ERA-Themendossier Wirtschaft - November 2015 - FFG
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Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ................................................................................................................ 3 2. Zusammenfassung, Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen ................. 4 3. Österreichs Unternehmen in H2020 ........................................................................ 8 4. KMU in H2020, KMU Instrument und Fast Track to Innovation ............................... 13 5. Führende Rolle der Industrie .................................................................................. 19 6. Gesellschaftliche Herausforderungen .................................................................... 22 7. Excellent Science................................................................................................... 26 8. Nationaler Kontext ................................................................................................. 28 9. Unternehmen in ERA– Public Private Partnerships ................................................. 31 10. Bundesländerbetrachtung mit Schwerpunkten...................................................... 35 11. Kooperationsnetze Wirtschaft................................................................................ 39 12. Zusammenarbeit Wirtschaft und Wissenschaft ...................................................... 43 13. Wer sind die erfolgreichen Antragsteller ................................................................ 46 14. Ländervergleich ..................................................................................................... 48 15. FFG-Services für die Wirtschaft in Bezug auf ihre Beteiligung an europäischen Programmen .......................................................................................................... 51 FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 2 von 60 08.02.2016
1. Einleitung Ziel des ERA Themendossiers Wirtschaft ist die umfassende Betrachtung der Performance der österreichischen Unternehmen in Horizon 2020 und die daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen. Das Betrachtungsobjekt sind somit immer die Unternehmen (PRC „Private Commercial“). Die Auswertungen und Analysen basieren auf dem Datenstand 07/2015 der Europäischen Kommission als auch auf Daten von Eurostat und Statisik Austria, sowie der FFG und des EUREKA- Sekretariats. Das Dossier bietet detaillierte Informationen zu den wichtigsten Kennzahlen (z.B. Einreichungen, Erfolgsquoten, Beteiligungen, Budgets), verknüpft mit den Erfahrungen und der Expertise der NCPs (National Contact Points) der FFG. Der erste Analyseteil widmet sich der österreichischen Unternehmensbeteiligung entlang der Säulen von Horizon 2020. Weiters wird auch die Beteiligung der österreichischen Unternehmen in multilateralen Programmen inklusive Eurostars sowie die Performance der Unternehmen auf regionaler Ebene betrachtet. Vergleiche mit nationalen Förderungen sowie die Positionierung im Vergleich mit anderen europäischen Ländern runden diesen erstmaligen Überblick über die Unternehmensbeteiligung in europäischen Programmen ab. Das vorliegende Themendossier ist ein Produkt der Zusammenarbeit zwischen EU-Performance Monitoring und Europäische und Internationale Programme und bietet nach einem Betrachtungszeitraum von rund 1,5 Jahren einen ersten Zwischenbericht über die Lage der Beteiligung der österreichischen Unternehmen in Horizon 2020. FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 3 von 60 08.02.2016
2. Zusammenfassung, Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen Ein zentrales Kernelement von Horizon 2020 liegt in der verstärkten Innovationsorientierung, womit der Beteiligung der Wirtschaft wesentliche Bedeutung zukommt. Nach knapp 2 Jahren Laufzeit von Horizon 2020 zeigt diese erste Analyse, dass Unternehmen nun tatsächlich verstärkt mobilisiert werden und die Unternehmensbeteiligung gestiegen ist. Gleichzeitig wird sichtbar, dass der Unternehmensanteil am Gesamtkuchen der geförderten Projekte mit rund 30% auf EU-Ebene nahezu unverändert geblieben ist. Ausschlaggebend dafür sind vor allem die niedrigen Erfolgsraten. Für Österreich zeigt sich, dass 34% aller erfolgreichen Beteiligungen dem Unternehmenssektor zuzuordnen sind (siehe Abb. 1). Bezogen auf die Fördermittel entfielen bisher 36% aller Österreich zugesprochenen Horizon 2020-Förderungen auf Unternehmen. Die österreichische Erfolgsrate liegt mit 16% über dem europäischen Durchschnitt von knapp 14%. Die durchschnittliche Förderhöhe je Unternehmensbeteiligung ist gegenüber dem 7. EU- Rahmenprogramm um ca. 30% oder 70.000 Euro gestiegen. Dieser Wert ist nicht inflationsbereinigt. Das Fazit: Österreichs Unternehmen sind auf EU-Ebene gut gestartet. Es gab 582 Einreichungen von Unternehmen, 141 Unternehmen mit 203 Beteiligungen wurden gefördert. 50 Unternehmen haben sich erstmals erfolgreich beteiligt. Die neuen, stark innovationsorientierten Instrumente wie das KMU Instrument und Fast Track to Innovation zeigen damit Anziehungskraft, ebenso wie die hohen Förderraten. Anzunehmen ist auch, dass sich die auf EU-Ebene beschlossenen Vereinfachungen sowie die Verkürzung der „time to contract“ ebenso positiv niederschlagen. Ein gewichtiger Wermutstropfen sind die hohen Überzeichnungsraten generell und die noch niedriger liegenden Erfolgsquoten insbesondere bei den stark innovationsorientierten Instrumenten, die besonders nachgefragt sind. Für die österreichische Unternehmensbeteiligung ist dies von besonderem Nachteil, da über 50% der österreichischen Unternehmensanträge positiv evaluiert wurden, hier liegt Österreich mit Belgien, Deutschland, den Niederlanden und Schweden im europäischen Spitzenfeld. Sichtbar wird ebenso, dass nationale FTI-Förderschwerpunkte positive Wirkung auf den EU-Erfolg haben. Österreichs Unternehmen sind insbesondere in jenen EU-Programmlinien und Themenfeldern erfolgreich, die auch national entsprechend gefördert werden: IKT (44 Beteiligungen), Verkehr (39), Produktion (23) und Energie (20). Die relativen Werte finden sich in der nachfolgenden Tabelle 3. Diese Aussage trifft sowohl auf große Unternehmen als auch auf KMU zu. Entlang der drei Säulen von Horizon 2020 sind Österreichs Unternehmen vor allem in der zweiten Säule „Führende Rolle der Industrie“ und der dritten Säule „Gesellschaftliche Herausforderungen“ aktiv. Von 203 erfolgreichen Unternehmensbeteiligungen entfallen 92 auf Säule 2 und 86 auf Säule 3. Österreichs Unternehmen wirken damit im EU-Vergleich überdurchschnittlich an der Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen mit, besonders in den Bereichen Transport, Verkehr und Energie. Die Unternehmen Wiens und der Steiermark sind mit jeweils mehr als 60 Beteiligungen überdurchschnittlich stark auf EU-Ebene vertreten. Bezogen auf die Anzahl der ForscherInnen FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 4 von 60 08.02.2016
