HAYDN: DIE SCHÖPFUNG - WDR
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SO SINGT FREUDE. HAYDN: DIE SCHÖPFUNG DAS GROSSE MITSINGKONZERT SA 26. März 2022 Kölner Philharmonie 19.00 Uhr
DAS GROSSE MITSINGKONZERT JOSEPH HAYDN Die Schöpfung Hob. XXI:2 Oratorium für Solostimmen, Chor und Orchester in drei Teilen Text von Gottfried van Swieten ohne Pause Katharina Konradi Sopran (Gabriel) Ilker Arcayürek Tenor (Uriel) Dingle Yandell Bass (Raphael) Beate Koepp Alt Mitsänger:innen WDR Rundfunkchor WDR Sinfonieorchester Simon Halsey Leitung
ZUM PROGRAMM Am 29. April 1798 rücken dreißig Gendarmen, darunter 18 Berittene, zum Mehlmarkt in Wien aus. Sie beziehen Posten vor dem Stadtpalais Schwarzenberg und ebnen der hohen Gesellschaft den Weg durch die Passanten. Die Händler auf dem Markt werden angewiesen, ihre Stände abzubauen. Bevor sich Aufbegehren regt, entschädigt Fürst Ernst von Schwarzenberg jeden von ihnen mit 10 Gulden und 20 Kreuzern. Ein erkleckliches Sümmchen. Und dann fahren sie vor in ihren goldbeschlagenen Equipagen – alles, was in Wien Rang und Namen hat: Fürsten, Grafen und sonstige Hochgeborene. Nicht dabei zu sein, wäre Frevel. Würdevoll treten sie ein in das Refugium derer von Schwarzenberg. Alles erstrahlt in selten gesehenem Glanz – in froher Erwartung der größten musikalischen Sensation des Jahrzehnts: der privaten Uraufführung von Joseph Haydns Oratorium »Die Schöpfung«. Derweil ist auch im großen Saal helle Aufregung: Die Lakaien ent- zünden die Kerzen in den Lüstern. Geiger üben ein letztes Mal eifrig die vertracktesten Passagen. Sängerinnen summen leise vor sich hin, in der Hoffnung, ihre Stimme möge bis zum Ende der kräftezehren- den Aufführung durchhalten. Der 66-jährige Haydn ist erregt und gelassen zugleich, denn er weiß, dass er Großes geschaffen hat. Bei aller Nervosität ist er sich seines bevorstehenden Erfolges gewiss. Er blickt zurück auf ein arbeitsrei- ches Leben. Unermüdlich hat Haydn gerackert, ja geschuftet, und hat so das Ansehen als größter Komponist der Zeit gewonnen. Keiner seiner bedeutenden Kollegen hat etwa so viele Sinfonien komponiert wie er – in seltener Einheit von Genie, Inspiration, Fleiß und Disziplin. Bei der Aufführung seiner »Schöpfung« aber ist vieles anders. Musste für die musikalische Unterhaltung des Fürsten von Esterházy ein Werk auch mal über Nacht aufs Notenpapier geworfen werden, ließ Haydn sich für sein spätes Meisterwerk Zeit – sehr viel Zeit: anderthalb Jahre feilte er daran, von Oktober 1796 bis April 1798. Für den Kompo- nisten ein fast fieberhafter Ausnahmezustand: »Ich war nie so fromm, als während der Zeit, da ich an der Schöpfung arbeitete; täglich fiel ich auf meine Knie nieder und bat Gott, dass er mir Kraft zur glück- lichen Ausführung dieses Werkes verleihen möchte.«
Den Text hat ein Dichter namens Lidley oder Linley ursprünglich für Georg Friedrich Händel verfasst. Dazu stellte er drei Quellen zusam- men, zwei davon aus der Bibel: dem Buch Genesis und dem Buch der Psalmen. Dazwischen mengte er Teile aus John Miltons epischem Gedicht »Paradise Lost«. Händel selbst hatte an diesem Libretto kein Interesse. Als aber Haydn fünfzig Jahre später zu Besuch in London weilte, wurde ihm dieser englischsprachige Text zugespielt. Zwar erspürte er das Potential dieser Dichtung, vermied es aber, sie in der Fremdsprache zu vertonen. Also erstellte sein Gönner Baron Gott- fried Bernhard Freiherr van Swieten eine deutsche Übersetzung, und als