GESCHICHTE DER REGION - P2 Archiv

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GESCHICHTE DER REGION - P2 Archiv
GESCHICHTE DER REGION

Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung

                             Betreuer:
          Univ.Ass. Dipl.-Ing. Dr.techn. Thomas Dillinger

                     Lagger, Anna - 0826071
                    Schalk, Valentin - 0826557
                   Sommer, Frederik - 0825800
                    Spreitzer, Anna - 0526212
                  Timmerer, Christina - 0827161

                           19.01.2010
GESCHICHTE DER REGION - P2 Archiv
P2 Schwechat – WS10
REGION – Geschichte der Region

                                                                                                                    3.3.1.2.   OMV Raffinerie Schwechat ........................................ 32
INHALTSVERZEICHNIS                                                                                                  3.3.1.3.   Nationalpark Donau Auen.......................................... 33
                                                                                                                    3.3.1.4.   Bundesheer ................................................................. 34
INHALTSVERZEICHNIS........................................................................... 2                   3.3.2.    Wege | Verbindungen......................................................... 35
1.      EINLEITUNG ............................................................................... 4                3.3.2.1.   Römer | Ein gutes Straßennetz und neue Städte ...... 35
                                                                                                                    3.3.2.2.   Zerstörung aufgrund der Lage.................................... 35
2.      CHRONIK1 ................................................................................. 5
                                                                                                                    3.3.2.3.   Straßenausbau............................................................ 35
     2.1.     Römerzeit – 41n. Chr. bis 475........................................................6                3.3.2.4.   Die S7 .......................................................................... 36
     2.2.     Völkerwanderungszeit - 476 bis 768 .............................................7
                                                                                                                    3.3.2.5.   Ostbahn....................................................................... 36
     2.3.     Frühmittelalter - 687 bis 900 .........................................................8
     2.4.     Hochmittelalter - 900 bis 1250 ......................................................9                3.3.2.6.   A4 | Ostautobahn | Flughafenautobahn ................... 36
     2.5.     Spätmittelalter - 1250 bis 1492 ...................................................11                 3.3.2.7.   B9 | B10 ...................................................................... 37
     2.6.     Neuzeit - 1492 bis 1918 ...............................................................13             3.3.2.8.   Anbindung an das Öffentliche Verkehrsnetz Wiens . 37
     2.7.     1918 bis Gegenwart .....................................................................20
                                                                                                           4.     KULTURHISTORISCH BEDEUTSAME GEBÄUDE .................................... 38
3.      PRÄGENDE ZEITEN FÜR DIE REGION ................................................ 24
                                                                                                                4.1.    Katharinenhof ............................................................................. 39
     3.1. Die Industrielle Revolution ..........................................................24              4.2.    Aichhof ........................................................................................ 39
       3.1.1.    Triebfeder Innovation ..........................................................24             4.3.    Papierfabrik Klein-Neusiedl......................................................... 40
       3.1.2.    Industrialisierung in der Region Schwechat ........................25                          4.4.    Baumwollspinnerei Schwadorf ................................................... 40
       3.1.3.    Die neue Fabrik ....................................................................25         4.5.    Schwechater Brauerei ................................................................. 41
       3.1.4.    Die neuen Arbeiter ..............................................................25            4.6.    Mühle in Enzersdorf an der Fischa .............................................. 41
                                                                                                                4.7.    Schwadorfer Schloss ................................................................... 42
       3.1.5.    Strukturwandel ....................................................................26
                                                                                                                4.8.    Schloss Rothmühle ...................................................................... 42
     3.2. Die Region zu Zeiten des Nationalsozialismus.............................27                           4.9.    Bründlkirche ................................................................................ 43
       3.2.1.    Der Anschluss Österreichs ...................................................27
       3.2.2.    Der 23. Bezirk Schwechat ....................................................28           5.     VERZEICHNISSE ........................................................................ 44
       3.2.3.    Ende des 2. Weltkrieges und Wiederaufbau .......................29                             5.1.    Quellenverzeichnis ...................................................................... 44
       3.2.4.    Folgen des 2. Weltkrieges....................................................30                5.2.    Abbildungsverzeichnis ................................................................ 50
       3.2.5.    Fokus Planungsregion ..........................................................31
     3.3. Punktuelle Vertiefungen..............................................................32
       3.3.1.    Jüngere Geschichte (ab 1955) .............................................32
         3.3.1.1.     Geschichte des Flughafens..........................................32

                                                                                                                                                                                                                         2
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REGION – Geschichte der Region

                                 Präambel
                                 In dieser Arbeit wird die nach der Grammatik männliche Form in einem
                                 neutralen Sinne verwendet. Es werden immer Männer und Frauen
                                 gemeint. Der Verzicht auf „-Innen“ oder „/-innen“ soll der Lesbarkeit und
                                 besseren Verständlichkeit dienen und keine sprachliche oder sonstige
                                 Diskriminierung darstellen.

                                                                                                        3
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REGION – Geschichte der Region

1. EINLEITUNG

Im Rahmen des Studiums der Raumplanung und Raumordnung an der                  Es muss darauf hingewiesen werden, dass für die Gemeinden der
Technischen Universität Wien wird im fünften und sechsten Semester die         Planungsregion unterschiedlich gute Datengrundlagen zur Verfügung
zweite Projektarbeit im Laufe des Studiums absolviert.                         standen. Die höchste Datenqualität und -quantität bestand für die
Das Ziel des Projektes 2 im Wintersemester 2010/2011 und                       Stadtgemeinde Schwechat als größte Gemeinde der Region.
Sommersemester 2011 ist die Erarbeitung eines regionalen
Entwicklungskonzeptes für die Region Schwechat beziehungsweise für die
acht direkten Anliegergemeinden des Flughafens Wien.
Bei diesem Projekt 2 handelt es sich um eine Gruppenarbeit, die in zwei
Abschnitte unterteilt ist. Die vorliegende Arbeit ist Teil des ersten
Abschnittes, der Bestandsaufnahme und Analyse, der mit dem Ende des
Wintersemesters abgeschlossen sein sollte. Den zweiten Abschnitt des
Projektes stellt die Planungsphase dar, die vor allem für das
Sommersemester vorgesehen ist.

Der vorliegende Bericht handelt von der Geschichte der Planungsregion
und zeigt die historische Entwicklung der Gemeinden und der gesamten
Region.
Der erste Teil dieses Berichtes ist in Form einer Chronik gestaltet und gibt
einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse. Diese ist in sieben
Epochen untergliedert, beginnend mit der Römerzeit bis hin zur
Gegenwart.
Vertiefend werden einige geschichtliche Entwicklungen und Ereignisse
herausgegriffen und detaillierter betrachtet, die als prägend für die Region
eingeschätzt werden.
Abschließend werden in einem Katalog einige kulturhistorisch bedeutsame
Gebäude der Region vorgestellt. Diese stehen exemplarisch für die vielen
verschiedenen Gebäude aus unterschiedlichsten Epochen, die als Relikte
der vergangenen Jahrhunderte in der Region bestehen.
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REGION – Geschichte der Region

2. CHRONIK1

Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die wichtigsten historischen            werden. Die restlichen Daten der Epoche sind hingegen transparent
Ereignisse, die die Gemeinden der Planungsregion geprägt haben. Die              dargestellt. Zur Einordnung in den geschichtlichen Kontext wird die
Auswahl der dargestellten Ereignisse wurde anhand der Relevanz für die           vorangegangene beziehungsweise folgende Epoche entsprechend der
Planungsregion vorgenommen und ist in sieben Epochen gegliedert. Wobei           Farbgebung der Überblickszeitleise angedeutet.
sich deren zeitliche Abgrenzung an den Ereignissen in der Region und nicht
                                                                                 Obwohl verschiedenste Funde an unterschiedlichen Fundorten in der
an der allgemeinen Geschichtsschreibung orientiert, weshalb zum Beispiel
                                                                                 Region die erste Besiedelung Schwechats und Umgebung in der jüngeren
der Beginn der Römerzeit auf 9 vor Christus datiert wurde.
                                                                                 Steinzeit um 2500 bis 2200 vor Christus bestätigen und weitere
Alle behandelten Epochen können der Überblickszeitleiste in Abbildung 1
                                                                                 archäologische Funde zudem Siedlungen in der Bronzezeit, der mittleren
entnommen werden. In der jeweiligen Epoche ist zur Orientierung und
                                                                                 Hallstattzeit sowie keltische Siedlungen in der La Tène-Zeit nachweisen,
geschichtlichen Einordnung der Ereignisse ebenfalls eine Zeitleiste
                                                                                 beginnt die Chronik mit der Römerzeit. Diese ist als erste prägende Epoche
abgebildet. Diese gibt einen Überblick über die Ereignisse der Epoche,
                                                                                 für die Region einzuschätzen.
wobei die auf der aktuellen Seite behandelten Daten hervorgehoben

