JAHRBUCH 2020/2021 SCHLÜSSEL-TRENDS - Coe
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JAHRBUCH 2020/2021 SCHLÜSSEL- TRENDS FERNSEHEN, FILM, VIDEO UND AUDIOVISUELLE ABRUFDIENSTE – DIE GESAMTEUROPÄISCHE LAGE
→ Verlagsleitung Susanne Nikoltchev, Geschäftsführende Direktorin → Redaktionelle Leitung Gilles Fontaine, Leiter der Abteilung für Marktinformationen → Autoren Francisco Javier Cabrera Blázquez, Maja Cappello, Laura Ene, Gilles Fontaine, Christian Grece, Marta Jiménez Pumares, Martin Kanzler, Agnes Schneeberger, Patrizia Simone, Julio Talavera, Sophie Valais → Koordinierung Valérie Haessig → Besonderen Dank an Ampere Analysis, Bureau van Dijk (BvD), European Broadcasting Union - Media Intelligence Service (EBU-M.I.S.), EURODATA-TV, LyngSat, WARC, und die Mitglieder von EFARN und dem EPRA-Netzwerk. → Übersetzung Roland Schmid → Korrektur Gianna Iacino → Gestaltung Big Family → Öffentlichkeitsarbeit und Presse Alison Hindhaugh, alison.hindhaugh@coe.int → Verlag Europäische Audiovisuelle Informationsstelle 76 Allée de la Robertsau, 67000 Straßburg, Frankreich www.obs.coe.int Vor einer eventuellen Reproduktion von in dieser Publikation enthaltenen Tabellen oder Graphiken holen Sie bitte das Einverständnis der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle ein. Bitte beachten Sie, dass die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle nur die Reproduktion der Tabellen oder Graphiken, die mit „Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle” gekennzeichnet sind, gestatten kann. Alle anderen Einträge können nur im Einverständnis mit der Originalquelle reproduziert werden. Die Meinungen, die in dieser Veröffentlichung geäußert werden, basieren auf den Meinungen der jeweiligen Autoren, und spiegeln nicht die Auffassung der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle, ihrer Mitglieder oder des Europarats wider. © Europäische Audiovisuelle Informationsstelle (Europarat), Straßburg 2021
JAHRBUCH 2020/2021 SCHLÜSSELTRENDS FERNSEHEN, FILM, VIDEO UND AUDIOVISUELLE ABRUFDIENSTE – DIE GESAMTEUROPÄISCHE LAGE
4 J A H R B U C H 2019/ 2020 – S C H L Ü S S E LT R E N D S
INHALTSVERZEICHNIS EINFÜHRUNG 0 COVID-19 beschleunigt Trends . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 PRODUKTION 1.1 Filmfinanzierung: Öffentliche Förderung und Fernsehsender bleiben die wichtigsten Finanzierungsquellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.2 Gleichstellung der Geschlechter: Noch immer wenig weibliche Regisseure und Drehbuchautoren. 10 1.3 Fernsehfilme und Serien: High-End-Fernsehserien sorgen für Wachstum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.4 Investitionen, Budgets und Produktion auf Erholungskurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.5 Die Nationalität europäischer Werke und die überarbeitete AVMD-Richtlinie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 VERBREITUNG 2.1 Videoabrufdienste (VoD): TVoD mit mehr Spielfilmen, SVoD mit mehr Fernsehserien . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.2 Hervorhebung in TVoD-Angeboten: Europäische Filme werden nicht diskriminiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 2.3 Kinofilme und ihr Weg ins Angebot von Videoabrufdiensten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2.4 Rückgang europäischer Filmexporte in Europa, Anstieg in Nordamerika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 AV DIENSTE 3.1 Fragmentierung des TV-Angebots vor dem Brexit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 3.2 Erosion des Linearfernsehkonsums durch SVoD. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 3.3 Vielfalt und Inklusion in der audiovisuellen Industrie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 MÄRKTE 4.1 Im Brennpunkt: das Vereinigte Königreich, das Land, das die Präsidentschaft der Informationsstelle innehat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 4.2 Schwierigkeiten gab es bereits vor der COVID-19-Krise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 4.3 COVID-19: In bestimmten Ländern größere Risiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 4.4 Anhaltendes Wachstum am Kinomarkt 2019 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 4.5 Kino: US-amerikanischer Marktanteil in der EU 2019 gestiegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 4.6 Kino: Über 1 Mrd. Kinobesucher in der EU im Jahr 2019. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 4.7 Home Video: Anteil der Umsätze mit physischen Kaufvideos fällt auf 50 % . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 4.8 Werbung bei E-Commerce-Plattformen - der neue Star der Online-Werbung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 4.9 Pay-TV: Italien bremst Wachstum in Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 4.10 Der Durchbruch für OTT-Streamingdienste? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 AKTEURE 5.1 Die Größten werden noch größer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 5.2 Mehr US-Unternehmen unter den großen Akteuren in Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 5.3 Negative finanzielle Entwicklung bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkgesellschaften . . . . . . . . . 56 5.4 TV-Produktion: Konsolidierung und Internationalisierung in Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 5.5 Im audiovisuellen Sektor getroffene Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 J A H R B U C H 2 0 1 9 / 2 0 2 0 – S C H L Ü S S E LT R E N D S 5
0 EINFÜHRUNG COVID-19 beschleunigt Trends Einordnung der kurzfristigen COVID-19 Geschäftsmodell für große Blockbuster sind; Folgen dennoch könnte der Kampf um die Führung im SVoD-Geschäft integrierte Hollwood-Studios, Erste Untersuchungen der Europäischen die eigene SVoD-Dienste anbieten, dazu brin- Audiovisuellen Informationsstelle deuten gen mehr auf zahlende Kunden zu setzen als darauf hin, dass der audiovisuelle Sektor auf profitable Einzelfilme. 