GESCHICHTE DER REGION - P2 Archiv
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GESCHICHTE DER REGION Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung Betreuer: Univ.Ass. Dipl.-Ing. Dr.techn. Thomas Dillinger Lagger, Anna - 0826071 Schalk, Valentin - 0826557 Sommer, Frederik - 0825800 Spreitzer, Anna - 0526212 Timmerer, Christina - 0827161 19.01.2010
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 3.3.1.2. OMV Raffinerie Schwechat ........................................ 32 INHALTSVERZEICHNIS 3.3.1.3. Nationalpark Donau Auen.......................................... 33 3.3.1.4. Bundesheer ................................................................. 34 INHALTSVERZEICHNIS........................................................................... 2 3.3.2. Wege | Verbindungen......................................................... 35 1. EINLEITUNG ............................................................................... 4 3.3.2.1. Römer | Ein gutes Straßennetz und neue Städte ...... 35 3.3.2.2. Zerstörung aufgrund der Lage.................................... 35 2. CHRONIK1 ................................................................................. 5 3.3.2.3. Straßenausbau............................................................ 35 2.1. Römerzeit – 41n. Chr. bis 475........................................................6 3.3.2.4. Die S7 .......................................................................... 36 2.2. Völkerwanderungszeit - 476 bis 768 .............................................7 3.3.2.5. Ostbahn....................................................................... 36 2.3. Frühmittelalter - 687 bis 900 .........................................................8 2.4. Hochmittelalter - 900 bis 1250 ......................................................9 3.3.2.6. A4 | Ostautobahn | Flughafenautobahn ................... 36 2.5. Spätmittelalter - 1250 bis 1492 ...................................................11 3.3.2.7. B9 | B10 ...................................................................... 37 2.6. Neuzeit - 1492 bis 1918 ...............................................................13 3.3.2.8. Anbindung an das Öffentliche Verkehrsnetz Wiens . 37 2.7. 1918 bis Gegenwart .....................................................................20 4. KULTURHISTORISCH BEDEUTSAME GEBÄUDE .................................... 38 3. PRÄGENDE ZEITEN FÜR DIE REGION ................................................ 24 4.1. Katharinenhof ............................................................................. 39 3.1. Die Industrielle Revolution ..........................................................24 4.2. Aichhof ........................................................................................ 39 3.1.1. Triebfeder Innovation ..........................................................24 4.3. Papierfabrik Klein-Neusiedl......................................................... 40 3.1.2. Industrialisierung in der Region Schwechat ........................25 4.4. Baumwollspinnerei Schwadorf ................................................... 40 3.1.3. Die neue Fabrik ....................................................................25 4.5. Schwechater Brauerei ................................................................. 41 3.1.4. Die neuen Arbeiter ..............................................................25 4.6. Mühle in Enzersdorf an der Fischa .............................................. 41 4.7. Schwadorfer Schloss ................................................................... 42 3.1.5. Strukturwandel ....................................................................26 4.8. Schloss Rothmühle ...................................................................... 42 3.2. Die Region zu Zeiten des Nationalsozialismus.............................27 4.9. Bründlkirche ................................................................................ 43 3.2.1. Der Anschluss Österreichs ...................................................27 3.2.2. Der 23. Bezirk Schwechat ....................................................28 5. VERZEICHNISSE ........................................................................ 44 3.2.3. Ende des 2. Weltkrieges und Wiederaufbau .......................29 5.1. Quellenverzeichnis ...................................................................... 44 3.2.4. Folgen des 2. Weltkrieges....................................................30 5.2. Abbildungsverzeichnis ................................................................ 50 3.2.5. Fokus Planungsregion ..........................................................31 3.3. Punktuelle Vertiefungen..............................................................32 3.3.1. Jüngere Geschichte (ab 1955) .............................................32 3.3.1.1. Geschichte des Flughafens..........................................32 2
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region Präambel In dieser Arbeit wird die nach der Grammatik männliche Form in einem neutralen Sinne verwendet. Es werden immer Männer und Frauen gemeint. Der Verzicht auf „-Innen“ oder „/-innen“ soll der Lesbarkeit und besseren Verständlichkeit dienen und keine sprachliche oder sonstige Diskriminierung darstellen. 3
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 1. EINLEITUNG Im Rahmen des Studiums der Raumplanung und Raumordnung an der Es muss darauf hingewiesen werden, dass für die Gemeinden der Technischen Universität Wien wird im fünften und sechsten Semester die Planungsregion unterschiedlich gute Datengrundlagen zur Verfügung zweite Projektarbeit im Laufe des Studiums absolviert. standen. Die höchste Datenqualität und -quantität bestand für die Das Ziel des Projektes 2 im Wintersemester 2010/2011 und Stadtgemeinde Schwechat als größte Gemeinde der Region. Sommersemester 2011 ist die Erarbeitung eines regionalen Entwicklungskonzeptes für die Region Schwechat beziehungsweise für die acht direkten Anliegergemeinden des Flughafens Wien. Bei diesem Projekt 2 handelt es sich um eine Gruppenarbeit, die in zwei Abschnitte unterteilt ist. Die vorliegende Arbeit ist Teil des ersten Abschnittes, der Bestandsaufnahme und Analyse, der mit dem Ende des Wintersemesters abgeschlossen sein sollte. Den zweiten Abschnitt des Projektes stellt die Planungsphase dar, die vor allem für das Sommersemester vorgesehen ist. Der vorliegende Bericht handelt von der Geschichte der Planungsregion und zeigt die historische Entwicklung der Gemeinden und der gesamten Region. Der erste Teil dieses Berichtes ist in Form einer Chronik gestaltet und gibt einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse. Diese ist in sieben Epochen untergliedert, beginnend mit der Römerzeit bis hin zur Gegenwart. Vertiefend werden einige geschichtliche Entwicklungen und Ereignisse herausgegriffen und detaillierter betrachtet, die als prägend für die Region eingeschätzt werden. Abschließend werden in einem Katalog einige kulturhistorisch bedeutsame Gebäude der Region vorgestellt. Diese stehen exemplarisch für die vielen verschiedenen Gebäude aus unterschiedlichsten Epochen, die als Relikte der vergangenen Jahrhunderte in der Region bestehen. 4
