2020/2021 BERATUNGS- UND F&E-LEISTUNGEN DER BFG FÜR DAS BMU - BUNDESANSTALT FÜR ...

Die Seite wird erstellt Lara Wahl
 
WEITER LESEN
2020/2021 BERATUNGS- UND F&E-LEISTUNGEN DER BFG FÜR DAS BMU - BUNDESANSTALT FÜR ...
Bundesanstalt für
                                                            Gewässerkunde

                                                            Beratungs- und
                                                            F&E-Leistungen
                                                            der BfG für das
                                                            BMU
                                                            2020/2021

Beratungs- und F&E-Leistungen
der BfG für das BMU

2020/2021
Unterstützung des BMU bei dessen Aufgabenwahrneh-
mung im Bereich Wasserwirtschaft einschließlich
grenzüberschreitender und internationaler Zusammen-
arbeit

                                 Berichtsnummer: BfG-2054

                                                                    Seite 1
2020/2021 BERATUNGS- UND F&E-LEISTUNGEN DER BFG FÜR DAS BMU - BUNDESANSTALT FÜR ...
Bundesanstalt für
Gewässerkunde

Beratungs- und
F&E-Leistungen
der BfG für das
BMU
2020/2021           Impressum

                    Herausgeber:     Bundesanstalt für Gewässerkunde
                                     Am Mainzer Tor 1
                                     Postfach 20 02 53
                                     56002 Koblenz
                                     Tel.: (0261) 1306-0
                                     Fax: (0261) 1306-5302
                                     E-Mail: posteingang@bafg.de
                                     Internet: http://www.bafg.de

                                     Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und
                                     nukleare Sicherheit
                                     Robert-Schuman Platz 3
                                     53175 Bonn
                                     Tel.: (0228) 99 305-0
                                     Fax: (0228) 99 305-3225
                                     E-Mail: poststelle@bmu.bund.de
                                     Internet: http://www.bmu.de

                    Erstellt im Rahmen der Verwaltungsvereinbarung

                    zwischen dem

                    und dem

                    vom Juli 2017 zur Unterstützung des BMU bei dessen Aufgabenwahrnehmung
                    im Bereich Wasserwirtschaft einschließlich grenzüberschreitender und internati-
                    onaler Zusammenarbeit.

                    Zitiervorschlag:
                    Bundesanstalt für Gewässerkunde (2020): Beratungs- und F&E-Leistungen der BfG für
                    das BMU 2020/2021 – Unterstützung des BMU bei dessen Aufgabenwahrnehmung im
                    Bereich Wasserwirtschaft einschließlich grenzüberschreitender und internationaler Zu-
                    sammenarbeit. Bericht BfG-2054, Koblenz, 94 S.

Seite 2
2020/2021 BERATUNGS- UND F&E-LEISTUNGEN DER BFG FÜR DAS BMU - BUNDESANSTALT FÜR ...
Bundesanstalt für
                                                                                                                     Gewässerkunde

                                                                                                                     Beratungs- und
                                                                                                                     F&E-Leistungen
                                                                                                                     der BfG für das

Inhaltsverzeichnis                                                                                                   BMU
                                                                                                                     2020/2021

Vorwort des BMU ............................................................................................... 9

Vorwort der BfG ............................................................................................... 11

Ziele des Messprogramms Gewässergüte ......................................................... 13

101 Messstationen zur Gewässergüte ................................................................ 15

102 Weitergehende Bewertung von Gewässergütedaten .................................. 18

103 Organische Schadstoffe .............................................................................. 22

104 Biodiversität großer Fließgewässer und Auen............................................ 28

105 Schadstoffe vom Fluss ins Meer................................................................. 32

106 Bioakkumulation und Bioverfügbarkeit ..................................................... 36

107 Gewässerverträglichkeit chemischer Stoffe und technischer Produkte ...... 40

108 Ökologisches Monitoring an Strömen ........................................................ 45

109 Allgemeine und spezielle Ökotoxikologie ................................................. 50

110 Betreuung und Wartung des Alarmmodells Elbe ....................................... 54

111 Flussgebietsspezifische Schadstoffwirkungen ........................................... 57

112 Schadstoffe in Flüssen – Prozesse und Modellierung ................................ 62

113 Grundlagen wasserwirtschaftlicher Planungen .......................................... 66

114 Allgemeiner Wasserhaushalt ...................................................................... 70

201 Berichtsportal WasserBLIcK...................................................................... 74

301 Das Internationale Zentrum für Wasserressourcen und Globalen Wandel
(ICWRGC) – UNESCO Kategorie 2 Zentrum und nationales Sekretariat des IHP
(UNESCO) und HWRP (WMO) ....................................................................... 77

302 Das GEMS/Water Datenzentrum (GWDC) im Internationalen Zentrum für
Wasserressourcen und Globalen Wandel (ICWRGC)....................................... 82

401 Beratungs- und Modellierungsdienst NHWSP/ eNHWSP ......................... 87

501 Umweltprobenbank-Schwebstoffe ............................................................. 91

                                                                                                                             Seite 3
2020/2021 BERATUNGS- UND F&E-LEISTUNGEN DER BFG FÜR DAS BMU - BUNDESANSTALT FÜR ...
Bundesanstalt für
Gewässerkunde

Beratungs- und
F&E-Leistungen
der BfG für das
BMU
2020/2021

Seite 4
2020/2021 BERATUNGS- UND F&E-LEISTUNGEN DER BFG FÜR DAS BMU - BUNDESANSTALT FÜR ...
Bundesanstalt für
                                                                                                                                                          Gewässerkunde

                                                                                                                                                          Beratungs- und
                                                                                                                                                          F&E-Leistungen
                                                                                                                                                          der BfG für das

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis                                                                                                                       BMU
                                                                                                                                                          2020/2021

Abbildung 1: Messponton der BfG am Rhein in Koblenz. ............................................................15
Abbildung 2: Beispiel für Foulingeffekte in durchströmten Bereichen einer Messstation an der
Saar ................................................................................................................................................16
Abbildung 3: Internetauftritt, Zahlentafeln der IKSR. ...................................................................18
Abbildung 4: Internetauftritt, Informationsplattform Undine. .......................................................20
Abbildung 5: Deutsches Eck bei Koblenz. ....................................................................................22
Abbildung 6: PFAS-Konzentrationen in Rheinsedimenten ...........................................................25
Abbildung 7: Juveniler Hecht (Esox lucius) – Von der Vernetzung zwischen Fluss und Aue
abhängige Fischart. ........................................................................................................................28
Abbildung 8: RDA Biplots: Verteilung der Gewässer nach dem Artenwechsel juveniler Fische
(Simpson Turnover nach Baselga, 2012) in Abhängigkeit a) der mittleren Anbindungshäufigkeit
(mf0) der Gewässer (Modellgüte: AIC: - 83,51385, p = 0,001) und b) permanenter (blau) und
temporärer Anbindung (grün) der Gewässer an die Elbe (AIC: - 83,34535, p = 0,001) ................30
Abbildung 9: Elbemündung bei Cuxhaven. ...................................................................................32
Abbildung 10: Räumliche Verteilung des Tetrabutylammonium Kation in Sedimentproben der
Deutschen Bucht und der Ästuarien von Ems, Weser und Elbe. Konzentrationen unter 0,15 µg/kg
Trockensubstanz sind weiß gekennzeichnet. Der Gehalt des gesamtorganischen Kohlenstoffes
(TOC) der Sedimentproben wird durch Punkt (> 1,0% TOC), Sternchen (1,0 - 0,1% TOC) und
Kreis (< 0,1% TOC) dargestellt. ....................................................................................................34
Abbildung 11: Nematoden (Caenorhabditis elegans), beliebte Testorganismen für chronische
Toxizitätstests, die künftig vermehrt für Bioakkumulationsstudien genutzt werden sollen. (Quelle:
S. Hoess, Firma ecossa) .................................................................................................................36
Abbildung 12: a) Konzentrationsverlauf einer hypothetischen Testsubstanz beim passiven
Dosieren im Vergleich zum konventionellen Dosieren, b) Testgefäß für das passive Dosieren mit
Testmedium und einem Reservoir (Silikon O-Ring, rot) für die Testsubstanz(en), c) Schematische
Abbildung des Funktionsprinzip des passiven Dosierens. Mögliche Verluste der Testsubstanz(en)
werden durch das Reservoir ausgeglichen. (Quelle: 1a: Schäfer 2020, 1b und 1c: Fischer
Masterarbeit 2015).........................................................................................................................38
Abbildung 13: Der Massengutfrachter Wakashio kurz nach dem Auseinanderbrechen am 16.
August. Quelle: IMO, CC BY 2.0. ................................................................................................40
Abbildung 14: Wakashio auf dem Riff bei Mauritius mit der verursachten Ölverschmutzung.
Quelle: VesselFinder, www.vesselfinder.com. ..............................................................................42
Abbildung 15: Ölverschmutzung in der Bucht vor Pointe d‘Esny am 10. und 15. August.
Schutzgebiete sind mit ▲ gekennzeichnet. Quelle: European Union by JRC ...............................44
Abbildung 16: Rhein bei Istein. .....................................................................................................45
Abbildung 17: Historische Entwicklung der Lebensgemeinschaft des Rheins zwischen Basel und
der deutsch-niederländischen Grenze in Beziehung zum durchschnittlichen Sauerstoffgehalt des
Rheins bei Bimmen (ausgewählte Tiergruppen) ............................................................................47
Abbildung 18: Mittlere Artenzahl/Untersuchungsstelle 1968-2018 am Niederrhein .....................47
Abbildung 19: Rhein bei Vallendar, Niedrigwasser ......................................................................48
Abbildung 20: Juveniler Wasserfloh für den akuten Daphnientest. ...............................................50
Abbildung 21: Erfassung androgener, toxischer und anti-androgener Effekte in Kopplung mit
Dünnschichtchromatographie. Die Referenzsubstanzen Bisphenol-A (BPA), Testosteron,
Flutamid und 4-Nitroquinolin-N-oxid (4-NQO) wurden in steigender Konzentration aufgetragen
und mittels des planaren-Yeast Androgen Screen (links), planaren-Yeast Tox Screen (Mitte) und
des planaren- anti Yeast Androgen Screen untersucht. Blaue Fluoreszenzsignale zeigen androgene
Effekte (links), violette Signale zeigen toxische Effekte (Mitte) und die Auslöschungen (rechts)
zeigen spezifische anti-androgene Effekte, wenn keine toxischen Effekte beobachtet wurden. ....52

