Mensch - Pferd - Coaching
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Kontaktaufnahme Mensch-Pferd, Pferd-Mensch. Coaching ist zwar ein moderner Begriff, aber Coaching ist kein neumodischer Schnickschnack: Beim Coaching gerät viel in Bewegung. Pferde können Probleme und auch tiefe Traumata von Menschen spiegeln. Mensch – Pferd – Coaching Im Coaching mit Pferden sollen unsere vierbeinigen Partner dem Menschen durch ihre Reaktion Verhaltens- muster und Gefühle spiegeln. Das können Pferde sehr gut – ein wichtiger Grund, warum Coaching immer professionell angeleitet werden muss, damit es nicht zum seelischen Desaster für die Teilnehmer gerät. I n Deutschland existieren seit vielen können Pferde helfen, einen ehrlichen der Coach überhaupt können, um seine Jahren unzählige Seminar- und Trai- Bezug zu den ureigenen und eventuell Klienten fachgerecht zu betreuen und ningsangebote für pferdegestütztes verdrängten oder unbewussten Emp- aufzufangen; und wie erkennt der ah- Coaching. Das Pferd als Co-Trainer soll findungen zu erlangen, damit die inne- nungslose Kunde Qualität unter der den Teilnehmern ihr Verhalten gegen- re Bereitschaft zu Veränderungen Vielzahl der Angebote? über sich selbst, ihren Mitmenschen, wachsen kann. Familienmitgliedern oder Mitarbeitern Aber ist das überhaupt möglich? Verschiedene Coachingmodelle bzw. Kollegen aufzeigen. Sind solche Coachingangebote wirk- Unzählige Coachingmodelle haben Pferde spiegeln ehrlich und direkt lich geeignet, eine nachhaltige Persön- sich auf dem Markt in den letzten Jah- das Handeln und die inneren Beweg- lichkeitsentwicklung zu bewirken? Ha- ren etablieren können. Es können im gründe bzw. Emotionen ihres Gegen- ben sie das Potenzial, langfristig Einzeltraining beispielsweise Ängste übers und sollen auf diese Weise hel- sowohl Führungskräftetrainings als und Blockaden abgebaut werden oder fen, sich selbst die eigenen Stärken und auch Therapiemaßnahmen zu ergänzen die eigene Motivation gefördert werden. Schwächen bewusst zu machen. – oder sogar zu ersetzen? Auch ganze Manageretagen erleben Durch ihr schonungsloses Feedback Und noch viel wichtiger: Was muss Pferdetrainings, um die Sozialkompe- 74 ● Reiter & Pferde 8/2013
Coaching ● ● ● ● ● Ausbildung Fotos: rita-elter.de (1), privat Die unterschiedlichen Arten des Führens sind deutlich sichtbar: Die linke Person hält den Strick locker, blickt nach vorne, das Pferd folgt vertrauensvoll. Die rechte Person hält den Strick kurz und fest umgriffen, und schaut zum Pferd, welches ihm daher nicht vertraut und selbst den Weg wählt. Hier erkennt man: Die Coaching-Teilneh- merin versucht, das „unbekannte Wesen“ Pferd zu ergründen, und ist auf Koopera miteinander zu kommunizieren. tion, jedoch nicht auf Führung aus. Aus Gründen der Ressourcenkonkur- renz zeigen sie untereinander sowohl Dominanz- als auch Unterwerfungs- tenz und Kommunikationsfähigkeit ih- gesten. So können Konflikte in der Na- rer Führungskräfte zu verbessern, Kon- tur um Nahrung, Abwehr von Feinden flikte zu lösen und eine und Fortpflanzung auf das Nötigste re- Gewinnmaximierung des Unterneh- duziert werden. Der Vorteil eines der- mens zu erzielen. artigen hierarchischen Verfahrens ist Pferdecoachings machen Schule und die Regelung der Zugriffsrechte jedes viele (Pferde-)Trainer haben sich in einzelnen Mitglieds und die Konzent- diesem lukrativen Bereich „speziali- ration auf das Überleben der gesamten siert“. Nicht wenige Coachingunterneh- Gemeinschaft. men bieten ihr Konzept als Franchise- Der Herdenverband befriedigt das System an. Auf diese Weise kann ausgeprägte Bedürfnis nach sozialer jedermann – für viel Geld – Lizenzen Kommunikation aller Pferde. Die erwerben und Coaching mit Pferden Rangordnung vermittelt jedem Mit- anbieten und durchführen. Mitunter glied in der Gemeinschaft Sicherheit befähigt scheinbar sogar schon ein und Geborgenheit. Hierarchische Sys- Wochenendworkshop zu dieser an- teme sichern das Überleben aller inner- Eine typische Coachingübung: Ein Teilnehmer spruchsvollen Aufgabe. halb der Gruppe. Bei vielen Menschen soll sich in ein Pferd versetzen und führen Grund genug, um einmal genau hin- kann bei der Idee einer Hierarchie lasssen, der andere soll lernen, die Richtung zuschauen, was solche Coachings leis- schnell der Eindruck entstehen, dass korrekt vorzugeben. ten, und, ob diese Konzepte überhaupt besonders die ranghöchste Position er- in der Lage sind, ganzheitlich, ziel- strebenswertes Ziel sein muss. gruppenorientiert und nachhaltig ar- Wir verbinden mit Macht auch auto- geren keine Verhaltensweisen auf. beiten zu können. matisch Geld, Einfluss und Kontrolle. Gehorsam