Lago di Vogorno und das Verzasca-Tal - ETH Zürich
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Lago di Vogorno und das Verzasca-Tal Umwelteinflüsse von Bau und Betrieb eines Stausees in der Schweiz Projektarbeit Raumbezogene Ingenieurwissenschaften Institut für Kartografie und Geoinformation, ETH Zürich, FS2021 Betreuer: Dr. Christian Häberling, Dr. Peter Kiefer Leitung: Prof. Dr. Lorenz Hurni, Prof. Dr. Martin Raubal Gruppe 6: Benedikt Pohl, Kiyan Zala, Linus Zielonka, Thierry Zürcher Abgabe: 15.06.2021 0
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung .................................................................................................................................................................... 2 1.1 Zielsetzung ...................................................................................................................................................... 2 1.1.1 Entwicklungen des Verzasca-Tales ......................................................................................................... 2 1.1.2 A9rak:vität und Landscha?sveränderung ............................................................................................. 2 1.1.3 Verkehr (öffentlicher- und motorisierter Individualverkehr) ................................................................. 3 2 Vorgehen und Methoden ........................................................................................................................................... 3 2.1 Vorgehen ........................................................................................................................................................ 3 2.2 Methoden ....................................................................................................................................................... 3 3 Bauliche Massnahmen Contra Talsperre ................................................................................................................... 4 3.1 Wie es zum Bau kam ...................................................................................................................................... 4 3.1.1 Studien für ein neues Kra?werk im Verzasca-Tal ................................................................................... 5 3.2 Bau in Etappen ............................................................................................................................................... 5 3.2.1 Neue Infrastruktur .................................................................................................................................. 5 3.2.2 Bauphase ................................................................................................................................................ 6 3.3 Abgeschlossenes Bauwerk und Eckdaten ....................................................................................................... 9 4 Folgen der Überflutung ............................................................................................................................................ 10 4.1 Entwicklung des Verzasca-Tales ................................................................................................................... 10 4.1.1 Verlegung der Strasse ........................................................................................................................... 11 4.1.2 Füllen des Stausees............................................................................................................................... 11 4.2 Grafische Darstellung ................................................................................................................................... 12 5 Tourismus .................................................................................................................................................................. 13 5.1 AJrakKonen ................................................................................................................................................. 13 5.1.1 Übersichtskarte .................................................................................................................................... 13 5.1.2 Die Verzasca – Der smaragdgrüne Fluss ............................................................................................... 14 5.1.3 Ponte dei sal: ....................................................................................................................................... 14 5.1.4 Wandern ............................................................................................................................................... 15 5.1.5 Diga di Verzasca und Bungee-Jumping ................................................................................................. 16 5.1.6 Corippo ................................................................................................................................................. 17 5.2 Einflüsse des Tourismus auf das Verzasca-Tal .............................................................................................. 17 5.2.1 Verkehr- und Parkplatz Situa:on.......................................................................................................... 17 5.2.2 Öffentlicher Verkehr ............................................................................................................................. 18 5.2.3 Weiterentwicklung der Infrastruktur und der Anbindungen ................................................................ 18 5.2.4 Hotellerie .............................................................................................................................................. 19 6 Reflexion.................................................................................................................................................................... 20 7 Quellenverzeichnis .................................................................................................................................................... 21 8 Abbildungsverzeichnis .............................................................................................................................................. 22 1
