Gehölze Bäume, Sträucher und Lianen - auf Natur im Garten

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Gehölze Bäume, Sträucher und Lianen - auf Natur im Garten
Gehölze
                    Bäume, Sträucher und Lianen

UMWELT- UND
ENERGIEWIRTSCHAFT

                                 www.naturimgarten.at

                            Gemeinsam für ein gesundes Morgen.
Gehölze Bäume, Sträucher und Lianen - auf Natur im Garten
Gehölze sind ausdauernde Pflanzen, deren ober-        und ihm erlaubt, hoch zu werden und dauerhaft
     irdische Triebe verholzen. Mit Hilfe einer speziel-   erhalten zu bleiben. So nimmt ihr oberirdisches
     len Bildungszone, des Kambiums, wachsen sie           Sprosssystem im Lauf der Jahre an Größe zu. Zu
     ihr Leben lang nicht nur in die Höhe, sondern         den Gehölzen zählen Bäume, Sträucher und
     auch in die Dicke. Im Inneren des Triebes ent-        Lianen.
     steht ein Holzkörper, der den Trieb stabil macht

     Bäume
     Im Gegensatz zu den Sträuchern (siehe Seite 19)       Wurzeln (siehe auch Seite Kapitel „Pflanze“
     kommen die Triebe bei Bäumen aus einem ein-           Seite 5)
     zelnen Stamm. Der Stamm kann sich sehr tief           In 3.1. der ÖNORM L1122 – Baumpflege und
     verzweigen, aber immer über der Erdoberfläche.        Baumkontrolle werden Baumwurzeln wie
     Der Übergang zwischen Baum und Strauch kann           folgt definiert: Vorwiegend unter der Oberfläche
     fließend sein. Viele Sträucher entwickeln im Alter    des Bodens liegendes Organ der Pflanze, das der
     eine Baumform, beziehungsweise können zu einer        Verankerung im Boden/Substrat, der Aufnahme
     solchen erzogen werden.                               von Wasser und der darin gelösten Nährstoffe
     Bäume sind die höchst aufragenden Lebewesen           dient. Zur Aufrechterhaltung ihrer Funktionen sind
     der Erde (Mammutbäume ca. 150 m) und kön-             ein ausreichender Sauerstoff- und Wassergehalt
     nen als Individuen sehr alt werden (die langlebige    im Wurzelraum sowie ein effizienter Gasaus-
                                                           tausch über ein stabiles Porensystem des Bo-
                                                           dens erforderlich. Der Wurzelbereich hat mindes-
                          TIPP                             tens denselben Durchmesser wie die Krone. Dies
                                                           trifft auf Tiefwurzler zu. Flachwurzler, wie etwa die
       Baumformen von Sträuchern eignen sich               Robinie, können durchaus einen mehr als dreimal
       gut, wenn wenig Platz vorhanden ist, da sie
                                                           so großen Wurzel- wie Kronenradius haben.
       nicht so hoch werden wie die meisten Bäu-
       me. Holunder, Weißdorn und Flieder zum
       Beispiel werden ca. 7 m, maximal                    Zu den Flachwurzlern zählen Pionierarten, die
       10 m hoch.                                          oft mit einer dünnen Humusschicht zurechtkom-
                                                           men müssen, wie Birke, Weide, Pappel, aber
                                                           auch die Fichte.
     Kiefer wird bis 4700 Jahre alt). Unsere bekannte-
     ren Laubbäume (Linde, Eiche) können bei gutem         Zu den Tiefwurzlern zählen unter anderem
     Standort durchschnittlich 500 Jahre alt werden.       Eiche, Kiefer, Tanne, Ulme.
     Bäume gibt es seit ca. 345 Millionen Jahren.
                                                           Da die Wurzeln sich unter der Erde befinden, wir sie
                                                           also nicht sehen, neigen wir dazu, ihre Wichtigkeit für
                                                           das Gedeihen der Pflanze zu unterschätzen. Beden-
     Aufbau des Baumes                                     ken wir, dass die Wurzelspitzen auf der Suche nach
                                                           Wasser, Nährstoffen und Halt quasi „intelligent“ durch
     Ein Baum gliedert sich in drei Teile:                 den Boden wachsen. Sie reagieren für den „richtigen
     • Wurzel                                              Weg“ dabei auf bis zu 15 verschiedene Bodenei-
     • Stamm                                               genschaften wie Bodenfeuchte, Konzentration von
     • Krone                                               Nährsalzen, Luftversorgung der Bodenporen und
                                                           Schwerkraft.
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Das Wurzelsystem des Baumes in Verbindung mit               Baumschema
Pilzen (siehe Mykorrhiza, Kapitel „Boden“ Seite 14) ist
unverzichtbar für Versorgung und Standfestigkeit des       Krone                                       Feinastbereich
Baumes. Der Platzbedarf der Wurzeln ist also bereits
                                                           Blätter
bei der Planung von Baumpflanzungen unbedingt zu                                                      Grobastbereich
berücksichtigen.
Zu eng gepflanzte Bäume behindern einander,                                                           Starkastbereich
sie können sich nicht optimal entwickeln und sind
anfällig für Krankheiten. Wird ein Baum später
aus dem Verbund genommen, haben die anderen
nicht genug Standfestigkeit.
                                                          Stamm

                       TIPP                                Wurzel
                                                                                                         Grobwurzel
   Steht wenig Wurzelraum zur Verfügung,
   sollten eher tiefwurzelnde und kleinkronige             Starkwurzel                                    Feinwurzel
   Bäume gewählt werden.

                                                           Krone
Zwischen Krone und Wurzeln besteht beim                    •	Die Anordnung der Blätter ermöglicht
gesunden Baum ein Gleichgewichtszustand.                      die beste Lichtausbeute während des
Verluste auf einer der beiden Seiten führen zu                gesamten Tages.
Reaktionen auf der jeweils anderen. Im Zuge von            •	Auch Blätter altern. Sie sammeln Ausscheidungs-
Bauarbeiten werden oft Wurzeln gekappt. Es                    produkte an, sodass sie ihren Aufgaben, Verduns-
muss dann unbedingt die Krone zurückgeschnit-                 tung und Photosynthese, nicht mehr nachgehen
ten werden, da die beschädigten Wurzeln nicht                 können. Die Bäume reagieren darauf mit Blattab-
mehr das gesamte Kronenausmaß mit Wasser                      wurf. Damit keine wichtigen Zellprodukte verloren
und Nährstoffen versorgen können.                             gehen, werden diese vor dem Laubfall in den
                                                              Splintholzspeicher zurückgeholt. Dadurch entsteht
Stamm                                                         die herbstliche Laubfärbung. Laubbäume – und
•	trägt die Blätter der Krone zum Licht                      Lärchen – verlieren ihre Blätter jeden Herbst. Bei
•	leitet Wasser und Nährstoffe zur Krone                     immergrünen Bäumen erfolgt die Erneuerung ein-
•	leitet die Produkte der Photosynthese                      zelner Blätter, wenn sie mindestens 3 Jahre alt sind.
   (Assimilate) in die Gegenrichtung                          So fallen nie alle Blätter (Nadeln) auf einmal ab.

 Aufbau des Stammes
Assimilate (Produk-                                   Borke = äußere Rindenschicht
te der Photosyn-                                      totes Gewebe schützt darunter
these)                                                liegende Gewebe
                                                                                                         Rinde
                                                      Bast (Phloem) = innere Rindenschicht
                                                      lebendes Gewebe, transportiert Assimilate

                                                      Kambium = Wachstumsschicht, bildet nach
                                                      außen Bast und nach innen Holzzellen

                                                      Splintholz = lebendes Gewebe, dient dem auf-
                                                      steigenden Saftstrom (Wasser und Nährstoffe)
Wasser, Nähr-                                                                                            Holz (Xylem)   |3
stoffe aus dem                                        Kernholz = totes Gewebe, dient der Statik des
Boden                                                 Baumes
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Bäume bringen                                        Bäume bringen Leben
     Leben                                                                               Windschutz
                                                                                         Sauerstoffproduktion
                                                                                         Schalldämmung
     Photosynthese und Atmung
                                                                                         Holz und Rohstoffe
     Photosynthese wurde schon im Kapitel „Pflanze“
                                                                                         Nahrung für
     Seite 4 erklärt; das für uns lebensnotwendige                                       Menschen
     Produkt daraus ist Sauerstoff. Bäume produzie-                                      Nahrung für Tiere
     ren auf Grund ihrer Größe besonders viel davon:                                     Schattenspender
     Eine erwachsene Buche produziert pro Jahr 4,6                                       Wasserspeicher
     Tonnen Sauerstoff und verarbeitet dafür 6,3 Ton-                                    Luftfeuchtigkeit
     nen Kohlendioxid.                                                                   Unterschlupf für
                                                                                         Tiere
                                                                                         CO2-Bindung
     In der Nacht benötigt der Baum zur Atmung wie
     wir Sauerstoff; er verbraucht aber weniger als er   Höhlenbrütern Nistmöglichkeiten. Der Nutzen für
     am Tag produziert. Kohlendioxid, also das Klima-    Tiere nimmt allerdings bei exotischen Gehölzen
     gas CO2, wird auch zu Aufbau und Wachstum           dramatisch ab. Vom nicht heimischen Kirschlor-
     des Baumes benötigt. So bindet eine 100 Jahre       beer fressen nur 2 Tierarten.
     alte Buche ca. 1 Tonne CO2 in ihrer Körpermasse.