                                                                                                                                                                  Seite 5
2020/2021 BERATUNGS- UND F&E-LEISTUNGEN DER BFG FÜR DAS BMU - BUNDESANSTALT FÜR ...
Bundesanstalt für
Gewässerkunde

Beratungs- und
F&E-Leistungen
der BfG für das
BMU                 Abbildung 22: Aufbau einer Messeinrichtung Quelle: Zenz, BfG. ...............................................54
2020/2021
                    Abbildung 23: Linke Seite: Vergleich von Tracerkurven aus Messungen (orange) und durch das
                    Alarmmodell prognostizierte (blau) bei hohen Abflüssen. Rechte Seite:
                    Fluoreszenztracermessausrüstung auf Abruf: Die auf das Farbspektrum von Rhodamin G
                    optimierte Fluoreszenzsonde, Messbox mit Stromversorgung, Gerätesteuerung, Datenspeicherung
                    und Datenfernabruf (Foto: Zenz, BfG). .........................................................................................55
                    Abbildung 24: Vereinfachte Darstellung eines vorgeschlagenen AOPs zur Wirkung des
                    empfängnisverhütenden Stoffes 17α-Ethinyloestradiol auf die Fruchtbarkeit von Fischen. Die
                    ausgefüllten Pfeile markieren einen belegten kausalen Zusammenhang, der offene Pfeil einen
                    vermuteten Zusammenhang, der wissenschaftlich noch zu belegen ist. ........................................60
                    Abbildung 25: Hochwasser im Juni 2013 in Magdeburg mit Anteil der dortigen Schwermetall- /
                    Arsen-Ereignisfracht der Elbe an der Jahresfracht 2013 Quelle: LHW-Sachsen-Anhalt (Daten),
                    Havariekommando (Foto). ............................................................................................................62
                    Abbildung 26: Spannweite und Mittelwert der Arsenkonzentration in Elbe, Mulde, Saale und
                    Havel an Messstellen des Messprogramms Extremereignisse beim Niedrigwasser (NW) 2018,
                    2015 und im Jahr 2012 (nach Hübner & Schwandt 2020). ............................................................64
                    Abbildung 27: Mittlerer täglicher Durchfluss, mittlere Arsenkonzentration und mittlere
                    Arsentagesfracht der Elbe beim Niedrigwasser 2018 nach Messung (Konzentration: Wochen-
                    Mischproben, Stichproben der Länder; Durchfluss: Tagesmittelwerte an WSV-Pegeln) und
                    Modellierung (Gewässergütemodell QSim inklusive Schwermetallmodul, gekoppelt an
                    hydrodynamisches Modell Hydrax) (nach Hübner & Schwandt in Vorbereitung) ........................64
                    Abbildung 28: Schneebedeckte Landschaft in Wachtberg bei Bonn (07. März 2010). Foto: Enno
                    Nilson, BfG ...................................................................................................................................66
                    Abbildung 29: Beispiel zweier Simulationsrechnungen mit dem großräumigen
                    Wasserhaushaltsmodell LARSIM-ME-2019 zur Analyse des Einflusses der Bewirtschaftung der
                    tschechischen Talsperren auf den jährlichen Niedrigwasserabfluss (NQ, kleinster Tageswert des
                    Abflusses in einem Wasserhaushaltsjahr) am Pegel Dresden/Elbe. Dargestellt sind simulierte NQ-
                    Zeitreihen 1951 bis 2015, mit (graue Linie) und ohne (rote Linie) den Einfluss der wichtigsten
                    Talsperren. Zusätzlich ist die Differenz der Niedrigwasserkennwerte zwischen den beiden
                    Modellvarianten als Balkendiagramm wiedergegeben. Der Grafik ist zu entnehmen, dass der
                    Niedrigwasserabfluss der Elbe am Pegel Dresden deutlich mit bis zu ~30% durch die Talsperren
                    gestützt wird. Von den tschechischen Talsperren sind nur die größten berücksichtigt, so dass die
                    tatsächliche Stützung des NW-Abflusse noch stärker ausfallen dürfte. Die Daten stehen für
                    weitere Analysen, z.B. zur Einordnung der aktuellen NW-Periode in den historischen Kontext
                    sowie für Fragen der Attributierung in Hinblick auf den beobachteten Einfluss des Klimawandels
                    zur Verfügung................................................................................................................................67
                    Abbildung 30: Niedrigwasser am Mittelrhein (15. September 2018). Foto: Enno Nilson, BfG ....70
                    Abbildung 31: Beispielkarte aus der hydrologischen Klimafolgenanalyse der BfG. Dargestellt ist
                    ein Indikator für hydrologische Trockenheit der größeren Flüsse Deutschlands, d.h. die erwarteten
                    Änderungen des Niedrigwasserkennwertes MNM7Q (mittleres kleinstes 7- Tagesmittel eines
                    Wasserhaushaltsjahres) für die ferne Zukunft (2071-2100) gegenüber der Bezugsperiode 1971-
                    2000 bei Annahme eines hohen Emissionsszenarios/-pfades (RCP 8.5, geringer Erfolg von
                    Klimaschutzmaßnahmen). Ausgewählt wurde hier die ungünstigste Schätzung mit Bezug auf die
                    Niedrigwasserentwicklung, d.h. das 15% Perzentil des aktuell verfügbaren Klima- und
                    Abflussprojektionsensembles. .......................................................................................................72
                    Abbildung 32: Portal WasserBLIcK. .............................................................................................74
                    Abbildung 33: Startseite der Web-Präsentation „Wasser-DE“. .....................................................75
                    Abbildung 34: Internationales Zentrum für Wasserressourcen und Globalen Wandel (ICWRGC).
                    .......................................................................................................................................................77
                    Abbildung 35: Startseite des GEMStat Portals. .............................................................................82
                    Abbildung 36: Überflutung des Autobahnkreuzes A3/A92 bei Deggendorf während des
                    Hochwassers im Juni 2013 an der Donau (Quelle: BfG). ..............................................................87
                    Abbildung 37: Beispielhafter Auszug der Web-Anwendung „eNHWSP“ (Quelle: BfG) .............89
                    Abbildung 38: Reinigen des Schwebstoffsammlers in Rehlingen .................................................91
                    Abbildung 39: Die Schwebstoffprobe in den Fangschalen ............................................................92

Seite 6
2020/2021 BERATUNGS- UND F&E-LEISTUNGEN DER BFG FÜR DAS BMU - BUNDESANSTALT FÜR ...
Bundesanstalt für
                                                                                                                                                       Gewässerkunde

