Leitlinie des integrierten Pflanzenschutzes - im Anbau von Ackerbohne, Körnererbse, Sojabohne und Süßlupinen - UFOP
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UNION ZUR FÖRDERUNG VON OEL- UND PROTEINPFLANZEN E. V. Leitlinie des integrierten Pflanzenschutzes im Anbau von Ackerbohne, Körnererbse, Sojabohne und Süßlupinen Stand Juli 2020 Autoren: M. Sc. Milan Männel, Prof. Dr. Bernhard Carl Schäfer, Prof. Dr. Verena Haberlah-Korr Fachhochschule Südwestfalen, Standort Soest, Fachbereich Agrarwirtschaft Gefördert aus Mitteln der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) www.ufop.de
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung............................................................................................................................. 4 4.2.3.5 Erbsengallmücke (Contarinia pisi) 34 2 Allgemeines zum integrierten Pflanzenschutz in Körnerleguminosen................................ 5 Pilzkrankheiten 35 4.2.3.6 Wurzelfäulen (Fusarium ssp., Phoma medicaginis var. pinodella) 35 2.1 Standort 5 4.2.3.7 Aphanomyces – Wurzelfäule (Aphanomyces euteiches) 36 2.2 Fruchtfolge 7 4.2.3.8 Grauschimmel (Botrytis cinerea) 36 4.2.3.9 Brennfleckenkrankheit (Ascochyta pisi, Mycosphaerella pinodes, 2.3 Bodenbearbeitung 7 Phoma medicaginis var. pinodella) 37 2.4 Aussaat 7 4.2.3.10 Falscher Mehltau (Peronospora pisi) 40 2.5 Förderung natürlicher Gegenspieler 8 4.2.3.11 Erbsenrost (Uromyces pisi) 41 4.2.3.12 Echter Mehltau (Erysiphe pisi) 42 2.6 Regelmäßige Kontrollen im Bestand 9 4.2.3.13 Sklerotinia (Sclerotinia sclerotiorum) 43 2.7 Prognosemodelle und Informationsquellen 9 Virosen 44 2.8 Begrenzung auf das notwendige Maß 10 4.3 Sojabohne (Glycine max) 45 4.3.1 Allgemeine vorbeugende Maßnahmen 45 2.9 Resistenzmanagement 10 4.3.2 Unkräuter und Ungräser 46 2.10 Dokumentation der Beobachtungen und Erfolgskontrolle 10 4.3.3 Schaderregerspezifische Maßnahmen 47 2.11 Wild- und Vogelfraß 11 Insekten 47 4.3.3.1 Bohnensaatfliege (Delia platura) 48 3 Unkräuter und Ungräser .................................................................................................. 12 4.3.3.2 Distelfalter (Vanessa cardui) 48 3.1 Allgemeine Informationen zu Unkräutern und Ungräsern 12 Pilzkrankheiten 49 3.1.1 Typische Unkräuter in Leguminosen 13 4.3.3.3 Sklerotinia (Sclerotinia sclerotiorum) 49 3.1.2 Mechanische Unkrautregulierung 13 4.3.3.4 Phomopsis/Diaporthe 50 3.1.2.1 Reihenunabhängige Verfahren 14 4.3.3.5 Falscher Mehltau (Peronospora manshurica) 50 3.1.2.2 Reihenabhängige Verfahren 14 4.3.3.6 Rhizoctonia (Rhizoctonia solani) 51 3.1.3 Chemische Unkrautbekämpfung 15 Weitere Schaderreger 51 4 Kulturartenspezifische Schaderreger............................................................................... 16 4.4 Schmalblättrige bzw. Blaue Lupine (Lupinus angustifolius), 4.1 Ackerbohne (Vicia faba) 16 Gelbe Lupine (Lupinus luteus), Weiße Lupine (Lupinus albus) 52 4.1.1 Allgemeine vorbeugende Maßnahmen 16 4.4.1 Vorbeugende Maßnahmen 52 4.1.2 Unkräuter und Ungräser 17 4.4.2 Unkräuter und Ungräser 53 4.1.3 Schaderregerspezifische Maßnahmen 18 4.4.3 Schaderregerspezifische Maßnahmen 55 Insekten 18 Insekten 55 4.1.3.1 Blattrandkäfer (Sitona lineatus) 19 4.4.3.1 Großer Lupinenrüssler (Charagmus gressorius syn. Sitona g.), 4.1.3.2 Schwarze Bohnenlaus (Aphis fabae) 20 Grauer Blattrandkäfer (Charagmus griseus) 55 4.1.3.3 Erbsenblattlaus (Acyrthosiphon pisum) 21 4.4.3.2 Lupinenblattlaus (Macrosiphon albifrons) 56 4.1.3.4 Acker-/Pferdebohnenkäfer (Bruchus rufimanus) 22 Pilzkrankheiten 56 Pilzkrankheiten 23 4.4.3.3 Anthraknose/Brennfleckenkrankheit (Colletotrichum lupini) 56 4.1.3.5 Wurzelfäulen (Fusarium spp., Pyhtium spp., Phoma medicaginis) 23 4.4.3.4 Schwarze Wurzelfäule (Thielaviopsis basicola) 58 4.1.3.6 Schokoladenfleckigkeit (Botrytis fabae, Botrytis cinerea) 23 4.4.3.5 Lupinenwelke (Fusarium oxysporum) 58 4.1.3.7 Ackerbohnenrost (Uromyces fabae) 24 4.4.3.6 Sklerotinia (Sclerotinia sclerotiorum) 59 4.1.3.8 Brennfleckenkrankheit (Ascochyta fabae, Didymella fabae) 25 4.4.3.7 Rhizoctonia (Rhizoctonia solani) 59 4.1.3.9 Falscher Mehltau (Peronospora viciae) 25 4.4.3.8 Grauschimmel (Botrytis cinerea) 60 4.1.3.10 Sklerotinia (Sclerotinia sclerotiorum) 26 4.4.3.9 Pilzliche Weichfäule (Pythium ultimum, P. irregulare) 60 Virosen 27 5 Literaturverzeichnis.......................................................................................................... 62 4.2 Körnererbse (Pisum sativum) 28 Internetquellen.................................................................................................................. 64 4.2.1 Allgemeine vorbeugende Maßnahmen 28 4.2.2 Unkräuter und Ungräser 29 Danksagung....................................................................................................................... 64 4.2.3 Schaderregerspezifische Maßnahmen 30 Weiterführende Literatur.................................................................................................. 65 Insekten 30 Kurzüberblick zu Schaderregern bei Ackerbohne, Körnererbse, Sojabohne und Süßlupinen.. 66 4.2.3.1 Blattrandkäfer (Sitona lineatus) 31 4.2.3.2 Erbsenblattlaus (Acyrthosiphon pisum) 31 4.2.3.3 Erbsenkäfer (Bruchus pisorum), Ackerbohnenkäfer (Bruchus rufimanus) 32 4.2.3.4 Erbsenwickler (Cydia nigricana) 33 2 3
1 Einleitung Diese Leitlinie richtet sich in erster Linie an Landwirte. Diese Leitlinien gliedern sich kulturartenspezifisch Sie soll eine Unterstützung bei der Umsetzung des inte- in eine allgemeine Leitlinie, die übergeordnet vor- grierten Pflanzenschutzes sein. In einem umfassenden beugende Maßnahmen zur Risikominimierung defi- und aktuellen Kompendium wird hier der aktuelle Wis- niert und eine schaderregerspezifische Leitlinie, in sensstand zum Pflanzenschutz in den Kulturen Acker- der bedeutende Schaderreger und mögliche Bekämp- bohne, Körnererbse, Sojabohne und Süßlupine zusam- fungsmaßnahmen vorgestellt werden. Ein wichtiger mengefasst. Dabei können keine allgemeingültigen Baustein für eine nachhaltigere Landwirtschaft ist Lösungen für Pflanzenkrankheiten vorgestellt werden. die Erweiterung von Fruchtfolgen um weitere Pflan- Vielmehr sollen dem Anwender zahlreiche Maßnah- zenarten – insbesondere Leguminosen. Ein verstärk- men und das fachliche Hintergrundwissen vermittelt ter Anbau von Leguminosen spart mineralische Stick- werden. Beides muss an die örtlichen Gegebenhei- stoffdünger und die damit verbundenen Emissionen, ten und Anforderungen des jeweiligen Betriebes, aber da Leguminosen in der Lage sind, den benötigten auch an zukünftige Entwicklungen und Erkenntnisse