Industrial Application of Electrodynamic Fragmentation to Bottom Ashes at the KVA Fribourg, Switzerland - Vivis

 
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Industrial Application of Electrodynamic Fragmentation to Bottom Ashes at the KVA Fribourg, Switzerland - Vivis
Abstract

                                          Industrial Application of
                              Electrodynamic Fragmentation to Bottom Ashes
                                     at the KVA Fribourg, Switzerland
                                                           Alexander Weh

                     This study describes the implementation of the electrodynamic fragmentation within
                     the bottom ash processing plant at the KVA Fribourg, Switzerland. The smart combi-
Rückstände aus MVA

                     nation of the existing dry and new installed wet processing allows the direct treatment
                     of bottom ash after extraction without intermediate storage. The systematic commissi-
                     oning accepts optimizations and adjustments without disturbing the general operation.
                     This strategy delivered a robust and efficient plant to the client that operates within
                     the economic optimum situation. The reduced space situation was used efficiently by
                     modular design and optimized requirements for processing.
                     With the use of electrodynamic fragmentation, achievable recoverable values are maxi-
                     mized in an open cycle process. The process liberates values over a wide range of grain
                     sizes without the need of several comminution steps. The high-level release of metallic
                     raw materials maximizes the non-ferrous and ferrous metal yield by the simple, sub-
                     sequent conventional sorting and results meets official limits. In addition, the process
                     preserves mineral raw material to be recovered and to reduce landfill costs. Tests during
                     operation confirm the superior liberation ability of industrial applied electrodynamic
                     fragmentation. The subsequent sorting success was evaluated during operation by
                     investigations to sorted bottom ash and achieved concentrates. Results confirm that
                     the electrodynamic fragmentation maximizes the recovery of valuable metals by the
                     installed sorting in an industrial regime. In conclusion, with the present operational
                     setup the plant is run at 6 kWh/t at the economic optimum. The operating results 2017
                     confirmed the tests done during processing. Trends to increasing metal yield and the
                     change of the non-ferrous concentrate composition show the raising influence of the
                     new treatment by the gradual commissioning. The improved liberation successively
                     increased the heavy metal content in the non-ferrous concentrate - this doubled the
                     value of the concentrate within a short period. With electrodynamic fragmentation
                     wet processing is getting competitive at lower throughputs to enable a more sustainable
                     bottom ash treatment.

                     130
Industrial Application of Electrodynamic Fragmentation to Bottom Ashes at the KVA Fribourg, Switzerland - Vivis
Industrieller Einsatz der elektrodynamischen Fragmentierung von Rostaschen

                     Industrieller Einsatz der
       elektrodynamischen Fragmentierung von Rostaschen
                  in der KVA Fribourg, Schweiz
                                                 Alexander Weh

1.         Ausgangslage.................................................................................................132

                                                                                                                                   Rückstände aus MVA
2.         Umsetzung und Inbetriebnahme...............................................................133

3.         Einschränkungen der mechanischen Aufbereitung................................135

4.         Grundlagen der elektrodynamischen Fragmentierung..........................136

5.         Ergebnisse aus dem industriellen Betrieb.................................................137

5.1.       Schlackenzusammensetzung......................................................................137
5.2.       Wertstoffverteilung in der Rohschlacke....................................................138
5.3.       Metalleinschluss in unbehandelter Rohschlacke.....................................139
5.4.       Wertstofffreisetzung durch elektrodynamische Fragmentierung..........141
5.5.       Sortiererfolg..................................................................................................143

6.         Anlagenmodifikationen und Betriebsergebnis
           während gestaffelter Inbetriebnahme .......................................................146

6.1.       Anlagenmodifikationen während Inbetriebnahme.................................146
6.2.       Betriebsergebnis während Inbetriebnahmephase...................................147

7.         Zusammenfassung.......................................................................................149

8.         Literatur.........................................................................................................150

Rostaschen und -schlacken sind feste Rückstände aus der thermischen Verwertung
von Siedlungs- und Industrieabfällen. Verschiedene Publikationen beschreiben deren
Aufkommen und weitere Verarbeitung [1, 4, 7]. Die kontrollierte Abfall-Verfeuerung
in Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) ermöglicht es, die entzündlichen Bestandteile
fast vollständig zu verbrennen. Dadurch werden organische Schadstoffe abgebaut und
das Abfallvolumen signifikant reduziert. Durch die Verbrennung von Abfällen wer-
den Fernwärme und Energie gewonnen. Entstehenden Abgase werden nach hohen
Standards gereinigt. Dem gegenüber steht die Behandlung der festen Verbrennungs-
rückstände. Die Verwertung und Entsorgung der belasteten Rohschlacke ist national

                                                                                                                           131
Industrial Application of Electrodynamic Fragmentation to Bottom Ashes at the KVA Fribourg, Switzerland - Vivis
Alexander Weh

                     unterschiedlich geregelt. Der Aufwand erfolgt zwar gesetzkonform, bleibt aber oft bei
                     den Minimalanforderungen [4, 7, 12]. Zunehmend wird eine umfassendere stoffliche
                     Verwertung der mineralischen und metallischen Bestandteile der Schlacke in Betracht
                     gezogen. Die elektrodynamische Fragmentierung zeigt gegenüber der trockenmecha-
                     nischen Aufbereitung weitreichende Vorteile für eine nachhaltige Behandlung der
                     Rohschlacke. Verwertbare Stoffgruppen werden über das gesamte Kornspektrum aus
                     der Schlackenmatrix sortenrein freigelegt [15]. Dadurch können ohne mehrstufige
                     Zerkleinerung und/oder parallel laufende Sortierungsanlagen bei einem vereinfach-
                     ten Fließschema hohe Metall-Ausbeuten erreicht werden. Verschiedene Autoren
Rückstände aus MVA

                     [6, 10] beschreiben das gesteigertes Verwertungspotential der Schlacke durch die
                     elektrodynamische Fragmentierung. Weh [15] und Weh und Käppeler [16] beschrei-
                     ben die grundlegende Prozessentwicklung und Industrialisierung des Verfahrens
                     zur Schlackenaufbereitung. Diese Studie beschreibt den Implementationsprozess des
                     innovativen Prozesses innerhalb der KVA Fribourg, Schweiz. Ausführlich werden die
                     ersten Ergebnisse der elektrodynamischen Fragmentierung im industriellen Betrieb
                     diskutiert und in Relation zu den Ergebnissen im ersten Betriebsjahr der modifizierten
                     Schlackenaufbereitungsanlage gesetzt.

                     1. Ausgangslage
                     Die KVA Fribourg ist als Rostverbrennungsanlage mit Nassaustrag seit 2001 im Be-
                     trieb (Bild 1). Die Anlage verwertet für über 200 Gemeinden etwa 88.000 t/a Abfall zu
                     17.000 t/a Rohschlacke. Metallgehalte der Rohschlacke liegen mit 9 % Fe- und 3,5–4 %
                     NE-Metalle im schweizerischen Durchschnitt [5, 8, 15]. Zusätzliches Rohstoffpotential
                                                                   besteht durch etwa 30 % mineralischen
                                                                   Anteil. Etwa ein Drittel daraus bestehen
                                                                   aus sogenannten Durchläufermaterialien
                                                                   wie Glas oder Keramik. Vor dem Umbau
                                                                   hatte die KVA eine reduzierte Aufberei-
                                                                   tungsanlage mit einer Gesamtmetall-
                                                                   Ausbeute von 60–65 % installiert. Mit
                                                                   geringem Aufwand wurden 80 % des Fe-
                                                                   aber nur 25–30 % des NE-Metallanteils
                                                                   zurückgewonnen. Durch Änderung der
                                                                   Gesetzlage 2016 zur VVEA (Verordnung
                     Bild 1:     KVA-Anlage in Kanton Fribourg,    über Vermeidung und Entsorgung von
                                 Posieux                           Abfällen) muss in einer Übergangsfrist die
                                                                   Aufbereitung von Schlacken verbessert
                                                                   werden. Grundlegend ist die Reduktion
                     des NE-Anteils auf < 1 % in der Restschlacke. Zusätzlich ist der KVA-Betreiber daran
                     interessiert, durch Rückgewinnung mineralischer Wertstoffe Deponiekosten zu ver-
                     ringern. CO2-Gutschriften durch eine verbesserte Metall-Ausbeute können helfen, den
                     KVA-Betrieb in Richtung CO2-neutrale Produktion zu verbessern. Dies alles soll unter
                     ökonomischen Gesichtspunkten das Betriebsergebnis der KVA verbessern.

