Kompakt - Katholische Kirche Steiermark

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Kompakt - Katholische Kirche Steiermark
kompakt
Ostern 2022

      www.katholische-kirche-steiermark.at/ostern   FÜR STEIERMARK_MAGAZIN
Kompakt - Katholische Kirche Steiermark
FOTOS: GERD NEUHOLD (2), WONDERLANE/UNSPLASH
     Kaum verblasst die Corona-Pandemie, bricht der Krieg in der
     Ukraine über uns alle herein, mit dem verglichen alle Sorgen
     rund um Corona klein erscheinen. Machtlosigkeit, ja Ohnmacht
     trifft uns alle und man ist versucht, ähnlich Jesus am Kreuz zu
     klagen: „Mein Gott, warum hast Du uns verlassen?“

     Trotz allem, was uns bedrückt, brauchen gerade wir Christinnen
     und Christen nicht zu verzagen, denn für uns gilt stets: Der Herr
     ist unser Hirte und an nichts wird uns mangeln. Selbst wenn
     rund um uns die Welt aus den Fugen zu geraten scheint, gibt es
     für uns Zuversicht und Hoffnung. Ostern ist das beste Beispiel
     dafür. Jesus, die große Hoffnung für eine bessere Zeit, stirbt
     am Kreuz. Der Himmel verdunkelt sich, Furcht greift um sich.
     Doch das ist nicht das Ende. Christus kommt aus dem Reich der
     Toten zurück, sorgt für ein Aufleben unter seinen Anhängern
     und pflanzt jene göttliche Hoffnung in das junge Christentum
     ein, welche die größte Glaubensgemeinschaft der Welt bis heute
     nicht verzagen lässt.

     Auf Gott und seine Zuwendung vertrauend wünsche ich Ihnen
     gesegnete Ostern.

                  Wilhelm Krautwaschl, Diözesanbischof

2   aufleben
Kompakt - Katholische Kirche Steiermark
Editorial

Aufatmen –
aufleben
H
        aben Sie diesen           den, je näher die Karwoche        Licht und Leben. Ostern kann
        Frühling auch schon       rückt, schlichter ausgestattet,   beides schenken. Auf dem
        sehnlich erwartet?        Fastentücher verhüllen Kreuze     Weg dorthin darf ich mich fra-
Oder lassen Sie den Winter        und Altäre. Die Bildsprache       gen: Woran habe ich schwer
und den Schnee nur ungern         der katholischen Tradition        zu schleppen? Was kann ich
ziehen? Die langen, dunklen       verdichtet sich besonders         vertrauensvoll loslassen?
Tage haben wir hinter uns.        an den drei Tagen bis zur         Aber auch: Was geschieht an
Das Zuhause-Sitzen auch.          Osternachtfeier. Vom letz-        Gutem? Was stärkt mich? Und
Mein Drang, in die Natur zu       ten gemeinsamen Essen, das        dann, allem Schweren zum
gehen und Frühlingsluft zu        Jesus zusammen mit seinen         Trotz, mit der erwachenden
atmen, wird täglich stärker.      Jünger:innen einnimmt, über       Natur: aufatmen. Und mit
Auch wenn ich beim Beob-          die Todesangst, die er vor        der Zusage von Ostern der
achten eines Windstoßes, der      seiner Verhaftung durchlebt,      Dunkelheit entkommen und:
durch die blühenden Bäume         zum Weg der Schmerzen bis         aufleben! l
fährt und Pollenwolken auf-       zum Tod am Kreuz.
wirbelt, allen Allergiker:innen
still mein Beileid ausspreche.    Doch im Dunkel des Todes
                                  wird ein Licht entzündet.
Dass die Dunkelheit im Leben      Eine Kerze vermag die Nacht
nicht das letzte Wort hat,        zu erhellen. Jesu Auferste-
feiern wir Christ:innen passen-   hung strahlt in diese Welt, in
derweise auch im Frühling.        mein Leben. Im dritten Jahr
Die Vorbereitungszeit auf das     der Pandemie, wo manches
Osterfest enthält Elemente der    schon Gewohnheit geworden
Reinigung und des Mini-           ist, inzwischen aber Anderes      Katharina Grager
malismus. Menschen üben           und auch Neues die Gemüter        ist Theologin und R
                                                                                      ­ edakteurin
in der Fastenzeit bewussten       belastet, spüre ich in mir eine   beim Sonntagsblatt für
Verzicht, Kirchenräume wer-       noch größere Sehnsucht nach       Steiermark.

                                                                                      aufleben       3
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Hoffnung
geben
In diesen Tagen schickte uns Taline Kechichian
dieses klare und lichte Hoffnungsbild mit den
Worten: „Der heilige Franziskus zeigt uns, dass
wir in dieser Welt nur für kurze Zeit leiden und
Kreuze tragen. Jesus, das Licht, wartet auf uns.
Im Licht Jesu und nur dort werden wir frei,
ohne Krieg und ewig leben.“
Es ist eine mutmachende Botschaft aus ihrer
Heimat, dem Libanon, in dem die Menschen
schwer erschüttert, in großer Bedrängnis und
Unfreiheit leben.

Auch aus der Ukraine und anderen Krisen- und
Kriegsregionen der Welt erreichen uns Bilder,
die uns bewegend vor Augen führen, wie
Menschen in größter Gefahr und Dunkelheit
zusammenstehen, auf Gott vertrauen und den
Glauben an das Gute nicht verlieren.
Unsere Geschwister in Not zeigen uns damit
zutiefst berührend, was es heißt, offenzubleiben
und aufs Äußerste füreinander da zu sein.

TEXT: GERTRAUD SCHALLER-PRESSLER
BILD: TALINE KECHICHIAN, „San Francesco“(2021), Druck­
grafik Linoldruck, als Wandbild ursprünglich aus Dankbarkeit
für die St.-Franziskus-Kirche in Zahlé/Libanon gemalt.

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Krieg in der Ukraine

Den Albtraum üb
Die Diözese Graz-Seckau unterstützt über
das Welthaus seit mehr als zwanzig Jahren
Menschen in der Ukraine. Projektreferentin
Agnes Truger koordiniert diese Hilfe und
berichtet über das vom Krieg gebeutelte Land.

