HIV/AIDS in der Arbeitswelt - Gemeinsam arbeiten
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Gemeinsam arbeiten HIV/AIDS in der Arbeitswelt Erstellt durch die Aidshilfe NRW gefördert vom: in Zusammenarbeit mit der Landeskommission AIDS
Grußwort der Ministerin „Jeder Beruf kann auch mit einer HIV-Infektion ausgeübt werden und Ansteckungsrisiken bestehen im Berufsalltag nicht“, stellt die Landeskommission AIDS fest. Eine klare, unmissver- ständliche Botschaft, die aber oft auf taube Ohren stößt, denn viele Menschen, die am Arbeitsplatz offen mit ihrer Infektion umgehen, sehen sich starken Vorurteilen ausgesetzt. Häufig sind Diskriminierung und Ausgrenzung die Folgen. So reagieren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Be- kanntwerden einer HIV-Infektion im Kreis der Kolleginnen und Kollegen oft mit übertriebenen Ansteckungsängsten, die sich in unausgesprochener oder offener Ablehnung bis hin zu Mobbing äußern. Und auch aufseiten der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber wird das Ansteckungsrisiko häufig falsch bewertet. Zudem bestehen Unsicherheiten bei der Einschätzung der Belastbarkeit der betroffenen Menschen. In nicht wenigen Fällen wird die Ausübung bestimmter Tätig- keiten bei Vorliegen einer HIV-Infektion fälschlicherweise für unzulässig gehalten. Daher ist es zwingend erforderlich, die Aufklärungsarbeit über HIV und AIDS am Arbeitsplatz zu intensivieren. Es geht im Kern darum, Stigmatisierung und Ausgren- INHALtSVERZEIcHNIS zung entschieden entgegenzutreten und unbegründete Ängste abzubauen. Und es geht darum, auch und gerade am Arbeitsplatz einen solidarischen und vorurteilsfreien Um- gang im Sinne einer Gesellschaft in Vielfalt zu fördern. 03 Grußwort der Ministerin Die vorliegende Broschüre greift die Empfehlung der Landeskommission AIDS zum 04 Menschen mit HIV gehören zur Arbeitswelt Umgang mit Menschen mit HIV/AIDS in der Arbeitswelt auf. Es handelt sich um eine sach- 06 Arbeitsfähigkeit: Menschen mit HIV können jeden Beruf ausüben! liche, allgemein verständlich formulierte Handreichung. Sie informiert über alle wesent- 08 HIV-Infektion: Keine Ansteckungsgefahr im Berufsalltag lichen Aspekte im Zusammenhang mit HIV/AIDS am Arbeitsplatz. Ich hoffe sehr, dass die 10 Rechte von Menschen mit HIV Broschüre eine weite Verbreitung findet und so dazu beiträgt, die Lebenssituation von 13 HIV-positive Menschen im Berufsleben: Situationen, Reaktionen und Menschen mit HIV und AIDS nachhaltig zu verbessern. Lösungswege 18 Fürsorge für Menschen mit HIV – Ausdruck einer guten Unternehmenskultur 20 Diversity: Vielfalt bereichert auch die Arbeitswelt Barbara Steffens 22 Weiterführende Informationen Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter krockenmitte / photocase.com 24 Empfehlung der Landeskommission AIDS des Landes Nordrhein-Westfalen 2 3
Gemeinsam arbeiten – HIV/AIDS in der Arbeitswelt derzusetzen. Denn dies kommt nicht nur über die Durchführung von Beratungen dem Arbeitsalltag von Menschen mit HIV oder Fortbildungen zum thema HIV. Dies bikeriderlondon / shutterstock.com zugute, sondern führt in der Regel auch kann auch in Zusammenarbeit mit an- zu einem besseren Betriebsklima, von deren Betrieben, Einrichtungen des Ge- dem alle Mitarbeitenden profitieren. sundheitswesens, Arbeitsagenturen, Be- Betriebe, die auch Menschen mit HIV rufsgenossenschaften, Gewerkschaften, aktiv integrieren, werden diesen Vorgang Kranken- und Rentenversicherungen oder als positiven Prozess erleben. Über die weiteren Organisationen geschehen. Bereitstellung von Informationen zu HIV Die Hinweise und Anregungen in dieser für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Broschüre sollen Sie dabei unterstützen MENScHEN MIt HIV GEHÖREN ter werden Verunsicherungen, Ängste und Ihre Bereitschaft fördern, für Men- und Vorurteile gegenüber Menschen mit schen mit HIV ein Berufsumfeld zu schaf- ZUR ARBEItSWELt HIV abgebaut. Gleichzeitig können Miss- fen, in dem sie sich aufgenommen und ak- verständnisse und potenzielle Konflikte zeptiert fühlen. Damit eröffnen Sie ihnen Die Chancen nutzen: HIV-positive Beschäftigte erfolgreich in den im Betrieb bereits im Ansatz vermieden zugleich eine berufliche Perspektive. werden. Betrieb zu integrieren, fördert ein gutes und offenes Betriebsklima Darüber hinaus können Arbeitgebe- rinnen und Arbeitgeber mit dazu beitra- Mit dieser Broschüre möchten wir das ten in normalen Beschäftigungsverhältnis- gen, dass HIV-positive Mitarbeitende über Interesse für die Belange von Menschen sen in den unterschiedlichsten Bereichen. ihre Rechte umfassend informiert wer- mit HIV – insbesondere in der Arbeitswelt – Und das nicht ohne Grund: HIV-posi- den. Mit solchen Aufklärungs- und Un- stärken. Sie beantwortet Fragen zu HIV tive Beschäftigte können HIV im Arbeits- terstützungsmaßnahmen vermitteln sie im Kontext von Arbeit und beleuchtet das alltag nicht übertragen. Sie sind bei ange- zugleich Offenheit und Aufgeschlossen- thema aus dem Blickwinkel von Arbeitge- messener medizinischer Behandlung kör- heit für die Belange dieser Menschen. berinnen und Arbeitgebern, Kolleginnen perlich und geistig belastbar und genauso Diese Maßnahmen lassen sich oftmals und Kollegen sowie von HIV-positiven Be- wertvoll für Unternehmen wie alle ande- umso erfolgreicher umsetzen, je mehr zu- mclo / photocase.com schäftigten. ren Beschäftigten. sätzliche Bündnispartnerinnen und Bünd- Heute leben Menschen mit HIV jeden Hinzu kommt, dass es Ausdruck einer nispartner gewonnen werden können. Alters unter uns. Sie können jeden Beruf guten und offenen Unternehmenskultur Überlegen Sie, welche Möglichkeiten der ausüben und die meisten von ihnen arbei- ist, sich mit dem Thema HIV auseinan- Unterstützung bestehen, zum Beispiel 4 5