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Industrieller Einsatz der elektrodynamischen Fragmentierung von Rostaschen

Um die Vorgaben umzusetzen wurde eine Erweiterung der Schlackenaufbereitung
beschlossen. Für den benötigten Umbau galten folgende Voraussetzungen:
• eingeschränkte Platzverhältnisse vor Ort: keine Möglichkeiten zur Zwischen-
  lagerung der Rohschlacke; die Rohschlacke muss direkt weiterverarbeitet und Rest-
  schlacke rasch wegtransportiert werden,
• die Aufbereitungsanlage muss einfach und modular sein; um den Platz effizient
  auszunutzen, muss sie vertikal installierbar sein,
• die bestehende Anlage sollte im Aufbereitungskreislauf integriert werden,

                                                                                                                                           Rückstände aus MVA
• die schrittweise Implementation ohne den laufenden Betrieb zu stören und
• ein wirtschaftlicher Betrieb der neuen Gesamtanlage.

                                                                      2. Umsetzung und Inbetriebnahme
          Vorsortierung
                                                                Überbandmagnet
            Wirbelstromscheider                                      grob
                                                                                                    Verbrennungsofen
                                              Siebung

                                                        40 mm
                    NEgrob
                             grob
                                                                   Grob-
                                                                   abscheider              Fegrob
                                    Organik      Windsichter                    grob

                      Sie-                                                      Magnet-
           2 mm       bung                                                      scheider
                                                 Hoch-                                                                 Festkörper
                                              spannungs-                                                               Wasser
                                                anlage
                                                                    10 mm                   Neodym-Magnet         Fe
          Wasser-
           aufbe-                                                Sie-    Neodym-                              Wirbelstromscheider
          reitung                                               bung 2 mm Magnet
                                                                                           Wirbelstrom-
                                                                                            scheider
                                  Wasser-                                                                                       NE
                             aufbereitung                                                                 Sensor-Sortierung

                                              Elektrodynamische
             Deponie                             Fragmentierung Separation der Wertstoffe                               Inert

Bild 2:           Vereinfachtes Fließschema der Anlage zur Aufbereitung der Rohschlacke
Quelle: Weh, A.: Effiziente Metallrückgewinnung aus Kehrichtverbrennungsasche mittels Hochspannungsimpulsverfahren. In:
Thomé-Kozmiensky, K. J. (Hrsg.): Mineralische Nebenprodukte und Abfälle 2 – Aschen, Schlacken, Stäube und Baurestmassen.
Neuruppin: TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky, 2015, S. 167-191

Um die Vorgaben zu erreichen, wurde eine Kombination von trockenmechani-
scher Bearbeitung der Grobfraktion > 40 mm mit einer Nassaufbereitung der
< 40 mm-Fraktion entwickelt. Die Nassaufbereitung beinhaltet eine Schlackenwäsche
in Kombination mit der elektrodynamischen Fragmentierung und einer nachfolgenden
Metall- und Mineralsortierung. Dieser Ansatz kann die Rohschlacke direkt nach dem
Nassaustrag weiterverarbeiten und trennen. Restschlacken können sofort weggeführt
werden. Die zusätzliche benötigte Wasseraufbereitungsanlage kann im geschlossenen
Kreislauf betrieben werden. Die Wasseraufbereitung ist so klein wie möglich gehalten,
um zusätzliche Kosten zu minimieren.

                                                                                                                                     133
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Alexander Weh

                     Bild 2 zeigt das erarbeitete Fließschema. Die Implementierung der bestehenden An-
                     lagenteile umfasst die bestehende trockenmechanische Bearbeitung der Grobfraktion
                     > 40 mm. Diese kann weiterhin unabhängig von der nachfolgenden Nass-Aufbereitung
                     betrieben werden. Dadurch kann der vorher bestehende Status auch in Störungsfällen
                     beibehalten werden. Der neue Kreislauf bezieht sich auf die Fraktion < 40 mm – etwa
                     85 % des gesamten Massestromes. Dieser beginnt mit einer 2 mm-Nasssiebung als
                     Schlackenwäsche. Die gewaschene Fraktion 2–40 mm wird mittels elektrodynamischen
                     Fragmentierung aufgeschlossenen und nachfolgend mit Magnet- und Wirbelstrom-
                     scheidung von Metallen entfrachtet. Mineralische Wertstoffe, wie Glas oder Keramik,
Rückstände aus MVA

                     werden sensortechnisch aus der Restschlacke abgeschieden.
                     Weh und Käppeler [16] beschreiben die intensive Testphase der elektrodynamischen
                     Fragmentierung im Pilotmaßstab, sowie deren Umsetzung und Implementierung in
                     den Aufbereitungskreis. Bild 3 zeigt die kompakte Installation der Anlage auf engsten
                     Raum mit der Integration der bestehenden Anlagenkomponenten.

                      Austrag
                                                                    mm
                                Grobsortierung
                                +40 mm 20 %

                                                                -40
                                                           rung
                                                       rtie   %                 Hochspannungsanlage
                                                    nso 80
                                                 Fei

                                                                                 Wasseraufbereitung
                                                                                                   Feinsortierung   Bild 3:

                                                                 Restschlacke                                       Aufbereitungsanlage der KVA
                                                                                                                    Fribourg

                     Die Anpassung der elektrodynamischen Fragmentierung auf die Bearbeitung der
                     Rohschlacke wurde von der Selfrag AG erfolgreich mit der Entwicklung der Hochspan-
                     nungsanlage (Scoria) erreicht (Bild 4). Die Anlage kann bei angepasster Energieabgabe
                     den fast vollständigen selektiven Aufschluss (> 90 %) des metallischen Inhaltes in einem
                     offenen Kreislauf erreichen.
                     Die Anlage besteht aus zwei Generatoren-Einheiten in Serie. Das Material wird über
                     normale Förderstrecken dosiert in die erste Prozesszone verbracht. Nach erster Bear-
                     beitung folgt die Übergabe in die zweite Zone zur weiteren Bearbeitung. Jede Prozess-
                     zone umfasst 0,8 m3 Wasser. Im laufenden Betrieb muss die Wasserqualität stabilisiert
                     werden, um gleichbleibende Bedingungen zu erreichen. Dabei hat sich ein maximaler
                     Wasserverbrauch für die Gesamtanlage von 0,4 m3/h Frischwasser eingependelt. Das
                     Abwasser kann innerhalb des Verbrennungsprozesses wieder verwertet werden. Damit
                     entsteht kein direktes Abwasser aus der Aufbereitung.
                     Durch die Verarbeitung in 2 Stufen wird das Material zunehmend verbessert und die
                     Freisetzung der Wertstoffe maximiert. Das redundante System kann Ausfälle kompen-
                     sieren und stellt eine robuste industrielle Lösung dar. Jede Generatorenstufe hat eine
                     Leistung von 10 kW. So werden bei 6 kWh/t spezifischen Energiebedarf Durchsätze
                     von bis zu 3 t/h ermöglicht. Die Größe der Anlage reicht aus, um die anfallende Roh-
                     schlacke der KVA Fribourg direkt zu verarbeiten.

                     134
Industrieller Einsatz der elektrodynamischen Fragmentierung von Rostaschen

                                                                                               Rückstände aus MVA
Bild 4:    Hochspannungsanlage zur elektrodynamischen Fragmentierung von Rohschlacken
           2–40 mm

Um Erfahrungen mit der nassen Aufbereitung zu sammeln und nötige Anpassungen
durchführen zu können, wurde ein gradueller Übergang bis zur vollen Produktions-
übernahme eingeführt. Die modulare Bauweise erlaubte dies ohne Beeinträchtigung
des allgemeinen Betriebes. Mit der schrittweisen Zuschaltung und Inbetriebnahme
der nassen Aufbereitung konnte die Anlage rasch angepasst und optimiert werden.
Durchgeführte Anpassungen werden in den folgenden Kapiteln diskutiert.

                      3. Einschränkungen der mechanischen Aufbereitung
Die Wirtschaftlichkeit einer Schlackenaufbereitung richtet sich nach zurückgewon-
nenen partikulären Metallgehalt > 2 mm. Bunge [4] erkennt die Vorteile einer nassen
gegenüber der trockenmechanischen Aufbereitung für ein verbessertes Recycling-
Potential der Rohschlacke. Jedoch limitiert er es auf die Reduzierung der Deponiekosten
durch eine Verwertung mineralischer Bestandteile. Durch die höheren Investitions-
kosten einer nassen Aufbereitung und der geringeren Wertschöpfung mineralischer
Wertstoffe ist demnach eine Wirtschaftlichkeit erst bei Durchsätzen von > 100.000 t/a
erreicht. Der Autor sieht technische und wirtschaftliche Einschränkungen, um Metall-
Ausbeuten mit der traditionellen Aufbereitungskette sinnvoll zu erhöhen. Diese besteht
aus der Kombinationen aus Zerkleinerung, Klassierung und Sortierung (Bild 5).

