Magazin - Stiftung Kinderdorf Pestalozzi

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          01|2020
Magazin - Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
| AUSTAUSCH

In dieser
Ausgabe               Liebe Leserinnen, liebe Leser                                               Vom Lachen, Lernen und dem Herdentier
                                                                                                  Milena Palm

| AUSTAUSCH           Alles Gute und viel Glück im neuen                                          Zum ersten Mal hat im Oktober der Bayerische Jugendring (BjR) an einer
                      Jahr! Ich hoffe, Sie sind gut gerutscht                                     Austauschwoche im Kinderdorf Pestalozzi teilgenommen. Die Schülerin­
Vom Lachen, Lernen    und haben erholsame Feiertage hinter                                        nen und Schüler der 6. bis 8. Klasse aus Pressath haben in Trogen nicht
                      sich. Die Stiftung ist voller Tatendrang                                    nur Bratwurst und Volkstänze kennengelernt – viele sind im Austausch
und dem Herdentier   ins Jahr 2020 gestartet. Mit vereinten                                      über sich hinausgewachsen.
Seite 3               Kräften wollen wir in diesem Jahr
                      148 000 Kinder unterstützen und ihnen
                      eine qualitativ gute Bildung ermögli-
| DIGIWEEK            chen.

Wenn Mensch           Im letzten Jahr durften wir nicht nur
                      Tausenden Kindern einen Zugang zu
und Maschine          Bildung ermöglichen, wir haben meh-
verschmelzen          rere Pilotprojekte für Schweizer Kin-
                      der und Jugendliche im Kinderdorf
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                      gestartet und wir haben ein ganzes
                      Jahr lang die Kinderrechte zelebriert.
                      Denn 2019 jährte sich das Bestehen
| SPENDENAKTIONEN     der UN-Kinderrechtskonvention zum          Herzlich, Ihre
                      30. Mal. Dank dieser Konvention sol-
Gemeinsam mehr        len die Kinder und ihre Rechte bes-
erreichen!            ser geschützt werden. Vieles wurde
                      in den vergangenen drei Jahrzehnten
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                      erreicht, doch sind die Kinderrechte
                      noch immer nicht überall genügend          Rosmarie Quadranti
                      umgesetzt und geschützt – selbst in        Präsidentin des Stiftungsrates
| KINDERKONFERENZ     der Schweiz nicht. Um auf die Kinder-
                      rechte aufmerksam zu machen und
Kinderrechte ernst    vor allem um ihr Bestehen zu feiern,
nehmen                hat die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
                      zusammen mit Kinderschutz Schweiz,
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                      Pro Juventute und Unicef Schweiz/
                      Liechtenstein am 20. November –
                      dem Tag der Kinderrechte – ein gros-                                        Beim Austauschprojekt sind rund 20 Schülerinnen und Schüler aus Pressath (DE) mit Kindern aus Moldawien und Wetzikon zusammengekommen.
| KINDERRECHTSFEST    ses Fest auf dem Bundesplatz in Bern
                      veranstaltet. Rund 1000 Kinder aus                                          «Cool. Einfach alles war cool», sagt                                                          Germann, Pädagogin der Stiftung Kin-
Recht haben sie       der ganzen Schweiz sind der Einla-                                          Tobias, ein Schüler aus Pressath über          «Die Jugendlichen ha­                          derdorf Pestalozzi, beobachtet. «Wir
Seite 12              dung gefolgt und haben unter ande-                                          die Austauschprojektwoche des Bay-                                                            wollten zwischen den Jugendlichen
                                                                                                                                                 ben ihr Verhalten nach
                      rem mit Bundesrat Alain Berset und                                          erischen Jugendrings im Kinderdorf                                                            aus Moldawien, Wetzikon und Bayern
                      Musiker Nemo das Bestehen der Kin-                                          Pestalozzi. Die spürbare Begeisterung          und nach geändert,                             mit einer einfachen Übung das Eis bre-
| PROJEKTABSCHLUSS    derrechtskonvention gefeiert. Ein ein-                                      ist das Ergebnis einer intensiven Wo-          wenn sie auf Kinder                            chen. Sie sollten sich gegenseitig Wör-
                      maliges Erlebnis.                                                           che, in der die Jugendlichen über sich         der anderen Gruppen                            ter übersetzen.» Die Übung basierte
Echte Veränderung                                                                                 hinauswachsen konnten. Das hat auch
                                                                                                                                                 ­getroffen sind.»                              auf Eigeninitiative, was aber mit der
                      In diesem Jahr werden wir uns dem                                           Hans Walter beobachtet. Der Leh-                                                              zurückhaltenden Gruppe nicht funktio-
ohne Theater          Thema Gender widmen und uns für                                             rer hat die Jugendlichen nach Trogen
                                                                                                                                                                      Hans Walter, Lehrperson
                                                                                                                                                                                                nierte. «Man hätte zu allen hingehen
Seite 14              gleiche Chancen für Knaben und                                              begleitet. «Mir ist aufgefallen, wie die                                                      und jeden und jede einzeln begleiten
                      Mädchen einsetzen. Ich danke Ihnen                                          Jugendlichen ihr Verhalten nach und           Die Jugendlichen aus Pressath brauch-           müssen», erklärt sie. Für Hans Walter
                      herzlich, dass Sie uns auch 2020 Ihr                                        nach geändert haben, wenn sie auf             ten allerdings etwas Anlaufzeit, um             hat die geringe Bereitschaft zum Mit-
                      Vertrauen schenken und für die Kin-                                         Kinder der anderen Gruppen getroffen          diese Kooperationsbereitschaft an den           machen unter anderem mit Unsicher-
                      der in unseren Projekten spenden.                                           sind», erzählt er.                            Tag zu legen. Das hat auch Barbara              heit zu tun.

