Mensch, wo bist du? Das MISEREOR-Hungertuch 2019/2020 - Das MISEREOR-Hungertuch ...
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Nr. 110 | 4·2018 Mensch, wo bist du? Das MISEREOR-Hungertuch 2019/2020 : s ch u l e Grund , Kunst n Religio , II: d a rs tufe I Sekun , Kunst n Religio Foto: Härtl/MISEREOR Liebe Leserinnen, liebe Leser! darstellt – positiv ausgedrückt: eine Herausforde- rung. Werden Kinder, Jugendliche, Heranwach- Das neue Hungertuch von MISEREOR, ein abstrak- sende, Schülerinnen und Schüler Zugang dazu fin- tes Werk des deutschen Bildhauers und Malers Uwe den? Welche Zugänge? Welche Antworten geben Appold, lädt uns ein zu schauen, zu meditieren, zu sie auf die Frage: Mensch, wo bist du? In einem Ge- hören und Stellung zu beziehen. Zu schauen, wel- spräch über das Hungertuch sagte Uwe Appold: che Materialien und Farben, Elemente und Symbole „Ich wünsche mir, dass die Menschen meinen Arbei- vom Künstler verwendet wurden. Wahrzunehmen, ten mit ihrer persönlichen Lebenserfahrung begeg- dass der schwebende, goldene Ring leicht vom Zen- nen und ihre eigenen Geschichten einbringen in trum nach links ver-rückt und das Haus darin zur das, was ich gemalt habe.“ Ein Kunstwerk ist mehr Seite hin offen ist – Hinweise darauf, dass etwas als ein Produkt; es lebt durch die Rezeption, das aus der Balance geraten, im Fluss, unfertig, gefähr- Hinschauen und Hinhören, Reflektieren und Sich- det ist. Zu hören: auf den Schrei der Armen und die Positionieren. Dazu – zu einem kreativen Dialog mit Stimme der ausgebeuteten Erde. Sich Gedanken zu dem Werk und seinen Themen – lädt dieses Lehrer- machen über die Zukunft unseres Planeten und den forum Sie als Lehrkräfte mit Ihren Schülerinnen und Beitrag, den wir dazu leisten können. Sich dem An- Schülern ein. Wir freuen uns sehr, wenn Sie uns ruf Gottes zu stellen: Mensch, wo bist du? Was tust später über Ihre Erfahrungen berichten (gerne per du? Was zerstörst du und was fügst du zusammen? E-Mail an kb.schule@misereor.de oder per Post Was hast du geschaffen oder versäumt? Welche an MISEREOR, Abteilung Bildung, Team Schule, Aufgabe erkennst du für dich? Wo stellst oder ent- Mozartstr. 9, 52064 Aachen). ziehst du dich deiner Verantwortung für die Schöp- fung und die Mitwelt? Mit einem herzlichen Gruß Ihre Wir, MISEREOR und der Künstler Uwe Appold, sind uns bewusst, dass dieses Werk in seiner Offenheit für unterschiedliche Deutungen eine „Zumutung” Petra Gaidetzka
Lehrerforum Nr. 110 Grundschule Mensch, wo bist du? Von Berrit Skopp Das MISEREOR-Hungertuch in der Grundschule 1. Ansatz: Das Bild als Kunstwerk Die Schüler(innen) entdecken das Hungertuch durch ein Unterrichtsgespräch sowie mit einer Geschichte, die sie verfassen, oder durch ein selbst gestaltetes Legebild. Die unterschiedlichen Geschichten können neben dem Hungertuch in einer Ausstellung präsen- tiert werden. Bei der Gestaltung des Legebildes ma- chen sich die Kinder die Natur zunutze, gestalten mit ihr und geben die Materialien (zum Beispiel Erde, Steine, Blätter, Blüten oder Zweige) anschließend der Natur zurück. Dabei braucht das Gestalten in und mit der Natur wache und offene Sinne. Die Ergeb- nisse können durch Film oder Fotografie (Handy) festgehalten werden. Mit einer Vernissage oder Foto- dokumentation werden andere Menschen für die Umwelt sensibilisiert. Schritt 1 (UG): Gemeinsam wird das Hungertuch be- trachtet. Sieben Leitfragen führen dabei zu einer in- tensiven Auseinandersetzung mit dem Bild: 1. Was siehst du? Diesem Foto: Härtl/MISEREOR 2. Wie ist das Bild aufgebaut? Lehrerforum Sehen – hören – handeln sind die zentralen Aspekte 3. Welche Gefühle löst