GESCHICHTE(N) DER GALVANIK - EINE ARTIKELREIHE DES DGO-FACHAUSSCHUSSES EDELMETALLE - Deutsche Gesellschaft für ...

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GESCHICHTE(N) DER GALVANIK - EINE ARTIKELREIHE DES DGO-FACHAUSSCHUSSES EDELMETALLE - Deutsche Gesellschaft für ...
Deutsche Gesellschaft für
                                                                                  Galvano- und Oberflächentechnik e.V.

GESCHICHTE (N) DER GALVANIK
EINE ARTIKELREIHE DES DGO-FACHAUSSCHUSSES EDELMETALLE

           GALVANOTECHNISCHE AUS- UND WEITERBILDUNG
           IM RAUM SCHWÄBISCH GMÜND – EINE ZEITREISE
           Ungewöhnlich hohe Dichte von Ausbildungsinstitutionen
           auf dem Gebiet der Oberflächentechnik

                                                                               30. (08/2020) und 31. Ausgabe (10/2020)
           Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik e. V.
           Itterpark 4 · 40724 Hilden · Tel. +49 (0) 2103 25 56 50 · Fax +49 (0) 2103 25 56 56 · dgo.info@dgo-online.de · www.dgo-online.de
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30. und 31. Geschichte der Galvanik | Seite 2

Am 28.11.1986 wurde das Zentrum für Oberflä-                            Glanz für „Semilor-Produkte“ [2] entwickelt werden
chentechnik Schwäbisch Gmünd e.V. (Z.O.G.) ge-                          könnte“ – es sollte also eine Art Vergoldung gefunden
gründet. Es ist ein Zusammenschluss von Schulen,                        werden. Das erste Galvanopatent erhielt 1840 Werner
Institutionen und Firmen, die Veranstaltungen zur                       von Siemens und bereits 1842 legte der Stammvater
Aus-, Fort- und Weiterbildung auf dem Gebiet der                        der Degussa – Friedrich Ernst Rößler – eine „Praktische
Oberflächentechnik anbieten.                                            Anleitung zur galvanischen Vergoldung und Versilbe-
                                                                        rung“ vor. Schon um 1844 wurden dann Produkte von
Stetige Weiterbildung von qualifizierten                                Gmünder Firmen auf galvanoplastischem Wege herge-
                                                                        stellt – beispielsweise der Hildesheimer Silberschatz.
Fachkräften erforderlich

