UNS GRÜNT DEINE HOFFNUNG - Kreuzweg für Erwachsene - Fastenaktion Misereor
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
VORBEREITUNG Die beteiligten Frauen haben ihre Kreuz- Wenn Sie an jeder Station auch eine weg-Stationen sehr persönlich ausgestal- kurze Passage aus der Bibel vorlesen tet. Immer spielt die eigene Geschichte möchten, gibt Ihnen diese Übersicht eine Rolle. Deutungen, Gedanken und eine Orientierung: Akzente haben sie in kurzen Texten zu ihren Bildern festgehalten. Jeder Station 1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt ist ein Zitat vorangestellt. (Mt 27,11-26) 2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf Drei Elemente werden zu jeder Einheit seine Schultern (Mt 27,27-31) angeboten: das Zitat am Anfang, eine 3. Station: Jesus fällt zum ersten Mal Betrachtung und ein Gebet. Die Texte unter dem Kreuz (Jes 35,3-4) sollten verteilt und im Wechsel gelesen 4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter werden. (Lk 2,34-40) 5. Station: Simon von Kyrene hilft Jesus Nehmen Sie sich Zeit. Pro Station dauert das Kreuz tragen (Mt 27,32) WORKSHOP IN HILLESHEIM das Betrachten, Lesen, Hören und Beten 6. Station: Veronika reicht Jesus das mindestens fünf Minuten, wenn Sie es in Schweißtuch (Mt 25,37-40) Ruhe und mit Pausen gestalten. Mit Einlei- 7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal tung und Abschluss sowie einem Wechsel unter dem Kreuz (Hebr 5,7) zwischen den Stationen werden Sie den 8. Station: Jesus begegnet den Kreuzweg etwa eineinhalb Stunden lang weinenden Frauen (Lk 23,27-31) begleiten. 9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz (Jes 52,13-53,12) 10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt (Mt 27,35)
EINLEITUNG 11. Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt + Kreuzzeichen Gott, du Mitfühlende, (Lk 23,33-43) Wir stehen hier gemeinsam am Beginn du Barmherziger, 12. Station: Jesus stirbt am Kreuz eines Weges, der uns an allen Niederun- lass uns nicht allein (Mt 27,45-51,54) gen des Lebens entlangführen wird. auf diesem Weg, 13. Station: Jesus wird vom Kreuz Es ist der Weg Jesu Christi, der mit seiner auf dem wir über unsere eigenen genommen und in den Schoß seiner Verurteilung zum Kreuzestod beginnt. Schmerzen und Verletzungen Mutter gelegt (Joh 19,38) hinaus darauf blicken, 14. Station: Der Leichnam Jesu wird ins Gehen wir diesen Weg gemeinsam, um dass sich in der Geschichte Grab gelegt (Mt 27,57-66) uns zu stärken. Unser eigener Lebensweg dieser Welt nicht nur 15. Station: Auferstehung (Mt 28,1-8) birgt Stationen des Leidens und der Hoff- die Leidensgeschichte nungslosigkeit, des Unfriedens und der deines Sohnes abgespielt hat, Lieblosigkeit. Gemeinsam wollen wir Kraft sondern sich vieles wiederholt: schöpfen, um den Frieden im Libanon Verrat, Gewalt und Machtspiele, Alternativ eignet sich der Kreuzweg auch und Syrien, in der ganzen Welt wachsen Tränen, Blut und Verzweiflung, zur Betrachtung über einen TV-Monitor zu lassen. Unversöhnlichkeit, Konflikte oder per Beamer auf einer Leinwand. und Krieg. Die Bilder und Texte stehen zum kosten- Gib uns deine Kraft, losen Download bereit: das auszuhalten www.fastenaktion.de/liturgie und stärke unsere Solidarität. Weitere gedruckte Exemplare des Kreuz- weges bestellen Sie bitte kostenfrei über www.misereor-medien.de
1. STATION JESUS WIRD ZUM Pilatus ist der Richter. Mord, Verrat, Betrug – Gott, du Mitfühlende, das sind die Verbrechen, die er verhandelt. du Barmherziger, TODE VERURTEILT Gotteslästerung gehört nicht dazu. Jüdische weil wir unsere weißen Flecken Glaubenspraxis ist überhaupt nicht sein nicht mit Verantwortung füllen, Pilatus stiehlt sich aus der Fachgebiet. Mehr noch: Er ist dafür nicht werden es blinde Flecken. Verantwortung und lässt zuständig. Gegen seinen Willen muss er Nur du siehst sie. andere für sich entscheiden. sich mit jüdischen Angelegenheiten herum- Wir wollen hinschauen und unsere Hanne Backes schlagen. Er weist die Verantwortung von Verantwortung wahrnehmen. sich. Vielleicht lässt sich ihm das nicht Führe unsere Hände, einmal verdenken. Noch dazu warnt ihn sie zu tragen. seine Frau, denn sie hat schlecht geträumt. Sie sieht in düsteren Farben, wie das Ge- schehen um diesen Angeklagten aus dem Volk der Juden herum weitergehen wird. Auf diesem Grund erscheint die Unschuld des Mannes umso heller. Weiß. Unschuldig bin ich am Tod dieses Menschen, sagt Pilatus. Weiß. Weiß nicht. Wen soll ich freilassen? Was ist gerecht? Was dient dem Frieden im Volk? Weiß. Jesus hat nichts verbrochen. Der an- dere ist schuldig, oder? Weiß. Weiß nicht. Ein weißes Kreuz. Tod ja, aber ohne mein Urteil. Ich wasche von meinen Händen die Verantwortung ab. Wasche sie in Unschuld.