Stickstoff in Symbiose mit Bakterien (Rhizobien) aus angepasst werden, um einen gesunden Pflanzenbe- der Atmosphäre zu gewinnen. Ein weiterer Aspekt ist stand zu fördern. die Auflockerung von Fruchtfolgen, besonders wenn GLOBALZIELE DES Nationaler Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP) • Reduzieren von Risiken für die menschliche Gesundheit und den Naturhaushalt, die durch die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln für den Naturhaushalt entstehen können • Senken von Überschreitungen von Rückstandshöchstgehalten von Wirkstoffen in allen Produktgruppen einheimischer und importierter Lebensmittel • Begrenzen der Pflanzenschutzmittelanwendungen auf das notwendige Maß • Förderung der Einführung und Weiterentwicklung von Pflanzenschutzverfahren mit geringen Pflanzenschutzmittelanwendungen im integrierten Pflanzenschutz und im ökologischen Landbau 2 Allgemeines zum integrierten • Ausbau des Anteils nichtchemischer Pflanzenschutzmaßnahmen • Verbessern der Sicherheit beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln Pflanzenschutz in Körnerleguminosen • Verbessern der Information der Öffentlichkeit über Nutzen und Risiken des Pflanzenschutzes Der integrierte Pflanzenschutz ist im Pflanzenschutzgesetz im Abschnitt 2 § 3 verankert. Die acht allgemeinen • Leitlinien zum integrierten Pflanzenschutz werden als Teil des NAP für jede Kultur erstellt Grundsätze werden in der Richtlinie 2009/128/EG im Anhang III beschrieben: 1. Vorbeugende Maßnahmen 5. Verwendung zielartenspezifischer Produkte diese getreide- und winterungsbetont sind. Schador- Der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzen- 2. Schaderregerüberwachung 6 Begrenzung auf das notwendige Maß ganismen werden reduziert und andere Strategien bei schutzmitteln wird als Ultima Ratio betrachtet, aber 3. Anwendung von Schwellenwerten 7. Erfolgskontrolle und Dokumentation der Unkrautbekämpfung sind möglich. Großkörnige dort wo Möglichkeiten bestehen, wird darauf hinge- 4. Bevorzugung nichtchemischer Methoden 8. Resistenzvermeidungsstrategien Leguminosen werden überwiegend als Sommerkul- wiesen. Aufgrund der häufigen Änderungen bei Zulas- turen angebaut, die Unkrautartenzusammensetzung sungen und Anwendungsbeschränkungen von Pflan- Im Folgenden werden für alle vier Kulturen allgemeingültige Hinweise gegeben. ist eine andere als bei Winterungen. Blühende Legu- zenschutzmitteln ist es aber unmöglich, einen aktuellen minosen bilden zudem eine wertvolle Nahrungsquelle Überblick über zugelassene Pflanzenschutzmittel zu für nektar- und pollensammelnde Insekten. Der ver- geben. Deswegen wurde in der Leitlinie darauf ver- 2.1 Standort stärkte Anbau von Leguminosen und damit verbun- zichtet, Produktnamen oder konkrete Wirkstoffe zu den eine Erweiterung der Fruchtfolgen kann zu einem benennen. Aktuelle Informationen zur Zulassung von Die erste Voraussetzung für einen gesunden Pflanzen- Frühjahr von Vorteil. Steinige Standorte können insbe- reduziertem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Pflanzenschutzmitteln können auf der Internetpräsenz bestand ist ein geeigneter Standort. Staunasse Böden sondere bei Körnererbsen und Sojabohnen die Ernte damit einer Verringerung des Risikos von Resistenzbil- des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebens- sind als Standorte für den Anbau von Leguminosen erschweren. In Abhängigkeit von den Bodenpunkten, dungen gegen Pflanzenschutzmittel beitragen. Ebenso mittelsicherheit unter dem Stichwort „Zugelassene nicht geeignet. Prinzipiell profitieren alle Legumino- dem pH-Wert, der Niederschlagsmenge während der reduziert ein verstärkter Anbau von Leguminosen das Pflanzenschutzmittel“ (https://apps2.bvl.bund.de/psm/ sen von einem geringen Unkrautpotential auf dem Blüte und der Temperatur zur Kornausbildung lassen Defizit von pflanzlichem Eiweiß aus heimischen Anbau jsp/index.jsp) abgerufen werden. Standort. Ebenso ist auch für alle hier vorgestellten sich geeignete Leguminosen mit dem Entscheidungs- als Futtermittel und damit verbunden die Abhängigkeit Leguminosen eine rasche Erwärmung des Bodens im baum grob eingrenzen (Abb. 1). von Sojaimporten. 4 5
Tab. 1: Anbaupausen der Körnerleguminosen, (G. Völkel & W. Vogt-Kaute 2013) Unter ca. 50 Bodenpunkte Folgende Leguminose Niederschläge während Temperatur zur Ackerbohne Körnererbse Sojabohne Lupinenarten pH-Wert Vorfrucht- der Blüte Kornausbildung leguminose unter über Ackerbohne 4 – 5 Jahre 4 – 6 Jahre 3 – 4 Jahre 4 – 5 Jahre 5,8 – 6,0 über 6 niedrig hoch 100 mm 100 mm Körnererbse 4 – 6 Jahre 6 – 9 Jahre* 3 – 4 Jahre 6 – 9 Jahre G. Lupine Körnererbse G. Lupine Körnererbse Körnererbse Körnererbse bedingt geeignet: S. Lupine bedingt geeignet: bedingt geeignet: G. Lupine S. Lupine S. Lupine Sojabohne Ackerbohne Sojabohne 3 – 4 Jahre 3 – 4 Jahre 2 – 3 Jahre 3 – 4 Jahre bedingt geeignet: Sojabohne Ackerbohne S. Lupine Sojabohne Sojabohne Lupinenarten 4 – 5 Jahre 6 – 9 Jahre 3 – 4 Jahre 4 – 5 Jahre Rotklee, Luzerne 2 – 4 Jahre 3 – 5 Jahre 2 – 4 Jahre 2 – 4 Jahre Weiß-,Gelb-, und 2 – 4 Jahre 2 – 4 Jahre 2 – 4 Jahre 2 – 4 Jahre Über ca. 50 Bodenpunkte Schwedenklee *buntblühende Sorten 5 – 7 Jahre Niederschläge während Temperatur zur pH-Wert der Blüte Kornausbildung 2.2 Fruchtfolge arbeitung vor der Saat werden Unkräuter zum Keimen angeregt und können anschließend mechanisch oder unter über Das wichtigste Instrument des integrierten Pflanzen- mit Herbiziden erfasst werden. Diese Maßnahme för- 5,8 – 6,0 über 6 niedrig hoch schutzes ist eine angepasste Fruchtfolge mit ausrei- dert ebenso die Belüftung und damit auch die Erwär- 100 mm 100 mm chend langen Anbaupausen. Dies gilt ganz besonders mung des Bodens. Große Kluten und Steine sollten Ackerbohne Ackerbohne Körnererbse Ackerbohne Ackerbohne Ackerbohne für die weitestgehend selbstunverträglichen Körnerle- angewalzt werden um die Wirkung von Bodenherbi- Körnererbse Körnererbse W. Lupine Sojabohne Körnererbse Sojabohne guminosen (Tab. 1). Besonders geeignete Vorfrüchte ziden zu verbessern und (besonders bei Körnererbsen Sojabohne Sojabohne S. Lupine bedingt geeignet: bedingt geeignet: W. Lupine sind die Wintergetreidearten. Ideal ist ein geringer und Sojabohnen) die Erntetechnik zu schonen. W. Lupine bedingt geeignet: bedingt geeignet: Körnererbse S. Lupine Sojabohne Anteil von Stickstoff im Boden nach der Vorfrucht. Dies W. Lupine Sojabohne Sojabohne fördert die Knöllchenbildung und verbessert die Kon- S. Lupine S. Lupine Ackerbohne kurrenzfähigkeit der Leguminosen gegenüber Unkräu- 2.4 Aussaat S. Lupine: Schmalblättrige (Blaue) Lupine tern und