                                                                                         135
Alexander Weh

                     Bild 5:    Traditionelle Aufbereitungskette bestehend aus mechanischer Zerkleinerung, Klassierung
Rückstände aus MVA

                                und Sortierung

                     Klassierung und Sortierung, wie moderne Wirbelstromanlagen, arbeiten bei hoher
                     Effizienz von bis zu 95 %. Dem hinkt die mechanische Zerkleinerung hinterher.
                     Konventionelle Anlagen wie Prall- oder Impaktbrecher benutzen Unterschiede im
                     E-Modul von Metall und Schlacke zum Aufschluss der Wertstoffe. Ergebnisse sind
                     jedoch unzureichend über ein weites Kornspektrum. Dadurch wird die Effizienz der
                     nachfolgenden Schritte nicht ausgenutzt und die Metall-Ausbeuten bleiben zurück.
                     Bunge [4] beschreibt Metall-Ausbeuten von 45–60 % für NE-Metalle als wirtschaft-
                     liches Optimum. Gesteigerte Metall-Ausbeuten können nur durch mehrstufige Zer-
                     kleinerung erreicht werden. Diese Fließschemata benötigen vielfältige und parallel
                     verlaufenden Klassier- und Sortierungsanlagen. Solche komplexen Anlagen steigern
                     die Aufbereitungskosten und erscheinen nicht wirtschaftlich. Die Kombination von
                     trockenmechanischer Aufbereitung und der des innovativen Zerkleinerungsprozesses
                     der elektrodynamischen Fragmentierung kann diese bestehenden Grenzen durchbre-
                     chen und ein nachhaltigeres Recycling von Rostaschen gewährleisten.

                     4. Grundlagen der elektrodynamischen Fragmentierung
                     Das Prinzip und die Anwendung der elektrodynamischen Fragmentierung ist in ver-
                     schiedenen Publikationen detailliert beschrieben [9, 11, 14, 17, 18, 19]. Das Verfahren
                     ist eine alternative Zerkleinerungsmethode, um eingeschlossene Komponenten selektiv
                     freizusetzen. Der nasse Prozess übermittelt hochenergetische elektrische Entladungen in
                     das Aufgabegut zwischen zwei Elektroden. Dabei dient das umgebende Prozesswasser
                     als Isolator. Bei der Eingabe von gepulsten Entladungen mit kurzer Anstiegszeit der
                     Durchbruchspannung wirkt Wasser isolierend [3] (Bild 6). Entstehende Plasmakanäle
                     werden in das Aufgabegut gezwungen und wandern dort entlang Materialgrenzen.
                     Durch Feldverzerrungen entwickeln sich die entstehenden Plasmakanäle zu den
                     Metall-Einschlüssen hin (Bild 7). Der folgende elektrische Überschlag deponiert seine
                     Aufbereitungsenergie in die unmittelbare Nähe der Wertstoffe. Durch den Überschlag
                     bei bis zu 200.000 V ergeben sich starke Druckwellen vergleichbar zu chemischen De-
                     tonationen. Die Selektivität des Prozesses entsteht dadurch, inwieweit die abgegebene
                     Elektrizität und Druckwelle mit den elektrischen und akustischen Eigenschaften des
                     Aufgabegutes interagieren. Durch das Verfahren können metallische Einschlüsse über
                     das gesamte Kornspektrum von der Aufbereitungsenergie erfasst werden, ohne die

                     136
Industrieller Einsatz der elektrodynamischen Fragmentierung von Rostaschen

umgebende mineralische Matrix zu übermahlen. Der direkte Aufschluss der Metalle
kommt ohne eine mehrstufige Zerkleinerung aus. Dadurch können auch bei einfachen
Anlagenkonfigurationen gesteigerte Metallausbeute wettbewerbsfähig gestaltet werden.
Bisherige konventionelle Verwertungsmaßnahmen ergeben begrenzte Ausbeuten und
bedeuten eine endgültige Ausschleusung der nicht erreichten Materialien aus dem
Wirtschaftskreislauf.

  Durchbruchsspannung
  kV
                                                                                      H2O

                                                                                                                  Rückstände aus MVA
          Elektro-           Elektro-
        dynamische         hydraulische                                                          Plasma Kanal
      Fragmentierung     Fragmentierung

                                          Festkörper                                  Brüche
                                          Wasser
                                          Luft

               Pulsanstiegszeit   μs

Bild 6:    Einfluss der Pulsanstiegszeit auf die Bild 7:             Verfahrensprinzip der elektrodyna-
           Durchbruchspannung verschiedener                          mischen Fragmentierung; Feldverzer-
           Medien bei der elektrodynamischen                         rungen durch metallische, leitfähige
           Fragmentierung                                            Einschlüsse lenken entstehende Plas-
                                                                     ma-Entladungen zu den Wertstoffen

                                          5. Ergebnisse aus dem industriellen Betrieb
Während der graduellen Inbetriebnahme der Anlage wurde im laufenden Betrieb,
die Effizienz der elektrodynamischen Fragmentierung in einem industriellen Umfeld
untersucht. Neben der Zerkleinerung wurde die Wertstoff-Freisetzung bei ansteigender
spezifischer Energieabgabe ermittelt mit dem Hauptfokus auf die Entwicklung der
NE-Metalle.
                                                              5.1. Schlackenzusammensetzung
     Asche < 2 mm                                 Mineral-Fraktion
     27 %                                                    32 %
                                                                          Bild 8:

                                                                          Verteilung von Stoffgruppen in
     Unverbranntes 3 %                                                    der Rohschlacke
                                                                          Quelle: Bunge, R.: Recovery of metals
     Metalle                                             Schlacke         from waste incineration bottom ash,
     11 %                                                   27 %          online publication UMTEC, HSR Rap-
                                                                          perswil, 2016

Als anthropogene Lagerstätte stellt Rostschlacke ein heterogenes Stoffgemisch dar. Die-
ses besteht aus fünf allgemeinen Stoffgruppen, die zum Recycling zur Verfügung stehen
(Bild 8). Aus diesen Stoffgruppen lassen sich folgende Wertstoffe herausarbeiten [4]:

                                                                                                          137
Alexander Weh

                     (i)		 Partikuläre Eisen- (Fe) und Nicht-Eisenmetalle (NE),
                     (ii)		 Oxidisch gebundene Metalle in der Schlacke und
                     (iii) Mineralische Wertstoffe aus Durchläufer und/oder aus abgereicherter Schlacke.
                     Die Verwachsung der Wertstoffen hängt von den Bedingungen während der Verbren-
                     nung und der nachfolgenden Lagerung ab. Die Effizienz der Gesamtanlage hängt vom
                     Zerkleinerungserfolg ab. Dieser muss eine Wertstoffgruppe aufschließen ohne andere
                     Wertstoffgruppen zu vernichten.
Rückstände aus MVA

                     5.2. Wertstoffverteilung in der Rohschlacke
                     Der partikuläre Metallgehalt > 2 mm umfasst den größten Wertstoffcharakter von Roh-
                     schlacke mit einem Massenanteil von 11–12 %. Dabei wird in eine Fe- und NE-Metall-
                     Fraktion (NE) unterschieden. Während Fe-Metalle etwa 75 Ma.-% der Metallfraktionen
                     ausmachen, dominieren NE-Metalle mit 85 % des potentiellen Wertes. NE-Metalle
                     können in leichte und schwere Fraktionen getrennt werden. Schwere NE-Metalle stellen
                     nur 10 Ma.-% der Gesamtmetalle, steuern aber 60 % des potentiellen Wertes bei [4].

                           Summenverteilung
                           Siebdurchgang %
                           100
                                                               Fe       NE

                            80

                            60

                            40

                            20

                             0
                                  1                           10                     100

                                                         Körnung mm
                                                                                            Bild 9:

                           Wert                                                             Kumulative Verteilung metalli-
                           EUR
                                                                                            schen Wertstoffen in Rohschla-
                                                                                            cke und deren Wert/Kornvertei-
                                                 Cu      Al    Zn       Fe                  lung bei D50
                                                              Körnung
                                                                                            modifiziert nach: Bunge, R.: Recovery of
                                      Kupfer   Messing    Aluminium      Eisen   VA Stahl   metals from waste incineration bottom
                                                                                            ash, online publication UMTEC, HSR
                                                                                            Rapperswil, 2016

                     138
Industrieller Einsatz der elektrodynamischen Fragmentierung von Rostaschen

Bild 9 beschreibt die metallische Wertstoffverteilung in Rohschlacke nach Bunge [4].
Fe-Metalle treten zu 80 % > 10 mm auf, während NE-Metalle zu 80 % < 40 mm sind.
Mit abnehmender Körnung steigt der Wert der auftretenden Metalle. Besonders die
Bestandteile einer NE-Fraktion zeigen unterschiedliche Anreicherung, die mit ihrem
Wert korrelieren. Der Median von Leichtmetallen wie Al liegt bei etwa 10 mm, das
wertvollere Cu kumuliert bei 5 mm.
Mineralische Ausbeuten hängen von nationalen Vorgaben ab, beinhalten jedoch einen
geringeren Wertstoffcharakter. Insgesamt treten 32 Ma.-% mineralische Fraktionen in
unterschiedlichen Qualitäten auf. Durchläufer wie Keramik und Glas machen etwa

                                                                                                           Rückstände aus MVA
10 Ma.-% aus. Oxidisch gebundene Metalle können mit den installierten physikalisch-
mechanischen Methoden nicht verwertet werden. Jedoch liefert die elektrodynamische
Fragmentierung Grundlagen für die weitere Verwertung dieser Stoffgruppe in der
Zukunft.