Abb. 1: Überblickszeitleiste

                                                                                                                                        Quelle: eigene Darstellung
1
Quellen:
Barbieux 1960: online                FOB (2007): online                          Gemeinde Zwölfaxing 2010: online         Pro Loco OG 2011: online
Bode 2010: online                    Freiwillige Feuerwehr Kleinneusiedl 2010:   Gemeinde Rauchenwarth 2010: online       Scheibenreif 2004: 19-42
Büchner (2011a): online              online                                      Hoymann (2010): online                   Schwarzenberger, Marcel 2008: online
Büchner (2011b): online              Gehart 1980: 72-103                         Liuzzo 2006: online                      SIT 2011: online
Buchwald 2011: online                Gehart 1989a: 113-130                       Marktgemeinde Enzersdorf an der Fischa   Stadt Fischamend 2007: online
Deutsches Museum 2010: online        Gehart 1989b: 32                            2006: online                             Stadtgemeine Schwechat 2000: online
Endl 2009: online                    Gehart 1998: 36-52                          Marktgemeinde Himberg 2010: online       Teleschau 2008: online
Erfurth 2009: online                 Geiger 2010: online                         Matthesius / Dittrich 2010: online       Tillmann 2009: online
Ezsöl 1992: 7-35                     Geomix Development 2010: online             Past 1994: 54-67                         Tomic 2010: online

                                                                                                                                                                 5
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REGION – Geschichte der Region

2.1.    Römerzeit – 41n. Chr. bis 475
41 - 45
Unter Kaiser Claudius entstehen die Provinzen Vindobona und Carnuntum      Donaugrenze und besetzen einen Teil Pannoniens, Markomannen siedeln
                                                                           sich im Raum um Vindobona an
Um 100
Errichtung des römischen Reiterkastells „Ala Nova“ = „Neues Lager“         Um 400
(im Bereich der heutigen Klein-Schwechater Brauerei, des Pfarrhofes, mit   Westwärts ziehende Vandalen, Alanen und Markomannen zerstören
Ausdehnung bis in die Höfe der späteren Häuser an der Wiener Straße)       Ansiedlungen im Donauraum von Vindobona bis nach Iuvavum (Salzburg),
und Aequinoctium (in Fischamend)                                           Gebiet um Schwechat wird von Goten gebrandschatzt

375                                                                        401
Wiederaufbau der Lager Ala Nova und Carnuntum nach verheerendem            Westgoten ziehen durch Pannonien (unter König Alarich) und beherrschen
Einfall der Quaden in römische Gebiete durch eigentlich in Lauriacum       das Land bis zum Tod des Königs (410), ziehen dann nach Gallien weiter
(Enns) stationierte Einheiten
Hunnen dringen von Osten nach Europa und besiegen die Ostgoten             410 - 433
Beginn der Völkerwanderung                                                 Pannonien steht wieder unter römischer Herrschaft

379 - 380                                                                  433
Kaiser Theodosius I. (ab 394 letzter Herrscher des gesamten römischen      Hunnen (unter König Attila) tauchen auf
Imperiums) siedelt in Pannonien Gruppen von Goten, Alanen, Hunnen und      Oströmischer Kaiser Theodosius II. erkauft sich Frieden mit den Hunnen
Quaden an                                                                  durch die Übertragung der Herrschaft über Teile Pannoniens (bereits
                                                                           weitgehend entvölkert)
395
Römisches Reich wird nach dem Tod Kaiser Theodosius I. aufgeteilt          453
Markomannen, Quaden, Goten und Alanen überschreiten die                    Hunnenkönig Attila stirbt, Ostgoten besetzen Pannonien

                                                                                                                                               6
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REGION – Geschichte der Region

2.2.    Völkerwanderungszeit - 476 bis 768
488
Slawische Stämme dringen in östlichen Donauraum ein

Im 5. Jahrhundert
Großteil der Bevölkerung bekennt sich zum Christentum

Ab 540
Bajuwaren (Bayern) beginnen Besiedelung der ehemaligen römischen
Donauprovinzen

546
Oströmischer Kaiser Justinian tritt die unteren Donaugebiete an die
Langobarden ab

568
Langobarden ziehen nach Italien weiter und überlassen den befreundeten
Awaren, einem nomadischen Reitervolk, das Land

                                                                         7
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REGION – Geschichte der Region

2.3.    Frühmittelalter - 687 bis 900
791
Frankenkaiser Karl der Große besiegt die im Osten herrschenden Awaren

Um 800
Karl der Große lässt zur Sicherung der Reichsgrenzen die Ostmark errichten

Um 850
Gründung des Dorfes Zwölfaxing

                                                                             8
GESCHICHTE DER REGION - P2 Archiv
P2 Schwechat – WS10
REGION – Geschichte der Region

2.4.    Hochmittelalter - 900 bis 1250
900                                                                       1050
Die Magyaren, ein Nomaden- und Reitervolk, das sich etwa auf dem Gebiet   Erste urkundliche Erwähnung von Enzersdorf an der Fischa
des heutigen Ungarn angesiedelt hat, dringen in den mittleren Donauraum
ein und verwüsten das Land                                                1058
                                                                          König Heinrich IV. schenkt dem Stift St. Pölten und der „Dienerin Imre“ ein
957                                                                       Grundstück im Ort „Manndeswerde“ (Mannswörth), in der betreffenden
Kaiser Otto I. besiegt die Magyaren in der Schlacht am Lechfeld bei       Urkunde wird erstmals von landwirtschaftlichen Betrieben, der Fischerei
Augsburg, woraufhin neue Grenzen zu Ungarn festgelegt werden              und von Mühlen im Raum Schwechat berichtet

976                                                                       Um 1100
Otto II. übergibt die Ostmark dem Markgrafen Luitpold aus dem             Schwadorf wird unter dem damaligen Namen „Schwabendorf“ gegründet
Geschlecht der Babenberger                                                und durch die Babenberger besiedelt

996                                                                       6. September 1108
Gebiet der Ostmark wird erstmals als „Ostarrichi“ urkundlich erwähnt      Urkunde Heinrich V. bezeichnet ein Grundstück als „in Schwechat gelegen“
                                                                          Erste Erwähnung des „Wolfger de Svechanti“, der sich als erster Adeliger
1020                                                                      nach dem Fluss Schwechat benennt und als Begründer des Ortes
Der zeilenartige Ort „Fischamend“ entsteht und es wird eine Verbindung    Schwechat gilt
nach Orth an der Donau eingerichtet
                                                                          1108
1031                                                                      Erste urkundliche Erwähnung von Pellendorf
Erstmalige urkundliche Erwähnung des Flusses Schwechat als „Svechant“

                                                                                                                                                   9
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REGION – Geschichte der Region

1115                                                                         24. Juni 1203
Erstmalige urkundliche Erwähnung des Dorfes Zwölfaxing als „Zo               Erstmalige urkundliche Erwähnung Kleinneusiedls unter dem Namen
Welfossingen“                                                                „Niusiddele“