das Bild in dir aus? liegt ein dieser Unterrichtseinheit. Die Schüler(innen) sollen 4. Wie wurde das Bild gemalt? Abdruck des lernen, genau hinzusehen und zu lauschen, was in 5. Was bedeuten die Bildelemente? Hungertuchbildes der Welt vorgeht und worauf es im Miteinander an- (siehe „Lesehilfe“) bei. Auf seiner kommt. Und sie sollen Handlungsmöglichkeiten er- 6. Welche Wünsche kommen in dir auf? Rückseite arbeiten: selbst handeln und Botschaften an die 7. Wo könnte dein Platz sein? finden Sie Menschen in der Welt richten. Genaue Bildbetrach- eine „Lesehilfe“. tungen schulen das Auge. Mit verschiedenen „Ohren- Schritt 2 (UG): Die Lehrkraft gibt Hinweise zum Künstler und zum Titel des Bildes. Gemeinsam mit spitzern“, die immer wieder in die Unterrichtseinheit den Schülerinnen und Schülern wird die Botschaft einfließen können, wird das Gehör geschärft (M1). des Hungertuchs herausgearbeitet; es macht deut- Im Folgenden werden Möglichkeiten beschrieben, lich: Wir haben Verantwortung zu tragen für das „ge- wie sich die Kinder im Religionsunterricht der 3. und meinsame Haus“. 4. Klasse das Hungertuch erschließen können. „Vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen“ (Gen 2,17) Um was geht es eigentlich in der Geschichte vom „Sündenfall“ (Gen 2,15–17; 3,1–24)? Worin besteht die „Sünde“ der Menschen? Sicher nicht darin, dass sie einen Apfel essen, der ihnen von Gott unverständli- cherweise verwehrt wurde. Sondern: Die „Frucht“, von der die Rede ist, wächst am Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Wie Gott sein wollen – das bedeutet: Der Mensch möchte selbst darüber entscheiden, was gut und was böse ist; er will sich von Gott nichts sagen lassen; er macht sich von Gott unabhängig. Die „Emanzipation“ des Menschen von Gott hat dazu geführt, dass der Mensch sich nicht mehr als Teil der Schöpfung sah – dass er nicht mehr Sachwalter Gottes (vgl. Gen 2,15b), sondern selbst Herr über die Schöpfung sein wollte, was der Ausbeutung der Natur Tür und Tor öffnete. Der Begriff „Sünde“ in seiner ursprünglichen theologischen Bedeutung kommt heute in der Alltagsspra- che nicht mehr vor; man spricht allenfalls noch von Verkehrssündern. Daher ist es wichtig, mit den Kin- dern auf altersgerechte Weise zu erarbeiten, dass das Wort „Sünde“ mit „absondern, trennen“ zu tun hat. EA: Einzelarbeit GA: Gruppenarbeit Wenn der Mensch sich ganz auf sich selbst stellt, trennt er sich von Gott und verfehlt die Aufgabe, zu der EK: Erzählkreis Gott ihn bestimmt hat. UG: Unterrichtsgespräch 2
Grundschule Lehrerforum Nr. 110 Schritt 3 und 4: Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, sich kreativ mit dem Bild auseinanderzusetzen. Emotional-spekulativ: Geschichte schreiben Ästhetisch-produktiv: Legebild gestalten Schritt 3 (UG): Folgende Leitfragen helfen, die Fantasie der Kinder Schritt 3 (GA): In festen Gruppen planen und gestalten die Kinder für eine Geschichte zum Bild anzuregen: ihr Bild mit Naturmaterialien. Es gibt dabei kein Richtig oder 1. Ist eine Person auf dem Bild zu sehen? Falsch. Wenn Kinder nach der Bildbetrachtung Menschen oder Was könnte sie denken oder sagen? eine Naturlandschaft arrangieren, so ist das ebenso gewollt und in 2. Wo möchtest du auf diesem Bild vorkommen? Ordnung wie das Nachlegen des Hungertuches. Dabei stehen der 3. Was würdest du sehen, hören oder riechen, wenn du in friedliche Umgang miteinander, Toleranz, Solidarität und Respekt diesem Bild wärst? bei der Gestaltung ebenso im Fokus wie die Wahrnehmung und 4. Was würdest du hinzumalen, weglassen oder anders malen? das Naturerleben. Der Arbeitsprozess und die Ergebnisse der Grup- 5. Was