2. STATION JESUS NIMMT Raum zur Umkehr wäre da. Jesus hat ihn Gott, du Mitfühlende, eröffnet und dazu eingeladen. „Kehrt um, du Barmherziger, DAS KREUZ AUF glaubt an die frohe Botschaft!“ So war es um uns die Weite SEINE SCHULTERN am Anfang, als er begann, öffentlich zu deines Himmels zu eröffnen, predigen. Doch der Raum zur Umkehr bleibt nimmt dein Sohn den Weg … und all unsere Last. in all seiner violetten Weite ungenutzt. Er durch unsere Dunkelheiten auf. Die Dornenkrone bedeutet wird zum Raum der Buße. Gib uns den Mut und die Einsicht, mir sehr viel! jetzt an seiner Seite zu gehen Doris Palms Die Menschenmenge am Boden nimmt die und umzukehren. Gestalt eines dunklen Kreuzes an. Da, am Wir wollen persönlich, politisch unteren Rand, ist die Uneinsichtigkeit. Hier und zukunftsorientiert handeln. ziehen Nachbarn Maschendrahtzäune durch Wir werden erste Schritte zum Gärten. Hier kündigen zwei Großmächte Frieden hin gehen. Abrüstungsverträge. Hier ist die Unnach- giebigkeit. Wir kennen Familien, die nicht miteinander sprechen, und Völker, die keine Grenze überschreiten, sondern fest in gegenseitigen Vorurteilen verharren. Schwer wiegt das alles. Jesus nimmt das Kreuz auf sich. Das ganze schwere Kreuz. Das Heil wirft seine violetten Strahlen voraus. Sie berühren alle, die am Boden sind.
3. STATION JESUS FÄLLT Am Boden. Die ganze Wucht des Holzes Gott, du Mitfühlende, auf dem Körper. Als wären das noch nicht du Barmherziger, ZUM ERSTEN MAL genug Lasten, die zu tragen sind, ist dem dass dein Sohn zusammenbricht UNTER DEM KREUZ Kreuz noch mehr aufgeladen: Das große unter der Last all dessen, und das kleine Kreuz. Den Schmerz durch wo wir versagen: Jesus trägt auch den Schmerz ein großes X ausstreichen! Wer hat ihm das das wollen wir nicht. und das persönliche Leid der aufgebürdet? Vergib uns, wo es geschieht. Menschen, gekennzeichnet Vergib uns den Streit durch die Symbole auf dem Wir. Das waren wir. Mit unseren Konflikten und unsere Blindheit für den Kreuz. im Kleinen und den Unversöhnlichkeiten friedlichen Umgang miteinander. Doris Landin im Großen, die wir nicht in Frieden ver- Wir wollen den Menschen zur Seite wandeln. Wenn ein Baum verwundet wird, stehen, die belastet und niederge- dann graben sich die Verletzungen in seine schlagen sind. Rinde. Spuren des Schmerzes sind tief ein- gezeichnet in die Maserungen des Kreuzes, das Jesus trägt. Spuren des Heute: Bomben in Syrien, Attacken in Beirut, das Leiden der Flüchtenden, Anschläge in vielen Ländern, Gewalt auch bei uns. All das trägt er. Er trägt es und hat alle Last schon in Liebe verwandelt, so rot, und in leuchtende Hoffnung, so gelb und licht. Die Dornenkrone, grün wie die Hoffnung, schwebt himmelwärts, hin zum Frieden.
