Leitfaden Hausaufgaben-Praxis - Alois Niggli, Inge Schnyder, Sandra Moroni
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Leitfaden Hausaufgaben-Praxis Alois Niggli, Inge Schnyder, Sandra Moroni Die Inhalte stützen sich auf ein vom Nationalfonds finanziertes Projekt, das an der Pädagogischen Hochschule Freiburg durchgeführt worden ist.
Einleitung Seit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht sind Eine erziehungswissenschaftliche Analyse kann Hausaufgaben fester Bestandteil des Unterrichts. dagegen Hinweise geben, welche Aufgaben in Unter Pädagoginnen und Pädagogen sind sie jedoch welchem Umfang und mit welcher Regelmässig- heftig umstritten. Einige wünschen sie ins Pfeffer- keit lernwirksam sind. Sie kann auch aufzeigen land. Sie würden den Familienfrieden stören. Kinder mit welchem Engagement die Schüler/innen diese aus bildungsferneren Milieus seien benachteiligt, Aufgaben erledigen und unter welchen Bedin- und ihre Wirkung sei ohnehin ungeklärt. Im August gungen sie dabei erfolgreich sind oder nicht. Eine 2016 forderte zum Beispiel der Deutschschweizer wissenschaftliche Untersuchung unter der Leitung Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter, die von Prof. Dr. Alois Niggli von der Forschungsstelle Hausaufgaben seien abzuschaffen. Allerdings sind der Pädagogischen Hochschule Freiburg ist diesen bis heute alle derartigen Versuche gescheitert. Viele Fragen nachgegangen. Das Forschungsteam hat Lehrpersonen erachten Hausaufgaben als wichti- Studien in den Kantonen Wallis und Freiburg durch- ges Mittel für selbstständiges Lernen. Zudem stehe geführt und die internationale Fachliteratur aufge- mehr Lernzeit zur Verfügung als die Schule allein arbeitet. Die Resultate und Schlussfolgerungen leisten könne. Die überwiegende Mehrheit der Eltern daraus sind in diesem Leitfaden dargestellt. erwarte im Übrigen, dass ihre Kinder Hausaufgaben erhielten. Thematisch ist der Text in drei Bereiche gegliedert: Diese Diskussion speiste sich lange Zeit aus vielen A Hausaufgaben erteilen vorgefassten Meinungen und sehr wenigen Fakten. Zwar wäre es falsch, die Bedeutung persönlicher B Hausaufgaben erledigen Annahmen zu unterschätzen. Hausaufgaben sind für viele Eltern, Kinder und Lehrpersonen unmittel- C Hausaufgaben betreuen bar erfahrbar. Jeder hat sich von seiner Warte aus ein Urteil bilden können. Dennoch sollten solche Zu jedem Bereich werden wissenschaftliche Erkennt- Fragen auch systematisch geprüft werden. Ohne nisse dargestellt. Davon ausgehend werden Konse- methodische Untersuchungen kann man alles oder quenzen für die Praxis erörtert. Diese Informationen auch das Gegenteil behaupten. können das Erfahrungswissen der Lehrpersonen ergänzen und gegebenenfalls auch Anpassungen in der Praxis anregen. Damit wichtige Anliegen in die Tat umgesetzt werden können, sind im Anhang entsprechende Werkzeuge beigefügt, z. B. Frage- bogen, Merkblätter und Reflexionsbogen.
4 Leitfaden Hausaufgaben-Praxis: Hausaufgaben erteilen A Hausaufgaben erteilen Sind Hausaufgaben lernwirksam? In der gross angelegten Untersuchung «Visible Learning» zeigt der Faktor Hausaufgaben eine Effektstärke von lediglich 0.33 (Hattie/Zierer, 2016, S. 62f). 0.4 0.5 0.3 0.6 0.2 0.7 Lehrereeffekt 1 0. 0. 8 normale 0.9 0 Entwicklung 1.0 -0.1 umkehrende 1.1 wünschenswert Effekte grosse Effekte -0.2 1.2 Hausaufgaben d = 0.33 Abbildung 1: Die Hausaufgaben haben in der gegenwärtig angewendeten Praxis einen geringen Effekt auf die Lernleistung Die durchschnittliche Effektstärke der erfassten Die Resultate der Hattie-Studie liefern einen Faktoren liegt bei 0.4. Hattie und Zierer betonen Gesamtwert zur Wirksamkeit. Diese hängt aber jedoch, dass Hausaufgaben nicht per se unnütz oder von speziellen Bedingungen in der Praxis ab. Hattie unwirksam sind. Sie können im Gegenteil zu einem unterscheidet beispielsweise nicht zwischen älteren Schlüssel erfolgreichen Unterrichtens werden, wenn und jüngeren Kindern, schwächeren und stärkeren sie richtig eingesetzt werden. Hausaufgaben sollten Schülerinnen und Schülern, Klassen in höheren als «eine Form des bewussten Übens gesehen oder tieferen Leistungsniveaus, Art und Weise der werden, das sowohl der Vor- als auch der Nachbe- Hausaufgeben, usw. Die folgenden Angaben sollen reitung des Unterrichts dient, das herausfordernd, diesen Ansprüchen für die Praxis eher gerecht regelmässig und vielfältig gestellt wird, das die so werden. wichtigen Fehler im Lernprozess offenlegt, an denen dann in den Folgestunden weitergearbeitet wird ...» (a.a.O).