Gemeinsam arbeiten – HIV/AIDS in der Arbeitswelt ARBEITSFÄHIGKEIT: MENSCHEN MIT HIV KÖNNEN JEDEN BERUF AUSÜBEN! HIV-positive Menschen sind Beschäftigte wie alle anderen auch, von der Ausbildung bis zum Ruhestand Die meisten HIV-positiven Menschen sind im arbeitsfähigen Alter. In der Regel HIV-POSITIVE MENSCHEN SIND GEIStIG UND können sie selbst für ihren Lebensunter- KÖRPERLICH BELASTBAR halt sorgen. Der medizinische Fortschritt hat dazu geführt, dass Menschen mit HIV Menschen mit HIV, die sich für eine me- eine annähernd gleiche Lebenserwartung dikamentöse Behandlung entscheiden, haben wie HIV-Negative. Ein positiver müssen ihre HIV-Medikamente, die auch HIV-test sagt nichts über die Arbeitsfähig- Nebenwirkungen haben, vermutlich ein keit und Belastbarkeit aus. HIV-positive Leben lang einnehmen. Dies ist jedoch Info für BEScHÄfTIGTE Info für füHrUnGSKrÄfTE Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht anders als bei anderen chronisch sind bei angemessener medizinischer Ver- kranken Menschen. Die Behandlung trägt Auch im Berufssalltag macht es Bei angemessener medizinischer sorgung genauso leistungsfähig wie an- mit dazu bei, die körperliche und geistige keinen Unterschied, ob jemand Versorgung sind HIV-positive dere Beschäftigte. Belastbarkeit zu erhalten und krankheits- HIV-positiv oder HIV-negativ ist. Dies Beschäftigte genauso belastbar bedingte Ausfälle zu vermeiden. gilt für alle beruflichen Situationen. und leistungsfähig wie HIV-nega- tive Beschäftigte. Es müssen keine besonderen Vorkehrungen im Betrieb getroffen werden, um HIV-positive Menschen zu beschäftigen. 6 7
Gemeinsam arbeiten – HIV/AIDS in der Arbeitswelt HIV-INFEKTION: KEINE ANSTECKUNGSGEFAHR IM BERUFSALLtAG Im beruflichen Alltag sind grundsätzlich keine besonderen Einschränkungen für Menschen mit HIV erforderlich choja / istockphoto.com HIV ist die Abkürzung für „Humanes Immundefizienz-Virus“ oder übersetzt: „Menschliches Abwehrschwäche-Virus“. HIV schädigt die körpereigenen Abwehr- Info für BEScHÄfTIGTE „Im Job kann man sich nicht mit HIV kräfte, also das Immunsystem. Im Ver- Im alltäglichen beruflichen Miteinan- anstecken!“ gleich zu anderen Krankheitserregern wie der besteht keine Infektionsgefahr. Dr. Dieter Mitrenga, Vorsitzender der Landeskommission AIDS NRW und Ärztlicher Direktor des Krankenhauses der Augustinerinnen zum Beispiel Grippeviren ist es aber nur Händeschütteln, Umarmungen, schwer übertragbar. Infektiös können Husten, Niesen, gemeinsame Toilet- Blut, Sperma, Scheidenflüssigkeit und tennutzung usw. sind vollkommen gekräften, Ärztinnen und Ärzten mit ihren der Flüssigkeitsfilm auf der Schleimhaut unbedenklich. Patientinnen und Patienten besteht kein des Enddarms sein. HIV-belastete Flüs- Infektionsrisiko (auch nicht bei zahnärzt- sigkeiten müssen in die Blutbahn einer lichen Behandlungen). Dies gilt auch für Info für füHrUnGSKrÄfTE anderen Person gelangen. Dies kann nur oder Schweiß sowie Urin und Kot infek- Personen, die in erzieherischen Berufen Es besteht keine Gefahr, dass HIV- über Verletzungen bzw. offene Wunden tiös. Sanitäranlagen und Geschirr oder oder der Gastronomie arbeiten. So be- positive Beschäftigte das Virus wäh- geschehen oder bei intensivem Schleim- Besteck können bedenkenlos gemeinsam steht zum Beispiel bei sachgerechtem rend der Arbeit übertragen können, hautkontakt durch ungeschützten Ge- genutzt werden. Umgang keine Infektionsgefahr, wenn weder im Kreis der Kolleginnen und schlechtsverkehr. Eine Ansteckungsge- eine HIV-positive Erzieherin ein Kind Kollegen noch bei Kontakten mit fahr im Berufsalltag besteht somit nicht. mit Nasenbluten versorgt oder sich ein Kundinnen und Kunden. Menschen mit Sie müssen sich im Umgang mit ÜBLICHE HYGIENEMASSNAHMEN HIV-positiver Koch in der Küche in den Fin- HIV müssen also bei der Aufgabenzu- HIV-positiven Kolleginnen und Kollegen BIEtEN SIcHERHEIt ger schneidet. Auch in Handwerksberu- ordnung nicht besonders behandelt oder Kundinnen und Kunden also keine fen mit einem Verletzungsrisiko wie zum werden. Sie können grundsätzlich jede Sorgen machen. Durch normale sozia- Allgemein gilt: Wer im Berufsalltag die Beispiel im Friseur-, Bäckerei- oder Metz- Aufgabe wahrnehmen. Dies gilt für le Kontakte, wie zum Beispiel Hände- allgemein üblichen Arbeitsschutz- und gereihandwerk bestehen keine Über- den medizinischen Bereich genauso schütteln oder Umarmungen, und auch Hygienemaßnahmen beachtet, kann sich tragungsrisiken, weder durch Personen wie für das Handwerk, den Einzel- durch Husten oder Niesen kann HIV nicht und andere nicht anstecken. Dies gilt noch durch Arbeitsgeräte. handel, die Gastronomie und alle übertragen werden. Ebenso wenig ist der auch für Personen in Gesundheitsberu- anderen Branchen. Kontakt zu Speichel, Tränenflüssigkeit fen. Beim alltäglichen Umgang von Pfle- 8 9
