Hintergrund und Methode - Delphi-Studie zur Zukunft der afrikanisch-europäischen Beziehungen - Bundesministerium ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
DELPHI-STUDIE ZUR ZUKUNFT DER AFRIKANISCH-EUROPÄISCHEN B EZIEHUNGEN ZUSAMMENFASSUNG Delphi-Studie zur Zukunft der afrikanisch- europäischen Beziehungen Zusammenfassung 1 Hintergrund und Methode 2020 ist ein entscheidendes Jahr für die afrikanisch- erstellen lassen. Die Delphi-Methode – eine Methode europäischen Beziehungen – sei es mit Blick auf die der Strategischen Vorausschau – ist eine systemati- Verhandlungen über einen Nachfolger des Cotonou- sche und interaktive Expertenbefragung zu einem Abkommens, den 6. AU-EU Gipfel oder die neue Zukunftsthema in mehreren Befragungsrunden. EU-Afrika Strategie. Ziel der Studie ist, Expertenwissen zum Thema und Deutschland hat am 01. Juli 2020 die EU-Ratspräsident- seiner möglichen Zukunftsgestaltung zu generieren schaft übernommen und wird einen besonderen und dabei unterschiedliche Perspektiven aus Afrika Fokus auf die Beziehungen mit Afrika legen. Vor diesem und Europa aufzugreifen. Die Delphi-Studie leistet Hintergrund hat das BMZ eine Delphi-Studie zur einen Beitrag zum politischen Diskurs im Rahmen „Zukunft der afrikanisch-europäischen Beziehungen“ der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2020. METHODIK DER STUDIE → Welche Risiken oder Herausforderungen in Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaft den afrikanisch-europäischen Beziehungen liche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zeichnen sich bis 2045 ab? hat die Deutsche Gesellschaft für Internationale → Welches Thema wird in den afrikanisch- Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Kooperation mit europäischen Beziehungen unterschätzt? dem Fraunhofer Institut für System- und Innova → Was ist Ihre Vision von den zukünftigen tionsforschung (ISI) im ersten Schritt 38 Interviews afrikanisch-europäischen Beziehungen? mit afrikanischen und europäischen Expertinnen → Wer sind die Hauptakteure, die diese Vision und Experten aus Politik und Verwaltung, Wissen verwirklichen könnten? schaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft geführt. Auf den Interviews aufbauend wurden 22 Zukunfts- Die Fragen der Interviews lauteten: thesen entwickelt. In einem zweiten Schritt haben → Was sind die wichtigsten Zukunftsthemen 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diese Thesen in den afrikanisch-europäischen Beziehungen hinsichtlich ihrer Eintrittsmöglichkeit, ihres Zeit bis 2045? horizonts, ihres Einflusses und ihrer Erwünschtheit → Was sind die wichtigsten Zukunftschancen in einer Echtzeit-Delphi-Befragung bewertet. für die afrikanisch-europäischen Beziehungen Die Thesen wurden von den Verfassern der Studie bis 2045? fünf thematischen Clustern zugeordnet. 1
DELPHI-STUDIE ZUR ZUKUNFT DER AFRIKANISCH-EUROPÄISCHEN B EZIEHUNGEN ZUSAMMENFASSUNG 2 Die Thesen Bevorzugter Kooperationspartner Junge afrikanische Generation Europa ist der bevorzugte Kooperationspartner Die junge afrikanische Generation hat keinen Bezug Afrikas, da der Kontinent von der Erfahrung der mehr zur kulturellen und geographischen Nähe EU als Modell für soziale Sicherung und wirtschaft der beiden Kontinente und betrachtet sich vielmehr liche Integration profitiert. als „Weltbürger“. frika ist zurückhaltend in der A Europas koloniale Vergangenheit in Afrika Zusammenarbeit mit Europa Die koloniale Vergangenheit Europas in Afrika ist nicht Afrika ist zurückhaltend in der Zusammenarbeit aufgearbeitet worden. Dies hat zu einer gravierenden mit Europa und hat sich mit gleichgesinnteren Verschlechterung der