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 2. CHRONIK1 Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die wichtigsten historischen werden. Die restlichen Daten der Epoche sind hingegen transparent Ereignisse, die die Gemeinden der Planungsregion geprägt haben. Die dargestellt. Zur Einordnung in den geschichtlichen Kontext wird die Auswahl der dargestellten Ereignisse wurde anhand der Relevanz für die vorangegangene beziehungsweise folgende Epoche entsprechend der Planungsregion vorgenommen und ist in sieben Epochen gegliedert. Wobei Farbgebung der Überblickszeitleise angedeutet. sich deren zeitliche Abgrenzung an den Ereignissen in der Region und nicht Obwohl verschiedenste Funde an unterschiedlichen Fundorten in der an der allgemeinen Geschichtsschreibung orientiert, weshalb zum Beispiel Region die erste Besiedelung Schwechats und Umgebung in der jüngeren der Beginn der Römerzeit auf 9 vor Christus datiert wurde. Steinzeit um 2500 bis 2200 vor Christus bestätigen und weitere Alle behandelten Epochen können der Überblickszeitleiste in Abbildung 1 archäologische Funde zudem Siedlungen in der Bronzezeit, der mittleren entnommen werden. In der jeweiligen Epoche ist zur Orientierung und Hallstattzeit sowie keltische Siedlungen in der La Tène-Zeit nachweisen, geschichtlichen Einordnung der Ereignisse ebenfalls eine Zeitleiste beginnt die Chronik mit der Römerzeit. Diese ist als erste prägende Epoche abgebildet. Diese gibt einen Überblick über die Ereignisse der Epoche, für die Region einzuschätzen. wobei die auf der aktuellen Seite behandelten Daten hervorgehoben Abb. 1: Überblickszeitleiste Quelle: eigene Darstellung 1 Quellen: Barbieux 1960: online FOB (2007): online Gemeinde Zwölfaxing 2010: online Pro Loco OG 2011: online Bode 2010: online Freiwillige Feuerwehr Kleinneusiedl 2010: Gemeinde Rauchenwarth 2010: online Scheibenreif 2004: 19-42 Büchner (2011a): online online Hoymann (2010): online Schwarzenberger, Marcel 2008: online Büchner (2011b): online Gehart 1980: 72-103 Liuzzo 2006: online SIT 2011: online Buchwald 2011: online Gehart 1989a: 113-130 Marktgemeinde Enzersdorf an der Fischa Stadt Fischamend 2007: online Deutsches Museum 2010: online Gehart 1989b: 32 2006: online Stadtgemeine Schwechat 2000: online Endl 2009: online Gehart 1998: 36-52 Marktgemeinde Himberg 2010: online Teleschau 2008: online Erfurth 2009: online Geiger 2010: online Matthesius / Dittrich 2010: online Tillmann 2009: online Ezsöl 1992: 7-35 Geomix Development 2010: online Past 1994: 54-67 Tomic 2010: online 5
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 2.1. Römerzeit – 41n. Chr. bis 475 41 - 45 Unter Kaiser Claudius entstehen die Provinzen Vindobona und Carnuntum Donaugrenze und besetzen einen Teil Pannoniens, Markomannen siedeln sich im Raum um Vindobona an Um 100 Errichtung des römischen Reiterkastells „Ala Nova“ = „Neues Lager“ Um 400 (im Bereich der heutigen Klein-Schwechater Brauerei, des Pfarrhofes, mit Westwärts ziehende Vandalen, Alanen und Markomannen zerstören Ausdehnung bis in die Höfe der späteren Häuser an der Wiener Straße) Ansiedlungen im Donauraum von Vindobona bis nach Iuvavum (Salzburg), und Aequinoctium (in Fischamend) Gebiet um Schwechat wird von Goten gebrandschatzt 375 401 Wiederaufbau der Lager Ala Nova und Carnuntum nach verheerendem Westgoten ziehen durch Pannonien (unter König Alarich) und beherrschen Einfall der Quaden in römische Gebiete durch eigentlich in Lauriacum das Land bis zum Tod des Königs (410), ziehen dann nach Gallien weiter (Enns) stationierte Einheiten Hunnen dringen von Osten nach Europa und besiegen die Ostgoten 410 - 433 Beginn der Völkerwanderung Pannonien steht wieder unter römischer Herrschaft 379 - 380 433 Kaiser Theodosius I. (ab 394 letzter Herrscher des gesamten römischen Hunnen (unter König Attila) tauchen auf Imperiums) siedelt in Pannonien Gruppen von Goten, Alanen, Hunnen und Oströmischer Kaiser Theodosius II. erkauft sich Frieden mit den Hunnen Quaden an durch die Übertragung der Herrschaft über Teile Pannoniens (bereits weitgehend entvölkert) 395 Römisches Reich wird nach dem Tod Kaiser Theodosius I. aufgeteilt 453 Markomannen, Quaden, Goten und Alanen überschreiten die Hunnenkönig Attila stirbt, Ostgoten besetzen Pannonien 6
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 2.2. Völkerwanderungszeit - 476 bis 768 488 Slawische Stämme dringen in östlichen Donauraum ein Im 5. Jahrhundert Großteil der Bevölkerung bekennt sich zum Christentum Ab 540 Bajuwaren (Bayern) beginnen Besiedelung der ehemaligen römischen Donauprovinzen 546 Oströmischer Kaiser Justinian tritt die unteren Donaugebiete an die Langobarden ab 568 Langobarden ziehen nach Italien weiter und überlassen den befreundeten Awaren, einem nomadischen Reitervolk, das Land 7
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 2.3. Frühmittelalter - 687 bis 900 791 Frankenkaiser Karl der Große besiegt die im Osten herrschenden Awaren Um 800 Karl der Große lässt zur Sicherung der Reichsgrenzen die Ostmark errichten Um 850 Gründung des Dorfes Zwölfaxing 8
