Erasmusjahr an der Istanbul Üniversitesi (Wintersemester 12/13 & Sommersemester 13) - Björn Birke

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Erasmusjahr an der Istanbul Üniversitesi (Wintersemester 12/13 & Sommersemester 13) –
                                      Björn Birke

Schon zu Beginn meines Studiums stand für mich fest ein Erasmusjahr im Ausland machen zu
wollen. Nachdem ich einen Monat meines Pfegepraktikums im Jahre 2009 in Istanbul absolviert
hatte, war die Türkei mit Istanbul ganz oben auf meiner Favoritenliste für Erasmus. Istanbul mit
seinen 15 Millionen Einwohnern - eine Riesemetropole, Aufprall von östlicher auf westliche
Kultur. Eine so vielfältige und facettenreiche Stadt, dass auch ein Jahr nicht ausreichte um
Istanbul vollends kennenzulernen.
Da ich mir von vornherein zum Ziel gesetzt hatte während des Erasmusaufenthaltes auch eine
neue Sprache lernen zu wollen, entschied ich mich gleich von Beginn an dazu ein ganzes Jahr im
Ausland zu verbringen, um auch genügend Zeit zu haben die Sprache richtig zu verinnerlichen.
So kam es dazu, dass ich mein 7. und 8. Studiensemester an der medizinischen Fakultät der
Istanbul Universitesi in Cerrahpasa verbrachte.

Sprache

Obwohl viele Erasmusstudenten sich ohne Türkisch zu lernen durchschlagen, kann ich euch nur
wärmstens empfehlen Türkisch zu lernen. Das öffnet Euch viele Türen und gibt Euch die
Möglichkeit Land und Kultur viel besser kennenzulernen. Auch in der Uni hilft Euch das
Türkische weiter. Von der medizinischen Fakultät Cerrahpasa wird zwar ein Englisches
Medizinprogramm angeboten, trotzdem ist der komplette Unterricht jedoch leider nicht auf
Englisch. Es ist davon auszugehen, dass etwa 50% des Unterrichts auf Türkisch abgehalten wird.
Die Klausuren sind jedoch immer auf Englisch und mit Altklausuren auch trotzdem ohne
Türkischkenntnisse gut zu bestehen.
Ich bin schon 2 Monate vor Beginn des Studiums angereist und habe mir die Zeit genommen,
um vor dem Semesterstart direkt mit einem Intensivkurs bei der Sprachschule Dilmer einen
Einstieg ins Türkische zu bekommen. Dann habe ich während meines Erasmusjahres begleitend
zur Uni weiter an Abendkursen der Sprachschule teilgenommen.
Es gibt viele verschieden Sprachschulen in Istanbul - Dilmer und Tömer sind die größten und
bekanntesten unter ihnen. Ich kann Euch die Dilmerschule definitiv weiterempfehlen. Die Lehrer
sind fast alle gut. Es wird viel Grammatik gelehrt, aber man bekommt auch genügend
Möglichkeiten zum Sprechen. Wenn man in Istanbul lebt und türkische Studenten und eventuell
Mitbewohner um sich hat, hat man in der Freizeit genug Zeit, das in der Schule gelernte zu üben
und zu verinnerlichen.
Die Kurse bei Dilmer kosten um die 300 Euro pro Sprachlevel. Außerdem gibt es auch einen
Rabatt von 10% für Studenten.
Mir hat es immer viel Spaß bereitet Türkisch zu lernen. Das ist auch zum großen Teil den
gastfreundlichen Türken zu verdanken, die ständig für einen Plausch bereit sind. Schon bei wenig
Türkischkenntnissen sind sie begeistert, dass ein Ausländer Türkisch sprechen kann und machen
einem Komplimente und behaupten, dass man besser spreche als sie selbst.