Ungräsern. Werden nach Leguminosen keine G. Lupine: Gelbe Lupine Winterkulturen angebaut, so ist die Verwendung einer Entscheidend für die Aussaat ist in erster Linie ein W. Lupine: Weiße Lupine überwinternden Zwischenfrucht ratsam, um die hin- geeigneter Bodenzustand. Ideal sind ein feinkrüme- terlassenen Stickstoffmengen zu konservieren. liges Saatbett und ein Anwalzen der Saat für einen Abb. 1: Entscheidungsbaum für den Anbau von Körnerleguminosen besseren Bodenkontakt. Die Aussaatstärke sollte (nach G. Völkel & W. Vogt-Kaute 2013) der Kultur, dem Saatbettzustand und der Keimfähig- 2.3 Bodenbearbeitung keit angepasst werden. Bei einer geplanten mechani- schen Unkrautbekämpfung ist eine leichte Erhöhung Der Anbau von Leguminosen ist sowohl in Systemen (5 – 10 %) der Aussaatstärke empfehlenswert, um Ver- mit wendender Bodenbearbeitung als auch in Ver- luste auszugleichen. Für eine gute Wasserversorgung, fahren mit reduzierter Bodenbearbeitung bis hin zur eine hohe Standfestigkeit, einen gleichmäßigen Feld- Direktsaat möglich. Für die Aussaat ist ein krümeliges aufgang und Schutz vor Vogelfraß sollte eine gleich- Saatbett optimal, tiefe Bodenbewegungen (Pflügen, mäßige und ausreichend tiefe Saattiefe angestrebt Grubbern) sollten nicht unmittelbar vor der Saat erfol- werden. Eine sehr frühe Aussaat bereits ab Februar ist gen. Dies vermeidet den Transport von Unkrautsamen bei Ackerbohnen möglich, Erbsen und Lupinen können aus tiefen Bodenschichten an die Oberfläche. Als sehr ab 3 – 4 °C Bodentemperatur gesät werden, Sojaboh- wirkungsvoll hat sich das Anlegen eines falschen Saat- nen benötigen warme (min. 10°C) Böden. betts erwiesen. Nach einer oberflächlichen Bodenbe- 6 7
2.5 Förderung natürlicher grämung von Tauben und Rabenvögeln profitieren 2.6 Regelmäßige Kontrollen 2.7 Prognosemodelle und ebenso von den oben genannten Maßnahmen. Zusätz- Gegenspieler lich können für sie noch Sitzstangen aufgestellt wer- im Bestand Informationsquellen Tierische Schaderreger werden durch natürliche den. Müssen Insektizide angewendet werden, soll- Die Möglichkeiten des integrierten Pflanzenschut- Öffentliche und private Beratungsdienstleister kön- Gegenspieler reduziert. Beispiele für Gegenspieler ten nützlingsschonende Wirkstoffe bevorzugt werden. zes hängen von dem Wissen über den Zustand des nen wertvolle Informationen zu Infektionsdruck von sind viele Insekten und Spinnen, die sich von tieri- Neben Gegenspielern von Blattläusen treten in Legu- Bestandes bzw. des Bodens ab. Deswegen sind regel- Schadorganismen, möglichen Behandlungszeitpunk- schen Schaderregern ernähren bzw. sich darauf spe- minosenflächen zahlreiche Arten von Nützlingen auf mäßige Bestandeskontrollen ein wichtiges Schlüsselin- ten und Pflanzenschutzstrategien liefern. Empfohlene zialisiert haben. Es kommen auch Pilze vor, die unter wie zum Beispiel Honigbienen, Hummeln und Wild strument des integrierten Pflanzenschutzes. Beobach- Pflanzenschutzmaßnahmen sollten aber mit Ausnahme geeigneten Bedingungen in der Lage sind, in gro- bienen. Diese ernähren sich von Nektar und Pollen tet werden sollten im Idealfall mindestens 5 Pflanzen von vorbeugend wirkenden Fungiziden nicht unabhän- ßem Umfang (50 % und mehr) Blattläuse zu parasitie- und können wie z. B. die Gartenhummel Bombus hor- an 5 verschiedenen Punkten im Bestand. Diese soll- gig von den eigenen Bestandeskontrollen durchge- ren und abzutöten. Bekannt und einfach zu erkennen torum bei Ackerbohnen effektiv die Fremdbefruch- ten repräsentativ über den Schlag verteilt sein, das führt werden. Der integrierte Pflanzenschutz entwi- sind Marienkäfer und ihre Larven (Abb. 2), die Larven tung fördern. Insektizidmaßnahmen vor der Blüte und heißt nicht unmittelbar am Rand oder im Vorgewende. ckelt sich beständig weiter. Informationen über neue von Schwebfliegen und Florfliegen (Abb. 3; Abb. 5 in den frühen Morgenstunden oder aber den späten Der Bestand sollte vor allem vom Auflaufen bis zur Pflanzenschutzstrategien, mögliche Wirkstoffresis- l.) sowie diverse Webspinnen (Araneae) (Abb. 5 Abendstunden reduzieren das Risiko für tagaktive Blüte mindestens wöchentlich begangen werden, um tenzen, neue Sorten oder auch neue Krankheiten und r.). Daneben kommen am Boden Laufkäfer und im Nichtzielorganismen, geschädigt zu werden. Bei Scha- die Entwicklung von Unkräutern, Krankheiten und tie- Schädlinge sind wertvoll und sollten dort, wo es mög- Bestand Weichkäfer (Abb. 5 m.) vor, die in der Lage derregern, die vom Feldrand einwandern, können rischen Schaderregern rechtzeitig zu erkennen. Nur lich ist, berücksichtigt werden. Quellen dieser Infor- sind, große Mengen an Schadinsekten zu vertilgen. Teilflächenbehandlungen eine ökonomisch und ökolo- dann können mögliche Pflanzenschutzmaßnahmen mationen sind die Pflanzenschutzdienste der Länder Aufgrund ihrer Größe nur schwer zu erkennen sind gisch bessere Option darstellen. Eine Möglichkeit, sich termingerecht und damit wirksam angewendet werden. (www.bvl.bund.de), Pflanzenzüchter, übergeordnete Raubmilben und die Larven von räuberischen Gall- über die Nützlingsverträglichkeit von Pflanzenschutz- Organisationen (ISIP, Julius Kühn-Institut, Gesellschaft mücken sowie Insekten, die Schädlinge parasitieren mitteln zu informieren, bietet die Datenbank unter zur Förderung der Lupine, Deutscher Sojaförder- wie z. B. Schlupfwespenartige (Abb. 4). Die Begren- www.nuetzlingsinfo.julius-kuehn.de (Website soll ring, UFOP), Fachtagungen, Feldtage, Fachzeitschrif- zung des Einsatzes von Insektiziden auf das notwen- Ende 2020 online gehen). Nach Eingabe des Pflan- ten und nicht zuletzt auch ein Austausch mit anderen dige Maß auf der gesamten Betriebsfläche, eine viel- zenschutzmittels werden mit Hilfe eines Ampel- Landwirten. seitige Fruchtfolge und das Anlegen und Pflegen systems die unterschiedlich starken Schädigungen von Saumbiotopen wie Hecken, Baumreihen, Acker- der geprüften Nützlinge aus dem Zulassungsbe- rand- und Blühstreifen sowie eine reduzierte Boden- richt angezeigt. Mit diesem Wissen können nützlings bearbeitung fördert das Vorkommen von Nützlingen. schonende Pflanzenschutzmittel favorisiert werden. Greifvögel als Gegenspieler von Mäusen und zur Ver- Breit wirkende Pflanzen- schutzmittel Selektiv wirkende Pflanzenschutzmittel Biologische, biotechnologische, Abb. 2: Bekanntester Nützling: der Marienkäfer (l.), Abb. 3: Auch die Larven (l.) der Schwebfliegen (r.) mechanische Bekämpfung auch die Larve (r.) ernährt sich von Blattläusen (M. ernähren sich von Blattläusen (I. Henneken) Männel) Entscheidungshilfen Bestandeskontrolle, Bekämpfungsrichtwerte, Prognosemodelle Vorbeugende Maßnahmen Fruchtfolge, Standort, angepasste Sorte, gesundes Saatgut, Pflanzen ernährung, Zwischenfruchtanbau, Gemenge, Förderung von Nützlingen Abb. 4: Von Schlupfwespe (l.) parasitierte Blattlaus Abb. 5: Florfliegenlarve, Weichkäfer und Webspin- Abb. 6: Prinzip des integrierten Pflanzenschutz (nach Schweizer Aktionsplan zur Risikoreduktion und nach- „Mumie“ (M. Männel) nen sind weitere Gegenspieler von Blattläusen haltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln 2007), verändert (M. Männel) 8 9