könnte sich vorher oder nachher abspielen? pen werden festgehalten. Schritt 4 (EA/GA): Die Kinder schreiben eine Geschichte zum Schritt 4 (UG): Die Kinder tauschen sich über die Arbeit und deren Hungertuch. Nach einer Überarbeitung (zum Beispiel durch die Ergebnisse aus. Methoden Museumsgang oder Schreibkonferenz) werden die Ge- schichten präsentiert. Passende Lieder: Hand in Hand; Eine Handvoll Erde. 2. Ansatz: Schritt 5 (EA): Die Kinder schreiben ein Gebet, in das Das Bild im biblischen Kontext sie sich und ihren Alltag mit aufnehmen. Dabei hilft der folgende Ablauf: Anrede an Gott, Dank, Bitte, Das Hungertuch wird in dieser Unterrichtseinheit in ei- Amen. nen biblisch-theologischen Bezug gestellt. Die Ge- schichte vom „Sündenfall“ (siehe Infokasten, Seite 2) Passende Lieder: Du hast uns deine Welt geschenkt; ist Ausgangspunkt und erzählt, dass „wir alle“ wie Gib uns Ohren, die hören. Gott sein wollen und dafür die von Gott gesetzten Re- geln brechen. Im Gespräch über eigene Erfahrungen können sich vielleicht eigene Weltdeutungen und 3. Ansatz: Glaubensäußerungen entwickeln. Das Bild in seiner sozialen Die Geschichte lässt sich recht schön durch die Lehr- Dimension kraft nacherzählen. Wer die Geschichte anders präsen- Kinder erleben ihre Welt oft als unheilvoll und be- tieren will, kann von den Schülerinnen und Schülern ängstigend: Kinderarmut, Hunger und Krieg, Ausbeu- einen Dialog vorlesen (M2) oder nach der Erzählung tung … Diese Eindrücke werfen die Frage auf, die auch Standbilder zu den einzelnen Szenen der Geschichte Erwachsene kaum beantworten können: Was kann ich stellen lassen. gegen das Unheil ausrichten? Die Bibel hat darauf eine Antwort: „Tu deinen Mund auf“ lautet der ge- Schritt 1 (EK): Präsentation der Geschichte vom Sün- meinsame Auftrag. denfall (M2). Schritt 1 (GA): Aus Illustrierten und Zeitungen schnei- Schritt 2 (EA): Die Kinder erhalten die Geschichte. Sie den die Kinder Berichte und Bespielbilder für aktuelle streichen Teile des Textes und lassen maximal drei für Brennpunkte in der Welt aus, insbesondere über Le- sie wichtige Sätze stehen. benssituationen von Kindern. Schritt 3 (GA): Die Kinder reflektieren die Erzählung Schritt 2 (UG): Die Schüler(innen) tauschen sich über aus dem Alten Testament und übertragen sie auf ihr die Bilder und Berichte aus. eigenes Leben: Gott hat uns Menschen einen freien Willen gegeben, mit dem wir Entscheidungen treffen Schritt 3 (EA): Sie notieren auf einer einfachen Kopier- können – wir können uns an Regeln halten oder etwas vorlage (M3), was in der Welt geändert werden muss. Verbotenes tun. Gott möchte mit uns Menschen in ei- Schritt 4 (GA): Jede Gruppe bekommt das Hunger- ner Gemeinschaft leben. Ein Leben in einer Gemein- tuchbild und macht ein Brainstorming dazu: Was sehe schaft braucht jedoch Regeln. ich? Welche Gefühle löst das Bild in mir aus? Welche Schritt 4 (UG): Die Kinder betrachten gemeinsam das Wünsche kommen in mir auf? Die Gruppen halten die Hungertuchbild: Was sehe ich? Ihre Äußerungen dazu Ergebnisse in Stichworten auf Papierstreifen fest. werden gesammelt (siehe auch „Lesehilfe“). Im an- Schritt 5 (UG): Die einzelnen Gruppen tragen ihre Er- schließenden Gespräch wird zudem auf den Bildtitel gebnisse vor, indem sie die Papierstreifen mit den Be- „Mensch, wo bist du?“ hingewiesen und die Kernaus- griffen um das Hungertuch legen. sage herausgearbeitet: Der Mensch ist für die Schöp- fung verantwortlich. Er muss Regeln einhalten, damit Schritt 6 (EA): Die Schüler(innen) schreiben einen das Miteinander funktioniert. Mahnruf in eine Sprechblase (M4). 3