2020 im Vergleich zum Vorjahr über 10 % seiner Einnahmen verloren hat; ohne Die Strategien der US-Studios werden auf Berücksichtigung der Abrufdienste belau- die europäische Kinolandschaft bedeutende fen sich die Verluste auf annähernd 15 %. Mit Auswirkungen haben. Einerseits hängen die Blick auf die Finanzierung von europäischen Kinobetreiber sehr stark von US-Filmen ab, Originalproduktionen bedeutet dies einen andererseits scheinen europäische Filme ohne Verlust von über EUR 3 Mrd. (allein für die die Konkurrenz der Blockbuster aus Hollywood EU27) bzw. EUR 2 Mrd. ohne Berücksichtigung relativ gut abzuschneiden, und es besteht des Bereichs Sport. Es ist nicht wahrscheinlich, Hoffnung, dass ihr Marktanteil steigen könnte dass der Sektor im Jahr 2021 wieder das Niveau –allerdings an einem schrumpfenden Markt. des Jahres 2019 erreichen wird, da die Folgen der COVID-19-Pandemie auch weit in das Jahr TV-Werbung: Am Wendepunkt? hinein zu spüren sein dürften. Darüber hinaus scheint die Krise bestimmte aktuelle Trends zu Bis zur COVID-19-Krise hat sich die beschleunigen – und der Sektor könnte stark Fernsehwerbung gegenüber der Online- verändert aus der Krise hervorgehen. Konkurrenz relativ gut geschlagen. Das Jahr 2021 könnte jedoch einen Wendepunkt bringen. COVID-19 hat die Bedeutung des Kinoverwertung: Anpassung oder Markt- E-Commerce, auf den ein zunehmender störungen? Anteil der Online-Werbung entfällt, weiter Die Kinowirtschaft war 2020 ein offensicht- gestärkt. Angesichts wirtschaftlich unsi- liches Opfer von COVID-19. Die wiederhol- cherer Rahmenbedingungen könnten die ten Lockdowns hatten Auswirkungen auf die Werbetreibenden dazu übergehen, mehr auf Besucherzahlen, und die Einspielergebnisse unmittelbare Verkaufserfolge zu setzen statt brachen europaweit um 70 % bis 80 % ein. Die in Markenschärfung zu investieren. Krise kam mitten in einer Phase anhaltender Auch die zahlreichen werbefinanzierten audio- Konsolidierung der Branche und bedeutender visuellen Abrufdienste (AVoD) schränken die Investitionen in neue Spielstätten bzw. der Möglichkeiten der Rundfunkanbieter ein, den Modernisierung bestehender. Rückgang der Werbeeinnahmen in ihren linea- Die Branche hat versucht, sich auf die neue ren Kanälen mit eigenen Catch-up-Angeboten Situation einzustellen; entweder verfolgt auszugleichen. sie einen konsensuellen Ansatz (Universal Studios Hollywood und AMC Theatres haben Bezahldienste: SVoD und/oder Pay-TV? ein Abkommen über eine Beteiligung an Streamingeinnahmen geschlossen, das Fest steht, dass die Lockdowns viele europä- den Weg für eine deutliche Kürzung des ische Privathaushalte dazu ermutigt haben, Kinofensters bereitet) oder geht eher im es einmal mit SVoD zu versuchen oder gleich- Alleingang vor (Warner hat angekündigt, zeitig mehrere Abonnements verschiedener all seine neuen Filme parallel in den Kinos Anbieter abzuschließen. Abgesehen davon hat und im eigenen Streamingdienst anzubie- der Umfang an Inhalten, die auf SVoD-Diensten ten). Mehrere Experten haben Zweifel, ob der verfügbar sind, zugenommen; praktisch sämt- Wegfall der Kinostarts und die Bevorzugung liche Genres sind dabei, die früher in Form von Abo-Abrufdiensten (SVoD) ein tragfähiges von Pay-TV-Paketen angeboten wurden, die 6 J A H R B U C H 2020/ 2021 – S C H L Ü S S E LT R E N D S
jedoch bei chaotischem Verlauf der jewei- Letztere nicht dieselben exklusiven Filme ligen Sportsaison deutlich an Attraktivität anbieten. Man kann aber auch – und das wäre verloren haben. Doch auf kurze Sicht dürfte vielleicht noch wichtiger – eine Parallele zur die Bündelung von Internetzugang und Entwicklung im Musikgeschäft ziehen und die Bezahldiensten für die TV-Anbieter einen Veränderungen der Verbraucherpräferenzen gewissen Schutz darstellen. Dennoch sehen: Es gibt einen Trend weg vom Eigentum die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Cord- an Kulturprodukten und hin zu Abonnements Cutting (Verbraucher wenden sich vom von Diensten mit Angeboten nach der herkömmlichen Fernsehen ab und setzen „All-you-can-eat“-Formel. auf Online-Dienste) im großen Stil kommen könnte, ist größer geworden, nachdem die Kontrastierende Visionen Pay-TV-Anbieter sich neu ausrichten und eine Verbreitung über das Internet anstre- Im aktuellen Zeitalter der Transformationen ben bzw. die Netzwerkbetreiber den Fokus gibt es zwei strategische Visionen: auf Breitband-Internetzugang verlagern • Die produktionszentrische Vision: Die und diesen Bereich zu ihrem Kerngeschäft großen Plattformen werden unweiger- machen. lich zu den dominierenden Akteuren in der Landschaft der audiovisuellen Dienste. Das Öffentliche Förderung: Noch mehr wichtigste politische Ziel dabei wird sein, Opfer? sicherzustellen, dass die Plattformen einen Beitrag zur europäischen Produktion erbrin- Die öffentliche Förderung des audiovisuel- gen, indem sie das rechtliche und finanzielle len Sektors erfolgt im Wesentlichen durch Ökosystem übernehmen. öffentliche Gelder zur Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbieter, • Die Vision, bei der audiovisuelle Dienste Filmfonds und indirekte Produktionsanreize. im Fokus stehen: Eine Abhängigkeit Diese Finanzquelle, fest verankert in jährli- von US-amerikanischen Plattformen chen Haushaltsplänen, hat sich im Jahr 2020 führt bei den Anbietern audiovisueller in gewissem Umfang als widerstandsfähig Dienste zu Verlusten in Bezug auf die erwiesen. Doch Kürzungen drohen, da die Schaffung von Wohlstand, Beschäftigung öffentliche Hand weniger ausgeben kann, und Kreativkontrolle. Das wichtigste poli- weil die COVID-19-Schulden zurückgezahlt tische Ziel besteht darin, die europäischen werden müssen. Im Bereich der öffentlichen Schlüsselakteure zu unterstützen, indem Finanzierung wird der Druck zunehmen, da beispielsweise kleine Kinos unterstützt die Ressourcen der öffentlich-rechtlichen werden, die Wettbewerbsfähigkeit der Anbieter viel langsamer wachsen als die ihrer Fernseh- gegenüber der Online-Werbung privaten Wettbewerber. gestärkt sowie die Zusammenarbeit von Rundfunkanbietern (auch Aufgeschlos- senheit gegenüber Fusionen) gefördert, die Home Video: Wo ist nur das Geld Fenster etablierter Player geschützt werden, geblieben? usw. Jahr für Jahr belegen die Zahlen den Wandel Bei der Gestaltung der Maßnahmen zur im Segment Home Video von einem phy- Erholung des audiovisuellen Sektors nach sischen zu einem digitalen Markt, der zu der COVID-19-Krise wird hoffentlich die massiven Umsatzverlusten führt. Eine einzigartige Chance genutzt werden, die poli- Erklärung, die auf der Hand liegt, ist Piraterie. tischen Visionen zu klären oder zumindest Nach einer anderen Hypothese steht das die teilweise divergierenden Zielsetzungen digitale Leihgeschäft mit viel billigeren sorgfältig gegeneinander abzuwägen. SVoD-Diensten im Wettbewerb, auch wenn J A H R B U C H 2 0 2 0 / 2 0 2 1 – S C H L Ü S S E LT R E N D S 7