2                                                                                                                                                                                                                                          3
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Ängste und Unsicherheiten                                                                                                                           «In dieser kurzen Übung wird unter an-              Sich für andere einsetzen                 sie sich. Auch Baran und Emir haben
überwinden                                                                                                                                          derem sichtbar, dass der Mensch nicht               Diskriminierte Menschen werden oft        bei der Übung neue Lösungsansätze
Die Unsicherheit, mit der die Jugendli-                                                                                                             gerne alleine dasteht, sondern lieber               ausgeschlossen. Deshalb ging es auch      kennengelernt: «Jetzt haben wir ge-
chen zu Beginn kämpften, hat auch die                                                                                                               Teil einer Gruppe ist», erklärt Barbara             um Zivilcourage. «Die Kinder wurden       lernt, wir können einen Lehrer holen.»
Pädagogin bemerkt. Ein Faktor für die-                                                                                                              Germann. Die Kinder realisieren, dass               aufgefordert, sich an Momente zu er-
se Unsicherheit sei die Sprachbarriere                                                                                                              andere aufgrund eines Merkmals aus-                 innern, in denen jemand ausgeschlos-      Was am Ende bleibt
und die damit verbundene Angst vor                                                                                                                  geschlossen werden. Wegen eines                     sen wurde», erklärt die Pädagogin. Die    «Bei einigen Schülerinnen und Schü-
dem Austausch. Für die Jugendlichen                                                                                                                 Punktes wird alles andere unwichtig.                Jugendlichen haben aus diesen Erfah-      lern habe ich Veränderungen ihrer
sei es auch schwierig gewesen, aus ih-                                                                                                              «Nimmt jeder seinen Punkt weg, unter-               rungen und Erinnerungen schliesslich      Einstellungen gegenüber Fremdem
rer Komfortzone herauszutreten, meinte                                                                                                              scheidet uns fast nichts mehr», ergänzt             Theaterstücke kreiert. Diese haben        beobachten können», sagt Barbara
Barbara Germann.                                                                                                                                    sie.                                                die Jugendlichen einmal ganz durch-       Germann. Der 15-jährige Leon etwa
                                                                                                                                                                                                        gespielt, ohne eine Lösung zu präsen-     hatte am Ende der Woche ein Aha-Er-
Die Jugendlichen aus ihrer Komfortzone                                                                                                                                                                  tieren. Beim zweiten Mal griff jeweils    lebnis. Lange Zeit hatte er nämlich we-
zu bringen, ohne sie zu überfordern, war                                                                                                            «Nimmt jeder seinen                                 jemand aus dem Publikum ein. «Die Ju-     nig Lust auf die Workshops: «Ich habe
also die Herausforderung im Austausch-                                                                                                              Punkt weg, unter­                                   gendlichen sollten aus ihrer Beobach-     plötzlich gemerkt, dass ich eine sehr
projekt mit dem BJR. Für Barbara Ger-                                                                                                                                                                   terrolle heraus aktiv werden, was gera-   ablehnende Haltung habe. Viele Akti-
                                                                                                                                                    scheidet uns fast
mann sind kleine Schritte entscheidend.                                                                                                                                                                 de in dieser zurückhaltenden Gruppe       vitäten waren eben doch toll.» Emir hat
Am Nachmittag hat sie deshalb die                                                                                                                   nichts mehr.»                                       eine Herausforderung war. Sie haben       nicht nur das Programm gut gefallen:
Übersetzungsübung nochmals anders                                                                                                                                      Pädagogin Barbara Germann        das sehr ernsthaft gemacht, es hat im-    «Ich finde, die Pädagoginnen haben
versucht. In Zweiergruppen haben die                                                                                                                                                                    mer jemand anderes eingegriffen», freut   einen guten Job gemacht.» Auch Ba-
Jugendlichen eine Runde durch das                                                                                                                                                                                                                 ran zieht eine positive Bilanz: «Ich finde
Dorf gemacht. Eine 13-jährige Schülerin                                                                                                                                                                                                           gut, dass ich jetzt viel mehr über diese
aus Pressath hat dabei gelernt, auf Mol-                                                                                                                                                                                                          Themen nachdenke.»
dawisch bis fünf zu zählen: «Unu, doi,               Sprachbarrieren spielerisch überwinden: Die Jugendlichen bauen gemeinsam eine Murmelbahn.
trei, patru, cinci», spricht sie stolz vor.
                                                     kaum, dass sie nicht mehr in ihrer siche-           Der Mensch, das Herdentier                                                                                                               «Ich habe plötzlich
Es sei wichtig, dass die Übungen aufei-              ren Zone sind und können über Spiel,                Der Mittwoch war für die Jugendlichen                                                                                                    gemerkt, dass ich
nander aufbauen und sich den Jugend-                 Spass und Lachen in eine Interaktion                der intensivste Tag. «Die drei Sprachen                                                                                                  eine sehr ablehnende
lichen anpassen. «So realisieren sie                 gehen», erklärt die Pädagogin weiter.               der Jugendlichen haben wir in einer
                                                                                                         Übung gezielt genutzt. Anhand der
                                                                                                                                                                                                                                                  Haltung habe. Viele
                                                                                                         Sprachbarriere haben sie dann erfah-                                                                                                     Aktivitäten waren eben
                                                                                                         ren, wie es ist, ausgeschlossen zu sein                                                                                                  doch toll.»
                                                                                                         oder selber auszuschliessen», erklärt                                                                                                                                 Leon, 15 Jahre
                                                                                                         Barbara Germann. Das Motto des Ta-
                                                                                                         ges: Zusammen sind wir stark – aber
                                                                                                         was ist mit den Aussenseiterinnen und                                                                                                    Lehrer Walter ist überzeugt, dass die
                                                                                                         Aussenseitern? Dazu wurde eine spe-                                                                                                      Projektwoche bei den Jugendlichen
                                                                                                         zielle Erfahrungsübung gemacht.                                                                                                          nachwirkt: «Sie haben viel übereinander
                                                                                                                                                                                                                                                  erfahren und werden diese Erkenntnis-
                                                                                                         «Ihr könnt nun eure Augen schliessen»,                                                                                                   se hoffentlich im alltäglichen Miteinan-
                                                                                                         sagt Barbara Germann zu den Jugend-                                                                                                      der umsetzen.» Er wünscht sich, dass
                                                                                                         lichen, die im Kreis sitzen. Nach an-                                                                                                    der neue Umgangston und die gewon-
                                                                                                         fänglicher Unsicherheit schliesst sich                                                                                                   nene Nähe unter den Jugendlichen
                                                                                                         ein Augenpaar nach dem anderen. Die                                                                                                      bleibt und dass sie die neue Gruppen-
                                                                                                         Pädagogin klebt nun jeder und jedem                                                                                                      dynamik und das Wir-Gefühl mit in den
                                                                                                         einen farbigen Punkt auf die Stirn. «Ihr                                                                                                 Schulalltag nehmen. Was sicher nach-
                                                                                                         könnt eure Augen wieder aufmachen                                                                                                        wirkt, ist die interkulturelle Erfahrung:
                                                                                                         und Gruppen bilden, ohne miteinan-                                                                                                       «Die Kinder waren vom Aufenthalt in
                                                                                                         der zu sprechen.» Die Jugendlichen                                                                                                       der Schweiz angetan und haben sofort
                                                                                                         schauen umher und gruppieren sich                                                                                                        nachgefragt, ob sie den Austausch im
                                                                                                         nach der Farbe des Klebers. Ein Mäd-                                                                                                     Kinderdorf als Abschlussfahrt wieder-
                                                                                                         chen bleibt übrig, alleine und abseits.                                                                                                  holen könnten.»
In der Aussenseiterrolle: Im Spiel erfährt eine Schülerin, wie es sich anfühlt, ausgegrenzt zu werden.   Ihr Kleber hat eine eigene Farbe.          Zivilcourage trainieren: Die Jugendlichen üben an Beispielen, die sie selber erlebt haben.