1 Einleitung Das Verzasca-Tal liegt zwischen dem Valle LavenWna und dem Maggiatal inmiXen des heuWgen Kanton Tessin. Bereits um das Jahr 1000 n. Chr. bildeten sich vier GemeinschaZen, welche an die heuWgen Orte Vogorno, Lavertezzo, Brione und Frasco erinnern. Zu dieser Zeit beschäZigten sich die Bewohner des Verzasca-Tales mit der ViehwirtschaZ und mit dem Ackerbau. Sie ernährten sich von selbst und stellten ihre Kleidung eigenständig her. Überschüssige Ware wurde auf dem Markt in Locarno verkauZ. In den Wintermonaten, in denen man auf dem Feld nichts zu arbeiten haXe, wanderten viele männliche ArbeitskräZe in die Nachbarsländer aus, um sich als Diener, Kaminfeger, Maurer oder Taglöhner das tägliche Brot zu finanzieren. Dabei entschieden sich viele dazu kompleX von der Heimat fernzubleiben und kehrten dem Verzasca- Tal den Rücken zu und bauten sich anderswo ein neues Leben auf. (HLS, 2021a) Im 19. Jahrhundert beschäZigten sich die Arbeiter des Verzasca-Tales in der HolzwirtschaZ oder in der Steinindustrie. Dies wurde durch die Erschliessung einer Fahrstrasse 1865 bzw. 1873 ermöglicht. Die intensive Waldnutzung haXe viele Überschwemmungen und Erdrutsche zur Folge. Um die Jahrhundertwende begann man mit der Nutzung der WasserkraZ. Auf dieser wurde im Verlauf des 20. Jahrhundert stark aufgebaut und es wurde ein Staudamm im vorderen Teil des Tales errichtet, welcher den Stausee Lago di Vogorno aufstaut. Dieser Eingriff trug eine Menge an Veränderungen mit sich, welche das Tal für immer verändern sollten. (HLS, 2021a) 1.1 Zielsetzung Zielsetzung dieser Arbeit ist, ein kompaktes Bild über die Entwicklungen bis zum heuWgen Stand seit dem Bau der Staumauer im Verzasca-Tal zu vermiXeln. Wir wollen mehrere Themen betrachten, auf welche wir in folgenden Kapiteln Ziele formulieren. 1.1.1 Entwicklungen des Verzasca-Tales Es soll eine übersichtliche Karte erschaffen werden, welche die Veränderungen die durch den Staudamm aufgetreten sind, klar und übersichtlich darstellt. Anhand dieser Karte soll der Einfluss des Damms auf das Tal dem Leser grafisch nähergebracht werden. 1.1.2 ACrakDvität und LandschaGsveränderung Durch den Bau des Staudamms kam es zu vielen naturlandschaZliche und Menschen erschaffene Veränderungen. Es entstanden Bade-Hotspots, die im Sommer sehr beliebt sind und auch mit dem Dreh des James-Bond-Films „Goldeneye“ wurde die Contra-Talsperre weltbekannt. Somit gibt es viele AXrakWvitäten, die dank dem Stausee entstanden sind. Diese AXrakWonen sollen kompakt dargestellt werden. Weiter soll deren Stellenwert erläutert werden. 2
1.1.3 Verkehr (öffentlicher- und motorisierter Individualverkehr) In diesem Kapitel wollen wir die aktuelle Verkehrslage des Tales untersuchen und auf Schwachstellen bzw. allfälligen Problemherde analysieren. Dabei soll in einem ersten SchriX die heuWge Infrastruktur beschrieben und die Anbindungen durch den Öffentlichen Verkehr recherchiert werden. Anschliessend suchen wir nach Lösungsansätzen, vor allem für das „Tagestouristenproblem“. 2 Vorgehen und Methoden 2.1 Vorgehen Nachdem wir das Thema festgesetzt und unsere Zielsetzungen definiert haben, wird sich jeder in seinem zugeteilten Bereich auf die Suche nach qualitaWven Quellen machen. Anhand von diesen wird ein Basiswissen aufgebaut, mit dem wir untereinander in wöchentlichen Besprechungen bei allfälligen Fragen oder Unklarheiten mit Hilfe der unterschiedlichen PerspekWven einander weiterhelfen können. Bei der anstehenden ZwischenpräsentaWon werden wir unsere bisherigen Entdeckungen teilen und das Feedback der Zuhörenden in die Arbeit mit einfliessen lassen. Ein Grossteil des effekWven Fliesstexts wird in den ersten Projektwochen geschrieben, um uns auf die BesichWgung der Region grundlegend vorzubereiten. Bevor wir uns ein eigenes Bild vor Ort verschaffen werden, werden die zu besuchenden Orte definiert und ein Zeitplan für die zweitägige Exkursion erstellt. Bei der BesichWgung sollen eigene Bildaufnahmen gemacht werden, um die Kernaussagen des Fliesstexts zu untermauern. Anschliessend wird die Arbeit vervollständigt und mit eigenen Aufnahmen aufgewertet. Die wichWgsten InformaWonen unserer Arbeit werden auf einem Poster übersichtlich zusammengetragen, um einen Überblick über unser Projekt zu verschaffen. In einem letzten SchriX werden wir unsere Projektarbeit mit Hilfe einer PräsentaWon unseren Kommiliton:Innen und Betreuer näher bringen. 2.2 Methoden Durch den Bau der Contra Talsperre wurden unsere zu untersuchenden Themen angestossen. Daher macht es Sinn, diesen Bau zu begleiten und die verschiedenen Etappen des Baus zu beschreiben. Um den Wandel der Region auf Grunde des errichteten Staudamms darzustellen werden Landeskarten, mit Massstab 1:25'000, aus verschiedenen Jahren (1958, 1965, 2018) übereinandergelegt. Veränderungen von Gebäuden und Strassenverläufen, werden durch Einfärben mit einem Bildbearbeitungsprogramm visualisiert und so die Entwicklungen klar hervorgehoben. Ein Bericht des UVEK’s (Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und KommunikaWon) dient als Quelle für das Verkehrs-Thema. Die VerkehrssituaWon soll mit Blick in die ZukunZ und möglichen Szenarien abschliessend bewertet werden. 3
