Gottesdienstimpuls für zu Hause 4. Sonntag nach Ostern (Kantate) 02.05.2021 - Wochenspruch: Psalm 98,1

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Gottesdienstimpuls für zu Hause 4. Sonntag nach Ostern (Kantate) 02.05.2021 - Wochenspruch: Psalm 98,1
Gottesdienstimpuls für zu Hause
   4. Sonntag nach Ostern (Kantate)
              02.05.2021

               Wochenspruch: Psalm 98,1
Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.
Wochenpsalm: Psalm 98
98 1.Singet dem HERRN ein neues Lied,
   denn er tut Wunder.
Er schafft Heil mit seiner Rechten
   und mit seinem heiligen Arm.
2 Der HERR lässt sein Heil verkündigen;
   vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.
3 Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus
   Israel,
4 Jauchzet dem HERRN, alle Welt,
   singet, rühmet und lobet!
5 Lobet den HERRN mit Harfen,
   mit Harfen und mit Saitenspiel!
6 Mit Trompeten und Posaunen
   jauchzet vor dem HERRN, dem König!
7 Das Meer brause und was darinnen ist,
   der Erdkreis und die darauf wohnen.
8 Die Ströme sollen in die Hände klatschen,
   und alle Berge seien fröhlich
9 vor dem HERRN; denn er kommt, das Erdreich zu richten.
   Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die
   Völker, wie es recht ist.
Wochenlied I: EG 302,1.2.8 – Du meine Seele, singe
1. Du meine Seele, singe, / wohlauf und singe schön
dem, welchem alle Dinge / zu Dienst und Willen stehn.
Ich will den Herren droben / hier preisen auf der Erd;
ich will ihn herzlich loben, / solang ich leben werd.
2. Wohl dem, der einzig schauet / nach Jakobs Gott und Heil!
Wer dem sich anvertrauet, / der hat das beste Teil,
das höchste Gut erlesen, / den schönsten Schatz geliebt;
sein Herz und ganzes Wesen / bleibt ewig unbetrübt.
8. Ach ich bin viel zu wenig, / zu rühmen seinen Ruhm;
der Herr allein ist König, / ich eine welke Blum.
Jedoch weil ich gehöre / gen Zion in sein Zelt,
ist’s billig, dass ich mehre / sein Lob vor aller Welt.

Predigttext: Lukas 19,37-40
37 Als Jesus schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die
ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lau-
ter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten,
38 und sprachen: Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem
Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!
39 Und einige von den Pharisäern in der Menge sprachen zu
ihm: Meister, weise doch deine Jünger zurecht!
40 Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese
schweigen werden, so werden die Steine schreien.

