Langzeitarbeits-losigkeit - Hürden der Arbeitsmarktintegration und Massnahmen der Regionalen Arbeits-vermittlungszentren

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Langzeitarbeits-losigkeit - Hürden der Arbeitsmarktintegration und Massnahmen der Regionalen Arbeits-vermittlungszentren
Langzeitarbeits-
                                   losigkeit – Hürden der
                                   Arbeitsmarktintegration
                                   und Massnahmen der
                                   Regionalen Arbeits-
                                   vermittlungszentren
                                   mit einer deutsch- und
                                   französischsprachigen Zusammenfassung

           Studie im Auftrag der
    Aufsichtskommission für den
                 Ausgleichsfonds
    der Arbeitslosenversicherung

                                   Egger, Dreher &
                                   Partner AG

                                   Ecoplan

SECO Publikation
Arbeitsmarktpolitik No 58 (02. 2020)
Langzeitarbeits-losigkeit - Hürden der Arbeitsmarktintegration und Massnahmen der Regionalen Arbeits-vermittlungszentren
Langzeitarbeits-losigkeit - Hürden der Arbeitsmarktintegration und Massnahmen der Regionalen Arbeits-vermittlungszentren
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung ......................................................................................................................... 1

Résumé ........................................................................................................................................... 9

1       Ausgangslage und Zielsetzungen der Evaluation ........................................................... 17
        1.1      Ausgangslage.............................................................................................................. 17
        1.2      Erkenntnisziele und Untersuchungsfragen ................................................................. 17
        1.3      Methodisches Vorgehen ............................................................................................. 18
        1.4      Aufbau des Berichts ................................................................................................... 20
        1.5      Dauer und Organisation der Evaluation ..................................................................... 21

2       Analyseteil 1: Beschreibung der Situation und Entwicklung der
        Langzeitarbeitslosigkeit seit 2003 ..................................................................................... 22
        2.1      Bestand, Zugang und Anteile von Langzeitarbeitslosigkeit, Langzeiterwerbslosigkeit
                 und Aussteuerungen ................................................................................................... 22
        2.2      Struktur der Langzeiterwerbslosen (SAKE) und Langzeitarbeitslosen (AVAM /
                 ASAL) ........................................................................................................................ 28
        2.3      Entwicklung der Ursachen des Stellenverlusts von Langzeitarbeitslosen ................. 39

3       Analyseteil 2: Analyse der (Entwicklung der) Risikofaktoren und Ursachen der
        Langzeitarbeitslosigkeit..................................................................................................... 42
        3.1      Erläuterung des Analysemodells ................................................................................ 42
        3.2      Risikofaktoren der Langzeitarbeitslosigkeit ............................................................... 42

4       Analyseteil 3: Erfolgreiche Strategien der RAV gegen Langzeitarbeitslosigkeit ........ 49
        4.1      Erläuterung der Methodik zur Analyse der Strategien ............................................... 49
        4.2      Quantitative Analysen der Fallverläufe (Ökonometrie) ............................................. 53
        4.3      Merkmale günstiger und ungünstiger Verläufe von (potenziell) langzeitarbeitslosen
                 Personen ..................................................................................................................... 57
        4.4      Strategien der RAV und der Personalberatenden ....................................................... 71

5       Schlussfolgerungen ............................................................................................................ 79
        5.1      Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit in den letzten 15 Jahren sowie vor,
                 während und nach der Finanzkrise ............................................................................. 79

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5.2     Risikofaktoren der Langzeitarbeitslosigkeit ............................................................... 79
       5.3     Strategien, Massnahmen und Instrumente der ALV im Umgang mit
               Langzeitarbeitslosen ................................................................................................... 84

6      Mögliche Handlungsfelder ................................................................................................ 86

7      Anhang ................................................................................................................................ 88
       7.1     Erläuterungen des Regressionsmodells zur Bestimmung besonders erfolgreicher und
               nicht erfolgreichen Fallverläufe ................................................................................. 88
       7.2     Detailresultate Regressionsmodelle ........................................................................... 89

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Schlussbericht: Langzeitarbeitslosigkeit – Hürden der Arbeitsmarktintegration und Massnahmen der RAV

Zusammenfassung
Ausgangslage
Die Arbeitslosigkeit steigt und fällt mit der konjunkturellen Entwicklung. Mit einer gewissen
Verzögerung nimmt in wirtschaftlichen Schwächephasen in der Regel auch die Langzeitarbeits-
losigkeit zu und baut sich im Aufschwung relativ langsam wieder ab. Das vergangene Jahrzehnt
ist durch die Finanzkrise ab 2007 geprägt, die auch in der Schweiz zu einem deutlich abge-
schwächten Wirtschaftswachstum und zu erhöhten Arbeitslosenzahlen geführt hat. Im April
2011 trat zudem die 4. AVIG-Revision in Kraft, welche die maximale Dauer des Taggeldan-
spruchs vieler Leistungsbeziehenden der Arbeitslosenversicherung (ALV) verkürzte.

Innovativer gemischter quantitativer und qualitativer Ansatz
Vor diesen Hintergrund interessieren die Entwicklungen der Langzeitarbeitslosigkeit und der
Aussteuerungen, sowie die Strategien zur Vermeidung derselben. Im Rahmen der vorliegenden
Studie wurden die Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit statistisch analysiert, Risikofaktoren
für eine Langzeitarbeitslosigkeit bestimmt, sowie erfolgreiche Personalberater und Fallverläufe
identifiziert. Darauf aufbauend wurden Fallstudien von erfolgreichen und weniger erfolgreichen
Verläufen von Langzeitarbeitslosen und eine Analyse der Strategien ausgewählter Personalbera-
tender und RAV mittels qualitativen und semiquantitativen Forschungsmethoden durchgeführt.

Anteil der Langzeitarbeitslosen an Gesamtbevölkerung bleibt stabil
Vor der Finanzkrise ist der Anteil Personen, die langzeitarbeitslos wurden, von 1.6% auf 0.8%
gesunken. Im Zeitraum der Finanzkrise zwischen 2008 und 2012 ist dieser Anteil zwischenzeit-
lich auf 1.5% angestiegen. Seit 2012 bewegen sich die Zugänge zu Langzeitarbeitslosigkeit mit
geringen Schwankungen um den Wert von 1%. Ein langfristiger Trend zu einem steigenden An-
teil kann damit nicht beobachtet werden.
Etwas anders präsentiert sich das Bild, wenn der Anteil der Langzeiterwerbslosen nach der brei-
teren Definition der Internationalen Arbeitsorganisation ILO betrachtet wird, die beispielsweise
auch stellensuchende Sozialhilfebeziehende umfasst: Auch dieser Anteil ist im Zuge der Finanz-
krise vorübergehend deutlich gestiegen, um danach wieder abzunehmen. Er ist aber von 2013 bis
2017 wieder von 1.5% auf 1.9% angestiegen, um seither auf diesem Niveau zu verharren. Der
Anteil jener Personen, die langfristig aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden sind, hat damit seit
der Finanzkrise zugenommen.