3 Bauliche Massnahmen Contra Talsperre Durch den Bau der Contra Talsperre wurde der Wandel des Tales zum Tourismus-Hotspot induziert. Das Ziel der Anlage war aber ein ganz anderes. Seit 1911 wurde am Ende des Verzasca-Tales Energie aus WasserkraZ gewonnen. Für heuWge Massstäbe nur in kleinem SWl. Um die Ausbeute zu erhöhen gründete die Stadt Lugano (2/3 der AkWen an Officina EleXrica OECL) zusammen mit dem Kanton Tessin (1/3 Azienda EleXrica Ticinese AET) die Verzasca S.A. (S. 1 (G. Lombardi, 1965)) 1959 wurde die Konzession erteilt, die Verzasca aufzustauen und damit einen Damm zu bauen. Das Ingenieurbüro von Dr. Ing. Lombardi und Ing. Gellera aus Locarno haXe dieses Projekt für die Konzession erstellt und übernahm auch die Projektleitung. (Schnetzler, 1966) 3.1 Wie es zum Bau kam Die Nutzung der Elektrizität von Menschen ist knapp 200 Jahre alt. Noch nicht vor langer Zeit, war elektrisches Licht eine Seltenheit und nicht die Regel. Das war auch in den Tälern des Kantons Tessin nicht anders. KraZwerke waren nicht wie heute grosse technische Anlagen, sondern lokal begrenzte, leistungsschwache InstallaWon. Im Kanton Tessin waren die Faidesi (Einwohner:Innen von Faido) die ersten, welche 1889 die „Associazione cooperaWva per l’illuminazione e luce eleXrice di Faido“ (GenossenschaZ für Beleuchtung und elektrisches Licht von Faido [freie Übersetung]) gründeten und die WasserkraZ zur StromprodukWon nutzten. S. 7 (Verzasca S.A., 1966) In den darauffolgenden Jahren wurden von der Firma Bucher-Durrer einige KraZwerke gebaut, welche mehrheitlich für die Stadt Lugano Strom gewannen. Auch gab es einzelne private KraZwerke, wie zum Beispiel das der Familie Balli, welches Strom für ihr Grand Hotel in Locarno und Biasca lieferte. Im Verzasca-Tal wurde 1905 damit begonnen, ein FliesskraZwerk zu bauen. Ein kleines Reservoir wurde von Lavertezzo bis nach Corippo aufgestaut, wo dann die WasserkraZ von mehreren Turbinen mit Generatoren zu elektrischer Energie umgewandelt wurde. S. 18 (Verzasca S.A., 1966) Dieses KraZwerk wurde über die Zeit stückweise mit zusätzlichen Generatoren und Turbinen erweitert und die Konzessionen erneuert. Um 1950 kam es bei der Erneuerung der Konzessionen zu der Idee, zusammen mit dem Kanton ein grösseres Projekt in Angriff zu nehmen, um für Lugano und allgemein das Tessin eine langfrisWge Lösung zu finden. (S. 27 (Verzasca S.A., 1966)) In den langwierigen darauffolgenden Diskussionen wurden folgende drei Varianten aufgezeigt: 1. eine GmbH mit ParWzipaWon der öffentlichen EnWtäten 2. eine gemischte Firma nach Vorschlag der Handelskammer 3. eine kantonale Firma, unabhängig von der Kantonsverwaltung, deren Verpflichtungen aber vom Kanton garanWert sind 4
1958 wurde eine kantonale Firma (entsprechend 3.) gegründet und die entsprechenden Gesetze dazu verabschiedet. Damit war die „Azienda EleXrica Ticinese“ bereit, zusammen mit der Stadt Lugano die EnergieprodukWon im Verzasca-Tal zu erhöhen. (S. 30 (Verzasca S.A., 1966)) 3.1.1 Studien für ein neues KraGwerk im Verzasca-Tal Nachdem 1953 die Konzession erneuert wurde, während die Verhandlungen für ein leistungsstärkeres KraZwerk liefen, wurden verschiedene Vorschläge von Ingenieurbüros vorgetragen. Es folgt eine Auswahl der Projekte. - Modernisierung des KraZwerks mit einer Erweiterung für zusätzliche 120 Millionen kWh Energie für ca. 20 Millionen Franken. - Ein PumpspeicherkraZwerk mit einem Reservoirbecken im Verzasca-Tal von einer Million Kubikmeter Wasser mit einem KraZwerk am Ufer des Lago Maggiore. Die Kostenabschätzung war ca. 120 Millionen Franken. - Ein Vorschlag von Dr. Lombardi und Gellera mit einem saisonalen Speichersee aufgestaut ab Contra-SelvaWca talaufwärts. Die Verzasca führt je nach Jahreszeit und WeXer sehr unterschiedlich Wasser. Jährlich führt die Verzasca 12 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Die Extremwerte weichen aber stark davon ab. Es werden tägliche absolute Minima von 0.5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde gemessen. Tägliche DurchschniXswerte gibt es aber bis zu 250 Kubikmeter pro Sekunde mit Höchstwerten von rund 1000 Kubikmetern pro Sekunde. Damit wurde der letzte Vorschlag von Experten gelobt (basierend auf KosteneffekWvität, Geologie und Hydrologie). So fiel der Entscheid für das Lombardi-Gellera Projekt am 24.5.1956 (S. 32 (Verzasca S.A., 1966)) Für den Bau wurde die Verzasca S.A. am 6. Mai 1960 gegründet. Der Kanton invesWerte 10 Millionen Franken und die Stadt Lugano 20 Millionen Franken. Mit diesem Beitrag konnte nach dem Bau entsprechend dem Betrag Energie bezogen werden. (S. 37 (Verzasca S.A., 1966)) 3.2 Bau in Etappen Nach der Gründung der Verzasca S.A. wurde sofort mit dem Bau einer neuen Strasse begonnen. Die Verträge zum Bau vom Damm sowie der technischen Anlagen wurden zwischen 1960 - 1962 ausgehandelt und abgeschlossen. (Schnetzler, 1966) Alsbald die Strasse im Sommer 1963 ferWggestellt wurde, wird mit dem Betongiessen des Dammes begonnen. Die Bauarbeiten schreiten sehr schnell voran, im Sommer 1965 sind alle Bauarbeiten abgeschlossen und alle drei Turbinen in Betrieb. (Schnetzler, 1966) 3.2.1 Neue Infrastruktur Der Bau des Staudamms erforderte neue Infrastruktur. Die bestehende Via Valle Verzasca war zu wenig ausgebaut für den Baustellenverkehr und ist zu Wef im Tal angesetzt. Sie ist beim Staudamm auf Kote 400 gebaut. Der maximale Wasserspiegel wird aber ca. auf Kote 470 liegen. 5
Damit wird sie später im Lago di Vogorno versinken und führte durch das Gebiet, wo der Damm verankert wird. Für den Anschluss des Tales musste diese Strasse also verlagert werden. Um den Baustellenverkehr reibungslos zu ermöglichen musste die Strasse ca. sechs Meter breit sein. Es wurde entschieden, einen zusätzlichen Gehweg entlang zu bauen. Die Strasse nach dem Tunnel beim Staudamm (siehe Übersichtskarte Baustelle) bis zur Kirche St. Bartolomea wird später im Bericht behandelt. Die Strassenarbeiten begannen im Herbst 1960. Um sie zu beschleunigen wurde die Strasse aufgeteilt und mehrere Unternehmer beauZragt (S. 56 (Verzasca S.A., 1966)): - Die bestehende (Kantons-)Strasse von Gordola bis zur Verzweigung nach Gordemo wurde auf die benöWgten sechs Meter verbreitert. - Ab der Verzweigung nach Gordemo wurde die Strasse bis zu der Steuerzentrale verbreitert und eine neue Strasse bis auf Höhe der Dammkrone erstellt. Bei dieser neuen Strasse mussten zwei Tunnels gebaut werden. Abbildung 1: Neue Strasse ab Gordola (S. 50 (Verzasca S.A., 1966)) 1961 konnten die Vorarbeiten für den Damm beginnen, da die Baustellenzufahrt ausreichend gegeben war. 3.2.2 Bauphase Nachdem die Zufahrt zur Baustelle gegeben war, begannen die Arbeiten an verschiedenen Stellen. Von der Kaverne mit den Turbinen unter der Steuerzentrale muss das Wasser abfliessen. Hierzu wurde ein Tunnel bis zum Lago Maggiore ausgeschachtet. Dafür wurde am Ufer bei Mappo eine Baustelle eröffnet und begonnen zu graben. GleichzeiWg musste die Kaverne für das elektromechanische Equipment gebaut werden. Die geologischen Untersuchungen haXen gute 6
