Gesundheit aus dem Meer - FucoSan
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Gesundheit aus dem Meer FucoSan wird gefördert durch Interreg Deutschland-Danmark mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.
Das Projekt Die Pflanzen des Meeres haben bisher ungenutzte Im FucoSan-Projekt werden Fucoidane verschiede- und wenig bekannte Kräfte und Wirkungen für die ner Braunalgen-Arten erforscht und verglichen. Die Gesundheit des Menschen. Das deutsch-dänische Untersuchungen umfassen unterschiedliche Aspekte Projekt FucoSan ist den Braunalgen in Nord- und Ost- von der Beschaffung über die Verarbeitung und die see auf der Spur, genauer: dem in Braunalgen enthal- Gewinnung des Fucoidans bis zu dessen Eigenschaf- tenen Fucoidan. ten und Anwendbarkeit. Die Ergebnisse werden in ei- ner Datenbank gespeichert und in Fachpublikationen Dieser Inhaltsstoff besitzt zahlreiche gesundheits- veröffentlicht. Zudem betrachten drei Pilotprojekte fördernde Eigenschaften mit einer Vielzahl von An- die spezifische Eignung ausgewählter Fucoidane in wendungsmöglichkeiten und einem entsprechend den Bereichen der Augenheilkunde, der regenerati- hohen Nutzungspotenzial, zum Beispiel bei Augen- ven Medizin (Gewebeersatzmethoden für die Kno- erkrankungen, Tumorerkrankungen oder Arthritis. chenheilung) sowie der Kosmetik. Es gibt ein großes wissenschaftliches und wirtschaft- liches Interesse, diese Ressource aus dem Meer zu Darüber hinaus entwickeln die Projektpartner ein erforschen sowie innovative Produkte und Therapien Netzwerk mit Akteuren aus angewandter Forschung zu entwickeln. Zugleich zeigen Studien, dass auch auf und Unternehmen in der deutsch-dänischen Pro- Verbraucherseite eine große Nachfrage nach Wirk- grammregion, um darin die wirtschaftlichen Poten- stoffen aus der Natur besteht. ziale und Voraussetzungen für eine kommerzielle Nutzung der Fucoidane zu betrachten. Fucoidan ist kein einheitliches, in allen Braunalgen gleiches Molekül. Die chemische Struktur von Fu- coidan und darauf basierend seine chemischen und biologischen Eigenschaften können in Abhängigkeit von der Algenart, den jeweiligen Lebensbedingun- gen der Algen, aber auch anderen Faktoren wie z.B. dem Salzgehalt des Meeres stark variieren. Dies führt zu unterschiedlichen Wirkungen, die es genauer zu untersuchen gilt, um die Fucoidane für Produktent- wicklungen nutzen zu können. 2 FucoSan – Gesundheit aus dem Meer
Ziele des Projekts Das Projekt in Zahlen ✔ Entwicklung von wirtschaftlich und ökologisch nachhaltigen Prozessen zur Bereitstellung von Braunalgen-Biomasse aus der Ostsee ✔ Aufbereitung der Algen und Gewinnung von März 2017 - August 2020 Fucoidanen ✔ Wissenschaftliche Testung unterschiedlicher Fucoidane in Bezug auf ihre chemischen und 3,8 Mio. Euro, biologischen Eigenschaften davon 2,2 Mio. Fördermittel ✔ Erstellung einer Datenbank mit Informationen zu den untersuchten Fucoidanen ✔ Identifikation geeigneter Fucoidane für wissen- 8 Partnerorganisationen schaftliche Untersuchungen für Anwendungen in aus Dänemark der Augenheilkunde, regenerativen Medizin und und Deutschland Kosmetik ✔ Etablierung eines deutsch-dänischen Netzwerks rund um die Nutzung von Fucoidanen FucoSan – Gesundheit aus dem Meer 3
Partnerorganisationen Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel • Klinik für Ophthalmologie • Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Experimentelle Unfallchirurgie Christian-Albrechts-Universität zu Kiel • Pharmazeutische Biologie • Technologiemanagement Coastal Research & Management oHG, Kiel oceanBASIS GmbH, Kiel GEOMAR Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung Kiel Forschungseinheit Marine Naturstoffchemie Technische Universität Dänemark Institut für Chemietechnologie, Lyngby Süddänische Universität • Institut für Chemie-, Biologie- und Umwelttechnologie, Odense • Mads Clausen Institut, SDU Technology Entrepreneurship and Innovation, Sønderborg Universitätsklinikum Odense Orthopädiechirurgische Forschungseinheit 4 FucoSan – Gesundheit aus dem Meer