2.8 Begrenzung auf das Beschränkung auf nur zwingend notwendige Pflan- 2.11 Wild- und Vogelfraß zenschutzmittelanwendungen und ein Wechsel von notwendige Maß Pflanzenschutzmitteln mit verschiedenen Wirkungs- Saaten von Erbsen und Soja sowie Lupinen sind in Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nach dem inte- orten beugen Resistenzentwicklung vor. Diese Resis- naturnah strukturierten Gebieten einem hohen Risiko grierten Pflanzenschutz bedeutet zunächst, dass sich tenzentwicklung kann verlangsamt werden, wenn von Wild- und Vogelfraß ausgesetzt. Schäden ent- der chemische Pflanzenschutz allen anderen prakti- nach den Grundlagen des integrierten Pflanzenbaus stehen durch das Herauspicken der Körner oder das kablen Maßnahmen unterordnen muss (Abb. 6). Für nach Bekämpfungsrichtwerten und dem notwendi- Herausziehen der gekeimten Pflanzen. Die empfind- eine mögliche Schadensbegrenzung stehen für einige gen Maß gearbeitet wird. Müssen Pflanzenschutz- liche Phase dauert von der Aussaat bis zum Ausbil- Schadorganismen etablierte Bekämpfungsrichtwerte mittel angewendet werden, sollte dort wo es möglich den der ersten Laubblätter an, wenn die Reservestoffe zur Verfügung. ist, ein Wechsel zwischen verschiedenen Wirkstoffen, des Samens aufgebraucht sind. Insbesondere Tau- besser noch Wirkstoffgruppen, stattfinden. Wirkstoffe ben und Krähen sind für diese Schäden verantwort- Darüber hinaus gilt die Begrenzung auf das notwen- mit mehreren Wirkorten haben ein geringeres Risiko lich. Auch Wild wie Kaninchen, Hasen sowie Scha- dige Maß. Damit ist die Forderung nach der geringst- der Resistenzbildung als Wirkstoffe mit nur einem Wir- lenwild wie Schwarz-, Rot- und Damwild verursacht möglichen Intensität (Wirkstoffmenge) von Pflan- kort. Diese Zuordnung erfolgt über Klassen, die von häufig Fraßschäden im Bestand. Relevant werden die zenschutzmitteln gemeint. Praktisch realisieren lässt den jeweiligen Organisationen veröffentlicht werden Schäden bei kleinen Flächen bzw. in wildreichen Land- sich das z.B. über Teilflächenbehandlung. Bestimmte (Tab. 2). schaften. Schäden durch Schalenwild, Kaninchen und Schadorganismen wandern von den Feldrändern ein, Fasane sind wildschadensersatzpflichtig. Als Verbiss- sodass eine Randbehandlung der Flächen schon aus- schutz ist sprühfähiges Schaffett (Trico®) in Sojaboh- reichend sein kann. Moderne Applikationstechnik ist in 2.10 Dokumentation der nen zugelassen. Ebenso ist bei vertretbarem Aufwand der Lage, z.B. mit Einzeldüsenschaltung kleine Teilflä- ein Einzäunen der Bestände gegen Schalenwild mög- chen wie z.B. verunkrautete Fahrgassen zu bearbeiten. Beobachtungen und lich. Mögliche vorbeugende Maßnahmen sind das tie- Fortschritte in der Datenverarbeitung und der Sensor- Erfolgskontrolle fere Ablegen und Anwalzen der Körner bei der Aus- technik werden in Zukunft die eingesetzten Wirkstoff- saat und das Aufstellen von Sitzkrücken um Greifvögel mengen erheblich reduzieren. So sind schon heute bei Das Pflanzenschutzgesetz sieht eine zeitnahe Doku- zu fördern. Chemisch-synthetische Beizen mit repel- Herbiziden automatisierte Teilflächenapplikationen bis mentation der durchgeführten Pflanzenschutzmaß- lenter Wirkung gegenüber Vögeln sind in Körnerle- hin zur einzelnen Unkrautpflanze möglich. nahmen und sonstiger anbautechnischer Maßnah- guminosen nicht zugelassen. Drohen Schädigungen men vor. Diese kann in Papierform oder digital in einer durch massiven Vogelfraß, gibt es verschiedene Mög- In dieser Leitlinie wird der Begriff Bekämpfungsricht- Ackerschlagdatei erfolgen. Darüber hinaus sollten die lichkeiten der Vergrämung. Eine Bejagung bzw. allein Abb. 7: Drache zur Vergrämung von Vögel (B.C. Schäfer) wert als Entscheidungsgrundlage für den Einsatz von Feldbeobachtungen und alle weiteren Entscheidungs- die Entnahme von wenigen Tieren ist sehr effektiv, Pflanzenschutzmitteln genutzt, da in den meisten Fäl- grundlagen aufgezeichnet werden. Für eine Erfolgs- da Tauben und insbesondere Rabenvögel die Gebiete tion und die Programmierung variieren die Geräusche, len keine wissenschaftlich abgesicherten Schadens- kontrolle (insbesondere von Herbiziden und Fungi- einige Zeit meiden. Eine Bejagung der Saatkrähe ist sodass eine Gewöhnung weniger schnell eintritt, die schwellen bekannt sind. ziden) ist das gezielte Anlegen von Spritzfenstern in Deutschland nicht möglich, Ringeltaube und Aas- Bewegung des Karussells verursacht einen weiteren (unbehandelten Teilflächen) sehr hilfreich. Eine halbe krähe (Rabenkrähe und Nebelkrähe) dürfen je nach Fluchtreiz. Eine sehr effektive Variante ist die Kom- Spritzbreite auf einer Länge von mindestens 6 m Bundesland eingeschränkt in der empfindlichen Phase bination von Schussanlagen mit einem Drachen, der 2.9 Resistenzmanagement ermöglicht es, die durchgeführten Maßnahmen auf des Auflaufens bejagt werden. Es besteht die Möglich- durch den Knall an einem Stab einige Meter nach oben ihre Wirkung zu überprüfen. Pflanzenschutzmaßnah- keit, eine Ausnahmegenehmigung für die Bejagung geschossen wird. Aufgrund der intensiven Bewegung Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel wir- men, die nur einen geringen oder keinen messbaren bzw. Vergrämung bei der zuständigen Stelle zu bean- werden gute Wirkungen erzielt. Eine erprobte Vari- ken konkret an einem oder mehreren Wirkorten im Erfolg auf den Ertrag haben, können so erkannt und tragen. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Ver- ante ist der Einsatz von Drachen, die an einem langen Stoffwechsel der Unkräuter und Schaderreger. Durch eingespart werden. grämung durch Schussapparate. Es sind elektronisch Aluminiumstab ständig in der Luft schweben (Abb. 7). spontane Mutation kann es unabhängig vom Pflan- gesteuerte Knallgaskarusselle erhältlich, welche durch Auch auffällige Ballons und rotierende Spiegel sollen zenzschutzmitteleinsatz bei allen Schaderregern zum den Rückstoß rotieren und so zufällig unterschiedliche Vögel abhalten können und sind im Fachhandel erhält- Entstehen von Wirkstoffresistenzen kommen. Die Richtungen beschallen. Dies ist aber nur fernab von lich. Besonders bei Krähen kommt es sehr schnell zu Siedlungen möglich und schützt nur Flächen von maxi- einer Gewöhnung an die Störung. Der Gewöhnung mal 2 Hektar. Befinden sich am Rande der Schläge kann man durch ein häufiges Variieren der Maßnah- keine Hecken, Baumreihen oder andere Rückzugsorte, men vorbeugen. Tab. 2: Übersicht über Wirkmechanismen von Pflanzenschutzmitteln und zuständige Organisationen vergrößert sich der Wirkungskreis. Durch die Rota- Pflanzenschutzmittel Organisation Übersicht der Wirkmechanismengruppen Insektizide IRAC www.irac-online.org Herbizide HRAC www.hracglobal.com Fungizide FRAC www.frac.info 10 11