                                                                                                                                                       Beratungs- und
                                                                                                                                                       F&E-Leistungen
                                                                                                                                                       der BfG für das
                                                                                                                                                       BMU
                                                                                                                                                       2020/2021

Tabelle 1: Konzentrationen weiterer neuartiger Schadstoffe in Sedimenten des Rheins und seiner
Zuflüsse .........................................................................................................................................25

                                                                                                                                                               Seite 7
2020/2021 BERATUNGS- UND F&E-LEISTUNGEN DER BFG FÜR DAS BMU - BUNDESANSTALT FÜR ...
Bundesanstalt für
Gewässerkunde

Beratungs- und
F&E-Leistungen
der BfG für das
BMU
2020/2021

Seite 8
2020/2021 BERATUNGS- UND F&E-LEISTUNGEN DER BFG FÜR DAS BMU - BUNDESANSTALT FÜR ...
Bundesanstalt für
                                                                                                        Gewässerkunde

                                                                                                        Beratungs- und
                                                                                                        F&E-Leistungen
                                                                                                        der BfG für das

Vorwort des BMU                                                                                         BMU
                                                                                                        2020/2021

Dr. Regina Dube, BMU, Leiterin Abt. Wasserwirtschaft, Ressourcenschutz und Anpassung an den Klimawan-
del

Der Schutz der Gewässer im Sinne der europäischen Wasserrahmenrichtlinie hat
in den beiden letzten Jahrzehnten auch an den Bundeswasserstraßen immer grö-
ßere Bedeutung erlangt. Das hat den Beratungsbedarf der Bundeswasserstraßen-
verwaltung insbesondere hinsichtlich der ökologischen Aspekte deutlich erhöht,
zumal der Bundeswasserstraßenverwaltung unmittelbare, eigene gesetzliche Zu-
ständigkeiten bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie zugewachsen sind.
Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) als eine der Ressortforschungsein-
richtungen im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr und digi-
tale Infrastruktur (BMVI) hat sich über Jahre eine unbestrittene Expertise bei der
Bearbeitung wasserwirtschaftlicher Fragestellungen von der Ermittlung und Be-
wertung stofflicher Belastungen über die Entwicklung biologischer Bewertungs-
verfahren für den Gewässerzustand bis zur Prüfung alternativer wasserbaulicher
Lösungen im Hinblick auf ihre ökologischen Auswirkungen erarbeitet.

Diese Ausrichtung der BfG hat sicher auch mit der langjährigen fruchtbaren Zu-
sammenarbeit mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukle-
are Sicherheit (BMU) zu tun. Ausgangspunkt und ursprünglicher Anlass für diese
Zusammenarbeit waren Verpflichtungen, die die Bundesrepublik Deutschland im
Rahmen der Überwachungsprogramme der Internationalen Kommissionen zum
Schutz des Rheins sowie zum Schutze von Mosel und Saar, später dann auch für
die entsprechenden Kommissionen für die Elbe und die Oder eingegangen war.
Hier hat die BfG wichtige Aufgaben im Auftrag des Bundesumweltministeriums
bei der Zusammenführung, Auswertung und Bewertung von Messdaten über-
nommen.

Mit Inkrafttreten der Wasserrahmenrichtlinie hat sich das Spektrum der von der
BfG für das BMU wahrgenommenen Aufgaben stetig erweitert. Dies umfasst un-
ter anderem die wichtige Schnittstellenfunktion bei der elektronischen Berichter-
stattung an die Europäische Kommission und die Europäische Umweltagentur,

                                                                                                                Seite 9
2020/2021 BERATUNGS- UND F&E-LEISTUNGEN DER BFG FÜR DAS BMU - BUNDESANSTALT FÜR ...
Bundesanstalt für
Gewässerkunde

Beratungs- und
F&E-Leistungen
der BfG für das
BMU                 welche auch die elektronische Berichterstattung zur EU-Meeresstrategie-Rah-
2020/2021
                    menrichtlinie einschließt. Auch neue Aufgaben im internationalen Kontext, etwa
                    der Betrieb des Datenzentrums für das Global Environmental Monitoring System
                    Water von UN Environment sind dazugekommen. Eine wichtige Erweiterung
                    war die aus einem Forschungsprojekt übernommene Aufgabe der Nachweisfüh-
                    rung der überregionalen Wirksamkeit der Maßnahmen des Nationalen Hochwas-
                    serschutzprogramms (NHWSP), die nun als Teil des neuen kontinuierlichen Be-
                    ratungs- und Modellierungsdienstes NHWSP/eNHWSP fortgesetzt wird. Mit
                    dem Jahr 2020 kommen mit der Beprobung von Schwebstoffen und deren Aus-
                    wertung für die Umweltprobenbank des Bundes ein weiterer Schwerpunkt hinzu.
                    Im Jahr 2021 soll mit dem schrittweisen Aufbau einer Berichtsplattform Niedrig-
                    wasser begonnen werden.

                    Die BfG ist heute nach dem Umweltbundesamt, mit dem sie eng zusammenar-
                    beitet, die wichtigste wissenschaftliche Beratungseinrichtung des Bundes für das
                    BMU im Bereich der Gewässerbewirtschaftung. Es war daher nur konsequent,
                    die Zusammenarbeit zwischen dem BMU und der BfG auf eine neue zukunftssi-
                    chere Grundlage zu stellen, was mit der Verwaltungsvereinbarung zwischen dem
                    BMU und dem BMVI über die Erbringung von Leistungen durch die Bundesan-
                    stalt für Gewässerkunde (BfG) zur Unterstützung des BMU bei dessen Aufga-
                    benwahrnehmung im Bereich der Wasserwirtschaft sowie zur grenzüberschrei-
                    tenden und internationalen Wasserkooperation vom Juni 2017 gelungen ist.

                    Der vorliegende Bericht für das Jahr 2020 gibt einen Überblick über die vielfach
                    hochinteressanten Ergebnisse sowie einen Ausblick auf das abgestimmte Maß-
                    nahmenprogramm der BfG zur Unterstützung des Bundesumweltministeriums
                    für die beiden kommenden Jahre. Ich wünsche mir, dass diese neue Form der
                    Darstellung der Leistungen des Maßnahmenprogramms viele interessierte Leser
                    findet.

                    Dr. Regina Dube

                    Dr. Regina Dube (BMU)

                    Leiterin der Abteilung Wasserwirtschaft, Ressourcenschutz und Anpassung an
                    den Klimawandel
                    Tel.:     +49 (0)228/99305-2500
                    Email: regina.dube@bmu.bund.de

Seite 10
Bundesanstalt für
                                                                                                             Gewässerkunde

                                                                                                             Beratungs- und
                                                                                                             F&E-Leistungen
                                                                                                             der BfG für das

Vorwort der BfG                                                                                              BMU
                                                                                                             2020/2021

Dr. Birgit Esser, Leiterin der BfG und Prof. Dr. Thomas Ternes, Abteilungsleiter G, Forschungsbeauftragter

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) ist eine Bundeseinrichtung mit For-
schungs- und Entwicklungsaufgaben im Geschäftsbereich des Bundesministeri-
ums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) mit ressortübergreifendem
Auftrag. Unsere wissenschaftliche Arbeit und angewandte Forschung leisten wir
in den Bereichen Hydrologie, Gewässernutzung, Gewässerbeschaffenheit, Öko-
logie, Gewässerchemie und Gewässerschutz. Dabei erstreckt sich unser Tätig-
keitsfeld vorrangig auf die schiffbaren Flüsse, Kanäle und Küstengewässer, die
Bundeswasserstraßen sind. Zusätzlich stehen sämtliche Eintragspfade, die zu Ge-
wässerbelastungen führen können, im Fokus unserer Studien für das Bundesmi-
nisterium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). Hierzu ge-
hören sowohl die Zuflüsse der Fließgewässer als auch die diffusen Einträge aus
der Landwirtschaft und die punktuellen Einträge aus den Siedlungsbereichen.
Auf europäischer Ebene und global sind wir in grundlegende Forschungs- und
Entwicklungsprojekte und -programme integriert. Zudem übernehmen wir viel-
fach die Vertretung des Bundes in internationalen Gremien auf Flussgebiets-,
EU- und globaler Ebene.