und IngenieurInnen im Unternehmenssektor des jeweiligen Bundeslandes zeigt sich, dass Wien, die Steiermark und Kärnten ihr Potenzial gut ausschöpfen. Nur rund 2% oder 12 österreichische Unternehmen sind an mehr als zwei erfolgreichen H2020- Projekten beteiligt. Ein Unternehmen dafür sogar an 16 Projekten. Insgesamt lukrieren die Top 20 Unternehmen mehr als 50% des österreichischen Unternehmensbudgets. Die aktuellen Beratungserfahrungen zeigen, dass die niedrigen Erfolgsraten trotz hervorragender Anträge die Unternehmen bereits zögern lassen, sich nochmals oder auch erstmals zu beteiligen. Diesbezüglich ist sowohl die europäische als auch nationale Ebene gefordert, die mobilisierte Innovationskraft der Unternehmen „aufzufangen“ und bis zum Markt zu begleiten. Auf die Bedeutung der multilateralen Initiativen für die Unternehmen wird in Kapitel 8 im Detail eingegangen. Schlussfolgerungen: Europaweit sind die Unternehmensbeteiligungen zum aktuellen Datenstand gegenüber dem 7. EU-Rahmenprogramm beinahe unverändert, allerdings liegt in Österreich die durchschnittliche Förderhöhe rund 30% höher als im Vorgängerprogramm. Rund 30% der erfolgreichen österreichischen Unternehmen in H2020 sind Newcomer, sie hatten bisher keine Beteiligung in den Rahmenprogrammen. Seitens der FFG gilt es noch im Detail zu analysieren, in welche Richtung jene Unternehmen gegangen sind, die früher in Rahmenprogrammen aktiv waren, aber bisher nicht in H2020 eingestiegen sind. Rund 50% der österreichischen Rückflüsse werden von den 20 stärksten Unternehmen eingefahren. Diese sind überdurchschnittlich stark in der Säule „Führende Rolle der Industrie“ aktiv. In den gesellschaftlichen Herausforderungen ist eine stärkere Involvierung der Wirtschaft wünschenswert, worauf in der aktuellen Ausschreibungsrunde verstärktes Augenmerk seitens der FFG gelegt werden wird. Insgesamt ist der Anteil der von Österreich koordinierten Projekten rückläufig, so auch die Anzahl der von Unternehmen koordinierten Projekte. Hauptgründe sind vermutlich der mit einer Koordination verbundene hohe Aufwand als auch die geringen Erfolgschancen. Im Rahmen eines EU-Networkings mit EU-KoordinatorInnen wird die FFG 2016 dieser Frage noch gesondert nachgehen und sie in den Beratungsleistungen bedarfsgerecht berücksichtigen, da mit dieser Rolle auch verstärkt Positionierungschancen auf EU-Ebene verbunden sind. Die österreichische KMU-Beteiligung liegt um 1,6 Prozentpunkte über dem EU-Schnitt und damit leicht über den Werten von RP7. Besonders das KMU Instrument ist sehr beliebt, allerdings nimmt die Frustration aufgrund der niedrigen Erfolgsquote stark zu. Die FFG versucht für im KMU Instrument positiv beurteilte, aber nicht geförderte Projekte alternative nationale oder europäische Fördermöglichkeiten zu finden bzw. betroffene Unternehmen bei einer Wiedereinreichung im KMU Instrument verstärkt zu unterstützen. Nationale Möglichkeiten im Rahmen von „Seal of Excellence“ werden geprüft. Zudem gilt es in Hinblick auf das KMU Instrument anzumerken, dass seitens der FFG von einer Einreichung häufig abgeraten wird, da dieses Instrument auf die Förderung von „bahnbrechenden Innovationen“ abzielt. Die Performance der Bundesländer ergibt ein sehr differenziertes Bild, einige Bundesländer, wie z.B. Oberösterreich und Tirol, schneiden - gemessen an ihrem Forschungspotenzial in den Unternehmen - unterdurchschnittlich ab, Wien und die Steiermark sind überdurchschnittlich erfolgreich. FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 5 von 60 08.02.2016
Die Netzwerkanalysen zeigen, dass die österreichischen Unternehmen überwiegend mit den traditionell starken Staaten (SE, FR, IT, ES, BE, NL, UK, DE, CH, FI) kooperieren. Insgesamt liegt die österreichische Unternehmensbeteiligung um rund 2,5% über dem EU-Durchschnitt. Im Vergleich schneiden die österreichischen Unternehmen bei den JTIs und PPPs signifikant besser ab. Während die gesamtösterreichische Erfolgsquote für Unternehmen bei 16,0 % liegt, kommen die österreichischen Unternehmen in den JTIs und PPPs auf eine Erfolgsquote von 21,5%. Handlungsempfehlungen Wer Wann Zur bestmöglichen Ausschöpfung des EIP Analyse im ersten österreichischen Wirtschaftspotenzials in Quartal 2016 und Horizon 2020 bedarf es einer weiteren darauf folgend Detailanalyse in Bezug auf jene Unternehmen, direkte Ansprache die in früheren Rahmenprogrammen aktiv waren, der Unternehmen aber bisher nicht in H2020 eingestiegen sind. Die identifizierten Unternehmen gilt es folgend proaktiv anzusprechen. Auf Bundesländerebene gilt es in Regionale Maßnahmenkatalog Zusammenarbeit mit den regionalen Partnern Agenturen wird erstellt und insbesondere die Wirtschaft aus Oberösterreich und EIP umgesetzt und Tirol verstärkt zu mobilisieren. Verstärktes Potenzial für die EIP, BMWFW Ab 2016 Wirtschaftsbeteiligung sowie die Kooperation kontinuierlich zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wird im Rahmen der gesellschaftlichen Herausforderungen gesehen. Chancen und Potenziale für die Wirtschaft in der Säule 3 gilt es verstärkt im Rahmen von Beratungen, Informationsveranstaltungen, Trainings etc. zu adressieren. Bei der Planung der Umsetzung der Vernetzungsplattformen der Gesellschaftlichen Herausforderungen sollte entsprechend auf die Bedürfnisse der Unternehmen eingegangen werden. Die höhere Anzahl an Koordinatoren aus der EIP Ab 2016 Wirtschaft wäre wünschenswert. Unternehmen, die hohes Potenzial für eine erfolgreiche Koordination haben, werden im Rahmen von FFG-Gesprächen, Beratungen FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 6 von 60 08.02.2016
Workshops etc. gezielt auf die mit der Koordinationsrolle verbundenen Vorteile angesprochen. Im Rahmen dieser Aktivitäten gilt es auch die Gründe zu eruieren, die seitens der Unternehmen für die „Nichtwahrnehmung“ der Koordinationsrolle ausschlaggebend sind. Ein besserer Überblick über die Ergebnisse und EU-PM, EIP, Mittelfristig Daten der Multilateralen Initiativen sollte BMVIT, kontinuierlich gewährleistet werden, um das BMWFW konsistente Ergebnis-Monitoring sicherzustellen. Prüfung und Modellerarbeitung im Rahmen der FFG, Jänner/Februar nationalen Möglichkeiten für das „Seal of BMWFW, 2016 Excellence“. WKO Schaffung einer Expertengruppe zur Erarbeitung BMVIT, Mittel-/langfristig von Vorschlägen, wie man radikale Innovation BMWFW und deren Umsetzung in Österreich stärken kann. FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 7 von 60 08.02.2016
