Karlsruher Geographische Umschau - Nachts auf dem Arbeitsweg - IFGG

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Karlsruher Geographische Umschau - Nachts auf dem Arbeitsweg - IFGG
August 1 | 2021

Karlsruher
			 Geographische
							 Umschau

Nachts auf dem Arbeitsweg
                Wegeketten auf dem nächtlichen Arbeitsweg
                Die Wahrnehmung des nächtlichen Arbeitsweges
                Verkehrsmittelwahl in der Nacht
                Arbeitswege innerhalb und außerhalb der Stadt
                Sicherheitsempfinden in der Nacht
                Öffentliche Maßnahmen zur Steigerung der Sicherheit

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Karlsruher Geographische Umschau - Nachts auf dem Arbeitsweg - IFGG
JAHRGANG 2
                                                                                                                                                                                                              August 2021 | HEFT 1

Karlsruher                                                                                                                                                                    MODERATION: Prof. Dr. Caroline Kramer, Jonas Kapitza

		 Geographische                                                                                                            INHALT                                                                    SCHRIFTLEITUNG: Niklas Kraus

			        Umschau                                                                                                          Nachts auf dem Arbeitsweg
Die Nacht als Zeit-Raum gewinnt in unserer sogenannten 24/7-Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. War sie bis vor
gut hundert Jahren noch von der Dunkelheit beherrscht, so haben heute künstliche Lichtquellen die Dunkelheit nahezu
                                                                                                                            MARIE UNGELBACH, JANNE WAGNER                          MARINA MOSTHAF. LUCA SCHESTAG
vollständig aus den modernen Städten vertrieben. Sie machen die Nacht zu einem Zeit-Raum, der zunehmend trans-
formiert, ökonomisiert und „eventisiert“ wird. Immer mehr menschliche Aktivitäten dehnen in die Zeit nach Einbruch
                                                                                                                        4   Aktiv unterwegs                                   72 Nächtliche Arbeitswege
                                                                                                                            Wie Arbeitende ihre nächtlichen Arbeitswege            innerhalb und außerhalb der
der Dunkelheit aus. Dazu zählen nicht nur Freizeitbeschäftigungen (sofern sie in einer pandemiegeplagten Gesellschaft       verbringen                                             Stadt
denn möglich sind), sondern auch die Erwerbsarbeit erstreckt sich zunehmend in die Nacht. Um all diesen Aktivitäten                                                                Auswirkungen der räumlichen Eigenschaften
                                                                                                                            HENRIKE BOSSERHOFF, FABIENNE EHRLER                    von Wegen auf die Wahrnehmung des nächtli-
nachgehen zu können und die Orte des nächtlichen Lebens zu erreichen oder von ihnen wieder nach Hause zu gelan-
                                                                                                                                                                                   chen Arbeitsweges
gen, müssen Wege zurückgelegt und Verkehrsmittel genutzt werden. Während die Wege zu Freunden, zum Restaurant
                                                                                                                        13 Wegketten auf dem
                                                                                                                            nächtlichen Arbeitsweg
oder ins Fitnessstudio noch relativ frei gestaltet werden können, sind nächtliche Arbeitswege in aller Regel häufig
                                                                                                                                                                                   DENNIS LEIBER, STEFAN SCHEUBLE
durch feste Arbeitszeiten oder Schichtarbeit reglementiert.                                                                 LEA BERNER, ANNA ERNE
                                                                                                                                                                              82 Sicherheitsempfinden bei
Unser zweites Heft in der Reihe der „Karlsruher Geographischen Umschau“ (KGU) widmet sich diesen Arbeitswegen in        22 Die Wahrnehmung des                                     Nacht
der Nacht. Wir freuen uns, Ihnen die Ergebnisse des einjährigen studentischen Projektseminars in diesem Format vor-         nächtlichen Arbeitsweges                               Zusammenhänge zwischen negativ erlebten
                                                                                                                            Inwiefern die Zufriedenheit mit den Arbeitszei-        Situationen und individuell ergriffenen Maß-
stellen zu können. Die 22 Studierenden diese Seminars konnten nicht nur die gängigsten Methoden der empirischen             ten und die Wahrnehmung des nächtlichen                nahmen zur Steigerung des Sicherheitsemp-
Sozialforschung kennenlernen, sondern hatten auch die Möglichkeit, diese in einer Feldphase zwischen August und             Arbeitsweges zusammenhängen                            findens

September 2020 „live“ zu erproben. Dabei hatten die Studierenden die Aufgabe, in Karlsruher Betrieben der sogenann-
                                                                                                                            TIFFANY KRUG, TIMO SCHENK
ten „Night Time Economy“, d.h. in Bars, Restaurants, Hotels oder Fitnessstudios Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vor                                                               TIM STUHLERT, ALEX MICHEL
                                                                                                                        31 Die Verkehrsmittelwahl und
Ort zu ihren Arbeitswegen zu befragen. Es ist ihnen gelungen, eine Vielzahl an neuen und aufschlussreichen Erkennt-         der Einfluss der Nacht                            88 Beleuchtung, Polizei,
nissen rund um das Thema nächtliche Arbeitswege zu gewinnen. Im Detail reicht dies vom individuellen Sicherheits-                                                                  Kamera & Co.
                                                                                                                            ROBIN GERL, HENDRIK SPERKA                             Öffentliche Maßnahmen zur Steigerung des
empfinden über die Verkehrsmittelwahl bis hin zur Verknüpfung von Wegen oder der Frage nach den Aktivitäten, die                                                                   Sicherheitsempfindens bei nächtlichen Ar-
während des Arbeitsweges stattfinden. Es wird zum einen deutlich, dass sich die nächtlichen Arbeitswege in vielerlei    40 Andere Branche, andere Ar-                              beitswegen

Hinsicht von den Arbeitswegen unterscheiden, die tagsüber stattfinden. Zum anderen ist aber auch zu erkennen, dass
                                                                                                                            beitszeiten, andere Verkehrs-
                                                                                                                            mittel?                                                97            Nachruf Igor Kholodar
die individuellen Bewertungen dieser Wegezeit eine sehr große Bandbreite besitzen.                                          Eine Studie über den Einfluss der Branche
Wir freuen uns, Ihnen die Ergebnisse dieses Arbeitens in unserer neusten Ausgabe der KGU präsentieren zu können             auf die Verkehrsmittelwahl der nächtlichen             98            Vorschau Heft 2/2021
                                                                                                                            Arbeitswege
und wünschen allen Leserinnen und Lesern eine spannende und im wahrsten Sinne des Wortes erhellende Lektüre.
                                                                                                                                                                                   99            Vorschau Heft 1/2022
Im Juni 2021 								                                                               Jonas Kapitza und Caroline Kramer       FELIX JUNG, IGOR KHOLODAR
                                                                                                                                                                                   Rückseite     Impressum
                                                                                                                        46 Die Verkehrsmittelwahl auf
                                                                                                                            dem nächtlichen Arbeitsweg
                                                                                                                            Wunsch und Wirklichkeit in der Region Karls-
                                                                                                                            ruhe

                                                                                                                            ANTJE ALT, SAMUEL DOLLMANN
                                                                                                                        54 Das Sicherheitsempfinden bei
                                                                                                                            Nacht in Verkehrsmitteln

                                                                                                                            MARIE WÜRTHELE, JONAS KLEIN
                                                                                                                        64 Die unterschiedliche Wahrneh-
                                                                                                                            mung der Arbeitswege bei Tag
                                                                                                                            und bei Nacht

               Fahrräder und Passant
               Foto: L. Barkawitz
Karlsruher Geographische Umschau - Nachts auf dem Arbeitsweg - IFGG
4                                                                   Karlsruher Geographische Umschau 1 | 2021          Karlsruher Geographische Umschau 1 | 2021                                                                      5

       Aktiv unterwegs                                                                                                 keiten auf dem Arbeitsweg dazu bei, die Zeitver-
                                                                                                                       schwendung möglichst gering zu halten.
                                                                                                                          Bei der Wegewahl und deren positiver Nutzung
                                                                                                                                                                              räumlich isolierten Autofahrer vermehrt Radio und
                                                                                                                                                                              Musik und beschäftigen sich kaum anderweitig, da
                                                                                                                                                                              sie sich auf das Führen des Fahrzeuges konzent-
                                                                                                                       kann zwischen zwei verschiedenen Personengrup-         rieren müssen. Die Nutzer des öffentlichen Per-
       Wie Arbeitende ihre nächtlichen Arbeitswege verbringen                                                          pen unterschieden werden: Den Pragmatikern und         sonennahverkehrs (ÖPNV) haben deutlich mehr
                                                                                                                       den Hedonisten. Die Pragmatiker verbinden ihre         Möglichkeiten, ihren Arbeitsweg zu gestalten. Die
                                                                                                                       Wegezeit mit Aktivitäten, die eine effiziente Nut-     Aktivitäten werden jedoch durch die Umgebung
                                                                                                                       zung dieser ermöglichen. Hedonisten hingegen           im ÖPNV und die fehlende räumliche Trennung zu
       Über den Zeitverlust und Zeitgewinn durch Arbeitswege wird nicht nur in der Zeit des
                                                                                                                       wählen ihre Wege danach aus, diese möglichst po-       anderen Passagieren beeinflusst (Roggendorf und
       Home Office diskutiert. Wenn diese Wege zurückgelegt werden (müssen), stellt sich die
                                                                                                                       sitiv wahrnehmen zu können. Sie wählen komfor-         Wiegandt 2018).
       Frage, wie die Arbeitenden auf diesen Wegen agieren und wie sie diese Wege nutzen.                              tablere oder ästhetischere Strecken (Ziegler et al.       Im Folgenden soll untersucht werden, ob diese
       Im folgenden Artikel wird anhand von Daten einer Befragung diese Wegezeitnutzung                                2018). Ziegler et al. gehen allerdings davon aus,      Erkenntnisse sich auch für die befragten Personen
       auf den nächtlichen Arbeitswegen analysiert.                                                                    dass eine hedonistische Wegzeitnutzung primär          im Stadt- und Landkreis Karlsruhe bestätigen las-
                                                                                                                       bei privaten Reisen stattfindet.                       sen, die mindestens einen ihrer Arbeitswege zwi-

