Inklusionsbarometer Arbeit - Ein Instrument zur Messung von Fortschritten bei der Inklusion von Menschen mit Behinderung auf dem deutschen ...

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Inklusionsbarometer
                                             Arbeit

                                  Ein Instrument zur Messung von
                 Fortschritten bei der Inklusion von Menschen mit
                   Behinderung auf dem deutschen Arbeitsmarkt

                                                     2. Jahrgang (2014)

In Kooperation mit:
Inhalt
Arbeit                                                                                                  1

Vorwort                                                                                                 3

1. Einleitung                                                                                           4

2. Forschungsstand                                                                                      6

3. Projektziel                                                                                          8

4. Das Inklusionsbarometer                                                                              9

      4.1 Definition von „Menschen mit Behinderung“                                                     9

      4.2 Inklusionslagebarometer                                                                      10

      4.3 Inklusionsklimabarometer                                                                     20

      4.4 Inklusionsbarometer (Gesamtergebnis)                                                         30

5. Meinungen und Einstellungen von Arbeitgebern ohne
   Beschäftigte mit anerkannter Schwerbehinderung                                                      32

6. Fazit und Handlungsempfehlungen                                                                     34

Anhang: Ergebnisse der Umfrage                                                                         36

      1. Meinungen und Einstellungen von Arbeitnehmern
         mit anerkannter Schwerbehinderung                                                             36

      2. Meinungen und Einstellungen von Arbeit­gebern von
         Beschäftigten mit anerkannter Schwer­behinderung                                              47

      3. Meinungen und Einstellungen von Arbeit­gebern ohne
         Beschäftigte mit anerkannter Schwer­behinderung                                               60

Impressum                                                                                              74

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen gelegentlich auf die gleichzeitige Ver­
wendung von weiblicher und männlicher Form verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen, sofern es sich
nicht aus dem Kontext anders ergibt, beziehen sich gleichermaßen auf Frauen und Männer.
Inklusionsbarometer
                                                                                   Seite 3

                                                               Vorwort

Mit der ersten Ausgabe des Inklusionsbarometers Arbeit haben wir im vergangenen Jahr
neue Wege beschritten. Nun liegt die zweite Ausgabe des Inklusionsbarometers vor und
wir können in diesem Jahr erstmals Entwicklungen aufzeigen und Vergleiche ziehen. Die
Veränderungen sind nach einem Jahr erwartungsgemäß klein und deuten eher Tendenzen
an als große Sprünge. Der Gesamtwert des Index‘ hat einen kleinen Schritt in Richtung
Verbesserung gemacht, aber erst der Blick auf die einzelnen Indikatoren und Umfrage­
ergebnisse zeigt uns das umfassendere Bild hinter dem Gesamtwert: Eine erfreuliche Ent­
wicklung ­sehen wir bei der Beschäftigungsquote von Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh­
mern mit schwerer Behinderung. Mit 4,6 Prozent nähert sich diese Quote dem gesetzlich
vorgeschriebenen Anteil von fünf Prozent an. Die Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten
weist einen Rückgang von 14,1 auf 14 Prozent auf, liegt aber noch immer deutlich über der
allgemeinen Arbeitslosenquote von 8,8 Prozent.

In der diesjährigen Analyse haben wir erstmals auch eine regionale Auswertung durchge­
führt. Auffallend ist hier, dass das ökonomische Musterland Baden-Württemberg im Teil­index
zur Inklusionslage auf dem letzten Platz liegt und auch der wirtschaftlich starke Freistaat
Bayern deutlich hinter den ostdeutschen Bundesländern einschließlich Berlin zurückbleibt.
Gerade im Osten aber, wo der Fachkräftemangel bereits spürbar ist, setzen die Unterneh­
men auf Menschen mit Behinderung. Das mag den Arbeitgebern in Regionen, die den Man­
gel an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – noch! – nicht spüren, ein Hinweis
darauf sein, wo die Zukunft der Personalsuche liegt.

Warum überhaupt verzichten Unternehmen auf die Fähigkeiten von Menschen mit Behinde­
rung? Um dem auf den Grund zu gehen, haben wir in diesem Jahr eine Sonderbefragung bei
Betrieben ohne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung durchführen lassen. Hier
hat sich gezeigt, dass ein unklares Bild von Behinderung vorherrscht: Die Personalverant­
wortlichen dort denken an körperliche und geistige Behinderungen, doch tatsächlich haben
vier Fünftel der Beschäftigten mit Behinderung diese im Laufe ihres Erwerbslebens durch
schwere Erkrankungen erworben.

Uns als Aktion Mensch bestärken diese Erkenntnisse, dass wir mit unserem Engagement
das Richtige tun. Mit unserer Aufklärungsarbeit und unseren Förderprogrammen wollen wir
ein realistisches Bild von Behinderung vermitteln und zeigen, welches Talent und welche
Motivation Kolleginnen und Kollegen mit Behinderung mitbringen. Wir wollen über die Viel­
falt von Maßnahmen informieren, mit denen Arbeitsplätze barrierefrei gemacht werden kön­
nen. Und wir setzen uns dafür ein, dass Beratung und staatliche Förderung von Inklusion auf
dem ersten Arbeitsmarkt verbessert und ausgebaut werden.

Christina Marx
Leiterin des Bereichs Aufklärung bei der Aktion Mensch
Inklusionsbarometer
                                                                                                       Seite 4

                                                                                     1.
                                                                            Einleitung
Im Auftrag der Aktion Mensch führt das Handelsblatt      Zum ersten Mal wurden in diesem Jahr auch 400 Per­
Research Institute mit dem Meinungsforschungs­           sonalverantwortliche in Unternehmen ab 20 Mitarbei­
institut Forsa seit 2013 jährlich eine bundesweite,      tern befragt, die keine Menschen mit Behinderung in
repräsen­tative Umfrage durch. Aus den Ergebnissen       ihrem Unternehmen beschäftigen. Diese Ergebnisse
dieser Umfrage und einer Analyse verfügbarer amt­        gehen nicht in die Berechnung des Inklusionsbarome­
licher Daten zur Beschäftigung Schwerbehinderter         ters ein, da die Methodik nicht verändert werden soll.
wurde für Deutschland ein Inklusionsbarometer entwi­     Sie geben jedoch aufschlussreiche Erkenntnisse über
ckelt. Für das diesjährige Inklusionsbarometer haben     mögliche Gründe, die aus Unternehmenssicht gegen
wir 402 Unternehmen mit mindestens 20 Mitarbeiter­       eine Beschäftigung von Menschen mit Behinderung
innen und Mitarbeitern, die Menschen mit Behinde­        sprechen, sowie frühere Erfahrungen der Unterneh­
rung beschäftigen, sowie 803 berufstätige Arbeit­        men mit der Beschäftigung von Menschen mit Behin­
nehmerinnen und Arbeitnehmer mit Behinderung zur         derung.
Arbeitsmarktsituation und zu ihren Erfahrungen mit­
einander in der Arbeitswelt befragt.                     Für die Umfrage verzichteten wir bewusst darauf,
                                                         Menschen zu befragen, die keiner regulären Beschäf­
Kleine und mittelständische Unternehmen in die Be­       tigung nachgehen. Der Grund: Ziel der Umfrage war
fragung einzubeziehen war wichtig, weil diese Unter­     es, zu ermitteln, welche Erfahrungen Arbeitnehmer
nehmen einerseits die meisten Arbeitnehmerinnen          mit Behinderung und Arbeitgeber tatsächlich mitein­
und Arbeitnehmer in Deutschland beschäftigen, an­        ander machen. Die Ergebnisse sind dadurch erheb­
dererseits bei ihnen die gesetzlich vorgeschriebene      lich aussagekräftiger als frühere Umfragen, die pau­
Beschäftigtenquote von fünf Prozent häufiger nicht       schal Unternehmen oder Arbeitnehmer nach der Lage
erfüllt wird als bei Großunternehmen.                    von Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt
                                                         befragt haben. Bei einer solchen Vorgehensweise ist
Mit diesen Ergebnissen ist es nun erstmals möglich,      nicht zu vermeiden, dass ein Großteil der Befragten
die aktuelle Situation mit dem Vorjahr zu vergleichen.   aufgrund von Hörensagen oder Medienberichten und
Die regelmäßige jährliche Berechnung dient dazu,         eben nicht auf Grundlage persönlicher Erfahrungen
Fortschritte oder Rückschritte bei der Inklusion zu      antwortet. Wir wollen aber die Arbeitnehmerinnen und
messen. Eine solche Auswertung hat es bisher für den     Arbeitnehmer mit Behinderung selbst zu Wort kom­
deutschen Arbeitsmarkt noch nicht gegeben. Neben         men lassen.
den aggregierten Zahlen auf Bundesebene werden in
diesem Jahr erstmalig auch Ergebnisse auf regiona­
ler Basis, nämlich für einzelne (große) Bundesländer,
ausgewiesen. Damit ist nun auch ein interregionaler
Vergleich möglich: Wer liegt bei der Inklusion an der
Spitze, wer hat noch Nachholbedarf?
Inklusionsbarometer
                                                                                                           Seite 5