Bedingungen ergeben, was sich bewahrheitete. Die Arbeiten waren bis zu 8 Meter unter dem Wasserspiegel des Lago Maggiore. Es gab aber kaum WassereintriX. (S. 60. (Verzasca S.A., 1966)) Um den Staudamm zu giessen musste sehr viel Beton verbaut werden. Diese Menge war schwierig zu transporWeren und es wurden verschiedene Quellen erörtert: - Material vom Verzasca-Delta häXe abgebaut und dann mit einer Materialseilbahn zur Baustelle transporWert werden können. Diese Lösung wurde aufgegeben, da es wahrscheinlich nicht genügend passendes Material vorhanden haXe und die Kosten sehr hoch waren. - Material von Brione (ca. 19 Kilometer oberhalb des Dammes) häXe abgebaut werden können. Diese Lösung wurde wegen den hohen Kosten des Transportes und den grossen lokalen Einflüssen in Brione aufgegeben. - Direkt oberhalb des Dammes am Osthang sollte ein Steinbruch erstellt werden. Dort gab es schon vor dem Start des Baus eine unbewachsene Verwerfung. Die Idee war, dass alle Komponenten (inklusive Sand) von diesem zu erstellendem Steinbruch beschaw werden könnte. Abbildung 2: Baustellenkarte (eigene Darstellung von (Verzasca S.A., 1966)) Dieser driXe Vorschlag wurde ausgewählt und eine Anlage zur Vorbereitung der Materialen und Betonmischung erstellt (siehe Abbildung 2). Vom Steinbruch (Punkt 1) luden ExtrakWonsmaschinen das Steinmaterial in Transporter, welches dann in einem ersten Brecher (Punkt 2) zerkleinert wurde. Dieser konnte Steine bis zu einem Kubikmeter aufnehmen (S. 64. (Verzasca S.A., 1966)). Nach dieser ersten Verkleinerung wurde der Bruch mit einem Förderband zu den sekundären Brechern transporWert (Punkt 3), wo das Material SchriX für SchriX zerkleinert wurde. Die Produkte wurden selekWert (von 0-1 mm bis 120 mm Körnung) und danach gewaschen. Ein Teil davon wurde zu einer Anlage zur Herstellung von Sand (Punkt 4) mit einem Förderband transporWert und zu Sand verarbeitet. All diese Produkte wurden dann in den 7
sechs Silos (Punkt 5) getrennt nach Körnung gelagert. So konnte der Grossteil der Bestandteile des Betons in der Nähe beschaw und die Transportwege kurzgehalten werden. Das Zement musste aber mit dem Zug nach Gordola gefahren werden. Dort wurde es in der Nacht in ein spezielles Silo mit DruckluZ zur Zwischenlagerung entladen. Danach konnte es mit Tanklastern zu den beiden Silos (Punkt 7) geliefert werden. Wie man auf der Karte erkennen kann, waren auch einige Büros und Labore (Punkt 10, 11, 12, 15) am Osthang aufgebaut. Abbildung 3: Rüstplatz Seilbahn von Betonmischturm aus aufgenommen (ETH Bildarchiv) Im Turm (Punkt 6) wurden die Produkte zu Beton gemischt. Dieser konnte dann vom Rüstplatz der Blondin (siehe Abbildung 3, Punkt 8 & 9) zum Ort des Giessens transporWert werden. Es gab zwei Seilbahnen mit einer Kapazität von je 15 Tonnen. Bevor die Giessarbeiten begonnen, mussten aber weitere Arbeiten erledigt werden. Damit man mit dem Bau der Staumauer selbst begonnen konnte, musste die Verankerung vorbereitet werden. Dafür wurden an den Talseiten über 300‘000 Kubikmeter Stein abgetragen. Die geologische SituaWon war nicht opWmal, so dass mehr Abtrag nöWg war als in der Planung angenommen. Es wurde aber geduldet, um eine für Jahrzehnte sichere InstallaWon zu gewährleisten. Weiter musste vorsichWg gearbeitet werden, um die Sicherheit der Arbeiter nicht zu gefährden. Das Gebiet um die Verankerung musste wasserdicht gemacht werden, so dass der ferWge Damm nicht unterspült werden konnte. Dies geschah mit InjekWonen in das Gestein. Später sollte sich herausstellen, dass die Verankerung, wie auch die InjekWonen mit einer hohen Qualität ausgeführt wurden. Zusätzlich gab es keine gestorbenen Arbeiter zu beklagen. Am 8. August 1963 konnte mit dem Giessen des Betons begonnen werden. Innerhalb von 17 Monaten bis Anfang 1965 wurden 670‘000 Kubikmeter gegossen, mit täglichen maximalen Werten von 3’000 Kubikmeter und bis zu 60‘000 Kubikmeter pro Monat. Beton muss, wenn in so grossen QuanWtäten verarbeitet, beim Härtungsprozess gekühlt werden. So ging man SchriX für SchriX vor und baute in mehreren Segmenten, die man mit InjekWonen sicher miteinander zusammenschloss (siehe Abbildung 4). Diese Segmente kann man heute noch an der Staumauer erkennen. 8
Abbildung 4: Segmente der Staumauer im Bau (ETH Bildarchiv) Wie im Kapitel „Studien für ein neues KraZwerk“ schon erwähnt ist die Verzasca unberechenbar. Kurz nach der FerWgstellung des Dammes 1965, gab es am 9. und 10. September sehr starke Niederschläge, die den Stausee schnell zum ersten Mal kompleX füllten und so die Überläufe erfolgreich „getestet“ wurden. S. 70. (Verzasca S.A., 1966) Abbildung 5: IniQalfüllung im Sommer 1965 S. 71 (Verzasca S.A., 1966) GleichzeiWg wurden während des gesamten beschriebenen Ablaufs die weiteren Gebäude und Anlagen erstellt. Die Zentrale mit der runden Galerie in dem der Kontrollraum untergebracht ist, die angrenzende FreiluZschaltanlage mit Anbindung an das Hochspannungsnetz und der Zugangsschacht zu der Kaverne wurden alle zeitgerecht ferWggestellt. Damit konnte eine erfolgreiche Inbetriebnahme durchgeführt werden. 3.3 Abgeschlossenes Bauwerk und Eckdaten Am 27. Oktober 1966 konnte das KraZwerk festlich eingeweiht werden. (Schnetzler, 1966) Der ferWggestellt Damm geht von Höhenkote 253.5 m. ü. M 220 Meter in die Höhe und breitet sich bis 380 Meter an der höchsten Stelle aus. Die erste der drei Francisturbinen mit Generatoren wurden im Dezember 1964 in Betrieb genommen. Die beiden darauffolgenden im März respekWve Mai 1965. Mit insgesamt 105 MW Leistung und einer miXleren JahresprodukWon von 234’000’000 kWh elektrischer Energie (Schnetzler, 1966) trägt dieses KraZwerk bis heute seinen Teil für die Versorgungssicherheit im Kanton Tessin bei. 9