Anlass für die Gründung waren die Anforderungen an                      Edelmetallchemie als Motor für neue
die Fachkräfte in diesem Sektor. Diese Anforderungen                    Oberflächentechniken
waren im Laufe der Jahre erheblich gestiegen und neh-
men auch heute noch von Jahr zu Jahr zu. In gleicher                    Der sparsame und sorgfältige Umgang mit Edelmetal-
Weise, wie sich die Digitalisierung und Automatisie-                    len war Anlass für die Weiterentwicklung der Edelme-
rung in allen Bereichen der Wirtschaft etabliert, er-                   tallchemie und davon ausgehend Motor für die weiter-
höhen sich die Anforderungen an die Qualifikation der                   gehende Entwicklung neuer Oberflächentechniken. Aus
Arbeitskräfte. Es reicht nicht mehr aus, sich in einem                  dem lokalen Edelmetallgewerbe in Gmünd entstanden
einmal erlernten Beruf praktische Erfahrungen anzu-                     im Laufe der Zeit ein Schwerpunkt der Edelmetallche-
eignen, sondern es geht immer wieder darum, sich an                     mie sowie eine Vielzahl von Ausbildungs- und Qualifi-
neuen Trends und innovativen Technologien zu orien-                     zierungsmöglichkeiten für die dafür benötigten Fach-
tieren und sich entsprechend den Erfordernissen wei-                    kräfte.
terzubilden [1].
In Gmünd gab es zwar eine ungewöhnlich hohe Dich-                       Vielfältiges Aus- und Weiterbildungs­
te von Ausbildungsinstitutionen auf dem Gebiet der
                                                                        angebot durch Zusammenschluss zahl­
Oberflächentechnik sowie das Forschungsinstitut für
Edelmetalle und Metallchemie (fem) mit einem hohen                      reicher Institutionen
internationalen Bekanntheitsgrad ebenso wie eine Gal-
vanofachfirma für Edelmetalle, aber die Defizite der                    Im Zentrum für Oberflächentechnik Z.O.G. wurden die
Branche bei der Weiterbildung von Fachleuten waren                      Stärken zahlreicher Institutionen gebündelt mit dem
inzwischen unübersehbar.                                                Ziel, praxisnahe Schulungen zu ermöglichen und das
Aus diesem Grunde hatten Professor Dr. Christoph Raub                   dabei erworbene hohe Wissensniveau berufsbegleitend
(fem) und Direktor Hasso Kaiser (Degussa Galvanotech-                   auf dem stets neuesten Stand zu halten und zu vertie-
nik) vorgeschlagen, die in Schwäbisch Gmünd reichlich                   fen: Hierzu gehören: Galvanotechnikerschule, Gewerb-
vorhandenen Schulungsmöglichkeiten aller Institu-                       liche Schule, Pädagogische Hochschule , Forschungs-
tionen zusammenzufassen und auch für die Weiter-                        institut für Edelmetalle u. Metallchemie, Degussa
bildung zu nutzen. Der damalige Oberbürgermeister                       Galvanotechnik GmbH, Technische Akademie sowie der
Wolfgang Schuster war von dieser Idee sehr angetan                      Verein der Freunde und Förderer der Galvanoschulen.
und übernahm den ihm angetragenen Vorsitz der neu-                      Ergänzend kamen die Schulungsmöglichkeiten der
en Einrichtung deshalb gern. Dies auch in der Absicht,                  Hochschule Aalen für Technik und Wirtschaft (HTW),
die Innovationskraft der heimischen Wirtschaft zu stär-                 die Erfahrungen der Galvanofachfirma Dr.-Ing. Max
ken sowie Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern.                     Schlötter GmbH & Co. KG in Geislingen mit Nichte-
                                                                        delmetall-Verfahren und die Stärken der Firma Helmut
                                                                        ­Fischer GmbH in Sindelfingen bei neuen Messmetho-
Jahrhunderte alte Edelmetalltradition                                    den und Messgeräten hinzu.
                                                                         Bereits das erste Jahresprogramm des Z.O.G. fand in der
In Schwäbisch Gmünd blickt man auf eine jahrhunder-
                                                                         Fachwelt großes Interesse. In 40 Veranstaltungen wur-
te alte Edelmetalltradition zurück. Gold- und Silber-
                                                                         den nicht nur klassische Themen angeboten, sondern
schmiede waren hier bereits seit der Stauferzeit tätig.
                                                                         auch neue Oberflächentechniken für die Herstellung
Das Edelmetallgewerbe war aber immer sehr krisenan-
                                                                         von Halbleitern und Leiterplatten und die Mikrofer-
fällig. Deshalb versuchte man bereits 1776 die Situation
                                                                         tigung. Auch andere moderne Anwendungen wurden
der „Luxusartikel“ durch Gründung einer Zeichenschu-
                                                                         angemessen berücksichtigt.
le zu verbessern. Dort wurden junge, gut ausgebildete
                                                                         Diese Weiterbildungsangebote wurden von Anfang an
Fachkräfte herangezogen, um die begrenzten Absatz-
                                                                         nach einem Wahlspruch Goethes konzipiert: „Sage es
möglichkeiten der teuren Edelmetallerzeugnisse durch
                                                                         mir, und ich werde es vergessen; zeige es mir, und ich
neue Produkte zu erweitern. Wenige Jahrzehnte spä-
                                                                         werde es vielleicht behalten; lass es mich tun, und ich
ter (1818) gab es sogar eine Denkschrift an den König,
                                                                         werde es können.“ So wurden die Z.O.G.-Veranstaltungen
sich für die Entwicklung eines Verfahrens einzusetzen,
                                                                         auf jeweils 20 bis 25 Teilnehmer begrenzt, die zudem fast
wie eine „schöne und haltbare goldähnliche Farbe und
                                                                         immer die Möglichkeit bekamen, ihre neu erworbenen