Gemeinsam arbeiten – HIV/AIDS in der Arbeitswelt bikeriderlondon / shutterstock.com dürfen ohne Bedenken und rechtliche suchung vorgesehen, in der der allge- Folgen falsche Angaben gemacht wer- meine Gesundheitszustand überprüft den. Im umgekehrten Fall gilt: Wird eine werden soll. Auch hier ist ein HIV-test HIV-Infektion unfreiwillig oder freiwillig weder verpflichtend noch erforderlich. RECHTE VON MENSCHEN öffentlich, darf dies weder zu Benachtei- ligungen, erst recht nicht zu einer Kündi- Wird er dennoch angestrebt, muss zuvor ausdrücklich das Einverständnis der zu MIt HIV gung, führen. Da Menschen mit HIV grundsätzlich untersuchenden Person eingeholt wer- den. Eine Ablehnung des tests darf keine HIV-Positive sind nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz arbeitsfähig und überall einsetzbar sind, negativen Folgen haben. besonders geschützt existieren auch keine rechtlichen Grund- Berufsbedingte Gesundheitsunter- lagen, HIV-positive Menschen anders zu suchungen werden in der Regel von Amts- behandeln als HIV-negative Menschen. und Betriebsärztinnen oder -ärzten Rechtliche Rahmenbedingungen, wie besteht auch keine namentliche Melde- Menschen mit HIV können in der Regel durchgeführt, die ebenfalls der ärztlichen zum Beispiel das Allgemeine Gleichbe- pflicht ihrer HIV-Infektion. Dies gilt eben- auch bis zum Erreichen des Rentenalters Schweigepflicht unterliegen und keine handlungsgesetz, bieten Menschen mit so und insbesondere für die Arbeitswelt. arbeiten. Es sind überwiegend Informati- HIV-Testergebnisse mitteilen dürfen. Sie HIV besonderen Schutz im Arbeitsleben. Auch in Branchen, in denen eine An- onsdefizite, die zu besonderen, oft auch müssen lediglich angeben, ob die unter- Wer dennoch aufgrund der HIV-Infektion steckungsgefahr vermutet wird, besteht diskriminierenden Handlungen gegen- suchte Person für eine Tätigkeit geeignet am Arbeitsplatz ausgegrenzt wird oder keine Auskunftspflicht oder Verpflich- über HIV-positiven Menschen in Betrie- ist oder nicht. Die Diagnose spielt dabei Nachteile erleidet, hat das Recht auf sei- tung, sich testen zu lassen: Dies gilt ben führen. Rechtlich sind sie in der Regel keine Rolle – ein positiver HIV-Status ner Seite. ebenfalls für Berufe im Gesundheitsbe- nicht begründet. sagt nichts über die Arbeitsfähigkeit der reich (zum Beispiel in der medizinischen Betroffenen aus. Menschen, die positiv OFFENLEGUNG EINER Versorgung, der Pflege, im Labor, in der auf HIV getestet werden und sich Sorgen Physiotherapie), in der Gastronomie und KEIN HIV-TEST BEI DER darüber machen, wie mit ihren persön- HIV-INFEKTION IST NICHT Lebensmittelbranche, im Handwerk, bei EINStELLUNGSUNtERSUcHUNG lichen Gesundheitsdaten umgegangen VERPFLICHTEND Polizei und Feuerwehr sowie im päda- wird, sollten die untersuchenden Ärz- HIV-positive Menschen müssen sich gogischen Bereich. Wird dennoch unzu- In vielen Berufen bzw. Beschäftigungs- tinnen und Ärzte ausdrücklich auf die niemandem gegenüber offenbaren und es lässig nach einer HIV-Infektion gefragt, verhältnissen ist eine Einstellungsunter- Schweigepflicht ansprechen. 10 11
Gemeinsam arbeiten – HIV/AIDS in der Arbeitswelt gungsschutz für HIV-positive und andere KÜNDIGUNGSSCHUTZ FÜR chronisch erkrankte Arbeitnehmerinnen MENScHEN MIt HIV und Arbeitnehmer gestärkt. Es hat aus- geführt, dass nach den entsprechenden Betriebe und Mitarbeitende, die sich rechtlichen Vorgaben die HIV-Infektion dusklog / photocase.com stets fair verhalten und die Rechte von die Merkmale einer Behinderung erfüllt HIV-positiven Beschäftigten bzw. Kolle- und damit das Allgemeine Gleichbehand- ginnen und Kollegen beachten, vermei- lungsgesetz (AGG) auch für Menschen den dadurch bereits im Ansatz juristische mit HIV Anwendung findet. Auseinandersetzungen. Kommt es ge- Demnach ist eine Kündigung aufgrund genüber Menschen mit HIV im Betrieb der HIV-Infektion – auch während der jedoch zu diskriminierenden Verhaltens- Probezeit – diskriminierend und somit HIV-POSITIVE MENSCHEN IM BERUFSLEBEN: weisen und Entscheidungen, sollten sich unzulässig, sofern Arbeitgeberinnen und die Betroffenen dagegen wehren und Arbeitgebern eine Beschäftigung möglich SITUATIONEN, REAKTIONEN UND LÖSUNGSWEGE mögliche rechtliche Schritte prüfen. und zumutbar ist. Dies gilt ebenfalls für Aufklärung und Aufgeschlossenheit helfen, HIV-positive Menschen Das Bundesarbeitsgericht in Erfurt Kündigungen in sensiblen Bereichen, wie hat mit seinem Urteil vom 