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 2.4. Hochmittelalter - 900 bis 1250 900 1050 Die Magyaren, ein Nomaden- und Reitervolk, das sich etwa auf dem Gebiet Erste urkundliche Erwähnung von Enzersdorf an der Fischa des heutigen Ungarn angesiedelt hat, dringen in den mittleren Donauraum ein und verwüsten das Land 1058 König Heinrich IV. schenkt dem Stift St. Pölten und der „Dienerin Imre“ ein 957 Grundstück im Ort „Manndeswerde“ (Mannswörth), in der betreffenden Kaiser Otto I. besiegt die Magyaren in der Schlacht am Lechfeld bei Urkunde wird erstmals von landwirtschaftlichen Betrieben, der Fischerei Augsburg, woraufhin neue Grenzen zu Ungarn festgelegt werden und von Mühlen im Raum Schwechat berichtet 976 Um 1100 Otto II. übergibt die Ostmark dem Markgrafen Luitpold aus dem Schwadorf wird unter dem damaligen Namen „Schwabendorf“ gegründet Geschlecht der Babenberger und durch die Babenberger besiedelt 996 6. September 1108 Gebiet der Ostmark wird erstmals als „Ostarrichi“ urkundlich erwähnt Urkunde Heinrich V. bezeichnet ein Grundstück als „in Schwechat gelegen“ Erste Erwähnung des „Wolfger de Svechanti“, der sich als erster Adeliger 1020 nach dem Fluss Schwechat benennt und als Begründer des Ortes Der zeilenartige Ort „Fischamend“ entsteht und es wird eine Verbindung Schwechat gilt nach Orth an der Donau eingerichtet 1108 1031 Erste urkundliche Erwähnung von Pellendorf Erstmalige urkundliche Erwähnung des Flusses Schwechat als „Svechant“ 9
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 1115 24. Juni 1203 Erstmalige urkundliche Erwähnung des Dorfes Zwölfaxing als „Zo Erstmalige urkundliche Erwähnung Kleinneusiedls unter dem Namen Welfossingen“ „Niusiddele“ 7. Januar 1120 1246 Erste urkundliche Erwähnung von Himberg und Velm Herzog Friedrich II., der letzte Babenberger, besiegt die eingefallenen Ungarn in der Schlacht bei der Leitha und wird in der Endphase des 1130 Kampfes getötet Errichtung der Pfarrkirche Himberg, die einen Teil der Verteidigungsanlage der Burg darstellt 1140 Erste urkundliche Erwähnung von „Rainhardtsdorf“ (Rannersdorf) 1146 Der ungarische König Geisa überschreitet mit 70.000 Mann die Grenze an der Leitha, König Heinrich II. Jasomirgott stellt sich mit dem österreichischen Heer entgegen, wird vernichtend geschlagen und muss den Rückzug über Schwechat nach Wien antreten, die ganze Region wird von den Ungarn verwüstet 10
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 2.5. Spätmittelalter - 1250 bis 1492 1252 1318 Ungarn fallen in die Region ein und verwüsten sie erneut Heinrich von Swechent, letzter seines Geschlechts, bleibt ohne männliche Nachkommen und verkauft einen Teil seines Besitzes an seinen 1257 Lehnsherren Reinprecht II. von Ebersdorf Erstmalige urkundliche Erwähnung Rauchenwarths 1334 1270 Erstmalige urkundliche Erwähnung Schwechats als Markt Hademar de Sunberg, Inhaber eines freien Landgutes in Schwechat (später Gut Kettenhof), überträgt seinen Besitz an Konrad von Himberg 1365 Himberg erhält das Marktrecht 1282 Beginn der Habsburgerherrschaft über Österreich durch die Ernennung 14. Jahrhundert Albrechts (Sohn von Rudolf I. von Habsburg) zum Herzog von Österreich Seuchen und Elementarereignisse führen dazu, dass einige Orte aufgelassen werden 1291 80.000 Mann starke Truppe unter dem ungarischen König Andreas II. November 1446 überschreitet die Leitha und belagert Wien Ungarischer Heerführer Johann Hunyadi (Vater des späteren ungarischen Hauptlager der Ungarn mit dem Zelt des Königs wird in Schwechat Königs Matthias Corvinus) verwüstet Schwechat während eines Raubzuges errichtet, der Ort erleidet schwere Schäden gegen Wien 11
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 1476 Erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft „Gletarn“ (Kledering) 25. Februar 1484 Ungarns König Matthias Corvinus fällt in Österreich ein, auch die Ortschaften der Region erleiden große Schäden durch Plünderungen und Brandschatzung 1. Juni 1485 Der ungarische König nimmt Wien ein und bleibt bis zu seinem Tode am 4. April 1490 Herrscher über Niederösterreich 12
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 2.6. Neuzeit - 1492 bis 1918 26. Januar 1494 Um 1530 Verkauf des Dorfes Rauchenwarth an das Stift Dorothea zu Wien Beginn der Neubesiedlung Schwechats durch die Diözese Passau, Großteil der neuen Bewohner kommt aus Schwaben und Bayern 15. Jahrhundert Streifzüge des ungarischen Heeres zerstören die Gemeinden 10. August 1533 Himberg erhält die Marktfreiheit und das Mautprivilegium als 15. Jahrhundert Entschädigung für die Schäden der Türkenkriege Schwadorf erhält das Marktrecht Um 1580 Herbst 1529 Gründung der Ortschaft Kettenhof Erste Türkenbelagerung Zwischen Simmering und Schwechat kommt es zu den ersten Gefechten Um 1590 zwischen der türkischen Vorhut und der kaiserlichen österreichischen Die erste Schwechater Brauerei wird errichtet Armee, in den nächsten Tagen folgt die reguläre türkische Streitmacht Sultan Süleyman II. lässt sein Lager in Schwechat und Simmering errichten 1605 und befiehlt seiner Flotte alle Donaubrücken abzubrennen, um den Die Truppen des habsburgerfeindlichen Siebenbürgers Stefan Bicskays Wienern die Möglichkeit einer Flucht zu nehmen kommen im Verlauf ihrer Streifzüge von Ungarn bis vor Wien und richten Nach dreiwöchigem Kampf lässt Sultan Süleymann II. überraschend die auch in der Region großen Schaden an Belagerung abbrechen Die Gemeinden der Planungsregion werden, wie alle Ortschaften im 1618 – 1648 Einzugsbereich der Türken, total verwüstet, die Einwohner werden Während des 30jährigen Krieges ist Schwechat großen Belastungen durch entweder getötet oder in Gefangenschaft verschleppt einquartierte und durchziehende kaiserliche Truppen ausgesetzt Schwechat ist in Folge fünf Monate unbewohnt 13
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 2. Juni 1619 18. Juni 1638 Graf Matthias Thurn überquert bei Fischamend mit 6.000 Mann die Donau Kaiser Ferdinand II. nimmt die Gemeinde Schwechat per Dekret unter und zieht über Schwechat gegen die Wiener Vorstädte, wird dort zwei seinen „kaiserlichen Schutz und Schirm“ und befreit sie damit von Tage später in die Flucht geschlagen künftigen Soldateneinquartierungen, anderen Kriegslasten und Die Region leidet an Plünderungen Exekutionen 26. November 1619 1645 Die ungarischen Rebellen dringen bis zu den Toren Wiens vor und fügen Schwedische Truppen wollen bei Hainburg und Albern die Donau Richtung den Gemeinden der Region große Schäden zu Süden überqueren, können jedoch daran gehindert werden Die Bevölkerung erleidet große Schäden durch stationierte kaiserliche Um 1620 Soldaten und später durch dienstlose, herumstreunende Söldner Landschloss Rothmühle wird als befestigter Landsitz errichtet 1663 15. März 1624 Für einen befürchteten neuerlichen Krieg mit den Türken wird das Schloss Neukonfirmierung des Schwechater Marktrechts durch Kaiser Ferdinand II. Kettenhof als Fluchtort bestimmt und mit Waffen ausgestattet 24. September 1627 22. Februar 1666 Ferdinand II. erlässt ein Patent: alle lutherischen Pfarrer und Schulmeister Kaiser Leopold I. regt die Errichtung einer „Orientalischen werden „abgeschafft“ und durch katholische Priester ersetzt Handelscompanie“ an, in einem Gebäude in Schwechat sollen Stoffe für Gegenreformation setzt daraufhin ein und viele Protestanten verlassen den Handel mit der Türkei erzeugt werden ihre Heimat 1673 1632 Kaiser Leopold I verleiht Fischamend das Jahr- und Wochenmarktprivileg Matthias Descrolier, Ritter des goldenen Sporns, erwirbt Freihof in Klein- Schwechat und errichtet darauf eine Brauerei 1674 - 1848 Die Grundherrschaft Zwölfaxing gehört dem Grafen Gatterburg 14
