Infomagazin Folleto Pasopferde - Pasopferde-Verband
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Folleto Inf omag azin follEto Pasopferde Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes 1
WIllkommEn im Pasopferde Verband Sie mögen Pferde? Attraktive, freundliche, leichtrittige Pferde? Dann sind Sie bei den Pasos genau richtig! Ob Züchter, Reiter oder einfach nur Liebhaber, hier beim Pasopferde Verband erfahren Sie alles, was Sie schon immer über Pasos wissen wollten. Das Buschpferd bei der Galashow, der Spitzensportler auf dem Wanderritt. Paso Largo für den faszinieren- den Geschwindigkeitsrausch, Pasollano für den bequemen Ausritt, Trocha und Pasitrote für den mehrtägi- gen Geländeritt, Classic Fino für den besonderen Kick, Tölt für das Gangpferdeturnier, Trab für die hohe Dressur, Galopp für das Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Paso Fino, Paso Peruano, Paso Iberoamericano, Paso Partbred für die Züchter mit Visionen und die Reiter mit Ambitionen. Die Vielfalt wird zusammengeführt in Fortaleza, Nobleza, Brio – den Eigenschaften, die unsere große Paso- familie eint: Stärke, Adel, Sensibilität, Reaktivität, Menschenbezogenheit. Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes 2008 Folleto 3
Inhalt 5 ..................................................................ÜbEr DEn PasoPfErDE VErbanD 6 ......................................................................GEschIchtE DEr Paso-PfErDE 8 ..........................................................chronIk DEr PasoPfErDE In EuroPa 10 ...................................................................WIE anDErs sInD PasoPfErDE? 11 ...........................................................ÜbErlEGunG zur PasoPfErDEzucht 13 ...................fInos – PEruanEr – IbEroamErIcanos: rassEn oDEr tyPEn? 14 ......................................................WIssEnsWErtEs fÜr DEn PasozÜchtEr 18 ..........................................................................rassEPortraIt: Paso fIno 20 ...................................................................rassEPortraIt: Paso PEruano 22 .........................................................................rassEPortraIt: PasoPfErD 24 ......................................................rassEPortraIt: Paso IbEroamErIcano 26 ..............................sIEbEn GErÜchtE, DIE man schnEll VErGEssEn solltE 27 ................................................................rEItEn Im busch: ErholunG Pur 28 ........................................................................WIE soll GEPrÜft WErDEn? 32 ...............................hIPPoloGIschE ausDrÜckE runD um Das PasoPfErD 37 ................................................................lItEraturhInWEIsE: PasoPfErDE 39 ..................................................................................................ImPrEssum 4 Folleto 2008 Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes
Über den PasoPfErDE VErbanD Am 09. Oktober 1993 trafen sich im fränkischen Ober- sportlich nicht attraktiv. Das Reiten im PV soll bunt und scheinfeld zahlreiche Pasofreunde, um den „Pasopferde vielfältig sein: für die rein ideologische Rassendiskussion Verband“ ins Leben zu rufen. Grundidee bei der Ziel- ist hier kein Platz. Tradition wird dort erhalten, wo sie setzung des neuen Verbandes war, Pasopferde durch ras- sich bewährt hat - auf allzu hinderliche Zöpfe verzichtet segerechte Sportprüfungen auch für den ambitionierten man. Pasoreiten ist erheblich mehr als Brauchtumspfle- Reiter attraktiver zu präsentieren. Dabei darf der Begriff ge: Es ist echter Sport im wohlgemeinten Wortsinn. „Sport“ nicht missgedeutet werden als Stoppuhrenfetisch Das Konzept des PV ist denkbar einfach: Bessere Zucht im athletischen Grenzbereich. Der Sport mit Pasopfer- durch besseren Sport. Pasopferde und deren Reiter schei- den umfasst eine weite Palette von der iberisch geprägten nen von ihrer Grundidee übertriebenen sportlichen Am- Dressur- und Rittigkeitsprüfung über den wettkampf- bitionen zuwider zu laufen. Schließlich kann man keinen mäßigen Langstreckenritt bis zum organisierten Wan- Wettkampf im Genießen ausschreiben. Man kann aber derreiten. Jeder Pasoreiter wird in der Prüfungsordnung Leistungen, die art- und rassegerecht die Leistungsfähig- ein maßgeschneidertes Paket vorfinden, welches seinen keit und -bereitschaft unter Beweis stellen, dokumentie- persönlichen Neigungen und den Möglichkeiten seines ren. Man kann auch das Ergebnis von Ausbildung und Pferdes besonders entgegenkommt. Training von Pferd und Reiter beurteilen und würdi- Hintergedanke dieser sportlichen Neuorientierung ist gen. die rasche, aber nachhaltige Auswirkung auf das Zucht- geschehen. Wer nicht in den Geruch des Schau-Schön- Eine Zucht, die ernst genommen werden will, kommt lings geraten will, muss Leistungsfähigkeit unter Beweis ohne Dokumentation der Leistung nicht weiter. stellen. Eine exterieurorientierte Zuchtbeurteilung kann dies nur begrenzt. Gesundheit, Härte, Arbeitseifer, Aus- So sind die Sportprüfungsordnung des PV, die Turniere, dauer lassen sich nur im sportlichen Rahmen dokumen- Wanderritte, Seminare und Fortbildungsveranstaltun- tieren. So sind denn auch alle Prüfungen so angelegt, gen kein Selbstzweck oder nur für leistungsorientierte dass der Züchter ganz eindeutig Stärken und Schwächen Spitzensportler erdacht. Wenn wir unseren Pferden ei- eines Individuums erkennen und durch Auswahl der nen Dienst erweisen wollen, muss man von diesen Ange- Zuchttiere nach diesen Erkenntnissen handeln kann. boten Gebrauch machen. Wir brauchen den Sport und Ein weiteres Novum für die Pasopferde stellt die prin- die Dokumentation seiner Ergebnisse, um züchterisch zipielle Gleichstellung der einzelnen „Pasoschläge“ und weiterzukommen. der Paso-Partbreds dar. Vielleicht stört sich der eine oder andere an den Begriffen In den Prüfungen des PV starten Paso Peruanos, Paso Turnier oder Leistung. Die neue Sportprüfungsordnung Finos, Trochadores, Paso Argentinos, Troton-Galo- des PV beinhaltet jedoch von der Einsteigerprüfung über peros, Paso Iberoamericanos und andere neben Part- die Spitzenleistung bis zur „just for fun“-Schauprüfung breds (mit einem Pasoblutanteil von 50% und mehr) in eine Fülle von Disziplinen, in denen sich jeder, der ein den offenen Prüfungen gleichberechtigt nebeneinander. Pasopferd reitet, wiederfinden und bestätigen kann. Da Nichtsdestoweniger ist ein anderer Teil der Prüfungen Leistung aber auch für Reiter wie für Züchter gleichbe- so konzipiert, dass die „typspezifischen“ Merkmale der deutend mit Gesundheit ist, gehört das Pasopferd, zu- einzelnen Pasoschläge gefordert und gefördert werden. mindest von Zeit zu Zeit aufs Turnier. Vielleicht nicht Der „Einheitspaso“ ist züchterisch nicht sinnvoll und immer, aber immer öfter. Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes 2008 Folleto 5