19. Dezem- beispielsweise in medizinischen Berufen. erfolgreich ins Berufsleben zu integrieren ber 2013 (Az.: 6 AZR 190/12) den Kündi- Etwa zwei Drittel der rund 78.000 Menschen in Deutschland, die mit HIV leben, sind erwerbstätig. Sie sind genau- so zuverlässig, motiviert und engagiert 78 000 Menschen in Deutschland leben mit HIV/AIDS wie ihre Kolleginnen und Kollegen und Info für BEScHÄfTIGTE HIV-positive Kolleginnen und Kollegen Info für füHrUnGSKrÄfTE HIV-positive Beschäftigte sind nicht genauso verletzlich, überfordert oder auf Unterstützung angewiesen wie andere 18 000 Menschen in NRW leben mit HIV/AIDS haben dieselben Rechte und Pflichten verpflichtet, ihren HIV-Status zu auch. Vor allem wünschen sie sich einen wie alle anderen Beschäftigten. Ein melden, und dürfen nicht zu einem Berufsalltag frei von Stigmatisierung und offener kollegialer Umgang miteinan- HIV-Test gezwungen werden. Auch Diskriminierung. Unternehmen, die Men- der trägt zur Fairness bei und hilft Betriebsärztinnen und -ärzte sind schen mit HIV gegenüber aufgeschlossen Etwa zwei Drittel der Menschen, die mit auch, rechtliche Konflikte zu vermeiden. zum Stillschweigen verpflichtet. sind und auf gezielte Informationen und HIV/AIDS leben, sind erwerbstätig. Sie sind im Durchschnitt nicht häufiger krank- Bei einer Einstellungsuntersuchung Aufklärung für ihre Belegschaft setzen, geschrieben als andere Beschäftigte. ist ein HIV-Test grundsätzlich nicht vermeiden dadurch angstbesetzte und (Stand 12/2012) erforderlich. negative Reaktionen gegenüber Beschäf- tigten mit HIV in ihrem Betrieb. 12 13
Gemeinsam arbeiten – HIV/AIDS in der Arbeitswelt UlrikeA / photocase.com sich die Reaktionen von Beschäftigten, Vorgesetzten und Kundschaft wechsel- DAS VERHALTEN VON MENSCHEN seitig verstärken. Sei es, dass hinter dem MIt HIV ISt tEILWEISE Rücken geredet und ihnen ausgewichen GEPRÄGT DURCH ÄNGSTE wird, dass sie nur noch für bestimmte Aufgaben und Tätigkeiten eingesetzt oder Menschen, die ein positives HIV- dass sie sogar beleidigt und offen aus- Testergebnis erhalten, geraten häufig gegrenzt werden: Bevor sich solche Ver- in eine Krise. Nicht nur das Ergebnis der OFFENE KOMMUNIKATION BEUGT haltensweisen verselbstständigen, sollte Untersuchung muss verarbeitet werden, VERUNSICHERUNG VOR man den Mut haben, aufkeimende Sor- sondern auch die Veränderungen, die gen und Ängste anzusprechen und durch durch die neue Lebenssituation ausgelöst Die Umfrage „positive stimmen“ der klärende Gespräche abzubauen. werden. Die Ansteckung mit HIV, aber Deutschen AIDS-Hilfe hat ergeben, dass auch Sorgen und Ängste sowie mangeln- die meisten HIV-positiven Menschen es des Verständnis und fehlender Rückhalt vermeiden, mit ihrer Infektion offen um- stellen für viele Menschen mit HIV eine zugehen, gerade auch im Berufsalltag. Für vielfältige psychische Belastung dar. In ihr Schweigen sind insbesondere Ängs- dieser Situation fürchten viele auch um te vor Diskriminierung, einem Karriere- ihre existenzsichernde Arbeit. Dies kann Info für füHrUnGSKrÄfTE dazu führen, dass sich die Betroffenen knick oder dem Jobverlust entscheidend. Die überwiegende Anzahl der Befragten, Die meisten Menschen mit HIV sind zunehmend isolieren und dadurch zu- Info für BEScHÄfTIGTE die im Jahr zuvor ihren Job verloren hat- erwerbstätig. Aus Sorge vor Diskrimi- sätzlich in eine schwere psychische Belas- ten, führten dies auf ihre HIV-Infektion nierung wird die HIV-Infektion häufig Das Verschweigen einer HIV-Infekti- tungssituation geraten. zurück. Ihrer Erfahrung nach war die Ur- verschwiegen. Mit einer aufgeklärten on belastet viele Menschen mit HIV, Viele Verhaltensweisen von HIV-posi- sache für den Arbeitsplatzverlust nicht und offenen Unternehmenskultur wird auch im Arbeitsalltag. Offenes und tiven Menschen in der Arbeitswelt sind ihr Gesundheitszustand, sondern diskri- die Integration von Menschen mit HIV tolerantes Verhalten unter Mitarbei- durch Ängste geprägt: Dies kann auch minierendes Verhalten. in den Betrieb gefördert, Verunsiche- tenden fördert gegenseitiges Vertrau- zu Überreaktionen führen, wenn es bei- Diskriminierungen gegenüber Men- rungen und Vorurteile lassen sich so auf en, eine ehrliche Kommunikation und spielsweise während der Arbeit zu Ver- schen mit HIV entstehen, nicht selten allen Seiten verhindern und abbauen. beugt Missverständnissen vor. letzungen kommt und dem Verdacht vor- auch unbeabsichtigt, vor allem, wenn gebeugt werden soll, andere gefährdet 14 15