Haydn sie erhielt, war er davon hingerissen. Sogleich warf er sich in den Kompositionsprozess. Die Struktur der »Schöpfung« ist so angelegt, dass die drei Solisten Erzengel darstellen: Gabriel (Sopran), Uriel (Tenor) und Raphael (Bass). Sie erzählen und kommentieren die ersten sechs Tage der Schöpfung, gefolgt von einer Beschreibung der ersten Menschen im Paradies. Die Rezitative schildern größtenteils die Handlung der Genesis, die Chöre und Arien fußen auf den Psalmen und Miltons Gedicht. Be- rühmt ist Haydns »Schöpfung« auch für ihre Tonmalerei, so die Vor- stellung des Chaos gleich zu Beginn, der plastische Aufgang der Sonne oder die Erschaffung der unterschiedlichen Tiere. Der Adel ist also im Palais Schwarzenberg unter sich – und Haydn mittendrin. Wie er sich in diesen Kreisen zu bewegen hat, das hatte er am Hof des Fürsten Esterházy geübt, als livrierter Kapellmeister im Rang eines Hausoffiziers. Jahrzehntelang diente er dem Fürsten, doch nun huldigen die Adligen dem Komponisten. Von Ohnmach- ten aus Verzückung ist zwar nichts bekannt. Aber von grenzenlosem Jubel, von ehrlicher Begeisterung und aufrichtiger Wertschätzung, wie ein Zeitzeuge festhielt: »Zwischen den Abschnitten brach jedes Mal stürmischer Applaus aus. Während der Abschnitte herrschte Todesstille. Am Ende der Aufführung riefen einige: ›Wir wollen Papa Haydn!‹ schließlich kam der alte Mann auf die Bühne und wurde laut begrüßt: ›Es lebe Papa Haydn! Es lebe die Musik!‹ Alle kaiserlichen Majestäten waren anwesend und riefen zusammen mit der Menge: ›Bravo!‹« Mehr Achtung konnte ein gewöhnlicher Bürgerlicher sei- nerzeit nicht auf sich vereinen. Otto Hagedorn
KATHARINA ILKER KONRADI ARCAYÜREK \ geboren im kirgisischen \ geboren in Istanbul, aufge- Bischkek wachsen in Wien \ Ausbildung bei Julie Kauf- \ 2016 Gewinner des Internatio- mann in Berlin, Studium nalen Wettbewerbs für Lied- Liedgestaltung bei Christiane kunst der Hugo-Wolf-Akade- Iven und Donald Sulzen in mie München \ Opernpartien von Mozart \ Gewinnerin des Deutschen wie Tamino, Idomeneo, Don Musikwettbewerbs (2016) Ottavio und Ferrando sowie \ 2018 Debüt als Ännchen Rodolfo in Puccinis »La (Weber: »Der Freischütz«) Bohème« an der Staatsoper Hamburg, \ Gastengagements unter seit dieser Zeit dort festes anderem bei den Salzburger Ensemblemitglied Festspielen und bei den \ Engagements als Sophie Münchner Opernfestspielen (Strauss: »Der Rosenkava- der Bayerischen Staatsoper, lier«) an der Bayerischen am Teatro Real Madrid und Staatsoper in München und an der Volksoper Wien als Zdenka (Strauss: »Arabel- \ auf der Konzertbühne Zusam- la«) an der Semperoper menarbeit mit dem Sympho- Dresden nieorchester des Bayerischen \ Konzerte mit dem Symphonie- Rundfunks, dem Tonkünst- orchester des Bayerischen ler-Orchester Niederöster- Rundfunks, dem Orchestre reich und dem RSO Wien un- de Paris, dem Tonhalle-Or- ter Dirigent:innen wie Mariss chester Zürich und der Deut- Jansons, Philippe Herreweghe, schen Kammerphilharmonie Riccardo Minasi und Marin Bremen unter Dirigenten wie Alsop Manfred Honeck, Kent Na- \ im Liedgesang Zusammen- gano, Paavo Järvi, Daniel Har- arbeit mit Pianisten wie Hart- ding und Gustavo Dudamel mut Höll und Wolfram Rie- \ im Liedgesang Zusammen- ger, Auftritte unter anderem arbeit mit Malcolm Martineau, in der Wigmore Hall und bei Auftritte unter anderem in der Schubertíada Vilabertran der Londoner Wigmore Hall \ Solo-Alben: »Path of Life« \ Lied-CD »Liebende«, beglei- (2021) und »Der Einsame« tet von Daniel Heide, sowie (2017), beide mit Schubert- Album »Russian Roots« mit Liedern, sowie »Lieder eines dem Trio Gaspard fahrenden Gesellen« (2020)