A
          ls ich am 1. Novem-     nen Donezk und Lugansk und
          ber 2013 den Flug       erklärten sie für unabhängig.
          von Kiew zurück
          nach Österreich         Diese Ereignisse haben die Uk-
nahm, war mir nicht bewusst,      raine nachhaltig destabilisiert:
dass sich die Ereignisse in       Fast zwei Millionen Menschen
der Ukraine wenig später          mussten aus dem Osten in
überschlagen würden: Die          andere Landesteile flüchten.
Nichtunterzeichnung des           Das Minsker Friedensabkom-
Abkommens mit der EU führte       men im Jahr 2015 hat die
zu Massenprotesten, einer         Gewalt zwar eingedämmt, der        Versorgt. Pakete mit Lebensmitteln u
Regierungsumbildung und Prä-      Konflikt konnte aber nicht be-
sidentenwahlen. Als Antwort       friedet werden. „Wir leben seit
darauf annektierte Russland im    acht Jahren mit dem Krieg.         wissend, wie wichtig diese
Frühjahr 2014 die Halbinsel       Fast täglich gibt es Berichte      Entscheidung sein würde.
Krim. Separatisten besetzten      über Grenzverletzungen,
mit russischer Hilfe die Regio-   Verletzte und Tote. Kann man       Hilfe. Die Ereignisse im
                                  sich je daran gewöhnen?“           Februar 2022 markieren einen
                                  Bereits im Jänner 2022 war die     Wendepunkt in der Geschich-
                                  Verzweiflung in der Stimme         te Europas: Nach der TV-An-
                                  unserer Projektpartnerin nicht     sprache Putins am 21. Februar
                                  zu überhören. Die ausufern-        konnten viele Ukrainer:innen
                                  de Wirtschaftskrise und die        nicht mehr zur Ruhe kom-
                                  Belastungen durch die Pan-         men. Drei Tage später wurden
                                  demie brachten die Ukraine         sie durch Detonationen aus
                                  schon 2021 an den Rand einer       dem Schlaf gerissen. Ein bruta-
                                  humanitären Katastrophe.           ler Krieg nahm seinen Anfang.
                                  Als Reaktion darauf beschloss      Unsere Projektpartner:innen
                                  Welthaus, Hilfspakete mit          im Nordosten waren in ihrer
Engagierte vor Ort packen         Lebensmitteln und Hygiene-         Stadt eingekesselt. Im März
Hilfspakete. FOTO: WELTHAUS       artikeln zu finanzieren – nicht    konnten sie zumindest noch

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berstehen
                                                                               WO TANKE ICH
                                                                               HOFFNUNG?

                                                                               Die letzten Jahre waren ein
                                                                               Schock für uns. Wie schafft
                                                                               man es, weiterzuleben?

                                                                               Wir beten die ganze Zeit
                                                                               und reden mit Gott, und Er
                                                                               hört uns und fühlt mit uns.
                                                                               Er stärkt uns.

                                                                               Wir loben Ihn auch in
                                                                               Schwierigkeiten, wie wir Ihn
                                                                               gelobt haben in Frieden und
                                                                               Gesundheit.

                                                                               Er lässt uns nicht vor
                                                                               Hunger sterben, wir danken
                                                                               Ihm mit einem dankbaren
                                                                               Herzen.

                                                                               Die Situation ist oft ganz
 nd Hygiene­produkten helfen der notleidenden Bevölkerung. FOTO: WELTHAUS      schwer, wir können es nicht
                                                                               alleine tragen.

      alte und kranke Menschen so-       und Freund:innen zu helfen,           Aber: Er ist mit uns. Unsere
      wie Familien mit Kleinkindern      diesen Albtraum zu über­              Hoffnung kommt vom
      mit Lebensmitteln unterstüt-       stehen. l                             Himmel.
      zen. Im Westen des Landes
      müssen hunderttausende             Agnes Truger ist Referentin für die   Und es ist unglaublich,
      Flüchtlinge versorgt werden.       Ukraine und die Slowakei im Welt-     wie unser lieber Vater im
                                         haus der Diözese Graz-Seckau.
      Welthaus hilft hier über die                                             Himmel kleine und große
      Projektpartner:innen in Ivano-                                           Zeichen schickt.
      Frankivsk.
                                         Sie möchten helfen?
                                                                               Sie sagen mir:
      „Wir wünschen uns, es möge         Spendenkonto:                         Habt keine Angst,
                                         AT79 2081 5000 0191 3300
      nur ein Albtraum sein, der                                               ICH bin mit euch!
                                         Kennwort: Ukraine
      vergeht. Leider wachen wir am
                                         Online-Spenden & Infos:
      Morgen auf und der Albtraum
                                           graz.welthaus.at/ukraine
      ist unser reales Leben“, schil-                                          Taline Kechichian, Libanon,
      dert unsere Projektpartnerin       Weitere Möglichkeiten, wie Sie        Ostern 2022, aufgezeichnet
      die aktuelle Lage. Welthaus        helfen können, finden Sie unter       von Gertraud Schaller-Pressler
      versucht, den Partner:innen           caritas-steiermark.at.                taline-kechichian.com

                                                                                               aufleben     7
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aufleben einüben

Durch- und wachgerüttelt
Was bleibt, wenn das Leben gesiebt wird?
Perspektiven von Krisen- und Lebenserfahrungen.
SABINE PETRITSCH

I
      ch muss stark sein, dann schaffe ich das.                       „alles wird“, möglicherweise nur ein bisschen
      Alle sagen: Du bist ein Stehaufmanderl.                         anders, und nicht alles liegt in unserer Hand.
      Ich frage vorsichtig zurück, was das nun
      für ihn bedeute, stark zu sein, als Mann,                       Aussieben. Ich möchte dem Wort „Krise“ auf
der schwer erkrankt ist. Er erwidert, ja, einfach                     die Spur kommen. Im Herkunftswörterbuch
gewisse Gefühle nicht zulassen. Diese sind Ohn-                       „Kluge“ steht u. a.: Entscheidung, urverwandt
macht, Verwundbarkeit, Ausweglosigkeit. Dann                          mit dt. Reiter, Sieb. Ist das nicht eine wun-
fragt er mich als Krankenhausseelsorgerin, ob                         derbare Definition? Ein Sieb reitert ein paar
es denn nicht stimme, dass man eine Krise als                         Elemente heraus. So erlebe ich es bei vielen
Chance nützen müsse?                                                  Menschen und bei mir selbst, wenn wir in
   In der Geistlichen Begleitung fragt mich eine                      der Krise sind. Wir werden durchgeschüttelt.
junge Frau, ob ich ihr helfen könne, ihre spiritu-                    Oft dringt etwas an die Oberfläche: Fragen,
elle Ader wiederzubeleben. Es stellt sich heraus,                     Gefühle, Sehnsüchte. Und was hilft nun,
Spiritualität soll ihr über gewisse Momente der                       daran nicht zu zerbrechen, wieder in Form zu
beruflichen und familiären Überforderung hel-                         kommen?
fen – möglichst effektiv. Sie will daraus lernen.                        Es gibt so viele furchtbare Ereignisse im Leben,
                                                                      die stark verformen und Menschen mit einer
Der Satz, die Krise biete eine große Chance, hat                      offenen Wunde leben lassen. Wie eine Frau, die
sich eingeschrieben, genauso die Überzeugung,                         ihr einziges Kind vor fünfzig Jahren verloren
mit Stärke, Widerstandskraft und erlernbaren                          hat, während ihr ganzes Umfeld nicht versteht,
Strategien wird „das alles“ schon wieder. Sie                         warum sie denn noch immer daran so hängt.
merken, ich bin ein wenig skeptisch, und doch                         Erzählen kann sie keinem mehr davon. Sie sagt,
wieder nicht. Ich glaube nämlich schon, dass                          es tut weh, aber es ist mein Schmerz, der mich

