Krebstelefon 25 Jahre - im Einsatz - Centre du sein Fribourg
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25 Jahre Krebstelefon BEIL AGE Ein s a t z BI JU L Ä U M S örig e im d A ng eh f f ene u n e t r o Für B
☏ EDITORIAL ERFAHRUNG ☏ Liebe Leserin, lieber Leser «Ich hätte nie so viel Hilfe erwartet» «Chräbstelefon, guete Tag. Mi Name isch …» So Arbeitsprozess, die Mehrfachbelastung der Nahe- Conrad Gaehler und sein Bruder waren gemein- gemeinsames Lehrgespräch. Wir erarbeiteten zusam- beginnt jedes Gespräch mit dem Krebstelefon der stehenden, die Trauer um das Verlorene, die Angst sam für die Betreuung und die medizinischen Ent- men einen Weg, der am Ende für mich stimmte. Das Krebsliga; heute wie auch vor 25 Jahren. Vier Mitar- um die Zukunft oder finanzielle Engpässe. scheidungen ihrer Mutter zuständig. Die Frau war entlastete mich.» Er wusste somit, wie er gegenüber beiterinnen starteten damals die wertvolle Initiative zwar dement, körperlich aber noch rüstig. Vor dem Hausarzt die Meinung vertreten konnte, dass des kostenlosen Beratungs- und Informationsdiens- Das Krebstelefon als Informations- und Beratungs- einem Jahr bekam sie die Diagnose Brustkrebs. sie in einem ersten Schritt noch keine onkologischen tes, vorerst nur in Deutsch und Französisch. Die Idee dienst wird es auch in Zukunft brauchen, dessen bin Mithilfe des Krebstelefons haben die beiden Brü- Untersuchungen machen und abwarten würden. des Angebotes war klar: Krebsbetroffenen Men- ich mir sicher. In 25 Jahren werden wir in der techno- der einen Weg für die onkologische Betreuung schen und ihren Angehörigen schnell und anonym logischen Entwicklung zwar an einem anderen Punkt ihrer Mutter gefunden. Unterstützung und Halt geben. stehen, aber das oberste Ziel wird gleichbleiben: «Ich war überrascht, dass Ein kompetenter Dienst für Krebsbetroffene und Als Conrad Gaehler vom Hausarzt erfuhr, dass seine ich ohne Umschweife bei 1995 bedienten die Beraterinnen das Telefon wochen- ihr Umfeld. Auch in 25 Jahren wird es die Anliegen Mutter Brustkrebs hat, tauchten unterschiedliche Fra- tags zwischen 16 und 19 Uhr und beantworteten dazu dieser Menschen ernst nehmen und ihnen Halt und gen auf: Was bedeutet diese Diagnose für eine 98-jäh- einer Beraterin landete.» Briefe. Inzwischen wird der Dienst zehn Stunden pro Unterstützung geben. rige Frau? Was würden Untersuchungen und allenfalls Tag betreut, und die elektronische Post hat die Briefe Therapien bringen? Er realisierte rasch, dass er diese «Das Wichtigste für mich war der Umstand, dass ich nahezu vollständig ersetzt. Neben dem Telefon haben Blättern Sie weiter und lernen Sie in dieser Jubilä- ethischen Fragen nicht alleine beantworten konnte. mich ernst genommen fühlte. Man hatte Zeit für mich. sich verschiedene Kommunikationskanäle entwickelt: umsausgabe Menschen kennen, die vom Krebs Zudem wusste er selber nur wenig über die Erkran- Auch ein zweites und drittes Mal.» Da sich der Verlauf Für Erwachsene sowie für Kinder und Jugendliche telefon begleitet wurden. Kommen Sie mit auf eine kung Brustkrebs und wollte dazu neutrale, medizini- der Krankheit änderte und der Tumor schneller wuchs steht ein Chat zur Verfügung. Im krebsforum.ch tau- Zeitreise zu den Anfängen des Dienstes. Und entde- sche Informationen. «Ich suchte Unterstützung, damit als angenommen, wurden für Conrad Gaehler wei- schen Betroffene ihre Erfahrungen untereinander aus. cken Sie, welche sieben Frauen heute das Telefon mein Bruder und ich die richtigen Entscheidungen für tere Beratungsgespräche wichtig, neue Entscheide In der Expertensprechstunde können Fragen rund um