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 7. Juli 1683 1718 Die kaiserlichen Truppen flüchten vor den Türken, die alle Ortschaften Friedensvertrag mit den Türken wird geschlossen entlang ihres Aufmarschweges in Brand stecken, nach Wien Beginn der zweiten Türkenbelagerung 27. Juli 1718 In Rauchenwarth werden circa 80 Prozent der Bevölkerung getötet oder Kaiser Karl VI. schließt Handelsvertrag mit den Türken ab, ruft verschleppt, durch Besiedelungsaktion durch Chorherren wird das Dorf vor „Orientalische Handelscompanie“ wieder ins Leben und stattet sie mit der Verödung bewahrt vielen Privilegien aus 6. September 1698 Ab 1724 Kaiser Leopold I. stellt im Schloss (Kaiser-)Ebersdorf einen Majestätsbrief In Schwechat wird Kotton, Berchent und Leinwand erzeugt aus, in dem er das Marktrecht Schwechats erneuert 24. Februar 1732 Frühjahr 1704 Bei einer Überschwemmung werden in Schwechat alle Brücken und Kuruzzen (ungarische Kreuzritter) fallen in der Region ein und richten sehr Dämme weggerissen große Schäden an, Schwechat, Mannswörth und Fischamend werden niedergebrannt und viele Einwohner getötet 1733 „In- und Ausländische Papierfabrik“ wird in Rannersdorf errichtet Juni 1704 Neuerlicher Einfall der Kuruzzen 1749 Bevölkerung wird rechtzeitig gewarnt und kann sich in Sicherheit bringen, Kaiserin Maria Theresia ordnet an, den größten Teil der landesfürstlichen die Rebellen plündern die wenigen unversehrten Gebäude Besitzungen, darunter auch den Markt Himberg, zum Verkauf auszuschreiben Februar 1705 Die zu dieser Zeit wohlhabende Bürgerschaft kauft den Markt mit allen Dritter Kuruzzen-Einfall wird durch das Zufrieren der Donau ermöglicht Rechten und Pflichten um den Betrag von 40.100 Gulden und die wenigen verbliebenen Einwohner werden überrascht Himberg wird dadurch ein freier Markt 15
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 1766 1805 Gründung der „Zitz- und Kattunfabrik“ in Altkettenhof Die drei Mächte Österreich, Russland und England verbünden sich zu einem Krieg gegen Kaiser Napoleon I. Um 1772 Gründung der Bründlkirche bei Rauchenwarth 12. November 1805 Französische Soldaten rücken in Schwechat ein 26. Januar 1782 Beim „Großen Brand in Groß-Schwechat“ werden u.a. das Rathaus, das 28. Dezember 1805 Pfarrhaus und das Schulgebäude am Hauptplatz zerstört Der Frieden von Pressburg wird geschlossen und die fremden Truppen verlassen danach Österreich 30. April 1784 Kaiserliches Dekret verkündet die Einrichtung einer täglichen April - Oktober 1809 Postkutschenroute von Wien über Schwechat nach Pressburg Österreich erklärt Napoleon I. neuerlich den Krieg, den Napoleon verliert Der Krieg endet mit dem „Frieden von Schönbrunn“ 1796 Errichtung der Papierfabrik „Neusiedler AG“ in Klein-Neusiedl August 1838 Großbrand in Klein-Neusiedl, bei dem unter anderem die ansässige 1782 Kattunfabrik und die in ihr gelagerten Waren komplett zerstört werden Das Stift Klosterneuburg erlangt die Herrschaft über Rauchenwarth 12. März 1846 16. Dezember 1803 Eröffnung der Eisenbahn von Wien nach Bruck an der Leitha Kaiser Franz I. befiehlt, dass der Staat die Rannersdorfer Papierfabrik in Streckenverlauf über Kledering und Rannersdorf, beide Orte bekommen Pacht zu nehmen hat eine Haltestelle 16
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region Oktober 1848 29. Juni 1867 Die zweite Revolution bricht aus Arbeiter und Studenten treten bewaffnet Anton Drehers private Brauereieisenbahn wird als erste Industriebahn auf die Straßen Österreichs eröffnet Kroatisch-slawonische Armee rückt in Schwechat ein und errichtet eine halbkreisförmige Kampflinie von Fischamend über Schwadorf, Himberg bis 19. November 1867 nach Rothneusiedl Gemeinderat Schwechat beschließt Errichtung einer Straßenbeleuchtung Ungarisch Truppen kommen Österreich zur Hilfe und drängen die Angreifer mit Petroleumlampen nach Kaiserebersdorf, Mannswörth, Schwechat und Rannersdorf zurück September 1868 und es kommt zur Schlacht bei Schwechat, wobei Schwechat große In Schwechat wird ein neuer Anschluss an die Kronprinz Rudolfs-Bahn vom Schäden erleidet Westbahnhof nach Kaiserebersdorf eröffnet 17. März 1849 6. September 1869 Rauchenwarth wird selbstständig Großfeuer zerstört das Rathaus und 12 weitere Häuser in Schwechat November 1861 1870 Erster Dampfpflug der Region wird in Betrieb genommen Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Schwechat Kaiser Franz Joseph I. kommt nach Schwechat, besucht Anton Drehers Bauerei und lässt sich den Dampfpflug vorführen Februar 1871 Großbrand in der Schwarzmühle Rannersdorf 1863 Die erste Schwechater Brauerei geht in Konkurs, wird 1869 von Anton 30. Juli 1871 Dreher II. gekauft, aber nur mehr als Mälzerei betrieben Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Rannersdorf 12. Februar 1867 1871 Eröffnung der ersten Schwechater Telegraphenanlage Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Himberg 17
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 2. Februar 1873 5. Januar 1884 Die „Innerberger Hauptgewerkschaft A.G.“ nimmt in Schwechat die ersten Lokalbahn von Schwechat nach Mannersdorf wird in Betrieb genommen zwei Hochöfen zur Roheisenerzeugung in betrieb 1885 Das Werk ist das modernste in Österreich und bewirkt den Zuzug von Die „Österreichische Alpine Montan Gesellschaft“ eröffnet auf dem Arbeiterfamilien Gelände der heutigen Mühlensiedlung in Schwechat eine Ziegelfabrik, in der die anfallende Schlacke der Hochöfen der „Innerberger 1873 Hauptgewerkschaft A.G.“ weiterverarbeitet wird Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Fischamend Markt 1885 1874 Die Firma „Maximilian Schiff & Co.“ errichtet in Schwechat eine Fabrik zur Erzeugung von Kohlenspitzen, Glühelektroden und der Herstellung von Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Mannswörth Farben 1879 3. Oktober 1886 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Zwölfaxing Schwechat erhält eine öffentliche Gasbeleuchtung 1880 1888 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Enzersdorf an der Fischa Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Fischamend Dorf 1. Juni 1888 8. Dezember 1881 Einführung des Personenverkehrs auf der Zugstrecke von Wien- Eröffnung des Abzweigers der Aspangbahn von Wien-Zentralfriedhof nach Westbahnhof nach Kaiserebersdorf Klein-Schwechat 1897 12.09.1848 Errichtung der ersten Schwechater Buchdruckerei und erste Ausgabe des Eröffnung einer Eisenbahnstrecke über Himberg, Gramatneusiedl und Wochenblattes „Der Bezirksbote“ Götzendorf nach Bruck an der Leitha 18