Die interministerielle Ausrichtung der BfG ist bereits seit Jahrzehnten Grundlage
unserer Tätigkeiten. Im Jahr 1973 wurde diese noch mit einer interministeriellen
Vereinbarung verfestigt. Die Unterzeichnung erfolgte damals durch neun Bun-
desressorts, u.a. durch das BMI, als Vorläuferministerium für den Aufgabenbe-
reich des BMU. Das Mandat der BfG, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse
auf breiter Ebene für die Bundesressorts bereitzustellen, hat daher eine sehr lange
Tradition. Neben dem BMVI spielt dabei das BMU die größte Rolle als Auftrag-
geber. Zahlreiche Beschäftigte der BfG setzen sich mit hohem Engagement tag
täglich, sowohl beratend als auch forschend, mit wasserwirtschaftlichen Themen-
stellungen des BMU auseinander.

Auch zukünftig werden wir mit unserer Expertise innovative Themen der Was-
serwirtschaft initiieren und mitgestalten. Wir bedanken uns bei den Kolleginnen

                                                                                                                    Seite 11
Bundesanstalt für
Gewässerkunde

Beratungs- und
F&E-Leistungen
der BfG für das
BMU                 und Kollegen des BMU für die jahrelange gute Zusammenarbeit und laden Sie
2020/2021
                    als interessierten Leser ein, sich die 2020 erzielten Untersuchungsergebnisse an-
                    zuschauen.
                    Wir sind gespannt auf Ihre Rückmeldungen und auf den fachlichen Austausch.

                    Dr. Birgit Esser, Prof. Dr. Thomas Ternes

                    Dr. Birgit Esser (BfG)

                    Leiterin der Bundesanstalt für Gewässerkunde
                    Tel.:     +49 (0)261 1306 5300
                    Email: esser@bafg.de

                    Prof. Dr. Thomas Ternes (BfG)

                    Leiter Abteilung Qualitative Gewässerkunde, Forschungsbeauftragter
                    Tel.:    +49 (0)261 1306 5560
                    Email: ternes@bafg.de

Seite 12
Bundesanstalt für
                                                                                   Gewässerkunde

                                                                                   Beratungs- und
                                                                                   F&E-Leistungen
                                                                                   der BfG für das

Ziele des Messprogramms Gewässergüte                                               BMU
                                                                                   2020/2021

Messprogramm zur Ü berwachung der Gewa ssergu te
deutscher und grenzu berschreitender Flussgebiete sowie
von Ku stengewa ssern

Die Erkenntnisse des BMU-Messprogramms dienen der wissenschaftlichen Be-
ratung des BMU zu Fachthemen der deutschen, europäischen und internationalen
Gewässerpolitik. Insbesondere wird das BMU bei seinen Aufgaben auf nationa-
ler/internationaler Flussgebietsebene unterstützt. Den Rahmen bilden hierbei die
europäischen und nationalen Strategien und Vorgaben im Wasser- und Umwelt-
bereich, wie beispielsweise die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), die Mee-
resstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) oder die Agenda 2030.

Das BMU-Messprogramm der BfG ist primär auf folgende Ziele ausgerichtet:

    •   Ein besseres Verständnis über den Einfluss des Klimawandels und die
        dabei verursachten Extremereignisse auf Wasserhaushalt und Gewässer-
        qualität grenzüberschreitender Flussgebiete hilft, angemessene Maßnah-
        men zur Linderung der negativen Auswirkungen rechtzeitig zu initiieren.
        Beispielsweise wird für Deutschland die Qualität von Abfluss- und Was-
        serbilanzen sowie von Wasserstands- und Abflussvorhersagen kontinu-
        ierlich verbessert, um Bewohner, Behörden und die Wasserwirtschaft auf
        die zu erwartenden Herausforderungen vorzubereiten

    •   Das Verständnis zu Vorkommen, Verhalten und Wirkung anthropogener
        Schadstoffe in grenzüberschreitenden Flüssen, Übergangs- und Küsten-
        gewässern wird kontinuierlich und systematisch verbessert. Dies erlaubt
        es, effizientere Konzepte zur Reduzierung der Gewässerbelastungen
        durch diffuse und Punktquellen aufzustellen, um unsere Gewässer,
        Grundwässer und Trinkwässer vor Belastungen durch anthropogene
        Stoffe zu schützen

    •   Das Verständnis der komplexen Wirkungen von Gewässer- und Auen-
        strukturen, Abflussregimen und Gewässergüte auf die langfristige Ent-
        wicklung der Artenvielfalt und der Biozönosen wird, auch unter Berück-
        sichtigung von Extremereignissen und Klimawandel, fortlaufend verbes-
        sert und vertieft. Über 90 % der Fließgewässer in Deutschland und ca. 50
        % der europäischen Fließgewässer erreichen den guten ökologischen Zu-
        stand (das wasserwirtschaftliche Ziel der EU-Wasserrahmenrichtlinie)

                                                                                          Seite 13
Bundesanstalt für
Gewässerkunde

Beratungs- und
F&E-Leistungen
der BfG für das
BMU                        nicht. Daher ist es zwingend erforderlich, die Gründe für die Beeinträch-
2020/2021
                           tigung der Biodiversität der Fließgewässer aufzuklären, um angemessene
                           Maßnahmen einleiten zu können.

                    Neue Schwerpunkte

                       •   Die Umweltprobenbank des Bundes (Federführung UBA) ist als standar-
                           disiertes Archiv mit Proben von Schwebstoffen und Biota für die Gewäs-
                           serüberwachung von unschätzbarem Wert. Hierdurch kann retrospektiv
                           die Belastung der Gewässer auch für neu identifizierte Schadstoffe der
                           zurückliegenden Jahre ermittelt und zudem der Erfolg von Maßnahmen
                           über Jahrzehnte verifiziert werden. Die BfG unterstützt daher das BMU
                           bei der Beprobung von Schwebstoffen an Rhein, Elbe, Donau und Ne-
                           benflüssen. Diese Proben können dann im Rahmen des Messprogrammes
                           auf neuartige Schadstoffe analysiert werden. Hierfür entwickelt die BfG
                           neuartige Ansätze für routinemäßige und gewässerübergreifende Non-
                           Target Screening Messungen.

Seite 14
Bundesanstalt für
                                                                                   Gewässerkunde

                                                                                   Beratungs- und
                                                                                   F&E-Leistungen
                                                                                   der BfG für das

101 Messstationen zur Gewässergüte                                                 BMU
                                                                                   2020/2021

Abbildung 1: Messponton der BfG am Rhein in Koblenz.

Die Erfassung des Gewa sserzustandes mit ada quater zeit-
licher Auflo sung, ist die Voraussetzung fu r die Bestim-
mung von Ürsache-Wirkungs-Zusammenha ngen, um dar-
aus Maßnahmen zur Verbesserung des Gewa sserzustan-
des abzuleiten.

Die analytische Forschung ist die Basis für das gewässerchemische Online-Mo-
nitoring. Gewässeranalytische Fragestellungen und das Monitoring zur Wasser-
beschaffenheit werden im Projekt zusammengeführt. Die Grundlage stellt der Be-
trieb der beiden Messstationen Koblenz/Rhein und Koblenz/Mosel dar. In der
Station Koblenz/Rhein wurde zusätzlich die Forschungsplattform „Messstation
der Zukunft“ errichtet, wo im Parallelbetrieb neue automatisierte Probenahme-
techniken und Sensoren getestet werden können. Darüber hinaus bestehen bun-
desweit Kooperationen mit Landesbehörden für qualitative Fragestellungen.

Veranlassung
Die durchgeführten Arbeiten liefern Beiträge
    • Zur Verfügbarkeit und Anwendung neuer messtechnischer Entwicklun-
       gen unter realen Bedingungen. Hier liegt ein Fokus auf der Verbesserung
       der Vergleichbarkeit der in der Fläche erhobenen Daten. Dies gilt für On-
       line- und Laborverfahren.
    • Zum Ausbau der eingesetzten Messverfahren (Verringerung der Ausfall-
       zeiten, Erweiterung des Spektrums, Verlängerung der Wartungsinter-
       valle).
    • Zur Etablierung neuer Messstrategien unter Anwendung automatisierter
       oder teil-automatisierter Systeme.