3. Österreichs Unternehmen in H2020 Österreichs Unternehmen sind gut gestartet. Eingereichte Bewilligte Bewilligte Spalte1 Erfolgsquote Bewilligte Förderung Beteiligungen Beteiligungen Koordinatoren H2020 139.778 21.068 15,1% 4.839 8.962.749.307 Gesamt H2020 48.216 6.667 13,8% 1.111 2.428.726.501 Gesamt-PRC Anteil Gesamt-PRC 34,5 31,6 23,0 27,1 an Gesamt H2020 3.599 597 16,6% 117 246.658.734 Österreich H2020 Österreich- 1.271 203 16,0% 29 88.223.684 PRC Anteil Österreich PRC an 35,3% 34,0% 24,8% 35,8% Österreich Gesamt H2020 139.778 21.068 15,1% 4.839 8.962.749.307 Gesamt H2020 3.599 597 16,6% 117 246.658.734 Österreich Anteil Österreich an 2,6% 2,8% - 2,4% 2,8% Gesamt H2020 48.216 6.667 13,8% 1.111 2.428.726.501 Gesamt-PRC H2020 Österreich- 1.271 203 16,0% 29 88.223.684 PRC Anteil Österreich an 2,6% 3,0% - 2,6% 3,6% Gesamt H2020 31.078 4.054 13,0% 941 1.303.117.161 Gesamt-KMU H2020 Österreich- 877 129 14,7% 25 41.721.683 KMU Anteil Österreich an 1,5% 3,2% - 2,7% 3,2% Gesamt Tabelle 1: Eckdaten zu Beteiligungen, Koordinatoren und Förderungen in H2020; Quelle: EC 07/2015 Der österreichische Unternehmensanteil an allen österreichischen H2020-Projektbeteiligungen liegt bei 34% und somit prozentuell nur leicht über dem Niveau des 7RP. Insgesamt liegt die österreichische Unternehmensbeteiligung um rund 2,5% über dem EU-Durchschnitt. Ein anderes Bild zeichnet sich bei Betrachtung der Förderungen, wie Abb. 2 zeigt. Anteil Beteiligung HES PRC (n=597) 5% PUB REC 20% 33% OTH 7% 34% Abbildung 1: Österreichische Beteiligungsanteile nach Organisationstyp in H2020 Quelle: EC 07/2015 FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 8 von 60 08.02.2016
Von insgesamt 246,6 Mio. Euro, die aus dem Horizon 2020-Budget bisher nach Österreich geflossen sind, lukrierten Unternehmen 36% (88,22 Mio. Euro), KMU konnten 41,7 Mio. Euro für sich gewinnen. Dies stellt zum aktuellen Umsetzungsstand ein besseres Ergebnis als im 7.RP dar (376,50 Mio. Euro und damit 32% der bewilligten Förderung in Österreich). Anteil Förderung (n=246.7 Mio) 37% 36% 4% 21% 2% HES PRC PUB REC OTH 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Abbildung 2: Bewilligte österreichische Förderung nach Organisationstyp in H2020 Quelle: EC 07/2015 Bei den durchschnittlichen Fördersummen (Medianwert) je erfolgreicher Unternehmensbeteiligung belegt Österreich den hervorragenden zweiten Platz hinter Zypern und liegt mit rund 50.000 Euro über dem EU-Medianwert je erfolgreicher Beteiligung. Insgesamt liegt der Medianwert je österreichischer Unternehmensbeteiligung in H2020 bei 295.000€ und somit um ein Viertel höher als im RP7. 350.000 300.000 250.000 200.000 150.000 100.000 50.000 - EL NL ES HU EE HR IT IE LU DK PT PL LV LT AT DE FR SI FI SE UK RO BG MT BE CZ SK CY Abbildung 3: Medianwerte der bewilligten Förderungen in H2020 nach Ländern Quelle: EC 07/2015 Horizon 2020 hat „neue Unternehmen“ angesprochen Mit Datenstand März waren 50 von insgesamt 162 beteiligten österreichischen Unternehmen erstmals in H2020 aktiv und gleich erfolgreich. Ein beachtliches Ergebnis, sowohl in Hinblick auf die Anzahl als auch auf deren Erfolg. Insgesamt zählt Österreich aktuell 203 erfolgreiche Unternehmensbeteiligungen mit einem Fördervolumen von 88,22 Mio. Euro. 29 Unternehmen (25 KMU) sind davon in koordinierender Funktion tätig. Erfolgreich trotz niedriger Erfolgschancen Die Erfolgsquoten sind generell gesunken: Während im 7.RP jedes fünfte Projekt gefördert wurde, ist es in H2020 nur mehr jedes achte. Insgesamt liegt die EU-Erfolgsquote bei 15,1%, für Unternehmen bei 13,8%. Die österreichische Erfolgsquote in Bezug auf Unternehmensbeteiligungen liegt bei erfreulichen 16% und damit nahezu gleichauf mit der generellen österreichischen Erfolgsquote von 16,6%. FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 9 von 60 08.02.2016
Nur von erfolgreichen und damit geförderten Projekten zu sprechen, greift aufgrund der niedrigen Erfolgsquoten aber zu kurz: Insgesamt wurden mehr als 50% der Projekte mit österreichischer Unternehmensbeteiligung positiv evaluiert, ein Indiz für die hohe Qualität der österreichischen Anträge (im EU-Durchschnitt sind es 38%). Alle Spalte1 HES REC PRC PUB OTH Organisationstypen FP7 44.917.200.618 19.525.860.033 12.127.148.664,140 11.055.463.593 1.184.608.759 1.024.119.569 Gesamt FP7 1.184.210.687 503.541.033 256.418.489,020 376.454.957 38.743.294 9.052.915 Österreich Anteil 2,6% 2,6% 2,1% 3,4% 3,3% 0,9% Österreich H2020 8.962.749.307 3.416.289.258 2.619.528.148 2.428.726.501 287.840.499 210.364.900 Gesamt H2020 246.658.734 92.453.682 51.302.033 88.223.684 8.969.208 5.710.128 Österreich Anteil 2,8% 2,7% 2,0% 3,6% 3,1% 2,7% Österreich Tabelle 2: Bewilligte Förderungen in FP7 und H2020 nach Organisationstyp Quelle: EC 07/2015 Thematische Schwerpunkte österreichischer Unternehmen Die thematische Beteiligung an H2020 ist in den budgetär großen Programmen IKT (44 Beteiligungen), Verkehr (39), Produktion (23), Energie (20) und Security (6) am höchsten. Dies entspricht im Wesentlichen auch dem europäischen Trend. Details siehe Tabelle 3. Gesamt H2020 AT H2020 Bewilligte Bewilligte Anteil AT Anteil AT Bewilligte Anteil PRC an Bewilligte Beteiligung Beteiligung (PRC) an AT (PRC) an Beteiligung Gesamt Beteiligung AT Spalte1 PRC AT-PRC (Gesamt) Gesamt (PRC) ERC 1105 15 1,4% 20 1 5,0% 6,7% FET 745 138 18,5% 26 5 19,2% 3,6% MSCA 4167 661 15,9% 100 14 14,0% 2,1% INFRA 1212 113 9,3% 21 0 0,0% 0,0% ICT 2502 1346 53,8% 81 44 54,3% 3,3% NMP 304 185 60,9% 14 5 35,7% 2,7% ADVMAT 220 85 38,6% 7 2 28,6% 2,4% BIOTECH 68 41 60,3% 5 2 40,0% 4,9% ADVMANU 1042 601 57,7% 34 23 67,6% 3,8% SPACE 617 261 42,3% 14 9 64,3% 3,4% RISK FINANCE 20 9 45,0% 0 0 - 0,0% SME 559 143 25,6% 16 2 12,5% 1,4% HEALTH 1539 387 25,1% 39 12 30,8% 3,1% FOOD 1186 364 30,7% 17 3 17,6% 0,8% ENERGY 1532 675 44,1% 61 20 32,8% 3,0% TPT 1539 873 56,7% 61 39 63,9% 4,5% ENV 556 207 37,2% 17 5 29,4% 2,4% SOCIETY 436 64 14,7% 15 1 6,7% 1,6% SECURITY 557 214 38,4% 15 6 40,0% 2,8% SUMME 19906 6382 563 193 Tabelle 3: Beteiligungen in H2020 nach Programmen Quelle: EC 07/2015 Anmerkung: Die Werte für Risk Finance und SME beziehen sich nur auf die Unterstützungsmaßnahmen für diese beiden Programme, nicht aber auf das KMU Instrument bzw. die eigentliche Vergabe von Risikofinanzierungen. FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 10 von 60 08.02.2016