GEschIchtE der Paso-Pferde 1. DiE EntstEhung DEr Pasos Allgemein wird behauptet, Columbus brachte Pferde mit in die Neue Welt und daraus hätten sich dann die Pasos und alle anderen südamerikanischen Pferderassen ent- wickelt. Das ist zwar nicht falsch, aber es erweckt den Anschein, als seien die südamerikanischen Pferde aus den Andalusiern entstanden, die heute als „die“ spani- schen Pferde angesehen werden und das ist doch sehr verkürzt. Vor 500 Jahren gab es in Spanien drei Typen Pferde: Eine Art Urandalusier, aus dem später die Karthäuser (Cartujano) hervorgingen, ein dreigängiges Pferd. Die spanische Genette, ein Tölter, der etwa im Typ der heu- tigen Pasos stand. Der galizische Berber, ein kleines, hartes Bauernpferd, das aus den oben genannten her- vorgegangen sein und ebenfalls Töltveranlagung gehabt haben dürfte. Von allen drei Gruppen kamen Pferde in die Neue Welt, die sich miteinander mischten und die sogenannten Kreolenpferde bildeten. Anmerkung: Kreolen (span. Criollos, bezeichnet in spa- nisch sprachigen Ländern Südamerikas die seit dem 16. Jahrhundert die im Land geborenen Nachfahren der eu- ropäischen Kolonisatoren; in portugiesisch sprachigen Ländern Südamerikas sind Crioulos erst die nachfahren von Sklaven gewesen, später auch alle Nachfahren. Die Bezeichnung Criollo oder Kreole gilt aber nicht nur für Menschen, sondern für alle mitgebrachten Haustierras- sen ebenso. So gibt es auch Landschläge von Rindern, Schafen, Schweinen und eben Pferden, die Criollo hei- ßen (span.: criar: ernähren, großziehen). Nachdem die Ureinwohner Amerikas die Scheu vor den Pferden der Conquistadores verloren hatten, machten sie sich schnell die Fähigkeiten dieser Tiere zu Nutzen. Die Verwendung war und ist eine zweifache: Als Fleischliefe- rant (vor allem die verwilderten Pferde) und als Reittier. (Der Pferdefleischverzehr unterliegt dort nicht dem hie- sigen Tabu.) Aus diesen Criollos (nicht zu verwechseln mit den heuti- gen Criollos, die eine eigene Zuchtrasse darstellen!) ha- ben sich einzelne Landschläge entwickelt mit regionalen und gangmechanischen Unterschieden, von denen die mit Töltveranlagung Caballo Criollo de Paso genannt werden. (Anmerkung: de Paso = mit Gang, also Tölt) Während der Kolonialzeit wurden vielfach spanische Pferde weiter zur Verbesserung eingekreuzt und auch heute sind vielerorts die Zuchtbücher noch offen. Zum Beginn des 20. Jahrhunderts begannen die Hacen- dados, die großen Zuchtbetriebe in Südamerika, einzel- ne Paso Schläge zu favorisieren und gezielt zu züchten, 6 Folleto 2008 Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes
was zu der heute anzutreffenden Vielfalt an Paso Typen Aus den importierten Stuten wurden 1974 die ersten vier (Modalidades) führte. So wurden aus ehemaligen Ar- Fohlen geboren, von dem Paso Peruano Hengst Pizarro beitsreitpferden Showtypen gezüchtet, die sich am deut- del Valle. lichsten in der Gangmanier unterscheiden. Man darf je- Bereits 1975 wurden weitere Paso-Pferde aus der USA doch nicht außer Acht lassen, dass diese Zuchtgeschichte nach Deutschland und Italien importiert, wo sich im erst wenige Pferdegenerationen alt ist und außerdem nur Verlauf der 70er Jahre parallel zur Schweiz verschiedene einen Bruchteil der Pasopopulation in Südamerika be- Zuchten etablierten. trifft. (100.000 von insgesamt 10 Millionen) 1975 wurden auch die ersten Pasos auf der Equitana vor- Heute zählt man 21 verschiedene Modalidades, von de- gestellt und fanden regen Zuspruch unter den Gangpfer- nen heute immerhin 11 in Deutschland vertreten sind. defreunden. Der Tölt war ja schon bekannt durch die Isländer, doch viele Reiter konnten sich mit dem Gedan- 2. Paso-PfErDE in DEn usa ken, ein Pony zu reiten, nicht anfreunden. So wurde der Das erste und bedeutendste Nachzuchtland für Paso- Paso die erste auch töltende Alternative zum Isländer – Pferde war und ist die USA. Die erste Zucht begann ein mittelgroßes Reitpferd. dort in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts, nachdem Ende der 70er Jahre kamen die ersten Pferde aus Peru in Puerto Rico stationierte Soldaten diese Pferde mit in nach Deutschland. Da der Import von Südamerika di- ihre Heimat zurückgebracht hatten. Systematisch wurde rekt nach Deutschland nicht möglich war, kamen diese jedoch auch dort erst ab den 70er Jahren gezüchtet. Pferde auf vielen Irrwegen mit langen Schiffsreisen und Durch die Orientierung an Shows und Turnieren hat Quarantänezeiten über die USA nach Deutschland. Erst sich in den USA eine Zweiteilung ergeben, wie sie in den seit August 2001 ist es möglich Pferde direkt aus Peru Ursprungsländern so nicht existiert. Die USA trennen nach Deutschland einzuführen und auch jetzt nur aus in Paso Peruanos (aus Peru kommend) und Paso Finos der Region Lima. (aus Kuba, der Dominikanischen Republik, Puerto Rico, 1981 wurde der erste Paso Hengst (der Paso Peruano Kolumbien). In den südamerikanischen Ländern ist Paso „El Paso“) in Aachen gekört, 1982 der erste Paso Fino Fino eine Gangartenbezeichnung für gleichmäßigen Hengst von Manfred Schneider aus den USA importiert. Viertakt. In den USA ist daraus eine Rassebezeichnung 1995 wurde Carnaval la Roca geboren, der 1998 als ers- entstanden, wobei es zweitrangig ist, in welchem Land ter in Deutschland gezogener Paso Fino Hengst gekört die Pferde ihren Ursprung haben. wurde. Bis Mitte der 90er Jahre gab es nur Finos und Peruaner 3. ZurÜck in DiE aLtE WELt in Europa, 1995 wurden erstmals Pferde der Modali- Am 15. November 1973 landeten die ersten Paso-Pferde dad Trochador importiert und im selben Jahr der erste auf dem Flughafen in Zürich. Jean-Claude Dysli und Trochadorhengst gekört. (Anmerkung: Die Modalidad Ewald Isenbügel hatten sie in den USA ausgesucht und Trochador ist benannt nach der Gangart Trocha, einem importiert. Diese Gruppe von 18 Pferden bestand aus Trabtölt.) 15 Paso Peruanos (dem Deckhengst Dulce Sueno, drei Heute gibt es in Europa ca. 800 Paso Peruanos, 800 Paso Wallachen und elf Zuchtstuten) und 3 Paso Fino Zucht- Finos und 100 Caballo de Paso, davon 50 Paso Ibero- stuten. Noch im selben Jahr wurde in der Schweiz die americano, die noch im Zuchtbuch der Caballo de Paso erste Züchtervereinigung für Pasos gegründet, die „Ge- eingetragen werden, sich aber schon als eigene Rasse nossenschaft für die Pasopferde-Zucht in der Schweiz“. etabliert haben. Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes 2008 Folleto 7
