitt. Die
Intelligenten liegen mit ihren Entscheidungen jeweils in der Mitte: Als Anton
votierten 38% von ihnen für die Gleichverteilung, 16% für das Konzept des Homo
Oeconomicus und 13% für die Koalition der Mächtigen.

6. Bestimmungsfaktoren für die Entscheidung als
   Homo Oeconomicus
14% der Teilnehmer schlagen als Anton die eigennutzmaximierende Verteilung
vor. Zugleich akzeptieren nur 39% aller Teilnehmer in der Rolle der Berta diesen
Verteilungsvorschlag (Tabelle 2). Mit Hilfe der erhobenen sozio-demographischen
Daten wollen wir ermitteln inwieweit diese Charakteristika die Entscheidung pro

                                                                                                   53
Marc Piazolo
     Gerechtigkeit siegt über Eigennutz
     Ein Ultimatum Bargaining Game anhand von WM-Tickets

     bzw. contra die rational-theoretische Benchmark des Homo Oeconomicus (10/1/1)
     beeinflussen. Hierzu schätzen wir mit Eviews4 binäre Probit-Regressionsmodelle.
     In der Rolle des Anton ist die abhängige Variable wie folgt definiert:
     Verteilungsvorschlag Homo Oeconomicus (=1), alle anderen Vorschläge (=0).
     Tabelle 5 stellt die Modelle I-III vor.
                                                  Tabelle 5
                 Anton - Bestimmungsfaktoren des Verteilungsvorschlages Homo Oeconomicus

                                      abhängige Variable - Vorschlag 10/1/1 (=1) – n1 = 53
                                             alle anderen Vorschläge (=0) – n2 = 328
                                     Modell I               Modell II              Modell III
     Konstante                  -2,68 (0,60) ***       -2,57    (0,57) ***     -2,46 (0,55) ***
     CRT-Wert (0-3)              0,24 (0,11) **         0,25    (0,11) **       0,23   (0,11) **
     Fachrichtung               0,35 (0,08) ***        0,36     (0,08) ***     0,35    (0,08) ***
     Alter (Jahre)              -0,04 (0,02) **        -0,04    (0,02) **      -0,04 (0,02) **
     Ausbildung                  0,20 (0,09) **         0,21    (0,09) **       0,20   (0,09) **
     Geschlecht (Frau = 1)       0,19 (0,20)            0,20    (0,20)
     Beruf                      0,09 (0,14)
     McFadden R²                      0,13                    0,13                   0,13
                                                 Kodierung der einzelnen Charakteristika gemäß Tabelle 1.
                Koeffizient (Standardfehler in Klammer) *, **, *** Signifikanzniveau von 90%, 95%, 99%.

     Den stärksten Einfluss auf den eigennutzmaximierenden Verteilungsvorschlag hat
     das Kriterium der Fachrichtung. Unter den akademischen Fachgebieten fällen die
     Wirtschaftswissenschaftler am ehesten eine rein rationale Entscheidung. Wie
     schon im vorherigen Abschnitt festgehalten, neigen diejenigen, die einen höheren
     Wert im Cognitive Reflection Test erreicht haben, dem Bild des Homo
     Oeconomicus stärker zu. Während dessen verspüren die vergleichsweise älteren
     Teilnehmer      eine    Abneigung       gegenüber    dem     sehr     ungleichen
     Verteilungsvorschlag.14 Je höher der erreichte Bildungsstand, um so rationaler
     fallen die Vorschläge in der Rolle des Anton aus. Weder der Berufsstand noch das
     Geschlecht üben einen signifikanten Einfluss auf die Entscheidung pro Homo
     Oeconomicus aus.
     Im Rahmen einer zweiten Regressionsanalyse ist die abhängige Variable – jetzt in
     der Rolle der Berta - wie folgt definiert: Akzeptanz des Verteilungsvorschlages
     Homo Oeconomicus (=1) und die Ablehnung (=0). Tabelle 6 stellt die Modelle
     IV-IX vor.