4. STATION JESUS BEGEGNET Die Mutter erlebt alle Schmerzen noch Da ist er. Ihr Kind trägt das schwere Kreuz. einmal. Ein Kind, geboren in Armut. Flucht SEINER MUTTER aus der Heimat, vor Machtgier und Gewalt. Der Sohn leidet auf dem Weg. Der Blick Das Kind fest in ihren Armen. Sie haben der Mutter schenkt Kraft, die am Wegrand Die zerrissene Dornenkrone, überlebt. Es wächst die erste Marienblume. wächst wie die letzte der fünf Marien in Herzform angebracht: blumen. Maria teilt den Schmerz. Das große Kind ist unauffindbar. Die Mutter Rita Ney läuft den ganzen Weg zurück zum Tempel. Gott, du Mitfühlende, Er tut das Unglaubliche: Er erzählt den klu- du Barmherziger, wir stellen gen Männern, was sie von ihrem Glauben persönliche Verwundungen noch nicht verstanden haben. Es wächst die an unseren Wegesrand. zweite Marienblume. Lass du daraus Blumen wachsen, zart und schön wie Marienblumen. Jahre später. Ein Hochzeitsfest. Dann der Dir halten wir unsere Kreuze hin, peinliche Moment: Der Wein reicht nicht. die eigenen und die der Der Sohn löst sich aus dem Kreis der zahllosen Mütter und Kinder, Tanzenden. Er schaut sie, die Mutter, an die Gewalt erleiden. wie eine Fremde: „Was habe ich mit dir zu Wir wollen dort Frieden und tun?“ Trotzdem sagt sie dem Gastgeber: Hoffnung schenken, wo Gewalt „Was er euch sagt, das tut.“ Auf ihn hören herrscht. auch in der Verletzung. Es wächst die dritte Marienblume. Auch noch eine vierte, obwohl er sie gar nicht mehr erst zu sich lässt und zu unbe- kannten Leuten von Gott spricht.
5. STATION SIMON VON KYRENE Nur ein Bildausschnitt: Nur das Kreuz, Hän- Simon sieht seine Heimat in diesen Augen, de, darauf die Mutter Erde, die uns trägt. sein Libyen, als einen friedlicheren Ort. HILFT JESUS DAS Was drumherum geschieht, sehen wir nicht. Simon sieht seinen Lebenslauf in diesen Au- KREUZ TRAGEN Doch wir können es uns vorstellen: gen als eine Geschichte voller Sinn. Simon findet Halt in diesem Blick. Er packt zu und Auch wenn nicht immer Es ist Bewegung in der Menschenmenge. trägt dem das Kreuz, der in seinen Augen ganz freiwillig, wer hilft, Manche drängt es nach Hause, manche zu doch ihn trägt. der erfährt Dankbarkeit. anderen Orten. Einer ist auf dem Weg vom Beate Monzel Feld in die Stadt. Seine Heimat: Nordafrika. Gott, du Mitfühlende, Sein Lebenslauf: Unbekannt. Seine Kondi- du Barmherziger, tion: Kräftig. Stärker jedenfalls als der Mann, wir danken dir, denn du schenkst der inmitten der Menschenmenge sein Kreuz uns die Kraft zu tragen, was uns trägt. und unsere Mit-Welt belastet. Gott unseres Lebens, deine Kraft Du da, wie heißt du? und unsere Umkehr Sein Name: Simon. Hier. Pack zu. Pack mit bringen Licht in die Welt. an. So lautet der Befehl, mit welchem Recht Wir wollen das Engagement der auch immer. Menschen im Libanon stärken, für eine freie, offene und gerechte Simon packt unter das Kreuz. Simon blickt Gesellschaft. unter das Kreuz. Simon sieht den Mann, völlig kraftlos, aber mit diesen gütigen Augen.
6. STATION VERONIKA REICHT Veronika knetet ein Tuch zwischen ihren Sie steht am Wegesrand und sieht, wie sehr Händen. Der Schmerz über den Anblick, den die Last des Kreuzes Jesus quält. Da fasst JESUS DAS Jesus bietet, muss irgendwohin. Einige Male sich Veronika ein Herz, läuft mitten auf den SCHWEISSTUCH war Veronika ganz in Jesu Nähe. Sie glaubt Weg und hält ihm das Tuch hin. Veronika seinen Worten. Mit seiner Art zu leben und tupft Blut und Schweiß von seinem Gesicht. Veronika reicht Jesus zu lieben könnte ihre ganze Umgebung fried- Tupft sein Gesicht mitten in ihr Tuch. auf seinem Leidensweg licher werden, ihr Dorf, das ganze Volk. ein Tuch, um seine Leiden Gott, du Mitfühlende, erträglicher zu machen. Die Nachricht seiner Verurteilung verbreitet du Barmherziger, Auf diesem Tuch bildet Jesus sich schnell. Veronika klammert sich an das was uns Schmerz bereitet, seine Liebe ab. Tuch, das sie in ihrer Rocktasche trägt. Sie trägt deine Spuren. Maria Schneider hütet dieses Tuch wie einen Schatz. Es war Was uns heilig ist, im Haus ihrer Großeltern am Rande von trägt deine Spuren. Jerusalem gewebt worden, noch bevor der Unsere innigsten Erinnerungen Krieg begonnen hatte, in dem die römischen an die Liebe, die wir erfahren, Feldherren aus Tempel und Stadt vertrieben an die Trauer, die wir durchleben: wurden. Ihre Großmutter hatte es über den Das alles trägt deine Spuren. Krieg gerettet. Das Tuch begleitet Veronika Wo wir trösten, helfen, lindern, seither durch ihr Leben. trägt uns deine Spur. Wir wollen hinschauen und dem Leiden vieler namenloser Menschen ein Gesicht geben.
