Infektionserkrankungen, die über Trinkwasser übertragen werden - PD Dr. Giuseppe Valenza
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Wege der Kontaminationen und Infektionen Servicenetz im Gebäude Brunnen Wasser- Hauptverteilungsnetz werk Gebäude Trinkwasser Kläranlage Abwasser Grundwasser Bild: Giuseppe Valenza www.lgl.bayern.de 2
Wege der Kontaminationen und Infektionen 1. Landwirtschaftliche Nutzung des Wasserschutzgebietes (z. B. Gülle Ausbringung) 2. nicht angemessene Aufbereitung 3. Undichtigkeit der Trinkwasserleitungen im Hauptverteilungsnetz Servicenetz im 4. Kurzschlüsse zwischen Wasserversorgungs- und Abwassersystemen Gebäude 5. Trinkwasser-Stagnation im Servicenetz des Gebäudes 1 5 Brunnen 3 2 Wasser- 4 Hauptverteilungsnetz werk 4 Gebäude Trinkwasser Kläranlage Abwasser Grundwasser Bild: Giuseppe Valenza www.lgl.bayern.de 3
Erreger (Infektionserkrankungen), die über Trinkwasser übertragen werden Beispiele (Erkrankungen) 1. Landwirtschaftliche Nutzung des Wasserschutzgebietes •Salmonella Typhi (Typhus abdominalis) 2. nicht angemessene Aufbereitung Direkte oder indirekte •Vibrio cholerae (Cholera) Wasserverunreinigung 3. Undichtigkeit der Trinkwasserleitungen im durch Fäkalkerreger •EHEC (hämolytisch-urämisches Syndrom) Hauptverteilungsnetz •HAV (Hepatitis A) 4. Kurzschlüsse zwischen Wasserversorgungs- und Abwassersystemen •Pseudomonas aeruginosa Autochtone Wasserflora, (u. a. Atemwegsinfektionen, Wundinfektionen) 5. Trinkwasser-Stagnation im Servicenetz des Biofilmbildung in den Gebäudes Wasserleitungen •Legionella spp. (Atemwegsinfektionen, Pontiac Fieber) www.lgl.bayern.de 4
• Weltweit haben 1,1 Milliarden Menschen (ca. 23%) keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser • Fast zwei Millionen Menschen, die meisten davon unter 5 Jahren, sterben jedes Jahr aufgrund wasserbedingter Erkrankungen • Wasserbedingte Infektionserkrankungen sind häufig mit Kriegen und Naturkatastrophen assoziiert www.lgl.bayern.de 5
Vibrio cholerae Vibrio cholerae Serogruppen 01 und 0139 Verbreitung weltweit; v. a. Afrika, indischer Subkontinent, Zentral- und Südamerika Die WHO schätzt etwa 3-5 Mio. Erkrankungen und 100.000 Todesfälle pro Jahr einziges Reservoir Mensch; asymptomatische Ausscheidung Wochen und Monate nach Infektion; fäkale Kontamination von Oberflächenwasser Übertragung durch fäkal kontaminiertes Trinkwasser, seltener durch unzureichend abgekochte Nahrung (Meerestiere wie Austern, Krabben) Choleratoxin verantwortlich für wässrige Durchfälle: bis 20 l/Tag, Letalität 1-60% www.lgl.bayern.de 8
Vibrio cholerae Infektionszyklus initiale Kolonisierung massive Kolonisierung des Dünndarms und Toxin-Freisetzung Epithel. Zellen Magen Diarrhoe Aufnahme von mind. 106 Bakterien: Wasser / Lebensmittel www.lgl.bayern.de 9
Management: • Rehydration (oral, notfalls i.v.) • Gabe von Antibiotika, z. B. Tetrazykline, Makrolide (zur Verkürzung der Symptomatik und der Ausscheidungsdauer) www.lgl.bayern.de 10
Prophylaxe: •Trinkwasserhygiene •Choleraschutzimpfung oraler Totimpfstoff: zweimalige Schluckimpfung im Abstand von 1-6 Wochen www.lgl.bayern.de 11
Biofilm •Biofilme sind Lebensgemeinschaften von Bakterien, die sich an Oberflächen anheften und dort aufwachsen •Die bakteriellen Zellen eines Biofilms sind durch eine mikrobiell induzierten Matrix aus Polysacchariden umgeben •Biofilme sind an die jeweilige Umgebung angepasst und verfügen über eine höhere Resistenz gegenüber Umgebungsbedingungen als frei schwimmende Zellen www.lgl.bayern.de 12
Negative Auswirkungen von Biofilmen im Trinkwassernetz kontinuierliche Freisetzung von Bakterien ins Trinkwassernetz Mikrobiell induzierte Korrosion Materialschäden Verlängertes Überleben von pathogenen Erregern Verstärkter genetischer Austausch Schutz vor Desinfektionsmaßnahmen: chemische Desinfektion nicht ausreichend Thermische Desinfektion (70oC mind. 3 min) www.lgl.bayern.de 13