In Deutschland leben nach Angaben des Statistischen          Noch immer sind Arbeitgeber und Unternehmen nicht
Bundesamtes 3,27 Millionen Menschen mit Behinde­             ausreichend für dieses wichtige Thema sensibilisiert.
rung im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 65              Sie haben vielfach noch Berührungsängste, Menschen
Jahren. Ihre Anzahl wird aufgrund der demografischen         mit Behinderung in ihre Personalplanung und Perso­
Entwicklung, insbesondere der Alterung, bis 2021 auf         nalpolitik einzubeziehen, möglicherweise auch, weil
geschätzt 3,4 Millionen ansteigen. Die Aufgabe, Men­         sie falsche Vorstellungen vom Bild einer Behinderung
schen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt zu          haben. Damit handeln sie nicht nur gegen das Inter­
inkludieren, wird also künftig nicht kleiner, sondern        esse der Menschen mit Behinderung, sondern letzt­
noch größer.                                                 lich auch gegen ihr eigenes Interesse. Allein schon
                                                             vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung
Die Teilhabe am Arbeitsleben hat für Menschen mit            mit einem schrumpfenden und alternden Erwerbsper­
Behinderung einen besonders hohen Stellenwert,               sonenpotenzial können sie es sich nicht leisten, auf
denn sie bildet eine wesentliche Voraussetzung für           die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung
ein selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Leben            künftig zu verzichten. Um dieses bisher unzureichend
in der Gesellschaft. Mit der Unterzeichnung der UN-          genutzte Potenzial besser auszuschöpfen, ist es es­
Behindertenrechtskonvention hat sich Deutschland im          senziell, sowohl die aktuelle Situation von Menschen
Jahr 2009 verpflichtet, den Arbeitsmarkt barrierefrei zu     mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt zu erkennen
gestalten. Das bedeutet: gleiche Rechte auf Arbeit und       und zu verstehen, als auch ein beide Seiten einbe­
im Arbeitsleben für Menschen mit Behinderungen.              ziehendes Bild der Fortschritte und Probleme bei der
                                                             Inklusion zu ermitteln. In dieser Studie wird deshalb
Fünf Jahre nach der Unterzeichnung der UN-Behin­             nun zum zweiten Mal untersucht, wie Menschen mit
dertenrechtskonvention liegt die Arbeitslosenquote           Behinderung selbst ihre Berufstätigkeit und ihre Kar­
von Menschen mit Behinderung noch immer bei 14               riereperspektiven erleben und wie gut sie sich im Un­
Prozent und damit deutlich über der allgemeinen Ar­          ternehmen integriert und akzeptiert fühlen. Anderseits
beitslosenquote. Unternehmen ab 20 Beschäftigten             wird die Rolle der Unternehmen im Inklusionsprozess
haben in Deutschland die Pflicht, mindestens fünf Pro­       analysiert, um Optimierungspotenziale zu erkennen.
zent ihrer Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Men­
schen zu besetzen. Unterschreitet ein Unternehmen
diese Quote, muss es eine gestaffelte Ausgleichsab­
gabe von bis zu 290 Euro im Monat je unbesetztem
Pflichtarbeitsplatz zahlen. In der Summe bleiben die
Arbeitgeber der Privatwirtschaft nach wie vor unter
dieser Pflichtquote – derzeit beschäftigen sie 4,1 Pro­
zent Schwerbehinderte. Da der öffentliche Dienst die
Pflichtquote mit 6,6 Prozent übererfüllt, liegt der Anteil
Schwerbehinderter an den Beschäftigten insgesamt
bei 4,6 Prozent.
Inklusionsbarometer
                                                                                                                                         Seite 6

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                                                                       Forschungsstand
Die eingehende Sichtung von veröffentlichten Studien                          •   die Ergebnisse einer von der Gewerkschaft Verdi in
der jüngsten Zeit zeigt, dass es eine Reihe von – zumeist                         Auftrag gegebenen Sonderauswertung des DGB-
regionalen – Studien zur Einbeziehung von Menschen                                Index‘ „Gute Arbeit” inklusive einer repräsentativen
mit schwerer Behinderung ins Arbeitsleben und zu                                  Umfrage des DGB unter 4.066 Beschäftigten über
Einstellungen der Personalverantwortlichen und Füh­                               die Arbeitsbedingungen von Menschen mit Behin­
rungskräfte in Unternehmen gibt. Zu nennen sind ins­                              derung5
besondere                                                                     •   sowie die repräsentative Unternehmensbefragung
                                                                                  der Bertelsmann-Stiftung zur Situation von jugend­
•   die Ergebnisse einer qualitativen, regionalen Un­                             lichen Auszubildenden mit Behinderung 6.
    tersuchung in Unternehmen des Landes Bremen
    durch das Institut Arbeit und Wirtschaft (IAW) in                         Da die Inhalte der ersten vier Studien bereits in der
    Kooperation mit der Universität Bremen und der                            Inklusionsbarometer-Studie des Vorjahres referiert
    Arbeitnehmerkammer Bremen1,                                               wurden, soll an dieser Stelle nur noch auf die Ergeb­
•   die Ergebnisse aus einer Grundlagenstudie bei                             nisse der beiden neuen Arbeiten aus diesem Jahr nä­
    Personalverantwortlichen, die von der Puls Markt­                         her eingegangen werden.
    forschung GmbH im Auftrag von ACCESS 2011
    durchgeführt wurde2,                                                      Die von Verdi in Auftrag gegebene Sonderauswertung
•   die Allensbach-Studie „Gesellschaftliche Teilhabe                         des DGB-Index‘ „Gute Arbeit” beleuchtet die Arbeits­
    von Menschen mit Behinderung in Deutschland                               bedingungen von Menschen mit Behinderung mit Hil­
    – Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen                            fe einer bundesweiten, repräsentativen Umfrage des
    Befragung” im Auftrag des Bundesministeriums für                          DGB unter 4.066 Beschäftigten. Für die Sonderaus­
    Arbeit und Soziales3,                                                     wertung wurden die Angaben aller an der Umfrage
•   die vom Lehrstuhl für Arbeit und berufliche Rehabi­                       Teilnehmenden, die zur Teilstichprobe „Beschäftigte
    litation der Universität zu Köln im Auftrag der Aktion                    mit Behinderung“ gehören, analysiert. Aus der Studie
    Mensch durchgeführte Analyse zu „Chancen und                              geht hervor, dass fast die Hälfte aller Beschäftigten
    Barrieren für hochqualifizierte Menschen mit Behin­                       mit Behinderung auf einem Arbeitsplatz arbeitet, der
    derung hinsichtlich des Übergangs in ein sozialver­                       nicht behindertengerecht ausgestattet ist. Bei Arbeit­
    sicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis”4,                         nehmern mit anerkannter Schwerbehinderung beträgt
                                                                              dieser Wert nach eigener Einschätzung immer noch
                                                                              mehr als ein Drittel (38 Prozent).