1 PRODUKTION 1.1 Filmfinanzierung: Öffentliche Förderung und Fernsehsender bleiben die wichtigsten Finanzierungsquellen Einzigartige Erkenntnisse über die Finanzierung der europäischen Finanzierung europäischer Spielfilme Spielfilme im Wesentlichen durch direkte öffentliche Mittel und durch Das dritte Jahr in Folge hat die Informations- Rundfunkveranstaltern stelle in Zusammenarbeit mit dem European Film Agency Research-Network (EFARN) die Die beiden wichtigsten Quellen waren Strukturen der Finanzierung von europäischen unverändert die direkte öffentliche Förderung Kinospielfilmen analysiert und detaillierte und Investitionen von Rundfunkveranstaltern, Daten zu den Finanzierungsplänen von auf die 26 % bzw. 21 % der Gesamtfinanzierung 568 europäischen Realspielfilmen aus 23 entfielen; hinzu kommen Investitionen europäischen Ländern erhoben, die 2018 im von Produzenten (17 %). Vorabverkäufe und Kino verwertet wurden. Die Analyse umfasste Produktionsanreize machten jeweils 15 % des insgesamt ein Finanzierungsvolumen von Gesamtfinanzierungsvolumens aus. EUR 1,8 Mrd.; das entspricht schätzungsweise Es zeigten sich jedoch signifikante strukturelle 49 % sämtlicher europäischer1 Kinospielfilme, Differenzen zwischen den Ländern im Hinblick die 2018 ihren Kinostart hatten. auf die Art der Finanzierung von Kinofilmen. Gewisse Unterschiede scheinen mit der Medianwert des Budgets europäischer Marktgröße in Verbindung zu stehen. Die Realspielfilme: EUR 1,93 Mio. auffälligsten Unterschiede bestehen mit Blick Aus der Datenprobe ergibt sich,dass das Budget auf die direkte öffentliche Förderung und eines europäischen Films, der 2018 im Kino Vorabverkäufe. Aus den Daten geht eindeutig ausgewertet wurde, im Durchschnitt EUR 3,16 hervor, dass der Anteil der direkten öffentlichen Mio. betrug, während der Median bei EUR 1,93 Förderung von Filmen mit zunehmender Größe Mio. lag. Doch bei den Durchschnittsbudgets des Markts abnimmt - und umgekehrt. Während gibt es von Land zu Land große Unterschiede. der Anteil der öffentlichen Förderung in den vier Dabei überrascht nicht, dass die Budgets in großen Märkten der Datenprobe lediglich bei größeren Märkten höher und in Ländern 20 % lag, betrug er in den mittleren Märkten 43 % mit weniger Filmtheaterpotenzial niedriger und in den kleinen Märkten 54 %. Im Gegensatz sind, da die Verwertung auf den jeweiligen dazu nimmt die Bedeutung der Vorabverkäufe nationalen Märkten unverändert von großer (ohne Verkäufe an Sendeunternehmen) Bedeutung ist. Der Medianwert des Budgets als Finanzierungsquelle mit zunehmender eines europäischen Spielfilms an den großen Marktgröße zu. Vorabverkäufe sind tendenziell Märkten in der Datenprobe betrug EUR 2,8 in großen Märkten am wichtigsten, wo sie 2018 Mio.; in den mittelgroßen europäischen einen Anteil von 17 % ausmachten; in mittleren Märkten EUR 1,7 Mio. und in kleinen Märkten und kleinen Märkten waren es „nur“ 8 %. Ein EUR 1,2 Mio. Ergebnis der Analyse ist ferner, dass es mit Blick auf die Art der Finanzierung von Filmen mit unterschiedlich großen Budgets strukturelle Unterschiede gibt. Allgemein gesagt gibt es bei Filmen mit Budgets bis zu EUR 3 Mio. eine größere Abhängigkeit von direkter öffentlicher Förderung. 1 Im Zusammenhang mit dieser Analyse wird Europa (EUR35) definiert als die EU28-Länder plus Bosnien und Herzegowina, die Schweiz, Georgien, Island, Montenegro, Nordmazedonien, und Norwegen. 8 J A H R B U C H 2020/ 2021 – S C H L Ü S S E LT R E N D S
1.1 Was waren die drei wichtigsten Quellen für die Finanzierung europäischer Spielfilme, die 2018 im Kino verwertet wurden? 26 % 21 % 17 % 15 % 15 % Direkte Investitionen Investitionen von Vorab- Produk- öffentliche von Fernsehsen- Produzenten verkäufe tionsanreize Förderung dern Je kleiner der Markt, desto größer der Anteil direkter öffentlicher Förderung Anteil direkter öffentlicher Förderung am Gesamtfinanzierungsvolumen nach Marktgröße (2018 - geschätzt) 54 % 43 % 20 % direkte öffentliche Förderung Sonstige Kleine Mittlere Große Märkte Märkte Märkte Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle J A H R B U C H 2 0 2 0 / 2 0 2 1 – S C H L Ü S S E LT R E N D S 9
1 PRODUKTION 1.2 Gleichstellung der Geschlechter: Noch immer wenig weibliche Regisseure und Drehbuchautoren Die Europäische Audiovisuelle Informations- Arbeitsvolumen nach Geschlecht stelle (EAI) hat das Ungleichgewicht zwischen In allen hier betrachteten Berufsgruppen war den Geschlechtern in den Filmgewerken das Arbeitsvolumen weiblicher Fachkräfte Regie und Drehbuch europäischer Spielfilme, im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen Fernsehfilme und Fernsehserien, die von 2015 geringer. Von 2015 bis 2018 arbeiteten 91 % bis 2018 produziert wurden, untersucht.1 der weiblichen Regisseure nur an einem Film; bei den männlichen Kollegen waren es 86 %. Frauen immer noch die Minderheit Im Durchschnitt führten Frauen bei sieben bei Regie und Drehbuch Folgen von TV-Serien Regie; bei Männern Insgesamt stellten Frauen nur 22 % der waren es neun. Regieführenden europäischer Spielfilme, Die Zahlen belegen auch, dass Frauen die von 2015 bis 2018 mindestens einen im Durchschnitt öfter als Männer in europäischen Spielfilm realisiert haben. einem Team mit anderen Kollegen Beim Genre Fernsehfilm und Serie war arbeiten und dass sie, relativ gesehen, der Frauenanteil der Regieführenden noch öfter in gemischtgeschlechtlichen Teams geringer (19 %). Dagegen war der Anteil arbeiten – ein Muster, das bei allen in der der Frauen unter den Drehbuchautoren Studie berücksichtigten Gruppierungen höher, wo sie beim Spielfilm auf 25 % und festzustellen ist. Beispiel: Die Drehbücher bei Fernsehfilm und Serie auf 34 % kamen. von Fernsehfilmen, die von mindestens einer In allen Gruppen ist der Anteil weiblicher Drehbuchautorin verfasst wurden, sind in 67 % Fachkräfte im Betrachtungszeitraum relativ der Fälle nicht allein entstanden, sondern stabil geblieben. zumeist (87 %) gemeinsam mit mindestens Die EAI hat darüber hinaus für die einem männlichen Kollegen. beiden Filmgewerke Regie und Drehbuch Somit wurden nur 18 % der Spielfilme der differenziert nach Spielfilm und Fernsehfilm Datenprobe von einem „weiblich bestimmten“ und Serie den durchschnittlichen Anteil Team gedreht; in anderen Worten: von von Frauen an den am Spielfilm bzw. an mehrheitlich weiblichen Fachkräften als Fernsehfolgen insgesamt Mitwirkenden regieführende Person. Bei Folgen von ermittelt. Bei der Regieführung ergab sich TV-Serien war der Anteil geringer (14 %). ein durchschnittlicher Frauenanteil von 20 % Bei den Drehbuchautoren betrug der Anteil beim Spielfilm und 15 % beim Fernsehfilm von Werken „weiblich bestimmter“ Teams und Serie; beim Drehbuch waren es 24 % bei Spielfilmen 17 % und bei Fernsehfilmen (Spielfilm) bzw. 31 % (Fernsehfilm und Serie). und Serien 21 %. Der Dokumentarfilm ist das Genre mit dem höchsten Anteil von Titeln weiblich bestimmter Teams; dies gilt sowohl für die Regie (25 %) als auch für das Drehbuch (25 %). 1 D er vollständige Bericht kann von der Website der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle heruntergeladen werden. Vgl. „Female directors and screenwriters in European film and audiovisual fiction production”, Juli 2020, https://www.obs.coe.int/en/web/observatoire/industry/film. 10 J A H R B U C H 2020/ 2021 – S C H L Ü S S E LT R E N D S