                                                                                          Seite 15
Bundesanstalt für
Gewässerkunde

Beratungs- und
F&E-Leistungen
der BfG für das
BMU
2020/2021

                    Abbildung 2: Beispiel für Foulingeffekte in durchströmten Bereichen einer Messstation an der Saar

                    Mittelfristige strategische Ziele:

                         •    Verbesserung der Repräsentativität der erhobenen Daten
                         •    Verbesserung der Richtigkeit und Präzision der Messwerte
                         •    Nutzung und Entwicklung des vorhandenen Messnetzes
                         •    Erweiterung der Zusammenarbeit mit den Bundesländern auf den Gebie-
                              ten automatisierter Messstationen und dem Datenaustausch
                         •    Überführen von offline-Konzepten in online-Verfahren
                         •    Forschung und Entwicklung im Bereich Monitoring

                    Ergebnisse
                         •    Betrieb und Weiterentwicklung der Messstationen Ko/Rh und Ko/Mo für
                              nationale und internationale Messprogramme sowie für die Überblicks-
                              überwachung im Rahmen der EU-WRRL
                         •    Unterstützung der Messaktivitäten verschiedener Bundesländer, z.B.
                              durch das Vervollständigen von Datensätzen.
                         •    Probenahme und Datenerhebung für verschiedene Schadstoffe im Rah-
                              men des Rheinmessprogrammes Chemie der Internationalen Kommis-
                              sion zum Schutz des Rheins (IKSR)
                         •    Durchführung eines Sondermessprogrammes für neue organische Mikro-
                              verunreinigungen im Rhein und Abstimmung mit den Expertengruppen
                              „Analytik“ und „Monitoring“ der IKSR
                         •    Erarbeiten von robusten Verfahren zur Multielementanalytik
                         •    Verbesserung der online Datenkommunikation im Messnetz
                         •    Automatisierte Beprobung der Sediment-/Wasser-Grenzschicht zur Be-
                              stimmung von Metallen, Metalloiden und Nährstoffen im (Poren-) Was-
                              ser
                         •    Aufbau einer experimentellen Gewässermonitoringplattform
                         •    Qualitativer Vergleich unterschiedlicher Schwebstoffsammler, Erarbei-
                              tung eines Vorschlags zur besten Praxis

Seite 16
Bundesanstalt für
                                                                                 Gewässerkunde

                                                                                 Beratungs- und
                                                                                 F&E-Leistungen
                                                                                 der BfG für das
Ausblick auf die nächsten Jahre                                                  BMU
                                                                                 2020/2021

   •   Fortführen laufender Aktivitäten (siehe oben)
   •   Konkrete Abstimmung zu Datenhaltungs- und Datenweitergabe-Kon-
       zepten mit den beteiligten Bundesländern
   •   Weiterentwicklung von Konzepten zur zeitnahen Gewässercharakterisie-
       rung
   •   Erhebung, Bearbeitung und Bereitstellung der Daten für Koblenz/Mosel
       und Koblenz/Rhein

Verwertung der Ergebnisse
Neben dem BMU wird intensiv mit den Internationalen Kommissionen zum
Schutz des Rheins, der Elbe und von Mosel und Saar (IKSR, der IKSE, IKSMS)
sowie mit verschiedenen Bundesländern kooperiert. Eine enge Zusammenarbeit
besteht zusätzlich mit den Projekten „Weitergehende Bewertung von Gewässer-
gütedaten“ und „Organische Schadstoffe“. Zu Prognosezwecken wurde einigen
Behörden der direkte Zugriff auf die aktuellen Daten des Rheins ermöglicht, so
auch an der Station Regensburg, wo G4 am Alarmplan Donau beteiligt ist:
https://www.br.de/mediathek/video/gefahr-niedrigwasser-der-alarmplan-donau-
will-vorsorgen-av:5f0a436d383049001b3a0d60.

Dr. Alexander Zavarsky

Referat G4 Radiologie und Gewässermonitoring
Tel.     +49 (0)261 1306 5934
Fax.    +49 (0)261 1306-5280
E-Mail: zavarsky@bafg.de

                                                                                        Seite 17
Bundesanstalt für
Gewässerkunde

Beratungs- und
F&E-Leistungen
der BfG für das
BMU
2020/2021           102 Weitergehende Bewertung von Gewäs-
                    sergütedaten

                    Abbildung 3: Internetauftritt, Zahlentafeln der IKSR.

                    Analyse, Datentransport, Auswertung und Bewertung von
                    Wasserbeschaffenheitskenngro ßen sind die Vorausset-
                    zung fu r die erfolgreiche langfristige Ümsetzung von Mo-
                    nitoringprogrammen und den abzuleitenden Maßnah-
                    men.

                    Das Projekt befasst sich, neben Routineleistungen, mit der Weiterentwicklung
                    gewässerchemischer Auswerte-, Datentransport-, Datenhaltungs- und Bereitstel-
                    lungsmethoden. Das Projekt ist eng mit „Messstationen, BMU-Maßnahme 101“,
                    den beteiligten Schutzkommissionen sowie den Fließgewässergemeinschaften
                    verknüpft.

                    Veranlassung
                    Analytik, Darstellung, Bereitstellung und Interpretation stofflicher Gewässerbe-
                    lastungen sowie die Bewertung der Folgen der wasserwirtschaftlichen Rahmen-
                    gesetzgebung unterliegen kontinuierlichen technischen und politischen Verände-
                    rungen. Die Vergleichbarkeit langjähriger Daten zu ermöglichen, ist eine große
                    Herausforderung. Daher ist es notwendig (u. a. für die Bearbeitung von Messpro-
                    grammen) fortwährend das wissenschaftlich Machbare mit dem gesetzgeberisch
                    Notwendigen zu verbinden. Bei Extremereignissen wird der Bedarf an zeitnaher
                    Beantwortung gesellschaftsrelevanter Fragen besonders deutlich. Als Routine-
                    leistung wird durch das Projekt unter anderem die Datenbank für das IKSR
                    Rheinmessprogramm „Chemie“ sowie die Plattform Undine vorgehalten und für
                    die Berichte ausgewertet.

                    Ziele
                         •     Erweiterung der Datenbasis Fließgewässerprogramme Chemie

Seite 18
Bundesanstalt für
                                                                                 Gewässerkunde

                                                                                 Beratungs- und
                                                                                 F&E-Leistungen
                                                                                 der BfG für das
  •   Anpassung der Maßnahmenschwerpunkte an aktuelle Fragestellungen            BMU
                                                                                 2020/2021
      aus BMU, UBA, Flussgebietsgemeinschaften (FGGen), internationalen
      Flussgebietskommissionen und der LAWA
  •   Konsolidierung und Erweiterung der fachlichen Basis durch Bearbeitung
      von thematisch verwandten Projekten des UBAs
  •   Erarbeiten, testen und implementieren von Konzepten zur zeitgemäßen
      Verarbeitung und Bereitstellung von Daten
  •   Erarbeiten von Konzepten zur Aufnahme, Verarbeitung und Bewertung
      von Online-/Atline-Daten in annähernder Echtzeit

Ergebnisse
  •   Vorarbeiten für den Bericht zur Bewertung und Entwicklung der Rhein-
      wasserqualität 2017 - 2018: Die Daten für das Jahr 2017 und 2018 wer-
      den zusammengestellt.
  •   Lieferung von Daten der Messstationen Koblenz/Rhein und -Mosel für
      Rheinland-Pfalz an das UBA ( 2019 sowie 2020) und die IKSMS sowie
      die Koordinierung/Durchführung von Probenahmen und von Laborarbei-
      ten.
  •   Weiterentwicklung der Informationsplattform Undine: Das vorhandene
      Informationsangebot wurde 2017 umfassend überarbeitet und präsentiert
      sich seither in neuem Layout. 2019/2020 erfolgten folgende Ergänzun-
      gen:
           o Ausbau der Darstellung des hydrologischen Niedrigwassermonito-
               rings der IKSR für den Rhein
           o Englischsprachige Internetseiten.für die oberste Navigationsebene
  •   Messprogramm Extremereignisse (Elbe): Die Wasserbeschaffenheit bei
      extremen Hoch- und Niedrigwasserereignissen der Elbe wird im Zusam-
      menhang mit dem Abflussgeschehen dokumentiert und analysiert. Im
      Rahmen der FGG Elbe erfolgt die Koordination des „Messprogramms
      für hydrologische Extremereignisse an der Elbe“. Dieses kam auch bei
      den extremen Niedrigwasserereignissen im Sommer/Herbst 2018 sowie
      im Sommer/Herbst 2019 zum Einsatz. Ergebnisse des Messprogramms
      sind von der Informationsplattform Undine abrufbar.
  •   Zusammenarbeit mit ICWRGC auf Datenbankebene bezüglich der Ge-
      wässergütedaten des Rheins.

                                                                                        Seite 19
Bundesanstalt für
Gewässerkunde

Beratungs- und
F&E-Leistungen
der BfG für das
BMU
2020/2021

                    Abbildung 4: Internetauftritt, Informationsplattform Undine.