7. STATION JESUS FÄLLT So viele Menschen bewegen sich am Stra- Gott, du Mitfühlende, ßenrand. Sie johlen. Sie weinen aus Mitleid. du Barmherziger, ZUM ZWEITEN MAL Sie lachen hämisch und schadenfroh. Sie bewege unsere Herzen, UNTER DEM KREUZ rufen einander vor lauter Sensationslust. Das damit wir nicht teilnahmslos alles wirbelt Staub auf. Am Kreuzweg wird am Rande bleiben, Jesus ist tief gebückt, die laue Frühlingsluft aschfahl und grau. sondern danach suchen, sein Leiden ist unvorstellbar. was wir gegen das Leid tun können. Michaela Klotz Da fällt Jesus fällt zum zweiten Mal. Jesus steht für uns wieder auf. Gib uns die Kraft, mit ihm und Das alles bekommt er mit: die Schaden für uns und andere aufzustehen. freude, den handfesten Streit, die schnei- Wir wollen mit offenen Augen und dende Schärfe des Lachens. aufrecht durch die Welt gehen. Wir wollen uns von der Not Noch etwas, das er vom Boden aus sehen anrühren lassen und unsere Augen kann, drückt ihn schwer: Menschen, die teil- in Krisen nicht verschließen. nahmslos am Wegesrand stehen. Menschen, die dem Leiden anderer regungslos zusehen können. Menschen, die nichts tun, weil sie nichts tun wollen gegen die Gewalt, gegen den drohenden Untergang, gegen das Leid.
8. STATION JESUS BEGEGNET Jesus sagt: „Ihr Frauen von Jerusalem, weint Gott, du Mitfühlende, nicht über mich; weint über euch und eure du Barmherziger, DEN WEINENDEN Kinder!“ (Lk 23,28) du wendest dich uns zu, FRAUEN denn du kennst unseren Schmerz Wir sehen hin: auf die vielen geflüchteten durch den Schmerz deines Sohnes. Stärke, Kraft spüren. Kinder im Libanon. Sie werden in den Stru- Unter seinem Kreuz Das Licht ist in Dir. del von Gewalt hineingezogen. Lassen wir werden uns die Kreuze Brigitte Bröhl uns von ihrer Not betreffen? überall in dieser Welt bewusst. Licht vom Licht, so ist er. Wir blicken auf das Kreuz. Es ist ein Wir wollen Nein zu allem sagen, Stamm, der nicht mehr wächst, an dem was Menschen das Leben nimmt. Verurteilte gekreuzigt werden. Und doch Wir wollen klar und entschieden für blüht die Dornenkrone. den Weg des Friedens eintreten. Ein Baum braucht Licht zum Leben. Wir brauchen Licht zum Leben. Wir wollen ihn ansehen und Mut schöpfen. Wir versuchen, ihm zu vertrauen. Seine Kraft ist groß und seine Liebe.