7. Januar 1120                                                               1246
Erste urkundliche Erwähnung von Himberg und Velm                             Herzog Friedrich II., der letzte Babenberger, besiegt die eingefallenen
                                                                             Ungarn in der Schlacht bei der Leitha und wird in der Endphase des
1130                                                                         Kampfes getötet
Errichtung der Pfarrkirche Himberg, die einen Teil der Verteidigungsanlage
der Burg darstellt

1140
Erste urkundliche Erwähnung von „Rainhardtsdorf“ (Rannersdorf)

1146
Der ungarische König Geisa überschreitet mit 70.000 Mann die Grenze an
der Leitha, König Heinrich II. Jasomirgott stellt sich mit dem
österreichischen Heer entgegen, wird vernichtend geschlagen und muss
den Rückzug über Schwechat nach Wien antreten, die ganze Region wird
von den Ungarn verwüstet

                                                                                                                                                 10
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REGION – Geschichte der Region

2.5.    Spätmittelalter - 1250 bis 1492
1252                                                                      1318
Ungarn fallen in die Region ein und verwüsten sie erneut                  Heinrich von Swechent, letzter seines Geschlechts, bleibt ohne männliche
                                                                          Nachkommen und verkauft einen Teil seines Besitzes an seinen
1257                                                                      Lehnsherren Reinprecht II. von Ebersdorf
Erstmalige urkundliche Erwähnung Rauchenwarths
                                                                          1334
1270                                                                      Erstmalige urkundliche Erwähnung Schwechats als Markt
Hademar de Sunberg, Inhaber eines freien Landgutes in Schwechat (später
Gut Kettenhof), überträgt seinen Besitz an Konrad von Himberg             1365
                                                                          Himberg erhält das Marktrecht
1282
Beginn der Habsburgerherrschaft über Österreich durch die Ernennung       14. Jahrhundert
Albrechts (Sohn von Rudolf I. von Habsburg) zum Herzog von Österreich     Seuchen und Elementarereignisse führen dazu, dass einige Orte
                                                                          aufgelassen werden
1291
80.000 Mann starke Truppe unter dem ungarischen König Andreas II.         November 1446
überschreitet die Leitha und belagert Wien                                Ungarischer Heerführer Johann Hunyadi (Vater des späteren ungarischen
Hauptlager der Ungarn mit dem Zelt des Königs wird in Schwechat           Königs Matthias Corvinus) verwüstet Schwechat während eines Raubzuges
errichtet, der Ort erleidet schwere Schäden                               gegen Wien

                                                                                                                                               11
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REGION – Geschichte der Region

1476
Erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft „Gletarn“ (Kledering)

25. Februar 1484
Ungarns König Matthias Corvinus fällt in Österreich ein, auch die
Ortschaften der Region erleiden große Schäden durch Plünderungen und
Brandschatzung

1. Juni 1485
Der ungarische König nimmt Wien ein und bleibt bis zu seinem Tode am 4.
April 1490 Herrscher über Niederösterreich

                                                                          12
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REGION – Geschichte der Region

2.6.    Neuzeit - 1492 bis 1918
26. Januar 1494                                                             Um 1530
Verkauf des Dorfes Rauchenwarth an das Stift Dorothea zu Wien               Beginn der Neubesiedlung Schwechats durch die Diözese Passau, Großteil
                                                                            der neuen Bewohner kommt aus Schwaben und Bayern
15. Jahrhundert
Streifzüge des ungarischen Heeres zerstören die Gemeinden                   10. August 1533
                                                                            Himberg erhält die Marktfreiheit und das         Mautprivilegium   als
15. Jahrhundert                                                             Entschädigung für die Schäden der Türkenkriege
Schwadorf erhält das Marktrecht
                                                                            Um 1580
Herbst 1529                                                                 Gründung der Ortschaft Kettenhof
Erste Türkenbelagerung
Zwischen Simmering und Schwechat kommt es zu den ersten Gefechten           Um 1590
zwischen der türkischen Vorhut und der kaiserlichen österreichischen        Die erste Schwechater Brauerei wird errichtet
Armee, in den nächsten Tagen folgt die reguläre türkische Streitmacht
Sultan Süleyman II. lässt sein Lager in Schwechat und Simmering errichten   1605
und befiehlt seiner Flotte alle Donaubrücken abzubrennen, um den            Die Truppen des habsburgerfeindlichen Siebenbürgers Stefan Bicskays
Wienern die Möglichkeit einer Flucht zu nehmen                              kommen im Verlauf ihrer Streifzüge von Ungarn bis vor Wien und richten
Nach dreiwöchigem Kampf lässt Sultan Süleymann II. überraschend die         auch in der Region großen Schaden an
Belagerung abbrechen
Die Gemeinden der Planungsregion werden, wie alle Ortschaften im            1618 – 1648
Einzugsbereich der Türken, total verwüstet, die Einwohner werden            Während des 30jährigen Krieges ist Schwechat großen Belastungen durch
entweder getötet oder in Gefangenschaft verschleppt                         einquartierte und durchziehende kaiserliche Truppen ausgesetzt
Schwechat ist in Folge fünf Monate unbewohnt

                                                                                                                                               13
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REGION – Geschichte der Region

2. Juni 1619                                                                   18. Juni 1638
Graf Matthias Thurn überquert bei Fischamend mit 6.000 Mann die Donau          Kaiser Ferdinand II. nimmt die Gemeinde Schwechat per Dekret unter
und zieht über Schwechat gegen die Wiener Vorstädte, wird dort zwei            seinen „kaiserlichen Schutz und Schirm“ und befreit sie damit von
Tage später in die Flucht geschlagen                                           künftigen Soldateneinquartierungen, anderen Kriegslasten und
Die Region leidet an Plünderungen                                              Exekutionen

26. November 1619                                                              1645
Die ungarischen Rebellen dringen bis zu den Toren Wiens vor und fügen          Schwedische Truppen wollen bei Hainburg und Albern die Donau Richtung
den Gemeinden der Region große Schäden zu                                      Süden überqueren, können jedoch daran gehindert werden
                                                                               Die Bevölkerung erleidet große Schäden durch stationierte kaiserliche
Um 1620                                                                        Soldaten und später durch dienstlose, herumstreunende Söldner
Landschloss Rothmühle wird als befestigter Landsitz errichtet
                                                                               1663
15. März 1624                                                                  Für einen befürchteten neuerlichen Krieg mit den Türken wird das Schloss
Neukonfirmierung des Schwechater Marktrechts durch Kaiser Ferdinand II.        Kettenhof als Fluchtort bestimmt und mit Waffen ausgestattet

24. September 1627                                                             22. Februar 1666
Ferdinand II. erlässt ein Patent: alle lutherischen Pfarrer und Schulmeister   Kaiser Leopold I. regt die Errichtung einer „Orientalischen
werden „abgeschafft“ und durch katholische Priester ersetzt                    Handelscompanie“ an, in einem Gebäude in Schwechat sollen Stoffe für
Gegenreformation setzt daraufhin ein und viele Protestanten verlassen          den Handel mit der Türkei erzeugt werden
ihre Heimat
                                                                               1673
1632                                                                           Kaiser Leopold I verleiht Fischamend das Jahr- und Wochenmarktprivileg
Matthias Descrolier, Ritter des goldenen Sporns, erwirbt Freihof in Klein-
Schwechat und errichtet darauf eine Brauerei                                   1674 - 1848
                                                                               Die Grundherrschaft Zwölfaxing gehört dem Grafen Gatterburg

                                                                                                                                                        14
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REGION – Geschichte der Region

7. Juli 1683                                                                  1718
Die kaiserlichen Truppen flüchten vor den Türken, die alle Ortschaften        Friedensvertrag mit den Türken wird geschlossen
entlang ihres Aufmarschweges in Brand stecken, nach Wien
Beginn der zweiten Türkenbelagerung                                           27. Juli 1718
In Rauchenwarth werden circa 80 Prozent der Bevölkerung getötet oder          Kaiser Karl VI. schließt Handelsvertrag mit den Türken ab, ruft
verschleppt, durch Besiedelungsaktion durch Chorherren wird das Dorf vor      „Orientalische Handelscompanie“ wieder ins Leben und stattet sie mit
der Verödung bewahrt                                                          vielen Privilegien aus