Beziehungen zwischen den Partnern zusammengetan, um die drängendsten beiden Kontinenten geführt. Herausforderungen und Chancen des Kontinents (wie Urbanisierung oder „leapfrogging“) anzugehen. „African Agency“ Das „afrikanisch-europäische Modell“ „African Agency“ – die Handlungsfähigkeit des Kontinents – steht außer Frage. Dem Prinzip „Afrikani- Durch die Stärkung von soft power und eines sche Lösungen für afrikanische Probleme“ folgend, regelbasierten Multilateralismus haben die setzt der Kontinent seine eigenen Prioritäten und imple- beiden Kontinente die internationale Ordnung mentiert Strategien ohne Einmischung von außen. auf „afrikanisch-europäische Weise“ geprägt. „African way of life“ Globale Handelsmechanismen Der afrikanische Kontinent exportiert seine Popkultur Die EU hat ihr wirtschaftliches Gewicht genutzt, um und seinen „African way of life“ nach Europa und in globale Handelsmechanismen und -institutionen die Welt. Eine junge, selbstbewusste Mittelschicht gibt (wie die WTO) so umzustrukturieren, dass diese fair den Ton in globalen Trends und Lebensstilen an. und gewinnbringend für beide Kontinente sind. Gesellschaftlicher und kultureller Eine einheitliche Stimme Austausch Afrikanische und europäische Staaten haben es Ein intensiver gesellschaftlicher und kultureller geschafft, eine einheitliche Stimme gegenüber ihrem Austausch zwischen Afrika und Europa hat eine Wende Partnerkontinent zu finden. Sie implementieren eingeläutet. Durch die Stärkung von Vertrauen und Strategien gemeinsam und haben fragmentierte die Veränderung von Wahrnehmungen wurde das politische Entscheidungen überwunden. Machtverhältnis zwischen den beiden Kontinenten neu ausbalanciert. Strategie der Entwicklungszusammenarbeit Die EU hat ihren auf Konditionalitäten basierenden Ansatz in der Entwicklungszusammenarbeit aufgegeben und auf afrikanische Forderungen nach mehr Direktin- vestitionen, Handel und gemeinsamen Projekten reagiert. 2
Legale und uneingeschränkte Mobilität Autoritäre Allianzen Die legale und uneingeschränkte Mobilität – Autoritäre Regime in Europa und totalitäre Regime in sowohl innerhalb der beiden Kontinente als auch Afrika haben die Schwäche der Demokratie ausgenutzt zwischen ihnen – generiert wirtschaftlichen und ihre Kräfte gebündelt, um ihre politische Agenda Wohlstand und fördert kulturellen Austausch. umzusetzen. (Digitale) Plattformen zum Austausch Populismus, Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus Um das Potential der unterschiedlichen demogra fischen Trends in Afrika und Europa auszuschöpfen, Populismus, Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus werden Plattformen breit genutzt, zum Beispiel für haben zu einer dramatischen Verschlechterung der die Arbeitssuche und den akademischen Austausch. afrikanisch-europäischen Beziehungen geführt. Nicht-staatliche Akteure Afrikas innovatives Potential Die afrikanisch-europäischen Beziehungen werden Afrika hat sein technologisches und digitales Potential von einer Vielzahl nicht-staatlicher Akteure geprägt, erfolgreich genutzt, um Lösungen für drängende darunter Philanthropen, religiöse Persönlichkeiten, globale Herausforderungen zu entwickeln (z.B. Smart NGOs, soziale Bewegungen und Einzelpersonen. Cities, städtische Landwirtschaft, Pandemiebekämp- Dies hat die traditionell zwischenstaatlichen fung und E-Health). Der Kontinent exportiert seine Beziehungen grundlegend verändert. Innovationen nach Europa und in die Welt. Afrikanische Friedens- und Zusammenarbeit beim Klimawandel Sicherheitsarchitektur Der Klimawandel hat der Zusammenarbeit neuen Eine neue afrikanische Friedens- und Sicherheits- Auftrieb verliehen. Afrika