     Wasseraufnahme und Verdunstung
     Bäume verdunsten Wasser – und das beträcht-
                                                         Pflanzung von
     lich. An heißen Sommertagen ist dieser Vorgang      Bäumen
     für jeden als angenehme Kühle unter älteren
     Bäumen spürbar. Eine 100-jährige Buche etwa         Erfolgreiches Pflanzen von Bäumen setzt sich
     verdunstet 30.000 l/Jahr.                           aus vielen Einzelschritten zusammen. Wie in einer
                                                         Kette bestimmt hier das schwächste Glied die
     An der Unterseite der Blätter befinden sich die     Lebenskraft des Baumes:
     Spaltöffnungen. Diese kleinen Öffnungen ste-
     hen über ein komplexes Röhrensystem mit den         Artenauswahl – Qualität – Größensortierung
     Wurzelhärchen in Verbindung. Verdunstet nun an      – Pflanzzeitraum – Bestellung – Übernahme –
     den Spaltöffnungen Wasser, so wird durch die        Versorgung – richtige Pflanzung
     Kapillarwirkung über die Wurzelhärchen Wasser
     und die darin gelösten Stoffe aufgesogen. Es wird   Artenauswahl
     vom Wurzelraum bis in die letzten Spitzen des       Nicht jeder Baum ist für jeden Standort geeig-
     Baumes transportiert (beim Mammutbaum bis in        net. Die Listen ab Seite 12 zeigen eine Auswahl
     120 m Höhe!).                                       geeigneter Arten. In erster Linie werden robuste,
                                                         heimische Arten beschrieben, die auch einen
     Lebensraum                                          Mehrwert für die Tierwelt bieten. Auch sind es
     Nicht nur für uns Menschen, auch für unzählige      Bäume, die fast überall gut in den verschiedenen
     Tierarten sind Bäume unverzichtbarer Bestandteil    Größen und Qualitäten erhältlich sind.
     ihres Lebenszyklus. Vom Weißdorn hängen 163         Die Anzahl der Großbäume wurde beschränkt, da
     Insektenarten ab, von der SalWeide gezählte 213.    für sie oft nicht genug Platz vorhanden ist.
     „Palmkätzchen“, also die Sal-Weiden sind beson-     Neben dem Standort muss natürlich auch der
     ders als erste Nahrung im Jahr für Honig- und       auf der Pflanzfläche tatsächlich vorhandene Platz
     Wildbienen überlebenswichtig. Auch zahlreiche       berücksichtigt werden.
     Schmetterlinge wie Trauermantel, Schillerfalter
     und Schönbär profitieren von Weiden. Je älter der
4|   Baum umso größer seine Bedeutung für Mensch
     und Tierwelt. Kopfweiden beispielsweise bieten
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Qualität                                              Pflanzzeitraum
Jeder Baum muss beim Kauf gewissen                    Gepflanzt wird Ballware während der Vegetati-
Mindestanforderungen entsprechen:                     onsruhe, in nicht gefrorenen Boden (meist Ok-
•	gerader Stamm                                      tober bis November sowie im Vorfrühling). Wird
•	durchgehender Leittrieb                            im Herbst gepflanzt, können die Gehölze noch
•	Krone gleichmäßig und der Stärke des               Wurzelhaare bilden und so die Wasser- und Nähr-
   Stammes entsprechend ausgebildet                   stoffversorgung sichern. Immergrüne Gehölze mit
•	mehrmals verpflanzt, erkennbar an                  Ballen werden schon im September gepflanzt,
   gleichmäßig und gut verzweigten Wurzeln            oder auch März/April. Hier muss besonders auf
•	hoher Anteil an Feinwurzeln                        gute Wasserversorgung geachtet werden, sonst
•	bei Ballenware: Ballen ausreichend groß,           kann es zur Frosttrocknis kommen. Also auch im
   durchwurzelt und fest. Wurzeln mit loser Erde      Winter bei Bedarf mit lauwarmem Wasser gießen
   in Ballierungsgewebe eingeschlagen gelten          (siehe Kapitel „Pflanzengesundheit“ Seite 6).
   nicht als Ballenware.                              Eichen werden erst nach dem ersten Frost ge-
                                                      setzt (Mitte bis Ende November), sonst kann es
Größensortierung                                      zu Ausfällen kommen.
Bäume und Sträucher sind in gewissen, genau
beschriebenen Sortierungen erhältlich.                Auf schweren, nassen Böden in rauem Klima
Ein Beispiel:                                         sind Frühjahrspflanzungen besser geeignet. Zum
Acer platanoides, H, 3×v, 20–25, mB                   Pflanzen ist eine kühle, feuchte Witterung ideal.
Dies beschreibt einen Spitzahorn mit Hoch-            Der Pflanzzeitraum kann durch Containerpflanzen
stamm, der sich ab 1,8 m verzweigt, in der            oder im Kühlhaus gelagerten Pflanzen verlängert
Baumschule 3-mal umgepflanzt wurde, in 1 m            werden. Bei Sommerpflanzungen ist der Pfle-
Höhe einen Stammumfang von 20 bis 25 cm hat           geaufwand wesentlich höher.
und einen Erdballen um die Wurzeln besitzt.

 Größensortierung
Bezeichnung/ Kurzbe-        wichtige Merkmale
zeichnung
Hochstamm/H                 gerader Stamm, deutlich ausgebildete Krone, Kronenansatz ab 1,8 m
Halbstamm/HA                wie Hochstamm, aber Krone ab 1 bis 1,2 m
Heister/HEI                 junger, bereits 2-mal verpflanzter Baum mit seitlichen Ästen aber noch
                            keiner Krone, mit geradem Leittrieb, mit artnatürlichem Wuchs
Sträucher/STR               Gehölze ohne stammartigen Mitteltrieb, mehrtriebig
                            1- bis 2-jährige Sträucher, 1-mal verpflanzt (V)
                            3- bis 4-jährige Sträucher, 2-mal verpflanzt (2×v) aus weitem Stand, bei
                            durch Veredelung gezogenen Sträuchern darf die Veredelungsunterlage
                            nicht durchgetrieben sein
Heckenpflanzen/HE           für Hecken gezogen, artgerecht zurückgeschnitten, aus weitem Stand,
                            von unten voll verzweigt
Nadelgehölze                artentsprechend vom Boden voll bezweigt, gleichmäßig gewachsen,
                            aufrechte Arten mit nur einem Haupttrieb, artentsprechende Benadelung
Bodendecker                 niedrige, flachwachsende Arten, mindestens einmal zurückgeschnitten
veredelte Rosen             Buschrosen: einjährige Veredelung, mind. 3 vollentwickelte Triebe
                            Hochstämme: kräftiger, gerader Stamm
Solitärgehölze/SOL          H, HA, HEI, STR, Bodendecker: in Summe 3-mal verpflanzt,
                            beim 3. Mal in extra weiten Stand gebracht
Jungpflanzen/JU             entsprechen noch nicht den Anforderungen der oben angeführten
                            Gruppen, müssen bis zur Verwendbarkeit noch weiter gepflanzt werden           |5
Gehölze Bäume, Sträucher und Lianen - auf Natur im Garten
Bestellung der Pflanzen                                gen“ werden; d.h., sie werden in einen Graben
     Die rechtzeitige Bestellung bei der Baumschule         gestellt, die Wurzeln mit lockerer Erde zuge-
     mit genauen Angaben der Wunschsorte, -größe            schüttet und eingegossen.
     und -güte ist der erste Schritt.                    •	Etiketten werden entfernt, ihre Befestigung wür-
                                                            de den wachsenden Stamm einschnüren.
                                                         •	Eventuelle Transportwunden werden sorgfältig
                         TIPP                               ausgeschnitten. Es sollen nur scharfe, saube-
                                                            re Werkzeuge benutzt werden. Ausgefranste
       Es wird am besten schriftlich bestellt und
                                                            Ränder werden sauber nachgeschnitten.
       betont, dass keine Ersatzpflanzen ohne
       vorherige Rücksprache akzeptiert werden.          •	Richtig schneiden: Auch Pflanzen besitzen ein
                                                            Immunsystem. Bei Laubbäumen ist es aller-
                                                            dings nur zur Vegetationszeit aktiv. Jede Ver-
     Übernahme der Pflanzen                                 letzung im laublosen Zustand erlaubt Bakteri-
     Treffen die Pflanzen auf der Baustelle ein, muss       en, Viren und Pilzen, sich im Holz unbekämpft
     geprüft werden                                         einzunisten. Daraus folgt, dass Schnittwunden
     •	ob die gelieferten Pflanzen mit den Angaben         immer so klein wie möglich bleiben sollten.
        des Lieferscheins übereinstimmen
     •	ob die gelieferten Pflanzen mit der
        Bestellung übereinstimmen                        Richtige Pflanzung
     •	ob Größe und Beschaffenheit stimmen
     •	ob die Stückzahl stimmt                          Pflanzgrube:
     •	ob Wurzelballen oder Wurzeln beim                •	Die Pflanzgrube muss groß genug sein (mind.
        Transport abgedeckt waren und feucht sind           2- bis 3-mal der Ballendurchmesser).
     •	ob Krankheiten, Schädlinge oder Schäden an          Wichtig ist die richtige Setzhöhe: Die Wur-
        Wurzeln, Stamm oder Trieben zu sehen sind           zelansätze sollen noch sichtbar bleiben. Der
                                                            Baum soll in der gleichen Pflanztiefe wie in der
     Leichte Beanstandungen sind am Lieferschein zu         Baumschule stehen.
     vermerken, die Pflanzen werden nur mit Vorbehalt    •	Bei wurzelnackten Bäumen werden beschä-
     angenommen. Schwer beschädigte Ware wird nicht         digte Wurzeln zurückgeschnitten, die Triebe
     angenommen. Ist der Lieferschein unterschrieben,       um 1/3 zurückgeschnitten.
     gilt die Ware als akzeptiert.                       •	Nach der Verankerung des Baumes wird das
                                                            Ballentuch um den gut durchwurzelten Ballen
                                                            aufgeknotet, ein Drahtballen geöffnet und in
                          TIPP                              die Grube geschlagen. Tuch und Draht können
                                                            verrotten.
       Zur Sicherheit empfiehlt es sich, bei der         •	Das Pflanzloch wird gut mit Erde aufgefüllt, es
       Pflanzenlieferung eventuelle Schäden zu              darf keine Hohlräume geben.
       fotografieren.                                    •	Es wird aufbereitete Aushuberde verwendet,
                                                            Kompost wird höchstens den obersten
                                                            30 cm beigefügt. Das garantiert, dass sich
     Versorgung der Pflanzen                                die Wurzeln auf der Suche nach Nahrung weit
     • Die Wurzeln der gelieferten Ware müssen              verzweigen, was den Baum standfest macht.
        sofort befeuchtet und mit einer Plane oder mit   •	Eine Gießmulde wird ausgebildet und
        Strohmatten abgedeckt werden.                       der Baum kräftig eingegossen (30 bis
     •	Werden Gehölze nicht sofort gepflanzt, müs-         40 l Wasser).
        sen sie an einem schattigen Platz „eingeschla-