5 Lieber oft als viel Mit den Hausaufgaben wird die Schule in die Freizeit verlängert. Das ist dann gerechtfertigt, wenn die Schüler/innen davon profitieren können, zum Beispiel, indem sie den Schulstoff besser verstehen, mehr und besser lernen oder bei Prüfungen bessere Noten erreichen. Es stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen diese Ziele erreicht werden. Wissenschaftliche Befunde, ob sich die Menge der Hausaufgaben auf die Leistungen auswirkt, können unter den Gesichtspunkten der Häufigkeit und des Zeitaufwands betrachtet werden. Leistung Leistung nie gelegentlich oft Häufigkeit Zeitaufwand Abbildung 2: Die Lernleistung bei Hausaufgaben abhängig von der Häufigkeit, wie sie erteilt werden und vom Zeitauf- wand für die Lernenden. Häufigkeit: Lehrerinnen und Lehrer, die in einem Zeitaufwand: Je mehr Zeit die Schüler/innen für die Fach regelmässig Hausaufgaben geben, erreichen Hausarbeiten aufwenden müssen, umso schlechter in ihren Klassen durchschnittlich leicht höhere werden ihre Schulleistungen. Es gibt offenbar ein Leistungen als Lehrpersonen, die nur gelegentlich Optimum. Dieses kann aber nicht exakt bestimmt Hausaufgaben geben. werden. Überschreitet die Menge der Hausaufgaben eine bestimmte Grösse, ist deren Wirkung negativ. Durch eine hohe Hausaufgabenbelastung werden vor allem die leistungsschwachen Schüler/innen noch schwächer. Diese Erkenntnisse wurden aus Studien an älteren Schüler/innen, ab der 5./6. Klasse, gewonnen. Die wenigen Studien an jüngeren Kindern zeigen keinen oder ebenfalls einen negativen Zusammenhang zwischen der Menge der Hausaufgaben und der Leistung. Je mehr Hausauf- gaben desto schlechter die Leistung.
6 Leitfaden Hausaufgaben-Praxis: Hausaufgaben erteilen Schlussfolgerungen für die Praxis Hausaufgaben sollten möglichst regelmässig von In den höheren Jahrgangsstufen ist es wichtig, dass Lektion zu Lektion erteilt werden. sich die Lehrpersonen untereinander absprechen, damit die Hausaufgabenmenge nicht zu gross wird. Würden die Schülerinnen und Schüler aber in allen Fächern regelmässig Hausaufgaben bekommen, In Fächern mit wenigen Lektionen pro Woche lassen dann könnte dies zu hohen Belastungen führen (ins- sich die Lernleistungen durch Hausaufgaben wahr- besondere bei jüngeren und leistungsschwächeren scheinlich nur geringfügig verbessern. Hier ist es Kindern). Je nach Schulstufe ist es überlegens- besser, auf Hausaufgaben zu verzichten oder sie wert, Hausaufgaben z. B. nur für andere Zwecke einzusetzen. Man kann in bestimmten Fächern z. B. projektartige Hausaufgaben, wie zu erteilen. Bei gewissen die Vorbereitung eines Vortrags, Fächern stellt sich zudem Wer zu lange erteilen. die Frage, auf welche Fer- lernen muss, tigkeiten man den Schwer- Lernstoff, der im Unterricht mit punkt legen möchte. In lernt weniger. der Klasse nicht durchgenommen Deutsch muss man sich werden konnte, sollte mit Hausauf- beispielsweise entscheiden, gaben nicht nachgeholt werden. Der ob die Schüler/innen regelmässig Zeitaufwand wäre zu gross. Es kommt lesen, Texte verfassen oder eher die Rechtschrei- immer wieder vor, dass Schüler/innen neben den bung üben sollen. Es ist nicht lernwirksam, wenn sie Hausaufgaben zusätzlichen Lernstoff bearbeiten alles ein wenig tun. müssen, weil sie im Unterricht zu langsam voran- gekommen sind. Wer zu lange lernen muss, lernt jedoch weniger. Die Massnahme wirkt also genau entgegengesetzt zur Intention. Die langsameren Schüler/innen werden von diesem Überangebot arbeitsmässig erdrückt.
7 Kognitive Anregung lohnt sich Die Hausaufgaben sollten von guter Qualität sein. `` Schüler/innen lernen mehr, wenn sie sich von Wenn Schüler/innen die Hausaufgaben als langwei- den Hausaufgaben einen Nutzen versprechen. lig empfinden, ist deren Lernwirkung bescheiden, Der Nutzen zeigt sich z. B. darin, dass eine auch dann, wenn sie sorgfältig dosiert sind. Die Prüfung besser ausfällt, dass der Lerninhalt für Forschung dazu hat folgende Ergebnisse geliefert: den späteren Beruf von Bedeutung ist oder dass er im alltäglichen Leben wichtig bzw. `` Die Qualität der Hausaufgaben wird von den sinnvoll erscheint. Schüler/innen eher niedrig eingestuft. `` Ferner lernen die Schüler/innen mehr, wenn sie `` Schüler/innen in Klassen, die den Anregungs- daran glauben, die Hausaufgaben selbstständig gehalt der Hausaufgaben vergleichsweise hoch lösen zu können. einschätzen, lernen mehr als Schüler/innen `` Vergeben Lehrpersonen hauptsächlich einfache anderer Klassen.1 wiederholende Übungsaufgaben, lernen die `` Schüler/innen in Klassen, die das Anspruchsni- Schüler/innen weniger. veau der Hausaufgaben vergleichsweise hoch `` Vorbereitende Hausaufgaben können sinnvoll einschätzen, lernen mehr als Schüler/innen sein, um das Interesse für den nachfolgenden anderer Klassen.2 Allerdings können schwä- Unterricht zu erhöhen oder die Schülerinnen chere Schüler/innen Nachteile erleiden, wenn und Schüler ins Thema einzuführen. Die Infor- die Aufgaben für sie zu schwierig sind. mationen müssen nachher im Unterricht aber genutzt und weiterverarbeitet werden. 1 Der Anregungsgehalt wurde gemessen, indem die Schüler/innen angaben, wie interessant sie die Hausaufgaben fanden und wie sehr sie dank den Hausaufgaben den im Unterricht gelernten Stoff vertiefen konnten. 2 Das Anspruchsniveau ist gleichbedeutend mit dem Schwierigkeitsgrad, den die Schüler/innen den Hausaufgaben zuweisen.