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Magazin - Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
| DIGIWEEK

Wenn Mensch und Maschine verschmelzen
Lina Ehlert

Wie unterstützen Roboter Menschen mit Behinderungen? Auf welcher ethischen Grundlage treffen
Roboter Entscheidungen? Wie baut man einen Roboter? Diesen Fragen gehen rund 50 Kinder während
der Digiweek im Kinderdorf nach. Unter dem Motto «Labor der Zukunft» erleben die Kinder robotische
Assistenzsysteme für behinderte Menschen hautnah und programmieren Tanzroboter.

                                                                                                                                          sind sie hellauf begeistert. Der Arm,      zuerst schützen? Die Fahrerin oder den           Die Kinder machen sich auch Gedan-
                                                                                             «Mit einer Prothese zu                       eingepackt in das robotische Skelett,      Fahrer oder etwa die auf der Strasse             ken um ihre zukünftigen Berufschan-
                                                                                                                                          bewegt sich wie von alleine. «Man fühlt    laufenden Personen? Die Kinder füh-              cen. Werden Roboter ihnen die Jobs
                                                                                             laufen, sieht einfacher
                                                                                                                                          sich fast schon wie ein Roboter», findet   ren für die Radiosendung eine Umfrage            klauen? «Nein», findet Teilnehmer Joel.
                                                                                             aus, als es ist. Aber                        Jakob.                                     durch und kommen zum Schluss: Die                «Ich denke, es gibt dann mehr Jobs,
                                                                                             Übung macht den                                                                         meisten Menschen würden zuerst das               bei denen man Informatik und Technik
                                                                                             Meister.»                                    Ein sinnvoller Umgang mit Technik          Leben der anderen Personen schützen.             braucht. Die Roboter müssen schliess-
                                                                                                                                          Die Kinder diskutieren auch ethische       Solche elementaren Fragen müssen                 lich programmiert werden, und dafür
                                                                                                                        Jakob, 11 Jahre
                                                                                                                                          Fragen zum Thema Robotik. Sie sehen        sich derzeit die Programmierer gros-             braucht es Menschen.»
                                                                                                                                          sich ein Video an, in dem ein Junge ei-    ser Technologie-Unternehmen stellen.
                                                                                                                                          nen Roboterhund kickt. «Auch wenn
                                                                                             «Indem die Kinder Behinderungen              der Roboter nichts spürt, finde ich es
                                                                                             hautnah erleben, lernen sie, damit um-       nicht okay, ihn zu kicken. Ich habe Mit-
                                                                                             zugehen und können ein entspanntes           leid mit ihm», meint Mara. Die Mehrheit
                                                                                             Verhältnis zu Menschen mit Behinde-          der Kinder stimmt ihr zu. «Die Digiweek
                                                                                             rungen entwickeln», erklärt Armin Köhli.     soll den Kindern nicht nur das Poten-
                                                                                             In einer anschliessenden Gesprächs-          zial von Robotern aufzeigen, sondern
                                                                                             runde löchern ihn die Kinder mit Fra-        auch, wie sie sinnvoll eingesetzt wer-
                                                                                             gen: Wie hast du deine Füsse verloren?       den. Damit die Kinder in Zukunft ver-
                                                                                             Hattest du starke Schmerzen? Was             antwortungsbewusst und reflektiert mit
                                                                                             waren deine Gedanken nach dem Un-            technischen Innovationen umgehen»,
                                                                                             fall? Armin steht Rede und Antwort, und      erklärt die Projektleiterin der Digiweek
                                                                                             die Kinder folgen gespannt seiner Ge-        Lukrecija Kocmanic.
                                                                                             schichte.
                                                                                                                                          Brennende Fragen aus dem
                                                                                             Ein Blick in die Zukunft                     Radiostudio
                                                                                             Im anschliessenden Cybathlon-Work-           Ihre Erfahrungen teilen die Kinder auch
                                                                                             shop kommen die Kinder erstmals mit          im dorfeigenen Radiostudio. Im Work-
                                                                                             robotischen Assistenzsystemen in Be-         shop mit powerup_radio produzieren
                                                                                             rührung. Sogenannte Exoskelette, also        sie eine eigene Radiosendung. Sie re-
                                                                                             robotische Stützen für den Körper,           cherchieren und führen Interviews mit-
                                                                                             helfen bei Lähmungen oder Muskel-            einander. Unterstützt werden sie dabei
                                                                                             schwäche, die Arme und Beine zu be-          von den Pädagoginnen und Pädagogen
                                                                                             wegen. Sie können per Fernsteuerung,         des powerup_radios. Sie geben den
Armin Köhli zeigt den Kindern, wie sie sich trotz Behinderung Herausforderungen stellen.     durch kleine Muskelimpulse oder sogar        Kindern Tipps und Tricks für das Mode-
                                                                                             mit Gedanken gesteuert werden. Bis           rieren. Die Themen können die Kinder
Armin Köhli hat mit 15 Jahren bei                 ihn Prothesen und robotische Assis-        anhin ist die Technik der Exoskelette        selber bestimmen. Eine Gruppe erzählt
einem Unfall seine Unterschenkel                  tenzsysteme unterstützen. Dafür wird       noch nicht so weit, als dass sie Roll-       von Fussball, Eishockey und Monster-
verloren. Doch das hält ihn nicht da-             in der Turnhalle des Kinderdorfes ein      stühle und Prothesen vollständig erset-      trucks. Eine andere spricht über ihre
von ab, Spitzensport zu treiben. Er               Parcours aufgestellt. Die Kinder spie-     zen könnte. Doch in Zukunft wird dies        Zeit im Kinderdorf und über Robotik.
ist Profi-Radfahrer und Botschafter               len Basketball im Rollstuhl, laufen Sla­   wohl bald möglich sein.
von PluSport, dem Dachverband für                 lom mit Prothesen und überwinden                                                        Vor allem die ethischen Fragen im Zu-
Behindertensport. An der Digiweek                 Hindernisse blind. Nach anfänglichen       Die Kinder probieren die Exoskelette am      sammenhang mit Robotern haben
zeigt er den Kindern, wie es ist, mit             Hemmungen stellen sie sich den Her-        eigenen Körper aus. Anfangs streikt die      es den Kindern angetan. Wen soll ein
einer Behinderung zu leben und wie                ausforderungen und sie lernen schnell.     Technik, doch als es dann funktioniert,      selbstfahrendes Auto bei einem Unfall      Die Kinder bereiten sich auf ihre Sendung vor.