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Gehölze Bäume, Sträucher und Lianen - auf Natur im Garten
Richtige Pflanzung                                      Wurzelverletzungen zu vermeiden. Das Bindema-
  am Beispiel eines                                       terial muss breit und elastisch sein (z.B. Kokos-
  Obstbaumes                                              schnur oder Leinenband). Die Pflöcke werden
                                    Saftwaage             immer in Hauptwindrichtung angebracht (d.h. der
                                    (siehe Seite 15)      Pflock steht im Nord-Westen vom Stamm wenn
                                                          der Wind aus dieser Richtung kommt).

                                    Beispiel Einpfahl-    - Wurzelballenstützung
                                    stütze: Pflocklänge      ist die beste Stützmethode, da sie dem Stamm
Stammschutz:                        bis unter die Krone
keine Plastik-                                               genügend Bewegungsfreiheit für die Ausbildung
schläuche (Frost-                   Anbindung:               von Zug- und Druckholz gibt. Der Wurzelbal-
und Pilzgefahr)                     Achterschlinge           len muss jedoch stabilisiert werden, damit die
                                    aus Naturgewebe
                                                             Feinwurzeln nicht ständig abgerissen werden.
                                                             Voraussetzung für eine Wurzelballenstützung
                                    Pflock in Haupt-
                                    windrichtung             ist ein gut durchwurzelter Draht- oder Jutebal-
                                                             len. Drei ca. 1,2 m lange Holzpfähle mit einem
                                                             Durchmesser von 12 cm werden einen Meter
                                                             tief in den Boden geschlagen. Drei gleich starke
                                    Veredelungsstelle
                                    5–10 cm über
Giessmulde
                                    Boden                   Wurzelballenstützung

Mausgitter                          zu lange Wur-
                                    zeln einkürzen

                                    abgerissene
verletzte Wurzeln                   Wurzeln
einkürzen                           einkürzen

Kronenschnitt:
•	Wenn der Stamm zu zart für die Krone er-
   scheint, wird durch Schneiden ein gutes Ver-
   hältnis Kronenaufbau/Stammstärke hergestellt.
•	Untere Äste werden aufgeastet (d.h. am
   Stamm abgeschnitten), damit die Krone des
   Baumes schon in der Jugend möglichst hoch
   ansetzt. Dies ist besonders bei Straßenbäu-
                                                          Schrauben
   men zu beachten, die unterste Astetage soll
   mindestens bei 2,5 m liegen.                                                                                                               20 cm

Stützmöglichkeiten                                                                                                                            100 cm

Für jede Baumstützung gilt, dass Holzpfähle
mindestens 30 bis 40 cm vom Stamm entfernt
und außerhalb des Wurzelbereichs senkrecht ein-
geschlagen werden, um Reibungsschäden und
                                                          © Pflanzen statt Beton - Sichern und Gestalten mit Pflanzen, 2.Auflage. Patzer Verlag Berlin - Hannover
                                                                                                                                                                    |7
Gehölze Bäume, Sträucher und Lianen - auf Natur im Garten
Rundhölzer, welche 10 cm entfernt vom Wur-                                                                  dem 3-fachen Pfahlabstand plus 20 cm. Da es
        zelhals aufgelegt werden, werden an die Pfähle                                                              noch zu einer Setzung kommt, wird das Binde-
        geschraubt. Die drei Holzpfähle unbedingt nach                                                              material schräg nach oben gebunden und mit
        dem Einschlämmen und einer Woche nach der                                                                   einem U-Haken gegen Verrutschen am Holzpfahl
        Pflanzung nachschlagen.                                                                                     befestigt.

     -	Zwei-Pfahlstützung                                                                                      -	Drei-Pfahlstützung
        Die Zwei-Pfahlstützung stellt eine gute Stützme-                                                           (auch Dreierbock genannt)
        thode in geschützten Lagen bei kleinkronigen                                                               Diese Stützmethode wird bei großkronigen,
        und schwachwachsenden Jungbäumen dar. Die                                                                  starkwüchsigen Arten und bei größeren Be-
        Holzpfähle mit einem Mindestdurchmesser von                                                                lastungen angewandt. Sie bietet zusätzlichen
        8 cm werden mindestens 40 cm vom Stamm                                                                     Schutz vor Befahren und Betreten. Die Mon-
        entfernt einen halben Meter tief in die Erde                                                               tage der Holzpfähle wird gleich ausgeführt wie
        eingeschlagen. Anschließend werden diese ca.                                                               bei der Zwei-Pfahlstützung. Zusätzlich werden
        20 cm unterhalb des Kronenansatzes abgesägt.                                                               die Pfähle mit Querleisten verbunden, von
        Mit einem breiten und elastischen Bindematerial                                                            denen aus gebunden wird.
        (z.B. Kokosschnur oder Leinenband) werden die
        Holzpfähle mit dem Baumstamm gedreht ver-                                                              -	Vier-Pfahlstützung
        bunden. Die Länge der Kokosschnur entspricht                                                              ist nur auf Parkplätzen notwendig

       Zwei-Pfahlstützung                                                                                          Drei-Pfahlstützung

     10–20 cm
     Abstand vom                                                                                                    30–40 cm Ab-                                                    10–20 cm Abstand
     Kronenansatz                                                                                                   stand vom Stamm                                                 vom Kronenansatz

                                                                40 cm                    höchstens
                                                                                         200 cm

                                                                                         mindestens
                                                                                         50 cm