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Schlussbericht: Langzeitarbeitslosigkeit – Hürden der Arbeitsmarktintegration und Massnahmen der RAV

Abbildung: Anteil Zugänge Arbeitslose und Langzeitarbeitslose an allen Erwerbstätigen

Ausschlaggebende Gründe für den erfolgreichen und nicht erfolgreichen Fallverlauf der
180 untersuchten Fälle
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden die Verläufe von insgesamt 180 Fällen mit hohem
Langzeitarbeitslosigkeitsrisiko untersucht, wobei es sich bei 90 Fällen um solche mit einer deut-
lich kürzeren Dauer der Arbeitslosigkeit als erwartet handelt und in 90 Fällen um Personen, de-
ren Dauer im Vergleich zum Erwartungswert deutlich zu lange war. Bei der Auswahl der Fälle
wurde dabei bewusst kein repräsentatives Abbild der Grundgesamtheit aller von Langzeitarbeits-
losigkeit bedrohten Personen angestrebt, sondern eine nach inhaltlichen Aspekten zusammenge-
stellte Stichprobe von besonders erfolgreichen und besonders erfolglosen Fallverläufen unter-
sucht.
Ziel dieser Analysen war es zu ergründen, welches die Ursachen dafür sind, dass die Arbeits-
marktintegration von Personen mit statistisch erhöhtem Langzeitarbeitslosigkeitsrisiko unter-
schiedlich erfolgreich verläuft: Was sind die Merkmale besonders erfolgreicher Verläufe und
jene von erfolglosen Verläufen und inwiefern hängen diese mit den Strategien der RAV und der
Unterstützung durch die Personalberatenden zusammen?
In der nachfolgenden Abbildung werden die Faktoren, die für die erfolgreichen und nicht erfolg-
reichen Verläufe der untersuchten Fälle nach Einschätzung der zuständigen Personalberatenden
ausschlaggebend waren, dargestellt. Es zeigen sich zusammenfassend folgende Zusammen-
hänge:
 Bei den Personen mit ungünstigen Fallverläufen lagen in der Mehrheit der Fälle besondere
  individuelle Integrationshemmnisse vor. Auch bei den untersuchten Verläufen von über 50-

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Schlussbericht: Langzeitarbeitslosigkeit – Hürden der Arbeitsmarktintegration und Massnahmen der RAV

    Jährigen, die keine neue Stelle gefunden haben, lagen zusätzlich zum erhöhten Alter in der
    Regel weitere wesentliche Hemmnisse vor.
 Ein wichtiger ausschlaggebender Erfolgs- und zugleich Misserfolgsfaktor ist das persönliche
  Bemühen der Stellensuchenden um eine neue Stelle: In der Hälfte der erfolgreichen Verläu-
  fen war dies nach Ansicht der fallführenden Personalberatenden der Schlüsselfaktor und um-
  gekehrt war die ungenügende Stellensuche in über 20% der Fälle ohne Stellenantritt ein ent-
  scheidender Faktor hierfür. Es liegt letztlich in der Hand der Stellensuchenden, diesen Er-
  folgsfaktor zu nutzen. Dies trifft für jüngere und ältere Stellensuchende gleichermassen zu.
  Die Personalberatenden können dies durch gezielte Aktivierung dabei wesentlich beeinflus-
  sen.
 Ein anderer häufig ausschlaggebender Faktor ist das Auftreten und das Wesen der Person
  (die «Persönlichkeit» der Stellensuchenden): In den Fallstudien zeigte sich immer wieder,
  dass Personen mit einer positiven Ausstrahlung, einem angenehmen Auftreten, einer sichtba-
  ren Begeisterungsfähigkeit, einem guten Selbstbewusstsein, einer angenehmen Stimme etc.
  es deutlich einfacher haben, eine Stellenzusage zu erhalten als Stellensuchende, für dies in
  Teilen nicht zutrifft. Im Rahmen der Beratung und in arbeitsmarktlichen Massnahmen kann
  an diesen Punkten zwar gearbeitet werden, die Persönlichkeitsmerkmale sind aber bis zu ei-
  nem gewissen Grad für die betreffenden Personen und auch die Personalberatenden nicht ge-
  staltbar bzw. gegeben.
 Ein häufiger Grund dafür, dass Personen rasch eine Stelle gefunden haben bzw. dass kein
  Stellenantritt erfolgte, ist die arbeitsmarktliche Attraktivität des Profils der Stellensuchenden:
  Personen mit einem auf dem Arbeitsmarkt gesuchten Profil finden rasch eine neue Stelle und
  vice versa.
 Bei Personen mit erhöhtem Langzeitarbeitslosigkeitsrisiko ist es besonders erfolgskritisch,
  dass das eigene Netzwerk sowie jenes des RAV und des Umfelds aktiv bei der Stellensuche
  genutzt wird: Bei 30% der erfolgreichen Stellenantritte war dies einer der ausschlaggebenden
  Erfolgsfaktoren.
 Die Zwischenverdienste erweisen sich als zweischneidiges Schwert: In einigen Fällen konn-
  ten Zwischenverdienste als Türöffner für eine anschliessende Festanstellung bei den betref-
  fenden Arbeitgebenden genutzt werden. In anderen Fällen erwiesen sich die Zwischenver-
  dienste aber umgekehrt als Hemmnis bei der Suche einer Festanstellung, weil erstens die
  Stellensuchenden teilweise darauf hofften, den Zwischenverdienst zu einer Feststellen entwi-
  ckeln zu können (was sich negativ auf die Intensität ihre Arbeitsbemühungen auswirkte),
  weil zweitens einige der Stellensuchenden im Zwischenverdienst sich nur noch um Teilzeit-
  pensen als Ergänzung zum Zwischenverdienst bemühten und weil drittens die Zwischenver-
  dienste den Einsatz arbeitsmarktlicher Massnahmen erschweren.
 Neben den oben beschriebenen, oft beobachteten Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren wurden
  bei den untersuchten Fallstudien auch eine Vielzahl von individuellen Faktoren angetroffen,
  die dafür mitverantwortlich waren, dass die Stellensuche erfolgreich verlief oder nicht.