                                 5.3. Metalleinschluss in unbehandelter Rohschlacke

                            Siebung in                       Sieb-Metall-Analyse jeder Fraktion
           Beprobung                          Aussortieren
                          enge Fraktionen                          in engen Fraktionen

                                             NE                                          NE & Fe
                                              Fe Rest
            Auswahl +16 mm                  inert
                                             NE Rest
           Inkremente                         Fe
                                            inert
                                             NE                                          NE & Fe
       Probennahmeart                         Fe Rest
                                            inert
                                             NE
                                              Fe Rest
                                            inert                                        NE & Fe
                                             NE
                                              Fe Rest
                                            inert
                        -2 mm                                 -2 mm
                                                Rest                              Rest Metall-frei

Bild 10:      Freisetzung-Analyse basierend auf der UMTEC-Methode

Zur Bewertung von partikulären Metall-Gehalten werden vom schweizerischen Bundes-
amt für Umwelt [2] spezifische Methoden vorgeschlagen. Die Methode basiert auf dem
unterschiedlichen E-Modul von Metallen und Schlacke. Dadurch wird beim Einsatz
mit Backen- oder Walzenbrecher Schlacke zu < 2 mm zerrieben, während Metalle nur
platt gedrückt werden. Eine genauere Beschreibung der Beprobung, Probenmenge und
der Probenbearbeitung ist unter Bunge [4] zu finden.
Der vorgeschlagene Analysevorgang wurde für eine Freilegungsstudie modifiziert.
Bild 10 zeigt das generelle Vorgehen. Grundlage ist die Siebung in enge Fraktionen.
Angefangen mit der Grobfraktion werden zuerst sichtbar liberierte Metalle aussortiert.

                                                                                                     139
Alexander Weh

                     Der Rest wird mit immer engeren Spalt-Öffnungen mechanisch gebrochen. Die in den
                     feineren Siebfraktionen auftretenden Metallen gelten als in der Schlacke eingeschlos-
                     sen. Der Vorgang wird hin zu feineren Fraktionen wiederholt bis die Gesamtprobe in
                     liberierte Metalle, eingeschlossene Metalle und auf < 2 mm zerkleinerte Restschlacke
                     reduziert wird. Wahlweise können sichtbar liberierte Durchgänger in die Analyse mit
                     aufgenommen werden. Die Methode hat sich für die Untersuchung der Wertstoffver-
                     teilung bewährt. Neben dem Metall-Inhalt, können die Metall-Größenverteilungen
                     sowie die Metall-Einschlussverhalten innerhalb der Schlacke geklärt werden.
Rückstände aus MVA

                                                           Unbehandelt / gewaschen 2 – 40 mm
                                NE eingeschlossen                                              NE-Verteilung > 2 mm
                                %                                                                                 %
                                50                                                                              2,5

                                45

                                40                                                                              2,0

                                35
                                                                       Al
                                30                                                                              1,5

                                25
                                                              Cu
                                20                                                                              1,0

                                15

                                10                                                                              0,5
                                                                                                 VA
                                 5

                                 0                                                                              0
                                     1                                    10                                 100
                                                                     Körnung   mm
                                             NE gebunden per NE-Fraktion        NE-Fraktion

                     Bild 11:            Ergebnisse der Freisetzungsanalyse unbehandelter Rohschlacke

                     Bild 11 zeigt das Ergebnis der gewaschenen Rohschlacke bezogen auf NE-Metalle. Da-
                     bei wurden zwei Kurven erreicht. (i) Die generelle NE-Verteilung in der untersuchten
                     Fraktion 2–40 mm, und (ii) Anteile des eingeschlossenen NE-Metalls in den jeweiligen
                     Fraktionen. Die NE-Verteilung folgt in etwa den in Bild 9 vorgestellten NE-Verteilungen
                     aus der Literatur. Bei 10 mm tritt eine signifikante Häufung an, die durch Al dominiert
                     wird. Um die 5 mm ergibt sich eine Überlagerung, die mit dem Auftreten von Cu zu
                     erklären ist. Die Freilegungsanalyse zeigt den in der jeweiligen Fraktion eingeschlosse-
                     nen NE-Gehalt. Dieser Trend folgt der Form der Hauptverteilung. Zusammenfassend
                     zeigen verschiedenen Test, das der eingeschlossenen NE-Gehalt zwischen 15 % und
                     30 % variiert. Dabei zeigt sich, dass bei Fraktionen < 20 mm die Hauptmenge der ein-
                     geschlossenen NE-Metalle auftreten. Bis zu 45 % NE-Metalle einer Fraktion können
                     dabei eingeschlossen auftreten. Da die Analyse bei 2 mm beendet wurde, kann nicht

                     140
Industrieller Einsatz der elektrodynamischen Fragmentierung von Rostaschen

exakt gesagt werden wieviel in dieser Fraktion eingeschlossen bleibt. Dennoch ist zu
erkennen, dass in den Fraktionen < 16 mm ein signifikanter NE-Anteil eingeschlos-
sen auftritt. Als Konsequenz nimmt mit der Steigerung des Wertinhaltes zu feineren
Körnungen der Einschluss des Wertstoffes zu.
Der eingeschlossene Fe-Gehalt variiert in der Fraktion < 40 mm zwar zwischen 20 %
und 40 %. Jedoch tritt der Hauptanteil des Fe-Metalls wesentlich gröber auf. In dieser
Untersuchung traten nur 30 % des gesamten Fe-Metalls in der Fraktion < 40 mm auf.
Mineralische Wertstoffe wie Durchläufer machen etwa 10–13 Ma.-% der gesamten
Probe aus.

                                                                                                                  Rückstände aus MVA
               5.4. Wertstofffreisetzung durch elektrodynamische Fragmentierung
Während des laufenden Betriebes wurde der Effekt ansteigender Energieabgabe der
elektrodynamischen Fragmentierung auf die Freisetzung metallischer und minerali-
scher Wertstoffgehalte überprüft. Dabei wurden Tests mit 4, 6 und 9 kWh/t im Betrieb
untersucht.

                      4 kWh/t                    6 kWh/t                          9 kWh/t
     NE eingebunden                                                                         NE-Verteilung
     %                                                                                                 %
     50                                                                                              2,5
     40                                                                                              2,0
     30                                                                                              1,5
     20                                                                                              1,0
     10                                                                                              0,5
      0                                                                                              0
           1               10         1                 10               1             10
                   Körnung mm                   Körnung mm                      Körnung mm
                87 % Freisetzung NE          90 % Freisetzung NE             91 % Freisetzung NE

                                          NE gebunden         NE Dist.

Bild 12:        NE-Metall-Freisetzung bei ansteigender Energieabgabe der elektrodynamischen Frag-
                mentierung

Bild 12 beschreibt die zunehmende NE-Freisetzung mit steigender Aufbereitungsener-
gie. Dabei ist die Ausgangssituation ohne Behandlung in jeder Grafik mit einbezogen,
um die Veränderungen deutlich zu machen. Zu erkennen ist, dass die Freisetzung sich
von grober hin zu feineren Körnung bei steigender Energieabgabe entwickelt.
Schon bei geringer Energieabgabe von 4 kWh/t ist eine starke Veränderung der Situa-
tion erkennbar. Das Maximum der eingeschlossenen NE-Metalle verschiebt sich von
10 mm zu 5 mm und die Freisetzung erhöht sich auf 87 %. Bei 6 kWh/t ist eine weitere
Verschiebung der noch eingeschlossenen NE-Metalle zu 3 mm zu erkennen. Der Anteil
der aufgeschlossenen NE-Metalle steigt auf 90 % in den Wert-relevanten Fraktionen.
Bei 9 kWh/t verbleibt die Verteilung im feinen Bereich, jedoch nimmt die Amplitude
ab. Der Anteil der freigesetzten Metalle steigt nur noch geringfügig.