1.2 Wie hoch ist der Anteil europäischer Spielfilme, die von weiblich bestimmten* Teams gedreht werden? 18 % (mit großen Unterschieden zwischen den Ländern) Anteil der Werke weiblich bestimmter Teams (2015-2018) 21 % 18 % 17 % 14 % Filmregisseure Filmdrehbuch- Fernsehfilm- Fernsehfilmdreh- autoren regisseure buchautoren *In diesem Zusammenhang bezieht sich „weiblich bestimmt“ auf Spielfilme oder Fernsehfilmen und Serien mit mehrheitlich (≥ 60%) Frauen in den jeweiligen Rollen. Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle / LUMIERE, Plurimedia J A H R B U C H 2 0 2 0 / 2 0 2 1 – S C H L Ü S S E LT R E N D S 11
1 PRODUKTION 1.3 Fernsehfilme und Serien: High-End-Fernsehserien sorgen für Wachstum 2019: über 1 100 Titel und 13 000 Herkunft der Fernsehfilme und Serien Stunden Die nationalen Sender treiben die Produktion In der Europäischen Union1 wurden 2019 von Fernsehfilmen und Serien voran und insgesamt 1 131 neue Titel2 und 13 034 geben das dominierende Format vor: High- Stunden an Fernsehfilmen und Serien End-Serien im Vereinigten Königreich, produziert, was etwas über dem Durchschnitt Deutschland, Frankreich; Fernsehfilme der letzten fünf Jahre liegt (2015 - 2019). in Deutschland, Frankreich, Italien; lang Im Vergleich zum Vorjahr wurden mehr laufende Seifenopern in Spanien, Polen und Titel, aber weniger Folgen und Stunden Griechenland. hergestellt. Der Trend der letzten Jahre 2019 war Deutschland der größte Produzent deutet auf ein wachsendes Interesse an der von TV-Titeln, Polen produzierte die meisten Produktion kürzerer Formate hin: Drei von TV-Folgen und Spanien die meisten fünf produzierten Titeln entfielen auf High- TV-Stunden, doch von 2015 bis 2019 war End-Serien (2 - 13 Folgen) – seit 2015 ein Deutschland im Durchschnitt der wichtigste Zuwachs an Titeln von 54 %. Dieser Boom Produzent von Fernsehfilmen und Serien der High-End-Serien geht auf Kosten der (Titel, Folgen und Stunden) in Europa. Deutlich Fernsehfilme: 2019 wurden im Vergleich zu anders ist die Situation bei Serien mit 2 bis 2015 29 % weniger Titel produziert. 13 Folgen, wo das Vereinigte Königreich Angesichts der großen Bedeutung von im Zeitraum von 2015 bis 2019 der größte täglichen Seifenopern und Telenovelas entfiel Produzent von High-End-Titeln, Folgen und der Löwenanteil mit 75 % der produzierten Stunden war. Die fünf größten Fernsehmärkte Folgen bzw. 70 % der produzierten Stunden waren auch die fünf wichtigsten Produzenten wieder auf TV-Serien mit mehr als 13 Folgen. von High-End-Serien. Geht man jedoch von Die durchschnittliche Dauer pro Folge war sämtlichen produzierten Titeln aus, zeigt bei High-End-Serien (mit einer „commercial sich, dass in Polen, Portugal und Ungarn hour“ von 52-56 Min.) fast doppelt so lang viele Folgen produziert wurden und Portugal, wie bei Serien mit mehr als 13 Folgen (ca. Polen und Griechenland große Mengen an 30 Min.), doch war sie bei High-End-Serien Fernsehfilm- und Serienstunden hergestellt weiter rückläufig (von durchschnittlich 53 haben. Min. 2015 auf 49 Min. 2019). Während die öffentlich-rechtlichen Sender Bei der Hälfte der produzierten TV-Serien traditionell mehr Titel in Auftrag geben als (51 %) handelte es sich um neue Projekte, bei private Anbieter, bestellen die Privaten mehr High-End-Serien waren jedoch bis zu 59 % Fernsehfilm- und Serienstunden, da sie in der Titel neue Projekte, und 41 % waren neue der Regel lang laufende Serien bevorzugen. Staffeln bereits bekannter Titel. Bei High-End-Serien, wo mehr Titel von den Öffentlich-Rechtlichen stammen, sind Die Anzahl der Original-Fernsehfilme die Privatsender dabei, aufzuholen: Von und Serien, die von Anbietern von Abo- ihnen stammte 2019 knapp die Hälfte der Abrufdiensten (SVoD) in Auftrag gegeben produzierten High-End-Stunden. wurden, steigt weiter: 9 % der 2019 produzierten High-End-Serientitel (5 % aller Formate) bzw. 8 % der High-End-Stunden (2 % aller Formate. 1 EU28: Brexit 2020; das Vereinigte Königreich wird hier noch als EU-Mitglied betrachtet. 2 itel bezieht sich hier auf Titel von Fernsehfilmen und Staffeln von Fernsehserien. T 12 J A H R B U C H 2020/ 2021 – S C H L Ü S S E LT R E N D S
1.3 Bei welchem Fernsehfilm- oder Serienformat gab es in Europa die stärksten Zuwächse? High-End-Fernsehserien (2 bis 13 Folgen) seit 2015 ein Zuwachs von 54 %; 20 % von 2018 bis 2019 Anzahl der in der EU28 produzierten Fernsehfilm- und Serientitel nach Format (2015-2019) 700 649 600 541 504 500 443 422 400 397 300 373 304 287 283 200 91 103 111 100 86 82 73 72 79 83 88 0 2015 2016 2017 2018 2019 Fernsehfilm 2 bis 13 Folgen 14 bis 52 Folgen Über 52 Folgen Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle mit Daten von Plurimedia J A H R B U C H 2 0 2 0 / 2 0 2 1 – S C H L Ü S S E LT R E N D S 13
1 PRODUKTION 1.4 Investitionen, Budgets und Produktion auf Erholungskurs Europäische Filmproduktion wächst davon 31 Dokumentarfilme) und Russland wieder (+27 %, +38 Filme), deutliche Zuwächse zu verzeichnen waren. Im Gegensatz dazu ging Bevor aufgrund der COVID-19-Pandemie die die Filmproduktion in der Türkei nach Jahren Dreharbeiten eingestellt werden mussten, anhaltenden Wachstums um 13 % zurück (-24 war die Filmproduktion in Europa 2019 um Filme im Vergleich zu 2018). 