1   Fietz, B., Gebauer, G., Hammer G. (Institut Arbeit und Wirtschaft,
    Universität Bremen, Arbeitnehmerkammer Bremen): Die Beschäftigung
    schwerbehinderter Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt – Einstel­
    lungsgründe und Einstellungshemmnisse. Akzeptanz der Instrumente
    zur Integration. Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung in Unter­
    nehmen des Landes Bremen, 2011.
2   Weßner, K., Pfeffer, D., Gromer, M. (Puls Marktforschung GmbH): Kom­
    pensation des Fachkräftemangels durch Arbeitnehmer mit Behinderung.
    Ergebnisse aus einer Grundlagenstudie bei Personalverantwortlichen,
    2011.
3   Institut für Demoskopie Allensbach: Gesellschaftliche Teilhabe von Men­   5   ver.di – Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft: Arbeitsbedingungen
    schen mit Behinderung in Deutschland. Ergebnisse einer bevölkerungs­          von Menschen mit Behinderung – Ergebnisse einer Sonderauswertung
    repräsentativen Befragung, 2011.                                              der Repräsentativumfrage zum DGB-Index Gute Arbeit, 2014.
4   Niehaus, M., Bauer, J.: Chancen und Barrieren für hochqualifizierte       6   Enggruber, R., Rützel, J. (Bertelsmann-Stiftung): Berufsausbildung junger
    Menschen mit Behinderung bezüglich des Übergangs in ein sozial­               Menschen mit Behinderung – eine repräsentative Befragung von Betrie­
    versicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis, 2013.                      ben, 2014.
Inklusionsbarometer
                                                                                                          Seite 7

Die Umfrage zeigt zudem, dass in Unternehmen, in           Die Analyse der bisher veröffentlichten Studien stützt
denen es eine Schwerbehindertenvertretung gibt,            die Ausgangsposition, mit der das Inklusionsbarome­
deutlich mehr behindertengerechte Arbeitsplätze            ter vergangenes Jahr initiiert wurde: Es gibt bisher
vorhanden sind als in Unternehmen ohne Vertretung          kein Projekt, das langfristig und mit einer einheitlichen
(16 Prozentpunkte Differenz). Dennoch gibt es in nur       Methodik Entwicklungen und Tendenzen der Arbeits­
etwa 60 Prozent der Unternehmen, die Menschen mit          situation von Menschen mit Behinderung aufzeigt
Behinderung eingestellt haben, eine Schwerbehinder­        und dabei regelmäßig untersucht, wie Menschen mit
tenvertretung.                                             Behinderung selbst ihre Berufstätigkeit und ihre Kar­
                                                           riereperspektiven erleben und einschätzen, und ob
Ebenfalls in diesem Jahr wurde eine Studie der Ber­        und wie stark sie sich im Unternehmen integriert und
telsmann-Stiftung zur Situation von jugendlichen Aus­      akzeptiert fühlen. Hier beschreitet das Inklusionsbaro­
zubildenden mit Behinderung vorgelegt. Aus einer           meter neue Wege.
repräsentativen Unternehmensbefragung ging hervor,
dass Betriebe zwar generell Offenheit für Inklusion zei­
gen, staatliche Unterstützungsangebote jedoch bisher
kaum bei den Unternehmen ankommen. Lediglich ein
Viertel der Unternehmen, die Jugendliche mit Behin­
derung ausbilden, nehmen die bereits bestehenden
staatlichen Förderungen in Anspruch. Jedoch mehr
als die Hälfte der Betriebe, die bereits Jugendliche
mit Behinderung ausbilden, und ein Drittel der übri­
gen Betriebe sagen, dass sie mehr Jugendliche mit
Behinderung ausbilden würden, wenn sie überhaupt
oder besser vom Staat gefördert werden würden. Dies
zeigt das vorhandene Defizit bei der staatlichen För­
derung auf.

Unternehmen, die Jugendliche mit Behinderung aus­
bilden oder ausbildeten, haben dagegen zum über­
wiegenden Teil positive Erfahrungen gemacht. Nicht
einmal jedes zehnte Unternehmen gab an, negative
Erfahrungen gemacht zu haben, dagegen bewerteten
47,1 Prozent dieser Betriebe die Entscheidung zur Ein­
stellung positiv.
Inklusionsbarometer
                                              Seite 8

                           3.
                  Projektziel
Mit der Entwicklung eines jährlich neu berechneten
Barometers für die Inklusion von Menschen mit Behin­
derung in die Arbeitswelt soll die Aufmerksamkeit auf
deren Arbeitsmarktlage gelenkt werden. Leistungs­
gerechte Arbeit ist neben Barrierefreiheit eine der
Hauptvoraussetzungen für gesellschaftliche Teilhabe
sowie ein selbstbestimmtes und gleichberechtig­
tes Leben und eines der Handlungsfelder, in denen
Deutschland noch Nachholbedarf und Entwicklungs­
potenzial hat. Arbeitgeber und Unternehmen scheinen
noch nicht ausreichend für das Thema sensibilisiert zu
sein und beziehen daher Menschen mit Behinderung
häufig noch nicht in ihre Personalplanung ein. Ziel des
Inklusionsbarometers ist es daher, sowohl den derzei­
tigen Status zu beschreiben als auch die Entwicklun­
gen gegenüber dem Vorjahr und aktuelle Tendenzen
aufzuzeigen und auf den sich daraus ergebenden
gesellschaftlichen Handlungsbedarf hinzuweisen.
Das Inklusionsbarometer Arbeit hat den Anspruch,
ein langfristiges und umfassendes, Unternehmen und
Arbeitnehmer einbeziehendes Bild des Standes der
Inklusion auf dem Arbeitsmarkt zu zeichnen.
Inklusionsbarometer
                                                                                                       Seite 9

                                             4.
                        Das Inklusionsbarometer
  Um gesamtheitlich betrachten zu können, wie sich       4.1
  die aktuelle Arbeitsmarktsituation von Menschen
  mit Behinderung in Deutschland darstellt, basiert
                                                         Definition von „Menschen
  das I­nklusionsbarometer auf zwei Säulen: zum einen    mit Behinderung“
  auf der Auswertung vorhandener statistischer Daten
(­ Inklusionslagebarometer) und zum anderen auf einer    Die Auswirkungen einer Behinderung auf die Teilhabe
  repräsentativen Umfrage unter Arbeitnehmerinnen und    am Leben in der Gesellschaft werden als Grad der
  Arbeitnehmern mit Behinderung sowie Unternehmen, die   Behinderung nach Zehnergraden (20 – 100) abgestuft
  diese beschäftigen (Inklusionsklimabarometer).         festgestellt. In den Statistiken der Bundesagentur für
                                                         Arbeit sowie im SGB IX, Teil 2 (Schwerbehinderten­
Ziel des Inklusionslagebarometers ist es, objektiv       recht) gilt als schwerbehindert, wer einen Grad der
Auskunft über den aktuellen Grad der Inklusion von       Behinderung von 50 und mehr hat oder von der Bun­
Menschen mit Behinderung („Schwerbehinderte“             desagentur für Arbeit einem schwerbehinderten Men­
in der Diktion der Bundesagentur für Arbeit) in die      schen gleichgestellt wurde. Nach § 2 Abs. 3 SGB IX
Arbeitswelt zu geben. Das Inklusionsklimabarometer       sollen Menschen mit einem Grad der Behinderung
basiert im Gegensatz dazu auf einer Forsa-Umfrage        von weniger als 50, aber wenigstens 30, schwerbe­
unter den Personalverantwortlichen von 402 Unter­        hinderten Menschen gleichgestellt werden, wenn sie
nehmen, die Menschen mit Behinderung beschäftigen,       infolge ihrer Behinderung ohne die Gleichstellung
sowie 803 abhängig beschäftigten Menschen mit Be­        keinen geeigneten Arbeitsplatz erlangen oder behal­
hinderung, deren Antworten die subjektive Einschät­      ten können. Die Gleichstellung erfolgt auf Antrag des
zung und die individuellen Erfahrungen wiedergeben.      Menschen mit Behinderung durch die Bundesagentur
                                                         für Arbeit.
In diesem Jahr kann neben den Teilergebnissen auf
der Basis der diesjährigen Erhebung nun erstmals
ein Gesamtwert für das Inklusionsbarometer errech­
net werden, weil nun auch historische Daten aus dem
Vorjahr (2013) vorliegen, auf deren Grundlage eine
Veränderung dargestellt werden kann.