DINGLE YANDELL \ Studium an der Guildhall School of Music and Drama bei Brian Parsons und weitere private Studien bei Jessica Cash \ Absolvent des National Opera Studio und »Rising Star« des Orchestra of the Age of En- lightenment \ jüngste Opernrollen: Graf Ceprano in Verdis »Rigoletto«, Immigration Officer in »Flight« von Jonathan Dove an der Scottish Opera, Arzt in De- bussys »Pelléas et Mélisande« und Don Geronio in Rossinis »Il turco in Italia« bei der Gar- sington Opera sowie Plutone in Monteverdis »L’Orfeo« mit dem Ensemble L’Arpeggiata unter Christina Pluhar \ im Konzertbereich Solist in Händels »Israel in Egypt« un- ter William Christie, Haydns »Die Schöpfung« unter Ádám Fischer und Harmoniemesse unter András Schiff sowie Purcells »O Sing unto the Lord« unter Paul McCreesh \ regelmäßig Auftritte mit der Early Opera Company, mit Holland Baroque und Les Invention
SIMON HALSEY \ seit 2012 Chordirektor beim London Symphony Chorus sowie Leiter des BBC Proms Youth Chorus und Künstleri- scher Leiter des Kinderchor- Programms »Vokalhelden« der Berliner Philharmoniker \ seit Beginn der Saison 2016/17 Chefdirigent des Chores \ weltweit gefragter Chor- Orfeó Català und Artistic dirigent Adviser am Palau de la \ große Bekanntheit durch Música Catalana in Barcelona seine aufsehenerregenden \ gefragter Pädagoge: drei- Mitmachprojekte facher Ehrendoktor mit Pro- \ geboren 1958 in London fessur an der University of \ seit 2020 Kreativdirektor Birmingham, Gastdozent in des WDR Rundfunkchores Princeton und Yale für Chormusik und außer- \ drei Grammy Awards: zusam- gewöhnliche Projekte men mit dem Rundfunkchor \ mit 22 Jahren Musikdirektor Berlin für seine Choreinstu- der University of Warwick dierungen von Brahms’ »Ein \ seit 1982 (auf Einladung von deutsches Requiem« und Sir Simon Rattle) Leiter des Strawinskys »Psalmensinfo- City of Birmingham Symphony nie« mit den Berliner Philhar- Chorus monikern unter Simon Rattle \ von 1997 – 2008 zunächst (2008 und 2009) sowie von Gast-, dann Chefdirigent des Kaija Saariahos »L’amour de Niederländischen Rundfunk- loin« mit dem Deutschen chores Symphonie-Orchester Berlin \ von 2001 – 2015 Chefdirigent unter Kent Nagano (2011) und Künstlerischer Leiter des \ Buch- und DVD-Veröffentli- Rundfunkchores Berlin, seit- chung »Chorleitung. Vom her Ehrendirigent Konzept zum Konzert« (2011) \ von 2004 – 2012 Leitung des Northern Sinfonia Chorus und der Chorprogramme am Konzerthaus »The Sage Gate- shead«
WDR RUNDFUNKCHOR \ Profi-Chor mit rund 40 Berufs- \ Auftritte bei internationalen sänger:innen vermittelt be- Festivals wie den Berliner wegende Chorerlebnisse und Wiener Festwochen, \ neue Leitung seit der Saison dem Festival Internacional 2020/2021 – Chefdirigent: de Música de Canarias, den Nicolas Fink, Kreativdirektor: Salzburger Festspielen, der Simon Halsey Biennale Venedig, dem Festi- \ Chefdirigenten der Vergan- val MUSICA in Straßburg, genheit: Bernhard Zimmer- dem Festival van Vlaanderen mann, Herbert Schernus, und den BBC Proms in London Helmuth Froschauer, Anton \ Konzertreisen nach New Marik, Rupert Huber, Stefan York, Zürich, M ailand, Paris, Parkman London, Athen, Rom, Brüssel, \ Repertoire: von der Musik Genf, Jerusalem, Tel Aviv, des Mittelalters bis zu zeit- Boston, Cleveland, Washing- genössischen