       A
                                                                                                                          Die Wege zur Arbeit sind sowohl zeitlich als        schen 22 und 6 Uhr zurücklegen.
                      rbeitswege sind ein alltäglicher Be-     befristete Arbeitsverträge, Teilzeit und Aushilfsjobs   auch räumlich vorgegeben. Die Optionen der Nut-
                      standteil der Berufstätigen, die ihren   sowie wechselnde Arbeits- und Einsatzorte führen        zung sind daher begrenzt. Generell entscheidet die     Wie erfolgt die Auswertung der
                      Arbeitsplatz erreichen oder verlas-      häufig dazu, dass betroffene Personen auf ein einen     Wahrnehmung und Einstellung zum Arbeitsweg,            nächtlichen Wegezeitnutzung?
                      sen müssen. Meist legen sie im Rah-      Wohnort beibehalten und längere Arbeitswege in          inwieweit das Potential dieser Zeit genutzt wird       Die den folgenden Auswertungen zugrundeliegen-
                      men ihrer Arbeitswoche täglich zwei      Kauf nehmen. Aber nicht nur die ungewissen Zu-          (Henckel und Weber 2019). Personen, die Arbeits-       den Daten wurden in einer empirischen Befragung
       dieser Wege zurück. In der Regel führen diese vom       kunftsaussichten, sondern auch soziale Anbindun-        wege generell als unangenehm und als Belastung         von Beschäftigten der sog. „Night Time Economy“
       Wohnort zur Arbeitsstätte und von der Arbeitsstät-      gen durch Familie oder Freunde oder eine emoti-         wahrnehmen, sehen in der Wegezeit nur den öko-         erhoben. Dabei wurden die Antworten von 436
       te zurück zum Wohnort. Diese Wege sind sowohl           onale Anbindung an die Heimat verhindern einen          nomischen Verlust und gehen kaum Beschäftigun-         Personen mithilfe eines Fragebogens ermittelt. Die
       steuerrechtlich in § 9 des Einkommenssteuergeset-       Umzug in die Nähe der Arbeitsstätte (Roggendorf         gen nach. Sehen sie den Arbeitsweg als positiv an,     Befragten sollten sich in diesem Gespräch Gedan-
       zes (EstG) als auch im Falle eines Unfalls durch § 8    und Wiegandt 2018).                                     nutzen diese Personen das zeitliche Potential und      ken über ihren Arbeitsweg bei Tag und Nacht ma-
       des Sozialgesetzbuchs (SGB VII) abgesichert (Bun-          Die Entscheidung gegen einen Umzug und der           gehen demnach mehr Beschäftigungen nach. Ihre          chen. Unter anderem wurden sie gebeten, Auskunft
       desamt für Justiz a, b). Wie die Arbeitnehmer die-      dadurch resultierende längere Arbeitsweg, stellen       positive Wahrnehmung führt häufig auch dazu,           zu geben, welchen Beschäftigungen sie auf ihrem
       sen Weg gestalten, ist ihnen selbst überlassen, auch    hohe Anforderungen an die Gestaltung des Alltags        dass sie die räumliche Trennung zwischen Wohn-         Arbeitsweg nachgehen. Es handelt sich dabei zu-
       das Verkehrsmittel dürfen sie frei wählen. Je nach      und an das Privatleben (Wörmer 2015).                   und Arbeitsort anerkennen und schätzen. Perso-         nächst um eine geschlossene Frage mit der Mög-
       Verkehrsmittel gibt es unterschiedliche Möglich-           Wird die Zeit, die für den Arbeitsweg aufgebracht    nen mit einer neutralen Einstellung gegenüber          lichkeit, passende Antworten anzukreuzen, wovon
       keiten der Wegezeitnutzung, welche im Folgenden         wird, aus einer ökonomischen Sicht betrachtet,          ihren Arbeitswegen erkennen diese als gegeben an       ihnen neun zur Auswahl standen. Darunter fallen
       analysiert werden sollen. Des Weiteren soll geklärt     kann sie mit Zeitverlust oder sogar einer Zeitver-      und nutzen sie für sich möglichst effektiv (Roggen-    zum Beispiel ‚etwas anhören‘, ‚sich unterhalten‘, ‚in
       werden, inwiefern die Aspekte Alter, Geschlecht         schwendung gleichgesetzt werden. Die Wegezeit           dorf und Wiegandt 2018).                               Ruhe nachdenken‘, ‚etwas lesen‘ oder ‚soziale Me-
       und Tageszeit Einfluss auf die Wahl der Beschäfti-      stellt häufig einen Kostenpunkt dar, welcher durch         Generell können Wege zur und von der Arbeit         dien benutzen‘. Abbildung 1 zeigt die Kategorien,
       gungen auf dem Arbeitsweg haben.                        eine Einsparung der Zeit reduziert werden kann.         für die Erholung und Freizeit, aber auch für die       wie sie im Fragenformat des Fragebogens darge-
                                                               Vor allem, da der Arbeitsweg nicht zur Arbeitszeit,     Arbeit selbst genutzt werden. Dabei ist nur Letzte-    stellt werden.
       Bedeutet mehr Mobilität auch mehr                       sondern zur Freizeit zählt, ist eine Verkürzung der     res von direktem ökonomischem Nutzen. Die Ge-             Dabei wurde unterschieden, ob sie diese auf
       Zeitverlust?                                            Wegezeit aus ökonomischer Sicht erstrebenswert          staltung der Wegezeit, beispielsweise durch Musik      dem Hin- oder Rückweg oder auf beiden Wegen
       Die räumliche Mobilität nimmt aufgrund verschie-        (Jain und Lyons 2008). Nimmt der Arbeitsweg also        hören, führt unter ökonomischen Gesichtspunkt          ausüben. Weitere Antwortmöglichkeiten konnten
       dener Ursachen in den letzten Jahren zu. Dabei          einen Großteil des Alltags ein, beeinträchtigt dies     folglich zu Zeitverschwendung. Allerdings ermög-       in einer ergänzenden Frage angegeben werden,
       steigen auch die Distanzen zwischen dem Wohnort         die Freizeitgestaltung der Arbeitenden. Die Zeit,       lichen solche Aktivitäten, dass eine Entschädigung     insofern die Befragten anderen Beschäftigungen
       und der Arbeit (Wörmer 2015). Durch moderne             die für den Arbeitsweg aufgewendet werden muss,         für einen selbst möglich ist (Lyons und Urry 2005).    nachgehen.
       und effiziente Verkehrsmittel sowie den Ausbau          verringert die Zeit, die für Freizeitaktivitäten ein-   Aktivitäten können somit auch ökonomisch unpro-           Für die Auswertung werden die abgefragten Be-
       des Verkehrsnetzes wird es Arbeitenden in der           geplant werden kann.                                    duktiv und dennoch von Nutzen sein. Beispiel für       schäftigungen mit den Variablen Alter, Geschlecht
       heutigen Zeit ermöglicht, längere Distanzen in kür-        Generell kann die Trennung von Wohn- und Ar-         solche Aktivitäten sind schlafen, lesen, mit anderen   und genutztes Verkehrsmittel in Verbindung ge-
       zerer Zeit zurückzulegen (Roggendorf und Wiegan-        beitsort aber auch als nützlich angesehen werden.       Passagieren sprechen, in die Landschaft schauen,       bracht. Außerdem werden die Zeiten der Arbeits-
       dt 2018).                                               Eine zu große Nähe von Wohn- und Arbeitsort, wie        Leute beobachten, Musik oder Hörbücher hören,          wege berücksichtigt, um einen Tag-Nacht-Ver-
          Neben neuen Mobilitätsformen und Fortschrit-         es beim Homeoffice der Fall ist, kann zu fehlender      telefonieren, essen und trinken oder soziale Medi-     gleich zu ermöglichen.
       ten in der Informations- und Kommunikations-            innerer Distanz zwischen Arbeit und Privatleben         en benutzen (Lyons und Urry 2005).                        Die Personen wurde in drei Altersgruppen ein-
       technologie tragen auch Anforderungen der Ar-           führen (Poppitz 2009).                                     Dabei haben auch die genutzten Verkehrsmit-         geteilt. Da es sich um erwerbstätige Personen han-
       beitswelt zu längeren Arbeitswegen bei (Wörmer             Neben dem Vorteil der räumlichen Trennung            tel Einfluss auf die Wahrnehmung der Arbeitswe-        delt, wird mit der Betrachtung der Altersgruppe 17
       2015). Atypische Beschäftigungsverhältnisse, wie        tragen auch verschiedene Gestaltungsmöglich-            ge und die Nutzungsmöglichkeiten. So hören die         bis 29 Jahre begonnen. Die Altersgruppe 17 bis 29