hat also wenig mit Status Für Pferde ist aber die Leitungsposition gemein. Unterwürfiges Verhalten zeigt Vierbeinige Trainer erobern kein Selbstzweck. Vielmehr unterliegt nur an, dass das Pferd den Status des die Coachingwelt der Statuserhalt naturgegebenen Ge- anderen akzeptiert und keinerlei Kon- Pferde erkennen Führungsqualitäten, setzmäßigkeiten. Die Aufgabe der Leit- fliktpotenzial besteht. Es möchte zur innere Blockaden, Verspannungen und stute liegt nicht in der andauernd ag- Entspannung der Situation durch sein unbewusste Konflikte sofort. Sie ver- gressiven Verteidigung von Futter oder Verhalten beitragen. trauen und folgen nur dem, der eine dem ausübenden Zwang auf die ande- Pferde brauchen und fordern neben klare Linie vorgibt, authentisch kom- ren, ihr folgen zu müssen. einer freundlichen Umgebung und ei- muniziert und ihnen Wertschätzung Im täglichen Zusammenleben wird ner positiven Grundeinstellung ihnen und Respekt entgegenbringt. deutlich sorgsamer und subtiler agiert gegenüber auch klar strukturierte und Ihr Feedback kommt direkt und ist und kommuniziert. Es ist ein Irrglaube, widerspruchsfreie Botschaften bzw. ehrlich, ohne Rücksicht auf Titel und dass nur der Herdenchef offensiv und Anweisungen. Dies liegt in ihrer Natur. Hierarchiestufe des Trainingspartners. angriffslustig handelt. Im Zuge dieses Ansonsten ist weder ein Beziehungs- Aber warum ist das so? Was qualifi- Missverständnisses glauben viele Men- noch ein Leistungswachstum möglich. ziert das Pferd zum Coach? schen, sie müssten dem Pferd entspre- Überreizte und unkontrollierte Hand- Im Laufe ihrer evolutionären Ent- chend herrisch und züchtigend gegen- lungen lösen beim Pferd sogenanntes wicklung haben Pferde ein strukturier- übertreten, damit sie als Herdenchefs unerwünschtes Problemverhalten aus. tes Sozialsystem konstruiert, das es ih- anerkannt werden. In der Natur zwin- Hiermit drücken Pferde ihre Unsi- nen ermöglicht, als soziale Wesen gen ranghöhere Tiere den rangniedri- cherheit, ihre Beziehungsunklarheit Reiter & Pferde 8/2013 ● 75
Es geht durch anspruchsvolles Gelände. Der Teilnehmer muss seine Körpersprache gut im Griff haben, konzentriert arbeiten und sich auf das Pferd einlassen. Denn dieses muss ihm vertrauen. Die Teilnehmerin hat ein Erfolgserlebnis: Fotos: privat Das Pferd reagiert auf ihre Hilfen, bekommt ein Lob. Beide wirken zufrieden. zum Menschen und damit auch ihre wenigsten Menschen gerne aufgezeigt. agieren im Hier und Jetzt und stellen Uneinschätzbarkeit bezüglich ihres Was beim therapeutischen Reiten sehr den Menschen immer wieder erneut Ranges innerhalb der Gruppe aus. Bei- befürwortet wird, nimmt der Coa- auf die Probe. Die Tiere interessieren de Extreme – sowohl zu starke Domi- chingteilnehmer zunächst häufig un- sich nicht für den Rang eines Seminar- nanz als auch mangelnde Führung – gern zur Kenntnis. teilnehmers, sondern reagieren allein stören die Kommunikation mit dem Gemeint ist die Fähigkeit des Pfer- auf den Menschen hinter dessen beruf- Menschen erheblich. des, die ausgesendeten Körpersignale licher oder privater Rolle. Wer mit Pferden arbeiten möchte des Menschen aufzufangen und ent- Statussymbole wie beispielsweise und von ihnen lernen will, muss klare sprechend darauf zu reagieren. eine überaus teure Uhr, die Macht und und faire Regeln aufstellen und sich So formulierte schon Hermann Hesse Reichtum demonstrieren soll, nehmen auch in der Konsequenz daran halten. einst: „Nichts auf der Welt ist dem Pferde gar nicht wahr. Als Fluchttiere Sowenig also der despotische Diktator Menschen mehr zuwider, als den Weg mit besonders scharfer Beobachtungs- weiterkommt, sowenig Erfolge wird zu gehen, der ihn zu sich selber führt!“ gabe ausgestattet, achten sie auf mini- auch der inkonsequente Reformpäda- Bleibt uns Menschen häufig der male Körpersignale. goge erzielen können. Blick für innere Vorgänge eines ande- Sie geben unmittelbar Rückmeldung, Pferde orientieren sich also naturge- ren Menschen versagt, nehmen Pferde wenn jemand abgelenkt oder unent- geben an dem Leittier ihrer Gruppe. dieselben sehr deutlich wahr. Pferde schlossen ist, oder auch zu viel Druck Gelingt es einem Coachingteilnehmer, empfinden instinktiv sowohl Ängste, ausübt. Pferde spiegeln schonungslos sich diese Rolle zu verdienen, so wird Unsicherheiten oder das Streben nach das Verhalten aller Teilnehmer wider. das Pferd in ihm einen vertrauenswür- Macht als auch ehrliches Interesse an Diese Fähigkeiten des Pferdes finden in digen „Anführer“ sehen. kooperativer Zusammenarbeit. der Coachingpraxis Anwendung und Da Pferde die ureigensten Impulse sollen zu neuen