Lehrerforum Nr. 110 Grundschule Schritt 7 (GA): Die Kinder gestalten aus den Bildern schämten, versteckten sie sich. Abends suchte Gott sie. und ihren Appellen ein Mahnplakat und stellen dieses Gott: Mensch, wo bist du? anschließend vor. Erzähler(in): Zitternd kamen die beiden aus ihrem Ver- steck. Passende Lieder: Adam: Ich bin nicht schuld, Eva hat mir die Frucht des Earth-Song, Heal the World, Zu wahr. Baumes gegeben. Eva: Ich bin nicht schuld, die Schlange hat mich über- redet, von der Frucht zu essen. M1 Ohrenspitzer Erzähler(in): Weder Adam noch Eva wollten schuld sein. Gott sagte: Weil ihr das getan habt, könnt ihr Geräusche raten: Wie gut kannst du Geräusche erken- nicht länger im Garten des Paradieses bleiben. Ihr nen, wenn du nicht siehst, was sich dahinter verbirgt? müsst nun selbst für euch sorgen. Ihr werdet das Leid, Lauschübung: Bei diesem Spiel bist du mucksmäus- die Mühe der Arbeit, den Hunger, die Sorge und den chenstill und konzentrierst dich auf die Stille. Was Tod kennenlernen. hörst du im Schulgebäude? Was auf dem Pausenhof? Doch Gott liebte die Menschen, die er erschaffen hatte, noch immer. Er gab ihnen Kleidung, dann muss- ten sie das Paradies verlassen. Adam und Eva kannten nun nicht nur das Gute, sondern auch das Böse und M2 Adam und Eva die Traurigkeit, die aus dem Bösen entsteht. (Dialog nach Gen 2,4b−3,24) Erzähler(in): Gott schuf einen Garten. Der Garten war M3 Arbeitsblatt ein Paradies. In ihm wuchsen viele Bäume, die wun- derbare Früchte trugen. In den Garten pflanzte Gott noch einen Baum des Lebens und einen Baum der Er- kenntnis des Guten und des Bösen. Gott schuf den Menschen. Er schuf Adam und Eva per- fekt. Sie kannten nichts Böses: keine Wut, keinen Neid, keine Krankheiten, keine Traurigkeit … Gott setzte diese beiden Menschen in das Paradies und gab ihnen die Verantwortung für seine Schöpfung. Gott: Ihr dürft von allen Bäumen im Garten essen. Nur von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen nicht, sonst müsst ihr sterben. Erzähler(in): In dem Garten lebte auch eine Schlange. Was muss sich auf der Welt ändern? Sie war sehr listig. Eines Tages kroch sie in Evas Nähe. Schreibe es auf. Schlange: Tsss, tsss. Hat Gott wirklich gesagt, dass ihr vom Baum der Erkenntnis nicht kosten dürft? Tsss, tsss. Ihr müsst gar nicht sterben, wenn ihr von dem Baum esst. Wenn ihr die Früchte verzehrt, werdet ihr M4 Arbeitsblatt werden wie Gott: Ihr werdet wissen und könnt selbst darüber bestimmen, was gut und was böse ist. Eva: Ob die Schlange wohl Recht hat? So sein wie Gott, das wäre doch toll! Erzähler(in): Neugierig pflückte Eva eine Frucht und biss hinein. Eva: Adam, die Frucht schmeckt herrlich. Hier, pro- biere sie doch auch! Erzähler(in): Als Adam und Eva die Frucht aufgeges- sen hatten, wurde ihnen klar, was sie getan hatten. Sie sahen sich selbst, so wie sie waren: als Menschen, die Was möchtest du einmal allen Menschen sagen? gegen das Gebot Gottes verstoßen hatten, weil sie EA: Einzelarbeit Für wen oder worüber wirst du sprechen selbst wie Gott sein wollten. Sie waren beschämt. Sie GA: Gruppenarbeit und ein Wort einlegen? EK: Erzählkreis fühlten sich nackt – denn ihnen war klar, dass sie ihre Schreibe es auf. UG: Unterrichtsgespräch Schuld vor Gott nicht verbergen konnten. Weil sie sich 4