Liebe Leserinnen und Leser,
werbetechnisch lief das einwandfrei: Als Jesus nach Jerusalem
kam, geschah das nicht still und heimlich. Es sah schon mehr
nach großem Kino aus. Eine Menge Jünger begleiteten ihn. Wie
Gefolge eines Königs. Übrigens erzählt gerade das Lukasevan-
gelium an anderer Stelle auch ausdrücklich von Jüngerinnen.
Jedenfalls machte die fröhliche Truppe auf sich aufmerksam.
Vor dem Aufstieg zur Stadt wurden die Jünger laut. Vielleicht
sangen sie sogar. Jedenfalls lobten sie Gott „über alle Taten, die
sie gesehen hatten“.
Ja, da hatten sie einiges zu erzählen und zu loben. Jesus hatte
Hungernde in großer Zahl gespeist. Er hatte Kranke jeder Art
gesund gemacht. Menschen, die niemand leiden konnte, hatte er
zuhause besucht. In Streitgesprächen hatte er sich wacker ge-
schlagen und viele Siege nach Punkten errungen.
Schließlich stand er mit seinem Gefolge vor Jerusalem. Die Jün-
ger kündigten ihn an: Jetzt kommt der König, den Gott geschickt
hat. Jetzt kommt der, der alles wendet. Der die römischen Besat-
zer vertreibt. Der Unrecht beseitigt und Frieden bringt. Nicht nur
in Jerusalem und darum herum. Gleich im Himmel. Die Welt wird
neu. Der, der die große Wende bringt im Namen Gottes, ist da.
Da hätte es nicht gepasst, wenn Jesus unauffällig und still die
Stadt betreten hätte. Da mussten Pauken und Trompeten her.
Oder zumindest ein lautstarker Chor. Er selbst hatte auch nichts
dagegen.
Dafür gab es andere. Es traten auf die Pharisäer. Wie so oft in
der Rolle als Spielverderber. Ob Jesus nicht seine lauten Jünger
ruhigstellen könne? Es wird nicht klar, warum sie das wollten.
Neid, weil ihnen niemand zujubelte? Aus Vorsicht, um die Römer
nicht aufmerksam zu machen? Vielleicht wollten sie Jesus sogar
warnen? Waren sie Vertreter einer alten Ordnung? Oder einfach
Stichwortgeber, damit Jesus einen klugen Satz sagen konnte?
Der Evangelist überliefert jedenfalls einen klugen Satz. Den von
den Steinen, die schreien werden, wenn die Jünger still bleiben.
Die wurden dann still. So einfach ging das nicht mit der großen
Wende und Befreiung von den Römern.
Kurz nachdem Jesus und seine Unterstützer in Jerusalem einge-
zogen waren, wurde er verhaftet. Die Jünger ließen ihn allein.
Schließlich hing Jesus am Kreuz auf Golgatha. Mit klagenden
Worten auf den Lippen statt lautem Lobgesang der Jünger.
War es falsch, dass die Gott lobten einige Tage vorher? Ja und
nein. Ja, weil nicht geschah, was sie erwarteten. Jesus wurde
nicht der König, der auf einen Thron stieg und durchherrschte.
Jesus hatte Hoffnungen enttäuscht.
Nein, es war nicht falsch. Weil das Kreuz nicht das Ende war. Es
gibt kein Ende. Es gab ein leeres Grab, auch wenn uns das heu-
te noch vor Rätsel stellt. Es gibt Jesus, den seine Jünger und
Jüngerinnen doch noch einmal lebendig sahen. Es gibt die Ge-
schichte Jesu, die bis heute weitergeht und morgen noch weiter-
gehen wird.
Er ist der König, der durchregiert. Auf seine Weise aber. Genau-
er: Auf die Weise Gottes. Er hat gezeigt, dass nicht mehr der Tod
über alles und alle herrscht. Allmächtig ist gerade nicht der Tod,
sondern der, der Leben schafft und nichts anderes. Schmerzen,
Ängste, Leiden, das Gefühl, hilflos irgendwelchen Mächten aus-
geliefert zu sein – alles kam ans Ende an Ostern in Jerusalem.
Die Welt ist nicht einfach gut geworden damals. Ist sie bis heute
nicht. Aber Ostern zeigt, dass sie nicht von Gott verlassen ist.
Dass wir in unserem Glück und unserem Leid nicht allein sind.
Dass wir den an unserer Seite haben, der für das Leben steht.
Die Jünger haben vor Jerusalem nicht gewusst, wie wahr das ist,
was sie gesungen haben. Aber weil es wahr ist, haben sie zu
Recht gesungen. Hätten sie geschwiegen, würden die Steine
schreien.
Ein seltsames Bild, das nicht eindeutig zu deuten ist. Ich verste-
he es so: Ostern zeigt, dass die ganze Welt betroffen ist, wenn
Gott neues Leben schafft. Würden wir Menschen stumm werden,
würde die unbelebte Schöpfung laut werden müssen. Gott würde
Wege finden, auf denen sein Lob gesungen wird.
Aber wir werden nicht stumm. Gerade dieser Sonntag in der Os-
terzeit soll das zeigen und hat es schon im Namen: Kantate –
singt. Singt nicht einfach, weil ihr das könnt. Singt, weil ihr Grund
dazu habt. Der Tod, der alle Stimmen verstummen lassen will, ist
am Ende. Auch wenn es ihn noch gibt. Ihr könnt ihm widerspre-
chen. Dazu habt ihr Grund.
In diesen Zeiten hindert uns ein Virus am Singen. Unsere Mün-
der müssen verhängt werden mit Masken. Vielen ist die Lust am
Singen vergangen. Gerade, wenn es Erkrankte oder gar Verstor-
bene in der eigenen Familie oder unter den Bekannten gibt.
Niemand darf dann sagen: „Alles nicht so schlimm, wenn Gott
doch Leben neu macht. Singt ruhig, zumindest im Stillen.“ Das
wäre unmenschlich und nicht im Sinne Gottes.
Aber wir dürfen uns sagen lassen: Hinter dem Dunklen und Un-
verständlichen gibt es doch noch Gott. Er hat die Macht und ganz
am Ende wird das spürbar werden. Bis dahin und euer Leben
lang müsst ihr nicht stumm bleiben, nicht mundtot. Wenn ihr
singt, habt ihr Grund dazu. Vielleicht zuerst Klagelieder. Vielleicht
zuerst Lieder, mit denen ihr ansingt gegen eure Angst. Auch mit
denen widersprecht ihr dem Tod. Mit denen beginnt das Lob Got-
tes. Es wird sich wandeln zum reinen Lobgesang. Gott sei Dank.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure
Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Wochenlied II: NL 56,1.3.5 – Ich sing dir mein Lied
1. Ich sing dir mein Lied – in ihm klingt mein Leben.
Die Töne, den Klang hast du mir gegeben
Von Wachsen und Werden, von Himmel und Erde,
du Quelle des Lebens. Dir sing ich mein Lied.
3. Ich sing dir mein Lied – in ihm klingt mein Leben.
Die Tonart, den Takt hast du mir gegeben
von Nähe, die heil macht – wir können dich finden,
du Wunder des Lebens. Dir sing ich mein Lied.
5. Ich sing dir mein Lied – in ihm klingt mein Leben.
Die Töne, den Klang hast du mir gegeben
Von Zeichen der Hoffnung auf steinigen Wegen,
du Zukunft des Lebens. Dir sing ich mein Lied.
Ein Fürbittengebet:
Ein frohes und dankbares Lied fällt uns oft nicht leicht, Gott. In
unser Danken bricht oft die Klage, in unsere Freude die Sorge.
Wir bitten dich, dass wir trotz allem, was unser Leben verdunkelt,
deine Liebe wahrnehmen und deine Treue spüren.
Wir bitten dich für die Menschen, denen Leid und Sorgen den
Mund verschließen, dass sie nicht mehr singen, sondern nur
noch seufzen können: Lass ihnen dein Licht leuchten, damit die
Schatten aus ihren Herzen weichen.
Wir bitten dich für die Mutlosen und Einsamen, die Kranken und
die Trauernden, die dich nicht mehr loben können, sondern wei-
nen. Trockne ihre Tränen und schenke ihnen wieder Hoffnung.
Wir bitten dich für alle, die singen und sich an der Musik erfreu-
en, dass sie darin dein Rufen hören und sich deiner Liebe öffnen.
Hilf uns, dass wir dir zur Ehre singen und dein Lob vor aller Welt
verkündigen.

Ein Segen aus Irland:
Möge der Klang des Himmels stets Musik für deine Seele sein.

Herzliche Grüße, Ihr
Gerd Siehl, Pfr.
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