Kompositionen, ton, Osaka, Tokio, Kairo, A-cappella-Konzerte, groß Alexandria und nach China besetzte Oratorien mit Or- \ »Stimme« des WDR Sinfonie- chester, solistisch besetzte orchesters und des WDR Vokalmusik, sinfonisches Funkhausorchesters sowie Repertoire, Filmmusik und weltweit gefragter sinfoni- Oper scher Chor bei Konzerten, \ schreibt mit Ur- und Erstauf- live vor Ort, im Studio, in führungen (bislang mehr als Radio und Fernsehen sowie 150) und innovativen P ro- bei CD-Produktionen jekten Musikgeschichte \ singt mit den renommiertes- ten Solist:innen, Orchestern und Dirigent:innen
WDR SINFONIEORCHESTER \ 1947 gegründet \ CD-Veröffentlichungen unter \ Chefdirigent seit 2019: anderem mit Werken von Beet- Cristian Măcelaru hoven, Brahms, Mahler, Rach- \ ehemalige Chefdirigenten: maninow, Schostakowitsch, Christoph von Dohnányi, Schönberg, Strauss, Strawinsky, Zdeněk Mácal, Hiroshi Waka- Verdi und Wagner sugi, Gary Bertini, Hans Vonk, \ jüngste Auszeichnungen: »Preis Semyon Bychkov und Jukka- der Deutschen Schallplatten- Pekka Saraste kritik« (Bestenliste 2-2020) \ Gastdirigenten unter ande- für Luciano Berios »Chemins« rem: Lorin Maazel, Claudio sowie für Violinkonzerte von Abbado, Zubin Mehta, Marek Franz Joseph Clement, letzte- Janowski, Christoph Eschen- re auch ausgezeichnet mit bach, Peter Eötvös, Ton Koop- dem Opus Klassik 2020 man, Manfred Honeck, Andris \ neueste CDs: unter Cristian Nelsons, Jakub Hrůša und Mãcelaru das Violinkonzert Krzysztof Urbański von Johannes Brahms mit \ erfolgreiche Konzertreisen Emmanuel Tjeknavorian so- durch Europa, Russland, Japan, wie unter Marek Janowski alle China, Südkorea, die USA und neun Beethoven-Sinfonien Südamerika \ leidenschaftliches Engagement \ regelmäßig Radio-, Fernseh- in der Musikvermittlung für ein und Livestream-Übertragun- breites Publikum, für innovati- gen, zahlreiche Schallplatten- ve Konzertformen und digitale einspielungen und Auftrags- Musikprojekte kompositionen
VORSCHAU SA 14. Mai 2022 / 15.00 Uhr & SA 4. Juni 2022 SO 15. Mai 2022 / 11.00 Uhr & Köln, Funkhaus Wallrafplatz / SO 15. Mai 2022 / 15.00 Uhr 20.00 Uhr Köln, Funkhaus Wallrafplatz MUSIK DER ZEIT WDR DACKL-OPERN- KONZERT Rebecca Saunders miniata Aus der Reihe »WDR Familien- konzerte« – für Kinder von 5 Agata Zubel bis 10 Jahren Harmonia Sfer für Chor a cappella Die schönsten Melodien und (Uraufführung) Szenen aus Wolfgang Amadeus Kompositionsauftrag des WDR Mozarts berühmter Oper »Die Zauberflöte«. Mit viel Iannis Xenakis Dackl-Unfug, Witz und Musik – Eonta ein unvergessliches Erlebnis! Nicolas Hodges Klavier WDR Rundfunkchor Teodoro Anzellotti Akkordeon Nicolas Fink Leitung WDR Rundfunkchor Carsten Haffke Dackl Nicolas Fink Einstudierung Isabel Hecker Moderation Ensemble Schwerpunkt Friederike Karig Regie WDR Sinfonieorchester Peter Rundel Leitung BILDNACH W EISE Verantwortliche Redaktion Birgit Heinemann, Otto Hagedorn Titel: WDR Rundfunkchor © WDR/Christian Palm Redaktion und Produktion des Innenteil: Simon Halsey © WDR/Annika Konzerts Fußwinkel, WDR Rundfunkchor Carola Anhalt © WDR/Christian Palm, WDR Sinfonie- orchester © WDR/Tillmann Franzen März 2022 Änderungen vorbehalten IMPRESSUM Das Mitschneiden von Bild und Ton Herausgegeben von während des Konzerts Westdeutscher Rundfunk Köln ist aufgrund des Urheberrechts nicht Anstalt des öffentlichen Rechts gestattet. Marketing Appellhofplatz 1 50667 Köln
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