                                                                                                            141
Alexander Weh

                            Summenverteilung Siebdurchgang
                            %
                            100

                                90

                                80

                                70

                                60
Rückstände aus MVA

                                50

                                40

                                30

                                20

                                10

                                 0
                                 100                     1.000                   10.000                    100.000
                                                                  Körnung μm
                                            0 kWh/t          4 kWh/t            6 kWh/t          9 kWh/t

                     Bild 13:        Kornverteilungskurven bei ansteigender Energieabgabe der elektrodynamischen Frag-
                                     mentierung

                     Die Fe-Metall-Freisetzung steigert sich auf 80 %. Zu bedenken ist hier der jedoch schon
                     reduzierte Fe-Anteil in den Fraktionen < 40 mm. Der gesamte Fe-Metall-Aufschluss
                     liegt daher wesentlich höher bei > 90 %.
                     Der zunehmende Aufschluss der Wertstoffe resultiert in einer moderaten Zerkleinerung
                     der Restschlacke. Bild 13 zeigt den geringen Anstieg des Unterkorn < 2 mm auf nur
                     20–25 %. Der Grobanteil > 10 mm wird stärker beeinflusst und sinkt von 40 % auf 25 %.
                     Dies zeigt, dass hohe Metall-Ausbeuten zu den feineren und vermehrt eingeschlossenen
                     NE-Metallen ohne starke Übermahlung der Matrix zu erreichen ist. Dadurch können
                     vermehrt Fraktionen mit höherem Wertstoffpotential, wie schwere NE-Metalle erreicht
                     werden. Zudem bleiben mineralische Rohstoffe erhalten. In Einzelpartikeltest konnten
                     Weh und Mosadeghi [17] zeigen, dass Schlacke-Komponenten mit Metall-Einschlüssen
                     intensiver zerkleinert werden. Durchläufer wie Glas oder Keramik unterliegen einem
                     anderen Zerkleinerungsregime und bleiben tendenziell gröber erhalten. Durch die
                     gesteigerte Bearbeitung durch bis zu 9 kWh/t sinkt der erreichbare Anteil der mine-
                     ralischen Durchläufer > 10 mm nur leicht von 10 % auf etwa 8 % ab.
                     Der Effekt der verbesserten Freisetzung zu eingeschlossen und feinen NE-Metall konnte
                     in Zusammenarbeit mit UMTEC [13] bewiesen werden. In einer vergleichenden Stu-
                     die mit konventioneller Aufbereitung mittels Gutbettwalzenmühlen an abgelagerter
                     Schlacken in Fraktion < 11,2 mm, zeigt die elektrodynamische Fragmentierung bei nur
                     geringfügiger Zerkleinerung eine gesteigerte NE-Metall-Ausbeute.

                     142
Industrieller Einsatz der elektrodynamischen Fragmentierung von Rostaschen

Während Gutbettmühlen nahezu das gesamte Material auf < 2 mm zerkleinern, konn-
te die NE-Ausbringung bei 70 % Qualität des Konzentrates von 26 % auf nur 40 %
gesteigert werden. Demgegenüber steht eine Steigerung auf 62 % durch die elektro-
dynamische Fragmentierung. Zu berücksichtigen ist dabei die unklare Effizienz der
benutzten Wirbelstromstromanlage, sowie Anteile der NE-Fraktion, die nicht durch
die Wirbelstromanlage zu erreichen sind wie z.B. VA-Stahl. Eigene Untersuchungen
zeigen in der Fraktion < 11,2 mm einen relevanten Anteil von bis zu 10 % VA-Stahl
in der NE-Fraktion. Bei einer angenommenen elektrodynamischen Freisetzung um
80–90 % und einer Sortiereffizienz von etwa 80–90 % wird eine maximale Ausbrin-

                                                                                                                               Rückstände aus MVA
gung um die 60–65 % realistisch. Im Umkehrschluss zeigt die intensive Zerkleinerung
konventioneller Bearbeitung einen signifikanten Verlust – höchstwahrscheinlich durch
Übermahlung – von über 20 % gegenüber der elektrodynamischen Fragmentierung.
Die Steigerung der NE-Metall-Ausbeute bei geringfügiger Zerkleinerung bestätigt, dass
die elektrodynamische Fragmentierung das weitere Wertstoffpotential der Restschlacke
erhält und NE-Metall-Ausbeute aus relevanten Fraktionen maximiert ohne massive
Überzerkleinerung oder mehrstufige Zerkleinerung zu benötigen– ein klarer Vorteil
des innovativen Verfahrens.

                                                                                               5.5. Sortiererfolg
Auf die Fragmentierung folgend wird die Schlacke in drei Materialströme klassiert:
(i) < 2 mm Unterkorn; (ii) 2–10 mm und (iii) > 10 mm. Die Fraktionen > 2 mm wer-
den jeweils durch aushebende Magnetscheidung von Fe-Metallen entfrachtet. Darauf
folgt jeweilig die NE-Rückgewinnung durch Wirbelstromscheidung. In der Fraktion
> 10 mm werden nach der Metallabscheidung Durchläufer mittels optischer Sortierung
zurückgewonnen.
Während des Betriebstestes, bei ansteigender spezifischer Energie, wurde der Sortier-
erfolg anhand des Restmetallgehaltes der Restschlacke und der Qualität des erreichten
Konzentrates bewertet und mit den Freisetzungsdaten (Bild 12) nach der Fragmen-
tierung verglichen.

                Konzentratqualität 6 kWh/t                                     Konzentratqualität 9 kWh/t
      NE-Anteil                    Inert-/Schlacke Anteil         NE-Anteil                   Inert-/Schlacke-Anteil
      %                                               %           %                                              %
      100                                                  50     100                                               50
       90                                                  45      90                                               45
       80                                                  40      80                                               40
       70                                                  35      70                                               35
       60                                                  30      60                                               30
       50                                                  25      50                                               25
       40                                                  20      40                                               20
       30                                                  15      30                                               15
       20                                                  10      20                                               10
       10                                                  5       10                                               5
        0                                                  0        0                                               0
            0      5         10    15      20         25                0        5     10     15      20       25
                           Körnung mm                                                 Körnung mm
                       NE-Anteil        NE-Qualität             Inert-Anteil           Schlackeanhaftungen

Bild 14:        Darstellung der Qualität des Konzentrates bei 6 und 9 kWh/t Energieeinsatzes; blaue
                und orangefarbene Linien zeigen NE-Metalle und Störstoff-Anteile; gelbe und graue
                Linien zeigen von Störstoffen korrigierte NE-Anteile und Schlackenanhaftungen

                                                                                                                         143
Alexander Weh

                     Die ansteigende Freisetzung macht sich zwischen 4 und 6 kWh/t bemerkbar. Während
                     die Freisetzung von 87 % auf 90 % ansteigt, ändert sich die erreichte Ausbeute von
                     etwa 78 % auf 83,7 %. Die Freisetzung zu 9 kWh/t steigt nur marginal auf 91 %, die
                     Ausbeute verbleibt bei 83,7 %. Auffällig ist, dass die Ausbeute hinter der Freisetzung
                     zurückbleibt. Freisetzungsstudien zur Bestimmung des Restmetallgehaltes an sortierten
                     Restschlacke zeigen, dass zwar 60 % bei 6 kWh/t und 80 % bei 9 kWh/t der verbliebenen
                     NE-Metalle frei vorliegen aber nicht abgeschieden wurden. Gründe dafür sind zum
                     Einen die Effizienz und Einstellung der Wirbelstrom-Anlagen. Zusätzlich wurde ein
                     Anteil VA-Stahl entdeckt, der durch die vorhandene Technik nicht abgeschieden werden
Rückstände aus MVA

                     kann. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde auf eine passende VA-Sortiertechnik für die
                     Fraktion < 40 mm verzichtet. Grobfraktionen werden händisch vom VA-Stahl befreit.
                     Der Anteil VA-Stahl in den Fraktionen 2–40 mm machen etwa 10 % des vorhandenen
                     NE-Gehaltes aus. Wie in den Bildern 9 und 11 angedeutet sinkt der VA-Anteil zu 2 mm.
                     Dadurch sind die installierten Sortieranlagen auf maximal 90 % NE-Metall-Ausbeuten
                     limitiert, auch wenn die Freisetzung höher ausfällt. Bei einer 95%-ige Effizienz der
                     Wirbelstromanlagen sind Ausbeute von 85–86 % NE realistisch zu erreichen.