        Inklusionsbarometer                                            2013 = 100

    Inklusionslagebarometer               Inklusionsklimabarometer

      Quantitative Daten der
                                        Repräsentative Forsa-Umfrage
       amtlichen Statistik
Inklusionsbarometer
                                                                                                                         Seite 10

4.2
Inklusionslagebarometer
4.2.1 Ziel und Methodik

Ziel des Inklusionslagebarometers ist es, Auskunft                         Ein Vorteil dieses aus Teilindikatoren bestehenden Lage­
über den aktuellen Grad der Inklusion von Men­                             barometers liegt demnach darin, über den komple­
schen mit Behinderung in die Arbeitswelt zu geben.                         xen Prozess der Inklusion eine belastbarere Aussage
Da es sich beim sozialen Prozess der Inklusion um                          treffen zu können als durch einen einzigen Indikator,
ein mehrdimensionales Ereignis handelt, besteht das                        bei dem nicht sicher davon auszugehen ist, dass er
­Barometer aus zehn „harten“ Teilindikatoren, die diese                    eine Verbesserung oder Verschlechterung der Lage
 Mehrdimensionalität abbilden. Sie basieren auf den                        eindeutig anzeigt. So zeigt die Statistik der BA für ein
 jüngsten verfügbaren Zahlen aus den Statistiken der                       Jahr einen Anstieg der Anzahl arbeitsloser Schwer­
 Bundesagentur für Arbeit und der Integrationsämter.7                      behinderter, während gleichzeitig die Arbeitslosen­
                                                                           quote Schwerbehinderter sinkt. Es ist demnach nicht
Mehrdimensional bedeutet in diesem Zusammenhang:                           eindeutig zu erkennen, in welche Richtung sich der
                                                                           Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung entwi­
1. die (isolierte) Darstellung der Situation Schwer­                       ckelt hat.
   behinderter auf dem Arbeitsmarkt,
2. die Berücksichtigung der relativen Position behinder­                   Ein weiterer Vorteil: Im Zeitablauf kann man erkennen,
   ter zu nichtbehinderten Menschen auf dem Arbeits­                       wie sich die Indikatoren relativ zueinander entwickeln.
   markt und                                                               Dadurch können die Felder, auf denen Fortschritte er­
3. die Einbeziehung der Rolle der Arbeitgeber/Unter­                       zielt wurden, von denen unterschieden werden, auf
   nehmen im Inklusionsprozess.                                            denen Handlungsbedarf besteht.

7    Amtliche Nachrichten der Bundesagentur für Arbeit, 60. Jg. Sonder­
    nummer 2, Arbeitsmarkt 2012; Statistik der Bundesagentur für Arbeit.
    Arbeitsmarkt in Zahlen – Beschäftigungsstatistik: Schwerbehinderte
    Menschen in Beschäftigung (Anzeigeverfahren SGB IX) 2012, Nürn­
    berg 2014; BIH Jahresbericht 2013/14. Hilfen für schwerbehinderte
    Menschen im Beruf, hrsg. von der Bundesarbeitsgemeinschaft der
    ­Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen, Wiesbaden 2014 (und
     ältere Jahrgänge).
Inklusionsbarometer
                                                                                                                            Seite 11

Hier die Indikatoren im Einzelnen*:

                                              Quelle                         Datensatz           Periodizität      Erstellungsdatum

                                                                      Arbeitsmarkt in Zahlen
 Beschäftigungsquote               Bundesagentur
                                                                      Beschäftigungsstatistik      jährlich            April 2014
 Schwerbehinderter                 für Arbeit (BA)
                                                                      2013

                                                                      Arbeitsmarkt in Zahlen
 Zahl der arbeitslosen             Bundesagentur
                                                                      Beschäftigungsstatistik      jährlich            April 2014
 Schwerbehinderten                 für Arbeit (BA)
                                                                      2013

 Anteil der Langzeitarbeits­       Bundesagentur                      Arbeitsmarkt in Zahlen
 losen an allen arbeitslosen       für Arbeit (BA)                    Beschäftigungsstatistik      jährlich            April 2014
 Schwerbehinderten                                                    2013

                                                                      Arbeitsmarkt in Zahlen
 Arbeitslosenquote der             Bundesagentur
                                                                      Beschäftigungsstatistik      jährlich            April 2014
 Schwerbehinderten                 für Arbeit (BA)
                                                                      2013

 ALQ der Schwerbehinderten         Bundesagentur                      Amtliche Nachrichten der
                                                                                                   jährlich            Juli 2014
 in % der allgemeinen ALQ          für Arbeit (BA)                    BA, Arbeitsmarkt 2013

 Dauer der Arbeitslosigkeit
                                   Bundesagentur                      Amtliche Nachrichten der
 Schwerbehinderter in % der        für Arbeit (BA)                    BA, Arbeitsmarkt 2013
                                                                                                   jährlich            Juli 2014
 allgemeinen Dauer

 Erwerbstätigenquote der           Bundesagentur                      Amtliche Nachrichten der
                                                                                                   jährlich            Juli 2013
 Schwerbehinderten                 für Arbeit (BA)                    BA, Arbeitsmarkt 2012

                                   Bundesarbeitsgemeinschaft
 Anträge auf Kündigung                                                BIH-Jahresbericht
                                   der Integrationsämter und                                       jährlich          Oktober 2014
 Schwerbehinderter                                                    2013/2014
                                   Hauptfürsorgestellen (BIH)

 Anteil der Arbeitgeber, die                                          Arbeitsmarkt in Zahlen
                                   Bundesagentur
 mindestens einen Pflicht­         für Arbeit (BA)
                                                                      Beschäftigungsstatistik      jährlich            April 2014
 arbeitsplatz besetzen                                                2013

 Anteil der Arbeitgeber, die                                          Arbeitsmarkt in Zahlen
                                   Bundesagentur
 alle Pflichtarbeitsplätze         für Arbeit (BA)
                                                                      Beschäftigungsstatistik      jährlich            April 2014
 besetzen                                                             2013

* Bei allen Indikatoren ist eine separierende Analyse für West- und
Ostdeutschland möglich.
Inklusionsbarometer
                                                                                                       Seite 12

Die Beschäftigtenstatistik schwerbehinderter Men­         Die rund 3,4 Millionen Arbeitgeber, die weniger als 20
 schen basiert auf den Daten, die der Bundesagentur       Arbeitnehmer beschäftigen und somit von der gesetz­
 für Arbeit im Rahmen des Anzeigeverfahrens gemäß         lichen Pflichtquote befreit sind, müssen nur alle fünf
 § 80 Abs. 2 SGB IX zur Berechnung des Umfangs            Jahre und nur nach Aufforderung durch die Bundes­
 der Beschäftigungspflicht, zur Überwachung ihrer         agentur für Arbeit im Rahmen einer repräsentativen
­Erfüllung und der Berechnung einer unter Umständen       Teilerhebung (Stichprobenerhebung) Anzeige erstat­
 fälligen Ausgleichsabgabe anzuzeigen sind. Unter­        ten. Die aktuelle „Teilerhebung nach § 80 Abs. 4 SGB
 nehmen ab 20 Arbeitsplätzen müssen ihre Anzeige          IX zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen
 jährlich bis zum 31. März bei der Agentur für Arbeit     bei nicht anzeigepflichtigen Arbeitgebern“, veröffent­
 einreichen. Die Veröffentlichung vom April 2014 weist    licht im April 2012, weist (für das Jahr 2010) 138.294
 (für das Jahr 2012) 145.708 Unternehmen aus, die unter   Beschäftigte mit Behinderung in Deutschland aus.
 die Beschäftigungspflicht fielen. Bei ihnen waren zum
 Stichtag 995.717 Schwerbehinderte beschäftigt (2011:     Die zehn Teilindikatoren werden jeweils berechnet,
 964.457). Das Beschäftigungssoll beträgt 1.034.840,      indem der aktuelle Wert in Beziehung zu einem Fünf-
 sodass sich eine Lücke von 39.123 Personen ergibt        Jahres-Durchschnittswert gesetzt und das Ergebnis
 (2011: 56.585). Diese Beschäftigungslücke gilt es zu     mit 100 multipliziert wird. Da das Inklusionslage­
 schließen, um die gesamtwirtschaftliche Pflichtquote     barometer in diesem Jahr zum zweiten Mal berechnet
 von fünf Prozent zu erfüllen.                            wird, wird der historische Fünf-Jahres-Durchschnitts­
                                                          wert unverändert übernommen. So sind die aktuellen
Schwerbehinderte und diesen gleichgestellte behin­        Ergebnisse mit denen des Vorjahres vergleichbar. Für
derte Menschen, die bei Arbeitgebern mit weniger          den aktuellen Wert des Jahres 2012 wird der Durch­
als 20 Mitarbeitern beschäftigt sind, werden über das     schnitt der Jahre 2006–10 als Basis genommen. Für
Anzeigeverfahren grundsätzlich nicht erfasst. So ist      den aktuellen Wert des Jahres 2013 bildet der Durch­
die Beschäftigungsstatistik zum Gesamtumfang der          schnitt der Jahre 2007–11 die Basis. Für diesen Fünf-
Beschäftigung schwerbehinderter Menschen nur ein­         Jahres-Durchschnitt als Basis spricht, dass damit das
geschränkt aussagekräftig.                                Risiko einer Verzerrung durch die Wahl eines einzigen
                                                          Basisjahres (Normaljahr) minimiert wird.

