Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie - Daniel Konermann 19.06.2005

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Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie

          Daniel Konermann 19.06.2005
Gott gebe mir die Gelassenheit,
     Dinge zu akzeptieren
  die ich nicht ändern kann,
  den Mut, Dinge zu ändern
      die ich ändern kann
        und die Weisheit
     das eine vom anderen
        zu unterscheiden
Die Buddhistische Tradition

             Alle Anhaftung verursacht Leiden:

•   Das vermeiden-wollen von Unglück
•   Das festhalten-wollen am Glück
•   Die Identifizierung mit den Produkten unseres Verstandes und
    unserer Emotionen
Achtsamkeit / mindfulness

Achtsamkeit ist eine bestimmte Form der Aufmerksamkeit.

       Sie ist bewusst,
                in diesem Moment
                        und nicht wertend.

                       Jon Kabat-Zinn
Verschiedene Grundhaltungen im Umgang mit
               (negativem) Erleben

•    being mode          vs.      doing mode
•    welcoming           vs.      denying
•    Desidentifikation   vs.      Verstrickung
•    Akzeptanz           vs.      Veränderung
•    Im Fluss sein       vs.      Wille/Anstrengung

                         Ziele:
•    Freiheit            vs.      Glück
Theoretische Grundlage:
    Fehlende Achtsamkeit steht in Zusammenhang mit:

•   Rumination (Segal et. al 2002)
•   Erfahrungsvermeidung (Bach & Hayes, 2002)
•   Reduzierter Habituation an unangenehme Stimuli
    (Breslin et. al 2004)
•   Ungünstigen Meta-kognitven Prozessen (Teasdale, 2004)
•   Übergeneralisierung autobiographischer Gedächtnisinhalte
    (Williams et al 2000)
Meta – Kognition und Depression
                        Teasdale et. al (2004)

•   Die Fähigkeit, Gedanken als Gedanken (mentale Prozesse) zu
    identifizieren, anstatt sie für Aspekte des Selbst oder eine
    direkte Spiegelung der Wahrheit zu halten.

•   Fehlende Meta-Kognition als Rückfallprädiktor

•   CT reduziert dysfunktionale Einstelllungen nicht immer, hilft aber
    trotzdem. (Simons, Garfield & Muphy, (1984))

-   CT verbessert auch die Metakognition
MBCT - Erhaltungstherapie zur
               Rückfallvermeidung

•   Grundlage:
    – 1. Beck und seine kognitive Therapie (CT, 1979)
            – Automatische Gedanken, kognitive Triade, etc.
    – 2. Kabat – Zinn und seine Mindfulness-based stress reduction
      (MBSR, 1990)
•   Meditation
            – Body-Scan
            – Atembeobachtung
Ziel

 „The core skill is how to exit and stay out of these self-
 perpetuating cognitive routines. The bottom line is: be aware, let
 go.

 Letting go means reducing involvement in these routines,
 freeing oneself from the attachment/aversion that is driving the
 thinking patterns.

- it is the continued attempts to escape or avoid unhappiness, or
  to achieve happiness that keep the negative cycles turning. The
  aim of the program is freedom, not happiness, relaxation and so
  on. Although they are welcome by-products...“

 aus: Segal, Teasdale & Williams, 2002
Konkrete Lernziele:

•   Konzentration
•   Bewusstheit von Emotionen, Gedanken und
    Körperempfindungen
•   Entautomatisierung von kognitiven Schemata.
•   Akzeptanz, wohlwollende Aufmerksamkeit
•   Wahrnehmen ohne zu Bewerten
•   „non-attachment“
•   Loslassen
•   Seins-Modus – es gibt nichts zu erreichen...!
•   Angemessene, bewusste Reaktion auf Probleme
Ablauf:

•   8 Sitzungen a 2 Stunden
•   Gruppensitzungen (bis zu 12 Klienten)
•   Hausaufgaben
    – 6 Tage die Woche 40 Minuten Meditation / Yoga
    – 3-6mal täglich „breathing-space“ übung (3 minuten)
    – Tagebuch
•   Commitment / Motivation
Struktur

•   S 1-4: Aufmerksamkeitstraining
             – Körper, Atmung, Gedanken, Gefühle
•   S 5-7: klassische kognitive Interventionen
             – Handhabung von Gefühlseinbrüchen, aut. Gedanken etc.
             – Psychoedukation
•   S 8: Frühwarnsystem, Copingstrategien
Themen