bedienen und sagen: «Chräbstelefon, guete Tag. Mi unsere Mutter treffen konnten», fasst der bald 75-jäh- mussten getroffen werden. «Ich hätte nie so viel Hilfe Krebs an Fachspezialistinnen und -spezialisten gestellt Name isch …» rige Mann sein Anliegen zusammen. Dabei habe er vom Krebstelefon erwartet!» werden. Zusätzlich unterstützt das Krebstelefon auch ans Krebstelefon der Krebsliga gedacht und es ein- Fachpersonen mit Informationen. Alle Beraterinnen Ich wünsche Ihnen eine spannende und anregende fach ausprobiert. sind ausgebildete Pflegefachfrauen und verfügen über Lektüre! Zusatzausbildungen in Onkologie und Psychoonkolo- Als der ratsuchende Mann bei der Hotline anrief, gie. 1995 beantwortete der Dienst total rund 1550 Fra- stellte er sich darauf ein, dass er zuerst wohl drei Mal Wie mir das Krebstelefon geholfen hat gen, heute sind es fast viermal mehr – 5900 Anfragen. weiterverbunden werden würde: «Ich war überrascht, dass ich ohne Umschweife bei einer Beraterin lan- • Die Beraterin nahm mich und meine Anliegen ernst; Auch wenn es heute in der Kommunikation viele dete.» In dem ersten Gespräch ging es um grundsätz- sie hat mir das Krankheitsbild ausführlich erklärt. Wege gibt, die zum Krebstelefon führen, so ist eines liche Fragen: «Was heisst Brustkrebs für eine ältere • Sie hat mich in meinen Entscheidungen unterstützt immer gleichgeblieben: Das Engagement des Teams, Frau?» Die beiden Brüder hatten vor allem das Anlie- und zugleich entlastet. Sätze wie «andere waren mit der Respekt vor allen Anrufenden und das Angebot, gen, dass ihre Mutter nicht unnötig leiden muss und ähnlichen Fragen und Entscheidungen konfrontiert», die Menschen ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten. dass sie ihren Lebensabend in der Altersresidenz mit haben mich in meinem Weg bestätigt. Denn die Nöte und Herausforderungen durch eine möglichst viel Lebensqualität und ohne grosse Ver- • Durch die Diskussion in den Telefongesprächen Krebserkrankung sind im letzten Vierteljahrhundert änderungen verbringen kann. «Dadurch, dass die merkte ich, dass ich die richtigen Entscheide für nicht kleiner geworden: Schwierigkeiten in der Kom- Daniela de la Cruz Beraterin am Krebstelefon mir verschiedene Möglich- meine Mutter treffen konnte. munikation mit dem Umfeld, das Zurückfinden in den CEO Krebsliga Schweiz keiten aufzeichnete, sah ich Vieles klarer. Es war ein 2 aspect Jubiläumsbeilage aspect Jubiläumsbeilage 3
☏ WIR SIND FÜR SIE DA! Alle Krebstelefon- Beraterinnen sind ausgebildete Pflegefach- frauen mit Zusatzausbildungen in Onkologie und Psychoonkologie. Dazu gibt es im Team universitäre Abschlüsse in Psychologie und Public Health. «Ihnen widme ich meine ganze Aufmerksamkeit.» Anna Zahno, «Ich interessiere Leiterin Krebstelefon mich für Ihr Anliegen.» Cornelia Orelli «Ich unterstütze Sie «Ich gerne auf Ihrem Weg begleite und höre Ihnen zu.» Sie auch in schwieriger Fabiola In-Albon Zeit.» Lilian Rey «Zusammen Krebstelefon suchen wir die beste Lösung für Sie.» 0800 11 88 11 «Gemeinsam Montag bis Freitag, 9–19 Uhr Gabriella Pidoux «Ich bin finden wir Helpline: helpline@krebsliga.ch gerne Antworten Wir beantworten Fragen auch per E-Mail Cancerline: www.krebsliga.ch/cancerline für Sie da.» auf Ihre Der Chat zu Krebs für Erwachsene, Fragen.» Kinder und Jugendliche. Carine Neyens Montag bis Freitag von 11–16 Uhr Rita Lang www.krebsforum.ch: Virtuelle Austauschplattform Skype: krebstelefon.ch: Montag bis Freitag, 11–16 Uhr Sprachen: d, f, i, engl. 4 aspect Jubiläumsbeilage aspect Jubiläumsbeilage 5