IMPRESSUM: inpuncto kompakt ist das Magazin des Sonntagsblatt für Steiermark,
Bischofplatz 2, 8010 Graz. Geschäftsführung: Heinz Finster. Medieninhaber und
Herausgeber: Bischöfliches Ordinariat Graz-Seckau, Bischofplatz 4, 8010 Graz.
Herstellung: Druckerei Ferdinand Berger & Söhne GmbH, 3580 Horn. Verantwortlich
für die Redaktion dieser Ausgabe: Helmut Schmidt (Leitung), Tamara Häusl (CvD),                       Das Österreichische Umweltz
Marlies Prettenthaler-Heckel, Inge Lang, Heinz Finster, alle: Sonntagsblatt für                       für Druckerzeugnisse, UZ 24,
Steiermark, Bischofplatz 2, 8010 Graz. Grafik: Franz Pietro/DigiCorner, 8010 Graz.                    Ferdinand Berger & Söhne G

Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheber­
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8
inpuncto-Gesamtauflage:    225.000 Exemplare.
                       aufleben                                                        Ferdinand Berger & Söhne GmbH.
                                                                             Unbenannt-1 1
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Blickwinkel.
Wenn die eigene
Welt plötzlich Kopf
steht, sieht man
manches klarer.

                                                                                      FOTO: CLAUDIA SCHEUCHER

leben lässt. Das Ausgesiebte       da noch was gibt. Meinen Sie        Manchmal treffen Menschen
kann zum kostbaren Teil wer-       Gott?, zögere ich. Ja, so was       bewusste Entscheidungen,
den. Im Laufe des Gesprächs        Ähnliches. Er teilt mit mir die     manchmal auch nicht. Ich
frage ich vorsichtig, ob es noch   Erfahrung, dass sich, wenn er       persönlich glaube, hilfreich
was gibt. Ja, Sommerkleider.       komplett schmerzfrei ist, eine      sind Menschen, die anderen
Sie liebt den Sommer und die       gelassene Freiheit einstellt, die   Nähe bieten und sich nicht
Kleider, da fühlt sich das Leben   sich anfühlt, als sei sie nicht     so schnell erschrecken lassen
ganz anders an und strahlt. Wir    von dieser Welt. Ich schweige,      von dem, was da alles aus-
beide lachen über alle Maßen.      denke an die Auferstehung. Er       gesiebt worden ist, begleitet
   Überrascht über seine Dia-      schweigt, antwortet, vielleicht     von einer Hoffnung für die
gnose, nun den Tod so knapp        sind wir und alles, was es so       andere und den anderen. Als
vor Augen zu haben, sagt ein       gibt, aufgehoben. Ich meine,        ich einem Bekannten erzähl-
Mann, ich hab jetzt genau          ja, darauf vertraue ich schon.      te, ich werde Seelsorgerin,
zwei Freunde, mit denen ich        Für mich heißt das Ostern.          sagte er, das kannst du nur,
sprechen kann. Früher hatte er                                         wenn du an das Leben für den
stattlich viele. Ich bin neugie-   Fürchte dich nicht. Müs-            anderen glaubst. Ohne billige
rig: Was zeichnet diese beiden     sen wir die Krise als Chance        Vertröstung, aber in großem
aus? Mit denen kann ich auf        nützen? Zunächst ist die Krise      Vertrauen. Und so jemanden
ein Bier gehen, wir lachen und     bitter, man entkommt ihr            brauchen wir alle. l
alle hatten schon einmal die       nicht. Und dann gibt es Mög-
Erfahrung, dem Tod knapp           lichkeiten, wie es weitergeht,      Sabine Petritsch ist Theologin,
entkommen zu sein und              und jedes einzelne Leben zeigt      Krankenhausseelsorgerin und
irgendwie schon auch, dass es      einen Weg.                          Geistliche Begleiterin.

                                                                                           aufleben       9
Kompakt - Katholische Kirche Steiermark
aufleben einüben

gehimmelt und geerdet sein
Wenn die innere Stabilität ins Wanken kommt, kann
bewusstes Atmen helfen, wieder zur Ruhe zu kommen.
MARLIES PRETTENTHALER-HECKEL

V
        ieles bedrängt uns: die    Verbindung. Ein wichtiges         im Hier und Jetzt und mit
        geopolitische Lage,        Instrument dafür ist unser        Himmel und Erde verbinden:
        Kriegsbilder, die Folgen   Atem. Einatmen – ausatmen –       aufstehen, bewusst atmen, den
der Pandemie, persönliche          das passiert ohne unser aktives   Atem aus dem Himmel holen
Krisen. Da können die innere       Tun. Das Leben atmet in uns,      und beim Ausatmen die Him-
Stabilität und das Vertrauen       ist Geschenk. Die Luft strömt     melskraft in mir verteilen, den
ins Gute abhandenkommen.           in uns ein und wir lassen sie     Atem aus der Erde holen und
Ein stärkendes Ritual gegen        wieder gehen, nicht ohne uns      beim Ausatmen die Erdkraft in
Angst und Verunsicherung           genährt zu haben. Nehmen          mir verteilen; mich als Wesen
kann in solchen Situationen        wir uns öfters Zeit für solche    zwischen Himmel und Erde
helfen, sich wieder mit dem        Atempausen.                       gesegnet fühlen – gehimmelt
tragenden Lebensstrom zu              Die Ritualgestalterin Johan-   und geerdet sein – auch ande-
verbinden und so verbunden         na Neußl beginnt ihre Rituale     re segnen.“ Mit Gesten kann
zu bleiben mit der Hoffnung        mit einem Bewusstwerden           dieses Atemholen verstärkt
und der Zuversicht.                dieses Atems: „Mich verorten      werden. l

 (Neu-)Aus-
   richtung.
    Stabil mit
   den Füßen
   am Boden
  stehen, die
    Hände in
 den Himmel
strecken und
 durchatmen
  kann dabei
       helfen,
   Blockaden
     zu lösen.
FOTO: PRICILLA DU
  PREEZ/UNSPLASH