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Magazin - Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
| DIGIWEEK

Junge Tüftlerinnen und Tüftler                                                                                                                   Die Tanzpartner der Zukunft
Um einen Einblick in Informatik und                                                                                                              Der Höhepunkt der Woche ist die gros-
Technik zu erhalten, können die Kinder                                                                                                           se Abschlusspräsentation am Schluss.
im «Labor der Zukunft» selber tüfteln                                                                                                            Nun können die Kinder ihr erlerntes
und programmieren. Unterstützt von                                                                                                               Wissen zur Schau stellen. Verwandte
Lehrpersonen von mint&pepper bau-                                                                                                                und Bekannte der teilnehmenden Kin-
en sie tanzende Roboter. Jedes Kind                                                                                                              der versammeln sich in der Turnhalle.
bekommt ein Set mit Bauteilen: Lich-                                                                                                             Die Kinder haben zum Lied «Happy»
ter, Lautsprecher, Batterien, Räder und                                                                                                          von Pharell Williams eine Choreografie
Platten. Kursleiter Kevin Schneider er-                                                                                                          einstudiert. Aufgeregt stehen sie auf der
klärt ihnen, was eine Leiterplatte macht                                                                                                         Bühne. Das Lied fängt an, und kichernd
und wie sie den Lötkolben einsetzen                                                                                                              beginnen sie ihren Tanz. Neben jedem
können. Die Kinder erhitzen die Platten,                                                                                                         Kind blinkt und surrt es. Die Kinder
giessen Lötzinn darüber und montie-                                                                                                              stehen nicht alleine auf der Bühne, sie
ren dann die Bauteile. Ein metallischer                                                                                                          werden von ihren futuristischen Tanz-
Geruch verbreitet sich im Schulzimmer,                                                                                                           partnern begleitet: den Robotern!
vereinzelt steigen Rauchschwaden von
den Tischen auf. Die Kinder sind extrem
motiviert, einige von ihnen haben sogar
schon ein grosses Vorwissen über Ro-
boter und wie man diese baut.

Nach dem Löten geht es an das
Dekorieren der Roboter und das
Programmieren der Tanzchoreografie.
Im Computerprogramm wählen die
Kinder ein Lied aus und bestimmen die
Bewegungen des Roboters dazu. Hier
geht es ums Ausprobieren und ums
Kreativsein.

                                                  Beim Löten ist viel Fingerspitzengefühl gefragt.

                                                                                                     «Robotik ist ein
                                                                                                     spannendes Thema,
                                                                                                     das in Zukunft immer
                                                                                                     wichtiger werden
                                                                                                     wird. Wir zeigen den
                                                                                                     Kindern die Robotik auf
                                                                                                     eine spielerische Art,
                                                                                                     sodass sie Spass dabei
                                                                                                     haben. Und vielleicht
                                                                                                     entscheidet sich ja
                                                                                                     jemand später für ein
                                                                                                     Studium in Robotik.»
                                                                                                           Kevin Schneider, Kursleiter Robotik

Die Kinder programmieren, wann sich der Roboter dreht, im Slalom fährt oder blinkt.                                                              Mensch und Maschine tanzen gemeinsam am Abschlussabend.