Sekundarstufe Lehrerforum Nr. 110 Mensch, wo bist du? Von Lisa Appeldorn Das MISEREOR-Hungertuch in der Sekundarstufe Das MISEREOR-Hungertuch 2019/2020, ein Werk ■ Deutet die einzelnen Elemente des Bildes und des Künstlers Uwe Appold, ist offen für verschie- setzt sie anschließend in einen Gesamtzusam- dene Deutungen, Rezeptionen, Positionen – und in- menhang. sofern eine von MISEREOR und dem Künstler ge- wollte Herausforderung. Schritt 2: Die Gesamtkomposition des Bildes wird an die Wand projiziert (bzw. das Hungertuch wird Im Folgenden finden Sie zwei Ansätze, die zeigen, wie als Fastentuch in der Klasse sichtbar aufgehängt; sich Schülerinnen und Schüler mit dem Hungertuch- siehe Infobox „Materialien zum MISEREOR-Hunger- bild im Religionsunterricht beschäftigen können: tuch“ auf Seite 7). 1. Das Bild als Kunstwerk ■ Sammelt mit eurem Partner oder eurer Partnerin 2. Das Bild in seiner Funktion der ethischen Fragen, die sich nach der Bilddeutung ergeben ■ Überlegt euch gemeinsam einen möglichen eige- Verantwortung für die Eine Welt haben. ■ Der Titel des Hungertuches lautet: „Mensch, wo Die Anregungen und Impulse wurden für die Sekun- nen Titel für das Bild. darstufe I erarbeitet, sie lassen sich intensiviert und mit Vertiefungen aber auch in der Sekundarstufe II bist du?“. Interpretiert das Bild unter Hinzu- einsetzen. Je nach Lerngruppe können besonders in nahme des Titels erneut. Nehmt die Hintergrund- den Jahrgangsstufen 5 und 6 Elemente aus den Un- informationen zu Künstler und Kunstwerk hinzu. terrichtsideen für die Grundschule (Seite 2–4) über- nommen und kombiniert werden. Das Hungertuch Schritt 3: Der Titel und die Frage „Mensch, wo bist kann in den biblischen Kontext von Gen 2–3 einge- du?“ richten sich an den Menschen und somit auch bettet werden. an die Betrachterin und den Betrachter. Sie erfor- dern eine Standortbestimmung, eine Ausrichtung. Die Schülerinnen und Schüler gehen in diesem 1. Ansatz: Schritt über die Bildbeschreibung und -deutung hi- Das Bild als Kunstwerk naus und beziehen sich selbst mit in das Kunstwerk und zeitgleich in die Fragestellung „Mensch, wo bist Bei diesem Ansatz stehen das bewusste Sehen, du?“ ein. Hierzu erhält die gesamte Gruppe eine Nachfragen und Deuten des Kunstwerkes im Fokus. Farbkopie (Bildblatt) des Hungertuches. ■ „Mensch, wo bist du?“ – so lautet der Titel des Um die einzelnen Bildelemente und die Symbol- kraft der Elemente und verwendeten Materialien entdecken zu können, empfiehlt es sich, das Bild Hungertuches. Wo bist du als Betrachterin, als verzögert wahrzunehmen und langsam aus dem Betrachter? Positioniere dich mit deinem Wissen Bild „herauszuzoomen“. In der Gesamtkomposition über die einzelnen Elemente und die Deutung können dann der linke und der rechte untere Bild- des Bildes in dem Kunstwerk und begründe die ■ Wähle ein Bildelement aus, dessen Symbolik, rand gesondert betrachtet werden, wobei die Lese- Auswahl deines Standpunktes. hilfe auf der Rückseite des Bildblattes als Unterstüt- zung dienen kann (in diesem Fall für die Schülerin- Form oder Farbe dich anspricht, und schneide es nen und Schüler kopieren). aus dem Gesamtbild heraus. Setze dich nun künstlerisch mit der Frage „Mensch, wo bist du?“ Schritt 1: Mithilfe eines Beamers oder Overhead- auseinander, indem du ein eigenes Bild zu dieser projektors wird das Bild (Gesamtabbildung auf Frage entwirfst und dabei dein gewähltes Ele- www.hungertuch.de, Details s. Seite 7) nach und ment aus dem Bild von Uwe Appold benutzt. nach an die Wand projiziert. Für die Bildbetrachtung Über das ausgewählte Element kannst du frei können folgende Arbeitsaufträge in Betracht gezo- verfügen. Du kannst es zerschneiden, kippen, ■ Stellt euch gegenseitig eure Kreationen zu der gen werden: einfärben, in einen anderen Kontext setzen … ■ Beschreibt den jeweiligen Ausschnitt des Hun- Frage „Mensch, wo bist du?“ vor und setzt an- gertuchbildes. Beachtet dabei die Farbwahl, die schließend euer Bild in Beziehung zu dem Hun- ■ Inwiefern verändert sich die Blickweise auf das Symbolik und die verwendeten Materialien. gertuch von Uwe Appold. Welche Gemeinsam- keiten, welche Unterschiede könnt ihr entde- ■ Das Hungertuch von Uwe Appold stellt die Zu- Bild und seine Symbole beim Herauszoomen aus cken? dem Bild? Nennt Brüche und Gegensätze, die euch ins Auge fallen. sage Gottes an den Menschen ins Zentrum und 5