und Europa haben es architektur wurde implementiert. Diese ist geschafft, ihre Politik angesichts einer gemeinsamen das E rgebnis einer engen afrikanisch-europäischen Herausforderung zu harmonisieren. Zusammenarbeit und zeichnet sich durch ein gemeinsames Verständnis von „menschlicher Radikaler grüner Wandel Sicherheit“, eine von der EU inspirierte Mischung aus hard und soft power Instrumenten und Die externe Dimension des europäischen „Green einen Schwerpunkt auf Konfliktprävention aus. Deals“ liefert einen wichtigen Anstoß zu einem radikalen g rünen Wandel und dem universellen Sicherheitszusammenbruch Zugang zu E nergie in Afrika. Divergierende Ansichten zwischen Europa und Pandemie-Vorsorge Afrika über sicherheitspolitische Herausforderungen haben zum Zusammenbruch der Sicherheitslage in Da Pandemie-Vorsorge ein wichtiges Querschnitts zentralen Konfliktgebieten wie der Sahelzone und thema für beide Kontinente ist, wurden gemeinsame dem Horn von Afrika geführt. afrikanisch-europäische Instrumente und Strategien geschaffen. 3
DELPHI-STUDIE ZUR ZUKUNFT DER AFRIKANISCH-EUROPÄISCHEN B EZIEHUNGEN ZUSAMMENFASSUNG 3 Kernerkenntnisse der Expertenbefragung 1. lles ist möglich, nichts ist sicher: Die Zukunft der A eansprucht zunehmend ihren Platz in der b afrikanisch-europäischen Beziehungen ist von ho- Gesellschaft und fordert ihr Mitspracherecht in her Ungewissheit geprägt. Wird es zur Annäherung der P olitik. Ihre Vision für den Kontinent wird oder zur Entfremdung kommen? Eine neue Ära der die B eziehungen tiefgreifend beeinflussen. Zusammenarbeit muss aktiv eingeleitet werden. 8. Die afrikanisch-europäischen Beziehungen um 2. Zusammen machen Afrika und Europa etwa die fassen nicht nur Politik und Wirtschaft. Gesell- Hälfte der Länder der Welt aus. Gelingt es beiden schaftlicher und kultureller Austausch und die Kontinenten ihre Kräfte zu bündeln, könnten sie Förderung persönlicher Kontakte sollten mehr den Multilateralismus bewahren und ihn durch Aufmerksamkeit erhalten. einen afrikanisch-europäischen Weg der inter nationalen Zusammenarbeit prägen. 9. Von Zivilgesellschaft und Philanthropen bis hin zu Unternehmen, religiösen Führern und indivi- 3. Die externe Herausforderung von Zusammenarbeit duellen Veränderungsakteuren – nicht-staatliche muss zunächst von innen angegangen werden: Akteure beeinflussen zunehmend die afrikanisch- Die umstrittenste These dieser Studie war, ob es europäischen Beziehungen. Es müssen institu den Kontinenten gelingt, eine jeweils einheitliche tionalisierte Kanäle für ihre Einbeziehung ge- Stimme zu finden. schaffen werden. 4. Europa ist für Afrika nicht der einzige Partner. 10. Die sicherheitspolitische Zusammenarbeit Angesichts sich wandelnder globaler Interessen frikas und Europas hat mehrere Dimensionen. A und Allianzen ist der Kontinent zunehmend in In institutioneller Hinsicht könnte Afrika von der Lage, Partner auszuwählen. Es wird immer europäischen Ansätzen und Instrumenten (z.B. wichtiger werden, das „Alleinstellungsmerkmal“ seiner Mischung aus hard power und soft power) der Zusammenarbeit zwischen den beiden profitieren. Es müssen jedoch größere Anstren- Kontinenten auszugestalten. gungen unternommen werden, um divergierende Konzepte aufeinander abzustimmen. Ein gemein- 5. „African Agency“ – die Handlungsfähigkeit des afri- sames Verständnis von „menschlicher Sicherheit“ kanischen Kontinents – ist entscheidend. Europa (das Themen wie grenzüberschreitenden Handel, muss anerkennen, dass es afrikanische Lösungen für Umwelt und Gesundheit umfasst) könnte im afrikanische und globale Herausforderungen gibt. Mittelpunkt dieser Debatte stehen. 