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     © Pflanzen statt Beton - Sichern und Gestalten mit Pflanzen, 2.Auflage. Patzer Verlag Berlin - Hannover   © Pflanzen statt Beton - Sichern und Gestalten mit Pflanzen, 2.Auflage. Patzer Verlag Berlin - Hannover
Gehölze Bäume, Sträucher und Lianen - auf Natur im Garten
Pflege von Bäumen                                    Bewässern:
                                                     In Städten leiden Bäume in Trockenperioden und
Für den Erfolg einer Pflanzung ist außer dem rich-   bei höheren Temperaturen oft an Wassermangel.
tigen Setzen die ständige Kontrolle und Betreu-      Die Wassergabe soll mindestens 50-100 Liter (je
ung in den ersten Jahren entscheidend.               nach Baumgröße, Bodenbeschaffenheit, Region)
                                                     je Wässerung betragen und nah am Stamm
Die wichtigsten Kontroll-                            erfolgen.
und Pflegemaßnahmen sind:
                                                     Pflege der Baumscheibe:
Der Baumkataster:                                    Zu dichter Baumscheibenbewuchs sollte in den
Er ist ein wichtiges Instrument, um alle einen be-   ersten Jahren nach der Pflanzung entfernt werden,
stimmten Baum betreffenden Daten zu erfassen         da es zu Wurzelkonkurrenz kommen kann. Mulch-
und so die Entwicklung eines Baumes kontrollie-      material (Holzhäcksel, Hackgut) kann aufgebracht
ren zu können. Grundlage dafür ist die ÖNORM         werden. Hier ist es wichtig, dass auf eine konstante
L 1122 „Baumpflege und Baumkontrolle“ und            Schichtstärke von ca. 10 cm geachtet wird. Regel-
ÖNORM 1125 „Anforderungen an einen Baumka-           mäßige Bodenlockerung fördert den Gasaustausch.
taster“.                                             Befindet sich Rasen auf der Baumscheibe, muss
                                                     dieser regelmäßig gemäht und das Mähgut entfernt
•	Er ist Arbeitsgrundlage für Parkmanagement,       werden. Wichtig dabei ist, dass der Stamm durch
   Baumpflege, Stadtplanung u. Umweltschutz.         den Rasenmäher, v.a. durch Freischneider nicht
• Er dient dem Nachweis von Schäden                  verletzt wird.
• und dem Aufbau eines Neubestandes.
                                                     Stammschutz:
Der Baumkataster enhält folgende Daten:              Der Baumstamm wird durch Poller oder Baumbügel,
• Baumstandort                                       Hochbordsteine, Drei- bzw. Vier-Pfahlstützungen oder
• Baumart, Baumhöhe                                  Baumschutzgitter vor mechanischen Stammschäden
• Stammumfang in 1 m Höhe                            (Autos, Fahrräder, Hundeleine) geschützt. Wenn nötig,
• Beschreibung der Bodensituation                    wird vor dem Winter ein Verbissschutz angebracht
• Beschreibung von Schäden                           (dieser muss nach dem Winter entfernt werden, da
• Wasserangebot                                      er sonst einwächst). Abgeplatzte Rinde wird entfernt,
• Grabungen                                          Rindenverletzungen mit ausgefransten Rändern wer-
• Vitalitätsanalyse                                  den mit einem scharfem Messer vorsichtig nachge-
• Naturdenkmalnummer                                 schnittenen. Ein weißer Kalkanstrich, der die Sonnen-
                                                     strahlen im Winter reflektiert, beugt starker Erwärmung
Kontrolle des Baumzustandes:                         und späteren Rissen vor.
2-mal jährlich (belaubter und unbelaubter Zu-
stand) soll eine visuelle Überprüfung erfolgen.      Schädlingsbekämpfung:
Dabei wird der Gesundheitszustand des Bau-           Schädlinge befallen mit Vorliebe schon geschwäch-
mes, die Baumstützungen und der Stammschutz          te Bäume. Der erste Schritt zur Hilfe besteht also in
untersucht.                                          der Feststellung und Beseitigung von Belastungen
                                                     wie z.B. Trockenheit, Bodenverdichtung, Stamm-
                                                     schäden. Der zweite Schritt ist die Baumstärkung
                                                     (siehe Kapitel „Pflanzengesundheit“ Seite 4). Erst
                     TIPP                            der dritte Schritt, wenn nötig, ist die tatsächliche
                                                     Schädlingsbekämpfung mit biokonformen Pflanzen-
  Die Kontrolle des Baumkatasters nicht aus          schutzmitteln (siehe Kapitel „Pflanzengesundheit“
  dem Auto heraus durchführen, sondern               Seite 5).
  nahe an den Baum herantreten.
                                                                                                               |9
Gehölze Bäume, Sträucher und Lianen - auf Natur im Garten
Pflegeschnitte:                                     Der richtige Schnitt
       Schnittmaßnahmen können in der ganzen Ve-
       getationsperiode ausgeführt werden. Von April       Es sollte stets einen Grund geben, warum ein
       bis Juni verheilen die Schnittwunden am besten.     Schnitt durchgeführt wird. Jeder Schnitt ist eine
       Der Schnittdurchmesser von maximal 10 cm darf       Verletzung, die das Gewebe für Krankheitserre-
       nicht überschritten werden, da größere Schnitt-     ger öffnet und der Pflanze in den Blättern und
       wunden nicht mehr verschlossen werden. Bei          im Splintholz gespeicherte Energie nimmt. Der
       Straßenbäumen muss das Lichtraumprofil beach-       Schnitt ist dementsprechend gering zu halten.
       tet werden. Äste, die den Verkehr zu behindern      Kein Ast über 10 cm Durchmesser sollte nur zur
       drohen oder sich zu dicht kreuzen, werden in        Pflege entfernt werden. Bei Pappel, Rosskasta-
       jungen Jahren entfernt.                             nie, Birke, Esche und Kirsche keiner über 5 cm.

                            TIPP                           Schnitttechnik
                                                           Beim Schneiden der Äste ist es wichtig,
         Ist eine Wachstumsreduktion bei starkwüch-        •	die eigene Sicherheit als das oberste Gebot zu
         sigen Bäumen gewünscht, wird am besten im            betrachten. Die Leiter muss sicher stehen, und
         Juni geschnitten.                                    wird mit einem Seil am Baum festgebunden.
                                                           • scharfes Werkzeug zu verwenden
       Kronenerziehung:                                    •	das richtige Werkzeug zu verwenden.
       Die Kronenerziehung beginnt schon in der Baum-         Wenn die Gartenschere beim Schnitt klemmt,
       schule. Die Grünraumpflegerinnen und Grünraum-         ist der Ast zu dick. Es muss eine
       pfleger setzen sie nur fort, manchmal müssen           Säge verwendet werden.
       sie auch korrigieren. Eine richtig erzogene Krone   • keine Aststümpfe stehen zu lassen.
       verhindert spätere massive Eingriffe und daraus     • keine stammparallelen Schnitte auszuführen.
       entstehende Problembäume.
                                                           Jeder Ast hat an seiner Basis einen Astkragen.
       Ziele sind                                          Darin ist eine chemische Sperrschicht mit Ab-
       •	ein durchgehender Leittrieb                     wehrmechanismen gegen das Eindringen von
       •	Äste in genügendem Abstand                      Krankheitskeimen enthalten. Bei einem natürlich
       •	keine Konkurrenz unter den Ästen                absterbenden Ast ist der Astkragen gut erkennbar,
       •	keine Zwieselbildung (Gabelung des              da er vom Baum weiter versorgt wird. Der Astkra-
           Stammes in zwei Triebe)                         gen ist quasi eine Sollbruchstelle des Baumes. Wird
                                                           ein Aststumpf stehen gelassen, so wird dieser vom
       Das wird erreicht durch                             Baum nicht mehr versorgt und stirbt ab. Der Baum
       •	Entfernen dürrer, geschwächter                  kann die Schnittstelle nicht mit lebendem Holz (Kal-
           und gebrochener Äste                            lus) verschließen, Keime dringen ein. Wird allerdings
       •	Entfernen der Konkurrenztriebe                  zu nahe am Stamm und stammparallel geschnitten,
       •	Kronenauslichtung                               so wird der Astkragen und damit die Sperrschicht
       •	eventuell: sanften Kronenrückschnitt            entfernt, an der sich der Baum gegen eindringende
           zur Verbesserung der Standsicherheit
       •	Stamm- und Wurzelbereichspflege