Lehrerforum Nr. 110 Sekundarstufe hebt doch die Verantwortung des Menschen her- ■ Erläutert die Aufgabe und Verpflichtung, auf die ■ Erläutert, inwiefern der Bildtitel „Mensch, wo vor, die Gott ihm für unsere Welt, unser „gemein- der Papst die Menschheit aufmerksam macht. sames Haus“, aufgetragen hat. Erläutert, welche Aspekte der menschlichen Ver- bist du?“ auch auf das Schreiben des Papstes ■ Sammelt Bereiche, in denen der Mensch bereits ver- ■ Setzt den Ausschnitt des Hungertuches (M3, antwortung in euren Bildern anklingen. übertragen werden kann. antwortungsbewusst am Haus der Welt mitbaut, Bildausschnitte oben rechts, unten links) mit den aber auch solche, in denen sich noch oder gerade Aussagen des Papstes (M1) in Beziehung. heute die Frage auftut: „Mensch, wo bist du?“. Schritt 3: Verantwortung für die Eine Welt: In die- sem Schritt sollen der Bau und die Pflege des ge- 2. Ansatz: meinsamen Hauses und somit die aktive Nachfolge Das Bild in seiner Funktion Jesu am Beispiel von MISEREOR im Fokus stehen. ■ Betrachtet vor allem den unteren Bildrand der der ethischen Verantwortung für die Eine Welt Komposition (M3, Ausschnitte unten Mitte und (auch für Sek. II geeignet) rechts) und deutet die Symbolik und die Schrift- zeichen mithilfe der Hintergrundinformationen In dieser Unterrichtseinheit wird Bezug zur päpstli- ■ Setzt eure Deutung mit der Aussage des Textes (auf der Rückseite des Bildblattes). chen Enzyklika „Laudato Si“ (2015) genommen und sowohl dem anklagenden, drängenden Ruf Gottes ■ Erläutert, inwiefern Christus (Ausschnitt unten von MISEREOR in Beziehung (M2). in Gen 3,9 – „Aber Gott, der HERR, rief nach dem Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du?“ – als rechts) uns bei der Sorge für das gemeinsame auch dem Anliegen des Papstes nachgegangen. Die ■ Setzt die Bibelstelle Mk 8,2 und somit das Jesus- Haus der Schöpfung Kompass sein kann. Sorge um das „gemeinsame Haus der Schöpfung“ zieht sich als Leitmotiv durch die Umwelt- und Sozi- wort, das der Hilfsorganisation MISEREOR ihren alenzyklika.1 Namen gegeben hat („Misereor super turbam – Ich habe Mitleid mit diesen Menschen, ihre Not Schritt 1: Bildbetrachtung: Hierzu werden die Bild- geht mir zu Herzen“) in Bezug zur Sorge um das blätter zum Hungertuch an alle Schülerinnen und ■ Erläutert, inwiefern sich MISEREOR als Hilfswerk gemeinsame Haus der Schöpfung. Schüler ausgeteilt oder das Bild wird für alle sicht- bar an die Wand projiziert. bereits aktiv in die Nachfolge Jesu stellt und die ■ Beschreibt euren ersten Eindruck und die Wir- Herausforderungen der Zeit annimmt. kung des Bildes auf euch. Nennt hierzu Dinge, die euch ansprechen oder aber irritieren und Fra- M1 Aus der Enzyklika ■ Beschreibt das Hungertuchbild in seiner Farb- gen hervorrufen. „Laudato Si“ wahl und Gesamtheit der Motive. Achtet dabei ■ Deutet die Elemente des Bildes. auch auf die Linienführung des Bildes. „Die dringende Herausforderung, unser gemein- ■ Erweitert eure Deutung mithilfe der Hinter- sames Haus zu schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in der Suche grundinformationen zum Hungertuch (auf der nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Ent- Rückseite des Bildblattes) und des Titels wicklung zu vereinen, denn wir wissen, dass sich „Mensch, wo bist du?