10                  aufleben
ATEMPAUSEN FÜR DIE SEELE
MEDITATION
                                                                                                 Ignatianische Einzelexerzitien
was uns verbindet                                                                                Exerzitien sind ein geistlicher, beglei-
                                                                                                 teter Übungsweg, um dem Leben
manchmal fehlende worte
                                                                                                 vertieft auf die Spur zu kommen. Äu-
manchmal der schmerz
                                                                                                 ßere Stille, durchgehendes Schweigen
manchmal die ausweg-
                                                                                                 und Beten mit Texten aus der Bibel
losigkeit
                                                                                                 sind Elemente, die Gotteserfahrungen
manchmal der ärger
                                                                                                 ermöglichen. Das Haus der Frauen
manchmal die anklage
                                                                                                 bietet von 1. bis 6. Mai 2022 Ignatia-
manchmal nichts
                                                                                                 nische Einzelexerzitien unter Beglei-
was uns verbindet                                                                                tung von Sr. Amata Rindler SDS an.
                                                                                                    www.hausderfrauen.at
manchmal ein hoffnungs-
schimmer
manchmal eine erfahrung
von sinn
                                                                                                 Fastenwanderwoche
manchmal ein berührtsein
                                                                                                 Das Fasten ist ein wunderbarer Weg,
von schönheit
                                                                                                 um wieder zu sich selbst zu finden.
manchmal eine wertvolle
                                                                                                 Im Rahmen einer Fastenwoche von 1.
erinnerung
                                                                                                 bis 8. Mai 2022 im Stift St. Lambrecht
manchmal eine gewissheit
                                                                                                 finden Körper, Geist und Seele wieder
manchmal eine liebe
                                                                                                 ihre Balance – durch viel Bewegung
Marlies Prettenthaler-Heckel                                                                     an der frischen Luft, Meditationen,
                                                                                                 Wyda-Übungen (europäisches Yoga)
                                                                                                 u. v. m. Gefastet wird nach der soge-
                                                                                                 nannten Buchinger-Methode.
                                                                                                    www.stift-stlambrecht.at/
                                                                                                    schule-des-daseins

                                                                                                 Freude und Kreativität
                               FOTOS: PIXABAY, STIFT ST. LAMBRECHT, HAUS DER STILLE

                                                                                                 als Lebenspraxis
                                                                                                 Im Haus der Stille entdecken Sie von
                                                                                                 25. bis 29. Mai Ihre eigene Freude
                                                                                                 und Kreativität neu. Ausgewählte
                                                                                                 Texte des Religionsphilosophen Mar-
                                                                                                 tin Buber, sanfte Körperarbeit und
                                                                                                 gemeinsames Singen öffnen das Herz.
                                                                                                 Übungen zur Selbstwahrnehmung
                                                                                                 und achtsame Gespräche vertiefen
                                                                                                 das Erlebnis.
                                                                                                    www.haus-der-stille.at

                                                                                                                       aufleben      11
Pilgern

Leichtes Gepäck. Pilgern kann dabei helfen, persönlichen Ballast abzulegen.   FOTO: REINHARD STIKSEL

Aufbrechen zum (Auf-)Leben
S
      ich gemeinsam auf den        reflektieren und die eine oder     Geschöpfen. Auch Kraft und
      Weg machen, um ein           andere Neuausrichtung reifen       Orientierung aus den religi-
      Ziel zu erreichen, das       zu lassen. Das kann im wahrs-      ösen Wegschriften der Bibel,
erstrebenswert ist, ist für mich   ten Sinn Schritt für Schritt       aus dem gemeinsamen Singen
der Kern des Pilgerns. Vom         gelingen. Zugleich fördert das     und Feiern. Letztlich ist Pil-
Ziel her erschließt sich der       Unterwegssein in der Natur         gern immer ein Stück Antwort
Weg. Er führt zum Ziel und         und nur mit eigener Kraft die      auf die tief in uns wohnende
birgt viele bereichernde As-       Erfahrung der Verbundenheit        Sehnsucht nach dem Mehr.
pekte in sich: auf das Wesent-     mit dem Urgrund unseres            Gemeinsam dorthin auf dem
liche konzentrieren, Ballast       Seins. Vom Boden her mit           Weg zu sein ist ein Geschenk
abwerfen, das Ziel nicht aus       unseren Wurzeln und vom            und lässt aufleben. l
den Augen verlieren, Grenzen       Himmel her mit dem Wachs-
überwinden, in der Gruppe          tumspotential, das in uns
geborgen und getragen sein,        grundgelegt ist.                   Thomas Bäckenberger ist
Zeit für sich haben …                                                 ­Pilger­begleiter und Spartenleiter
                                   Für religiöse Menschen be-          Pilgern der Diözesanen Sport­
All diese Aspekte können           deutet das die Verbindung mit       gemeinschaft (DSG).
helfen, das eigene Leben zu        dem Schöpfer und mit allen              www.dsg.at

12                aufleben
Neue Horizonte
W
          er pilgert, lässt sich   Perspektiven. Diese Er-                                     wird auch explizit vom Pilgern
          auf das Fremdsein,       fahrungen sind es auch,                                     gesprochen: Jerusalem und
          Gastfreundschaft         die biblische Texte zutiefst                                andere Kultorte waren Ziele
und Begegnungen ein.               prägen. Menschen machen                                     von Pilgerfahrten (1 Sam 1;
Während die gewohnten              sich auf die Suche, brechen                                 Ps 122) und der Pilger selbst
Sicherheiten und Bequem-           gewollt oder ungewollt aus                                  wird zur Symbolfigur: Weil er
lichkeiten des Alltags für         ihrem gewohnten Umfeld auf                                  den Machtstrukturen seiner
eine beschränkte Zeit in den       und gewinnen in vielfältigen                                Umgebung fremd bleibt und
Hintergrund rücken, öffnen         Begegnungen neue Perspekti-                                 seine Ziele weiter gesteckt
sich neue Horizonte vor den        ven auf die Welt. Und letztlich                             sind, als es die Gesellschaft
Augen. Im täglich neuen            wird von Gotteserfahrungen                                  vorgibt, wird er zum Beispiel
Aufbruch gelingt es, offen zu      erzählt, die Menschen und ihr                               für frühe Christ:innen (vgl.
werden für Neues. Die Suche        Leben nachhaltig verändern.                                 1 Petr 2,11). l
nach dem richtigen Weg wird        Die Bibel steckt also voller Im-
zum Symbol einer Sinnsuche         pulse und spirituellem Provi-                               Reinhard Stiksel ist Referent im
in Umbruchssituationen der         ant, der heutigen Pilger:innen                              ­Bibelwerk Linz und Autor des
eigenen Biografie.                 Kraft auf dem Weg gibt. Doch                                 Buches „Pilgern mit der Bibel“

