Ideen für den Umgang mit der Diagnose: unheilbar krank - Michèle Bowley

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Ideen für den Umgang mit der Diagnose: unheilbar krank - Michèle Bowley
Ideen für den Umgang mit der
Diagnose: unheilbar krank

Michèle Bowley
Ideen für den Umgang mit der Diagnose: unheilbar krank - Michèle Bowley
Ideen für den Umgang mit der Diagnose: unheilbar krank

           Hallihallo
           Anfang 2021 erhalte ich diese Diagnose: Hirnmetastasen,
           inoperabel, Überlebensprognose drei bis sechs Monate.
           Es bricht – nein, nicht eine Welt zusammen – sondern
           eine neue Ära an. Keine Zweifel, keine Angst, keine Trauer.
           Enorme Energie durchströmt mich: Noch einmal Menschen
           inspirieren, das ist mein Wunsch. Und dann loslassen. Und
           Tschüss.

           In den letzten Wochen habe ich zusammen mit Filmema-
           cher Florian Bitterlin einige Punkte zusammengestellt:
           Was tun, wenn wir die Diagnose erhalten, bald zu sterben?
           Die Punkte inspirieren in erster Linie sich mit den Themen
           anzufreunden. Schauen wir hin, verlieren sie den Schre-
           cken. Versprochen. In zweiter Linie bietet der Leitfaden
           nützliche Ideen für den Umgang mit der Diagnose: unheil-
           bar krank.
           Das Ganze widerspiegelt meine Sicht auf die Dinge und
           hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

           Dieses PDF ist Zusammenfassung und Ergänzung zum
           Video.

           Herzlich,
           Michèle

© 2021, Bowley & Bitterlin                                                          2/8
Ideen für den Umgang mit der Diagnose: unheilbar krank

                             1. Am Tag der Diagnose.

                             Nimm am Tag der Diagnose Begleitung mit. Die Diagnose
                             schockiert. Die Chance ist gross, dass du nicht alles hörst,
                             was du hören sollst. Die Begleitung ist distanzierter und hört
                             anderes als du. Ich empfehle eine Vertraute, die sich jedoch
                             emotional abgrenzen kann. Mache sie aufmerksam, dass ihre
                             Aufgabe ist, zu assistieren. So legt sie den Fokus darauf.
                             Bitte deine Begleitung Notizen zu machen oder das Gespräch
                             mit dem Smartphone aufzunehmen.
                             So habt ihr nach dem Gespräch Gedankenstützen.

2. Hilfe annehmen.

Nach der Diagnose stehst du vor zig Behandlungsoptio-
nen, die versprechen, deinen letzten Weg zu erleichtern.
Abschätzen, welcher Weg welche Chancen und Risiken birgt,
ist herausfordernd.
Ich empfehle, eine neutrale Person beizuziehen, um eine
Ordnung zu schaffen. So schätzt du unter Einbezug von
allen Wenn-und-Abers ab, welcher Weg wohin führt. Mach
der Person klar, welchen Auftrag sie hat: Es geht nicht um
psychologische Betreuung. Du brauchst Klarheit über deinen
weiteren Behandlungsweg.
Neutrale Personen: Psychologen, Psychoonkologen,
Seelsorger, Coaches …

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                3. Wem sage ich es wie?

                Du stehst vor der Frage, wem und wie du davon erzählst?
                Achtung: Du setzt dich seit deiner Diagnose mit dem Sterben auseinander.
                Deine Mitmenschen nicht. Dass du bald gehst, führt teils zu heftigen Reaktio-
                nen: Schock, Beschwichtigungen, Lach- oder Weinattacken ... Viele Menschen
                hoffen, dass du weiterlebst.
                Geh behutsam vor – aus Selbstschutz und aus Schutz für die anderen. Über-
                lege dir, wie du deinen Angehörigen Bescheid gibst. Mache sie im Vorfeld
                aufmerksam, dass du eine gewichtige Nachricht überbringen wirst, dann
                bereiten sie sich vor.
                Die Chance! Durch die Konfrontation mit dem Tod steigerst du nach der ersten
                Krise die Lebensqualität vieler Menschen. Ist der Tod erst integriert, lebt es sich
                ganz ungeniert!

