Die WHO in der Europäischen Region: eine Einführung - GEMEINSAM f
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Titelbild: Eine Mutter und ihr durch Kaiserschnitt geborenes Baby sehen sich zum ersten Mal. © WHO/Malin Bring Ein Beschäftigter an einem COVID- 19-Schnelltestzentrum in Kopenhagen. © WHO/Uka Borregaard
Dokumenten-Nr. WHO/EURO: Vorgeschlagene Zitierung: Allgemeine Haftungsausschlüsse: 2021-3230-42989-60994 Die WHO in der Europäischen Region: Die in dieser Publikation verwendeten eine Einführung. Kopenhagen: WHO- Bezeichnungen und die Darstellung des © Weltgesundheitsorganisation 2021 Regionalbüro für Europa; 2021, Lizenz: Stoffes beinhalten keine Stellungnahme CC BY-NC-SA 3.0 IGO. seitens der WHO bezüglich des Gewisse Rechte vorbehalten. Diese Arbeit rechtlichen Status eines Landes, eines ist unter der Lizenz von Creative Commons Cataloguing-in-Publication (CIP-Daten): Territoriums, einer Stadt oder eines Attribution-NonCommercial-ShareAlike CIP-Daten erhalten Sie unter http://apps. Gebiets bzw. seiner/ihrer Regierungs- 3.0 IGO (CC BY-NC-SA 3.0 IGO; https:// who.int/iris. oder Verwaltungsinstanzen oder bezüglich creativecommons.org/licenses/by-nc- des Verlaufs seiner/ihrer Staats- oder sa/3.0/igo) erhältlich. Verkauf, Rechte und Lizenzvergabe: Gebietsgrenzen. Gepunktete und Zum Kauf von Publikationen der WHO gestrichelte Linien auf Karten bezeichnen Gemäß den Bestimmungen dieser Lizenz siehe http://apps.who.int/bookorders. Zur einen ungefähren Grenzverlauf, über den können Sie die Arbeit für nicht gewerbliche Einreichung von Anträgen auf kommerzielle möglicherweise noch keine vollständige Zwecke kopieren, weiterverteilen und Nutzung und von Anfragen bezüglich Einigkeit besteht. anpassen, sofern die Arbeit korrekt zitiert Rechten und Lizenzvergabe siehe http:// wird (siehe nachstehende Erläuterung). Bei www.who.int/about/licensing. Die Erwähnung bestimmter Firmen oder jeglicher Nutzung dieser Arbeit ist jede Erzeugnisse bedeutet nicht, dass diese Andeutung zu vermeiden, dass die WHO Material von Dritten: von der WHO unterstützt, empfohlen oder bestimmte Organisationen, Produkte oder Wenn Sie Material aus dieser Arbeit gegenüber ähnlichen, nicht erwähnten Leistungen unterstützt. Die Verwendung wiederverwenden möchten, das einem bevorzugt werden. Soweit nicht ein Fehler des WHO-Logos ist nicht gestattet. Dritten zugeschrieben wird (z. B. Tabellen, oder Versehen vorliegt, sind die Namen Wenn Sie die Arbeit anpassen, müssen Abbildungen oder Bilder), so tragen Sie von Markenartikeln als solche kenntlich Sie Ihre Arbeit unter derselben oder die Verantwortung für die Entscheidung, gemacht. einer gleichwertigen Lizenz von Creative ob dazu eine Genehmigung erforderlich Commons lizenzieren. Wenn Sie eine ist, sowie für die Einholung einer solchen Die WHO hat alle angemessenen Übersetzung dieser Arbeit erstellen, sollten Genehmigung beim Urheberrechtsinhaber. Vorkehrungen getroffen, um die in dieser Sie der beabsichtigten Zitierung folgende Das Haftungsrisiko, das sich aus Verstößen Publikation enthaltenen Informationen Haftungsausschlusserklärung hinzufügen: gegen einen im Eigentum Dritter stehenden zu überprüfen. Dennoch wird das „Diese Übersetzung wurde nicht von der Bestandteil der Arbeit ergibt, liegt veröffentlichte Material ohne irgendeine Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausschließlich beim Nutzer. explizite oder implizite Gewähr erstellt. Die WHO übernimmt keine Haftung herausgegeben. Die Verantwortung für die für den Inhalt oder die Genauigkeit dieser Deutung und den Gebrauch des Materials Übersetzung. Ausschließlich die englische liegt bei der Leserschaft. Die WHO schließt Originalausgabe ist rechtsverbindlich: jegliche Haftung für Schäden aus, die An introduction to WHO in the European sich aus der Verwendung des Materials Region. Copenhagen: WHO Regional Office ergeben. for Europe; 2021.“ Grafikdesign: Jede Schlichtung von Streitigkeiten, die Gavin Roberts sich aus der Lizenz ergeben, ist gemäß den studiogrand.com Schlichtungsregeln der Weltorganisation für geistiges Eigentum durchzuführen.