MARIE UNGELBACH, JANNE WAGNER                                                                                                                                                                                          Aktiv unterwegs
Karlsruher Geographische Umschau - Nachts auf dem Arbeitsweg - IFGG
6                                                                                  Karlsruher Geographische Umschau 1 | 2021         Karlsruher Geographische Umschau 1 | 2021                                                                    7

                                                                              ‚in Ruhe nachdenken‘, ‚in die Landschaft schauen‘
                                                                              und dem Nutzen von sozialen Medien (vgl. Abb. 2).
                                                                                 Es zeigt sich, dass 78% der 17- bis 29-Jährigen
                                                                              auf ihrem Arbeitsweg Musik, einen Podcast oder
                                                                              dergleichen anhören. Mit 91% geben die 30- bis
                                                                              39-Jährigen, im Vergleich zu den anderen Al-
                                                                              tersgruppen, am häufigsten an, etwas auf ihrem
                                                                              Arbeitsweg anzuhören. In der Altersgruppe der
                                                                              40- bis 59-Jährigen hören 64% Musik/Podcasts
                                                                              oder dergleichen auf ihrem Arbeitsweg. Somit ist
Abb. 1: Kategorien der Wegezeitnutzung aus der empirischen Befra-
gung
                                                                              die Differenz zwischen den 30- bis 39-Jährigen
Quelle: Kapitza et al. 2020
                                                                              und den 40- bis 59-Jährigen am grössten. Es zeigt
                                                                              sich allerdings auch, dass in jeder der drei Alters-
                       Jahre bildet die Gruppe der Berufseinsteiger. Die      gruppen mehr als die Hälfte der Befragten ihren
                       Altersgruppe 30 bis 39 Jahre betrachtet diejenigen,    Arbeitsweg mit dieser Beschäftigung gestaltet. Das
                       von denen auszugehen ist, dass sie sich bereits seit   Hören von Musik, Podcasts oder ähnlichem, ist au-
                       einigen Jahre im Berufsleben befinden. Die dritte      ßerdem die Beschäftigung, der allgemein am häu-
                       Altersgruppe der 40- bis 59-Jährigen umfasst die       figsten nachgegangen wird.
                       Personen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit be-            Auch die Möglichkeit ‚in Ruhe nachdenken‘
                       reits länger in das Arbeitsleben eingebunden sind.     nutzen über die Hälfte der Befragten der jeweili-      Abb. 2: Prozentualer Anteil der Beschäftigungen nach Alter
                                                                                                                                     Quelle: Eigene Darstellung
                          Damit Hin- und Rückwege verglichen werden           gen Altersgruppe. Hier bilden mit 72% die 40- bis
                       können, werden in dieser Analyse die Wege ein-         59-Jährigen den Großteil derjenigen, die diese Be-     ner wird der Arbeitsweg zur Nutzung von sozialen      den Beschäftigungen ‚etwas anhören‘ und ‚in Ruhe
                       zeln betrachtet. Vor allem bei der Frage, ob die       schäftigung angegeben haben. Das sind fast 10%         Medien verwendet. Dies Erkenntnis entspricht          nachdenken‘ vor. Dies sind zudem die einzigen bei-
                       Verkehrsmittelwahl Einfluss auf die ausgeübte Be-      mehr Personen dieser Altersgruppe, die auf ihrem       bekannten Statistiken zur Nutzung von sozialen        den Beschäftigungen, die von jeweils mehr als der
                       schäftigung hat, ist die Fokussierung auf die ein-     Arbeitsweg in Ruhe nachdenken, als dass sie Musik      Medien, wie sie beispielsweise in der Onlinestudie    Hälfte der Probanden angegeben wird. Die weibli-
                       zelnen Wege nützlich. Somit wird im Folgenden          oder dergleichen hören. Das lässt die Vermutung        zur Nutzung von Social Media/WhatsApp 2020 der        chen Befragten geben häufiger als die männlichen
                       unterschieden, ob die Auswertung nach Personen         zu, dass diese fast 10% der 40- bis 59-Jährigen das    ARD und des ZDFs (ARD ZDF 2020) veröffentlicht        Befragten an, dass sie ihren Arbeitsweg nutzen,
                       oder nach Wegen stattfindet. Für den Tag-Nacht-        Hören von Musik als störend für das Nachdenken         wurden.                                               um in Ruhe nachzudenken. Dabei sind es 71% der
                       Vergleich wird die Anzahl der Beschäftigungen je       empfinden könnten und daher auf musikalische             Alle weiteren untersuchten Beschäftigungen          Frauen und 63% der Männer. Beim Hören von Mu-
                       nach Hin- und Rückweg bei Tag oder bei Nacht           Untermalung ihres Arbeitswegs verzichten. Die 17-      werden von weniger als der Hälfte der Befragten       sik, einem Podcast, einem Hörbuch oder derglei-
                       betrachtet. Die Definition der Grundgesamtheit         bis 29-Jährigen folgen mit 67% und von den 30- bis     der einzelnen Altersgruppen auf ihrem Arbeitsweg      chen, sind es prozentual gesehen mehr Männer,
                       wird jeweils vor dem sie betreffenden Abschnitt de-    39-Jährigen geben 59% an, auf ihrem Arbeitsweg         genutzt. Ob dies mit der Wahl der Verkehrsmittel      die dieser Tätigkeit nachgehen. Mit 80% der männ-
                       finiert, um das Verständnis für die Ergebnisse zu      in Ruhe nachzudenken.                                  zusammenhängt und den dadurch gegebenen Vo-           lichen und 72% der weiblichen Befragten ist dies
                       vereinfachen.                                              Weniger als die Hälfte der Befragten der einzel-   raussetzungen zum Ausüben verschiedener Be-           die Beschäftigung, der von allen genannten Mög-
                                                                              nen Gruppen gibt an, auf ihrem Arbeitsweg der Be-      schäftigungen, soll im weiteren Verlauf der Unter-    lichkeiten am häufigsten nachgegangen wird. Ein
                       Wegezeitnutzung und beeinflussen-                      schäftigung ‚in die Landschaft schauen‘ nachzuge-      suchung geklärt werden.                               weiterer Unterschied zwischen den Geschlechtern
                       de Faktoren                                            hen. Am häufigsten gehen die 40- bis 59-Jährigen,                                                            findet sich bei der Beschäftigung ‚telefonieren‘.
                       In der Analyse der Daten zum Alters- und Ge-           mit 47% der Befragten, dieser Beschäftigung nach.                                                            Hier geben 41% der weiblichen Befragten an, dies
                       schlechtervergleich wird jeweils von Personen ge-      Es folgen mit 41% die 17- bis 29-Jährigen und mit      (A)typische Geschlechterrollen bei                    auf ihrem Arbeitsweg zu tun. Von den männlichen
                       sprochen, da diese die Grundgesamtheit bilden. Es      36% die 30- bis 39-Jährigen. Letztere gehen dieser     der Wegezeitnutzung                                   Befragten sind es 34%. Wer möchte, kann dies als
                       wird daher in der Auswertung nicht unterschieden,      Beschäftigung somit, im Vergleich zu den anderen       Beim Vergleich der beiden Geschlechterlässt sich      Bestätigung des Stereotyps der kommunikative-
                       ob die Beschäftigung auf dem Hin- oder Rückweg         Altersgruppen, am seltensten nach. Allerdings ist      generell erkennen, dass nur geringe Unterschie-       ren Frauen interpretieren. (Friebel und Seabright
                       ausgeübt wird. Sobald die Person angegeben hat,        die Differenz zwischen den einzelnen Altersgrup-       de in den Angaben zwischen den männlichen und         2011; Stockem 2004; Stüvel 2006). Die Differenzen
                       auf mindestens einem der Wege dieser Beschäfti-        pen gering.                                            weiblichen Befragten bestehen (vgl. Abb. 3).          bei allen anderen Beschäftigungen sind so gering,
                       gung nachzugehen, wird dies in die Auswertung             Bei der Beschäftigung ‚soziale Medien‘ hingegen        Insgesamt wurden 436 Personen befragt. Davon       dass sie zu vernachlässigen sind.
                       einbezogen.                                            ist die Differenz zwischen den Altersgruppen deut-     geben 188 an, weiblich und 247, männlich zu sein.        Bei der Frage nach zusätzlichen, zu den in der
                                                                              lich sichtbar. 29% der 17- bis 29-Jährigen geben an,      Auch wenn nur geringe Unterschiede zwischen        geschlossenen Frage genannten Beschäftigungen,
                       Beschäftigungen in Abhängigkeit                        auf ihrem Arbeitsweg soziale Medien zu benutzten.      Männern und Frauen hinsichtlich der Beschäfti-        äußern 7% der weiblichen Befragten und 5% der
                       vom Faktor Alter                                       Die 30- bis 39-Jährigen liegen mit 26% knapp hin-      gung bestehen, so gibt es kleinere Unterschiede,      männlichen Befragten andere Tätigkeiten als die
                       Werden die Wegezeitnutzungen nach Altersklassen        ter dieser jüngsten Altersgruppe. Am seltensten ge-    die im Folgenden genauer beschrieben werden. Die      oben genannten. Sie geben dabei zum Beispiel an,
                       verglichen, so zeigen sich die auffälligsten Unter-    hen die 40- bis 59-Jährigen dieser Beschäftigung       größten Abweichungen zwischen den Geschlech-          zu rauchen, zu singen, zu essen oder Kaffee zu trin-
                       schiede bei den Beschäftigungen ‚etwas anhören‘,       nach. Je älter also die Personen sind, desto selte-    tern liegen zwischen 8% und 10%. Sie kommen bei       ken. Dabei wird ‚rauchen‘ ausschließlich von Män-