☏ ERFAHRUNG ZEITREISE ☏ «Es war immer jemand da, wenn ich es brauchte» 1995: Anfänge vom Krebstelefon Die unerwartete Diagnose Krebs veränderte das mich ein zweites Mal. Nun brauchte ich definitiv mehr Christine Meuwly-Leuenberger hat die Anfänge gen erzählen und etwas Ballast abwerfen. Dabei Leben einer heute 73-jährigen Frau von einem Informationen, und ich musste mit jemandem darüber und den Aufbau des Krebstelefons hautnah miter- erwies sich die Anonymität am Telefon als ideal. Die Tag auf den anderen. Das Krebstelefon beglei- sprechen.» Sie bekam zwar grosse Unterstützung von lebt und mitgestaltet. Von 1995 bis 2005 war sie Menschen wollten nicht am nächsten Morgen beim tete sie in einem längeren Prozess. In den Bera- ihrem Bruder und der Schwägerin. Dennoch sei es für Leiterin des Beratungs- und Informationsdiens- Einkaufen im Grossverteiler wiedererkannt werden. tungen konnte sie sich aussprechen und profi- sie manchmal schwierig gewesen, mit den beiden über tes. Es sei eine spannende und bereichernde Zeit tierte von kompetenten Informationen. krebsspezifische Fragen zu sprechen: «Wenn man sel- gewesen, erzählt sie. Ein Thema, welches in den 90er-Jahren in der Bevöl- ber nicht betroffen ist, kann man sich Vieles nicht vor- kerung immer wieder Wellen geworfen hatte, war Den siebzigsten Geburtstag hatte sich die unterneh- stellen oder nachempfinden.» Aufgezeichnet von Joëlle Beeler die Ernährung: Randensaft-Kur, Blutgruppen-Diät, mungslustige Frau ganz anders vorgestellt. Statt ihre etc. im Kampf gegen Krebs tauchten immer wieder geplante Reise anzutreten, wurde sie mit einer uner- Bereits seit Jahren ist sie treue Spenderin der Krebs- «Als ich das Stelleninserat vom Krebstelefon las, hätte auf. Aufmerksam verfolgten wir Beraterinnen, welche warteten Diagnose konfrontiert. «Als im Mai 2016 die liga und kannte dadurch das Angebot des Krebstele- ich nie gedacht, dass ich den Job jemals bekommen Trends in den Illustrierten breitgeschlagen wurden. Hiobsbotschaft Brustkrebs kam, war ich am Boden zer- fons. «Ich hatte eine sehr nette Beraterin am Telefon, würde. Doch mit meiner Pflegefachausbildung, mei- Wenn dann Fragen dazu ans Krebstelefon kamen, stört. Ich konnte es kaum glauben.» Die alleinstehende die mich beruhigte, meine Fragen beantwortete und ner Zweisprachigkeit und auch durch meine Bereit- ging es darum, sachlich zu argumentieren und auf Frau stellte sich viele Fragen über die Heilungschancen mir anschliessend Broschüren zusandte.» Damit konnte schaft flexibel zu arbeiten, bekam ich den Traumjob. mögliche Gefahren hinzuweisen. Sowieso, Kompe- und welche Folgeprobleme entstehen könnten. Rund- sich die heute 73-jährige Frau ein Bild machen, was die Für mich als damals 29-jährige Frau war es aufregend, tenz und Glaubwürdigkeit waren uns immer ein gros- herum ging alles sehr schnell: Abklärungen mit Rönt- zweite Operation bedeutete. Die Brust wurde ihr voll- neben meiner Arbeit in einer onkologischen Praxis in ses Anliegen. Wenn jemand zum Beispiel gezielte gen, MRI und Ultraschall wurden gemacht. «In dieser ständig entfernt und sie musste sich entscheiden, ob sie einem Pilotprojekt wie dem Krebstelefon mitwirken Informationen zu neusten Ergebnissen einer Studie Zeit funktionierte ich nur noch und machte alles so, wie einen Brustaufbau machen wollte oder nicht. zu können. Wir wussten damals ja noch nicht, ob die- suchte, machten wir eine Recherche und meldeten es mir der Arzt verordnete. Ich war in einer Art Schock- ser Dienst in der Schweiz tatsächlich auf ein Bedürfnis uns innert 72 Stunden wieder zurück. Und obwohl es zustand», erinnert sie sich. Bereits acht Tage nach dem Befund kam die erste Operation an der