INHALT 4 Eine Botschaft vom WHO- 16 Zentrale Prioritäten Regionaldirektor für Europa 21 Flaggschiff-Initiativen 9 Unser Mandat und Auftrag 29 Unsere Partner 10 Globale Ziele 32 Besondere Erfolge 11 Die Standorte von WHO/Europa 36 Wichtigste Herausforderungen 12 Politiksteuerung 40 Haushalt, Finanzierung und 14 Unsere Zukunftsvision und unsere Mittelzuweisung Prioritäten 15 Maximierung der Durchschlagskraft in den Ländern: Beispiele vom Europäischen Arbeitsprogramm in Aktion in allen Teilen der Europäischen Region der WHO 3
Ich bin mit der Vision „Gemeinsam für mehr Gesundheit“ in dieses Amt gekommen. Ich wusste, dass wir mit den einzigartigen Vorzügen dieser Region und durch Solidarität und Zusammenarbeit für ein gemeinsames Ziel bessere Gesundheitsergebnisse für alle erreichen können. Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa 4
EINE BOTSCHAFT VON DR. HANS HENRI P. KLUGE, WHO-REGIONALDIREKTOR FÜR EUROPA Dr. Kluge hört sich während eines Besuchs am Ärztlichen Zentrum Mutter Theresa der Universität Tirana in Albanien Erfahrungsberichte von Gesundheitsfachkräften an. © WHO Wir sind Teil einer schönen, vielfältigen Region, reich an Kultur und Traditionen, bekannt für Wissenschaft und Entwicklung. Hier, in den 53 Ländern der Europäischen Region der WHO, wurzelt öffentliche Gesundheit tief, und die Zweige von Innovation und Kooperation reichen weit. Doch als ich im Februar 2020 mein Amt als WHO-Regionaldirektor für Europa antrat, stand die Region vor zahlreichen Herausforderungen, die unmittelbare Aufmerksamkeit verlangten: die enorme Belastung durch nichtübertragbare Krankheiten und psychische Erkrankungen, die rasch wachsende Gefahr antimikrobieller Resistenzen, die alternde Bevölkerung, die steigenden Kosten von Gesundheitsversorgung und Arzneimitteln, der Mangel an Gesundheitspersonal, um nur einige zu nennen. Ich bin mit der Vision „Gemeinsam für mehr Gesundheit“ in dieses Amt gekommen. Ich wusste, dass wir mit den einzigartigen Vorzügen dieser Region und durch Solidarität und Zusammenarbeit für ein gemeinsames Ziel bessere Gesundheitsergebnisse für alle erreichen können. 5
Dr. Kluge nimmt auf Einladung der Organisation Carusel an der Kontaktaufnahme mit Obdachlosen in Bukarest teil. Diese nichtstaatliche Organisation stellt seit über zehn Jahren soziale und medizinische Leistungen für Menschen in extrem prekärer Lage bereit. © WHO/Frozen Monkeys Media 6
Inmitten der bereits schwierigen gesundheitlichen Die Verwirklichung von Gesundheit und Wohlbefinden Landschaft Anfang 2020 fegte COVID-19 über ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe; das die Europäische Region und die ganze Welt Europäische Arbeitsprogramm weist den Weg, auf hinweg und machte deutlich, wie verwundbar wir unseren kollektiven Ressourcen aufzubauen und diese gegenüber ernsten infektiösen und umweltbedingten unterschiedlichen Teile der Gesellschaft in ein größeres Gesundheitsgefahren und wie unvorbereitet weite Ganzes einzubinden. Teile der Welt auf die Konfrontation mit einer solchen Notlage waren. Die Pandemie hat uns jedoch auch eine Die folgenden Seiten geben einen hoffentlich sehr wichtige Lektion erteilt: Koordiniertes Handeln hilfreichen Überblick über das WHO-Regionalbüro für und Solidarität sind tatsächlich der einzige Weg, Europa, seinen Kontext innerhalb der globalen Familie gesundheitlichen Herausforderungen zu begegnen der Vereinten Nationen und seine Arbeitsweise. Es ist und sie schließlich zu überwinden. Partnerschaften eine große Ehre und ein Privileg, dieses Büro zu leiten, sind nicht lediglich eine Frage des guten Willens, und ich freue mich darauf, zusammen mit Ihnen an sondern eine moralische Verpflichtung und eine der Verwirklichung unserer gemeinsamen Ziele in der Voraussetzung für Fortschritte bei der Verwirklichung Europäischen Region zu arbeiten. unserer gemeinsamen Ziele. Durch gemeinsames Handeln ist die Europäische Region in der Lage, auch mitten in einer globalen Pandemie leistungsfähigere Gesundheits- und Sozialsysteme aufzubauen und auf dem Weg zu einer künftigen Ökonomie des Wohlergehens beachtliche Fortschritte zu erzielen. Im Europäischen Arbeitsprogramm 2020–2025 – „Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“ (EPW) wird eine Zukunftsvision entworfen, wie das WHO- Regionalbüro für Europa die Länder wirksamer dabei Dr Hans Henri P. Kluge unterstützen kann, den Erwartungen der Bürger WHO-Regionaldirektor für Europa in Bezug auf Gesundheit gerecht zu werden. Die Menschen fordern zu Recht eine hochwertige, gut zugängliche Gesundheitsversorgung. Sie erwarten von den Behörden, dass diese ihre Gesundheit während Notlagen schützen. Und sie wollen sich in gesunden Gemeinschaften entfalten können. Das Programm bietet die Blaupause, um dies durch praktische, umsetzbare Lösungen für die heutigen Herausforderungen gemeinsam zu erreichen. 7
UNSER MANDAT UND AUFTRAG Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist • als Orientierung und Informationsgrundlage die Organisation der Vereinten Nationen, die für gesundheitspolitische Entscheidungen Nationen, Partner und Menschen verbindet, um die wichtige Gesundheitsforschung betreibt und Gesundheit zu fördern, die Welt zu schützen und den Gesundheitsdaten vorlegt, Schwächsten zu helfen – damit alle Menschen überall • fachliche Bewertungen durchführt und ein Höchstmaß an Gesundheit erlangen können. Der Orientierungshilfe, Empfehlungen und Normen Grundsatz „Gesundheit für alle“ – ohne Unterschied bereitstellt, damit die Länder die bestmöglichen der Rasse, der Religion, der politischen Überzeugung, Entscheidungen für die Gesundheit ihrer Bürger der wirtschaftlichen oder sozialen Lage – dient seit treffen können, über 70 Jahren als Leitbild für