6 % gewachsen und belief sich auf insgesamt geschätzte 2 421 Spielfilme (135 mehr als 2018), wovon 1 926 in der EU1 hergestellt 2019 - größere Budgets und mehr wurden. Dieser Anstieg erfolgte nach zwei Investitionen Jahren der Stagnation und entspricht im In 14 von 22 europäischen Ländern, zu Vergleich zu 2015 einem Anstieg von 13 %. denen Daten vorliegen, erhöhte sich 2019 Die Erholung im Jahr 2019 basierte im das durchschnittliche Produktionsbudget. Wesentlichen auf robusten jährlichen Wachs- Die deutlichsten Zuwächse gab es bei tumsraten bei Dokumentarfilmen (+13 %), tschechischen (+187 %) und dänischen deren Anzahl auf insgesamt 912 Titel (davon (+69 %) Produktionen sowie bei inländischen wurden 782 in der EU produziert) stieg, britischen Filmen (+47 %). In acht Ländern, während die Anzahl der Spielfilme nur um u.a. in Belgien (-9 %), Frankreich (-7 %) und 2 % auf insgesamt 1 509 Filme (wovon 1 144 Norwegen (-7 %), waren die durchschnittlichen auf die EU entfallen) zulegte. Budgets rückläufig, während sie in Österreich und Portugal relativ stabil blieben. Erneut Von den 2019 produzierten europäischen waren britische, mit Auslandsinvestitionen Spielfilmen waren 81 % rein nationale Filme produzierte Filme2 die Produktionen mit den und 19 % Mehrheitskoproduktionen. Von größten durchschnittlichen Budgets in Europa, 2015 bis 2019 wuchs die Anzahl der rein die bei GBP 7,7 Mio. (EUR 8,8 Mio.) lagen, nationalen Filme um 16 %, während die obwohl gegenüber dem Vorjahr ein starker Anzahl von Mehrheitskoproduktionen im Rückgang zu verzeichnen war (-26 %). Auf dem genannten Zeitraum relativ stabil blieb – im zweiten Platz liegen dänische Produktionen Gegensatz zur ersten Hälfte des Jahrzehnts, mit einem durchschnittlichen Budget von als die Mehrheitskoproduktionen rasant DKK 31,8 Mio. (EUR 4,3 Mio.), gefolgt von gewachsen waren (+94 % von 2010 bis 2014). französischen Produktionen (EUR 3,8 Mio.) und Italien war 2019 das EU-Land mit den meisten deutschen Filmen (EUR 3,7 Mio.). nationalen Filmproduktionen (insgesamt 312 In acht von 13 europäischen Ländern, zu Produktionen, davon 192 Spielfilme), gefolgt denen Daten vorlagen, erhöhten sich 2019 die von Frankreich (240 Filme) und Deutschland Investitionen in Filmproduktionen insgesamt. (237). Bei den Dokumentarfilmen lag Spanien Die Investitionen in Filme nahmen in Italien mit 131 Titeln auf dem ersten Platz. Die (+25 %), Dänemark (+23 %) und Deutschland Entwicklung des Produktionsvolumens (+21 %) deutlich zu, während sie in Schweden war europaweit nicht einheitlich, wobei (-5 %), Irland (-28 %) und Belgien (-32 %) in den meisten osteuropäischen Ländern, rückläufig waren. insbesondere in Polen (+114 %, +42 Filme, 1 Einschließlich des Vereinigten Königreichs. 2 Laut BFI sind mit Auslandsinvestitionen produzierte Filme Produktionen, die im Wesentlichen von Einrichtungen außerhalb des Vereinigten Königreichs finanziert und kontrolliert werden, die aber aufgrund von Vorgaben im Drehbuch, der bestehenden Filminfrastruktur oder vorteilhaften Anreizsystemen praktisch im Vereinigten Königreich hergestellt werden. 14 J A H R B U C H 2020/ 2021 – S C H L Ü S S E LT R E N D S
1.4 Wie viele Spielfilme wurden 2019 in Europa produziert? 2 421 Filme (1 926 davon in der EU) +6 % gegenüber 2018, +13 % gegenüber 2015 Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle Top 3 der europäischen Länder nach Zahl der produzierten Spielfilme (2019) 1 2 3 Italien Frankreich Deutschland 312 240 237 Filme Filme Filme Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle J A H R B U C H 2 0 2 0 / 2 0 2 1 – S C H L Ü S S E LT R E N D S 15
1 PRODUKTION 1.5 Die Nationalität europäischer Werke und die überarbeitete AVMD-Richtlinie Die Bestimmung der Nationalität audio- Minderheits-Koproduktionen mit Drittländern, visueller Werke – d.h. zu wissen, ob ein da die AVMD-Richtlinie bei der Ermittlung der Werk nach den einschlägigen gesetz- Pflichtquote einen mehrheitlichen Anteil der lichen Bestimmungen als „inländisches“ Gesamtproduktionskosten vorschreibt. oder „europäisches“ zu betrachten ist – ist In einer vergleichenden Analyse der für Produzenten, öffentliche Filmfonds, Europäischen Audiovisuellen Informations- Regulierungsstellen und Diensteanbieter stelle der jüngsten Zeit5 mit Schwerpunkt auf von größter Bedeutung. Die Bestimmung der den – damals – 28 EU-Mitgliedsstaaten zeigte Nationalität von Filmen oder audiovisuellen sich, dass die große Mehrheit der Länder in Werken erfolgt in der Regel durch inländische ihren jeweiligen nationalen Regelungen Behörden auf der Grundlage von Kriterien, die Vorschriften haben, die mit denen der AVMD- sich von Land zu Land unterscheiden können, Richtlinie identisch sind. Die Mitgliedstaaten aber auch innerhalb eines Landes gibt es sind verpflichtet, der Europäischen Unterschiede. Der Begriff ist mit Blick auf die Kommission über die Anwendung der Förderfähigkeit besonders wichtig. Bestimmungen alle zwei Jahre zu berichten. Der Status „europäisches Werk“ ist in Artikel Allgemein ist festzustellen, dass die 1(1)n der Richtlinie über audiovisuelle Regulierungsbehörden sich auf die von Mediendienste (AVMD-Richtlinie) definiert.1 den AVMD-Anbietern gemachten Angaben Diese Definition ist für die Berechnung verlassen, wobei die Berichte auf ein hohes der den Fernsehveranstaltern auferlegten Maß an Vertrauen in die vorgelegten Daten Quoten von grundlegender Bedeutung hindeuten. Die Leitlinien der Europäischen (über 50 % der Sendezeit, die nicht auf Kommission dienen dabei der Orientierung. Nachrichten, Sportberichte und andere Aus den Berichten geht hervor, dass Kategorien entfallen, sind europäischen Überprüfungen nur in begrenztem Umfang Werken vorzubehalten).2 Mit der novellierten in Einzelfällen vorgenommen werden, wenn AVMD-Richtlinie3 wird diese Vorgabe auf die die gemachten Angaben nicht verlässlich Anbieter von Abrufdiensten (VoD) ausgeweitet scheinen. Zu den größten Herausforderungen (ein Mindestanteil von 30 % in Katalogen und bei der Umsetzung dieser Auflagen gehören Herausstellung dieser Werke).4 das zu verarbeitende Datenvolumen, Ein Werk, das nach den Bestimmungen zur ein Mangel an Ressourcen seitens der Filmförderung eines Mitgliedslandes als Regulierungsbehörden und der Mangel an „inländisches“ Werk betrachtet wird, gilt zentralisierten Datenbanken audiovisueller nicht unbedingt als „europäisch“ im Sinne der Werke mit homogenen Indikatoren. AVMD-Richtlinie. Dies gilt insbesondere für 1 ichtlinie 2010/13/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 10. März 2010 (Richtlinie über audiovisuelle R Mediendienste - AVMD-Richtlinie), https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/ALL/?uri=CELEX%3A32010L0013. 2 Artikel 16 AVMD-Richtlinie. 3 ichtlinie 2011/2018/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. November 2018 zur Änderung der Richtlinie R 2010/13/EU, https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/ALL/?uri=CELEX%3A32018L1808. 4 Artikel 13 AVMD-Richtlinie. 5 Europäische Audiovisuelle Informationsstelle (2020) Mapping der Regulierung und Feststellung der Nationalität europäischer audiovisueller Werke. Europäische Audiovisuelle Informationsstelle: Straßburg, https://rm.coe.int/nationality-mapping-de/1680a16907. 16 J A H R B U C H 2020/ 2021 – S C H L Ü S S E LT R E N D S