        Astkragen, richtiger und falscher Schnitt

                            Astkragen                      Sperrzone gegen                          richtiger Schnitt
                                                           Fäulnis erzeugende
                            Astkeil                        Mikroorganismen
                                                                                                    falscher Schnitt
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Pilze, Bakterien und Viren wehren kann. Bei stamm-    Baumschutz
parallelen Schnitten sind außerdem die Wunden viel
größer.
                                                      auf Baustellen
Entfernen eines großen Astes:                         Auf Baustellen treten meist zahlreiche Probleme
Der richtige Schnitt erfolgt schrittweise, damit es   für dort vorhandene Bäume auf: Bodenverdich-
durch das Gewicht des Astes beim Sägen zu kei-        tung, Aufschüttung, Abgrabung, Stammverlet-
nem Bruch mit großen Verletzungen kommt.              zungen, Bodenversiegelung, Starkwurzelkap-
                                                      pung, Verschütten von Bauchemikalien (Diesel,
•	Der Ast wird mit der Säge 30 cm vom Stamm          Baustoff-Waschwasser). Es muss bedacht wer-
    entfernt von unten um ein Viertel seines Durch-   den, dass ein ausgewachsener Baum Jahrzehnte
    messers eingeschnitten.                           oder gar Jahrhunderte alt ist. Dann wird schnell
•	Der zweite Schnitt wird um ca. 3 cm weiter         klar, dass er in dieser Qualität nicht so leicht zu
    außen und von oben angesetzt; der Ast wird ganz   ersetzen ist. Deshalb kommt dem Baumschutz
    durchgesägt.                                      auf Baustellen besonders große Bedeutung zu.
•	Der verbliebene Stummel wird nun
    außerhalb des Astrings entfernt (siehe Schnitt-   Geeignete Baumschutzmaßnahmen
    technik S. 11).                                   müssen rechtzeitig durchgeführt werden:
                                                      •	Ein Bauzaun sollte wenigstens 1,80 m hoch
Der richtige Zeitpunkt für den                           sein, stabil, 1,50 m außerhalb der Kronentraufe
Baumschnitt:                                             stehen. Er schützt damit gegen jedes Bauge-
•	Es kann ab dem Beginn der Vegetationsperiode          schehen.
   bis etwa Anfang September geschnitten werden.      •	Ein Stammschutz sollte ebenfalls mindestens
   Besonders von Juni bis August heilt die Wunde         1,80 m hoch sein, fest geschlossen und
   schnell und die Pilzsporenbelastung ist gering.       gegen den Stamm elastisch gesichert.
•	Nach der Laubfärbung und vor der Frostperi-        •	Wurzelschutz:
   ode wird nicht geschnitten. Der Schnitt würde         -F  reigelegte Wurzeln müssen gegen
   den späten Austrieb fördern und der junge                ungünstige Witterung (Sonne, Frost) durch
   Trieb erfrieren.                                         Umwickeln geschützt werden.
•	Grundsätzlich kann auch im Winter geschnitten         - Müssen Wurzeln gekürzt werden, dann
   werden, außer bei Frost. Der Vorteil dabei ist,          sollten sie geschnitten und nicht vom Bagger
   dass der Winter die „arbeitslose“ Zeit ist. Der          gerissen werden. Dem Wurzelverlust muss
   Nachteil, dass die Schnittwunden nicht sofort            ein, das Gleichgewicht herstellender Kronen-
   überwallen.                                              rückschnitt vorausgehen.
•	Stark blutende Arten wie Ahorn, Birke und Nuss        - Im Bereich der geschnittenen Wurzeln wird
   werden im Hochsommer geschnitten, da sie im              Pflanzsubstrat für die Feinwurzelentwicklung
   Frühjahr zu viel Saft verlieren („bluten“).              eingebracht und nicht verdichtet.
•	Bei Bäumen deren Zierwert in den Blüten liegt,
   hängt der Schnittzeitpunkt vom Blütezeitpunkt
   ab. Nach der Blüte wird geschnitten, um die
   energieraubende Samenbildung zu verhindern.        Baumarten/-sorten
   Die frühjahrsblühenden Bäume würden durch
   den Winter- oder Frühjahrsschnitt die Blüten       Die Baumart muss in Funktion und Abspruch
   verlieren.                                         zum Standort passen. So sind Bäume entlang
                                                      von Straßen sind besonderen Belastungen
                                                      ausgesetzt. Gleichzeitig werden besonders hohe
                                                      Ansprüche an sie gestellt.

                                                                                                            | 11
Ein Straßenbaum muss:                                            nicht behindern, deshalb wird auf das sogenannte
       • Abgase und Streusalz tolerieren                                Lichtraumprofil geachtet. Bäume im Straßen-
       • Hundekot und -urin aushalten                                   raum müssen ein genügend großes Lichtraumprofil
       • tief, das heißt sicher, wurzeln                                aufweisen. Fahrzeuge (auch Lkw) müssen unter
       • wenig Totholz bilden                                           ihnen durchfahren können, ohne dabei beschädigt
       • keinen Fruchtfall produzieren                                  zu werden oder den Baum zu beschädigen. Auf
       • nicht bruchanfällig sein                                       Bundes- und Landesstraßen beträgt das vorge-
       • verdichtete, versiegelte Böden aushalten                       schriebene Mindestlichtraumprofil 5 m in der Höhe
       • mit wenig Niederschlag auskommen                               (4,7 m werden meist toleriert). Entlang von Gemein-
       •	mit wenig Nährstoffen auskommen,                              destraßen genügen meist 4,5 m.
          da Herbstlaub meist entfernt wird
       •	erhöhte Temperaturen durch Aufheizen des                      Für ein korrektes Lichtraumprofil muss der
          Asphalts verkraften                                           Baum entsprechend erzogen werden:
                                                                        •	Alle Richtlinien zum Setzen und Pflegen
       Durch diese Belastungen geschwächt, sind Stra-                      von Bäumen müssen besonders genau
       ßenbäume anfälliger für Krankheiten und Schäd-                      eingehalten werden.
       linge (siehe Kapitel „Pflanzengesundheit“ Seite 13).             •	Ein Leittrieb ist zu fördern.
       Zusätzlich werden sie, wie alle an einen bestimmten              •	Das Kronenvolumen ist dem
       Standort angepassten Pflanzen, vom Klimawandel                      Wurzelvolumen anzugleichen.
       unter Druck gesetzt. In den nächsten Jahrzehnten                 •	Das Längenverhältnis Stamm zu
       ist mit starken Hitze- und Trockenphasen im Som-                    Krone darf 2:1 bis 3:1 nie überschreiten.
       mer und mit sehr kalten Wintern zu rechnen. Bau-                 •	Schnittmaßnahmen werden in den ersten Jahren
       marten wie Linde, Ahorn, Platane und Rosskastanie                   alle 2 Jahre durchgeführt, bis die endgültige
       erleiden teilweise bereits Schäden durch Trocken-                   Höhe des Kronenansatzes erreicht ist.
       heit, Frost und die dadurch geförderten Schädlinge
       und Baumkrankheiten. In Zukunft werden daher                     Die folgende Liste zeigt eine Auswahl, es emp-
       vermehrt Arten aus anderen Klimazonen, wie Süd-                  fiehlt sich, auf eine passende und hohe Arten-
       osteuropa, als Straßenbäume eingesetzt werden.                   und Sortenvielfalt zu achten.
       Bäume entlang von Straßen dürfen den Verkehr

        Bäume für öffentliche Grünräume
                                                                        Höhe
        Deutscher Name        Botanischer Name            Herkunft             Klimatoleranz              Besonderheiten
                                                                        in m

        Feldahorn; Ahorn      Acer campestre              heimisch;     5-15   trockenverträglich; gut    guter Bodenfestiger
                                                          Österreich           klimatolerant              für Ufer oder
                                                                                                          Hanglagen; hohe
                                                                                                          Verdichtungstoleranz
        Kugel-Feldahorn       Acer campestre              heimisch,     6-12   trockenverträglich; gut    wenig mehltauanfällig
                              ‚Elsrijk‘                   Zuchtform            klimatolerant
        Italienische Erle     Alnus cordata               Süditalien,   15     industrie- und             sehr weite
                                                          Korsika              stadtklimafest;            Standortamplitude
                                                                               trockenverträglich, sehr
                                                                               windrestistent
        Purpur-Erle           Alnus x spaethii            Zuchtform     10-15 hitze- und                  Schneebruchgefahr
                                                                              trockenheitstolerant;       durch lang haftendes
                                                                              windfest                    Laub
        Baum-Felsenbirne      Amelanchier x grandiflora   Nordamerika, 5 -8    stadtklimafest,            frühblühend,
                              („arborea“) ‚Robin Hill‘    Zuchtform            windverträglich            angenehmer Duft
        Säulen-Hainbuche      Carpinus betulus            heimisch,     8-10   trockenverträglich; sehr   verdichtungstolerant;
                              `Frans Fontaine´            Zuchtform            windfest                   verträgt hohen
                                                                                                          Grundwasserstand
                                                                                                          und kurze
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Höhe
Deutscher Name            Botanischer Name           Herkunft               Klimatoleranz                Besonderheiten
                                                                    in m

Pyramidenhainbuche        Carpinus betulus           heimisch,      6-8 /   trockenverträglich; gut      verdichtungstolerant;
                          `Fastigiata´               Zuchtform      15-     klimatolerant                verträgt hohen
                                                                    20                                   Grundwasserstand
                                                                                                         und kurze
                                                                                                         Überschwemmungen
Mittelmeer-Zürgelbaum     Celtis australis           Mediterran     15-25 trockenheits- und              Lichtraumprofil sehr
                                                                          hitzeverträglich               schwer herzustellen,
                                                                                                         starke Samenbildung
Chinesischer              Celtis julianae            China          12-15 trockenverträglich; gut        Lichtraumprofil sehr
Zürgelbaum                                                                klimatolerant                  schwer herzustellen

Amerikanischer            Celtis occidentalis        Nordamerika    10-20 trockenverträglich; gut        Lichtraumprofil sehr
Zürgelbaum                                                                klimatolerant                  schwer herzustellen
Apfeldorn                 Crataegus lavalleei /      Zuchtform      5-7     stadtklima- und              orangenfärbige,
                          Crataegus x lavallei                              windfest, trocken- und       lang anhaftende
                          `Carrierei´                                       hitzeverträglich             Beeren; schöne
                                                                                                         Herbstfärbung,weiße
                                                                                                         Blüte, lange Dornen
Blumenesche               Fraxinus ornus             heimisch; in   8-12    stadtklimafest;              nicht in befestigten
                                                     Deutschland            außerordentlich hitze- und   Flächen verwenden;
                                                     gilt Manna-            trockenheitverträglich;      duftende weiße, lange
                                                     Esche als              rauchhart                    Blütenrispen
                                                     eingebürger-
                                                     ter Neophyt
Kugel-Blumenesche         Fraxinus ornus             Südeuropa,     5-7     trockenverträglich,          duftende weiße, lange
                          `Meczek´                   Zuchtform              stadtklimafest               Blütenrispen