Vom Wasser ins Labor FucoSan will den Weg zur praktischen Anwendung der Basis die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- Fucoidane im Bereich Medizin und Kosmetik ebnen: ler die Fucoidane auswählen können, die für spezi- Die Projektpartner entwickeln Prozesse, um Braunal- fische Nutzungen am besten geeignet erscheinen. gen nachhaltig aus der Ostsee zu beziehen. Sie unter- Außerdem untersuchen die Projektpartner mögliche suchen die verschieden aufgearbeiteten Fucoidane Geschäftsmodelle rund um die Fucoidane und ihre für biomedizinische Fragestellungen und kosmeti- Gewinnung. Somit wird die in der deutsch-dänischen sche Anwendungen. Die Untersuchungsergebnisse Region vorhandene Expertise zu einer nachhaltigen werden in eine Datenbank eingepflegt, auf deren Wertschöpfungskette zusammengeführt. Algen sammeln und kultivieren Fucoidane extrahieren und charakterisieren (chemisch, biologisch) Datenbank erstellen Icons made by www.freepik.com from www.flatcions.com Pilotentwicklung in drei Produktbereichen Augenheilkunde Regenerative Medizin Kosmetik Gewebezüchtung Geschäftsmodelle entwickeln FucoSan – Gesundheit aus dem Meer 5
Algen sammeln und kultivieren Um den Bedarf an Braunalgen für die For- Blasentang beispielsweise wird in Plastikkörben in schung und die kommerzielle Nutzung zu der Kieler Förde angebaut. Die Körbe werden durch decken, haben die Projektpartner nach Plastikrohre oder JETFLOAT©-Elemente schwim- wirtschaftlich und ökologisch nachhalti- mend gehalten. Das Wachstum der Kulturen wird gen Beschaffungsmöglichkeiten gesucht. Bei der Be- durch regelmäßiges Wiegen überwacht. Darüber hi- schaffung sind Kriterien maßgeblich wie regionale naus muss die Bildung der Geschlechtsorgane der Al- Herkunft, einheimische Arten sowie Verfügbarkeit. gen kontrolliert werden, da durch deren Ausbildung die verwendbare Biomasse stark reduziert wird. Ein Die Braunalgen entstammen verschiedenen weiteres Hindernis für den erfolgreichen Anbau ist Bezugsquellen. Sie werden die Menge an Bewuchs auf der Alge (z.B. Seepocken). • in einer Kieler Algen- und Muschelfarm angebaut, Zudem spielt bei der Kultivierung von Algen die Was- • von Farmen entlang der europäischen Küsten sertemperatur eine große Rolle. Manche Braunalgen gekauft, vertragen Wärme nicht gut und stellen in zu warmem • (in geringen Mengen) an der Ostseeküste Wasser das Wachstum ein oder werden von anderen Dänemarks geerntet. Algen und Muschellarven überwachsen. Sie bevor- zugen kühleres Wasser, da sie ursprünglich im Nord- Bei der Kultivierung werden ausgewachsene Pflan- atlantik beheimatet sind. Die Temperaturen haben zen in kleine Stücke geschnitten, aus denen wiede- auch einen Einfluss auf das Angebot an Nährstof- rum neue Algen wachsen; so wird erntefähige Bio- fen im Wasser, die ebenfalls für das Algenwachstum masse produziert. Für den nächsten Anbauzyklus wichtig sind. wird ein Teil dieser Biomasse als Ausgangsmaterial wiederverwendet. 6 FucoSan – Gesundheit aus dem Meer