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 26. Juni 1899 1906 Eröffnung der Eisenbahnlinie von Klein-Schwechat nach Heiligenstadt Der Gemeinderat beschließt einen Regulierungsplan für das verbaute Ortsgebiet Himberg 16. Juli 1902 Der Gemeinde Wien werden Grundparzellen für die Errichtung einer 1908 - 1909 Straßenbahn überlassen Die Firma „Skaret, Hanusch und Co.“ erwirbt das Werksgelände der „Österreichischen Alpine Montan Gesellschaft“ und errichtet darauf die 1902 - 1903 sogenannten Hammerbrotwerke Die Österreichische Alpine Montan Gesellschaft legt Fabriken (Ziegel, In dieser Großbäckerei werden zu Spitzenzeiten täglich 50.000 Laib Brot Hochöfen etc.) in Schwechat still erzeugt 1903 1909 Gründung der „Vaselin- und Ölfabrik“ in Kledering Gründung der militär-aeronautischen Anstalt in Fischamend 8. Dezember 1903 9. Juli 1910 Eröffnung der Straßenbahnlinie vom Zentralfriedhof nach Schwechat Einrichtung der ersten Telefonsprechstelle in Schwechat 1. September 1904 1. Febr. 1914 Gemeinde Wien übernimmt „Wiener Brauhaus AG“ in Rannersdorf Eröffnung der neu erbauten elektrischen Pressburgbahn Juni 1905 1914 - 1918 Vertragsschluss zwischen den Gemeinden Wien und Schwechat über die Erster Weltkrieg zukünftige Stromversorgung Schwechats durch Wien 19
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 2.7. 1918 bis Gegenwart 21. September 1919 1927 Verkehr der Straßenbahn von Wien nach Schwechat und der Bau der Schwechater Hochquellenwasserleitung und Anschluss Pressburgerbahn wird aufgrund von Kohlemangel eingestellt Rannersdorfs 11. November 1921 1930 Gemeinderat des Marktes Schwechat beschließt die Ansuchung zur Elektrisches Licht zur Beleuchtung der Straßen in Enzersdorf an der Fischa Erhebung zur Stadt 1932 1. Januar 1922 Als Folge der Weltwirtschaftskrise (Schwarzer Freitag 1929) sind circa. 70 Wien (bisher Landeshaupstadt NÖ) wird ein eigenständiges Bundesland Prozent der Schwechater Bevölkerung ohne Arbeit 2. Januar 1922 6. November 1933 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Klein-Neusiedl NSDAP-Ortsgruppe Schwechat gewinnt vier Mandate bei den Gemeinderatswahlen 24. August 1922 Beschluss des Österreichischen Ministerrats Schwechat zur Stadt zu 15. Januar 1934 erheben Bürgerkrieg aufgrund Schwechater Waffenfunde 1. Oktober 1924 18. März 1936 Rundfunkdienst wird eingeführt Der Betrieb „Nova Öl- und Brennstoff Aktiengesellschaft“ siedelt sich in Schwechat an 1925 Überfall auf einen Schnellzug im Bahnhofsbereich Himberg durch Nationalsozialisten 20
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 2. Januar 1938 Schwechat zählt zu den "ärgsten Notstandsgebieten" Niederösterreichs 22. März 1945 Letzter von insgesamt 23 schweren Luftangriffen der Alliierten auf März 1938 Schwechat Einmarsch der deutschen Wehrmacht Österreich wird ein Teil des deutschen Reiches April 1945 Befreiung der Region durch sowjetische Truppen Mai 1938 Baubeginn des Fliegerhorstes Schwechat 9. Mai 1945 Ende des zweiten Weltkrieges 15. Oktober 1938 Gemeinden der Region befinden sich in der sowjetischen Besatzungszone Unter anderem werden die Gemeinden Schwechat, Zwölfaxing, Himberg, Rauchenwarth, Schwadorf, Klein-Neusiedl und Fischamend zum 23. 1954 Gemeindebezirk „Schwechat“ von „Groß-Wien“ eingegliedert Der Beschluss über die Abtrennung der ehemaligen Randbezirke von Wien Enzersdorf an der Fischa wird Teil des Gaus Niederdonau wird von den Alliierten anerkannt Der zivile Betrieb des Flughafens wird aufgenommen 1. September 1939 Beginn des Zweiten Weltkrieges 27. Juli 1955 Staatsvertrag tritt in Kraft, Österreich ist wieder frei 1942 Am Schwechater Fliegerhorst wird ein großes Flugzeugwerk errichtet 15. Juni 1955 Die Sowjets verlassen Schwechat 17. März 1944 Erster Luftangriff auf Schwechat 21
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 22. April 1958 Grundsteinlegung für die ÖMV-Großraffinerie Schwechat 1970 Freiwillige Vereinigung der Gemeinden Fischamend-Markt und Juni 1961 Fischamend-Dorf zur Gemeinde Fischamend ÖMV nimmt Betrieb auf Zusammenlegung von Enzersdorf an der Fischa und Magarethen am Moos 16. Juni 1961 1. Januar 1971 Die letzte Straßenbahn der Linie 72 vom Schwechater Hirschenplatz zum Freiwillige Zusammenlegung der Gemeinden Himberg und Velm Zentralfriedhof fährt ab Danach nur noch Autobus-Verkehr 1. Januar 1972 Von der Landesregierung Niederösterreich wird eine zwanghafte 1966 Vereinigung von Himberg mit der Gemeinde Pellendorf verordnet Neugestaltung des Schwechater Hauptplatzes 2. Juli 1976 28. April 1967 Eröffnung des Schwechater Heimatmuseum im Schloss Rothmühle Schwechater Gemeinderat beschließt Kauf des Schlosses Rothmühle in Rannersdorf und lässt es anschließend renovieren 17. Dezember 1982 Eröffnung der Ostautobahn A4 7. November 1969 Trinkwasserversorgung Schwechats erfolgt von nun an aus dem stadteigenen Brunnen in der Zaineth-Au 22
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 1983 3. Oktober 1987 Der Zentralverschiebebahnhof Kledering wird in Betrieb genommen Eröffnung des Schwechater Radwegenetzes, mit dem nun alle Ortsteile verbunden sind 9. September 1983 Schwechat wird zur Europastadt ernannt 15. Sept. 1988 Eröffnung des neuen Schwechater Einkaufszentrums EKAZENT 1983 Zusammenschluss von ÖMV, Petrochemie und Danubia-Delfin 2006 Grundsteinlegung für weiteres Flughafen-Terminal (Skylink) 1984 Errichtung einer Großkläranlage in Schwechat 2006 Stillegung von Teilen der Brauerei Schwechat 1985 Wiederverleihung des Marktrechts an Enzersdorf 1.März 2007 Einreichung der Planungsunterlagen zur dritten Piste beim Amt der 25. Dezember 1985 Niederösterreichischen Landesregierung durch den Flughafen Terroranschlag am Flughafen Schwechat 11. Januar 2011 1987 Eröffnung der Veranstaltungshalle „Multiversum“ in Schwechat Fischamend wird zur Stadt erhoben 23