Säulen- Blumenesche       Fraxinus ornus             Südeuropa,     8-10    trockenverträglich,          duftende weiße, lange
                          `Obelisk´                  Zuchtform              stadtklimafest               Blütenrispen
Fächerblattbaum           Gingko biloba ‚Lakeview‘   China,         12      stadtklima- und              sehr standorttolerant
                                                     Zuchtform              industriefest;
                                                                            hitzeverträglich; sehr
                                                                            windfest
Fächerblattbaum           Gingko biloba ‚Tremonia‘   China,         20-25 stadtklima- und                sehr standorttolerant; für
                                                     Zuchtform            industriefest;                 beengte Straßenräume
                                                                          hitzeverträglich; sehr         geeignet
                                                                          windfest
Dornenlose Gleditschie    Gleditsia triacanthos      Nordamerika, 10-15 stadtklimafest;                  anpassungsfähig; über-
                          ‚Skyline‘                  Zuchtform          hitzerverträglich und            schwemmungstolerant
                                                                        sehr trockenresistent;
                                                                        widerstandsfähig gegen
                                                                        Luftverschmutzung

Amberbaum                 Liquidambar styraciflua    Nordamerika    10-20 bedingt stadtklimafest         lang anhaltende
                                                                                                         Herbstfärbung; im Alter
                                                                                                         starke Korkleisten
Wollapfel                 Malus tschonoskii          China          8-12    stadtklimafest;              sehr tolerant gegenüber
                                                                            klimatolerant                Unterbepflanzung;
                                                                                                         geringe Schorfanfälligkeit
Europäische               Ostrya carpinifolia        Südeuropa,     8-15    stadtklimatolerant           Früchte hopfenähnlich,
Hopfenbuche                                          heimisch;                                           sehr dekorativ
                                                     St, K, T:
                                                     gefährdet
Zierbirne / Chinesische   Pyrus calleryana           China          8-12    trockenverträglich           üppige weiße Blüte;
Wildbirne                 `Chanticleer´                                                                  Laubfall erst nach
                                                                                                         starkem Frost
Zierbirne                 Pyrus calleryana           China          8-12    trockenverträglich;          üppige weiße Blüte
                          ‚Aristocrat‘                                      unempfindlich gegenüber
                                                                            Luftverschmutzung
Zerr-Eiche                Quercus cerris             heimisch       20-30 klimatolerant;                 sehr anpassungsfähig;
                                                                          stadtklimafest                 wärmeliebend
Stiel-Eiche               Quercus robur              heimisch       25-35 trockenverträglich             anspruchlos
                                                                                                                                      | 13
Höhe
       Deutscher Name           Botanischer Name             Herkunft             Klimatoleranz               Besonderheiten
                                                                           in m

       Schnurbaum               Sophora japonica             Ostasien      10-20 trockenheit- und hitzeto-    verträgt leichte
                                                                                 lerant, verträgt extreme     Einschüttung; Anheben
                                                                                 Innenstadtstandorte;         von Bodenbelägen
                                                                                 rauchhart, industriefest     möglich
       Säulen-Schnurbaum        Sophora japonica             Ostasien      10-12 trockenheit- und             geeignet für kleinere
                                ‚Columnaris‘                                     hitzetolerant,               Straßen, auch für versie-
                                                                                 verträgt extreme             gelte Bereiche, verträgt
                                                                                 Innenstadtstandorte;         leichte Einschüttung;
                                                                                 rauchhart, industriefest     Anheben von Bodenbe-
                                                                                                              lägen möglich
       Pagoden-Schnurbaum       Sophora japonica             Ostasien      15-20 trockenheit- und             verträgt leichte
                                ‚Regent‘                                         hitzetolerant,               Einschüttung; Anheben
                                                                                 verträgt extreme             von Bodenbelägen
                                                                                 Innenstadtstandorte;         möglich
                                                                                 rauchhart, industriefest
       Mehlbeere                Sorbus aria ‚Magnifica‘      heimisch,     8-12   stadtklimafest; Hitze und   verdichtungsempfindlich
                                                             Zuchtform            Sommertrockenheit gut
                                                                                  vertragend
       Schwedische Mehlbeere Sorbus intermedia               Nordeuropa;   10-12 stadtklimafest;              Anheben von
                                                             heimisch            sommerliche                  Bodenbelägen möglich
                                                                                 Trockentoleranz
       Thüringische Mehlbeere   Sorbus x thuringiaca         heimisch,     5-7    stadtklimafest,            sehr zierende und lang
                                ‚Fastigiata‘                 Zuchtform            windverträglich: rauchhart haftende Früchte
       Amerikanische Linde      Tilia americana ‚Nova‘       Nordamerika   25-30 stadtklimafest;              Honigtauabsonderung;
                                                                                 hitzeverträglich             empfindlich gegenüber
                                                                                                              Luftverunreinigung
       Kleinkronige Winter-     Tilia cordata                heimisch,     8-12   stadtklimafest;             geringe
       Linde, Amerikanische     ‚Rancho‘                     Zuchtform            trockenverträglich          Honigtauabsonderung;
       Stadtlinde                                                                                             Anheben von
                                                                                                              Bodenbelägen möglich
       Säulenlinde              Tilia cordata ‚Erecta‘       heimisch,     12-15 stadtklimafest;              geringe
                                                             Zuchtform           trockenverträglich           Honigtauabsonderung;
                                                                                                              Anheben von
                                                                                                              Bodenbelägen möglich
       Winter-Linde             Tilia cordata ‚Greenspire‘   heimisch,     12-15 stadtklimafest; gut          geringe
                                                             Zuchtform           hitzetolerant                Honigtauabsonderung;
                                                                                                              Anheben von
                                                                                                              Bodenbelägen möglich
       Winter-Linde             Tilia cordata ‚Roelvo‘       heimisch,     10-15 stadtklimafest;              Honigtauabsonderung,
                                                             Zuchtform           trockenverträglich           stark duftend, schöne
                                                                                                              Herbstfärbung; Anheben
                                                                                                              von Bodenbelägen
                                                                                                              möglich
       Winter-Linde             Tilia cordata                heimisch      18-25 stadtklimafest;              geringe
                                                                                 trockenverträglich           Honigtauabsonderung;
                                                                                                              Anheben von
                                                                                                              Bodenbelägen möglich
       Silber-Linde             Tilia tomentosa ‚Brabant‘    SO-Europa,    20-25 stadtklimafest;              keine Honigtauabson-
                                                             Zuchtform           trockenverträglich           derung; Anheben von
                                                                                                              Bodenbelägen möglich
       Kaiserlinde              Tilia x europaea ‚Pallida‘   heimisch,     30-35 stadtklima- und windfest;    Honigtauabsonderung;
                                (syn. T. x intermedia        Zuchtform           wärmeliebend                 Blätter glänzend, daher
                                ‚Pallida‘)                                                                    wird Strahlung reflektiert
                                                                                                              und Staub bleibt nicht
                                                                                                              haften; Anheben von
                                                                                                              Bodenbelägen möglich
       Säulen-Ulme              Ulmus x hollandica           Zuchtform     12-18 windfest                     gute Resistenz gegen
                                ‚Columella‘                                                                   Ulmenkrankheiten;
                                                                                                              verträgt zeitweise
                                                                                                              Überflutung
       New-Horizon-Ulme         Ulmus-Hybride ‚New           Zuchtform     20-25 stadtklima- und windfest;    extrem große
14 |                            Horizon‘                                                                      Standortamplitude;
                                                                                                              hohe Resistenz gegen
                                                                                                              Ulmenkrankheiten
Lichtraumprofil am Beispiel einer Gemeindestraße

                                       Umgrenzung des lichten Raumes

                                         4,5 m
                         unbefestig-                                    unbefestig-
                         ter Seiten-                                    ter Seiten-
                         streifen                Fahrbahn               streifen