Visum

Zunächst kann man als Deutscher mit Personalausweis oder Reisepass einreisen. Bei der Einreise
bekommt man ein Touristenvisum ausgestellt, mit dem man das Recht hat drei Monate in der
Türkei zu bleiben. Nach Ablauf dieser drei Monate kann das nächste Touristenvisum erst nach
180-tägigem Aufenthalt außerhalb der Türkei beantragt werden. Dies ist ein relativ neues Gesetz.
Es ist also nicht mehr wie früher möglich nach drei Monaten in ein Nachbarland auszureisen, um
dann wieder einzureisen und ein neues Touristenvisum zu bekommen. Wenn ihr länger als drei
Monate bleiben wollt, solltet ihr nach der Anreise einen Termin bei der Polizeistation in Fathi
machen, um ein Studentenvisum zu beantragen. Dazu geht ihr auf die Hompage der
Hauptpolizeistation (https://e-randevu.iem.gov.tr/yabancilar/dil_sec.aspx) und füllt dort ein
Formular aus. Das solltet ihr möglichst zeitnah nach der Einreise machen, da man manchmal
einige Wochen auf einen Termin warten muss. Für die Aufenthaltsgenehmigung ist es NICHT
notwendig vorher in Deutschland ein Visum zu beantragen (auch wenn das türkische Konsulat
sich immer wieder über Doppeltbezahlungen freut...).

Unterkunft

Ich hatte das Glück bei Freunden, die ich bereits aus Deutschland kannte, einzuziehen und musste
mich zum Glück nicht mit der Wohnungssuche abplagen.
Viele meiner Erasmusfreunde haben jedoch über craigslist.com eine Wohnung gefunden. Soweit
ich es mitgekriegt habe, ist es nicht sonderlich schwer etwas zu finden, da es viele Türken gibt,
die einen Erasmusstudenten als Mitbewohner suchen. Es ist angeblich üblich, dass die
Erasmusstudenten oft ein wenig mehr zahlen als die Türken. Da sich die Preise für die meisten
Wg-Zimmer in der Preisklasse zwischen 400-850 Lira bewegen, ist dies aber dennoch zu
verschmerzen denke ich.
Es gibt auch die Möglichkeit in eine Wohnung für Erasmusstudenten der Medizinischen Fakultät
in Cerrahpasa einzuziehen. Das ist wohl die günstigste Möglichkeit. Ein Zimmer in der Wohnung
kostet zwischen 100 Lira (Jungswg) und 250 Lira (Mädchenwg- bei dem Preis bin ich mir nicht
ganz sicher). Die Wohnungen sind sehr nah zum Medizincampus. Für genauere Infos könnt ihr
Cansu, die zuständige Sekretärin an der medizinischen Fakultät in Cerrahpasa, fragen.
Außerdem gibt es noch ein großes Erasmuswohnheim in Taksim. Das Wohnheim ist Wohnheim
und Hostel zugleich und hat neben den Erasmusstudenten auch immer einige Reisende als Gäste
vor Ort. Taksim ist im Zentrum Istanbuls nahe zur großen Haupteinkaufsstraße und Discos und
Bars. Wenn ihr also ein internationales Erasmusleben mit viel Party sucht, könnte das die richtige
Adresse für Euch sein.
Ich habe in Cerrahpasa in der Nähe der Uni gewohnt und mich dort auch sehr wohl gefühlt.
Cerrahpasa ist ein relativ konservatives Wohnviertel. Die Leute sind jedoch sehr nett,
aufgeschlossen und interessiert an Ausländern. Nachdem ich einige Türkischkenntnisse erlangt
hatte, dauerte es nicht lange, bis ich die halbe Straße kannte. Die Nachbarn luden mich auf Tee
ein oder brachten mir süßen Nachtisch als Geschenk an die Tür.
In jedem Fall empfiehlt es sich die Wohnungsfrage vor Ort zu klären, weil man sich so viel
besser ein Bild von Mitbewohnern, Wohnung und Gegend machen kann.
Beliebte Gegenden zum Wohnen sind: Taksim, Cihangir, Besiktaş, Harbiye, Osmanbey aber auch
das auf der asiatischen Seite liegende Kadıköy, das man problemlos per Fähre erreichen kann.
Gegenden in der Nähe der Uni wären: Cerrahpasa, Capa und Kocamustafa Pasa.