8                                                                                                                                                                                                          9
Magazin - Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
| SPENDENAKTIONEN                                                                                                                      | KINDERKONFERENZ

Gemeinsam mehr erreichen!                                                                                                              Kinderrechte ernst nehmen
Carolin Hofmann                                                                                                                        Veronica Gmünder

Sowohl Kinder, Jugendliche und Erwachsene, als auch Firmen aus der ganzen Schweiz setzen                                               Einige Kinder beschäftigen sich in ihrer Freizeit mit Fussballspielen, Malen oder Lesen,
sich Jahr um Jahr für die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ein. Sie stellen mit grossem Engagement                                       andere mit ihren Rechten als Kinder. Im November haben 55 Kinder an der Kinderkonferenz
einfallsreiche Aktionen auf die Beine und sammeln beachtliche Spendenbeiträge, die den Projekten                                       intensiv über ihre Rechte diskutiert und Forderungen erarbeitet, wie die Kinderrechte besser
der Stiftung und damit Kindern und Jugendlichen zugutekommen.                                                                          umgesetzt werden können – sei es in der Schule, der Politik oder der Gesellschaft.

Auch 2019 war die Anteilnahme gross,                                                                                                   Obwohl die Kinderrechte seit 30 Jah-
weshalb wir nachfolgend anhand be-                                                                                                     ren bestehen, sind sie auch in der
wundernswerter Beispiele berichten              Eine App für den guten Zweck                                                           Schweiz noch zu wenig verankert. Im-
und aufzeigen möchten, wie auch Sie             Wer: Sonect                                                                            mer wieder werden Verstösse gegen
eine unvergessliche Spendenaktion               Was: Das junge Schweizer Start-Up                                                      die Kinderrechte publik. Kinder erfah-
ins Rollen bringen können. Wir danken           Sonect bietet eine App, mit der man in je-                                             ren davon in der Schule oder vielleicht
allen Spenderinnen und Spendern von             dem Partner-Shop ganz einfach mit dem                                                  zu Hause von ihren Eltern. 55 Kinder
Herzen für die wertvolle Mithilfe!              Smartphone Bargeld beziehen kann.                                                      aus der Deutschschweiz wollten aktiv
                                                Zusammen mit der Stiftung Kinderdorf                                                   werden und haben sich deshalb für die
                                                Pestalozzi wurde eine innovative Weih-                                                 Kinderkonferenz angemeldet. So zum
                                                nachtsspendenaktion initiiert.                                                         Beispiel auch Claire: «Ich möchte, dass
                                                Kurz und knapp: Je mehr Sonect-Kun-                                                    sich mehr Menschen an die Kinder-
                                                den die App der Firma weiterempfeh-                                                    rechte halten.» An der Konferenz be-
                                                len und sich Neukunden registrieren,                                                   fassten sich die Knaben und Mädchen
                                                umso mehr Spenden kommen für das                                                       mit den Themen Kinderarbeit, Social
                                                Kinderdorf Pestalozzi zusammen. Pro                                                    Media sowie dem Kinderrechtsbericht
                                                Neuzugang flossen 5 Franken in das                                                     Schweiz und den erarbeiteten Forde-
                                                jährlich stattfindende European Youth                                                  rungen.                                   Mit Unterstützung von pädagogischen Fachkräften erarbeiten die Kinder ihre Forderungen.
                                                Forum Trogen. Es bietet jungen, enga-
                                                                                             Schülerinnen und Schüler machen
                                                gierten Menschen eine Plattform, sich                                                  Forderungen gehen nach Bern               Mitreden ist gefragt
                                                                                             sich stark
                                                mit Gleichaltrigen aus anderen Ländern
                                                                                             Wer: Primarschule Hütten, Zürich
                                                                                                                                       Eine der Forderungen der Kinder lautet    Im Kinderdorf erhielten die Knaben und            «Die Kinder werden
                                                über die Grundlagen einer friedlichen                                                  zum Beispiel: «Wir fordern, dass keine    Mädchen bereits eine Stimme. Sie konn-
                                                                                             Was: Durch eine eigens organisierte                                                                                                   die Ergebnisse
                                                Welt auszutauschen.                                                                    Produkte mehr in die Schweiz impor-       ten nämlich ihre Regeln, wie beispiels-
                                                Gesammelter Betrag: CHF XYZ.–
                                                                                             Tombola engagierten sich Schülerinnen
                                                                                                                                       tiert werden dürfen, die von Kindern      weise die Nachtruhe oder wie und ob die           der Konferenz als
                                                                                             und Schüler der 6. Primarschulklas-
                                                                                                                                       hergestellt werden.» Damit sie auch im    Smartphones genutzt werden dürfen,                Botschafterinnen und
                                                                                             se zu Gunsten der Stiftung Kinderdorf
                                                                                             Pestalozzi. Wie von den fleissigen Hel-
                                                                                                                                       Bundeshaus Gehör finden, werden die       selber aushandeln. Und natürlich kam              Botschafter in die
                                                                                                                                       Kinder in diesem Frühling ihre Forde-     während der Konferenz das Recht auf
                                                                                             ferinnen und Helfern gewünscht, fliesst                                                                                               Schulen, Familien und
                                                                                                                                       rungen nach Bern tragen. Unterstützt      Freizeit auch nicht zu kurz. Sobald die
Jubilarin mit Herz
                                                                                             der beachtliche Spendenbeitrag in un-
                                                                                                                                       werden sie dabei von den Kinderlob-       Workshops beendet waren, vergnügten               Gemeinden bringen.»
                                                                                             sere Bildungsprojekte Zentralamerikas.
Wer: Priska Schneider Inauen                                                                                                           byistinnen der Kinderlobby Schweiz,       sich die Kinder auf dem Fussballplatz                                           Julian Friedrich
                                                                                             Gesammelter Betrag: CHF 1789.60
Was: Ihren 60. Geburtstag nimmt sie                                                                                                    Linda Estermann und Yael Bloch: «Wir      oder im Jugendtreff.
zum Anlass, um das Kinderdorf Pesta-                                                                                                   setzen uns dafür ein, dass Kinder und
                                                               h en
                                                  He r z l i c
lozzi statt sich selbst zu beschenken.                                                                                                 Jugendliche eine Stimme im Bundes-                                                         Kinder sind Botschafterinnen und
Familie, Freunde und Bekannte leisteten                                                                                                haus haben», sagt Bloch.
                                                      Dank!
                                                                                                                                                                                                                                  Botschafter
ihren ganz persönlichen Beitrag.                                                                                                                                                                                                  Die Kinderkonferenz im Kinderdorf fand
Gesammelter Betrag: CHF 600.–                                                                                                                                                                                                     bereits zum vierten Mal statt und ist ein
                                                                                                                                       «Wir fordern, dass                                                                         Gemeinschaftsprojekt der Stiftung Kin-
                                                                                                                                       keine Produkte in die                                                                      derdorf Pestalozzi, der Schweizerischen
                                                                                                                                                                                                                                  Arbeitsgemeinschaft der Jugendver-
       Sie möchten selbst eine Spendenaktion zugunsten von                                                                             Schweiz importiert                                                                         bände sowie der Kinderlobby Schweiz.
              Kindern und Jugendlichen veranstalten?
       Dann freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme per E-Mail                                                                        werden dürfen, die von                                                                     Projektleiter Julian Friedrich ist zufrie-
     (info@pestalozzi.ch) oder telefonisch unter +41 71 343 73 29.                                                                     Kindern hergestellt                                                                        den: «Die Kinder werden die Ergebnisse
               Gerne unterstützen wir Sie bei Ihrer Aktion.                                                                            werden.»                                                                                   der Konferenz als Botschafterinnen und
                                                                                                                                                                                 Anna überlegt sich, was sie unter Kinderarbeit   Botschafter in die Schulen, Familien und
                                                                                                                                                                                 versteht.                                        Gemeinden bringen.»