6. Das koloniale Erbe Europas in Afrika überschattet 11. Migration wird mit großer Wahrscheinlichkeit ein nach wie vor die Beziehungen zwischen beiden politisch sensibles Thema bleiben, das entweder Kontinenten. Die Aufarbeitung der Vergangenheit als „belastende Migration“ oder „gewinnbringende stellt das Fundament für die zukünftige afrika- Mobilität“ verstanden wird. Die Bereitstellung nisch-europäische Zusammenarbeit dar. von Plattformen für den beruflichen und akademi schen Austausch, sowohl für Afrikanerinnen und 7. Die Jugend Afrikas ist mehr als eine „demografische Afrikaner in Europa als auch für Europäerinnen Dividende“. Eine Generation junger, selbstbewusster und Europäer in Afrika, könnte ein praktischer und innovativer Führungspersönlichkeiten Weg sein, um die Vorteile von Mobilität zu nutzen. 4
DELPHI-STUDIE ZUR ZUKUNFT DER AFRIKANISCH-EUROPÄISCHEN B EZIEHUNGEN ZUSAMMENFASSUNG 12. Gemeinsame Herausforderungen, wie Klima 13. Die Covid-19 Pandemie könnte ein besonderes wandel, Energieversorgung oder Pandemien omentum für Kooperation bieten. Angesichts M könnten C hancen für Kooperation bieten. dieser globalen Bedrohung, die weitreichende Gemeinsam an konkreten Problemlösungen zu Auswirkungen auf Gesellschaft, Politik und arbeiten, könnte der Lackmus-Test für die Qualität Wirtschaft nach sich zieht, könnte eine gemein der Beziehungen zwischen Afrika und Europa same afrikanisch-europäische Antwort Einfluss sein, und Ausstrahlungskraft auf andere, politisch auch jenseits des Themenbereichs Globale sensiblere Bereiche der Kooperation haben. Gesundheit entfalten. 4 Erkenntnisse im Einzelnen A. KURZZUSAMMENFASSUNG DER FÜNF THEMATISCHEN CLUSTER Auf Grundlage der Auswertung der 38 Interviews und der 22 Thesen wurden fünf thematische Cluster gebildet, die sich wie folgt zusammenfassen lassen: Cluster 1: Zusammenarbeit in einer neuen globa- Cluster 2: Geteilte Geschichte, gemeinsame len Ordnung – wie lässt sich der Multilateralismus Zukunft? Was es für einen Neustart der effektiv gestalten? Beziehungen braucht Eine engere Zusammenarbeit mit Afrika ist von Dass die Beziehungen zwischen Afrika und Europa zentralem geopolitischem Interesse. Gemeinsam in Zukunft enger sein werden, ist keine Selbstver- umfassen beide Kontinente mehr als die Hälfte ständlichkeit. Voraussetzung hierfür ist auch eine aller Länder weltweit. Dies sollte genutzt werden, umfassende Aufarbeitung der kolonialen Vergangen- um den Multilateralismus zu verteidigen und heit, die noch heute in Diskurs und Rhetorik der nach afrikanisch-europäischer Prägung zu formen. Beziehungen fortbesteht. Gleichzeitig soll die Fähig- Gleichzeitig müssen Mehrwert und Alleinstellungs- keit des afrikanischen Kontinents, eigenmächtig merkmal der Beziehungen geschärft und Afrikas zu handeln, stärker anerkannt werden, denn: Rolle als gleichberechtigter Wirtschaftspartner Afrikanische Lösungen für afrikanische und globale gefördert werden. Wichtig ist außerdem ein diffe Herausforderungen existieren. Haupttreiber dieser renzierterer Ansatz der Entwicklungszusammen Forderungen dürfte die afrikanische Jugend sein, arbeit, Investitionen in Infrastruktur sowie eine die – selbstbewusst und kosmopolitisch – ihre eigene, Reform des globalen Handels. Beide Kontinente pan-afrikanische Version für die Zukunft des sollten Positionen besser koordinieren, um kohä Kontinents vorantreibt. Auffallend in diesem Cluster rente S trategien zu implementieren. Wenngleich ist der Zeithorizont: die Thesen dieses Clusters die Thesen dieses Clusters insgesamt als e influssreich wurden als zeitnah realisierbar eingeschätzt – z.T. bewertet wurden, ist das Themenfeld von einem bereits bis 2025. besonders hohen Maß an Ungewissheit geprägt. 5