MARIE UNGELBACH, JANNE WAGNER                                                                                                                                                                                                      Aktiv unterwegs
Karlsruher Geographische Umschau - Nachts auf dem Arbeitsweg - IFGG
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                                                                                                                                 Abb. 4: Prozentuale Anteile der Beschäftigungen nach Verkehrsmittel
                     Abb. 3: Prozentualer Anteil der Beschäftigung nach Geschlecht                                               Quelle: Eigene Darstellung
                     Quelle: Eigene Darstellung

                     nern angegeben, Kaffee trinken ausschließlich von   gesamtheit für die Auswertung nach Verkehrs-            hen. Dasselbe gilt für die Beschäftigungen ‚etwas    mit Musik oder dergleichen, denn auf nur 45% der
                     Frauen.                                             mittel. Anhand von Abbildung 4 ist zu erkennen,         lesen‘ und ‚arbeiten/lernen‘, wobei diese, anders    Fußwege wird dieser Beschäftigung nachgegangen.
                                                                         auf wie viel Prozent der Wege mit dem jeweiligen        als das Schlafen, zumindest für die Fußgänger be-    Allgemein betrachtet, wird bei fast jedem der Ver-
                     Einflussfaktor Verkehrsmittel: Von                  Verkehrsmittel einer Beschäftigung nachgegangen         dingt möglich sind. Im Vergleich zu den anderen      kehrsmittel auf über der Hälfte der Wege dieser
                     gesetzlichen bis physisch-motori-                   wird.                                                   Verkehrsmitteln unterliegen die Verkehrsteilneh-     Beschäftigung nachgegangen. Außer bei der Be-
                     schen Einschränkungen                                  Im Vergleich der prozentualen Angaben kön-           mer im ÖPNV den wenigsten Einschränkungen.           schäftigung ‚in Ruhe nachdenken‘ ist dies bei kei-
                                                                         nen deutliche Unterschiede ausgemacht werden, je        Zwar gelten auch hier gewisse Regeln, die be-        ner anderen der Fall.
                     Bei den folgenden Vergleichen zwischen den un-      nachdem, welches Verkehrsmittel von den Befrag-         stimmte Beschäftigungen ausschließen, allerdings        Sowohl bei der Beschäftigung ‚etwas Lesen‘ als
                     terschiedlichen Verkehrsmitteln wird von Wegen      ten für Ihre Wege gewählt wurde. Dies zeigt sich        können andere Tätigkeiten komfortabler oder          auch bei ‚arbeiten/lernen‘, bei der Beschäftigung
                     gesprochen. In der Befragung wurden die Beschäf-    vor allem bei den Beschäftigungen ‚etwas anhö-          ohne gesetzliche Einschränkungen ausgeführt wer-     ‚schlafen‘ und bei der Nutzung von sozialen Medien
                     tigungen auf dem Hin- und Rückweg in den einzel-    ren‘, ‚etwas lesen‘, ‚arbeiten/lernen‘, ‚soziale Me-    den. Beispielsweise ist es im ÖPNV nicht gestattet   kann die Einschränkung der Wahl dieser durch das
                     nen Verkehrsmitteln abgefragt. Somit können die     dien‘ und ‚schlafen‘. Diese Unterschiede können         zu rauchen Verankert in §1 des Bundesnichtrau-       Verkehrsmittel erkannt werden. Bis auf die Nut-
                     einzelnen Wege betrachtet werden. Insgesamt wer-    mit den gegebenen Möglichkeiten in den einzelnen        cherschutzgesetzes (BNichtrSchG) schließt die        zung sozialer Medien wurde das Nachgehen all die-
                     den 794 Wege untersucht. Diese bilden die Grund-    Verkehrsmitteln zusammenhängen. Beispielswei-           gesetzliche Grundlage diese Beschäftigung für        ser Beschäftigungen hauptsächlich für den ÖPNV
                                                                         se haben verschiedene Verkehrsmittel gesetzliche        das Verkehrsmittel aus (Bundesamt für Justiz d).     angegeben.
                                                                         Einschränkungen, die es untersagen, bestimmte           Auch das Musizieren ist, laut §4 des KVV Gemein-        Es werden 23% der Wege mit den öffentlichen
                                                                         Beschäftigungen innerhalb dieses Verkehrsmittels        schaftstarifs in den Öffentlichen Verkehrsmitteln    Verkehrsmitteln dazu genutzt, zu lesen und 7%
                                                                         auszuführen. Nach § 23 1a der Straßenverkehrs-          untersagt, ebenso das Hören von Musik, sofern        dazu, der Beschäftigung ‚lernen/arbeiten‘ nachzu-
                                                                         ordnung (StVO) ist zum Beispiel das Nutzen von          dies andere Fahrgäste beeinträchtigt (Karlsruher
                                                                         mobilen Endgeräten verboten, sofern diese zur Be-       Verkehrsbund 2020). Somit gibt es verschiedene
                                                                         nutzung aufgenommen oder gehalten werden müs-           Einschränkungen, die Auswirkungen auf die Wahl
                                                                         sen (Bundesamt für Justiz c). Aber auch physio-         der Beschäftigung im Verkehrsmittel haben.
                                                                         logisch-motorische Einschränkungen verhindern,             In Abbildung 4 lassen sich die größten Unter-
                                                                         dass verschiedene Beschäftigungen ausgeführt            schiede bei den Beschäftigungen ‚etwas anhören‘,
                                                                         werden können. Zu Fuß und auf dem Fahrrad ist           ‚etwas lesen‘, ‚arbeiten/lernen‘, ‚soziale Medien‘
                                                                         es beispielsweise nicht möglich zu schlafen, da dies    und ‚schlafen‘ erkennen. Bei ersterem zeigen sich
                                                                         den Prozess des Gehens oder des Fahrradfahrens          vor allem beim Auto Auffälligkeiten. So wird auf
                                                                         so stark beeinträchtigen würde, dass es nicht mehr      89% der Wege Musik, ein Podcast oder dergleichen
                                                                         möglich wäre sich fortzubewegen. Auch das Auto          gehört. Für die ÖPNV Nutzer gilt dies noch auf 68%
Foto 1: Musik hören                                                      birgt diese Einschränkung. Allerdings ist es hier als   der Wege, auf dem Fahrrad sind es 56%. Am sel-       Foto 2: Lesen
Foto: L. Barkawitz
                                                                         Beifahrer möglich, dieser Beschäftigung nachzuge-       tensten gestalten die Fußgänger ihren Arbeitsweg     Foto: L. Barkawitz