Gesamt H2020 AT H2020 Bewilligte Bewilligte Bewilligte Anteil Anteil Bewilligte Förderung Anteil PRC Förderung Förderung AT-PRC an AT (PRC) an Spalte1 Förderung PRC an Gesamt AT AT-PRC AT-Gesamt Gesamt (PRC) ERC 1.734.635.956 11.147.427 0,6% 35.536.427 1.999.906 5,6% 17,9% FET 303.210.413 55.859.794 18,4% 8.990.100 1.142.926 12,7% 2,0% MSCA 1.129.869.760 147.577.911 13,1% 31.074.955 3.821.422 12,3% 2,6% INFRA 438.329.405 28.745.595 6,6% 10.039.406 - 0,0% 0,0% ICT 1.086.693.450 550.805.183 50,7% 36.633.559 22.849.962 62,4% 4,1% NMP 114.253.475 61.375.412 53,7% 8.461.363 2.340.967 27,7% 3,8% ADVMAT 101.122.187 35.614.956 35,2% 4.112.498 1.627.630 39,6% 4,6% BIOTECH 41.911.607 20.749.436 49,5% 2.828.697 933.394 33,0% 4,5% ADVMANU 427.347.846 233.674.762 54,7% 14.958.878 9.092.902 60,8% 3,9% SPACE 136.102.907 59.292.016 43,6% 3.185.373 2.162.429 67,9% 3,6% RISKFINANCE 4.937.874 2.347.677 47,5% - - - 0,0% SME 32.669.617 9.730.337 29,8% 640.655 61.313 9,6% 0,6% HEALTH 658.391.316 181.510.506 27,6% 14.122.094 3.848.328 27,3% 2,1% FOOD 342.170.374 106.430.038 31,1% 2.884.621 111.756 3,9% 0,1% ENERGY 620.114.627 303.467.822 48,9% 22.940.159 11.240.197 49,0% 3,7% TPT 629.299.900 396.433.819 63,0% 27.577.817 20.554.950 74,5% 5,2% ENV 131.833.170 55.208.839 41,9% 3.485.170 1.795.311 51,5% 3,3% SOCIETY 108.534.273 14.221.396 13,1% 5.001.725 423.750 8,5% 3,0% SECURITY 190.280.054 69.813.246 36,7% 5.881.938 1.796.102 30,5% 2,6% Summe 8.231.708.211 2.344.006.172 238.355.434 85.803.245 Tabelle 4: Förderungen in H2020 nach Programmen Quelle: EC 07/2015 7,0% 6,0% 5,0% Mittelwert= 3,0% 4,0% 3,0% 2,0% 1,0% 0,0% Abbildung 4: Anteil österreichischer Unternehmensbeteiligungen an allen Unternehmensbeteiligungen nach Programm in H2020 Quelle: EC 07/2015 Anmerkung: Die Werte für Risk Finance und SME beziehen sich nur auf die Unterstützungsmaßnahmen für diese beiden Programme. Auf der Instrumentenebene zeigt sich, dass österreichische Unternehmen die „Research and Innovation Actions (RIA)“ mit 86 bewilligten Beteiligungen wesentlich häufiger nutzten als die „Innovation Actions“ (43 Beteiligungen). In Bezug auf multilaterale Initiativen wird seitens der Unternehmen zum aktuellen Stand insbesondere das JTI ECSEL mit fast 20 Beteiligungen stark und erfolgreich genutzt. Siehe dazu auch Kapitel 8. FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 11 von 60 08.02.2016
Gesamt H2020 AT H2020 Bewilligte Bewilligte Bewilligte Anteil PRC an Bewilligte Anteil PRC Beteiligungen Beteiligungen Beteiligungen Gesamt Beteiligungen an Gesamt PRC PRC BBI-IA-DEMO 11 7 63,6% 0 0 - BBI-IA-FLAG 7 6 85,7% 0 0 - BBI-RIA 79 50 63,3% 4 3 75,0% COFUND-EJP 97 5 5,2% 3 1 33,3% CSA 3264 671 20,6% 102 18 17,6% ECSEL-IA 193 147 76,2% 17 14 82,4% ECSEL-RIA 184 116 63,0% 8 5 62,5% ERA-NET-Cofund 244 2 0,8% 11 0 0,0% ERC-ADG 209 3 1,4% 3 0 0,0% ERC-COG 395 1 0,3% 6 1 16,7% ERC-LVG 1 0 0,0% 0 0 - ERC-POC 152 6 3,9% 0 0 - ERC-STG 335 1 0,3% 11 0 0,0% FCH2-CSA 12 9 75,0% 0 0 - FCH2-IA 46 36 78,3% 1 1 100,0% FCH2-RIA 90 56 62,2% 0 0 - FPA 201 21 10,4% 7 1 14,3% IA 2353 1280 54,4% 83 43 51,8% MSCA-COFUND-DP 11 0 0,0% 1 0 0,0% MSCA-COFUND-FP 12 0 0,0% 0 0 - MSCA-IF-EF 1189 10 0,8% 29 1 3,4% MSCA-IF-EF-CAR 0 0 - 0 0 - MSCA-IF-EF-RI 0 0 - 0 0 - MSCA-IF-EF-ST 0 0 - 0 0 - MSCA-IF-GF 232 8 3,4% 0 0 - MSCA-ITN-EID 135 61 45,2% 3 0 0,0% MSCA-ITN-EJD 83 1 1,2% 3 0 0,0% MSCA-ITN-ETN 1652 404 24,5% 53 11 20,8% MSCA-RISE 625 152 24,3% 10 2 20,0% RIA 7821 2650 33,9% 213 86 40,4% SME-1 655 653 99,7% 11 11 100,0% SME-2 172 172 100,0% 2 2 100,0% SGA-CSA 389 84 21,6% 11 1 9,1% CSA-LS 26 3 11,5% 1 0 0,0% SGA-RIA 193 52 26,9% 4 2 50,0% Summe 21068 6667 597 203 Tabelle 5: Bewilligte Beteiligungen in H2020 nach Instrumenten Quelle: EC 07/2015 FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 12 von 60 08.02.2016
4. KMU in H2020, KMU Instrument und Fast Track to Innovation Stärkere und bessere Integration von KMU in H2020 ist eine zentrale Zielsetzung, mit dezidiertem Beteiligungsziel (mind. 20%) und fixem Budget von 8,65 Mrd. Euro aus den Säulen 1 und 2. Als wichtigste Maßnahme zur Zielerreichung wurde das KMU Instrument etabliert, wofür von 2014 – 2020 2,8 Mrd. Euro reserviert sind. Ebenso innovationsorientiert und als vollständiges Bottom- up-Instrument wurde in H2020 das Instrument „Fast Track to Innovation“ eingeführt. Österreichs KMU sind ebenso wie die Wirtschaft gesamt in jenen Themenfeldern stark vertreten, in denen Österreich insgesamt stark ist: IKT, Weltraum, Biotech, Produktionstechnologien, Verkehr und Security, was sich auch in den nachfolgenden Grafiken und Tabellen zeigt. Gesamt H2020 AT H2020 Anteil AT Bewilligte Bewilligte Bewilligte Anteil AT Bewilligte Anteil KMU (KMU) an Beteiligung Beteiligung Beteiligung (KMU) an AT Beteiligung an Gesamt Gesamt KMU AT AT-KMU (Gesamt) (KMU) ERC 1105 14 1,3% 20 0 0% 0,0% FET 745 74 9,9% 26 3 12% 4,1% MSCA 4167 406 9,7% 100 13 13% 3,2% INFRA 1212 86 7,1% 21 0 0% 0,0% ICT 2502 748 29,9% 81 24 30% 3,2% NMP 304 155 51,0% 14 2 14% 1,3% ADVMAT 220 45 20,5% 7 0 0% 0,0% BIOTECH 68 31 45,6% 5 2 40% 6,5% ADVMANU 1042 330 31,7% 34 16 47% 4,8% SPACE 617 148 24,0% 14 9 64% 6,1% RISK FINANCE 20 6 30,0% 0 0 0% 0,0% SME 559 48 8,6% 16 0 0% 0,0% HEALTH 1539 311 20,2% 39 6 15% 1,9% FOOD 1186 292 24,6% 17 3 18% 1,0% ENERGY 1532 415 27,1% 61 12 20% 2,9% TPT 1539 411 26,7% 61 22 36% 5,4% ENV 1 556 166 29,9% 17 3 18% 1,8% SOCIETY 436 56 12,8% 15 0 0% 0,0% SECURITY 557 136 24,4% 15 6 40% 4,4% SUMME 19906 3878 563 121 Tabelle 6: Beteiligungen von KMU in H2020 nach Programmen Quelle: EC 07/2015 Anmerkung: Die Werte für Risk Finance und SME beziehen sich nur auf die Unterstützungsmaßnahmen für diese beiden Programme. Gesamt H2020 AT H2020 Anteil Anteil AT- Bewilligte KMU Bewilligte Bewilligte KMU Anteil AT-KMU Bewilligte Förderung an Förderung Förderung an AT- an Gesamt- Spalte1 Förderung KMU Gesamt AT AT-KMU Gesamt KMU ERC 1.734.635.956 16.286.006 0,9% 35.536.427 0,0% 0,0% FET 303.210.413 27.004.897 8,9% 8.990.100 470.160 5,2% 1,7% MSCA 1.129.869.760 88.593.780 7,8% 31.074.955 3.799.077 12,2% 4,3% INFRA 438.329.405 19.451.120 4,4% 10.039.406 0,0% 0,0% ICT 1.086.693.450 233.558.869 21,5% 36.633.559 9.494.942 25,9% 4,1% NMP 114.253.475 51.697.029 45,2% 8.461.363 342.825 4,1% 0,7% ADVMAT 101.122.187 17.812.203 17,6% 4.112.498 0,0% 0,0% BIOTECH 41.911.607 10.803.290 25,8% 2.828.697 745.006 26,3% 6,9% ADVMANU 427.347.846 117.444.867 27,5% 14.958.878 7.486.578 50,0% 6,4% SPACE 136.102.907 30.792.422 22,6% 3.185.373 2.162.429 67,9% 7,0% RISK FINANCE 4.937.874 2.448.824 49,6% 0,0% 0,0% SME 32.669.617 5.266.854 16,1% 640.655 0,0% 0,0% HEALTH 658.391.316 140.229.934 21,3% 14.122.094 792.860 5,6% 0,6% FOOD 342.170.374 76.718.903 22,4% 2.884.621 533.006 18,5% 0,7% ENERGY 620.114.627 159.766.695 25,8% 22.940.159 3.202.500 14,0% 2,0% TPT 629.299.900 151.104.667 24,0% 27.577.817 7.745.224 28,1% 5,1% ENV 131.833.170 35.657.095 27,0% 3.485.170 543.125 15,6% 1,5% 1 Aufgrund von internen Datenvalidierungen bei Ecorda sind die Calls „H2020-Waste-2014-two-stage“ H2020-Water-2014-two-stage sowie „H2020-SC5-2014-two stage“ im Datenstand Juli nicht inkludiert. Daher sind die hier dargestellten Zahlen im Programm ENV mit Vorsicht zu interpretieren. FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 13 von 60 08.02.2016