                    Ausblick auf die nächsten Jahre
                         •     Weiterentwicklung der Zahlentafeln
                         •     Weitere Vorschläge zur konzeptionellen Anpassung des Rheinmesspro-
                               grammes
                         •     Einführung des neuen Datenbankkonzeptes zum besseren (inter-)natio-
                               nalen Datenaustausch
                         •     Untersuchungen zum langjährigen Trend von Schadstoffkonzentrationen
                         •     Technische und inhaltliche Aktualisierung der Internetpräsentation "In-
                               formationsplattform Undine"
                         •     Erhebung, Bearbeitung und Bereitstellung der Monitoringdaten

                    Verwertung der Ergebnisse
                    BMU, UBA, internationale Flussgebietskommissionen, Flussgebietsgemein-
                    schaften sowie die Landesumweltämter sind Nutzer der Leistungen. Die online
                    Zahlentafeln der IKSR werden von der (Fach)Öffentlichkeit genutzt. Undine gibt
                    allen Interessierten einen Überblick über qualitative und quantitative hydrologi-
                    sche Aspekte zu Extremereignissen in den Flussgebieten Elbe, Oder, Rhein, We-
                    ser, Donau und Ems und setzt diese in den historischen Kontext.

Seite 20
Bundesanstalt für
                                               Gewässerkunde

                                               Beratungs- und
                                               F&E-Leistungen
                                               der BfG für das
                                               BMU
                                               2020/2021

Dr. Lars Düster

Referat G4 Radiologie und Gewässermonitoring
Tel.     +49 (0)261 1306 5275
Fax.    +49 (0)261 1306-5280
E-Mail: duester@bafg.de

                                                      Seite 21
Bundesanstalt für
Gewässerkunde

Beratungs- und
F&E-Leistungen
der BfG für das
BMU
2020/2021           103 Organische Schadstoffe

                    Abbildung 5: Deutsches Eck bei Koblenz.

                    Aktuelle Üntersuchungen zur Belastung von Schwebstof-
                    fen und Sedimenten mit organischen Schadstoffen in
                    grenzu berschreitenden Gewa ssern

                    Das Projekt „Organische Schadstoffe“ erarbeitet die Grundlagen zur Bewertung
                    des Verhaltens und des Vorkommens von Schadstoffen in Gewässern. Schwer-
                    punktmäßig wird das Verhalten der Schadstoffe in Bezug auf Sorption und Abbau
                    in Wasser-Sediment-Systemen aufgeklärt. Mit Hilfe eines derartigen Prozessver-
                    ständnisses kann der Verbleib ausgewählter Stoffe (Abbau, Sorption, Transport
                    etc.) abgeschätzt werden. Zudem werden seit einigen Jahren mit Hilfe von soge-
                    nannten Nontarget-Verfahren auch verstärkt bisher als Gewässerkontaminanten
                    unbekannte Stoffe identifiziert und hinsichtlich ihres Vorkommens und Umwelt-
                    verhaltens untersucht.

                    Veranlassung
                    Die Belastung oberirdischer Gewässer mit verschiedensten Umweltchemikalien
                    wird jetzt und in Zukunft weitgehend nach den Vorgaben der Wasserrahmen-
                    richtlinie (WRRL) beurteilt. Neben diesen Schadstoffen werden zunehmend neue
                    Schadstoffe wie Pharmaka oder perfluorierte Verbindungen in Fließgewässern,
                    Grundwasser und Trinkwasser detektiert. In der Europäischen Union sind mehr
                    als 100 000 verschiedene Chemikalien registriert, von denen 30 000 bis 70 000
                    im täglichen Gebrauch sind (EINECS). Die überwiegende Anzahl der in Fließge-
                    wässern nachweisbaren organischen Schadstoffe wird über den Ablauf kommu-
                    naler Kläranlagen eingetragen. Aufgrund der Vielzahl an Stoffen befinden sich
                    darunter auch viele Substanzen, deren Quelle und Umweltverhalten bisher noch
                    weitgehend unbekannt sind.

Seite 22
Bundesanstalt für
                                                                                    Gewässerkunde

                                                                                    Beratungs- und
                                                                                    F&E-Leistungen
                                                                                    der BfG für das
Ziele                                                                               BMU
                                                                                    2020/2021

    •   Bedeutung der Kläranlagen für den Eintrag prioritärer Stoffe in deutsche
        Fließgewässer (Untersuchung von wässriger Phase und Schwebstoff)
    •   Optimierung/Entwicklung biologischer Kläranlagenverfahren zum Ab-
        bau organischer Schadstoffe
    •   Identifizierung, Nachweis und Verhalten „neuartiger Schadstoffe“ in
        deutschen Fließgewässern
    •   Erarbeitung von Konzepten zur Minimierung der Fließgewässerbelastun-
        gen
    •   Untersuchung der Relevanz von Transformationsprodukten und deren
        Beitrag zur Gesamtstoffbelastung in deutschen Fließgewässern

Ergebnisse
Vorkommen von neuartigen Schadstoffen in Sedimenten aus dem Längsver-
lauf des Rheins

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) werden in einem weiten An-
wendungsbereich wegen ihrer wasser- und gleichzeitig fettabweisenden Eigen-
schaften eingesetzt und zählen zu den neuartigen Schadstoffen. Erste positive Be-
funde in der Umwelt, die primär auf Untersuchungen in Nordamerika basierten
führten bereits 2003 dazu, dass sie in die OSPAR Liste der Chemikalien für Pri-
ority Action aufgenommen wurden [4, 5]. Natürlichen Quellen existieren für
PFAS praktisch nicht. Das Vorkommen dieser Stoffe in der Umwelt kann daher
auf anthropogene Einträge zurückgeführt werden.

PFAS gelangen, wie zahlreiche andere neuartige Schadstoffe (z. B. Arzneimittel,
Biozide und Industriechemikalien) u. a. über kommunale und industrielle Abwäs-
ser in die Gewässer.
Jedoch liegen kaum übergreifende Daten zur Belastung der Sedimente über den
Rheinverlauf und in seinen Zuflüssen mit diesen Stoffen vor. Die Konzentratio-
nen in den Sedimenten sind hierbei insbesondere von Relevanz, da die Sedimente
einerseits zwar als Senke fungieren, jedoch in der Folge Sekundärquellen darstel-
len, u.a. von bereits verbotenen Substanzen (z. B. PFOS).
Sedimentgebundene Schadstoffe unterliegen in Fließgewässern Transport- und
Freisetzungsprozessen und beeinflussen so die Einhaltung von Umweltqualitäts-
normen regulierter Stoffe in der Gesamtwasserphase und in Biota.

In einer Studie wurden daher Sedimente aus dem Rheinverlauf und einiger Zu-
flüsse auf PFAS und andere neuartige Schadstoffe, wie Arzneimittel, Biozide und
Industriechemikalien, untersucht.

Die PFAS-Messungen umfassten die Bestimmung der 39 Einzelverbindungen
ohne und mit einer oxidativen Probenbehandlung mit dem TOP-Assay. Damit

                                                                                           Seite 23
Bundesanstalt für
Gewässerkunde

Beratungs- und
F&E-Leistungen
der BfG für das
BMU                 wurden einerseits die Konzentrationen der 39 Einzelsubstanzen im Sediment be-
2020/2021
                    stimmt und andererseits die Gesamtmenge der zu linearen Perfluoralkansäuren
                    oxidierbaren PFAS bestimmt.

                    PFOS war von allen PFAS die Verbindung, die in den Sedimenten in den höchs-
                    ten Konzentrationen gefunden wurde (Abbildung 6). Dessen Maximal- bzw. Me-
                    diankonzentration lag bei 4,3 bzw. 0,7 µg/kg TS (jeweils ohne TOP-Assay). Da
                    PFOS in der EU bereits seit 2010 einem Anwendungsverbot unterliegt und PFOS
                    kaum durch oxidative Prozesse aus anderen PFAS gebildet wird, verdeutlicht dies
                    die ausgeprägte Persistenz dieses Stoffes.
                    Dagegen lagen die Konzentrationen der perfluorierten Carbonsäuren in den Se-
                    dimenten erheblich niedriger im Bereich der Bestimmungsgrenze von 0,1 µg/kg
                    Trockensubstanz (TS). Andere Verbindungen wie 6:2 FtS, 8:2 FtS, FOSA, N-Et-
                    FOSAA oder 6:2-diPAP wurden nur in einzelnen Proben oberhalb der Bestim-
                    mungsgrenze detektiert. Für die Summenkonzentration der einzelnen PFAS ober-
                    halb der Bestimmungsgrenze wurde ein Maximum von 9,1 µg/kg TS und ein Me-
                    dianwert von 1,0 µg/kg TS bestimmt.