Gemeinsam arbeiten – HIV/AIDS in der Arbeitswelt erreichen häufig ein vertrauensvolles und oder einem HIV-positiven Beschäftigten angstfreies Miteinander im Betrieb und verhalten sollen, sprechen Sie Ihre Un- verringern so das Risiko für Stress bei der sicherheit an, anstatt der Person und Arbeit und innerbetriebliche Konflikte. dem thema HIV auszuweichen – oder Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber diskriminierend zu agieren. Ehrlichkeit können Menschen mit HIV aber auch hilft häufig, das Eis zu brechen. Sprach- gezielt fördern, zum Beispiel durch Fort- losigkeit oder Angst können dann einem bildungen. Damit geben sie zu verstehen, selbstverständlichen und respektvollen dass sie auf die persönliche Qualifikation Umgang miteinander weichen. zu haben, obwohl eine solche Gefahr gar oder Arbeitgeber, als Kollegin oder Kollege, und auf eine zukünftige Mitarbeit der Be- nicht besteht. als Kundin oder Kunde oder als Dienstleis- troffenen im Unternehmen setzen, und Einige Menschen mit HIV steigern aus terin oder Dienstleister mit ihnen umge- kommunizieren dies auch nach außen in Angst auch ihr Arbeitspensum. Damit hen. Unternehmen, in denen ein offener die Belegschaft. wollen sie sich selbst, aber auch den Vor- Umgang gelebt und dem thema HIV mit gesetzten und Mitarbeitenden beweisen, Gelassenheit und Offenheit begegnet wird, OFFENHEIT UND VERTRAUEN beruflich voll leistungsfähig zu sein. ERLEIcHtERN DEN UMGANG MIt Andere sind einfach nur „gelähmt vor DER HIV-INFEKTION Angst“: Ihre Befürchtung, abgelehnt oder Info für füHrUnGSKrÄfTE benachteiligt zu werden und keine Zu- Viele Menschen sprechen auf der Ar- Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber Info für BEScHÄfTIGTE kunft zu haben, kann dazu führen, dass beit nicht gerne über gesundheitliche können im Umgang mit HIV-posi- ihre Arbeitsfähigkeit erheblich in Mitlei- Menschen mit HIV sind oft unsicher, Probleme, auch aus Angst davor, dass tiven Beschäftigten Vorbild sein. Ein denschaft gezogen wird. ob sie sich „outen“ sollen, oder haben dies möglicherweise Nachteile mit sich respektvoller Umgang mit ihnen, Angst vor einem „Zwangsouting“, da bringt. Menschen mit HIV, die sich dazu eine transparente Kommunikation DER UMGANG MIt DER sie negative Konsequenzen für sich entschließen, offen mit ihrer Infektion auf und Aufklärung über HIV und AIDS HIV-INFEKTION SPIEGELT DAS befürchten. Durch kollegiale Offenheit, der Arbeitsstelle umzugehen, haben da- helfen, mögliche Ansteckungs- und BETRIEBSKLIMA aber auch Einfühlungsvermögen für für Respekt verdient. Denn sie sind nicht Berührungsängste abzubauen. Denn die Situation können Verunsicherungen dazu verpflichtet, ihre HIV-Infektion of- Angst und Unwissenheit sind häufig Wie HIV-positive Menschen mit ihrer und Ängste der Betroffenen überwun- fenzulegen. die Ursache für Stigmatisierung und Infektion umgehen, ist häufig also nur eine den werden. Wenn Sie als Kollegin oder Kollege Diskriminierung. Reaktion darauf, wie Sie als Arbeitgeberin nicht wissen, wie Sie sich gegenüber einer 16 17
Gemeinsam arbeiten – HIV/AIDS in der Arbeitswelt FÜRSORGE FÜR MENSCHEN MIT HIV – AUSDRUCK EINER GUTEN UNTERNEHMENSKULTUR complize / photocase.com Für ein offenes und vertrauensvolles Klima im Betrieb sind Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber gefragt Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber schaffen sie im Betrieb ein offenes Klima, „In NRW gibt es 12.000 HIV-positive Arbeitnehmer und Arbeit- haben ihren Beschäftigten gegenüber das nicht nur für eine gute Kollegialität nehmerinnen. Es ist dringend erforderlich, alle arbeitsmarktpolitischen eine Fürsorgepflicht. Sie sollen sicher- sorgt, sondern auch das Erreichen der Akteure und Akteurinnen wie auch Betroffene besser zu informieren stellen, dass alle Mitarbeitenden gleich Unternehmensziele insgesamt fördert. und zur Integration in Arbeit und Beruf zu motivieren.“ behandelt und ihre Rechte nicht verletzt Dadurch wird der Entstehung von Aus- Christa Bietau, stellvertretende Vorsitzende der Landeskommission AIDS NRW und Fachkraft Prävention & Beratung zu HIV/AIDS und anderen sexuell übertragbaren Infektionen, Gesundheitsamt Essen werden. Hierzu gehört auch der Schutz grenzungen und Diskriminierungen sowie der Persönlichkeit und Gesundheit jeder Mobbing erfolgreich entgegengewirkt. einzelnen Person im Betrieb. Dies gilt HIV-positive Beschäftigte werden ermu- freien Umgang mit Menschen mit HIV in gebenenfalls auch durch entsprechende selbstverständlich auch für HIV-positive tigt, sich gegen Mobbing und die Vor- den Unternehmensleitlinien für die ge- Schulungen, näher kommunizieren und Beschäftigte. stufen zu wehren sowie aufkommende samte Belegschaft verankern. Auch der Informationen darüber bereitstellen. Probleme anzusprechen. Indem sie der Betriebsrat oder Menschen, die sich in WISSEN SCHÜTZT VOR Belegschaft alle wichtigen Informationen der betrieblichen Gesundheitsfürsorge GESAMtE BELEGScHAFt DISKRIMINIERUNG zu HIV vermitteln, fördern sie bei allen engagieren, können hier eingebunden PROFITIERT VOM GESUNDHEITS- Beschäftigten einen angst- und vorurteils- werden. Sie können dieses Thema, ge- MANAGEMENt Unternehmensführungen und Beleg- freien Umgang mit Menschen mit HIV. schaften, die gut über HIV informiert sind, Werden Mitarbeiterinnen und Mit- können zu HIV-positiven Beschäftigten in UNTERNEHMENSSTRUKTUREN arbeiter in einem Betrieb Diskriminie- der Regel ein unbelastetes Verhältnis auf- NUTZEN UND ANPASSEN rung und Mobbing ausgesetzt, leidet Info für füHrUnGSKrÄfTE