Selbsterkenntnissen Pferde spiegeln das und Bedürfnisse ihres Gegenübers er- aller Teilnehmer führen. menschliche Verhalten wider fühlen, bedeutet dies in der Konse- Im Training profitiert der Mensch quenz sowohl für den Coachingtrainer Coachingübungen in der Praxis von der angeborenen Verhaltensten- als auch für die Klienten, dass sie sich Die verschiedenen Trainings bauen denz des Pferdes, sich auf die Weisun- erst einmal mit sich selbst auseinan- in der Regel alle auf ähnliche Grund gen des „Leittieres“ zu verlassen. Wer dersetzen müssen, bevor sie Erwartun- elemente. Zu Anfang geht es darum, die mentale der körperlichen Stärke gen an das Pferd stellen. die Pferde erst einmal zu beobachten, vorzieht, gewinnt Vertrauen und Zu- Für viele Seminarteilnehmer eine um sich mit ihnen vertraut zu ma- neigung des Pferdes. Herausforderung und absolutes Neu- chen: Wie verhalten sich die einzel- In der Natur sind weder die Leitstute land. Entsprechend sensibel und ein- nen Tiere innerhalb ihrer Herde? noch der Leithengst unbedingt die fühlsam muss der professionelle Coach Welche Persönlichkeitstypen kris- größten und stärksten Tiere der Herde. anleiten. Mit der Hilfe des Pferdes kön- tallisieren sich heraus? Existiert eine Sie zeichnen sich vielmehr durch ihre nen sich Coachingklienten – eine kom- Rangordnung? Persönlichkeit, ihre Verantwortungsbe- petente Anleitung vorausgesetzt – auf Obwohl oder gerade weil die Semin- reitschaft und durch die Klarheit ihrer einem offenen, autonomen und emoti- arteilnehmer meist keine Pferdexperten Körpersprache aus. Führungsrollen ha- onalen Lernfeld bewegen. sind, funktioniert diese erste Annähe- ben besonders die Tiere inne, die ein Der menschliche Trainer hat die Auf- rung meist sehr gut. Durch ihre spon- sicheres Auftreten und Entschlusskraft gabe, diesen Lernprozess zu begleiten tane Einschätzung charakterisieren die in ihrer Kommunikation haben. und theoretische Impulse zu geben. Klienten die Vierbeiner in den meisten Gemäß diesem natürlichen Gesetz Darüber hinaus muss alles Erlebte aus- Fällen korrekt und können auch häufig reagieren Pferde dem Menschen ge- gewertet werden und ein Transfer in gelungene Parallelen zu Personen aus genüber auch vielmehr auf innere Grö- den beruflichen bzw. persönlichen All- ihrer beruflichen oder privaten Umge- ße. Genau dieser Ansatz wird beim tag der Teilnehmer vorgenommen wer- bung entdecken: Neben dem allseits pferdegestützten Coaching genutzt. den. Pferde folgen immer demjenigen, Beliebten existieren auch der herrische Den sozialen Spiegel bekommen die bei dem sie sich sicher fühlen. Sie re- Chef, der ständige Nörgler, der Schüch- 76 ● Reiter & Pferde 8/2013
Coaching ● ● ● ● ● Ausbildung andere Person feststellt, dass sie mehr Sicherheit braucht, und dies durch ei- nen festeren Griff erzielen kann. Bewertungen, wie „richtig“ oder „falsch“ können, und dürfen bei diesen Übung für Fortge- Übungen zur Selbsterkenntnis nicht schrittene: Auch existieren. „Führen“ bedeutet in erster pferdeerfahrene Linie vor allem so authentisch wie mög- Menschen buchen lich zu sein. Der wahrhaftige Blick auf Coachings. Dann sich selbst ist ansonsten nicht möglich. sollten die Aufgaben Besonders der Aspekt des Einfüh- ihrem Leistungsver- lungsvermögens ist ein Schlüssel, um mögen entsprechen, sich selbst und seine Kommunikation denn auch diese Teil- (also Fremd- und Selbstbild) besser zu nehmer sollen Erfolge verstehen. Aus der Praxis ist bekannt, verbuchen können. dass die meisten Menschen diesen Per- sönlichkeitsaspekt an sich selbst weit überschätzen. Pferde zeigen dies dem terne, der Angepasste und der Selbst- missverständlichen Kommunikation zu jeweiligen Coachingteilnehmer sehr bewusste. Nach der ersten Sichtung suchen. Allerdings darf er hierbei nicht deutlich auf, indem sie sich widerset- und Charakterisierung geht es über zu alleine gelassen werden. Der Coach zen. Empathie bedeutet also vor allem, einem direkten Kontakt zu den Vier- muss unterstützende Hilfe leisten. wahrzunehmen, was mein Gegenüber beinern. Die Pferde sollen nun an ei- Da Pferde immer völlig ungekünstelt derzeit braucht, damit wir ein gemein- nem Strick, zum Beispiel durch einen reagieren, machen sie aus Naturgeset- sames Ziel erreichen können. Pylonen-Parcours geführt werden, wo- zen in ihrer Einschätzung der Situation Verschiedene (Pferde-)Persönlichkei- bei verschiedene Hindernisse bewältigt und des Menschen keine Fehler. Aus ten fordern unterschiedliche Arten des werden müssen. Es kann schon sehr diesem Grund kommt es in der Praxis Umgangs bzw. der Führung. Besonders aufschlussreich sein, zu beobachten, auch immer wieder