6. September 1698                                                             Ab 1724
Kaiser Leopold I. stellt im Schloss (Kaiser-)Ebersdorf einen Majestätsbrief   In Schwechat wird Kotton, Berchent und Leinwand erzeugt
aus, in dem er das Marktrecht Schwechats erneuert
                                                                              24. Februar 1732
Frühjahr 1704                                                                 Bei einer Überschwemmung werden in Schwechat alle Brücken und
Kuruzzen (ungarische Kreuzritter) fallen in der Region ein und richten sehr   Dämme weggerissen
große Schäden an, Schwechat, Mannswörth und Fischamend werden
niedergebrannt und viele Einwohner getötet                                    1733
                                                                              „In- und Ausländische Papierfabrik“ wird in Rannersdorf errichtet
Juni 1704
Neuerlicher Einfall der Kuruzzen                                              1749
Bevölkerung wird rechtzeitig gewarnt und kann sich in Sicherheit bringen,     Kaiserin Maria Theresia ordnet an, den größten Teil der landesfürstlichen
die Rebellen plündern die wenigen unversehrten Gebäude                        Besitzungen, darunter auch den Markt Himberg, zum Verkauf
                                                                              auszuschreiben
Februar 1705                                                                  Die zu dieser Zeit wohlhabende Bürgerschaft kauft den Markt mit allen
Dritter Kuruzzen-Einfall wird durch das Zufrieren der Donau ermöglicht        Rechten und Pflichten um den Betrag von 40.100 Gulden
und die wenigen verbliebenen Einwohner werden überrascht                      Himberg wird dadurch ein freier Markt

                                                                                                                                                    15
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REGION – Geschichte der Region

1766                                                                         1805
Gründung der „Zitz- und Kattunfabrik“ in Altkettenhof                        Die drei Mächte Österreich, Russland und England verbünden sich zu
                                                                             einem Krieg gegen Kaiser Napoleon I.
Um 1772
Gründung der Bründlkirche bei Rauchenwarth                                   12. November 1805
                                                                             Französische Soldaten rücken in Schwechat ein
26. Januar 1782
Beim „Großen Brand in Groß-Schwechat“ werden u.a. das Rathaus, das           28. Dezember 1805
Pfarrhaus und das Schulgebäude am Hauptplatz zerstört                        Der Frieden von Pressburg wird geschlossen und die fremden Truppen
                                                                             verlassen danach Österreich
30. April 1784
Kaiserliches Dekret verkündet die Einrichtung einer              täglichen   April - Oktober 1809
Postkutschenroute von Wien über Schwechat nach Pressburg                     Österreich erklärt Napoleon I. neuerlich den Krieg, den Napoleon verliert
                                                                             Der Krieg endet mit dem „Frieden von Schönbrunn“
1796
Errichtung der Papierfabrik „Neusiedler AG“ in Klein-Neusiedl                August 1838
                                                                             Großbrand in Klein-Neusiedl, bei dem unter anderem die ansässige
1782                                                                         Kattunfabrik und die in ihr gelagerten Waren komplett zerstört werden
Das Stift Klosterneuburg erlangt die Herrschaft über Rauchenwarth
                                                                             12. März 1846
16. Dezember 1803                                                            Eröffnung der Eisenbahn von Wien nach Bruck an der Leitha
Kaiser Franz I. befiehlt, dass der Staat die Rannersdorfer Papierfabrik in   Streckenverlauf über Kledering und Rannersdorf, beide Orte bekommen
Pacht zu nehmen hat                                                          eine Haltestelle

                                                                                                                                                         16
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REGION – Geschichte der Region

Oktober 1848                                                               29. Juni 1867
Die zweite Revolution bricht aus Arbeiter und Studenten treten bewaffnet   Anton Drehers private Brauereieisenbahn wird als erste Industriebahn
auf die Straßen                                                            Österreichs eröffnet
Kroatisch-slawonische Armee rückt in Schwechat ein und errichtet eine
halbkreisförmige Kampflinie von Fischamend über Schwadorf, Himberg bis     19. November 1867
nach Rothneusiedl                                                          Gemeinderat Schwechat beschließt Errichtung einer Straßenbeleuchtung
Ungarisch Truppen kommen Österreich zur Hilfe und drängen die Angreifer    mit Petroleumlampen
nach Kaiserebersdorf, Mannswörth, Schwechat und Rannersdorf zurück
                                                                           September 1868
und es kommt zur Schlacht bei Schwechat, wobei Schwechat große
                                                                           In Schwechat wird ein neuer Anschluss an die Kronprinz Rudolfs-Bahn vom
Schäden erleidet
                                                                           Westbahnhof nach Kaiserebersdorf eröffnet
17. März 1849
                                                                           6. September 1869
Rauchenwarth wird selbstständig
                                                                           Großfeuer zerstört das Rathaus und 12 weitere Häuser in Schwechat
November 1861
                                                                           1870
Erster Dampfpflug der Region wird in Betrieb genommen
                                                                           Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Schwechat
Kaiser Franz Joseph I. kommt nach Schwechat, besucht Anton Drehers
Bauerei und lässt sich den Dampfpflug vorführen                            Februar 1871
                                                                           Großbrand in der Schwarzmühle Rannersdorf
1863
Die erste Schwechater Brauerei geht in Konkurs, wird 1869 von Anton        30. Juli 1871
Dreher II. gekauft, aber nur mehr als Mälzerei betrieben                   Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Rannersdorf

12. Februar 1867                                                           1871
Eröffnung der ersten Schwechater Telegraphenanlage                         Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Himberg

                                                                                                                                               17
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REGION – Geschichte der Region

2. Februar 1873                                                          5. Januar 1884
Die „Innerberger Hauptgewerkschaft A.G.“ nimmt in Schwechat die ersten   Lokalbahn von Schwechat nach Mannersdorf wird in Betrieb genommen
zwei Hochöfen zur Roheisenerzeugung in betrieb
                                                                         1885
Das Werk ist das modernste in Österreich und bewirkt den Zuzug von       Die „Österreichische Alpine Montan Gesellschaft“ eröffnet auf dem
Arbeiterfamilien                                                         Gelände der heutigen Mühlensiedlung in Schwechat eine Ziegelfabrik, in
                                                                         der die anfallende Schlacke der Hochöfen der „Innerberger
1873                                                                     Hauptgewerkschaft A.G.“ weiterverarbeitet wird
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Fischamend Markt
                                                                         1885
1874                                                                     Die Firma „Maximilian Schiff & Co.“ errichtet in Schwechat eine Fabrik zur
                                                                         Erzeugung von Kohlenspitzen, Glühelektroden und der Herstellung von
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Mannswörth
                                                                         Farben
1879                                                                     3. Oktober 1886
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Zwölfaxing                           Schwechat erhält eine öffentliche Gasbeleuchtung

1880                                                                     1888
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Enzersdorf an der Fischa             Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Fischamend Dorf

                                                                         1. Juni 1888
8. Dezember 1881
                                                                         Einführung des Personenverkehrs auf der Zugstrecke von Wien-
Eröffnung des Abzweigers der Aspangbahn von Wien-Zentralfriedhof nach    Westbahnhof nach Kaiserebersdorf
Klein-Schwechat
                                                                         1897
12.09.1848                                                               Errichtung der ersten Schwechater Buchdruckerei und erste Ausgabe des
Eröffnung einer Eisenbahnstrecke über Himberg, Gramatneusiedl und        Wochenblattes „Der Bezirksbote“
Götzendorf nach Bruck an der Leitha