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Schlussbericht: Langzeitarbeitslosigkeit – Hürden der Arbeitsmarktintegration und Massnahmen der RAV

    Hierzu gehören gesundheitliche Aspekte, Schwangerschaften, persönliche Probleme, proble-
    matische berufliche Werdegänge, Vorstrafen, zu hohe Lohnerwartungen, eingeschränkte
    kognitive Fähigkeiten etc.

     Ausschlaggebende Miss-                 Ausschlaggebende
  erfolgsfaktoren bei Personen        Erfolgsfaktoren bei Personen
        ohne Stellenantritt                  mit Stellenantritt
                                                                     Verschiedene ausschlaggebende Misserfolgsfaktoren
                                                                     Ungenügendes Bemühen der Person, eine Stelle zu finden
                                                                     Schwierige Persönlichkeit/Wesen/Auftreten der/des STES
                                                                     Berufliche Qualifikation der Person ungenügend
                                                                     Zwischenverdienst als Hemmnis, eine Daueranstellung zu finden
                                                                     Falscher/fehlender Fokus bei der Stellensuche
                                                                     Alter
                                                                     Nicht marktgerechte (zu hohe) Lohnvorstellungen
                                                                     Schwangerschaft
                                                                     Persönliche Probleme des/der STES
                                                                     Gesundheitliche Probleme / Einschränkungen
                                                                     Ungenügende Sprachkenntnisse
                                                                     Profil, das für die meisten Stellen nicht attraktiv ist
                                                                     Problematischer beruflicher Werdegang
                                                                     Bevorstehende Pensionierung
                                                                     Verschiedene ausschlaggende Erfolgsfaktoren
                                                                     Aufbau des Selbstvertrauens durch das RAV
                                                                     Finanzieller Druck, eine Stelle zu finden
                                                                     Ein Ausbildungspraktikum führte zur Stelle
                                                                     Die Bewerbung passte
                                                                     Zuweisung auf eine Stelle, Hinweis des RAV auf die Stelle
                                                                     Vorteilhafte Persönlichkeit/Wesen/Auftreten der Person
                                                                     Der Zwischenverdienst führte zur Abmeldung
                                                                     Attraktives, gesuchtes Profil der Stellensuchenden
                                                                     Aktivieren des Netzwerks der Stellensuchenden
                                                                     Intensive Stellensuche (Eigenmotivation oder auf Druck des RAV)
    50%                          0%                          50 %
       Anteil der Personen mit bzw. ohne Stellenantritt

Abbildung: Ausschlaggebende Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren, die ursächlich dafür waren, dass die Stellen-
suche der untersuchten 180 Fälle erfolgreich bzw.- nicht erfolgreich verlief.

Risiko- und Erfolgsfaktoren sind heterogen
Die ökonometrischen Analysen und Fallstudien der vorliegenden Untersuchung zeigen, dass es
verschiedene Risiko- und Erfolgsfaktoren gibt. Sie lassen sich folgendermassen zusammenfas-
sen:
 Alter: Aus statischer Sicht nimmt das Risiko bei einem Jobverlust langzeitarbeitslos zu wer-
  den mit steigendem Alter zu, und akzentuiert sich ab einem Alter von 55 Jahren. Da mit stei-
  gendem Alter aber auch die Wahrscheinlichkeit sinkt, überhaupt arbeitslos zu werden, ist der
  Anteil Langzeitarbeitsloser bei älteren Erwerbstätigen jedoch sogar leicht unterdurchschnitt-
  lich. Auch in den analysierten Fallverläufen zeigt sich, dass ältere Stellensuchende oft eine
  Stelle finden, wenn sie abgesehen vom Alter keine anderen relevanten Integrationshemm-
  nisse haben. Das fortgeschrittene Alter kann aber als zusätzlicher Nachteil wirken, wenn die
  betreffenden Personen weitere Integrationshemmnisse aufweisen.
 Ausbildung: Es besteht kein linearer statistischer Zusammenhang zwischen Langzeitarbeits-
  losigkeitsrisiko und ursprünglicher berufliche Ausbildung. Die qualitative Analyse in den

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Schlussbericht: Langzeitarbeitslosigkeit – Hürden der Arbeitsmarktintegration und Massnahmen der RAV

    RAV zeigt jedoch, dass eine ungenügende oder nicht aktuelle berufliche Qualifikation in vie-
    len Fällen ein ausschlaggebendes Integrationshemmnis ist. Gerade Berufsbiografien von Per-
    sonen, die in ihrer bisherigen Arbeitsstelle jahrelang eine bestimmte Tätigkeit verrichteten
    und die sich nicht laufend weitergebildet haben, haben schlechte Arbeitsmarktchancen.
 Gesundheit: Weist eine stellensuchende Person psychische als auch körperliche Einschrän-
  kungen auf, dann erhöht sich das Langzeitarbeitslosigkeitsrisiko nach Einschätzung der
  Mehrzahl der befragen Fachpersonen erheblich.
 Persönlichkeit: Die Persönlichkeit der Stellensuchenden – Auftreten, Ausstrahlung, Wesen,
  Haltung, Kommunikationsverhalten etc. – ist ein wichtiger Erfolgs- bzw. Risikofaktor. Bei
  verschiedenen Fallstudien mit ungünstigem Verlauf waren nach Einschätzung der Personal-
  beratenden problematische Persönlichkeitsmerkmale bzw. Verhaltensmuster ein Grund für
  die Langzeitarbeitslosigkeit.
 Eigenmotivation: Die Eigenmotivation der Stellensuchenden – die inhaltliche und geogra-
  phische Flexibilität bei der Stellensuche und der gleichzeitige Wille und die Initiative, rasch
  eine neue Stelle finden – ist in den untersuchten Fallstudien einer der Schlüsselerfolgsfakto-
  ren.
 Bewerbungs- und Suchstrategie: Eine passende Strategie ist notwendig, um rasch eine
  neue Stelle zu finden, aber im Allgemeinen nicht allein ausreichend. Umgekehrt kann eine
  falsche Bewerbungsstrategie aber durchaus ausschlaggebend dafür sein, dass die Stellensu-
  che nicht erfolgreich verläuft.
 Persönliches Netzwerk: Bei vielen erfolgreichen Verläufen von Personen mit statistisch er-
  höhtem Langzeitarbeitslosigkeitsrisiko war der Hauptgrund dafür, dass rasch eine neue Stelle
  gefunden werden konnte, dass die betreffenden Personen ihr Netzwerk erfolgreich aktiviert
  haben und dank eigenen Kontakten oder solchen des Umfelds eine neue Stelle gefunden ha-
  ben. Bei den über 50-jährigen Personen war das Netzwerk in mehr als der Hälfte der erfolg-
  reichen Fälle entscheidend.
 Zwischenverdienst: Der Zwischenverdienst erweist sich teilweise als wichtiger Erfolgsfak-
  tor, wenn die betreffenden Personen über einen Zwischenverdienst den Einstieg in einen Be-
  trieb fanden und diesen später zu einer Feststelle ausweiten konnten. Allerdings sind auch
  Fälle zu beobachten bei denen die Stellensuchenden den Zwischenverdienst in jedem Fall be-
  halten wollen, und dieser somit eine Festanstellung erschwert.
Daneben bestehen eine Reihe weiterer Faktoren, die sich nachteilig auf die Arbeitsmarktchancen
auswirken, die aber bei vergleichsweise wenigen Personen vorliegen. Dazu gehören insbeson-
dere sprachliche Defizite, persönliche Probleme, mangelnde Mobilität oder eine Schwanger-
schaft.