                                                      Schnittzeitpunkt
Obstbäume                                             Die günstigsten Zeitpunkte sind die
                                                      Zeit der Holzreifung im Sommer...
Obstbäume prägen in weiten Teilen Niederöster-        •	Schnittwunden verheilen besser.
reichs das Landschaftsbild. Wenn der Baum gut         •	Der tatsächliche Fruchtbesatz ist bereits er-
wachsen und später Früchte bringen soll, muss             kennbar.
er – besonders in den ersten 5 bis 8 Jahren –         •	Die Entwicklung der verbleibenden
regelmäßig geschnitten werden. Ungeschnittene             Früchte wird gefördert.
Jungbäume wachsen schmal in die Höhe und              •	Die Entwicklung von Fruchtholz wird
verzweigen sich an den Triebspitzen. Im Inneren           gefördert.
„verkahlt“ der Baum, es gibt viele Schattenfrüch-     •	Das Wachstum wird gebremst.
te. Nach der richtigen Kronenerziehung ist der        ... und die Zeit der Wachstumsruhe im Winter
Streuobstbaum pflegeleicht, und die notwendigen       •	Der unbelaubte Baum lässt das
Arbeiten können auf mehrjährige Pflegeabstände            Kronengerüst gut erkennen.
reduziert werden. Alte, nie geschnittene Obstbäu-     •	Winterschnitt schafft gute Ausgangsbedingun-
me dürfen keinesfalls einer Radikalkur unterzogen         gen für die nächste Wachstumsperiode.
werden. Hier werden nur beschädigte Äste und          •	Der optimale Schnittzeitpunkt liegt unmittelbar
in geringem Ausmaß störende, querwachsende                vor dem Knospenschwellen.
Äste entfernt.                                        •	Allerdings bewirkt der Winterschnitt ein ver-
                                                          stärktes Durchtreiben und ein Auslichtungs-
Ziele des Obstbaumschnittes                               schnitt im Sommer wird nötig.
•	Aufbau eines starken, tragfähigen                  •	Die Fruchtholzbildung wird zugunsten verstärk-
   Kronengerüstes                                         ten Längenwachstums reduziert.
• leichter Zugang bei Ernte und Schnitt
•	regelmäßige Erträge durch Aufbau
   von jungem Fruchtholz
•	Verhindern/Brechen der Alternanz                                             TIPP
   (einem Jahr mit reichem Fruchtbehang
   folgt ein Jahr ohne Ertrag)                              Schnittstellen nie mit Wundverschlussmittel
•	Lichte Kronen, dadurch bessere Früchte, weni-            behandeln. Darunter entsteht ein gutes Mi-
                                                            lieu für Fäulnispilze. Gleichzeitig hindern sie
   ger Krankheiten
                                                            den Baum am Überwallen der Wundränder
•	Gesunde Obstbäume, die lange                             (Kallusbildung).
   ertragsfähig bleiben                                                                                       | 15
Beim Schnitt ist zu beachten                                       Schnittzeitpunkt
       •	Beim Pflanzschnitt den Mittel- und 3 Seiten-                    verschiedener Obstarten
           triebe um ca. die Hälfte zurückschneiden. Die                 Apfel            Sommer, auch Winter
           Seitentriebe in einem Winkel von 45 Grad zum                  Birne            Sommer, auch Winter
           Mitteltrieb formieren.                                                         bevorzugt nach der Ernte, notfalls
                                                                         Zwetschke
       •	Den Baum nach seiner naturgemäßen Wuchs-                                        im Winter
           form erziehen.                                                                 bevorzugt nach der Ernte, notfalls
                                                                         Pflaume
       •	Immer zuerst auslichten, mit dem Rückschnitt                                    im Winter
           beim schwächsten Leitast beginnen.                                             bevorzugt nach der Ernte, notfalls
                                                                         Kriecherl
       •	Fruchtäste werden den Seitenästen,                                             im Winter
           Seitenäste den Leitästen und                                                   bevorzugt nach der Ernte, notfalls
                                                                         Mirabelle
           Leitäste dem Mittelast untergeordnet.                                          im Winter
       •	Auf die Saftwaage der Leitäste achten,                         Kirsche          bei/nach der Ernte
           der Mittelast ragt darüber hinaus (siehe Abbil-               Weichsel         bei/nach der Ernte
           dung unten).                                                  Marille          bei/nach der Ernte
       • Sägeraue Wundränder glattschneiden.                                              Formieren im Spätwinter ab Ende
                                                                         Pfirsich         Februar (ideal beim Knospen-
                                                                                          schwellen)
        Schnitt auf Saftwaage                                                             nur wenn notwendig; Ende
                                                                         Walnuss
                                                                                          August
                                       45°

                                                                          Obstbaumschnitt im Jahres-
                                                                          ablauf
                                                                                                                Winterschnitt

                                                                                                  Jan.

                                                                                   Dez.                          Feb.
        Pyramidenkrone

                                             2                             Nov.                                         Mär.
                                                 2
                                         2

       Mittelast
                                                         2               Okt.                                              Apr.
                                                                     2

                                   2
                   3
                                                                 3
                           2                 3
                                                                           Sep.                                          Mai
                                                                     3
                                                     1
                                         1
                               2                             2
                       3
                                                                 3
                                                                                   Aug.                         Juni

                                                                                                  Juli
       Stamm
                                                                          Sommerschnitt

        1 Leit- oder Hauptäste: starke Äste, die neben dem Mittelast
       das Kronengerüst bilden (Gerüstäste)
        2 Seitenäste: Neben- oder Fruchtäste; der einjährige Zuwachs
       wird als Seitentrieb bezeichnet
16 |    3 Fruchtäste: ein- oder mehrjährige Fruchtäste, die sich aus 2
       gebildet haben
Gesetzliche                                             Baum zu schonen und die Kosten selbst zu tra-

Bestimmungen                                            gen. Die Baumbesitzerin oder der Baumbesitzer
                                                        ist nicht verpflichtet, diese Arbeiten durchzufüh-
                                                        ren oder zu bezahlen.
Bäume unterliegen zahlreichen gesetzlichen Be-       •	Im Bauland dürfen Bäume grundsätzlich bis an
stimmungen, z.B. der Straßenverkehrsordnung,            die Grundstücksgrenze gesetzt werden. Aller-
Ö-Normen wie L1122 „Baumpflege und Baumkont-            dings besteht laut § 364 Abs3 ABGB ein Un-
rolle“ oder der Gewerbeordnung zum Nachweis der         tersagungsanspruch gegen negative Immissi-
Fachkenntnis für bestimmte Arbeiten.                    onen von Bäumen und Pflanzen, wenn sie das
                                                        „nach den örtlichen Verhältnissen gewöhnliche
Baum und Privatrecht:                                   Maß überschreiten und zu einer unzumutbaren
2 wesentliche Regelungen dazu finden sich im            Beeinträchtigung der Benutzung des Grund-
Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch, ABGB.              stücks führen“. Darunter wird z.B. verstanden,
                                                        wenn durch den Schatten des Nachbarbau-
•	In Bezug auf Schäden durch Bäume                     mes der Garten durch die Vermoosung und
    gilt die Verkehrssicherungspflicht:                 Versumpfung unbrauchbar wird.
    Die Sicherheit des Verkehrs bzw. der Ver-        •	Für landwirtschaftliche Flächen gilt das nie-
    kehrsteilnehmer ist vorrangig. Jede Person,         derösterreichische Kulturflächenschutzgesetz
    die auf ihrem Grund und Boden einen Verkehr         (2007). Um landwirtschaftliche Kulturen vor
    eröffnet oder unterhält, muss dafür sorgen,         den Einflüssen benachbarter Pflanzungen zu
    dass möglichst keine der an diesem Verkehr          schützen, muss zu diesen ein Mindestabstand
    teilnehmenden Personen Schäden erleidet.            eingehalten werden. Je größer die gesetzte
    Diese Wegehalterhaftung (§ 1319a ABGB) gilt         Baumart, umso größer muss der Abstand sein.
    auch für Gehwege, Parkplätze und Ähnliches.         Weingärten gelten wegen des erhöhten Licht-
    Beeinträchtigen Bäume die Verkehrssicher-           bedarfs als besonders schützenswert.
    heit, indem sie die Sicht rauben, müssen sie
    aufgeastet oder entfernt werden. Kann die        § 5 Mindestpflanzabstände:
    Verkehrssicherheit mit einem Verkehrsspiegel     (1)	Bei der Neupflanzung sind folgende Mindest-
    wieder hergestellt werden, muss der Baum            pflanzabstände gegenüber benachbarten
    nicht entfernt werden. Im Falle eines Schadens      landwirtschaftlichen Kulturflächen einzuhalten.
    wird entschieden, ob Fahrlässigkeit vorliegt.
    Sind oberirdisch geführte Strom oder Tele-       (2)	Bei Kulturumwandlungen sind folgende Min-
    fonleitungen durch Bäume gefährdet müssen           destpflanzabstände gegenüber benachbarten
    diese aufgeastet werden. Zeigt ein Baum             landwirtschaftlichen Kulturflächen einzuhalten.
    Schäden, muss alles Mögliche getan werden,
    damit niemand durch den Baum zu Schaden          Die Abstandsfläche ist frei von Holzvegetation zu
    kommt. Andernfalls entsteht ein Anspruch auf     halten. Unterschreitungen der Abstände müssen
    Schadenersatz. Ebenso, wenn Personen durch       innerhalb von 2 Jahren beanstandet, und die
    Wurzeln im Gehweg zu Schaden kommen.             Bäume entfernt werden.
    Eine grobe Verletzung der Verkehrssicher-
    heitspflicht hat strafrechtliche Konsequenzen.    Kulturumwandlungen
    Allerdings müssen die Gefahrenquellen auch       Art der Kulturumwandlung                   Abstand
    erkennbar sein.                                  1) Aufforstung, Duldung des natürlichen
 •	Nachbarrechtliche Probleme                       Anflugs
    werden in § 422 ABGB behandelt.                  a) Sträucher                                    3m
    Der Nachbar darf den Überhang des Baumes         b) Bäume                                        6m
    nutzen, und ihn und ebenso die Wurzeln, die      2) Forstgärten, Christbaumkulturen              3m
    auf sein Grundstück hinüberwachsen, kappen.      3) Walnuss oder Edelkastanien                   6m
    Er hat dabei aber fachgerecht vorzugehen, den                                                            | 17
                                                     4) Forstsamenplantagen oder Kurzum-             5m
                                                     triebsflächen
Mindestpflanzabstände in Niederösterreich (2007)
        Gehölzart                                                       Abstand zu   Weingärten   sonstigen landwirtschaftlich genutzten Flächen