die Arbeit der WHO. • in den Ländern mit Regierungsvertretern Die WHO arbeitet in 194 Ländern in 6 Regionen und Gesundheitsfachkräften daran arbeitet, der Welt, einschließlich der Europäischen Region, Empfehlungen und Strategien in die Tat umzusetzen, und von mehr als 150 Standorten weltweit aus. Zu • in Partnerschaft mit den Ländern Kampagnen den Mitarbeitern der WHO gehören die weltweit zur Förderung gesunden Lebens entwickelt und führenden Gesundheitsexperten, darunter Ärzte, begleitet, Epidemiologen, Wissenschaftler und Manager, die sich alle für ein gesünderes, sichereres Leben überall • zur Bewältigung gesundheitlicher Notlagen einsetzen. operative Unterstützung, einschließlich der Beschaffung und Lieferung unentbehrlicher Güter, Das WHO-Regionalbüro für Europa (WHO/Europa) hat organisiert, den Auftrag, die 53 Mitgliedstaaten der Europäischen Region zu unterstützen, indem es • Schulung und Kapazitätsaufbau im Bereich der Funktionen und Leistungen des Gesundheitssystems anbietet, • Informationen über bewährte Gesundheitspraktiken und -initiativen erfasst und weitergibt und • die Ausarbeitung und Aushandlung von Vereinbarungen für gemeinsames Engagement und Handeln koordiniert. Eine Lieferung der COVAX-Fazilität in Tadschikistan. März 2021. © WHO/ Ruziev M. 9
GLOBALE ZIELE WO WIR ARBEITEN Die Zukunftsvision und die Prioritäten von WHO/ Die Europäische Region der WHO umfasst 53 Länder Europa orientieren sich an den übergreifenden und ist ein Gebiet von ungeheurer Größe, das sich globalen Zielen der WHO. von Grönland bis zur Russischen Föderation und vom Mittelmeer bis zur Ostsee erstreckt. Aufgrund Die dreifache Milliarden-Zielmarke der WHO ist dieser geografischen Vielfältigkeit gibt es auch eine ehrgeizige Initiative zur Verbesserung der eine unglaubliche Vielfalt an Völkern, Kulturen und Gesundheit von Milliarden Menschen bis 2023. Sie gesundheitlichen Rahmenbedingungen. bildet die Grundlage des Dreizehnten Allgemeinen Arbeitsprogramms der WHO (GPW 13) und dient • Etwa 900 Mio. Menschen sowohl als Messsystem als auch als politische Strategie. • Über 200 gesprochene Sprachen Die Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige • 17 Zeitzonen Entwicklung (SDG, auch Globale Ziele genannt) sind 17 Ziele mit 169 Zielvorgaben, die alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen einvernehmlich bis zum Jahr 2030 erreichen wollen. Sie zeigen eine Zukunftsvision für eine Welt ohne Armut, Hunger und Krankheit auf. Gesundheit steht im Mittelpunkt von SDG 3 „Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern“ und ist eine wesentliche Komponente für die Erreichung aller 17 SDG. Ein medizinisches Notfallteam aus Norwegen im Gespräch mit dem Landesteam der WHO in Griechenland. Das Notfallteam leistete nach dem Brand in dem Aufnahmelager Moria auf der Insel Lesbos im September 2020 Hilfe für Asylbewerber und Flüchtlinge. © WHO/Aggelos Barai 10
DIE STANDORTE VON WHO/EUROPA Das WHO-Regionalbüro für Europa (WHO/Europa) besteht aus der Zentrale in Kopenhagen, 40 Länderbüros, Außenstellen, Verbindungs- und Vertretungsbüros sowie sonstigen Unterbüros, einschließlich dreier subregionaler Schaltzentralen des Programms der WHO für gesundheitliche Notlagen (WHE), fünf ausgelagerten Fachzentren, einer von der WHO betreuten Partnerschaft sowie einem Büro zur Finanzierung der Gesundheitssysteme. 11
POLITIKSTEUERUNG © OMS/Charles Ndwiga Das WHO-Regionalkomitee für Europa ist das Die Länder der Europäischen Region entsenden auch beschlussfassende Organ der WHO in der Vertreter in den Exekutivrat der WHO. Europäischen Region. Dazu kommen die Vertreter der Mitgliedstaaten in der Region jedes Jahr im „Gesundheit ist unser höchstes Gut, und ihr September zusammen, um Handlungskonzepte und Schutz sowie ihre Förderung sind elementar für Vereinbarungen für die Region zu formulieren. die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Gesellschaften. Als Schirmherrin des WHO- Der Ständige Ausschuss des Regionalkomitees (SCRC), Regionalbüros für Europa fällt mir die Aufgabe zu, mich ein Unterausschuss des WHO-Regionalkomitees für für die Gesundheit einzusetzen und das Bewusstsein Europa, handelt im Namen des Regionalkomitees für gesundheitsrelevante Themen zu schärfen.“ und berät es. Im SCRC sitzen die Vertreter von zwölf Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Dänemark Ländern; jedes Mitglied wird vom Regionalkomitee ist seit 2005 Schirmherrin von WHO/Europa. für eine dreijährige Amtszeit gewählt. Der SCRC tagt mehrmals im Jahr. 12
SCHIRMHERRIN Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Dänemark bei einem Zusammentreffen mit Dr. Hans Henri P Kluge, WHO- Regionaldirektor für Europa, im Februar 2021. © WHO/Uka Borregaard 13
UNSERE ZUKUNFTSVISION UND UNSERE PRIORITÄTEN Im Europäischen Arbeitsprogramm 2020–2025 – Im EPW spiegelt sich die Entschlossenheit von WHO/ „Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“ (EPW) Europa wider, niemanden zurückzulassen und die wird eine Zukunftsvision entworfen, wie WHO/Europa Führungskompetenz der Gesundheitsbehörden in der den Gesundheitsbehörden in den Mitgliedstaaten Region zu stärken. dabei behilflich sein kann, sich der Herausforderung zu stellen und den Bedürfnissen und Erwartungen ihrer Das EPW wurde im Zuge eines ausgedehnten Bürger in Bezug auf Gesundheit gerecht zu werden – Konsultationsprozesses mit den Mitgliedstaaten, der in den einzelnen Ländern und in der Region insgesamt. Europäischen Kommission, nichtstaatlichen Akteuren, Das EPW verdient das Prädikat „gemeinsam“, weil zwischenstaatlichen Organisationen, Organisationen Partnerschaft eine ethische Verpflichtung darstellt der Vereinten Nationen und Mitarbeitern der WHO und für den Erfolg unverzichtbar ist, und setzt auf erstellt und im September 2020 auf der 70. Tagung „Handeln“, weil die WHO vom „Was“ zum „Wie“ des Regionalkomitees angenommen. übergeht und den Wissensaustausch vorantreibt, um die bestehenden Probleme zu lösen. Zentrale Prioritäten Flaggschiff-Initiativen WHO/Europa hat vier Flaggschiff-Initiativen 1. Allmähliche Verwirklichung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung festgelegt, die das EPW ergänzen sollen. Diese sollen als Beschleuniger von Veränderungen dienen und mobilisierende Wirkung in Bezug auf 2. Schutz vor gesundheitlichen Notlagen wesentliche Themen entfalten, die ganz oben auf der Tagesordnung der Mitgliedstaaten stehen. 3. Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden 1. Das Bündnis für psychische Gesundheit 2. Befähigung zu selbstbestimmtem Handeln mit Hilfe digitaler Gesundheitsangebote 3. Die Europäische Impfagenda 2030 14 4. Gesundheitsförderliches Verhalten: Berücksichtigung verhaltensbezogener und kultureller Erkenntnisse
Maximierung der Durchschlagskraft in den Ländern: Beispiele vom Europäischen Arbeitsprogramm in Aktion in allen Teilen der Europäischen Region der WHO GEMEINSAM f�r MEHR GESUNDHEIT 15
ZENTRALE PRIORITÄTEN 1. Allmähliche Verwirklichung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung Beispiel: In Usbekistan hat die WHO der Regierung fachliche Unterstützung bei der Reform des Gesundheitssystems geleistet, die das Land einer allgemeinen Gesundheitsversorgung näher bringt. „Als ich zum ersten Mal von der und ein neues Modell für ihre Einrichtung multidisziplinärer Finanzierung entwickelt. Das Teams auf der Ebene der primären Gesundheitspersonal von Syrdarya Gesundheitsversorgung hörte, ist sehr stolz darauf, an der war ich dagegen. Ich konnte Spitze der Reform zu stehen. Es mir einfach nicht vorstellen, ist eine enorme Verantwortung wie derart ehrgeizige Reformen – die Verantwortung, dem umgesetzt werden können. Gesundheitspersonal in ganz Nun, nach anderthalb Jahren Usbekistan und allen Menschen, gemeinsamer Arbeit mit dem denen wir dienen, zu zeigen, wie Gesundheitsministerium, dem der Weg zu einer allgemeinen Finanzministerium und anderen Gesundheitsversorgung aussehen Ministerien und mit Unterstützung kann.“ Routineimpfungen für Kinder in einer Klinik der WHO, haben wir Schritt in Usbekistan. © WHO/Anna Usova Dr. Rustam Yuldashev, Leiter des für Schritt ein neues Modell für regionalen Gesundheitsamts im die Erbringung von Leistungen Bezirk Syrdarya (Usbekistan) 16
In insgesamt 17 Kompetenzzentren für die primäre Gesundheitsversorgung in Kasachstan wird gerade ein neues Modell für die Versorgung von Müttern und die Versorgung vor und nach der Geburt eingeführt. © WHO/Jerome Flayosc 17
Healthbuddy+, ein mehrsprachiger interaktiver Chatbot, der Fragen über COVID-19 beantwortet, wird seit Mai 2020 in Europa und Zentralasien im Kampf gegen die COVID-19-Pandemie eingesetzt. © WHO/Uka Borregaard 18
ZENTRALE PRIORITÄTEN 2. Schutz vor gesundheitlichen Notlagen Beispiel: Während der Vereinten Nationen (UNICEF) COVID-19-Pandemie hat entwickelt. Damit können sich sich die Verbreitung von die WHO und ihre Partner Fehlinformationen – verstärkt auf Länderebene engagieren, über soziale Medien und falsche Behauptungen über andere digitale Plattformen das Virus widerlegen, die – als erhebliche zusätzliche Verbreitung wahrheitsgetreuer Bedrohung für die weltweite Informationen über COVID-19 öffentliche Gesundheit unterstützen, Rückmeldungen, erwiesen. HealthBuddy+, Bedenken und Gerüchte ein webbasierter Chatbot von Nutzern in mehr als samt mobiler App, wurde 20 Sprachen und Ländern von WHO/Europa und sammeln und das Vertrauen dem Regionalbüro für in die Anstrengungen zur Europa und Zentralasien Pandemiebekämpfung stärken. des Kinderhilfswerks der „HealthBuddy+ hat Partnerschaften ermöglicht und ist zu einem digitalen Kompass in der grenzenlosen Infodemie geworden. Er dient der unmittelbaren Krisenintervention, wird aber noch größere Wirkung entfalten, wenn er ein zuverlässiger Begleiter auf lange Sicht, eine nachhaltige Drehscheibe für Gesundheitskompetenz und psychische Gesundheit über die COVID-19-Krise hinaus wird.“ Ivaylo Spasov, Referent für Kommunikation für sozialen Wandel bei UNICEF Bulgarien und Implementierer von HealthBuddy+ 19
ZENTRALE PRIORITÄTEN 3. Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden Beispiel: Die WHO und Transfettsäuren verzichtet. ihre Mitgliedstaaten haben WHO/Europa unterstützte sich zum Ziel gesetzt, bis die Türkei bei der 2023 industriell hergestellte Ausarbeitung und Umsetzung Transfettsäuren aus der der 2020 angekündigten Lebensmittelversorgung Regelungen zur Begrenzung zu eliminieren, und die der in Lebensmitteln Europäische Region ist auf zulässigen Menge an Ein Diabetiker trainiert zuhause, um dem Weg, die erste WHO- industriell hergestellten ein besseres Gefühl in den Beinen zu bekommen. © WHO/Uka Borregaard Region der Welt zu werden, Transfettsäuren. die auf die Verwendung von „Die Türkei hat großes politisches Engagement gezeigt, indem sie einen verbindlichen Ansatz zur Eliminierung industriell hergestellter Transfettsäuren aus der Lebensmittelversorgung verfolgt. Dies reduziert die Belastung durch künstliche Transfettsäuren und erhöht die Verfügbarkeit gesünderer Alternativen, um die Zahl der Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren.“ Dr. Müşerref Pervin Tuba Durgut, Vizepräsidentin der Kommission für Gesundheit, Familie, Arbeit und Soziales der Großen Nationalversammlung der Türkei 20