8 Leitfaden Hausaufgaben-Praxis: Hausaufgaben erteilen Bedeutung für die Praxis Die Erkenntnisse der Forschung zeigen, dass sich der Zeitaufwand lohnt, qualitativ hochwertige Haus- aufgaben zu erteilen. Die Schüler/innen sind eher bereit, sich anzustrengen und zeigen entsprechend bessere Leistungen. Hausaufgaben sollten nicht einseitig für das repetitive Üben und Wiederholen eingesetzt werden. Üben ist für das Lernen unver- zichtbar und sollte unter optimaleren Bedingungen stattfinden als dies bei den Hausaufgaben oftmals der Fall ist. Zu Hause wird das Üben schnell einmal langweilig und die Bereitschaft, sich anzustrengen, sinkt ab. Übungsphasen in der Schule sind wirkungs- voller, weil sie variantenreicher und anspruchsvoller gestaltet werden können und weil man mit anderen gemeinsam üben kann. Im Unterricht ist zudem die Betreuung durch die Lehrperson gewährleistet. Sie kann darauf achten, dass die Schüler/innen dran- bleiben und die Übungen richtig durchführen. Interessant werden die Hausaufgaben dann, wenn Anforderungsniveaus nicht nur Aneignung und Reprodukion von Wissen von Aufgaben verlangt wird, sondern auch Produktion und Transfer von Wissen sowie Reflexion, Problemlösen und `` Niveau I: Aneignung und Reproduktion von Wissen Beurteilen (siehe Kasten «Anforderungsniveaus von Wiedergabe von Sachverhalten aus einem Aufgaben»). begrenzten Gebiet und in einem gelernten Zusammenhang; Verwendung gelernter Die Hausaufgaben sollten trotzdem so gestellt sein, und geübter Arbeitstechniken und Methoden. dass die Schülerinnen sie alleine lösen können. In der Unterrichtspraxis ist häufig zu beobachten, dass `` Niveau II: Produktion, Reorganisation, Transfer von Wissen grössere schulische Projekte mit Hausaufgaben ver- Selbständiges Bearbeiten, Ordnen und bunden werden. Die Schüler/innen müssen z. B. für Erklären von Themen; Anwenden gelernter ein Referat im Internet recherchieren, eine Präsenta- Inhalte und Methoden auf andere Gebiete. tion vorbereiten, kleinere Befragungen durchführen `` Niveau III: Reflexion, Problemlösen und oder ähnliches. Die dazu notwendigen Fähigkeiten Beurteilung müssen jedoch im Unterricht erworben werden. Eigenständige Reflexion und Problemlö- sung; reflexiver Umgang mit neuen Prob- Vor allem Internetrecherchen, die in die häusliche lemstellungen; selbständiges Anwenden Umgebung verlagert werden, verlangen ein gründ- von Methoden: selbständiges Urteilen liches Coaching durch die Lehrperson. und Begründen.