vor, dass zwei un- bei der Arbeit am langen Zügel wird welcher Teilnehmer sich welches Pferd terschiedliche Coachingteilnehmer die- nicht nur rational verstehbar, sondern für diese Aufgabe aussucht. selbe Übung komplett anders erleben auch erleb- und spürbar, dass je nach Wenn das Pferd dem „Führenden“ und wahrnehmen. So erkennt der eine Übung ein anderer Führungsstil ge- nicht folgt, ist der Teilnehmer zunächst Teilnehmer, dass er den Strick auch ru- fragt ist. Was am kurzen Strick noch selbst angehalten, die Gründe dieses hig etwas entspannter halten kann, da- möglich ist, ist von der Ferne aus nicht „Fehlverhaltens“ bei sich und seiner mit das Pferd ihm folgt, während eine mehr leistbar. Unsere A utorin Umgang mit Pferden ermöglicht es lebnisse und Die Buchautorin Susanne Kreuer ihr, ihre Fachkenntnisse mit der Arbeit Erfahrungen in hat an der Universität Münster den mit dem Pferd zu kombinieren. In al- einer struktu- Diplomstudiengang „Erziehungswis- len Trainingseinheiten wird großen rierten Weise senschaft, Soziologie und Psycholo- Wert darauf gelegt, dass Mensch und reflektiert werden gie“ mit Auszeichnung absolviert. Sie Pferd sich miteinander sicher und können, damit ein begleitet persönliche und berufliche wohl fühlen. Mit psychologischer und Transfer in den pri- Foto: Petra Lang Entwicklungsprozesse von Fach- und pädagogischer Prozesskompetenz un- vaten oder beruflichen Führungskräften sowie Privatperso- terstützt Susanne Kreuer ihre Klienten Kontext stattfinden kann. nen. Ihre jahrelange Erfahrung im in ihren Coachings dabei, dass die Er- Durch ihre Kenntnisse in der syste- mischen Arbeit, dem Psychodrama Ihre Bücher: und der Kommunikationspsychologie Auf der Suche Pferde werden die Teilnehmer kompetent nach dem verstehen: begleitet und beraten. Begonnene Selbst: Identi- Mit Achtung Entwicklungsprozesse im pferdege- tätsfindung als und Respekt stützten Coaching können so weiter lebenslange Vertrauen vertieft und ausgebaut werden. Aufgabe herstellen Derzeit schreibt die Autorin das von Susanne von Susanne Unterrichtsmaterial für den Studien- Kreuer, Kreuer, gang „Tierpsychologie-Pferd“ und ist Taschenbuch, Taschenbuch, für verschiedene Fachmagazine tätig. 164 Seiten, 253 Seiten Auch ein drittes Buch ist in kon- Ibidem Verlag 2012, Ibidem Verlag 2013, kreter Planung. Im Umgang mit ihren ISBN-13: 978-3-8382-0395-9 ISBN-13: 978-3-8382-0455-0 Pferden hat sie sich mit Leib und Seele der Good/Natural Horseman- ship verschrieben. Reiter & Pferde 8/2013 ● 77
Eine positive Interaktion und Kommunikation zwischen Mensch und Pferd. Fotos: privat Der Austausch der Coaching-Teilnehmer untereinander kann auch spaßig sein – das Pferd schafft hierfür eine positive Stimmung. Der Mensch muss sich umstellen scheidungsschwäche. Pferde verlassen will, seine Kommunikationsstrategien und einen anderen Blickwinkel ein- sich aber nur auf sichere und ent- verbessern und seine persönlichen nehmen, um Erfolg zu haben. Anstelle schlusskräftige Autoritäten. In der Na- Stärken herausfinden möchte, dem sei des konkreten Einwirkens treten indi- tur ist dies überlebenswichtig für den bei der Coachinganbieterauswahl ge- rektes Führen und Leiten auf Distanz. gesamten Herdenverband. raten, darauf zu achten, dass be- Ständige Kontrolle wird von be- An den Reaktionen des Pferdes kann stimmte Inhalte bzw. Lernchancen ge- stimmten Persönlichkeitstypen (sowohl der Mensch eigene „Schwächen“ und währleistet sind. Folgende vorab zu bei Pferden als auch bei Menschen) „Stärken“ erkennen und diese entweder klärenden Kriterien bzw. Module soll- nicht unbedingt befürwortet. Vielmehr – je nach Zielvereinbarung des Coa- ten gegeben sein, damit ein Coachin- stößt sie sogar auf Abwehr. Das Gegen- chings – auf seinen beruflichen oder gerfolg zu erwarten ist: stück zu Kontrolle ist Vertrauen: ein privaten Alltag übertragen. Spätestens 1. Beobachtung weiterer wichtiger inhaltlicher Trai- an diesem Punkt entscheidet sich, ob es Pferde kommunizieren anders als ningsaspekt bei einem professionellen sich um ein professionelles Coaching Menschen. Entsprechend sollte der Coaching. angebot handelt. Teilnehmer die Gelegenheit bekom- So schwören viele Coachinganbieter Die Parallelen zwischen Pferd und men, die Vierbeiner zu beobachten: neben dem Führtraining auf das sog. Mitmenschen bzw. Mitarbeiter zu zie- Sind sie bei der Sache? Sind sie unwil- „Join-up“ nach Monty Roberts. Bei hen und gleichzeitig einen kritischen lig? Oder haben sie vielleicht Angst? dieser feinfühligen Lektion im Antrei- Blick auf sich selbst zu haben bzw. al- Ansonsten macht ein pferdegestütztes ben und Führen stehen die Teilnehmer