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Schlussbericht: Langzeitarbeitslosigkeit – Hürden der Arbeitsmarktintegration und Massnahmen der RAV

Unterschiedliche Strategien und Massnahmen für Langzeitarbeitslose
Langzeitarbeitslose und von Langzeitarbeitslosigkeit bedrohte Stellensuchende sind eine sehr he-
terogene Gruppe mit unterschiedlichsten Integrationshemmnissen. Dabei lassen sich keine gros-
sen Gruppen von Personen mit einem gemeinsamen Muster erkennen. Auch die über 50-Jährigen
sind keine homogene Risikogruppe, da auch sie unterschiedlich viele und unterschiedlich gear-
tete arbeitsmarktliche Risikofaktoren aufweisen.
Dies hat zur Folge, dass es sich für die RAV nicht anbietet, Normstrategien für bestimmte Ziel-
gruppen von Stellensuchenden zu entwickeln und anzuwenden. Entsprechend haben wir in kei-
nem untersuchten RAV und bei keinem der befragten Personalberatenden derartige Normstrate-
gien für bestimmte, nach demographischen Aspekten gebildete Gruppen von Stellensuchenden
angetroffen. Aus Sicht der Personalberatenden ist die Frage, ob eine Person von Langzeitarbeits-
losigkeit bedroht ist oder nicht, nicht handelsleitend. Für die Wahl der Beratungsstrategie ent-
scheidend ist stattdessen die Frage, welche Integrationshemmnisse eine Person aufweist. Spezifi-
sche Normstrategien, die sich an die Zielgruppe «(potenziell) Langzeitarbeitslose» richten, gibt
es jedoch nicht. Die RAV und deren Personalberatenden wenden jedoch für bestimmte Konstel-
lationen von Integrationshemmnissen teilweise gewisse Standardstrategien an. Hierzu gehören
bspw. die Folgenden:
 Generell werden die Stellensuchenden aufgefordert, zuerst in ihrem angestammten oder zu-
  letzt ausgeübten Beruf nach Stellen zu suchen. Führt dies nicht zum Erfolg, versuchen die
  Personalberatenden oft, die Stellensuchenden dazu zu bewegen, ihr Suchfeld sowohl räum-
  lich als auch thematisch zu öffnen und in einem grösseren Perimeter auch nach Stellen zu su-
  chen, die nicht exakt dem angestammten Beruf entsprechen, sondern lediglich mit diesem
  verwandt sind.
 Vielfach legen die Personalberatenden bei Personen mit erschwerten Arbeitsmarktchancen
  ein besonderes Gewicht darauf, dass diese ihr Netzwerk bei der Stellensuche intensiv bewirt-
  schaften.
 In einzelnen Fällen wird nach einer längeren Dauer der Stellensuche ein Coaching initiiert.
  Dies namentlich dann, wenn an der Haltung oder dem Auftreten («Mindset») einer Person
  gearbeitet werden soll, die Bewerbungsstrategie neu ausgerichtet werden muss oder wenn ein
  Bedarf nach intensiver Unterstützung bei der Stellensuche besteht.
 Bei Personen mit umfangreicher beruflicher Erfahrung, für die aber keine Diplome oder Tes-
  tate vorliegen, wird teilweise versucht, diese Kenntnisse im Rahmen von arbeitsmarktlichen
  Massnahmen validieren zu lassen.
 Personen mit erschwerter Vermittelbarkeit werden von den Personalberatenden oft explizit
  ermutigt, die Möglichkeit des Einsatzes von Einarbeitungszuschüssen bei der Stellensuchen
  aktiv als Argument zu nutzen.
 Aus einem ähnlichen Motiv wird bei solchen Personen von gewissen Personalberatenden die
  Nutzung von Arbeitspraktika aktiv gefördert.

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 Zeichnet sich ab, dass das Finden einer Festanstellung unrealistisch ist, dann wird ver-
  schiedentlich die Strategie verfolgt, mittels Zwischenverdiensten eine grösstmögliche Scha-
  denminderung zu erzielen. Gerade bei Stellensuchenden über 60 Jahren wird diese Strategie
  gelegentlich verfolgt.
 Die Zwischenverdienste dienen aber nicht immer nur der Schadenminderung, sondern wer-
  den bei Personen mit Integrationshemmnissen oft auch mit dem Ziel (und mit Erfolg) einge-
  setzt, dass der Zwischenverdienst ein Türöffner ist, um im betreffenden Betrieb anschlies-
  send eine Feststelle zu erhalten.
 Bei von Langzeitarbeitslosigkeit bedrohten Personen, deren Eigenmotivation augenfällig un-
  genügend oder deren Bewerbungsstrategie unzweckmässig ist, wird oftmals der Druck sei-
  tens der Personalberatenden erhöht, um damit eine Verhaltensänderung zu bewirken. Dies,
  indem der Person gespiegelt wird, auf welch kritischem Weg (in Richtung Aussteuerung und
  Sozialhilfe) sie sich tatsächlich befindet und/oder durch Anwendung von im Rahmen des
  AVIG bestehender Druckmittel.