bauen. Auf diese Weise werden Benach- die psychische Gesundheit. HIV-negati- teiligung, Diskriminierung oder Mobbing Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber Bei Anzeichen von Diskriminierung und ve wie HIV-positive Menschen können gegenüber HIV-positiven Kolleginnen und haben viele Möglichkeiten, um positive Mobbing aufgrund einer HIV-Infektion ist am Arbeitsplatz aus unterschiedlichen Kollegen vorgebeugt. Näheres Wissen Zeichen im Umgang mit Beschäftigten umfassende Aufklärung zu HIV geboten. Gründen belastende Situationen erle- über HIV hilft Arbeitgeberinnen und Ar- mit HIV zu setzen. So können sie sich zum Es ist notwendig, sich mit den Betrof- ben. Ein Betrieb, der auch die psychi- beitgebern auch, mögliche negative Ent- Beispiel bei akuten gesundheitlichen Pro- fenen solidarisch zu erklären. Ein vor- schen Belastungen von Mitarbeitenden wicklungen frühzeitig zu erkennen und blemen demonstrativ vor HIV-positive bildhaftes und motivierendes Verhalten ernst nimmt, fördert die Gesundheit und ihnen wirksam entgegenzutreten. In ih- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stel- gegenüber HIV-positiven Beschäftigten Leistungsfähigkeit aller Beschäftigten, un- rer Vorbildfunktion können sie Akzeptanz len. Sie können auch noch einen Schritt kommt dem gesamten Betrieb zugute. abhängig davon, was die Ursachen dieser und Respekt vorleben und einfordern. So weitergehen und einen diskriminierungs- Probleme sind. 18 19
Gemeinsam arbeiten – HIV/AIDS in der Arbeitswelt DIVERSITY: VIELFALt BEREIcHERt AUcH DIE ARBEItSWELt Eine offene und vielfältige Kultur ist eine Bereicherung für alle Unternehmen und fördert einen angemessenen Umgang mit HIV Mit Diversity oder Vielfalt sind alle Un- nagement im Personalwesen und in Kon- stockwerk23 / photocase.com terschiede gemeint, welche die mensch- zepten zur Unternehmensführung veran- liche Individualität auszeichnen. Dazu kert. Dadurch stellen sie sicher, dass diese gehören Geschlecht, Alter, sexuelle Iden- Vielfalt mit all ihren chancen für den Be- tität, Behinderung, Religion und Weltan- trieb beachtet und genutzt wird. Zugleich schauung ebenso wie ethnische, kultu- übernehmen sie Verantwortung, indem relle und soziale Herkunft, Nationalität, sie die Vielfalt fördern, aber auch dadurch Familienstand, Ausbildung und Berufs- schützen, dass sie sich gegen Ausgren- erfahrung – aber auch die persönliche zung und Diskriminierung einsetzen. Gesundheit. Diese Vielfalt bildet einen der Belegschaft erhöhen. Zugleich wird beitende mit HIV vorurteilsfrei akzeptiert Facettenreichtum menschlichen Lebens Konflikten vorgebeugt, die Arbeit und Pro- werden, nutzen ihre Potenziale besser ab, der auch in der Arbeitswelt genutzt UMGANG MIt HIV ISt tEIL DES duktivität der Mitarbeitenden behindern und haben starke Ressourcen, um He- werden kann. DIVERSITY MANAGEMENTS können. In einem offenen Betriebsklima rausforderungen kreativ zu meistern. Viele Unternehmen haben den beson- können alle Beschäftigten mit ihren unter- deren Wert, der in dieser Vielfalt steckt, Auch HIV in der Arbeitswelt ist ein schiedlichen Anliegen zu Wort kommen bereits erkannt und ein Diversity Ma- thema des Diversity Managements. Un- und gehört werden. Die Wertschätzung ternehmen stellen hier nicht nur sicher, einer oder eines jeden einzelnen Beschäf- dass HIV-positive Mitarbeitende nicht tigten führt zugleich zu einer positiven diskriminiert werden, sondern fördern Einstellung gegenüber Kolleginnen und und erhalten auch ihre Arbeitskraft, ihr Info für füHrUnGSKrÄfTE Info für BEScHÄfTIGTE Kolleginnen mit HIV. Suchen Sie das Ge- Know-how und ihre Erfahrungen. spräch mit den Beschäftigten und über- Zur Vielfalt eines Unternehmens Alle Beschäftigten eines Betriebs erfüllen verschiedene Kriterien der Durch einen offenen Umgang mit prüfen Sie, ob in Ihrem Betrieb noch Hin- gehören auch Beschäftigte mit HIV. Vielfalt. Wer sich anderen Erfahrun- HIV-positiven Beschäftigten können im dernisse für Menschen mit HIV bestehen. Neben ihrer beruflichen Qualifikation gen, vor allem auch solchen von Betrieb auch Synergieeffekte erzielt wer- Diese Hindernisse lassen sich durch klare bringen sie vielfältige Erfahrungen Menschen mit HIV, öffnet, hilft den. Wo Vielfalt gelebt und nicht aufgrund Informationen, Aufklärung und transpa- ein, die zum Vorteil für den Betrieb Vorurteile abzubauen und kann in der von Vorurteilen ausgegrenzt wird, ent- rente Kommunikation abbauen. und die gesamte Belegschaft genutzt Regel besser mit Konflikten umgehen. steht eine Unternehmenskultur, die das Unternehmen, die auf Vielfalt in der werden können. Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit Belegschaft setzen und in der auch Mitar- 20 21