                                                                                Aktueller Wert
                                                            Indikator =                                x 100
                                                                                Fünf­Jahres­
                                                                           Basisdurchschnittswert

                                                          Liegt der Wert über 100, ist die aktuelle Lage besser
                                                          als im Fünf-Jahres-Basiszeitraum, liegt der Wert unter
                                                          100, ist die Lage schlechter.
Inklusionsbarometer
                                                                                                                        Seite 13

Die Werte für die Teilindikatoren lauten:

                                        Teilindikatorwert                                  Aktueller Wert         Fünf-Jahres-Ø

 Beschäftigungsquote
                                               106,4                                            4,64%                 4,36%
 Schwerbehinderter

 Zahl der arbeitslosen
                                               98,0                   gespiegelt*              178.631                173.613
 Schwerbehinderten

 Anteil der Langzeitarbeits­
 losen an allen arbeitslosen                   103,2                   gespiegelt              44,47%                 45,98%
 Schwerbehinderten

 Arbeitslosenquote der
                                               106,0                   gespiegelt              14,00%                 14,90%
 Schwerbehinderten

 ALQ der Schwerbehinderten
                                               92,9                    gespiegelt              159,10%               149,33%
 in % der allgemeinen ALQ

 Dauer der Arbeitslosigkeit
 Schwerbehinderter in % der                    101,9                   gespiegelt              136,82%               139,44%
 allgemeinen Dauer

 Erwerbstätigenquote der
                                               102,7                                           38,20%                 37,20%
 Schwerbehinderten**

 Anträge auf Kündigung
                                               96,4                    gespiegelt               27.286                26.338
 Schwerbehinderter

 Anteil der Arbeitgeber, die
 mindestens einen Pflicht­                     102,5                                           74,20%                 72,40%
 arbeitsplatz besetzen
 Anteil der Arbeitgeber, die
 alle Pflicht­arbeitsplätze                    105,9                                           39,80%                 37,60%
 besetzen

* gespiegelt: Indikatorwert wird an der 100er-Achse gespiegelt, um   ** Für den Indikator „Erwerbstätigenquote der Schwerbehinderten“
die negative/positive Veränderung deutlich zu machen. Beispiel:      konnten die Bundesagentur für Arbeit bzw. das Statistische Bun­
Die Zunahme der Zahl arbeitsloser Schwerbehinderter von 173.613      desamt bis zum Redaktionschluss (15. Oktober) noch keine neuen
auf 178.631 würde einen positiven Indikatorwert von 102,0 erge­      Zahlen zur Verfügung stellen. Dieser Wert ist daher unverändert.
ben, stellt aber tatsächlich eine Verschlechterung um 1,4 Punkte
dar, der Wert beträgt folglich 98,0.
Inklusionsbarometer
                                                                                                                   Seite 14

Inklusionslagebarometer 					                                                       positiver Wert            negativer Wert

                                                                                                                     Änderung
 Indikator                                                          2013               Aktueller Wert 2014           zum
                                                                                                                     Vorjahr

 Beschäftigtenquote Schwerbehinderter                     104,6                       106,4

 Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten                    98,6                       98,0

 Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen
                                                         105,5*                       103,2
 arbeitslosen Schwerbehinderten

 Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten                  105,4                       106,0

 Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten
                                                            92,6                       92,9
 in % der allgemeinen ALQ
 Dauer der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter
                                                          104,0                       101,9
 in % der allgemeinen Dauer

 Erwerbstätigenquote der Schwerbehinderten                102,7                       102,7

 Anträge auf Kündigung Schwerbehinderter                    94,9                       96,4

 Anteil der Arbeitgeber, die mindestens einen
                                                          101,9                       102,5
 Pflichtarbeitsplatz besetzen
 Anteil der Arbeitgeber, die alle Pflichtarbeits­
                                                          104,0                       105,9
 plätze besetzen

Durchschnitt der fünf Basisjahre = 100                                     Quelle: eigene Berechnungen auf Basis von Daten der
                                                                                 Bundesgemeinschaft der Integrationsämter und
                                                                                  Hauptfürsorgestellen, Bundesagentur für Arbeit

* Der im Vorjahr ausgewiesene Wert von 108,6 musste aufgrund
einer Datenrevision der Bundesagentur für Arbeit auf 105,5 korri­
giert werden.
Inklusionsbarometer
                                                                                                                             Seite 15

4.2.2 Teilergebnis Lage

         Inklusionslagebarometer

                                           Gesamtwert = 101,6
                                                       (Vorjahreswert: 101,4)

         Verschlechterung                                                                                   Verbesserung

        0                             50                           100                   150                     200
                                                                                                     Quelle: eigene Berechnungen;
         Durchschnitt der fünf Basisjahre                                                  Basisdaten: Bundesagentur für Arbeit, BIH

Werden alle zehn Teilindikatoren bei der Berechnung                          Diese verhalten positive Entwicklung auf Jahressicht
des Barometers gleich gewichtet (jeweils zehn Pro­                           ist nur auf den ersten Blick enttäuschend, wie die
zent), beträgt der aktuelle Wert des Inklusionslage­                         ­D etailanalyse zeigt. Immerhin haben sich sechs der
barometers 101,6 (nach 101,4 im Vorjahr).8                                    zehn Indikatoren im Vorjahresvergleich besser ent-
                                                                              wickelt, lediglich drei Indikatoren haben schlechtere
Die Lage schwerbehinderter Arbeitnehmer hat sich                              Werte als im vergangenen Jahr, ein Wert ist aufgrund
demnach sowohl im Vergleich zu den Basisjahren als                            der Datenlage unverändert.
auch gegenüber dem Vorjahr (leicht) verbessert.

8   Der im Vorjahr ausgewiesene Wert von 101,7 musste aufgrund einer
    Datenrevision der Bundesagentur für Arbeit für den Indikator auf 101,4
    korrigiert werden.
Inklusionsbarometer
                                                                                                                       Seite 16

So nähert sich die Beschäftigungsquote Schwer­                            Zu den Problemfeldern: Die Zahl der arbeitslosen
behinderter mit 4,64 Prozent immer weiter dem ge­                         Schwerbehinderten ist 2013 gegenüber dem Vor­
setzlich vorgeschriebenen Wert von fünf Prozent an                        jahr leicht angestiegen. Sie liegt nun bei 178.631
(106,4 zu 104,6 im Vorjahr). Die Arbeitslosenquote der                    gegenüber 176.040 zuvor. Damit entwickelte sich
Schwerbehinderten ist im Vorjahresvergleich gering­                       der Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung im
fügig gesunken, der Indikatorwert hat sich von 105,4                      Gleichschritt mit dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Der
auf 106,0 verbessert. Sie liegt zwar mit 14,0 Prozent                     Indikatorwert hat sich von 98,6 auf 98,0 verschlech­
noch immer deutlich über der Nicht-Schwerbehin­                           tert. Die oben angeführte sinkende Arbeitslosenquote
derter (8,8 Prozent), der „personenübergreifenden                         ist also auf die gewachsene Gruppe der schwerbehin­
Referenzgruppe“ 9, die nach der gleichen Methodik                         derten abhängigen Erwerbspersonen zurückzuführen,
berechnet wird wie die Quote der Schwerbehinder­                          auf deren Basis die Arbeitslosenquote berechnet wird,
ten. Sie liegt daher höher als die bekanntere Arbeits­                    nicht jedoch auf eine gesunkene Arbeitslosenzahl.
losenquote aller zivilen Erwerbspersonen (2013: 6,9
Prozent). Aber auch hier sind leichte Fortschritte zu                     Gravierender noch gestaltet sich das Problem der
erkennen (92,9 zu 92,6).                                                  Dauer der Arbeitslosigkeit bzw. der Langzeitarbeits­
                                                                          losigkeit, denn je länger eine Arbeitnehmerin oder ein
Positiv ist auch: Fast drei Viertel der 145.708 Unter­                    Arbeitnehmer arbeitslos ist, desto schwieriger gestal­
nehmen (2011: 142.847), die unter die Beschäfti­                          tet sich der Wiedereinstieg ins Berufsleben.
gungspflicht fallen, beschäftigen nun (mindestens
einen) Menschen mit Behinderung. Der Indikatorwert                        So beträgt der Anteil der Langzeitarbeitslosen – das
steigt von 101,9 auf 102,5. Und der Anteil der Arbeit­                    sind die Arbeitslosen, die mindestens ein Jahr auf
geber, die alle Pflichtarbeitsplätze besetzen und des­                    Beschäftigungssuche sind – an allen arbeitslosen
halb keine Ausgleichsabgabe mehr zahlen müssen,                           Schwerbehinderten 44,5 Prozent. Er liegt damit zwar
liegt nun bei fast 40 Prozent. Der Indikator hat sich                     niedriger als im Durchschnitt der Basisjahre (46,0 Pro­
deutlich verbessert (105,9 zu 104,0). Die Anträge auf                     zent), jedoch höher als vor einem Jahr (43,5 Prozent).
Kündigung Schwerbehinderter liegen mit 27.286 zwar                        Der Indikatorwert hat sich von 105,5 auf 103,2 gegen­
immer noch über dem Durchschnitt der Basisjahre                           über dem Vorjahr verschlechtert.
(26.338), aber auch hier ist im Vorjahresvergleich eine
Verbesserung zu erkennen (96,4 zu 94,9).                                  Auch bei der Dauer der Arbeitslosigkeit Schwerbehin­
                                                                          derter ist ein Rückschritt zu verzeichnen. Lag diese
                                                                          im vergangenen Jahr um knapp 34 Prozent über der
                                                                          Nicht-Schwerbehinderter, sind es jetzt bereits fast 37
                                                                          Prozent. Sie suchen nun fast 95 Tage länger als ihre
                                                                          Kolleginnen und Kollegen ohne Behinderung nach
                                                                          einer neuen Beschäftigung, im Jahr davor waren es
                                                                          noch 87 Tage. Der Indikatorwert ging von 104,0 auf
                                                                          101,9 zurück. Er liegt damit zwar immer noch über
                                                                          dem Basiswert, aber ebenso wie bei der Langzeit­
9   Alle Arbeitslosen, bezogen auf folgende Teilkomponenten der Bezugs­
    größe zur Berechnung der Arbeitslosenquote auf Basis der abhängigen   arbeitslosigkeit besteht die Gefahr, dass die Fort­
    zivilen Erwerbspersonen: sozialversicherungspflichtig Beschäftigte,   schritte der Vergangenheit zunichte gemacht werden.
    Beamte und Arbeitslose. Damit werden die Arbeitslosenquoten Schwer­
    behinderter und die personengruppenübergreifenden Referenzquoten
    analog berechnet.
Inklusionsbarometer
                                                                                                                     Seite 17