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 3. PRÄGENDE ZEITEN FÜR DIE REGION Im folgenden Abschnitt sollen ausgewählte Themenbereiche genauer Die Region Schwechat ist heute vor allem durch den Standort des beschrieben werden. Das Ziel dieser Vertiefungen ist es, einen Überblick internationalen Flughafens als spezialisiertes Dienstleistungszentrum über das jeweilige Thema und seine Auswirkungen auf die Region zu bekannt, allerdings ist sie auch ein bedeutender Industriestandort mit vermitteln. langer Tradition. So profitierte die Region schon früh von günstigen Standortfaktoren, wie der Nähe zu Wien, der Wasserkraft der 3.1. Die Industrielle Revolution verschiedenen Flüsse, der Existenz großer Flächenreserven sowie der Lage Oder: Von Manufakturen und Fabriken zum modernen Industrie- und an der Ungarischen Landstraße beziehungsweise später an der Ostbahn Dienstleistungsstandort im Südosten Wiens. und an der Ostautobahn Wien-Budapest. (vgl. Schwarz 2001: 40f) 3.1.1. Triebfeder Innovation Die industrielle Revolution setzte im 18. Jahrhundert in Großbritannien ein, wo neben liberalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und dem Die unmittelbaren Auslöser der industriellen Revolution waren die erforderlichen Kapital auch eine ausreichende Innovationskraft vorhanden englischen Erfindungen in den Bereichen der Textilindustrie, Stahl- und war. In den kontinental-europäischen Staaten begann die Eisenerzeugung sowie bezüglich der Nutzung der Dampfkraft. Eine der Industrialisierung hingegen erst 20 bis 40 Jahre später. (vgl. Chaloupek wichtigsten Innovationen für die Industrialisierung stellt zudem die 2003: 16) Erfindung der arbeitsteiligen Fabrik an sich dar, in der die einzelnen Der Beginn der Industrialisierung und die damit einhergehende Produktionsschritte fließend miteinander verbunden werden. (vgl. Mechanisierung verlief in den verschiedenen Branchen unterschiedlich. Chaloupek 2003: 17) Die frühe Industrialisierung wurde vor allem von der Textilindustrie Auch Österreich bemühte sich schon im 18. Jahrhundert, die dominiert, die gemeinhin als Auslöser der Industrialisierung bezeichnet Voraussetzungen für technische Innovationen zu verbessern. So wurden wird. (vgl. Chaloupek 2003: 22) Auslandsreisen, die Einfuhr ausländischer, zumeist englischer Maschinen, Das Südliche Wiener Becken zählte zu den am frühesten industrialisierten der Import technischen Know-Hows durch Anwerbung ausländischer Regionen auf dem europäischen Festland. So bilden die Räume des Spezialisten und die technische und naturwissenschaftliche Ausbildung mit Südlichen Wiener Beckens und die benachbarten Alpentäler den Kernraum den Zielen des Technologietransfers und der Innovationssteigerung des so genannten Industrieviertels in Niederösterreich. Mit dem Entstehen gefördert. Im frühen 19. Jahrhundert wurde diese Politik durch die gezielte von Großmanufakturen ab 1723 und der Gründung mechanischer Erteilung von Privilegien für Innovationen auf dem Gebiet der Mechanik Baumwollspinnereien ab 1801/02 nahm die industrielle Revolution in und Industrie verstärkt. (vgl. Chaloupek 2003: 17) Österreich (beziehungsweise Österreich-Ungarn) hier ihren Ausgang. 24
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 3.1.2. Industrialisierung in der Region Schwechat Die Papierfabrik Klein-Neusiedl wurde 1790 auf Betreiben des Wiener Vor allem die ganzjährige Wasserkraft war bei der Errichtung der ersten Großhändlers Ignaz Theodor Pachner gegründet. Innerhalb von drei Jahren Textilmanufakturen in der vor- beziehungsweise frühindustriellen Phase, Bauzeit entstand in der Gemeinde die größte Papierfabrik also noch vor dem Einsatz von Dampfmaschinen, der entscheidende Kontinentaleuropas. Der Erfolg dieser Fabrik basierte neben der Standortfaktor für die Region Schwechat. So siedelten sich hier bereits im Verdrängung kleiner Konkurrenzbetriebe durch den schon benannten frühen 18. Jahrhundert Großmanufakturen an. Die 1724 gegründete Großbetriebsvorteilen auch auf dem Privileg, Banknoten, Schwechater Kottonmanufaktur und die 1765 entstandene Kettenhofer Staatsschuldverschreibungen und staatliche Wertpapiere herstellen zu Kottonmanufaktur zählten in der damaligen Zeit zu den größten dürfen. (vgl. Abenteuer Industrie 2010: online) Produktionsstätten ihrer Art in ganz Europa. Die meisten der Angestellten 3.1.3. Die neue Fabrik arbeiteten im so genannten Verlagssystem, also in Heimarbeit und fertigten zum Beispiel als Spinner und Weber die Vormaterialien für die Mit der einsetzenden Maschinenspinnerei und dem Vormarsch der Endfertigung in den Schwechater Betrieben. Der gesamte industriellen Fabriken wurden viele Heimarbeiter arbeitslos und die neuen Fertigungsprozess erfolgte zu diesem frühindustriellen Zeitpunkt noch in Maschinen in den Fabriken zu den wichtigsten Arbeitsplätzen. handwerklicher Form, wobei aber schon das System der differenzierten Die industrielle Fabrik als neuer Typ von Unternehmung arbeitete wie die Arbeitsteilung, welches den späteren industriellen Fabriken unter anderem Manufaktur des 18. Jahrhunderts arbeitsteilig, war aber zentral organisiert zu ihrem Erfolg verhalf, angewendet wurde. (vgl. Schwarz 2001: 41) und mechanisiert. Das Aufkommen der Fabrik mit dem Konkurrenzvorteil In den Jahren 1802 und 1803 wurden in Niederösterreich vier große der „economies of scales“ (dts.: Großbetriebsvorteile) war für das Baumwollspinnereien errichtet. In Folge dessen entstanden entlang der kleinteilige und traditionelle Handwerk, aber auch gleichermaßen für die Flüsse und der abgeleiteten Werkskanäle viele weitere Textilfabriken, so frühindustriellen Manufakturen bedrohlich. Im Wiener Umland gingen zu dass um 1850 im Industrieviertel insgesamt 56 Baumwollspinnereien Beginn des 19. Jahrhunderts aufgrund dieser Entwicklung innerhalb einer beheimatet waren. (vgl. Schwarz 2001: 42) Dekade etwa 90 Prozent der Heimarbeitsplätze verloren. (vgl. Chaloupek Neben den Manufakturen und Fabriken der Textilindustrie existierten in 2003: 18) der Region noch verschiedenste Produktionsstätten anderer Branchen, 3.1.4. Die neuen Arbeiter teilweise mit großer regionaler, nationaler und auch internationaler Bedeutung. Exemplarisch sollen hier vor allem die Papierfabriken in Manufakturen und vor allem die modernen Fabriken schufen eine neue Rannersdorf und Klein-Neusiedl genannt werden. Klasse, die Arbeiterschaft. Durch die Aufteilung komplexer 1732/33 ließ der Wiener Magistrat in einer alten Mühle in Rannersdorf die Produktionsprozesse in einfache und leicht erlernbare Arbeitsschritte „In- und ausländische Papierfabrik“ einrichten. In dieser Papiermühle wurde in der arbeitsteiligen Fabrik die Produktivität erhöht und der Einsatz wurde erstmals hochwertiges Papier produziert, welches eine ähnlich hohe ungelernter Arbeitskräfte ermöglicht. Daraus ergab sich in Österreich bald Qualität wie importiertes Papier aufwies. (vgl. Hahn 2006: 58f) eine Diskrepanz zwischen Facharbeitern, von denen es zu wenig gab, und 25