Legionellen • Gramnegative Stäbchen, 57 Legionella-Spezies • ca. 80-90% aller Legionellosen werden durch L. pneumophila verursacht, 2/3 davon durch die Serogruppe 1, 1/3 durch die anderen Serogruppen (2-15) • Typische Umweltkeime, natürliches Reservoir im Wasser • Das Bakterium fühlt sich besonders wohl und vermehrt sich bei Temperaturen um 30 bis 45°C in stehendem Wasser. Bei Temperaturen ab 55 °C stirbt der Erreger jedoch ab. Eine sichere und rasche Abtötung findet ab 60 °C statt • Gefahr der Vermehrung im Leitungssystem auf Grund optimaler Wachstumsbedingungen (Temperaturen, große Wassermengen). Die Legionellen kommen natürlicherweise im kalten Wasser in kleinen Konzentrationen vor www.lgl.bayern.de 14
Legionellen • Biofilmbildung, intrazelluläre Vermehrung auch in Amöben • Übertragung durch Aerosole, nicht von Mensch zu Mensch übertragbar, infektiöse Dosis unbekannt • Erreger der Legionärskrankheit (schwere Lungenentzündung) und des Pontiac Fiebers (grippeähnliche Erkrankung) • Schätzwerte für Deutschland (pro Jahr): 4,2% aller Pneumonien werden durch Legionellen verursacht; ca. 21.000 schwere Lungenentzündungen mit 1.000 – 3.000 Todesfällen; mindestens 100.000 Fälle mit Pontiac-Fieber (CAPNETZ) www.lgl.bayern.de 15
Trinkwasser-Kontrolle: Wer ist für was zuständig… Unternehmer oder sonstiger Inhaber (UsI) einer Wasserversorgungsanlage * Regelmäßige Überwachung durch das Gesundheitsamt **: •Überprüfung der Laboruntersuchungen •Besichtigungen der Wasserversorgungsanlagen •Festlegung eines Probennahmeplans: Frequenz der Untersuchungen, Zeitpunkt, Probennamestelle •Anordnung von Sonderuntersuchungen Externe Überprüfung der chemischen und mikrobiologischen Trinkwasserqualität durch ein akkreditiertes Labor * § 13 bis 17 TrinkwV i. d. F. vom 09.01.2018 ** § 18 bis 21 TrinkwV i. d. F. vom 09.01.2018 www.lgl.bayern.de 16
Pathogene im Trinkwasser Viren Helminthen Bakterien Protozoen • Eine Vielzahl von Krankheitserregern kann ins Grund- und Trinkwasser gelangen! • Untersuchungen auf „alle“ Krankheitserreger sind viel zu aufwändig, teuer und dauern zu lange! • Untersuchungen müssen einfach, schnell, preiswert und aussagekräftig sein! • Die Untersuchung auf „Indikatorkeime“ ersetzt i. d. R. die Untersuchung auf Krankheitserreger! www.lgl.bayern.de 17
Mikrobiologische Anforderungen Indikatorkeim Grenzwert Escherichia coli 0 KBE/100 ml Enterokokken 0 KBE/100 ml TrinkwV i. d. F. vom 09.01.2018, § 5 Absatz 2 und Anlage 1 Teil I Indikatorkeim Grenzwert Coliforme Keime 0 KBE/100 ml Koloniezahl bei 22°C • 100 KBE/ml am Zapfhahn des Verbrauchers • 20 KBE/ml nach Aufbereitung im desinfizierten Trinkwasser Koloniezahl bei 36°C • 100 KBE/ml TrinkwV i. d. F. vom 09.01.2018, § 7 und Anlage 3 Teil I www.lgl.bayern.de 18
Pseudomonas aeruginosa Für bestimmte Einrichtungen ist P. aeruginosa in die regelmäßige Überwachung einzubeziehen. Dazu zählen aus Gründen der Gesundheitsvorsorge folgende Einrichtungen: • Krankenhäuser • Pflegeeinrichtungen • Einrichtungen für ambulantes Operieren • Dialyseenrichtungen • Tageskliniken • Entbindungseinrichtungen • Einrichtungen zur Rehabilitation • Kindertagesstätten regelmäßige Untersuchung auf P. a. empfohlen (mind. jährlich) Grenzwert: 0 KBE/100 ml; Umweltbundesamt-Empfehlung (UBA 2017) www.lgl.bayern.de 19
Untersuchungspflicht auf Legionellen Von der Untersuchungspflicht betroffen sind öffentlich genutzte Gebäude (z.B. Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser etc.) gewerblich genutzte Gebäude (z.B. Gebäude mit vermieteten Wohnungen oder Arbeitsstätten) öffentlich und gewerblich genutzte Gebäude (z.B. Krankenhäuser in privater Trägerschaft, Hotels etc.) sofern eine Großanlage zur Trinkwassererwärmung vorhanden ist und Trinkwasser vernebelt wird www.lgl.bayern.de 20
Mikrobiologische Anforderungen nach TrinkwV – Untersuchung auf Legionellen www.lgl.bayern.de 21
Kontaminationsmanagement www.lgl.bayern.de 22
Desinfektions- Rückbau von Abkochgebot maßnahmen Totsträngen Duschverbot Einsatz von Sterilfiltern www.lgl.bayern.de 23
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! www.lgl.bayern.de 24
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