4 Folgen der Überflutung Vor dem prägenden Eingriff in das Tal durch die Errichtung des Staudamms konnte man sich das Tal als idyllisch vorstellen. Es führte eine Fahrstrasse das Tal empor und ermöglichte den Bewohnern den Anschluss zu den grösseren OrtschaZen ausserhalb des Tales. Die LandschaZ war durch die ehemaligen Ackerfelder, die abgeholzten Wälder und vereinzelten Häuser fern von anderen Bewohnern geprägt. Dieses Erscheinungsbild wurde durch den Stausee kompleX verändert. Plötzlich wurde das kleine Bergdörfchen Vogorno von einer einzigen Strasse durchzogen, welche zuvor unter allen Häuser verlief. Ausserdem wurden unweit von der Dorfgrenze ein neuer Tunnel errichtet, welcher mit einer Distanz von ungefähr 200 Meter durch das Berggestein gebohrt wurde. Neu war Vogorno für den gleichnamigen Stausee schweizweit bekannt, noch nie wurde ein Bauwerk von solch grosser Dimension in so kurzer Zeit geplant und umgesetzt. Ob dies der ursprünglichen Einwohner recht war, ist fragwürdig. Die Bevölkerung von Vogorno alleine nahm von 1950 bis 1970 um mehr als 30% ab. Gründe für diese Abnahme müssen jedoch nicht dringend mit dem Staudamm zusammenhängen. (HLS, 2021a), (HLS, 2021b) 4.1 Entwicklung des Verzasca-Tales Zum Stand der Aufnahme (vgl. Abbildung 6) war der Staudamm zu einem geringen Teil gefüllt. Es ist klar ersichtlich wie weit nach oben der Wasserspiegel reichen kann, wenn der See gefüllt ist. Das frei ersichtliche Material besteht aus einem Gemisch zwischen Geröll, Erde und alten Baumstämmen. Durch den Wefen Wasserstand ist der Verlauf der ehemaligen Fahrstrasse (siehe Abbildung 7) aus dem Jahre 1865, knapp über dem Wasserspiegel, als langer ebener Streifen entlang des Sees ersichtlich. (HLS, 2021a) Abbildung 6: Lago di Vogorno, April 2021 (eigene Aufnahme) 10
4.1.1 Verlegung der Strasse Abbildung 7: Ehemaliger und neuer Strassenverlauf durch das Verzasca-Tal (ETH Bildarchiv) Die ehemalige verwendete Strasse wurde 1865 erbaut und führte bis nach Lavertezzo. Sie wurde seither für den Anschluss vieler kleiner Weiler an die umliegenden Orte verwendet. Diese Strasse durchquerte das Verzasca-Tal bisher inmiXen der umschliessenden Gebirgszüge. Einer der ersten SchriXe bis zur Realisierung der Staumauer war somit das Umlegen dieser historischen Strasse, um den Anschluss der Bewohner des hinteren Tales zu gewähren und zusätzlich Zugang zur Hauptbaustelle des Staudamms zu schaffen. Dabei mussten wenige Häuser umgesiedelt werden, um die Planung des Strassenverlaufs nicht unnöWg kompliziert zu gestalten. Der ganze Bauprozess erstreckte sich von Ende 1960 bis MiXe 1963. Für die neuverlegte Strasse mussten rund 23 Millionen Schweizer Franken aufgebracht werden, um die sechs Kilometer Weg zu finanzieren. (HLS, 2021a), (S. 70. (Verzasca S.A., 1966)) 4.1.2 Füllen des Stausees Abbildung 8: Überreste einer ehemalig genutzten RusQci (eigene Aufnahme) Durch das Füllen des Seebeckens wurden viele Bewohner des Verzasca-Tales dazu gezwungen ihr Haus zu hinterlassen und anderswo ihr neues Zuhause zu gründen. Bisher waren die Häuser überall im Tal vereinzelt auffindbar, was nun durch den Stausee verhindert wurde. Ungefähr 70 Häuser wurden im Stausee versenkt (Swisstopo). Ein Teil wird wohl nie wieder zu sehen sein, wobei andere Hausüberreste immer wieder auZauchen, durch den sich konstant verändernden Wasserspiegel (vgl. Abbildung 8). 11
4.2 Grafische Darstellung Abbildung 9: Veränderungen aufgrund des angelegten Stausee Lago die Vogorno, in Farbe gekennzeichnet (Eigene Darstellung, Basiskarten von Swisstopo 1958/1965) Auf der Darstellung ist klar ersichtlich wie viel sich in den dazwischenliegenden sieben Jahren effekWv verändert hat (vgl. Abbildung 9). Als erstes sWcht einem klar den Stausee (blau) mit seinem 105 Millionen Kubikmeter Stauraum ins Auge (Swissdams). Darin sind ungefähr 70 ehemalig genutzte Häuser (rot) verteilt, welche auf Grund des Bauprojekts zurückgelassen werden mussten. Die ehemals verwendete Strasse (gelb) wurde durch die neu erbaute sechs Kilometer lange Fahrstrasse (grün) ersetzt. Davon erstreckt sich eine knapp über 1 km lange Strecke durch sieben neu erbaute Tunnel (braun). Ausserdem wurde eine neue Brücke über das Val Porta gezogen, um nicht unnöWgen Umweg um den herausragenden Seearm zu machen. (S. 56 - 60 (Verzasca S.A., 1966)) 12
5 Tourismus Nach dem Bau des Staudamms fand ein grosser landschaZlicher sowie auch kultureller Wandel staX. Einige Aspekte dieses Wandels führten direkt oder indirekt zur tourisWschen AXrakWvität des Tales. Mit direkt, bezeichnet man die unmiXelbaren Veränderungen in der Natur selbst, wie der Stausee. Bei indirekt wird mehr die Ausschöpfung der gegebenen Umstände gemeint, wie die Idee eine Bungee-Jump-Anlage auf der Staumauer selbst zu errichten. Die Schaffung eines Bauwerks dieses Ausmasses lenkt relaWv schnell die Aufmerksamkeit auf sich und seither steigt die Touristenzahl im ganzen Tal steWg, wobei man in der Hochsaison mit bis zu 10'000 Besucher rechnen kann (Müller, 2020). Heute berichten jegliche InternetarWkel, Blogs und Vlogs von der atemberaubenden Schönheit des Verzasca-Tales. In den folgenden AbschniXen werden die EigenschaZen, Entstehung und Einflüsse dieser AXrakWonen erläutert. 5.1 AHrakIonen Im folgenden Unterkapitel werden die verschiedenen AXrakWonen im Verzasca-Tal beschrieben und deren Stellenwert erläutert. 5.1.1 Übersichtskarte (ergänzte Darstellung, Basiskarte: swisstopo JAHR 2018) Bundesamt für Landestopografie swisstopo (2020), Massstab 1:90000 Abbildung 10: Übersichtskarte über das Verzasca-Tal 13
5.1.2 Die Verzasca – Der smaragdgrüne Fluss Der Fluss Verzasca, welcher von den Gebirgen oberhalb Sognono entspringt und in den Stausee Lago di Vogorno mündet, ist einer der saubersten Gewässer der Schweiz. Mit seinem kristallklaren, smaragdgrünen Wasser ist sie ein wahrliches Kunstwerk der Natur und lockt dadurch auch tausende Besucher jährlich an. (Rezzonico Editore SA, 2021) 5.1.2.1 Die Geschichte der Verzasca Die einzigarWge Szenerie ist durch Jahrtausend langem Abschleifen von Grani{elsen entstanden. Das Gebirgsgewässer drängelt sich seit eh und je immer Wefer und weiter in das Verzasca-Tal hinein und hinterlässt glaXe Felsstrukturen, die ein wahrlicher Augenschmaus sind. Seit dem Bau der Staumauer ist dieser Fluss zudem auch einer der wichWgsten Quellen, welche jeden Sommer den Stausee Lago di Vogorno füllt. (3sat, 2017) Abbildung 11: Die Verzasca (eigene Aufnahme) Abbildung 12: Unterwasser - Verzasca (eigene Aufnahme) 5.1.2.2 