9 Ideen für anregende und herausfordernde Hausaufgaben `` Die Schülerinnen und Schüler formulieren `` Deutsch: Es ist generell eine anregende und eigene Fragen zu einem Lerninhalt, die dann im herausfordernde Aufgabe, einen Text zu Unterricht besprochen werden. formulieren. `` Einzelne Lerninhalte werden grafisch dargestellt `` Mathematik: Tarife für Internet oder Mobiltelefo- (Mindmap, Concept Map).3 nie vergleichen und günstigste Variante finden. `` Deutsch: Die Schülerinnen und Schüler wählen `` Mathematik: Zwei Lösungsvarianten einer einen Text aus, der sie interessiert. Sie bereiten Aufgabe mit unterschiedlichen Resultaten ihn so auf, dass sie ihn der Klasse in einer frei vergleichen und richtige Variante bestimmen. gewählten Form präsentieren können, z. B. in einem fünfminütigen Kurzreferat oder mittels einer Visualisierung. Differenzieren Zwei der oben genannten Forschungsergebnisse Die Forschung zeigt, dass Lehrpersonen in der lassen sich nur schwer unter einen Hut bringen. Regel allen Kindern die gleichen Aufgaben geben Einerseits sollten die Schüler/innen herausfordert und sich in den Anforderungen an den schwäche- werden, andererseits sollten möglichst alle die ren Schüler/innen orientieren. Was bewirkt, dass die Hausaufgaben selbstständig lösen können. Der Leistungsstarken selten herausgefordert werden. Widerspruch lässt sich mildern, indem man die Aufgaben differenziert. Über die Wirkung dieser Massnahme gibt es leider kaum Untersuchungen. Die Zeitregel hat Schwächen Als Zeitlimite für das Lösen der Hausaufgabe hat sich die Faustregel «pro Schuljahr 10 Minuten» etabliert. Im ersten Schuljahr also 10 Minuten, im zweiten 20 usw. Weil sich die Arbeitstempi der einzelnen Schülerinnen und Schüler extrem unterscheiden, ist diese Regel allerdings schwierig umzusetzen. Wenn die maximale Arbeitszeit nicht überschritten werden soll, ist es unumgänglich, die Aufgaben individuell zu differenzieren. 3 www.iqesonline.net > Lernen > Lernen lernen > Methodenkoffer Visualisieren im Unterricht
10 Leitfaden Hausaufgaben-Praxis: Hausaufgaben erteilen Differenzierungsmöglichkeiten Differenzierung der Bearbeitung: Bei offenen Aufgaben, wie z. B. dem Schreiben von Texten, Beispiel Wahldifferenzierung: geben die Schüler/innen eine Arbeit ab, deren Französisch Umfang ihrer Leistungsfähigkeit entspricht. «Eine Wohnung einrichten» Wahldifferenzierung: Die Schüler/innen können Die Schüler/innen können eine der folgenden selber aus einer Auswahl von Aufgaben jene aussu- Varianten als Hausaufgabe wählen. chen, die ihrem Können entsprechen (vgl. Beispiel a. sich alle neuen Wörter einprägen. Französisch «Eine Wohnung einrichten»). b. das eigene Zuhause zeichnen und alle Räume benennen. Quantitative Differenzierung: Die Lehrperson c. das eigene Zuhause beschreiben. erteilt eine bestimmte Menge von gleichartigen d. zu jedem Wort, das während der Lektion Aufgaben. Einen minimalen Teil davon müssen ins individuelle Vocabulaire eingetragen alle Schüler/innen lösen. Von den schnelleren wird wurde, ein Bild herstellen (suchen im erwartet, dass sie über dieses Minimalziel hinaus Internet oder in Zeitschriften, selber weitere Aufgaben lösen. zeichnen), auf der Rückseite des Bildes das dargestellte Wort hinschreiben Qualitative Differenzierung: Zum Grundstock der Aufgaben, die für alle obligatorisch sind, bekommen Zwei weitere Wahlmöglichkeiten im Anschluss leistungsstarke Schüler/innen zusätzliche Aufgaben an eine nachfolgende Lektion mit erhöhtem Anforderungsniveau. a. Die Schüler/innen erstellen eine ausführ- liche Möbelliste zu «salle de séjour» und «chambre à coucher». Jeweils fünf Möbel passen nicht. b. Die Schüler/innen beschreiben ihr Traumzimmer.
11 Instrumente zum Erteilen von Hausaufgaben Vorlagen für die Erstellung von Fragebogen Reflexions- und Feedbackinstrumente `` S15a Schülerinnen- und Schülerbefragung zu `` L24 Selbsteinschätzungsbogen für Lehrper- den Hausaufgaben (3.-6. Klasse) sonen zum Anforderungsniveau der erteilten `` S15b Schülerinnen- und Schülerbefragung zu Hausaufgaben den Hausaufgaben (6.-9. Klasse) `` L25 Selbstbeobachtungsbogen für Lehrperso- `` S16 Lehrpersonenbefragung zur nen zur Häufigkeit von Hausaufgaben Hausaufgabenpraxis `` L26 Selbstreflexionsbogen für Schülerin- `` S17 Elternbefragung zur Hausaufgabenpraxis nen- und Schüler, Wie erledigst du deine Hausaufgaben? Die Fragebogen sind sowohl online als auch als `` L27 Hausaufgabenprotokoll für Schüler/innen Druckvorlagen (Word und PDF) verfügbar. zur zeitlichen Belastung bei den Hausaufgaben www.iqesonline.net > Unterricht > Aufgaben > Hausaufgaben Abbildung 3: Schüler/innenfeedback zur Qualität der Hausaufgaben mit der Evaluationszielscheibe.