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region ungelernten Arbeitern, die übermäßig vorhanden waren. Facharbeiter, die Lagerbier herzustellen. In Folge dessen expandierte sein Unternehmen zur oftmals im Ausland angeworben werden mussten, genossen einen hohen größten Brauerei des Kontinents. 1985 wurde im Zuge eines Status und eine deutlich bessere Bezahlung, während die ungelernten österreichweiten Fusionierungs- und Standortkonzentrationsprozesses der Arbeiter den Auswirkungen von Konjunkturschwankungen direkt Braubetrieb in Schwechat stark reduziert, wodurch ein großer Teil des ausgesetzt waren. Neben diesem Risiko der Arbeitslosigkeit und zentrumsnahen Betriebsgebietes brach fiel. (vgl. Schwarz 2001: 41) Verarmung litten die einfachen Arbeiter vor allem in der Frühzeit der Industrialisierung unter sehr schlechten Arbeitsverhältnissen. So betrug die tägliche Arbeitszeit in der Textilindustrie oft bis zu 16 Stunden und es herrschte ein großes Gesundheits- und Unfallrisiko, was vor allem für beschäftigte Frauen und Kinder, die in der Regel mehr als die Hälfte der Belegschaft stellten, galt. Erst die Revolution von 1848, in deren Endphase auch die Arbeiterschaft aktiv teilnahm, bewirkte ein Umdenken bezüglich des sozialen Status der Arbeiter. (vgl. Chaloupek 2003: 21) 3.1.5. Strukturwandel Durch den wirtschaftlichen Strukturwandel, der durch die industrielle Revolution bewirkt wurde, zogen mehr und mehr Menschen auf der Suche nach Arbeit in die Städte beziehungsweise zu den Fabriken. Während der vor- und frühindustriellen Phase hatte sich die Landflucht noch in Grenzen gehalten, da durch das Verlagssystem viele Arbeiter aus strukturschwachen Gebieten zu Hause arbeiten konnten. So wurden viele Vormaterialien für die in der Region Schwechat ansässigen Manufakturen im Waldviertel gefertigt. Durch den Vormarsch der industriellen Fabriken wurde auch der Prozess der Verstädterung wesentlich verstärkt. In dessen Folge entstanden auch in der Region Schwechat Arbeitersiedlungen. (vgl. Arbeitsgemeinschaft Geschichte und Sozialkunde 1997:72) Neben der Funktion als bedeutender Industriestandort wurde Schwechat zudem als Brauereizentrum bekannt. Zwischenzeitlich existierten in der Stadt vier Brauhäuser, bis es dem Braumeister Anton Dreher um die Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals gelang, haltbares und untergäriges 26
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 3.2. Die Region zu Zeiten des Nationalsozialismus Erste Erwähnung fanden die Nationalsozialisten bei Überfällen in der Steiermark). Burgenland wurde auf die Gauen Niederdonau und Region in der Gemeinde Himberg im Jahre 1925. Dort kam es zu einem Steiermark aufgeteilt. (vgl. Zöllner 1990: 525) Überfall auf einen Zug im Bahnhofsbereich. (vgl. Gehard 1980: 216) Danach gewannen die Nationalsozialisten, aufgrund der Arbeitsnot in der Das „Gesetz über die Gebietsveränderung im Land Niederösterreich“, das Region, immer mehr Anhänger. Bei der letzten Nationalratswahl in der am 15. Oktober 1938 erlassen wurde, führte dazu, dass vor allem viele Ersten Republik 1930 erhielten die Nationalsozialisten mit ihrer Partei der Landeshauptstädte ihre Stadtgrenzen vergrößerten. Darunter waren Wels, NSDAP, die zum ersten Mal antrat, 4,2 Prozent der Stimmen in Klagenfurt, Leoben, Innsbruck, Salzburg, Graz, Steyr, St. Pölten und Wien. Niederösterreich (vgl. Amt der Niederösterreichischen Landesregierung Es gab viele gestalterische Pläne für Wien, jedoch wurde nur die 2009: online). Nicht nur bei der Nationalratswahl, sondern vor allem auch Gebietserweiterung umgesetzt. Die Stadt wuchs durch die Eingemeindung in den Gemeinden der Region gewann die NSDAP immer mehr Stimmen. von 97 niederösterreichischen Gemeinden von 278 Quadratkilometer auf 1933 wurde die NSDAP, wegen eines Anschlages mit Handgranaten in 1215 Quadratkilometer an. Das machte die Stadt zur flächenmäßig größten Österreich verboten (vgl. Langthaler / Melichar / Kühschelm 2008: 58). im gesamten deutschen Reich und damals auch zur sechst größten Stadt Dies änderte jedoch nichts an den Terroranschlägen der NSDAP in der Welt. Die neuen Gemeinden wurden in vier neue Bezirke unterteilt: Österreich und auch in der Region kam es erneut zu Ausschreitungen. Im Der 23. Bezirk Schwechat, der 24.Bezirk Mödling, der 25. Bezirk Liesing und Sommer 1934 verübten Anhänger der Nationalsozialisten mehrere der der 26. Bezirk Klosterneuburg. (vgl. Magistrat der Stadt Wien 2010: Anschläge in Schwechat. Die NSDAP legte direkt auf dem Hauptplatz, aber online) auch auf den Gleisen der Preßburger Bahn Sprengstoff aus. (vgl. Ezsöl 2000: 114) Nach dem Ende des Nationalsozialismus wurden 80 Gemeinden wieder in Niederösterreich eingegliedert, wobei nur 17 Gemeinden blieben bei 3.2.1. Der Anschluss Österreichs Wien. (vgl. Dippelreiter / Hanisch / Kriechbaumer 2000: 92) Am 12.März 1938 marschierte Hitler mit seinem schwer bewaffneten Heer in Österreich ein. Die Eingliederung ins Deutsche Reich erfolgte am nächsten Tag und beendete somit die Eigenstaatlichkeit von Österreich. Um den Österreichern die Identität zu nehmen, wurde der Name von Österreich auf Ostmark geändert. Durch das „Gesetz über den Aufbau und Verwaltung in der Ostmark“ wurde die Bildung von Reichsgauen und der Einteilung in Stadt- und Landkreise angeordnet und veränderte somit die damaligen Verwaltungsgrenzen. Es wurden sieben Reichsgauen gebildet (Wien, Niederdonau, Oberdonau, Tirol - Vorarlberg, Salzburg, Kärnten, 27
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region 3.2.2. Der 23. Bezirk Schwechat Der Bezirk Schwechat wurde aus 27 niederösterreichischen Gemeinden Abb. 2: Groß-Wien geründet1 und am 15. Oktober 1938 nach der neuen Bezirkseinteilung zum 23. Bezirk von Groß-Wien ernannt. Der Bezirk Schwechat war mit 219 Quadratkilometern der größte Bezirk von Wien, jedoch lag die Einwohnerzahl mit 42.000 Einwohnern nur an 23. Stelle der 26 Wiener Bezirke. (vgl. Schirer 1998: 18) Während der Herrschaft der Nationalsozialisten entstand eine neue Wohnsiedlung, die Dr. Robert-Ley-Siedlung. Sie war ein Geschenk des Führers, der Deutschen Arbeitsfront (DAF), an die Gemeinde Schwechat, da diese das Schloss Altkettenhof am 8. Mai 1938 der DAF übergeben hatte. In der Dr. Robert Ley-Siedlung wurden 100 alleinstehende Einfamilienhäuser und einige Doppelhäuser errichtet. In dem Schloss Altkettenhof wurde eine „Führerschule“ eingerichtet. (vgl. Hauenfels 2000: online) Generell war Schwechat für die Nationalsozialisten von großer Bedeutung. Zum einen aufgrund der Raffinerie, der „Nova Öl- und Brennstoff AG“ und zum anderen wegen der von ihnen dort errichteten Fliegerhorste Schwechat-Ost und Schwechat-Süd. Quelle: Wuttke 2005: online 1 Klein- und Groß- Schwechat, Bruck a.d. Leitha, Albern, Altkettenhof, Ebergassing, Fischamend-Dorf, Fischamend-Markt, Gutenhof, Himberg, Kledering, Kleinneusiedel, Leopoldsdorf, Mannswörth, Marialanzersdorf, Neukettenhof, Oberlaa, Oberlanzerdorf, Pellendorf, Rannersdorf, Rauchenwarth, Rothneusiedel, Schwadorf, Unterlaa, Unterlanzersdorf, Wienerherberg, Zwölfaxing 28