MARIE UNGELBACH, JANNE WAGNER                                                                                                                                                                                               Aktiv unterwegs
Karlsruher Geographische Umschau - Nachts auf dem Arbeitsweg - IFGG
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       gehen. Geschlafen wird auf den Arbeitswegen all-     diesen auf dem Rückweg häufiger nachgegangen           ausgeführt werden. Wobei beim Nachdenken der           Angaben, dass jeder von ihnen seinen Arbeitsweg
       gemein wenig. Auf 11% der Wege des ÖPNV wird         als auf dem Hinweg.                                    Unterschied zwischen Tag und Nacht gering ist.         mit verschiedenen Beschäftigungen gestaltet. Es
       dieser Beschäftigung nachgegangen. Soziale Medi-                                                            Dies lässt sich an den 52% des Nachdenkens in der      gab keine Person, die keiner Beschäftigung nach-
       en hingegen werden generell häufiger genutzt. Auf    Vergleich der Wegezeitnutzung                          Nacht im Vergleich zu den 48% des Nachdenkens          geht. Zwar ist der ökonomische Nutzen, im Sinne
       66% der Wege im ÖPNV, 36% der Fußwege, 9% der        zwischen Tag und Nacht                                 am Tag erkennen.                                       von arbeiten/lernen auf dem Arbeitsweg über die
       Autofahrten und 8% der Fahrradfahrten wird diese     Beim Vergleich zwischen Tag- und Nachtwegen               Wieder deutlicher ist die Differenz von Tag und     Geschlechter, Altersgruppen und Verkehrsmittel
       Beschäftigung nachgegangen.                          werden nicht die Wege, sondern die Anzahl der          Nacht beim Lesen, jedoch überwiegt die Beschäfti-      hinweg gering, doch die persönliche Entschädi-
          Die Nennung anderer Beschäftigungen ist über      Beschäftigungen betrachtet. Somit wird für jede        gung am Tag. Insgesamt 71% der Wege, auf denen         gung nach Lyons und Urry ist stets gegeben. Das
       die Verkehrsmittel sehr ausgeglichen, allerdings     der Beschäftigungskategorien eine eigene Grund-        gelesen wird, liegen am Tag. In der Nacht sind es      kann unter anderem damit zusammenhängen, dass
       führen vermehrt die Autofahrer an, auf ihrem Ar-     gesamtheit aus der für sie genannten Anzahl gebil-     29%. Ähnlich ist es auch beim Lernen beziehungs-       der Arbeitsweg von den meisten Probanden sub-
       beitsweg zu singen. Die Beschäftigung des Rau-       det. Diese wird dann nach Tag- oder Nachtweg un-       weise beim Arbeiten. 67% dieser Beschäftigung          jektiv zur Freizeit gezählt wird und somit eventuell
       chens wählen nur die Fußgänger oder Fahrradfah-      terschieden. Der Vergleich wirft einen genaueren       wurden auf Arbeitswegen am Tag angeben. In der         von den Befragten nicht ökonomisch genutzt wer-
       rer.                                                 Blick auf die Frage, ob sich die Beschäftigungen auf   Nacht sind es noch ein Drittel. Das heißt, am Tag      den möchte. Stattdessen nutzten sie ihren Weg als
          Auch die Unterschiede der Beschäftigungswahl      den Arbeitswegen je nach Tageszeit ändern und so-      wird dieser Beschäftigung doppelt so häufig nach-      Erholung von ihrem Arbeits(all)tag.
       auf Hin- und Rückwegen, bezogen auf das Ver-         mit, ob die Nacht eine Auswirkung auf die Wahl der     gegangen als in der Nacht. Hier stellt sich die Fra-      Außerdem lässt sich zusammenfassend sagen,
       kehrsmittel wurde untersucht. Dabei lässt sich er-   Beschäftigung hat. Dabei zeigt sich, dass es je nach   ge, ob die Probanden nachts zu müde sind, um zu        dass bestimmte Faktoren Einfluss auf die Wahl
       kennen, dass sich im Vergleich der verschiedenen     Beschäftigung große Unterschiede zwischen den          lesen, beziehungsweise zu arbeiten/lernen, oder        der Beschäftigung auf dem Arbeitsweg haben, was
       Verkehrsmittel zwar die Art der Beschäftigung, der   Tageszeiten gibt. Werden alle genannten Beschäf-       es schlichtweg zu dunkel ist, oder ihr Sicherheits-    bereits im Kapitel zum Stand der Forschung dar-
       nachgegangen wird, ändert (vgl. Abb. 4) allerdings   tigungen betrachtet, lässt sich erkennen, dass ins-    gefühl dadurch negativ beeinträchtigt würde. Die       gestellt wurde. Die Faktoren, die die Beschäftigung
       ähneln sich die Hin- und Rückwege innerhalb der      gesamt 53% aller Beschäftigungen auf Wegen am          Antwort auf diese Frage lässt sich mit den vorlie-     beeinflussen, sind unter anderem das Verkehrsmit-
       Verkehrsmittel stark. Die größte Abweichung al-      Tag und 47% auf Wegen in der Nacht stattfinden         genden Daten allerdings nicht beantworten.             tel, mit dem sich die Personen fortbewegen, das Al-
       ler Verkehrsmittel liegt bei der Beschäftigung des   (vgl. Abb. 5).                                            Bei den kommunikativen Beschäftigungen lässt        ter, und zu welcher Tageszeit der Weg zurückgelegt
       Lesens im ÖPNV. So wird dieser Tätigkeit auf 7%         Am größten ist der Unterschied zwischen Tag         sich ein kleiner Unterschied erkennen, ob der Ge-      wird.
       mehr Hinwegen nachgegangen. Im Gegenzug wird         und Nacht bei der Beschäftigung ‚schlafen‘.87% der     sprächspartner sich örtlich nahe bei der Person be-       So schränken beispielsweise die gesetzlichen
       auf 6% mehr Rückwegen geschlafen. Alle weiteren      Wege, die schlafend verbracht werden liegen in der     findet, oder nicht. So werden 62% der Telefonate       Vorgaben für das jeweilige Verkehrsmittel die Wahl
       Beschäftigungen unterscheiden sich auf dem Hin-      Nacht. Am Tag sind es 13%. Daraus lässt sich ver-      am Tag abgehalten. In der Nacht sind es noch 38%.      der Beschäftigung ein. Zu Beispiel ist es verboten,
       und Rückweg über alle Verkehrsmittel hinweg nur      muten, dass die Probanden generell nachts müder        Bei den Wegen, auf denen sich unterhalten wird,        das Handy am Steuer des mobilisierten Individual-
       um 5% oder weniger. So kann für alle Verkehrsmit-    sind als tagsüber und sie deshalb primär auf den       finden 60% am Tag statt. In der Nacht sind es noch     verkehrs zu nutzen. Außerdem fordern bestimmte
       tel gesagt werden, dass die Unterschiede zwischen    Wegen in der Nacht schlafen. Zusammen mit der          40%. Befindet sich der Gesprächspartner also in        Fortbewegungsarten ein gewisses Maß an physio-
       den Hin- und Rückwegen gering sind. Allerdings       Beschäftigung ‚in Ruhe nachdenken‘ sind dies die       der örtlichen Nähe der Person und muss diese so-       logisch-motorischen Fähigkeiten, die während des
       wird generell über alle Beschäftigungen hinweg       beiden Beschäftigungen, die häufiger in der Nacht      mit nicht durch ein zusätzliches Gerät überbrückt      Weges konstant aufrechterhalten werden müssen.
                                                                                                                   werden, wird sich auch nachts prozentual häufiger      Es ist beispielsweise als Fußgänger, Radfahrer oder
                                                                                                                   kommunikativ betätigt, wenn auch nur geringfügig.      Führer eines PKW nicht nur verboten, sondern
                                                                                                                   Das könnte damit zusammenhängen, dass der Ge-          auch unmöglich, unterwegs zu schlafen.
                                                                                                                   sprächspartner, wenn er sich in der örtlichen Nähe        Es zeigt sich allerdings auch, dass es Ausnahmen
                                                                                                                   der Person befindet, nachts ebenfalls wach ist und     gibt, wie die Nennung der Beschäftigung ‚schlafen‘
                                                                                                                   somit der Kommunikation weniger im Wege steht.         im Auto. Eine naheliegende Vermutung wäre, dass
                                                                                                                      Die geringste Differenz zwischen Tag und Nacht      diese Angaben von Personen gemacht wurden, die
                                                                                                                   befindet sich im musikalischen Unterhaltungs-          selbst nicht das Fahrzeug führen, sondern Beifah-
                                                                                                                   bereich. So liegen 51% der Wege, auf denen sich        rer sind.
                                                                                                                   damit beschäftigt wird, Musik, einen Podcast, ein         Auch das Alter hat insofern Einfluss auf die
                                                                                                                   Hörbuch oder dergleichen anzuhören, am Tag. In         Wahl der Wegebeschäftigung, dass gewisse gesell-
                                                                                                                   der Nacht sind es 49%. Somit ist diese Beschäfti-      schaftliche Aspekte, wie das Aufwachsen mit inter-
                                                                                                                   gung die Ausgeglichenste im Tag-Nacht-Vergleich.       netfähigen Mobiltelefonen der 17- bis 29-Jährigen,
                                                                                                                                                                          die Gewohnheit des Nutzens von sozialen Medien
                                                                                                                   Arbeitsweg als Zeitverlust oder Zeit-                  verstärkt und diese Altersgruppe somit häufiger
                                                                                                                   gewinn?                                                dieser Beschäftigung nachgeht als die Altersgruppe
                                                                                                                   Auch für die Befragten im Land- und Stadtkreis         der 40- bis 59-Jährigen.
                                                                                                                   Karlsruhe sind die Arbeitswege ein Bestandteil ih-        Der Einfluss der Tageszeit steht vermutlich im
                                                                                                                   res Alltags. Die Frage nach dem Zeitverlust oder       Zusammenhang mit den kognitiven Fähigkeiten
       Abb. 5: Prozentualer Anteil der Beschäftigung nach Geschlecht                                               Zeitgewinn ist somit auch für sie mit diesen Wegen     der Personen in der Nacht. So werden Beschäfti-
       Quelle: Eigene Darstellung
                                                                                                                   verbunden. Dabei zeigt sich in der Auswertung ihrer    gungen, die wenig Aufmerksamkeit benötigen,

MARIE UNGELBACH, JANNE WAGNER                                                                                                                                                                                     Aktiv unterwegs
Karlsruher Geographische Umschau - Nachts auf dem Arbeitsweg - IFGG
12                                                                                                Karlsruher Geographische Umschau 1 | 2021                                   Karlsruher Geographische Umschau 1 | 2021                                                                             13

                                                                                                                                                                              Wegeketten auf dem
                                                                                          Roggendorf, M. und Wiegandt, C.C. (2918): Pendeln zwischen zwei Oberzen-
       eher in der Nacht gewählt. Das kann mit der ver-
                                                                                             tren – von verlorener bis geschenkter Zeit. In: Geographica Helvetica 73,
       stärkten Müdigkeit der Proband in der Nacht zu-                                       S. 115-126.