1.5 Enthalten die nationalen gesetzlichen Bestimmungen der EU-Länder Definitionen für inländische und europäische Werke? In den meisten Fällen: Ja Inländische Werke sind in 18 von 28 Ländern definiert Europäische Werke sind in 25 von 28 Ländern definiert Definition Definition „inländische Werke“ „europäische Werke“ NEIN NEIN JA JA Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle J A H R B U C H 2 0 2 0 / 2 0 2 1 – S C H L Ü S S E LT R E N D S 17
2 VERBREITUNG 2.1 Videoabrufdienste (VoD): TVoD mit mehr Spielfilmen, SVoD mit mehr Fernsehserien Die Europäische Audiovisuelle Informations- Neueste Fernsehinhalte auf SVoD, aber stelle überwacht laufend die Zusammensetzung mehr europäische Inhalte auf TVoD der Kataloge von Video-Abrufdiensten und Während es auf TVoD im Durchschnitt mehr differenziert dabei nach Spielfilmen und Fernsehstaffeln gibt, gehören Fernsehinhalte Fernsehinhalten; eine wichtige Aufgabe zum Kerngeschäft der SVoD-Anbieterdienste. angesichts der Tatsache, dass die Zuschauer Die Fernsehstaffeln auf SVoD sind jüngeren in Europa mehr Abrufvideos konsumieren und Datums als die auf TVoD, wobei der die Anbieter von Abrufdiensten sich nunmehr überwiegende Teil nicht älter als fünf Jahre ist. an die Vorgabe von 30 % europäischer Inhalte Im Mai 2020 war die Auswahl an TV-Staffeln in ihren Katalogen halten müssen, die in der auf SVoD größer, während TVoD einen novellierten AVMD-Richtlinie vorgeschrieben größeren Anteil europäischer Fernsehinhalte ist. aufwies. EU27-Fernsehinhalte stammten vorwiegend aus Deutschland, Frankreich, 30 % europäische Filme in den VoD- Spanien und Italien; diese vier Länder stellen Katalogen in der EU27 zusammen 75 % des Gesamtangebots. Beim Spielfilme, insbesondere Filme neueren Export von EU27-TV-Inhalten in TVoD- Datums, sind für transaktionsbasierte Kataloge ist Deutschland führend; die Videoabrufdienste (TVoD) von existenzieller meisten EU27-Exporte in SVoD-Dienste sind Bedeutung: Im Mai 2020 hatten TVOD-Dienste französische TV-Inhalte. durchschnittlich 5 216 Filmtitel im Angebot, An Fernsehinhalten waren kumuliert während es bei den Abo-Abrufdiensten betrachtet nahezu 150 000 TV-Staffeln (SVoD) durchschnittlich 1 031 waren. Im in europäischen Abrufdiensten – zumeist Vergleich zum SVoD-Angebot gab es in den SVoD-Dienste – verfügbar. Auf TVoD lag der Katalogen von TVoD-Anbietern ferner einen europäische Anteil bei 37 % und auf SVoD bei etwas höheren Anteil an europäischen Filmen 23 %. Nachdem britische Inhalte nunmehr als (29 % bzw. 31 %). „sonstige europäische“ zählen, erreichte die Die größten EU27-Filmexporteure in den EU27 24 % auf TVoD, aber 10 % auf SVoD. TVoD-Katalogen waren Frankreich (mit Nationale Videoabrufdienste boten mit einem einem Anteil von 30 %), Deutschland (22 %), Anteil von 43 % mehr europäische Inhalte, Italien (9 %) und Spanien (7 %). Bei den Abo- insbesondere auf TVoD, während Dienste, die Abrufdiensten (SVoD) stammen 66 % aller in mehreren Ländern tätig sind, stärker auf exportierten EU27-Filme aus diesen vier US-amerikanische Inhalte setzten. Die größte Ländern. Anzahl von TV-Staffeln gab es bei den Tech- Filme, die im Vereinigten Königreich Players auf TVoD und bei den Pure Players auf produziert wurden, machten 8 % des TVoD- SVoD; Dienste im Eigentum von Europäern Angebots aus bzw. 6 % des SVoD-Angebots. boten mehr europäische Inhalte. 18 J A H R B U C H 2020/ 2021 – S C H L Ü S S E LT R E N D S
2.1 Welche Art von Abrufdiensten hat in Europa das größte Angebot? Tech- und Pure Players bieten die größte Anzahl an Filmen und Fernsehstaffeln 82 % auf TVoD und 66 % auf SVoD TVoD - Filme und TV-Staffeln in SVoD - Filme und TV-Staffeln in Katalogen (Anzahl der Titel und %) Katalogen (Anzahl der Titel und %) 7% 3% 12 % TV Verleiher 12 % 18 % TV 8 % 51 962 22 962 Telecom 35 047 1% VoD-Pure Private equity Telecom 51 150 Players 2 332 60 168 91 047 3% Verleiher 8 160 70 % 29 % Tech Tech 535 079 85 422 37 % VoD-Pure Players 107 766 Anzahl der Anzahl der Filme Anzahl der Anzahl der Filme Kerngeschäft TVoD- und TV-Staffeln je Kerngeschäft SVoD- und TV-Staffeln je Kataloge Katalog Kataloge Katalog Verleiher 15 2 038 Verleiher 27 461 VoD-Pure Players 44 2 690 VoD-Pure Players 90 2 394 Tech 94 8 475 Tech 100 1 708 Telecom 19 5 574 Telecom 56 1 811 TV 13 7 637 TV 65 1 074 Private equity 7 602 Quelle: Daten aus Katalogen von JustWatch, Filmtoro, La Pantalla Digital und EUROVOD J A H R B U C H 2 0 2 0 / 2 0 2 1 – S C H L Ü S S E LT R E N D S 19
2 VERBREITUNG 2.2 Hervorhebung in TVoD-Angeboten: Europäische Filme werden nicht diskriminiert Ihre Positionierung in TVoD-Angeboten des Diensteanbieters (87 % aller Filme) spiegelt das Geschäftsmodell dieser oder in einem anderen Land (2 %) im Anbieter wider Kino liefen. Der Rest der Filme (11 %) sind VoD-Direktverwertungen (zum Teil auch Eine Analyse der Art der Präsentation und DVD-Direktverwertungen), die nie im Kino Hervorhebung von Filmen und TV-Inhalten verwertet wurden. verdeutlicht die Besonderheiten von transaktionsbasierten Videoabrufdiensten (TVoD). Zum einen basiert das TVoD- Kein großer Unterschied zwischen Geschäftsmodell auf dem Verkauf oder Katalog- und Werbeanteil europäischer Verleih einer begrenzten Anzahl neuerer Werke Filme mit großem Zuschauerpotenzial. Zum Ein relativ großer Teil der EU27- bzw. anderen gibt es neben diesen Filmen mit europäischen Werke wird beworben (26 % großem Potenzial ein umfangreiches Angebot bzw. 39 % sämtlicher mindestens einmal an älteren Filmen und Fernsehshows, für beworbener Titel). Jedoch wird ein EU27- die kaum Werbung gemacht wird. Filme mit Werk bzw. europäisches Werk im Durchschnitt großem Potenzial werden den Nutzern durch weniger intensiv beworben als ein US-Film. intensive Werbung „nahegebracht“, während Auf EU27-Werke bzw. europäische Werke andere Programme sich an Nutzer richten, die entfallen 18 % bzw. 37 % der Werbespots. nach bestimmten Titeln suchen. Bei der Werbung für europäische Filme liegt eine überdurchschnittliche Konzentration Hauptsächlich neuere Kinofilme vor: Tatsächlich entfielen 76 % sämtlicher So wird jeden Monat nur für sehr wenige Spots für europäische Filme auf die Top 10 Katalogtitel (1 bis 2 %) Werbung betrieben. der am meisten beworbenen europäischen Hinzu kommt, dass die Werbemaßnahmen Filme der Datenprobe. nicht gleichmäßig auf die Titel verteilt sind: Die Zahlen zeigen ferner große Unterschiede Im Oktober 2020 wurden etwa 1 800 Filme bei der Werbung für europäische Werke nach beworben, wobei sich ca. 44 % sämtlicher Art der TVoD-Dienste: TVoD-Dienste, die in Maßnahmen auf 10 Filme bezogen, für die am mehreren Ländern präsent sind, bewerben meisten Werbung gemacht wurde. im Durchschnitt tendenziell einen geringeren Bei den wenigen, stark beworbenen Werken Anteil von EU27- bzw. europäischen Filmen handelte es sich größtenteils um neuere (11 % bzw. 25 % sämtlicher Spots); hinzu Filme, wobei auf Filme, die 2019 oder 2020 kommt, dass bei diesen Diensten bei produziert wurden, 75 % der Werbespots der Werbung für europäische Filme der entfielen. 