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Magazin - Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
| KINDERRECHTSFEST

Recht haben sie
Christian Possa

Der Bundesplatz und die Berner Innenstadt waren am 20. November fest in
Kinderhänden. Über 850 Kinder und Jugendliche aus der ganzen Schweiz
feierten den 30. Geburtstag der Kinderrechtskonvention – eine Fotoreportage.

                                                                                                                                                                                                                                                      Die Basler Rapperin La Nefera eröffnet nach
                                                                                                                                                                                                                                                      dem Postenlauf am Vormittag das öffentliche
                                                                                                                                                                                                                                                      Programm auf dem Bundesplatz. Mit ihrem
                                                                                                                                                    Bundesrat Alain Berset beim Bad im Publikum. Der Politiker feiert mit den knapp 1000 An-          Auftritt trifft sie den Nerv der Zeit. Ein Mäd-
                                                                                                                                                    wesenden sowie mit Justitia, der Galionsfigur der Kinderrechte. In seiner Ansprache betont        chen im Publikum lässt sich vom Groove der
                                                                                                                                                    Berset die Wichtigkeit, mehr mit den Kindern und weniger über sie zu sprechen.                    Künstlerin anstecken.

                                                                                                    Bewusstsein schaffen: Ein Mädchen präsen-
                                                                                                    tiert ein Plakat, das es wenige Augenblicke
                                                                                                    später auf der Bühne präsentieren wird.
                                                                                                    Obwohl das Recht auf Bildung in der Kinder-
Sprachrohr der Kinder und Jugendlichen: Am Kinderrechtstag in Bern standen die beiden Radio-        rechtskonvention verankert ist, bleibt dieses
mobile der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi den ganzen Vormittag im Einsatz. Florian Karrer, Leiter   Recht weltweit noch vielen Kindern und
des Kinder- und Jugendradios powerup_radio, während eines Interviews mit einem Schüler.             Jugendlichen verwehrt.

Eine Schulklasse präsentiert ihre selbstbemal-
ten T-Shirts vor dem Radiobus auf dem Bahn-                                                                                                         Wo Politik gemacht wird: Eine Schulklasse
 hofplatz. Insgesamt nahmen 50 Schulklassen                                                                                                         schaut sich während einer Führung durch das
      aus der ganzen Schweiz am interaktiven                                                                                                        Bundeshaus die Ausstellung «Eine Schweiz für      Schülerinnen und Schüler umrahmen gemeinsam mit Simone Hilber, Projektleiterin des Anlasses in
          Postenlauf zu den Kinderrechten teil.                                                                                                     Kinder. Wirklich?» vom Kinderschutz Schweiz an.   Bern, die Galionsfigur Justitia.

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Magazin - Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
| PROJEKTABSCHLUSS