                                                                                                                                                                              nächtlichen Arbeitsweg
                                                                                          Wörmer, S. (2015): Berufliche Mobilität im Alltag. Praktiken und Formen alltäg-
       sammenhängen.                                                                         licher Lebensführung. Münster: Lit Verlag.
          Wenig Einfluss auf die Wahl der Wegzeitnutzung                                  Stockem, S. (2004): Warum Frauen viel lieber telefonieren... als Männer. In:
                                                                                             Kölner Stadt-Anzeiger. URL: https://www.ksta.de/warum-frauen-viel-lieber-
       hat hingegen das Geschlecht. Die Analyse hat ge-                                      telefonieren----als-maenner-14318744 [15.02.2021].
       zeigt, dass sich kaum Unterschiede in den gewähl-                                  Stüvel, H. (2006): Frauen sprechen sechsmal so viel wie Männer - außer am
                                                                                             Handy. In: DIE WELT. URL: https://www.welt.de/print-welt/article704282/
       ten Beschäftigungen der beiden Geschlechter fest-
                                                                                                                                                                              ► Arbeitswege, Wegeketten, Verknüpfungen
                                                                                             Frauen-sprechen-sechsmal-so-viel-wie-Maenner-ausser-am-Handy.html
       stellen lassen. Einzelne stereotypische Merkmale,                                     [15.02.2021].
                                                                                          Ziegler, D. et al. (2018): Mobility Experience Types zur personalisierten Gestal-
       wie das etwas häufigere Telefonieren der Frauen,                                      tung positiver Erlebnisse beim Pendeln. In: R. Dachselt, G. Weber (Hrsg.):
                                                                                             Mensch und Computer 2018, Tagungsband, 02.–05. September 2018,
       lassen sich zwar erkennen, jedoch in Form einer
                                                                                             Dresden.
       so geringfügigen Abweichung im Vergleich zur an-                                                                                                                       Viele Menschen verknüpfen im Alltag einen Weg – z.B. den zur Arbeit – mit anderen
       deren Geschlechtergruppe, dass sich hieraus keine                                                                                                                      Aktivitäten und Wegen, wie z.B. mit einem Einkauf. Diese sogenannten Wegeketten
       klaren Aussagen ableiten lassen.                                                                                                                                       stellen eine Möglichkeit dar, den individuellen Alltag effizienter zu gestalten. Der fol-
          Für kommende Forschungen besteht die Mög-                                              SUM M A R Y
                                                                                                                                                                              gende Artikel beschäftigt sich auf Grundlage empirisch erhobener Daten mit der Ent-
       lichkeit, an den hier dargestellten Ergebnissen
                                                                                                 To what extent is the use of travel time on                                  stehung von Wegeketten und stellt die Frage, von welchen Variablen diese beeinflusst
       anzuknüpfen und die genaueren Beweggründe
                                                                                                 work journeys influenced?                                                    werden.
       der Proband zu der Wegezeitnutzung auf ihrem
       Arbeitsweg zu befragen. Somit ließe sich in weiter-                                       by Marie Ungelbach, Janne Wagner
       führenden Untersuchungen Zusammenhänge zwi-

                                                                                                                                                                              I
                                                                                                 For many people, getting to work is a daily
       schen der Wahl der Beschäftigung und dem Grund
                                                                                                 chore. How they organise these trips is al-
       für diese herstellen.                                                                                                                                                          m Oktober 2020 waren laut dem Statisti-       ist zum Beispiel die Verbindung des Einkaufens
                                                                                                 ways up to them. This choice has an influ-
                                                                                                                                                                                      schen Bundesamt 44,8 Millionen Perso-         mit dem Weg zur Arbeit. Zuletzt wird eine Wege-
                                                                                                 ence on whether the time spent on trips is
                                                                                                                                                                                      nen in Deutschland erwerbstätig. Der Ar-      kette, welche ihren Ausgangs- und/ oder Zielpunkt
       LI TERATUR                                                                                perceived as a loss or a gain. Restrictions on
                                                                                                                                                                                      beitsalltag aller Erwerbstätigen wird dabei   nicht zu Hause hat als offene Wegekette bezeichnet
                                                                                                 the use of travel time are imposed by the
       ARD, ZDF (2020): Nutzung von Social Media/WhatsApp 2020. URL: https://                                                                                                         nicht nur durch deren Arbeitszeiten, son-     (Sicks und Holz-Rau 2011). Die Kombination ver-
           www.ard-zdf-onlinestudie.de/social-mediawhatsapp/ [26.01.2021].                       legal basis of the StVO and physical-moto-
       Bundesamt für Justiz a (1996): Siebtes Buch Sozialgesetzbuch - Gesetzliche
                                                                                                                                                                              dern auch durch alltägliche Beschäftigung, wie        schiedener Aktivitäten innerhalb einer Wegekette
                                                                                                 ric conditions. For example, people do not
           Unfallversicherung. §8 Arbeitsunfall. URL: https://www.gesetze-im-internet.                                                                                        Einkaufen oder diverse Freizeitaktivitäten struk-     birgt immer eine individuelle Kosten-Nutzen-Ab-
           de/sgb_7/__8.html [26.01.2021].                                                       sleep while walking, smoke on public trans-
       Bundesamt für Justiz b (o.J.): Einkommen-steuergesetz (EStG). §9 Wer-                                                                                                  turiert. Durch das Aneinanderreihen unterschied-      wägung. Der Begriff Kosten beschreibt hier nicht
                                                                                                 port and read in the car. Age also influen-
           bungskosten. URL: https://www.gesetze-im-internet.de/estg/__9.html                                                                                                 licher Betätigungen, die an verschiedenen Orten       nur finanzielle Aspekte, sondern inkludiert auch
           [26.01.2021].                                                                         ces the choice of activity. Social media use
       Bundesamt für Justiz c (o.J.): Straßenverkehrs-Ordnung (StVO). §23 Sonstige                                                                                            ausgeführt werden, ergeben sich i.d.R. sogenannte     Faktoren, wie Zeit und/ oder körperliche und men-
           Pflichten von Fahrzeugführenden. URL: https://www.gesetze-im-internet.                is mainly chosen by younger age groups.
                                                                                                                                                                              Wegeketten.                                           tale Anstrengung einer Person (Schatz 2019). In-
           de/stvo_2013/__23.html [26.01.2021].                                                  Stereotypical gender images of communi-
       Bundesamt für Justiz d (o.J.): Gesetz zur Einführung eines Rauchverbotes in                                                                                               Eine Wegekette beschreibt die „[…] Gesamtheit      teressant bei der Betrachtung der Wegeketten ist
           Einrichtungen des Bundes und öffentlichen Verkehrsmitteln (Bundesnicht-               cative women were confirmed to a small
           raucherschutzgesetz - BNichtrSchG). §1 Rauchverbot. URL: https://www.
                                                                                                                                                                              der Wege in chronologischer Reihenfolge, die eine
                                                                                                 extent. The day-night comparison shows
           gesetze-im-internet.de/bnichtrschg/__1.html [26.01.2021].                                                                                                          Person innerhalb eines bestimmten Zeitraums (in
       Friebel, G. und Seabright, P. (2011): Do women have longer conversations?                 that people sleep more often at night.
           Telephone evidence of gendered communication strategies. In: Journal
                                                                                                                                                                              der Regel ein Tag) zurücklegt. Eine Wegekette be-
           of Economic Psychology 32, S. 348-356.                                                                                                                             steht also aus mindestens einem Weg.“ (Kagerbau-
       Jain, J. und Lyons, G. (2008): The gift of travel time. In: Journal of Transport
           Geography 16, S. 81-89.                                                                                                                                            er 2017, S.9). In den meisten Fällen beginnt und
       Karlsruher Verkehrsbund (2020): Gemeinschaftstarif Gemeinsame Beförde-
                                                                                                 AUTORINNEN                                                                   endet eine Wegekette mit dem Wohnort einer Per-
           rungsbedingungen, Tarifbestimmungen und Fahrpreise. §4 Verhalten der
           Fahrgäste 8, 13. Karlsruhe: pdf. S. 8f.                                                                                                                            son und wird in diesem Fall als geschlossene We-
       Lyons, G. und Urry, J. (2005): Travel time use in the informatiLyon age. In:              MARIE UNGELBACH, geb.: 1997, Zweitfach: Deutsch                              gekette bezeichnet. Wie Abbildung 1 entnommen
           Transportation research Part A: Policy and practice 39, S. 257-276.                   uxort@student.kit.edu
       Poppitz, A. (2009): Beruflich Bahnfahren: Aneignung des arbeitsbedingten                                                                                               werden kann, besteht eine einfache geschlossene
                                                                                                 JANNE WAGNER, geb.: 1998, Zweitfach: Biologie
           Bahnalltags bei Pendlern und Geschäftsreisenden, München: Rainer
           Hampp Verlag.
                                                                                                 uqgil@student.kit.edu                                                        Wegekette schon aus der Verknüpfung des Hin-
                                                                                                                                                                              und Rückwegs mit einer weiteren Beschäftigung
                                                                                                                                                                              zum Beispiel dem Arbeitsweg, oder dem Weg zum
                                                                                                                                                                              Einkaufen (Sicks und Holz-Rau 2011). Wenn dieser
                                                                                                                                                                              Weg zusätzlich mit anderen Aktivitäten verknüpft
                                                                                                                                                                              wird, unterscheidet man hier nach Art und An-
                                                                                                                                                                              zahl der Verknüpfung. So kann eine geschlossene
                                                                                                                                                                              Wegekette mit mehreren gleichen Aktivitäten ein
                                                                                                                                                                              Einkauf in mehreren Einkaufsmöglichkeiten an
                                                                                                                                                                              diversen Einkaufsstandorten sein. Eine geschlos-      Abb. 1: Differenzierung der unterschiedlichen Wegekettenarten
                                                                                                                                                                              sene Wegekette mit unterschiedlichen Aktivitäten      Quelle: ZIRN et al. 2018, 7