Fucoidane extrahieren und charakterisieren Aus den verschiedenen Algenarten kön- nen in einem nächsten Schritt Fucoidane extrahiert werden. Die Partner im Fuco- San-Projekt nutzen verschiedene Metho- den zur Gewinnung der Fucoidane: So verwendet die Arbeitsgruppe der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 85°C warmes Wasser, die Arbeitsgruppe der Technischen Universität Dänemark nutzt Enzyme (sogenannte Fucoidanasen) und das Team der Süd- dänischen Universität setzt auf die Verwendung von Säure (Salzsäure, Schwefelsäure). Neben der verwendeten Algenart hat auch das Extraktionsverfahren Auswirkungen auf die Reinheit der erhaltenen Fucoidane sowie seine chemischen und biologischen Eigenschaften. Die gewonnenen Fucoida- ne unterscheiden sich in ihren Eigenschaften und können je nach Herkunft, Molekulargröße und Test- system unterschiedliche Wirkungen erzielen. Daher ist die Aufreinigung und genaue Charakterisierung der Fucoidane unerlässlich. Hierbei bestimmen die Partner verschiedene Parameter wie beispielsweise Molekulargewicht, Sulfatgehalt, Struktur und Prote- ingehalt. Unterschiede ergeben sich auch in Hinblick auf die zusammen mit den Fucoidanen extrahierten Substanzen wie Polyphenole und Alginate. Schließ- lich variieren auch die durch die Fucoidane erzielten Effekte, wie etwa der Einfluss auf das Wachstum von Blutgefäßen. Ziel ist es, das Fucoidan zu gewinnen, das bestmöglich (bezogen auf seine Eigenschaften) zum jeweiligen Anwendungsbereich passt. FucoSan – Gesundheit aus dem Meer 7
Datenbank aufbauen und mit Daten befüllen Die Projektpartner haben eine FucoSan- zukünftig als virtuelle Informationsplattform für spe- Datenbank aufgebaut und eingerichtet, zifische medizinische Anwendungen und Kosmetika die auf die systematische Sammlung von von Forscherinnen und Forschern genutzt wird. vergleichbaren Informationen über die ex- trahierten Fucoidane abzielt. Dokumentiert werden die untersuchten Algenarten und -chargen, die Ver- fahren zur Extraktion, Reinigung und Fraktionierung der Fucoidane sowie ihre chemischen und biologi- schen Eigenschaften. Die Datenbank besteht zum Projektende aus mehr als 200 Extrakten von neun verschiedenen Braunal- genarten und stellt Informationen zu ihren jeweiligen grundlegenden Eigenschaften bereit. Die Zusam- menführung der Daten erlaubt es, chemische Eigen- schaften und daraus resultierend deren biologische Wirkung systematischer zu erfassen. Die Datenbank kann somit Erkenntnisse liefern, welches Fucoidan für die verschiedenen Anwendungen in Augenheil- kunde, regenerativer Medizin (Gewebezüchtung) und Kosmetik jeweils am besten geeignet und welcher Reinheitsgrad erforderlich ist. Wissenschaft und In- dustrie können die Ergebnisse der verschiedenen Ex- zur Zenodo-Plattform: www.zenodo.org traktionsmethoden und Charakterisierungen für die Auswahl der am besten geeigneten Fucoidan-Quel- len verwenden. Somit ist die Datenbank auch ein wesentlicher Bestandteil des länderübergreifenden Wissenstransfers. Ein Teil dieser Datenbank ist auf der öffentlich zu- gänglichen Wissenschaftsplattform Zenodo verfüg- bar. Die Datenplattform Zenodo wird von der EU gefördert und kann als Quelle zitiert werden. Die Pro- jektpartner gehen davon aus, dass diese Datenbank 8 FucoSan – Gesundheit aus dem Meer
Pilotentwicklung in drei Produktbereichen Welche dieser Fucoidane lassen sich für die Medizin und Kosmetik der Zukunft nutzen? In drei Pilotprojekten wurden die Anwendungsmöglichkeiten von Fucoidan getestet. Mit Erfolg: Die gesundheitsfördernden Eigen- schaften wurden in Grundlagenstudien bestätigt, auch wenn die medizinische Anwendung derzeit vieler wei- terer Testungen bedarf. Augenheilkunde Fucoidane können in der Behandlung der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) verwendet werden. Labortests zeigen, dass Augenzellen unter der Einwirkung von be- stimmten Fucoidanen oxidativen Stress besser überleben. Oxidativer Stress durch Licht und UV-Strahlen gilt als eine Hauptursache für die Entstehung einer Makuladegenera- tion. Außerdem können bestimmte Fucoidane einen Wachstumsfaktor hemmen, der an schweren Verläufen dieser Erkrankung beteiligt ist. Die Forscherinnen und Forscher hoffen nun, dass Fucoidane die