                                                                                                                                                                                                                                                       | AGENDA
Echte Veränderung ohne Theater
Christian Possa
                                                                                                                                                                                                                                                       Veranstaltungen
                                                                                                                                                                                                                                                       im Besucherzentrum
Dialog statt Separation, gegenseitiges Verständnis statt Vorurteile. Was
neun Jahre interkultureller Dialog in Moldawien bewegt haben und wie es                                                                                                                                                                                Öffentliche Führungen
nach dem Projekt weitergeht.                                                                                                                                                                                                                           Jeweils am ersten Sonntag des
                                                                                                                                                                                                                                                       Monats von 14 bis 15 Uhr.
                                                                                                                                                                                                                                                       Nächste Daten: 2. Februar und 1. März,
                                                                                                       Jugendlichen Probleme diskutieren, mit        en», resümiert Galina Petcu. Wenn sich                                                            weitere Führungen auf Anfrage
                                                                                                       denen er sich selber auch auseinander-        die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi Ende
                                                                                                       gesetzt hat. Zu sehen, dass Themen wie        2019 von dieser Zusammenarbeit zu-                                                                Öffnungszeiten
                                                                                                       Diskriminierung mit verschiedenen Thea-       rückzieht, werden diese Partnerschaften                                                           Montag bis Freitag    8.00 bis 12.00 Uhr
                                                                                                       terinszenierungen angegangen werden           die Errungenschaften des Projektes in                                                                                  13.00 bis 17.00 Uhr
                                                                                                       können, sei emotional für ihn. «Es ist ins-   die Zukunft tragen.                                                                               Sonntag              10.00 bis 16.30 Uhr
                                                                                                       pirierend, Menschen aus allen Teilen des
                                                                                                       Landes zu treffen, die erkennen, was          Ein neuer Blick aufs Leben                      Die lokale Koordinatorin Ana Climisina verfolgt   Eintrittspreise
                                                                                                       falsch läuft und aufzeigen, wie es verän-     Die Stimmung im Gemeindezentrum ist             gemeinsam mit der Länderverantwortlichen          Erwachsene CHF 8.–
                                                                                                       dert werden kann.»                            ausgelassen. Die Jugendlichen zeigen            Natalia Balta die Aufführungen.                   Gruppen ab 10 Erwachsenen CHF 6.–
                                                                                                                                                     kaum Nervosität, obwohl viele von ihnen                                                           AHV/Studierende/Lernende CHF 6.–
                                                                                                       Partnerschaften für die Zukunft               das erste Mal vor einem grösseren Pu-                                                             Kinder ab 8 Jahren CHF 3.–
                                                                                                       Seit neun Jahren arbeitet die Stiftung        blikum auftreten. Man lacht, applaudiert        Wie CNTM-Volonteer Ian Godonoga                   Familien CHF 20.–
                                                                                                       Kinderdorf Pestalozzi mit CNTM zusam-         und unterstützt sich gegenseitig. Bei Ge-       haben mehrere Jugendliche im Rah-
                                                                                                       men, um Kindern und Jugendlichen aus          sangseinlagen flimmern die Handys, die          men des Projektes ein interkulturelles            Kostenlos für Mitglieder des
                                                                                                       ganz unterschiedlichen ökonomischen           in den Zuschauerrängen hin- und herge-          Austauschprogramm in Trogen miter-                Freundeskreises, des Corti-Kreises,
                                                                                                       und ethnischen Hintergründen interkul-        schwenkt werden. Das Smartphone hat             lebt. Eine Erfahrung, die zu verändern            für Patinnen und Paten der Stiftung
                                                                                                       turelle Kompetenzen mit auf den Le-           das Feuerzeug abgelöst, die Symbolik            vermag. «Die Zeit in Trogen inspirierte           Kinderdorf Pestalozzi sowie für
                                                                                                       bensweg zu geben. «Es ist aber nicht ge-      ist dieselbe geblieben.                         mich, da sie mir eine unterschiedliche            Raiffeisen-Mitglieder
                                                                                                       nug, nur mit den Jungen zu sprechen»,                                                         Vision des Lebens zeigte», erzählt der
Jugendliche inszenieren am interkulturellen Theater das Thema Diskriminierung aus ihrer Perspektive.   betont Projektkoordinatorin Galina Pet-                                                       heute 18-Jährige. Die Aktivitäten seien           Kontakt
                                                                                                       cu, «denn oft kommt Diskriminierung                                                           eine neue Art der Bildung und des-                www.pestalozzi.ch/besucherzentrum
«Wenn ich sehe, dass unsere Kinder und              Jugendsicht auf Gesellschafts­                     von den Familien oder von der Schule.»                                                        halb eine grossartige Erfahrung für ihn           Tel. 071 343 73 12
Jugendlichen glücklich, aktiv und enthu-            probleme                                           Das Projekt hat in Workshops Lehrper-                                                         gewesen. Als er nach Hause zurück-                besucherzentrum@pestalozzi.ch
siastisch sind, dann glaube ich, dass               Der grosse Raum im Gemeindezentrum                 sonen geschult – über 3500 Personen                                                           kehrte, hat er sich nicht mehr den Kopf
dieses Land eine Zukunft hat.» Die Frau,            an der Strada Bulgara gleicht einem                allein in den vergangenen drei Jahren.                                                        darüber zerbrochen, was die Leute
die so inbrünstig erzählt, dass man sich            Theater: Gestufte Sitzreihen, beige­               Parallel dazu entstanden im Laufe der                                                         über ihn denken oder sagen. Ceslava
als Zuhörer ihrer Begeisterung nicht ent-           braune Stoffbezüge, Bühne mit Redner-              Jahre Handbücher zu interkulturellen                                                          Cosalic hat am Austausch vor allem die
ziehen kann, heisst Ana Climisina. Sie ist          pult. Stolz prangt die Landesfahne auf             Themen mit Anwendungsbeispielen                                                               nonformale Struktur begeistert. «Ich
lokale Projektkoordinatorin und heute in            weissem Hintergrund. Stolz sind auch               für den Schulalltag, Unterrichtspläne                                                         war total an das Schulsystem Molda-
Moldawiens Hauptstadt Chisinau, um                  die Jugendlichen, die aus allen Teilen             sowie Kurzfilme. Ein wichtiger Aspekt,                                                        wiens gewöhnt, wo es darum geht, der
die Jugendlichen ihrer Projektschulen               des Landes angereist sind, um die ethni-           um die interkulturelle Bildung nachhal-                                                       Lehrperson zuzuhören. In Trogen konn-
beim interkulturellen Theater zu unter-             sche Vielfalt ihrer Heimat zu zelebrieren.         tig in Moldawiens Bildungssystem zu                                                           ten wir spielen und gleichzeitig lernen.»
stützen.                                            In kurzen Theaterstücken thematisieren             verankern, ist die Zusammenarbeit mit
                                                    sie Probleme, denen sie in ihrem Alltag            dem Bildungsministerium. Sie hat dazu                                                         Wenn auch nur ein kleiner Teil der in-
                                                    begegnen. Oft seien es Situationen aus             geführt, dass interkulturelle Bildung An-                                                     volvierten Kinder und Jugendlichen in-
«Wenn ich sehe, dass                                der Schule, sagt Ana Climisina. «Es geht           fang 2019 ins Schulfach Bildung für die                                                       nerhalb des Projektes am Austausch
unsere Kinder und Ju­                               den Jugendlichen aber auch darum, zu               Gesellschaft aufgenommen worden ist.                                                          in der Schweiz teilnehmen kann, so ist
gendlichen glücklich,                               zeigen, wie die Gesellschaft Moldawiens            Darüber hinaus hat Moldawien das The-                                                         der Effekt doch meist einschneidend
aktiv und enthusias­                                funktioniert.» Ian Godonoga hat die ver-           ma als nationale Priorität in die überar-                                                     und anhaltend. Jugendliche kehren mit
                                                    gangenen drei Ausgaben des Events als              beitete Strategie für den Jugendsektor                                                        einer ungeheuren Motivation in ihre Hei-
tisch sind, dann glaube                             freiwilliger Helfer der Organisation Na­           2020 integriert. «Dieses Projekt war für                                                      mat zurück. Mit einer Motivation, ihre
ich, dass dieses Land                               tional Youth Council of Moldova (CNTM)             uns eine wichtige Plattform, um lokal so-     CNTM-Projektkoordinatorin Galina Petcu sieht    Erfahrungen zu teilen, sich in der Ge-
eine Zukunft hat.»                                  begleitet. Für den 18-Jährigen fühlt es            wie national Netzwerke mit Organisatio-       interkulturelle Bildung als Schlüssel für die   sellschaft zu engagieren und ihre Zu-
                                                    sich darum sehr familiär an, wenn die              nen und Schlüsselpersonen aufzubau-           Zukunft Moldawiens.                             kunft in die eigenen Hände zu nehmen.