AkDvitäten in der Verzasca Baden und Tauchen in der Verzasca sind die beliebtesten AkWvitäten in diesem Tal. Trotz frischen Temperaturen des Flusses, lockt er durch seine Schönheit jedes Jahr tausende von Besucher an. Jedoch ist es nicht überall sicher baden zu gehen, deshalb werden gewisse Hotspots, wie den Ponte dei Sal0, empfohlen, um ein sicheres Abenteuer zu erleben. Auch zum Tauchen ist eine gewisse Erfahrung empfohlen, da die Kälte und Strömung der AXrakWon ein gewisses Risiko mit sich bringen. Nichtsdestotrotz bringt das Tauchen im smaragdgrünen Fusse eine sensaWonelle Unterwasserwelt mit sich. Den Tessinern ist auch die Verzasca als Fischresort bekannt. An ruhigen FlussabschniXen ist das Fischen eine entspannende SommerakWvität, bei der sich lokale Touristen hinbegeben, um ihre Zeit zu verbringen. (Bolli, 2016) 5.1.3 Ponte dei salD Der Ponte dei salW ist eine der HauptaXrakWonen im Verzasca-Tal. Mit seinen zwei steinernen Bögen von je 14 m Länge und 14m Höhe, die sich über die Verzasca erstrecken, verleiht sie dem Dorf Lavertezzo eine bezaubernde Atmosphäre. Von der Menge an Touristen, welche die Brücke jedes Jahr anzieht, kann man davon ausgehen, dass sie die grösste AXrakWon des Tales darstellt. 14
Abbildung 13: Ponte dei salQ (eigene Aufnahme) 5.1.3.1 Geschichte der Brücke Dieses geschützte Kulturgut wurde im 17. Jh. erbaut. Seither ist sie durch die Erosion von der Verzasca zweimal eingestürzt und das letzte Mal wurde die Ponte dei salW 1960 neu aufgebaut, kurz vor dem Bau der Staumauer. Einen Zusammenhang zwischen der Restaurierung dieser Brücke und dem Bau des Staudamms kann nicht nachgewiesen werden, jedoch wird auch nicht abgestriXen, dass die Brücke lediglich aus tourisWschen Zwecken wiedererrichtet wurde. 5.1.3.2 Tourismus Wie schon angedeutet ist der Ponte dei salW eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten im Verzasca-Tal. Mit seinen grossen Becken und bezaubernden FelslandschaZ bietet sie im Sommer ein ideales Reiseziel. Auch für Adrenalinjunkies ist diese 14 m hohe Brücke das reinste Spektakel, weshalb es auch übersetzt «Brücke der Sprünge» bedeutet. Durch die vorhandene Infrastruktur ist die Gegend auch gut erreichbar, was Essenziell für den Tourismus ist. (Agenzia turisWca Wcinese SA., 2021) 5.1.4 Wandern In unserem abgegrenzten Gebiet gibt es zwei empfohlene Wanderrouten. Eine verläuZ entlang der linken Seite der Verzasca bzw. des Lago di Vogorno und die zweite auf der gegenüberliegenden Seite. Auf der linken Seite erstreckt sich der Wanderweg von Lavertezzo bis zu Mergoscia, woher man eine opWmale Sicht auf den Staudamm und den See hat (Abb. 14). In Lavertezzo angekommen, kann man sich nach der langen Wanderung in der Verzasca abkühlen und sich auf den erwärmten Felsen erholen. Auf der rechten Talseite wandert man vom Staudamm selbst bis nach Vogorno. Auf dieser Route kann man alte überflutete Häuserreste im Becken des Lago di Vogorno und weitere anschauliche Dörfer entdecken. Beide Wanderwege haben einen direkten Anschluss zum ÖV (Öffentlicher Verkehr) und trotz der vielen Höhenmetern werden sie nicht als schwer eingestuZ, somit sind sie auch für Familienausflüge geeignet. (WegWandern.ch, 2021) 15
Abbildung 14: Aussicht auf den Stausee von Mergiosca (eigene Aufnahme) 5.1.5 Diga di Verzasca und Bungee-Jumping Abbildung 15: Diga di Verzasca (eigene Aufnahme) Abbildung 16: Bungee-Jumping (eigene Aufnahme) Mit 220 Metern ist die Diga di Verzasca die viertgrösste Talsperre der Schweiz. Die KombinaWon eines Bauwerks von solchen Dimensionen zusammen mit der örtlichen LandschaZ ist ein wahres Spektakel. Nur für die Aussicht allein lohnt es sich für viele Touristen dorthin zu begeben und es mit ihrer Kamera festzuhalten. Zusammen mit den anderen AXrakWvitäten im Verzasca-Tal sorgt der Staudamm für grosses Aufsehen, wodurch ein wichWger Beitrag zur örtlichen WirtschaZ generiert wird. Das Hauptevent bei der Diga di Verzasca ist jedoch das Bungee-Jumping (siehe Abbildung 16). 1995 eröffnet, hat diese nervenaufreibende AkWvität schon über 10'000 Abenteurer zu sich gelockt. Grosses Aufsehen erlangte die Bungee-Jumping Stelle erst durch den berühmten Sprung von James Bond im Film Golden Eye. Der Schauspieler Pierce Brosnan (jedoch ausgeführt durch den Schauspieler Wayne Michaels) begab sich dazumal auf einen 190 m Wefen und 7,5 Sekunden langen freien Fall, welcher in Kinos auf der ganzen Welt zu sehen war. Seither haben auch andere Fernsehserien und Filme sich dazu entschieden eine epische Szene an diesem Standort zu drehen, was zu noch mehr Bekanntheit führte. (Schweiz Tourismus, 2021) 16
5.1.6 Corippo Das Dorf Corippo liegt an einem Steilhang nördlich des Lago di Vogorno, zwischen Vogorno und Lavertezzo. Lange war Corippo die kleinste poliWsche Gemeinde der Schweiz mit gerade einmal zwölf Einwohnern. Seit geraumer Zeit hat man versucht die Anzahl an Erstwohnsitzbewohner zu erhalten, indem man den Ort aXrakWver gestaltete. Da man allerdings kein direkten Seezugang hat und somit beispielsweise kein Baderesort realisieren konnte, nahm die Einwohnerzahl im Verlauf der Jahre immer weiter ab. Auf Grund dessen versuchen die Bewohner mit Hilfe einer SWZung das Dorf zu renovieren und in ein Hotel umzuwandeln. Dadurch sollen mehr Touristen in das aus RusWci Steinhäusern bestehenden Dörfchen gelockt werden. Abbildung 17: Häuserschlucht in Corippo Abbildung 18: Hausfassaden (eigene Aufnahme) (eigene Aufnahme) 5.2 Einflüsse des Tourismus auf das Verzasca-Tal 5.2.1 Verkehr- und Parkplatz SituaDon Über das ganze Jahr betrachtet, befahren 2'830 Fahrzeuge die Strassen des Verzasca-Tales an einem Tag. Allerdings sagt die Zahl tendenziell wenig aus, wenn man die Fahrzeugbewegungen im Tal verstehen möchte. Der Verkehrsfluss im Tal ist saisonal sehr unterschiedlich. Im DurchschniX sind es zwischen November und März etwa 1.730 Fahrzeuge an einem Tag. Hingegen in der Sommerperiode von April bis Oktober sind es durchschniXlich 3.475 Fahrzeuge an einem Tag. Hinzu kommen noch die Spitzenwochenenden mit warmem, sonnigem WeXer, an denen die Strassen von Tenero bis Sonogno mit 6'950 Fahrzeugen befahren werden. Nach eigenen Messungen ist die Parkplatz-Kapazität vom Staudamm bis nach Lavertezzo bei 213 Parkplätzen, was in den Spitzenzeiten natürlich nicht ausreichend ist und ein grosses Problem darstellt, welches eine Lösung erfordert. Zudem verursachen diese Bewegungen jährliche Emissionen von ca. 2.500 Tonnen CO2 zu Lasten der Umwelt. (S. 15 (UVEK, 2020)) 17