12 Leitfaden Hausaufgaben-Praxis: Hausaufgaben erledigen B Hausaufgaben erledigen Engagiert lernen bringt viel, lange lernen wenig Wer lange lernt, lernt nicht mehr, sondern eher `` Anstrengung und zeitlicher Aufwand korrelieren weniger. Entscheidend ist das Engagement bei den kaum. Schüler/innen, die angeben, sie strengen Hausaufgaben. Das sind kurz zusammengefasst die sich bei den Hausaufgaben an, sagen nicht, sie Erkenntnisse aus der Forschung. würden mehr Zeit brauchen. `` Schüler/innen, die angeben, sich bei den `` Schüler/innen, die vor Prüfungen intensiv lernen, Hausaufgaben anzustrengen und sorgfältig sich sonst aber bei den Hausaufgaben wenig zu arbeiten, zeigen durchwegs bessere engagieren, zeigen geringere Leistungen als Leistungen. Hausaufgaben sind bei diesen solche die sich regelmässig bei den Hausaufga- Schüler/innen somit wirksam. ben anstrengen. `` Die Zeit, die Schüler/innen individuell aufwen- den, steht in einem negativen Zusammenhang mit dem Lernerfolg. Lange über den Hausauf- gaben brüten bringt nicht bessere, sondern eher schlechtere Leistungen. Diese Feststellungen führen zur Frage, was die Schüler/innen dazu motiviert, Hausaufgaben engagiert zu bearbeiten bzw. was sie von den Hausaufgaben ablenkt. Hier können einerseits individuelle Haltungen und Einstellungen identifiziert werden und natürlich auch äussere Einflüsse. Positive Einstellungen Negative Einstellungen `` Das Fach gefällt mir. `` Ich mag dieses Fach nicht. `` Ich habe die letzten Male die Hausaufgaben `` In diesem Fach ist mir bis jetzt kaum etwas gut lösen können. gelungen. `` Die Hausaufgaben sind für mich nützlich, `` Es nützt mir nichts, wenn ich versuche, die weil ich den Lerninhalt besser verstehe, eine Hausaufgaben zu lösen. bessere Note bei der Prüfung schreibe usw. `` Ich schaffe es wahrscheinlich nicht, die `` Ich kann die Hausaufgaben selbstständig Hausaufgaben alleine zu lösen. lösen. Positive externe Faktoren Negative externe Faktoren `` Mitschülerinnen und Mitschüler sind `` Fehlende Leistungsorientierung in der leistungsorientiert Klasse `` Eltern interessieren sich für die Hausaufga- `` Mangelndes Interesse der Eltern an der ben und sorgen für ein gutes Arbeitsumfeld Schule und an den Hausaufgaben `` Häufiges Fernsehen
13 Bedeutung für die Praxis Um Hausaufgaben erfolgreich erledigen zu können, ihnen muss man wahrscheinlich individuelle Bera- braucht es überfachliche Kompetenzen wie planen, tungsgespräche führen. sich konzentrieren, sich selbst führen und motivie- ren. Hausaufgaben sind darum auch geeignet, sich Gespräche mit Lernenden, die Mühe haben, Haus- solche Kompetenzen anzueignen und zu trainieren. aufgaben konsequent zu erledigen, verlaufen güns- Der Lernprozess muss aber begleitet werden. Dazu tiger, wenn nicht ein moralisierender Ton angeschla- sollten die Lehrpersonen die Arbeitsweise ihrer gen wird. Selbstständigkeit muss erworben werden Schüler/innen kennen. Oft werden die Schüler/innen wie andere Fähigkeiten auch. Hausaufgaben bieten nach dem Zeitbedarf für die Hausaufgaben befragt. dazu eine Gelegenheit. Zusätzlich sollte man danach fragen, wie sie die Hausaufgaben erledigen. Bei Schüler/innen die viel Wichtige Voraussetzungen sind ausserdem ein Zeit benötigen und trotzdem unsorgfältige Arbeiten geeigneter Arbeitsplatz, die Möglichkeit in Ruhe und abliefern, sind Motivationsdefizite und Mängel bei ungestört zu arbeiten und ein für die Hausaufgaben selbststeuernden Fähigkeiten wie Konzentrations- reserviertes Zeitfenster. fähigkeit und Selbstüberwachung zu vermuten. Mit Instrumente und Dokumente zum Erledigen von Hausaufgaben `` L26 Selbstreflexionsbogen für Schüler/innen: `` Karten zu Lernstrategien von IQES online Wie erledigst du die Hausaufgaben? www.iqesonline.net > Lernen > Lernen lernen > Der ausgefüllte Reflexionsbogen kann bei einem Karten zu Lernstrategien Coaching Gespräch als Ausgangspunkt dienen. `` Karten zum Lerncoaching von IQES online Der Bogen steht auch als Online-Fragebogen www.iqesonline.net > Unterricht > Lerncoa- zur Verfügung. Damit lässt sich ein Bild ver- ching - Pädagogische Gesprächsführung schaffen, wie die Schüler/innen einer Klasse `` Hausaufgaben (Realschule Enger Lernkom- oder einer Schule ihre Hausaufgaben erledigen. petenz I, Bausteine für eigenständiges Lernen 5./6. Schuljahr) www.iqesonline.net www.iqesonline.net > Bibliothek > Suchbegriff > Unterricht > Aufgaben > Hausaufgaben «Hausaufgaben»
14 Leitfaden Hausaufgaben-Praxis: Hausaufgaben betreuen C Hausaufgaben betreuen Die Rolle der Lehrpersonen Die Lehrperson überprüft, ob die Aufgaben erledigt sind, bespricht mit den Schüler/innen die Lösungen, gibt individuelle Feedbacks und nimmt von den Schüler/innen Rückmeldungen entgegen. Die Forschungsergebnisse zeigen ziemlich deutlich, welches Handeln der Lehrpersonen einen Nutzen bringt und welches nicht. Förderliche Praxis Hinderliche Praxis `` Prozessbegleitung durch Feedback: Beson- `` Erledigungskontrolle: Schulklassen, deren ders förderlich ist ein inhaltliches Feedback, Lehrpersonen einen kontrollierenden bei dem die Schüler/innen durch das Lösen Betreuungsstil bevorzugen, zeigen ein der Hausaufgaben Informationen über ihr geringeres Engagement bei den Hausaufga- Können und über vorhandenen Lücken ben. Auch auf die Leistung hat markantes erhalten. Die Wirksamkeit von Feedback ist Kontrollverhalten der Lehrpersonen einen auch dann gegeben, wenn dies gelegentlich eher negativen Einfluss. Unter einem geschieht. kontrollierenden Betreuungsstil versteht `` Prozessbegleitung durch Einbau in den man, dass in erster Linie überprüft wird, Unterricht: Erfolgreich sind Lehrpersonen, ob die Aufgaben erledigt sind und fehlbare die bei den Hausaufgaben nicht nur auf Schüler/innen sanktioniert werden. die Ergebnisse achten, sondern sich auch für die Denkprozesse der Schüler/innen interessieren. Sie gehen im Unterricht konstruktiv auf Fehler ein und schaffen Gelegenheiten, bei Schwierigkeiten Lücken zu schliessen.