Sicherheit

Generell ist Istanbul bei Tag abgesehen von den ein oder anderen Tricksern, die gerne neu
angekommene Touristen übers Ohr hauen, eine sichere Stadt.
Bei Nacht muss ich allen Frauen, besonders offensichtlich ausländisch aussehenden Frauen,
jedoch raten, Vorsicht walten zu lassen. Auf großen belebten Straßen, wie der Istiklal Caddesi,
werden blonde Frauen ununterbrochen angemacht, das ist natürlich ärgerlich, bleibt dort aber
auch in einem ungefährlichen Rahmen. Dunkle, ausgestorbene Straßen würde ich in der Nacht
unbedingt meiden, lasst Euch bitte am besten nach Hause bringen oder nehmt ein Taxi. Man hört
leider hin und wieder beängstigende Geschichten.

Kommunikation

Bei der Benutzung einer türkischen Simkarte mit einem deutschen Handy wird das Handy
innerhalb der ersten 2-4 Wochen gesperrt. Deshalb sollte man sich entweder ein billiges Handy
vor Ort kaufen oder sein deutsches Handy in einem Steuerbüro (Vergi Dairesi) für ca. 115 Lira
registrieren lassen. Ein Vergi Dairesi befindet sich direkt am Tünel am südlichen Ende der
Istiklal Caddesi. Für die Registrierung benötigt man einen Reisepass. Nach der Registrierung
kann man das Handy ohne Bedenken mit einer türkischen Simkarte benutzen. Die gängigsten
Anbieter sind dabei Türkcell und Avea.

Transport

Für die öffentlichen Verkehrsmittel ist es lohnenswert, sich so schnell wie möglich eine Istanbul
Kart zu besorgen. Diese gibt es an allen kleinen Wasser- und Süßigkeitenkiosken, die ein Schild
mit “Akbil Dolu” aushängen haben. Dort kann man sich für 6 Lira eine Istanbulkart kaufen und
gleich mit Guthaben aufladen lassen. Das Aufladen kann auch an jeder Metrostation an
entsprechenden Automaten erfolgen. Mit der Istanbulkart bezahlt man für jede Fahrt 2 Lira und
für eine Anschlussfahrt innerhalb der nächsten 2 Stunden ungefähr 1 Lira.
Mit einer Studentenbescheinigung, die man sich von Cansu, der Erasmus-Sekretärin der
Cerrahpasa, abholt, und einem Passfoto kann man sich ein Studenten-Akbil beim IETT Office in
Karaköy besorgen. Mit dem Studenten-Akbil bezahlt man 1 Lira pro Fahrt und für jede
Anschlussfahrt 40 Kuruş. Das IETT Office ist im gleichen Gebäude wie der Tünel-Eingang in
Karaköy, einfach vom Tünel-Eingang aus einmal links um das Gebäude zur Hinterseite
marschieren. Dort sieht man dann ein rotes IETT-Schild.

Müzekart

Mit einem türkischen Studentenausweis, den man sich im Erasmusbüro des Hauptcampus der
Istanbul Üniversitesi in Beyazit abholt, kann man sich bei einigen Museen, z.B. vor der Hagia
Sophia, eine Müzekart für 15 Lira kaufen. Mit dieser hat man dann kostenlosen Eintritt in alle
staatlichen Museen. Die Müzekart lohnt sich in jedem Fall. Allein der normale Eintritt für die
Hagia Sophia kostet schon 25 Lira..

Finanzen / Ausgaben

In Istanbul wird mit Türkischen Lira bezahlt. Zu meiner Zeit war 1 Euro ungefähr 2,5 Lira wert.
Man sollte in Istanbul nicht mit niedrigeren Ausgaben als in Deutschland rechnen. Gemüse und
Obst sowie Textilien kann man zwar zu unschlagbar günstigen Preisen auf den Wochenbazars
finden, importierte Produkte sind dagegen in der Regel teurer als in Deutschland. Dazu gehören
Kosmetikartikel, Technologie, Alkohol und einige, zumeist hochverarbeitete Nahrungsmittel
(Pasten, Honig, Haferflocken etc.). Auch Markenkleidung ist entgegen aller Erwartungen teurer,
wenn sie nicht gerade aus dem Outlet stammt oder gefälscht ist. Nicht zuletzt ist die Verführung
groß, in den zahlreichen Lokantas und Restaurants essen zu gehen, was im Einzelfall relativ billig
ist, sich über den Monat aber zu stattlichen Beträgen summieren kann.