                                                                                                                                                18
P2 Schwechat – WS10
REGION – Geschichte der Region

26. Juni 1899                                                                1906
Eröffnung der Eisenbahnlinie von Klein-Schwechat nach Heiligenstadt          Der Gemeinderat beschließt einen Regulierungsplan für das verbaute
                                                                             Ortsgebiet Himberg
16. Juli 1902
Der Gemeinde Wien werden Grundparzellen für die Errichtung einer             1908 - 1909
Straßenbahn überlassen                                                       Die Firma „Skaret, Hanusch und Co.“ erwirbt das Werksgelände der
                                                                             „Österreichischen Alpine Montan Gesellschaft“ und errichtet darauf die
1902 - 1903                                                                  sogenannten Hammerbrotwerke
Die Österreichische Alpine Montan Gesellschaft      legt Fabriken (Ziegel,   In dieser Großbäckerei werden zu Spitzenzeiten täglich 50.000 Laib Brot
Hochöfen etc.) in Schwechat still                                            erzeugt

1903                                                                         1909
Gründung der „Vaselin- und Ölfabrik“ in Kledering                            Gründung der militär-aeronautischen Anstalt in Fischamend

8. Dezember 1903                                                             9. Juli 1910
Eröffnung der Straßenbahnlinie vom Zentralfriedhof nach Schwechat            Einrichtung der ersten Telefonsprechstelle in Schwechat

1. September 1904                                                            1. Febr. 1914
Gemeinde Wien übernimmt „Wiener Brauhaus AG“ in Rannersdorf                  Eröffnung der neu erbauten elektrischen Pressburgbahn

Juni 1905                                                                    1914 - 1918
Vertragsschluss zwischen den Gemeinden Wien und Schwechat über die           Erster Weltkrieg
zukünftige Stromversorgung Schwechats durch Wien

                                                                                                                                                 19
P2 Schwechat – WS10
REGION – Geschichte der Region

2.7.    1918 bis Gegenwart
21. September 1919                                                    1927
Verkehr der Straßenbahn von Wien nach Schwechat und der               Bau der Schwechater          Hochquellenwasserleitung     und    Anschluss
Pressburgerbahn wird aufgrund von Kohlemangel eingestellt             Rannersdorfs

11. November 1921                                                     1930
Gemeinderat des Marktes Schwechat beschließt die Ansuchung zur        Elektrisches Licht zur Beleuchtung der Straßen in Enzersdorf an der Fischa
Erhebung zur Stadt
                                                                      1932
1. Januar 1922                                                        Als Folge der Weltwirtschaftskrise (Schwarzer Freitag 1929) sind circa. 70
Wien (bisher Landeshaupstadt NÖ) wird ein eigenständiges Bundesland   Prozent der Schwechater Bevölkerung ohne Arbeit

2. Januar 1922                                                        6. November 1933
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Klein-Neusiedl                    NSDAP-Ortsgruppe Schwechat         gewinnt    vier   Mandate     bei   den
                                                                      Gemeinderatswahlen
24. August 1922
Beschluss des Österreichischen Ministerrats Schwechat zur Stadt zu    15. Januar 1934
erheben                                                               Bürgerkrieg aufgrund Schwechater Waffenfunde

1. Oktober 1924                                                       18. März 1936
Rundfunkdienst wird eingeführt                                        Der Betrieb „Nova Öl- und Brennstoff Aktiengesellschaft“ siedelt sich in
                                                                      Schwechat an
1925
Überfall auf einen Schnellzug im Bahnhofsbereich Himberg durch
Nationalsozialisten

                                                                                                                                               20
P2 Schwechat – WS10
REGION – Geschichte der Region

2. Januar 1938
Schwechat zählt zu den "ärgsten Notstandsgebieten" Niederösterreichs   22. März 1945
                                                                       Letzter von insgesamt 23 schweren Luftangriffen der Alliierten auf
März 1938                                                              Schwechat
Einmarsch der deutschen Wehrmacht
Österreich wird ein Teil des deutschen Reiches                         April 1945
                                                                       Befreiung der Region durch sowjetische Truppen
Mai 1938
Baubeginn des Fliegerhorstes Schwechat                                 9. Mai 1945
                                                                       Ende des zweiten Weltkrieges
15. Oktober 1938                                                       Gemeinden der Region befinden sich in der sowjetischen Besatzungszone
Unter anderem werden die Gemeinden Schwechat, Zwölfaxing, Himberg,
Rauchenwarth, Schwadorf, Klein-Neusiedl und Fischamend zum 23.         1954
Gemeindebezirk „Schwechat“ von „Groß-Wien“ eingegliedert               Der Beschluss über die Abtrennung der ehemaligen Randbezirke von Wien
Enzersdorf an der Fischa wird Teil des Gaus Niederdonau                wird von den Alliierten anerkannt
                                                                       Der zivile Betrieb des Flughafens wird aufgenommen
1. September 1939
Beginn des Zweiten Weltkrieges                                         27. Juli 1955
                                                                       Staatsvertrag tritt in Kraft, Österreich ist wieder frei
1942
Am Schwechater Fliegerhorst wird ein großes Flugzeugwerk errichtet     15. Juni 1955
                                                                       Die Sowjets verlassen Schwechat
17. März 1944
Erster Luftangriff auf Schwechat

                                                                                                                                           21
P2 Schwechat – WS10
REGION – Geschichte der Region

22. April 1958
Grundsteinlegung für die ÖMV-Großraffinerie Schwechat                   1970
                                                                        Freiwillige Vereinigung der Gemeinden Fischamend-Markt und
Juni 1961                                                               Fischamend-Dorf zur Gemeinde Fischamend
ÖMV nimmt Betrieb auf                                                   Zusammenlegung von Enzersdorf an der Fischa und Magarethen am Moos

16. Juni 1961                                                           1. Januar 1971
Die letzte Straßenbahn der Linie 72 vom Schwechater Hirschenplatz zum   Freiwillige Zusammenlegung der Gemeinden Himberg und Velm
Zentralfriedhof fährt ab
Danach nur noch Autobus-Verkehr                                         1. Januar 1972
                                                                        Von der Landesregierung Niederösterreich wird eine zwanghafte
1966                                                                    Vereinigung von Himberg mit der Gemeinde Pellendorf verordnet
Neugestaltung des Schwechater Hauptplatzes
                                                                        2. Juli 1976
28. April 1967                                                          Eröffnung des Schwechater Heimatmuseum im Schloss Rothmühle
Schwechater Gemeinderat beschließt Kauf des Schlosses Rothmühle in
Rannersdorf und lässt es anschließend renovieren                        17. Dezember 1982
                                                                        Eröffnung der Ostautobahn A4
7. November 1969
Trinkwasserversorgung Schwechats erfolgt von nun an aus dem
stadteigenen Brunnen in der Zaineth-Au

                                                                                                                                       22
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REGION – Geschichte der Region

1983                                                              3. Oktober 1987
Der Zentralverschiebebahnhof Kledering wird in Betrieb genommen   Eröffnung des Schwechater Radwegenetzes, mit dem nun alle Ortsteile
                                                                  verbunden sind
9. September 1983
Schwechat wird zur Europastadt ernannt                            15. Sept. 1988
                                                                  Eröffnung des neuen Schwechater Einkaufszentrums EKAZENT
1983
Zusammenschluss von ÖMV, Petrochemie und Danubia-Delfin           2006
                                                                  Grundsteinlegung für weiteres Flughafen-Terminal (Skylink)
1984
Errichtung einer Großkläranlage in Schwechat                      2006
                                                                  Stillegung von Teilen der Brauerei Schwechat
1985
Wiederverleihung des Marktrechts an Enzersdorf                    1.März 2007
                                                                  Einreichung der Planungsunterlagen zur dritten Piste beim Amt der
25. Dezember 1985                                                 Niederösterreichischen Landesregierung durch den Flughafen
Terroranschlag am Flughafen Schwechat
                                                                  11. Januar 2011
1987                                                              Eröffnung der Veranstaltungshalle „Multiversum“ in Schwechat
Fischamend wird zur Stadt erhoben

                                                                                                                                  23
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REGION – Geschichte der Region