94 % der Werbespots wurden Konzentrationsgrad noch höher ist. (Auf die für Filme geschaltet und nur 6 % für 10 am stärksten beworbenen europäischen Fernsehinhalte (zumeist TV-Serien). Filme entfiel ein Anteil von 84 % aller Spots für europäische Filme.) Ferner ist interessant, dass Filme, die von TVoD-Diensten beworben werden, im Wesentlichen Kinofilme sind, die im Land 20 J A H R B U C H 2020/ 2021 – S C H L Ü S S E LT R E N D S
2.2 Machen TVoD-Dienste hauptsächlich Werbung für Kinofilme ? Ja 89 % der von TVoD-Diensten beworbenen Filme waren im Kino zu sehen Filme, die von 57 TVoD-Diensten einer Datenprobe in 8 Ländern mindestens einmal beworben wurden (Oktober 2020) Ausschließlich VoD-Direktverwertung 11 % 2% Kinoverwertung, aber 87 % Kinoverwertung VoD-Direktverwertung im Land im Land Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle mit Daten von AQOA J A H R B U C H 2 0 2 0 / 2 0 2 1 – S C H L Ü S S E LT R E N D S 21
2 VERBREITUNG 2.3 Kinofilme und ihr Weg ins Angebot von Videoabrufdiensten Über 60 % der Kinofilme sind in Bezogen auf einzelne Länder schien eine VoD-Diensten verfügbar Exklusivität der Verfügbarkeit entweder auf TVoD oder auf SVoD die Regel zu sein – mit Insgesamt 62 % der Filme, die von 1996 gewissen Ausnahmen: Kinofilme mit hohen bis 2019 in Europa ihren Kinostart hatten, Besucherzahlen sowie US-amerikanische waren im Mai 2020 in mindestens einem Filme waren öfter sowohl auf TVoD als auch europäischen Land1 in einem VoD-Dienst auf SVoD verfügbar. verfügbar; bei europäischen Filmen liegt der Anteil (56 %) zwar etwas unter dem Durchschnitt, doch absolut gesehen war Eine Videoverwertung fördert die die Anzahl der europäischen Filme, die es Verbreitung von Filmen mit geringen vom Kino in die Kataloge von VoD-Diensten Besucherzahlen geschafft haben, 2,6-mal größer als die von Filme waren im Durchschnitt in mehr US-Filmen. Ländern in VoD-Diensten verfügbar als in Die erfolgreichsten Filme waren stark Kinos: Auf VoD waren es 6,9 und im Kino vertreten: Auf Filme, die (in mindestens einem waren es 5,4 Länder; in etwa der Hälfte der Land) als VoD verfügbar waren, entfielen ca. 6,9 Länder lief der Film vorher nicht in den 98 % der Kinobesucherzahlen insgesamt. Kinos. Bei europäischen Filmen brachte Tatsächlich legen die Zahlen nahe, dass mit die Videoverwertung von Filmen mit bis zu zunehmender Besucherzahl eines Kinofilms 50 000 Kinobesuchern den stärksten Anstieg die Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass er der Anzahl der Verbreitungsgebiete als VoD verfügbar ist: Filme, die von VoD- Diensten nicht angeboten werden, erreichten im Durchschnitt etwa 10 000 Besucher. Filme in VoD-Diensten sind durchschnittlich in ca. sieben Ländern verfügbar Filme, die von VoD-Diensten angeboten werden, sind im Durchschnitt in 6,9 Ländern verfügbar. Bei europäischen Filmen war die Verbreitung mit durchschnittlich 4,6 Ländern geringer. Die Verfügbarkeit in VoD-Diensten war im Wesentlichen auf transaktionsbasierte Videoabrufdienste (TVoD) zurückzuführen, die einen Anteil von 59 % des Gesamtangebots stellten, während auf Abo-Abrufdienste (SVoD) 41 % entfielen. Doch bei Filmen, die im Kino hohe Besucherzahlen erreicht hatten, war der SVoD-Anteil größer. 1 Europa bedeutet hier Europäische Union + Vereinigtes Königreich. 22 J A H R B U C H 2020/ 2021 – S C H L Ü S S E LT R E N D S
2.3 Fördert die Videoverwertung die Verbreitung europäischer Spielfilme? Ja Doch gilt dies vor allem für Filme mit weniger als 50 000 Kinobesuchern Durchschnittliche Anzahl der Länder, in denen europäische Filme im Kino gezeigt werden und in VoD-Diensten verfügbar sind, nach Besucherzahlen (2015-2019) -5,8 D urchschnittliche Anzahl der Länder 19.2 mit Kinoverwertung (nur Filme, die auf VoD verfügbar sind) Durchschnittliche Anzahl der Länder 13,4 -3,4 11,3 -1,7 7,6 7,8 -0,1 +0,6 +2,2 +0,7 4,7 4,6 5,9 4,6 3,9 4,0 4,0 3,3 1,8 1 - 50 000 50 001 - 100 001 - 500 001 - 1 000 000 - > 5 000 000 Alle 100 000 500 000 1 000 000 5 000 000 Filme Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle J A H R B U C H 2 0 2 0 / 2 0 2 1 – S C H L Ü S S E LT R E N D S 23
2 VERBREITUNG 2.4 Rückgang europäischer Filmexporte in Europa, Anstieg in Nordamerika Zuschauerzahlen europäischer Europas eindeutig auf sprunghaft gestiegene Filmexporte 2019 Verkaufszahlen am nordamerikanischen Markt (11,1 Mio. Tickets) zurückzuführen (9,6 Die Europäische Audiovisuelle Informations- Mio. in den USA). Ohne Berücksichtigung der stelle schätzt, dass im Jahr 2019 weltweit1 US-amerikanischen Kinobesucher wäre das insgesamt 444 Mio. Kinokarten für Marktvolumen europäischer Filme außerhalb europäische Filme verkauft worden sind. Das Europas auf den tiefsten Stand der letzten waren 24 Mio. Tickets weniger als 2018, und fünf Jahre gesunken. der Wert lag 11 Mio. unter dem Durchschnitt von 455 Mio. Zuschauern von 2015 bis 2019. Die Besucherzahlen europäischer Filme in China sind mit 20,4 Mio. relativ Während die Besucherzahlen exportierter stabil geblieben, liegen aber unter dem europäischer Filme (d.h. die Anzahl der Tickets, Fünfjahresdurchschnitt von 24 Mio. Das die an nicht-nationalen Märkten innerhalb Land ist – ausgehend von Besucherzahlen – und außerhalb Europas2 verkauft wurden) unverändert der zweitgrößte Exportmarkt mit 180 Mio. (1 Mio. weniger als 2018) im für europäische Filme, vor Deutschland (12,2 Jahr 2019 relativ stabil blieben, gingen die Mio.), Frankreich (11,6 Mio.) und Mexiko (11,5 Besucherzahlen an den heimischen Märkten Mio.). auf 264 Mio. zurück; ein Wert, der 23 Mio. unter dem Rekordwert von 287 Mio. im Jahr 2018 liegt. Gleichzeitig erhöhte sich der Anteil der Britische Filme