Gemeinsam arbeiten – HIV/AIDS in der Arbeitswelt Gemeinsam arbeiten – HIV/AIDS in der Arbeitswelt WEITERFÜHRENDE INFORMATION aidshilfe.de heiten mit Richtlinien, Empfehlungen nrw.aidshilfe.de welt-aids-tag.de Informationen zum Leben mit HIV, Safer und gutachterlichen Stellungnahmen zur Landesverband Aidshilfe NRW mit über Die Internet-Plattform der Gemeinschafts- Sex und Safer Use sowie zu den Mitglieds- Prävention von Viruserkrankungen. 40 Mitgliedsorganisationen in ganz Nord- aktion der BZgA, der Deutschen AIDS-Hilfe organisationen des Bundesverbands der rhein-Westfalen. und der Deutschen AIDS-Stiftung zum Deutschen AIDS-Hilfe. gib-aids-keine-chance.de Welt-Aids-tag am 1. Dezember jeden Jahres. Das Portal bietet Informationen, Daten posithivhandeln.de antidiskriminierungsstelle.de und Fakten zu HIV, AIDS und anderen se- Informationen zum Leben mit HIV, Posi- vak-nrw.de Informationen zum Allgemeinen Gleich- xuell übertragbaren Krankheiten. tivenselbsthilfe und zur politischen Arbeit Die Internetseite des Verbands der Aids- behandlungsgesetz und u. a. ein Über- im themenfeld „Leben mit HIV in NRW“. koordinatorinnen und -koordinatoren NRW blick über die Auswirkungen der aktu- ilo.org/berlin stellt Informationen zu der HIV- und AIDS- ellen Rechtsprechung des Europäischen Die Internationale Arbeitsorganisation positive-stimmen.de arbeit in NRW zur Verfügung und benennt Gerichtshofs auf die Rechte chronisch (ILO) ist eine Sonderorganisation der Ver- „positive stimmen“ ist ein von Menschen die Beratungsstellen der Gesundheits- kranker Menschen. einten Nationen. Sie ist zuständig für die mit HIV getragenes Projekt zur Auseinan- ämter, die zumeist auch Beratung und Formulierung und Durchsetzung inter- dersetzung mit Stigmatisierung und Dis- Information zu HIV und Arbeit anbieten. bmg.bund.de/praevention/ nationaler Arbeits- und Sozialstandards, kriminierung. nationaler-aids-beirat auch im Kontext von HIV und AIDS. Als Beratungsgremium des Bundesmi- rki.de nisteriums für Gesundheit begleitet der KomNet.nrw.de Die Internetseite des Robert Koch-Insti- veynern / photocase.com Nationale AIDS-Beirat die Politik der Bun- Bei KomNet können Sie sich einen Über- tuts für Gesundheitsberichterstattung in desregierung. blick zum Problemfeld „Mobbing“ ver- Deutschland und den Bundesländern zu schaffen und diesen bei Bedarf durch HIV und AIDS. daignet.de eine telefonische Beratung ergänzen. Die Die Internetseite der Deutschen AIDS- MobbingLine Nordrhein-Westfalen (Tele- Gesellschaft mit Informationen zu HIV fon: 0211/8371911) vernetzt landesweit und AIDS sowie zu verschiedenen For- Beratungsangebote der Kirchen sowie schungsprojekten. gemeinnütziger Institutionen und ermög- licht eine persönliche und vertrauliche dvv-ev.de Beratung zur Bewältigung eines Mob- Die Internetseite der Deutschen Verei- bingproblems. nigung zur Bekämpfung der Viruskrank- 22 23
Gemeinsam arbeiten – HIV/AIDS in der Arbeitswelt Gemeinsam arbeiten – HIV/AIDS in der Arbeitswelt EMPFEHLUNG DER LANDESKOMMISSION AIDS ZUM UMGANG MIt MENScHEN MIt HIV/AIDS IN DER ARBEItSWELt Berufsalltag ausgeschlossen. Menschen sich aktiv an Maßnahmen zur Verbesse- mit chronischen Erkrankungen müssen rung des Kenntnisstandes, zum Abbau nachteilsfrei am Arbeitsleben beteiligt von Diskriminierung und zur teilhabe von EmpfEHlUnG DEr lAnDESKommISSIon AIDS werden. Dies gilt auch für Menschen, die Menschen mit HIV am Arbeitsleben zu Die Empfehlung der Landeskommission AIDS ist hier in Auszügen wiedergegeben. Den vollständigen Text finden Sie unter: mit HIV leben. beteiligen: mgepa.nrw.de/gesundheit/praevention/aids Die Frage des Arbeitgebers nach einer • öffentliche und private Arbeitgeber HIV-Infektion ist grundsätzlich nicht zu- und ihre Verbände, lässig. Wird die Frage trotzdem gestellt, • Agenturen für Arbeit, Jobcenter, Die Landeskommission AIDS empfiehlt an der Arbeitswelt Beteiligten nicht be- kann die Bewerberin oder der Bewerber • Aus-, Fort- und Weiterbildungsein- der Landesregierung, auf die in der kannt. Hier ist eine Informationsoffensive die Antwort verweigern oder die Frage richtungen, Berufskollegs, Arbeitswelt Verantwortlichen zuzugehen, notwendig, die die unterschiedlichen In- nicht wahrheitsgemäß beantworten. Die • Berufsgenossenschaften, um Menschen mit HIV die gleichbe- stitutionen und Gruppierungen erreicht. Durchführung eines HIV-tests im Rah- • Betriebsräte und Gewerkschaften, rechtigte und nachteilsfreie Teilhabe am Über die Wissensvermittlung hinaus dür- men einer Einstellungsuntersuchung auf • Einrichtungen, Verbände und Fach- Arbeitsleben („Inklusion“)1 zu ermögli- fen die emotionalen Aspekte nicht ver- Verlangen des Arbeitgebers ist ebenfalls personal des Gesundheitswesens, chen. Menschen mit HIV tragen zur Viel- nachlässigt werden. grundsätzlich nicht zulässig. • Institutionen des zweiten Arbeits- falt der am Arbeitsleben Beteiligten bei Erlangt die untersuchende Ärztin oder marktes, („Diversity Management“)2. Welche Informationen müssen vermittelt der untersuchende Arzt dennoch Kennt- • Kranken- und Rentenversicherungen Handlungsbedarf besteht vor allem darin: werden? nis über eine vorliegende HIV-Infektion, sowie • Ängste abzubauen, Eine Übertragung von HIV auf Dritte ist im darf sie oder er den potenziellen oder be- • Medien. • Diskriminierung