                    Ein Vergleich der PFAS Konzentrationen oberhalb der Bestimmungsgrenze ohne
                    TOP-Assay (pre-TA) und mit TOP Assay (post-TA) zeigte, dass die Konzentra-
                    tionssumme aller bestimmten PFAS nach dem TOP-Assay, bis zu Faktor 15 hö-
                    her war, als im unbehandelten Sediment. So wurde für die Summenkonzentration
                    der einzelnen PFAS oberhalb der Bestimmungsgrenze nach dem TOP-Assay ein
                    Maximum von 22 µg/kg TS und ein Medianwert von 3,9 µg/kg TS bestimmt. Es
                    ist somit davon auszugehen, dass in den Sedimenten noch eine Vielzahl bisher
                    unbekannter fluorierter Substanzen aus der Gruppe der PFAS partikelgebunden
                    vorliegen. Damit wird deutlich, dass eine PFAS-Einzelkomponentenanalytik
                    zwar wichtige Informationen liefert, jedoch für die Bewertung der PFAS Gesamt-
                    belastung des Sediments durch andere Verfahren, wie den TOP-Assay ergänzt
                    werden muss.

                    Von den darüber hinaus untersuchten 115 neuartigen Schadstoffen wurden für 17
                    Substanzen Konzentrationen > 20 µg/kg TS gefunden, wobei die höchsten Kon-
                    zentrationen für das Bakterizid Triclocarban sowie die Arzneistoffe Telmisartan,
                    Sitagliptin und Diphenhydramin > 100 µg/kg TS lagen (Tabelle 1). Mit Aus-
                    nahme der relativ unpolaren Substanzen Triclosan und Triclocarban ist die hohe
                    Sorptionsaffinität der anderen vergleichsweise polaren Substanzen in Tabelle 1
                    auf ihre positive Ladung und ionische Wechselwirkungen mit der Sedimentmat-
                    rix zurückzuführen.

Seite 24
Bundesanstalt für
                                                                                                          Gewässerkunde

                                                                                                          Beratungs- und
                                                                                                          F&E-Leistungen
                                                                                                          der BfG für das
                                                                                                          BMU
                                                                                                          2020/2021

Abbildung 6: PFAS-Konzentrationen in Rheinsedimenten

                   Substanz                        Konzentration Maxi-               Stoffgruppe
                                                     mum/Median in
                                                        µg/kg TS
               Triclocarban                            > 500 / 4,5                      Biozid
                Telmisartan                             190 / 10                    Arzneimittel
                 Sitagliptin                            160 / 14                    Arzneimittel
             Diphenhydramin                             140 / 13                    Arzneimittel
                Citalopram                               97 / 7,4                   Arzneimittel
  (Methoxymethyl)triphenylphosphonium                    81 / 2,5                Industriechemikalie
       Ethyltriphenylphosphonium                         51 / 5,9                Industriechemikalie
      Methyltriphenylphosphonium                         49 / 3,3                Industriechemikalie
                 Climbazol                               40 / 4,4                   Arzneimittel
          Desmethyl-Citalopram                           37 / 3,5               Arzneimittelmetabolit
                Amisulprid                               34 / 3,7                   Arzneimittel
                  Cetirizin                              32 / 12                    Arzneimittel
                Metoprolol                               30 / 5,0                   Arzneimittel
               Denatonium                                29 / 4,5                    Bitterstoff
               Fexofenadin                               27 / 1,2                   Arzneimittel
                 Triclosan                               22 / 5,7                       Biozid
         O-Desmethyl-Venlafaxin                          22 / 3,0               Arzneimittelmetabolit
Tabelle 1: Konzentrationen weiterer neuartiger Schadstoffe in Sedimenten des Rheins und seiner Zuflüsse

                                                                                                                 Seite 25
Bundesanstalt für
Gewässerkunde

Beratungs- und
F&E-Leistungen
der BfG für das
BMU                 Fazit
2020/2021
                    Die Ergebnisse dokumentieren die ubiquitäre Belastung der Rheinsedimente mit
                    neuartigen Schadstoffen, die hauptsächlich über kommunale und/oder industri-
                    elle Kläranlagen eingetragen werden. Auch polare neuartige Schadstoffe können
                    im Falle einer positiven Ladung vergleichsweise hohe Konzentrationen im Sedi-
                    ment erreichen und sollten zukünftig auch verstärkt hinsichtlich ihrer Mobilisier-
                    barkeit, Bioverfügbarkeit und Bioakkumulation betrachtet werden.

                    Weitere Ergebnisse
                    Im Bereich der Nontarget-Analytik wurden neue Workflows zur Priorisierung
                    von örtlich oder zeitlich spezifisch auftretenden unbekannten Substanzen entwi-
                    ckelt. Dadurch können u. a. diskontinuierliche industrielle Einleitungen aus der
                    Industrie erkannt und die Quellen identifiziert werden.
                    Des Weiteren wurden Abbaustudien durchgeführt, um den Abbaupfad von DDT
                    besser zu verstehen und die Transformationsprodukte in der Umwelt quantifizie-
                    ren zu können. Ergänzend fanden Arbeiten zur Entwicklung analytischer Metho-
                    den für die Bestimmung von chlorierten und bromierten Flammschutzmitteln in
                    Sedimenten und Schwebstoffen statt.

                    Ausblick auf die nächsten Jahre
                        •   Untersuchung der Quellen, des Vorkommens und des Umweltverhaltens
                            neuartiger partikel-gebundener Spurenstoffe wie z. B. neuer Flamm-
                            schutzmittel im Flussverlauf großer deutscher Ströme wie Elbe und
                            Rhein
                        •   Identifizierung neuer Schadstoffe im Rhein, die durch industrielle Einlei-
                            ter diskontinuierlich emittiert werden
                        •   Besseres Verständnis des aeroben und anaeroben Abbauverhaltens von
                            Schadstoffen
                        •   Identifizierung neuer Schadstoffe im Rhein, die durch industrielle Einlei-
                            ter diskontinuierlich emittiert werden
                        •   Aufbau einer „Non-Target-Datenbank“ zur Gewässerüberwachung des
                            Rheins
                        •   Optimierung/Entwicklung biologischer Kläranlagenverfahren zum Ab-
                            bau organischer Schadstoffe
                        •   Kombinierung biologischer und oxidativer Verfahren zum Abbau orga-
                            nischer Schadstoffe in der kommunalen Kläranlage
                        •   Weiterentwicklung des Bewertungsverfahrens für die vierte Reinigungs-
                            stufe
                        •   Bewertung der Reinigungsleistung von Kläranlagen mittels NonTarget-
                            Analytik

Seite 26
Bundesanstalt für
                                                                             Gewässerkunde

                                                                             Beratungs- und
                                                                             F&E-Leistungen
                                                                             der BfG für das
Verwertung der Ergebnisse                                                    BMU
                                                                             2020/2021

Neben dem BMU waren in 2020 die Hauptnutzer dieses Projektes das UBA, aus-
gewählte Länder wie Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sowie
die EU, die DWA und die Wasserchemische Gesellschaft.

Dr. Arne Wick

Referat G2 Gewässerchemie
Tel.         +49 (0)261 1306 5408
Fax.         +49 (0)261 1306-5280
E-Mail:      wick@bafg.de

                                                                                    Seite 27
Bundesanstalt für
Gewässerkunde

Beratungs- und
F&E-Leistungen
der BfG für das
BMU
2020/2021           104 Biodiversität großer Fließgewässer und
                    Auen

                    Abbildung 7: Juveniler Hecht (Esox lucius) – Von der Vernetzung zwischen Fluss und Aue abhängige Fischart.

                    In Flu ssen und Auen lebende Arten sind an zeitlich und
                    ra umlich unterschiedlich starke Storungen angepasst.
                    Doch wie wirkt sich der heutige Zustand des Habitatmo-
                    saiks der Auengewa sser auf die Ausbildung unterschied-
                    licher Lebensgemeinschaften aus?

                    Im Projekt Biodiversität großer Fließgewässer und Auen werden Auswirkungen
                    struktureller und insbesondere hydrologischer Einflüsse auf die Fischgemein-
                    schaft der Elbauengewässer untersucht. Den Schwerpunkt bilden die laterale Ver-
                    netzung der Elbe mit ihren Auengewässern sowie die davon abhängigen Gewäs-
                    serstrukturen.