DELPHI-STUDIE ZUR ZUKUNFT DER AFRIKANISCH-EUROPÄISCHEN B EZIEHUNGEN ZUSAMMENFASSUNG Cluster 3: Perspektivwechsel – ein gesellschafts in dem Themen wie grenzüberschreitender Handel, orientierter Ansatz für die afrikanisch-europäi- Umwelt oder Gesundheit zusammengedacht werden. schen Beziehungen Die gemeinsame Reform der afrikanischen Friedens- Der Einfluss der Nationalstaaten nimmt auf beiden und Sicherheitsarchitektur sowie eine stärkere Lasten- Kontinenten eher ab. Kooperationsstrategien sollten teilung bei Friedensmissionen stellen Chancen für die hingegen den wachsenden Einfluss nicht-staatlicher Zusammenarbeit dar. Es wird befürchtet, dass wachsen- Akteure berücksichtigen. Neben den politischen und der Populismus, Fremdenfeindlichkeit und Nationa wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden lismus die Beziehungen zwischen den beiden Konti- Kontinenten wurde außerdem die Bedeutung eines nenten verschlechtern könnte. Der nahe Zeithorizont, intensiveren kulturellen und gesellschaftlichen Aus- mit dem die Thesen dieses Clusters bewertet wurden, tauschs betont. Migration wird ein langfristiges und unterstreicht die Dringlichkeit der Herausforderungen. politisch sensibles Thema bleiben, zu dem die Pers- pektiven sich unterscheiden zwischen „belastender Cluster 5: Eine Welt der Risiken – mit Technologie Migration“ und „gewinnbringender Mobilität“. und Innovation gemeinsam die Probleme von Die einzige These, die in diesem Cluster als früh morgen angehen realisierbar eingeschätzt wurde, ist der Aufbau Ob durch „leapfrogging“ oder nachholende Industria (digitaler) Plattformen für professionellen und akade- lisierung – Afrikas Innovationspotential ist riesig, v.a. mischen Austausch – pragmatische Wege im Bereich bei Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Urbanisierung, Migration und Mobilität sind also vorstellbar. Klimawandel, grüner Energie oder globaler Gesundheit. Als vielversprechender Impulsgeber für die Zusammen Cluster 4: Frieden, Sicherheit und Demokratie – arbeit wird etwa der europäische „Green Deal“ erachtet. Konzepte, Strategien und Institutionen Erfolgreiche Zusammenarbeit bei konkreten Heraus- harmonisieren forderungen könnte auch positive Effekte auf politisch Ein gemeinsames Sicherheitsverständnis stellt die sensiblere Bereiche der Kooperation haben. Die Thesen Grundvoraussetzung für dauerhaften Frieden dar. des Clusters zur Zusammenarbeit beim Klimawandel Wo die EU jedoch einen starken Fokus auf traditionel- und im Rahmen eines grünen Wandels für Afrika er- le Sicherheitsstrategien legt, verfechten afrikanische hielten die höchsten Werte der gesamten Delphi-Studie Akteure ein eher holistisches Sicherheitskonzept, in der Kategorie „wünschenswert“. B. MÖGLICHKEIT, EINFLUSS UND ZEITHORIZONT DER THESEN Die folgenden Abbildungen zeigen, wie die Einschätzungen von Möglichkeit, Zeithorizont und Einfluss der 22 Thesen zusammenhängen. Abbbildung 1: Einer Gruppe als sehr einflussreich be- Abbbildung 2: Die als langfristig bewerteten Thesen werteter Thesen wird ein langer Zeithorizont zuge- werden insgesamt als weniger realisierbar eingestuft schrieben. Sie beinhalten einige „große“ Themen, wie als andere. Dazu zählen strukturelle Herausforder ein afrikanisch-europäisches Modell zur Neugestal- ungen wie z.B. die Reform der globalen Handels tung der internationalen Ordnung oder legale und mechanismen und -institutionen. Hingegen werden uneingeschränkte Mobilität. Diese Themen erfordern solche Thesen als mittelfristig und realisierbar ein einen langfristigen Strukturwandel. Thesen mit einem geschätzt, die sich mit der Zusammenarbeit an kurzen Zeithorizont hingegen, deren Einfluss ebenfalls konkreten Herausforderungen befassen, z.B. dem hoch b ewertet wird, sind etwa Populismus, Fremden Kampf gegen den Klimawandel. feindlichkeit und Nationalismus oder ein Afrika, das eher zurückhaltend gegenüber der Zusammenarbeit mit Europa ist. 6