chronIk der Pasopferde in Europa 1948 Die ersten Pasopferde kommen von Puerto Rico nach Europa (Pariser Weltausstellung). 1973 Jean-Claude Dysli importierte die ersten, nicht zehn, Pasop ferde nach Eurpa (Schweiz). Gründung der „Genossenschaft für die Paso-Pferdezucht in der Schweiz“ später in „Paso-Pfer de-Zucht-AG“ umgewandelt. 1974 Die ersten vier Pasofohlen werden in der Schweiz geboren. 1975 Die erste öffentliche Vorstellung von Pasopferden auf der Equitana in Essen. 1975 Der erste Pasopferdetransport von USA kommt direkt nach Deutschland. Gründung des Gestütes DAUBACHTAL. Geburtsstunde der Paso Peruanos. 1979 Erster Direktimport von Pasopferden aus einem Ursprungs- land: PERU (allerdings mit Quarantäne in Italien) 1981 Gründung des ersten Pasopferdevereins in Bad Honnef unter dem Namen „Peruanische Pasovereinigung Deutschland e.V.“ 1981 EL PASO, der erste Pasohengst (PP) wird in Aachen gekört. 1982 Der erste spezielle Reitkurs für Pasopferde wird auf dem Schweizer Gestüt BIRKENHOF von Peter Hasler und Jean Claude Dysli veranstaltet. 1982 Organisation der „Ersten Internationalen Deutschen Paso Meisterschaft“ in LICH / Hessen. 1982 Manfred Schneider importierte den ersten Paso Fino Hengst nach Europa (Deutschland) COMANCHE EL M, ebenso seine Mutter LA SALIDA DEL SOL und eine weitere Paso Fino Stute RS PLATINA. 1983 Geburtsstunde der Paso Fino Zucht in Europa: der erste Paso Fino Fohlenjahr gang fällt im Gestüt Schneider. 1986 Gründung des Paso Club International mit Sitz in der Schweiz und Sektionen in Deutschland und Frankreich. 8 Folleto 2008 Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes
1987 Erstes Sportturnier für Pasopferde auf der Reitanlage „WAF FENSCHMIEDE“ in WÖRTH / Donau. 1989 Erster gemeinsamer Sportwettbewerb von Paso Finos und Paso Peruanos auf der 4. Internationalen Deutschen Paso- meisterschaft in Ansbach / Bayern. 1989 Erstes PCI / PPV Freundschaftsturnier für Pasopferde in MEISSENHEIM / Rheinland. 1989 Erstes Internationales Gangpferde-Championat in Aachen mit Beteiligung von Pasopferden. Gleichzeitig 2. Sportturnier für Pasopferde. 1990 PASOLLANO: die erste Fachzeitschrift für Pasopferde (1 x Jahr) erscheint. 1993 Der Pasopferde-Verband e.V. (PV) wird gegründet. Motto: - Bessere Zucht durch besseren Sport - und Vereinsziel: - För derung aller Pasoschläge ohne Rassendiskriminierung - . 1994 Die Europa-Sektion der Paso Fino Horse Association of Nord America wird ins Leben gerufen (PFHAE). 1994 Die erste Ausgabe von „Pasopferde aktuell“ erscheint (4 x Jahr), Herausgeber: Pasoverband. 1995 Der erste Hengst der Abt. TROCHADOR wird für die Pasos gekört: CHANGO (Criollo Colombiano) von Th. Reymann. 1996 Das „Stutbuch für den Paso Peruano“ wird von Frau D. Martin, in Zusammenarbeit mit PPV und PV, für Europa veröffentlicht. 1997 Die Zuchtabteilung TROTE y GALOPE wird eröffnet mit der Körung des Hengstes DON DANILO II (Criollo Colom biano) von S. Marien. 1998 Das „Stutbuch für Paso Finos“ wird von Frau D. Sperber, in Zusammenarbeit mit PV und PFHAE, für Europa veröffentlicht. 2000 Auf der Reitanlage WEIHERSMÜHLE wird die erste Paso- pferde EM, die EUROPASO 2000 vom Pasopferdeverband ausgerichtet. 2000 Gründung eines europäischen Pasofino-Vereins (PFVE). 2001 Körung des ersten Paso Iberoamericano: BONLUCIO im Besitz von J. Holländer. Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes 2008 Folleto 9
WIE anders sind Pasopferde? Das Pferd eignet sich wie kein anderes Tier zu Legen- denbildung. Von den durstenden Stuten Mohammeds bis zu den schwarzen Perlen – in jede Rasse lässt sich ein Mythos projizieren, der in seiner Entstehung sogar auf einem Fünkchen Wahrheit beruht. An dieser Stelle sol- len die wirklich offensichtlichen Unterschiede zu anderen Pferderassen angesprochen werden. Wir wollen sparsam sein mit Superlativen, den ihrer zu viele wirken unglaub- würdig. Auf zwei Gebieten wird den Pasopferden aber über alle Rassenfixierung hinweg zurecht eine Ausnah- mestellung zugebilligt: das extreme Maß an Töltveran- lagung und die ausgeprägte Menschenbezogenheit gänglich, aber trotzdem temperamentvoll. Ein Pferd, das nicht nach diesen Kriterien gezüchtet wurde, wäre naturtöLtEr – kEin ProbLEm einem Spanier niemals in den Sinn und unter den Sattel In anderen Gangpferdebereichen trägt der Begriff „Na- gekommen. Die Gänge änderten sich im Laufe der Jahr- turtölter“ etwas abwertendes in sich. Mag der Nur-Na- hundert, nicht aber die Zuchtphilosophie: das iberische turtölter z.B. beim Isländer eine gewisse Beschränkung Pferd war und ist Arbeitstier mit Repräsentationspflich- im sportlichen Einsatz bedingen, so hat das klare Be- ten. Diese Doppelfunktion kann nur ein Pferd mit außer- kenntnis der südamerikanischen Züchter zur bequems- gewöhnlichem Interieur erfüllen. ten aller Gangarten Pferde geschaffen, deren Reiz nicht Im Sprachgebrauch werden die erwähnten Eigenschaf- in der verwirrenden Vielzahl von Gängen und Gang- ten in dem schönen, aber kaum zu übersetzenden Begriff varianten liegt, sondern in der Perfektionierung eines „Brio“ zusammengefasst. Spätestens hier muss alle The- einzigen Ganges – egal, ob er Pasollano, Sobreandando, orie grau werden: Aufsitzen und „Brio“ erfahren! Corto, Largo oder Fino Fino genant wird. „Jack of all Trades – Master of none“. Man kann sich Es LEbE DEr kLEinE untErschiED. nicht auf alles spezialisieren. Pasopferde sind hinsicht- Für alle Pasorassen gilt als das Grundkonzept: größt- lich der Töltveranlagung die am weitesten spezialisier- mögliche Bequemlichkeit und nobler Charakter. Un- ten Pferde. Immer nur Tölt – langweilig, wird der eine terschiede zwischen Paso Peruano, Paso Fino und an- sagen. Tölt ohne wenn und aber, ohne Spezialknöpfe deren Pasoschlägen sind – abgesehen von anatomischen und Gebrauchsanweisung – das habe ich schon immer Details – hauptsächlich in der Gangmanier zu finden. gesucht, sagt der andere. Wo z.B. der Paso Peruano mit weiten Bewegungen und Der Reiz der Beschränkung auf das Wesentliche, damit ausgeprägter Aktion der Vorhand daherkommt, macht der Kopf frei wird für anderes: Freude am Reiten, Aus- der Paso Fino mit kurzen, schnellen Schritten Boden bilden, Genießen. Für den Kenner ist dies keine Lange- gut oder besticht der Paso Iberoamericano durch sein weile, sondern eines der spannendsten Phänomene der Dressurtalent. Hauptsache Tölt. Ob Paso Llano im Rei- Reiterei. setempo, verstärkt oder versammelt; ob Paso Corto, Lar- go oder Classic Fino – jedes Tempo hat seinen Liebha- brio: mEhr aLs nur tEmPEramEntVoLL ber, nur: bequem muss es sein. Wo englisch-germanische Der Reiz dieses Extrems wird aber erst dann plausibel, Reiterei in Schwerstarbeit auszuarten droht, macht der wenn man die oben erwähnte zweite Eigenschaft der Pasoreiter einen großen Bogen und reitet entspannt wei- Pasopferde erkennt, abruft und fördert: ihre Menschen- ter; Markenzeichen: Lächeln im Gesicht. Das Prinzip bezogenheit und ihren Charakter. der schwingungsfreien Zone in der Sattellage ist bei al- Leider heißt im Pferdealltag „temperamentvoll“ nur allzu len Pasopferden perfekt verwirklicht. Wer es sich leisten oft „gefährlich“, „heiß“ ist das Synonym für „schwierig“, kann, die Qualitäten seines Pferdes nicht mit Stoppuhr „ruhig“ für „faul“. Pasopferde sind temperamentvoll, und Maßband zu ermitteln, wer gerne etwas abseits vom heiß, ruhig – aber in der ursprünglichen Wortbedeu- Hufschlag seine Wege sucht; wer genug hat von schwie- tung. Des Rätsels Lösung liegt in der Abstammung der rigen Pferden, wenig pferdegerechten Reitweisen und Pferde und der züchterischen Maxime. Von alters her körperlichem Dauerstress der probiert‘s mal mit einem galten iberische Pferde als leistungsbereit, ehrlich, um- Pasopferd. 