SOCIETY 108.534.273 13.106.015 12,1% 5.001.725 0,0% 0,0% SECURITY 190.280.054 41.166.494 21,6% 5.881.938 2.099.499 35,7% 5,1% Summe 8.231.708.211 1.238.909.963 238.355.434 39.417.231 Tabelle 7: Förderungen von KMU in H2020 nach Programmen Quelle: EC 07/2015 Insgesamt lukrieren österreichische KMU bisher 18% der an Österreich geflossenen Förderungen aus Säule 3 (Gesellschaftliche Herausforderungen) und 29% der Förderungen aus Säule 2 (Führende Rolle der Industrie). Somit sind KMU, ebenso wie die Wirtschaft insgesamt, vor allem in der Säule 2 erfolgreich aktiv. Österreichische KMU stellen insgesamt 25 Koordinationen, davon acht im Bereich IKT, fünf im Bereich Transport und vier im Bereich Gesundheit, der Großteil der Koordinationen entfällt auf Einzeleinreichungen im KMU Instrument. Das stärkste Feld für KMU ist die Programmlinie IKT in der Programmlinie „Leadership in Enabling and Industrial Technologies (LEIT)“: Rund 45% aller Mittel, die an österreichische Unternehmen fließen, gehen an KMU. In der LEIT Biotech und Space sind seitens der Wirtschaft bisher nur KMU erfolgreich beteiligt. In Space verzeichneten österreichische KMU eine doppelt so hohe Erfolgsrate wie im EU-Durchschnitt (25% vs. 14%). In Bezug auf die Gesellschaftlichen Herausforderungen stellt sich die Sachlage differenzierter dar. Forschende KMU waren trotz einer beträchtlichen Anzahl von Einreichungen wenig erfolgreich. Ausnahmen sind die KMU-Beteiligungen in den Challenges Transport, Energie und Space. 13 erfolgreiche KMU zählen aktuell die Marie Sklodovska Curie Actions in Säule 1, die in einigen Programmlinien verstärkt Unternehmen ansprechen. Gesamt H2020 AT H2020 Eingereicht Bewilligt Erfolgsrate Eingereicht (AT- Bewilligt (AT- Erfolgsrate (AT- (Gesamt-KMU) (Gesamt-KMU) (Gesamt-KMU) KMU) KMU) KMU) ERC 124 14 11% 3 0 0,0% FET 657 74 11% 27 3 11,1% MSCA 2.944 406 14% 87 13 14,9% INFRA 414 86 21% 11 0 0,0% ICT 6.869 748 11% 170 24 14,1% NMP 1.513 155 10% 20 2 10,0% ADVMAT 229 45 20% 9 0 0,0% BIOTECH 338 31 9% 6 2 33,3% ADVMANU 2.910 330 11% 95 16 16,8% SPACE 785 148 19% 36 9 25,0% RISK FINANCE 69 6 9% 1 0 0,0% SME 65 48 74% 0 0 0,0% HEALTH 2.772 311 11% 58 6 10,3% FOOD 1.797 292 16% 35 3 8,6% ENERGY 3.444 415 12% 117 12 10,3% TPT 1.923 411 21% 64 22 34,4% ENV 1.329 166 12% 30 3 10,0% SOCIETY 596 56 9% 26 0 0,0% SECURITY 1.292 136 11% 44 6 13,6% SUMME 30.070 3.878 839 121 Tabelle 8: Erfolgsraten KMU in H2020 nach Programmen Quelle: EC 07/2015 Anmerkung: Die Werte für Risk Finance und SME beziehen sich nur auf die Unterstützungsmaßnahmen für diese beiden Programme. FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 14 von 60 08.02.2016
20,0% 15,0% 10,0% 5,0% 0,0% NL EE ES EL IT HR HU IE AT LU LV PT LT SK PL FR DE SE FI DK SI RO BE UK MT MEMBER BG CY CZ Abbildung 5: Erfolgsquoten KMU in H2020 nach Ländern Quelle: EC 07/2015 Die Erfolgsquote der österreichischen KMU liegt mit 14,7% um 1,6% höher als der EU- Durchschnitt. Insbesondere Irland, Belgien, Schweden und die Niederlande weisen höhere Erfolgsraten für KMU auf 2. 60,0% 50,0% 40,0% Mittelwert=23,6% 30,0% 20,0% 10,0% 0,0% EE ES EL HU NL IT HR LT LV IE PT PL LU FI SI DK RO DE BG MT FR SE SK UK AT BE CY CZ Abbildung 6: Anteil bewilligter KMU-Förderung an bewilligter Gesamtförderung nach Ländern Quelle: EC 07/2015 Exkurs: Klassifizierung des KMU-Status: Laut ECORDA Release Note 2.0 sind Daten und Statistiken über den KMU-Status mit äußerster Vorsicht zu behandeln, da der KMU-Status auf der Selbstdeklaration des jeweiligen Antragstellers basiert. Um die Unzulänglichkeiten der ersten Datenerhebungen in H2020 zu minimieren und einen kohärenteren Datensatz zu präsentieren, wurden die Daten der RP7- Datenbank als zusätzliche Hilfsquelle hinzugezogen (PDM, Participant Portal). Tabelle 9 zeigt die Verteilung der KMU-Beteiligungen und Organisationen auf die jeweiligen Organisationstypen für H2020 Gesamt und Österreich. Es ist ersichtlich, dass nicht jede KMU- Beteiligung dem Organisationstyp Unternehmen (Private Commercial PRC) zugeordnet werden kann. Spalte1 HES REC PRC PUB OTH k.A. Gesamt KMU-Beteiligungen 20 197 3607 5 225 0 4054 Gesamt Beteiligte KMU- 15 99 2932 4 150 0 3200 Organisationen Gesamt KMU-Beteiligungen AT 0 23 102 0 4 0 129 Beteiligte KMU- 0 9 77 0 4 0 90 Organisationen AT Tabelle 9: Anzahl der KMU-Beteiligungen und KMU-Organisationen nach Organisationstyp Quelle: EC 07/2015 2 Hier wird die genaue Betrachtung der Ergebnisse und Schlussfolgerungen der Joanneum Studie „Die potentielle Hebelwirkung des Europäischen Forschungsraums für Österreichs Ambitionen, ein „InnovationLeader“ in Europa zu werden: Eine Vergleichsstudie Österreich - Schweden - Dänemark“ (ab Spätherbst 2015) von Interesse sein. FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 15 von 60 08.02.2016
Die Problematik einer eindeutigen KMU-Einteilung zeigt sich z. B. an Kompetenzzentren. Je nachdem aus welchem „Unternehmensbereich“ das EU-Projekt eingereicht wird, gilt die Organisation entweder als „REC“ oder als „KMU“. KMU Instrument Das KMU Instrument wurde als neues Instrument entwickelt, um den Gap zwischen der meist gut geförderten Forschung und Entwicklung von Produkten und Services und der Markteinführung zu schließen. Nur KMU sind förderberechtigt, und diese können auch alleine einreichen. Erfolgreiche Projekte werden laufend vom Enterprise Europe Network (EEN) betreut und erhalten ein Business Coaching. Nach rund einem Jahr und fünf Cut-off Dates für Phase 1 und vier Cut-off Dates für Phase 2 stellt sich das Bild wie folgt dar: Abbildung 7: Ergebnisse KMU Instrument Quelle: EC 08/2015 Der Anteil der österreichischen Beteiligung an den EU-Gesamtbeteiligungen im KMU Instrument liegt mit 2,1% im Vergleich zur österreichischen Gesamtbeteiligungsrate von 2,9% relativ niedrig. Dies ist aufgrund der z.T. sehr geringen Erfolgsraten wenig überraschend. Erfreulich ist, dass die die Erfolgsrate österreichischer KMU um fast 50% über dem EU-Durchschnitt liegt. Gerade bei Phase 1 sind österreichische Unternehmen doppelt so erfolgreich, bei Phase 2 (mit hohen Projektfördersummen) liegt Österreich signifikant über dem EU-Durchschnitt. Zudem gilt es zu betonen, dass es neben den geförderten Projekten auch noch eine recht hohe Anzahl von positiv evaluierten Projekten gibt, die nur aufgrund mangelnder Budgets nicht gefördert werden können. Diesen Projekten gilt die volle Aufmerksamkeit der Betreuung und Beratung im Zuge der Wiedereinreichungen. Wiedereinreichungen zeigen eine statistisch um bis zu 50% höhere Erfolgswahrscheinlichkeit. Europaweit weist das KMU Instrument eine sehr hohe Überzeichnungsrate auf. Die guten österreichischen Erfolgsquoten sind überwiegend Ergebnis der treffsicheren Beratung durch die FFG. KMU werden in Hinblick auf ihre „Chancen“ im KMU Instrument intensiv beraten, vielen Unternehmen wird von einer Teilnahme im KMU Instrument abgeraten, wenn die Voraussetzungen (meist nur inkrementelle Innovationen) für eine erfolgreiche Teilnahme nicht erfüllt sind. FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 16 von 60 08.02.2016