                                                                  Konzentratqualität
                                NE-Anteil                                                       Schlackenanhaftung
                                %                                                                               %
                                100                                                                             50

                                 90                                                                                 45

                                 80                                                                                 40

                                 70                                                                                 35

                                 60                                                                                 30

                                 50                                                                                 25

                                 40                                                                                 20

                                 30                                                                                 15

                                 20                                                                                 10

                                 10                                                                                 5

                                  0                                                                                 0
                                      0            5               10            15             20             25
                                                                    Körnung    mm

                                            NE-Qualität 6 kWh/t                        NE-Qualität 9 kWh/t
                                            Schlackeanhaftung 6 kWh/t                  Schlackeanhaftung 9 kWh/t

                     Bild 15:     Korrigierte Konzentratqualität ohne Störstoffe

                     Ein weiterer Faktor des Sortiererfolges ist die Qualität des NE-Metall-Konzentrates
                     (Bild 14). Nach entsprechender Probennahme wurden die Konzentrate klassiert und
                     begutachtet. In einem ersten Schritt wurden offensichtliche Störstoffe, wie deplatzierte
                     Durchläufer separiert. Das restliche Konzentrat wurde mechanisch gebrochen, um
                     Schlackenanhaftungen zu entfernen. Dabei konnten bei 6 und 9 kWh/t Energieaufgabe

                     144
Industrieller Einsatz der elektrodynamischen Fragmentierung von Rostaschen

eine unterschiedliche Entwicklung festgestellt werden (Bild 14). Offensichtlich ist eine
Häufung mineralischer Störstoffe in der Fraktion < 10 mm bei beiden Proben. Diese
entsteht durch die erweiterte Körnungsaufgabe von 2–10 mm auf den Wirbelstrom-
scheider. Die Störstoffe sind weitestgehend freigesetzte mineralische Durchläufer und
machen etwa 15–20 % in beiden Konzentraten aus. Auffällig ist die Reduzierung der
Störstoffe zu höheren Energien.
Bild 15 zeigt die korrigierten Konzentrate mit abnehmenden Schlackenanhaftungen zu
höheren Aufbereitungsenergien. Schlackenanhaftungen reduzieren sich von 11 % bei
6 kWh/t zu 6,5 % bei 9 kWh/t. Bei 6 kWh/t ergeben sich bei > 10 mm schon sehr reine

                                                                                                                          Rückstände aus MVA
NE-Metalle. Bei 9 kWh/t sind schon ab > 5 mm saubere NE-Metalle zu erhalten. Die
zu höheren Aufbereitungsenergien stagnierende Freisetzung erklärt sich daher, dass
die zusätzliche Energie von schon fast vollständig freigesetzten Metalle konsumiert
wird. Die erhaltene Verbesserung des Konzentrates kann wirtschaftlich entschieden
werden, falls bessere Qualitäten oder höherer Durchsatz mit akzeptablen Ausbeuten
zu erreichen sind.

                    Status NE-Ausbeute 6 kWh/t                              Status NE-Ausbeute 9 kWh/t
   Konzentratqualität                                          Konzentratqualität
   %                                                           %
   100                                                         100
    90                                                          90
    80                                                          80
    70                                                          70
    60                                                          60
    50                                                          50
    40                                                          40
    30                                                          30
    20                                                          20
    10                                                          10
     0                                                           0
         0   10    20   30   40 50 60 70         80   90 100       0  10 20 30       40 50 60 70          80   90 100
                             Ausbeute %                                              Ausbeute %
                             Wirbelstrom maximal          Anlagen Status            Edelstahl inklusive

Bild 16:          Darstellung des Sortiererfolges bei 6 und 9 kWh/t

Bild 16 fasst den Sortiererfolg bei 6 und 9 kWh/t zusammen. Bei 6 kWh/t ergibt die
gegenwärtige Anlagenkonfiguration eine Ausbeute von 83,7 % bei einer Konzentratqua-
lität von 72 %. Durch eine optionale VA-Abscheidung des liberierten Edelstahls kann
die Ausbeute auf 89 % gesteigert werden, wenn Störstoffe effizient weggeführt werden.
Die maximal erreichbare Ausbeute bei vollständiger Rückgewinnung der liberierten
Metalle würde einen hypothetischen Wert von 90,5 % erreichen. Dies entspricht in etwa
dem erreichten Freisetzungsgrad. Bei einer Energieabgabe von 9 kWh/t ergeben sich
nur leichte Veränderungen, die sich hauptsächlich auf die Qualität des Konzentrates
beziehen. In der gegenwärtigen Anlagenkonfiguration verbleibt die Ausbeute bei 83,7 %
bei einer gesteigerten Qualität des Konzentrates von 79 %. Durch eine optionale VA-
Scheidung des freigesetzten Edelstahls könnte die Ausbeute auf 91 % gesteigert werden.
Dies entspricht der fast vollständigen Rückgewinnung aller freigesetzten NE-Metalle.

                                                                                                                    145
Alexander Weh

                     Im Falle der installierten Anlage ergibt die Behandlung durch die elektrodynamische
                     Fragmentierung eine klare Steigerung der Ausbeute. Die Steigerung von 6 auf 9 kWh/t
                     zeigt Vorteile, die durch die installierte Sortierung jedoch nicht erfasst werden kann.
                     Somit ist eine Bearbeitung der Rohschlacke bei 6 kWh/t ausreichend, um bei der
                     gegebenen Anlagenkonfiguration die Metall-Ausbeute wirtschaftlich zu maximieren
                     ohne eine nachfolgende komplexe Sortierung zu etablieren.

                     6. Anlagenmodifikationen und Betriebsergebnis
Rückstände aus MVA

                        während gestaffelter Inbetriebnahme
                     Während der stufenweise Inbetriebnahme wurden erste Erfahrungen mit der Gesamt-
                     anlage erreicht und sukzessive Anpassungen, Optimierungen und Kundenwünsche
                     umgesetzt. In einem ersten Schritt wurde wie oben beschrieben die elektrodynamische
                     Fragmentierung auf 6 kWh/t eingependelt. Diese konnte verlässlich angewandt werden.
                     Im laufenden Betrieb ergaben sich Verbesserungen und Optimierungen verschiedener
                     Anlagenkomponenten. Die drei wichtigsten sind folgend zusammengefasst: Wasser-
                     aufbereitung, die Verarbeitung von Unverbrannten und der Arbeitsaufwand.

                     6.1. Anlagenmodifikationen während Inbetriebnahme
                     Wasseraufbereitung
                     Die direkte Verarbeitung der Rohschlacke benötigt eine intelligente Materialführung
                     und ausreichendes Wassermanagement. Die Rohschlacke wird nicht kontinuierlich
                     aus dem Entschlacker abgezogen. Der Stößelaustrag verursacht periodisch sehr
                     unregelmäßige Anlieferung in Bezug auf Volumen, Feuchte und Körnung. Da keine
                     Zwischenlagerung oder Homogenisierung der Rohschlacke durchgeführt werden
                     kann, müssen Materialbehandlungen die Schwankungen kompensieren. Messungen
                     zeigen einen Massestrom im statistischen Mittel von 1,8 t/h. Variationen sind häufig
                     mit kurzzeitige Spitzen von 0 t/h bis zu 6 t/h. Diese massiven, kurzzeitigen Variati-
                     onen sind eine Herausforderung für eine kontinuierliche Schlackenwäsche und der
                     nachfolgenden Wasseraufbereitung. Bei gleichbleibender Wassermenge kann der
                     unterschiedlich angelieferte Festkörperanteil Verstopfungen verursachen, da sich
                     die hydraulischen Bedingungen stetig ändern. Anfänglich wurde die Wasseranlage
                     mit separater Sand- und nachfolgender Schlammabscheidung über Schrägklärer mit
                     Flockungsmittel betrieben. Diese Konfiguration benötigt einen möglich kontinuier-
                     lichen Massestrom, tolerierte aber Schwankungen mit Faktor 3. Da zu Spitzenzeiten
                     höhere Schwankungen auftraten wurde das Risiko von Blockaden und Havarien im
                     laufenden Betrieb zu groß. Besonders die Abfuhr des Schlammes mit ausreichender
                     Dosierung des Flockungsmittels konnte im Dauerbetrieb nicht garantiert werden.
                     Daraus folgend wurde die Wasseraufbereitung sukzessive angepasst und ausgebaut.
                     Dabei wurden die allgemeine Wassermenge verdoppelt und Zwischenpuffer eingesetzt,
                     um homogenere Bedingungen zu schaffen. Zusätzlich wurde die aufgeteilte Sand- und
                     Schlammbehandlung durch Presskammerfiltern ersetzt, wodurch auf eine Flockung
                     des Schlammes verzichtet werden kann.

                     146
Industrieller Einsatz der elektrodynamischen Fragmentierung von Rostaschen

                                                                            Unverbranntes
Schwimmendes Material wie Unverbranntes und Schwimmschlacke beeinträchtig-
ten die elektrodynamische Fragmentierung, die Klassierung und die nachfolgende
Sortierung. Der bestehende, innerhalb des trockenmechanischen Anlagenbereiches,
installierte Windsichter konnte nur die grobe Organik abführen und hatte durch den
wechselnden Feuchtegehalt der Schlacke eine geringe Effizienz von 20–30 %. Schwimm-
schlacke konnte gar nicht abgeführt werden, die somit im Dauerbetrieb die Prozess-
becken der elektrodynamischen Fragmentierung verstopften. Siebbeläge verstopften
und Fraktionen gelangten nicht zu der vorgesehenen Sortierung. Dadurch erhöhte

                                                                                               Rückstände aus MVA
sich der Arbeitsaufwand signifikant, um die relevanten Anlagenteile offen zu halten.
Darauffolgend wurde ein Schwimm/Sink-Verfahren entwickelt, um verlässlich Leicht-
gut aus der Rohschlacke nach der Schlackenwäsche zu entfernen. Mit der Adaption
des Verfahrens konnte der Anteil des Leichtguts signifikant minimiert werden. Erste
Messungen zeigen eine Effizienz um 80 % zur Ausschleusung des Leichtgutes. Dadurch
ist ein kontinuierlicher Betrieb bei reduziertem Arbeitsaufwand durchzuführen.