“. die Dinge ändern können. Der Schöpfer verlässt uns nicht, niemals macht er in seinem Plan der Schritt 2: Bezugnahme zur Enzyklika „Laudato Si“: Liebe einen Rückzieher, noch reut es ihn, uns er- Nach der Bilddeutung kann das Hungertuch vertie- schaffen zu haben. Die Menschheit besitzt noch fend mit der Enzyklika in Beziehung gesetzt werden. die Fähigkeit zusammenzuarbeiten, um unser ■ Fasst die Aussage des Papstes aus seiner Enzy- gemeinsames Haus aufzubauen.“ Papst Franziskus, LS 13 klika „Laudato Si“ zusammen (M1). 1) Text in deutscher Übersetzung: https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2015/2015-06-18-Enzyklika-Laudato-si-DE.pdf 6
Sekundarstufe Lehrerforum Nr. 110 M2 Aus dem Arbeitsheft zum Hungertuch 2019/2020 „Im Licht von Gottes Liebe ist der Schatten keine unheimliche Bürde mehr, sondern leichter Begleiter und Zusage Gottes. Das helle Christuszeichen weist als Kompass in die Richtung vom Sehen zum Zu- Hören und Handeln: Wofür stehe ich ein? Kann ich die Botschaften Gottes und der Mitwelt wahrneh- men und was erzählen sie mir?“ Claudia Kolletzki, MISEREOR: Mensch, wo bist du? M3 Ansicht des Hungertuches und Bildausschnitte Sie finden die Bilddateien und weitere Ausschnitte auf der Hungertuch-DVD, die dem Arbeitsheft (s. u.) beiliegt. Alle Inhalte der DVD sind auch als kostenpflichtiger Download (Best.-Nr. DL212919, € 4,50) unter https:// www.eine-welt-shop.de/ misereor/hungertuch- 20192020 erhältlich. Bitte beachten Sie, dass Abbildun- gen, die Sie auf Folien kopieren und in Ihrem Unterricht ver- wenden, ohne Angabe der Quelle nicht in Printpublikatio- nen und im Internet veröffent- licht werden dürfen. MISEREOR-Hungertuch 2019/2020 „Mensch, wo bist du?“ von Uwe Appold, © MISEREOR Materialien zum MISEREOR-Hungertuch Lieferbar* ab dem 2. Januar 2019 über www.misereor-medien.de: ■ Großes Hungertuch 2019/20 (ca. 284 x 200 cm), Best.-Nr. 2 115 19, € 99,00 ■ Kleines Hungertuch 2019/20 (ca. 120 x 85 cm), Best.-Nr. 2 116 19, € 19,50 ■ Kunstdruck des Hungertuches 2019/20 (DIN A1), Best.-Nr. 2 321 19, € 19,50 ■ Arbeitsheft zum Hungertuch 2019/20 mit DVD**, Best.-Nr. 2 129 19, € 6,50 ■ Bildblätter zum Hungertuch 2019/20 (50er-Pack), Best.-Nr. 2 104 19, € 2,90 * Alle Preise inkl. Mwst. zzgl. Versandkosten. ** Die DVD beinhaltet u. a. einen 15-minütigen Film zum Hungertuch sowie eine 4-minütige Kurzversion (Trailer auf www.hungertuch.de). Auch eine museumspädagogische Bilderschließung für Grundschulkinder und Jugendliche (Sek. I) sowie eine Anleitung von Uwe Appold für einen Malworkshop sind enthalten. Online verfügbar (zum kostenlosen Download auf www.fastenaktion.de/schule): ■ Stundenentwurf/Unterrichtsanregungen für die Sekundarstufe I ■ Stundenentwurf/Unterrichtsanregungen für die Sekundarstufe II Informieren Sie sich auch auf www.hungertuch.de! 7
Lehrerforum Nr. 110 G 46263 Autorinnen dieses Lehrerforums Berrit Skopp ist Grundschullehrerin (Deutsch, Kunst, Mathematik) und arbeitet als Redakteurin beim Klett-Verlag. Lisa Appeldorn ist Gymnasial- lehrerin und mit einer 50-%-Stelle Referentin für Glo- bales Lernen mit MISEREOR im Bistum Osnabrück. MISEREOR-Spendenkonto IBAN: DE75 3706 0193 0000 1010 10 BIC: GENODED1PAX Fundgrube MISEREOR Lehrerforum Schöpfung und Umwelt, soziale Gerechtigkeit und Frie- Das Lehrerforum informiert über Themen des Globalen den, über die Erneuerung der Kirche und die Entwick- Lernens und erscheint lung des Dialogs zwischen den Weltreligionen. viermal im Jahr kostenlos. Sie können es im Internet herunterladen: Die Botschaften des Films zu Barmherzigkeit, Ökologie, www.misereor.de/ Flucht und Migration sowie Kirche