FLAGGSCHIFF-INITIATIVEN 1. Das Bündnis für psychische Gesundheit Beispiel: In der Ukraine Gesundheitsfachkräfte in ihrer veröffentlichte die WHO täglichen Praxis unterstützen und eine ukrainische Version des den Zugang der Bevölkerung zu Interventionsleitfadens für das einer hochwertigen Versorgung Aktionsprogramm zur Schließung sicherstellen. Sie helfen Ärzten, von Lücken in der psychischen frühzeitig Stress, Angst, Gesundheitsversorgung, Version Depression, selbstschädigendes/ 2.0, (mhGAP-IG 2.0) und die suizidales Verhalten und durch dazugehörige mobile App Substanzgebrauch bedingte für Gesundheitsfachkräfte. Störungen zu erkennen und die Die COVID-19-Pandemie hat psychische Diese benutzerfreundlichen Betroffenen zu unterstützen. Gesundheitsprobleme, von denen bereits vor Beginn der Pandemie Millionen von Entscheidungshilfen sollen Menschen betroffen waren, noch weiter verschärft, und ihre Auswirkungen werden voraussichtlich über Jahre hinweg zu spüren sein. © WHO/Uka Borregaard „Der mhGAP-Ansatz hilft mir bei meinen täglichen Aufgaben sehr.“ Dr. Levhen Yatsura, ein in der ukrainischen Stadt Kramatorsk im Zentrum für Familienmedizin Nr. 1 tätiger Hausarzt. Er beobachtete bei mehr als 40% seiner Patienten Symptome wie Bluthochdruck, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen, die mit stressbedingten psychischen Erkrankungen in Verbindung gebracht werden können. 23 21
Studentinnen an der Nationalen Medizinischen Universität Kasachstan in Almaty bei der Ausbildung im Fach Telemedizin. © WHO/Jerome Flayosc 22
FLAGGSCHIFF-INITIATIVEN 2. Befähigung zu selbstbestimmtem Handeln mit Hilfe digitaler Gesundheitsangebote Beispiel: Im Rahmen einer in beschleunigt und in Bezug auf Georgien durchgeführten digitalen Qualität und Zugänglichkeit Gesundheitsinitiative mit dem verbessert und so besser auf Namen „Projekt Atlas“ wurden die Bedürfnisse der Menschen virtuelle Kliniken eingerichtet, in abgestimmt werden kann. Das denen ein erfahrener Arzt in einer Projekt wurde rasch ausgeweitet, Reihe virtueller, Cloud-basierter um den Erfordernissen der COVID- Chaträume mit freiwilligen 19-Pandemie gerecht zu werden, Fachärzten, Assistenzärzten, und bis Ende 2020 wurden mehr Medizinstudenten und als 5000 COVID-19-Patienten Patienten verbunden ist. Die virtuell von Ärzten betreut. Das Initiative verdeutlicht, wie die Projekt kann auch als Plattform Gesundheitsversorgung durch für die Ausbildung der nächsten digitale Gesundheitsangebote Generation von Ärzten dienen. „Vorher mussten Ärzte telefonieren, Atteste ausstellen und die gleichen grundlegenden Botschaften bei jedem einzelnen Patienten wiederholen. Jetzt wird Zeit eingespart, und die Ärzte werden entlastet, um sich den dringendsten Anfragen widmen zu können. Wir können uns über dieses System sozusagen in unterschiedliche Notaufnahmen teleportieren und innerhalb von 30 Sekunden eine Entscheidung treffen.“ Dr. Davit Mrelashvili, ein Neurologe aus Georgien, der das Projekt Atlas konzipierte 23
FLAGGSCHIFF-INITIATIVEN 3. Die Europäische Impfagenda 2030 Beispiel: Im Rahmen einer dank des gut funktionierenden Impfkampagne gegen Poliomyelitis Krankheitsüberwachungssystems (Polio) im Jahr 2021 wurden die ersten Poliofälle im Land seit in Tadschikistan mehr als 1,2 2010 nachweisen und melden. Dies Millionen Kinder mit zwei Dosen löste eine internationale Reaktion des oralen Polioimpfstoffs aus, bei der die WHO und die geimpft. Die Kampagne zielte Partner eng zusammenarbeiteten, darauf ab, die Verbreitung um die Übertragung zu des vakzineassoziierten unterbrechen und die notwendigen Poliovirus Typ 2 zu stoppen. Impfkampagnen durchzuführen, 2020 konnte Tadschikistan damit kein Kind zurückbleibt. „Die Polioimpfung kann in Einrichtungen der primären Gesundheitsversorgung, in kleineren Gesundheitsstationen und über aufsuchende Teams verabreicht werden. In unserem Einzugsbereich muss ich 679 Kinder impfen, und es ist extrem wichtig, dass sie alle gegen Polio geschützt sind.“ Farukh Murodzoda, ein Feldscher, der in einer Gesundheitsstation im Bezirk Vakhsh im Südwesten Tadschikistans arbeitet 24
Ein Kind in der Region Vakhsh in Tadschikistan bekommt seine erste Dosis oralen Polioimpfstoff. © WHO/ Mukhsindzhon Abidzhanov 25
FLAGGSCHIFF-INITIATIVEN 4. Gesundheitsförderliches Verhalten: Berücksichtigung verhaltensbezogener und kultureller Erkenntnisse Beispiel: Die Länder der Region haben ein von WHO/Europa entwickeltes Instrument für Erhebungen zu verhaltensbezogenen Erkenntnissen genutzt, um Verhaltensweisen, Wahrnehmungen und das Wohlbefinden der Bevölkerung während der Pandemie zu untersuchen. Dieser kritische Einblick hat bei der Pandemiebekämpfung einen am Menschen orientierten Ansatz ermöglicht, der die Wahrnehmung der Bevölkerung in Bezug auf Fairness und Vertrauen sowie ihre emotionale Reaktion berücksichtigt. Aus dieser Arbeit ist eine praxisorientierte Gemeinschaft hervorgegangen, in der die Länder Erfahrungen und Erkenntnisse austauschen und gemeinsame Initiativen planen. Ein Straßenmusiker in Kopenhagen. © WHO/Uka Borregaard „Anhand von Daten aus Erhebungen Gesundheitsleistungen und die zu verhaltensbezogenen Erkenntnissen psychische Gesundheit helfen in Serbien fanden wir heraus, welche uns ebenfalls, in diesen Bereichen Bevölkerungsgruppen weniger bereit entsprechend zu reagieren. Aus Sicht waren, sich gegen COVID-19 impfen des serbischen Instituts für öffentliche zu lassen, und welche Botschaften sie Gesundheit hätten wir unsere dazu bewegen könnten. Nach unserer Maßnahmen ohne die aus diesen Reaktion ist die Impfbereitschaft Erhebungen gewonnenen Informationen innerhalb von 6 Monaten von 35% nicht so produktiv ausrichten können.“ auf 57% gestiegen. Daten über die Dr. Verica Jovanovic, Leiterin des serbischen Instituts für Inanspruchnahme unentbehrlicher öffentliche Gesundheit 26
Zwei Frauen in Belgrad halten die gesundheitlichen und sozialen Maßnahmen gegen COVID-19 ein. © WHO/Blink Media - Martyn Aim 27