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30. und 31. Geschichte der Galvanik | Seite 3

Kenntnisse in modernen Industrie- und/oder Forschungs-                  • Professor Dr. M. Froment (Institute Physique des
laboren unter Anleitung von Praktikern zu testen.                          Liquides et Electrochimie, Paris/Frankreich)
Von diesen neuen Weiterbildungsmöglichkeiten beson-                     • Dr. D. Gabe (University Loughborough, England)
ders angesprochen fühlten sich Fachkräfte der Branche,                  • Professor Dr. V. N. Kudryavtsev (Mendeleev Hoch-
die ihre Ausbildung als Galvaniseure, Techniker oder                       schule für chemische Technik, Moskau/UdSSR)
Meister in Schwäbisch Gmünd absolviert hatten. Viele                    • Dr. Th. A M. Maas (Philips, Eindhoven/Niederlande)
von ihnen waren mit Führungsaufgaben betraut und                        • Dr. A. Maner (Elfo AG, Sachseln/Schweiz)
daher für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter besonders                 • Professor Dr. W. Paatsch (BAM, Berlin/Deutschland)
aufgeschlossen. Allein die Technikerschule ging damals                  • Dr. J. C. Puippe (W. Flühmann AG, Zürich/Schweiz)
von mehr als 800 Absolventen aus.                                       • Professor Dr. St. Rashkov (Bulgarische Akademie der
Die Z.O.G.-Initiative war von Anfang an erfolgreich                        Wissenschaften, Sofia/Bulgarien)
und konnte schon nach wenigen Jahren erstaunliche                       • Professor Dr. J. Roos (Universität Löwen/Belgien).
Erfolge vorweisen. Die Teilnehmerzahlen stiegen und                     Die neu während der Sitzung gewählten Mitglieder wa-
das Bildungskonzept hat sich bewährt und stetig wei-                    ren Dr. J. Vanhumbeek (Siemens AG, Oostkamp/Belgien)
terentwickelt. Viele der Teilnehmer sind Stammgäste                     und Professor Dr. E. Budevski (Bulgarische Akademie
in den Seminaren und Teil eines ständig wachsenden                      der Wissenschaften, Sofia/Bulgarien).
Expertennetzwerkes und erhalten „Gmünder Weiterbil-                     Als assoziierte Mitglieder waren der Präsident der
dungspunkte“.                                                           American Electroplaters and Surface Finishers Society,
                                                                        St. Schachamayer und der Geschäftsführer H. Schuma-
                                                                        cher sowie der Vizepräsident der Surface Finishing So-
Gründung der European Academy of
                                                                        ciety of Australia, B. Wilson, anwesend.
Surface Technology (EAST) 1989                                          Das Patronat hatten der Vizepräsident des Europäi-
                                                                        schen Parlaments, S. Alber, P. M. Schmidhuber von der
Die Arbeit des Z.O.G. wurde überregional und interna-                   Europäischen Gemeinschaft, Dr. H. Riesenhuber, Mi-
tional mit großem Interesse zur Kenntnis genommen                       nister für Forschung und Technologie, Bonn (vertreten
und beachtet. Deshalb erfolgt bereits nach zwei Jahren,                 durch Dr. D. Widdershoven), H. Schaufler, Minister für
im Oktober 1988, auf Anregung des für Schwäbisch                        Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Baden-Würt-
Gmünd verdienten Ministers a. D. Professor Dr. Seifriz                  temberg, Stuttgart, und Dr. W. Schuster, Oberbürger-
und unter entscheidender Mithilfe des Oberbürger-                       meister der Stadt Schwäbisch Gmünd übernommen.
meisters der Stadt Schwäbisch Gmünd, Dr. W. Schuster,                   Am 14. Oktober 1989 wurden in einer Arbeitssitzung
des Landtagsabgeordneten Dr. H. Ohnewald, anderer                       von den Gründungsmitgliedern der Akademie die Ziele
Landespolitiker, Industrievertreter und Wissenschaftler                 und Arbeitsschwerpunkte diskutiert und festgelegt.
die Gründung eines Europäischen Komitees für Ober-                      In den Statuten von EAST sind die Aufgaben wie folgt
flächentechnik.                                                         beschrieben:
Diesem gehörten führende Vertreter aus Industrie                        • Die Zusammenarbeit innerhalb Europas auf dem Ge-
und Wissenschaft an, die auf dem Gebiet der Ober-                          biet der Galvano- und Oberflächentechnik zu inten-
flächentechnik tätig waren. Der Vorstand dieses Ko-                        sivieren.
mitees bestand aus dem Oberbürgermeister der Stadt,                     • Durch Einrichtung von Fort- und Weiterbildungsver-
Dr. W. Schuster, und seinen beiden Stellvertretern                         anstaltungen den Technologietransfer zwischen Wis-
Professor Dr. Ch. J. Raub (Forschungsinstitut für Edel-                    senschaft und Industrie auf dem Gebiet der Oberflä-
metalle und Metallchemie, Schwäbisch Gmünd) und                            chentechnik zu intensivieren.
Direktor H. Kaiser (Degussa Schwäbisch Gmünd). Dieses                   • Als Informationszentrum ein Forum für den europä-
Komitee war der Grundstein für die konsequente Erwei-                      ischen Wissenschafts- und Technologietransfer zu
terung der internationalen Aktivitäten und gründete                        bilden.
am 15. Oktober 1989 in Schwäbisch Gmünd im Bei-                         • Die Entwicklung umweltschonender Prozesse und Pro­
sein von viel Prominenz aus internationaler Wirtschaft,                    dukte durch europäische Zusammenarbeit zu fördern.
Wissenschaft und Politik die Europäische Akademie für                   • Durch Verleihung des „Europäischen Preises für Ober-
Oberflächentechnik oder auch European Academy of                           flächentechnik“ herausragende europäische Beiträge
Surface Technology (EAST).                                                 zum Technologietransfer anzuerkennen.
Initiatoren und Organisatoren der Gründung der EAST                     • Partnerschaftlich mit nationalen und internationa-
sowie Gründungsmitglieder waren Direktor Hasso K   ­ aiser                 len Einrichtungen von Bildung und Wissenschaft als
(Degussa Schwäbisch Gmünd) und Prof. ­Christoph Raub                       auch der Industrie zusammenzuarbeiten.
(Forschungsinstitut für Edelmetalle und Metallchemie,                   Ausdrücklich wurde festgelegt, dass die Akademie zur
Schwäbisch Gmünd).                                                      europäischen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft
Zu den weiteren Gründungsmitgliedern gehörten:                          und Industrie, dem gegenseitigen Verständnis der
• Professor Dr. P. Cavallotti (Technische Hochschule                   Menschen zwischen Ost und West und der weltweiten
   Mailand/Italien)                                                     Freundschaft beitragen soll.
• Professor Dr. A. Despic (Universität Belgrad/Jugosla-                Neben europäischen wissenschaftlichen Einrichtungen
   wien)                                                                wie Universitäten, Hochschulen und Forschungsinstitu-

Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik e. V.
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30. und 31. Geschichte der Galvanik | Seite 4

                                                                          schule Aalen wurde Professor Ernst Raub, welcher bereits
                                                                          seit 1934 die Probier- und Forschungsanstalt für Edel-
                                                                          metalle – das heutige Forschungsinstitut für Edelmetalle
                                                                          und Metallchemie (fem) – erfolgreich leitete [3]. Die seit
                                                                          1957 bestehende Ingenieurabteilung für Metallverede-
                                                                          lung und Werkstoffkunde in Schwäbisch Gmünd wurde
                                                                          zum 1. Januar 1963 der Ingenieurschule Aalen angeglie-
                                                                          dert, verblieb aber bis März 1969 in Schwäbisch Gmünd.
                                                                          Der Gründung der HTW Aalen ging ein fast 10-jähriges
                                                                          Ringen zweier maßgeblicher Personen voraus: Ober-
                                                                          bürgermeister Dr. Karl Schübel und Landrat und Mi-
                                                                          nister des Landes Dr. Anton Huber engagierten sich
                                                                          vehement für den Standort Aalen. Alle lokal- und lan-
                                                                          despolitischen Ebenen wurden bespielt und die vielen
                                                                          geduldigen und teilweise harten Verhandlungen hat-
                                                                          ten schlussendlich zur Entscheidung zu Gunsten des
                                                                          Standorts in Aalen geführt.