Im Hier und Jetzt sein
E
       inmal pro Jahr nehmen       befindet, ergibt sich meistens
       wir, mein bester Kumpel     von alleine. Wir möchten uns
       und ich, uns ein paar       weder zeitlich noch örtlich
Tage Zeit, um uns auf den          wirklich einengen. Besondere
Weg zu machen, um über die         Plätze, Kraftplätze, sind bei
Gesellschaft nachzudenken,         uns Kirchen, Berge, Strände,
um über unser eigenes Leben        also Plätze, die eine gewisse
nachzudenken und gar nicht         Magie auf uns ausüben, die
zu denken, zumindest nicht         uns zum Träumen animieren,
ergebnisorientiert. Letzteres      die uns zum Nachdenken und
war für mich persönlich meine      Philosophieren bringen.
größte Herausforderung, im            Dieses Unterwegssein mit
Hier und Jetzt zu sein, meine      leichtem Gepäck – im besten
                                                                      FOTO: BERND KINDERMANN

Umwelt bewusst wahrzuneh-          Fall lasse ich auch meine Sor-
men, sich Zeit für das Essen       gen zuhause – schafft wieder
zu nehmen, zu schmecken, zu        eine Verbindung zwischen
riechen, zu sehen, zu hören.       meinem Körper, meinem
Wir planen unsere Wege             Geist und meiner Seele. Dieses
eigentlich sehr pragmatisch.       Unterwegs nenne ich Pilgern,                                Bernd Kindermann ist Geschäfts-
Start- und Zielort legen wir       und, nebenbei erwähnt, ich                                  führer der Diözesansportgemein-
fest, alles, was sich dazwischen   bin mit dem Rad unterwegs. l                                schaft (DSG) Steiermark.

                                                                                                                aufleben          13
Aufblühen

Du erntest, was du säst!
In diesen vertrauten Worten steckt sehr viel Lebensweisheit. Dieser
glorreiche Satz dient auch als herrliche Brücke vom Garten ins Leben.
ANGELIKA ERTL

Blütenpracht. Biogärtnerin Angelika Ertl sieht die Natur als Vorbild für das eigene Leben. FOTO: GERD NEUHOLD

J   eder einzelne Same und
    jede Pflanze ist reine
    Schöpfungsgeschichte und
darf mit ganz viel Sorgfalt be-
                                     schauen wir uns den Samen
                                     jetzt einmal genau an:

                                     Welcher Same ist es,
                                                                          um wachsen zu können?
                                                                          ­Schenke ich dem ­Samen
                                                                           ­genügend Aufmerksamkeit und
                                                                            ­kümmere ich mich um ihn?
hütet werden. Der Brücken-           den ich säe?
schlag zum eigenen Leben ge-         Wie gut ist seine Q
                                                       ­ ualität          Die Brücke zum eigenen Leben
lingt eigentlich ganz einfach,       und seine Intention?                 ist hier schnell geschlagen:
denn das Leben ist grundsätz-        Wie gut achte ich auf ihn
lich einfach! Wir machen es          und hat er genügend Licht,           Habe ich mir genau überlegt,
nur kompliziert – deswegen           Wasser und Nährstoffe,               was ich neu in mein Leben

14                 aufleben
pflanzen möchte? Schaue ich       Sie vernetzen sich untereinan-   und ­Sinnvolles beiträgt?
drauf, achte ich drauf und        der, geben Weisheit und Wis-     Bin ich auf Augenhöhe mit
pflege ich die Situation, den     sen weiter, spenden Nahrung      den anderen, mit den ­Kleinen
Menschen, das Ereignis?           und Schatten. So gerne würde     und den Alten, oder habe
Richte ich meine Aufmerk-         ich ihnen lauschen können,       ich noch das Steinzeitbild
samkeit darauf oder denke         was sie untereinander sich       der Hierarchie in mir?
ich mir: Ach, das wird schon,     mitteilen. Sie sprechen anders
das klappt schon, das muss        miteinander, sie kommunizie-     Heruntergebrochen auf das
funktionieren, aber ich habe      ren auf ihre Art und Weise und   Wesentliche sind wir doch alle
zu wenig Zeit dafür ...           doch sind so viele Parallelen    auf Augenhöhe und sollten
Eine Beziehung zu einem           zum Wald, zu den Bäumen zu       uns auch so begegnen.
Menschen, eine ­gewünschte        sehen, die unser Leben berei-
Situation, ein Projekt ...:       chern können.                    Der Garten als Spiegel
Welchen Samen habe ich gesät                                       Auch der Garten, den wir Men-
und mit welcher ­Intention                                         schen uns angelegt haben,
und Aufmerksamkeit?                                                spiegelt so viel von uns wider.
                                                                   Schauen Sie in Ihren Garten:
Zum Aufblühen braucht es
Aufmerksamkeit, Licht, Hin-
                                  Zum Aufblühen                    Ist er total durchdesignt, oder
gabe, Energie und Anliegen.          braucht es                    ist im Garten Platz für Spiel
                                                                   und Freiheit, neuen Dingen
Wald, WURZELN, Weisheit           Aufmerksamkeit,                  Platz und Raum zu geben?
Alleine der Wald ist schon Vor-                                    Will ich alles kontrollieren und
bild für ein ganzes Leben. Das
                                   Licht, Hingabe                  rupfe ich jedes Unkraut aus?
Miteinander, das Sich-Speisen       und Energie.                   Oder lasse ich der Natur die
und Nähren. Das Früchte-Tra-                                       eine oder andere Chance, sich
gen und das Vergehen. Wenn                                         auszubreiten, neue Blumen zu
ich durch den Wald gehe, frage                                     bringen durch Samenflug?
ich mich:                         Wo darf ich Wissen vermitteln?   Habe ich die Sinnhaftig-
                                  Wo darf ich mein ­Wissen         keit und Wirksamkeit von
Was hat das mit ­meinem           weitergeben und wem              ­„Unkraut“ erkannt oder
Leben zu tun?                     könnte es nützen?                 stemple ich alles, was ich nicht
Betrachte ich die alten ­Bäume    Will ich immer was dafür          gepflanzt habe, als Feind ab?
mit Respekt, mit Ehrfurcht,       oder schenke ich mal, ohne        Gebe ich den Tieren
oder denke ich mir –              etwas zu bekommen?                Nahrung und Raum?
sie sind einfach nur alt?         Wo muss ich loslassen und
                                  wo Energie reingeben?            So viel kann man aus dem
Oder denke ich mir: Wie dank-     Welchen Radius speise ich        Garten lesen: Zeig mir deinen
bar ich doch bin, dass es alte    mit meiner Energie oder          Garten und ich sage dir, wer du
Bäume gibt. Sie verbinden das     halte ich bewusst zurück?        bist. l
WWW des Bodens, sind das          Was mache ich für m ­ eine
WLAN des Bodens, beherber-        Gemeinschaft?
gen Pilze und Mikroorganis-       Wer ist meine G­ emeinschaft,    Angelika Ertl ist Biogärtnerin,
men und sprechen in ihrer ei-     die nur dann gut ist,            ­Gartengestalterin, ORF-Garten­
genen Sprache untereinander.      wenn jeder was Ehrliches          expertin und Autorin.