15 Hinweise zum individuellen Feedback bei Mathematik Hausaufgaben `` Fokussieren Sie das Feedback auf die Aufgabe, «Du beherrschst die Addition der betonen Sie auch Gelungenes. Brüche, wenn sie einen einfachen `` Beschreiben Sie das Was, Wie und Warum. Nenner haben. Ist der Nenner grösser als `` Formulieren Sie ihr Feedback so einfach und so 10, bist du noch etwas unsicher. Wenn sparsam wie möglich. du dir beim Gleichnamig-machen grösse- `` Bewegen Sie den Fokus von der momentanen rer Nenner Notizen machst, schaffst du Leistung auf das weitere Lernen, seien Sie fehlerfreundlich. schwierigere Brüche besser. Versuch dies `` Bieten Sie auch Feedback an, nachdem mit den folgenden Aufgaben ...» Lernende Lösungsfortschritte gemacht haben. Geschichte «Anhand der Bildquelle hast du treffend beschrieben, Englischunterricht was das Mädchen zwischen den grossen Spinnereimaschi- «Deine Wegbeschreibung hast du verständ- nen fühlen könnte. Finde noch lich formuliert. Schau jedoch, ob du noch Unterschiede zum Jungen, genauere Richtungsangaben einbauen kannst der Teppiche knüpft. Dann (z.B.: to keep straight on, usw.).» ist deine Interpretation vollständig.» Hinweise zum Besprechen der Hausaufga- Instrumente und Werkzeuge für Lehrper- ben in der Klasse sonen zum Begleiten der Hausaufgaben `` Gehen Sie auf Fehler ein. `` Karten zum Lerncoaching von IQES online `` Interessieren Sie sich dafür, wie die Schüler/ www.iqesonline.net > Unterricht > Lerncoa- innen die Hausaufgaben gelöst haben. ching - Pädagogische Gesprächsführung `` Freuen Sie sich, wenn jemand einen neuen `` Fragebogen S15 (Schüler/innen-Befragung) und Lösungsweg oder etwas Spezielles herausge- S16 (Lehrpersonenbefragung) funden hat. `` Stellen Sie Aufgaben, bei denen die Schüler/ innen über etwas Neues nachdenken müssen, und führen Sie anschliessend einen Austausch in der Klasse durch. `` Zeigen Sie, dass es wichtiger ist, sich anzu- strengen als alle Aufgaben richtig zu lösen.
16 Leitfaden Hausaufgaben-Praxis: Hausaufgaben betreuen Die Rolle der Eltern Die Hausaufgaben sollten so erteilt werden, dass `` Hilfe hilft nicht immer: Je häufiger sich Eltern bei die Schüler/innen sie möglichst ohne elterliche Hilfe den Hausaufgaben engagieren, desto ungünsti- erledigen können. So können sich die Eltern darauf ger verläuft die Leistungsentwicklung. beschränken, ihre Kinder emotional zu unterstützen `` Ungünstige Effekte zeigten vor allem Einmi- und für die geeignete Infrastruktur zu sorgen. schung («Meine Eltern fragen mich oft, ob sie mir beim Lernen helfen sollen») und Kontrolle. Erkenntnisse der Forschung Dabei kann ein Teufelskreis entstehen. Wenn `` Eltern sind von der Nützlichkeit von Hausaufga- Eltern bemerken, dass die Leistungen ihres ben mehrheitlich überzeugt, und sie sind auch Kindes sinken, mischen sie sich bei den Haus- bereit, ihren Kindern dabei zu helfen. aufgaben mehr ein. Die Einmischung führt aber `` Das elterliche Hausaufgabenengagement ist nicht zu besseren, sondern zu schlechteren bei leistungsschwächeren Schüler/innen eher Leistungen. Der Effekt scheint bei älteren höher. Auf diese Weise möchten Eltern auf die Kindern ausgeprägter zu sein als bei jüngeren. schwächeren Leistungen ihrer Kinder reagieren. `` Günstig ist die elterliche Unterstützung zu `` Der soziale Hintergrund hat wenig Einfluss Selbstständigkeit und Autonomie («Meine Eltern darauf, ob Eltern ihren Kindern bei den Haus- kann ich jederzeit fragen, wenn ich etwas nicht aufgaben helfen. verstehe»). Präsent sein und helfen, wenn `` Sowohl Eltern als auch Kinder berichten, dass Kinder oder Jugendliche Hilfe wünschen, hat die Hausaufgaben nicht selten eine Konflikt- sich als wirksam erwiesen. quelle darstellen.