• Österreich Submitted 117 Proposals • (intl. 10.554) • Österreich Evaluated 114 Proposals • (intl. 10.403) Above • 26, d.s. 22,8% d. evaluierten österr. Threshold Proposals (1.467, 14,1%) not • 8, d.s. 7,0% retained (598, 5,7%) • 18, d.s. retained 15,8% (869, 8,4%) Abbildung 8: Österreichische Einreichungen KMU Instrument Phase 1 Quelle: EC 08/2015 Submitted • Österreich 45 Proposals • (intl. 2.785) • Österreich Evaluated Proposals 44 • (intl. 2.725) Above • 18, d.s. 40,9% d. evaluierten österr. Threshold Proposals (899, 33,0%) not • 13, d.s. 29,5% retained (684, 25,1%) • 5, d.s. 11,4% retained (215, 7,9%) Abbildung 9: Österreichische Einreichungen KMU Instrument Phase 2 Quelle: EC 08/2015 Als sehr positiv erweist sich der enge Konnex zu EUREKA und Eurostars, die als niedrigschwellige Alternativen zum KMU Instrument gerne aufgenommen werden. Thematische Stärken der Teilnehmer sind in IKT, Health, Transport und Energie feststellbar, Schwächen zeigen sich bei Food, Biotech und den sozio-ökonomischen Themen. Auch ist ein starkes Gefälle zwischen Wien, Niederösterreich, der Steiermark und den anderen Bundesländern feststellbar. Die im Herbst 2015 laufenden Veranstaltungen zur kommenden Ausschreibungsrunde zielen u.a. darauf ab, in den Bundesländern mit geringer Beteiligung ein verstärktes Bewusstsein zu schaffen. Generell wird aufgrund der budgetären Lage im KMU Instrument weniger als die Hälfte der Projekte über dem Threshold gefördert. Die europäische Kommission hat vor kurzem entschieden, ein „Exzellenzsiegel“ für jene Projekte einzuführen, die trotz einer sehr guten FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 17 von 60 08.02.2016
Bewertung nicht gefördert werden konnten. Regionen und Staaten sind aufgerufen zu prüfen, ob nationale oder andere europäische Förderungen (ESIF – European Structure and Innovation Fund) für positiv evaluierte KMU Instrument-Projekte eingesetzt werden können. Diese Option wird gerade von allen relevanten Stakeholdern in Österreich geprüft. FTI – Fast Track to Innovation Fast Track to Innovation (FTI) ist ein ganz neues Pilot-Instrument, mit einem Budget von nur 200 Mio. Euro für die Jahre 2015/16, das sich ähnlich wie das KMU Instrument darstellt. Die Einreichungen müssen stark unternehmensgetrieben sein, es dürfen aber alle Organisationstypen teilnehmen. Es gibt 2015 und 2016 je 3 Cut-off Dates. Das erste Cut-off Date im April 2015 verzeichnete eine Erfolgsrate von ca. 6%, was die hohe Kompetitivität, ähnlich dem KMU Instrument, widerspiegelt. 2 österreichische Unternehmen waren mit ihren Konsortien erfolgreich und holten je rund 300.000,- Euro an Förderungen. Insgesamt gab es nur 6 von österreichischen Organisationen koordinierte Projekte. Die sehr niedrige Beteiligung liegt in der sehr geringen Erfolgswahrscheinlichkeit begründet. Mittlerweile ist allerdings eine leichte Steigerung des Kundeninteresses spürbar. FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 18 von 60 08.02.2016
5. Führende Rolle der Industrie Die Säule „Führende Rolle der Industrie“ umfasst die Programmlinien „Führende Rolle bei grundlegenden und industriellen Technologien“ (LEIT), „Zugang zu Risikofinanzierung“ und „Innovation in KMU“. Die Programmlinie LEIT beinhaltet die Themen Informations- und Kommunikationstechnologien, Nanotechnologien, Materialwissenschaften, Biotechnologie, Fertigung und Verarbeitung sowie Raumfahrt. Ziel ist die moderne „Re-Industrialisierung“ Europas. Das verfügbare Budget für die Säule “Führende Rolle der Industrie“ beträgt 16,5 Mrd. Euro. Bislang wurden in dieser Säule 2,05 Mrd. Euro als Förderung bewilligt, österreichische Organisationen haben bislang 73,7 Mio. Euro für 179 Beteiligungen als Förderzusagen erhalten. Damit stellen österreichische Organisationen 3,2% aller Beteiligungen und 3,6% der bisher vergebenen Fördermittel. Insbesondere für Unternehmen ist die Säule „Führende Rolle der Industrie“ von Relevanz: 92 der 179 bewilligten österreichischen Beteiligungen - und damit 51% - entfallen auf Unternehmen. Bislang konnten österreichische Unternehmen 40,5 Mio. Euro an Förderzusagen lukrieren (55% aller bewilligten österreichischen Förderungen aus Säule 2). Rund 22% der bewilligten Beteiligungen entfallen auf Organisationen des tertiären und sekundären Bildungsbereiches. Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und öffentliche Organisationen haben jeweils Beteiligungsanteile von 15% bzw. 7%. Die österreichischen Erfolgsquoten liegen in dieser Säule über dem EU-Durchschnitt, sowohl für die Wirtschaft als auch für die Wissenschaft. Auf Ebene der Instrumente liegt der Schwerpunkt der Unternehmensbeteiligungen auf den Research and Innovation Actions (RIA). 35 österreichische Unternehmensbeteiligungen entfallen auf das Instrument RIA, dies entspricht 38% aller Unternehmensbeteiligungen. Auf das Instrument IA entfallen 31 Unternehmensbeteiligungen, was einem Anteil von 34% entspricht. Erfahrungen zeigen, dass RIA-Projekte aufgrund ihrer Förderintensität von 100% stärker gefragt sind. Eingereichte Bewilligte Bewilligte Bewilligte Spalte1 Erfolgsquote Beteiligungen Beteiligungen Koordinatoren Förderung H2020 Industrial Leadership 36742 5620 15,3% 893 2.046.752.057 (Säule 2) H2020 Österreich 1012 179 17,7% 20 73.723.194 Anteil Österreich 2,8% 3,2% 2,2% 3,6% an Gesamt H2020 Gesamt- 20704 2831 13,7% 480 1.018.991.428 PRC H2020 Österreich- 551 92 16,7% 10 40.552.535 PRC Anteil Österreich 2,7% 3,2% 2,1% 4,0% an Gesamt H2020 Gesamt- 13427 1617 12,0% 366 501.464.415 KMU H2020 Österreich- 361 57 15,8% 10 21.540.468 KMU Anteil Österreich 2,7% 3,5% 2,7% 4,3% an Gesamt Tabelle 10: Eckdaten zu Beteiligungen, Koordinatoren und Förderungen in der Säule „Führende Rolle der Industrie“ Quelle: EC 07/2015 FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 19 von 60 08.02.2016
HES PRC OTH PUB REC 15% 22% 7% 6% 51% Abbildung 10: Österreichische Beteiligungsanteile nach Organisationstyp in der Säule „Führende Rolle der Industrie“ Quelle: EC 07/2015 Auf Programmebene zeigt sich in der Säule 2 „Führende Rolle der Industrie“ eine hohe Konzentration bewilligter österreichischer Unternehmensbeteiligungen in IKT 3 (44 Beteiligungen) und Advanced Manufacturing (23 Beteiligungen). 73% aller österreichischen Unternehmensbeteiligungen entfallen auf diese beiden Programme. Hinsichtlich der bewilligten Fördersummen konnten österreichische Unternehmen in den Programmen ICT 4 und ADVMANU ca. 32 Mio. Euro lukrieren. Dies entspricht 79% aller bewilligten Unternehmensförderungen. Die höchsten Unternehmensanteile weisen damit die Programme ICT, ADVMANU und SPACE auf. Relativ niedrige Unternehmensanteile zeigen die Programme NMP, ADVMAT und BIOTECH in Säule 2. Beteiligungs- Förderungs- Spalte1 Beteiligungen Koordinatoren Förderungen Erfolgsrate anteil AT- PRC an anteil AT- PRC an Gesamt-PRC Gesamt-PRC Industrial 92 10 40.552.535 16,7% 3,2% 4,0% Leadership ICT 44 9 22.849.962 15,8% 3,3% 4,1% NMP 5 0 2.340.967 21,7% 2,7% 3,8% ADVMAT 2 0 1.627.630 15,4% 2,4% 4,6% BIOTECH 2 0 933.394 28,6% 4,9% 4,5% ADVMANU 23 0 9.092.902 15,3% 3,8% 3,9% SPACE 9 1 2.162.429 19,6% 3,4% 3,6% RISKFINANCE 0 0 - 0,0% 0,0% 0,0% SME 2 0 61.313 100,0% 1,4% 0,6% Tabelle 11: Eckdaten zu Unternehmensbeteiligungen, Koordinatoren und Förderungen nach Programmen in der Säule „Führende Rolle der Industrie“ Quelle: EC 07/2015 In Bezug auf bewilligte Koordinationen wird eine besonders starke Konzentration im Programm IKT sichtbar. Neun der insgesamt zehn österreichischen Unternehmenskoordinationen in Säule 2 entfallen auf IKT. 5 Österreichs IKT-Unternehmen konnten sich somit - trotz wesentlich härterem Wettbewerb - bisher gut profilieren. 