3. PRÄGENDE ZEITEN FÜR DIE REGION

Im folgenden Abschnitt sollen ausgewählte Themenbereiche genauer               Die Region Schwechat ist heute vor allem durch den Standort des
beschrieben werden. Das Ziel dieser Vertiefungen ist es, einen Überblick       internationalen Flughafens als spezialisiertes Dienstleistungszentrum
über das jeweilige Thema und seine Auswirkungen auf die Region zu              bekannt, allerdings ist sie auch ein bedeutender Industriestandort mit
vermitteln.                                                                    langer Tradition. So profitierte die Region schon früh von günstigen
                                                                               Standortfaktoren, wie der Nähe zu Wien, der Wasserkraft der
3.1.    Die Industrielle Revolution                                            verschiedenen Flüsse, der Existenz großer Flächenreserven sowie der Lage
Oder: Von Manufakturen und Fabriken zum modernen Industrie- und                an der Ungarischen Landstraße beziehungsweise später an der Ostbahn
Dienstleistungsstandort im Südosten Wiens.                                     und an der Ostautobahn Wien-Budapest. (vgl. Schwarz 2001: 40f)

                                                                               3.1.1.    Triebfeder Innovation
Die industrielle Revolution setzte im 18. Jahrhundert in Großbritannien ein,
wo neben liberalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und dem                  Die unmittelbaren Auslöser der industriellen Revolution waren die
erforderlichen Kapital auch eine ausreichende Innovationskraft vorhanden       englischen Erfindungen in den Bereichen der Textilindustrie, Stahl- und
war. In den kontinental-europäischen Staaten begann die                        Eisenerzeugung sowie bezüglich der Nutzung der Dampfkraft. Eine der
Industrialisierung hingegen erst 20 bis 40 Jahre später. (vgl. Chaloupek       wichtigsten Innovationen für die Industrialisierung stellt zudem die
2003: 16)                                                                      Erfindung der arbeitsteiligen Fabrik an sich dar, in der die einzelnen
Der Beginn der Industrialisierung und die damit einhergehende                  Produktionsschritte fließend miteinander verbunden werden. (vgl.
Mechanisierung verlief in den verschiedenen Branchen unterschiedlich.          Chaloupek 2003: 17)
Die frühe Industrialisierung wurde vor allem von der Textilindustrie           Auch Österreich bemühte sich schon im 18. Jahrhundert, die
dominiert, die gemeinhin als Auslöser der Industrialisierung bezeichnet        Voraussetzungen für technische Innovationen zu verbessern. So wurden
wird. (vgl. Chaloupek 2003: 22)                                                Auslandsreisen, die Einfuhr ausländischer, zumeist englischer Maschinen,
Das Südliche Wiener Becken zählte zu den am frühesten industrialisierten       der Import technischen Know-Hows durch Anwerbung ausländischer
Regionen auf dem europäischen Festland. So bilden die Räume des                Spezialisten und die technische und naturwissenschaftliche Ausbildung mit
Südlichen Wiener Beckens und die benachbarten Alpentäler den Kernraum          den Zielen des Technologietransfers und der Innovationssteigerung
des so genannten Industrieviertels in Niederösterreich. Mit dem Entstehen      gefördert. Im frühen 19. Jahrhundert wurde diese Politik durch die gezielte
von Großmanufakturen ab 1723 und der Gründung mechanischer                     Erteilung von Privilegien für Innovationen auf dem Gebiet der Mechanik
Baumwollspinnereien ab 1801/02 nahm die industrielle Revolution in             und Industrie verstärkt. (vgl. Chaloupek 2003: 17)
Österreich (beziehungsweise Österreich-Ungarn) hier ihren Ausgang.

                                                                                                                                                       24
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REGION – Geschichte der Region

3.1.2.    Industrialisierung in der Region Schwechat                         Die Papierfabrik Klein-Neusiedl wurde 1790 auf Betreiben des Wiener
Vor allem die ganzjährige Wasserkraft war bei der Errichtung der ersten      Großhändlers Ignaz Theodor Pachner gegründet. Innerhalb von drei Jahren
Textilmanufakturen in der vor- beziehungsweise frühindustriellen Phase,      Bauzeit entstand in der Gemeinde die größte Papierfabrik
also noch vor dem Einsatz von Dampfmaschinen, der entscheidende              Kontinentaleuropas. Der Erfolg dieser Fabrik basierte neben der
Standortfaktor für die Region Schwechat. So siedelten sich hier bereits im   Verdrängung kleiner Konkurrenzbetriebe durch den schon benannten
frühen 18. Jahrhundert Großmanufakturen an. Die 1724 gegründete              Großbetriebsvorteilen     auch      auf    dem  Privileg,  Banknoten,
Schwechater Kottonmanufaktur und die 1765 entstandene Kettenhofer            Staatsschuldverschreibungen und staatliche Wertpapiere herstellen zu
Kottonmanufaktur zählten in der damaligen Zeit zu den größten                dürfen. (vgl. Abenteuer Industrie 2010: online)
Produktionsstätten ihrer Art in ganz Europa. Die meisten der Angestellten
                                                                             3.1.3.    Die neue Fabrik
arbeiteten im so genannten Verlagssystem, also in Heimarbeit und
fertigten zum Beispiel als Spinner und Weber die Vormaterialien für die      Mit der einsetzenden Maschinenspinnerei und dem Vormarsch der
Endfertigung in den Schwechater Betrieben. Der gesamte                       industriellen Fabriken wurden viele Heimarbeiter arbeitslos und die neuen
Fertigungsprozess erfolgte zu diesem frühindustriellen Zeitpunkt noch in     Maschinen in den Fabriken zu den wichtigsten Arbeitsplätzen.
handwerklicher Form, wobei aber schon das System der differenzierten         Die industrielle Fabrik als neuer Typ von Unternehmung arbeitete wie die
Arbeitsteilung, welches den späteren industriellen Fabriken unter anderem    Manufaktur des 18. Jahrhunderts arbeitsteilig, war aber zentral organisiert
zu ihrem Erfolg verhalf, angewendet wurde. (vgl. Schwarz 2001: 41)           und mechanisiert. Das Aufkommen der Fabrik mit dem Konkurrenzvorteil
In den Jahren 1802 und 1803 wurden in Niederösterreich vier große            der „economies of scales“ (dts.: Großbetriebsvorteile) war für das
Baumwollspinnereien errichtet. In Folge dessen entstanden entlang der        kleinteilige und traditionelle Handwerk, aber auch gleichermaßen für die
Flüsse und der abgeleiteten Werkskanäle viele weitere Textilfabriken, so     frühindustriellen Manufakturen bedrohlich. Im Wiener Umland gingen zu
dass um 1850 im Industrieviertel insgesamt 56 Baumwollspinnereien            Beginn des 19. Jahrhunderts aufgrund dieser Entwicklung innerhalb einer
beheimatet waren. (vgl. Schwarz 2001: 42)                                    Dekade etwa 90 Prozent der Heimarbeitsplätze verloren. (vgl. Chaloupek
Neben den Manufakturen und Fabriken der Textilindustrie existierten in       2003: 18)
der Region noch verschiedenste Produktionsstätten anderer Branchen,
                                                                             3.1.4.    Die neuen Arbeiter
teilweise mit großer regionaler, nationaler und auch internationaler
Bedeutung. Exemplarisch sollen hier vor allem die Papierfabriken in          Manufakturen und vor allem die modernen Fabriken schufen eine neue
Rannersdorf und Klein-Neusiedl genannt werden.                               Klasse, die Arbeiterschaft. Durch die Aufteilung komplexer
1732/33 ließ der Wiener Magistrat in einer alten Mühle in Rannersdorf die    Produktionsprozesse in einfache und leicht erlernbare Arbeitsschritte
„In- und ausländische Papierfabrik“ einrichten. In dieser Papiermühle        wurde in der arbeitsteiligen Fabrik die Produktivität erhöht und der Einsatz
wurde erstmals hochwertiges Papier produziert, welches eine ähnlich hohe     ungelernter Arbeitskräfte ermöglicht. Daraus ergab sich in Österreich bald
Qualität wie importiertes Papier aufwies. (vgl. Hahn 2006: 58f)              eine Diskrepanz zwischen Facharbeitern, von denen es zu wenig gab, und