Mögliche Handlungsfelder
In Bezug auf die Vermeidung, dass Personen langzeitarbeitslos werden, und hinsichtlich der In-
tegration von Stellensuchenden, die bereits langzeitarbeitslos sind, können aufgrund der Erkennt-
nisse aus der vorliegenden Untersuchung die nachfolgenden generellen Empfehlungen gemacht
werden. Einige dieser Empfehlungen haben viele RAV und Personalberatende jedoch schon
heute weitgehend umgesetzt:
 Individuelle Strategien für Stellensuchende anstelle von Normstrategien für Zielgruppen
    Aufgrund der grossen Heterogenität der Ausgangslagen und Hemmnisse bei den von Lang-
    zeitarbeitslosigkeit Bedrohten und Betroffenen ist zu empfehlen, das Grundprinzip zu verfol-
    gen, individuell zugeschnittene Beratungsstrategien für die einzelnen Stellensuchenden zu
    entwickeln und umzusetzen. Die Zweckmässigkeit, Normstrategien für bestimmte Risiko-
    gruppen zu entwickeln, ist deshalb kritisch zu hinterfragen. Dies trifft auch hinsichtlich
    Normstrategien für die Gruppe der über 50-Jährigen zu.
 Normstrategien in Bezug auf bestimmte Integrationshemmnisse
    Es ist zweckmässig, arbeitsmarktliche Massnahmen zu entwickeln, mit denen sich die für die
    Entstehung von Langzeitarbeitslosigkeit bedeutenden Risiko- und Misserfolgsfaktoren abmil-
    dern und diesbezüglichen Erfolgsfaktoren fördern lassen. In diesem Sinne sind «Normstrate-
    gien» in Bezug auf einzelne Integrationshemmnisse zweckmässig.
 Richtige Einschätzung der Integrationshemmnisse
    Die Personalberatenden müssen in der Lage sein, möglichst rasch die relevanten Risiken und
    Chancen der Stellensuchenden zu erkennen, um die richtigen Strategien und Schritte einzu-
    leiten. Die erfolgreicheren Personalberatenden der Untersuchung hatten bei der Wahl der

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    richtigen Strategie eine geringere Fehlerquote. Dies ist im Rahmen der Personalentwicklung
    der Beratenden zu beachten.
 Betonung der Bedeutung des Netzwerks, der Eigenmotivation und des Engagements in der
  Bewerbung
    Die Stellensuchenden mit erheblichen Integrationshemmnissen sollten dafür sensibilisiert
    werden, wie entscheidend sie selbst ihre Arbeitsmarktchancen durch ein erfolgreiches Akti-
    vieren des eigenen Netzwerks und durch ein starkes Engagement und eine hohe Eigenmotiva-
    tion im Bewerbungsverhalten beeinflussen können. Ausserdem müssen sie darin befähigt
    werden, dies erfolgreich umzusetzen. In dieser Hinsicht fällt der Beratung durch die Perso-
    nalberatenden eine wichtige Rolle zu. Sind Stellensuchende in dieser Hinsicht blockiert oder
    kann dieses Bewusstsein nicht erreicht werden, empfehlen sich Coachingmassnahmen bzw.
    arbeitsmarktliche Massnahmen mit Coachingelementen.
 Relativierung der Bedeutung des Alters als Risikofaktor
    Das Alter kann ein Nachteil bei der Stellensuche sein, ist aber bei weitem kein K.O.-Krite-
    rium. Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass es selbst bei den über 60-Jährigen viele Stel-
    lensuchende gibt, welche in vergleichsweise kurzer Zeit eine Stelle finden. Dies ist aber – aus
    den in vorgängigem Abschnitt genannten Überlegungen – nur dann möglich, wenn die betref-
    fenden Personen sich nicht selbst stigmatisieren und als Folge daraus ohne das nötige Selbst-
    vertrauen und Eigenmotivation an das Projekt «Stellensuche» herangehen. Auch hier können
    Coachingmassnahmen zweckmässig sein. Solche Massnahmen gibt es in vielen Kantonen.
 Dauernde Weiterbildung im Erwerbsleben
    Personen, die während vielen Jahren die gleiche Tätigkeit ausübten, ohne sich laufend weiter-
    zubilden, sind vielfach schwer vermittelbar. Die Arbeitsmarktchancen der Stellensuchenden
    reduzieren sich nach Einschätzung der Mehrheit der Befragten entscheidend, wenn die betref-
    fenden Personen kein aktuelles Berufswissen haben. Es ist deshalb den Erwerbstätigen bzw.
    deren Arbeitgebern zu empfehlen, sich während des Erwerbslebens laufend weiterzubilden
    bzw. ihre beruflichen Kenntnisse periodisch zu aktualisieren.

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Résumé
Point de départ
Le chômage fluctue avec la conjoncture. Avec un certain temps de retard, le chômage de longue
durée augmente lui aussi dans les phases de récession et se résorbe relativement lentement dans
les phases de reprise. La dernière décennie a été marquée par la crise financière qui est survenue
à partir de 2007 et a entraîné en Suisse aussi un net ralentissement de la croissance et une aug-
mentation du chômage. En outre, la 4e révision de la LACI est entrée en vigueur en 2011. Elle a
raccourci la durée maximale du droit aux indemnités de nombreux bénéficiaires de prestations de
l’assurance-chômage (AC).

Une approche novatrice où se mêlent les dimensions quantitative et qualitative
Dans ce contexte, il est intéressant de se pencher sur l’évolution du chômage de longue durée et
des arrivées en fin de droits comme sur les stratégies pour les éviter. La présente étude a d’abord
eu pour objet d’analyser statistiquement l’évolution du chômage de longue durée, de déterminer
les facteurs de risque pour ce dernier et d’identifier les conseillers en personnel et les parcours
qui ont été couronnés de succès. Elle a ensuite consisté en des études de cas, ciblant pour les
unes des parcours couronnés de succès de chômeurs de longue durée et pour les autres des par-
cours moins fructueux, et en une analyse des stratégies de conseillers en personnel et ORP sélec-
tionnés, au moyen de méthodes de recherche qualitatives et semi-quantitatives.

Stabilité de la part de chômeurs de longue durée dans la population globale
Avant la crise financière, la part de personnes qui ont entamé une période de chômage de longue
durée est passée de 1,6 % à 0,8 %. Pendant la crise financière, soit de 2008 à 2012, cette part a
crû pour atteindre 1,5 %. Depuis 2012, la part d’arrivées en chômage de longue durée se situe,
avec de faibles variations, autour de 1 %. On n’observe donc pas de tendance à l’augmentation
sur le long terme.