5.2.2 Öffentlicher Verkehr Verteilt auf das gesamte Verzasca-Tal, sind 30 Bushaltestellen vorhanden, welche von zwei verschiedenen Postauto-Linien bedient werden. Dabei werden alle Dörfer des Tales angefahren, einzig alleine das Dorf Corippo, welches die aktuell kleinste Gemeinde der Schweiz mit gerade mal 12 Einwohnern ist, wird nicht direkt bedient (Postauto, 2021). Die durchschniXlich genutzte Strecke der Postauto Passagiere beträgt 18-20 km. Dies entspricht von der Distanz her etwa der Strecke vom Bahnhof Tenero nach Brione. Dabei sind die Busse unter der Woche zu 25% gefüllt. An den Wochenenden ist die Belegung leicht erhöht und liegt bei 28%. Allerdings kann die Auslastung an warmen Sonnenwochenenden bis zu 100% erreichen, weshalb an Spitzenzeiten mehrere Busse eingesetzt werden, um die Anzahl an Passagieren zu befördern. (S. 17 (UVEK, 2020)) Auf der rechten Seeuferseite wird die Buslinie 312 mit fünf Haltestellen, die vor allem im Dorf Mergoscia anzutreffen sind, dabei werden diese bis 21:00 stündlich bedient. Auf der anderen Seite des Stausees verkehrt die Buslinie 321 von Tenero bzw. Locarno abwechselnd über Vogorno, Lavertezzo, Brione, Gerra, Frasco bis nach Sonogno. Wie die Linie auf der anderen Seeuferseite fährt diese bis 21:00 abends und im Stundentakt das Tal bis Sonogno hinauf und wieder hinunter. Dies waren Anpassungen im Öffentlicher Verkehr die erst in diesem Jahr umgesetzt wurden. Ausgangspunkt war der ferWggestellte Monte Ceneri Basistunnel, der im vergangenen Jahr eröffnet wurde. Neben den öZers verkehrenden Bussen ins Tal und der Fahrzeit bis um 21.00 Uhr, wurde die Verbindung von Locarno nach Tenero auf einen Viertelstundentakt umgestellt. (Postauto, 2021) 5.2.3 Weiterentwicklung der Infrastruktur und der Anbindungen Die Bevölkerung im Verzasca-Tal hält sich grundsätzlich konstant bei einer Einwohnerzahl von ungefähr 900, wobei aber ein grosser Anteil davon ältere Personen sind. Die über 60-Jährigen machen einen Anteil von 36% aus, was deutlich über dem DurchschniX des Kanton Tessins (26%) liegt. Unter anderem deswegen hat der Verband der Gemeinden des Verzasca-Tales und der SWZung Verzasca in Zusammenarbeit mit Postauto, SBB (Schweizerische Bundesbahn), der Unterstützung des Kantons Tessin ein Projekt ins Leben gerufen, welches versucht mit Mobilitätsmassnahmen die Lebensqualität der Einwohner des Tales zu erhalten und somit die AXrakWvität des Tales aufzuwerten. Damit könnte man auch die junge Bevölkerung im Tal halten und die Alterung der Bevölkerung im Verzasca-Tal würde gestoppt oder immerhin verlangsamt werden. Mit der verbesserten Mobilität könnten auch die grossen Touristenmassen davon profiWeren, indem sie eine verbesserte Verbindung ins Tal in hinein und wieder heraus zur Verfügung steht. Ausserdem soll mit den neuen Massnahmen auf lange Sicht die Anzahl an Tagestouristen abnehmen. (S. 13 (UVEK, 2020)) Die verschiedenen Massnahmen sind in Haupt- und Zusatzziele unterteilt. Der Verzasca-Tal- Express gehört zu Hauptmassnahmen und soll die Nische zwischen öffentlichem Verkehr und privaten Autos füllen. Konkret wird der Express über eine App gebucht und der Kunde kann sein Start und Zielort angeben. Die App ermiXelt dann zu dem Zeitpunkt andere Kunden mit ähnlichen Zielen, um ein Car-Pooling zu gewährleisten. Die KundschaZ soll sowohl die Touristen als auch die lokale Bevölkerung und behindert Menschen sein, die von neuem Angebot profiWeren können. Der Vorteile gegenüber dem ÖV sind die Flexibilität der Zeit und Ziele, was mobile Haltestellen und Fährpläne ermöglicht. Dementsprechend kann der Kunde 18
beispielsweise sein Hotel, Restaurant, Sportanlage usw. als Zielort angeben und muss nicht noch einen zusätzlichen Weg von der ÖV-Haltestelle zum tatsächlichen Ziel auf sich nehmen. Im Vergleich zu den privaten Automobilen fällt die ParkplatzproblemaWk weg, was während den spitzen Wochenenden zur Entlastung des Tales beitragen kann. Dieses System ist organisatorisch sehr aufwendig, jedoch wurde von der lokalen Bevölkerung dieses Projekt bevorzugt und soll gemischt aus Festangestellten und freiwilligen Helfern getragen werden. (S. 23 (UVEK, 2020)) In einem Pilotprojekt wurde der Express probeweise mit Unterstützung vom Postauto testgefahren, wobei das Fazit posiWv war. Die Gäste empfanden den Service als komfortabel und wären bereit diese Dienstleistung öZers zu benutzen und einen gewissen Preis dafür zu bezahlen. Die Schwierigkeit besteht nun bei der Suche nach den Fahrern, denn im Projekt wurden die Fahrzeuge von professionellen Busschauffeuren gefahren, was in der Endversion eigentlich nicht vorgesehen war. In einem nächsten SchriX soll ein ähnliches Projekt über einen Zeitraum von zwei Jahren umgesetzt werden, um weitere Erkenntnisse zu erhalten. (S. 27 (UVEK, 2020)) Eine weitere Massnahme wäre die Einführung eines ShuXle-Services von einem Standpunkt in Tenero nach Lavertezzo. Dieser zielt darauf ab die Tagestouristen ins Tal zu befördern und somit die Anzahl privater Autos zu reduzieren. Dieser ShuXle-Service würde nur an 8 - 10 Wochenenden in der Sommerperiode von 9:00 - 13:00 Uhr und von 15:00 - 19:00 Uhr verkehren. Dieser ShuXleservice wäre ebenfalls kostenpflichWg. Jedoch soll es für Passagiere, die mit dem ÖV reisen auch möglich sein, diesen Dienst zu nutzen. Wie beim Verzasca-Tal-Express ist ein Pilotprojekt bereits in Gange und Stand jetzt soll eine Einführung des ShuXles auf das Jahr 2022 realisiert werden. Dank dieser zwei Massnahmen gehen die Organisatoren von einer erheblichen Senkung der CO2 Gase aus. Durch die effiziente Beförderung der Passagiere und der Umstellung von Diesel und Benzin Fahrzeugen zu vollelektrischen Rollmaterial bis 2030, soll der Verbrauch um 93.000 Liter Benzin und 80.000 Liter Diesel pro Jahr reduziert werden. Dies würde einer jährlichen Ersparnis von rund 425 Tonnen CO2 entsprechen. (S. 33 (UVEK, 2020)) Trotz dieser Massnahmen, welche den Verkehrsfluss senken könnte, geht man davon aus, dass dies nicht ausreichen wird, um die Touristenströme zu kontrollieren. Weswegen weitere OpWonen konsulWert und erarbeitet werden sollten. Eine Variante wäre es, eine Art Beschränkung von Personen im Tal einzuführen. Natürlich wären die lokalen Einwohner davon ausgenommen. So könnte man beispielsweise eine VigneXe einführen, um Zugang zum Tal zu erhalten. 