Lieferung persönlicher Schutzausrüstung für Gesundheitspersonal in Aserbaidschan. © WHO/Fanara Bunyadzada 28
UNSERE PARTNER Partnerschaften sind nicht lediglich eine Frage des guten Willens, sondern eine moralische Verpflichtung und eine Voraussetzung für Fortschritte bei der Verwirklichung unserer gemeinsamen Ziele. Dr Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa WHO/Europa hat Partnerschaften mit einem breiten Subregionale Organisationen wie: Spektrum von Organisationen und Netzwerken in der Europäischen Region aufgebaut, darunter • Mitteleuropäische Initiative Organe der Vereinten Nationen, zwischenstaatliche • Gemeinschaft Unabhängiger Staaten Organisationen, globale Gesundheitspartnerschaften und andere nichtstaatliche Akteure einschließlich • Rat der Ostseestaaten Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Stiftungen. • Eurasische Wirtschaftsgemeinschaft Das Regionalbüro verfolgt einen proaktiven Ansatz für Partnerschaften und begrüßt neue Partner im Bemühen •P artnerschaft der Nördlichen Dimension für um die Förderung und den Schutz der Gesundheit. Gesundheit und Soziales Zu unseren zahlreichen aktuellen Partnern gehören: • Organisation für Islamische Zusammenarbeit Von WHO/Europa betreute Partnerschaften • Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit • Europäisches Observatorium für • Südosteuropäisches Gesundheitsnetzwerk Gesundheitssysteme und Gesundheitspolitik • Nordischer Ministerrat System der Vereinten Nationen und internationale • Türkischer Rat Finanzinstitutionen Europäische Union und ihre Institutionen Globale Gesundheitspartnerschaften wie: • Globaler Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria • Gavi-Allianz 29 31
Internationale Föderation der Rotkreuz- und •E uropean Federation of the Associations of Rothalbmondgesellschaften Dietitians Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit • European Forum for Primary Care und Entwicklung (OECD) • European Forum of Medical Associations (EFMA) 290 Kooperationszentren in der gesamten Region •E uropean Forum of National Nursing and Midwifery Regionsweit akkreditierte Partnerschaften mit Associations nichtstaatlichen Akteuren und der Zivilgesellschaft wie: • European Hospital and Healthcare Federation • AFEW International • European Medical Students Association (EMSA) • AGE Platform Europe • European Patients’ Forum • AIDS Healthcare Foundation Europe • European Public Health Alliance • Alzheimer Europe • European Public Health Association (EUPHA) • Center for Health Policies and Studies, PAS Center • European Respiratory Society • Centre for Regional Policy Research and Cooperation • European Stroke Organization “Studiorum” • Finnish Association for Substance Abuse Prevention • EUROCAM • Health Care Without Harm (HCWH) Europe • EuroHealthNet • Norwegian Cancer Society • European Alcohol Policy Alliance (Eurocare) • Standing Committee of European Doctors • European Association for the Study of the Liver •T he Association for Medical Education in Europe (EASL) (AMEE) • European Cancer Organization (ECCO) • WEMOS • European Federation of Allergy and Airways Nur mit dieser Vielfalt an Partnern kann WHO/Europa Diseases Patient’s Association seine Arbeit leisten. • European Federation of Nurses Associations 30
Rehabilitationsangebote in Norwegen. Solche Leistungen sind angesichts der Bevölkerungsalterung in der Europäischen Region und der hohen Prävalenz nichtübertragbarer Krankheiten wichtig. © WHO/Noor/Sebastian Liste 31
BESONDERE ERFOLGE Mütter sind während der Schwangerschaft und Entbindung Die Lebenserwartung der Bürger in der Region ist gesünder: Die Müttersterblichkeit in gestiegen: Die Europäer leben durchschnittlich mehr der Region hat sich zwischen 2000 als ein Jahr länger als noch vor fünf Jahren. und 2015 fast halbiert. Die Zahl der neuen HIV- Verglichen mit allen anderen Regionen der WHO weist Fälle bei Kindern ist in der die Europäische Region die niedrigste Sterblichkeit Region drastisch gesunken: bei Kindern unter fünf Jahren auf, was teilweise den 2014 waren nur 1% der leistungsfähigen Impfsystemen zu verdanken ist. Bei gemeldeten neuen HIV-Fälle Routineimpfungen zählen die Impfraten vieler Länder auf Mutter-Kind-Übertragung der Region zu den höchsten der Welt. In der gesamten zurückzuführen. Region erhielten in den vergangenen fünf Jahren mindestens 90% der in Frage kommenden Kinder ihre erste Dosis Masernimpfstoff. Ähnlich hohe Raten werden auch für verschiedene andere Impfungen im Rahmen der nationalen Impfpläne gemeldet. 32
Die Region ist weltweit führend beim Verbot der Verwendung von Transfettsäuren: Mindestens 30 Länder haben bereits Verbote oder Beschränkungen 1979 waren in der Region eingeführt. Zur die Pocken ausgerottet, Unterstützung der Länder 2002 wurde die Region bei der Eliminierung als poliofrei zertifiziert, von Transfettsäuren und 2015 wurde die hat die WHO das Übertragung der Malaria Maßnahmenpaket unterbrochen. REPLACE entwickelt. Das Rahmenübereinkommen der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (WHO FCTC) ist ein rechtsverbindlicher Vertrag und eine globale Reaktion auf die Tabakepidemie. Dieser erste je unter der Ägide der WHO ausgehandelte Vertrag wurde am 21. Mai 2003 von der Weltgesundheitsversammlung angenommen. Seit seinem Inkrafttreten 2005 hat dieser internationale Vertrag so schnelle und breite Anerkennung gefunden wie kaum ein anderer Vertrag in der Geschichte der Vereinten Nationen. In der Europäischen Region haben 51 Länder das WHO FCTC ratifiziert. 33