En revanche, si l’on part de la définition de l’Organisation internationale du travail (OIT), plus
large et incluant par exemple les bénéficiaires de l’aide sociale à la recherche d’un emploi,
l’image qui se dessine est autre: de manière similaire, la part de chômeurs de longue durée a bien
nettement augmenté de façon provisoire dans le sillage de la crise financière puis a de nouveau
diminué. Toutefois, de 2013 à 2017, elle est de nouveau passée de 1,5 % à 1,9 % et s’est mainte-
nue à ce niveau depuis lors. La part de personnes exclues du monde du travail sur le long terme a
donc augmenté depuis la crise financière.

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Illustration : Part de personnes arrivant au chômage et au chômage de longue durée dans l’ensemble de la
population active

Raisons déterminantes du succès ou de l’échec des 180 parcours étudiés
180 parcours au total présentant un risque élevé de chômage de longue durée ont été investigués,
90 d’entre eux ayant débouché sur une durée de chômage nettement plus courte qu’attendue et
90 autres sur une durée nettement plus longue. La sélection des cas a été effectuée non de ma-
nière à obtenir un aperçu représentatif de l’ensemble des personnes menacées de chômage de
longue durée mais de façon à composer un échantillon de parcours particulièrement fructueux et
d’autres particulièrement infructueux en fonction d’aspects thématiques.

Le but de ces analyses était de déterminer pour quelles raisons la réinsertion dans le marché du
travail de personnes présentant des risques statistiques accrus de chômage de longue durée con-
naît un succès variable: quelles sont les caractéristiques des parcours couronnés de succès et de
ceux qui ont abouti à un échec et dans quelle mesure cela est-il lié à des stratégies des ORP et au
soutien par les conseillers en personnel ?

L’illustration suivante présente les facteurs déterminants du succès ou de l’échec, de l’avis des
conseillers en personnel compétents. Les liens suivants apparaissent :

 La plupart des personnes dont le parcours est défavorable présentent des obstacles indivi-
  duels particuliers à la réinsertion. Les personnes de plus de 50 ans qui n’ont pas retrouvé
  d’emploi présentaient en général, en plus de l’âge, d’autres obstacles essentiels à la réinser-
  tion.

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 Un facteur important de réussite ou d’échec est l’implication personnelle des demandeurs
  d’emploi dans la recherche d’un nouveau poste : de l’avis des conseillers en personnel res-
  ponsables des cas, cet élément s’est révélé le facteur clé dans la moitié des parcours couron-
  nés de succès et à l’inverse le caractère insuffisant des recherches a représenté un facteur dé-
  cisif dans plus de 20 % des cas ayant abouti à un échec. C’est en fin de compte aux deman-
  deurs d’emploi qu’il revient de tirer parti de ce facteur de succès, indépendamment de leur
  âge. Les conseillers en personnel peuvent toutefois influer considérablement sur cet aspect
  par une activation ciblée.
 Un autre facteur souvent décisif est la façon dont une personne se présente ou interagit et sa
  « personnalité » : il est ressorti de manière réitérée des études de cas que les personnes déga-
  geant un rayonnement positif, ayant une façon agréable de se présenter, manifestant une apti-
  tude à s’enthousiasmer, faisant preuve d’une certaine assurance, d’une voie agréable, etc.
  avaient une plus grande facilité à obtenir une réponse favorable à leur candidature que les de-
  mandeurs d’emploi dépourvus d’une partie de ces caractéristiques. Le conseil et les mesures
  relatives au marché du travail permettent certes de travailler sur ces points, mais ces facultés
  personnelles sont dans une certaine mesure données et hors d’atteinte, tant pour les personnes
  concernées elles-mêmes que pour les conseillers en personnel.
 Une raison fréquente pour laquelle des personnes ont trouvé rapidement un emploi - ou au
  contraire n’en ont pas trouvé – est l’attractivité du profil sur le marché du travail : les per-
  sonnes dont le profil est recherché trouvent rapidement un emploi et la réciproque est égale-
  ment vraie.
 Chez les personnes présentant un risque accru de chômage de longue durée, l’utilisation ac-
  tive de leur propre réseau ainsi que de celui de l’ORP et de l’environnement est un aspect
  crucial : cela s’est révélé un des facteurs déterminants pour 30 % des personnes qui ont re-
  trouvé un emploi.
 Les gains intermédiaires se révèlent à double tranchant : dans certains cas, ils peuvent ouvrir
  des portes vers un engagement fixe ultérieur par le même employeur. Dans d’autres cas, ils
  ont en revanche constitué un obstacle à la recherche d’un emploi fixe pour deux raisons : tout
  d’abord, les demandeurs d’emploi espéraient en partie pouvoir transformer le gain intermé-
  diaire en emploi fixe (ce qui a eu des répercussions négatives sur l’intensité de leur recherche
  d’emploi) ; ensuite, certains des demandeurs d’emploi n’ont plus recherché que des postes à
  temps partiel pour compléter leur gain intermédiaire ; enfin, les gains intermédiaires ont
  rendu plus difficile le recours à des mesures relatives au marché du travail.
 Outre les facteurs de succès souvent observés qui ont été décrits plus haut, des facteurs indi-
  viduels ont pu être distingués lors des études de cas. Ils ont également contribué au succès ou
  à l’échec de la recherche d’emploi. Il s’agit d’aspects de santé, de grossesses, de problèmes
  personnels, de parcours professionnels problématiques, de peines pénales antérieures, de pré-
  tentions de salaire trop élevées, de facultés cognitives limitées, etc.

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 Facteurs d'échec déterminants        Facteurs de succès déter-
   chez les personnes n'ayant         minants chez les personnes
       pas trouvé d'emploi            ayant trouvé un emploi
                                                                   Divers facteurs d'échec déterminants
                                                                   Efforts insuffisants en vue de trouver un emploi
                                                                   Personnalité difficile du DE/ façon inappropriée de se présenter et d'interagir
                                                                   Qualifications professionnelles insuffisantes
                                                                   Gain intermédaire constituant un obstacle pour trouver un emploi sur le long terme
                                                                   Recherche d'emploi mal ou non ciblée
                                                                   Âge
                                                                   Prétentions de salaire non en adéquation avec le marché (trop élevées)
                                                                   Grossesse
                                                                   Problèmes personnels du DE
                                                                   Problèmes de santé / restrictions liées à l'état de santé
                                                                   Connaissances linguistiques insuffisantes
                                                                   Profil qui n'est pas attrayant pour la majorité des emplois
                                                                   Parcours professionnel problématique
                                                                   Approche de la retraite
                                                                   Divers facteurs de succès déterminants
                                                                   Développment de la confiance en soi de la persoenen par l'ORP
                                                                   Pression financière pour que la personne trouve un emploi
                                                                   Un stage de foramtion a conduit à un emploi
                                                                   La candidature a convenu
                                                                   Assignation d'un emploi, indication d'un poste par l'ORP
                                                                   Personnalité positive et façon de se présenter convaincante de la personne
                                                                   Le gain intermédiaire a conduit à une désinscription
                                                                   Profil attrayant et recherché du demandeur d'emploi
                                                                   Activation de son réseau par le demandeur d'emploi
                                                                   Recherche d'emploi intensive (par motivation ou suite à la pression de l'ORP)