     14
           Güth et al. (2005 22) stellten dies ebenfalls fest.

54
5th International Conference on Management, Enterprise and Benchmarking
                                                                    June 1-2, 2007 › Budapest, Hungary

                                                   Tabelle 6
                Berta - Bestimmungsfaktoren der Akzeptanz des Vorschlages Homo Oeconomicus

                           abhängige Variable – Akzeptanz des Vorschlages 10/1/1 (=1) – n1 = 147
                                     Ablehnung des Vorschlages 10/1/1 (=0) – n2 = 234
                      Modell IV Modell V Modell VI Modell VII Modell VIII Modell IX
Konstante             -2,38 ***    -2,40 *** -2,22 ***        -1,47 ***     -1,43 ***      -1,50 ***
                        (0,50)       (0,47)       (0,45)        (0,39)        (0,38)         (0,36)
Gleichverteilung      0,70 ***      0,70 ***     0,72 ***
    als Anton           (0,23)       (0,23)       (0,23)
Vorschlag             0,18 ***      0,18 ***     0,19 ***     0,12 ***      0,12 ***        0,11 ***
Anton                  ( 0,03)       ( 0,03)      ( 0,03)       ( 0,02)       ( 0,02)        ( 0,02)
    (1-18)
Alter (Jahre)          -0,02 **        -0,02 *       -0,02 *        -0,02 **        -0,02 **         -0,01 *
                        (0,01)          (0,01)        (0,01)         (0,01)          (0,01)           (0,01)
Fachrichtung             -0,04                                        -0,04           -0,04
                        (0,05)                                       (0,05)          (0,05)
Beruf                    0,03                                         0,04
                        (0,08)                                       (0,08)
CRT-Wert (0-3)            0,10          0,10                        0,12 (*)        0,12 (*)        0,12 (*)
                        (0,08)         (0,08)                        (0,08)          (0,08)          (0,08)
Geschlecht              0,28 *         0,29 *        0,25 *          0,29 *          0,29 *          0,31 *
   (Frau = 1)           (0,16)         (0,16)        (0,16)          (0,16)          (0,16)          (0,16)
Ausbildung                0,05                                        0,04            0,05
                        (0,06)                                       (0,06)          (0,06)
McFadden R²              0,14           0,14          0,14            0,12            0,12            0,12
                                                 Kodierung der einzelnen Charakteristika gemäß Tabelle 1.
            Koeffizient (Standardfehler in Klammer) (*), *, **, *** Signifikanzniveau von (85%), 90%, 95%,
                                                                                                      99%.

     Als Berta akzeptieren die Teilnehmer den aus ihrer Sicht sehr ungerechten
     Verteilungsvorschlag dann, wenn sie zuvor als Anton selbst eher eine
     eigennutzmaximierende Verteilung vorgeschlagen hatten. Teilnehmer jüngeren
     Alters sind ebenso bereiter einen solchen Vorschlag zu akzeptieren. Schwach
     signifikant ist der Einfluss des Geschlechts: Frauen nehmen den Vorschlag von
     Anton eher an als Männer. An der Grenze zur Signifikanz liegt das
     Annahmeverhalten derjenigen, die im Cognitive Reflection Test besser
     abgeschnitten hatten. Beruf, Bildungsstand und Studienrichtung beeinflussen die
     Entscheidungen als Berta nicht. Interessanterweise akzeptieren diejenigen, die als
     Anton den Vorschlag der Gleichverteilung gemacht hatten, in der Rolle der Berta
     durchaus die äußerst ungleiche Verteilung der WM-Tickets.