les Erlebte kompetent zu transferieren, Coaching wenig Sinn. in der Mitte eines eingezäunten Vier- ist letztlich ausschlaggebend für den 2. Körpersprache ecks oder Kreises und sollen das Pferd langfristigen Erfolg eines Trainings. Da Pferde auf die kleinsten körperli- von sich weg treiben. Was muss das Coaching also leisten chen Signale reagieren, sollte den Teil- Ziel ist neben der Tempokontrolle können, damit ein Persönlichkeits- nehmern die Gelegenheit eingeräumt des Pferdes, das Signal des Tieres zur wachstum überhaupt erfolgen kann? werden, ihr eigenes Verhalten anhand Kooperation zu erkennen. An diesem des Verhaltens des Pferdes zu überprü- Punkt stellt der Mensch das Treiben Seminaranbieter fen. Strahle ich Autorität und Gelas- ein und wendet sich vom Pferd ab. Im auf dem Prüfstand senheit aus? besten Fall folgt ihm das Pferd ver- Ein professionelles Seminarangebot 3. Auseinandersetzung mit Neuem trauensvoll. Die Umsetzung dieser sollte über einen hohen Standard ver- Da viele Teilnehmer noch wenige Er- Übung soll den Coachingteilnehmern fügen. Da Coachings mit dem Pferd fahrungen mit Pferden haben, können Aufschluss über ihre inneren Füh- voll im Trend liegen, und immer mehr sie bei den Trainings oftmals überprü- rungsqualitäten und der damit in Ver- Menschen entsprechende Seminare bu- fen, wie sie auf neue Situationen re- bindung stehenden äußeren Haltung chen, sprießen scheinbar unaufhörlich agieren. Aber auch erfahrenen Perso- geben. Damit das Pferd Vertrauen Trainingsangebote aus dem Boden. nen sollte ausreichend Neues geboten schöpft und dem Menschen bereitwil- Da bleiben zunächst Fragen für den werden. Hier ist vonseiten der Coaches lig folgt, müssen innere Überzeugung ahnungslosen und überforderten Inte- Flexibilität gefordert. und äußeres Auftreten miteinander ressierten ungeklärt: Wo finde ich un- 4. Emotionale Ansprache übereinstimmen. ter so vielen Anbietern den richtigen? Die Übungen mit den Tieren sollten Bei dieser Einschätzung machen Wie gut oder schlecht ist die Angebots- auf einer emotionalen Ebene anspre- Pferde schon aus Naturgesetzen kei- qualität? Wer bringt mich in meinem chen. Nur über Emotionen können nerlei Fehler. Der Mensch vermittelt Entwicklungsprozess wirklich voran? Menschen lernen und sich persönlich dem Pferd durch seine Körpersprache, Welcher Anbieter ist professionell und weiterentwickeln. ob er eine kompetente Autorität ist, bei welchem zahle ich einfach nur (zu) 5. Individuelles Arbeiten oder nicht. Hierfür ist es entscheidend, viel Geld für „Ponykuscheln“? Die Übungen mit Pferden sollten bei eine aufrechte Körperhaltung einzu- Wer mithilfe des Pferdes das eigene jedem einzelnen Teilnehmer zu unter- nehmen. Hängende, schiefe Schultern Verhalten reflektieren möchte, sein schiedlichen Erkenntnissen führen. Je- signalisieren Unsicherheit und Ent- Fremd- und Selbstbild abgleichen dem sollte die Chance eingeräumt wer- 78 ● Reiter & Pferde 8/2013
Coaching ● ● ● ● ● Ausbildung So hat das Bündnis zwischen Mensch und Pferd einen Perspektivenwechsel durchlebt, der es zukünftig zu ermög- lichen scheint, neue Wege zu sich selbst zu gehen. Nicht selten aber werden die Klien- Beim Spazierengehen taucht ungeplant ten durch die natürliche Ehrlichkeit des ein „Objekt“ auf. Der Coachingteilneh- Pferdes überaus gefordert. Zwangsläu- mer gestattet dem Pferd nachzuschau- fig kann also eine bedeutende Spann- en und bleibt dabei gelassen – er erntet breite des emotionalen Erlebens statt- dafür Vertrauen. finden. Dies bezieht sich sowohl auf Momente des unerwarteten Erfolgs als auch auf Situationen mit einem hohen Frustrationserleben. 8. Kompetenz beim Umgang mit un- Gelingt eine Coachingübung, löst sie bewusstem Verhalten Glücksgefühle aus und steigert das In den Seminaren bekommen die Selbstbewusstsein. Werden aber dage- Teilnehmer häufig keine konkreten gen die Bemühungen eines Teilneh- Anweisungen, sodass sie ihre eigenen mers bei einer Aufgabe vom Pferd mit Strategien ausprobieren können. stoischer Ignoranz quittiert, kann dies Dabei kommt häufig unbewusstes in Minderwertigkeitsgefühlen und so- Verhalten an die Oberfläche, und es gar Aggressionen münden – und die finden sich Erklärungen für bestimmte gesamte Chefetage schaut mit zu. Verhaltensmuster. Diese müssen von- Besonders beim Führungskräftetrai- seiten der Coaches (vor allem bei unbe- ning ist dieses Erleben häufig ge- wussten Traumata) aufgefangen wer- wünscht und wird mitunter sogar pro- den können. voziert. Die Idee dahinter: Nur durch 9. Vertraulichkeit und Verbindlichkeit diese schonungslose Offenlegung der Der Seminaranbieter sollte strenge eigenen „Schwächen“ kann eine Atmo- Verschwiegenheits- und Vertraulich- sphäre der Offenheit entstehen, die keitsrichtlinien vertreten. dann in der Folge eine Bereitschaft zur Um einen maximalen Schutz der Veränderung schaffen soll. Persönlichkeit zu gewährleisten, soll- Bei diesem Ansatz bleibt doch frag- Hütchenübung, das Pferd soll folgen. ten alle Seminare mit Pferden ohne würdig, wie der Coach eine derart of- Hier kann man schnell erkennen, ob Zuschauer innerhalb eines geschützten fensive Herangehensweise auffangen jemand „Führungsqualitäten“ besitzt. Rahmens stattfinden. kann. Sinnvoller erscheint doch ein An- Bilder aus den Seminaren dürfen satz, der vor allem weniger Augenmerk nicht (schon gar nicht aus Werbezwe- auf etwaige „Schwächen“ legt, sondern den, seine eigenen Ressourcen zu cken) an Unberechtigte weitergegeben durchweg ressourcenorientiert arbeitet. entdecken und an seinen persönlichen oder veröffentlicht werden. Getroffe- Aus der therapeutischen Praxis weiß Themen zu arbeiten. ne Vereinbarungen mit den Klienten man heute, dass keinem Individuum 6. Wertschätzung und Vorsicht müssen verbindlich eingehalten wer- geholfen ist, wenn verstärkt auf dessen Jeder Teilnehmer erhält nur so weit den. „Charakterfehler“ verwiesen wird. Die Einblick in seine Persönlichkeit und 10. Kosten, Nutzen, Bewusstsein Frustration ist dann viel zu hoch und seinen Entwicklungsstand, wie er mo- Zeit, Nutzen und Kosten eines Coa- führt sogar zu einer Verstärkung des mentan verkraften und aushalten chings sollten für die Teilnehmer im- „unerwünschten Verhaltens“, da ver- kann. Das Feedback durch die Coaches mer in einem angemessenen Verhältnis mehrt darauf geachtet wird. Besser ist zu jedem Zeitpunkt von Wertschät- zueinanderstehen. Dieses sollte klar scheint ein Ansatz, der vor allem Wert- zung gekennzeichnet. Die Individuali- und transparent definiert sein. schätzung und Motivation fördert – tät jedes Teilnehmers muss respektiert Das Training mit Pferden scheint besonders bezüglich des Selbstbildes. werden, damit ein Persönlichkeits- eine ausgezeichnete Verbindung zwi- Das soll keine Kritik ausschließen, wachstum erfolgen kann. schen Theorie und Praxis zu vereinen. aber Verurteilung und öffentliches Dis- 7. Transfer Pferde können nicht sprechen und putieren über die „Führungsschwä- Ähnlich wie Menschen leben Pfer- nicht diskursiv denken. chen“ kann zu keinerlei Veränderung de in einem sozialen Verbund. In vie- Aber auf der Ebene der emotionalen führen. Vielmehr riskiert der Coach len Verhaltensweisen der Pferde las- Intelligenz sind sie uns Menschen ver- Abwehrmechanismen bei dem betrof- sen sich Parallelen zum Menschen mutlich überlegen. Sie erfühlen „Füh- fenen Teilnehmer, wobei ein Persön- finden. rungsschwächen“ oder Unsicherheiten lichkeitswachstum jetzt nicht mehr Durch kompetente Anleitungen und und „belohnen“ eine kompetente An- möglich ist. Anregungen von Trainerseite sollte leitung durch vertrauensvolle Zunei- Auch sollte sich jeder Coach darüber den Teilnehmern die Möglichkeit gege- gung. Intuition scheint heute ein not- im Klaren sein, dass das Pferd als Co- ben werden, ihre Erfahrungen im Trai- wendiges Mittel zu sein, um die Trainer unbewusste und unterdrückte ning zu interpretieren und Rückschlüs- Vielschichtigkeit wirtschaftlicher, poli- Emotionen und (Körper-)Erinnerungen se für ihren beruflichen und privaten tischer und innerpsychischer Wider- bei Teilnehmern auslösen kann. Aus Alltag zu ziehen. sprüche zu bewältigen. diesem Grund werden Pferde auch im Reiter & Pferde 8/2013 ● 79
Ausbildung ● ● ● ● ● Coaching Oben: Welchen Weg wollen wir gehen? Die Richtung scheint ungeklärt, Mensch und Pferd sind trotz Strick ohne richtige Fotos: privat Verbindung zueinander. Links: Das Pferd will nicht weitergehen, der Teilnehmer versucht es mit Weiterschieben, aber sein Körper führt nicht. therapeutischen Bereich eingesetzt. Der gleitung über einen längeren Zeitraum schen Hintergrund verfügen, um Coach hat diese Bewusstwerdung ver- zum Auflösen von Konflikten und Blo- glaubwürdig zu sein. Anders kann sich schiedener emotionaler Zustände nicht ckaden führen. Tatsächliche Verände- der Coach nicht in die Unternehmens- unter Kontrolle. Entsprechend sollte er rung kann nur über einen empathi- probleme hineinversetzen. über genügend Fähigkeiten verfügen, schen und professionell begleiteten Ohne psychologisches Wissen und damit ein Seminar nicht (unbemerkt) Prozess erfolgen. ausreichend Erfahrungen in der thera- in einer (seelischen) Katastrophe für Werden die Entwicklungsprozesse peutischen Praxis können zu viele Feh- die Teilnehmer endet. von unerfahrenen Trainern nicht