10 Folleto 2008 Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes
Überlegung zur PasoPfErDEzucht man muss mit DEn PfErDEn PfLÜgEn, DiE man im von Pferd, Reiter und Ausbildung wird weiter verbessert; staLL hat (bauErnWEishEit). die Nachfrage nach guten Pferden wird steigen: züchte- risch bedenkliche Tiere werden Farbe bekennen müssen. Eine noch kleine aber ständig wachsende Gruppe Rei- Gleichzeitig steigt das Qualitätsbewußtsein bei Reiter ter und Züchter von Pasopferden ist zu dem Schluss ge- und Käufer. Ein positiver Regelkreis, den es in Gang kommen, dass man die wiederholten Fehlstarts der Paso- zu bringen gilt, wie Dr. Bellinghausen sehr zutreffend zucht in Europa nicht als Pleiten, sondern als Lehrjahre meint. betrachten sollte und nun darauf aufbauend versuchen Die Prüfungen bekommen dann eine höhere Akzeptanz. muss, der Szene neue Impulse zu vermitteln. Grundge- So kann man denn auch guten Gewissens wirksame danke dieser Neuorientierung ist die Erkenntnis, dass alle Reklame für faszinierende Pferde machen, zumal das Pferdepopulationen, die etwas mehr als nur Exotensta- Zuchtziel der Pasopferde denkbar einfach zu definieren tus für sich beanspruchen wollten, sich um rassegerech- ist: Ein Naturtölter, gesund, ausdauernd, menschenbezo- te Leistungsprüfungen in der Art einer ausgeklügelten gen und arbeitswillig. Sport- und Turnierkultur bemüht haben. Auch derjeni- Seit fast 25 Jahren gibt es Pasos in Europa. Die anfangs ge, der mit dem Begriff „Leistung“ so seine Schwierig- hauptsächlich aus den USA importierten Tiere hatten keiten hat, wird zugestehen, dass man Pferde, die weder Abstammungsnachweise aus ihren Geburtsländern. Die leistungsbereit noch -fähig sind, nicht guten Gewissens in den ersten Jahren in Europa gezogenen Fohlen wur- züchten, geschweige denn reiten sollte. Wenn wir ande- den in der Regel weiterhin in den USA eingetragen, d.h. rerseits die Leistungsfähigkeit der Pasopferde unter Be- die dort etablierten Zuchtverbände stellten für Fohlen, weis stellen wollen, so geschieht dies vorzugsweise durch deren Eltern in ihrem Zuchtverband eingetragen wa- sportliche Leistungsnachweise. Dies - aber nicht nur dies ren, Abstammungsnachweise aus. Diese Lösung ergab - kann letztlich die Zucht weiterbringen. Dazu gehört je- sich mehr oder weniger zwangsweise, da unsere Lan- doch auch die Abkehr vom „exklusiven Luxuspose“, der deszuchtverbände anfänglich kein Interesse zeigten, sich zwar auf Schauen brilliert aber seine Alltagstauglichkeit um Exotenrassen zu kümmern bzw. sie zuchtbuchmäßig schmerzlich vermissen lässt. Neue Leistungsanforderun- zu betreuen. Von Pasosport konnte damals überhaupt gen und neue Züchterideen sind somit gefragt. Kurz: noch keine Rede sein. Eine sinnvolle Sportordnung ist erste Voraussetzung für Für die offizielle Situation der Pasozucht änderte sich züchterischen Fortschritt. erst dann etwas, als es W. Feldmann gelang, seinen Dies zu erreichen und zugleich die Sportveranstaltun- Pasohengst „EL PASO DLG“ beim Rheinischen Pferde- gen publikumswirksamer und rassespezifischer zu ge- stammbuch anerkennen zu lassen. Damit war zunächst stalten muss unser Ziel sein. Hierin liegt die katalytische die Rasse „Paso Peruano“ etabliert. Es folgten Hengst- Funktion einer Sportprüfungsordnung: Die Qualität körungen in Hessen und Bayern und nach und nach Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes 2008 Folleto 11
waren auch die übrigen Landeszuchtverbände bereit, ropa (damals in Zürich) eintraf, war eine Mischung aus ein Hengst- bzw. Stutbuch für Pasopferde einzurich- verschiedenen Pasoschlägen. Alle Rassen wurden so- ten. Heute macht die zuchtbuchmäßige Betreuung aller dann von der seinerzeitigen Schweizer Pasogenossen- Pasoschläge in Deutschland keine Schwierigkeiten mehr, schaft betreut. Auch in den USA sind z. B. Paso Finos da auch die Abteilung ZUCHT bei der FN die offizielle aus verschiedenen Herkunftsländern und Paso Peruanos Einrichtung von verschiedenen Pasostutbüchern (Paso unterschiedlicher Provenienz lange Zeit gemeinsame Fino, Paso Peruano, Pasopferde, etc.) in die ZVO (Zucht- Wege gegangen, bis schließlich jede Rasse stark genug verbandsordnung) übernommen hat. war, um auf eigenen Füßen zu stehen. Ähnlich verlief die Alle Paso-Züchter innerhalb der EG sollten sich bei ihren Entwicklung in den anderen Pasoländern; erst wenn eine zuständigen Verbänden vor Ort um die Anerkennung „Modalidad“ (Typengruppe) zahlenmäßig stark genug und Betreuung der Rasse (Hengste und Stuten) bemü- war, machte sie sich auch organisatorisch selbständig, hen, damit für alle hier geborenen Fohlen einheimische manchmal so weitgehend, dass sie sich als eigene Rasse Originalabstammungsnachweise ausgestellt werden kön- verstand. nen. Nachdem heute, im Zuge der Neuorientierung der Um ehrlich für die Zukunft seiner Rasse bzw. seines deutschen Zuchtverbandslandschaft mehr oder weniger Pasoschlages (je nach Ideologie) tätig sein zu können, alle anerkannten Zuchtverbände sich um die bundes- warnte uns H. Ernst in einem 07-2000 erschienenen weite Anerkennung bemühen bzw. diese schon erhalten Beitrag vor der „Gegenwart als Provisorium“: Der züch- haben, erscheint es sinnvoll, dass kleine Exotenpopula- terische Selbstbetrug hat viele Facetten und beherrscht tionen (weniger als 200 – 250 eingetragene Zuchttiere) unser Denken klammheimlich viel mehr als uns lieb sein von einem dieser Verbände in der ganzen Bundesrepub- kann. Denn der antizipatorische Hedonismus lebt von lik betreut werden. zahllosen Mythen der Erfüllung wobei einer der Schlüs- Mit einem reinen Fortschreiben traditioneller, teilweise sel dazu die Pferdezucht sein kann. Beim Anblick mehr folkloristisch angehauchter Beurteilungskriterien aus den oder weniger wohl gelungener Fohlen ist der fantasierte Mutterländern erweist man dem Paso in Europa einen Zugewinn an Lebensfreude meist befriedigender als die Bärendienst. In nächster Zukunft sind verantwortungs- Gegenwart eigentlich verspricht. Mit Fohlen verkaufen bewußte Züchter gefragt, die bereit sind, auf dem sch- wir Zukunftsträume, fantasiertes „Glück“ und täten gut malen Grat zwischen Tradition und Ketzerei zu gehen; daran, nicht selbst auf deren Erfüllung zu beharren. gefragt ist der Genetiker, der Mediziner, der Organisator. Doch wer kauft schon ein Fohlen wenn er fast zum selben Es geht darum, eine der interessantesten Erscheinungen Preis ein reitbares Pferd erwerben kann. Der Kaufakt der Pferdewelt zu erhalten bzw. wieder herzustellen und selbst wird in jedem Fall aufgeladen mit Vorwegnahmen für unsere reiterlichen Bedürfnisse einzurichten. einer besseren Zukunft, als stolzer Pferdebesitzer oder als Schon der erste Transport von Pasopferden, der in Eu- erfolgreicher Reiter. 