                                                                                                               55
Marc Piazolo
     Gerechtigkeit siegt über Eigennutz
     Ein Ultimatum Bargaining Game anhand von WM-Tickets

     7. Entscheidungsverhalten von Erstsemestern
     Im Rahmen der Lehrveranstaltung “Grundlagen der Volkswirtschaftslehre“ im
     Bachelor-Studiengang Wirtschaftsinformatik wiederholten wir im Oktober 2006
     das Experiment. Sowohl der Frauenanteil (15%) als auch das Durchschnittsalter
     (22 Jahre) der Teilnehmer liegen niedriger als im Zeitungs- bzw.
     Internetexperiment. Mit 58% entschied sich die absolute Mehrheit der Teilnehmer
     in der Rolle des Anton für die Gleichverteilung. An zweithäufigster Stelle wurde
     allerdings mit 12% die Verteilung der Koalition der Mächtigen genannt. Das
     Konzept des Homo Oeconomicus fand nur bei 4% der Teilnehmer Zuspruch.
     92% der Teilnehmer würden in der Rolle der Berta die Gleichverteilung
     akzeptieren. Während nur eine knappe Mehrheit der Teilnehmer die Koalition der
     Mächtigen (6/5/1) befürworten. Alle Teilnehmer lehnten das Konzept des Homo
     Oeconomicus ab; d.h. auch diejenigen, die sich als Anton eigennutzorientiert
     verhalten hatten!

     8. Fazit
          •     Vergleichsweise     große      Resonanz     des    Zeitungs-     bzw.
                Internetexperimentes (405 TeilnehmerInnen).
          •     Mit großem Abstand entschieden sich 42% der Teilnehmer als Anton für
                die Gleichverteilung (je 4 Tickets) vor dem Konzept des
                eigennutzorientierten Homo Oeconomicus (10/1/1) mit 14% und der
                Koalition der Mächtigen (6/5/1) mit 12%.
          •     Selbst als Berta traten der Gerechtigkeitssinn und die Fairness in den
                Vordergrund. Jeder Vorschlag der Berta 1-2 Tickets (bzw. 10-20 EUR)
                beschert hätte, wurde von 46%-61% der Teilnehmer abgelehnt. Diese
                Teilnehmer verzichten lieber auf Geld statt einer unfairen Verteilung
                zuzustimmen!
          •     Frauen und Nicht-Ökonomen haben einen höheren Gerechtigkeitssinn
                als der Durchschnitt der Teilnehmer.
          •     Mit Hilfe des Cognitive Reflection Tests stellen wir fest, dass unsere
                Teilnehmer die Vergleichsgruppen angesehener amerikanischer Top-
                Universitäten im Intelligenztest schlagen. Das Entscheidungsverhalten
                der besonders intelligenten Teilnehmer ist rationaler als das der
                Allgemeinheit – jedoch nicht so eigennützig, wie das der Gruppe der
                Ökonomen.
          •     Dies wird auch mit Hilfe von Probit Modellen aus der multiplen
                Regressionsanalyse bestätigt. Junge, intelligente, gut ausgebildete

56
5th International Conference on Management, Enterprise and Benchmarking
                                                          June 1-2, 2007 › Budapest, Hungary

           Ökonomen machen in der Rolle des Anton eher einen rein rationalen
           Verteilungsvorschlag. Während jüngere intelligente Frauen in der Rolle
           der Berta besonders dann einen solchen Vorschlag akzeptieren, wenn sie
           selbst einen relativ eigennutzorientierten Vorschlag in der Rolle des
           Anton unterbreitet hatten.
      •    Wirtschaftstheoretisch     „unbelastete“     Erstsemester      der
           Wirtschaftsinformatik haben trotz des geringen Frauenanteils einen
           höheren Gerechtigkeitssinn.
Die Ergebnisse unserer empirischen Untersuchungen stellen weitere
Bestätigungen für das Leitbild des Homo Reciprocans dar. Gleichzeitig können
wir - ebenso wie Güth et al. 2005 - festhalten, dass sozio-demographische
Faktoren das Entscheidungsverhalten von Menschen signifikant beeinflussen.
Literatur
[1]       Bolton, G. E.; Ockenfels, A. Inequality Aversion, Efficiency, and Maxmin
          Preferences in Simple Distribution Experiments: Comment, American
          Economic Review Vol. 96 No. 5 (December 2006) 1906-1911
[2]       Bolten, G. E.; Ockenfels, A. ERC – A Theory of Equity, Reciprocity and
          Competition, American Economic Review, Vol. 90 No. 1 (January 2000)
          166-193
[3]       Chuah, S.-H.; Hoffmann, R.; Jones, M.; Williams, G. An Economic
          Anatomy of Culture: Attitudes and Behaviour in Inter- and Intra-National
          Ultimatum Game Experiments, CeDEx Discussion Paper No. 2005-11,
          University of Nottingham
[4]       Cohen, J. D. The Vulcanization of the Human Brain: A Neural Perspective
          on Interactions Between Cognition and Emotion, Journal of Economic
          Perspectives Vol. 19 (Fall 2005) 3-24
[5]       Dickinson, D. L. Ultimatum Decision-Making: A Test of Reciprocal
          Kindness, Theory and Decision Vol. 48 (2000) 151-177
[6]       Falk, A. Homo Oeconomicus versus Homo Reciprocans: Ansätze für ein
          neues Wirtschaftspolitisches Leitbild? Perspektiven der Wirtschaftspolitik
          Bd. 4 (2003) 1, 141-175.
[7]       Falk,   A.;    Tyran,    J.-R.   Experimentelle    Wirtschaftsforschung,
          Wirtschaftswissenschaftliches Studium Heft 6 (1997) 326-329
[8]       Fehr, E.; Naef, M.; Schmidt, K. M. Inequality Aversion, Efficiency, and
          Maxmin Preferences in Simple Distribution Experiments: Comment,
          American Economic Review Vol. 96 No. 5 (December 2006) 1912-1917
[8]       Güth, W.; Schmidt, C.; Sutter, M. Fairness in the Mail and Opportunism in
          the Internet: A Newspaper Experiment on Ultimatum Bargaining, German
          Economic Review Vol. 4 (May 2003) 243-265