aus- ler gemacht werden, die dem Klienten reichend berücksichtigt, oder fehlt die langfristigen seelischen Schaden zufü- Der Coach braucht viele Kompe- persönliche Begleitung des Klienten gen. tenzen, um wirklich zu helfen gänzlich, kann kein positiver Effekt Vielfach haben die Trainer einen Nachhaltiger Erfolg im Pferdecoa- eintreten. Auch das Selbstwertgefühl sehr guten beruflichen Hintergrund be- ching kann nur mit professioneller Un- leidet mitunter erheblich, weil die Kan- züglich ihrer vierbeinigen Partner. Psy- terstützung funktionieren. Für eine er- didaten mit ihrem „Versagen“ allein chologisches Wissen sucht man aller- folgreiche Veränderungsarbeit ist es gelassen werden. dings häufig vergebens. unerlässlich, dass die Klienten mit ih- ren Gefühlen nicht allein gelassen wer- den. Erfahrungen und Erlebnisse aus den Übungen müssen zwingend kons- „Vom Pferd lernen wir Menschlichkeit.“ truktiv reflektiert und positiv transfe- riert werden. Was ursprünglich also eine Verbesse- Ein Wochenendseminar bzw. ein Über eine professionelle Analyse des rung im emotionalen Erleben erzielen einjähriges Fernstudium kann nie- Geschehens in den Übungen wird der sollte, mündet in einem (beruflichen manden dazu befähigen, dem An- Bogen in das Erleben des Berufsalltags und persönlichen) Desaster. Aus diesen spruch eines fachgerechten Seminars oder das Privatleben des Teilnehmers Gründen sind Interessierte gut beraten, gerecht zu werden. Das Pferd alleine gespannt. Entsprechend der Ergebnisse wenn sie die Angebote genau prüfen. kann diese Aufgabe nicht gänzlich des Trainings sollte anhand der festge- Ernsthafte und professionelle Pferde- übernehmen. Immerhin muss der stellten individuellen Blockaden und coachings haben vor allem die Aufgabe menschliche Trainer das Coaching lei- Potenziale des Klienten ein persönli- sicherzustellen, dass eine reale Chance ten und die Kompetenzen aufweisen, ches „Konzept für die Zukunft“ erstellt besteht, die eigene Persönlichkeit zu emotionale Störungen, Kommunikati- werden, mit dem selbstständig weiter- entwickeln und nachhaltig Verbesse- onsstrukturen und negative Gedan- gearbeitet werden kann. rungen in Beruf und Alltag zu erzielen. kenmuster zu erkennen und positiv Selbstverständlich ist eine Coa- Von Trainings, die in erster Linie ei- lenken zu können. chingeinheit in den meisten Fällen nen Eventcharakter haben, sei drin- Hierzu ist neben einer langjährigen nicht ausreichend, um Vertrauen in gend abgeraten, denn der Teilnehmer therapeutischen Ausbildung auch sehr Trainer und Pferd zu fassen. Entspre- wird schnell zum Gegenstand einer viel Berufspraxis nötig. Ansonsten ver- chend kann das Erlebte gar nicht so Show, die primär Geld und Prestige lässt der Klient (um einige Euros er- verarbeitet werden, dass Sozialkompe- einbringen soll. Aber woran erkennt leichtert) das Coaching mit der Einsicht tenz und Selbstwertgefühl derart ge- man ein professionelles Angebot? „keine Führungspersönlichkeit“ zu stärkt sind, dass sich das Leben des Kli- Ausschlaggebend für die Qualität des sein, weil das Pferd ihm nicht willig enten zum Positiven verändert. Trainings sind also nicht nur die Fä- folgte. Ein solcher Fall wäre allerdings Ein Nachfolgetraining empfiehlt higkeiten der vierbeinigen, sondern noch zu verkraften im Vergleich zu ei- sich, um mehr über sich selbst und die auch die der zweibeinigen Trainer. Die- ner unbewussten Traumatisierung, die eigenen Ressourcen zu lernen. se sollten neben Pferde-Know-how unvermittelt durch das Zusammensein Ähnlich wie bei therapeutischen Ver- auch über Management- und Füh- mit dem Pferd ins Bewusstsein rückt fahren kann nur die persönliche Be- rungserfahrung und einen therapeuti- und unbearbeitet bleibt. 80 ● Reiter & Pferde 8/2013
schlimmern die Problematik der Teil- Der Weg durch nehmer häufig nur. die Stangen ist Entsprechend wichtig gestalten sich vorgegeben. die Anbieter- und Trainerauswahl und Entzieht sich deren genaue Überprüfung sowohl für das Pferd, ver- Firmen als auch für Einzelpersonen, raten die Reak- die ein Entwicklungsziel für sich for- tionen des Teil- muliert haben. nehmers viel über seine Das Resümee Kooperations Pferde fordern jeden Anwesenden bereitschaft dazu heraus, sich mit seiner ganzen und die Bereit- Präsenz im Hier und Jetzt auf die Be- schaft, Ände- gegnung mit ihnen einzulassen. Sie be- rungen in der sitzen das wunderbare Potenzial, den Körpersprache Menschen dazu anzuhalten, sich ausei- vorzunehmen. nanderzusetzen mit den gegensätzli- chen Lebenspolen Da immer mehr Coaches (Persön- 5. Sicherheit Nähe und Distanz, lichkeits-)Seminare mit Pferden als Auf die Sicherheit