3 Unkräuter und Ungräser Tab. 3: Typische Unkräuter in Körnerleguminosen Konkurrenz: 3.1 Allgemeine Informationen Die wichtigste vorbeugende Maßnahme, um Unkräu- Klettenlabkraut (auch nach Bestandesschluss), Weißer Gänsefuß, Kamillearten, Ackerkratzdistel, Windenknöterich, ter und Ungräser zu kontrollieren, ist eine Frucht- Ausfallraps, Hundspetersilie zu Unkräutern und folge mit einem Wechsel von Halm- und Blattfrucht Ungräsern sowie Sommerungen und Winterungen. Eine weitere Ungräser Maßnahme ist eine dem Standort angepasste Boden- Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Jährige Rispe, Flughafer, Gemeine Quecke Im Folgenden werden Unkräuter und Ungräser dort, bearbeitung und Saatbettbereitung. Durch wieder- wo nicht weiter präzisiert, zusammengefasst als holt flache Bodenbearbeitung z. B. durch das Anle- Ernteerschwernis: Unkräuter bezeichnet. gen eines falschen Saatbetts können Unkräuter zum Keimen angeregt werden und anschließend mecha- Weißer Gänsefuß, Ackerkratzdistel, Klettenlabkraut, Kamillearten, Ausfallraps, Windenknöterich Pflanzen, die unbeabsichtigt neben der Kulturpflanze nisch oder chemisch bekämpft werden. Die Aussaat- auf dem Feld wachsen, beeinträchtigen diese. Sie tre- menge sollte unter Berücksichtigung der Keimfähig- Verunreinigung des Ernteguts durch Samenbildung und Pflanzenreste: ten als direkte Konkurrenten um Licht, Wasser, Raum keit und der Tausendkornmasse berechnet werden. Klettenlabkraut, Kamillearten, Schwarzer Nachtschatten (besonders in Soja) und Nährstoffe auf und können so Erträge vermin- Bestände mit hohen Bestandesdichten und einer dern. Als ebenso problematisch sind die Beeinträch- gleichmäßigen Verteilung sind gegenüber Unkräutern Mehrjährige Wurzelunkräuter (schwer bekämpfbar): tigung der Erntetechnik und Verunreinigungen sowie konkurrenzstärker. Bei der Aussaat sollte mit geeig- Feuchtigkeitserhöhung des Erntegutes einzuschätzen. neter und korrekt eingestellter Sätechnik sowie einer Ackerkratzdistel, Gemeine Quecke Neben dieser direkten Schädigung können Unkräu- angepassten Fahrgeschwindigkeit auf eine möglichst Gefahr ab Abreife bei Ackerbohne (Blattabwurf): ter die Kulturpflanzen auch indirekt schädigen. Als genaue Ablage geachtet werden, damit die Bestände Neben- und Zwischenwirte von Pilzkrankheiten, tieri- gleichmäßig auflaufen und den Platz optimal ausnut- Kamilllearten, Schwarzer Nachtschatten, Weißer Gänsefuß, Ackerkratzdistel schen Schaderregern und Viren können sie den Infek- zen. Stickstoffarme Bedingungen im Boden fördern tionsdruck auf die angebauten Pflanzen erhöhen. die Knöllchenbildung und verschaffen den Legumino- Unkräuter können auch die Belüftung der Bestände sen einen Standortvorteil gegenüber den Unkräutern. 3.1.1 Typische Unkräuter in Erwärmung des Bodens und damit eine stärkere Mine- verschlechtern. Als Folge werden bestimmte Pilzer- Bis zum Auflaufen der Saat können Vorauflaufher- Leguminosen ralisation von Nährstoffen. Die größeren Hohlräume, krankungen gefördert. bizide besonders wirksam Unkräuter und Ungräser die bei der mechanischen Bearbeitung entstehen kön- bekämpfen. Nach dem Auflaufen der Pflanzen stehen Bei den meisten Unkräutern handelt es sich um som- nen, beugen zudem einer Verdunstung durch den Es ist aber nicht sinnvoll, einen absolut unkrautfreien in den großkörnigen Leguminosen Herbizide nur sehr meranuelle Arten. Gräser spielen eine untergeord- kapillaren Aufstieg vor. Das setzt aber einen von dem Acker anzustreben. Unkräuter tragen als Lebens- eingeschränkt zur Verfügung. Die vorgestellten, groß- nete Rolle (Tab. 3). eingesetzten Gerät abhängigen Bodenzustand voraus. raum und Nahrung für Nichtzielorganismen zur Biodi- körnigen Leguminosen sind für mechanische Ver- Optimal ist eine feinkrümelige Bodenstruktur. Durch versität bei und haben begrenzt auch einen positiven fahren geeignet. Eine weitere effektive und erprobte 3.1.2 Mechanische eine angepasste Kalkung kann das Bodengefüge dafür Einfluss auf den Bestand. Sie können Nützlingen als Maßnahme, um Unkräuter zu unterdrücken, ist der Unkrautregulierung positiv beeinflusst werden. Nach einer Maßnahme grüne Brücke dienen, wenn Schadinsekten die Kul- Anbau von Gemengen. sollte trockene Witterung folgen, um die Wirksamkeit tur noch nicht befallen haben, fördern durch Wurzeln Bei fehlenden Nachauflaufherbiziden kann die mecha- zu verbessern. Fast immer sind mehrere Überfahrten und Beschattung die Bodengare und wirken erosions- Beispiele für praxiserprobte Gemenge sind z. B. Acker- nische Unkrautbekämpfung z. B. mit Striegel und notwendig, um ein ausreichendes Ergebnis zu erzie- mindernd. Nicht zu unterschätzen sind auch mögliche bohnen oder Körnererbsen mit Sommergetreide Hacke eine Alternative sein. In den letzten Jahren kam len, da nur frühe Unkrautstadien sicher erfasst wer- Schäden an der Kulturpflanze, die beim Einsatz von wie z. B. Weizen, Gerste, Triticale und Hafer. Auch es zu einer Vielzahl von Innovationen und Verbes- den. Die Fahrgeschwindigkeit und Einstellungen, wie chemischer oder mechanischer Unkrautkontrolle auf- das Gemenge Schmalblättrige Lupine und Hafer ist serungen, die dazu führten, dass die Bedeutung der Federdruck der Zinken oder Eintauchtiefe, müssen treten. Diese möglichen Schäden müssen im Verhält- erprobt. Weitere Mischungspartner sind Leindotter, mechanischen Unkrautregulierung in der konventio- angepasst sein und regelmäßig nachkontrolliert wer- nis zu den wirtschaftlichen Einbußen bei Unterlassen Roggen (insbesondere mit Wicken). nellen Landwirtschaft wächst. Alle Körnerlegumino- den, um optimale Ergebnisse zu erzielen und Schä- der Maßnahme stehen. sen sind prinzipiell für eine mechanische Unkrautbe- den an den Pflanzen so weit wie möglich zu vermei- kämpfung geeignet. Neben der Unkrautbekämpfung den. Ähnlich wie bei chemischen Verfahren lassen können mechanische Verfahren durch Brechen der sich Schäden bzw. Beeinträchtigungen an der Kultur- Bodenkruste und Auflockerung der obersten Boden- pflanze nicht immer verhindern. Aufgrund von Strie- schicht sowie Öffnen von verschlämmten Grobporen gel- und Hackverlusten sollte die Aussaatstärke des- die Belüftung des Bodens verbessern. Für die Pflanzen wegen leicht erhöht werden. Zu beachten ist, dass und die Knöllchenbakterien resultiert daraus ein bes- die mechanische Bekämpfung von Wurzelunkräutern serer Gasaustausch im Wurzelraum, eine schnellere anspruchsvoll ist. 12 13