                                                               Genereller Arbeitsaufwand
Um die Rohschlacke kontinuierlich ohne Zwischenlagerung zu bearbeiten ist ein
24/7-Betrieb der Aufbereitungsanlage nötig. Feuchte Rohschlacke ist sehr schwierig
in der Materialbehandlung. Durch die Feuchte ergeben sich rasch Anbackungen, die
durch die hydraulischen Eigenschaften des Materials schnell verfestigen können. Der
Arbeitsaufwand zur Reinigung ist in Schlackenanlagen generell hoch. Die Erweite-
rung des Aufbereitungskreislaufes bei gleichbleibendem Personalaufwand hat sich als
organisatorisch schwierig gezeigt. Um die Belastung sinnvoll zu reduzieren wurde der
Betrieb der Anlage aufgeteilt. Die bestehende trockenmechanische Aufbereitung und
anschließende Schlackenwäsche wird weiterhin im 24/7-Betrieb belassen. Durch die
Installation eines Zwischensilos kann das Produkt der Schlackenwäsche gebunkert
werden. Da die Feinfraktion weggeführt ist, kann das Material unbedenklich zwischen-
gelagert werden. Die nachfolgende elektrodynamische Fragmentierung und Separation
wird bei erhöhten Durchsatz in einem 16/7-Betrieb gefahren. Durch den geteilten
Betrieb können zum einen Störfälle besser kompensiert werden und die allgemeinen
Arbeitsbelastung für das bestehende Personal optimiert werden. So kann die erweiterte
Anlage bei ähnlichen Personalkosten betrieben werden.

                          6.2. Betriebsergebnis während Inbetriebnahmephase
Nach Installation und anfänglich Komponententests wurde die Anlage 2017 zuneh-
mend in Betrieb genommen und erste Erfahrungen gesammelt. Die oben beschrie-
benen Optimierungen wurden erkannt und schrittweise umgesetzt. Die bestehende
trockenmechanische Aufbereitung wurde dabei ständig in Betrieb gehalten, während
die nasse Aufbereitung graduell zugeschaltet wurde. Dabei ist die zeitliche Verschiebung
hauptsächlich auf die Änderung der Wasseraufbereitung zurückzuführen. Bild 17 zeigt
die gestaffelte Inbetriebnahme 2017. Dabei wurde im 4. Quartal eine Verfügbarkeit von

                                                                                         147
Alexander Weh

                     75 % erreicht. Diese wurde begrenzt durch die jährliche Ofenrevision mit 2 Wochen
                     Stillstand und weiteren Baumaßnahmen vor Ort am Ende des Jahres. Ziel der Anlage
                     ist ein Betrieb bei einer Verfügbarkeit von > 85 %. Dies sollte 2018 erreicht werden.

                           Ausbeute Fe und NE                                                   Verfügbarkeit
                           %                                                                              %
                           10                                                                            100

                            9                                                                            90
Rückstände aus MVA

                            8                                                                            80

                            7                                                                            70

                            6                                                                            60

                            5                                                                            50
                                Ziel: etwa 4 % NE + 2 mm
                            4                                                                            40

                            3                                                                            30

                            2                                                                            20

                            1                                                                            10

                            0                                                                            0
                                   1. Quartal        2. Quartal           3. Quartal    4. Quartal

                                       Fe           NE            Verfügbarkeit

                     Bild 17:    Anlagenentwicklung im Jahr 2017 mit der stufenweise Inbetriebnahme des nassen
                                 Aufbereitungskreislaufs in Hinsicht Verfügbarkeit und Fe- und NE-Metall-Ausbeuten

                     Bild 17 zeigt die Auswirkungen der graduellen Inbetriebnahme des nassen Aufberei-
                     tungskreislaufes auf die Metallausbeuten. Zu erkennen ist die stabile Verteilung von
                     zurückgewonnen Fe-Metalle. Diese schwankt um 9 % und wird von der trockenme-
                     chanischen Aufbereitung dominiert. Der zum 3. Quartal leicht ansteigende Trend
                     wird durch die geplanten Betriebsunterbrechung im 4. Quartal leicht gedrückt. Dem
                     gegenüber steht die Steigerung des NE-Anteils über das gesamte Jahr von 0,8 % auf
                     3,2 %. Bei einer anvisierten Qualität des Konzentrates von 70–75 % entspricht dies
                     einer Ausbeute zwischen 70 % und 80 % im Rahmen des reduzierten Betriebes. Ziel
                     ist es bei einer Verfügbarkeit von > 85 % die NE-Ausbeute (Konzentrat-Wert) auf
                     > 4 % zu steigern.
                     Der Erfolg der Aufbereitung zeigt sich im Wert der bis dahin erreichten NE-Konzentrate
                     (Bild 18). Offensichtlich ist neben der Steigerung des NE-Anteils auch eine Veränderung
                     des Konzentrates mit einer massiven Wertsteigerung. Die innerhalb der Grobfraktion
                     rückgewonnenen NE-Fraktionen zeigen durch einen geringen Schwermetall-Anteil
                     einen reduzierten Wert. Durch die Zuschaltung der elektrodynamischen Fragmen-
                     tierung steigt der Schwermetallgehalt im Konzentrat von 7 % auf über 20 % bei einer
                     Konzentratqualität von 70 % an. Dadurch verdoppelt sich der Wert des Konzentrates
                     mit direkten wirtschaftlichen Vorteilen für den Kunden.

                     148
Industrieller Einsatz der elektrodynamischen Fragmentierung von Rostaschen

      Schwermetall-Konzentrat                                                NE-Konzentrat
      %                                                                         EUR/Tonne
      25
                                                                                    1.200
                                                                                    1.100
      20                                                                            1.000
                                                                                    900
                                                                                    800
      15
                                                                                    700
                                                                                    600

                                                                                                   Rückstände aus MVA
      10                                                                            500
                                                                                    400
                                                                                    300
       5
                                                                                    200
                                                                                    100
       0                                                                            0
                2. Quartal              3. Quartal              4. Quartal

                Schwermetalle            NE

Bild 18:    Entwicklung des NE-Konzentrates durch die stufenweise Inbetriebnahme der elektro-
            dynamischen Fragmentierung im Jahr 2017

Die verbesserte Freisetzung, besonders der in der feineren Schlacke eingeschlossenen
Schwermetalle hat somit einen direkten Einfluss auf die bestehende Wirtschaftlichkeit
der Anlage. Durch den fortlaufenden gesteigerten Betrieb sollte sich die Situation
durch die weitere Steigerung der NE-Metall-Ausbeute und der Konzentratqualität auf
75–80 % weiter verbessern.

                                                                  7. Zusammenfassung
Diese Studie beschreibt den Implementierungsprozess der elektrodynamischen Frag-
mentierung innerhalb der Schlacke-Aufbereitungsanlage der KVA Fribourg, Schweiz.
Durch eine intelligente Kombination aus trockenmechanischer und nasser Aufbereitung
kann Rohschlacke direkt ohne Zwischenlagerung weiterverarbeitet werden. Durch die
stufenweise durchgeführte Inbetriebnahme wurden benötigte Optimierungen und
Anpassungen vorgenommen, ohne den generellen Betrieb zu stören. Diese Strategie
ergab eine robuste und effiziente Anlagenlösung für den Kunden die am wirtschaftlichen
Optimum arbeitet. Der reduzierte Platzbedarf konnte durch eine modulare Bauweise
und optimierten Anforderungen an die Aufbereitung effizient genutzt werden.
Mit dem Einsatz der elektrodynamischen Fragmentierung können im offenen Kreislauf
Wertstoffe über ein weites Kornspektrum erreicht werden ohne komplexe Anlagen-
konfigurationen zu benötigen. Der hohe Freisetzungsgrad an metallischen Rohstoffen
erfüllt offizielle Grenzwerte und maximiert die NE- und Fe-Metall-Ausbeute der
nachfolgenden, konventionellen Sortierung. Zudem können mineralische Wertstoffe
zurückgewonnen werden und Deponiekosten reduziert werden. Tests im laufenden