Als das Inklusionslagebarometer vor einem Jahr erst­        Die Gefahr wird dadurch potenziert, dass Schwer­
mals errechnet wurde, hieß es am Schluss der Ana­           behinderte überproportional in der Alterskohorte der
lyse:                                                       55- bis 65-Jährigen vertreten sind, die auch wegen
                                                            ihres Lebensalters größere Probleme auf dem Arbeits­
„Am Aufschwung am Arbeitsmarkt in den vergange-             markt haben.
nen Jahren partizipieren auch die Menschen mit Be-
hinderung – allerdings nicht im gleichen Maße wie           So kommt auch die Bundesagentur für Arbeit in ihrer
ihre Kolleginnen und Kollegen ohne Handicap.                jüngsten Analyse vom Mai 2014 zu dem Ergebnis:

Dies kann nicht akzeptabel sein. Menschen mit Behin-        „Schwerbehinderten Menschen gelingt es trotz einer
derung sollten vom Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt          vergleichbaren Qualifikation in geringerem Maße als
im gleichen Maße profitieren wie die Gesamtheit der         nicht schwerbehinderten Menschen, ihre Arbeitslosig-
Beschäftigten. Außerdem ist es vor dem Hintergrund          keit durch Aufnahme einer Beschäftigung am ersten
der demografischen Entwicklung mit einem schrump-           Arbeitsmarkt zu beenden.“10
fenden und alternden Erwerbspersonenpotenzial
volkswirtschaftlich schädlich, auf die Beschäftigung
von Arbeitnehmern mit Behinderung zu verzichten.“

Dieser Befund ist weiterhin uneingeschränkt gültig.

Seit dem Erscheinen des ersten Inklusionslagebaro­
meters sind jedoch in vielen Teilbereichen Fortschritte
zu erkennen, die zu vorsichtigem Optimismus Anlass
geben. So hat sich der Gesamtwert des Barometers
denn auch leicht verbessert.

Allerdings haben Schwerbehinderte, die arbeitslos ge­
worden sind, größere Probleme, einen neuen Arbeits­
platz zu finden als noch vor einem Jahr. Hier besteht die
Gefahr eines sich verfestigenden Sockels an Lang­
zeitarbeitslosen, die nur unter großen Anstrengungen
wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden können.

                                                            10 Bundesagentur für Arbeit: Der Arbeitsmarkt in Deutschland. Der Arbeits­
                                                               markt für schwerbehinderte Menschen, Nürnberg 2014, S. 11
Inklusionsbarometer
                                                                                                               Seite 18

4.2.3 Die Regionen im Vergleich

Im Rahmen der regionalen Analyse werden die Ergeb­
nisse der großen Bundesländer Baden-Württemberg,
Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen
sowie der Region Ostdeutschland (Berlin, Branden­
burg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-
Anhalt und Thüringen) miteinander verglichen. Damit
werden über 85 Prozent der deutschen Bevölkerung
abgedeckt. Die kleineren Bundesländer wurden nicht
berücksichtigt, weil die erforderlichen Zahlen nicht
vollständig erhoben werden konnten.

Inklusionslagebarometer regional 2014				                                         positiver Wert            negativer Wert

                                                     Baden-                           Nieder-                     Ost-
                                                                Bayern   Hessen                      NRW
                                                    Württemb.                         sachsen                   deutschl.

 Beschäftigtenquote Schwerbehinderter                 107,7     113,7    113,0         104,0        109,4         106,9

 Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten              94,9       91,5     91,4         99,5          91,8         104,0

 Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen
                                                      100,8     102,2    107,4         105,0        103,9         102,0
 arbeitslosen Schwerbehinderten

 Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten              101,8     107,3     99,1         106,6        101,9         116,1

 Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten
                                                      88,0       89,1     85,3         88,9          96,2         99,5
 in % der allgemeinen ALQ
 Dauer der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter
                                                      100,8      94,0     99,1         103,5        106,8         98,1
 in % der allgemeinen Dauer

 Erwerbstätigenquote der Schwerbehinderten            93,7      111,2    101,7         103,5        101,8         108,6

 Anträge auf Kündigung Schwerbehinderter              80,4      107,5     93,4         98,3          97,7         96,7

 Anteil der Arbeitgeber, die mindestens einen
                                                      102,5     102,7    102,1         101,8        102,8         103,5
 Pflichtarbeitsplatz besetzen
 Anteil der Arbeitgeber, die alle Pflichtarbeits­
                                                      104,2     109,1    104,2         103,6        107,1         106,2
 plätze besetzen

 Inklusionslage                                       97,5      102,8     99,7         101,5        101,9         104,2

Durchschnitt der fünf Basisjahre = 100                                                          Quelle: eigene Berechnungen
Inklusionsbarometer
                                                                                                      Seite 19