                                                                                    aufleben         15
Denk dich neu
GOTTESDIENSTE
FINDEN
www.gottesdienste.at          Überraschend
                              dabei
Täglich werden in ganz
Österreich tausende
Gottesdienste gefeiert. Auf
der neuen Webseite www.
gottesdienste.at finden Sie
einen guten Überblick über    Was haben Star-DJs wie Kygo und Don Diablo
Gottesdienstübertragungen     mit der katholischen Kirche gemeinsam? Sie
in Radio und Fernsehen.
                              alle sind am Electric Love Festival vertreten!
Wenn Sie Gottesdienste
                              Nicht der einzige überraschende Ort, an dem
nicht nur via TV- oder
Radio-Übertragung bzw.        Kirche erlebt werden kann.
per Live-Stream online        HELMUT SCHMIDT
mitfeiern wollen, sondern
gemeinsam mit einer Ge-

                              E
meinde vor Ort, so können             in Festival ist mehr     Festival vertreten. Die Kirche
Sie auf dieser Webseite               als ein paar Konzerte.   beim Electric Love Festival?
nach Gottesdienstangebo-              Beim Campen, Feiern,
ten in Ihrer Nähe suchen.             Flirten, Zuhören         „Wir sind da für die leisen
Geben Sie dazu einfach        und Tanzen findet Leben in       Zwischentöne, wenn bei all
Ihre Postleitzahl oder        seiner Buntheit sehr kompri-     der Freude und Ausgelassen-
Adresse ein.                  miert statt. Dabei können die    heit negative Gefühle hoch-
                              Emotionen auch schon mal         kommen, man seine Sorgen,
Glauben.Leben-App             eine Achterbahnfahrt erleben.    seinen Kummer loswerden
                              Neben Acts von DJ-Megastars      möchte, dann haben wir ein
Die Glauben.Leben-App
                              wie Kygo oder Don Diablo ist     offenes Ohr für die Men-
der Katholischen Kirche
                              kommenden Juli auch die Kir-     schen“, sagt Florian Baumgart-
Österreich bietet ebenfalls
                              che wieder beim Electric Love    ner, Referent für Festivalseel-
eine Gottesdienstsuche für
ganz Österreich. Darüber
hinaus finden Sie dort
Informationen zu den
jeweiligen Namenstagen                                                            Annehmen.
bzw. Heiligen des Tages                                                           Um relevant
sowie die Lesungen und                                                            zu sein,
das jeweilige Evangelium.                                                         muss Kirche
Die App, die als spirituel-                                                       von jungen
ler Tagesbegleiter dienen                                                         Menschen
kann, ist in den App-Stores                                                       lernen.
                                                                                  FOTO: DARIO
verfügbar.
                                                                                  BRÖNNIMANN

16               aufleben
Mittendrin. Die Festivalseelsorge teilt Freude und Kummer mit den Feiernden.   FOTO: KRISTS LUHAERS

sorge der Katholischen Jugend Österreich. Das       aus dem öffentlichen Leben über Gott und die
ökumenische Team, junge Seelsorgerinnen und         Welt. Wir wollen damit einen Einblick hinter
Seelsorger aus verschiedenen Diözesen, sieht        die Kulissen dieser Personen ermöglichen und
das Festival als eine Chance, nahe bei den Men-     Gespräche anregen.
schen zu sein. „Hier können wir ihre Freude
und Hoffnung sowie ihre Sorgen und Nöte mit         Kirche neu denken
ihnen teilen“, so Baumgartner.                      Auch die Kirche muss sich vom Motto „Denk
                                                    dich neu“ angesprochen fühlen: Wie können
Ins Gespräch kommen                                 wir Kirche neu denken, damit die Lebens- und
Unter dem Label „Denk dich neu“ finden in           Glaubensweisen junger Erwachsener wieder
den kommenden Monaten Aktionen in ganz              relevant werden in den Vollzügen der Kirche?
Österreich statt. Ziel ist, mit jungen Leuten an    Was können wir von jenen lernen, die wenig
überraschenden Orten oder Gelegenheiten über        oder keinen Kontakt zur Kirche haben? Was
Gott und die Welt ins Gespräch zu kommen            können wir von ihnen über Gott erfahren?
und Beziehung zu ermöglichen. In der Regel
treffen wir dabei auf Menschen, die mit Kirche      „Denk dich neu“ ist ein gemeinsamer Lern-
keinen oder wenig Kontakt haben. Die Idee ist,      prozess. Er schafft Raum und Zeit für neue
dass im Gespräch beide Seiten erkennen, dass        Erfahrungen, sowohl bei jungen Leuten wie bei
sie einander bereichern können. Dazu müssen         kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
sich beide öffnen und vorgefasste Prinzipien        Bewusst hinhören, sich kritisch anfragen lassen
und Vorurteile überwinden.                          sind wesentlich. Wir wollen durch unser Da-
                                                    Sein einen Teil von Kirche erlebbar machen. l
Ein Beispiel dafür ist „Milch & Zucker“, das
am 13. April in Graz stattfindet. Im Café Erde      Nähere Informationen:
reden wir mit prominenten Persönlichkeiten            www.denkdichneu.at

                                                                                           aufleben   17
Karwoche & Ostern

Rituale zum Aufleben
                                 ­Karwoche
Fünf stärkende                und Ostern in TV,
Alltagsrituale als             Radio & Online:
Vorbereitung auf               Übersicht unter
Ostern.                       katholische-kirche-
                                steiermark.at/
                                    ostern

I
      n allen Kulturen prägen
      große Feste das Jahr. Das
      christliche Osterfest fei-
      ern wir heuer unter dem
Schatten des Kriegsgesche-
hens. Neben konkreten Hilfs-
und Solidaritätsinitiativen
können bekannte Abläufe, alte
Rituale und Bräuche dem All-
tag Struktur und eine gewisse
Sicherheit geben: Palmbu-
schen schmücken, besondere
Speisen am Gründonnerstag
essen, Fasten am Karfreitag,
Grabesruhe am Karsamstag,
Osterspeisensegnung, Oster-        Kleine Momente des In-Ruhe-zu-sich-Kommens abseits des
feuer in der Osternacht und        Alltags stärken Körper, Geist und Seele. FOTO: KAJA REICHARDT/UNSPLASH
die Freude des Ostersonntags
beim Finden des Osternesterls.
                                   ben, die Sie alleine, gemein-           situation – zu einer Zeit des
Kraft schöpfen. Bräuche            sam in der Familie oder mit             Auflebens wird und die Ge-
und Rituale lassen Sinn und        Freunden gestalten können.              staltung ihrer Feiern zuhause
Verbundenheit erfahren.            Es geht nicht um die perfekte           und in der Gemeinschaft der
Das tut besonders nach den         Planung. Wichtiger ist es, sich         Kirche zu einem stärkenden
Pandemiejahren gut und kann        mit Leib und Seele Zeit für             Erlebnis werden. l
Kraft für einen Neustart geben.    einige vom Alltag herausgeho-
Mit einem aktuellen Zugang         bene Momente zu nehmen.                 Inge Lang und Marlies Pretten­
können diese Rituale unsere          Wir wünschen Ihnen, dass              thaler-Heckel (Fachbereich
Oster-Erfahrungen vertiefen.       Ostern dadurch für Sie – trotz          Pastoral & Theologie, Diözese
Auf den folgenden Seiten sind      der verunsichernden und für             Graz-Seckau), Johanna Neußl
fünf einfache Rituale beschrie-    so viele bedrohlichen Krisen-           (freie Ritualbegleiterin)

18               aufleben
in der Karwoche
     Palmsonntag:                                      Gründonnerstag:
     Jesus zieht in Jerusalem ein.                     Jesus feiert das letzte Abendmahl.