                                                                                             149
Alexander Weh

                     Betrieb bestätigen das erhöhte Freisetzungsvermögen der elektrodynamischen Frag-
                     mentierung. Weitere Untersuchung der Restschlacke und der Konzentrate im laufen-
                     den Betrieb beschreiben den Sortiererfolg. Die elektrodynamische Fragmentierung
                     maximiert dabei die Wertstoffrückgewinnung relevanter Metalle aus der Rohschlacke
                     ohne mehrstufige Zerkleinerung bei einer reduzierten Sortierung. Gegenwärtig wird
                     die Anlage unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten bei 6 kWh/t betrieben. Das dabei
                     erreichte Betriebsergebnis bestätigt die Vorteile des Verfahrens durch eine Steigerung
                     der Metallausbeute und der Veränderung der NE-Konzentrat-Zusammensetzung. Die
                     verbesserte Freisetzung erhöhte sukzessive den Schwermetallanteil im Konzentrat und
Rückstände aus MVA

                     konnte somit den Wert des Konzentrates verdoppeln.
                     Die detaillierten Untersuchungen zur elektrodynamischen Fragmentierung im indus-
                     triellen Betrieb und deren direkte Relation zu den Ergebnisse im ersten Betriebsjahr
                     der modifizierten Schlackenaufbereitungsanlage zeigen eindrucksvoll die Vorteile
                     des innovativen Prozesses. Des Weiteren stellte sich die entwickelte Anlagentechnik
                     als sehr robust heraus. Benötigte Optimierungen und Anpassungen waren haupt-
                     sächlich innerhalb der Wasseraufbereitung nötig. Durchgeführte Anpassung und
                     Optimierungen wurden erfolgreich abgeschlossen. Dadurch konnte dem Kunden eine
                     verlässliche und robuste Anlagen-Lösung übergeben werden. Die deutlich gesteigerten
                     Metall-Ausbeuten in Kombination mit dem Potential weitere mineralische Rohstoffe
                     zurück zugewinnen machen so eine nasse Aufbereitung auch bei sehr viel geringeren
                     Durchsätzen wirtschaftlich sehr interessant.

                     8. Literatur
                     [1] Alwast, H.; Riemann, A: Verbesserung der umweltrelevanten Qualitäten von Schlacke aus Ab-
                         fallverbrennungsanlagen, Studie des Umweltbundesamtes, 2010
                     [2] Bundesamt für Umwelt – BAFU (Hrsg.): Messmethoden im Abfall- und Altlastenbereich. Bern:
                         Umwelt-Vollzug Nr. 1715: 82 S., Stand 2017
                     [3] Bluhm, H.; Frey, W.; Giese, H.; Hoppe, P.; Schultheis, C.; Strassner, R.: Application of pulsed
                         HVdischarges to material fragmentation and recycling, IEEE Transactions on Dielectrics and
                         Electrical Insulation, Vol. 7, Nr. 5, 2000, S. 625-635
                     [4] Bunge, R.: Recovery of metals from waste incineration bottom ash, online publication UMTEC,
                         HSR Rapperswil, 2016
                     [5] Bunge, R.: Wertstoffgewinnung aus KVA-Rostasche. In: Schenk, K. (Hrsg.): KVA-Rückstände
                         in derSchweiz. Der Rohstoff mit Mehrwert. Bundesamt für Umwelt, Bern, 2010, S. 170-182
                     [6] Dittrich, S.; Thome, V.; Seifert, S.; Mayer, M.: Effektive Aufbereitung von Müllverbrennungs-
                         schlacken mittels Hochspannungsimpulsen. Chem. Ing. Tech., 88, No.4, 2016, S. 461-468
                     [7] Euler, T.: Ressourcenschutz in der Abfallwirtschaft – MVA-Aschen als Sekundärrohstoffquelle
                         für Metalle. Bachelor-Arbeit, Hochschule Rhein-Main, Wiesbaden Rüsselsheim, 2017
                     [8] Eggenberger, U.; Mäder, U.: Charakterisierung und Alterationsreaktionen von KVA-Schlacken.
                         In: Schenk, K. (Hrsg.): KVA-Rückstände in der Schweiz. Der Rohstoff mit Mehrwert. Bundes-
                         amtfür Umwelt, Bern, 2010, S. 104-115
                     [9] Parvaz, D.; Weh, A.; Mosaddeghi, A.: Pre-concentration Attributes of SELFRAG High Voltage
                         Treatment. Conference proceedings: European Symposium for Comminution and Classifica-
                         tion. At: Chalmers University of Technology; Gothenburg, Sweden, 2015

                     150
Industrieller Einsatz der elektrodynamischen Fragmentierung von Rostaschen

[10] Seifert, S.; Thome, V.; Karlstetter, C.; Maier, M.: Elektrodynamische Fragmentierung von MVA-
     Schlacken – Zerlegung der Schlacken und Abscheidung von Chloriden und Sulfaten. In: Thomé-
     Kozmiensky, K. J. (Hrsg.): Aschen • Schlacken • Stäube – aus Abfallverbrennung und Metallurgie.
     Neuruppin: TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky, 2013, S. 353-365
[11] Shi, F.; Zuo, W.; Manlapig, E.: Pre-concentration of copper ores by high voltage pulses. Part
     2:opportunities and challenges. Miner. Eng. 79, 2015, S. 315-323
[12] Thomé-Kozmiensky, K. J.: Möglichkeiten und Grenzen der Verwertung von Sekun-
     därabfällen aus der Abfallverbrennung. In: Thomé-Kozmiensky, K. J. (Hrsg.): Aschen •
     Schlacken • Stäube – aus Abfallverbrennung und Metallurgie. Neuruppin: TK Verlag Karl Thomé-
     Kozmiensky, 2013, S. 79-278

                                                                                                          Rückstände aus MVA
[13] UMTEC: IGENASS. CH-Dokumente-Factsheets. [Online] April 2016. https://www.igenass.ch/
     fileadmin/user_upload/igenass.ch/Dokumente/Factsheets/160526_Zerkleinerung_GBWM_
     EDF.pdf, 2016, abgerufen am: 02.06.2016
[14] van der Wielen, K.P.; Pascoe, R.; Weh, A.; Wall, F.; Rollinson, G.: The influence of equipment
     settings and rock properties on high voltage breakage. Miner. Eng. 46-47, 2013, S. 100-111
[15] Weh, A.: Effiziente Metallrückgewinnung aus Kehrichtverbrennungsasche mittels Hochspan-
     nungsimpulsverfahren. In: Thomé-Kozmiensky, K. J. (Hrsg.): Mineralische Nebenprodukte und
     Abfälle 2 – Aschen, Schlacken, Stäube und Baurestmassen. Neuruppin: TK Verlag Karl Thomé-
     Kozmiensky, 2015, S. 167-191
[16] Weh, A.; Käppeler, J.: Industrieller Einsatz des Hochspannungsimpuls-Verfahren zur Aufberei-
     tung von Verbrennungsrückständen. Conference proceeding: Recycling DepoTech. At Montan
     Universität Leoben; Leoben, Austria, 2016
[17] Weh, A.; Mosaddeghi, A.: Breakage characteristics of incinerator bottom ash in the HV pulse
     power process. Conference: Sustainable Minerals’16, At: Falmouth, UK, 2016
[18] Zuo, W.; Shi, F.; Manlapig, E.: Pre-concentration of copper ores by high voltage pulses. Part
     1:principle and major findings. Miner. Eng. 79, 2015, S. 306-314
[18] Zuo, W.; Shi, F.; van der Wielen, K. P.; Weh, A.: Ore particle breakage behaviour in a pilot scale
     high voltage pulse machine. Miner. Eng. 84, 2015, S. 64-73

                       Ansprechpartner
                       Dr. rer. nat. Alexander Weh
                       SELFRAG AG
                       Leiter Technikum
                       Head Seals Application
                       Biberenzelgli 18
                       3210 Kerzers (CH)
                       Telefon: 0041-31-7503201
                       E-Mail: a.weh@selfrag.com

                                                                                                  151
Vorwort

         Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
         Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
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         Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar

                     Stephanie Thiel, Elisabeth Thomé-Kozmiensky,
Bernd Friedrich, Thomas Pretz, Peter Quicker, Dieter Georg Senk, Hermann Wotruba (Hrsg.):
                          Mineralische Nebenprodukte und Abfälle 5
                      – Aschen, Schlacken, Stäube und Baurestmassen –
                ISBN 978-3-944310-41-1 Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH

Copyright: Elisabeth Thomé-Kozmiensky, M.Sc., Dr.-Ing. Stephanie Thiel
Alle Rechte vorbehalten
Verlag: Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH • Neuruppin 2018
Redaktion und Lektorat: Dr.-Ing. Stephanie Thiel, Dr.-Ing. Olaf Holm,
                        Elisabeth Thomé-Kozmiensky, M.Sc.
Erfassung und Layout:   Claudia Naumann-Deppe, Janin Burbott-Seidel, Sandra Peters,
                        Ginette Teske, Roland Richter, Cordula Müller, Gabi Spiegel
Druck:                  Universal Medien GmbH, München

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