                    Veranlassung
                    Große Flüsse wurden in Europa und weltweit u.a. zum Schutz vor Hochwasser
                    und für die Sicherstellung der Schifffahrt stark verändert. So wurden Fließgewäs-
                    ser großräumig begradigt und flusstypische Strukturen weitestgehend beseitigt.
                    Zahlreiche in Fluss und Aue lebende Arten sind jedoch im Laufe ihres Lebens
                    auf eine Vielzahl gewässertypischer Strukturen angewiesen, die sie als Nahrungs-
                    , Reproduktions- oder Aufwuchshabitat nutzen. Fische sind phasenweise auf strö-
                    mungsberuhigte und flache Gewässerzonen angewiesen. Solche Strukturen sind
                    heute teilweise nur noch in Auen und ihren Gewässern vorhanden. Durch
                    menschliche Eingriffe werden Auen vielfach erst bei deutlich höheren Wasser-
                    ständen als ursprünglich überflutet bzw. an den Fluss angeschlossen. Die zeitlich
                    versetzte und stark begrenzte hydrologische Vernetzung zwischen dem Fluss und
                    seinen Auengewässern kann die Migration der Fische in und aus den Auenge-
                    wässern einschränken und sich dadurch auf die Zusammensetzung der Artenge-
                    meinschaft (Biodiversität) auswirken.

Seite 28
Bundesanstalt für
                                                                                    Gewässerkunde

                                                                                    Beratungs- und
                                                                                    F&E-Leistungen
                                                                                    der BfG für das
Ziele                                                                               BMU
                                                                                    2020/2021

    •   Analyse der Auswirkungen unterschiedlich stark ausgeprägter lateraler
        Anbindung von Auengewässern auf ihre Artenzusammensetzung, Arten-
        diversität, die biologischen Artmerkmale (Traits) und Lebensstrategien
        der Fischgemeinschaften
    •   Abschätzung und Bewertung möglicher Auswirkungen unterschiedlicher
        hydrologischer Vernetzung zwischen Elbe und Auengewässern auf die
        Entwicklung der Jungfischgemeinschaften
    •   Abschätzung und Bewertung damit in Verbindung stehender möglicher
        Veränderungen der Fischgemeinschaften der Auengewässer und der Elbe
        durch Gewässerrenaturierung

Ergebnisse
Hydromorphologische Prozesse haben entlang der Mittelebe eine Terrassenstruk-
tur in der Elbaue ausgebildet. Die dort liegenden Gewässer werden aufgrund der
verschiedenen topographischen Höhen bei unterschiedlichen Pegelständen lateral
an die Elbe angeschlossen. Anthropogene Strukturen wie Sommerdeiche oder
Dämme innerhalb der Gewässer mit und ohne Rohrdurchlässen, wirken sich
ebenfalls auf die Dauer und Häufigkeit der lateralen Anbindung an die Elbe aus.
Dadurch unterscheiden sich die Gewässer sowohl in Bezug auf die Zeiträume und
Dauer der möglichen Fischmigration, als auch auf die Ausprägung diverser Ge-
wässerstrukturen als Folge hydromorphologischer Prozesse oder anthropogener
Eingriffe wie z.B. der Uferbefestigung.
Die Habitatwahl der Fische erfolgt insbesondere auf Basis ihrer Anpassung an
biotische und abiotische Verhältnisse wie Nahrungsverfügbarkeit, Substrat, Strö-
mung oder Wassertemperatur. Diese Präferenzen können sowohl art- als auch al-
tersspezifisch sein und spielen bei der Wahl der Gewässer und der dort aufge-
suchten Strukturen eine entscheidende Rolle.
Im Rahmen der Maßnahme wurde der Jungfischbestand in Auengewässern Sach-
sen-Anhalts in den Jahren 2017 und 2018 mittels Elektrobefischung erhoben. Die
Anbindungsdauer und-häufigkeit wurde in R (R Core Team, 2020) basierend auf
der Überschreitung von Schwellenwerten zur Sicherstellung der Fischmigration
berechnet (in FLYS, https://geoportal.bafg.de/portal/Start.do). Zusätzlich wurden
die Gewässer nach permanenter und temporärer Anbindung eingeteilt.
Die Änderung der Artenzusammensetzung juveniler Fische zwischen den 22 Ge-
wässern (β-Diversität, Sörensen-Index nach Baselga, 2012) setzt sich zu 59,7%
aus dem Artenwechsel (Turnover) und zu 40,3% aus der Nestedness (das Arten-
spektrum des artenärmeren Gewässers als Teilmenge des Artenspektrums des ar-
tenreicheren Gewässers) zusammen (R package adespatial; Dray et al., 2020).

                                                                                           Seite 29
Bundesanstalt für
Gewässerkunde

Beratungs- und
F&E-Leistungen
der BfG für das
BMU
2020/2021
                              Artenwechsel juveniler Fische in Abhängigkeit                             Artenwechsel juveniler Fische in Abhängigkeit
                                   der mittleren Anbindungshäufigkeit                                    der temporären und permanenten Anbindung

                                                                                                     1.0
                                     zunehmende Anbindungshäufigkeit                                          temporär                       permanent
                           1.0
                                         AESc                                                                      AESc

                                                                                                     0.5
                           0.5

                                                              Raeb                                                               Nbit
                                                                          Hoh                                                       Raeb      Hoh
                                                 Ber                                                                      Ble Haem
                                                                                                                         Ber
                                  AESa          JU                                                          AESa                  AF
                                                        Haem
                                                          Nbit Muehl
                                                                                                                      Nbuch
                                                                                                                        JU

                                                                                                     0.0
                                               Ble            AF                                                     Loep           Muehl
                                            Loep SH
                           0.0

                                                                                                                         SHNrog
                                                                                                                             Dab
                                             Nbuch                                    mf0                                  AED   AEP
                    MDS1

                                                                                              MDS1
                                                    Dab
                                                   Nrog       AEP           Roem                                                             Roem
                                                   AED
                                                                                                                             WS

                                                                                                     -0.5
                           -0.5

                                                       AEJ
                                                       WS
                                                                                                                            AEJ

                                                                                                     -1.0
                           -1.0

                                                                                        KlR                                                              KlR

                                                                                                     -1.5
                           -1.5

                                  -1.0     -0.5         0.0         0.5         1.0     1.5                 -1.0     -0.5     0.0      0.5     1.0       1.5

                                                             dbRDA1                                                               dbRDA1

                    Abbildung 8: RDA Biplots: Verteilung der Gewässer nach dem Artenwechsel juveniler Fische (Simpson Tur-
                    nover nach Baselga, 2012) in Abhängigkeit a) der mittleren Anbindungshäufigkeit (mf0) der Gewässer (Mo-
                    dellgüte: AIC: - 83,51385, p = 0,001) und b) permanenter (blau) und temporärer Anbindung (grün) der Gewässer
                    an die Elbe (AIC: - 83,34535, p = 0,001)

                    Der Einfluss von Umweltvariablen auf den Artenwechsel (Turnover nach Simp-
                    son) wurde mittels einzelner RDAs berechnet (R package vegan; Oksanen et al.,
                    2020). Demnach wird der Artenwechsel juveniler Fische mit 43,64% am besten
                    von der mittleren Anbindungshäufigkeit der Gewässer bis zur Befischungskam-
                    pagne erklärt (Modellgüte AIC: - 83,51385, p = 0,001). Die Einteilung der Ge-
                    wässer nach permanenter und temporärer Anbindung an die Elbe erklärt mit
                    43,21% einen fast gleichgroßen Anteil der Varianz (AIC: - 83,34535, p = 0,001).
                    Zusätzliche Umweltvariablen bezüglich der Landnutzung, der Migrationsdistanz
                    oder des Verbaus von Wasserbausteinen an den Befischungsstrecken zeigen
                    keine signifikanten Einflüsse auf den Artenwechsel an. Lediglich der Anteil von
                    Grünlandflächen pro Einzugsgebiet erklärt 15,21% des Artenwechsels juveniler
                    Fische (AIC: - 74,52952, p = 0,039). Modelle mit Berücksichtigung der Ufer-
                    länge und Durchlässe (Brücken und Rohrverbindungen) liegen mit ihren Ergeb-
                    nissen etwas über dem Signifikanzniveau von p = 0,05. So erklären die Durch-
                    lässe 23,41% (AIC: - 80,09038, p = 0,087) und die Uferlängen der Gewässer
                    12,27% (AIC: - 79,10201, p = 0,085) des Artenwechsels juveniler Fische. Diese
                    Parameter könnten ebenfalls relevant sein und bei einem größeren Datensatz
                    möglicherweise ein höheres Signifikanzniveau erzielen.

                    Zwischenbericht ist derzeit in Arbeit.

Seite 30
Sie können auch lesen