9. STATION JESUS FÄLLT Erzählt das Bild von Blumen, von einem Missgunst und Ausgrenzung, Sklaverei und Kranz auf deinem Haupt? Erzählt es von Verfolgung, Wüstenwanderung und Land- ZUM DRITTEN MAL einem weißen Gewand, von blütenreiner nahme, Krieg und Gefangenschaft, Unfrieden UNTER DEM KREUZ Leichtigkeit am Weg? Nein, so ist es nicht. und Zersplitterung. … da in unserem Leben Das Bild erzählt von einem Sturz. Es erzählt Wie oft fällst du mit uns, Jesus und verzeihst ja auch jeder ein Kreuz von Dornen, die schroff nach außen weisen uns unsere Schuld! zu tragen hat. und nach innen in deine Kopfhaut stechen, Marianne Koep bitter und scharf. Das Bild erzählt vom Du bist geblieben, als der du gesandt warst: Schmerz und der gebeugten Haltung unter Der mit der Liebe Gekrönte. dem schweren Holz. Der mit den Worten meines Gottes. Vor allem erzählt das Bild von elf Geschichten Gott, du Mitfühlende, am Wegrand. Elf steinige Geschichten, fast du Barmherziger, wie um darüber zu stolpern. Elf Menschen, dein Sohn lässt unser Dunkel zu die dir folgten. Elf Menschen, die den Mut und stößt es nicht weg. nicht aufbringen, jetzt deinen schweren Weg Unsere Sehnsucht nach zu begleiten. Elf Menschen, die auf der Stre- deinem Wort begleitet ihn. cke geblieben sind. In unserem Fallen berühren wir in dieser Erfahrung des Velorenseins Nein, es sind zwölf. Einer ist fast nicht mehr Menschen aller Kulturen. zu sehen. Einer verriet dich. Zwölf sind es, Wir wollen zusammenstehen und wie die zwölf Stämme des verheißenen unter uns den Frieden suchen. Landes. Ein Land mit einer Geschichte, die immer wieder auch unsere Geschichte ist:
10. STATION JESUS WIRD SEINER Eine große Hand greift nach den Kleidern, Gott, du Mitfühlende, die Jesus bedecken. Die Soldaten bereiten du Barmherziger, KLEIDER BERAUBT einen Verurteilten auf seinen Kreuzestod dein Sohn vor. Routine. Sobald Jesus am Kreuz hängt, geht den Weg ans Kreuz. Entblößung, Einsamkeit, werden sie die Stoffe unter sich aufteilen. Wir finden ihn Nacktheit. Das große Das beste seiner Gewänder werden sie mitten unter denen, Ungewisse, was auf Jesus nicht zerschneiden, weil es aus einem Stück die schutzlos und zukommt. Aber hinter der gewebt ist. Sie werden darum würfeln. ohne Heimat sind! Ungewissheit steht meine Wir wollen ihn Sehnsucht nach Gott. Schicht für Schicht wird Jesus schutzloser. überall da treffen, Renate Dülberg Schicht für Schicht wird Jesus dünnhäutiger. wo Menschen ihre Würde Schicht für Schicht wird er bloß und nackt. genommen wird. Eine große Hand greift nach dem Leben. Schicht für Schicht wird es schutzloser. Schicht für Schicht wird es dünnhäutiger. Schicht für Schicht wird die Welt schutz- loser, mit jeder Waffe, die den Besitzer wechselt. Schicht für Schicht wird die Welt dünnhäutiger, mit jedem Schusswechsel, in der Wüste oder in einem Supermarkt. Schicht für Schicht liegt die Welt bloß und nackt, offen liegt sie da in den Worten, mit denen Menschen einander verletzen, in Par- lamenten und auf Bühnen, auf der Straße und in Schulen, in Familien und vor Gericht.
11. STATION JESUS WIRD AN DAS „Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, sie tun“, das sind die Worte Jesu am Kreuz. was sie tun. KREUZ GENAGELT Wir wissen, was zu tun ist: In dem Moment, in dem wir hören, wie der Hammer mit star- Gott, du Mitfühlende, Gemartert für die Menschen, ker Hand auf die Nagelköpfe geführt wird, du Barmherziger, die Opfer physischer Gewalt wissen wir, was zu tun ist. viel zu oft können wir das Leid sind. Die Zange, die die nicht verhindern. Nägel aus dem gemarterten Wir werden selbst Hand anlegen müssen, Meist können wir nur Leib zieht. um die Spuren der Gewalt zu lindern. So Geschehenes lindern. Angelika Merz gut wir das können. Hilf uns, zu erkennen, wo wir klug handeln müssen, Kalt ist der Hammer, sein Metall unbarmher- leise, geräuschlos, zig. Kalt wird auch der Griff der Zange sein. und zu erkennen, wo es nötig ist, Unsere Kraft für den, der nach der Marter dass wir die Stimme erheben völlig entkräftet ist. Wir können nicht die für ein Miteinander der Hautfarben Täter in die Zange nehmen. Das wäre nicht und der Religionen, mutig, es wäre lebensgefährlich. Es wäre gegen die Mächtigen. lebensmüde. Sie haben den Hammer, sie Wir wollen unserer leisen haben die Macht. Sie kontrollieren das Ge- Kraft vertrauen. schehen. Wir haben nur die leise Kraft, die wir den Opfern schenken. Mehr richten wir nicht aus. Aber auch nicht weniger. Beharrlich finden wir mit leisen Tönen Gehör. Wir müssen nicht laut, wir sollen nur entschieden sein.