Entwicklung einer feuchten Makuladegeneration bereits in einem Vorstadium der Erkrankung stoppen und Verlust des Sehvermögens verhin- dern könnten. Regenerative Medizin Bei Brüchen oder Knochendefekten sowie bei Knochentumoren spielt die Bildung von Blutgefäßen eine entscheidende Rolle. Auch hier können die Fucoidane helfen, die Ge- fäß- und Knochenbildung zu modellieren. Fucoidane haben außerdem immunregulie- rende und entzündungshemmende Eigenschaften, die den Heilungsprozess unterstüt- zen oder bei verschiedenen Erkrankungen des Bewegungsapparates von Vorteil sind. Kosmetik Mit ihrer Wirkung können Fucoidane den Menschen vor zellschädigenden Einflüssen wie Stress, zu viel Sonne oder Schadstoffen in der Umwelt schützen. Das lässt die Haut langsamer altern, weshalb sich Fucoidane besonders gut für Anti-Aging-Produkte wie Hautcremes eignen. Der Vorteil: Regionale Wirkstoffe aus der Natur werden nachhaltig gewonnen und verwendet. FucoSan – Gesundheit aus dem Meer 9
Geschäftsmodelle entwickeln Potenzial für die Region Die einzelnen Prozessschritte entlang der Das FucoSan-Projekt nutzt die vorhan- Fucoidan-Wertschöpfungskette wurden denen Stärken in der deutsch-dänischen jeweils auf ihre kommerzielle Verwer- Grenzregion: tung geprüft: Bereitstellung der Braun- algen, Extraktion der Fucoidane, Datenbank für die Verwertung der charakterisierten Fucoidane, Iden- • Kurze Wege zu den marinen Ressourcen in tifizierung potenziell geeigneter Fucoidane für die Nord- und Ostsee Produktentwicklung. • Erhebliche wissenschaftliche und wirtschaft- liche Kompetenzen entlang der Fucoidan- Für die Entwicklung von Geschäftsmodellen müssen Wertschöpfungskette: Universitäten, Labors, Fragen beantwortet werden wie beispielsweise: Gibt spezialisierte Unternehmen es einen Markt für diese Produkte? Wieviel Geld sind • Regionale und überregionale Netzwerke (Life die Käufer bereit zu zahlen? Wie aufwändig ist die Science Nord, Biopeople – Danmark‘s Life Forschung? Wie viel Zeit vergeht bis zum fertigen Pro- Science Cluster, SUBMARINER Netzwerk), die die dukt? Wie können Nachhaltigkeitsaspekte berücksich- weitere Zusammenarbeit in Geschäftsmodellen tigt werden? Dabei zeigt sich, dass in der Kosmetik- zwischen Wissenschaft und Wirtschaft fördern. industrie neue Produkte wesentlich schneller auf den Markt gebracht werden können als im medizinischen Sektor. Die Kommerzialisierung von Fucoidan steht Im Rahmen des FucoSan Projektes wurde erstmalig noch am Anfang und soll in der deutsch-dänischen das Wissen über Fucoidane und deren Anwendung in Programmregion umgesetzt werden. der Region gebündelt und somit ein innovatives Kom- petenzcluster geschaffen. Innovationsfähigkeit ist ein wichtiger Faktor für wirtschaftliches Wachstum und Beschäftigung. Die deutsch-dä- nische Grenzregion soll zu einem Leuchtturm für Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Fucoidane werden. Dabei wer- den Institutionen, Unternehmen und die öffentliche Hand weiter- hin rund um diesen interessan- ten marinen Wirkstoff arbeiten und in diesen investieren. Somit generieren sie weitere, regionale Wertschöpfung. Die Ziffern 1 bis 8 markieren mögliche Geschäftsmodelle innerhalb der Wertschöpfungskette. 10 FucoSan – Gesundheit aus dem Meer
Impressum Prof. Dr. Alexa Karina Klettner, Projektkoordinatorin im Namen der Partner Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel Klinik für Ophthalmologie Arnold-Heller-Straße 3, 24105 Kiel Mail: info@fucosan.eu www.fucosan.eu Projektmanagement DSN Connecting Knowledge, Kiel www.dsn-online.de Kiel, August 2020 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung aller Herausgeber. FucoSan – Gesundheit aus dem Meer 11
www.fucosan.eu
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