der Teilnehmer Vertrauen und Kontrolle, Co-Trainer anbieten und bei Weitem und Pferde wird durchgehend geachtet. Empathie und Abgrenzung, nicht jeder, der sowohl mit Pferden als Hierzu empfiehlt es sich, zu zweit zu Struktur und Flexibilität auch mit Menschen umgehen kann, arbeiten. Die Seminare werden, wenn Harmonie und Ungleichgewicht auch tatsächlich coachen sollte, lohnt möglich, nicht im Freien, sondern in sich der Blick hinter die Kulissen. Ob einer Halle durchgeführt, um die Pri- So hat ein Coachingteilnehmer – im Führungsseminare, Teamentwicklung, vatsphäre des Teilnehmers zu gewäh- besten Fall – die einmalige Chance sich Businesstrainings oder persönliche ren und parallel störende und unange- selbst beim Zusammensein mit Pferden Coachings, folgende Kompetenzen nehme Situationen zu verringern. in neuen Situationen zu erleben und sollten Trainer unbedingt aufweisen: 6. Supervision sieht sich in einem ungewohnten Licht. 1. Trainerausbildung Ein Coach sollte regelmäßig (min- Das Pferd als liebenswerter Spiegel Damit jeder Teilnehmer einen fun- destens alle zwei Jahre) an einer Su- zeigt dem Menschen durch seine ehrli- dierten Coachingprozess durchlaufen pervision teilnehmen, um sich fortzu- che und direkte Art den Weg zu au- kann, muss der Anbieter mindestens bilden, einen Erfahrungsaustausch zu thentischem, echtem Verhalten auf. als Coach oder Trainer – im besten Fall erleben und gleichzeitig die Qualitäts- Die einzigartige Ehrlichkeit von aber als Psychologe oder Pädagoge – standards seiner Arbeit zu überprüfen Pferden macht ihre Faszination aus ausgebildet sein. Therapeutisches Hin- und zu verbessern. und ermöglicht uns Menschen, auf na- tergrundwissen (bzw. eine entspre- Jeder Coach sollte neben genügend türliche Weise zu wachsen. chende mehrjährige Ausbildung/ Pferdeerfahrung auch mindestens über Emotionales Lernen ist ein tief grei- Studium) ist unabdingbar. Grundlagenwissen der menschlichen fendes Lernen und der Besuch eines 2. Erfahrung Kommunikation verfügen – denn letzt- Coachings kann zu ganz neuen Er- Der Coach sollte nachweislich über endlich werden Seminare für Men- kenntnissen führen. Da verwundert es Unternehmens- und/oder Branchener- schen angeboten, die ihre sozialen nicht, dass das lebendige Lernen mit fahrung verfügen. Bei einem Individu- Kompetenzen oder ihre Persönlichkeit dem Pferd sich immer größerer Beliebt- alcoaching sollte der Trainer unbedingt weiterentwickeln möchten. heit erfreut. über mehrjährige therapeutische/päda- Durch geschulte Fragen- und Coa- Was ein Coaching tatsächlich an gogische Praxis verfügen, die auch die chingtechniken möchten Teilnehmer Einsichten bewirkt, und wie es sich auf Arbeit mit Traumata beinhaltet. zu Selbsterkenntnissen gelangen, da- das eigene (Berufs-)Leben auswirkt, 3. Transferleistung her müssen zwingend Fachkenntnisse das gestaltet sich in der Praxis ganz Der Trainer muss sich, um wirklich verschiedener kurzzeitorientierter Ge- individuell. Wer erkennt und annimmt, Hilfe leisten zu können, auf die beruf- sprächstechniken vorhanden sein. dass es in einem solchen Seminar vor lichen bzw. privaten/psychologischen Auch Basiswissen über Körpersprache allem um das Pferd als Spiegel unserer Bedürfnisse und Konflikte des Teilneh- und Kommunikation sowie die wichtigs- Wirklichkeit geht, der hat die besten mers einstellen können. ten Modelle zur Persönlichkeitsentwick- Voraussetzungen zu einem emotiona- Ein Mehrwert für die Entwicklung lung und Persönlichkeitspsychologie len Erkenntnisprozess geebnet. des Teilnehmers ist ansonsten nicht ge- müssen erlernt und erprobt worden sein. Die Gewissheit für ein Verände- geben. Dies findet bereits während des Im Coaching selbst kommen häufig rungspotenzial aller Teilnehmer kann Trainings statt und wird durch mindes- Konflikte zwischen Arbeitskollegen oder niemand garantieren; dies bleibt au- tens ein Nachcoaching gefestigt. Familienmitgliedern unvermittelt „auf ßerhalb des Einflusses eines professio- 4. Wissen über Pferde den Tisch“. Der wertschätzende und pro- nellen Coachings. Es geht vielmehr da- Der Coach muss über umfassendes fessionelle Umgang muss gegeben sein. rum, zu ermöglichen, statt zwanghaft Wissen über Pferde verfügen. Dies im- Unbewusste Übertragungen eigener zu erzeugen, denn wie Hans-Heinrich pliziert sowohl Sicherheitsaspekte, ungelöster Konflikte vonseiten der Isenbart richtig feststellte: Horsemanship als auch Verhaltenskun- Coaches sind bei einer unzureichenden „Vom Pferd lernen wir Menschlich- de und Kommunikationsweisen. Ausbildung nicht selten und ver- keit.“ Susanne Kreuer Reiter & Pferde 8/2013 ● 81
Sie können auch lesen