                                                                                                  57
Marc Piazolo
     Gerechtigkeit siegt über Eigennutz
     Ein Ultimatum Bargaining Game anhand von WM-Tickets

     [9]     Güth, W.; Schmidt, C.; Sutter, M. Bargaining Outside the Lab – A
             Newspaper Experiment of a Three-Person Ulitmatum Game, Max Planck
             Institute of Economics, Jena, December 5, 2005
     [10]    Henrich, J.; Boyd, R.; Bowles, S.; Camerer, C.; Fehr, E.; Gintis, H.;
             McElreath, R. In Search of Homo Economicus: Behavioral Experiments in
             15 Small-Scale Societies, American Economic Review Vol. 91 No. 2 (May
             2001) 73-78
     [11]    Kagel, J. H.; Wolfe, K. W. Tests of Fairness Models Based on Equity
             Considerations in a Three-Person Ultimatum Game, Experimental
             Economics 4 (2001) 203-219
     [12]    Rotemberg, J. J. Minimally Acceptable Altruism and the Ultimatum Game,
             Federal Reserve Bank of Boston, Working Papers No. 2006-12
     [13]    Shane, F. Cognitive Reflection and Decision Making, Journal of Economic
             Perspectives Vol. 19 (Fall 2005) 25-42

         Anhang
     Zusätzliche Fragen – Cognitive Reflection Test: Fragen 2-4.

     1. Die Bedienung einer Pizzeria benötigt 10 Minuten um 10 Gäste mit Getränken zu
     versorgen. Wie lange braucht sie um 20 Gäste an 2 Tischen zu versorgen?
                                            _____ Minuten

     2. Eine Seerosenart benötigt einen Tag um die bewachsene Fläche auf dem Wasser zu
     verdoppeln. Der Jägersburger Weiher wird innerhalb von 48 Tagen durch diese Seerosen
     zuwachsen. Wie viele Tage dauert es, bis die Hälfte des Jägersburger Weihers vollständig
     von Seerosen bedeckt ist?
                                            ______ Tage
     3. In einem Kaufhaus in Kaiserslautern kostet ein Tischtennisschläger inkl. einem
     Tischtennisball 1,10 €. Der Tischtennisschläger ist 1 € teurer als der Tischtennisball. Wie
     viel Cent kostet der Tischtennisball?
                                             ____ Cent

     4. In einer Schuhfabrik benötigen 5 Maschinen genau 5 Minuten um 5 Paar Schuhe
     herzustellen. Wie viel Minuten brauchen 100 Maschinen um 100 Paar Schuhe zu
     produzieren?
                                                 ____ Minuten.

     Richtige Antworten: 1. 20 Minuten; 2. 47 Tage; 3. 5 Cent; 4. 5 Minuten.

58
Sie können auch lesen