Kippen-Regosol Steckbriefe Brandenburger Böden - Nr. 2.1 Kippen-Regosol
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1. Allgemeines und Geschichte 2. Entstehung und Verbreitung Der Regosol kommt als junger Boden nicht nur auf Der Humushorizont eines Regosols ist i.d.R. mächtiger Flug- und Dünensanden sowie erodierten Standorten als 2 dm und liegt unverwittertem carbonatfreien bzw. - vor, sondern findet weite Verbreitung auf Kippen- armen Lockergestein auf. Die Humusakkumulation auf flächen. Eine Vielzahl ehemaliger und aktiver Braun- Kippen ist selbst nach 30 Jahren noch nicht abge- kohlentagebaue prägt die Landschaft Südbranden- schlossen. Im Zuge der Rekultivierung werden soweit burgs. Der vollständige Abbau des Deckgebirges (ter- möglich kulturfreundliche quartäre Deckgebirgs- tiäre und quartäre Lockersedimente) zur Gewinnung schichten oberflächig in einer Mächtigkeit von 2 m ver- von Braunkohle führte neben gravierenden Störungen kippt. Als wichtiger bodenbildender Prozess auf ter- des Landschaftswasser- und Stoffhaushaltes zum tiären, stark schwefelhaltigen Kippstandorten vollzieht kompletten Verlust sämtlicher natürlicher Bodenfunk- sich neben der Humusakkumulation die Pyritverwitte- tionen und der Archivfunktion. Die Rekultivierung hat rung (Eisensulfidoxidation). Diese führt zu einer star- nach Maßgabe des Bundes-Berggesetzes zu erfolgen. ken Bodenversauerung und infolgedessen zu intensi- Etwa 60 % der Abschlusskippen bestehen aus terti- ver Primärmineralverwitterung. Sekundär aus den ären kohle- und schwefelhaltigen Substraten bzw. aus Reaktionsprodukten der Mineralverwitterung gebildete dem Gemenge tertiärer und quartärer Substrate. Sulfatsalze steuern die Bodenlösungszusammenset- „Kulturfreundliche“ Sande und Lehme des quartären zung. Es findet auch in Quartärsubstraten eine Aus- Deckgebirges bilden einen geringen Anteil der Kippen- waschung leichtlöslicher Salze statt, die Salzdynamik oberflächen. Tertiäre Kippsubstrate sind nur nach einer ist jedoch im Vergleich zu schwefelsauren Tertiär- Grundmelioration für land- und forstwirtschaftliche substraten von untergeordneter Bedeutung. Weitere Nutzung geeignet. Bei tertiären Kippsubstraten wird in auf Brandenburger Kippen ebenfalls vorkommende einer Tiefe von 6 bis 10 dm Kalk (bzw. basisch wirken- Böden sind Lockersyroseme, Pararendzinen und Ri- de Kraftwerksasche) eingearbeitet. Anschließend er- gosole. folgt eine bedarfsgerechte Grunddüngung mit Stick- stoff, Phosphor und Kalium. Bei kalkreichen, quartären Substraten kann auf eine Kalkmelioration verzichtet werden. Laut LMBV wurden im Land Brandenburg bisher 67 % (ca. 30.760 ha) der bergbaulichen Fläche wieder nutzbar gemacht, hauptsächlich wurde aufge- Überdeckung der kulturfeindlichen tertiären Förderbrückenkippe mit quartären Substraten mittels Bandabsetzer, hier im Tagebau forstet. (Stand 01.01.2020) Welzow-Süd, LK Spree-Neiße. (Bild links oben) Verschiedene Sukzessionsstadien und Steinhaufen tragen zur Erhöhung der Strukturvielfalt bei. (Bild links unten) Bodengesellschaften mit Regosolen aus Kippsubstraten im Land Brandenburg Quelle: Bodenübersichtskarte des Landes Brandenburg, M ca.1:2,5 Mio. c Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg (LBGR) 2 MLUK Steckbriefe Brandenburger Böden
3. Standort und Profil Lage: .............Groß Beuchow, LK Oberspreewald-Lausitz, Bodensystematische Einheit: .........(Acker)Regosol (RQp) 70 m ü. NN Ausgangssubstrat: kohleführender, präquartärer Kippsand Relief: ......fast nicht geneigter, vertikal und horizontal stark über tiefem quartären Kippsand konvexer Oberhang Bodenform: ..................................RQp: oj-(x)s(lpq)//oj-s(lq) Mittlere Niederschlagshöhe: ..............................670 mm/a Humusform: .......................................................Acker-Mull Mittlere Jahrestemperatur: .......................................8,2 °C Grundwasser: ...............................................................fern Nutzung: .....................................................................Acker Effektive Durchwurzelungstiefe: ...............................5 dm Vegetation: ...................................................Wintergetreide Nutzbare Feldkapazität: ...........................................58 mm Bodenklasse: ..................................................Ah/C-Böden Horizont Substrat Horizontbeschreibung Bereich in cm jAp sehr dunkelgraubrauner Ackerhorizont, schwach humos, carbonatarm, Subpolyedergefüge mit mittlerer 0-30 Lagerungsdichte und mittlerer Durchwurzelung oj-s(lpq) Kippsand (St2) aus präquartärem Lockergestein jilCv dunkelgraubrauner, stellenweise dunkelbrauner, verwitterter silikatischer Untergrundhorizont, sehr 30-90 schwach humos, Einzelkorngefüge, geringe Lagerungs- dichte, mittlere Durchwurzelung oj-(x)s(lpq) kohleführender