3 Insgesamt lässt sich für das Programm ICT festhalten, dass österreichische Unternehmen relativ gute Anträge schreiben, die auch in die Ausschreibung passen: 65,5% der Anträge waren lt. aktuell verfügbarem Datenmaterial „above threshold“ und somit eigentlich förderwürdig. 4 ECSEL spielt dabei eine zentrale Rolle, vor allem die österreichische Industrie fokussiert diese anwendungsorientierte Schiene im IKT-Bereich. 5 Es ist nur selten ein „Mitnahmeeffekt“ von österreichischen Unternehmen in österreichischen Koordinationen zu erkennen. D.h., in (erfolgreichen) österreichisch koordinierten Projekten werden nur wenige weitere österreichische Unternehmen ins Konsortium aufgenommen. Die Ursachen dafür sind bislang nicht untersucht. FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 20 von 60 08.02.2016
Im Programm Biotechnologie sind die hohen Überzeichnungsraten auf die thematisch relativ offenen Ausschreibungen zurückzuführen 6. Das Programm "Zugang zu Risikofinanzierung" ist eine gemeinsame Initiative der Europäischen Kommission und der Europäischen Investitionsbank-Gruppe (EIB und EIF) und wird in dieser Analyse separat betrachtet. Es handelt sich um das bisher wichtigste EU-Programm, das Risikofinanzierung (Darlehen und Eigenkapital) für Investitionen in F&E bereitstellt. 2,5 Mrd. Euro aus H2020 werden über die Finanzierungsinstrumente „InnovFin 7 – EU-Mittel für Innovationen“ vergeben, mindestens ein Drittel des Budgets ist zur Unterstützung von innovativen KMU reserviert. Insgesamt erhielten österreichische Großunternehmen seit 2014 322,65 Mio. Euro an direkten Krediten zur Durchführung von F&E-Vorhaben. Weiters wurden 2014 an 39 KMU und Small Midcaps – indirekt über national zwischengeschaltete Finanzintermediäre - 46,6 Mio. Euro an Krediten vergeben bzw. besichert, teilweise mit mehr als einer Transaktion pro Unternehmen. Diese Mittel kommen noch aus Programmen, die (teilweise) dem 7. Rahmenprogramm zugeordnet werden. Ab 01.01.2015 traten neue mit dem EIF geschlossene Verträge für H2020-InnovFin SME Guarantee und COSME in Kraft, innerhalb von zwei Jahren können dadurch über einen österreichischen Finanzintermediär günstige Kreditbesicherungen von insgesamt 266 Mio. Euro für österreichische KMU ermöglicht werden (InnovFin 96 Mio. Euro, COSME 170 Mio. Euro). Der daraus abzuleitende positive Effekt ist die Vergabe von günstigeren Darlehen an KMU und die dann erwartbare höhere Innovationskraft für die Unternehmen. Zusammenfassend lässt sich für die Säule „Führende Rolle der Industrie“ feststellen, dass österreichische Unternehmen gut vertreten sind, die österreichischen Erfolgsquoten insgesamt sowie auch die Unternehmensbeteiligungen (inklusive KMU) überdurchschnittlich sind, die Programme IKT und NMP für österreichische Unternehmen am relevantesten sind, verstärkte Bemühungen in Hinblick auf Koordinationen zu setzen sind. 6 Die österreichische Community reichte schwerpunktmäßig im Bereich der Vakzinforschung ein – eine Bestätigung des Stärkefeldes Österreichs in diesem Bereich mit gut aufgestellten Forschungseinrichtungen und innovativen Unternehmen. 7 InnovFin soll innovativen Unternehmen (und sonstigen innovativen Einrichtungen) in Europa leichteren und schnelleren Zugang zu Kapital ermöglichen. Diese Unternehmen erhalten häufig keine Finanzierungen oder nur zu nicht akzeptablen Bedingungen, da innovative Produkte bzw. Technologien oft zu komplex für eine Bewertung durch Finanzgeber sind, und auch die Verwertungsmöglichkeiten am Markt nicht eingeschätzt werden können. FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 21 von 60 08.02.2016
6. Gesellschaftliche Herausforderungen In der Säule “Gesellschaftliche Herausforderungen” steht die missionsorientierte Forschung und Innovation mit konkreten Umsetzungsambitionen im Vordergrund. Die Säule zielt auf die Bildung kritischer Massen in gesellschaftlich besonders relevanten FTI-Bereichen sowie auf transdisziplinäre Forschung und Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ab. Das verfügbare Budget für die Säule „Gesellschaftliche Herausforderungen“ beträgt 28,6 Mrd. Euro. Die Gesamtbetrachtung der Säule zeigt, dass bislang 2,7 Mrd. Euro als Förderung bewilligt wurden, wovon 81,9 Mio. Euro österreichische Organisationen lukrieren konnten. Österreich ist bisher 225-mal an bewilligten Projekten beteiligt, 30-mal in koordinierender Rolle. Insgesamt stellen österreichische Organisationen in der Säule „Gesellschaftliche Herausforderungen“ 3,1% aller Beteiligungen, 3,0% aller Koordinatoren und 3,1% der bewilligten Förderungen. Auf den Unternehmenssektor entfallen 86 bewilligte Beteiligungen, die Hälfte aller österreichischen Koordinationen und 39,8 Mio. Euro bewilligte Förderung. Siehe Tabelle 12. Dies sind in der Säule “Gesellschaftliche Herausforderungen” 3,1% der bewilligten österreichischen Unternehmensbeteiligungen, 2,6% der bewilligten österreichischen Unternehmenskoordinationen und 3,5% der bewilligten österreichischen Unternehmensförderung. In Bezug auf die organisationsspezifischen Beteiligungsanteile in der Säule „Gesellschaftliche Herausforderungen“ haben Organisationen des tertiären und sekundären Bildungsbereiches (HES) einen Anteil von knapp 20 %. Rund 35% der bewilligten Beteiligungen entfallen auf außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie öffentliche Organisationen. Den größten Anteil an bewilligten österreichischen Beteiligungen in der Säule 3 haben Unternehmen mit 38,2% bzw. 39,7 Mio. Euro. Eingereichte Bewilligte Bewilligte Bewilligte Spalte1 Erfolgsquote Beteiligungen Beteiligungen Koordinatoren Förderung H2020 Societal 46.795 7.345 15,7% 989 2.680.623.714 Challenges (Säule 3) H2020 Österreich 1.337 225 16,8% 30 81.893.524 Anteil Österreich an 2,9% 3,1% 3,0% 3,1% Gesamt H2020 Gesamt-PRC 19.768 2.784 14,1% 573 1.127.085.666 H2020 Österreich-PRC 526 86 16,3% 15 39.770.394 Anteil Österreich an 2,7% 3,1% 2,6% 3,5% Gesamt H2020 Gesamt-KMU 13.153 1.787 13,6% 532 617.749.803 H2020 Österreich-KMU 374 52 13,9% 12 14.916.214 Anteil Österreich an 2,8% 2,9% 2,3% 2,4% Gesamt Tabelle 12: Eckdaten zu Beteiligungen, Koordinatoren und Förderungen in der Säule „Gesellschaftliche Herausforderungen“ Quelle: EC 07/2015 Die Ergebnisse zeigen für Österreich insgesamt überdurchschnittliche Erfolgsquoten. Ein Blick auf die Instrumente zeigt auch in dieser Säule die hohen Anteile der Unternehmen am Instrument „Research and Innovation Actions (RIA)“, sowohl europaweit als auch Österreich betreffend: 55% der heimischen Unternehmen (47 Beteiligungen) sind am Instrument RIA und 14% (12 Beteiligungen) am Instrument IA beteiligt. Die hohen RIA-Anteile erklären sich durch den überdurchschnittlichen Einsatz dieses Instrumentes in den Challenges. FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 22 von 60 08.02.2016