12. STATION JESUS STIRBT Die Welt wird löchrig. Der Himmel bekommt Gott, du Mitfühlende, Risse. Der Vorhang reißt auf. Du stirbst. du Barmherziger, AM KREUZ durch dein Leiden hindurch Die Welt wird durchlässig. Der Gottessohn im sehen wir unser Leiden neu. Provokation und Würde – Leiden: Wie ein Mensch, wie du und ich. Wer Du bist da und teilst Was bleibt und trägt? gibt für mich sein Leben? Weiß ich jemanden unsere Erfahrung, Agnes Brands in meiner Nähe, um bei mir zu sein, wenn wo wir Schmerzen erlitten haben, ich leide? Wie gehe ich mit Leiderfahrung ein Mensch, unser Gott bist du. um? Wer tröstet mich? Deine Freunde sind Verwandle unsere Wunden geflohen. Ein schmerzvoller und einsamer in Wunder bei dir, Tod. Und doch hast du ein Leben voller die niemals enden, Wunder gelebt. Gehütetes Leben. Du bleibst. und in Trost, der die Welt heil macht Die Welt wird weit. Deine Arme sind aus und Hoffnung auf Frieden schenkt. gebreitet. Aufgehoben im Blau des Himmels Wir trauern um die Menschen im Du vergibst denen, die dir und anderen Libanon und in Syrien, die Opfer das angetan haben. Blut und Wasser von Schrecken und Gewalt sind. fließen aus deiner Seite. Hinein in die Welt. Geschenkte Liebe.
13. STATION JESUS WIRD Grau der Himmel. Wir sehen ihn dort liegen sieht es da, wo vorher noch Dornen seinen im blauen Mantel seiner Mutter, Maria. Grau Kopf krönten, sieht es da, wo wir Tod sehen VOM KREUZ wie der Himmel sind die Reste ihrer Angst. und Verzweiflung. Die Erde unserer Gräber ABGENOMMEN UND mischt sich ins helle Gelb von Gottes Licht. IN DEN SCHOSS Grau das Meer. Wir sehen ihn alleine am Ufer Schon jetzt nimmt Jesus unsere Angst mit in SEINER MUTTER liegen. Aylan, drei Jahre, auf der Flucht ge- die Weite seiner Hoffnung. storben, angespült an den Grenzen Europas. GELEGT Kinder sterben in Nordafrika, im Nahen Osten, Gott, du Mitfühlende, an der Grenze zwischen Süd- und Nordame- du Barmherziger, Jesus nähert sich rika. Manchmal bemerkt von der Öffentlich- wir bitten dich: dem Himmel. keit, meistens unbemerkt. Mütter und Väter Nimm alle auf, die einen Rita Monz bleiben zurück. Werden sie das aushalten? gewaltsamen Tod gestorben sind. Nimm alle auf, Blau der Horizont. Wir sehen ihn dort ruhig die als Kinder tot im Schoß schweben, vom Leiden erlöst. Das Blau steht ihrer Mutter gelegen haben, für Maria, die großes Vertrauen in Gott und und um die ihre Eltern trauern. den von ihm vorbestimmten Weg hat. Weil Wir wollen denen beistehen, Maria weiß, was Leiden ist, bringt sie den deren Hoffnungen auf ein Schmerz der Menschen durch ihren Sohn vor geschwisterliches Miteinander Gott. Weil sie weiß, wie Gott spricht, hört zerbrochen sind. sie seine Stimme auch in dieser trostlosen Situation. Weil sie weiß, wie Gott leuchtet, sieht sie sein Strahlen auch an ihrem toten Sohn,
14. STATION DER LEICHNAM Der Himmel drückt schwer und grau. In die Gott, du Mitfühlende, weiche Erde legen wir ihn. Wir legen alles du Barmherziger, JESU WIRD IN DAS zu ihm ins Grab, was wir waren in den wenn wir keine Tränen mehr haben, GRAB GELEGT letzten Tagen und Stunden. dann berühre uns, dass wir nicht hartherzig werden. Drei Frauen stehen am Rand Wir legen unsere Trauer mit in sein Grab, Wenn unser Blick ins Leere geht, und schauen auf das Grab. bis uns nichts mehr bleibt als der dunkle dann erfülle uns, dass wir Sie sind erstarrt, leer, Himmel. Wir legen unsere Tränen mit noch sehen können, wo du uns erschöpft. Sie sprechen in sein Grab. Unsere Augen sind nun leer- Möglichkeiten zum Leben eröffnest, nicht, sie schreien nicht, geweint. zum Frieden, zur Hoffnung. haben keine Tränen mehr. Wenn unsere Liebe Totenstille. Wir legen all unsere Liebe mit in sein Grab, kein Ende nehmen kann, Regina Ricken doch sie wird nicht weniger. Die Liebe dann bewege uns, bleibt. Sein Leichnam liegt in diesem Grab, dass sie ihr Ziel findet gesalbt mit Ölen und unserer Liebe, mit auch über Grenzen hinweg, Binden eingehüllt und mit unserer Liebe. bis hinein in jede kleine Geste der Versöhnung, Mit unseren leeren Augen blicken wir auf bis über den Tod hinaus. das Grab, in das wir ihn gelegt haben, und Wir wollen dein befreiendes können es nicht fassen. Wir suchen ihn, Handeln neu entdecken. den Lebenden. Müssen wir ihn jetzt wirklich bei den Toten suchen?