BESONDERE ERFOLGE Gewalt und Verletzungen zu verhindern ist eine ständige Verantwortung und Herausforderung, aber durch die Umsetzung evidenzbasierter Die Zahl der Ärzte, Pflegekräfte und datengesteuerter und Hebammen in der Handlungskonzepte und Verfahren Europäischen Region der WHO sind die Todesfälle in der Region ist zwischen 2010 und 2018 um seit 2000 um mehr als 34% 4% gestiegen. zurückgegangen. Die Europäische Region ist weltweit führend beim Schutz der Gesundheit der Bevölkerung vor umweltbedingten Risiken. Seit über 30 Jahren leistet WHO/Europa fachliche Unterstützung bei der Förderung von Wissen und dem Aufbau von Kapazitäten zu den gesundheitlichen Aspekten von Luftqualität, Chemikalien, Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene, Klimawandel, Gesundheit am Arbeitsplatz, Altlasten, Abfallwirtschaft, nachhaltiger städtischer Umwelt und Querschnittsthemen wie umweltbedingte gesundheitliche Ungleichheit und Umwelt- und Gesundheitsfolgenabschätzung. Das Regionalbüro erstellt wichtige Leitlinien zu Luftqualität und Lärm. 34
In den letzten Jahren haben viele Länder in der Region Schritte zur Stärkung der allgemeinen Gesundheitsversorgung und Die Europäische Region hat zum Abbau finanzieller Härten als einzige Region weltweit unternommen, darunter die die in der Endspielstrategie Bereitstellung staatlich finanzierter für Tuberkulose für 2020 Gesundheitsleistungen für mehr gesetzte Zielvorgabe Menschen, das Angebot von erreicht und zwischen Leistungspaketen für Arzneimittel 2015 und 2019 die und die Einführung von Befreiungen, Tuberkuloseinzidenz um jährlichen Obergrenzen und digitalen 19% und die Zahl der durch Lösungen, um die Menschen vor Tuberkulose bedingten Gebühren für Gesundheitsleistungen Todesfälle um 31% gesenkt. (Zuzahlungen) zu schützen. Während der COVID-19-Pandemie haben die Länder der Europäischen Region zusammengearbeitet, um über die von WHO/Europa eingerichteten Online-Plattformen Wissen und Informationen über die Ausbreitung neuer besorgniserregender SARS-COV-2-Varianten in Echtzeit auszutauschen. Die beispiellose Reaktion von WHO/Europa in den ersten 19 Monaten umfasste 243 Ländermissionen, die Schulung von über 41 000 nationalen Experten in Kernbereichen der Bewältigung von Notlagen und die Veröffentlichung von 63 Leitfäden. 35
WICHTIGSTE HERAUSFORDERUNGEN Die Lebenserwartung bei Geburt liegt in den Ländern der Region Über 150 Mio. Menschen in der Europäischen zwischen 83,0 im Region der WHO leben mit einem psychischen höchsten und 73,4 Gesundheitsproblem, wobei Depressionen, von im niedrigsten Wert denen 45 Mio. Menschen betroffen sind, die (Daten von 2018), was verbreitetste Form psychischer Störung darstellen. die gesundheitlichen Die Gesundheitssysteme haben noch nicht Ungleichheiten in der angemessen auf die Belastung durch psychische Region verdeutlicht. Störungen reagiert; in Ländern mit niedrigem und Im Durchschnitt leben mittlerem Einkommen erhalten zwischen 70% und Frauen in der Region 6,5 85% der Menschen mit psychischen Störungen keine Jahre länger als Männer. Behandlung für ihr Leiden. Herz-Kreislauf- Der Alkoholkonsum in der Region ist zwar rückläufig, Erkrankungen sind die jedoch nach wie vor höher als anderswo auf der führende Todesursache Welt mit erheblichen Unterschieden zwischen in der Region. Mit den Ländern. Die schädlichen Auswirkungen jährlich mehr als 3,7 von Alkohol beginnen schon sehr früh im Leben: Mio. neuen Fällen und In der Europäischen Region der WHO ist jeder 1,9 Mio. Todesfällen ist vierte Todesfall in der Altersgruppe der 20- bis Krebs die zweithäufigste 24-Jährigen auf Alkohol zurückzuführen. Ursache von Mortalität und Morbidität in der Region. 36
Von den sechs WHO-Regionen ist die Europäische Region am stärksten von nichtübertragbaren Krankheiten betroffen, die sich mit erschreckendem Tempo ausbreiten. Ähnlich besorgniserregend ist die Wirkung der häufigsten nichtübertragbaren Krankheiten (Diabetes, Die Raten von Übergewicht in Die Region verzeichnet Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, der Region stiegen von 53,6% der weltweit die höchste chronische Atemwegserkrankungen und Bevölkerung im Jahr 2005 auf Prävalenz des Rauchens psychische Störungen): Diese fünf Arten 58,7% im Jahr 2016. Bei Adipositas in der Altersgruppe der von Erkrankungen sind insgesamt für 86% stiegen die Raten von 18,9% der über 15-Jährigen: 24,6% aller Todesfälle und 77% der Krankheitslast Bevölkerung im Jahr 2005 auf im Jahr 2018. in der Region verantwortlich. 23,3% im Jahr 2016. Gewalt und Unfallverletzungen verursachen in der Region jedes Jahr in erheblichem Ausmaß Tod, menschliches Leid und Behinderungen. 2015 waren sie für fast 5,7% aller Alle acht Minuten stirbt ein Mensch auf den Straßen Todesfälle (den Verlust von der Region – das sind 190 Menschen jeden Tag, 530 000 Menschenleben) 69 000 Menschen jedes Jahr. Verkehrsunfälle sind und für 9,4% des Verlusts in der Europäischen Region für den Tod von mehr an behinderungsbereinigten Menschen im Alter zwischen 5 und 29 Jahren Lebensjahren verantwortlich. verantwortlich als jede andere Ursache. Die Verletzungen und Gewalt Todesfälle sind nur die Spitze des Eisbergs, denn sind in der Region weiterhin allein in der EU tragen mehr als 130 000 Menschen die häufigste Todesursache schwere Verletzungen davon, was eine enorme in der Altersgruppe von 5 bis Belastung für die Gesundheitssysteme darstellt. 49 Jahren. 37