Willkommen heißen.                                Gemeinsam essen.
Angenommen sein.                                  Verbindung spüren.
• Stellen Sie sich aufrecht hin. Spüren Sie den   • Überlegen Sie: Was gibt mir Energie und
  Boden unter Ihren Füßen. Achten Sie auf den       Kraft? Welche Geschenke aus der Natur
  Atem, der Sie belebt.                             ­bereichern mein Leben? Was schmeckt
                                                     mir?
• Überlegen Sie: Welche Menschen haben mich
  in meinem Leben willkommen geheißen?            • Gönnen Sie sich heute bewusst ein besonders
  Wer hat mich immer wieder angenommen,             schmackhaftes Nahrungsmittel. Verkosten Sie
  so wie ich bin?                                   dieses mit allen Sinnen – riechen, schmecken,
                                                    langsam kauen.
• Sprechen Sie sich folgenden Satz zu:
  „Ich bin willkommen.“ Genießen Sie das          • Überlegen Sie: Mit wem bin ich besonders
  gute Gefühl und die Freude. Verweilen Sie         verbunden? In welcher Gemeinschaft fühle
  ein wenig ­dabei.                                 ich mich besonders wohl?
• Überlegen Sie: Wem habe ich das Gefühl          • Laden Sie jemanden zum Essen ein, mit
  gegeben, willkommen zu sein?                      dem Sie sich verbunden fühlen. Decken Sie
                                                    dafür den Tisch besonders schön. A­ chten
• Formen Sie mit Ihren Händen eine Scha-
                                                    Sie auf die Qualität der Lebensmittel.
  le. Stellen Sie sich einen lieben Menschen
                                                    Im Gespräch können Sie erzählen, ­warum
  vor und sprechen Sie in diese Schale hinein:
                                                    Ihnen die ­Gemeinschaft mit diesem
  „Schön, dass du da bist. Willkommen in
                                                    ­Menschen ­wichtig ist. Beim Kochen muss
  meinem Leben.“ Sie können dem Menschen
                                                     es nicht um Perfek­tion gehen – auch bei
  in der nächs­ten Zeit diese Willkommens­
                                                     einem Stück Brot und einem Glas Saft oder
  botschaft auch direkt zusprechen.
                                                     Wasser ist es möglich, Gemeinschaft und
• Schließen Sie diese besondere Zeit mit             Verbindung zu erleben.
  einem Dank ab. Sie können auch auf ­kleine
  Bänder schreiben, was Ihnen jetzt wichtig
  ­geworden ist, und diese auf die Palmzweige
   hängen.

                                                                            FORTSETZUNG AUF SEITE 20

                                                                                   aufleben            19
Karwoche & Ostern

Rituale zum Aufleben
FORTSETZUNG VON SEITE 19

        Karfreitag:                                     Karsamstag:
        Jesus stirbt am Kreuz.                          Jesus ist tot. Er liegt im Grab.

  Abschied nehmen.                                 Still und leer sein.
  Den Schmerz aushalten.                           Nichts tun.
  • Setzen Sie sich aufrecht hin. Spüren Sie,      • Gehen Sie an einen Ort, an dem Sie ruhig
    ­welche Stellen Ihres Körpers die Sitzfläche     werden können. Stellen Sie sich vor, in Ihnen
     und den Boden berühren. Mit Ihrem ganzen        ist ein kostbarer, weiter Raum. Dieser innere
     Gewicht sind Sie von der Erde getragen und      Raum ist leer und bereit, mit Neuem gefüllt
     gehalten. Nehmen Sie ein paar tiefe Atem-       zu werden.
     züge.
                                                   • Zeichnen Sie ein Ei oder nehmen Sie ein Ei in
  • Überlegen Sie: Wovon möchte ich Abschied         die Hand. Nehmen Sie es als Fruchtbarkeits­
    nehmen? Was habe ich in meinem Leben             symbol mit allen Sinnen wahr.
    schmerzlich verloren?
                                                   • Überlegen Sie: Welche Sehnsucht spüre ich in
  • Betrachten Sie eine Schale mit Wasser. Legen     mir? Was möchte Neues in mir und um mich
    Sie gedanklich Verlorenes hinein. Lassen Sie     ­herum entstehen? Was ist noch im Verbor-
    Verlorenes ziehen und nehmen Sie Abschied         genen, will sich möglicherweise zeigen?
    davon, indem Sie langsam das Wasser aus der
                                                   • Vielleicht möchten Sie das Ei schmücken und
    Schale fließen lassen. Das Wasser kann zum
                                                     aufhängen.
    Gießen verwendet werden – so wird neues
    Leben möglich.                                 • Machen Sie einen Spaziergang und achten
                                                     Sie bewusst auf alles, was in der Natur neu
  • Überlegen Sie: Wer oder was hält und trägt
                                                     erwacht und aufblüht.
    mich in schwierigen Zeiten? Wem war ich
    eine Stütze im Schmerz?
  • Legen Sie sich ein Tuch um Ihre Schultern,
    das Sie wie eine liebevolle Umarmung
    wärmt. Schreiben Sie auf oder reden Sie mit
    jemandem darüber, was Ihnen in dieser Zeit
    wichtig geworden ist.

20                     aufleben
Ostersonntag:
     Das Grab ist leer. Jesus ist auferstanden.