                                                                                                                                                      25
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REGION – Geschichte der Region

ungelernten Arbeitern, die übermäßig vorhanden waren. Facharbeiter, die        Lagerbier herzustellen. In Folge dessen expandierte sein Unternehmen zur
oftmals im Ausland angeworben werden mussten, genossen einen hohen             größten Brauerei des Kontinents. 1985 wurde im Zuge eines
Status und eine deutlich bessere Bezahlung, während die ungelernten            österreichweiten Fusionierungs- und Standortkonzentrationsprozesses der
Arbeiter den Auswirkungen von Konjunkturschwankungen direkt                    Braubetrieb in Schwechat stark reduziert, wodurch ein großer Teil des
ausgesetzt waren. Neben diesem Risiko der Arbeitslosigkeit und                 zentrumsnahen Betriebsgebietes brach fiel. (vgl. Schwarz 2001: 41)
Verarmung litten die einfachen Arbeiter vor allem in der Frühzeit der
Industrialisierung unter sehr schlechten Arbeitsverhältnissen. So betrug die
tägliche Arbeitszeit in der Textilindustrie oft bis zu 16 Stunden und es
herrschte ein großes Gesundheits- und Unfallrisiko, was vor allem für
beschäftigte Frauen und Kinder, die in der Regel mehr als die Hälfte der
Belegschaft stellten, galt. Erst die Revolution von 1848, in deren Endphase
auch die Arbeiterschaft aktiv teilnahm, bewirkte ein Umdenken bezüglich
des sozialen Status der Arbeiter. (vgl. Chaloupek 2003: 21)

3.1.5.    Strukturwandel
Durch den wirtschaftlichen Strukturwandel, der durch die industrielle
Revolution bewirkt wurde, zogen mehr und mehr Menschen auf der Suche
nach Arbeit in die Städte beziehungsweise zu den Fabriken. Während der
vor- und frühindustriellen Phase hatte sich die Landflucht noch in Grenzen
gehalten, da durch das Verlagssystem viele Arbeiter aus
strukturschwachen Gebieten zu Hause arbeiten konnten. So wurden viele
Vormaterialien für die in der Region Schwechat ansässigen Manufakturen
im Waldviertel gefertigt. Durch den Vormarsch der industriellen Fabriken
wurde auch der Prozess der Verstädterung wesentlich verstärkt. In dessen
Folge entstanden auch in der Region Schwechat Arbeitersiedlungen. (vgl.
Arbeitsgemeinschaft Geschichte und Sozialkunde 1997:72)
Neben der Funktion als bedeutender Industriestandort wurde Schwechat
zudem als Brauereizentrum bekannt. Zwischenzeitlich existierten in der
Stadt vier Brauhäuser, bis es dem Braumeister Anton Dreher um die Mitte
des 19. Jahrhunderts erstmals gelang, haltbares und untergäriges

                                                                                                                                                    26
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REGION – Geschichte der Region

3.2.     Die Region zu Zeiten des Nationalsozialismus
Erste Erwähnung fanden die Nationalsozialisten bei Überfällen in der          Steiermark). Burgenland wurde auf die Gauen Niederdonau und
Region in der Gemeinde Himberg im Jahre 1925. Dort kam es zu einem            Steiermark aufgeteilt. (vgl. Zöllner 1990: 525)
Überfall auf einen Zug im Bahnhofsbereich. (vgl. Gehard 1980: 216)
Danach gewannen die Nationalsozialisten, aufgrund der Arbeitsnot in der       Das „Gesetz über die Gebietsveränderung im Land Niederösterreich“, das
Region, immer mehr Anhänger. Bei der letzten Nationalratswahl in der          am 15. Oktober 1938 erlassen wurde, führte dazu, dass vor allem viele
Ersten Republik 1930 erhielten die Nationalsozialisten mit ihrer Partei der   Landeshauptstädte ihre Stadtgrenzen vergrößerten. Darunter waren Wels,
NSDAP, die zum ersten Mal antrat, 4,2 Prozent der Stimmen in                  Klagenfurt, Leoben, Innsbruck, Salzburg, Graz, Steyr, St. Pölten und Wien.
Niederösterreich (vgl. Amt der Niederösterreichischen Landesregierung         Es gab viele gestalterische Pläne für Wien, jedoch wurde nur die
2009: online). Nicht nur bei der Nationalratswahl, sondern vor allem auch     Gebietserweiterung umgesetzt. Die Stadt wuchs durch die Eingemeindung
in den Gemeinden der Region gewann die NSDAP immer mehr Stimmen.              von 97 niederösterreichischen Gemeinden von 278 Quadratkilometer auf
1933 wurde die NSDAP, wegen eines Anschlages mit Handgranaten in              1215 Quadratkilometer an. Das machte die Stadt zur flächenmäßig größten
Österreich verboten (vgl. Langthaler / Melichar / Kühschelm 2008: 58).        im gesamten deutschen Reich und damals auch zur sechst größten Stadt
Dies änderte jedoch nichts an den Terroranschlägen der NSDAP in               der Welt. Die neuen Gemeinden wurden in vier neue Bezirke unterteilt:
Österreich und auch in der Region kam es erneut zu Ausschreitungen. Im        Der 23. Bezirk Schwechat, der 24.Bezirk Mödling, der 25. Bezirk Liesing und
Sommer 1934 verübten Anhänger der Nationalsozialisten mehrere                 der der 26. Bezirk Klosterneuburg. (vgl. Magistrat der Stadt Wien 2010:
Anschläge in Schwechat. Die NSDAP legte direkt auf dem Hauptplatz, aber       online)
auch auf den Gleisen der Preßburger Bahn Sprengstoff aus. (vgl. Ezsöl
2000: 114)                                                                    Nach dem Ende des Nationalsozialismus wurden 80 Gemeinden wieder in
                                                                              Niederösterreich eingegliedert, wobei nur 17 Gemeinden blieben bei
3.2.1.    Der Anschluss Österreichs                                           Wien. (vgl. Dippelreiter / Hanisch / Kriechbaumer 2000: 92)
Am 12.März 1938 marschierte Hitler mit seinem schwer bewaffneten Heer
in Österreich ein. Die Eingliederung ins Deutsche Reich erfolgte am
nächsten Tag und beendete somit die Eigenstaatlichkeit von Österreich.
Um den Österreichern die Identität zu nehmen, wurde der Name von
Österreich auf Ostmark geändert. Durch das „Gesetz über den Aufbau und
Verwaltung in der Ostmark“ wurde die Bildung von Reichsgauen und der
Einteilung in Stadt- und Landkreise angeordnet und veränderte somit die
damaligen Verwaltungsgrenzen. Es wurden sieben Reichsgauen gebildet
(Wien, Niederdonau, Oberdonau, Tirol - Vorarlberg, Salzburg, Kärnten,
                                                                                                                                                      27
P2 Schwechat – WS10
REGION – Geschichte der Region

3.2.2.     Der 23. Bezirk Schwechat
Der Bezirk Schwechat wurde aus 27 niederösterreichischen Gemeinden                    Abb. 2: Groß-Wien
geründet1 und am 15. Oktober 1938 nach der neuen Bezirkseinteilung zum
23. Bezirk von Groß-Wien ernannt.
Der Bezirk Schwechat war mit 219 Quadratkilometern der größte Bezirk
von Wien, jedoch lag die Einwohnerzahl mit 42.000 Einwohnern nur an 23.
Stelle der 26 Wiener Bezirke. (vgl. Schirer 1998: 18)
Während der Herrschaft der Nationalsozialisten entstand eine neue
Wohnsiedlung, die Dr. Robert-Ley-Siedlung. Sie war ein Geschenk des
Führers, der Deutschen Arbeitsfront (DAF), an die Gemeinde Schwechat,
da diese das Schloss Altkettenhof am 8. Mai 1938 der DAF übergeben
hatte. In der Dr. Robert Ley-Siedlung wurden 100 alleinstehende
Einfamilienhäuser und einige Doppelhäuser errichtet. In dem Schloss
Altkettenhof wurde eine „Führerschule“ eingerichtet. (vgl. Hauenfels 2000:
online)
Generell war Schwechat für die Nationalsozialisten von großer Bedeutung.
Zum einen aufgrund der Raffinerie, der „Nova Öl- und Brennstoff AG“ und
zum anderen wegen der von ihnen dort errichteten Fliegerhorste
Schwechat-Ost und Schwechat-Süd.