Abb. 1: Gründungsurkunde European Academy of Surface Technology (EAST).

ten, die aktiv bei EAST mitarbeiten, wurde insbesondere
auf die Zusammenarbeit mit der europäischen Industrie
großen Wert gelegt.
Im Oktober 2019 konnte EAST sein 30-jähriges Beste-                       Abb. 2: Die „Geschichte“ zum Spatenstich und der Original-Spaten [4]
hen feiern und auf eine außerordentlich erfolgreiche
Entwicklung zurückblicken. Die jährlichen Treffen der                     Aus den beschaulichen Anfängen mit 32 Studierenden
EAST-Mitglieder waren und sind immer eine gute Mög-                       ist in knapp sechs Jahrzehnten eine der forschungs-
lichkeit für neue Ideen und gemeinsame Projekte im                        stärksten Hochschulen für angewandte Wissenschaf-
Rahmen von europäischen Forschungsprogrammen.                             ten in Baden- Württemberg entstanden. Rund 5800
Neben zahlreichen Forschungsaktivitäten von ver-                          Studierende nutzen über 50 Bachelor- und Masterstu-
schiedenen Konsortien der EAST-Mitglieder stand im-                       dienangebote aus fünf Fakultäten. Die HTW Aalen ist
mer auch die Weiterbildung von jungen Nachwuchs-                          ein zuverlässiger Partner in der „Region der Talente und
wissenschaftlern auf dem Gebiet der Elektrochemie                         Patente“ für die regionale Wirtschaft, Verbände und
sowie der Galvano-und Oberflächentechnik im Mit-                          mehr als 100 Kooperationspartner weltweit. Als die
telpunkt. Durch die Aktivitäten von EAST ist es gelun-                    Hochschule Aalen 1963 ihren Betrieb aufnahm, stu-
gen, Schwäbisch Gmünd international als Zentrum auf                       dierten etwa fünf bis sechs Prozent eines Jahrgangs.
diesen Technologiegebieten zu etablieren. Dies zeigt                      Heute sind es in Deutschland 54 Prozent [5].
sich u. a. auch dadurch, dass die Tagungen im Rahmen                      Die Region Ostwürttemberg kann vielfältige Aktivitäten
eines internationalen Weiterbildungsprojekts (MINDE)                      im Bereich der Oberflächentechnik vorweisen und wur-
in Athen, Barcelona, Mailand und Schwäbisch Gmünd                         de als Preisträger des regionalen Clusterwettbewerbs
stattfanden. Damit wurde auch die Möglichkeit ge-                         Baden-Württemberg ausgezeichnet.
schaffen, kontinuierlich junge Wissenschaftler in das
EAST-Netzwerk zu integrieren und somit die Zukunft                        Älteste Berufsschule bietet gewerbliche
zu sichern.                                                               Ausbildung als Oberflächenbeschichter

                                                                          Obwohl die Branche auf Basis der Beschäftigtenzah-
Gründung der Hochschule für Technik und                                   len übersichtlich ist, gehen doch starke internationale
Wirtschaft in Aalen 1962                                                  Impulse aus der Region hervor. Dies ist insbesondere
                                                                          auf die Ausprägung der Ausbildungsmöglichkeiten im
Die Galvanoaktivitäten im Raum Schwäbisch Gmünd                           Fachgebiet Oberflächentechnik in dieser Region und
sind auch eng mit den Anfängen der Hochschule Aalen                       einer engen Vernetzung der Akteure zurückzuführen.
für Technik und Wirtschaft (HTW) verknüpft. Erster Di-                    Die gewerbliche Ausbildung als Oberflächenbeschich-
rektor der am 1. Oktober 1962 gegründeten Ingenieur-

Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik e. V.
Itterpark 4 · 40724 Hilden · Tel. +49 (0) 2103 25 56 50 · Fax +49 (0) 2103 25 56 56 · dgo.info@dgo-online.de · www.dgo-online.de
30. und 31. Geschichte der Galvanik | Seite 5

ter mit schulischer Begleitung durch die älteste Be-                          technisch- wissenschaftliche Veröffentlichungen ver-
rufsschule in Baden-Württemberg [6], stellt eine solide                       fasst. Diese bilden eine solide wissenschaftliche Ba-
Basis für eine erfolgreiche Berufslaufbahn sicher. Der                        sis, insbesondere in der Edelmetallgalvanotechnik. Die
erfolgreiche Abschluss zum Oberflächenbeschichter                             hochqualifizierten und erfahrenen Mitarbeiter sind be-
eröffnet den Weg in die Techniker- bzw. Meisterausbil-                        gehrte Vortragsredner bei internationalen Konferenzen
dung in Schwäbisch Gmünd, um qualifiziert Fach- oder                          und arbeiten in vielen Projekt- und Fachausschüssen
Führungsverantwortung übernehmen zu können.                                   mit.
Der Einblick in die internationale Welt der Oberflächen-
technik motiviert viele Absolventen einer gewerblichen                        Der Schlüssel zum Erfolg:
Ausbildung, ein Studium der Werkstoffkunde- und
                                                                              ganzheitliche Bündelung aller Kräfte
Oberflächentechnik zum Beispiel an der HTW Aalen an-
zuschließen. Hier können interessierte und weltoffene
                                                                              Betrachtet man die überschaubare Anzahl der Fach-
Studenten schnell Kontakte zu namhaften Firmen oder
                                                                              leute auf dem Gebiet der Galvanotechnik in der Welt
universitären Einrichtungen knüpfen und sich ein wert-
                                                                              so wird einem schnell bewusst, dass die Region Ost-
volles Netzwerk aufbauen. Schon seit Generationen gilt
                                                                              württemberg einen weit über die nationalen Grenzen
das Motto „Sei schlau, mach V“ unter den Aalener Stu-
                                                                              hinausgehenden Beitrag leistet.
denten. Die Galvanospezialisten aus der Region finden
                                                                              Der Schlüssel zu dieser bemerkenswerten Entwicklung
sich in allen Teilen der Welt und in vielen Industriebran-
                                                                              liegt in der ganzheitlichen Ausrichtung der Ausbil-
chen wieder. Aufgrund der soliden und durchgängigen
                                                                              dungsmöglichkeiten in der Region und dem gemeinsa-
Ausbildungsmöglichkeiten mit hohem Praxisbezug sind
                                                                              men Engagement der Politik, der Wissenschaft und der
sie begehrte und befähigte Bewerber in der Industrie.
                                                                              Industrie.

Gründung des fem Forschungsinstitut
­Edelmetalle und Metallchemie 1922

Das Forschungsinstitut für Edelmetalle und Metallche-
mie (fem) spielt eine weitere, bedeutende Rolle in der
Wahrnehmung der Gmünder Galvanoaktivitäten in der
Welt. Seit Gründung im Jahr 1922 wurden tausende

Autoren: 
Thomas Engert, Umicore Galvanotechnik GmbH, Schwäbisch Gmünd
Hasso Kaiser, Schwäbisch Gmünd
Dr. Andreas Zielonka, fem Forschungsinstitut Edelmetalle und Metallchemie, Schwäbisch Gmünd

Quellen:
[1]   ZOG Programmheft (2018), Vorwort Dr. Andreas Zielonka
[2]   Semilor: Hellgelbe, als Goldersatz dienende Legierung des 18. Jh., bestehend aus Kupfer, Zink und Zinn
[3]   80 Jahre fem, Forschungsinsitut Edelmetalle und Metallchemie
[4]   50 Jahre Hochschule Aalen, Kapitel: Festgehalten
[5]   https://www.hs-aalen.de/pages/ueber-uns
[6]   https://www.gs-gd.de/Geschichte.html

Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik e. V.
Itterpark 4 · 40724 Hilden · Tel. +49 (0) 2103 25 56 50 · Fax +49 (0) 2103 25 56 56 · dgo.info@dgo-online.de · www.dgo-online.de
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