sind hervorragend mitmachen/schule-und- für die Behandlung und Diskussion in der Schule (ab unterricht/lehrerforum Weitere Unterrichts- Klasse 8) geeignet. Im Fokus stehen dabei die Fächer materialien unter Religion, Ethik und Politik/Wirtschaft/Sozialkunde. www.misereor.de/ Der Film kann im Unterricht auch ausschnittsweise ge- unterrichtsbausteine zeigt werden, da er klar in thematische Kapitel einge- Bestellungen der MISEREOR teilt ist. Unterrichtsimpulse für Grundschule, Schulmaterialien Sekundarstufe I, II und Berufsbildende Schulen, Lese- MVG Medien und Medienhinweise sowie weiterführende Links sind E-Mail: „Ein Mann seines Wortes“ – hier zu finden: https://www.derlehrerclub.de/ bestellung@eine-welt-shop.de Tel.: 0241 47986-100 Unterrichtsimpulse zum Kinofilm projekte/papst-franziskus. Fax: 0241 47986-745 www.misereor-medien.de In seinem Dokumentarfilm (2018) nahm der vielfach Änderungen vorbehalten; für ausgezeichnete Regisseur Wim Wenders das Publikum Irrtümer und Druckfehler wird Mauern überwinden keine Garantie übernommen. mit auf eine persönliche Reise mit dem „modernen Pro- Impressum: pheten“ Papst Franziskus. Wim Wenders, der als Ju- Der Religionsunterricht kann dazu beitragen, die Mau- Herausgeber: gendlicher auch einmal mit dem Gedanken spielte, ern und Abgründe zwischen Arm und Reich, Ost und Bischöfliches Hilfswerk Priester zu werden, bezeichnet sich als „ökumenischen West, Ethnien, Religionen und Geschlechtern sichtbar MISEREOR e.V., Mozartstr. 9, Christen“. Er sagt von sich selbst, dass er an die Un- zu machen – und helfen, sie zu überwinden. Von der 52064 Aachen, sterblichkeit der Seele glaube, dass ihm aber vieles, was „Stiepeler Mauer“ im Zisterzienserkloster Bochum-Stie- www.misereor.de in der Kirche Dogma ist, nicht mehr einsichtig er- pel inspiriert, bietet die Internetseite www.mauern- Herstellung und Vertrieb: MVG Medienproduktion und scheine. Auf die Journalistenfrage, ob er Franziskus-Fan ueberwinden.de die Möglichkeit einer Exkursion zum Vertriebsgesellschaft mbH, sei, antwortete er: „Das kann man sagen. Als ich 2013 Kloster sowie didaktische Anregungen, Materialien, Boxgraben 73, 52064 Aachen bei seiner Wahl hörte, dass er den Namen Franziskus Links und einen Film für die Arbeit mit dem ausleih- Autorinnen dieser Ausgabe: gewählt hatte, nach dem hl. Franz von Assisi, war ich baren Mauer-Modell. Berrit Skopp, hellauf begeistert. Das war eine Ansage. Der Name ver- Lisa Appeldorn Redaktion: pflichtet! Zur Armut, zur Liebe zur Natur und zu ‚Mut- Seit September 2015 ist ein originales Stück der Berli- Rüdiger Horn, Lektorats- ter Erde‘, zum Frieden zwischen den Religionen. Papst ner Mauer, die 28 Jahre lang Symbol des Kalten u. Redaktionsbüro, Olpe Franziskus setzt alles daran, diesem Namen gerecht zu Krieges und der Teilung Deutschlands war, in Bochum- Gestaltung: Yvonne Schröder, Graphik- werden und das zu leben und nicht nur zu predigen.“ Stiepel zu sehen. Mit drei gläsernen Stelen bildet sie u. Werbedesign, B-Eupen Es ist kein Film „über“ den Papst – vielmehr kommt ein Mahnmal gegen politischen Fanatismus, Ideolo- Erscheinungsweise: Franziskus zu den Themen, die ihn am meisten bewe- giegläubigkeit, Gewalt und Unversöhnlichkeit. Viermal jährlich, Bezug kostenlos gen, selbst zu Wort. Es entsteht ein Gespräch zwischen Franziskus und den Menschen über Arm und Reich, Mehr Information auf www.stiepeler-mauer.de. Registrieren Sie sich für den Schul-Newsletter von MISEREOR – so werden Sie rechtzeitig über neue Materialien und Angebote für die Schule informiert: www.misereor.de/newsletter 8
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