An Wunder glauben.                                                                             OSTERN IN GEMEINSCHAFT
                                                                                               ERLEBEN
Auferstehung ist möglich.
                                                                                               Hier können Sie Ostern in einer
• Stellen Sie sich aufrecht hin. Nehmen Sie den                                                ­Gemeinschaft mitfeiern:
  Kontakt zum Boden und die Verbindung zum
  Himmel wahr. Sie sind zwischen Himmel und                                                    Ostertreffen im Haus der Stille
  Erde ausgespannt. Spüren Sie Ihren Atem,
                                                                                               13.–17. April 2022
  der Sie belebt. Mit jedem Atemzug wächst
                                                                                               Im Zentrum des Ostertreffens steht die Vor-
  das Vertrauen ins Leben.
                                                                                               bereitung und die Feier der Liturgie dieser
• Überlegen Sie: Was freut mich? Was gelingt                                                   Tage: mit Jesus den Weg des Lebens gehen:
  mir gut? Was bereichert mein Leben? Was                                                      Spirituelle und musikalische Impulse, persön-
  will neu aufleben?                                                                           liche Stille, biblische Texte und die Liturgien
• Formen Sie Ihre Hände zu einer Schale.                                                       ermöglichen und deuten eigene Lebens- und
  Legen Sie Ihre Dankbarkeit für alles hinein,                                                 Glaubenserfahrungen.
  was ­Ihnen kostbar und wertvoll ist. Nehmen                                                      www.haus-der-stille.at/kursangebot
  Sie diese Schale an Ihre Brust und füllen Sie
  Ihr Herz mit Dankbarkeit und Freude.                                                         Ostern im Stift St. Lambrecht feiern
                                                                                               14.–17. April 2022
• Zünden Sie eine Kerze oder ein ­Osterfeuer
                                                                                               In einer besonderen Dramaturgie entwickelt
  an. Feiern Sie kleine und große Ereignisse,
                                                                                               sich die Liturgie vom Palmsonntag durch die
  die Sie aufleben lassen. Erzählen Sie die
                                                                                               Karwoche, vom Dunkel zum Licht, hin auf die
  ­kleinen und großen Wunder weiter!
                                                                                               Feier der Osternacht zu. Die gesamte Litur-
                                                  FOTOS: TIMON WANNER/UNSPLASH, GERD NEUHOLD

                                                                                               gie ist geprägt von eindrucksvollen Texten und
                                                                                               Symbolen. Um die Feier der Gottesdienste und
                                                                                               das gemeinsame Chorgebet vertieft erleben zu
                                                                                               können, bieten Vorträge und Gespräche eine
                                                                                               fundierte Hinführung dazu.
                                                                                                  www.stift-stlambrecht.at/schule-des-daseins

                                                                                               Ein offenes Ohr für Ihre Anliegen & Sorgen:
                                                                                               Telefonseelsorge – Notruf 142
                                                                                               (365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag
                                                                                               erreichbar)

                                                                                                                               aufleben      21
Familie

Es grünt und blüht:
Der Frühling ist da!
Der Winterschlaf ist vorbei. Das Leben
summt und brummt, singt und lacht ...
EIN IMPULS AUS DER „FAMILIEN FEIERN FESTE“-BOX

S
     o sehr wir uns über den Winter und den dazuge­
     hörigen Schnee freuen, so wohltuend ist es, wenn
     der Schnee langsam schmilzt und der Frühling ins
Land zieht. Langsam, aber sicher endet der Winterschlaf
und die Schöpfung erwacht zu neuem Leben:
                                                               Guter Gott,
                                                              wie wunderbar
Die ersten Gänseblümchen recken ihre Köpfe zur S­ onne.
Die Vögel zwitschern und es wird früher hell. Die W
                                                  ­ iesen       bunt deine
werden langsam grün, manchmal auch einfach über
Nacht. Wo das Auge hinblickt, wird neues Leben sichtbar.
                                                              Schöpfung ist!
                                                            Gerade im Frühling
 Aber nicht nur die Blumen und Sträucher blühen auf,
sondern auch wir Menschen. Wir spüren neue Energie,         kann ich es sehen.
fühlen uns leichter und zeigen dies auch in unserer
­Kleidung. Die schweren Winterjacken werden gegen ­bunte
                                                               Dankeschön!
 Kleidung getauscht und die Sonnenbrillen entstaubt.

Im Frühling können wir nur staunen: Ohne dass
jemand einen Knopf gedrückt hat und ohne
unser Zutun beginnt alles wieder zu wachsen
und zu blühen. Fast schon verschwenderisch
in seiner Vielfalt, wunderschön und bunt.

Manche Tiere und viele Pflanzen brauchen
die Winterruhe und die Eiseskälte. Auch wenn
manche wie erstarrt und abgestorben aussehen,
beginnt das Wunder des Lebens von vorne. Ein-
fach so. So kann es auch bei uns Menschen sein.

22              aufleben
Mach mit!
Wie riecht der Frühling? Du weißt es nicht?
Nimm dir Zeit und lass deine Nase arbeiten:
Was riechst du?
Schnapp dir ein Blatt Papier und Wasserfarben,
Bunt- oder Filzstifte, Ölkreiden … und male ein
Frühlingsbild. Setz dich dazu am besten ans Fenster
und schau, wie alles immer bunter wird.
Spitze deine Ohren: Hörst du die Vögel zwitschern?
Achte beim Spielen im Garten oder bei einem Spazier-
gang ganz genau darauf, wie sich die Natur verändert.
Wenn du magst, nimm ein Notizbuch mit und
schreibe auf, was du beobachtest.
Erwecke deinen Garten aus dem Winterschlaf:
Bemale mit Wasser- oder Acrylfarben Tontöpfe und
pflanze darin bunte Blumen ein.
Kaufe mit deinen Eltern kleine Setzlinge oder säe Samen
und ziehe sie auf der Fensterbank groß, bis du sie im
Garten pflanzen kannst. Du kannst sie dabei täglich
beobachten und schnell sehen, wie sie wachsen.

                           DIE „FAMILIEN FEIERN FESTE“-BOX
                           Familien besondere Momente im Alltag zu schenken und
                           sie durch die Ereignisse des Jahres zu begleiten – das ist
                           der Gedanke hinter der „Familien feiern Feste“-Box.
                           32 bunte Impulskarten geben Ideen für die gemeinsam
                           verbrachte Zeit. Die Jahreskarten eignen sich als Ein-
                           stimmung auf das Fest oder als Erinnerung daran. Die
                           Lebens­karten greifen verschiedene Lebenssituationen
                           und wichtige Ereignisse im Alltag auf. Die Box kostet
                           12 Euro und kann beim Familienreferat der Katholischen
                           Kirche Steiermark bestellt werden:
                              www.familienreferat.online

                                                                    aufleben      23
EI STE S Gaben
G                                     „Gaben des Heiligen Geistes“ stärken und machen Mut.
                                           Sie können frischen Wind in unser Leben bringen.

   Schätze heben
                                     mit dem

                                     für Steiermark

Im Frühjahr 2022 entdecken Sie mit der 7-teiligen Serie „GEISTES.Gaben aus
FRAUEN.Sicht“, wie bekannte Werte zu einem gelingenden Leben führen können.
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     Rat – lernfähig bleiben | Erkenntnis – sich ein eigenes Bild machen |
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                       steirisch        katholisch         vielfältig      Kraft fürs Leben
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