•   S1: Autopilot im Alltag
         • Die Rosinenerfahrung
         • Einführung in Body-Scan

•   S2: Umgang mit Grenzen
         • „sollte ich nicht eigentlich entspannt sein??“
         • Tagebuch angenehmer Ereignisse

•   S3: Achtsames Atmen
         • Tagebuch unangenehmer Ereignisse
Themen

•   S4: Präsent bleiben
         • Umgang mit Aversion und Verlangen
         • Psychoedukation – depressive Mechanismen
             – Automatic Thoughts Questionaire & DSM 4

•   S5: Erlauben / sein lassen
         • Freiwilliges Konfrontieren
         • „Wenn ich es akzeptiere, geht es endlich weg...“

•   S6: Gedanken sind keine Tatsachen
         • Metakognition
         • Relativierung von Absolutheitsansprüchen
Themen

•   S7: Wie kann ich am besten für mich Sorgen?
        •   Aktiver Umgang mit Depressiven Symptomen
        •   Verbindung von Aktivität und Stimmung
        •   Rückfallsignale identifizieren
        •   Angenehme Aktivitäten, mastery & mindfulness

•   S8: das Nutzen von Gelerntem für die Zukunft
        • Rückfallvermeidungspläne
        • Konkrete Tools und Copingstrategien
Was ist daran so neu?

•   Körperzentrierung
•   Erfahrungsorientierung
•   Being mode
•   Esoterik?
Empirie / Wirksamkeit

                  Studie 1 (Teasdale et.al 2000)

•   N = 145, alle seit mind. 3 Monaten remittiert
•   Mind. 2 depressive Episoden
•   Alle medikamentös behandelt, seit mind. 3 Monaten clean
•   Randomisierte Kontrollgruppe (TAU)
•   60 Wochen
•   Multi-Center Studie
Ergebnisse

•   Moderator: Anzahl depressiver Episoden in den letzten 5
    Jahren: 2 (23%) vs. 3 oder mehr (77%)

•   Kontrollgruppe: 66% Rückfälle
•   3 oder mehr Episoden: 37%
•   2 Episoden: n.sig.
Studie 2 (Ma & Teasdale 2004)

•   Replikation der Ergebnisse von 2002:
         • MBCT:         36 % Rückfälle
         • TAU:          78 % Rückfälle

bei Patienten mit drei oder mehr depressiven Episoden innerhalb
   der letzten 5 Jahre
Bei 2 depressiven Episoden innerhalb der
                  letzten 5 Jahre:

Studie 1:                                Studie 2:
• MBCT: 54% Rückfälle                    • MBCT: 50% Rückfälle
• TAU: 31% Rückfälle                     • TAU: 20% Rückfälle

Beides nicht signifikant

  Worin unterscheiden sich die beiden Subgruppen (2 vs 3+)?

  - Kritische life events vor akuter Depression
  - Dysfunktionale Erziehung
  - Zeitpunkt der Ersterkrankung
Indikationsfaktoren für MBCT

                +                              -
•   Tendenziell chronischer     •   reaktive Depression
    Verlauf
•   Autonome Entwicklung von
    depressiven Symptomen,
    ohne kritische Ereignisse
•   Kindheitserfahrungen
•   Autonome Rückfallprozesse, die vor allem durch dysphorische
    Stimmung und die damit verbundene Reaktivierung ruminativer
    Prozesse ausgelöst werden, können vielversprechend mit
    MBCT vorgebeugt werden.

•   Bei dem Umgang mit kritischen Ereignissen erweist sich MBCT
    jedoch nicht als hilfreich.
Evaluation

•   Antidepressiva: 50 – 78 % Rückfälle
•   CT: 20-36%
•   MBCT: Halbierung der Rückfälle medikamentös behandelter um
    50% (auf 37%)
•   Vorteil: billig
        • Gruppentherapie
        • Nur acht Sitzungen
Weitere Anwendungsfelder

•   Mindfulness-Based Stress Reduction (J. Kabat-Zinn)
•   Dialektische Therapie für Borderline Störungen (M.Linehan)
•   Substanzabhängigkeit (A. Marlatt)
•   Angermanagement
Wirkfaktoren?

•   Selbstselektion d. Klienten
•   Unspezifisch
•   Kontrollgruppe
Diskussion

-   Selbstselektion der Klienten
-   Kontrollgruppe?
-   Spezifische Wirkfaktoren?
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