17 Bedeutung für die Praxis Förderlich ist Aus praktischer Sicht ist die negative Beziehung `` vor allem dann helfen, wenn das Kind Hilfe von Engagement, Einmischung und Leistung von wünscht. grossem Interesse. Es ist nachvollziehbar, dass `` das Kind ermutigen, bei Problemen auch Eltern auf ungenügende Schulleistungen oder selbst nachzudenken. schlechte Noten mit verstärkten Hilfsbemühungen `` Rückmeldung geben (Jetzt hast du es fast reagieren. Wenn das Kind diese Hilfe als Einmi- geschafft!). schung empfindet, ist sie aber kontraproduktiv. `` bestätigen, nicken. Ungewollt wird ihm damit signalisiert: «Du kannst es `` bei Leistungsproblemen gemeinsam nicht ohne mich.» Gründe herausfinden und Lösungen suchen. Daraus folgt, dass die Schule die Eltern nicht als `` das Kind bei Misserfolgen trösten. Hilfslehrerinnen und Hilfslehrer einsetzen sollte. Die Lehrpersonen müssen die Aufgaben so auswäh- len, dass die Schüler/innen sie selbstständig ohne Hinderlich ist elterliche Hilfe lösen können. Die Familie leistet eher `` dauernd neben dem Kind sitzen. emotionale Unterstützung, indem sich die Eltern `` Unterlagen zu sich nehmen. für die Schule interessieren und Anteil nehmen. Sie `` Das Kind vorlesen lassen und oft können Anstösse geben und auch einmal helfen, korrigieren. wenn das Kind dies wünscht. `` auf die Antwort zeigen. `` kleinschrittige Anweisungen geben. Bei Elterngesprächen sollte je nach Verlauf die `` die Aufgabe anstelle des Kindes lösen. Hausaufgabenhilfe angesprochen werden. Wenn `` Antworten selbst geben. Eltern z. B. erfahren, dass ihr Kind leistungsmässig `` dem Kind und seinen Fähigkeiten im Rückstand ist, muss man sie darüber aufklären, misstrauen. wie sie am besten helfen können. Sonst besteht `` Direktiven geben (Mach jetzt das!). die Gefahr, dass sie überreagieren und sich stärker einmischen, was sich negativ auf die Motivation und die Leistung des Kindes auswirken kann. Ergänzendes Material zur Rolle der Eltern Möglich ist auch, die Hausaufgabenbearbeitung in `` Powerpoint Präsentation für Elternabende die Schule zu verlagern. Dabei sollten Schüler/innen Einzelbetreuung einer pädagogisch geschulten Person in Anspruch nehmen können. Aufsicht allein ist unwirksam. An Elternabenden informiert man allgemein darüber, wie die Hausaufgaben an der Schule gehandhabt werden und gibt den Eltern Empfehlungen für das Verhalten zuhause ab. Die folgende Tabelle stammt aus der Präsentation für Elternabende und fasst die wesentlichen Punkte zusammen.
18 Leitfaden: Hausaufgaben-Praxis Hausaufgaben in unteren Hausaufgaben und Klassen gesellschaftlicher Wandel Hausaufgaben in den unteren Klassen der Primar- Ein beträchtlicher Teil der Kinder ist bei der Erledi- schule (ca. bis und mit der 4. Klasse) haben nach gung der Hausaufgaben nicht beaufsichtigt und den vorliegenden Daten keine bedeutsamen Effekte auf sich selbst gestellt. Die Berufstätigkeit beider auf die Leistung. Man erklärt sich diesen Befund wie Elternteile verkürzt die Betreuungszeit generell. Die folgt: Nachfrage nach familienergänzenden Betreuungs- `` Jüngere Kinder sind leichter ablenkbar. plätzen übersteigt vielfach das Angebot. `` Jüngere Kinder haben weniger ausgebildete Lernstrategien für selbstständiges Lernen. Über diese Entwicklungen können Schule und `` Untere Klassen erhalten weniger Hausaufgaben, Öffentlichkeit mit ihrer fest verankerten Tradition von weil die Kinder sonst überfordert wären. Die Hausaufgaben nicht hinwegsehen. Eine Überprü- zeitliche Dauer fällt zu wenig ins Gewicht. fung der bisherigen Praxis ist gerade bei jüngeren Kindern vielfach unumgänglich. In manchen Man kann daraus nicht zwingend folgern, dass man Gemeinden und Städten werden deshalb zuneh- in diesen Klassen keine Hausaufgaben mehr geben mend Hilfsangebote zur Verfügung gestellt. sollte. Vor allem Kinder, die in die Schule eintreten, wünschen sogar Hausaufgaben. Befragungen von Kindern haben gezeigt, dass sie dabei lernen, dass es institutionelle Verpflichtungen gibt und dass Hausaufgaben zum schulischen Alltag gehören. Ferner können sie zeigen, dass auch sie in einem von Erwachsenen geschaffenen System kompetent agieren können. Für die Eltern sind die Hausaufga- ben zudem ein Ausgangspunkt, um sich mit ihren Kindern darüber zu unterhalten, was in der Schule geschieht und was sie dort lernen. Dieses Interesse an der Schule, nicht in der Rolle als Hilfslehrperson, ist sehr bedeutsam für das Lernen und die Motiva- tion. Keinesfalls sollten Hausaufgaben in den ersten Schuljahren belastend sein.