12 Folleto 2008 Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes
finos – Peruaner – iberoamericanos: rassEn oDEr tyPEn? Paso heißen sie alle, doch möchte man einigen Züchtern nach gehören alle Caballo Criollo de Paso einer Rasse und Besitzern glauben, so ist das auch schon die einzige an, Peruaner und Finos sind dann nur Typen, quasi Un- Gemeinsamkeit. Sie bestehen strikt darauf, dass es sich tergruppen derselben Rasse. Das Wort Rasse kann aber hierbei um grundverschiedene Rassen handelt, die nur auch züchterisch gemeint sein und bedeutet dann eine zufällig aus derselben Gegend auf dem Globus kommen. bestimmte Gruppe von Tieren, die von einer Zuchtge- Diese Ansicht rührt vielleicht daher, dass man in den meinschaft festgelegt wurde. Hierbei spielen nicht so sehr Anfangsjahren der Pasozucht in Deutschland die bei- gleiche Gene eine Rolle, als vielmehr Kulturgeschichte den Rassen (Paso Fino und Paso Peruano) mehr oder und Traditionen. minder gleichberechtigt behandelt hat und es auch nur Beispiel: Die Länder Peru und Ecuador lagen jahre- ein Zuchtbuch gab. Mittlerweile gibt es drei, eins für lang in schwelenden Konflikten. Die Pasopferde, die in Peruaner, in das alle Pferde eingetragen werden, die Ecuador gezüchtet wurden, hießen also nicht Paso Pe- oder deren Vorfahren aus Peru kommen und die auch ruano, sondern Paso Ecuatoriano, was nicht daran lag, in Peru eintragungsfähig wären; eins für Finos, in das dass sie zu verschiedenen biologischen Rassen gehört alle Pferde eingetragen werden, die in den USA als Paso hätten, sondern allein daran, dass ein Ecuatorianer das Finos gezogen sind, oder dort als Paso Finos eingetragen Wort Peru nicht in den Mund nahm. Dieser politische werden könnten; und ein drittes für Caballo de Pasos, in Konflikt wurde mit den Pferden nach Deutschland im- das Partbreds, Iberoamericanos und andere Pasoschläge portiert und damit hitzige Diskussionen darüber ob die eingetragen werden. Caballo de Paso aus Ecuador in das deutsche Zuchtbuch Um die Frage zu beantworten, ob es sich bei den Pasos für Paso Peruanos eingetragen werden dürfen. um verschiedene Rassen handelt oder nur um Typen ei- Kulturgeschichtlich sind es also verschiedene Rassen, ner Rasse, muss man wissen, dass es zwei Bedeutungen doch sie unterscheiden sich außerdem hinsichtlich eini- des Wortes Rasse gibt, deren Klärung den Streit darum ger angestrebter Merkmale. aus der Welt schaffen kann. Eine biologische Rasse ist Zusammenfassend ließe sich dazu sagen, dass sie zwar eine Gruppe von Individuen einer Art, die bestimmte genetisch eine Rasse sind, es sich aber in der Praxis so vererbbare Merkmale gemeinsam haben und sich darin ergeben hat, sie als verschiedene Rassen zu handhaben, von anderen Gruppen derselben Art unterscheiden. Da- in Freizeit, Schau und Turnier. Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes 2008 Folleto 13
WIssEnsWErtEs für den Pasozüchter ZWEck unD aufgabE DEr ZuchtPfErD ZuchtVErbanDsorDnung (ZVo) Ein Pferd Die ZVO dient der Förderung der Pferdezucht durch a) das im Zuchtbuch einer anerkannten Züchtervereini- Koordination der züchterischen Arbeit der anerkann- gung eingetragen ist (eingetragenes Zuchtpferd) oder ten Züchtervereinigungen, die Mitglieder der FN sind. b) dessen Eltern und Großeltern in einem Zuchtbuch Es werden die Anforderungen für die Ausgestaltung der derselben Rasse oder auch einer anderen Rasse, deren Zuchtprogramme, für die Unterteilung und Führung Einsatz im Zuchtprogramm vorgesehen ist, eingetra- der Zuchtbücher, für die Ausstellung der Pferdepässe gen oder eingeschrieben (vermerkt) sind und das dort einschließlich Zuchtbescheinigungen und für die Siche- selbst entweder eingetragen oder eingeschrieben (ver- rung der Identität aller in den Zuchtbüchern eingetrage- merkt) ist oder eingetragen oder eingeschrieben (ver- nen Pferde festgelegt. merkt) werden kann (reinrassiges Zuchtpferd). rEchtLichE grunDLagEn DEr ZVo ZuchtWErt Die rechtlichen Grundlagen dieser Zuchtverbandsord- Der erbliche Einfluss von Pferden auf die Leistungen nung sind die Bestimmungen der Europäischen Union ihrer Nachkommen unter Berücksichtigung der Wirt- sowie die von den Ursprungszuchtbüchern in deren Rah- schaftlichkeit. men aufgestellten Grundsätze, die tierzuchtrechtlichen und tierschutzrechtlichen Bestimmungen des Bundes LEistungsPrÜfung und der Länder, die Satzung der Deutschen Reiterlichen Ein Verfahren zur Ermittlung der Leistungen von Pfer- Vereinigung e.V. (FN) einschließlich der im Rahmen ih- den für die Zuchtwertschätzung. rer Aufgaben erlassenen Regelwerke sowie ergänzende Beschlüsse der FN-Organe. Zuchtbuch Ein von einer anerkannten Züchtervereinigung geführtes ZÜchtErVErEinigung Buch der Zuchtpferde eines Zuchtprogramms zu ihrer Eine Züchtervereinigung im Sinne der ZVO ist eine Identifizierung und zum Nachweis ihrer Abstammung nach Tierzuchtrecht anerkannte Zuchtorganisation und und ihrer Leistungen. Trifft die Züchtervereinigung un- der FN als Mitgliedsorganisation angeschlossen. terschiedliche Regelungen hinsichtlich der Zuchtpfer- 14 Folleto 2008 Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes
de nach Maßgabe ihrer Abstammung, so kann sie das oder, soweit sie selbst das Zuchtbuch über den Ursprung Zuchtbuch in eine Hauptabteilung und eine besondere einer Rasse führen, Grundsätze für diese Rasse im Sinne Abteilung unterteilen. Trifft die Züchtervereinigung un- der EU-Bestimmungen aufzustellen. terschiedliche Regelungen hinsichtlich der Zuchtpferde nach Maßgabe ihrer Leistung, so kann sie die Hauptab- körung teilung des Zuchtbuches in Abschnitte unterteilen. Das Körung ist eine Selektionsentscheidung für die Ein- Zuchtbuch kann die Form eines Buches, eines Verzeich- tragung männlicher Zuchttiere in eine Abteilung des nisses, einer Datei oder eines anderen geordneten Infor- Zuchtbuches einer Züchtervereinigung in Abhängigkeit mationsträgers haben. vom jeweiligen Zuchtprogramm. In die Entscheidung Es wird zwischen offenen und geschlossenen Zuchtbü- gehen ein: chern unterschieden. In das geschlossene Zuchtbuch a) Merkmale der äußeren Erscheinung unter besonderer werden im Gegensatz zum offenen Zuchtbuch nur Tiere Berücksichtigung des Bewegungsablaufes, eingetragen, deren Eltern selbst in einem Zuchtbuch die- b) Ergebnisse anderer Leistungsprüfungen, soweit diese ser Rasse eingetragen sind und eine nach den Regeln des vorliegen, Zuchtbuches festgestellte Abstammung haben. Abwei- c) Zuchttauglichkeit und Gesundheit chend davon kann ein Tier einer anderen Rasse in das Zuchtbuch einer Rasse eingetragen werden, um Fremd- ZuchtProgramm gene hereinzunehmen. Diese Hereinnahme von Fremd- Das Zuchtprogramm umfass die Maßnahmen, mit de- genen ist von der Organisation, die das Ursprungszucht- nen der züchterische Fortschritt erreicht werden soll. Im buch der Rasse führt, zu genehmigen. Zuchtprogramm müssen Angaben gemacht werden zu: a) Zuchtziel ursPrungsZuchtbuch b) Zuchtmethode Die in der ZVO formulierten Grundsätze des Ur- c) Leistungsprüfungen sprungszuchtbuches einer Rasse sind für alle betroffenen d) Eintragungskriterien Züchtervereinigungen maßgebend. Die FN vertritt die e) Umfang der Zuchtpopulation Interessen der ihr angeschlossenen Züchtervereinigun- gen gegenüber den nicht im räumlichen Geltungsbereich ZuchtbEschEinigung dieser ZVO tätigen Ursprungszuchtbüchern der jeweili- Die Zuchtbescheinigung ist eine von einer anerkannten Züch- gen Rassen. Besonders bei der Ausgestaltung der Zucht- tervereinigung ausgestellte Urkunde über die Abstammung programme sind die Züchtervereinigungen aufgefordert, und Leistung eines Zuchtpferdes. Sie kann als Abstammungs- den Grundsätzen der Ursprungszuchtbücher zu folgen, nachweis oder als Geburtsbescheinigung ausgestellt werden: Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes 2008 Folleto 15
- Sie wird als Abstammungsnachweis ausgestellt, soweit „Ich befürchte Sie erwarten klar umrissene Definitionen Eltern und Großeltern in die entsprechenden Abschnitte und eindeutige Regeln. Es gibt sie nicht! Im Bereich der der Hauptabteilung eines Zuchtbuches derselben Rasse Pferdezucht gibt es mehrere Rasse-Konzepte die alle le- oder erfassten Zuchtpopulation eingetragen sind oder gitim sind, sich jedoch grundlegend unterscheiden“. auch einer anderen Rasse bzw. erfassten Zuchtpopulati- Die treffendste Definition einer Rasse ist: eine Gruppe on, deren Einsatz im Zuchtprogramm vorgesehen ist. von Tieren die eine so ähnliche Erscheinungsform hat, - Sie wird als Geburtsbescheinigung ausgestellt, soweit dass man sie logischerweise als Gruppe erkennt und die beide Elternteile mindestens in die Besondere Abteilung durch Anpaarung untereinander wiederum diese Er- eines Zuchtbuches derselben Rasse oder erfassten Zucht- scheinungsform reproduziert. population eingetragen sind oder auch einer anderen Ähnliches Erscheinungsbild kann man ergänzen durch Rasse bzw. erfassten Zuchtpopulation, deren Einsatz im ähnliche Abstammung, bzw. gleichen geographischen Zuchtprogramm vorgesehen ist. Ursprung (in früheren Zeiten der lokal begrenzten Pfer- dezuchten war sonnenklar was man unter einem Hanno- ZÜchtEr veraner oder Haflinger zu verstehen hatte). Der Züchter eines Pferdes ist der Besitzer der Zuchtstute Laut dieser Definition liegt das Zuchtkonzept in der ge- zur Zeit der Bedeckung. netischen Kontinuität. Dies ist die nützlichste Definition (Anm. Das gilt sinngemäß auch für die Zuchttiermiete; wenn man von einer Zucht vorhersagbare Typtreue er- Leasing). wartet. Die meisten Pferderassen mit geschlossenen Stutbüchern In diesem Zusammenhang ist es vielleicht ganz nützlich – nur Fohlen von registrierten Elterntieren werden regis- nochmals auf das Konzept des „Pasopferde-Verbandes triert – erfüllen diese Definition. PV“ (Einer für alle) und die einschlägige Stutbuchrege- Andere, sogar viele der populärsten Rassen kommen mit lung hinzuweisen: einem offenen Stutbuch besser zurecht und erlauben so Einem Vorschlag des Rassebeirates „Gangpferde“ der genannte Veredlungskreuzungen. So werden Quarter- FN zufolge wird den in Deutschland zur Stutbuchfüh- horses mit Vollblütern gekreuzt, oder Criollos mit Pasos. rung berechtigten Züchtervereinigungen empfohlen Durch Selektionsdruck werden diese Zuchten dann wie- in Anbetracht der hiesigen Gepflogenheiten folgende derum in eine bestimmte Typrichtung geformt. Natür- Zuchtbücher für Pasopferde zu führen: lich sind sie weniger typtreu in der Vererbung als z.B. a) PASO FINOS sind alle die Pferde, deren Vorfahren Friesen aber immer noch als Rasse ausreichend homo- im Stutbuch der PASO FINO HORSE ASSOCIA- gen und als solche erkennbar. TION von Nordamerika eingetragen sind oder die in Manche Züchter bedauern dieses Vorgehen und folgen dieses Stutbuch eingetragen werden könnten (§ 708/1 dann eben lieber den traditionellen „Gründerblutlinien“. der ZVO-FN). „Was ist ein reinrassiges Pferd?“ kann also eine ziemlich b) PASO PERUANOS sind alle die Pferde, deren Vor- verzwickte Frage sein. fahren auf das Stutbuch der ASOCIACION NACI- Auch wenn Pferde nicht über viele Generationen linien- ONAL DE CRIADORES Y PROPIETARIOS DE treu gezogen sind, also nicht aus dem gleichen Genpool CABALLOS PERUANOS DE PASO in Lima/Peru stammen, könnte man sagen: „Alle registrierten Pferde zurückzuführen sind oder die selbst im REGISTRO sind reinrassig“. GENEALOGICO INTERNACIONAL der ge- Nachdem in der Pasoszene so viele Nebelkerzen gewor- nannten Züchterorganisationen eingetragen werden fen werden, ist es den Aficionados nicht zu verdenken, könnten (§ 709/1 der ZVO-FN). dass sie manchmal den Überblick verlieren. Um etwas c) PASOPFERDE sind alle die Equiden, die der De- mehr Klarheit zu schaffen, hat der Zuchtbeirat des Baye- finition „CABALLO DE PASO“ des Internationalen rischen Zuchtverbandes für Spezialpferderassen in Mün- Pasopferdezuchtverbandes CONFEPASO entspre- chen folgende Regelung einstimmig beschlossen: chen und die über eine von einer anerkannten Züch- Auf vielen Abstammungsnachweisen werden die Na- terorganisation ausgestellte, endgültige Zuchtbeschei- men der von uns betreuten Pferderassen nicht immer nigung (Abstammungsnachweis) verfügen (§ 710/1 korrekt und oft willkürlich durcheinander verwendet. der ZVO-FN). Das gilt besonders für die Begriffe „Andalusier“ bzw. d) PASO IBEROAMERICANO sind alle Töltiberer, die „Pura Raza Española” oder “Lusitano” bzw. “Cavalo nach den Regeln der mittelamerikanischen Ur- Puro-Sangue Lusitano” sowie für die korrekte Bezeich- sprungsländer nach dem Zuchtprinzip der 3/8 – 5/8 nung von Pasopferden. Dabei sind vor allem fantasievol- Kreuzung gezüchtet werden und deren Vorfahren in le Wortschöpfungen wie „Paso Fino Trochador“ oder einem offiziellen Zuchtbuch verzeichnet sind (§ 711/1 „Paso Fino Troton Galopero“ unbedingt zu vermeiden, der ZVO-FN). weil sie die Züchter in die Irre leiten. Ein Trochador ist Prof. Ph. Sponenberg sagt uns zum Problem Reinzucht kein Paso Fino und darf nach den Bestimmungen sei- bzw. Definition einer „Zuchtrasse“ nes Ursprungslandes auch keinen reinen Viertakttölt (i.e. 16 Folleto 2008 Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes
Pasofino) gehen. Ferner gehört er bei uns in ein anderes sen, die ohne wesentliche Fremdblutzufuhr in direkter Zuchtbuch als der Paso Fino. Daher die Einigung auf Linie von den spanischen Kolonialpferden (Caballos de folgende international übliche Nomenklatur: los Conquistadores) abstammen und die über eine be- sondere Gangart (Pasollano; Marcha; Trocha; Pasitrote; VoLLstänDigEr korrEktEr namE bEZEichnung o.ä.) verfügen. Caballo Criollo Colombiano – Paso Trochador Hinsichtlich der Ausdrücke „Mestizo“ bzw. „Cruzado“ Modalidad Trocha wird angemerkt, dass die einschlägigen Ursprungszucht- Colombiana büchern diese Bezeichnungen nicht verwenden, sondern Caballo Criollo Colombiano- Paso Trochador Modalidad Trocha y Galope nur zwischen Definitivo (Hauptbuch/Zuchtbuch) und Reunido Colombiano Base/Preparatorio bzw. Fundadores (Vorbuch) unter- Caballo Criollo Colombiano – Trotón – Galopero scheiden. Modalidad Trote y Galope Somit ist Cruzado ein Produkt aus der Anpaarung von Reunidos zwei verschiedenen Rassen und synonym mit Mestizo Paso Fino Horse of North America Paso Fino gleich Kreuzungsprodukt zweier Pferderassen. Dagegen Caballo Peruano de Paso Paso Peruano gehören die Tiere der Kategorie Base/Preparatorio der Caballo de Raza Iberoamericana – Paso Iberoamericano Modalidad Paso gleichen Rasse an, sind nur bisher nicht von der Zen- Caballo Costarricense de Paso Paso Iberoamericano trale zuchtbuchmäßig erfasst worden. Sie sind aber im Stallbuch der Züchter (Registro Particular) ausreichend Caballo Peruano Argentino de Paso Paso Argentino dokumentiert und werden in den Ursprungsländern auf Equino Cubano de Paso Paso Cubano Antrag auch in die offiziellen Zuchtbücher eingetragen. Caballo Criollo Colombiano – Paso Colombiano Modalidad Pasofino Dadurch wird die derzeit gültige Zuchtverbandsordnung der FN in keiner Weise betroffen. Alle die dem Außen- Sobald noch andere der bisher bekannten Pasorassen in Deutschland ge- stehenden etwas exotisch vorkommenden Pasorassen, züchtet werden, ist die obige Liste entsprechend zu ergänzen. also alles was nicht den Definitionen für Paso Peruano, Paso Fino, usw. entspricht, wird in das Stutbuch für Ca- Dabei folgt die Verwendung der Bezeichnung Paso einer ballo de Paso (Pasopferde) eingetragen wenn dabei der Definition des Pasopferdeweltverbandes CONFEPASO für diese Rasse gültigen Definition (ZVO-FN § 710/1) und die erfasst bekanntlich alle kreolischen Pferderas- genügt wird. Einteilung der stutbücher für Pasopferde nach den regelwerken der ursprungsländer DEutschE synonymE bEZEichnungEn DEr PasoursPrungsLänDEr bEZEichnung BEISPIELE Paso Argentino Paso Colombiano Paso Iberoame- Paso Marchador Paso Peruano Paso Cubano ricano Mangalarga M. ARGENTINIEN KOLUMBIEN COSTA RICA BRASILIEN PERU CUBA VENEZUELA NICARAGUA VORBUCH REGISTRO BASE REGISTRO REGISTRO LIVRO LIBRO BASE REGISTRO REPORTADO DE ABERTO O REBAÑO (RO) FUNDADORES PARA DE PRESELEC- REGISTRO CION STUTBUCH REGISTRO REGISTRO REGISTRO LIVRO LIBRO REGISTRO STAMMBUCH PREPARATORIO DENUNCIADO GENEALOGI- FECHADO PREPARATO- ACREDIDADO I – III CO PARA RIO (RII) REGISTRO I – III Y REGISTRO MEJORADO (R I) HAUPTSTUTBUCH REGISTRO REGISTRO REGISTRO LIVRO REGISTRO REGISTRO ELITE- DEFINITIVO CERTIFICADO ÈLITE DE DEFINITIVO ALTERNO (R VERZEICHNIS R. PEDIGRE ELITE ABSORBENTE III) REGISTRO REGULAR Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes 2008 Folleto 17
Paso fIno - Pf „the american Paso fino horse” hErkunft: Vereinigte Staaten von Amerika (USA) auf der Basis verschiedener südamerikanischer Pasoschläge grössE: Stuten ab 136 cm, Hengste bis 156 cm farbEn: alle Farben, auch Schecken gEbäuDE: KOPF: trocken; gerades Nasenprofil; große, dunkle Augen; breite, flache Stirn; etwas nach innen ge- krümmte, kleine Ohren; feinlippiges Maul HALS: genügend lang und hoch aufgesetzt; gewölbte Oberlinie; lange, dichte Mähne KÖRPER: schräge Schulter und mäßig ausgeprägter Widerrist; mittelbreite und genügend tiefe Brust; viel Gurtentiefe; moderat langer kräftiger Rücken, geschlossene Lenden; starke, leicht abfallende Krup- pe, typische Schweifhaltung bei tiefem Ansatz funDamEnt: Korrekt gestellt; grazil; starke, klare Sehnen; alle bemuskelten Beinabschnitte gut ausgeformt; die unte- ren Beinabschnitte trocken, kurz und eher feingliedrig; Hufe klein, hart und gut geformt bEWEgungsabLauf: alle Gangarten akzentuiert und energisch; Tölt in verschiedenen Varianten; rassetypisch ist die ausge- prägte Hankenaktion, wobei Vor- und Hinterhand bezüglich Hubhöhe und Raumgriff harmonieren sollen. Der Sprinter unter den Pasopferden. Der Tölt wird in die Geschwindigkeiten Classic Fino, Paso Corto und Paso Largo unterteilt wobei Geschwindigkeit und Raumgriff zunehmen. EinsatZmögLichkEitEn: Freizeitreiten, Gangpferdewettbewerbe, Westernreiten bEsonDErE mErkmaLE: freundliches Wesen; aufmerksame Reaktionsbereitschaft; „Brio“ In der Zuchtverbandsordnung der FN: ZVO B VII - § 708/1 18 Folleto 2008 Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes
Trotz der Bezeichnung ist der Paso Fino kein feinglied- Strip“, einem langen Holzsteg, über den die Pferde töl- riges sondern ein gut belastbares Pferd, das keineswegs ten, demonstriert. nur für Leichtgewichte geeignet ist. Im übertragenen In den USA und in Europa wird der Paso Fino auf Sinn bedeutet „fino“ eben auch vornehm, höflich, auf- Schauen oder Turnieren in drei Tempi vorgestellt. Der merksam. Dies sind zwar Qualitäten, die alle Pasopferde ‘Paso Corto’ ist ein gemäßigtes Arbeitstempo, das das perfekt verkörpern, selten aber bilden Namen und Er- Pferd über Stunden durchhalten kann. Im ‘Paso Largo’ scheinung eine so plausible Einheit wie beim Paso Fino. ist ein deutlicher Zugewinn an Raumgriff und Tempo Pferde vom Paso Fino Typ werden in den Ursprungslän- erwünscht. Der ‘Classic Fino’ ist schließlich eine spezi- dern in verschiedenen Ausprägungen gezüchtet. Für uns elle Variante, bei der Raumgriff überhaupt keine Rolle, sind naturgemäß zunächst einmal die stark naturtöltver- Takt und