Kippsand (St2) aus präquartärem Locker- gestein, mittlerer Anteil an Kohlebrocken und geringer Anteil an Geschiebemergelbrocken jelCv brauner bis dunkelbrauner, verwitterter mergeliger Untergrundhorizont, schwach carbonathaltig, 90-150 Polyedergefüge oj-es(Mg,lq) Kippcarbonatsand aus Geschiebemergel und quartärem Lockergestein jilCv brauner, verwitterter silikatischer Untergrundhorizont, 150-200+ Einzelkorngefüge oj-s(lpq) Kippsand aus präquartärem Lockerstein Frisch planierte Kippe mit dem angefallenen Abraum, in den jetzt noch Kalk, Mineraldünger (Stickstoff, Phosphor, Kalium) und ggf. organische Bodenverbesserungsmittel (z.B. Biogrünkompost) ein- gearbeitet werden. (Bild links unten) Horizont TRD Ton Schluff Sand pHCaCl2 CaCO3 Humus g/cm³ % % % % % jAp 1,62 10 7 83 7,4 0,7 1,77 jilCv 1,47 7 4 89 7,5 n.b. 0,59 jelCv n.b. 15 15 70 7,7 2,85 0,59 jilCv n.b. n.b. n.b. n.b. n.b. n.b. n.b. Steckbriefe Brandenburger Böden MLUK 3
4. Eigenschaften und Funktion 5. Gefährdung und Schutz Die tertiären und tertiär-quartären Mischsubstrate sind Kippenböden ohne schützende Vegetationsdecke sind locker gelagert, verfügen über ein hohes Porenvolu- stark wind- und wassererosionsanfällig sowie verdich- men und sind damit gut durchlüftet. Die vorteilhaften tungsgefährdet. Der Austrag von Eisen-, Aluminium- physikalischen Eigenschaften kommen jedoch durch und Sulfationen über das Sickerwasser kann zu einer die ungünstigen Reaktionsverhältnisse und die ge- starken Versauerung des Grundwassers führen. Eine ringe Nährstoffverfügbarkeit nicht zum Tragen. Minimierung der von den Kippen ausgehenden Stoff- Eingesetzte Meliorationsmittel können die Reaktions- frachten kann beispielsweise durch die Folgenutzung verhältnisse im Oberboden (0 bis 6 dm) tertiärer Stand- Wald erfolgen, da durch hohe Biomasseproduktion orte auf einem Ziel-pH-Wert-Niveau von etwa 5,5 und Verdunstung die Stoffaustragsraten vermindert (Forstwirtschaft) bis 6,5 (Landwirtschaft) stabilisieren, werden. Tertiäre und quartäre Abraumsubstrate sind während der pH-Wert im Untergrund bis auf 2,8 i.d.R. frei von anthropogen erhöhten Gehalten an absinken kann, pH-Werte > 7 sind die Ausnahme. Ne- Schadstoffen. Die Gehalte an Cd, Pb, Zn, oder Cu ben der Erhöhung der Pufferkapazität verbessern sich entsprechen in etwa den Hintergrundwerten von Ober- die Struktur- und Sorptionseigenschaften sowie der böden des Tagebauumlandes. Wasser- und Nährstoffhaushalt des Bodens. In der ehemaligen DDR wurden zwischen 1950 und 1990 basenreiche Kraftwerksfilteraschen zur Melioration eingesetzt. Nach Möglichkeit werden an der Ober- fläche quartäre lehmige Substrate verkippt, die eine hohe Bodenfruchtbarkeit aufweisen. Kippenböden besitzen eine besondere Lebensraum- funktion, v.a. für Pionierarten (z.B. Silbergras - Coryne- phorus canescens), die sich an die extremen Be- dingungen von Rohböden angepasst haben. Häufig entwickeln sich Zwergstrauch- und Besenginsterhei- den sowie lockere Birken-Kiefern-Gehölze. Auf 54 % des forstlich genutzten Areals ist die Kiefer die Haupt- wirtschaftsbaumart. Derartige meist instabile Kiefern- reinbestände entsprechen jedoch nicht den standört- lichen Möglichkeiten und waldbaulichen Zielen. Der zeitgemäße ökologische Kippenwaldbau orientiert sich an der potenziellen natürlichen Vegetation und strebt vorrangig arten- und strukturreiche Nadel-/Laubholz- mischbestände (Kiefer, Eiche) an. Mit Hilfe datierter Alt-Kippen besteht die Möglichkeit, die langfristige Bo- denentwicklung auf Sonderstandorten zu untersu- chen. Sie gehören daher zu Böden mit Archivfunktion. Gelungene Schwarzkiefernaufforstung am Kraftwerk Jänschwalde, LK Spree-Neiße. (Bild rechts) Braunkohlentagebaurestloch - nicht rekultivierte Tagebauflächen unterliegen durch Bodenerosion und Sukzession einem ständigen Wandel. (Bild links) Impressum: Herausgeber: Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg (MLUK), Öffentlichkeitsarbeit Redaktion: Referat Bodenschutz Fachbeiträge: Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNE), Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz, Beate Gall, Rolf Schmidt; Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg (LBGR), Albrecht Bauriegel Fotos: Titelseite - Landwirtschaftliche Nutzfläche auf der Bärenbrücker Höhe am Kraftwerk Jänschwalde, LK Spree-Neiße, Hartmut Rauhut 2. Seite - links oben Hartmut Rauhut, links unten Harald Hirsch 3. Seite - links unten Harald Hirsch, Profilfoto Dieter Kühn 4. Seite - links Harald Hirsch, rechts Hartmut Rauhut Gestaltung: WATZKE-DESIGN, Michendorf Potsdam, 2003, 3. aktualisierte Auflage, Dezember 2020 © MLUK Brandenburg Die Verwendung des Steckbriefs zu gewerblichen Zwecken, auch in Aus- zügen, bedarf der Genehmigung des Herausgebers. 4 MLUK Steckbriefe Brandenburger Böden
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