4. Du bist erst tot, wenn du tot bist.

Du lebst, du hast Wünsche, du lernst Neues! Was für dein ganzes Leben gilt,
gilt jetzt erst recht: lebe Jetzt, sorg gut für dich, sei aktiv:

aktiv bleiben      etwas Kreatives tun   sich beteiligen   bewusst essen   sich entspannen   sich selbst
                                                                                             annehmen

 um Hilfe            darüber reden       mit Freunden in    Neues lernen     sich nicht
  fragen                                 Kontakt bleiben                     aufgeben

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                             5. Wie willst du liegen?
                             Wie willst du bestattet werden? Hast du einen religiösen
                             Hintergrund oder schwebt dir ein freies Ritual vor? Willst du
                             in einem Sarg liegen oder in der Urne ruhen? Verstreuen wir
                             deine Asche über dem Wasser oder überreichen sie am Fusse
                             eines Baumes den Wurzeln? Was ist deine Version?
                             Die Frage der Bestattung hat eine organisatorische Dimen-
                             sion. Dafür gibt es Beerdigungsfachleute: Bestattungsunter-
                             nehmen, Trauerredner:innen, Kirchen, Ritualgestalter:innen …
                             Die gewichtigere Dimension ist die soziale: Die Bestattung
                             dient deinen Mitmenschen sich würdevoll von dir zu verab-
                             schieden. Beziehe sie in deinen Prozess mit ein. So schaffst
                             du Raum für ihre Wünsche. Gemeinsam findet ihr die richtige
                             Form.

6. Nachlass regeln.
Kümmere dich aktiv um deinen Nachlass.
Ein Testament verfasst du handschriftlich oder lässt du von einem
Anwalt oder Notar aufsetzten und beglaubigen. So kann es weniger
angefochten werden. Je klarer du bist, desto einfacher haben es deine
Nachkommen. Bringe deine individuellen Wünsche ein: Bestimme wer
nach deinem Tod über deine Finanzen und Wertsachen verfügt, kläre
Vollmachten und Berechtigungen.
Darüber hinaus hast du gebundenes Geld: in der Pensionskasse (CH),
der dritten Säule (CH) oder anderen Vorsorgeeinrichtungen. Bist du
unverheiratet und kinderlos, kommt dieses Geld nur jemandem zu
Gute, wenn du sie als Begünstigte einsetzt. Sonst bleibt es auf der
Bank. Schade oder?
Mein Tipp: Hol dir einen Nachlassmanager, der sich um alles küm-
mert. Damit sparst du Nerven und Geld – und gewinnst Zeit für Son-
nenuntergänge und leckere Essen mit deinen Liebsten.

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7. Ballastfrei fliegen?
Gibt es Menschen, mit denen du Streit hast? Schliesse Frie-
den und vergebe. Jetzt! Befrei dich und die anderen von al-
tem Ballast. Mit leichtem, freien Herzen verbringst du deine
restlichen Tage ruhig und gelöst.

Funfact: Achtzig Prozent der Menschen, die zu jemandem
den Kontakt abbrechen, wissen innerhalb eines Jahres nicht
mehr, was der Grund für den Abbruch war :-)

                             8. WOW! Das ist mein Leben?
                             Schreibe auf, was in deinem Leben gelang. Schau liebevoll
                             auf die Dinge, die dich stolz machen. Bade in den Gefühlen
                             der innigen Beziehungen. Fällt auch dir auf? Dinge, die schief
                             gingen, führten dazu, dass andere Dinge richtig gut liefen!
                             Das Konzept von Scheitern und Erfolg findet nur in unserem
                             Kopf statt!

                             Liebevoll auf das eigene Leben schauen? Florian Bitterlin,
                             der Filmemacher und Benedict Dackweiler vom Atelier DA-
                             BENE gestalteten mit mir einen liebevollen Prozess. Ent-
                             standen ist ein digitaler Erinnerungsraum. Vielleicht auch
                             das Richtige für dich?

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           9. Dein Bild.
           Der Sterbeprozess macht Angst? Mach dir
           ein positives Bild davon, was dich nach
           dem Sterben erwartet. Egal ob Seelen-
           wanderung oder “das grosse Nichts” –
           suche dir ein Bild, das du während des
           Sterbens aktiv anstrebst. Es wird dir hel-
           fen, den Weg zu meistern.

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           Florian Bitterlin                   Michèle Bowley
           Der Filmemacher                     Gesundheitspsychologin
           florianbitterlin.ch                 www.psyche-staerken.ch
           +41 79 458 62 15                    info@psyche-staerken.ch
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           Inhalte: Michèle Bowley
           Texte: Michèle Bowley & Florian Bitterlin
           Gestaltung: DABENE.ch

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