19 Schulische Vereinbarung zur Hausaufgabenpraxis Hausaufgaben sind ein wesentlicher Teil des Schul- alltags. Sie stellen eine Verknüpfung zwischen Schule und Elternhaus her und können sich in dieser Beziehung positiv wie negativ auswirken. Sie beeinflussen zudem den Lernerfolg der Schü- lerinnen und Schüler. Deshalb sollte an der Schule eine Vereinbarung getroffen werden, wie die Lehr- personen und das ganze Kollegium mit den Haus- aufgaben umgeht. Die folgende Erklärung ist ein Beispiel für eine solche Vereinbarung. Wir geben den Schüler/innen eher kurze Hausaufgaben, dies aber regelmässig. 1. Lehrpersonen der gleichen Klasse sprechen sich gegenseitig ab, damit die Belastung durch Hausaufgaben nicht zu gross wird. 2. Unsere Hausaufgaben regen zum Denken an und bereiten den weiteren Unterricht vor. 3. Wir differenzieren wenn möglich die Hausauf- gaben nach der individuellen Leistungsfähigkeit der Schüler/innen. 4. Wir reden mit den Schüler/innen über die Hausaufgaben. Wir klären ab, über welche arbeitstechnischen, intellektuellen und motivati- onsmässigen Voraussetzungen sie verfügen. 5. Unsere Hausaufgaben sind so formuliert, dass die Schüler/innen sie selbstständig lösen können. Es ist nicht notwendig, dass die Eltern bei den Hausaufgaben helfen. 6. Damit alle Schüler/innen verstehen, worum es geht, werden die Hausaufgaben schriftlich und/oder visualisiert erteilt. 7. Wir zeigen und erklären den Eltern, wie wir an unserer Schule die Hausaufgaben handhaben.
20 Leitfaden: Hausaufgaben-Praxis Literatur Moroni, S., Dumont, H., Trautwein, U., Niggli, A., & Baeriswyl, F. (2015). The need to distinguish Cooper, H., Robinson, J.C., & Patall, E.A. (2006). between quantity and quality in research on praental Does homework improve academic achievement? involvement: The example of parental help with A synthesis of research, 1987 - 2003. Review of homework. The Journal of Educational Research, Educational Research, 76(1), 1 - 62. 108(5), 417-431. Cooper, H., & Valentine, C. (2001). Using research Niggli, A., Trautwein, U., Schnyder, I., Lüdtke, O., & to answer practical questions about homework. Neumann, M. (2007). Elterliche Unterstützung kann Educational Psychologist, 36(3), 143 - 153. hilfreich sein, aber Einmischung schadet: Familiärer Cooper, H. (2007). The Battle Over Homework: Common Hintergrund, elterliches Hausaufgabenengagement Ground for Administrators, Teachers, and Parents. und Leistungsentwicklung. 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22 Leitfaden: Hausaufgaben-Praxis Autor und Autorinnen Alois Niggli leitet seit 2004 die Forschungsstelle der Sandra Moroni arbeitet als Dozentin für Forschung, Pädagogischen Hochschule Freiburg. Daneben ist Entwicklung und Evaluation sowie Erziehungs- er Dozent im Fach «Allgemeine Didaktik» an der und Sozialwissenschaften an der Pädagogischen Pädagogischen Hochschule Freiburg und Lehrbe- Hochschule Bern (CH). Sie studierte Erziehungs- auftragter an der Universität Freiburg für Allgemeine wissenschaften und Germanistik an der Universität Didaktik. Er ist Mitglied der Herausgeberredaktion Freiburg (CH) und promovierte 2015 zum Thema der Fachzeitschrift «Beiträge zur Lehrerbildung». „Hausaufgaben als Brücke zwischen Schule und Nach dem Studium der Erziehungswissenschaften Elternhaus - Empirische Erkenntnisse für die Praxis" und Pädagogischen Psychologie promovierte er bei Prof. Dr. Ulrich Trautwein an der Eberhard Karls 1987 mit einer empirischen Arbeit zur religiösen Sozi- Universität in Tübingen (D). Ihre Forschungsschwer- alisation bei Prof. Dr. Fritz Oser in Freiburg. Ab dem punkte sind Hausaufgabenforschung, Erwerb von Jahr 1993 war er Leiter der berufswissenschaftli- Forschungs- und Schreibkompetenz in der Ausbil- chen Ausbildung für Studierende der Sekundarstufe dung von Lehramtsstudierenden sowie Mentoring I an der Universität Freiburg. 2002 wurde er zum in der Praxisausbildung von Lehramtsstudierenden. Titularprofessor ernannt. Seine Forschungstätigkeit konzentriert sich auf die folgenden Schwerpunkte: Hausaufgabenforschung/Kooperation Schule-El- ternhaus bei der Leseförderung/Innere Differenzie- rung/Kooperative Lernarrangements/Mentoring in der Praxisausbildung von Lehramtsstudierenden. Inge Schnyder arbeitet seit 2002 in der Lehrerin- nen- und Lehrerbildung der Universität Freiburg. Sie unterrichtet einerseits Themen der Allgemeinen Didaktik; andererseits begleitet sie die Studierenden in der Berufspraxis und ist Studienberaterin. Sie ist ausgebildete Sekundarlehrerin der Sekundarstufe I und hat einige Jahre unterrichtet. Danach hat sie das Studium der Erziehungswissenschaften absolviert und 2014 schliesslich in diesem Fach bei Professor Dr. Fritz Oser promoviert. In dieser Arbeit interessierte sie sich im Besonderen für die Qualität der Hausaufgabenvergabe. Autor und Autorinnen: Alois Niggli Inge Schnyder Sandra Moroni Redaktion: Markus Mauchle Version 11/2016 Alle Rechte vorbehalten © IQES GmbH
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