15. STATION AUFERSTEHUNG Es ist Nacht. Tiefblaue Nacht. Alles ist still, Gott, du Mitfühlende, und doch ist da ein Kreisen um die Mitte. du Barmherziger, Eine Kraft entspringt dieser Mitte. Der dein Sohn war tot und lebt. Auferstehung in lebendiger nachtkalten Erde erblüht eine Blume, rot Jesus Christus Erinnerung und zärtlicher und voller Samen für neues Leben. spricht nicht nur vom Leben, Liebe und umhüllender er ist das Leben selbst. Dankbarkeit, offen fürs Sein Kreuz steht noch da, aber nun leuchtet Er dankt nicht nur Kommende, vertrauend es: Licht durchbricht die Nacht und breitet für unsere Gemeinschaft, weitergehen. sich aus. Von der Mitte geht dieses Licht sondern er ist der, Agnes Brands aus und strahlt in immer größeren Kreisen, um den wir uns versammeln. alle mit einem gemeinsamen Mittelpunkt, Er ist unser Frieden, hinein in das Dunkel, hinein in die Welt. anders, als die Welt ihn gibt. Wir feiern das Leben, Wir erinnern uns daran, wie es war, als das uns mit ihm und allen Jesus vom Leben sprach. Wir erinnern uns Menschen verbindet, daran, wie er dem Vater dankte für uns und seine Auferstehung, für das Brot und für unsere Gemeinschaft. unsere Auferstehung, Wir erinnern uns daran, wie es war, als er die er durch sein Kreuz bei uns war. errungen hat. So, wie er dir gedankt hat, Wir müssen uns nicht auf unsere Erinnerung so danken wir dir. verlassen. Müssen den Lebenden nicht Amen. Halleluja. bei den Toten suchen. Jesus lebt und bleibt bei uns. Er tritt bei uns ein und begrüßt uns: Friede sei mit euch.
ABSCHLUSS Lieder, die Sie zum Abschluss gemeinsam Mit unserem Kreuzweg verändern wir die Segne die Liebe, singen können: Welt nicht, nicht unsere kleine Welt, nicht die deinen Sohn seinen Weg GL 291, Holz auf Jesu Schulter den Nahen Osten, nicht die Krisengebiete so unbeirrt gehen ließ, GL 296, Im Kreuz ist Heil (Kehrvers) in allen Regionen. die Liebe, GL 475, Verleih uns Frieden gnädiglich die keine Grenzen kennt, Wir verändern aber unsere Sicht. Und die Liebe, die sich als Bild der Dona nobis pacem (Taizélied) daraus kann in uns die Kraft wachsen, Erinnerung in den Stoff zeichnet. Herr, wir bitten: komm und segne uns uns für ein solidarisches und friedliches (Peter Strauch) Miteinander einzusetzen. Wir sind nicht Segne unsere Hände, allein. Der Tod ist nicht das letzte Bild, mit denen wir den Zugriff Wir haben viele Bilder gesehen. Bilder das wir sehen. der Mächtigen abwehren, haben uns den Kreuzweg so gezeigt, wie mit denen wir zupacken die Malerinnen ihn geschaffen haben. Wir Sammeln wir alles, was uns bewegt, al- und helfen, die wir anderen haben diese Bilder gemeinsam betrachtet. les, was wir gesehen haben, und bringen zur Versöhnung reichen. Daneben haben wir Bilder vor unserem wir es vor Gott mit der Bitte um Segen: inneren Auge gesehen, jede*r für sich: Segne uns, Gott, Bilder aus der eigenen Lebensgeschichte. Gott, du Mitfühlende, und jeden kleinen Versuch, Bilder, die uns jeden Tag in den Medien du Barmherziger, friedlich miteinander zu leben erreichen. segne die Erde, die das Leiden mit allen Kulturen, trägt, das Leiden deines Sohnes, Nationalitäten und Religionen, Während wir hier stehen, gemeinsam das Leiden aller Menschen, und schenke uns deinen Frieden beten, gemeinsam schauen, gehen und die Erde, die fruchtbar und warm Darum bitten wir im Namen singen, geschieht weiterhin Unheil in der zur Grundlage des Lebens wird, des Vaters, des Sohnes und Welt. Die Welt ist unfriedlich. Unser Leben Erde, die wir in unsere Bilder des Heiligen Geistes. ist nicht immer nur harmonisch. einarbeiten.