ESN

Istanbul verfügt über eines der größten Erasmus Students Networks (ESN). Jedes Semester
werden ca. 4 Trips zu verschiedenen Zielen in der Türkei und jede Woche mindestens eine Party
organisiert. Das kann alles sehr viel Spaß machen. Leider kommt man so allerdings (von den
Organisatoren mal abgesehen) kaum mit Türken in Kontakt. Wer in Istanbul aber vor allem auf
Party und internationale (also nicht-türkische) Kontakte aus ist, für den kann das genau das
Richtige sein.

Istanbul

Es würde wohl zu weit gehen, die unzähligen Highlights dieser Stadt hier aufzuführen. Es lohnt
sich in jedem Fall auch einmal ohne Reiseführer durch die Straßen zu schlendern, hier und da
einen Tee zu trinken und den Einheimischen beim Tavla-Spielen zuzusehen. Kulinarisch hat
Istanbul unglaublich viel zu bieten. Um die traditionelle türkische Küche kennenzulernen, lohnt
sich ein Gang in ein typisches Lokanta. Bei Mado gibt es die edelsten türkischen Süßspeisen,
unbedingt probieren sollte man Baklava, türkisches Eis (Dondurma) und Künefe (eine Süßspeise
mit Käse). Kumpir, Waffel und Cig Köfte gehören zu meinen absoluten Lieblingsgerichten, die
es auf den Straßen von Istanbul gibt. Auch als Vegetarier gibt es immer genügend Auswahl
besonders unter den Meze (türkische Vorspeisen).
Unbedingt sollte man auch einen der zahlreichen Wochenbazars besuchen. Sonntags gibt es einen
Wochenmarkt in Tarlabaşı in der Serdar Ömerpasa Caddesi. Auch die Märkte in Besiktaş und
Kadıköy sind sehr beliebt. Mein Lieblingsbazar ist der Freitagsbazar in Fındıkzade, nahe zur
medizinische Fakultät.
Falls man während des Ramadans schon in Istanbul ist, sollte man unbedingt auch einmal an
einem Iftar (Fastenbrechen) teilnehmen. Dazu trifft man sich in Parks, meist in Fatih um
Moschees herum, mit Speis und Trank und nach Freigabe des Imams wird geschlemmt, was das
Zeug hält. Das beste daran: Jeder teilt mit jedem! So kann man einen kleinen Einblick in
türkische Familien und Gerichte bekommen.

Universität

Eure Helferin für alle Erasmus-Lebenslagen an der Cerrahpasa ist Cansu, die junge, hübsche und
meist liebenswürdige Erasmus-Sekretärin des eigentlichen Erasmus-Koordinators (den die
meisten von uns nie zu Gesicht bekommen haben). Cansu spricht fließend Englisch und hält sich
in Ihrem Büro im Ingilizce Tip Gebäude auf (Englische Medizin). Ihre Sprechzeiten waren im
Sommersemester 2013: Montag, Mittwoch und Freitag; 9-12 und 13.30-16Uhr.
Cansu erstellt mit Euch zusammen euren Stundenplan, sobald ihr angekommen seid. Holt Euch
gleich am Anfang auch eine Studentenbescheinigung fürs Akbil bei ihr ab. Während des
Semesters könnt Ihr sie jederzeit für Stundenplanänderungen oder andere Fragen kontaktieren.
Generell gilt, dass man bei jeglichen Änderungen, die Kurse betreffen, immer zuerst Cansu
fragen sollte und dann erst die Kursverantwortlichen. Mit Cansu solltet Ihr es Euch nicht
verderben, denn sie kann einem wirklich viel helfen. Am Ende des Erasmus-Aufenthaltes holt Ihr
Euch bei Ihr Euer Transcript of Records ab.
Im Erasmus Büro der Istanbul Üniversitesi auf dem Beyazit Campus könnt Ihr Euren
Studentenausweis abholen. Da die Öffnungszeiten sich stetig ändern, fragt Ihr am besten vorher
bei Cansu nach.
Unileben generell:

Die türkischen Kommilitonen sind wirklich sehr offen und hilfsbereit Erasmus-Studenten
gegenüber. Man wird sehr schnell zum Çay-Trinken und, wenn man ein bisschen Türkisch
spricht, auch zu Aktivitäten am Wochenende oder teilweise sogar nach Hause zu den Familien
der Kommilitonen eingeladen. Auch hier ist noch mal zu betonen, dass sich mit ein wenig
Türkischkenntnissen noch einmal wesentlich leichter Kontakte schließen lassen. Außerdem
wollen nicht wenige Studenten für einen Erasmus-Aufenthalt oder zum späteren Arbeiten nach
Deutschland gehen und sind entsprechend interessiert. (Dies kann z.B. auch eine gute
Gelegenheit für ein Sprachtandem sein.) Auch wenn viele Kommilitonen recht passables
Englisch sprechen: Türkisch (auch auf niedrigem Level) macht vieles einfacher.
Generell ist es so, dass Studenten im 4. Jahr deutlich mehr Freizeit haben, als die Studenten im 5.
Jahr, da diese sich bereits auf das türkische Staatsexamen “TUS” vorbereiten (sehr hart... jedes
Jahr fällt über die Hälfte der Studenten durch...).

Uni-Essen

In der Yemekhane (Mensa) kann man sehr günstig zwischen 11.30-13.30Uhr für gerade einmal
1,80 Lira essen gehen. Das Essen ist tagesabhängig aber meistens recht gut. Häufig gibt es Suppe,
Hauptspeise (immer mit Fleisch) und Süßes. Auch Frühstück und Abendessen kann man in der
Yemekhane essen.

Kurse

Anders als in Köln (wo verschiedene Fächer parallel gelehrt werden), funktioniert der Unterricht
in Istanbul im Blocksystem (Staj-System). Das heißt, dass man für einige Wochen ausschließlich
ein Fach belegt und es nach dieser Zeit auch mit einer Prüfung (meist schriftlich und mündlich)
abschließt.
Ich bin für meine 3. und 4. klinischen Semester nach Istanbul gegangen und habe überwiegend
auch die Fächer aus diesen Semestern beleget. Da dies jedoch nicht für alle Fächer möglich war
habe ich auch schon einige Fächer aus dem 5. oder 6. Semester vorgezogen.
Die Website der Cerrahpasa http://www.ctf.edu.tr/index.php/en/ kann euch bei der Kurswahl
behilflich sein (speziell für die Kurse: http://www.ctf.edu.tr/egitim_ogretim/dersprog.htm).
Entgegen der offiziellen Bezeichnung “English Faculty” werden viele Vorlesungen in Türkisch
abgehalten. Oft sprechen die Dozenten aber dennoch Englisch. Es lohnt sich daher (sollte die
Vorlesung in Türkisch beginnen) nachzufragen, ob die Vorlesung nicht auch in Englisch
abgehalten werden kann. Häufig werden dann zumindest englische PPP-Folien verwendet oder
der Unterricht wird komplett auf Englisch abgehalten.
Es ist speziell am Anfang sehr frustrierend in der offiziell englischen Fakultät so häufig mit
türkischem Unterricht konfrontiert zu werden. Leider ist es aber so, dass - entgegen den
Wunschvorstellungen der Fakultätsleitung - einige Dozenten schlicht kein gutes Englisch
beherrschen. Mit der Zeit (und besser werdenden Türkisch-Kenntnissen) gewöhnt man sich
jedoch an die Situation.

Orthopedics and Traumatology (5th year): 3 Wochen
Es gab bessere Kurse in Cerrahpasa. Etwa 50% des Unterrichts wurde in Englisch abgehalten.
Wenig praktischer Unterricht. Die Prüfung (schriftlich und mündlich) war dafür recht einfach.
Psychiatrics (5th year): 2 Wochen
Sehr sympathischer Dozent, der gutes Englisch spricht. Sehr wenig Anwesenheitspflicht. Gelernt
haben wir leider nur wenig. Die Prüfung war kaum der Rede wert.