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region Die Raffinerie wurde 1937 unter der Leitung der „Nova Öl- und Brennstoff 3.2.3. Ende des 2. Weltkrieges und Wiederaufbau A.G.“ in Betrieb genommen. Nach dem Anschluss wurde die Raffinerie Als die Rote Armee immer weiter an die Stadt Wien vorrückte, versuchten enteignet und 1938 an die „Deutsche Erdölgesellschaft A.G.“ (DEA) die Nationalsozialisten einen militärischen Verteidigungsring um die Stadt übergeben. Während des Krieges war diese Anlage neben den beiden zu errichten, der allerdings nicht mehr fertiggestellt werden konnte. Dieser Fliegerhorsten eines der Hauptangriffsziele für feindliche Bombardements. Umstand bewahrte Schwechat vor der totalen Zerstörung. Auch der Führer (vgl. Weihsmann 1998: 1057) der österreichischen Widerstandsgruppe, Major Cal Szokoll, verhinderte Der Bau der beiden Fliegerhorste begann kurz nach dem Anschluss von die weitere Verwüstung von Schwechat. Er sorgte dafür, dass deutsche Österreich an das Deutsche Reich. Der Fliegerhorst Schwechat-Süd, der in Kampftruppen abzogen und somit eine Konfrontation der Kriegsgegner auf Zwölfaxing lag, wurde als erster gebaut, da der Graf Gattenburg das dem Gebiet ausblieb. Ebenso verhinderte er die geplanten Sprengungen Schloss in Zwölfaxing mit den dazugehörigen 132 Hektar der Wehrmacht von weiteren zivilen Einrichtungen. (vgl. Ezsöl 2000: 118) sehr schnell verkaufte. Am 14. Mai 1938 besuchte Göring die Baustelle bei Zwölfaxing, um dann Am 6. April kam es schließlich zur Befreiung von Schwechat durch die zum Spatenstich für den Fliegerhorst Schwechat-Ost weiterzufahren (vgl. sowjetischen Truppen. Die deutschen Truppen, die sich bis zum Schirer 1998: 18). Donaukanal zurückgezogen hatten, beschossen Schwechat von dort aus Während des Krieges wurden die Anlagen der Luftwaffe von den Ernst- mit schwerer Artillerie und richteten so schwere Schäden an. (vgl. Ezsöl Heinkel-Werken für die Flugzeugproduktion verwendet. Für die Produktion 2000: 120) wurden Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen in das Außenlager Nachdem die Besatzungszonen von den Alliierten im Sommer 1945 des Fliegerhorsts „Wien-Ost“ verlegt. Später wurde die Produktion auch in beschlossen wurden, endeten auch die letzten Aufstände. Dabei wurde die Brauerei Schwechat ausgelagert. In den Kellern der Brauerei festgelegt, Wien in vier Sektoren aufzuteilen, welche unter Aufsicht der entstanden Fertigungswerkstätten der Flugzeugmotorenwerke „Ostmark“ jeweiligen Besatzungsmacht standen. Die Planungsregion lag gänzlich in der Steyr-Daimler-Puch A.G.. (vgl. Weihsmann 1998: 1055) der sowjetischen Besatzungszone. (vgl. Arbeitsgemeinschaft Geschichte Beide Flugplätze waren wie auch die Raffinerie ein großes Ziel für die und Sozialkunde 1998: 66) Alliierten. Es kam zu insgesamt 23 schweren Luftangriffen auf Schwechat. Der erste erfolgte am 17. März 1944, der letze ein Jahr später am 22. März 1945. In der Folge des Krieges wurden fast 70 Prozent der Betreibe und Hausbestände der Gemeinde Schwechat zerstört. (vgl. Stadtgemeinde Schwechat, 2000, 117) 29
P2 Schwechat – WS10 REGION – Geschichte der Region Abb. 3: Besatzungszonen Österreich 1945 Marshallplan bekannt ist, boten die Amerikaner den europäischen Staaten einen Rettungsanker. Die Wirtschaftshilfe aus dem ERP betrug für Österreich rund 960 Millionen Dollar. Allerdings lehnte die Sowjetunion den Marshallplan ab, weshalb der Großteil der Wirtschaftshilfe in die westlichen Besatzungszonen floss, wo damit neue Betriebe gegründet wurden. Die Sowjetunion selbst investierte in den Gebieten ihrer Besatzungszone hingegen kaum. (vgl. Arbeitsgemeinschaft Geschichte und Sozialkunde 1998: 74-75) Zudem erfolgte durch Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht im Juni 1946 die Übernahme der gesamten deutschen Vermögenswerte in der russischen Besatzungszone in das Eigentum der Sowjetunion. Es wurden insgesamt rund 300 Industrie- und Bergbaubetriebe sowie rund 140 land- und forstwirtschaftliche Besitzungen zu einem sowjetischen Konzern (USIA) zusammengefasst. (vgl. Sandgruber 2009: 1) Durch die Eingliederung in die USIA (Uprawlenje Sowjetskim Imuschestwom w Awstrii = Verwaltung des sowjetischen Vermögens in Österreich) wurde der wirtschaftliche Wiederaufbau der Region verlangsamt. So wurde zum Beispiel im Sommer 1950 durch die USIA eine Kette von Quelle: Arbeitsgemeinschaft Geschichte und Sozialkunde 1997: 67 Verkaufsläden errichtet. Dort konnte die österreichische Bevölkerung vor allem billig Zigaretten und Alkohol einkaufen, allerdings kam es dadurch zu 3.2.4. Folgen des 2. Weltkrieges einen erheblichen Abzug der Steuern des österreichischen Staates und Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gemeinden der Planungsregion östlich einer Schädigung des heimischen Handels durch die Konkurrenz. So boten von Wien stark zerstört. Nach der Befreiung beziehungsweise dem die Verkaufsläden der USIA eine breite Palette an unterschiedlichsten Kriegsende 1945 begannen die Wiederaufbauarbeiten. Neben den Waren an, die zum Teil auch von eingegliederten österreichischen Problemen, dass es keine Hilfsmittel und nur wenig Güter gab und auch die Betrieben erzeugt wurden. Ein deutlich niedrigeres Preisniveau boten die Anlagen der Industrie zerstört waren, gab es zwar Fachkräfte in Österreich, USIA-Läden bei Spirituosen und Tabakwaren, Zucker und Süßwaren, allerdings stand kein Geld für den Wiederaufbau zur Verfügung. Durch das Textilien, Treibstoffen und anderen Konsumgütern. Laut Pressemeldungen European Recovery Program (ERP), welches gemeinhin unter dem Namen unterhielt die USIA im Jahr 1954 in den östlichen Bundesländern und im Mühlviertel 186 Detailhandelsgeschäfte, wovon es 72 in Niederösterreich 30
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