Die regionale Analyse zeigt eine durchaus unter­          Auch die Dauer der Arbeitslosigkeit im Vergleich zu
schiedliche Entwicklung der Inklusionslage: An der       der Nicht-Schwerbehinderter hat sich in vier der sechs
Spitze liegt wie im Vorjahr Ostdeutschland mit einem     Regionen erhöht. In Nordrhein-Westfalen suchen
Wert von 104,2 (102,7), am Ende erneut Baden-Würt­       Schwerbehinderte im Durchschnitt nun 429 Tage nach
temberg mit dem Wert 97,5, der noch einmal schwä­        einem neuen Arbeitsplatz, im Vorjahr waren es noch
cher als im Vorjahr ist (98,1). Dazwischen haben sich    23 Tage weniger. Bayern (94,0) und Hessen (99,1)
Bayern auf 102,8 (Vorjahr 101,2) und Niedersachsen       konnten sich hier zwar verbessern, liegen aber immer
auf 101,5 (101,0) verbessert. Nordrhein-Westfalen        noch unter ihrem historischen Basiswert. In Bayern
liegt mit 101,9 nun leicht unter dem Vorjahreswert von   ­suchen arbeitslose Schwerbehinderte 299 Tage nach
102,4 – aber immer noch über dem Bundesdurch­             einem Arbeitsplatz gegenüber 183 Tagen bei Men­
schnitt von 101,6 –, während Hessen bei 99,7 stag­        schen ohne Behinderung, die Dauer der Suche ist also
niert.                                                    um 60 Prozent länger. Schließlich hat sich mit Ausnah­
                                                          me Ostdeutschlands auch die Arbeitslosenzahl in den
Erfreulich: In allen sechs Regionen haben sich die Be­    Regionen negativ entwickelt.
schäftigungsquote sowie der Anteil der Arbeitgeber,
die mindestens einen bzw. sogar alle Pflichtarbeits­     Es bleibt festzuhalten: Inklusion ist offensichtlich
plätze besetzen, positiv entwickelt.                     weniger stark vom Wohlstandniveau einer Region
                                                         abhängig als erwartet. Ostdeutschland, das bei der
Unter den Flächenländern hat Hessen mit 5,3 Pro­         Wirtschaftsleistung pro Kopf in der Bundesrepublik
zent die höchste Beschäftigungsquote, gefolgt von        am Schluss steht, ist bei der Inklusionslage an der
Nordrhein-Westfalen mit 5,1 Prozent. Niedersachsen       Spitze, während Baden-Württemberg, ein ökono­
erreicht 4,1 Prozent, Baden-Württemberg 4,4 und Bay­     misches Kraftzentrum Deutschlands, sich am Ende
ern 4,5 Prozent. In Ostdeutschland hat sie sich von      wiederfindet. Ein möglicher Erklärungsansatz: In den
4,5 auf 4,6 Prozent verbessert und liegt damit nicht     süddeutschen Ländern ist das Fachkräfteangebot auf
nur auf dem gleichen Niveau wie in Westdeutschland,      dem Arbeitsmarkt höher als im durch Abwanderung
sondern sogar höher als in den beiden ökonomisch         gekennzeichneten Ostdeutschland. Daher genießt die
prosperierenden süddeutschen Bundesländern.              Inklusion von Menschen mit Behinderung in den ers­
                                                         ten Arbeitsmarkt in den neuen Ländern einen höhe­
Problematisch: In allen Regionen steigt der Anteil der   ren Stellenwert. Die Inklusionspolitik wäre in diesem
Langzeitarbeitslosen wieder an, am stärksten in Nord­    Fall kein Luxusprojekt, sondern aus der Not geboren.
rhein-Westfalen, wo sich der Wert von 108,1 auf 103,9
verschlechtert hat.
Inklusionsbarometer
                                                                                                                     Seite 20

4.3
Inklusionsklimabarometer
4.3.1 Ziel und Methodik

Der zweite Teil des Inklusionsbarometers Arbeit, das                     Die Befragung wurde mithilfe computergestützter
Inklusionsklimabarometer, basiert auf einer Forsa-                       Telefoninterviews vom 14. Juli bis zum 29. August
                                                                         ­
Umfrage unter 402 Unternehmen, die Menschen                              2014 durchgeführt. Diese „weichen“ Faktoren ergän­
mit Behinderung beschäftigen, sowie 803 abhängig                         zen die „harten“ statistischen Daten des Inklusions­
­b eschäftigten Menschen mit Behinderung.11 Die Um­                      lagebarometers und ermöglichen so ein Gesamtbild.
 frage unter den 400 Personalverantwortlichen ohne
 Beschäftigte mit Behinderung fließt nicht mit in die                    •   Das Teilbarometer Arbeitgeber/Unternehmen basiert
 Berechnung ein, da sie keine Auskunft über die indivi­                      auf zehn Fragen.
 duellen Erfahrungen bzw. die subjektive Einschätzung                    •   Das Teilbarometer Arbeitnehmer basiert auf acht
 von Menschen mit Behinderung in der Arbeitswelt                             Fragen.
 gibt.
                                                                         Für jede Frage wird der Saldo aus positiven und nega­
                                                                         tiven Antworten gebildet. Bei den Antwortvor­  gaben
                                                                         „sehr gut“ – „eher gut“ – „eher schlecht“ – „sehr
                                                                         schlecht“ werden die Extremwerte („sehr“) mit dem
                                                                         Faktor 1,5 gewichtet, bevor der Saldo gebildet wird.

                                                                         Die einzelnen Fragen sowie die von Forsa ermittelten,
                                                                         aufgeschlüsselten Antworten sind dieser Studie im
                                                                         Anhang beigefügt. Die berechneten Salden aus posi­
                                                                         tiven und negativen Antworten ergeben sich daraus
                                                                         wie folgt:

11 Die Größe der Stichprobe erlaubt in einem zweiten Schritt u.a. eine
   ­regionale, branchenspezifische, altersspezifische sowie berufs­
    strukturelle Analyse der Umfrageergebnisse.
Inklusionsbarometer
                                                                                                   Seite 21

Inklusionsklimabarometer Arbeitnehmer			                             positiver Saldo          negativer Saldo

                                                                                                    Änderung
 Indikatoren des
                                                         2013              Aktueller Wert 2014      zum
 Arbeitnehmerbarometers                                                                             Vorjahr

 Einsatz entsprechend der Qualifikation             81                   77

 Akzeptanz innerhalb des Kollegenkreises            89                   91

 Einschätzung der Entwicklungsmöglichkeiten
                                                    42                   42
 im Unternehmen
 Schriftliche Grundsätze zur Integration von
                                                    27                   28
 Menschen mit Behinderung

 Beurteilung der staatlichen Unterstützung          10                   12

 Veränderung der Situation von Schwerbehinderten
                                                          -1              0
 auf dem Arbeitsmarkt

 Weiterempfehlung des Arbeitgebers                  47                   47

 Weiterempfehlung des Arbeitgebers an einen
                                                    49                   52
 Bekannten mit Behinderung

                                                                Quelle: eigene Berechnungen; Basisdaten: Forsa

Inklusionsklimabarometer Arbeitgeber/Unternehmen		                   positiver Saldo          negativer Saldo

                                                                                                    Änderung
 Indikatoren des
                                                         2013              Aktueller Wert 2014      zum
 Unternehmensbarometers                                                                             Vorjahr

 Leistungsunterschiede zwischen Beschäftigten mit
                                                    63                   51
 und ohne Behinderung

 Einfluss auf das Arbeitsumfeld                     19                   21

 Schriftliche Grundsätze zur Integration von
                                                          -68                 -60
 Menschen mit Behinderung

 Barrierefreiheit                                   20                   25

 Einstellung von Menschen mit Behinderung            3                    6

 Veränderung der Situation von Schwerbehinderten
                                                     8                   11
 auf dem Arbeitsmarkt

 Weiterempfehlung des Unternehmens                  82                   77

 Weiterempfehlung des Unternehmens an einen
                                                    72                   75
 Bekannten mit Behinderung

 Bekanntheit staatlicher Förderung                  57                   52

 Inanspruchnahme der staatlichen Unterstützung
                                                    44                   30
 durch die Unternehmen*

* denen die Förderung bekannt ist                               Quelle: eigene Berechnungen; Basisdaten: Forsa
Inklusionsbarometer
                                                                                      Seite 22

Die beiden (Teil-)Barometer werden wie folgt berechnet:

                  x
    Barometer =       ((Saldo 1+200)(Saldo 2+200)…(Saldo 10+200)) – 200

x = 10. Wurzel beim Teilbarometer Arbeitgeber/Unternehmen
x = 8. Wurzel beim Teilbarometer Arbeitnehmer

Um negative Werte unter der Wurzel zu vermeiden,
wird zu den Salden der Variablen jeweils eine Kon­
stante von 200 addiert und nach der Berechnung des
Wurzelterms wieder subtrahiert.

Der Wertebereich des Inklusionsklimabarometers
kann zwischen den Extremen –100 (d.h. alle Befrag­
ten schätzen das Inklusionsklima als „sehr schlecht“
ein) und +100 (d.h. alle Befragten schätzen das In­
klusionsklima als „sehr gut“ ein) schwanken. Ein Wert
von –50 ist „eher schlecht“, ein Wert von +50 „eher
gut“. Der Wert von +50 soll als Schwellenwert defi­
niert sein, ab dem von einem positiven Inklusions­
klima gesprochen werden kann.

Das arithmetische Mittel der beiden Teilindizes ergibt
den Gesamtwert für das Inklusionsklimabarometer.
Inklusionsbarometer
                                                                                                Seite 23

4.3.2 Teilergebnis Klima

      Inklusionsklimabarometer

                                   Gesamtwert = 33,5
                                          (Vorjahreswert: 33,6)

          Unternehmen = 25,1                 Arbeitnehmer = 41,9
           (Vorjahreswert: 25,9)               (Vorjahreswert: 41,3)

       negativer Wert                                                           positiver Wert

      0                                                50 Schwellenwert = 50                    100
                                                                          Quelle: eigene Berechnungen

Das Teilbarometer Arbeitnehmer hat einen Wert von
41,9 (Vorjahr: 41,3).