Brust. Weil mehr «Wenn man selber nicht stossen würde. das Internet damals schon gab, stützten wir uns noch mehrheitlich auf Fachliteratur aus der Bibliothek oder Gewebsmaterial als zuerst beabsichtigt entfernt wer- betroffen ist, kann man Vie- «Wir halfen den griffen auf medizinische Datenbanken zurück. den musste, empfahl der Frauenarzt die Entfernung der ganzen rechten Brust. «Diese Botschaft überrumpelte les nicht nachempfinden.» Betroffenen, ihre Wenn ich jetzt zurückblicke, ist aus dem kleinen Pilot- projekt eine feste Institution für Betroffene und Ange- Sie war froh und dankbar, konnte sie sich mit ihren spe- Diagnose zu verstehen.» hörige in der ganzen Schweiz geworden. Aus dem zifischen und auch sehr persönlichen Fragen nun ans zweisprachigen Telefondienst entwickelten sich di Krebstelefon wenden. Nach einem längeren Prozess Zu Beginn waren es von Montag bis Freitag drei verse neue Kommunikationskanäle in vier Sprachen. entschied sie sich gegen einen Brustaufbau: «Wegen Stunden, in denen Krebsbetroffene oder Angehörige Ich bin stolz, konnte ich mithelfen, ein Beratungsan- Wie mir das Krebstelefon geholfen hat meines Alters und der mehrfachen Operationen. Den- anrufen und sich bei einer der vier Beraterinnen Rat gebot zu etablieren, welches den Menschen bei Krebs noch vermisse ich meine Brust noch heute», resümiert und Informationen holen konnten. Ich erinnere mich schnell und kompetent weiterhilft. Es war eine span- • Ich bin dankbar, begleitete es mich während und sie. Sie habe den Versuch unternommen, sich mit daran, dass sich in den Anfängen vorwiegend Direkt- nende und bereichernde Zeit gewesen!» nach der Therapie. Das gab mir viel Halt. Gleichgesinnten auszutauschen und suchte den Kon- betroffene meldeten. Nach einer Ersttherapie hatten • .Die Beraterin konnte mich sofort beruhigen. Sie gab takt zu einer Selbsthilfegruppe und zu einer Psycho sie Fragen, wie sie ihren Alltag neu strukturieren oder mir glaubwürdige und differenzierte Informationen. onkologin. Aber während und auch nach der Therapie wie sie Ängste verarbeiten könnten. Wir halfen ihnen, • .Durch die Gespräche merkte ich, dass ich mit mei- habe es mit dem Krebstelefon am besten geklappt: «Es ihre Diagnose zu verstehen, indem wir die medizi- Christine Meuwly-Leuenberger war von 1995 bis nen Problemen nicht alleine bin. war immer jemand da, wenn ich es brauchte. Sofort und nische Fachsprache herunterbrachen. Am Telefon 2005 Krebstelefonleiterin. Seit 2016 ist nun Anna unkompliziert.» konnten sie aber auch über ihre unmittelbaren Sor- Zahno die Leiterin des Dienstes. 6 aspect Jubiläumsbeilage aspect Jubiläumsbeilage 7
25 Jahre Krebstelefon Der Beratungs- und Informationsdienst in Zahlen 2019 beantworteten die Beraterinnen Die häufigsten Fragen 5882 Anfragen. kamen per Telefon. 1711 29,1 % Männer E-Mail- Anfragen 116 59,9 % 5,7 % 4055 Kinder und Telefonische Live-Chats Frauen Jugendliche Anfragen 5,3 % Andere Durchschnittliche Dauer Die häufigsten Fragen kamen pro Anfrage in Minuten. zum Thema Leben mit Krebs. 30 % 44 % Krankheits- Leben mit Krebs bild/Krank- heitsfolgen 20 Min. Telefongespräch 2% Alternative 30 Min. und komple- E-Mail-Auskunft mentäre Methoden 8% 16% 40 Min. Gesund Infodreh- Live-Chat bleiben scheibe IMPRESSUM: Verlag und Redaktion Krebsliga Schweiz, Postfach, 3001 Bern, Telefon 031 389 94 84, www.krebsliga.ch, PK 30-4843-9 – Projektleitung und redak- tionelle Texte: Joëlle Beeler (jbe) – Fotografie: Christoph Sidler – Gestaltung: Oliver Blank (olb) – Druck: Vogt-Schild Druck AG, Derendingen. Auflage 130 600 Ex.
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