HES PRC OTH PUB REC 19,6% 23,1% 11,6% 38,2% 7,6% Abbildung 11: Österreichische Beteiligungsanteile nach Organisationstyp in der Säule „Gesellschaftliche Herausforderungen“ Quelle: EC 07/2015 Am stärksten beteiligt sind Unternehmen in den Programmen Energie und Transport, 70% der Unternehmensbeteiligungen und 80% der zugesprochenen Förderungen entfallen auf diese beiden gesellschaftlichen Herausforderungen. Beteiligungsanteil Förderungsanteil Beteiligungen Koordinatoren Förderungen Erfolgsrate AT- PRC an AT- PRC an Spalte1 Gesamt-PRC Gesamt-PRC Societal Challenges 86 15 39.770.394 16,3% 3,1% 3,5% HEALTH 12 4 3.848.328 15,2% 3,1% 2,1% FOOD 3 0 111.756 8,6% 0,8% 0,1% ENERGY 20 2 11.240.197 12,0% 3,0% 3,7% TPT 39 6 20.554.950 37,9% 4,5% 5,2% ENV 5 1 1.795.311 12,5% 2,4% 3,3% SOCIETY 1 0 423.750 2,6% 1,6% 3,0% SECURITY 6 2 1.796.102 9,4% 2,8% 2,6% Tabelle 13: Eckdaten zu Beteiligungen, Koordinatoren und Förderungen nach Programmen in der Säule „Gesellschaftliche Herausforderungen“ Quelle: EC 07/2015 Bewilligte Unternehmenskoordinationen sind am stärksten im Bereich Transport und Health. Wie auch in der Säule 2 unterliegt die Unternehmensbeteiligung starken Schwankungen je nach Themenfeld. Die Betrachtung der unternehmensbezogenen Erfolgsquoten nach thematischer Gliederung im Programm „Gesellschaftliche Herausforderungen“ zeigt, dass österreichische Unternehmen in der Mehrzahl der Programme über dem Durchschnitt liegen. Unterdurchschnittliche Erfolgsquoten weisen aufgrund der extrem hohen Überzeichnungsraten die Programme Food und Society auf. Insgesamt zeigt sich auch in Säule 3, dass viele Projekte sehr gut evaluiert wurden, aber den Sprung auf die Förderliste nicht schafften. Diese Projekte in Hinblick auf Wiedereinreichung bzw. alternative Fördermöglichkeiten (auch wenn die Chancen gering sind) zu prüfen, wird von der FFG versucht, wobei aber festzuhalten ist, dass es i.d.R. wenige Alternativen gibt. Challenge-orientierte Betrachtung Gesundheit, demografischer Wandel und Wohlergehen: Trotz der hochkompetitiven Situation (zum Teil konnten aufgrund der geringen Finanzmittel nur Projekte mit 15 Punkten gefördert werden) hatten österreichische Unternehmen einen überdurchschnittlich erfolgreichen Start. Der Großteil der Unternehmen agierte 2014 als Partner, für die Ausschreibungen 2015 zeichnet sich ein höheres Interesse der österreichischen KMU an einer Projektkoordination ab. FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 23 von 60 08.02.2016
Ernährungssicherheit, nachhaltige Land- und Forstwirtschaft, marine, maritime und Süßwasser-Forschung und die Biowirtschaft: Diese Herausforderung bot für Unternehmen in den Ausschreibungen 2014 wenige „geeignete“ Themen. Verbunden mit der hohen Überzeichnung ist das bisherige Abschneiden der Unternehmen nicht weiter überraschend. Eine interessante Alternative für Unternehmen stellt die Joint Technology Initiative Bio-Based Industries mit bereits drei Unternehmensbeteiligungen dar. Als stark industriegetriebene JTI bietet BBI Ausschreibungsthemen entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit großem Potenzial für die österreichische Wirtschaft, das auch genutzt wird. Zusätzlich zeigen die Unternehmensbeteiligungen in der KET (Key Enabling Technologies) Biotec (Säule 2) ein sehr gutes Ergebnis. Sichere, saubere und effiziente Energie: Im Vergleich zum 7.RP ist Österreich in der Challenge Energie wesentlich erfolgreicher (H2020: 4,0% der erfolgreichen Beteiligungen vs. 2,6% in RP7). Dies ist unter anderem auf die Integration des ehemaligen Intelligent Energy Europe Programms in Horizon 2020 sowie auf Implementierungsmaßnahmen des SET-Plans (Strategischer Energietechnologieplan) zurückzuführen, wobei hierfür auch mittels nationaler Energieförderprogramme eine gute Ausgangsbasis geschaffen werden konnte. Positiv ist auch, dass 33% der AT-Unternehmen nahezu die Hälfte der AT-Förderungen in diesem Programm erhalten. Schwerpunkte Österreichs lagen bisher in den Bereichen Energy Efficiency (EE), Competitive low carbon energy (LCE) und Smart Cities and communities (SCC). Die österreichischen Bemühungen in der Joint Programming Initiative Urban Europe sowie in den entsprechenden ERA-NETS sind in Bezug auf diese Stärkefelder wesentliche weitere Initiativen zur Bündelung und Stärkung der österreichischen Präsenz in energierelevanten FTI-Fragestellungen. Intelligenter, umweltfreundlicher und integrierter Verkehr: Als in Relation erfolgreichstes Unternehmensprogramm - was aufgrund der guten industriellen Struktur des Sektors in Österreich nicht weiter überrascht - gehen hier 75% der Fördersummen an Unternehmen, sechs der neun erfolgreichen Koordinatoren aus Österreich sind Unternehmen. Trotz der an sich schon hohen Erfolgsraten in dieser Challenge von durchschnittlich 27% wurde dieser Wert von österreichischen Unternehmen mit 38% nochmals weit übertroffen. Besonders zu erwähnen ist auch die hervorragende Performance in der PPP Green Vehicles. Themenfelder wie „Mobility for Growth und Green Vehicle“ sind für Österreichs Unternehmen Schlüsselbereiche auf EU-Ebene. In Verbindung mit der starken Präsenz in der PPP Green Vehicles ergibt sich die exzellente Unternehmensperformance in diesem Bereich. Ein sehr gutes Beispiel dafür, dass gute Vernetzung und Zusammenarbeit in europäischen Plattformen stark in Richtung Erfolg wirkt. Klimaschutz, Umwelt, Ressourceneffizienz und Rohstoffe: Zehn österreichische Unternehmensbeteiligungen im Wert von 2,9 Mio. Euro und ein Koordinator ist die Bilanz der ersten Ausschreibungsrunde mit sechs Ausschreibungen. In allen Calls gab es erfolgreiche österreichische Beteiligungen, wobei die Performance im “WASTE Call“ am besten war und die im „WATER Call“ jene mit dem größten Verbesserungspotenzial. Heimische Unternehmen bevorzugen RIAs (60% der Beteiligungen entfallen auf dieses Instrument), wenngleich die Erfolgsrate bei IAs mit 50% wesentlich höher liegt. Integrative, innovative und reflexive Gesellschaften: Diese Challenge bietet für Unternehmen kaum inhaltliche Anknüpfungspunkte und ist daher in Bezug auf Unternehmensbeteiligungen nicht von Relevanz. FFG/EIP Themendossier Wirtschaft Seite 24 von 60 08.02.2016
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