ANGELA REINDERS UWE APPOLD IMPRESSUM Herausgeber: Bischöfliches Hilfswerk Misereor e.V. Mozartstraße 9, 52064 Aachen Tel.: 0241/442-0, Fax: 0241/442-188 postmaster@misereor.de www.misereor.de MISEREOR Büro Berlin Chausseestraße 128/129, 10115 Berlin Tel.: 030/44 35 19 80, Fax: 030/44 35 19 86 berlin@misereor.de MISEREOR in Bayern Dachauer Straße 50, 80335 München Tel.: 089/59 82 79, Fax: 089/5 50 38 48 bayern@misereor.de Texte: Dr. Angela Reinders, Aachen Uwe Appold, Flensburg Alle Bibelstellen: Einheitsübersetzung Dr. Angela Reinders, geb. 1965 in Aachen, Uwe Appold, geboren 1942 in Wilhelms- der Heiligen Schrift, vollständig hat in Bonn und Münster katholische haven, ist Designer, Bildhauer und Maler. durchgesehene und überarbeitete Ausgabe © 2016 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart Theologie studiert. Sie ist Journalistin und Bis 2006 hatte er einen Lehrauftrag an Redaktion: Pastoralreferentin im Bistum Aachen und der Werkkunstschule Flensburg und in Dr. Claudia Kolletzki/MISEREOR Tel.: 0241/442-178 Mutter dreier erwachsener Töchter. Hangzhou/China. Er gestaltete zahlreiche claudia.kolletzki@misereor.de öffentliche Plätze, Schulen, Kirchen und www.hungertuch.de VIELEN DANK Industriearchitektur in Schleswig-Holstein Fotos: Dieter Härtl/MISEREOR und darüber hinaus. Zahlreiche Ausstel- Foto A. Reinders: Ute Haupts Sehr herzlich bedanken wir uns bei allen lungen, auch bei der UNO in Genf und auf Design: Teilnehmerinnen am Workshop mit Uwe Kirchentagen. WWS Werbeagentur, Aachen Appold in Hillesheim für ihre Bereitschaft, Herstellung und Vertrieb: MVG Medienproduktion, Aachen die Stationen dieses Kreuzweges zu Uwe Appold lebt in Flensburg. www.eine-welt-mvg.de gestalten und sich in kreativer und sehr Weitere Infos: www.uwe-appold.de Zu bestellen unter www.misereor-medien.de persönlicher Weise damit auseinander Spendenkonto: Pax Bank Aachen zusetzen. IBAN DE75 3706 0193 0000 1010 10 BIC GENODED1PAX
Vierzehn Frauen malen fünfzehn Kreuzwegstationen Die fünfzehnte Station mit der Auferstehung und dem leeren Grab Jesu darf nicht fehlen. Einige Frauen aus den Gemeinden in der Eifelregion um Hillesheim kennen sich. In der Vorstellungsrunde offenbaren sich persön- liche Lebenslinien, die in die Gestaltung des Kreuzweges einfließen. Gemeinsam erarbeiten wir die Inhalte des MISEREOR-Hungertuches 2019 und der Fastenaktion und verabreden Layout-Regeln. Die Frauen bringen Ideen und Entwürfe mit. Mitbring- sel helfen: Textilien, Farbpigmente, selbst geflochtene Dornenkronen. Leinenstoff der Großeltern, über Genera- tionen sicher aufbewahrt, wird auf die Leinwand montiert, darunter quillt Erde vom Familiengrab. Gespräche über Marienattribute wie das Gänseblümchen oder die rote Rose ohne Dornen. So entstehen fünfzehn Stationen als lebendiges Selbstzeugnis des Glaubens und gelegentlich auch des Zweifelns. Die Frauen lassen einander teilhaben an ihrem Sein, das ist die Stärke an den entstandenen Werken: helfend Teilhabe finden an dem Kreuz, das Andere tragen. So gestaltet sich Zukunft, die ihren Ursprung am Ostergeschehen vor über 2000 Jahren in Jerusalem nahm. Uwe Appold
Sie können auch lesen