MARIE UNGELBACH, JANNE WAGNER                                                                                                                                                                                                   HENRIKE BOSSERHOFF, FABIENNE EHRLER
Karlsruher Geographische Umschau - Nachts auf dem Arbeitsweg - IFGG
14                                                                 Karlsruher Geographische Umschau 1 | 2021        Karlsruher Geographische Umschau 1 | 2021                                                                        15

        somit, wie eine solche Kosten-Nutzen-Abwägung hängt nach Davidson von den spezifischen Charak-              häufig die Auffassung vertreten, dass Wege-ketten      vorlie-genden Datensatzes überprüft.
        zustande kommt. Der Bezug zur Tageszeit, sowie teristika der Aktivitäten wie zum Beispiel der Dau-          fast nur bei Frauen auftreten. „[…] [D]iese Aussa-        Die Ergebnisse der Frage, unter welchen Um-
        der Einfluss des Wohn-, bzw. Arbeitsortes sind er oder dem Grad der Verpflichtung der Aktivität             ge bezieht sich jedoch auf alle Wege Erwerbstätiger    ständen auf dem Arbeitsweg Wegeketten gebildet
        zwei weitere zu erforschende Aspekte.               ab. Außerdem ist die Gestaltung der We-gekette          und Nicht-Erwerbstätiger, nicht nur auf dem Ar-        werden sind im Folgenden in einer Kombination
           Allgemein gilt es herauszufinden, unter welchen davon abhängig, auf welchem Weg sich die Person,         beitsweg.“ (Köhler 2012, S.65). Auch die Arbeits-      aus Statistiken, Schaubildern und schriftlicher
        Umständen Wegeketten gebildet werden. Dazu die die Wegekette bildet, befindet. So wird als wei-             zeit fließt mit Blick auf die Beschäftigungsform in    Darstellung aufgeführt. Thematisiert werden un-
        wird in der vorliegenden Arbeit zunächst der ak- teres Merkmal zwischen Hin- und Rückweg unter-             bisherige Untersuchungen mit ein, wird allerdings      ter anderem Unterschiede zwischen Wegeketten
        tuelle Stand der Forschung betrachtet. Hierbei gilt schieden (Davidson 1991). Wegeketten bedeuten           im Gegensatz zu Fahrzeiten nicht näher betrachtet      auf dem Hin- und Rückweg, welche Wegeketten
        es, vorhandene Forschungslücken zu finden und in den meisten Fällen eine Zeitersparnis, wodurch             (Köhler 2012).                                         am häufigsten gebildet werden und welchen Ein-
        diese im weiteren Verlauf mit Hilfe der erhobenen sie häufig von Personen geknüpft werden, welche              Folglich bestehen hinsichtlich der Fragen, inwie-   fluss die verschiedenen Verkehrsmittel auf deren
        Daten zu schließen. Die angewandten Methoden zeitlichen Restriktionen unterliegen (Weist 2010).             fern sich die Bildungen von Wegeketten auf dem         Bildung haben. Von weiterem Interesse ist der Ver-
        werden nach dem Stand der Forschung aufgeführt Diese Zeitrestriktionen können objektiv und sub-             nächtlichen Arbeitshin- bzw. Rückweg unterschei-       gleich der Wegeketten im Bezug zur Tageszeit.
        und erläutert. Anschließend werden die Ergebnis- jektiv begründet werden. Personen mit zu versor-           den und welche Aktivitäten mit den verschiedenen          Für die Analyse der vorliegenden Ergebnisse ist
        se der eigenen Erhebung                                                       genden Kindern, langen        Wegen verknüpft werden, sowie im Tages- und            eine allgemeine Betrachtung der Wegekettenbil-
        präsentiert. Dabei stellen                                                    Fahrtzeiten und Vollzeit-     Nachtvergleich der Wegeketten noch Lücken. Aus         dung notwendig. Somit werden im Folgenden aus-
                                            Wegeketten bedeuten in den
        sich Fragen wie: „Welcher                                                     beschäftigte    unterliegen   diesem Anlass wird im Folgenden auf diese Fragen       schließlich die Wege betrachtet, auf denen durch
                                         meisten Fällen eine Zeitersparnis,
        Aktivität wird am häufigs-                                                    meist einem Zeitdruck, der    Bezug genommen.                                        eine weitere Aktivität Wegeketten gebildet werden
                                         wodurch sie häufig von Personen
        ten nachgegangen?“, „Sind                                                     dafür sorgt, dass möglichst      Die Forschung bezüglich der Bildung von Wege-       (N = 281). Wie Abbildung 2 erkennen lässt, ist mit
                                          geknüpft werden, welche zeitli-
        Verknüpfungen abhängig                                                        viele Wege miteinander        ketten beschäftigte sich bisher vor allem mit We-      44% die am häufigsten ausgeübte Aktivität, welche
                                           chen Restriktionen unterliegen.
        von Rollenbildern oder Al-                                                    verknüpft werden sollen.      gen, welche am Tag zurückgelegt werden. Nächt-         innerhalb einer durchschnittlichen Arbeitswoche
        tersgruppen?“ und „Haben                                                      Dies soll ermöglichen, am     liche Wegeketten sind weitgehend unerforscht. Zu       mit dem Arbeitsweg der Befragten verknüpft wur-
        Teilzeitbeschäftigte mehr Zeit für weitere Aktivi- Ende alle Aufgaben oder Aktivitäten in möglichst         dieser Thematik wurden im Zeitraum zwischen            de, das Einkaufen. Bei der Befragung war es mög-
        täten als Vollzeitbeschäftigte?“. Ein Hauptaugen- kurzer Zeit zu erledigen (Köhler 2012).                   Juli und September von Studierenden des Karls-         lich mehrere Antworten für typische Aktivitäten,
        merk liegt zu guter Letzt auf der Frage, inwiefern     Diesen Ansatz bestärken Jou und Mahmassa-            ruher Instituts für Technologie 436 Erwerbstätige      die die Befragten mit ihrem Arbeitsweg verbinden,
        die Tageszeit Wegeketten beeinflusst. Ziel dieses ni. Laut ihnen sind Wegeketten vor allem von der          der sogenannten „Night Time Economy“ befragt.          anzugeben, weshalb die Zahl in der Legende die
        Artikels ist es, Thesen wie „Das Einkaufen über- individuellen Zeitplanung einer Person abhängig            Kriterien der Befragung waren unter anderem,           Nennungen und nicht die Personenzahl angibt.
        nimmt die Frau“, „Teilzeitbeschäftigung bedeutet und weniger von soziodemographischen Faktoren.             dass mindestens einer ihrer Arbeitswege zwischen       27% der genannten Aktivitäten zählen zum Be-
        automatisch mehr Freizeit“ oder „Jüngere Genera- Allgemein betrachtet ist über den Zusammenhang             22 Uhr abends und 6 Uhr morgens stattfindet            reich Freizeit im Allgemeinen, mit Aktivitäten wie
        tionen gehen vorwiegend Freizeitbeschäftigungen von Raumstruktur und Wegeketten wenig bekannt.              und deren Arbeitsplatz im Stadt- oder Landkreis        Freunde treffen, Shoppen oder Essen bzw. Trinken
        nach,“ entweder zu widerlegen oder zu stützen.      Eine der wenigen Untersuchungen, die den Ort der        Karlsruhe gelegen ist. Hierbei entschieden die Stu-    gehen in Bars oder
                                                            Aktivität thematisiert, kam zu dem Ergebnis, dass       dierenden selbst, wer und zu welchem Zeitpunkt            Restaurants. Diesem folgen sonstige Aktivitäten,
        Wegeketten in der Forschung                         71% der Befragten ihre Wegekette mit Aktivitäten        interviewt werden sollte. Ein Aspekt der Umfrage       wie Arztbesuche oder das Lernen in der Bibliothek
        Der aktuelle Stand der Forschung im Bereich der verbinden, die in der Nähe zu ihrem Arbeitsort              bezieht sich auf die Wegezeitnutzung und die ent-      und zuletzt mit 13% die Ausübung einer Sportart.
        Wegeketten ist noch lückenhaft. Nach Köhler gelegen sind. Im Vergleich dazu nutzten nur 28%                 stehenden Wegeketten des nächtlichen Arbeits-             Um die komplexen Entstehungsprozesse von
        werden Wege zur Arbeit häufig mit Einkäufen, periphere Angebote, wie außerhalb gelegene Ein-                weges. Zusammenfassend soll analysiert werden,         Wegeketten und die oben genannten Verknüpfun-
        Arztbesuchen oder Freizeitaktivitäten verbunden. kaufsmöglichkeiten. Des Weiteren werden Erledi-            welche Aktivitäten auf dem nächtlichen Arbeitsweg
        Diese Wegeketten werden geknüpft, um die All- gungen von Personen, deren Wohnort zentral gele-              verknüpft werden und unter welchen Umständen
        tagsorganisation in vielerlei Hinsicht zum Beispiel gen ist, verstärkt auf den Wegen erledigt. Personen,    Wegeketten gebildet werden.
        zeitlich und räumlich zu optimieren. Der Fokus die außerhalb wohnen, nutzen eher Angebo-te di-                 Die Daten wurden mit Hilfe eines weitgehend
        bereits vorhande-ner Literatur und Analysen von rekt in Wohnortnähe oder in Arbeitsortnähe (Köh-            standardisierten Fragebogens erhoben, wel-cher
        Wegeketten liegt vor allem auf der Wegelänge, ler 2012). Bei schlechten Anbindungen der Ver-                den Befragten die Möglichkeit bot, auch eigene An-
        der Verkehrsmittelwahl und der Anzahl, bzw. der kehrsmittel werden Aktivitäten auf Arbeitswegen,            merkungen zu ergänzen. Anschließend wurden die
        Dauer von Aktivitäten innerhalb einer Wegekette. die in periphere Regionen liegen, eher integriert als      gesammelten Daten bereinigt, so dass fehlerhafte
        Dabei wurden die getätigten Zwischenstopps im in zentral gelegenen. Diese müssen jedoch nicht im            Angaben nicht mit in die Analyse einflossen. Die
        Bezug zur ausgeübten Tätigkeit und der Lage sel- direkten Arbeitsortumfeld ausgeübt werden (Köh-            finale Bearbeitung und Analyse der Daten erfolgte
        ten in den Mittelpunkt der Analyse gestellt (Köhler ler 2012). Je mehr Möglichkeiten für Aktivitä-ten       mittels Analysesystemen für Statistische Arbeiten,
        2012). Köhlers Ergebnissen zufolge werden jedoch im Wohn- oder Arbeitsumfeld vorhanden sind,                wie Excel und SPSS. Somit war es möglich, Ergeb-
        von mehr als der Hälfte der Erwerbstätigen auf desto eher werden diese von Arbeitnehmer:innen               nisse zu der jeweiligen Forschungsfrage zu erhalten
        dem Arbeitsweg, oder direkt am Arbeitsort weitere genutzt (Schweer und Hunecke 2006). Der Zusam-            und graphisch darzustellen. Ergänzend zu der Ana-
        Aktivitäten ausgeübt, die als ge-schlossene Wege- menhang zwischen den Geschlechtern und der Bil-           lyse des Datensatzes wurden grundlegende Infor-
        kette mit mehreren verknüpften Aktivitäten gelten dung von Wegeketten auf dem Arbeitsweg ist nicht          mationen zum Thema „Wegeketten“ mittels Litera-        Abb. 2: Hauptverknüpfungen auf den Arbeitswegen (N=281)
        (Köhler 2012). Ob Aktivitäten gekoppelt werden, eindeutig belegt. In der Mobilitätsforschung wird           turrecherche zusammengetragen und mit Hilfe des        Quelle: Eigene Darstellung