3.1.2.1 Reihenunabhängige Verfahren 3.1.2.2 Reihenabhängige Verfahren 3.1.3 Chemische Praxis etabliert. Oft ist auch eine Teilflächenbehand- Der Striegel (Abb. 8 u.) ist eines der bekanntesten Die meisten reihenabhängigen Verfahren setzten Unkrautbekämpfung lung der „Unkrautecken“ ausreichend, sofern diese aus Geräte für die mechanische Unkrautbekämpfung. einen Reihenabstand von mindestens 20 – 25 cm vor- den Vorjahren bekannt sind. Moderne Applikations- Er kann bereits vor der Saat eingesetzt werden, um aus. Hackgeräte lassen sich länger einsetzen als Strie- Für eine chemische Unkrautbekämpfung stehen technik mit angepassten Düsen und schaltbaren Teil- nach dem Anlegen eines falschen Saatbeets bereits gel und haben zugleich ein geringeres Risiko, die sowohl Vor- als auch Nachauflaufherbizide zur Ver- breiten spart Pflanzenschutzmittel ein, verbessert die gekeimte Unkräuter im Fädchenstadium zu erfassen. Pflanzen zu schädigen. Zudem sind sie auch in der fügung. Im Vorauflauf sollten Wirkstoffe und Pro- Wirksamkeit und verringert die Abdrift auf Nachbarflä- Unmittelbar nach der Aussaat ist das Blindstriegeln Lage, Unkräuter deutlich länger wirksam zu erfassen dukte gewählt werden, welche besonders gut gegen chen. Pflanzenschutzmittelsparende und abdriftredu- möglich. Dies setzt aber eine gleichmäßige, ausrei- als reihenunabhängige Aggregate. Ein weiterer Vor- die bekannten Hauptunkrautarten am Standort wir- zierende Düsen und Geräte sowie Prüfberichte werden chend tiefe Ablage des Saatgutes voraus. Andern- teil ist, dass sie auch bei schwierigen Bodenbedin- ken. Ist mehr als ein Wirkstoff für die geplante Maß- regelmäßig in einer beschreibenden Liste vom Julius falls können Keimlinge oder Saatgut geschädigt und gungen eingesetzt werden können. Reihenabhängige nahme verfügbar, sollte ein Variieren der Wirkstoffe Kühn-Institut veröffentlicht (www.julius-kuehn.de/ Eintrittspforten für bodenbürtige Pilzerkrankungen Hackgeräte entfernen Unkräuter durch Abschneiden, im Rahmen des Resistenzmanagements durchgeführt at/richtlinien-listen-pruefberichte-und-antraege). Die geschaffen werden. Die Hauptwirkung des Striegels Verschütten oder Entwurzeln. Dazu werden oft meh- werden. Die Aufwandmenge hängt auch vom Arten Mindestanforderungen für die persönliche Schutz- ist ein Verschütten von Unkräutern. Bis 7 – 9 km/h rere Aggregate genutzt darunter Gänsefuß- und Flü- spektrum ab, das auf dem Acker vorhanden ist. Für die ausrüstung (PSA) im Umgang mit Pflanzenschutzmit- Fahrgeschwindigkeit verbessert sich die Verschütt- gelschare (Abb. 9), Zinkenstriegel und Fingerhacken. einzelnen Wirkstoffe gelten unterschiedliche Anwen- teln werden vom Bundesministerium für Verbraucher- wirkung, darüber hinaus nur noch die Flächenleis- Letztere sind auch in der Lage, Unkraut in der Reihe dungsbestimmungen und Auflagen, die unbedingt ein- schutz und Lebensmittelsicherheit herausgegeben. tung. Reihenunabhängig arbeiten auch Roll-, Rotor- zu erfassen. Angebaute Flachhäufler können ebenso gehalten werden müssen. Sie dienen dem Schutz von Weiterführende Informationen finden sich in der oder Sternhacken (Abb. 8 o.), bei denen durch hohe Unkräuter in den Reihen verschütten. Bei sehr jungen Nichtzielorganismen in Gewässern, Ackersäumen und „Richtlinie für die Anforderungen an die persönliche Fahrgeschwindigkeit von 12 km/h bis zu 25 km/h ster- Beständen können Schutzbleche ein Verschütten der Pflanzenbeständen auf Nachbarschlägen vor uner- Schutzausrüstung im Umgang mit Pflanzenschutzmit- nartige Aggregate in Eigenrotation versetzt werden Kulturpflanzen verhindern. Die Fahrgeschwindigkeiten wünschten Herbizideinträgen, sichern aber auch die teln“ (www.bvl.bund.de). und dabei Unkraut ab- oder ausreißen und nach oben und damit auch die Flächenleistung von reihenabhän- Wirksamkeit der Herbizide. Eine Reduktion von Auf- schleudern, sodass es auf der Bodenoberfläche ver- gigen Geräten sind geringer als die der reihenunhängi- wandmengen ist manchmal sinnvoll und hat sich in der trocknet. Sie ist besonders für lehmige bzw. Böden, gen Technik. Fortschritte wie eine automatische Rei- die zur Verschlämmung neigen, geeignet. Besonders henerkennung und Anpassung der Aggregate an die in reihenunabhängigen Verfahren können Schäden an Reihen mittels Verschieberahmen ermöglichen höhere den Pflanzen verringert werden, wenn die Nachmit- Fahrgeschwindigkeiten bei präzise geführten Geräten. tage von warmen Tagen genutzt werden. Die Pflan- zen weisen dann oft einen verringerten Zellinnendruck (Turgor) auf und werden weicher und nachgiebiger. Abb. 8: Roll bzw. Sternhacke „Rotary Hoe“ (o.) und Abb. 9: Hacke mit Gänsefuß- und Scheibenschar Federstriegel (u.) (M. Männel) (M. Männel) 14 15
4 Kulturartenspezifische Schaderreger Gegensatz zu den Sommerformen – eine starke Besto- ckung. Einzelkornsämaschinen liefern eine präzisere Ablage als Drillmaschinen, sodass die Saatstärke um Mechanische Verfahren Aufgrund der hypogäischen Keimung (unterirdisch, Keimblätter bleiben im Boden) ist die Ackerbohne die klee und Luzerne (2 – 4 Jahre) sollten ausreichend groß 10 – 15 % reduziert werden kann. striegelverträglichste der hier vorgestellten Körner- 4.1 Ackerbohne (Vicia faba) gewählt werden. Zwischenfrüchte bzw. Zwischen- leguminosen. Eine Bodenbearbeitungsmaßnahme im fruchtmischungen, die Leguminosen enthalten, müs- Natürliche Gegenspieler Herbst ist gut geeignet, um winterannuelle Arten zu Der größte Teil der Ackerbohnen wird als Sommeracker- sen ebenso berücksichtigt werden. Maßnahmen zur Schonung und Förderung von Nütz- regulieren. Durch intensive Stoppelbearbeitung kön- bohnen angebaut. Die Leitlinie konzentriert sich in erster lingen (Kapitel 2.5) sollten ausgeschöpft werden. nen Wurzelunkräuter bekämpft werden. Im Frühjahr Linie auf Sommerackerbohnen, berücksichtigt aber die Bodenbearbeitung Strukturen wie Hecken, Feldraine, Baumreihen und kann bei geeigneten Bodenbedingungen ein falsches Besonderheiten beim Anbau von Winterackerbohnen. Grundsätzlich ist ein Anbau von Ackerbohnen sowohl andere Landschaftselemente sind Lebensraum