Ophtalmology (5th year): 3 Wochen
Sehr zu empfehlen. Der Unterricht ist sehr gut organisiert und komplett auf Englisch. Morgens
gibt es Vorlesungen (Anwesenheitspflicht) und am Nachmittag geht man in 6er-Gruppen in die
Polyklinik. Ich hätte in Deutschland wahrscheinlich nicht mehr gelernt.
Die Prüfung kann abhängig vom Dozent schwer oder einfach sein.

Pediatrics (4th year): 10,5 Wochen
Empfehlenswert. Morgens Vorlesung (auf Türkisch, keine Anwesenheitspflicht) und
Nachmittags in 6er-Gruppen bei verschiedenen Ärzten Unterricht am Krankenbett. Wir hatten
jeden Wochentag bei einem anderem Hoca (“Meister”, so werden die Fachärzte hier genannt)
Unterricht. Fast alle Hocas konnten relativ gut englisch und wir konnten einen breiten Einblick in
die Pädiatrie gewinnen. Prüfung war nicht leicht aber schaffbar.

Gynecology and Obstetrics (4th year): 7 Wochen
Geschmackssache. Jeden Tag lange Vorlesungen (3-4 Stunden) in mittelprächtigem Englisch
(Anwesenheitspflicht). Praxis-Unterricht in der Polyklinik (1 mal pro Woche ist Pflicht, der Rest
freiwillig). OP-Besuch für Erasmus-Studenten ebenfalls freiwillig. Prüfung war die schwerste
von allen Fächern.

Otorhinolaryngology (5th year): 3 Wochen
Gut. Erasmus-Studenten kommen in der Regel zu Prof. Ender Inci, der super Deutsch und
Englisch spricht. Die Vorlesungen sind ungefähr zu 70% in Türkisch und 30% in Englisch. Es
gibt eine schriftliche und eine mündliche Prüfung. Wenn die Gruppe der Erasmusstudenten nur
aus Deutschen besteht hält Prof. Ender Inci die Prüfung sogar auf Deutsch ab.

Dermatology 3 Wochen

Gut. Der Unterricht ist auf Englisch mit Englischen Powerpointpräsentationen. Die Prüfung ist
nur schriftlich und nicht besonders schwer.

Neurology: 3 Wochen
Empfehlenswert. Morgens und nachmittags englische Vorlesungen. Mittags in 6er-Gruppen
Unterricht beim Hoca. Schriftliche Prüfung war mittelschwer. Mündliche Prüfung war einfach.

Urology: 3,5 Wochen
Empfehlenswert. Alle Vorlesungen auf sehr gutem Englisch. Gute nette Dozenten. Die Prüfung
war vergleichsweise schwer. Wir wurden über 1 Stunde lang zu viert geprüft. Trotzdem haben
wir aber alle mit guten Noten bestanden.

Altklausuren

Viele Klausuren lassen sich gut mit Altfragen vorbereiten und bestehen. Altklausuren kann man
für wenig Geld im “Cerrahpaşa Kitabevi” erwerben. Leider sind viele der Altklausuren nur auf
Türkisch und nicht immer aktuell. Neuerdings werden die Altklausuren auch immer häufiger
zwischen den Studenten per WhatsApp oder Facebook verschickt. Deswegen am Besten auch
immer mal bei den türkischen Kommilitonen nachfragen.

Fazit

Abschließend kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden mit meinem Erasmusaufenthalt bin. Ich
kann Istanbul als Erasmusstandort nur weiterempfehlen. Wer ein etwas exotischeres
Erasmuserlebnis sucht und eine komplett neue Sprache lernen will, die einem in Deutschland
sicherlich auch viele Türen und Herzen öffnet, der ist in Istanbul genau richtig.
Auch wenn ich medizinisch vielleicht nicht so viel gelernt habe, wie ich in Deutschland in der
selben Zeit gelernt hätte, bin ich froh um das Jahr voller toller Erfahrungen. Ich bin zuversichtlich
auch aus medizinischer Sicht den Anschluss in Deutschland mit ein bisschen eigenständigem
Arbeiten ohne Probleme wieder zu bekommen.
Ich hoffe ich konnte Euch mit meinem Erasmusbericht ein wenig weiterhelfen. Geht nach
Istanbul! Ihr werdet es nicht bereuen! Istanbul’da kolay gelsin!
wünscht Euch Björn Birke
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