liegen bei europäischen Besucher von europäischen Filmen an nicht- Filmexporten vorn nationalen Märkten leicht von geschätzten Insgesamt wurden 730 europäische Filme 39 % (2018) auf 41 % (2019). erfasst, die 2019 ihren Kinostart außerhalb von Europa hatten, während nicht weniger als US-Markt sorgt für Anstieg der 3 752 europäische Filme in mindestens einem Besucherzahlen europäischer nicht-nationalen Markt in Europa in die Kinos Filmexporte 2019 kamen. Beide Werte sind die höchsten der letzten fünf Jahre. Außerhalb Europas generierten europäische Filme 2019 insgesamt 94 Mio. Tickets (7 Erneut entfiel der Löwenanteil der Besucher Mio. mehr als 2018), das entspricht 52 % exportierter europäischer Filme auf der gesamten Besucherzahlen exportierter Produktionen, die im Vereinigten Königreich Filme des Jahres. Demgegenüber erreichten hergestellt wurden; ihr Anteil belief sich auf europäische Filme an den nicht-nationalen 44 % der Besucher exportierter europäischer Märkten in Europa insgesamt lediglich 86 Filme weltweit; wesentlich dazu beigetragen Mio. Zuschauer (8 Mio. weniger als 2018) - ein hat das erfolgreiche Historiendrama Fünfjahrestief. Downtown Abbey (weltweit 17,2 Mio. Tickets an nicht-nationalen Märkten). Da die Besucherzahlen exportierter europäischer Filme in den meisten nicht- europäischen Gebieten 2019 rückläufig waren, ist der Anstieg der Zahlen außerhalb 1 D er Begriff „weltweit“ bezieht sich auf kumulative Daten der 34 europäischen und 14 nichteuropäischen Märkte, zu denen umfassende titelbezogene Besucherzahlen in der LUMIERE-Datenbank der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle vorlagen. 2 F ür folgende 14 nicht-europäische Märkte liegen Daten vor: Argentinien, Australien, Brasilien, Kanada, Chile, China, Kolumbien, Hongkong, Japan, Südkorea, Mexiko, Neuseeland, Singapur und USA. 24 J A H R B U C H 2020/ 2021 – S C H L Ü S S E LT R E N D S
2.4 Was waren 2019 die drei wichtigsten Exportmärkte für europäische Spielfilme? 1 2 3 USA China Deutschland (162 Filme, für die (62 Filme, für die (887 nicht-nationale 36,1 Mio. Tickets 20,4 Mio. Tickets europäische Filme, für verkauft wurden) verkauft wurden) die 12,2 Mio. Tickets verkauft wurden) Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle / LUMIERE, Comscore Besucherzahlen europäischer Filme außerhalb Europas nach Herkunftsland (2019) 16% Sonstige europäische Filme 5% 44% Belgische Filme Britische Filme 5% Russische Filme 6% Deutsche Filme 6% Spanische Filme 18% Französische Filme Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle / LUMIERE, Comscore J A H R B U C H 2 0 2 0 / 2 0 2 1 – S C H L Ü S S E LT R E N D S 25
3 AV-DIENSTE 3.1 Fragmentierung des TV-Angebots vor dem Brexit In Europa über 11 000 TV-Kanäle Verlagerungen und Spezialisierungen führten verfügbar zu einer Fragmentierung des Angebots an Fernsehprogrammen, und bei Kanälen, die Ende 2019 waren in Europa1 11 418 TV-Sender auf ausländische EU28-Märkte ausgerichtet verfügbar, davon waren 4 757 lokale sind, kam es zu einer Neupositionierung der TV-Sender. Ferner gab es in Europa 3 069 wichtigsten Drehkreuze in der EU28. Das Abrufdienste2, 1 832 Catch-up-TV-Dienste, Vereinigte Königreich (34 %), die Niederlande 1 040 kostenpflichtige Abrufdienste und 197 (22 %) und Spanien (10 %) waren dabei die kostenlose Abrufdienste. drei wichtigsten Hubs für TV-Sender in der Ende 2019 gab es in Europa 6 420 nieder- EU28, die Ende 2019 auf andere EU28-Märkte gelassene TV-Sender (ohne lokale Sender), ausgerichtet waren – mit Blick auf die drei wovon 4 657 ihren Sitz in der EU28 hatten. wichtigsten Drehkreuze Ende 2018 ist dies Die Regulierungsbehörden stellten 5 496 eine grundlegende Änderung: Vereinigtes Fernsehlizenzen (ohne lokale Lizenzen) für Königreich (52 %), Tschechische Republik (9 %) Anbieter mit Sitz in Europa aus, wovon 3 831 und Luxemburg (8 %). auf die EU28 entfielen. Von den TV-Sendern mit Sitz in Europa waren 91,5 % im Eigentum Britischer Anteil am Fernsehangebot von Privatunternehmen (ähnliche Werte für in der EU28 fällt unter 25 % die EU28). Trotz der Sendelizenz-Migrationen vor dem Von den in Europa niedergelassenen 1 011 Brexit verfügt das Vereinigte Königreich mit kostenpflichtigen Abrufdiensten hatten 1 026 Fernsehsendern unverändert über 919 ihren Sitz in der EU28; davon waren das profilierteste TV-Programmangebot nur 2 % im Eigentum öffentlich-rechtlicher in Europa. Doch der britische Anteil am Rundfunkgesellschaften. gesamten TV-Angebot in der EU28 ging im Vergleich zum Vorjahr um 6 % auf 22 % zurück. Migration und Diversifizierung Wesentlicher Grund dafür ist die Verlagerung von TV-Sendern vor dem Brexit von Fernsehsendern, die auf Länder außerhalb des Vereinigten Königreichs ausgerichtet sind, Im Jahr 2019 versuchten die großen die 2019 letztlich 33 % sämtlicher Sender mit US-Fernsehkonzerne die Verbreitung ihrer Sitz im Vereinigten Königreich ausmachten internationalen Senderportfolios außerhalb (2018 lag der Wert noch bei 46 %). Dennoch des Vereinigten Königreichs noch vor blieb das Land 2019 für Fernsehsender mit dem Brexit zu sichern. Senderfamilien wie Sitz in der EU28, die auf andere EU28-Märkte Discovery, Viacom, Sony und SPI International, ausgerichtet sind, der wichtigste Hub. die traditionsgemäß ihren Sitz im Vereinigten Königreich hatten, haben vor dem Brexit Auch beim Angebot kostenpflichtiger Abruf- zumeist in den Niederlanden und in Spanien dienste war das Vereinigte Königreich mit 237 eine Lizenz beantragt (und auch erhalten). Pay-on-Demand-Diensten führend. Das Land Neben dieser Verlagerung erteilten die neuen verfügt über 37 % sämtlicher kostenpflichtiger Gastländer zusätzliche Lizenzen für lokale Abrufdienste, die auf andere EU28-Märkte Versionen dieser internationalen Franchises. ausgerichtet sind, und es ist die größte Diese Art der Diversifizierung internationaler Drehscheibe für internationale kostenpflichtige Flaggschiff-Programme war auch in Frankreich Abrufdienste; auf den weiteren Plätzen folgen und der Tschechischen Republik festzustellen. Irland (25 %) und Spanien (13 %). 1 u Europa gehören die MAVISE-Gebiete: EU28, Albanien, Armenien, Bosnien und Herzegowina, Schweiz, Georgien, Island, Z Liechtenstein, Montenegro, Nordmazedonien, Norwegen, Russland, Türkei und Marokko. 2 Die Zahlen für in Europa verfügbare Abrufdienste beinhalten kostenpflichtige und kostenlose Dienste. 26 J A H R B U C H 2020/ 2021 – S C H L Ü S S E LT R E N D S
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