5.2.4 Hotellerie Aufgrund der Armut in den 1930er Jahren wurde für das Verzasca-Tal das “Komitee für die TäWgkeiten in Heimarbeit” gegründet, welches den Bewohner des Tales mit einfachen Arbeiten beschäZigte. Ausserdem wurden die alten Häuser (RusWci) renoviert, die heute vor allem Touristen anziehen und gleichzeiWg als UnterkunZ dienen. Mit dem Bau des Staudammes gewann das Tal vermehrt an Popularität und wurde immer touristenfreundlicher gestaltet. So befinden sich zahlreiche Hotels, kleine UnterkünZe und AirBnBs im Tal. Jährlich werden in Hotels 310‘000 Übernachtungen gebucht, welche sich auf das ganze Tal verteilen. Bei den AirBnBs sind es 35‘000 Übernachtungen jährlich. Ausserdem wird 19
ein MiXelfrisWger AnsWeg auf 15‘000-20‘000 Übernachtungen geschätzt, da die AXrakWvität des Tales noch zunehmen wird (S. 14 (UVEK, 2020)). Abbildung 19: Haus vor Corippo, welches gemietet werden kann (eigene Aufnahme) 6 Reflexion Zu Beginn der Arbeit war uns unklar was konkret von uns erwartet wird und wie wir unsere Arbeit zu gestalten haben. Im Nachhinein sind wir jedoch sehr glücklich haXen wir die Möglichkeit, uns über ein Semester lang uns mit diesem hochspannenden Thema zu befassen. Über diesen langen Zeitraum fiel es uns teilweise schwer, den gesetzten Zeitplan immer korrekt einzuhalten. Durch das Unterteilen der Themen konnte sich jeder Individuell mit einem Aspekt der Arbeit befassen und sich darin verWefen. Es erwies sich als schwierig, Quellen zu unserem Thema zu finden, da ein Grossteil lediglich auf Italienisch verfügbar war. Durch unseren Besuch im Verzasca-Tal konnten wir uns ein eigenes Bild vor Ort verschaffen. Dadurch konnten wir die Arbeit eine weitere PerspekWve bieten und eigene Eindrücke miteinfliessen lassen. Insgesamt sind wir mit dem Projektabschluss zufrieden. Man häXe sich aber noch weiter in die eigenen Themen verWefen können und zusätzliche Kartenprodukte beziehungsweise IllustraWonen erstellen. Die Arbeit im Team an einem Dokument könnte in ZukunZ besser gelöst werden, in dem alle eine ReferenzverwaltungssoZware installieren, mit der man gemeinsame Bibliotheken verwaltet. Das Poster könnte weiter mehr als «Aufmerksamkeitsfänger» erstellt werden. Es ist recht TextlasWg und kann mit grösseren Darstellungen oder anderen Diagrammen erweitert werden. Dies würde das Poster ansprechender machen und bei einer etwaigen PräsentaWon eher persönliche Diskussionen anregen. 20
7 Quellenverzeichnis 3sat. (2017). Unsere wilde Schweiz: Das Verzascatal. Abgerufen am 10.05.2021 von hXps://www.youtube.com/watch?v=54lY2loSp24 Agenzia turisWca Wcinese SA. (2021). Die Römerbrücke "Ponte dei Sal0". Abgerufen am 15.05.2021 von hXps://www.Wcino.ch/de/commons/details/Die- R%C3%B6merbr%C3%BCcke-Ponte-dei-SalW-/2707.html Bolli, E. (2016). Mit der Fliege im Tal des grünen Wassers: Verzasca! Abgerufen am 17.05.2021 von hXps://www.petri-heil.ch/index.php?cmspath=de/mit-der-fliege-im-tal-des- gruenen-wassers-verzasca--877 G. Lombardi, G. G. (1965). Verzasca - 1961-1965. Pedrazzini. HLS, D. P. F. (2021a). Verzascatal. Abgerufen am 17.05.2021 von hXps://hls-dhs- dss.ch/de/arWcles/008299/2021-04-20/ HLS, D. P. F. (2021b). Vogorno. Abgerufen am 17.05.2021 von hXps://hls-dhs- dss.ch/de/arWcles/002129/2021-03-25/ Postauto. (2021). Ausflugs0pps Verzascatal. Abgerufen am 20.05.2021 von hXps://www.postauto.ch/de/ausflugsWpps/verzascatal Rezzonico Editore SA. (2021). Fluss Verzasca. Abgerufen am 17.05.2021 von hXps://www.Wcinotopten.ch/de/wasser/fluss-verzascatal Schnetzler, A. (1966). KraPwerk Verzasca. Schweiz Tourismus. (2021). Verzascatal - 007 Golden Eye Bungy Jump. Abgerufen am 17.05.2021 von hXps://www.myswitzerland.com/de-ch/erlebnisse/verzascatal-007- golden-eye-bungy-jump/ Swissdams. (2021). Liste Schweizer Talsperren. Abgerufen am 20.05.2021 von hXp://www.swissdams.ch/de/les-barrages/liste-des-barrages-suisses UVEK. (2020). ProgeXo Mobilità Verzasca: Miglioramento della mobilità in Valle. Verzasca S.A. (1966). Le forze idriche della Verzasca dalla presa di Corippo 1908 alla diga di Contra 1966. Tipografia Stazione S.A. WegWandern.ch. (2021). WANDERREGION VALLE VERZASCA. Abgerufen am 17.05.2021 von hXps://wegwandern.ch/verzascatal-valle-verzasca-wanderungen-wandern-tessin/ 21
8 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Neue Strasse ab Gordola (S. 50 (Verzasca S.A., 1966)) Abbildung 2: Baustellenkarte (eigene Darstellung von (Verzasca S.A., 1966)) Abbildung 3: Rüstplatz Seilbahn von Betonmischturm aus aufgenommen (ETH Bildarchiv) Abbildung 4: Segmente der Staumauer im Bau (ETH Bildarchiv) Abbildung 5: IniWalfüllung im Sommer 1965 S. 71 (Verzasca S.A., 1966) Abbildung 6: Lago di Vogorno, April 2021 (eigene Aufnahme) Abbildung 7: Ehemaliger und neuer Strassenverlauf durch das Verzasca-Tal (ETH Bildarchiv) Abbildung 8: Überreste einer ehemalig genutzten RusWci (eigene Aufnahme) Abbildung 9: Veränderungen aufgrund des angelegten Stausee Lago die Vogorno, in Farbe gekennzeichnet (Eigene Darstellung, Basiskarten von Swisstopo 1958/1965) Abbildung 10: Übersichtskarte über das Verzasca-Tal Abbildung 11: Die Verzasca (eigene Aufnahme) Abbildung 12: Unterwasser - Verzasca (eigene Aufnahme) Abbildung 13: Ponte dei salW (eigene Aufnahme) Abbildung 14: Aussicht auf den Stausee von Mergiosca (eigene Aufnahme) Abbildung 15: Diga di Verzasca (eigene Aufnahme) Abbildung 16: Bungee-Jumping (eigene Aufnahme) Abbildung 17: Häuserschlucht in Corippo (eigene Aufnahme) Abbildung 18: Hausfassaden (eigene Aufnahme) Abbildung 19: Haus vor Corippo, welches gemietet werden kann (eigene Aufnahme) 22
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