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Magazin - Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
| KURZ VOR SCHLUSS

Während des bald 75-jährigen Bestehens der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi sind viele                Wortsuchspiel
Kinderzeichnungen entstanden. Einen dieser Archivschätze stellen wir Ihnen an dieser                Finden Sie die zehn Wörter und gewinnen
Stelle vor.                                                                                         Sie mit etwas Glück einen Tischkalender
                                                                                                    der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi. Unter
                                                                                                    allen richtigen Einsendungen werden drei
                                                                                                    Tischkalender verlost.

                                                                                                    Gesucht sind:
                                                                                                    FEST, RECHT, MUSIK, ROBOTER,
                                                                                                    SPENDEN, DANKE, THEATER, TANZ,
                                                                                                    KIND, NEMO

                                                                                                     Z    N    A    T    G    X    Y    I    C    H
                                                                                                     X    K    I    S    U    M    O    P    Z    Z
                                                                                                     G    T    R    D    D    N    U    H    U    N
                                                                                                     N    H    H    A    J    U    E    K    E    R
                                                                                                     E    E    J    N    C    K    U    K    N    R
                                                                                                     D    A    F    K    A    I    C    E    E    T
                                                                                                     N    T    P    E    F    N    T    C    M    O
                                                                                                     E    E    M    T    S    D    H    W    O    B
                                                                                                     P    R    K    R    J    T    I    P    T    O
                                                                                                     S    R    Z    R    E    T    O    B    O    R
Asnaketch, 12 Jahre, Äthiopien                                                                      Teilnahmeschluss ist der 31. Januar 2020.
                                                                                                    Einsendungen an: Stiftung Kinderdorf Pestalozzi,
                                                                                                    Wortsuchspiel, Kinderdorfstrasse 20, 9043 Trogen.
                                                                                                    Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

| AUS DEN MEDIEN
                                          St.Galler Tagblatt, publiziert am
                                                                            15.   November 2019
                                    «Er wachsene bestimmen son
                                                                   st schon genug»
                                    An der Kinderkonferenz in Tro
                                                                  gen dreht sich alles
                                    um die Kinderrechte. 60 Mädch
                                                                   en und Buben aus
                                    der ganzen Deutschschweiz disk
                                                                    utieren mit – und
                                    stellen Forderungen.

              Appenzeller Volksfreund,
        publizier t am 12. Oktober 2019                                                             | IMPRESSUM
                                                                                                     Herausgeberin:
  Labor der Zukunft: Kinder                                                                          Stiftung Kinderdorf Pestalozzi,
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                                                                                                     Telefon: 071 343 73 29, info@pestalozzi.ch
  Vom 7. bis zum 11. Oktober                                                                         Redaktion: Veronica Gmünder, Lina Ehlert,
  hat im Kinderdorf Pestalozzi                            Bereits zum vierten Mal findet das         Carolin Hofmann, Milena Palm, Christian
                                                            Symposium für Lehrpersonen,              Possa
  in Trogen zum ersten Mal die                             Pädagoginnen und Pädagogen,               Bildnachweis: Archiv Stiftung Kinderdorf
  «Digiweek» stattgefunden. 53                          Mitarbeitende der Jugendarbeit sowie         Pestalozzi, Stiftung Kinderdorf Pestalozzi/
                                                                                                     Dominic Wenger
  Kinder haben unter dem Mot-                         Studierende im Kinderdorf Pestalozzi statt:    Gestaltung und Satz: one marketing, Zürich
  to «Labor der Zukunft» spie-                                Soft Skills machen Schule              Druck: CH Media Print AG
                                                                                                     Ausgabe: 01/2020
   lerisch viel über Robotik und
                                                      Überfachliche Kompetenzen – zusätzliche        Erscheint: viermal jährlich
   Digitalisierung gelernt.                           Belastung oder vielversprechende Chance
                                                                                                     Auflage: 50 000 (geht an alle SpenderInnen)
                                                                                                     Abo-Beitrag: CHF 5.– (wird mit der Spende
                                                                Wann: Samstag, 4. April              verrechnet)
                                                        Wo: Kinderdorf Pestalozzi, 9043 Trogen
                                                         Infos: www.pestalozzi.ch/symposium
Magazin - Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
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