HENRIKE BOSSERHOFF, FABIENNE EHRLER                                                                                                                        Wegeketten auf dem nächtlichen Arbeitsweg
Karlsruher Geographische Umschau - Nachts auf dem Arbeitsweg - IFGG
16                                                                Karlsruher Geographische Umschau 1 | 2021          Karlsruher Geographische Umschau 1 | 2021                                                                     17

        gen genauer erläutern zu können, wird im Folgen-     ist, dass Einkaufen die Aktivität ist, welche bei       Abb. 4: Verknüpfung der 20- bis
                                                                                                                     29-Jährigen (N=265)
        den zwischen dem Hin- und Rückweg differenziert.     beiden Geschlechtern am häufigsten mit dem Ar-
                                                                                                                     Quelle: Eigene Darstellung
        281 der 436 Personen bilden auf ihren Wegen We-      beitsweg verbunden wird. Dabei sind die Anteile
        geketten mit weiteren Verknüpfungen. Unterteilt      mit 38% der Frauen und 34% der Männer nahezu
        nach Hin- und Rückweg ergibt sich ein Anteil von     ausgeglichen. Zwar lässt sich anhand dieser Zah-
        28% der Befragten, die auf ihrem Hinweg zur Arbeit   len nicht bestätigen, dass sich das Rollenbild der
        weiteren Aktivitäten nachgehen. Auf dem Rückweg      Frau grundsätzlich verändert hat, jedoch belegen
        bilden 36% der Befragten Wegeketten mit weiteren     sie auch nicht die Annahme, dass ausschließlich
        Verknüpfungen.                                       Frauen für die Grundversorgung der Familie zu-
                                                             ständig sind. Diese geringe Differenz der Anteile
        Das Einkaufen übernimmt die Frau                     kann unter anderem darin begründet sein, dass
        – noch aktuell?                                      sich die „Rolle der Frau“ seit einigen Jahrzehnten
        Der wohl am häufigsten erforschte Bereich in Be-     im stetigen Wandel befindet und der Großteil der
        zug auf die Bildung von Wegeketten ist die Diffe-    Befragten zur Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen
        renzierung nach dem Geschlecht. Die These „Frau-     gehört. Dadurch wird vor allem die Sicht einer jün-
        en verknüpfen mehr Aktivitäten auf ihren Wegen       geren Generation repräsentiert, welche ein zuneh-
        als Männer“, baut darauf auf, dass sie vermehrt      mend verändertes Rollenbild vertritt als ältere Ge-
        Aufgaben ausüben, die dem „klassischen Rollen-       nerationen. Dabei ist anzunehmen, dass für sie die
        bild der Frau“ entsprechen. Unter diese Aufgaben     Frau als Arbeitnehmerin zur Normalität geworden
        fallen die Betreuung der Kinder oder die Instand-    ist, sowie die Aufgaben innerhalb eines Haushaltes      Einkaufen als Hauptver-                                  Datensatz jedoch nicht entnommen werden. Ein
        haltung des Haushaltes und die Grundversorgung       nicht zwangsläufig an Geschlechter verteilt werden.     knüpfung                                                 weiterer Aspekt, der erklärt, weshalb das Einkau-
        der Familie (Konrad 2014). Das Ergebnis der Da-      Die gegebene Differenz von 4% ist in diesem Falle       Eine weitere Möglichkeit, potenzielle Verknüp-           fen einen hohen Stellenwert einnimmt, stützt sich
        tenanalyse ist diesbezüglich jedoch relativ ausge-   ein Indiz dafür, dass eine Gleichberechtigung bei-      fungen zu kategorisieren, ergibt sich durch die          auf die unterschiedlichen Lebensweisen und Inte-
        glichen. Insgesamt wurden 247 Männer und 188         der Geschlechter aktuell noch nicht erreicht wurde,     Betrachtung verschiedener Altersgruppen. Die             ressen der Befragten. Es kann nicht davon ausge-
        Frauen befragt. Von den Befragten gehen 46% der      aber dennoch eine Veränderung in diese Richtung         Altersspanne von 20 bis 59 macht dabei 96% der           gangen werden, dass die Gesamtheit der Befragten
        Männer und 57% der Frauen auf ihrem Arbeitsweg       ersichtlich ist.                                        122 Befragten aus, welche den Arbeitshinweg mit          Interesse an sportlichen Betätigungen oder einer
        einer weiteren Aktivität nach. Daraus kann ge-          Des Weiteren kann der Abbildung entnommen            mindestens einer Verknüpfung verbinden. Bei ei-          Freizeitgestaltung außerhalb der eigenen vier Wän-
        schlossen werden, dass Frauen vermehrt dazu nei-     werden, dass sowohl bei sonstigen Aktivitäten als       ner Einteilung in Altersgruppen sieht man, dass          de hat. Im Vergleich zur individuellen Freizeitge-
        gen bereits bestehende Wege mit weiteren Aktivi-     auch im sportlichen Bereich das Geschlecht für die      sowohl auf den Hinwegen als auch auf den Rück-           staltung gehört die Besorgung von Lebensmitteln
        täten zu verknüpfen und ihren Arbeitsweg effizient   Aktivität keine bedeutende Rolle spielt. Lediglich      wegen die meisten Wegeketten von den 20- bis
        zu gestalten. In Abbildung 3 sind die nachgegan-     bei Freizeitaktivitäten ist mit knapp 9% Differenz      29-Jährigen getätigt werden. In Abbildung 4 sind
        genen Aktivitäten differenziert nach Geschlechtern   erkennbar, dass mehr Frauen, als Männer diesen          für diese Altersgruppe die einzelnen Verknüpfun-
        in prozentualen Anteilen dargestellt. Erkennbar      nachgehen.                                              gen nach den verschiedenen Wegen gegliedert. Die
                                                                                                                     hier gelb dargestellten Arbeitshinwege der 20- bis
                                                                                                                     29-Jährigen machen 71% der Gesamthinwege der
                                                                                                                     Befragten aus. Dabei ist das Einkaufen die am
                                                                                                                     häufigsten genannte Aktivität. Im Vergleich dazu,
                                                                                                                     sind die 20-29-Jährigen mit 62% auch auf den Ar-
                                                                                                                     beitsrückwegen die am meisten vertretene Alters-
                                                                                                                     gruppe. Indes verbinden sie diesen Weg eher mit
                                                                                                                     einer Freizeitaktivität. Auffällig ist vor allem, dass
                                                                                                                     das Einkaufen in nahezu allen Altersgruppen unab-
                                                                                                                     hängig vom Hin- oder Rückweg der Arbeit, die am
                                                                                                                     häufigsten genannte Verknüpfung darstellt.
                                                                                                                        In Großstädten wie Karlsruhe sind Einkaufs-
                                                                                                                     möglichkeiten, welche bis 24 Uhr geöffnet haben,
                                                                                                                     und Tankstellen, die teilweise rund um die Uhr
                                                                                                                     zugänglich sind, keine Seltenheit. Sport- und Frei-
                                                                                                                     zeitangebote sind im Hinblick auf Öffnungszeiten
                                                                                                                     meist eingeschränkter zugänglich. Welche Ver-
                                                                            Abb. 3: Verknüpfungen differenziert
                                                                                  nach Geschlechtern (N=436)         sorgungsangebote die Befragten in welcher Form           Foto 1: Einkaufen auf dem Rückweg von der Arbeit
                                                                                        Quelle: Eigene Darstellung   genau in Anspruch genommen haben, kann dem               Foto: L. Barkawitz

HENRIKE BOSSERHOFF, FABIENNE EHRLER                                                                                                                          Wegeketten auf dem nächtlichen Arbeitsweg
Karlsruher Geographische Umschau - Nachts auf dem Arbeitsweg - IFGG
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