Das Teilbarometer Arbeitgeber/Unternehmen hat einen
Wert von 25,1 (Vorjahr: 25,9).

Der Gesamtwert für das Inklusionsklimabarometer
­ eträgt 33,5 nach 33,6 im Vorjahr, er hat sich also
b
leicht verschlechtert.
Inklusionsbarometer
                                                                                                           Seite 24

                                                            Es würden insgesamt auch 74 Prozent und damit zwei
   Um die Dynamik sichtbar zu machen, werden                Prozent mehr als bei der letzten Befragung ihren Arbeit­
   die Werte auf 100 normiert. So zeigt sich, ob            geber an einen Bekannten mit Behinderung weiter­
   sich das Inklusionsklima im Zeitablauf verbes­           empfehlen.
   sert oder verschlechtert hat.
                                                            Wie bereits im Vorjahr empfinden auch in diesem Jahr
   Die Formel lautet:                                       die Menschen mit Behinderung ihre Situation sub­
                                                            jektiv als relativ gut ein, wenn sie einen Arbeitsplatz
                     Aktueller Wert (2014)                  haben. Sie fühlen sich, wie oben beschrieben, allge­
   Barometer =                                 x 100        mein akzeptiert von ihren Kolleginnen und Kollegen,
                 Wert des Basisjahrs (2013)                 sehen ihre persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten
                                                            als überwiegend positiv an und würden einem stel­
   Der normierte Wert für das Teilbarometer                 lensuchenden Menschen mit Behinderung ihr Unter­
   Arbeitnehmer liegt somit bei 101,5.                      nehmen als Arbeitgeber empfehlen.
   Der normierte Wert für das Teilbarometer
   Unternehmen liegt bei 96,9.                              Auf der anderen Seite sehen die Befragten fast keine
                                                            Verbesserung der Gesamtsituation von Schwerbehin­
   Das Inklusionsklimabarometer hat einen Ge­               derten auf dem Arbeitsmarkt. Wie im Vorjahr gab die
   samtwert von 99,7, zeigt also eine leicht nega­          Mehrheit von 55 Prozent an, dass sich die Gesamtsitu­
   tive Veränderung gegenüber dem Vorjahr (2013             ation nicht verändert hat, jeweils 16 Prozent sagen, die
   = 100).                                                  Situation habe sich leicht verbessert bzw. leicht ver­
                                                            schlechtert, der Saldo liegt somit bei Null (Vorjahr: –1).

Erfreulich ist, dass sich das Klima unter den Arbeit­       Negativ zu Buche schlägt zudem, dass im Vergleich
nehmern mit Behinderung leicht positiv zum Vorjahr          zum Vorjahr weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeit­
entwickelt hat (41,9 zu 41,3) – allerdings liegt der Wert   nehmer in der Befragung angaben, entsprechend
noch immer unter dem Schwellenwert von 50, der ein          ihrer Qualifikation eingesetzt zu werden. Der Anteil
                                                            ­
positives Klima anzeigt. Dennoch: Fünf der acht Indi­       derer, die mit ihrer Position zufrieden sind, sank leicht
katoren haben sich verbessert, ein Wert ist gesunken        von 90 auf 88 Prozent. Im Gesundheits- und Sozial­
und zwei blieben unverändert.                               bereich (95 Prozent) sowie in der öffentlichen Verwal­
                                                            tung (92 Prozent) fühlen sich dabei mehr Arbeitneh­
So stieg die Prozentzahl derjenigen Befragten, die          merinnen und Arbeitnehmer ihrer Qualifikation gemäß
angaben, dass sie innerhalb des Kollegenkreises voll        eingesetzt als im Dienstleistungsbereich (85 Prozent)
akzeptiert werden, von 94 auf 95 Prozent an und liegt       oder der Industrie (86 Prozent). Dennoch ist dieser
damit auf einem sehr hohen Niveau. Zudem schätzen           Wert noch vergleichsweise hoch.
die Arbeitnehmer die Entwicklungsmöglichkeiten in
ihrem Unternehmen etwas positiver ein als noch vor          Das Inklusionsklima der Arbeitgeber/Unternehmen
einem Jahr (Steigerung von 21 auf 23 Prozent).              hat von 25,9 auf einen Wert von 25,1 nachgegeben
                                                            und sich damit noch weiter vom Schwellenwert 50
                                                            entfernt. Fünf Teilindikatoren haben sich (leicht) ver­
                                                            bessert, aber ebenso viele – teilweise deutlich – ver­
                                                            schlechtert.
Inklusionsbarometer
                                                                                                        Seite 25

Dafür verantwortlich sind vor allem zwei Entwicklun­       Dies ist umso erstaunlicher, als ausschließlich Unter­
gen: Zum einen sehen in diesem Jahr 23 Prozent             nehmen befragt wurden, die bereits Menschen mit
der Befragten Leistungsunterschiede zwischen Men­          Behinderung beschäftigen. Branchen wie die Industrie
schen mit und ohne Behinderung. Im Vorjahr waren es        (zehn Prozent) und Handel/Logistik (sieben Prozent)
nur 18 Prozent. Der Indikatorwert sinkt von 60 auf 51.     schneiden unterdurchschnittlich ab. In der öffentlichen
Der zweite Grund: Lediglich 64 Prozent der Unterneh­       Verwaltung dagegen haben immerhin 55 Prozent der
men, denen die staatliche Förderung bei der Integration    Unternehmen diese Grundsätze eingeführt. Des Wei­
von Schwerbehinderten in den ersten Arbeitsmarkt           teren gibt es ein starkes Gefälle bezogen auf die Un­
bekannt ist, nehmen diese Unterstützung auch an. Im        ternehmensgröße: Während in Unternehmen mit mehr
Vorjahr waren es immerhin noch 71 Prozent. Der Saldo­      als 1.000 Mitarbeitern in mehr als der Hälfte der Fälle
wert geht von 44 auf 30 zurück. Zudem gaben von            ein Grundsatzplan existiert (53 Prozent), gilt das nur
den Befragen noch einmal drei Prozent mehr als im          für elf Prozent der kleinen Unternehmen mit bis zu 50
Vorjahr an, dass ihnen die staatliche Förderung gar        Mitarbeitern. Hier gibt es häufig keine eigene Abtei­
nicht erst bekannt ist (24 gegenüber 21 Prozent).          lung oder Positionen, die diese Aufgaben bearbeiten
                                                           können. Daher benötigen vor allem kleinere und mit­
Zu den positiven Entwicklungen: Die Zahl der Unter­        telständische Unternehmen hier Unterstützung.
nehmen, die planen, in den nächsten zwei Jahren
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung           Als das Inklusionsklimabarometer vor einem Jahr erst­
einzustellen, steigt von acht auf zehn Prozent. Zudem      mals errechnet wurde, hieß es am Schluss der Ana­
hat sich die Situation hinsichtlich der Barrierefreiheit   lyse:
verbessert – der Anteil der Unternehmen, die nicht
barrierefrei sind, sank von 29 auf 24 Prozent. Schließ­    „Das Inklusionsklimabarometer hat einen Gesamtwert
lich gibt eine größere Zahl von Unternehmen an, dass       von 33,6, zeigt also ein negatives Inklusionsklima an
die Einstellung eines Arbeitnehmers mit Behinderung        – oder als Auftrag formuliert: Ein noch auszuschöp-
einen positiven Einfluss auf das Arbeitsumfeld hat (22     fendes Optimierungspotenzial bei der Inklusion von
zu 19 Prozent).                                            Menschen mit Behinderung in die Arbeitswelt.“

Verhalten positiv ist auch zu bewerten, dass die Unter­    Da sich der Wert des Inklusionsklimas auf 33,5 noch
nehmen in diesem Jahr häufiger angeben, schriftliche       einmal leicht verschlechtert hat, besteht dieser Auf­
Grundsätze zur Inklusion von Menschen mit Behinde­         trag also unverändert weiter. Angesichts der enttäu­
rung etabliert zu haben. Dennoch ist der Anteil derer,     schenden Entwicklung des Inklusionsklimas der Un­
die schriftliche Grundsätze haben, mit 19 Prozent im­      ternehmen stellt sich die Frage, ob das bestehende
mer noch gering (Vorjahr: 15 Prozent), der Saldowert       Instrumentarium zieladäquat ist, ob also staatliche
liegt bei –60 nach –68 im Vorjahr.                         Förderung, Ausgleichsabgabe und Sonderregelungen
                                                           wie der besondere Kündigungsschutz geeignet sind,
                                                           das angestrebte Ziel zu erreichen.
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