Versammlung hingegen eine alles dominieren- anlagten Linien von Interesse. Es gibt jedoch auch Lini- de Rolle spielen. Zwar besteht die Gefahr, dass man den en, die vorwiegend traben (Troton) oder trabtölten (Tro- Classic Fino als die Königsdisziplin der Pasoreiterei miß- chador). Wesentlich ist, dass man in der Ausbildung diese versteht und jeder versucht, sein Pferd irgendwie zum natürliche Veranlagung weitgehend unangetastet läßt. Classic Fino zu bringen. Königlich wird eine Disziplin Der Paso Fino hat eine eher wenig spektakuläre Vor- immer erst dann, wenn Pferdetyp und Reitweise aufs handaktion. Er ersetzt seinen geringen Raumgriff durch höchste harmonieren. Ein Classic Fino wird aber nicht die hohe Frequenz der Tritte, die ein erstaunlich rasches hergerichtet, sondern er muss die Eignung für diese Spe- und auch noch recht ökonomisches Vorwärtskommen zialdisziplin in hohem Maße von Natur aus mitbringen. ermöglichen. Während beim Pasollanopferd die Hin- Ein Pferd muss zum Classic Fino geboren sein - nur dann terhand eher raumgreifend-flach ist, wünscht man sich sind die wirklich begeisternden Vorführungen möglich. beim Paso Fino eine ausgeprägte „hock action“, also Er tritt nicht mit dem Anspruch auf, ein Allroundpferd eine starke Aktion der Hinterhand in den Hanken. Für für alle Lebenslagen zu sein; der Classic Fino gehört aber alle Pasopferde gilt - gleich welcher Art die Aktion der zu der breiten reiterlichen und züchterischen Palette der Hinterhand ist - dass die Kruppe - und damit auch die Pasopferde. In den Ursprungsländern der Pasofinopfer- Sattellage - absolut ruhig, schwebend bleibt. Bequem- de kennt man übrigens die Unterteilung in Corto, Largo lichkeit als Zuchtziel! Die Taktreinheit und der Klang und Classic nicht, sondern reitet die Pferde stark versam- der wirbelnden Hufe werden gerne mit Hilfe des „Fino melt im Fino. Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes 2008 Folleto 19
Paso PEruano - PP „caballo Peruano de Paso” hErkunft: Südamerika: Peru grössE: ca. 145 - 155 cm farbEn: alle Farben; keine Albinos; Schecken als Zuchttiere nicht zugelassen gEbäuDE: KOPF: trocken; gerade bis konvex; langgestreckt; breite, flache Stirn; leicht nach innen gekrümmte, feine Ohren; dunkles, waches Auge; kleines, feinlippiges Maul HALS: genügend lang (mindestens Kopflänge); hoch aufgesetzt; lange, dichte Mähne KÖRPER: viel Gurtentiefe; ausgeprägter Widerrist; lange, schräge Schulter; elastischer, gut bemus- kelter Rücken; gut geschlossene starke Lenden; starke, leicht abfallende Kruppe; tiefer Schweifansatz; lange Behosung funDamEnt: alle bemuskelten Beinabschnitte möglichst lang und stark; die unteren Beinabschnitte trocken, kurz und feingliedrig; Hufe eher klein, hart und gut geschlossen; gut gewinkelte Sprunggelenke bEWEgungsabLauf: Naturtölter, alle Gangarten energisch, raumgreifend und akzentuiert; rassetypisch ist der „Termino“, das Abrollen der Vorderbeine aus der Schulter heraus. - Der Marathonläufer unter den Pasopferden. Tölt im klaren Viertakt (Pasollano) oder bei Tempoverstärkung lateral verschoben zum Passtölt (Sob- reandando) EinsatZmögLichkEitEn: Freizeitreiten, Gangpferdewettbewerbe, Wanderreiten bEsonDErE mErkmaLE: Freundliches Wesen; aufmerksame Reaktionsbereitschaft; nervenstarke Sensibilität; „Brio“ In der Zuchtverbandsordnung der FN: ZVO B VII - § 709/1 20 Folleto 2008 Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes
Zu den Paso Peruanos gehören alle Pasopferde vom sog. gebenden Pasoclubs in den Ursprungsländern. Unsere „Pasollano-Typ“, also neben denen aus Peru auch die, Pferde sollen nicht nur im Schauring eine gute Figur ma- die in Argentinien, Chile, Ecuador, Panama oder Cos- chen, sondern auch als Langstreckenpferde. Und da ist ta Rica unter Verwendung von Peruanerblut auf lokaler das korrekte Exterieur gerade gut genug. Das streben wir Stutengrundlage mit dem gleichen Zuchtziel eines Lang- züchterisch konsequent an, ungeachtet manch „wohlmei- streckentölters gezüchtet werden. Die Charakteristika des nender“ Ratschläge von Besuchern aus der Pasoheimat, Pasollano-Pferdes werden hier beispielhaft am Paso Peru- die etwa Säbelbeinigkeit für unverzichtbar halten. ano erläutert, da er auch maßgebend bei der deutschen Zuchtbuchordnung für diesen Pasotyp geworden ist. Laut Standard ist der Paso Peruano ein mittelgroßer Na- turtölter, der in Interieur und Exterieur deutlich seine spanischen Vorfahren aufzeigt. Im Rassestandard finden sich viele allgemeingültige Empfehlungen, wie sie im Standard der meisten Reit- pferderassen zu finden sind: korrektes Fundament, klare Gelenke und Sehnen, feste Hufe. Abweichend von den üblichen Standards soll ein Punkt angesprochen werden, der ausgesprochen Paso-Peruano-spezifisch ist. Da ist zunächst der Termino. Dies ist eine locker schwingende Vorwärts-Seitwärts-Bewegung der Vorderhand; nicht wie das Bügeln aus dem Handwurzelgelenk, sondern von oben aus der Schulter erwünscht. Ein gewisses Maß an Termino trägt zur Taktstabilisierung und Förderung der Weichheit des Ganges bei. Es gibt allerdings auch Pferde mit wenig Termino, die trotzdem weich und takt- sicher laufen; andererseits hat ein Zuviel an Termino eine unökonomische Gangmanier zur Folge, was zwar spektakulär aussieht, aber Pferd und Reiter im wahrsten Sinne des Wortes nicht viel weiterbringt. So läßt auch der neueste Zuchtstandard der peruanischen Zuchtor- ganisation (ANCPCPP) die Frage nach dem Termino weitgehend offen: jeder nach seinem Gusto. Auch ande- re Pasollanorassen zeigen mehr oder weniger ausgepräg- ten Termino, der wird aber außerhalb Peru’s meist eher geduldet als gefördert. Der Termino ist ein uriberisches Erbe der Pasopferde, der in Spanien unter der Bezeich- nung CAMPANEO in seinem für und wider noch heute heiß diskutiert wird. Die Bewegung der Vorhand des Pasollanopferdes soll weit und hoch sein, die der Hinterhand eher flach, aber gut untertretend mit Schub. Angestrebt wird der reine Viertakt (Pasollano); eine leichte Paßverschiebung in hö- herem Tempo wird geduldet (Sobreandando). Eine Ver- schiebung zum Trab hingegen wird züchterisch nicht angestrebt und reiterlich nicht gefördert, wenngleich sie öfter, besonders bei Landschlägen auftritt. Der Galopp wird in Peru auf Schauen wenig gezeigt, im Alltag jedoch regelmäßig geritten. Nach unserem Verständnis vom idealen Freizeitpferd sollte dieses natürlich auch Galopp und Schritt in natürlich - lockerer Weise anbieten. Bei uns soll ein Pferd nach Möglichkeit 20 Jahre reitbar sein - insofern unterscheiden wir uns etwas von den maß- Druck und Vervielfältigung nur mit Erlaubnis des Pasopferde Verbandes 2008 Folleto 21
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