    50%                          0%                        50 %
      Part de personnes ayant/ n'ayant pas retrouvé un emploi

Illustration : Facteurs déterminants de succès ou d’échec ayant conduit au résultat de la recherche d’emploi
constaté dans les 180 cas analysés

Les facteurs de risque et de succès sont hétérogènes
Les analyses économétriques et les études de cas effectuées dans le cadre de la présente étude
montrent qu’il existe différents facteurs de risque et de succès, que l’on peut résumer ainsi :

 L’âge : du point de vue statistique, le risque de chômage de longue durée en cas de perte
  d’emploi augmente avec l’âge et s’accentue à partir de 55 ans. La probabilité de se retrouver
  au chômage diminuant de son côté avec l’âge, la part de chômeurs de longue durée chez les
  actifs séniors est toutefois légèrement inférieure à la moyenne. L’analyse des cas examinés
  dans cette étude montre que les actifs séniors trouvent souvent un emploi en l’absence
  d’autres obstacles significatifs à la réinsertion que l’âge. En présence de tels obstacles, toute-
  fois, un âge avancé peut jouer le rôle de handicap supplémentaire pour les personnes qui sont
  déjà confrontées à d’autres obstacles.
 La formation : il n’existe pas de lien statistique linéaire entre le risque de chômage de
  longue durée et la formation professionnelle initiale. L’analyse qualitative réalisée dans les
  ORP montre cependant que le caractère insuffisant de la formation professionnelle ou le fait
  qu’elle n’est plus actuelle constitue un obstacle déterminant à la réinsertion dans de nom-
  breux cas. Les personnes dont le parcours professionnel se caractérise par l’exercice d’une
  activité unique pendant des années à leur emploi précédent et qui n’ont pas suivi de forma-
  tion continue régulière ont de mauvaises chances sur le marché du travail.

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 La santé : une personne en recherche d’emploi qui présente des limitations physiques ou
  psychiques connaît, de l’avis de la plupart des professionnels, un risque fortement accru de
  chômage de longue durée.
 La personnalité : la personnalité du demandeur d’emploi – façon de se présenter, rayonne-
  ment, attitude, mode de communication, etc. – est un facteur important de réussite ou de
  risque. Dans divers cas étudiés dont l’issue a été défavorable, des caractéristiques ou des
  types de comportements liés à la personnalité ont été, de l’avis des conseillers en personnel,
  une des causes du chômage de longue durée.
 La motivation : la motivation des demandeurs d’emploi – la flexibilité sur le plan géogra-
  phique ou quant au contenu des tâches associées à la volonté de retrouver rapidement un em-
  ploi et à la prise d’initiatives dans ce but– est un facteur clé de succès dans les cas étudiés.
 La stratégie de candidature et de recherche : une stratégie adaptée est nécessaire pour re-
  trouver rapidement un emploi mais elle n’est en général pas suffisante. Inversement, une stra-
  tégie erronée en matière de candidature peut être déterminante pour l’échec de la recherche.
 Le réseau personnel : l’activation fructueuse de leur réseau et les contacts personnels ou
  ceux de l’environnement ont été la raison principale de l’issue favorable de la recherche de
  nombreuses personnes présentant un risque accru de chômage de longue durée. Chez les plus
  de 50 ans, le réseau a été l’élément déterminant dans plus de la moitié des cas.
 Le gain intermédiaire : le gain intermédiaire se révèle un facteur important de succès
  lorsqu’il permet à des personnes d’entrer dans une entreprise et d’y obtenir ensuite un emploi
  fixe. On observe toutefois des cas où les demandeurs d’emploi veulent conserver leur gain
  intermédiaire à tout prix, ce qui rend l’accès à un emploi fixe plus difficile.
En dehors de ces éléments, il existe une série d’autres facteurs qui ont des répercussions néga-
tives sur les chances sur le marché de l’emploi mais que seuls peu de gens présentent. On compte
parmi ceux-ci les déficits linguistiques, les problèmes personnels, le manque de mobilité ou une
grossesse.

Diversité des stratégies et des mesures pour les chômeurs de longue durée
Les chômeurs de longue durée et les demandeurs d’emploi menacé de chômage de longue durée
constituent un groupe très hétérogène qui rencontre des obstacles très divers en matière de réin-
sertion. Il n’est pas possible de les classer en grands groupes de personnes présentant un schéma
commun. Les plus de 50 ans ne forment pas eux non plus un groupe homogène car ils présentent,
sur le marché du travail, des facteurs risques divers par leur nombre comme par leur nature.

Il n’est par conséquent pas opportun pour les ORP d’établir et d’appliquer des stratégies standard
pour certains groupes de demandeurs d’emploi. Nous n’avons d’ailleurs rencontré dans aucun
ORP et chez aucun conseiller en personnel des stratégies standard pour des groupes de deman-
deurs d’emploi constitués en fonction de critères démographiques. Du point de vue des conseil-
lers en personnel, la question de savoir si une personne est menacée de chômage de longue durée

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ne débouche pas sur des indications quant à la démarche à adopter. Les obstacles qu’une per-
sonne rencontre en matière de réinsertion sont en revanche déterminants pour le choix d’une
stratégie de conseil. Il n’existe pas de stratégies standard spécifiques pour le groupe des « chô-
meurs de longue durée (potentiels) ». Les ORP et leurs conseillers en personnels appliquent tou-
tefois volontiers des stratégies standard pour certaines constellations d’obstacles à la réinsertion.
En voici quelques-unes :