DELPHI-STUDIE ZUR ZUKUNFT DER AFRIKANISCH-EUROPÄISCHEN B EZIEHUNGEN ZUSAMMENFASSUNG Einfluss Langfristige Thesen mit hohem Einfluss Kurzfristige Thesen mit relativ hohem Einfluss Das „afrikanisch- europäische Modell“ Eine einheitliche „African Agency“ Strategie der Legale und uneinge- Entwicklungs‑ Stimme schränkte Mobilität Populismus, Fremden- zusammenarbeit Globale Handels Afrikas innovatives Potential feindlichkeit und Nationalismus mechanismen Gesellschaftlicher und Afrika ist zurückhaltend Afrikanische kultureller Austausch in der Zusammenarbeit Friedens- und Sicherheitsarchitektur Sicherheits- mit Europa Radikaler grüner Wandel zusammenbruch Bevorzugter Kooperationspartner Zusammenarbeit beim Klimawandel (Digitale) Plattformen zum Austausch Europas koloniale Vergangenheit in Afrika Pandemie-Vorsorge „African way of life“ Autoritäre Allianzen Junge afrikanische Generation Nicht-staatliche Akteure Abbildung 1: Einfluss und Zeithorizont Zeithorizont Möglichkeit Populismus, Fremdenfeindlichkeit (Digitale) Plattformen zum Austausch und Nationalismus Zusammenarbeit beim Klimawandel Pandemie- „African way of life“ Vorsorge Afrika ist zurückhaltend in der Zusammenarbeit mit Europa Europas koloniale Gesellschaftlicher und Sicherheits Vergangenheit in Afrika kultureller Austausch zusammenbruch Nicht-staatliche Radikaler grüner Wandel Akteure Strategie der Junge afrikanische Afrikas innovatives Potential Entwicklungs Generation zusammenarbeit Bevorzugter Kooperationspartner Autoritäre Allianzen Afrikanische „African Agency“ Friedens- Das „afrikanisch- und Sicherheits europäische Modell“ architektur Globale Handelsmechanismen Eine einheitliche Legale und uneinge- Mittel- bis langfristige Thesen mit Stimme schränkte Mobilität Abbildung 2: eher geringer Eintrittsmöglichkeit Möglichkeit und Zeit Zeithorizont horizont 7
DELPHI-STUDIE ZUR ZUKUNFT DER AFRIKANISCH-EUROPÄISCHEN B EZIEHUNGEN ZUSAMMENFASSUNG Abbbildung 3: Auffällig ist, dass diejenigen Thesen die Errichtung einer neuen afrikanischen Sicherheits- als am wenigsten realisierbar bewertet werden, die architektur, die Reform der globalen Handelsmecha- andererseits als besonders einflussreich eingeschätzt nismen, die legale und uneingeschränkte Mobilität wurden. Es herrscht offenbar Skepsis, ob sich die Ent- und das Sprechen mit einer gemeinsamen Stimme in wicklungen hinter den Thesen zu „African Agency“, Europa und Afrika realisieren lassen. Möglichkeit (Digitale) Plattformen zum Austausch Zusammenarbeit beim Klimawandel „African way of life“ Afrika ist zurückhaltend in der Europas koloniale Pandemie- Zusammenarbeit mit Europa Vergangenheit Vorsorge Populismus, Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus in Afrika Sicherheits zusammen Gesellschaftlicher und Nicht-staatliche Akteure bruch Radikaler kultureller Austausch grüner Afrikas innovatives Potential Junge afrikanische Generation Wandel Strategie der Entwicklungs Afrikanische Friedens- zusammenarbeit und Sicherheitsarchitektur Autoritäre Afrikanische Friedens- „African Agency“ Allianzen und Sicherheits- architektur Das „afrikanisch- europäische Modell“ Globale Handelsmechanismen Legale und uneinge- schränkte Mobilität Thesen mit hohem Einfluss, aber Eine einheitliche Stimme eher geringer Eintrittsmöglichkeit Abbildung 3: Möglichkeit Einfluss und Einfluss 8
Sie können auch lesen