für Saatbett angelegt werden, um erste Unkräuter zum in Anbausystemen mit wendender Bodenbearbei- Nützlinge und sollten gefördert, gepflegt sowie bei Keimen anzuregen. Die tiefe Ablage der Ackerboh- tung als auch in Systemen mit reduzierter Bodenbe- Bedarf angelegt werden. Eine Aufwertung kann auch nen von ca. 6 – 9 cm ermöglicht über einen längeren arbeitung bis hin zur Direktsaat möglich. Vorausset- mit Hilfe von Blühstreifen, Ackerrandstreifen und blü- Zeitraum ein wiederholt scharfes Blindstriegeln und zung ist ein abgetrockneter Boden, Pflugsohlen sollten henden Zwischenfrüchten erreicht werden. Sind nach besonders bei ungünstigen Bodenbedingungen den vermieden werden. Bei einem Pflugeinsatz im Herbst dem Überschreiten der Bekämpfungsrichtwerte Insek- Einsatz einer Roll-, Rotor- bzw. Sternhacke, um einen und anschließend hohen Winterniederschlägen kann tizideinsätze notwendig, sollten möglichst nützlings- Großteil der Unkräuter zum Keimen anzuregen und es durch ein Verschlämmen zu einem verzögerten schonende Insektizide verwendet werden. Das Auf- mit der nächsten Maßnahme zu verschütten oder her- Abtrocknen der oberen Bodenschichten und damit stellen von Ansitzen für Greifvögel kann einen Beitrag auszureißen. Dabei sollte die Entwicklung der Keim- schlechteren Aussaatbedingungen im Frühjahr kom- zur Kontrolle der Nagerpopulation leisten. Die Anwe- linge beobachtet werden. Ist der Keimling weniger als men. Die Mulchsaat umgeht dieses Problem. Sollen senheit von Greifvögeln reduziert auch die Gefahr von 2 – 3 cm von der Bodenoberfläche entfernt, sollte bis aber Unkräuter durch Bodenherbizide bekämpft wer- Auflaufschäden durch Vogelfraß. zur Ausbildung des dritten Laubblattpaares (EC 13) den, müssen bis zum Frühjahr große Teile des Strohs nicht mehr gestriegelt werden. Aufgrund der hypo- verrottet oder eingearbeitet sein, um eine ausrei- Diagnose, Bekämpfungsrichtwerte und Entschei- gäischen Keimung besteht anders als bei Sojabohne Abb. 10: Ackerbohne im Bestand und Nahaufnahme chende Wirkung der Bodenherbizide zu ermöglichen. dungshilfen und Lupine keine Gefahr, die Keimblätter zu beschädi- (vvoe/Shutterstock.com; UFOP/Baer) gen. Später sollte darauf geachtet werden, die Pflan- Aussaat Pflanzenschutzmaßnahmen, insbesondere der Ein- zen beim Striegeln nicht völlig zu verschütten. Leicht 4.1.1 Allgemeine vorbeugende Die Aussaat der Sommerackerbohnen kann von Feb- satz von Insektiziden, sollten durch eine Bestandeskon- verschüttete Ackerbohnen richten sich schnell wie- Maßnahmen ruar bis spätestens Mitte April erfolgen. Winteracker- trolle begründet sein. Auch überregionale Prognosemo- der auf. Reihenabhängige Verfahren können durchge- bohnen werden von Ende September bis Mitte Okto- delle (Warndienst, etc.) ersetzen diese nicht! Dort, wo hend in Abhängigkeit von Reihenabstand und Bauart Standort ber gesät. Vor der Vegetationsruhe sollten 4 – 6 Blätter Bekämpfungsrichtwerte oder Hinweise für die Befallser- des Gerätes bis Bestandesschluss eingesetzt werden. Ackerbohnen haben einen mit zunehmender Korn- ausgebildet sein. Ein guter Bodenzustand ist wich- mittlung vorhanden sind, sollten diese genutzt werden. Bei kleinen Pflanzen können Zusatzgeräte wie Schutz- größe steigenden Wasserbedarf bei der Keimung. Ab tiger als ein früher Aussaattermin. In der Praxis hat scheiben ein Verschütten der Pflanzen verhindern. der Blüte können Trockenheit und hohe Sonnenein- sich gezeigt, dass hohe Erträge der Sommerackerboh- 4.1.2 Unkräuter und Ungräser strahlung die Kornerträge reduzieren und die Korn- nen auch bei einer Aussaat bereits Anfang Februar auf Chemische Unkrautbekämpfung füllungsphase verkürzen. Schwere bis mittelschwere gefrorenem Boden möglich sind. Sommerackerboh- Die Ackerbohne kann bei optimaler Aussaat und guter In erster Linie müssen konkurrierende Unkräuter im Böden mit einer guten Wasserführung aber ohne nen sind bis -5 °C frostunempfindlich, Winteracker- Witterung als Robustkultur bezeichnet werden. Nach Vorauflauf ausgeschalten werden, im Nachauflauf Staunässe und Bodenschadverdichtungen sind für bohnen tolerieren bis zu -12 °C Frost ohne schützende kurzer Jugendentwicklung kommt es zu einem enorm gibt es kaum Möglichkeiten, insbesondere zweikeim- den Anbau geeignet. Die Kalkversorgung sollte gut Schneedecke. Wichtig bei der Aussaat ist ein locke- schnellen Längenwachstum, sodass Unkräuter bei blättrige Unkräuter zu regulieren. Ein weiterer Vor- sein, der pH-Wert des Bodens über 6 liegen. Niedri- res Saatbett ohne Verdichtungen. Eine ausreichend ausreichend homogenen und dichten Beständen wirk- teil der Vorauflaufbehandlungen liegt in der besse- gere pH-Werte hemmen die Stickstofffixierung in den tiefe Ablage der Körner von 6 – 8 cm stellt die Keim- sam unterdrückt werden. Als Ausnahme können Klet- ren Vermeidung von herbizidbedingten Schäden an Knöllchen. Auf Standorten mit hohen Dichten von Dis- wasserversorgung sicher und verhindert zudem den tenlabkraut, Weißer Gänsefuß und Kamillearten zu der Ackerbohne. Ungräser lassen sich aufgrund grö- teln sollten keine Ackerbohnen angebaut werden, da Fraß der Körner durch Vögel. Fungizide Beizen soll- einer Spätverunkrautung nach der Blüte führen, wenn ßerer physiologischer Unterschiede und damit mehr es nach Auflaufen der Pflanze kaum Möglichkeiten der ten genutzt werden um das Risiko von Fuß- und Auf- ausreichend Samenpotential im Boden vorhanden ist. zugelassenen Wirkstoffen deutlich besser als Unkräu- Reduktion gibt. laufkrankheiten zu verringern. Ein gleichmäßig auflau- Kritisch kann die Spätverunkrautung in der Abreife ter mit Herbiziden kontrollieren, dominieren aber übli- fender Bestand ist anzustreben. Der Reihenabstand sein, wenn die Blätter der Pflanzen vertrocknen und cherweise nicht die Begleitflora der Ackerbohne. Fruchtfolge und Anbaupausen kann 10 – 45 cm betragen. Ein weiter Reihenabstand abgeworfen werden. Dann erreicht wieder sehr viel Als Leguminose ist die Ackerbohne selbstunverträg- ermöglicht eine mechanische Unkrautbekämpfung, Licht die Bodenoberfläche und unterdrückte Unkräu- lich, Anbaupausen von 4 – 5 Jahren sollten unbedingt lässt aber auch mehr Licht in den Bestand fallen. Die ter bekommen einen Wachstumsschub. eingehalten werden, um den Druck von Fruchtfolge- Saatstärke sollte bei Sommerackerbohnen 45 keim- krankheiten zu reduzieren. Auch die Anbaupausen fähige Körner/m² betragen. Winterackerbohnen wer- zu anderen Leguminosenarten wie z. B. Körnererb- den in Aussaatstärken von 18 – 30 keimfähigen Kör- sen (4 – 6 Jahre), Sojabohnen (3 – 4 Jahre) oder Rot- nern/m² gesät, nach dem Winter erfolgt bei ihnen – im 16 17