WICHTIGSTE HERAUSFORDERUNGEN Schätzungen zufolge erlebt jede vierte Frau in der Region irgendwann in ihrem Leben körperliche Ruinöse Gesundheitsausgaben – wenn die von und/oder sexuelle Gewalt den Haushalten getragenen Gesundheitskosten durch einen Intimpartner. einen großen Teil ihres Einkommens beanspruchen Auf Erhebungen in der – sind ein Schlüsselindikator für finanzielle Not. Europäischen Region Im Durchschnitt sind zwischen 1% und 17% der beruhende Schätzungen Haushalte davon betroffen, im ärmsten Fünftel der legen nahe, dass 49 Mio. Bevölkerung zwischen 3% und 56%. Das hängt eng Frauen in der Region damit zusammen, inwieweit sich die Länder bei der Gewalt erfahren haben. Finanzierung des Gesundheitssystems auf Zahlungen der Haushalte aus eigener Tasche verlassen. In 40 der 53 Länder der Region liegt der Anteil der Zahlungen aus eigener Tasche bei über 15%. 15% aller Todesfälle in der Europäischen Region der WHO (1,4 Mio. Todesfälle/Jahr) hängen mit Umweltbedingungen In der Europäischen Region der WHO leben zusammen, und etwa die schätzungsweise 135 Mio. Menschen mit irgendeiner Hälfte dieser Todesfälle Form von Behinderung. Nur jeder zweite Mensch mit wird mit Luftverschmutzung Behinderung kann sich eine Gesundheitsversorgung in Innenräumen und im einschließlich Rehabilitationsleistungen leisten, und Freien in Verbindung nur jeder zehnte hat Zugang zu Hilfsmitteln. gebracht. 38
Obwohl auf die Region nur 2,3% der weltweiten Tuberkuloselast entfallen, ist sie eine der am stärksten von medikamentenresistenten Formen der Tuberkulose betroffenen In einigen Ländern hat sich die Zahl der im Regionen. Es wird geschätzt, Ausland ausgebildeten Ärzte in den letzten dass einer von sechs neuen und Jahren fast verdoppelt, was deutlich macht, die Hälfte der bereits zuvor dass die Mitgliedstaaten in eine bessere behandelten Tuberkulosepatienten Ausbildung, Weiterbildung und Bindung von eine multiresistente Form der Gesundheitsfachkräften investieren müssen. Krankheit haben. Die COVID-19-Pandemie hat die Herausforderungen Impfpräventable, lebensmittelbedingte, nosokomiale und Lücken hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit und übertragbare Krankheiten stellen eine erhebliche gegenüber gesundheitlichen Notlagen offengelegt Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar. und gezeigt, dass sich Vorsorge auszahlt. Während Zudem bedrohen das Auftreten und die Ausbreitung schon in einem typischen Jahr Hunderte Menschen antimikrobieller Resistenzen unsere Fähigkeit, weit infolge von Notlagen sterben oder schwer erkranken verbreitete Infektionskrankheiten zu behandeln. und sich die damit verbundenen wirtschaftlichen Da 60% der bekannten Infektionskrankheiten von Verluste für die Europäische Region auf etwa 10 Tieren ausgehen, bedarf es eines einheitlichen Mrd. Euro belaufen würden, hat die Pandemie Gesundheitsansatzes, um Gesundheitsgefahren einen weitaus höheren Tribut gefordert: Im ersten anzugehen, die an der Schnittstelle Mensch- Pandemiejahr hätten nach den Daten, die Länder Tier-Umwelt entstehen, etwa im Zusammenhang der Europäischen Region übermittelt haben, mit Lebensmittel- und Wassersicherheit, zwei Drittel dieser Länder von beschleunigten Zoonosen, Vektorkrankheiten, Umwelthygiene und Notfallvorsorgemaßnahmen profitiert. antimikrobiellen Resistenzen. 39
HAUSHALT, FINANZIERUNG UND MITTELZUWEISUNG Der genehmigte globale Haushalt der WHO für die Basisprogramme beläuft sich auf ca. 4 Mrd. US-$ für Haushalt der Europäischen Region der WHO einen Zweijahreszeitraum. An ordentlichen Beiträgen für die Basisprogramme nach strategischen zahlen die Mitgliedstaaten knapp 1 Mrd. US-$ oder Prioritäten etwa 22% des Basishaushalts. Die verbleibenden Allgemeine Gesundheitsversorgung 78% müssen aus freiwilligen Beiträgen von Ländern, Organisationen und anderen Gebern aufgebracht Gesundheitliche Notlagen werden. Aus diesem Haushalt bestreitet die WHO ihre Tätigkeit auf den drei Ebenen der Organisation: 14 % Hauptbüro, Regionalbüros und Länderbüros. 31 % Der Haushalt der Europäischen Region für die Basisprogramme beläuft sich pro Zweijahreszeitraum 15 % auf ca. 320,5 Mio. US-$ und deckt das Regionalbüro und die Länderebene ab. Die ordentlichen Beiträge machen im Allgemeinen etwa 32% des Haushalts aus, der Rest muss aus freiwilligen Beiträgen aufgebracht werden. Der Haushalt orientiert sich 40 % an den strategischen Prioritäten, Resultaten und Gesundheit und Outputs in der Ergebnisstruktur des GPW 13 (siehe Wohlbefinden die nachfolgende Aufschlüsselung des Haushalts nach strategischen Prioritäten). Wirksame und effiziente Unterstützung 40
Bei einer guten gesundheitlichen Situation in Haftanstalten verringern sich die Gefahr eines Rückfalls, die sozialen Kosten der Inhaftierung und die öffentlichen Gesundheitsausgaben. © WHO/Piotr Malecki 43 41
Eine Krankenschwester im Rigshospitalet in 42 Kopenhagen. © WHO/Uka Borregaard
Das WHO-Regionalbüro für Europa Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine 1948 gegründete Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die sich in erster Linie mit internationalen Gesundheitsfragen und der öffentlichen Gesundheit befasst. Das WHO-Regionalbüro für Europa ist eines von sechs Regionalbüros, die überall in der Welt eigene, auf die Gesundheitsbedürfnisse ihrer Mitgliedsländer abgestimmte Programme durchführen. Mitgliedstaaten Israel Russische Föderation Albanien Italien San Marino Andorra Kasachstan Schweden Armenien Kirgisistan Schweiz Aserbaidschan Kroatien Serbien Belarus Lettland Slowakei Belgien Litauen Slowenien Bosnien und Luxemburg Spanien Herzegowina Malta Tadschikistan Bulgarien Monaco Tschechien Dänemark Montenegro Türkei Deutschland Niederlande Turkmenistan Estland Nordmazedonien Ukraine Finnland Norwegen Ungarn Frankreich Österreich Usbekistan Georgien Polen Vereinigtes Königreich Griechenland Portugal Zypern Irland Republik Moldau Island Rumänien 43
NOTES 44
Dokument-Nr.: WHO/EURO:2021-3230-42989-60994 WHO-Regionalbüro für Europa UN City Marmorvej 51 DK-2100 Kopenhagen Ø Dänemark Tel. : +45 45 33 70 00 Fax : +45 45 33 70 01 www.who.int/europe/
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