                                                                                      Quelle: Wuttke 2005: online

1
  Klein- und Groß- Schwechat, Bruck a.d. Leitha, Albern, Altkettenhof, Ebergassing,
Fischamend-Dorf,      Fischamend-Markt,      Gutenhof,      Himberg,     Kledering,
Kleinneusiedel, Leopoldsdorf, Mannswörth, Marialanzersdorf, Neukettenhof,
Oberlaa, Oberlanzerdorf, Pellendorf, Rannersdorf, Rauchenwarth, Rothneusiedel,
Schwadorf, Unterlaa, Unterlanzersdorf, Wienerherberg, Zwölfaxing
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P2 Schwechat – WS10
REGION – Geschichte der Region

Die Raffinerie wurde 1937 unter der Leitung der „Nova Öl- und Brennstoff     3.2.3.    Ende des 2. Weltkrieges und Wiederaufbau
A.G.“ in Betrieb genommen. Nach dem Anschluss wurde die Raffinerie           Als die Rote Armee immer weiter an die Stadt Wien vorrückte, versuchten
enteignet und 1938 an die „Deutsche Erdölgesellschaft A.G.“ (DEA)            die Nationalsozialisten einen militärischen Verteidigungsring um die Stadt
übergeben. Während des Krieges war diese Anlage neben den beiden             zu errichten, der allerdings nicht mehr fertiggestellt werden konnte. Dieser
Fliegerhorsten eines der Hauptangriffsziele für feindliche Bombardements.    Umstand bewahrte Schwechat vor der totalen Zerstörung. Auch der Führer
(vgl. Weihsmann 1998: 1057)                                                  der österreichischen Widerstandsgruppe, Major Cal Szokoll, verhinderte
Der Bau der beiden Fliegerhorste begann kurz nach dem Anschluss von          die weitere Verwüstung von Schwechat. Er sorgte dafür, dass deutsche
Österreich an das Deutsche Reich. Der Fliegerhorst Schwechat-Süd, der in     Kampftruppen abzogen und somit eine Konfrontation der Kriegsgegner auf
Zwölfaxing lag, wurde als erster gebaut, da der Graf Gattenburg das          dem Gebiet ausblieb. Ebenso verhinderte er die geplanten Sprengungen
Schloss in Zwölfaxing mit den dazugehörigen 132 Hektar der Wehrmacht         von weiteren zivilen Einrichtungen. (vgl. Ezsöl 2000: 118)
sehr schnell verkaufte.
Am 14. Mai 1938 besuchte Göring die Baustelle bei Zwölfaxing, um dann        Am 6. April kam es schließlich zur Befreiung von Schwechat durch die
zum Spatenstich für den Fliegerhorst Schwechat-Ost weiterzufahren (vgl.      sowjetischen Truppen. Die deutschen Truppen, die sich bis zum
Schirer 1998: 18).                                                           Donaukanal zurückgezogen hatten, beschossen Schwechat von dort aus
Während des Krieges wurden die Anlagen der Luftwaffe von den Ernst-          mit schwerer Artillerie und richteten so schwere Schäden an. (vgl. Ezsöl
Heinkel-Werken für die Flugzeugproduktion verwendet. Für die Produktion      2000: 120)
wurden Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen in das Außenlager       Nachdem die Besatzungszonen von den Alliierten im Sommer 1945
des Fliegerhorsts „Wien-Ost“ verlegt. Später wurde die Produktion auch in    beschlossen wurden, endeten auch die letzten Aufstände. Dabei wurde
die Brauerei Schwechat ausgelagert. In den Kellern der Brauerei              festgelegt, Wien in vier Sektoren aufzuteilen, welche unter Aufsicht der
entstanden Fertigungswerkstätten der Flugzeugmotorenwerke „Ostmark“          jeweiligen Besatzungsmacht standen. Die Planungsregion lag gänzlich in
der Steyr-Daimler-Puch A.G.. (vgl. Weihsmann 1998: 1055)                     der sowjetischen Besatzungszone. (vgl. Arbeitsgemeinschaft Geschichte
Beide Flugplätze waren wie auch die Raffinerie ein großes Ziel für die       und Sozialkunde 1998: 66)
Alliierten. Es kam zu insgesamt 23 schweren Luftangriffen auf Schwechat.
Der erste erfolgte am 17. März 1944, der letze ein Jahr später am 22. März
1945. In der Folge des Krieges wurden fast 70 Prozent der Betreibe und
Hausbestände der Gemeinde Schwechat zerstört. (vgl. Stadtgemeinde
Schwechat, 2000, 117)

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REGION – Geschichte der Region

Abb. 3: Besatzungszonen Österreich 1945                                       Marshallplan bekannt ist, boten die Amerikaner den europäischen Staaten
                                                                              einen Rettungsanker.
                                                                              Die Wirtschaftshilfe aus dem ERP betrug für Österreich rund 960 Millionen
                                                                              Dollar. Allerdings lehnte die Sowjetunion den Marshallplan ab, weshalb der
                                                                              Großteil der Wirtschaftshilfe in die westlichen Besatzungszonen floss, wo
                                                                              damit neue Betriebe gegründet wurden. Die Sowjetunion selbst investierte
                                                                              in den Gebieten ihrer Besatzungszone hingegen kaum. (vgl.
                                                                              Arbeitsgemeinschaft Geschichte und Sozialkunde 1998: 74-75)
                                                                              Zudem erfolgte durch Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht im Juni
                                                                              1946 die Übernahme der gesamten deutschen Vermögenswerte in der
                                                                              russischen Besatzungszone in das Eigentum der Sowjetunion. Es wurden
                                                                              insgesamt rund 300 Industrie- und Bergbaubetriebe sowie rund 140 land-
                                                                              und forstwirtschaftliche Besitzungen zu einem sowjetischen Konzern
                                                                              (USIA) zusammengefasst. (vgl. Sandgruber 2009: 1)
                                                                              Durch die Eingliederung in die USIA (Uprawlenje Sowjetskim
                                                                              Imuschestwom w Awstrii = Verwaltung des sowjetischen Vermögens in
                                                                              Österreich) wurde der wirtschaftliche Wiederaufbau der Region
                                                                              verlangsamt.
                                                                              So wurde zum Beispiel im Sommer 1950 durch die USIA eine Kette von
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Geschichte und Sozialkunde 1997: 67               Verkaufsläden errichtet. Dort konnte die österreichische Bevölkerung vor
                                                                              allem billig Zigaretten und Alkohol einkaufen, allerdings kam es dadurch zu
3.2.4.    Folgen des 2. Weltkrieges                                           einen erheblichen Abzug der Steuern des österreichischen Staates und
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gemeinden der Planungsregion östlich          einer Schädigung des heimischen Handels durch die Konkurrenz. So boten
von Wien stark zerstört. Nach der Befreiung beziehungsweise dem               die Verkaufsläden der USIA eine breite Palette an unterschiedlichsten
Kriegsende 1945 begannen die Wiederaufbauarbeiten. Neben den                  Waren an, die zum Teil auch von eingegliederten österreichischen
Problemen, dass es keine Hilfsmittel und nur wenig Güter gab und auch die     Betrieben erzeugt wurden. Ein deutlich niedrigeres Preisniveau boten die
Anlagen der Industrie zerstört waren, gab es zwar Fachkräfte in Österreich,   USIA-Läden bei Spirituosen und Tabakwaren, Zucker und Süßwaren,
allerdings stand kein Geld für den Wiederaufbau zur Verfügung. Durch das      Textilien, Treibstoffen und anderen Konsumgütern. Laut Pressemeldungen
European Recovery Program (ERP), welches gemeinhin unter dem Namen            unterhielt die USIA im Jahr 1954 in den östlichen Bundesländern und im
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