4.1.3 Schaderregerspezifische Tab. 5: Bekämpfungsrichtwerte für Schadinsekten Maßnahmen Insekt Bekämpfungsrichtwerte Bemerkung INSEKTEN Schwarze Bohnenlaus (Aphis fabae) 5 – 10 % der Pflanzen mit Kolonie (eine Kolonie > 20 Tiere) Vorbeugende Maßnahmen Erbsenblattlaus 10 – 15 Individuen pro Trieb Triebe in Gelbschale abklopfen Im integrierten Pflanzenschutz wird der Einsatz von (Acyrthosiphon pisum) Insektiziden durch das notwendige Maß bestimmt. Empfindliche Phase für die Übertragung Dieses wird durch die Bekämpfungsrichtwerte der Blattläuse als Virusvektoren 10 % der Pflanzen befallen vor Blüte von Viren endet mit Beginn der Blüte einzelnen Schaderreger definiert. Bei der Kontrolle Blattrandkäfer 50 % der Pflanzen befallen in von Insekten sollten alle vorbeugenden praktikablen Sichtbar durch Fraßschäden (Sitona spp.) 6-Blattstadium Maßnahmen angewendet werden (Tab. 4). Speziell für Ackerbohnenkäfer Insekten sind Anbaupausen (4 – 5 Jahre) und Abstände Abb. 11: Mit Hilfe von einer Gelbschale können 10 Käfer an 100 Pflanzen (Bruchus rufimanus) zu vorjährigen Flächen bzw. Kleegrasflächen von versteckt sitzende Erbsenblattläuse aus den Trieben Bedeutung. Beide werden z. B. von dem Blattrandkä- geklopft werden (M. Männel) fer als Lebensraum bevorzugt. Ein geeigneter Stand- Bei Überschreitung der Bekämpfungsrichtwerte kön- 4.1.3.1 Blattrandkäfer (Sitona lineatus) ort, gute Aussaatbedingungen und gesundes Saatgut von Schadinsekten liefern. In mit Wasser und einigen nen Insektizide angewendet werden. Dabei sollten – mit hoher Keimfähigkeit und Triebkraft sowie wenig Tropfen Spülmittel gefüllten Gelbschalen lassen sich wenn vorhanden – solche bevorzugt werden, die spezi- Biologie und Schadwirkung Konkurrenz durch Unkräuter tragen zu einer schnellen erste zugeflogene Blattläuse der Schwarzen Bohnen- ell gegen das jeweilige Insekt wirken. Zum einen werden Bei Ackerbohnen kommt es an den Blättern häufig Entwicklung der Jungpflanzen bei. Da die Schadwir- laus feststellen. Durch Abklopfen in eine flache Schale so einige Nützlinge geschont, die die Populationen der bereits nach dem Auflaufen zu halbkreisförmige Fraß- kung von Insekten besonders bei Stress und Wuchs- können Individuen der Erbsenblattlaus erfasst werden Schadinsekten (z. B. Blattläuse) stark regulieren, zum stellen, die der Käfer verursacht (Abb. 12). Da aber nur verzögerungen zunimmt, sollten Risikofaktoren dafür (Fallreflex) (Abb. 11). Es sollten immer an mindestens anderen sind die Auswirkungen auf Nichtzielorganis- Randbereiche der Blätter angefressen werden, ist der minimiert werden. Eine weitere Maßnahme ist die För- fünf weit voneinander entfernten Punkten im Bestand men geringer. Beispiele für Gegenspieler der Blattläuse Schaden unter normalen Bedingungen zu vernachläs- derung von Nützlingen durch Anlegen und Pflegen von je fünf Pflanzen kontrolliert werden. Dabei sollte auch in Ackerbohnen sind Spinnen, Marienkäfer und ihre Lar- sigen. Der Hauptschaden entsteht durch den Fraß der Saumstrukturen, Hecken, Baumreihen, Ackerrand- auf ausreichend Abstand (min. 3 – 5 m) vom Feldrand ven sowie die Larven von Flor- und Schwebfliegen, räu- Larven an den Wurzelknöllchen der Pflanze, welche bzw. Blühstreifen. geachtet werden. berischen Gallmücken und parasitierende Schlupf- und für die Stickstofffixierung wichtig sind. Durch die Fraß- Erzwespen. Ein Einsatz von breit wirkenden Insektiziden stellen können bodenbürtige Fuß- und Wurzelkrank- Kontrolle im Bestand Bekämpfungsrichtwert wie z. B. Pyrethroiden birgt zudem das Risiko der Resis- heiten leichter in die Pflanze eindringen. Ab BBCH 13 können regelmäßige Bestandeskon- Artspezifische Bekämpfungsrichtwerte geben Infor- tenzbildung bei anderen Schadinsekten, die im Bestand trollen und Aufstellen von Gelbschalen bzw. Abklop- mation darüber, ab welcher Befallsstärke zu einem vorkommen, aber nicht bekämpfungswürdig sind wie Vorbeugende Maßnahmen fen in Gelbschalen Informationen über einen ersten bestimmten Zeitpunkt ein Einsatz von Insektiziden not- z. B. Rapsglanzkäfer. Zu beachten ist, dass die Applikatio- Befall bzw. Zuflug, die Bekämpfungswürdigkeit und – wendig wird. Bekämpfungsrichtwerte sind für einige nen möglichst außerhalb der Blütezeit durchgeführt wer- Ackerbohnenfelder sollten nicht in direkter Nach- wenn nötig – den richtigen Zeitpunkt zur Bekämpfung Insekten bekannt (Tab. 5). den sollten, um Bestäuber und Pollensammler zu scho- barschaft von vorjährigem Kleegras und anderen nen. Sollten trotzdem Behandlungen erforderlich sein, Leguminosenflächen angelegt werden. Ebenso soll- Tab. 4: Vorbeugende Maßnahmen gegen Schadinsekten müssen diese außerhalb der Zeit des Bienenflugs erfol- ten durch Standort, Sorte und Aussaat beste Bedin- gen. Durch den dichten Bestand von Ackerbohnen sind gungen für die Entwicklung der Bestände geschaf- Insekt Maßnahme Umsetzung hohe Aufwandmengen an Wasser (>200 l/ha) nötig. Eine fen werden. Die gezielte Förderung von Fraßfeinden angepasste Applikationstechnik kann zu einem höheren wie Laufkäfern und Spinnen durch Anlage, Pflege und Blattrandkäfer, Erfolg und weniger Abdrift beitragen. Auch die Tempe- Erhalt von Saumstrukturen ist ein weiterer Baustein Anbaupausen 4 – 5 Jahre Ackerbohnenkäfer ratur muss berücksichtigt werden, so wirken bestimmte der vorbeugenden Maßnahmen. Abstand zu vorjährigen Insektizide besser bei niedrigeren Temperaturen (Pyre- Kein Anbau in direkter Nachbarschaft von vorjäh- Blattrandkäfer Flächen, Abstand zu Klee- rigen Ackerbohnen- und Kleegrasflächen throide), andere benötigen höhere Temperaturen. Insek- Kontrolle im Bestand und Bekämpfungsricht- grasflächen tizide mit Dampfphase bzw. systemischer Wirkung wie werte Blattrandkäfer Maßnahmen, welche die Ju- Geeigneter Standort, gute Aussaatbedingungen, z. B. Carbamate erzielen oft bessere Wirkungen als reine Blattläuse gendentwicklung verbessern gesundes Saatgut, gutes Unkrautmanagement Kontaktinsektizide wie z. B. Pyrethroide. Einige Pyre- Die halbkreisförmigen Fraßstellen an den Blatträndern Anlage und Pflege von Saumstrukturen wie Baum- throide verfügen über eine repellente Wirkung, sodass sind bei einer Bestandeskontrolle gut im Bestand sicht- Blattläuse Förderung von Nützlingen Insekten gar nicht erst die Pflanze beschädigen. bar. Der Bekämpfungsrichtwert liegt bei einer Schädi- reihen, Hecken, Ackerrand- und Blühstreifen gung von 50 % der Pflanzen im 6-Blatt-Stadium. Lau- fen die Ackerbohnen unter günstigen Bedingungen zügig auf, ist der Käfer nicht bekämpfungswürdig. 18 19
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