 De manière générale, les conseillers en personnel invitent les demandeurs d’emploi à recher-
  cher un poste tout d’abord dans leur profession de toujours ou dans la dernière qu’ils ont
  exercée. Si cette démarche n’est pas couronnée de succès, ils cherchent à amener les deman-
  deurs d’emploi à étendre le champ de leurs recherches tant sur le plan géographique que thé-
  matique et à rechercher dans un large périmètre plus large aussi des emplois qui ne corres-
  pondent pas exactement à leur profession initiale mais qui lui sont seulement apparentées.
 Les conseillers en personnel attachent souvent une grande importance à ce que les personnes
  rencontrant des difficultés accrues sur le marché de l’emploi aient intensivement recours à
  leur réseau dans la recherche d’emploi.
 Dans certains cas, un coaching est mis en place lorsque la recherche commence à durer, en
  particulier lorsqu’il s’agit de travailler sur l’attitude ou la façon de se présenter d’une per-
  sonne, de modifier la stratégie de candidature ou qu’il existe un besoin accru en soutien in-
  tensif pour la recherche d’emploi.
 Pour les personnes disposant d’une vaste expérience professionnelle mais qui n’ont pas de
  diplômes ou d’autres pièces pour en attester, les conseillers en personnel essaient en partie de
  faire valider ces compétences dans le cadre de mesures relatives au marché du travail.
 Les personnes difficiles à placer sont souvent encouragées explicitement à utiliser activement
  la possibilité d’allocations d’initiation au travail comme argument dans leur recherche d’em-
  ploi.
 Les conseillers en personnel favorisent aussi, pour une raison similaire, le recours à des
  stages pour ces personnes.
 Lorsque l’obtention d’un emploi fixe apparaît irréaliste, les conseillers en personnel optent
  pour la stratégie consistant à limiter le plus possible les dommages en recherchant des gains
  intermédiaires. Cette stratégie est utilisée occasionnellement en particulier pour les deman-
  deurs d’emploi de plus de 60 ans.
 Les gains intermédiaires ne servent toutefois pas toujours seulement à limiter les dommages.
  Chez les personnes rencontrant des obstacles à la réinsertion, ils sont souvent utilisés dans
  l’objectif – couronné de succès – d’ouvrir les portes d’une entreprise au demandeur d’emploi
  et de lui permettre d’y accéder ensuite à un poste fixe.
 S’agissant des personnes menacées de chômage de longue durée dont la motivation est mani-
  festement insuffisante ou dont la stratégie en matière de candidature est inadéquate, les

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Schlussbericht: Langzeitarbeitslosigkeit – Hürden der Arbeitsmarktintegration und Massnahmen der RAV

    conseillers en personnel exercent souvent une pression accrue pour provoquer un change-
    ment de comportement. Ils le font en montrant à la personne que leur situation est critique car
    elles se dirigent vers l’arrivée en fin de droits et l’aide sociale ou en recourant aux moyens de
    pression que leur donne la LACI.

Champs d’action possibles
Sur la base des constats établis, la présente étude permet de formuler les recommandations géné-
rales suivantes en réponse à la question de savoir comment éviter que des personnes se retrou-
vent dans une situation de chômage de longue durée et comment faciliter l’insertion de celles qui
le sont déjà. De nombreux ORP et conseillers en personnel en mettent toutefois déjà certaines en
œuvre:

 Recourir à des stratégies individuelles et non à des stratégies standard conçues pour un
  groupe cible
    En raison de la grande hétérogénéité des situations et des obstacles que rencontrent les per-
    sonnes menacées de chômage de longue durée ou qui y sont déjà confrontées, il est recom-
    mandé de se fixer pour principe de mettre au point et d’appliquer une stratégie de conseil sur
    mesures pour chaque demandeur d’emploi. On considérera avec un œil critique l’opportunité
    de développer des stratégies standard par groupe cible, y compris s’agissant du groupe des
    plus de 50 ans.
 Recourir à des stratégies standard eu égard à certains obstacles à la réinsertion
    Il est judicieux de développer des mesures relatives au marché du travail pour atténuer les
    facteurs de risques ou d’échec importants jouant un rôle dans l’apparition du chômage de
    longue durée et pour favoriser les facteurs de succès en la matière. C’est en ce sens que les
    stratégies standard ciblant des obstacles précis à la réinsertion sont opportunes.
 Identifier correctement les obstacles à la réinsertion
    Les conseillers en personnel doivent être en mesure d’identifier le plus rapidement possible
    les risques et les chances propres à chaque demandeur d’emploi pour mettre en place les
    stratégies et démarches adéquates. Dans l’étude, les conseillers en personnel qui ont connu du
    succès ont eu un faible taux d’erreur dans le choix de la stratégie. C’est un élément à prendre
    en compte dans le cadre du développement du personnel de ces professionnels.
 Mettre l’accent sur l’importance du réseau, de la motivation et de l’engagement eu égard aux
  candidatures
    Il est utile de sensibiliser les demandeurs d’emploi qui se heurtent à des obstacles considérab-
    les à la réinsertion au fait que l’activation de leur réseau ainsi que l’engagement et la motiva-
    tion dont ils font preuve dans leurs démarches de candidature ont un fort impact sur leurs
    chances de retrouver un emploi. Il faut en outre leur donner les moyens de mettre cela en
    œuvre avec succès. Les conseillers en personnel ont un rôle important à jouer dans ce
    contexte. Si les demandeurs d’emploi sont bloqués ou qu’ils ne parviennent pas à cette prise

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    de conscience, un coaching ou des mesures relatives au marché du travail comportant des
    éléments de coaching peuvent alors les aider.
 Relativiser l’importance de l’âge en tant que facteur de risque
    L’âge peut être un inconvénient dans la recherche d’emploi mais il n’est de loin pas syno-
    nyme d’échec. La présente étude montre que même parmi les plus de 60 ans, de nombreux
    demandeurs d’emploi retrouvent un poste dans un laps de temps comparativement court.
    Pour les raisons mentionnées dans le paragraphe précédent, cela n’est toutefois possible que
    si les personnes concernées ne se stigmatisent pas elles-mêmes et n’abordent pas, par suite,
    leur projet de recherche d’emploi sans la confiance en elles et la motivation nécessaires. Dans
    ce contexte aussi, le coaching peut être opportun.
 Se former tout au long de la vie active
    Les personnes qui ont exercé la même activité pendant de nombreuses années sans suivre de
    formation continue sont souvent difficiles à placer. De l’avis de la majorité des personnes in-
    terrogées, les chances des demandeurs d’emploi sur le marché du travail sont moindres
    lorsqu’ils ne disposent pas de connaissances professionnelles actuelles. C’est pourquoi il est
    recommandé aux personnes actives de se former de manière continue pendant toute la vie ac-
    tive ou d’actualiser périodiquement leurs connaissances professionnelles. Leurs employeurs
    doivent également prendre en compte cette recommandation.

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