zu beenden, reits bestehenden Arbeitgeber darüber • Menschen mit HIV über ihre Rechte nicht informieren, sondern unterliegt der Wichtiger Ansatzpunkt für eine Ver- 1 Ziel der Inklusion ist, dass jeder Mensch in seiner Indi- aufzuklären sowie vidualität von der Gesellschaft akzeptiert wird. Er soll die ärztlichen Schweigepflicht. Auskunft darf besserung des Kenntnisstandes ist die • sie zur aktiven Teilnahme am Arbeits- Möglichkeit haben, in vollem Umfang an allen Lebens- nur über die Eignung für den entspre- Aufnahme des themas „HIV und Arbeits- bereichen der Gesellschaft teilhaben beziehungsweise leben zu ermutigen. chenden Arbeitsplatz gegeben werden. welt“ in ärztliche und vor allem in be- teilnehmen zu können. Dazu sind vor allem folgende Maßnahmen 2 Diversity Management ist eine Unternehmensstrate- triebsärztliche und arbeitsmedizinische geeignet: gie, um soziale Vielfalt konstruktiv zu nutzen. Individu- curricula sowie in betriebsärztliche Fort- elle Unterschiede der Beschäftigten werden im Sinne einer positiven Wertschätzung besonders hervorgeho- BÜNDNISPARTNERINNEN UND bildungen für Arbeitnehmerinnen und ben. Gleich, ob die Unterschiede äußerlich sichtbar (z.B. -PARTNER GEWINNEN Arbeitnehmer. Alter, Geschlecht) oder subjektiv sind (z.B. Lebensstil, sexu- INFORMIEREN elle Orientierung), sollen sie für den Unternehmens- erfolg nutzbar gemacht werden. Damit dies gelingt, Vorrangig sollten folgende Institutionen müssen soziale Diskriminierungen von Minderheiten Zeitgemäße Informationen zum Umgang verhindert und die Chancengleichheit der Beschäftigten und Gruppierungen der Arbeitswelt in- mit HIV-positiven Menschen sind vielen verbessert werden. formiert und dafür gewonnen werden, 24 25
Gemeinsam arbeiten – HIV/AIDS in der Arbeitswelt Gemeinsam arbeiten – HIV/AIDS in der Arbeitswelt MENSCHEN MIT HIV IM BERUFS- PRÄVENTION EINER HIV-ÜBER- • Henderson, D.K. et al. for the Society AnHAnG LEBEN INFORMIEREN, BERATEN TRAGUNG VON HIV-POSITIVEN for Healthcare Epidemiology of Ame- UND UNTERSTÜTZEN MITARBEITERINNEN UND MIT- rica (SHEA): SHEA Guideline for Ma- ARBEITERN AUF PATIENTINNEN nagement of Healthcare Workers HIV-positive Arbeitnehmerinnen und Ar- NICHT INFEKTIONSRELEVANTE UND PATIENTEN who are Infected with Hepatitis B Vi- beitnehmer müssen einen niedrigschwel- UND INFEKTIONS- rus, Hepatitis C Virus, and/or Human ligen Zugang zu Information und Unter- RELEVANTE SITUATIONEN Immunodeficiency Virus. Infection stützung im themenfeld „HIV und Ar- Welche Standards zur Prävention einer Control and Hospital Epidemiology, beit“ durch die Bündnispartner erhalten. In der Arbeitswelt – auch in Gesundheits- HIV-Übertragung von HIV-positiven Mit- März 2010, Band 31, Nr. 3, S. 203-231 Menschen mit HIV sollen zur teilhabe am berufen – ist eine HIV-Übertragung bei arbeiterinnen und Mitarbeitern auf Pati- Arbeitsmarkt ermutigt und in die Lage Einhaltung der Arbeitsschutz- und Hygie- entinnen und Patienten einzuhalten sind, versetzt werden, ihre Rechte wahrzuneh- neregeln nach menschlichem Ermessen ist den jeweils aktuellen Fachveröffentli- men. Im Umgang mit ihrer Infektion in der ausgeschlossen – außer durch einen „Be- chungen zu entnehmen: Arbeitswelt müssen sie unterstützt werden. rufsunfall“ (z.B. Verletzung mit blutigem • Empfehlungen der Deutschen Ver- Skalpell bei der Behandlung einer HIV-po- einigung zur Bekämpfung der Virus- sitiven Patientin oder eines HIV-positiven krankheiten (DVV) e. V. und der Ge- MIT GUTEM BEISPIEL Patienten). […] sellschaft für Virologie (GfV) e. V. VORANGEHEN Besonders hingewiesen werden muss zur Prävention der nosokomialen an dieser Stelle, dass im Rahmen zahn- Übertragung von Humanem Immun- Die öffentliche Verwaltung und öffent- ärztlicher Behandlung über die Stan- schwäche-Virus (HIV) durch HIV-posi- liche Einrichtungen sollten mit gutem dardhygienemaßnahmen hinaus keine tive Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Beispiel vorangehen, ihre aktuelle Praxis weiteren Anforderungen eingehalten ter im Gesundheitswesen, 2012 überprüfen und gegebenenfalls anpassen werden müssen, um eine HIV-Übertra- • Deutsche AIDS-Hilfe: HIV-Report sowie aktiv für eine nachteilsfreie Beteili- gung zu verhindern (siehe Robert Koch- „Positiv im Gesundheitsbereich. Zur gung von Menschen mit HIV am Arbeits- Institut (Hrsg.): RKI-Ratgeber für Ärzte, Situation von HIV-positiven Ärztin- leben eintreten. HIV/AIDS – Berlin, 2011 unter rki.de). nen, Ärzten und Krankenpflegekräf- Mit der Veröffentlichung des neugefassten Für Berufsunfälle mit tatsächlichem ten“, 2012 Runderlasses „Amtliche Untersuchungen von Infektionsrisiko sind die Deutsch-Öster- Beamtinnen und Beamten sowie Beamten- reichischen Empfehlungen „Leitlinien bewerberinnen und -bewerbern mit einer zur postexpositionellen Prophylaxe der HIV-Infektion“ hat die Landesregierung HIV-Infektion“ in der jeweils aktuellen 2012 ein erstes deutliches Signal gesetzt. Fassung anzuwenden (siehe daignet.de). 26 27
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