        Nussbäume                                                                         6m                                              5m
        Kirschen, Äpfel auf stark wachsenden Unterlagen                                   5m                                              4m
        Weichseln, Pfirsich, Zwetschken und Pflaumen auf allen Unterlagen                 3m                                              2m
        Äpfel auf mittelstark wachsenden Unterlagen                                       3m                                              2m
        Marillen auf allen Unterlagen, Birnen auf Sämlingen                               4m                                              3m

        Äpfel auf schwachwachsenden Unterlagen, Birnen auf Quitten                      1,5 m                                           1,5 m
        Spaliere und Spindeln aller Obstarten                                           1,4 m                                           0,7 m
        Weingärten - Niedere Kulturen (halbe Reihenentfernung, jedoch mind.)            0,6 m                                           0,6 m
        Weingärten - Mittlere Kulturen (halbe Reihenentfernung, jedoch mind.)           0,9 m                                           0,9 m
        Weingärten - Höhere Kulturen (halbe Reihenentfernung, jedoch mind.)             1,2 m                                           1,2 m
        Sonstige Bäume und Sträucher mit einer normalen Wuchshöhe bis 2 m                 1m                                            0,5 m
        Sonstige Bäume und Sträucher mit einer normalen Wuchshöhe bis 3 m                 2m                                              1m
        Sonstige Bäume und Sträucher mit einer normalen Wuchshöhe bis 5 m                 5m                                            2,5 m
        Sonstige Bäume und Sträucher mit einer normalen Wuchshöhe über 5 m                6m                                              3m

       Der Baum im öffentlichen Recht:                                      -n ur auf Leiter arbeiten, wenn eine zweite
       Bundesrecht: „Bäume im Wald“ wird im Forst-                            Person in der Nähe ist
       gesetz geregelt. „Bäume an Straßen“: Hier ist                        - Säge
                                                                                   entsprechend den Arbeiten wählen und
       die Bezirksverwaltungsbehörde die zuständige                           handhaben.
       Behörde, und erteilt auch die entsprechenden                      •	Zum Pflegen des Baumes genügt meist eine kleine
       fachlichen Auskünfte.                                                Handsäge. Mit der Hand zu sägen bedarf weniger
       Landesrecht: Naturschutz und Baumschutz                              Vorbereitung, ist ungefährlich in der Handhabung
       sind Landessache und daher in Landesgeset-                           und bietet bis ca. 10 cm Durchmesser das weitaus
       zen geregelt. So sind im Naturschutzgesetz die                       bessere Schnittergebnis.
       „Naturdenkmale“ geregelt. Ein Baumschutzgesetz                    •	Hand und Stangensägen im Schnittschutz
       gibt es in NÖ nicht.                                                 verwahren – wegen Verletzungsgefahr und der
                                                                            Sägeschärfe. Auch bei Handsägen liefern nur
                                                                            einwandfreie Sägeblätter und zweckentspre-
       Sicherheit                                                           chende Typen gute Ergebnisse.

       Unfallverhütung fängt nicht erst beim Sägen und Lei-              Bei Arbeiten mit der Motorsäge:
       tern an, sondern schon bei der Zeit und der Aufmerk-              •	Arbeitsschutzhelm mit Gehör-
       samkeit, die wir in die Arbeit investieren:                          und Gesichtsschutz,
       • genug Zeit nehmen                                               •	Schnittschutzjacke, -hose,
       • bei gutem Licht arbeiten                                           Arbeitshandschuhe, Sicherheitsschuhe
       • bei trockenem Wetter arbeiten                                   •	Richtiges Benzingemisch und Bio-
       •	immer feste Arbeitskleidung tragen, auch feste                    Kettensägenöl in geprüftem Kanister
          Schuhe und Arbeitshandschuhe                                      mit Ausgießvorrichtung
       •	bei Arbeiten über Kopf immer eine Schutzbrille                 •	Kettenbremse und Kettenspannung
          tragen                                                            überprüfen
       •	wenn möglich, vom Boden aus arbeiten, auch                     •	Gerät immer mit beiden Händen führen
          mit Stabheckenscheren
       •	auf Stolperfallen am Boden achten                              Bei Arbeiten mit der Elektrosäge:
       • bei Benutzung einer Leiter:                                     •	Nur Kabel für den Außenbereich benutzen, mit
          - geprüfte (GS-Siegel) u. intakte Leiter verwenden                FI-Schalter abgesichert
          - diese gut fixieren                                           •	Bei Arbeiten am Gerät, z.B. bei der Entfernung
18 |      - nie zu hoch auf die Leiter steigen und zu                       eines zwischen den Sägeblättern verklemmten
             weit hinaus lehnen                                              Astes, immer vorher den Stecker abziehen.
Sträucher
Ein Strauch unterscheidet sich von einem Baum         robuste Arten. Bei Mischpflanzungen muss dar-
dadurch, dass er keinen einzelnen, dominanten         auf geachtet werden, dass alle Arten in etwa die
Leittrieb hat. Mehrere, meist ziemlich gleich star-   gleiche Wuchsgeschwindigkeit haben und gleich
ke Triebe verzweigen sich vom Boden weg.              dominant sind. Diese Hecken werden mehrere
                                                      Meter breit und sind meist noch von einem Saum
Meist begegnen uns Sträucher aneinanderge-            aus Stauden umgeben. Hecken können einreihig
reiht, als Hecke. Diese ist künstlich angelegt, in    oder mehrreihig konzipiert werden. Als Wind-
der Natur wächst kaum etwas linear. Hecken            schutzhecke haben sie meist in der Mitte noch
dienten und dienen immer einem bestimmten             eine Baumreihe. Diese frei wachsenden, mehr-
Zweck. Früher dienten Hecken vor allem der            reihigen, artengemischten Hecken haben den
landwirtschaftlichen Produktion. Sie wurden zu        höchsten ökologischen Wert. Um Überalterung
Zäunen, Brennholz, Körben, Besen, zu Einstreu in      zu vermeiden, werden sie schrittweise „auf Stock
Ställen und in besonders schlechten Zeiten zum        gesetzt“. Das führt zu immer wieder unterschied-
Gewinnen von Viehfutter herangezogen.                 lichen Altersklassen und Entwicklungsstadien.
                                                      Altholz steht neben Jungholz, Licht und Schatten
In der Landschaft markierten sie Grenzen.             wechseln sich ab. Damit wird der ökologische
Daneben erfüllten sie immer ihre Aufgabe als          Wert noch erhöht. Allerdings sollte nie die gesam-
Wind- und Schneebremse und als Lebensraum             te Hecke auf ein Mal gekappt werden, da so den
für Tiere.                                            darin lebenden Tieren der gesamte Lebensraum
                                                      genommen würde.

                                                      Schnitthecke
Formen von                                            Sie wird durch regelmäßigen Schnitt in der ge-
Gehölzpflanzungen                                     wünschten Form und Größe gehalten.

Einzelstrauch                                         Gemischte Hecke
Durch den Einzelstand kommt die individuelle          Für die Auswahl der Sträucher ist gute Arten-
Wuchsform des Gehölzes am besten zur Gel-             kenntnis nötig. Es werden nur Arten gemischt, die
tung. Ein schöner Einzelstrauch wird vor allem als    in etwa die gleichen Ansprüche und Wuchseigen-
Zierstrauch in Parkanlagen gepflanzt.                 schaften haben, sonst bleiben die schwächeren
                                                      auf der Strecke. Gemischte Hecken lassen sich
Gehölzgruppe                                          für jeden Standort und jede Wuchshöhe zusam-
Bei Pflege und Schnitt sind dieselben Kriterien       menstellen. Sie können als frei wachsende oder
anzuwenden wie bei Hecken. Besondere Be-              als Schnitthecke konzipiert werden. Sie kann aus
achtung verdienen dabei die Äste die im tiefsten      sommergrünen, immergrünen, aus Laub- und
Schatten liegen. Es muss aus dem Inneren der          Nadelgehölzen gemischt werden. Ihr großer Vor-
Gruppe immer so viel Astwerk herausgeschnitten        teil liegt in ihrem Abwechslungsreichtum.
werden, dass Licht und Luft eindringen können.
                                                      Gleichförmige Hecke
Frei wachsende Hecke                                  Sie besteht aus nur einer Gehölzart. Gleichförmi-
Sie wird meist als Landschaftshecke oder Wind-        ge Hecken sind einfach zu pflegen, können aber
schutzhecke gesetzt. Der Abstand zwischen den         die auf sie spezialisierten Schädlinge anziehen.
einzelnen Sträuchern ist eher groß. Es muss von       Sie sind ökololgisch nicht so wertvoll wie Misch-
der Größe der Pflanzen in ausgewachsener Form         hecken. Gut bewährte Pflanzenarten sind Hain-
im Alter ausgegangen werden. Gewählt werden           buche, Liguster, Feldahorn oder Eibe.                | 19
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